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II - CCA Monatsblatt

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Inhalt<br />

Thema<br />

In eigener Sache………………………………………………………………………………..3<br />

Rede des Vorsitzenden des <strong>CCA</strong> zur Jahreshauptversammlung<br />

Jens Heymert …………………………………………………………..………………………4<br />

Rede des CEA-Vorsitzenden Dr. Pablo Lara …………………………………………….……7<br />

Jahresbericht des Schulleiters Dr. Hermann-Josef Droste……………………………………14<br />

Deutsche Kulturgemeinschaft (<strong>CCA</strong>), Ergebnisse der Vorstandsneuwahlen ……………... 19<br />

Politik<br />

Deutsche Technische Zusammenarbeit unterstützt die Verfassungsgebende<br />

Versammlung…........................................................................................................................21<br />

Titel<br />

Das Problem CO2 lässt sich nicht mehr vertagen…………………………………………… 24<br />

Verantwortlicher Tourismus in Bolivien<br />

Ein Interview mit Nicole Häusler…………………………..………………………………...25<br />

Dschungelbuch am Río Beni…………………………………………………………………32<br />

El Valor tangible e intangible de la inventariacion de<br />

atractivos turisticos del norte de Potosí…..…………………………………………………..36<br />

Förderung des Turismo Comunitario im Distrikt 8 von Sucre……………………………….38<br />

Mucho eco, y con ganas. Ecoturismo en Chile……………………………………………… 42<br />

Die zweitbesten Lösungen……………………………………………………………………48<br />

Serie<br />

Das bolivianische Verkehrsflugwesen, eine deutsche Schöpfung……………………………52<br />

Hoteltipp: „El Castillo del Loro“……………………………………………………………..58<br />

Restaurant-Tipps…………………………………………………………………………… 59<br />

CEBIT 2007-Das Große liegt im Kleinen…………………………………………………… 61<br />

Photokunst-Ausstellung im Goethe-Institut ………………………………………………….64<br />

GAG-Foto…………………………………………………………………………………….66<br />

Reise<br />

Ein Osterspaziergang auf den Vulkan Tunupa……………………………………………….67<br />

Einmal Tortola und zurück………………………………………………………………… 70<br />

Reise durch die vier Guayanas - Teil 2: Guyana, Surinam, Guyane……………………… 73<br />

Willkommen und Abschied<br />

Wir sind dann mal weg... ……………………………………………………………… 86<br />

Abschied von Heinz und Christiane Lauten…………………………………………………87<br />

1


Nachruf auf Christa Wagner………………………………………………………………….88<br />

Vorstellung: Andreas Motschmann………………………………………………………… 89<br />

Ganz Neue…………………………………………………………………………………….91<br />

Aktuell<br />

Das Deutsche Sportabzeichen goes Cochabamba…………………………………………… 92<br />

Neue Postgebühren…………………………………………………………………………. .96<br />

BCD – mehr als nur ein Reisebüro………………………………………………………… 97<br />

Kermesse zum Geburtstag der DS La Paz…………………………………………………. 100<br />

Anzeigen<br />

Evangelisch-Lutherische Gemeinde Deutscher Sprache in Bolivien……………………… 101<br />

Mitteilung der katholischen Kirchengemeinde deutscher Sprache…………………………102<br />

Zweite Hand………………………………………………………………………… 103<br />

<strong>Monatsblatt</strong><br />

Herausgeber:<br />

Deutsche Kulturgemeinschaft,<br />

Centro Cultural Alemán (<strong>CCA</strong>)<br />

Büro: Deutsche Schule La Paz –<br />

Colegio Alemán La Paz<br />

Zuständig: Lic. Miguel Angel Lazarte<br />

Tel.: 2671002<br />

Fax: 2671003<br />

La Paz - BOLIVIEN<br />

(Auflage: 400 Stück)<br />

Artikel/Leserbriefe bitte entweder an Redaktionsmitglieder oder <strong>Monatsblatt</strong>, Casilla 8718 –<br />

La Paz richten.<br />

Die Redaktion behält sich vor, Artikel/Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen.<br />

Artikel/Leserbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Anzeigen bitte als hardcopy und softcopy an Sohrab Tawackoli senden.<br />

Die einzelnen Artikel des <strong>Monatsblatt</strong>s und eine Gesamtfassung können auf der Webseite<br />

www.cca-monatsblatt.org separat heruntergeladen werden.<br />

Redaktionsschluss für das <strong>Monatsblatt</strong> 3/07 ist der 14.08.2007<br />

Redaktion:<br />

Manuel Lins 2713361<br />

E – mail: mlinbolivia@yahoo.de<br />

Franziska Sörgel 2710281<br />

E – mail: franziskasoergel@web.de<br />

Martin Homola 2413131<br />

E – mail: M.Homola@web.de<br />

Dirk Hoffmann 2711724<br />

E – mail: dirk.hoffmann@berlin.de<br />

Dr. Sohrab Tawackoli 70517302<br />

E – mail: sohrab@acelerate.com<br />

Werner Preiss 2713796<br />

E – mail: wpreiss@mac.com<br />

2


Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

aufmerksam, wie <strong>Monatsblatt</strong>-Leser sind, ist es Ihnen wahrscheinlich nicht<br />

entgangen, dass im letzten Heft der Druckfehlerteufel wieder einmal<br />

zugeschlagen hat. Auf den Seiten 3, 4 und 5 verwandelte er alle Umlaute,<br />

Anfangsgänsefüßchen und scharfe S in weniger sinnvolle Sonderzeichen. Wobei<br />

das Ganze ein Hauch des Unerklärlichen umgibt. Zum einen verlor der<br />

Druckfehlerteufel nach Seite 5 offenbar die Lust an seinem Werk (wofür wir<br />

ihm unsäglich dankbar sind, hängen wir doch an unseren Umlauten,<br />

Gänsefüßchen und erst recht am schon durch die Rechtschreibreform arg<br />

gebeutelten ß). Zum anderen wurden die Druckfahnen Korrektur gelesen, und<br />

sowohl Franziska als auch Werner schwören, dass zu diesem Zeitpunkt noch<br />

alles seine Richtigkeit hatte. Da wir aber als seriöses Druckerzeugnis die<br />

journalistische Sorgfaltspflicht ernst nehmen, liefern wir Ihnen hier (ohne<br />

Anerkennung einer Rechtspflicht) die fehlenden Umlaute, Anfangsgänsefüßchen<br />

und Eszett nach:<br />

ääääääääääääääääääöööööööüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüü„„„„ßßßßß<br />

Das Thema Umweltschutz feiert in Deutschland ein Comeback. Das kann nur<br />

denjenigen überraschen, der geglaubt hatte, es handele sich um eine politische<br />

Modeerscheinung. Nun, da die Auswirkungen des Klimawandels immer<br />

greifbarer und damit immer schwerer zu leugnen sind, haben, so scheint es, auch<br />

Kreise die Bedeutung „grüner“ Themen erkannt, die sie vorher gerne als<br />

Spinnerei abtaten. Dass die Diskussion heute weniger ideologisch abläuft als in<br />

den 80er Jahren, kann der Sache nur gut tun.<br />

Ökologie und Tourismus sind Bereiche, die mal im Widerspruch zueinander<br />

stehen, mal sich ergänzen. Ohne Tourismus wären viele ökologisch wertvolle<br />

Gebiete schon längst verloren gegangen; andererseits sind die ökologischen<br />

Schäden durch Tourismus unbestreitbar. Tourismus kann Natur bewahren, aber<br />

auch zerstören. Die Frage nach einem ökologisch verträglichen Tourismus ist<br />

uns allemal ein Titelthema wert.<br />

Christa Wagner, geboren am 2. Oktober 1951 in La Paz, war 25 Jahre lang, von<br />

1977 bis 2002, Verwaltungsleiterin der Deutschen Schule La Paz. Danach<br />

arbeitete sie im Büro des <strong>CCA</strong> in der Deutschen Schule und verwaltete dort u.a.<br />

die Anzeigen für das <strong>Monatsblatt</strong>. Am 16. April 2007 ist Christa Wagner in La<br />

Paz verstorben. Allen ihren Familienangehörigen, Freunden und Bekannten gilt<br />

unser tiefstes Mitgefühl.<br />

Die Redaktion<br />

3


Rede des Vorsitzenden des <strong>CCA</strong> zur Jahreshauptversammlung<br />

Jens Heymert<br />

Sehr geehrter Herr Johannes Lehne, Vertreter der Bundesrepublik Deutschland!<br />

Sehr geehrter Herr Dr. Dieter Schilling, Ehrenpräsident der Deutschen<br />

Kulturgemeinschaft!<br />

Sehr geehrter Hr. Schulleiter Dr. Droste!<br />

Lieber Präsident des Deutschen Schulvereins, Dr. Pablo Lara!<br />

Liebe Mitglieder!<br />

Ich möchte Ihnen jetzt meinen Geschäftsbericht des Jahres 2006 vorlegen. Wie<br />

üblich führten wir die Vorstandssitzungen am ersten Donnerstag jeden Monats<br />

durch. Die Kommissionen tagten im letzten Jahr sehr viel intensiver als in<br />

anderen Jahren und dieses aus verschiedenen Gründen.<br />

Bevor ich aber mit meinem Bericht fortfahre, möchte ich Sie bitten, sich von<br />

Ihren Plätzen zu erheben und eine Schweigeminute einzulegen in Gedenken an<br />

die im letzten Jahr Verstorbenen, die auf dem Deutschen Friedhof beerdigt<br />

wurden.<br />

Wir trauern um 8 Verstorbene. Ich danke Ihnen.<br />

Unsere Mitgliederzahl ist ungefähr gleich geblieben. Wir haben jetzt 105<br />

Mitglieder. Hier müssen wir doch noch einmal mit einer Kampagne versuchen,<br />

mehr Deutsche für unsere Arbeit zu gewinnen.<br />

Kommen wir jetzt zu den einzelnen Kommissionen<br />

Friedhof<br />

Wie wir Ihnen schon vor 2 Jahren mitteilten, sahen wir uns gezwungen ein<br />

neues Haus für die Verwaltung zu bauen. Das alte, hinter der Kapelle stammt<br />

aus den 60iger Jahren und war schon sehr heruntergekommen und nicht mehr<br />

den Ansprüchen unserer Zeit gerecht. Unser Vorsitzender der<br />

Friedhofskommission, Herr Bernd Stahmer, hat mit viel Zeit, Mühe und Geduld<br />

uns ein Projekt vor einiger Zeit vorgelegt, welches vom Vorstand angenommen<br />

wurde. Nun sind wir bei der Ausführung und gehen davon aus, dass Mitte Mai<br />

2007 wir dieses Haus seiner Bestimmung übergeben können. Ich muss ganz<br />

ehrlich sagen, es handelt sich um ein Gebäude, was sich wirklich sehen lassen<br />

kann. Ich möchte an dieser Stelle Bernd Stahmer für seinen Einsatz recht<br />

herzlich danken.<br />

Neue Projekte<br />

Vor einiger Zeit wurde uns als Besitzer der Deutschen Schule Mariscal Braun,<br />

der Wunsch herangetragen, einen Trakt speziell für das Dualssystem zu bauen.<br />

4


Das duale System, welches in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Bolivianischen<br />

Handelskammer, Firmen in Bolivien, der Deutschen Schule und dem Deutschen<br />

Schulverein seit vielen Jahren mit großem Erfolg durchgeführt wird, damit<br />

junge Leute, speziell Ex-Bachilleres der Deutschen Schule, eine kaufmännische<br />

und industrielle Ausbildung erhalten, war bisher in Klassenräumen<br />

untergebracht, welche wir in Zukunft für die Schüler der Deutschen Schule<br />

benötigen.<br />

Der Wunsch war verständlich. Deshalb arbeitete die Kommission unter Leitung<br />

von Dr. Dieter Hausherr das Projekt im Detail aus. Alle Pläne liegen uns jetzt<br />

baufertig vor, so dass wir eigentlich morgen mit dem ersten Spatenstich<br />

beginnen könnten.<br />

Dieses Mal beauftragten wir nicht die Ihnen bekannte Architektin, sondern<br />

suchten eine günstigere Lösung. Der Bau würde sich aber dennoch gut der<br />

Schule harmonisch anpassen.<br />

Wir haben uns aber im Vorstand darauf geeinigt, dass wir dieses Projekt vorerst<br />

ad acta legen, bis sich die politische Situation speziell in Bezug auf die staatliche<br />

Schulpolitik klärt. Zu diesem Punkt kommen wir aber noch besonders zu<br />

sprechen. Ich würde mich wirklich freuen, wenn wir bald den Grundstein legen<br />

könnten. Die Hoffnung soll man nicht aufgeben.<br />

Veranstaltungen<br />

Als besonderen Höhepunkt des letzten Jahres möchte ich die Deutsche Woche<br />

herausheben. Ich glaube, sie war ein voller Erfolg.<br />

Sie können sich bestimmt vorstellen, dass die Vorbereitungen unheimlich viel<br />

Zeit gekostet haben, aber es hat sich gelohnt. Man sah es an den<br />

Besucherzahlen. Die Stimmung war ausgezeichnet. Speziell möchte ich den<br />

tollen Abend mit der Gruppe Grautvornix hervorheben, die extra aus<br />

Deutschland angereist kam und danach noch eine Tournee durch Bolivien<br />

machte.<br />

Aber auch der Bertolt-Brecht-Abend war phantastisch. Meinen ganz besonderen<br />

Dank an Fr. Susanne Preiss, sowie auch an Fr. Noriko Roessling, die uns durch<br />

die Epoche der Hochromantik mit Ihrem Klavierkonzert führte.<br />

Ich glaube auch, dass die Stimmung des Oktoberfests sehr gut war. Wie man es<br />

macht, macht man es verkehrt. Wir rechneten mit weniger Besuchern, sorry,<br />

deshalb wurde zu wenig Essen vorbereitet. Die Kritik, die im <strong>Monatsblatt</strong><br />

veröffentlicht wurde, akzeptiere ich.<br />

Unsere Kommission arbeitete phantastisch. Allen, die mitarbeiteten, meinen<br />

Dank, sei es Dörte Schilling, oder Andrea Stahmer, Renate Morales, Claudia<br />

Wilker, Ernesto Deuble und Hector Valdez.<br />

Ohne Sponsoren hätten wir es auch nicht geschafft. Besonders der Botschaft<br />

meinen Dank für die großzügige Spende.<br />

Ich hoffe, dass man bald wieder eine Deutsche Woche durchziehen kann. Sie<br />

sollte ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens der Deutschen Kolonie sein,<br />

genauso wie z.B. der Jahresempfang für unsere Mitglieder.<br />

5


Vielleicht sollten wir diesen aber doch etwas attraktiver gestalten. Gerne<br />

nehmen wir Vorschläge und Ideen unserer Mitglieder an.<br />

<strong>Monatsblatt</strong><br />

Auch hier hat die Kommission sehr gute Arbeit geleistet.<br />

Vierteljährlich erhielten wir dieses Heft mit interessanten Artikeln. Leider<br />

mussten wir den Lehrer Dietrich Bender am Jahresende verabschieden. Sein<br />

Vertrag lief aus. Wir werden ihn bestimmt vermissen. Man muss ihn aber im<br />

Vorstand ersetzen, denn man braucht einen Link zur Redaktion. Dieses sollte<br />

man meines Erachtens bei den Neuwahlen zum Vorstand berücksichtigen.<br />

Sozialarbeit<br />

Diese Kommission betreute im letzten Jahr Fr. Schohmann, die leider Anfang<br />

dieses Jahres verstorben ist. Weiterhin unterstützen wir finanziell die Fundacion<br />

Arco Iris und das Kinderdorf in Pampahasi.<br />

Finanzen<br />

Herr Dr. Dieter Hausherr, als zweiter Kassenwart, wird Ihnen den Finanzbericht<br />

des letzen Jahres vorlegen. Herr Dieter Maerz ist leider immer noch nicht auf<br />

den Beinen und lässt sich entschuldigen.<br />

Meinen Dank auch hier an unseren Buchhalter und Verwalter, Lic. Lazarte der<br />

sich sehr gut in die Arbeit der Deutschen Kulturgemeinschaft eingearbeitet hat.<br />

Schule<br />

Hier werden natürlich sowohl Herr Dr. Droste als auch Pablo Lara Ihnen einen<br />

detaillierten Bericht vorlegen. Ich möchte aber doch unsere Besorgnis bezüglich<br />

der vorstehenden Schulreform ausdrücken. Wir müssen mit allen Mitteln und<br />

Wegen versuchen, dass unser Kulturabkommen zwischen der Bundesrepublik<br />

Deutschland und Boliviens weiter in Kraft bleibt. Dieses ist die Basis für den<br />

Schulunterricht der Deutschen Schule. Da dieser Punkt auch für die Deutsche<br />

Kulturgemeinschaft von größter Bedeutung ist, arbeiten wir in letzter Zeit noch<br />

sehr viel enger mit dem Schulverein, der Botschaft und dem Schulleiter<br />

zusammen. Man darf nicht vergessen, dass die Deutsche Kulturgemeinschaft die<br />

Deutsche Schule vor über 80 Jahren gegründet hat und den Neubau zum<br />

Großteil finanzierte. Deshalb muss auch die Deutsche Kulturgemeinschaft alles<br />

in Bewegung setzen, damit der Status quo erhalten bleibt.<br />

Hierzu werden aber die Herren des Schulvereins noch weiter eingehen.<br />

Ich mochte, jetzt am Ende meines Berichtes, mich bei allen Angestellten der<br />

Deutschen Kulturgemeinschaft, bei meinen Vorstandsmitgliedern, der<br />

Deutschen Botschaft, dem Schulverein, der Schulleitung, der Deutsch-<br />

Bolivianischen Industrie- und Handelskammer und anderen Organisationen für<br />

die harmonische und konstruktive Zusammenarbeit bedanken.<br />

6


Falls Sie noch Fragen habe, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung sonst gebe ich<br />

das Wort an Herrn Dr. Dieter Hausherr.<br />

Recht vielen Dank!<br />

Rede des CEA-Vorsitzenden Dr. Pablo Lara<br />

Liebe Mitglieder der Schulgemeinschaft,<br />

Der heutige Bericht bezieht sich auf das Schuljahr 2006. Dies ist gleichzeitig das<br />

Jahr der angedrohten und noch nicht durchgeführten Erziehungsreform, die auf<br />

alle Fälle nicht spurlos an unserer Schule vorbeigehen wird. Der<br />

Ministerwechsel im Erziehungsministerium hat dazu beigetragen, dass sich<br />

zunächst die Lage entschärft hat, aber vieles deutet darauf hin, dass inzwischen<br />

weitere Schritte in die falsche Richtung gegangen werden. Mehrere Behörden<br />

wenden das noch nicht verabschiedete Erziehungsgesetz bereits heute an. Der<br />

Entwurf ist keineswegs vom Tisch, wie der neue Erziehungsminister bei<br />

Amtsantritt optimistisch versicherte und wir dürfen gespannt sein, wer sich noch<br />

alles - von Lehrerverbänden über sogenannte Experten bis hin zu den<br />

Constituyentes und sogenannten indigenen “Weisen” - an ihm versuchen bzw.<br />

die Lehrpläne entwickeln wird. Letzthin wurden wir zu einer Anhörung in die<br />

“Comision de Politica Social” des Diputiertenhauses eingeladen, in der man uns<br />

optimistisch versicherte, dass die Version des Gesetzentwurfes, die im<br />

Empfehlungsbericht der “Comision de Desarrollo Humano” vom 21.12.06<br />

erscheint, nun die endgültige sei und demnächst im Senat behandelt werden<br />

sollte. In dieser Version werden zwar Abkommen auf dem Gebiet der Erziehung<br />

anerkannt, allerdings nur unter der Kontrolle und unter Einhaltung der<br />

Erziehungspolitik des bolivianischen Staates. Offensichtlich ist man sich in<br />

diesem Zusammenhang des Stellenwertes eines bilateralen internationalen<br />

Abkommens wie des unsrigen Schulabkommens noch nicht ganz bewusst oder<br />

man will es bewusst nicht berücksichtigen. Im Endeffekt kann jedoch zur Zeit<br />

keiner mit Sicherheit sagen, welche Version des Entwurfes letztendlich der<br />

Constituyente und ihren “Weisen” vorgelegt werden soll, die wohl die<br />

endgültige Entscheidung zu diesem leidigen Thema treffen wird. In harten<br />

Diskussionen wird im entscheidenden Moment dann doch die ursprüngliche<br />

Version bevorzugt, da diese angeblich mit großer Mehrheit vom<br />

Erziehungskongress in Sucre verabschiedet wurde. Auch die letzte Version des<br />

Gesetzentwurfes ist weiterhin sehr stark und eindeutig ideologisch und politisch<br />

belastet, was gerade im Erziehungssektor völlig fehl am Platze ist. Auch lässt sie<br />

keine wesentlichen Änderungen am ursprünglichen Text und insbesondere am<br />

Konzept für die schulische Erziehung erkennen, ein Konzept, das den Leiter des<br />

BLASchA zu der berechtigten Frage bewegte, ob wir denn in Bolivien dieselben<br />

Fehler wie in der ehemaligen DDR machen wollten. Die katholische Kirche ist<br />

7


sich andererseits sicher, dass die Änderungen, die sie im Alleingang an diesem<br />

sogenannten endgültigen Entwurf hat aushandeln können, respektiert werden<br />

würden. Ich fürchte, da werden noch einige Überraschungen auf die Kirche<br />

zukommen.<br />

Im Bereich der privaten Erziehung ist es aufgrund mehrerer Alleingänge der<br />

Kirche, den Eifersüchteleien und den divergierenden Interessen der diversen für<br />

die private Erziehung zuständigen Institutionen bisher leider nicht möglich<br />

gewesen, eine gemeinsame Front zu bilden. Deshalb unterstützten wir jüngst als<br />

Deutsche Schule eine zaghafte Initiative der Vereinigungen der Privatschulen<br />

und der Privatuniversitäten zur Unterschriftensammlung für eine Petition, die<br />

Garantien für das private Erziehungssystem einfordert. Diese Initiative war so<br />

zaghaft, dass sie schon fast vor Beginn auseinanderbrach, aber dann doch<br />

immerhin etwas über 2.000 Unterschriften in notariell beglaubigten Büchern<br />

erbrachte.<br />

Den wahren Geist der Erziehungsreform durften wir allerdings in einem<br />

Gespräch im Erziehungsministerium erfahren, an dem an sich Herr Minister<br />

Patzi hätte teilnehmen sollen. Bei diesem Gespräch eröffneten uns nach längerer<br />

Diskussion über unser Schulabkommen und die nicht indigene Sprache Deutsch<br />

die Herren Toledo und Peñaranda, beides Mitverfasser und Chefideologen des<br />

ursprünglichen Textes des neuen Entwurfes, dass diese Erziehungsreform<br />

endlich allen bolivianischen Schülern und Studenten in Zukunft die gleichen<br />

Möglichkeiten und Chancen einräumen soll. Darauf folgten noch folgende<br />

Kernsätze, die uns doch sehr zu denken gegeben haben:<br />

• Da der bolivianische Staat nicht in der Lage sei, seiner Bevölkerung die<br />

gleichen Möglichkeiten zu bieten wie es unsere Deutsche Schule oder andere<br />

private Einrichtungen tun, sollen aus Gerechtigkeitsgründen insbesondere der<br />

indigenen Bevölkerung gegenüber in Zukunft keine bolivianischen Schüler<br />

oder Studenten mehr diese Möglichkeiten haben. Ein einheitliches und für<br />

alle bindendes System in Qualität und Inhalt, das keine leidigen Ausnahmen<br />

mehr zulässt, sei das Ziel.<br />

• Vielmehr legte man uns zur Lösung der Konflikte mit unserem<br />

Schulabkommen nahe die Deutsche Schule nur noch für wirklich deutsche<br />

Schüler zu öffnen und keine bolivianischen Schüler mehr zuzulassen.<br />

Angesichts der ethnischen Diskussion und Polarisierung, die die jetzige<br />

Regierung gezielt entfacht hat, und im Geiste der Erziehungsreform fehlte in<br />

dem Moment eigentlich nur noch Begriff “arisch”.<br />

• Man versicherte uns allerdings, dass diese Politik keinesfalls bedeuten solle,<br />

man wolle das Niveau der Erziehung nach unten nivellieren, ganz im<br />

Gegenteil: die bisher verkannte immense Weisheit der indigenen Vorfahren<br />

soll die Wissenschaften in Zukunft entscheidend bereichern.<br />

8


Dies alles – bis auf den Punkt bzgl. der Deutschen Schule – kann man auch<br />

tatsächlich so in Artikeln 1, Absatz 7, Artikel 2, Absatz 7 und 12, und Artikel 3,<br />

Absatz 5, 8 und 14 des ursprünglichen Gesetzentwurfes nachlesen. Ich kann<br />

Ihnen die Lektüre dieses Werkes nur wärmstens empfehlen, insbesondere auch<br />

den Bereich, wo es um die ethnische Frage und die Fremdsprachen geht und wo<br />

die Struktur der schulischen Erziehung definiert wird. Diese erinnert eher an ein<br />

Mittelding zwischen Real- und Hauptschulabschluss mit anschließender Lehre,<br />

aber dann zwingend für alle. Dass hierbei u.a. grundlegende Menschenrechte<br />

verletzt werden, lässt sich von Regierungsseite wie bereits geschehen leicht<br />

widerlegen, da die Menschenrechte ohnehin neoliberale Gesetzeskonstrukte<br />

darstellen, die es ja gerade gilt neu zu konzipieren. Man ist jetzt wohl dabei, mit<br />

sorgfältig ausgewählten “Experten” und “Weisen” die neuen Lehrinhalte zu<br />

definieren. Was die dazugehörigen Lehrpläne angeht, hat man noch nichts<br />

verraten. Wir haben es uns daher erlaubt, dem Erziehungsministerium zum<br />

dritten Mal unsere sämtlichen Lehrstoffinhalte und Lehrpläne auch des<br />

berufsbildenden Zweiges zu überreichen und ihnen angeboten, bei der<br />

Erarbeitung der neuen Lehrpläne aktiv mitzuwirken.<br />

In diesem Umfeld können wir uns als Schulgemeinschaft, die für den<br />

Fortbestand der Deutschen Schule und der Deutschen Berufsschule im Ausland<br />

Sorge tragen muss, nur darauf konzentrieren, peinlich genau darauf zu achten,<br />

dass das für unsere Schulen bestehende bilaterale Schulabkommen nicht weiter<br />

ausgehöhlt und unterwandert wird. Dies wird bereits fleißig von Seiten<br />

bolivianischer Behörden - diesmal sogar erfolgreich in Santa Cruz - versucht.<br />

Gerade weil bisher alles darauf hindeutet, dass die nationalen Behörden unser<br />

Schulabkommen nicht zu respektieren gedenken oder inzwischen auf ihre Art<br />

auslegen, haben wir uns bemüht, den Stellenwert des Abkommens zumindest im<br />

deutschen Rechtsgefüge zu klären, ein leider bisher erfolgloses Unterfangen.<br />

Das Auswärtige Amt hat uns trotz mehrfacher Nachfragen noch keine eindeutige<br />

Definition des Stellenwertes unseres Schulabkommens aus seiner Sicht<br />

mitgeteilt. Unsere Nachforschungen haben allerdings übereinstimmend ergeben,<br />

dass unser Schulabkommen als Bestandteil des bestehenden Kulturabkommens<br />

die Bedingungen eines internationalen bilateralen Abkommens zwischen zwei<br />

Staaten erfüllt, das der Wiener Vertragskonvention von 1969 und dem<br />

Völkerrecht unterliegt, von daher also nicht einseitig und schon gar nicht<br />

aufgrund eventueller Änderungen der internen Gesetze eines der Vertragspartner<br />

aufgekündigt werden kann und zudem keine vereinbarte Kündigungsfrist<br />

enthält. Das Kulturabkommen als solches, das noch einige weitere Bereiche<br />

abdeckt, enthält eine Kündigungsklausel. Sollte dieses Vertragswerk<br />

aufgekündigt werden, brauchen wir uns über die deutschen Schulen und Institute<br />

keine weiteren Gedanken mehr zu machen. Wie schon erwähnt, konnten wir<br />

diese unsere Sichtweise bisher leider nicht mit einer von offizieller deutscher<br />

Seite erfolgten Stellungnahme konfrontieren.<br />

9


Insbesondere Herrn Ludwig Georg Braun in seiner Eigenschaft als Präsident des<br />

Deutschen Industrie und Handelstages möchte ich an dieser Stelle im Namen der<br />

Schulgemeinschaft ganz herzlich für seinen persönlichen Einsatz und seine<br />

eindeutige Fürsprache im Auswärtigen Amt für den Erhalt und die Fortsetzung<br />

der erfolgreichen Tätigkeit unserer deutschen Schule und des<br />

Berufsbildungszentrums sehr herzlich danken. Ebenfalls einen herzlichen Dank<br />

Herrn Dr. Schrömbgens vom Auswärtigen Amt, dem Deutschen Botschafter<br />

Herrn Riedler und ganz besonders Herrn Lehne sowie der Zentralstelle in der<br />

Person von Herrn Theiss für die tatkräftige Unterstützung im Sinne der<br />

Aufrechterhaltung der Rahmenbedingungen für die normale Arbeit unserer<br />

Schule und den Einsatz zur Gewährleistung der Einhaltung des<br />

Schulabkommens durch die bolivianischen Behörden. Dies ist ein sehr<br />

schwieriges und vor allem auch zunehmend mühsames Unterfangen angesichts<br />

der inzwischen chronischen Uneinsicht der bolivianischen Seite, dass einmal<br />

unterzeichnete Verträge auch eingehalten werden müssen.<br />

Ganz am Rande möchte ich vielleicht noch erwähnen, dass gelegentliche<br />

Störfeuer von Seiten der deutschen Kooperation oder von etwas<br />

realitätsfremden, finanziell gut abgesicherten Mitarbeitern sogenannter<br />

Entwicklungsorganisationen auch nicht sehr hilfreich sind, wenn es darum geht,<br />

den bolivianischen Behörden den Ernst der Lage vor Augen zu führen und zu<br />

vermitteln, dass auf die Einhaltung bestehender Verträge doch noch und nicht<br />

zuletzt im Sinne der Demokratie Wert gelegt werden muss. Es werden vor allem<br />

jegliche Hilfen, und seien sie auch nur technischer Art, von Seiten der<br />

bolivianischen Behörden oder den Constituyentes sofort zu propagandistischen<br />

Zwecken ausgenutzt, sie haben ja auch sonst wenig konkrete Erfolge<br />

vorzuweisen. Es ist uns durchaus bekannt, dass wir in diesem Zusammenhang<br />

mit unserer Einschätzung der aktuellen Lage in Bolivien nicht unbedingt auf der<br />

Parteilinie des BMZ liegen. Andererseits wird die Analyse auf diesem Gebiet<br />

beispielsweise von Seiten einer Konrad-Adenauer-Stiftung nicht nur von uns,<br />

sondern inzwischen auch von durchaus namhaften bolivianischen Vertretern des<br />

öffentlichen Lebens als wesentlich zutreffender bezeichnet. Ich fürchte die<br />

Geschichte wird recht bald zeigen, wer letztendlich mit seiner Einschätzung der<br />

Lage in Bolivien Recht hat. Die verfassunggebende Versammlung hat noch<br />

knapp 50 bis 60 Tage – je nachdem wie intensiv sie zu arbeiten oder zu reisen<br />

gedenken – um eine neue Verfassung zu gebären. Auch dieses Thema wird sehr<br />

wahrscheinlich wie alles hier in Bolivien recht “flexibel” gehandhabt werden, da<br />

inzwischen alle Gesetze bis hin zur 2/3-Mehrheit “verhandelbar” geworden sind<br />

und alle ihren Preis haben. Klar ist, dass von Regierungsseite eine<br />

“maßgeschneiderte” Verfassung angestrebt wird, die notfalls mit entsprechenden<br />

Einschüchterungsmethoden und “Druck von der Straße aus” zustande kommen<br />

soll. Ich fürchte, dass man die geplante Verabschiedung des neuen<br />

Erziehungsgesetzes nicht von diesem Kontext losgelöst, sondern eher in<br />

ähnlicher Form erwarten darf.<br />

10


Zurück zur Schule: die schulische Arbeit selbst hat sich dank der bisher<br />

aufrechterhaltenen Rahmenbedingungen erfreulich normal weiterentwickelt,<br />

über die Details wird Herr Dr. Droste ausführlich berichten. Die deutsche<br />

Hochschulreifeprüfung nach 12 Jahren ist schon zur Regel geworden und wieder<br />

mit gutem Ergebnis durchgeführt worden. Herr Ministerialrat Burghard<br />

Eichholz, unser jetziger Prüfungsvorsitzender hat sowohl die Vorbereitung als<br />

auch die Durchführung der Hochschulreifeprüfung explizit gelobt. Wieder<br />

stellte der Empfang in der Residenz des Deutschen Botschafters nach erfolgter<br />

Zeugnisübergabe den feierlichen Höhepunkt für Abiturienten, Eltern und alle<br />

Beteiligten dar. An dieser Stelle möchte ich unserem Botschafter Herrn Erich<br />

Riedler und seiner Frau unseren herzlichen Dank für diese traditionsreiche und<br />

wichtige Unterstützung der Hochschulreifeprüfung aussprechen.<br />

Allgemein, und im wesentlichen durch die Diskussionen zu dem neuen<br />

Gesetzentwurf bedingt, müssen sich jetzt allerdings alle unsere Schulabgänger<br />

direkt an das bolivianische Außenministerium wenden, wenn sie die Ausstellung<br />

ihres bolivianischen Zeugnisses beschleunigen wollen. Das bolivianische<br />

Außenministerium hat nämlich kürzlich verfügt, dass sämtlicher Schriftverkehr<br />

zwischen Schule und bolivianischen Behörden über das Außenministerium und<br />

die Deutsche Botschaft zu erfolgen habe. Ursache dieser Verfügung ist eine<br />

einseitige und recht eigenwillige Auslegung des Schulabkommens von Seiten<br />

des bolivianischen Außenministeriums.<br />

Die Deutsche Berufsschule im Ausland unter der Leitung von Herrn Walter hat<br />

ebenfalls erfolgreich eine neue Generation von Abgängern der dualen<br />

Ausbildung ins Berufsleben entlassen. Die Baukommission der Deutschen<br />

Kulturgemeinschaft unter Leitung von Herrn Dr. Dieter Hausherr hat sich durch<br />

die Ereignisse im Lande nicht davon abschrecken lassen, die für diesen Bereich<br />

erforderlichen baulichen Erweiterungen an unserer Schule bis ins Detail<br />

durchzuplanen. Die Begeisterung, diese Pläne auch in die Realität umzusetzen,<br />

hält sich momentan allerdings doch sehr in Grenzen.<br />

Wir streben weiterhin auf dem Gebiet der Deutschkurse eine gute und verstärkte<br />

Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Internationes an und heißen Frau<br />

Sigrid Savelsberg im Amt der neuen Institutsleiterin herzlich willkommen. Auch<br />

möchte ich eine interessante Initiative nicht unerwähnt lassen, die wir Herrn<br />

Lehne zu verdanken haben, nämlich Preise für die besten Abgänger der DSD-I-<br />

und DSD-<strong>II</strong>-Prüfungen, die bereits dieses Jahr mit großem Erfolg in einem<br />

speziellen Akt verliehen wurden. Das fördert das Interesse für diese Prüfungen<br />

und spornt unsere Schüler zu besseren Ergebnissen an.<br />

Die schulinterne Evaluierung läuft ebenfalls nach Plan und hat schon<br />

vielversprechende Initiativen in Gang gesetzt, insbesondere auf dem Gebiet der<br />

schulinternen Kommunikation auf allen Ebenen. All diese Anstrengungen und<br />

11


Entwicklungen machen selbstverständlich nur dann Sinn, wenn die normale<br />

Arbeit der deutschen Schule weiterhin garantiert werden kann.<br />

Im unserem deutschsprachigen Kollegium hat es und wird es in diesem Jahr -<br />

und nicht nur zum Jahresende - einige Wechsel geben, da mehrere Lehrkräfte<br />

ihrer ersehnten Verbeamtung entgegensehen können. Auch sind wir auf der<br />

Suche nach unserem neuen Schulleiter ab dem Jahr 2008. Herr Lauer, der Leiter<br />

der Zentralstelle, konnte uns angesichts der großen Nachfrage noch keine<br />

konkreten Angebote mitteilen. Wir überlegen schon, ob wir Herrn Dr. Droste<br />

nicht doch noch ein verlockendes Angebot unterbreiten, um ihn zu einer<br />

Verlängerung seines Vertrag zu bewegen. Wir konnten ihm andererseits noch<br />

nicht – so gerne wie wir es auch täten – eine noch positivere Entwicklung der<br />

politischen Lage im Lande versprechen. Es spricht demnach leider vieles dafür,<br />

dass es dieses Mal das letzte Mal sein wird, dass er uns als Schulleiter auf einer<br />

Generalversammlung der Schulgemeinschaft begleiten wird und ich will es<br />

daher nicht versäumen, ihm an dieser Stelle im Namen der Schulgemeinschaft<br />

und auch persönlich für die erfolgreich geleistete Arbeit und die vielen “heißen<br />

Eisen”, die er aus dem Feuer geholt hat unsere Anerkennung und unseren<br />

herzlichen Dank auszusprechen. Er wird u.v.a. als der Schulleiter der 12-Jahre-<br />

Hochschulreifeprüfung und einer Banda mit neuer Satzung und Zugang für<br />

Mädchen in die Geschichte der Schule eingehen. Ich möchte um einen ganz<br />

herzhaften Applaus für unseren lieben Hermann-Josef Droste bitten.<br />

In der Verwaltung haben wir bereits personelle Änderungen zu verzeichnen.<br />

Nachfolgerin im Amt der Verwaltungsleiterin, die bis Ende 2006 Frau Elvira<br />

Tejada war und die uns auf eigenen Wunsch verlassen hat, ist nunmehr Frau<br />

Lucia Salinas – eine Ex-Abiturientin unserer Schule – , die uns heute Abend<br />

zum ersten Mal begleitet. Auch unsere langjährige Mitarbeiterin Frau Teresa<br />

Lizón hat uns verlassen und wird heute durch Frl. Carmen Rosa Martinet -<br />

ebenfalls eine Ex-Schülerin - ersetzt. Ich möchte bei dieser Gelegenheit sowohl<br />

Frau Tejada für ihre vertrauensvolle Arbeit und ihren persönlichen Einsatz als<br />

auch Frau Lizón für ihre aufopfernde Arbeit zum Wohle der Schüler ganz<br />

besonders danken.<br />

Abschließend bedanke ich mich bei allen aktiven Mitgliedern unserer<br />

Erziehungsgemeinschaft recht herzlich für die geleistete Mitarbeit, im engeren<br />

Kreise der erweiterten Schulleitung unter unserem Schulleiter Herrn Dr. Droste,<br />

den zum Jahresende ausgeschiedenen Lehrkräften, der Lehrervertretung, dem<br />

Lehrerkollegium, der Verwaltung und der Elternvertretung. Ebenfalls danke ich<br />

besonders der Deutsch-Bolivianischen Industrie- und Handelskammer für die<br />

hervorragende Zusammenarbeit auf dem Gebiet der beruflichen Ausbildung,<br />

sowie der Deutschen Kulturgemeinschaft und den Mitgliedern der Deutschen<br />

Botschaft, insbesondere Herrn Johannes Lehne für seinen aktiven Einsatz als<br />

Mitglied unseres Vorstandes und für die Geduld, die er insbesondere unseren<br />

12


nationalen Behörden gegenüber aufbringt. Mein persönlicher Dank für die<br />

vertrauensvolle und intensive Zusammenarbeit gilt all den aktiven Mitgliedern<br />

unseres Vorstandes.<br />

Vielen Dank Ihnen allen für Ihre Geduld.<br />

Propaganda<br />

HEUBOL<br />

Media pagina<br />

13


Jahresbericht des Schulleiters Dr. Hermann-Josef Droste<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

mein Bericht bezieht sich auf den Zeitraum vom 07.04.2006 bis zum<br />

20.04.2007.<br />

Fortbildungsmaßnahmen<br />

Unsere schulinternen Fortbildungsmaßnahmen richteten sich im letzten Jahr an<br />

den Ergebnissen von SEIS+ aus. SEIS+ ist ein computergestütztes<br />

Evaluierungsinstrument entwickelt von der Bertelsmann Stiftung. Die<br />

Fragebögen wurden im Mai 2006 von Schülern und Eltern der Jgst. 4, 6, 9 und<br />

11, Lehrern und Angestellten der Schule beantwortet. Die Ergebnisse erhielten<br />

wir im August.<br />

Unsere Stärken liegen eindeutig im Unterrichten und der allgemeinen<br />

Zufriedenheit der Eltern mit der Schule. Unsere Entwicklungsschwerpunkte<br />

(haben wir) erneut auf Unterricht gelegt (...). Dazu kommen die Schwerpunkte<br />

„Kommunikationsmanagement“ und „Einbindung der Schule in der<br />

bolivianischen Gesellschaft“.<br />

In diesem Jahr werden Vertreter der deutschen Schule Lima kommen, um eine<br />

erste gezielte, aber begrenzte externe Evaluierung durchzuführen. Danach<br />

erfolgt ein erneuter Maßnahmenplan, 2008 eine erneute Evaluierung mit Hilfe<br />

von SEIS+ und 2009 eine endgültige Zertifizierung der Schule. Die<br />

Konsequenzen liegen auf der Hand. Wer kein ordentliches Zertifikat bekommt,<br />

wird wohl weniger gefördert werden.<br />

Zusätzlich haben wir den Unterricht durch Schüler evaluieren lassen und wir<br />

haben in der Primaria standardisierte Arbeiten, entwickelt in Baden-<br />

Württemberg, schreiben lassen, um unser Niveau mit dem innerdeutschen zu<br />

vergleichen.<br />

Aktivitäten in der Schule<br />

Das „Anuario“ ist inzwischen fester Bestandteil der schulischen Arbeit. Hier<br />

möchte ich ausdrücklich Ligia D´Andrea und Rolando Jordán meinen Dank für<br />

ihre künstlerische Arbeit aussprechen.<br />

Die „Initiative Deutsch“, in Kooperation mit den verschiedenen deutschen<br />

Institutionen, läuft weiter. Es schrieben sich mehr als 30 Personen ein.<br />

In diesem Jahr haben wir wieder einen Anfängerkurs mit 13, weiterführende<br />

Kurse auf drittem und viertem Niveau mit ca. 10 und einen Konversationskurs<br />

mit 5 Personen. (...)<br />

14


Das deutschsprachige Theater hatte im letzte Jahr seinen Tiefpunkt. Es gab<br />

keine Aufführungen. Das Primaria- und Secundaria-Theater auf Spanisch<br />

waren dafür erfolgreicher. Nun hoffen wir, dass wir in diesem Jahr auch das<br />

deutschsprachige Theater wieder aktivieren können.<br />

Der Fachbereich Musik war erfolgreich mit:<br />

• Einem Secundariachor mit ca. 30 Schülern<br />

• Einer Big – Band mit 22 Schülern<br />

• Zwei Gitarrengruppen mit jeweils 15 Schülern<br />

• Einer Charangogruppe mit 8 Schülern<br />

• Einer Keyboardgruppe mit 10 Schülern<br />

• Flöten für Musikkapellen mit 10 Schülern und<br />

• Musikinformatik mit 5 Schülern<br />

Im Rahmen von schulübergreifenden Sportwettkämpfen in La Paz erreichte<br />

unsere Schule in den Sportarten Fußball, Basketball, Volleyball und auch in<br />

Leichathletik sowohl bei den Mädchen wie bei den Jungen sehr viele erste<br />

Plätze oder stieß bis unter die vordersten Ränge vor. (...)<br />

Deutsche Berufsschule im Ausland<br />

Die Anzahl der Auszubildenden in der „Deutschen Berufschule im Ausland“ hat<br />

sich wieder vermindert. In 2006 waren im ersten Ausbildungsjahr 20 und 20 im<br />

zweiten. In diesem Jahr haben wir trotz intensiver Bemühungen nur 14<br />

Auszubildende im ersten Ausildungsjahr. Die Deutschkenntnisse in der<br />

Abschlussklasse ließen bei mehreren zu Wünschen übrig. Deshalb wurde in<br />

Übereinstimmung mit der AHK beschlossen, den Kurs „Wirtschaftsdeutsch“ des<br />

Goethe-Instituts für die Auszubildenden sowohlim ersten als auch im zweiten<br />

Ausbildungsjahr verbindlich zu machen und die Koordinierung des<br />

Deutschlehrers der Berufschule mit dem Lehrer des Kurses Wirtschaftsdeutsch<br />

zu verbessern. An dieser Stelle möchte ich mich ausdrücklich beim <strong>CCA</strong><br />

bedanken, der 25 % der Kosten der Deutschkurse der Auszubildenden<br />

übernommen hat.<br />

Acción Social<br />

In der ,,Acción Social" (Sozialarbeit) wurden verschiedene Projekte das ganze<br />

Jahr hindurch von verschiedenen Klassenstufen betreut, damit die Schüler<br />

immer wieder mit der Realität des Landes konfrontiert wurden. (...)<br />

Jahrgangsstufe Projekt<br />

Primaria Regelmäßiger Besuch der staatlichen Schule am Teufelszahn. Es<br />

werden Obst, Kekse, Brot und Milch für etwa 2 Monate dorthin<br />

gebracht, damit die Schüler wenigstens regelmäßig Milch zum<br />

Frühstück haben. Die Schüler sammeln vorher Bücher und<br />

Arbeitsmaterial, das sie dort lassen. Außerdem geben unsere<br />

15


Lehrer dort an diesem Vormittag einige Stunden Unterricht.<br />

P7 – S1 Im Taubstummen-Institut “Erick Boultier” bei der Erstellung von<br />

Spielzeug und Decken und auch bei den Hausaufgaben.<br />

P8 – S1 Spielen mit den Kinder, die im Gefängniskindergarten bei ihren<br />

Müttern sind.<br />

P8 – S1 Unterstützung geistig behinderter Kinder im speziellen<br />

Kinderheim durch Förderungsspiele, Musiktherapie und<br />

Handwerken<br />

P7 – S4 Alle Schüler der Schule sammeln Polyethylen-Flaschen, die dann<br />

an eine Recyclingfirma verkauft werden. Mit dem Erlös wird<br />

Straßenkindern geholfen.<br />

S3 = Jgst. 11 Im Proyecto Habitat para la Humanidad wurden zwei Häuser in<br />

El Alto gebaut.<br />

S2 und S3 = Einmal in der Woche haben die Schüler im Kinderheim “Virgen<br />

Jgst. 10 und 11<br />

S3 und S4 =<br />

Jgst. 11 und 12<br />

de Fátima” mit den Kindern zwei Stunden gespielt.<br />

Hilfestellung für Campesinos, Straßenkinder und Jugendliche, die<br />

Lösungsmittel schnüffeln. Außerdem werden Kleidung, Decken,<br />

Windeln, Medikamente und Milch gesammelt und bei den<br />

wöchentlichen Besuchen verteilt.<br />

Verhältnis zu den Behörden in Bolivien<br />

Die Kulturkonsultationen, die im Juni 2003 zwischen Vertretern des AA und<br />

den bolivianischen Vertretern durchgeführt wurden, konnten immer noch nicht<br />

umgesetzt werden und werden nach Aussagen der Botschaft in der nächsten Zeit<br />

auch nicht erneut aufgegriffen werden.<br />

Abwarten müssen wir die neue Schulpolitik der jetzigen Regierung. Der jetzige<br />

Gesetzentwurf ist für die deutsche Schule nicht akzeptabel. Wir können nicht:<br />

a) Aymara als erste Fremdsprache einführen<br />

b) Die Schule von „grupos sociales“ finanziell und pädagogisch<br />

kontrollieren lassen<br />

c) Unsere Lehrpläne an die der Fiscalschulen anpassen<br />

d) Die Schule erneut zertifizieren lassen.<br />

Es gibt ein Kulturabkommen zwischen der Regierung der BRD und der<br />

Republik Bolivien aus dem Jahre 1967, das uns größtmögliche Freiheiten<br />

gewährt. Dieses Abkommen darf niemals von deutscher Seite her in Frage<br />

gestellt werden.<br />

Noch ist nicht klar, ob die Ankündigungen, die Privatschulen abzuschaffen,<br />

wahr gemacht werden. Ebenso unklar ist die Definition des Begriffs<br />

„Entkolonialisierung der Schulen bzw. des Schulsystems“. Wir werden abwarten<br />

müssen. Doch dieses Jahr wird entscheidend sein. (...)<br />

16


Dies war mein letzter Rechenschaftsbericht an der DS „Mariscal Braun“ La Paz.<br />

Die letzten 6 Jahre und 4 Monate war ich gern an der Schule. Aber sie waren<br />

nicht immer leicht. Ich habe nicht nur Hochpunkte, sondern auch den einen oder<br />

anderen Tiefpunkt erlebt.<br />

• Verwundert hat mich am meisten die geringe Bereitschaft der Eltern zu<br />

Veränderungen.<br />

• Erschrocken haben mich viele Elterngespräche, in denen ohne rot zu<br />

werden Unwahrheiten gesagt wurden.<br />

• Betroffen gemacht hat mich die Aussage, ich würde die Rassengenetik<br />

des Dritten Reiches vertreten, weil ich gewagt habe zu behaupten, nicht<br />

alle Kinder seien gleich begabt.<br />

• Betroffen gemacht hat mich auch der Vorwurf an die überwiegende<br />

Mehrzahl meiner Kollegen, sie seien Faschisten, weil sie für eine<br />

Strukturveränderung der Banda gestimmt haben.<br />

• Mitgenommen hat mich die E-Mail – Kampagne gegen den Schulleiter<br />

und seine Frau, als es um die Veränderung der Banda ging.<br />

• Frustriert haben mich die fruchtlosen Gespräche mit Mitarbeitern des<br />

Erziehungsministeriums und deren Unflexibilität und Ignoranz.<br />

Dies waren die Tiefpunkte, die sich bei mir tief eingegraben haben und die ich<br />

auch nicht vergessen werde.<br />

Aber damit möchte ich natürlich nicht schließen. Es gibt selbstverständlich auch<br />

viele erfreuliche Hochpunkte, an die ich mich gern erinnern werde.<br />

• Meine von Anfang an freundliche Aufnahme im Kollegium.<br />

• Die erfolgreiche Zusammenarbeit in der erweiterten Schulleitung.<br />

• Die gute und sehr enge Zusammenarbeit mit dem CEA, <strong>CCA</strong> und der<br />

AHK und deren Verständnis für pädagogische Maßnahmen.<br />

• Das Verständnis und die Bereitschaft des CEA, des <strong>CCA</strong>, der AHK und<br />

der bolivianischen Kollegen für Veränderungen.<br />

• Die bauliche Erweiterung der Grundschule und des Kindergartens.<br />

• Die Einweihung der Grundschulbibliothek und die Erweiterung der<br />

Secundariabibliothek.<br />

• Die Planung eines neuen Gebäudes für die Deutsche Berufschule im<br />

Ausland mit einem integrierten Stockwerk für eine neue<br />

Schülerbibliothek.<br />

• Die Etablierung der deutschen Reifeprüfung nach 12 Schuljahren.<br />

• Der Erfolg des DF-Unterrichts, der zu deutlich erhöhten<br />

Abiturientenzahlen führt.<br />

• Im persönlichen Bereich, die Begegnungen mit vielen netten Menschen<br />

auf vielen gemeinsamen Treffen, Parilladas und Festen.<br />

Der Dank richtet sich auch an alle Kollegen und Mitarbeiter in der Verwaltung<br />

für ihre Hilfe, Kooperationsbereitschaft und gute Zusammenarbeit. Ohne die<br />

konstruktive Mitarbeit der Kollegen, der Verwaltung und natürlich des CEA und<br />

17


<strong>CCA</strong> und der AHK ist ein Schulleiter machtlos. Ohne die Arbeit der anderen<br />

Kollegen schmälern zu wollen, möchte ich doch Frau Preiss besonders<br />

erwähnen. Sie leistet eine hervorragende pädagogische Arbeit und kümmert sich<br />

außerdem um viele persönliche Belange der Kollegen und die Aufrechterhaltung<br />

des guten Klimas in der Schule. Da ich selbst diese Aufgabe an der DS Schule<br />

TFE übernommen hatte, weiß ich diese wichtige Arbeit sehr zu schätzen.<br />

Herzlichen Dank!<br />

Mein Dank gilt zum Schluss noch einmal der ausgezeichneten langjährigen<br />

Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des CEA und des <strong>CCA</strong>, den Vertretern der<br />

Botschaft, insbesondere Herrn Lehne, und den Mitgliedern der AHK.<br />

Herzlichen Dank !<br />

Dr. Hermann – Josef Droste<br />

Schulleiter<br />

Propaganda<br />

BCD Travel<br />

Media pagina<br />

18


Deutsche Kulturgemeinschaft (<strong>CCA</strong>) Ergebnisse der<br />

Vorstandsneuwahlen<br />

Deutsche Kulturgemeinschaft<br />

Centro Cultural Alemán<br />

Auf der Generalversammlung am 20. April 2007 wurden das Direktorium und<br />

die Arbeitsgremien wie folgt neu gewählt:<br />

Presidente: Sr: Jens Heymert<br />

Vicepresidente: Sr. Friedrich-Klaus Ohnes<br />

1er. Tesorero: Sr. Dieter März<br />

2dos. Tesoreros: Dr: Dieter Hausherr<br />

Sra. Andrea Stahmer<br />

Secretarios de Actas: Sra: Renate G. de Morales<br />

Sr. Ernst Deuble<br />

NUEVOS PROYECTOS<br />

• Dr: Dieter Hausherr<br />

• Sr. Bernd Stahmer<br />

• Sr. Friedrich-Klaus Ohnes<br />

• Sr. Dieter März<br />

DELEGADOS AL CENTRO ESCOLAR ALEMÁN (CEA)<br />

• Dr. Wolfgang Ohnes<br />

• Sra. Dörte Schilling<br />

EVENTOS CULTURALES<br />

• Sra. Dörte Schilling<br />

• Sra. Andrea Stahmer<br />

• Sr. Renate G. de Morales<br />

• Sr. Ernst Deuble<br />

• Sra. Michele Martinic<br />

• Sra. Mónica Toussaint<br />

MONATSBLATT<br />

• Sr. Werner Preiss<br />

• Sr. Manuel Lins<br />

• Sra. Michele Martinic<br />

• Sr. Dirk Hoffmann<br />

NUEVOS SOCIOS<br />

• Sr. Werner Preiss<br />

19


• Sra, Andrea Stahmer<br />

• Dr. Wolfgang Ohnes<br />

• Sra. Dörte Schilling<br />

CEMENTERIO<br />

• Sr. Bernd Stahmer<br />

• Sr. Friedrich-Klaus Ohnes<br />

• Sr. Dieter März<br />

TRBAJO SOCIAL<br />

• Sra. Claudia Wilker<br />

• Sra. Renate G. de Morales<br />

• Sra. Dörte Schilling<br />

• Sra. Mónica Toussaint<br />

DIRECTORES POR SUS FUNCTIONES<br />

Embajador de la República Federal de Alemania<br />

Sr. Erich Riedler<br />

Presidente del CEA<br />

Dr. Pablo Lara<br />

Director del Colegio Alemán<br />

Dr. Hermann-Josef Droste<br />

Comisión para la Juventud des <strong>CCA</strong><br />

Dr. Wolfgang Ohnes<br />

Sra. Dörte Schilling<br />

CONTACTOS A OTRAS INSTITUCIONES<br />

Cámara de Industria y Comercio Boliviana-Alemana<br />

Sr. Bernd Stahmer<br />

Club Alemán<br />

Sr. Ernst Deuble<br />

Sra. Andrea Stahmer<br />

Colonia Austriaca<br />

Dr. Dieter Hausherr<br />

Colonia Suiza<br />

Dr. Dieter Hausherr<br />

Embajada Alemana<br />

Sr. Jens Heymert<br />

Iglesia Católica de habla Alamana<br />

Sr. Friedrich-Klaus Ohnes<br />

Iglesia Luterana de habla Alamana<br />

Sr. Dieter März<br />

Instituto Goethe<br />

Sr. Friedrich-Klaus Ohnes<br />

20


Sr. Jens Heymert<br />

Sra. Michele Martinic<br />

La Paz, im Mai 2007<br />

Jens Heymert, Vorsitzender des <strong>CCA</strong><br />

Deutsche Technische Zusammenarbeit unterstützt die<br />

Verfassungsgebende Versammlung<br />

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unterstützt seit vielen Jahren die<br />

Demokratieentwicklung in Bolivien. Das Hauptgewicht liegt seit Beginn in der<br />

Stärkung demokratischer Verfahren auf Gemeindeebene. Die Stichworte sind<br />

hier transparente Amtsführung und verantwortliche Formen der<br />

Bürgerbeteiligung. Auf nationaler Ebene wurde das Parlament in der<br />

qualifizierten Ausübung demokratischer Rechte gestärkt.<br />

Von Anfang an war die deutsche Entwicklungszusammenarbeit aber auch an der<br />

Vorbereitung der derzeit laufenden Verfassungsreform beteiligt, zuerst durch die<br />

Stärkung der damit vom Präsidialministerium beauftragten Institutionen<br />

(UCAC, später REPAC) und gegenwärtig durch Unterstützung der<br />

Verfassungsgebenden Versammlung (VV) selbst. Auf deutscher Seite führt das<br />

Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

(BMZ) und die Botschaft auch in dieser Frage den Politikdialog mit der<br />

Regierung und der Leitung der VV – derzeit sogar auch im Namen der<br />

Europäischen Union (EU). Die staatseigene Deutsche Gesellschaft für<br />

Technische Zusammenarbeit (GTZ) ist vom BMZ damit beauftragt, den<br />

Verfassungsreformprozess bei der Professionalisierung der Debatte, bei der<br />

transparenten Gestaltung des Prozesses und im Sinne der Konsensorientierung<br />

zu unterstützen. Dies geschieht im Rahmen des Programms "Dezentrale<br />

Regierungsführung zur Unterstützung der nationalen<br />

Armutsbekämpfungsstrategie" (PADEP). Die lange Erfahrung und die<br />

Leistungen des PADEP-Teams auf diesem Gebiet hatten zum Erfolg, dass zuerst<br />

seine Arbeit mit der REPAC von der EU mitfinanziert wurde und dass sich jetzt<br />

Schweden, Dänemark und Spanien am PADEP-Programm zur Unterstützung<br />

der VV finanziell und durch technische Leistungen beteiligen, was die dem<br />

deutschen Programm dafür zur Verfügung stehenden Ressourcen um ein<br />

Vielfaches erhöht hat.<br />

Was wurde geleistet, was wird derzeit konkret getan?<br />

In der Vorbereitungsphase wurde über die REPAC eine breite politische<br />

Aufklärungskampagne zur Verfassungsreform unterstützt; zu den anstehenden<br />

21


Themen wurden die vorliegenden Positionen systematisiert, der internationale<br />

Wissensstand zusammengestellt und Vergleiche mit der Erfahrung und den<br />

Lösungen anderer Länder eingeholt. Die Ergebnisse wurden einem breiten<br />

Publikum zur Verfügung gestellt und insbesondere den neugewählten VV-<br />

Mitgliedern vermittelt. Das PADEP-Programm war an der Erarbeitung von fast<br />

allen der von der REPAC den VV-Mitgliedern übergebenen Instrumenten und<br />

Dokumentationen beteiligt – diese erhielten damit zumindest die Chance, sich<br />

kompetent an den anstehenden Debatten zu beteiligen. Dabei konzentrierte sich<br />

das PADEP-Programm auf die Themen, zu denen es einschlägige Erfahrung in<br />

Bolivien hat – Autonomie und Dezentralisierung, Gleichstellung der<br />

Geschlechter und Fragen der Interkulturalität. Ein Ausdruck davon ist das<br />

Forum zu Fragen der Dezentralisierung und Autonomie (FORODAC), das die<br />

hierzu auch heute noch am meisten beachtete Webseite betreibt<br />

(www.descentralizacion.org.bo). Die GTZ bereitete auch das mittlerweile<br />

eingesetzte Informatiksystem zur Aufzeichung und Systematisierung der<br />

Debatten im Plenum der VV vor. Ein wichtiger Schritt der Vorbereitungsphase<br />

war ein monatelang währender Prozess der Konsensbildung zwischen den<br />

Vertretungen der Präfekturen und der Zentralregierung über die möglichen<br />

Optionen bei der Gestaltung eines Regierungssystem mit drei Ebenen – sei es<br />

bei präfekturaler Autonomie oder lediglich bei einer<br />

Verwaltungsdezentralisierung. Auch angesichts aller später einsetzenden<br />

Streitereien und des zeitweisen Abbruchs des Dialogs: das von allen Präfekturen<br />

gemeinsam erarbeitete Dokument ist heute in der Autonomie-Kommission der<br />

VV ein wichtiger Bezugspunkt, und die dabei zugrundegelegte Methode der<br />

Systematisierung der Debatte und Konsensbildung wird in einigen<br />

Kommissionen genutzt.<br />

Die Handlungsmöglichkeiten der Entwicklungszusammenarbeit waren während<br />

des allzu lange währenden hochpolitisierten Streits um das<br />

Abstimmungsverfahren naturgemäss äusserst eingeschränkt. Dies war – wenn<br />

überhaupt - eher eine Phase des Politikdialogs, während der die technische<br />

Zusammenarbeit nur auf Sparflamme lief – auch um ein Zeichen zu setzen, dass<br />

Konsensorientierung und demokratisches Vorgehen Voraussetzung für unser<br />

Engagement ist. Seit Beginn der eigentlichen Beratungsarbeit in den<br />

Kommissionen ist die Unterstützung dafür umso mehr gefragt: das PADEP-<br />

Programm ist derzeit in etwa der Hälfte der Kommissionen engagiert.<br />

Unterstützt wird wiederum die Systematisierung von Themen und Beiträgen<br />

(auch wieder über ein spezielles Informatiksystem), die Veranstaltung von<br />

Begegnungen mit Experten, der Einsatz von Beratern und die<br />

Öffentlichkeitsarbeit der Kommissionen. Auch die Leitung der VV wird<br />

unterstützt, sowohl durch ein Monitoring-System als auch durch die<br />

Unterstützung der Aussenkommunikation – ein arges Defizit ihrer bisherigen<br />

Arbeit. Dies alles geschieht in strikter Neutralität – Nichts wird so argwöhnisch<br />

beäugt wie ausländische Unterstützung, auch wenn ganz überwiegend hoch<br />

qualifizierte bolivianische Mitarbeiter für uns in Sucre tätig sind.<br />

22


Warum macht das die deutsche - und internationale –<br />

Entwicklungszusammenarbeit? Weil wir im Rahmen unserer Möglichkeiten mit<br />

dazu beitragen wollen, dass die jahrhundertealten Konflikte unseres<br />

Partnerlandes Bolivien überwunden werden können, die die Bekämpfung der<br />

Armut so schwer machen. Diese Konflikte haben eine sozio-ökonomische<br />

Dimension – eben weit verbreitete Armut und extreme Ungleichheit - , eine<br />

ethnische – Exklusion hautpsächlich des indigenen Bevölkerungsteils und<br />

zunehmende Konfliktbereitschaft auf beiden Seiten -, sowie eine regionale –<br />

zwischen Altiplano und Media Luna. Seit 1990 werden von immer breiteren<br />

Bevölkerungsteilen Lösungen für diese Fragen auf dem Wege einer<br />

Verfassungsreform angestrebt – die VV ist seit der Präsidentschaft Mesas auch<br />

im politischen Programm der jeweiligen Regierungen. Auch wenn ihre<br />

Auseinandersetzungsformen vor allem in der Anfangszeit über lange Strecken<br />

bizarr anmuteten – die VV ist das Forum, in dem diese Konflikte am ehesten<br />

einer friedlichen Lösung zugeführt werden können. Ob diese epochale Aufgabe<br />

gelingt, kann niemand garantieren. Jedenfalls soll es nicht an den Dingen<br />

scheitern, die wir beitragen können.<br />

Propaganda<br />

MIMA<br />

Pequeño<br />

Dr. Dieter Kattermann<br />

Programmleiter PADEP<br />

23


Das Problem CO2 lässt sich nicht mehr vertagen<br />

Es muss schon etwas Besonderes passieren, damit der Allgemeine Deutsche<br />

Automobilclub die CO2-Problematik zum Titelthema seiner ADAC-Motorwelt<br />

macht. Und wenn im Artikel zum Spritsparen auch noch so urgrüne Ratschläge<br />

erteilt werden wie „Für Kurzstrecken empfiehlt es sich, ganz aufs Auto zu<br />

verzichten“ und „in der Stadt ... mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem<br />

Fahrrad zu fahren“, dann hat man den Eindruck, der ADAC, Gralshüter der<br />

individuellen (Auto-) Mobilität, ist tatsächlich in der umweltpolitischen Realität<br />

angekommen, mit 25 Jahren Verspätung zwar, aber immerhin. Diese<br />

umweltpolitische Realität heißt schlicht: Autofahren ist umweltschädlich.<br />

Genauso wie Industrieproduktion, Heizungen und Flugverkehr umweltschädlich<br />

sind. Nach dem Winter, der keiner war, und dem Hochsommer im April<br />

dämmert die Erkenntnis, dass es darum gehen muss, diese Umweltbelastungen<br />

ernsthaft zu reduzieren. Wir sitzen alle in einem Boot. Und wenn der<br />

Meeresspiegel so steigt, wie in den pessimistischeren Prognosen vorhergesagt,<br />

könnten das die Küstenbewohner bald allzu wörtlich nehmen müssen.<br />

Interessant an der derzeitigen CO2-Diskussion in Deutschland ist, dass die<br />

üblichen Verdächtigen ihre üblichen Ausreden nur noch halbherzig vorbringen.<br />

Zwar verweisen Autolobby und Flugwesen darauf, dass das jeweilige<br />

Verkehrsmittel nur mit 12 respektive 3 Prozent an den Emissionen beteiligt<br />

seien, aber gleich danach kommt die Versicherung, dass man natürlich<br />

gleichwohl in der Pflicht sei. Die Autoindustrie gelobt, emissionsärmere<br />

Fahrzeuge zu bauen, und der Bundesverband deutscher Fluggesellschaften<br />

unterstützt die Aufnahme des Flugverkehrs in den Emissionshandel. Politiker<br />

plädieren gar für einen europäischen Alleingang, anstatt sich wie üblich darauf<br />

zu berufen, dass es eine weltweite Lösung geben müsse, um<br />

Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. In dieser Hinsicht ist tatsächlich<br />

Bewegung in die Diskussion gekommen. Bleibt zu hoffen, dass diese Bewegung<br />

genutzt wird, um konkrete Maßnahmen durchzusetzen – möglichst, ohne dass es<br />

weiterer Wirbelstürme und Wetterextreme bedarf. Denn eines ist klar: Je später<br />

das Umsteuern erfolgt, desto schmerzlicher wird es für alle.<br />

Manuel Lins<br />

24


Verantwortlicher Tourismus in Bolivien<br />

Ein Interview mit Nicole Häusler<br />

Nicole Häusler war von 2003 bis 2005 bei der bolivanischen<br />

Nationalparkverwaltung (SERNAP) tätig. Ihr Arbeitsschwerpunkt dort war<br />

Ökotourismus. Derzeit lebt sie in Berlin, berät mit ihrem eigenem<br />

Consultingbüro Tourismus-Vorhaben und unterrichtet als Dozentin an der<br />

Fachhochschule Eberswalde “Nachhaltigen Tourismus“. Im April dieses Jahres<br />

war sie als Gutachterin für die GTZ hier im Lande unterwegs. Bei dieser<br />

Gelegenheit konnte das <strong>Monatsblatt</strong> sie zum Titelthema vor’s Mikrophon<br />

bekommen.<br />

Foto 1<br />

Nicole H. im Interview mit dem Bürgermeister der Comunidad Invierno<br />

Foto: privat<br />

Wie könnte Deiner Meinung nach Ökotourismus definiert werden?<br />

Das ist eine Frage, die immer wieder gestellt wird. Gemeinhin steht der Begriff<br />

"Ökotourismus" für Tourismus, der in Naturgebieten stattfindet. Allerdings kann<br />

zum Beispiel auch Städtetourismus unter ökologischen Kriterien stattfinden.<br />

Ökotourismus beinhaltet außerdem eine soziale Komponente, die aber im<br />

Begriff des Ökotourismus nicht zum Ausdruck kommt. Ich spreche deshalb<br />

lieber von "verantwortlichem Tourismus" (Responsible Tourism/Turismo<br />

responsable), der eben diese Aspekte mit einschliesst.<br />

Und wie wäre dann „verantwortlicher Tourismus“ zu verstehen?<br />

“Verantworlicher Tourismus“ beinhaltet die Minimierung von negativen<br />

ökonomischen, sozialen und ökologischen Auswirkungen im Tourismus. Durch<br />

ihn sollen ökonomische Einnahmen für die lokale Bevölkerung geschaffen<br />

werden. Wichtig ist aber vor allem, dass insbesondere die ärmere Bevölkerung<br />

25


eines Landes durch Qualifizierung die Möglichkeit erhält, Zugang zu diesem<br />

serviceorientierten Industriesektor zu bekommen. Zudem soll der Tourist ein<br />

besseres Verständnis über die lokale Kultur und Lebensbedingungen erhalten.<br />

“Ökologischer Tourismus ist die Weiterentwicklung der Konzeptidee des<br />

umweltverträglichen bzw. umweltfreundlichen Tourismus …. Ziel, insbesondere von<br />

wissenschaftlicher und NGO-Seite, ist ein „Ökologisch verantwortlicher Tourismus“.<br />

(Bundesamt für Naturschutz)<br />

Zitiert nach J. Wehr: Was ist Ökotourismus, 2006<br />

Verantwortlicher Tourismus basiert auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Er<br />

beginnt bei der Reiseplanung jedes Einzelnen, betrifft das persönliche Verhalten<br />

eines jeden vor Ort, geht dann weiter über die Tourismus-Kette zu<br />

umweltfreundlichen Hotels, umweltbewussten Reiseagenturen und –büros, und<br />

schliesst auch die Fluggesellschaften mit ein.<br />

Staatliche Reglementierungen können dabei nur länderspezifisch formuliert<br />

werden. Am besten sind hier Empfehlungen von Standards.<br />

Ein Beispiel für Bolivien ist Magri Turismo von der Isla del Sol, der den<br />

gesamten Müll wieder abtransportiert. Das ist bezogen auf die Insel ökologisch<br />

beispielhaft. Allerdings gibt es im weiteren Verlauf der Kette in Bolivien keine<br />

geeigneten Entsorgungsanlagen, so dass der Müll letztlich doch auf einer wenig<br />

ökologischen Müllkippe landet.<br />

Blick auf die Ökolodge „La Estancia“ am Lago Titicaca<br />

Foto 2<br />

Welche Rolle spielt der Ökotourismus, bzw. der "verantwortliche Tourismus" in<br />

Bolivien?<br />

26


Ökotourismus, als Tourismus in Naturgegenden, spielt in Bolivien eine sehr<br />

grosse Rolle. Die wichtigsten Touristenziele des Landes sind der Titicacasee,<br />

der Nationalpark Madidi, mit dem Ausgangspunkt Rurrenabaque, sowie die<br />

Reserva Eduardo Abaroa ganz im Südosten, die über Uyuni erreicht werden<br />

kann. Der klassische Städtetourismus spielt nur eine untergeordnete Rolle, Sucre<br />

und Potosí sind hier die wichtigsten Ziele. La Paz und Santa Cruz haben<br />

dagegen eher Durchgangsfunktion.<br />

Welche Tourismus-Projekte in Bolivien fallen für dich unter Ökotourismus?<br />

Ein interessantes Beispiel ist die erwähnte Eco Albergue „La Estancia“ von<br />

Magri Turismo auf der Isla del Sol. Dort wurde ökologisch gebaut, es wird<br />

Solarenergie genutzt und es findet die Wiederverwendung von Brauchwasser<br />

statt. Biologisch abbaubare Seifenprodukte fehlen jedoch noch, da gibt es<br />

Probleme mit der Beschaffung in Bolivien. Die Lodge wird zwar als<br />

Unternehmen geführt, aber alle Angestellten kommen aus der Comunidad selbst,<br />

so dass hier lokale Arbeitsplätze geschaffen werden.<br />

Weitere funktionierende Albergues in Zusammenarbeit mit der lokalen<br />

Gemeinde sind Chalalán im Madidi-Nationalpark und Tomarapi im<br />

Nationalpark Sajama.<br />

Tomarapi, Sajama<br />

Foto: Uwe Gebauer<br />

Wie wiederholbar sind diese erfolgreichen Projekte?<br />

Foto 3<br />

Sicherlich ist das Projekt Chalalán in vielerlei Hinsicht beispielhaft. Man darf<br />

aber nicht vergessen, dass über eine Umweltorganisation hier mehr als eine<br />

Million US-Dollar Anschubfinanzierung bereitgestellt wurde, über einen<br />

Zeitraum von 5 Jahren. Begleitet wurde das Projekt von einer ganzen Reihe von<br />

Ausbildungsmaßnahmen für die Bewohner der Comunidad San José de<br />

Chupiamonos, die Betreiber des Projekts.<br />

Es gibt ca. sechzig weitere Tourismusprojekte in Bolivien, die in<br />

Zusammenarbeit mit Gemeinden aufgebaut wurden. Die meisten dieser Projekte<br />

27


funktionieren leider nicht. Es reicht nicht aus für 20.000 US-$ eine Albergue zu<br />

bauen, und dann zu glauben, dass die Touristen automatisch kämen, und eine<br />

Gemeinde dieses Projekt alleine managen kann. Tourismus ist ein<br />

hochkomplexer, service- und qualitätsorientierte Dienstleistungssektor, der eine<br />

intensive Ausbildung notwenig macht – eine Ausbildung, die viele Gemeinden<br />

nicht erhalten haben, da sie kosten- und zeitintensiv sind.<br />

Souvenirs aus Kaktusholz<br />

Foto 4<br />

Wie siehst du den Zusammenhang zwischen Ökotourismus und Nationalparks?<br />

Durch den Besuch von Touristen kann ein Nationalpark eine Aufwertung bei der<br />

einheimischen Bevölkerung bekommen, zum einen durch die direkten<br />

Einnahmen, die durch den Tourismus verursacht werden. Zum anderen kann<br />

aber auch durch die Wertschätzung der natürlichen Ressourcen durch die<br />

Touristen diese besser geschützt werden. Ökotourismus kann ferner durch<br />

Eintrittsgelder, Souvenirverkauf, Lizenzen und Konzessionen einen wichtigen<br />

Beitrag zur Finanzierung eines Nationalparks leisten. Dies ist zum Beispiel in<br />

Südafrika der Fall –l eider aber noch nicht in Bolivien. Eintrittsgelder werden<br />

bisher nur in Madidi und Eduardo Abaroa eingenommen.<br />

Und konkret: Wie sieht das Zusammenspiel von Ökotourismus und<br />

sozialem/kommunitärem Tourismus hier im Land aus?<br />

Es gibt im Deutschen kein richtiges Wort für das, was in Englisch „community<br />

based tourism“ und im Spanischen „turismo comunitario“ heisst.<br />

In Bolivien gibt es eine große Bewegung in die Richtung, die Mehrzahl dieser<br />

Projekte jedoch funktioniert sehr schlecht. Ein Beispiel: Im Amboró-<br />

Nationalpark gibt es rund 10 Projekte aus dem Bereich „turismo comunitario“.<br />

28


Sie wurden gestartet mit einer Investition von zwischen 10 und 20.000 USD pro<br />

Lodge sowie leichtem Training für das Personal aus den Comunidades. Alle<br />

haben die gleiche Zielgruppe: Rucksacktouristen. Und dementsprechend auch<br />

das gleiche Angebot. Tatsache aber ist, dass die Mehrzahl der Besucher<br />

bolivianische Wochenendtouristen aus Santa Cruz sind. Es fehlt also eine<br />

Marktanalyse und eine Strategie, wie man an die Touristen überhaupt<br />

herankommt. Viele dieser Tourismus-Projekte werden von oder mit<br />

Unterstützung von NGOs aufgebaut, und da werden dann Aspekte wie<br />

Marketing oder Tourismus-Werbung kaum oder gar nicht berücksichtigt, genau<br />

das ist aber für den Erfolg der Projekte unabdingbar.<br />

Ein anderer Punkt: Die Zusammenarbeit mit dem Privatsektor geschieht viel zu<br />

zögerlich.<br />

Ein sehr gelungenes Beispiel für die Zusammenarbeit von Comunidades und<br />

Privatsektor ist das „La Ruta Tayka“ um den Salar de Uyuni. Hier arbeiten drei<br />

Partner zusammen: Fremen Tours als privater Tourismus-Unternehmer,<br />

PRODEM als Finanzier von BID-Mitteln, sowie 4 Comunidades, in denen<br />

jeweils ein Hotel gebaut wurde. Über 15 Jahre werden die Hotels nun<br />

gemeinsam unter Leitung von Fremen Tours geführt. dann sollen die Hotels<br />

komplett in die Hand der Comunidades übergeben werden. In den 15 Jahren soll<br />

das lokale Personal soweit ausgebildet werden, dass sie nach Übernahme die<br />

Hotels auf dem gleichen Niveau weiterführen können. Ein interessanter Ansatz.<br />

Salar de Uyuni<br />

Foto 5<br />

Welche weiteren Probleme können bei diesen gemeindebasierten<br />

Tourismusprojekten auftauchen?<br />

In den Comunidades selbst gibt es natürlich Probleme, die oft unterschätzt<br />

werden bzw. häufig von NGOs oder Geldgebern nicht benannt werden. Einmal<br />

ein grundsätzliches: Das Idealbild der Comunidad existiert in der Realität oft<br />

nicht. Denn, wer ist die Comunidad, wer repräsentiert sie? Dann ganz konkrete<br />

Probleme: Wie läuft intern die Geldverteilung? Oft gibt es Personalengpässe in<br />

29


der Erntezeit. Durch das häufig praktizierte Rotationsprinzip werden oftmals die<br />

Ausbildungsmaßnahmen tendenziell konterkariert.<br />

Aymara-Dorf am Chakaltaya bei La Paz<br />

Foto: Nico<br />

Foto 6<br />

Kann Tourismus dann also überhaupt einen Beitrag zur Armutsbekämpfung<br />

leisten?<br />

Ja, einen sehr grossen. Es sollte sich aber dabei auf gar keinen Fall nur auf die<br />

Konstruktion einer Lodge beschränkt werden, die von einer Comunidad<br />

verwaltet wird. Diese Aktivität ist, wie bereits erwähnt, kosten- und zeitintensiv,<br />

wenn sie erfolgreich sein soll. Ein viel größeres Potential liegt m.E. in anderen<br />

Aktivitäten, die mit dem Tourismus vernetzt werden können, angefangen bei<br />

einer hochwertigen, vielseitigen Souvenirherstellung bis hin zur Förderung von<br />

Bio-Produkten in Hotels. Oder durch die Unterstützung von umweltfreundlichen<br />

Technologien – z.B. durch den Einsatz einer Solarfähre auf dem Titicacasee.<br />

Nochmal allgemein: Kann Ferntourismus überhaupt Ökotourismus sein?<br />

Das Idealprodukt „Ökotourismus“ gibt es nicht. Was die Emissionen durch<br />

Flugreisen angeht, so ist dies zur Zeit ein großes Thema in Deutschland. Wenn<br />

man nicht auf eine Fernreise verzichten möchte, gibt es neuerdings die<br />

Möglichkeit, auf freiwilliger Basis Ausgleichszahlungen für verursachte CO2-<br />

Emissionen vorzunehmen. Dies wird teilweise als „ökologischer Ablasshandel“<br />

bezeichnet, ist jedoch in jedem Falle besser, als gar nichts zu tun. Informationen<br />

gibt es dazu beispielsweise im Internet unter www.atmosfair.de.<br />

(siehe hierzu den Artikel auf Seite 48).<br />

„Ökotourismus wird unternommen in relativ unberührten Gebieten, mit dem Hauptziel<br />

diese besser kennen und schätzen zu lernen.“ WTO 2000<br />

30


Zitiert nach J. Wehr: Was ist Ökotourismus? 2006<br />

Und ganz ganz allgemein: Wie sieht der bolivianische Tourismusmarkt aus?<br />

Bei dem größten Teil der Touristen handelt es sich in Bolivien um<br />

Rucksacktouristen mit wenig Geld, die die „klassischen“ Routen bereisen.<br />

Politische Unsicherheit und lange, teuere Flüge sind zwei der stärksten<br />

Hemmfaktoren für die Ausweitung des Tourismus. Insbesondere die gehobene<br />

Preisklasse, wie beispielsweise Studienreisen, wird in Bolivien nicht erreicht.<br />

Wie präsentiert sich Bolivien als Reiseland – zum Beispiel auf der ITB?<br />

Die Internationale Tourismus-Börse in Berlin findet jährlich im März statt und<br />

ist die größte Tourismus-Messe der Welt. In 26 großen Hallen wurden<br />

professionell Angebote aus der ganzen Welt vorgestellt. Nun, Bolivien hatte<br />

seinen Stand nicht bezahlt ...<br />

Es gab aber vier oder fünf kleine Tische, an denen sich ähnlich viele Tourismus-<br />

Agenturen ziemlich improvisiert vorgestellt haben. Dies steht in starkem<br />

Widerspruch zu den Ankündigungen, 3.000 (!) Tourismusprojekte mit<br />

Comunidades zu schaffen. Das wären im Schnitt fast 10 Projekte pro Municipio.<br />

Und es hat noch niemand die Frage beantwortet, wo denn all die dafür nötigen<br />

Touristen herkommen sollen ...<br />

Propaganda<br />

Franke SRL.<br />

Pequeño<br />

Das Gespräch führte Dirk Hoffmann.<br />

31


Dschungelbuch am Río Beni<br />

Im Nordwesten Boliviens erstreckt sich der Madidi-Nationalpark mit seiner<br />

gewaltigen Artenvielfalt. Dort führen die Bewohner von San José de<br />

Uchupiamonos erfolgreich eine Dschungel-Lodge.<br />

Foto 7<br />

Madidi National Park: der Rio Madidi von oben<br />

Foto: Martin H. Petrich<br />

Das Boot verschwindet im dichten Nebel, der sich wie ein Vorhang vor dem<br />

Bergdurchbruch zusammenzieht. „La Bala“, „der Schuss“ nennen die Bewohner<br />

des nahen Rurrenabaque diese eigenwillig geformte Stelle am Río Beni. Der<br />

Bootsfahrer bremst abrupt ab. Es wird nicht das letzte Mal auf dieser Fahrt sein.<br />

„Hier steigen wir aus“, verkündet Sandro nach einer Weile. Die Gäste folgen<br />

dem jungen Naturführer an den Fuß einer Bergwand, wo sich eine Gruppe<br />

Grünflügel-Aras eingenistet hat. „Für die Papageien ist diese Stelle zur<br />

Aufnahme von Salz von großer Bedeutung“, belehrt der 24-Jährige sie, während<br />

die begeisterten Europäer mit dem Fernglas den aufgeregten Flug dieser bunten<br />

Vögel verfolgen.<br />

Weniger entzückt von der Dschungelwelt sind die Touristen etwas später, als sie<br />

das Boot verlassen haben und auf dem Weg durch den Wald zur Chalalán Öko-<br />

Lodge sind. Abseits stehen Mahagonibäume und Wandernde Palmen, zwischen<br />

deren stacheligen Stelzwurzeln sich gerne Boas zum Schlafen legen. Ein<br />

beißender Geruch steigt plötzlich in die Nase und ein vernehmlich lauter<br />

werdendes Rascheln ist zu hören. „Hier ist ein Rudel Weißbartpekaris<br />

unterwegs“, informiert sie Sandro „und die können ziemlich ungemütlich<br />

32


werden. Fühlen sie sich bedroht, kreisen sie ihre Opfer ein und attackieren sie<br />

mit ihren scharfen Hauern. Da hilft nur noch die Flucht auf den Baum.“<br />

Glücklicherweise sind die gefräßigen Nabelschweine mit anderen Dingen<br />

beschäftigt und ziehen auf der Suche nach kleinen Tieren und Knollen weiter<br />

durch den Wald. Als Sandro mit seiner Gruppe endlich die Lodge erreicht,<br />

lassen sich die Gäste erleichtert in die Hängematten fallen. Bei einem Fruchtsaft<br />

lauschen sie dem Stimmengewirr des Tropenwaldes.<br />

Seit fast zehn Jahren können interessierte Besucher von der Lodge aus die<br />

Dschungelwelt des Madidi-Nationalparks im Nordwesten Boliviens erkunden.<br />

Und die ist reichlich bunt: Über 1.000 Vogelarten und 44 Prozent aller in<br />

Südamerika heimischen Säugetierarten tummeln sich hier. Hinsichtlich der<br />

Artenvielfalt kann sich der Park mit anderen südamerikanischen Schutzgebieten<br />

leicht messen. Mit nahezu 19.000 Quadratkilometern etwas größer als Sachsen,<br />

erstreckt er sich von den schneebedeckten Fünftausendern der Anden entlang<br />

der Grenze zu Peru bis zum tropischen Amazonasbecken. Vom ewigen Eis über<br />

Bergnebelwälder und tropische Regenwälder bis zu Savannen, den Pampas,<br />

reichen die Ökozonen. Flüsse durchziehen das Gebiet wie sich windende<br />

Schlangen.<br />

Erst 1995, nachdem die Abholzung immer bedrohlichere Ausmaße<br />

angenommen hatte, erklärte die bolivianische Regierung den Madidi zum<br />

Nationalpark. Doch mit ein paar dutzend Parkwächtern vermag die dafür<br />

zuständige Nationalparkbehörde SERNAP (Servicio Nacional de Áreas<br />

Protegidas) nicht annähernd dieses riesige und schwer zugängliche Territorium<br />

zu kontrollieren.<br />

"Es handelt sich um ein spezielles Nachfragesegment, welches sich dadurch<br />

auszeichnet, dass naturbezogene Aktivitäten in attraktiven naturnahen Landschaften,<br />

bevorzugt in Schutzgebieten, ausgeübt werden." GTZ 2001 (Ludwig Ellenberg)<br />

Zitiert nach J. Wehr: Was ist Ökotourismus? 2006<br />

Unter dem sozialistischen Präsidenten Evo Morales ist die Lage der Behörde<br />

dramatisch schlechter geworden. Für Umweltschutz hat der einstige Koka-Bauer<br />

wenig übrig. Besonders auf das lukrative Mahagoni haben es die Holzfirmen<br />

abgesehen – und drücken den rund um den Madidi lebenden verarmten Bauern<br />

auch heute noch gern die gefräßigen Kettensägen in die Hand. Wie etwa den<br />

wenig zimperlichen Bewohnern des südlich vom Park gelegenen Städtchens<br />

Apolo. Erst kürzlich haben sich 600 von ihnen im Park niedergelassen, um dort<br />

eine neue Siedlung zu gründen. Von dort aus wollen sie beim Bau einer Straße<br />

mitten durch den unberührten Dschungel in Richtung Norden helfen. „Ein<br />

verkehrstechnisch völlig sinnloses Projekt“ meint Marcelo Arze, der für die<br />

33


internationale Umweltorganisation „Conservation International“ in La Paz<br />

arbeitet: „Es geht schlicht darum, dass die Firmen über die Straße schneller an<br />

die lukrativen Edelhölzer herankommen wollen“.<br />

Madidi National Park: Rio Beni, Bala<br />

Foto: Nicole Häusler<br />

Foto 8<br />

Mit seinem Team arbeitet Arze seit Jahren an einem besseren Schutz für die<br />

bolivianischen Nationalparks. Dabei spielt auch der Ökotourismus eine<br />

zunehmend bedeutendere Rolle. Mit finanzieller Unterstützung der<br />

„Amerikanischen Entwicklungsbank“ (BID) half seine Organisation der<br />

Dschungelgemeinde San José de Uchupiamonas beim Bau der Chalalán Öko-<br />

Lodge und bildete das Personal aus. Ehemalige Wilderer avancierten zu<br />

exzellenten Naturführern wie etwa Sandro, der heute ein gefragter Vogelkundler<br />

ist. Das 300 Jahre alte San José liegt inmitten des Madidi Nationalparks, etwa<br />

drei Bootsstunden von der Lodge entfernt. Die Bewohner gehören der Quechua-<br />

Tacana-Volksgruppe an. Alle Mitarbeiter der Herberge stammen aus der 350-<br />

Seelen-Gemeinde, darunter auch Alex Villca Limaco. „Seit sieben Jahren ist<br />

unsere Albergue finanziell unabhängig und wirft Gewinn ab“, sagt er voller<br />

Stolz. „Mit der Hälfte des Geldes finanzieren wir Gemeindeprojekte wie etwa<br />

die Krankenstation und die Schule, der Rest geht an die Familien“. Neben<br />

weiteren baulichen Verbesserungen soll die Vermarktung vorangetrieben<br />

werden, denn in den vergangenen Jahren übernachteten im Schnitt gerade mal<br />

tausend Besucher in der „Albergue Ecológico“. Dazu dient das von dem 28jährigen<br />

Alex geleitete Kontaktbüro in La Paz.<br />

Beim Bemühen, mehr Touristen in den Nationalpark zu locken, mag vielleicht<br />

auch „Luca Luca“ helfen. So heißt das kleine Titi-Äffchen bei den<br />

Einheimischen wegen seines markanten Rufes. Es ist das einzige Tier im<br />

Madidi, welches mit www.goldenpalacemonkey.com über eine eigene Webseite<br />

verfügt. Denn dank eines nordamerikanischen Online-Casinos heißt es jetzt<br />

„GoldenPalace.com Monkey“ – oder in feinstem Wissenschafts-Latein<br />

34


„Callicebus aureipalatii”. Am 3. März 2005 ersteigerte sich die virtuelle<br />

Spielbank aus den USA für 650.000 US-Dollar das Recht, dieses nur 30<br />

Zentimeter große Springäffchen zu taufen. Die Idee für diese ungewöhnliche<br />

Namensvergabe hatten Forscher der „Wildlife Conservation Society“ (WCS),<br />

die das scheue Tierchen mit dem hübschen Goldschopf und der rostbraunen<br />

Halskrause als eigenständige Springaffen-Art identifiziert hatten. „So wurde das<br />

Internet zu einem wesentlichen Schutzfaktor für diesen Affen und den<br />

Nationalpark“, lobt der Präsident der New Yorker Umweltorganisation die<br />

ungewöhnliche Aktion. Der hohe Betrag kommt der „Stiftung für die<br />

Entwicklung der Schutzgebiete Boliviens“ (FUNDESNAP) in La Paz zugute.<br />

Sie kann dieses Geld gut gebrauchen, denn fast ihr gesamtes Budget für die<br />

Nationalparks wird von ausländischen Geldgebern – unter anderem von der<br />

deutschen „Kreditanstalt für Wiederaufbau“ (KfW) – bestritten. Allein für die<br />

Verwaltung des Madidi muss sie jährlich eine halbe Million US-Dollar<br />

aufwenden.<br />

Auf „Luca Luca“ zu treffen ist beim Aufenthalt in der Chalalán-Lodge eher<br />

unwahrscheinlich. Doch auch ohne den flauschigen Online-Primaten ist das<br />

dortige Tierleben ziemlich spannend. Es lässt sich besonders gut bei einer<br />

abendlichen Ruderpartie auf der nahen „Laguna Chalalán“ bestaunen. Während<br />

das Boot langsam über das stille Gewässer gleitet und Mücken die Gesichter<br />

umschwirren, flitzen Eisvögel und Tukane davon. Ein Kaiman verharrt wie<br />

versteinert im Schlamm, die Augen hypnotisierend auf das trübe Wasser<br />

gerichtet. Braune Kapuziner-Affen springen in den Baumkronen zum Dinner.<br />

Den Schwanz um einen Ast gekringelt, stopft sich ein Affenbaby die Früchte ins<br />

Maul, während sich die Mutter akrobatisch ins Geäst fallen lässt und Blätter<br />

zupft. Szenen, wie sie Rudyard Kipling nicht besser in seinem Dschungelbuch<br />

hätte schildern können.<br />

Der Autor:<br />

Martin H. Petrich ist Reisejournalist und lebt in Berlin. Für den Dumont-<br />

Reiseverlag hat der 42-Jährige mehrere Bücher geschrieben, darunter den<br />

Kunstreiseführer „Vietnam, Kambodscha und Laos“. Im kommenden Jahr wird<br />

ein weiterer Reiseführer über „Vietnam“ erscheinen.<br />

Reise-Infos:<br />

Von La Paz starten mehrmals täglich zwölfsitzige Propellermaschinen der<br />

Fluggesellschaften „Tam“ oder „Amazonas“ nach Rurrenabaque – für Touristen<br />

das einzige Tor in den Madidi-Nationalpark. Ein Rückflugticket kostet ab 100<br />

Dollar (zzgl. Steuern). Der Flug über die Anden ins Amazonasgebiet zählt zu<br />

den spektakulärsten Südamerikas. Busfahrten dauern mehr als 15 Stunden, da<br />

die Straße von La Paz über Coroico nach Rurrenabaque streckenweise in<br />

schlechtem Zustand ist.<br />

Kontakt:<br />

35


La Paz: Albergue Ecológico Chalalán, c. Sagárnga No. 189, Esq. Murillo,<br />

Shoping Doryan, 2do. Piso Of. 35, Tel./Fax 02-2311451, E-Mail:<br />

chalalan_eco@hotmail.com, www.chalalan.com<br />

Rurrenabaque: Calle Comercio, s/n Zona Central, Tel. 03-8922419, Fax<br />

8922309, E-Mail: chalalan_eco@yahoo.com<br />

Veranstalter: Magri Turismo, Capitán Ravelo No. 2101, La Paz, Tel. 02-<br />

2442727, Fax 2443060, www.magri-amexpress.com.bo<br />

Martin H. Petrich<br />

El Valor tangible e intangible de la inventariacion de atractivos turisticos<br />

del norte de Potosí<br />

El desarrollo del turismo en regiones como el Norte de Potosí, catalogadas<br />

tradicionalmente como mineras y sobre cuya actividad extractiva de minerales<br />

ha descansado por varias décadas la economía del país, ha quedado relegado<br />

pese a la gran riqueza etno y ecoturística que presentan en sus diferentes pisos<br />

ecológicos que varían desde los 2.500 m.s.n.m. hasta los casi 5.000 m.s.n.m. en<br />

sus parte montañosa. A su vez, en los municipios mineros han quedado las<br />

huellas tangibles e intangibles de la minería que cambio la historia política y<br />

económica de Bolivia, sinó que también trascendió a otros continentes, a través<br />

de actores locales y extranjeros que vivieron en esta región la época dorada de la<br />

minería.<br />

resolution<br />

no hay high<br />

36


Es imposible pensar en beneficios que podría generar el sector turístico en el<br />

Norte de Potosí, si ni su propia gente conoce y valora lo que tiene, por tanto el<br />

esfuerzo de contar con un Inventario de Atractivos Turísticos, se está viendo<br />

recompensado por el hecho de que en la presidencia de Carlos Mesa, se<br />

promulgó un decreto supremo mediante el cual se declara al Norte de Potosí<br />

como región turística prioritaria dentro los circuitos nacionales y actualmente el<br />

gobierno del presidente Evo Morales, a través del Viceministerio de Turismo a<br />

priorizado a esta región dentro de sus políticas de Desarrollo Turístico.<br />

Los mas de doscientos atractivos turísticos que se presentan en la inventariación,<br />

se espera que posibiliten el desarrollo y consolidación operativa de destinos,<br />

circuitos y productos turísticos que desde el año 2004 han desarrollado los<br />

comités impulsores del turismo con el apoyo de la Cooperación Técnica<br />

Alemana GTZ a través de la empresa consultora GFA Consulting Group.<br />

Es una gran oportunidad para demostrar que a partir de una visión compartida de<br />

desarrollo turístico, y la concertación entre actores públicos y privados, se pueda<br />

aliviar la situación de pobreza en territorios indígenas, comunidades de vocación<br />

agropecuaria y artesanal, así como en los municipios mineros.<br />

37


La materia prima para hacer turismo en el Norte de Potosí existe, desde las<br />

monumentales huellas de dinosaurio y cavernas de Torotoro, pasando por las<br />

regiones de ayllus originarios de gran riqueza cultural, hasta los circuitos<br />

mineros y otros atractivos como las aguas termales, son los que confirman entre<br />

otros la potencialidad turística de la región. Para no quedarnos cortos, los<br />

invitamos a visitar la región y poder evidenciar que la descripción y fotografías<br />

que se encuentran en el Inventario de Atractivos del Norte de Potosí, no se<br />

igualaran jamás a lo que experimentará haciendo una visita en situ de los<br />

atractivos identificados.<br />

Everth Rubin de Celis<br />

Ex Coordinador Regional PROAGRO<br />

Förderung des Turismo Comunitario im Distrikt 8 von Sucre<br />

– ein Beispiel aus der Arbeit der GTZ –<br />

Mit dem Nationalen Dialog Produktives Bolivien im Jahr 2004 fing alles an.<br />

Das GTZ Programm zur Förderung dezentraler Regierungsführung und<br />

Armutsbekämpfung (PADEP) unterstützte die vielen Dialogforen auf<br />

munizipaler und departamentaler Ebene, die sich zum Ziel gesetzt hatten, lokale<br />

und regionale Potenziale zur Förderung von Produktion, Arbeit und Einkommen<br />

insbesondere für benachteiligte Bevölkerungsgruppen zu identifizieren. So auch<br />

in Sucre, wo sich die Munizipalregierung, Bauern-, indigene und<br />

Frauenorganisationen sowie Vertreter der lokalen Wirtschaft zusammen setzten<br />

und überlegten, wie die Wirtschaft Sucres gestärkt und weiterentwickelt werden<br />

könnte. Die gemeinsame Analyse ergab, daß der Tourismus viele, noch nicht<br />

erschlossene Potenziale zur Förderung der lokalen Wirtschaft der<br />

Landeshauptstadt bot. Dank der Teilnahme der indigenen Gemeinden des 8.<br />

Distrikts am Dialogforum, wurden die touristischen Attraktionen der Jalq’a und<br />

Chuta Kulturen der indigenen Dörfer ins Blickfeld der Munizipalregierung<br />

38


gerückt. Damit war die Idee des „Turismo Comunitario“ geboren.<br />

Die Bürgermeisterin Sucres<br />

wandte sich an PADEP mit der<br />

Bitte, das Munizip bei dem<br />

Prozess der Planung von der<br />

Idee zum Projekt zu beraten.<br />

Konkret ging es darum,<br />

Tourismusförderung des<br />

indigenen 8. Distrikts als Politik<br />

des Munizips gemeinsam mit<br />

den munizipal Verantwortlichen<br />

und den indigenen Gemeindevertretern<br />

zu entwickeln und zu<br />

implementieren. Der Beratungsprozess<br />

durchlief mehrere<br />

Stationen, die zum Ziel hatten,<br />

no hay hight resolution<br />

Akteure so zu stärken und miteinander zu vernetzen, daß sie nach der Beratung<br />

in der Lage sind, selbständig Tourismusprojekte zu planen und umzusetzen.<br />

Zunächst ging es darum, gemeinsam mit dem Munizip die relevanten Akteure<br />

zur Entwicklung einer Politik der Tourismusförderung zu identifiziern und mit<br />

ihnen ein Komitee der Tourismusförderung zu bilden. Die beteiligten Akteure<br />

umfassten die für Tourismus zuständigen Stellen der Munizpalverwaltung,<br />

indigene Organisationen des 8. Distrikts, in Sucre arbeitende<br />

Nichtregierungsorganisationen und Tourismusunternehmen. Das Komitee hatte<br />

die Aufgabe die touristischen Potenziale des 8. Distrikts, mögliche Hemmnisse<br />

einer Förderung, Voraussetzungen und Ansätze für eine wirtschaftliche Nutzung<br />

zu evaluieren, Eigenbeiträge der Beteiligten zu identifizieren, dem Munizip<br />

entsprechende Vorschläge vorzulegen und auf der Grundlage der<br />

Munizipalentscheidung, konkrete Projekte auszuarbeiten.<br />

PADEP wurde damit beauftragt Tourismuspotenziale und konkrete Ansätze für<br />

eine nachhaltige Nutzung zu identifizieren. Gemeinsam mit den indigenen<br />

Organisationen der 5 Kantone Mamahuasi, Chaunaca, Maragua, Potolo und<br />

Quila Quila, die den 8. Distrikt bilden, wurden Entwicklungspotenziale und<br />

konkrete Förderansätze ausgemacht, der Fortbildungs- und Schulungsbedarf der<br />

zukünftigen Betreiber festgestellt und erforderliche Infrastrukturmaßnahmen in<br />

den Bereichen Straßen- und Wegebau, Unterkünfte für Touristen und Märkte<br />

zum Verkauf von Kunsthandwerk identifiziert.<br />

39


„Ökotourismus ist eine verantwortungsvolle Form des Reisens in naturnahe Gebiete,<br />

die zum Schutz der Umwelt und zum Wohlergehen der lokalen Bevölkerung beiträgt.“<br />

(The Ecotoursim Society 1991)<br />

Zitiert nach J. Wehr: Was ist Ökotourismus? 2006<br />

Die Studien haben nicht nur den kulturellen, landschaftlichen und historischen<br />

Reichtum des 8. Distrikts zum Vorschein gebracht, sondern durch die aktive<br />

Mitwirkung der indigenen Gemeinden auch ihre Organisationsfähigkeiten und<br />

Inkapfad bei<br />

Chaunaca<br />

no hay high resolution<br />

ihr kulturelles Selbstbewusstsein<br />

gestärkt und ihre Chancen auf ein<br />

zusätzliches und dauerhaftes<br />

Einkommen verbessert. Insbesondere<br />

Frauen und Jugendliche haben für sich<br />

viele einkommens-wirksame<br />

Möglichkeiten als Tourismus-führer, im<br />

Bereich des Kunsthandwerks und der<br />

Gastronomie entdeckt.<br />

In einem zweiten Schritt hat PADEP gemeinsam mit den indigenen Gemeinden<br />

konkrete Maßnahmen zur Tourismusförderung in den einzelnen Kantonen<br />

geplant. Die erarbeiteten Fördermaßnahmen wurden vom Komitee zur<br />

Förderung des Turismo Comunitario dem Stadtrat von Sucre vorgestellt und mit<br />

dem Antrag verbunden, die für die<br />

Durchführung der Projekte erforder-lichen<br />

Mittel in den Haushalt einzu-stellen. Das<br />

ist auch tatsächlich erfolgt:<br />

Planungsworkshop in Potolo<br />

no hay high resolution<br />

Strickerinnen Potolo<br />

� 100.000 Bs. zur Förderung des<br />

archäologischen Parks Inca-machay<br />

und Pumamachay<br />

� 20.000 Bs. zur Förderung der Chuta<br />

Kultur in Mamahuasi<br />

� 50.000 Bs. zur Förderung des<br />

Kunsthandwerks im 8. Distrikt<br />

� 65.000 Bs. zur Errichtung eines<br />

Tourismuszentrums in Quila Quila.<br />

40


no hay high resolution<br />

Für die indigenen Gemeinden des 8. Distrikts<br />

ist es das erste Mal, daß sie Mittel des<br />

Munizips für Tourismusförderung erhalten.<br />

Es bleibt noch viel zu tun, um von diesen<br />

ersten Erfahrungen zu einer langfristigen und<br />

nachhaltigen Förderpolitik zu kommen. Der<br />

Stadtrat und allen voran, die Bürgermeisterin<br />

Aydeé Nava Andrade, haben sich zu ihrer<br />

politischen Verantwortung bekannt. Sie<br />

wollen die Armut und kulturelle Diskriminierung der indigenen Bevölkerung in<br />

Sucre bekämpfen. Zur Unterstützung und Konsolidierung des indigenen<br />

Tourismus hat PADEP einen deutsch-spanischen Tourismus Führer über den<br />

indigenen Distrikt erstellt, der beim Munizip und Reiseagenturen in Sucre<br />

erhältlich ist. Zur Stärkung der kulturellen Identität der Jalq’a und Förderung des<br />

interkulturellen Verständnisses hat PADEP mit Hilfe der Dorfältesten und -<br />

weisen Märchen und Sagen der Jalq’a Kultur gesammelt und in spanischer<br />

Sprache dokumentiert. Das Buch ist ebenfalls beim Munizip Sucres erhältlich.<br />

Schliesslich möchten die politisch Verantwortlichen der Stadt Sucre wissen, ob<br />

ihre Politik der Tourismusförderung auch die gewünschten Wirkungen im<br />

Bereich der Schaffung zusätzlicher Einkommen und damit zum Abbau von<br />

Armut erreichen. PADEP hat dazu ein Monitoringsystem eingerichtet und wird<br />

zum Jahresende eine erste Wirkungsbeobachtung durchführen. Die erhobenen<br />

Informationen werden dem Munizip zur Optimierung seiner Politik der<br />

indigenen Tourismusförderung dienen und ie Teilnahme und Teilhabe der<br />

indigenen Bevölkerung an der wirtschaftlichen Entwicklung verbessern.<br />

Lassen Sie sich begeistern von der Naturschönheit und den kulturellen<br />

Zeugnissen einer längst vergangenen Zeit des indigenen Distrikts 8 von Sucre.<br />

no hay high resolution<br />

Chaunaca, Incamachay<br />

41


Mucho eco, y con ganas. Ecoturismo en Chile<br />

Christian Breustedt<br />

GTZ – Programm zur Förderung<br />

dezentraler Regierungsführung<br />

und Armutsbekämpfung (PADEP)<br />

Vivo en Chile con mi pareja alemana desde hace casi dos años y ya recorrimos<br />

muchas regiones bellas. Nos encantan los Parques Nacionales, las áreas de<br />

camping en lugares tranquilos y los paseos de fin de semana en los valles<br />

andinos. La mayoría de los ciudadanos chilenos no llega más allá del parqueo de<br />

un “Santuario de la Naturaleza” sentándose allá para una parrillada extensa, pero<br />

ya conocemos a dos grupos de excursionistas aficionados en Santiago que salen<br />

todos los domingos a los cerros, apreciando tanto el ejercicio físico como la<br />

vista panorámica y –de vez en cuando- un encuentro con los cóndores.<br />

Foto 9<br />

Bosques de Alerce y Araucarias embellecen la región de los lagos en la Ruta de los volcanes.<br />

De izquierda: La "araucaria madre" milenaria, el volcán Llaima y una cabaña en el Parque<br />

Nacional Conquillío cerca de Temuco.<br />

En nuestros viajes a lo largo del país siempre nos encontramos con chilenos<br />

jóvenes y no tan jóvenes simpáticos y deportistas. Uno conversa un poco,<br />

intercambia alimentos, consejos y experiencias. Con ellos estamos en la misma<br />

onda: Nos gusta caminar y disfrutar de las bellezas naturales. Y estas hay en<br />

abundancia.<br />

Todas las ventajas para el ecoturismo<br />

Chile es un país largo, montañoso, con costas mayormente rocosas de 4.300<br />

kilómetros en línea recta (84.300 en realidad) y rico en diversidad climática.<br />

Desde el desierto de Atacama hasta la Antártida abarca casi todas las<br />

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condiciones naturales existentes en el globo, excepto lo trópico. La maravilla del<br />

Sur es su enorme cantidad de lagos, termas y volcanes.<br />

Foto 10<br />

Caminos, senderos y facilidades de camping se encuentran en la mayoría de los parques<br />

nacionales. De izquierda: Salar de Atacama, Pan de Azúcar, Termas Puritama.<br />

Existen 32 Parques Nacionales, 47 Reservas Nacionales y trece Monumentos<br />

Naturales que componen el Sistema Nacional de Áreas Silvestres Protegidas;<br />

cubren casi un cuarto de la superficie nacional. En los últimos diez años, el<br />

ingreso de visitantes a las áreas protegidas aumentó en 35 por ciento a 1,3<br />

millones de personas.<br />

"Chile básicamente ofrece al extranjero un turismo de interés especial y<br />

aventura, aspectos en los que nuestro país tiene mucho que mostrar. Muchas de<br />

esas actividades son promocionadas en productos donde explícita o<br />

implícitamente está lo ecológico o ecoturístico. Desde ese punto de vista, son<br />

elementos que se premian, aunque no son predominantes", indica Grany Martic<br />

de la institución ProChile.<br />

Foto 11<br />

En áreas no protegidas, se permite hacer sandsurfing como en San Pedro de Atacama, se<br />

construyen aldeas poco estéticas de cabañas de veraniego en la costa y los cuadratracs<br />

recorren las playas en alta velocidad. Esto hace apreciar la calma y el trato cuidadoso de la<br />

naturaleza en las áreas protegidas.<br />

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El turismo, aunque prosperando cada año más, no puede competir con la „niña<br />

bonita“ de la economía chilena, el cobre. Para poner las relaciones financieras en<br />

su lugar, leamos la estadística de<br />

„Turismo y exportaciones de bienes en 2005, en millones de dólares“ de<br />

SENATUR<br />

1. Cobre: 18.305,6<br />

2. Sector frutícola: 2.114,8<br />

3. Productos forestales, muebles y madera: 1.810,4<br />

4. Salmón y trucha: 1.667,0<br />

5. Celulosa, papel y otros: 1.658,7<br />

6. Turismo: 1386,9<br />

7. Vino: 882,7<br />

El conflicto de intereses entre economía y protección del medio ambiente aflora<br />

a diario.<br />

¿Sanidad del Golfo Corcovado o exportación lucrativa de salmón? ¿Vías<br />

terrestres para transporte a través del Parque Pumalín o conservación de<br />

humedales? ¿Minería o conservación de agua? Fortalecer el ecoturismo daría<br />

más peso a los argumentos medio ambientales.<br />

El Servicio Nacional de Turismo en Chile planifica hasta el año 2010 elaborar<br />

planes de ordenamiento territorial en destinos ecoturísticos, fortalecer la gestión<br />

en áreas protegidas y elaborar una normativa de calidad para los servicios<br />

turísticos. Es decir, queda mucho por hacer todavía.<br />

Las zonas prioritarias para el ecoturismo en Chile<br />

1. Patagonia con sus canales y glaciares, Torres del Paine<br />

2. La ruta de los volcanes con sus bosques de araucarias y alerces, sus lagos<br />

y termas.<br />

3. Isla de Pascua<br />

4. Isla San Fernández<br />

5. Desierto de Atacama, geiseres, oasis de San Pedro de Atacama y Capana<br />

6. Valle de Elquí<br />

7. Zona de Limari con sus viñas<br />

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La meta: Turista culto, servicio confiable<br />

También en Chile se entiende por ecoturismo un turismo que no sea invasivo o<br />

depredador. El turista debería pasar casi imperceptible, caminando estrictamente<br />

en los senderos indicados, admirando la naturaleza y la cultura desarrollada en<br />

este hábitat. "Nuestro propósito es servir a un ecoturista culto e informado. Por<br />

lo tanto, el servicio debe ser muy confiable, cálido y nada improvisado. La idea<br />

es que haya códigos escritos" afirma Adolfo Alvial de la Fundación EuroChile.<br />

En los estacionamientos nunca faltan los letreros “Lleve su basura”. En cuanto a<br />

infraestructura, uno siempre encuentra un hotelito o un camping decente. Las<br />

áreas de camping normalmente tienen duchas ecológicas (bolsas negras),<br />

parrillas, sombrillas, servicio de basura y de agua. En fines de semana largos,<br />

feriados, vacaciones o fiestas nacionales, los servicios están garantizados, pero<br />

en temporadas bajas, es mejor llamar a las administraciones respectivas antes de<br />

viajar. Sino, puede pasar que uno, agotado, se encuentre al anochecer en un<br />

lugar remoto sin agua ni cama. ¡Esto vale sobre todo para ciclistas!<br />

Tip:<br />

El ciclismo turístico es relativamente incipiente en Chile. En pocas ciudades se<br />

encuentran ciclovías y los conductores de autos y buses no están acostumbrados<br />

a respetar estos seres delgados en la carretera. Más vale vestirse con colores<br />

llamativos y armarse de signos vistosos como una banderita color naranja. Está<br />

prohibido pasar por túneles en bicicleta, pero después de llamar al SOS en los<br />

postes de la entrada, llegarán las vagonetas de emergencia para transportar<br />

personas y bicis al otro lado del cerro.<br />

Las áreas protegidas<br />

Un rol destacado en la conservación del patrimonio silvestre juega la<br />

Corporación Nacional Forestal, CONAF que tiene la responsabilidad de<br />

contribuir al desarrollo del país a través del uso sostenible de los ecosistemas<br />

forestales. Un 21 por ciento del territorio nacional, es decir 17 millones de<br />

hectáreas están cubiertos de bosque, pero la cantidad de las especies nativas en<br />

fauna y flora no puede compararse con la exuberancia en Bolivia. Sin embargo,<br />

las plantaciones forestales, principalmente de Pinus radiata y especies del género<br />

Eucalyptus, abarcan una superficie cercana a los 2,1 millones de hectáreas<br />

equivalentes al sólo 2,8% de la superficie.<br />

45


Foto 12<br />

La flora y fauna de Chile no puede competir con la riqueza de Bolivia, pero sí existen una<br />

biodiversidad mucho más grande de lo que piensan los visitantes. En Patagonia se crían<br />

pingüinos Humboldt en grandes espacios zoológicos, los glaciares de la zona central<br />

albergan una flora andina enana y en el Parque La Campana existen los últimos bosques de<br />

la palmera chilena, Jubaea Chilensis.<br />

Los empleados de la CONAF, todos muy amables y ordenados, podrían ser más.<br />

Para el mantenimiento de senderos educativos, cabañas y letreros muchas veces<br />

faltan presupuesto y personal. El control de las áreas protegidas inmensas<br />

requerería un aumento significativo de caballos y hombres.<br />

La infraestructura turística está en manos de concesionarios que administran<br />

cabañas, tiendas o transporte en botes según sus capacidades. Chile es el<br />

campeón mundial en concesiones. La mayoría de las obras públicas, por ejemplo<br />

las autopistas y hasta las cárceles (¡), funcionan en concesión privada.<br />

Aparte de las instituciones estatales, consorcios privados invierten en la<br />

conservación del medio ambiente, como la productora de celulosa ARAUCO<br />

que administra ocho pequeños parques con 1.200 hectáreas para la educación,<br />

investigación y recreación en las regiones de mayor intervención de Curicó,<br />

Temuco y Valdivia. Los pequeños museos e instalaciones no están regularmente<br />

atendidos.<br />

Torres del Paine: La zona más frecuentada por extranjeros de todo el mundo es<br />

el Parque Nacional Torres del Paine. Se estima una cifra de 200 mil visitantes en<br />

2007. A pesar de la alta conciencia de los turistas y la vigilancia de los<br />

guardaparques, en 2005 un mochilero checo causó un incendio que quemó 13<br />

mil hectáreas de matorrales y bosque nativos.<br />

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Foto 13<br />

A pesar de la disminución de los glaciares en Patagonia, aún se permite el uso de hielo para<br />

un Pisco Sour memorable como en el Lago Grey con sus matices de toda la gama de azules.<br />

De mayor envergadura son las inversiones del norteamericano Douglas<br />

Tompkins. En 1991 compró el Fundo Reñihue con la idea de proteger sus<br />

17.000 hectáreas de bosque templado lluvioso, de una eventual explotación.<br />

Hasta hoy, su Fundación “The Conservation Land Trust” ha adquirido otras<br />

300.000 hectáreas de tierras contiguas que forman el Parque Pumalín. Estas<br />

propiedades fueron declaradas Santuario de la Naturaleza en 2005.<br />

Tip:<br />

Mapas excelentes y anualmente actualizados para todos los Parques Nacionales<br />

se compran en los surtidores COPEC: “Rutas de Parques Nacionales Chile”.<br />

Informaciones generales turísticas (cuatro tomos) se encuentran en kioscos<br />

callejeros y oficinas de Telefónica/CTC Chile: “Guías TURISTEL”.<br />

Bibliografía virtual:<br />

www.turistel.cl<br />

www.chile.com<br />

www.gochile.cl/spa/Guide/ChileNationalParks/<br />

www.turismochile.com/temas/santuarios_de_la_naturaleza/<br />

www.rutadelosvolcanes.cl<br />

www.conaf.gob.cl<br />

www.prochile.cl<br />

www.olca.cl<br />

www.arauco.cl<br />

www.cascadadelasanimas.cl<br />

www.parquepumalin.cl<br />

www.sernatur.cl/plan_accion2006_2010/plan_accion_2006_2010.pdf<br />

47


www.ecoaustralchile.com<br />

Die zweitbesten Lösungen<br />

Reinhild Margarita von Brunn<br />

Santiago de Chile<br />

Wie kann angesichts der CO2-Problematik Ökotourismus, oder sagen wir besser,<br />

umweltverträglicher Tourismus, überhaupt aussehen? Gar nicht mehr reisen?<br />

Das Flugzeug öfter mal stehen lassen? Nur noch „Sylt statt Seychellen“, wie es<br />

Umweltminister Sigmar Gabriel griffig formulierte? Sicherlich sollte und kann<br />

man so oft wie möglich auf das Flugzeug verzichten und stattdessen mit Bahn<br />

und Bus reisen. Was aber, wenn der Ruf der Ferne zu stark ist oder man aus<br />

beruflichen Gründen fliegen muss? Ich kann schließlich schlecht zu Fuß zur<br />

Fortbildung nach Lima laufen. Sich dann darauf zu berufen, dass man ja<br />

gewissermaßen nichts für den CO2-Ausstoß kann, ist eine allzu billige Ausrede.<br />

Dem Klima ist es wurscht, ob meine CO2-Emissionen beruflich bedingt sind. Es<br />

erwärmt sich trotzdem.<br />

Ancohuma<br />

Foto 14<br />

Wenn es auch unumstritten ist, dass die Vermeidung von Emissionen die beste<br />

Lösung ist, so gibt es doch zumindest zwei „zweitbeste“ Lösungen.<br />

Umweltzertifikate – oder: das Recht, die Umwelt zu verschmutzen<br />

Umweltzertifikate sind Wertpapiere. Mit Wertpapieren kann man handeln,<br />

Handelsplätze sind die Börsen. Ein Umweltzertifikat gibt einem das Recht, eine<br />

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estimmte Menge eines schädlichen Produktes an die Umwelt abzugeben. Will<br />

oder muss ich die Umwelt mehr belasten, als es mir aufgrund meiner<br />

Umweltzertifikate zusteht, so muss ich Zertifikate kaufen. Bin ich dagegen<br />

überdurchschnittlich sauber, so kann ich meine nicht benötigten Zertifikate<br />

verkaufen und zu Geld machen. Der Handel kann im Prinzip zwischen<br />

Unternehmen, aber auch zwischen Staaten ablaufen.<br />

Für den überzeugten Marktwirtschaftler haben Umweltzertifikate einen<br />

unwiderstehlichen Reiz. Die Umweltbelastung wird ein handelbares Gut<br />

(während sie vorher ein freies Gut war und jedem ohne Kosten zur Verfügung<br />

stand), somit wird die Umweltbelastung zum Kostenfaktor. Das sauber<br />

produzierende Unternehmen hat Kostenvorteile, und damit über den<br />

Verkaufspreis der Produkte Konkurrenzvorteile. Über die Produktionskosten<br />

wird ein Anreiz zur Einsparung von Emissionen und anderen<br />

Umweltbelastungen geschaffen. Die bisher externen Kosten 1 der<br />

Umweltverschmutzung werden – endlich! – zu internen Kosten.<br />

So weit, so gut. Es bleibt das Problem, dass man das Recht erwirbt, die Umwelt<br />

und damit andere zu schädigen. Juristisch ist ein solches Recht problematisch.<br />

Zudem stellt sich die Frage, wie hoch denn die Emissionen überhaupt sein<br />

dürfen. Es ist ja durchaus möglich, dass die weltweit zugebilligte Menge an<br />

Emissionen immer noch viel zu hoch ist, um die Klimakatastrophe zu<br />

vermeiden. Nach den momentan gültigen Konventionen ist genau das der Fall.<br />

Dennoch sind die Emissionszertifikate ein sinnvoller Weg, den CO2-Ausstoß in<br />

die Marktpreise einzubeziehen. Was fehlt, ist die verbindliche Festlegung einer<br />

klimaverträglichen Gesamtmenge an CO2-Emissionen.<br />

Atmosfair – oder: moderner Ablasshandel<br />

Haben Sie ein Umweltgewissen? Oder haben Sie sich schon erfolgreich selbst<br />

weisgemacht, dass Sie einfach zweimal im Jahr nach Deutschland fliegen<br />

müssen, sei es beruflich oder privat, schließlich, der Job, und man muss doch die<br />

Kontakte zu Freunden und Familienangehörigen wahren, nicht wahr?, und<br />

überhaupt...<br />

1 externe Kosten: Kosten, die nicht der Verursacher trägt, sondern ein unbeteiligter Anderer; in diesem Fall<br />

Schäden für Land- und Forstwirtschaft, Gebäudeschäden, gesundheitliche Schäden aufgrund von<br />

Schadstoffemissionen usw.<br />

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Foto 15<br />

Mülltonne und Umgebung, Choro-Trail im Cotapata-Nationalpark<br />

Für alle, die ihre eigenen Ausreden leid sind und deren Umweltgewissen einfach<br />

nicht komplett zum Schweigen zu bringen ist, bietet „Atmosfair“ einen Ausweg.<br />

Atmosfair ist eine gemeinnützige Gesellschaft, bei der Flug-Passagiere freiwillig<br />

einen Ausgleich für die verursachten Emissionen zahlen. Mit dem Geld werden<br />

Projekte zum Klimaschutz finanziert, z. B. Solar-, Wasserkraft-, Biomasse- oder<br />

Energiesparprojekte. Das klingt zwar irgendwie nach modernem Ablasshandel für<br />

Umweltsünden, macht aber neugierig.<br />

Ein Selbstversuch. Ich besuche Atmosfair im Internet.<br />

Anders als der Priester im traditionellen Ablasshandel macht mir die<br />

Internetseite www.atmosfair.de keine moralischen Vorhaltungen. Es ist kein<br />

Umweltbeichtstuhl, in den ich da eintrete, sondern mir wird, gut aufgemacht und<br />

übersichtlich gestaltet, eine nüchterne Rechnung angeboten.<br />

Abflughafen? Zielflughafen? Umsteigen? Hin- und Rückflug?<br />

Von La Paz über Caracas nach München und wieder zurück. Macht hin und<br />

zurück etwa 7.380 kg CO2, sagt der Emissionsrechner. Zum Vergleich werden<br />

mir ein paar Zahlen präsentiert: 100 kg CO2 beträgt der jährliche<br />

durchschnittliche CO2-Ausstoß eines Inders, 3.000 kg werden als<br />

„klimaverträgliches Jahresbudget eines Menschen“ angegeben.<br />

Aber, fällt mir ein, das war ja noch nicht alles im letzten Jahr. Jetzt fühle ich<br />

mich doch ein bisschen wie in einem Beichtstuhl. Da war noch der Flug von<br />

Macapá über Sao Paulo nach La Paz, und wenn wir schon dabei sind, der von<br />

Rio Branco nach Manaus. Wir fliegen wirklich zu viel.<br />

Der Emissionsrechner nimmt auch diese eher exotischen Flüge kommentarlos<br />

zur Kenntnis und rechnet mir 1.350 kg bzw. 340 kg CO2 aus. Allein auf dem<br />

kurzen Flug von Rio Branco nach Manaus entfällt auf mich also etwa das<br />

Fünffache meines Körpergewichts an CO2.<br />

Gut 9.000 kg insgesamt. Nur für Flüge! Das bedeutet, ich habe mein CO2-Konto<br />

um das Zwei- bis Dreifache überzogen. Ich entschließe mich, den Handel<br />

mitzumachen, fülle das Formular aus und ermächtige Atmosfair, den<br />

50


entsprechenden Betrag von meinem Konto einzuziehen. Atmosfair wird damit<br />

z.B. Solarspiegel für Großküchen in Indien finanzieren, womit „mein“ CO2<br />

wieder eingespart wird. Immerhin.<br />

Ich fühle mich etwas seltsam nach dem Ablass und bin froh, dass mir die<br />

Internetseite kein „ego te absolvo“ anzeigt. Das Umweltgewissen hat sich nicht<br />

wirklich beruhigt. Einerseits ist das Finanzieren von solchen Maßnahmen<br />

sicherlich besser als nichts. Ich werde auch in Zukunft an Atmosfair zahlen, wie<br />

übrigens eine zunehmende Zahl an Flugpassagieren 2 . Andererseits haben mich<br />

die Zahlen schon ein bisschen aufgeschreckt. Man könnte solche Maßnahmen<br />

auch finanzieren, ohne vorher so viel geflogen zu sein.<br />

Aber vielleicht ist es ja gerade das, was den zweitbesten Lösungen einen<br />

zusätzlichen Sinn gibt: dass wir uns klarmachen, wie sehr wir über unsere<br />

Emissionsverhältnisse leben. Und uns fragen, ob alle unsere Flugreisen wirklich<br />

so wichtig und unvermeidlich sind, wie wir sie uns erklären.<br />

Eigentlich müsste eine solche Abgabe wie bei Atmosfair nicht freiwillig sein,<br />

sondern staatlich verordnet werden. Es sollte eine Klimaschutzabgabe auf Flüge<br />

geben. Die Flugpreise würden dadurch um etwa 10% steigen, was absolut<br />

vertretbar ist. Dass die Abgabe bisher nicht verpflichtend ist, ist aber auch kein<br />

Grund, sich davor zu drücken.<br />

Manuel Lins<br />

2 Seit letztem Herbst ist die Anzahl der Zahlungen bei Atmosfair deutlich gestiegen, von 30 auf 200 am Tag.<br />

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entsprechenden Betrag von meinem Konto einzuziehen. Atmosfair wird damit<br />

z.B. Solarspiegel für Großküchen in Indien finanzieren, womit „mein“ CO2<br />

wieder eingespart wird. Immerhin.<br />

Ich fühle mich etwas seltsam nach dem Ablass und bin froh, dass mir die<br />

Internetseite kein „ego te absolvo“ anzeigt. Das Umweltgewissen hat sich nicht<br />

wirklich beruhigt. Einerseits ist das Finanzieren von solchen Maßnahmen<br />

sicherlich besser als nichts. Ich werde auch in Zukunft an Atmosfair zahlen, wie<br />

übrigens eine zunehmende Zahl an Flugpassagieren 3 . Andererseits haben mich<br />

die Zahlen schon ein bisschen aufgeschreckt. Man könnte solche Maßnahmen<br />

auch finanzieren, ohne vorher so viel geflogen zu sein.<br />

Aber vielleicht ist es ja gerade das, was den zweitbesten Lösungen einen<br />

zusätzlichen Sinn gibt: dass wir uns klarmachen, wie sehr wir über unsere<br />

Emissionsverhältnisse leben. Und uns fragen, ob alle unsere Flugreisen wirklich<br />

so wichtig und unvermeidlich sind, wie wir sie uns erklären.<br />

Eigentlich müsste eine solche Abgabe wie bei Atmosfair nicht freiwillig sein,<br />

sondern staatlich verordnet werden. Es sollte eine Klimaschutzabgabe auf Flüge<br />

geben. Die Flugpreise würden dadurch um etwa 10% steigen, was absolut<br />

vertretbar ist. Dass die Abgabe bisher nicht verpflichtend ist, ist aber auch kein<br />

Grund, sich davor zu drücken.<br />

Manuel Lins<br />

3 Seit letztem Herbst ist die Anzahl der Zahlungen bei Atmosfair deutlich gestiegen, von 30 auf 200 am Tag.<br />

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Das bolivianische Verkehrsflugwesen,<br />

eine deutsche Schöpfung<br />

(Auszug aus: Deutsche in Bolivien,<br />

von Dr. Fritz Kübler<br />

Direktor der Deutschen Schule in La Paz,<br />

Verlag: Strecker und Schroeder / Verlag / Stuttgart,<br />

1936)<br />

(Teil 2)<br />

Anlässlich der Einfuhr neuer Flugzeuge wurden schon im ersten Jahre des<br />

Bestehens große internationale Flüge vom Lloyd ausgeführt, so im Januar 1926<br />

Arica-La Paz, im März 1926 Córdoba-Cochabamba, im Dezember 1926<br />

Mollendo-Arica-Cochabamba. Ferner mit Ju 52/3m im Jahre 1933 Rio de<br />

Janeiro-Cochabamba und mit Ju F 13 im Jahre 1928 Buenos Aires-Cochabamba.<br />

Die gewaltige Entwicklung des Lloyd Aereo Boliviano während der zehn Jahre<br />

seines Bestehens geht am besten aus folgenden Übersichten und Zahlen hervor:<br />

No hay high resolution<br />

Seine Flieger waren: Willy Neunhofen, Jorge Joas, F. Krzenciessa, Karl Sailer,<br />

Hermann Schroth, Arthur Schneider, Hermann Berndt, Alfred Grundke, Erich<br />

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Schulze, Arnold Helmers, Harold Stunde, Max Schnirring, Werner Günther,<br />

Robert Mosbacher, Jorge Wilstermann, Peter Kudriavzeff, Ernst Edler, Drago<br />

Balzareno, Emilio Beltrán, Armando Suarez. Unter den deutschen Mechanikern<br />

taten sich besonders hervor der Leiter der Flugzeugwerkstätte in Cochabamba,<br />

Hugo Schloz, Ferner Emil Kastner und Jakob Meyer. Im Laufe der Jahre ließen<br />

ihr Leben im Dienste der Gesellschaft bei Unglücksfällen Flieger Carlos Sailer<br />

und Mechaniker Artur Gillwald, November 1926, Flieger Hermann Berndt und<br />

Mechaniker K. Schwab, Juli 1928, Flieger Arthur Schneider, August 1929; in<br />

bolivianischen Regierungsdiensten verunglückte der deutsche Mechaniker<br />

Wilhelm Kettmann tödlich beim Absturz des Fordtrimotors “Cruz del Sud”. In<br />

unermüdlicher Aufbauarbeit, die der deutschen Flugzeugindustrie umfangreiche<br />

Aufträge vermitteln konnte, wurden immer neue Flugzeuge angeschafft. Die<br />

Luftflotte des Lloyd Aereo Boliviano, deren Stolz der neue Junkerstrimotor<br />

“Bolivar” ist – der ebenso wie die anderen Flugzeuge für die besonderen<br />

Anforderungen der außergewöhnlich hohen Flüge in Bolivien konstruiert ist,<br />

setzt sich heute aus folgenden Apparaten zusammen: Typ Ju F 13: “Beni” und<br />

“Mamoré”; Typ Ju W 34: “Vanguardia” und “Tunari”; Typ Aero Sport:<br />

“Litoral”; Typ Ju 52/3m: “Chorolque”, “Huanuni”, “Juan del Valle”, “Bolivar”;<br />

Land- und Wasserflugzeuge für die Befliegung der Strecken am Rio Beni Typ<br />

Sikorsky S 38: “Nicolas Suarez” und “Marihui”.<br />

Folgende Übersicht über die Entfernungen und die Flugdauer einiger<br />

Hauptstrecken enthält verschiedene Südamerikanische Höhen- und<br />

Geschwindigkeitsrekorde:<br />

Strecke Luftlinie Dauer<br />

km St.<br />

Cochabamba-Santa Cruz 390 2.50<br />

Cochabamba-Trinidad 450 3.30<br />

Cochabamba-Oruro 130 0.50<br />

Cochabamba-La Paz (Ju F 13<br />

1927)<br />

La Paz-Cochabamba (Ju 52/3m<br />

1935)<br />

300 2.00<br />

300 0.55<br />

Cochabamba-Sucre 220 1.30<br />

Cochabamba-Sucre-Potosi 310 2.00<br />

Arica (Chile)-La Paz 420 2.40<br />

Córdoba (Argentinien)-<br />

Cochabamba<br />

Mollendo (Peru)-Arica (Chile)-<br />

Cochabamba<br />

2400 15.40<br />

1030 10.00<br />

Rio de Janeiro-Cochabamba 2940 12.00<br />

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Buenos Aires-Cochabamba 2415 16.00<br />

Die Entwicklung im Personen- und Frachtverkehr endlich zeigen folgende<br />

Zahlen:<br />

Fluege km Personen Fracht kg<br />

1925 119 19 925 631 42 780<br />

1926 193 52 875 952 84 561<br />

1927 203 60 164 1 080 97 255<br />

1928 750 151 111 2 963 255 897<br />

1929 826 192 493 2 900 258 852<br />

1930 1 116 223 634 3 715 333 206<br />

1931 1 227 235 818 4 285 408 625<br />

1932 1 368 345 968 5 076 615 150<br />

1933 2 774 914 470 20 256 3 143 656<br />

1934 2 701 815 454 15 623 2 867 132<br />

Insgesamt<br />

31.5.1935 11 339 3 011 712 57 490 8 099 104<br />

Seit dem Jahre 1927 muss als die Seele der gesamten bolivianischen<br />

Verkehrsfliegerei der Chefpilot und Direktor der Gesellschaft, Hermann<br />

Schroth, bezeichnet werden.<br />

Seinem hervorragenden fliegerischen Können, seinem Organisationstalent,<br />

seiner zielbewussten Energie ist in erster Linie der glänzende Aufstieg des<br />

Lloyd zu verdanken. Insbesondere hat er auch während des Chacokriegs die<br />

schwierigen und oft fast übermenschlichen Aufgaben, die seitens der<br />

bolivianischen Regierung und Heerführung der Verkehrsfluggesellschaft gestellt<br />

wurden, so ausgezeichnet gelöst, dass die Auszeichnungen und Anerkennungen,<br />

die ihr von der Regierung und von vielen Einzelpersonen zuteil wurden, nur die<br />

äußere Form des wohlverdienten Dankes darstellen, den ihm das ganze<br />

bolivianische Volk zollt. Schroth ist der geborene Flieger. Seit seinem<br />

sechzehnten Lebensjahr war er im Weltkrieg bei der deutschen Seefliegerei<br />

tätig. Nach Kriegsende studierte er in Stuttgart Technik und beschloss sein<br />

Studium 1923 als Diplomingenieur. Nach vorübergehender Tätigkeit als<br />

Konstrukteur bei Heinkel und als Betriebsleiter und Fluglehrer bei “Aero Sport”<br />

Warnemünde wurde er Verkehrspilot bei Junkers in Dessau. In besonderem<br />

Auftrag machte er im Februar 1926 den ersten Mittelmeerflug mit Ju F 13<br />

Athen-Kairo in rund dreizehn Stunden. Während des ganzen Jahres 1926 führte<br />

Schroth dann Flüge in Afrika und Asien aus und wurde 1927 vom Lloyd Aereo<br />

55


Boliviano für Bolivien verpflichtet. Hier sind, um nur die fliegerischen<br />

Leistungen hervorzuheben, seine Erstflüge in allen Höhen- und Klimenzonen<br />

des schwierigen Landes nennenswert, so vor allen Andern: Cochabamba-Santa<br />

Cruz-Puerto Suarez; Cochabamba-Riberalta; Rio de Janeiro-Puerto Suarez;<br />

Cochabamba-Asunción und im November 1935 La Paz-Apolo. Auf einem<br />

Gebiete tätig, das durch seine besondere Eigenart von vornherein für Bolivien<br />

größte allgemeine Bedeutung besitzt und im Mittelpunkt des öffentlichen<br />

Interesses steht, war es Hermann Schroth vergönnt, das Deutschtum in diesem<br />

Lande auf exponiertem Posten vertreten zu dürfen. Er, wie auch die Kameraden<br />

und Mitarbeiter, die er zu den großen Aufgaben des Lloyd herangezogen hat,<br />

haben dies in so erfolgreicher Weise getan, dass die deutsche Heimat und das<br />

Gastland ihnen in demselben Masse Dank schulden.<br />

Im Laufe der zehnjährigen Entwicklung des Lloyd Aereo Boliviano wurden<br />

natürlich von besonders weittragender Bedeutung für den Fortschritt des Landes,<br />

für seine raschere Verbindung mit Europa und damit auch für die<br />

Heimatverbundenheit der in Bolivien lebenden Deutschen die Flugverbindungen<br />

mit dem Zeppelin. Von Anfang an wurden die internationalen Flugverbindungen<br />

energisch in Angriff genommen. So flogen die deutschen Flieger jene ersten<br />

kühnen transkontinentalen Strecken, deren Bewältigung mit den Ozeanflügen in<br />

das Kapitel Romantik der modernen Weltverkehrsfliegerei gehört. Sie starteten<br />

von dem 4000 m über dem Meer hohen “Altiplano”, diesem einsamen Hochland<br />

Boliviens, das zu den entlegensten und darum unberührtesten, eigenartigsten<br />

Gebieten unserer erschlossenen Erde gehört, sie schwangen sich wie die<br />

Kondore über die sechseinhalbtausend Meter der Hauptkordillere, sie tauchten<br />

in die Wolkenbänke, die ewig unveränderlich über dem Dunst und der brütenden<br />

Hitze des Amazonasbeckens lagern, sie brausten stundenlang über die eintönig<br />

grünen, flachen Urwaldreiche und reichten endlich an der schönen, reichen<br />

Ostküste Südamerikas, die mit ihrem belebten Weltverkehr dem<br />

Westküstenbewohner schon wie eine ausgestreckte Hand der Heimat erscheint,<br />

ihre Sendung weiter an unsere stolzeste deutsche Schöpfung, den Zeppelin.<br />

Zur Statistik sagen die Jahresberichte des Lloyd Aereo Boliviano über diese<br />

Flüge:<br />

1930: “Mit Erfolg wurden fünf Flüge La Paz-Puerto Suarez-Rio de Janeiro<br />

ausgeführt, in Verbindung mit der brasilianischen Gesellschaft ‘Syndicato<br />

Condor Ltda’. Diese Gesellschaft versah den Dienst auf brasilianischem Gebiet<br />

(Rio de Janeiro-Puerto Suarez) und der LAB auf bolivianischem (La Paz-Puerto<br />

Suarez). Die Wiederaufnahme dieser kombinierten internationalen Linie (La<br />

Paz-Puerto Suarez-Rio de Janeiro), deren Befliegung unmittelbar zugute kommt<br />

den bolivianischen Städten Oruro, Cochabamba, Sucre, Vallegrande, Santa Curz<br />

56


und Roboré und mittelbar ebenfalls (durch die Flugverbindung mit unseren<br />

anderen Fluglinien) dem ganzen Gebiet Beni und Chaco, wird eine Ergänzung<br />

bilden zu dem internationalen Flugdienst La Paz-Arica (Chile), die für die<br />

Verbindung Boliviens mit Nordamerika so wertvolle Dienste leistet.”<br />

1932: “Linie zum Stillen Ozean: In den Monaten April, Mai und Juni führten<br />

wir zweimal wöchentlich Flüge nach Tacna und Arica aus, in Verbindung mit<br />

der Gesellschaft Panagra (Pan American Grace Airways Inc.). Die Post gelangte<br />

von La Paz nach New York in 6 Tagen, von New York nach La Paz in 5 Tagen.<br />

Verbindungen mit dem Zeppelin: In Verbindung mit den Flügen des ‘Graf<br />

Zeppelin’ nach Südamerika führten wir vier internationale Flüge vom Stillen<br />

zum Atlantischen Ozean, quer durch Bolivien, kombiniert mit der<br />

brasilianischen Gesellschaft ‘Syndicato Condor Ltda.’ durch. Diese Flüge<br />

zeigten die praktische Möglichkeit einer sehr raschen Verbindung mit Europa;<br />

10 Tage von Bolivien nach Deutschland und 7 Tage von Deutschland nach<br />

Bolivien. Ab August mussten wir diese Verbindungen mit dem Zeppelin<br />

einstellen, da unsere Dienste für wichtige Aufgaben innerhalb des Landes in<br />

Anspruch genommen wurden.”<br />

Die vielversprechenden, erfolgreichen Anfänge des deutschen Flugdienstes von<br />

La Paz zum Zeppelin wurden durch den Chacokrieg unterbrochen, werden aber<br />

natürlich nunmehr in tunlichster Bälde wieder aufgenommen werden.<br />

Wie schon gesagt, haben unsere deutschen Flieger in friedlicher Tätigkeit im<br />

Rahmen ihrer Aufgaben auch während des Krieges, in den Bolivien in den<br />

Jahren 1932 bis 1935 verwickelt war, Hervorragendes geleistet. Es gehört nicht<br />

hierher, darzustellen, welche unsäglichen Entbehrungen und Opfer der “Chaco”<br />

all denen auferlegt hat, die in irgendeiner Form mit dem blutigen Kampf um ihn<br />

zu tun hatten. Jedenfalls wird es immer eine der schönsten menschlichen<br />

Leistungen der deutschen Lloydflieger bleiben, dass sie unter den schwierigsten<br />

Umständen einen zuverlässigen und regelmäßigen Flugdienst bis in die<br />

Frontlinien für den Rücktransport der Verwundeten durchgeführt haben.<br />

Tausende von Verwundeten danken es ihnen, dass sie nicht in der wasserarmen,<br />

glutheißen Wüste des Busches und der Steppe elend verhungern und verdursten<br />

oder in einer abgeschiedenen Ambulanzstation aus Mangel an den einfachsten<br />

Hilfsmitteln an einer vielleicht unbedeutenden Verwundung umkommen<br />

mussten. Die einzige Rettung war für sie in tausend Fällen das Junkersflugzeug<br />

des Lloyd im Dienste des Roten Kreuzes. Auch über die Flugleistungen während<br />

des Krieges gibt folgende Zahlenzusammenstellung Aufschluss:<br />

Anzahl der Flüge 7 056<br />

57


Flugstunden 11 690<br />

Flugkilometer 2 231 148<br />

Beförderte Personen (hauptsächl. Verwundete) 43 871<br />

Fracht kg 4 034 551<br />

Der stellvertretende Generalstabschef, General Carlos Quintanilla, schreibt dazu<br />

folgendes (Übersetzung d.Verf.):<br />

“Der Lloyd Aereo Boliviano ist ein bedeutendes Unternehmen, dem nicht nur<br />

der Staat Unterstützung gewähren muss, sondern dem das ganze Land Dank<br />

schuldet. Seine außerordentlich wertvollen Dienste während des ganzen<br />

Feldzuges, seine hervorragenden Fachleute, seine Organisation auf der<br />

Grundlage guter Disziplin und sorgfältiger Auswahl, seine selbstlose Tatkraft<br />

während des ganzen Verlaufs des Krieges haben ihm allgemeine, rückhaltlose<br />

Anerkennung erworben, nicht nur seitens der Offiziere, sondern aller Personen,<br />

die seine wertvollen Dienste aus der Nähe schätzen lernen konnten.<br />

Die Seele und der Lebensnerv dieser kühnen Schar von hervorragenden Piloten,<br />

die unseren Soldaten im Chaco Hilfe und Rettung brachten, ist ohne Zweifel der<br />

Direktor dieser Gesellschaft, Herr Hermann Schroth, gewesen, dem wir<br />

Bolivianer unsern tiefsten Dank schulden.”<br />

Der Schluss folgt in Heft 3-07<br />

Propaganda<br />

VIENNA<br />

Pequeño<br />

58


Hoteltipp: „El Castillo del Loro“<br />

Düster steht es da, am Rande des Weges nach Chulumani, das Schlösschen.<br />

Düster ist auch seine Geschichte, erbaut während des Chaco-Krieges von 500<br />

paraguayanischen Kriegsgefangenen für den damaligen Präsidenten Tejada<br />

Sorzano (1882-1938, Präsident 1934-1936).<br />

Hell und freundlich dagegen sind das Hotel und die ganze Anlage, wenn man<br />

erst einmal drinnen ist. Die jetzigen Besitzer, Fernando Alvarez Plata und<br />

Mirtha Bustamante, haben das Anwesen vor zwei Jahren gekauft und nach<br />

umfangreichen Renovierungsarbeiten vor vier Monaten als Hotel neu eröffnet.<br />

Größter Feind der Hoteliers ist die Feuchtigkeit.<br />

Davon spürt der Gast wenig. Dafür umso mehr von der Gastfreundschaft und<br />

dem Bemühen der Eigentümer und Verwalter, den Gästen den Aufenthalt so<br />

angenehm wie möglich zu machen. Das Essen ist gut und reichhaltig (die<br />

Grillplatte war selbst für ausgehungerte Wanderer kaum zu schaffen). Das ganze<br />

Gelände steht zur Verfügung, mit markierten Wanderwegen über Hängebrücken<br />

zu Wasserfällen und Grotten, mit Kinderspielplatz und Volleyballfeld, mit<br />

(kaltem, weil quellwassergespeisten) Pool und einer Sauna, die sich für uns aber<br />

nicht so recht erwärmen konnte. Das Schloss selbst hat etwas Museales, aber<br />

nicht zum Anschauen, sondern zum Bewohnen. Antike Möbel, eine<br />

Bolivienkarte von 1859, mit allen in vier Kriegen verlorenen Gebieten und<br />

Stadtplänen von La Paz und Sucre, eine alte Registrierkasse, ein noch älteres<br />

Klavikord. Auf dem im Untergeschoss befindlichen Original-Billardtisch des<br />

Ex-Präsidenten darf der Gast auch gerne eine Partie spielen.<br />

Apropos Ex-Präsident: Ich empfehle Ihnen, wenn Sie die Wahl haben, im<br />

Zimmer 1 zu nächtigen. Das ist das fast runde Zimmer direkt unter dem Dach,<br />

wo die Balken sternförmig zusammenlaufen. Erstens hat man dort den<br />

allerschönsten Rundumblick, zweitens soll dort José Luis Tejada Sorzano<br />

höchstpersönlich spuken. Das haben Besucher bestätigt. Mir ist er nicht<br />

erschienen. Allerdings soll er hauptsächlich Frauen erscheinen, der Herr bzw.<br />

Geist Ex-Präsident. Vielleicht habe ich auch nur zu fest geschlafen.<br />

Gern wären wir noch ein, zwei Tage geblieben, aber die Pflicht rief. So werden<br />

wir wohl wiederkommen (müssen) in diese hübsche Yungas-Alternative, nur<br />

knappe drei Stunden Fahrt von La Paz entfernt.<br />

59


Foto 16<br />

<strong>Monatsblatt</strong>-Redakteur beim Winken aus Zimmer 1<br />

Info<br />

Hotel Restaurante El Castillo del Loro<br />

Comunidad El Chaco, km 64 camino a Chulumani<br />

Information www.hotelcastilloloro.com<br />

Reservierung über Exaltación Tours, Calle Illampu 775, Tel. 243 5239, 725 75 995,<br />

720 95 590, email: pehelcastillodel_loro@yahoo.com, oder direkt bei Fernando<br />

Alvarez Plata, Tel. 715 33 461.<br />

Preisbeispiel: 180 Bs pro Person für das Paket Übernachtung, Frühstück, 2<br />

Mittagessen, Abendessen.<br />

Restaurant-Tipps<br />

Manuel Lins<br />

Zwei Empfehlungen mit sozialen Touch: In beiden Gastronomiebetrieben arbeiten<br />

Jugendliche und junge Erwachsene, die aus schwierigen sozialen Verhältnissen<br />

kommend auf dem Weg zurück in die Gesellschaft sind – oder schon dort angekommen<br />

sind.<br />

Café Sarantañani<br />

Es ist ein ungewöhnliches Café, das seit knapp einem Jahr in der Calle Murillo<br />

am Rande des touristischen Zentrums von La Paz sitzt. Ungewöhnlich ist das<br />

Konzept: Ehemalige Straßenkinder haben unter dem organisatorischen und<br />

finanziellen Dach des „Programa Sarantañani“ der Fundación La Paz ein Café<br />

Artesanal eröffnet, in dem es neben Speisen und Getränken auch<br />

60


Kunsthandwerkliches zu kaufen gibt. Ziel von Sarantañani ist die<br />

Wiedereingliederung und Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und<br />

Jugendlichen.<br />

Die Preise des Cafés Sarantañani<br />

orientieren sich an anderen Cafés in dieser<br />

Gegend (Frühstück 15-20 Bs, Sandwiches<br />

5-12 Bs, Getränke 4-9 Bs, Omelettes und<br />

Pfannkuchen 8-12 Bs). Qualität und<br />

Quantität ließen bei meinem Besuch nichts<br />

zu wünschen übrig. Das Café Sarantañani<br />

ist genau das Richtige, wenn man während<br />

oder nach dem Einkaufs-bummel in der<br />

Sagárnaga-Gegend eine kleine Stärkung<br />

braucht.<br />

Café Artesanal Sarantañani<br />

Calle Murillo N° 190 (von der Hauptpost die Calle Oruro hinauf und rechts abbiegen)<br />

Geöffnet Montag bis Freitag von 9 bis 20 Uhr<br />

Tel. 2232763, 2280657<br />

Ristorante Sant’ Aquilina<br />

Die Welt ist eine Scheibe und mit Tomaten, Käse und manch anderem belegt.<br />

Pizza ist inzwischen auf dem Wege, das Weltessen schlechthin zu werden. Die<br />

Pizza von „Sant’ Aquilina“ zum Maßstab genommen, könnte der Welt<br />

Schlimmeres passieren.<br />

Die italienische Organisation „Comunitá Papa Giovanni XX<strong>II</strong>I“, die sich in<br />

mehreren Zentren und Heimen um (ehemalige) Straßenkinder kümmert, betreibt<br />

schon seit längerem ein Gartenrestaurant in Jupapina. Inzwischen hat sie ihre<br />

Restaurantaktivitäten um die Eisdiele „Rinascimento“ in San Miguel und das<br />

„Ristorante Sant’ Aquilina“ in Achumani erweitert. Die Jugendlichen aus den<br />

Zentren haben hier die Möglichkeit, Arbeit zu finden und es z.B. bis zum Koch<br />

zu bringen.<br />

Das Sant’ Aquilina bietet in gemütlichen Räumen und im ruhigen Innenhof<br />

leckere holzofengebackene Pizza und andere Speisen zu vernünftigen Preisen<br />

an. Die verwirrende Vielzahl an Größen wie in anderen Pizzerien (personal,<br />

regular, singular, matrimonial, particular, familiar, grande, monumental ...) sucht<br />

man hier vergeblich. Als Anhaltspunkt sei gesagt: Ein Esser mit normalem<br />

Appetit wird von einer Pizza leicht satt. Wer vorher schlapp macht, kann den<br />

Rest ja mit nach Hause nehmen. Und wem es nicht reicht, dem sei das<br />

Salatbüffet empfohlen.<br />

Ristorante Sant’ Aquilina<br />

Av. Fuerza Naval esq. Calle 4, N° 616 ,Achumani<br />

Tel. 2116094<br />

61


CEBIT 2007-Das Große liegt im Kleinen<br />

Wie schon im vergangenen Jahr, wollen wir Sie auf die wichtigsten Trends und<br />

Neuheiten der weltweit größten Computer- und Unterhaltungselektronikmesse<br />

in Hannover hinweisen.<br />

Der Titel deutet schon auf einen der Trends hin. Mehr Funktionen für Handys,<br />

die längst zum leistungsfähigen Mini-Computer geworden sind.<br />

Die aktuellen Handys können fotografieren, den Empfänger mit SMS traktieren,<br />

Adressen speichern, speziell gestaltete Web-Seiten abrufen und Mails<br />

empfangen. Nebenbei kann man mit ihnen auch noch telefonieren und mp3-<br />

Musik hören.<br />

Mehr geht ja schon fast nicht mit so einem kleinen Ding, denkt sich der<br />

Verbraucher. Weit gefehlt.<br />

Seit Apple das neue iPhone angekündigt hat und im Juni der Marktstart in den<br />

USA und zu Weihnachten in Europa angekündigt ist, überbieten sich die<br />

traditionellen Handy-Hersteller mit neuen Ideen.<br />

Beispiele:<br />

Das Prada-Handy von LG kann, wie das neue iPhone, per Touchscreen bedient<br />

werden. Die Praxistauglichkeit wird es noch beweisen müssen.<br />

No hay high resolution<br />

Prada-Handy von LG<br />

Über die Symbole werden alle Funktionen angesteuert und auf den dann<br />

geöffneten Fenstern wird ebenfalls per Fingerdruck navigiert. Diese<br />

Funktionalität war bisher nur Touchscreen-Notebooks vorbehalten-oder<br />

Bankautomaten.<br />

Ein ähnliches Produkt hat die Firma Samsung aus Korea ausgestellt. Es handelt<br />

sich um das Ultra Smart F700. Dieses Gerät hat zur Sicherheit noch eine<br />

Tastatur an Bord.<br />

62


No hay high resolution<br />

Ultra Smart F700 von Samsung<br />

Der neueste Trend aber ist die räumliche Navigation per Handy. Hier<br />

präsentierte die Firma Sony-Ericsson das M600i mit einem vollwertigen<br />

Navigationssystem und demzufolge auch GPS-Funktionalität. Die Kartendaten<br />

sind auf einem Memory-Stick installiert und per Bluetooth Funk wird der<br />

zugehörige GPS-Empfänger mit dem Handy gekoppelt.<br />

No hay high resolution<br />

M600i von Sony-Ericsson<br />

Jetzt sind Sie an der Reihe und holen hoffentlich nicht peinlich berührt ihr<br />

eigenes Handy aus der Tasche, um es zu entsorgen. Übrigens kann man mit den<br />

tollen Dingern immer noch telefonieren! Falls Sie sich für die Preise der<br />

63


gezeigten Geräte interessieren; diese dürften leicht unterhalb des iPhone, also<br />

bei 500 Euro liegen.<br />

Damit Sie nicht den Eindruck gewinnen, die CEBIT sei eine Handy-Messe<br />

geworden, hier noch ein lustiges Produkt aus dem Computer-Bereich.<br />

Wenn Sie schon immer mal in der Badewanne oder Sauna ihre geistige<br />

Höhenflüge speichern wollten ist dieses Produkt genau richtig für Sie.<br />

Die Firma A4Tech präsentierte eine Computer-Tastatur, die auch in 20cm<br />

Wassertiefe und bei strömendem Regen funktioniert. Für Außenanwender und<br />

Kaffeeumstoßer nicht schlecht. Der Preis beträgt momentan bei eBay ca. 18<br />

Euro.<br />

No hay high resolution<br />

Wasserdichte Tastatur G600 von A4Tech<br />

Werner Preiss<br />

64


Goethe zeigt neue Fotos<br />

Ausstellung FotoKunst im Geothe Institut La Paz<br />

Fotos 17a, 17b, 17c<br />

Die von Wulf Herzogenrath kuratierte Ausstellung FotoKunst des Instituts für<br />

Auslandsbeziehungen e.V. (ifa) zeigt Ausschnitte aus dem fotografischen Werk<br />

von Künstlerinnen und Künstlern, die über viele Jahre hinweg die Fotografie als<br />

zentrales Medium ihrer künstlerischen Arbeit verstehen oder gleichberechtigt<br />

neben anderen Formen wie Malerei, Graphik und Performance nutzen.<br />

Dieter Appelt, Anna und Bernhard Blume, Thomas Florschuetz, Jürgen Klauke,<br />

Astrid Klein, Sigmar Polke, Klaus Rinke, Katharina Sieverding – diese acht<br />

Namen (das Ehepaar Blume als Einheit betrachtet) stehen für unterschiedliche<br />

Positionen in der zeitgenössischen Kunstszene Deutschlands.<br />

Die Ausstellung zeigt acht Werkkomplexe, wobei jeder dieser Komplexe eine<br />

kleine Werkretrospektive bildet. Die Differenziertheit im Umgang mit dem<br />

Medium Fotografie wird hier in interessanter Weise sichtbar. Durch<br />

Formatänderung, Experimente mit chemischen Prozessen, Kombinationen und<br />

Reihungen von Motiven, Rückbezüge auf Amateur-, Reportage- und<br />

Werbefotografie werden neue, nur mit der Technik der Fotografie herstellbare<br />

Bildkompositionen geschaffen, deren konzeptueller Impetus die alltägliche<br />

Bilderflut der Massenmedien in Frage stellt.<br />

Eine Ausstellung des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) in Zusammenarbeit<br />

mit dem Goethe-Institut La Paz und dem Museum für Ethnographie und<br />

Folklore .<br />

Info:<br />

Ort: Museo Nacional de Etnografía y Folklore (Musef)<br />

Calle Ingavi 916, La Paz<br />

Daten: 11.07. - 29.07.2007<br />

Eröffnung : Mittwoch, 11.07.2007, 19:30 Uhr<br />

Im Anschluss an die Eröffnung laden wir Sie gern auf einen Wein ein.<br />

65


Foto 17<br />

Katharina Sieverding, Maton, 1969, Fotoarbeit (gerahmt 190 x 125 cm)<br />

66


GAG-Foto<br />

Foto 18<br />

Ein lang vernachlässigter Aspekt des Ökotourismus: Reisende müssen sich<br />

intensiver als Teil der Nahrungskette begreifen. Also: ernähr’ dich gesund,<br />

damit’s dem Tiger auch gut geht!<br />

Propaganda<br />

ALPAKA EXP.<br />

Media pagina<br />

67


Ein Osterspaziergang auf den Vulkan Tunupa<br />

Bereits auf meiner ersten Reise an den Salar de Uyuni 2005 besuchten wir die<br />

Höhle der Mumien im Dorf Coqueza am Fuße des Vulkans Tunupa. Damals<br />

fasste ich den Entschluss wiederzukommen, um die Aussicht vom Nordufer des<br />

Salzsees vom Gipfel aus 5.432 m Höhe zu erleben.<br />

So machten wir uns am Karfreitag gemeinsam mit der Familie meines Kollegen<br />

Ingo Müller auf den Weg nach Süden.<br />

Nach vierstündiger Fahrt von La Paz fand unser erster Aufenthalt mit<br />

Übernachtung im Balneario Obrajes, ca. 25 km nordöstlich von Oruro statt; wir<br />

wollten uns die abendliche Zimmersuche in der Stadt ersparen.<br />

Ausgerechnet Karfreitag! Im Schwimmbecken, das in Stein eingefasst und<br />

rundum mit Umkleidekabinen versehen ist, schienen im warmen Becken mehr<br />

Menschen als Wasser zu sein. Gegen halb sieben verschwanden die Orureños<br />

aber schlagartig, da um diese Zeit das Bad für die Öffentlichkeit geschlossen<br />

wird.<br />

So konnten wir im Innenhof der kleinen Hotelanlage in aller Ruhe unser<br />

mitgebrachtes Abendbrot essen. Außerdem bestand am Abend das Angebot, in<br />

kleineren privaten Badezimmern ein Bad im Wasser der Thermalquellen zu<br />

nehmen. Die hügelige Umgebung ermöglichte einen Abendspaziergang mit<br />

Fernsichten auf die Ebene von Oruro.<br />

Die Nacht verbrachten wir in einfachen aber sehr sauberen Zimmern<br />

unterschiedlicher Größe.<br />

Früh am nächsten Morgen starteten wir Richtung Salar, die reine Fahrzeit im<br />

Geländewagen betrug noch ca. 6 Stunden, nachdem die Strecke bis Huari<br />

asphaltiert ist. Die von dort beginnende Staubpiste befindet sich in gutem<br />

Zustand. Auch wir waren mit dem Hotel Luna Salada (vor einiger Zeit von<br />

Andreas Langenstein im <strong>Monatsblatt</strong> beschrieben) bei Colchane sehr zufrieden.<br />

Ein Blick auf den Salar zeigte uns, dass es sich Mitte April tatsächlich um einen<br />

Salz-see handelte, insbesondere ein Streifen am Ostufer stand 10 bis 20 cm tief<br />

unter Wasser. So beschlossen wir für die Fahrt zum Tunupa einen Jeep mit<br />

Fahrer zu mieten, um die 80 km zum Tunupa zurückzulegen – das Salzwasser<br />

scheint den alten Landcruisern weit weniger auszumachen als der Elektronik<br />

unserer hochgezüchteten Vehikel des 21. Jahrhunderts.<br />

Unser Fahrer Don Jaime tauchte tatsächlich wie vereinbart um 4 Uhr morgens<br />

aus einer sternenklaren, eiskalten Nacht auf, so dass wir uns nach der<br />

Durchquerung des Uferwassers bald auf einer trockenen unendlich<br />

68


erscheinenden Salzfläche befanden. Nur die Lichter der weit hinter uns<br />

liegenden Stadt Uyuni und einige Bergzüge am Horizont waren zu erkennen.<br />

Jaime machte bald einige Bemerkungen, wie schwer die Orientierung bei Nacht<br />

auf dem Salar doch sei und fragte dann: „ Wo sind wir eigentlich?“<br />

Nach einstündiger Fahrt hielt er an, schaltete das Licht aus und stieg gemeinsam<br />

mit uns aus dem Wagen, um sich zu orientieren, wie er sagte. Der Blick war<br />

nach allen Seiten gleichermaßen schwarz, nichts zu sehen außer einer endlosen<br />

glatten Salzfläche. Weiter ging die Fahrt, mal mit, mal ohne Scheinwerfer. Ich<br />

ruhte mich auf den Rücksitz aus, betrachtete durch die leicht versalzten<br />

Scheiben das Kreuz des Südens und fühlte mich wie in Kafkas Roman „Das<br />

Schloss“, in dem ein junger Landvermesser, der nie den Mut verliert, das<br />

Schloss stets am Horizont sieht, es aber doch nie erreicht. Der Unterschied zu<br />

uns: Wir sahen das Schloss nicht, wir sahen gar nichts.<br />

Gegen halb sechs tauchte dann aber doch die breite Silhouette des Vulkans in<br />

der Ferne auf, Jaime hatte exakt die Richtung getroffen. Eine halbe Stunde<br />

später befanden wir uns bereits auf der Ausfahrt zum Dorf Coqueza. Am Salar<br />

ist es wichtig, die wenigen befestigten Ausfahrten zu kennen, da das Salz in der<br />

Uferregion nur wenige Zentimeter dünn ist...<br />

Kurz vor Sonnenaufgang starteten wir unseren Marsch auf ca. 3800m Höhe, die<br />

umliegenden Berge nahmen eine orange-rosa Tönung an, einige Inseln, die aus<br />

der Salzfläche schauten, erinnerten uns an die Ägäis.<br />

Am Ende des Fahrwegs zu einer Höhle mit gut erhaltenen Mumien verschwand<br />

der Tunupa hinter einer Hügelkuppe, so dass wir nach Gefühl über verschiedene<br />

Felder und an alten Mauern entlang nach oben wanderten. Schließlich erreichten<br />

wir einen Aussichtspunkt mit einem Steinturm. Von hier aus verfolgten wir<br />

einen Pfad weiter, der gesäumt war von Paja Brava, hin und wieder großen<br />

Felsbrocken und selten Queñua-Bäumchen, in regelmäßigen Abständen waren<br />

Steintürmchen positioniert. Schließlich erreichten wir einen satteldachförmigen<br />

mehrere hundert Meter hohen vorgelagerten Bergzug. Durch rutschige Geröll-<br />

und Sandfelder arbeiteten wir uns in engen Serpentinen im Schneckentempo<br />

Stück für Stück nach oben. Vom Kamm, der sehr gut begehbar ist, hatten wir<br />

einen Blick auf den rot-braunen Krater des Tunupa, von dem vermutlich<br />

irgendwann eine Hälfte weggesprengt wurde.<br />

69


Foto 19<br />

Nach einer weiteren halben Stunde erreichten wir den noch höher gelegenen<br />

Kamm der Gipfelregion auf ca. 5200m Höhe. Aus diesem erheben sich<br />

verschiedene Felstürme in den Himmel, die von Schneefeldern umgeben sind.<br />

Vielleicht ist es möglich den höchsten Felsen von hinten, also von der Nordseite<br />

ohne technische Hilfsmittel zu besteigen. Allerdings ist die Strecke dorthin<br />

äußerst abschüssig und durch loses Geröll gefährlich rutschig, so dass wir<br />

beschlossen, nicht weiterzuwandern, sondern bei einem Picknick Bolivien aus<br />

der Vogelperspektive zu bewundern: Im Süden ging unser Blick fast über den<br />

gesamten Salar de Uyuni, im Norden über den kaum erschlossenen Salar de<br />

Coipasa. Am Horizont waren die Vulkane der Cordillera Occidental Sajama,<br />

Parinacota und Pomerape klar zu erkennen. Der 6-stündige Aufstieg hatte sich<br />

ganz und gar gelohnt .......<br />

Eine Legende<br />

„Es gibt viele Geschichten vom Tunupa. Die folgende ist ein Auszug<br />

verschiedener Legenden ... “. „ Mein Großvater erzählte mir, dass die Berge in<br />

alten Zeiten wandern konnten und wussten, wie man sich verliebt, genauso wie<br />

wir ...<br />

Tunupa war wie eine Mutter, Mika Tayka genannt, sie war aus Chile<br />

gekommen. Man sagte, sogar, sie hätte eine Schwester in Chile. Tunupa kam,<br />

um zu bleiben. In jenen Tagen war sie eine schöne und begehrenswerte Frau .....<br />

Sie hatte einen Sohn geboren, der schon bald starb. Ihre Brust blieb geöffnet,<br />

besser gesagt, sie schwoll an, wegen der angesammelten Milch. Tunupa vergoss<br />

die Milch auf der Erde und sie versickerte. Deshalb sagt man, die Milch kommt<br />

aus der Erde oder genauer, die Milch hat sich in Salz verwandelt.<br />

Tunupa blieb. Sie hatte andere Kinder, die sie aber zu ihrem Vater gab. Hätte sie<br />

damals ihre Milch nicht vergossen, wäre nur T´ula und Gestrüpp gewachsen.<br />

Das erzählte man sich damals ...<br />

70


Dann verliebte sie sich in einen Berg nahe bei Salinas, den Quraqura, und sie<br />

schaute in seine Richtung. Eines Tages aber wurde sie wütend und drehte sie<br />

sich um. Deshalb schaut sie heutzutage nach Süden ... “<br />

(Übersetzt nach Jammes, Specht, Tintaya in: The Salar de Tunupa, s.u.)<br />

Praktische Hinweise:<br />

Um zu den Aguas Termales von Obrajes zu gelangen, biegt man von der La Paz-Oruro-Straße<br />

in Caracollo Richtung Cochabamba ab. Nach 17 km kommt man nach Caihuasi, wo man<br />

rechts, nach Süden, Richtung Oruro abbiegt. Nach 20 bis 30 km Asphalt kommt hinter der<br />

Ortschaft Paria das Hinweisschild Obrajes. Von dort sind es noch 3 km Staubstraße.<br />

Die Habitaciones económicas gibt es in verschiedenen Größen. Zum Bad in einem<br />

kleinen Baderaum oder im großen Becken überquert man den Innenhof. Preis: 85,- Bs pro<br />

Person incl. einfachem Frühstück.<br />

Außerdem gibt es die etwas teureren Zimmer im daneben liegenden Hostal Familiar, die<br />

jeweils einen eigenen Baderaum besitzen.<br />

Tel.: 2-5136106<br />

Literatur: L. Jammes, M. Specht, O. Tintaya: The Salar de Tunupa, Armonia-Verlag, Sta.<br />

Cruz, 2000 (armonia@scbbs-bo.com). Sehr liebevoll geschriebenes und aquarelliertes<br />

Büchlein, das Entstehung, Pflanzen- und Tierwelt am Salar erklärt.<br />

Einmal Tortola und zurück<br />

Patrick Deppe<br />

Was ist eigentlich Tortola und wo liegt es? Das war die Frage unserer in<br />

Deutschland lebenden Tochter, als wir ihr eröffneten, dass uns unser Rückweg<br />

nach La Paz diesmal zu Freunden auf diese Karibikinsel führen würde.<br />

Tortola ist mit ca. 15.000 Einwohnern die größte der British Virgin Islands und<br />

liegt ca. 30 Flugminuten von Puerto Rico entfernt. Staatsoberhaupt ist die<br />

britische Queen, Währung der US-Dollar, und auf der Straße wird links<br />

gefahren, obwohl fast alle Autos auch links gesteuert werden.<br />

Und so ist es uns in der Semana Santa dort ergangen: meine Frau Bärbel und ich<br />

wollten endlich mal die An- oder Abreise über Caracas dazu nutzen, einen<br />

längst überfälligen Abstecher zu alten Freunden nach Tortola zu machen, die<br />

dort auch schon seit einigen Jahren leben, allerdings keinerlei Anstalten machen,<br />

von dort auch mal wieder wegzugehen. Abstecher ist leicht gesagt, von Tortola<br />

nach La Paz ist man genauso lange unterwegs wie von Frankfurt aus, bedingt<br />

durch Umsteigen, durch Koffer raus- und wieder reinschleppen und durch nicht<br />

gerade günstig terminierte Flugverbindungen. Wir raten jedem, der es mal<br />

71


probieren will, es lieber über Panama und / oder St. Marten zu versuchen, das<br />

müsste schneller und reibungsloser gehen.<br />

Foto 20<br />

Mit diesem Ziel vor Augen nimmt man auch schlechte Flugverbindungen entspannt hin<br />

Es fing schon mal damit an, dass man, wenn man aus Frankfurt kommend in<br />

Caracas landet, den Weiterflug nach Puerto Rico in jedem Fall knapp verpasst<br />

und im gastlichen Caracas nächtigen muss (Sicherheit, Preisniveau und die<br />

bekannte Gastlichkeit der Venezolaner sprechen für sich!).<br />

Nicht viel besser ist die Umsteigeprozedur in San Juan (Puerto Rico). Mit einem<br />

ganz ähnlichen Status wie die British Virgin Islands, nur eben nicht gegenüber<br />

der Krone, sondern zum US-Mainland, genießt Puerto Rico die<br />

Errungenschaften der US-amerikanischen Grenz- und Zollbehörden. Das heißt<br />

(wie in Miami): ob man will oder nicht, man muss auch im Transit in die USA<br />

einreisen, sich der erkennungsdienstlichen Identifizierung unterziehen (Iris-Scan<br />

und Fingerabdrücke) und kann dann mit einem Visum (das man gar nicht<br />

wollte) in die USA einreisen. Dann ist man also in den USA, muss sein Gepäck<br />

bei der Ausgabe zusammensammeln und sich dann wieder zum Check-in für<br />

Tortola begeben. Beim nachfolgenden Sicherheits-Check geht es dann wieder zu<br />

wie auf einem Kasernenhof. Gut: Sicherheit muss sein, wir akzeptieren gerne zu<br />

unserer eigenen Sicherheit, genauestens durchleuchtet und durchsucht zu<br />

werden, aber man scheint das in Deutschland doch wesentlich diskreter und<br />

höflicher hinzukriegen!<br />

Nun gut, endlich saßen wir in der 2-motorigen Cessna und flogen in die<br />

Abendsonne auf Tortola zu. Die Passagiere wurden vorher noch ihrem Gewicht<br />

entsprechend in der Maschine verteilt, und dann warf die Pilotin (!) die zwei<br />

Motoren an. Die männlichen Passagiere waren am Anfang noch etwas<br />

verspannt, was sich aber angesichts der Flugkünste dieser Pilotin schnell als<br />

überflüssig erwies.<br />

72


Die Landung in East End (der östliche Teil von Tortola) verlief so glatt, dass<br />

man gar nicht merkte, wie die Maschine aufsetzte. Überhaupt haben die<br />

Tortolaner so richtig viel Phantasie bewiesen bei der Namensgebung ihrer Orte<br />

und Straßen: die größte Ansammlung von Häusern heißt „Roadtown“, die<br />

Hauptstraße „Main Street“ und die alte Hauptstraße „Old Main Street“. Jetzt<br />

darf der geneigte Leser noch raten, wie das westliche Ende der Insel heißt …<br />

richtig: es ist „West End“.Schon das neue Flughafengebäude mit seiner<br />

modernen und beschwingten Architektur ist beeindruckend (von der EU<br />

finanziert, wobei man jetzt noch 2/3 des Geldes sucht). Die Immigration<br />

Officers sind sämtlich schwarze Damen, die einem mit dem Einreisestempel<br />

auch einen kurzen Überblick über Status und Geschichte der Insel geben.<br />

Wie schon gesagt, gefahren wird (meistens) auf der linken Seite des sehr gut<br />

ausgebauten Straßennetzes, wobei die meisten aus den USA importierten Autos<br />

das Steuer auch auf der linken Seite haben. Es gibt eine einzige Ampel auf der<br />

Insel (in Road Town), weil es dort eine größere Kreuzung gibt, an der es in der<br />

Vergangenheit zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten kam – jetzt wird das<br />

durch die Ampel geregelt.<br />

In Road Town legen täglich große Kreuzfahrtschiffe an, von der AIDA bis zur<br />

Europa so ziemlich alles, was Rang und Namen hat. Die Passagiere werden dann<br />

für einen Tag nach Road Town entlassen, was die Preise und den Läden und<br />

Restaurants für ein paar Stunden höhertreibt. Es gibt verhältnismäßig viele<br />

Läden, Restaurants und Apotheken, nur, wenn man mal wirklich zum Arzt oder<br />

in die Klinik muss, sollte man lieber rüber nach San Juan fliegen. Die<br />

Bevölkerung ist überwiegend afrikanischen Ursprungs, die Nachkommen von<br />

Sklaven, die auf den damaligen Farmen arbeiteten. Temperament und<br />

Fortbewegung sind sehr relaxt, und kaum jemand wiegt sehr viel weniger als<br />

100 kg. Wirklich auffallend ist die Freundlichkeit der Einwohner, jeder will<br />

wissen, wie es einem geht und wünscht noch einen schönen Tag, wenn man<br />

Auskunft erteilt hat. Andererseits muss man im Supermarkt seine Sachen schon<br />

selber in die Tüten packen und das Glas Wasser in der Apotheke kostet 1 US$!<br />

Die meisten Menschen kommen entweder nach Tortola, um ihr Geld zu<br />

verstecken, um eine Firma zu gründen, oder um tatsächlich Urlaub zu machen.<br />

Es gibt rund 700.000 Firmen in Tortola, rund die Hälfte davon haben zumindest<br />

einen Briefkasten, und einige wenige haben tatsächlich auch ein Büro, um gut<br />

betuchten Europäern oder US-Amerikanern dabei zu helfen, ihr Geld Steuer<br />

sparend in eine dieser Briefkastenfirmen zu stecken. Und dann sind die British<br />

Virgin Islands tatsächlich ein Paradies für Segler und Wassersportler. Zu den US<br />

Virgin Islands (wo man billig einkaufen kann) ist es nur ein Katzensprung mit<br />

der Fähre, und auch innerhalb der British Virgin Islands verkehren Boote aller<br />

Klassen und Größen. Auf die Insel Virgin Gorda kommt man so in gut 20<br />

Minuten, dort gibt es wunderschöne sandige Buchten und teure Hotels, das<br />

Wasser hat das ganze Jahr über eine Durchschnittstemperatur von 30 Grad.<br />

73


Foto 21<br />

Wie gesagt, zum Geldverstecken, zum Urlaub machen und für Wassersport ist<br />

Tortola wirklich einen Abstecher wert, wenn man aber niemanden kennt, bei<br />

dem man wohnen kann, wenn man also in eines der teuren Hotels muss, um die<br />

Schönheiten dieser Inseln zu entdecken, dann kann es schnell passieren, dass<br />

man am Ende gar kein Geld mehr zum Anlegen hat. Der Weg zu einer der<br />

zahlreichen Banken dient dann nur noch dem Geldabheben, und da ist man mit<br />

der EC-Karte auch wieder dabei.<br />

Reise durch die vier Guayanas<br />

Teil 2: Guyana, Surinam, Guyane<br />

Martin Homola<br />

In Südamerika spricht man Spanisch. Manchmal auch Portugiesisch. Da kommt<br />

die Kartoffel her. Und man isst Rindfleisch, ganz viel gegrilltes Rindfleisch.<br />

Schnitt!<br />

In Südamerika spricht man Englisch, Holländisch, Hindi, Indonesisch und<br />

Französisch. Man kann sehr gut Indisch, Indonesisch, Vietnamesisch und<br />

Laotisch essen gehen. Die Autos fahren links. Und manche Leute tragen ein<br />

Baguette unter dem Arm.<br />

Sprechen wir vom selben Kontinent?<br />

74


Auch passionierte Reisende haben beim Betrachten der Landkarte Südamerikas<br />

oben im Nordosten oft einen blinden Fleck. War da was? Ist da noch irgendwas<br />

zwischen Orinoko- und Amazonasdelta? Ach, dieses Kleinzeug da! Na ja, was<br />

soll man schon von Ländern halten, die Kricket spielen, Fußballer nach Holland<br />

und Satelliten ins All exportieren?<br />

Ziemlich viel, wenn Sie mich fragen.<br />

Guyana, die große Überraschung<br />

Wenn man nicht gerade mit dem Flugzeug kommt, ist die Einreise in eines der<br />

Guyanas immer eine Flussüberquerung. Takutu, Courantyne, Maroni und<br />

Oiapoque heißen die Flüsse, die die Länder untereinander oder von Brasilien<br />

trennen. Übrigens hat jedes der drei kleinen Länder genau zwei Land- bzw.<br />

Flussgrenzübergänge. Sehr übersichtlich. Wer einmal quer durch die Guyanas<br />

fährt, kennt sie alle.<br />

Foto 22<br />

Lethem, Freitag, 29.12., am späten Nachmittag.<br />

Hier endet der Bus, hier endet die Teerstraße, da drüben liegt es also, Guyana,<br />

das Land, das sich bisher vor allem dadurch auszeichnet, dass man so wenig<br />

darüber weiß. Der Grenzfluss Takutu ist kein großer Strom. Ein kleiner<br />

Außenborder bringt uns auf die andere Seite, ein Ruderboot tut es aber auch,<br />

und wer ganz sparsam ist, geht zu Fuß von Brasilien nach Guyana – das Wasser<br />

ist kaum knietief.<br />

75


Ein freundlicher Rasta-Man wechselt uns das erste Geld. So sehen also<br />

Guyanesische Dollars aus. 90 bekommt man für einen brasilianischen Real, 200<br />

für einen US-Dollar.<br />

Staubige Straßen, Cashew-Bäume und das Gefühl, an einem wirklich ziemlich<br />

abgelegenen Ende der Welt zu sein – aber einem Ende mit sehr freundlichen<br />

Menschen. Der Beamte in der Immigration scheint sich wirklich darüber zu<br />

freuen, mal wieder ein paar Touristen begrüßen zu dürfen. Sonst kommen ja fast<br />

nur Brasilianer herüber, zum Einkaufen. Wie lange wir bleiben wollen? Zwei<br />

Wochen, sagen wir (was eher hoch gegriffen ist). Ich gebe euch mal einen<br />

Monat, sagt er. Am Ende gefällt es euch so gut, dass Ihr bleiben wollt. Er ahnt<br />

vielleicht gar nicht, wie recht er damit hat. Guyana wird zur großen positiven<br />

Überraschung der Reise.<br />

Guyana. Das Land trat nur einmal in die Schlagzeilen der Weltpresse, und zwar<br />

im Jahr 1978 auf ziemlich gruselige Weise. Am 18. November 1978 sterben in<br />

Jonestown, einer Siedlung im Dschungel im Westen von Guyana über<br />

neunhundert Mitglieder der Sekte „Tempel des Volkes“ (Peoples' Temple).<br />

Nach der offiziellen Version seien die meisten dem Aufruf ihres geistigen<br />

Führers Jim Jones gefolgt und hätten sich selbst umgebracht. Zweifel daran<br />

wurden und werden immer wieder geäußert. Bei einigen, wenn nicht den<br />

meisten Opfern wurde vermutlich nachgeholfen. Es kursieren die fast schon<br />

üblichen Verschwörungstheorien, die sich wie immer um die CIA ranken.<br />

Nahrung erhalten diese Verschwörungstheorien durch ein paar<br />

Merkwürdigkeiten. So wurden z.B. von den offiziell 913 Toten ganze sieben<br />

obduziert. Und die meisten Untersuchungsakten der US-Regierung sind bis<br />

heute „classified“, d.h. unter Verschluss für die Öffentlichkeit und die<br />

Angehörigen.<br />

Und sonst? Sonst wählt Guyana in freien Wahlen beharrlich Sozialisten oder<br />

sogar erklärte Kommunisten an die Regierung. Hier macht es sich dann bezahlt,<br />

dass das Land so klein und unauffällig am Rande Südamerikas klebt. Sonst hätte<br />

sich Uncle Sam vielleicht doch irgendwann einmal ganz furchtbar bedroht<br />

gefühlt und zum Eingreifen genötigt gesehen.<br />

Auch die Rucksacktouristen lassen Guyana eher aus – relativ teuer, nicht so<br />

leicht zu erreichen. So sind es nach unserer subjektiven Erfahrung in der<br />

Hauptsache grauhaarige Männer aus englischsprachigen Ländern, die Guyana<br />

besuchen. Was alles in allem für grauhaarige Männer aus englischsprachigen<br />

Ländern spricht.<br />

Annai, Jahreswechsel 2006/2007<br />

Annai ist ein Subzentrum im Herzen Guyanas, dort wo die Steppe ziemlich<br />

abrupt in Regenwald übergeht. Keine tausend Einwohner zählt der Ort, und<br />

doch ist er auf mehrere hundert Kilometer zwischen Linden und Lethem der<br />

wichtigste – Beleg für die dünne Besiedlung des Landes.<br />

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Straße vom Dorf Annai zur Rockview Lodge<br />

Foto 23<br />

In Annai befindet sich die Rockview Lodge, geführt vom 60jährigen Engländer<br />

Colin Edwards, seiner Familie und seinem Personal. Die Rockview Lodge ist<br />

nicht nur eine sehr angenehme Unterkunft mit hervorragendem Essen und<br />

persönlicher Betreuung, sie ist: Unterkunft, Farm, Reisebüro, Internet-Café,<br />

Postamt, wichtiger Arbeitgeber, sozialer Treffpunkt. Und hat auch noch die<br />

Flugpiste von Annai buchstäblich gleich vor dem Tor.<br />

Nein, wirklich billig ist der Aufenthalt in Rockview nicht. Und wenn man noch<br />

die Ausflüge zum Devil’s Pond mit den Victoria-Regia-Riesenseerosen und zum<br />

Canopy Walkway im Regenwald von Iwokrama macht, kommt noch einmal ein<br />

ganzes Stück an Ausgaben hinzu. Aber der Preis hat seinen Sinn, denn<br />

Rockview ist voll in die Gemeinschaft von Annai eingebunden und beschäftigt<br />

ca. 50 Personen, ohne sie aus ihrer Umgebung herauszureißen: 14 Tage arbeiten<br />

sie in Rockview, 14 Tage sind sie zuhause. Die Beschäftigten sind Mitarbeiter<br />

und keine untergeordneten Lakaien. Das alles trägt dazu bei, dass man sich in<br />

Rockview richtig wohl und zuhause fühlt. Manchmal und ein bisschen ist die<br />

Welt in Ordnung.<br />

Zum Schluss, als wir schon auf das Flugzeug warten und die letzten lokal<br />

produzierten und gerösteten Cashewnüsse knabbern, reicht man uns –<br />

Evaluierung ist überall! – einen Fragebogen zu unserem Aufenthalt. Ich grabe<br />

mein Gehirn nach Kritikpunkten und Verbesserungsvorschlägen um, aber außer<br />

„mehr Nachtisch für Colin“ fällt mir nichts ein 4 .<br />

Kaieteur<br />

Flug zur wichtigsten und bekanntesten Sehenswürdigkeit Guyanas, dem<br />

Wasserfall Kaieteur. Zuckerrohr- und Reisfelder, Urwald, Gold- und<br />

Diamantenminen bei Mahdia, danach schroffe Berge, fast Tafelberge. Über den<br />

4 Das war die ständige, nicht zu ernst gemeinte Beschwerde des Gastgebers: „Von allem Essen kann man noch<br />

mehr bekommen, wenn man will, nur beim Nachtisch, da kriegt jeder genau eine Portion!“.<br />

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Plateaus hat die zweimotorige Maschine vielleicht noch fünfzig Meter Flughöhe.<br />

Dann taucht in einiger Entfernung eine seltsame Wolke auf, die von unten zu<br />

kommen scheint. Ist das etwa...? Es ist.<br />

Dieser Wasserfall ist großartig, erhaben, unglaublich schön oder einfach nur<br />

unglaublich, grandios, beeindruckend. Wie immer in bzw. bei solchen Fällen<br />

ringt man um Worte, in die man seine Begeisterung fassen möchte, und stolpert<br />

verbal ein bisschen rum.<br />

Kaieteur kann es mit allen aufnehmen und spielt in einer Liga mit Iguazú (über<br />

die Niagarafälle wollen wir mal getrost den Mantel des Schweigens breiten und<br />

ihnen gnädig den Vergleich mit Kaieteur und Iguazú ersparen). Was Iguazú<br />

seinen besonderen Reiz gibt, ist die Vielfalt der einzelnen Katarakte, die sich<br />

über eine so lange Abbruchkante hinziehen. Kaieteur dagegen ist „Wasserfall“<br />

auf den Punkt gebracht: Wasser strömt über eine Kante, genauer einen<br />

Überhang, und stürzt 226 Meter in die Tiefe, einfach so, ohne Umschweife. Auf<br />

Englisch ausgedrückt: „the world’s highest single drop waterfall“. Was die<br />

Attraktion noch steigert, ist, dass der Wasserfall mitten im Dschungel liegt,<br />

erreichbar nur mit dem Flugzeug oder auf einer mehrtägigen Boots- und<br />

Wanderexpedition. Im Guesthouse sind wir die einzigen Übernachtungsgäste.<br />

Beim Wasserfall warnt ein Schild (frei übersetzt): „Vorsicht! Da geht’s 741 Fuß<br />

runter! Geh’ nicht zu nahe an die Abbruchkante hin!“. Damit ist der Vorsorge<br />

genug getan, der Rest bleibt dem Mut des Touristen überlassen. Kein Geländer<br />

hindert den Besucher am Runterfallen. Jeder kann so nahe an die Kante gehen,<br />

wie es seine Nerven, seine Beine oder sein Magen zulassen.<br />

Aus der Reihe „Frauen am Rande des Abgrunds“<br />

Foto 24<br />

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Ich robbe auf dem Bauch liegend näher, bis meine Nase über dem Abgrund ist.<br />

Der Fels ist angenehm rau und überhaupt nicht glitschig. Da unten, tief da unten,<br />

ist Boden, und Wasser, ungeheuer viel Wasser, teefarbenes Wasser, was zu<br />

weißem Schaum zerstäubt und unten in horizontaler Richtung geradezu<br />

explodiert. Ich folge dem Fall des Wassers von der Abbruchkante bis in die<br />

unendliche Tiefe und merke ein leichtes Schwindelgefühl. Was, wenn die<br />

Felsnase, auf der ich liege, plötzlich um 90 Grad kippt und mich<br />

runterschmeißt? Das tut sie natürlich nicht, weil es nicht zum normalen<br />

Verhaltensrepertoire von Felsnasen gehört, aber ich muss mir das zu meiner<br />

Beruhigung doch wieder ins Gedächtnis rufen.<br />

Georgetown<br />

Die Hauptstadt Guyanas ist eine afrikanisch-indisch-englische Stadt, die aus<br />

noch nicht restlos geklärten Umständen in Südamerika liegt, und zwar ein paar<br />

Meter unter dem Meeresspiegel. Dass man sich trotzdem trockenen Fußes darin<br />

bewegen kann, ist den Holländern zu verdanken, die außenrum, wie könnte es<br />

anders sein, Deiche gebaut haben. Im Zentrum steht u. a. die St. George’s<br />

Cathedral, das höchste Holzgebäude der Welt 5 . Eigentlich ist Georgetown eine<br />

nette, eigenartige, aber reizvolle Stadt. Schade ist nur, dass man abends<br />

überhaupt nicht mehr zu Fuß unterwegs sein sollte. Denn Georgetown gilt nach<br />

Einbruch der Dunkelheit als gefährlich. Bei Dämmerung kommt eine seltsame<br />

Hektik auf, die Straßen in der Innenstadt leeren sich in beunruhigender<br />

Geschwindigkeit, wo eben noch geschäftiges Treiben war, treiben sich jetzt nur<br />

noch Gestalten herum, denen man in der bedrohlich nahenden Nacht lieber nicht<br />

begegnen möchte. Also husch, husch ins Guesthouse und danach nur noch quer<br />

über die Straße in die Bar zum Essen und auf ein paar Bierchen vom Fass.<br />

Außer der fehlenden Sicherheit gibt es in Georgetown noch einen zweiten<br />

Grund für Kopfschmerzen: die Botschaft von Surinam.<br />

Surinam ist das einzige Land Südamerikas, das von EU-Bürgern ein Visum<br />

verlangt (als Schweizer haben Sie es da besser). Und die Botschaft in<br />

Georgetown macht nicht den Eindruck, als sei man übermäßig scharf auf<br />

Besucher. Zunächst leistet man sich den Luxus, vom 19. Dezember bis zum 2.<br />

Januar einfach zuzumachen: Weihnachtsferien. Danach nimmt das Drama<br />

seinen Lauf.<br />

Es gelang uns, unsere Pässe und Anträge zwecks Visaerteilung am Donnerstag<br />

abzugeben, nachdem wir den hartnäckig-begriffsstutzigen weiblichen Zerberus<br />

davon überzeugt hatten, dass die Botschaft dem Schild am Eingang zufolge<br />

tatsächlich noch geöffnet sei. Am Montagmorgen wollten wir die Visa abholen.<br />

Jedoch nein: Die visaerteilende bzw. –verweigernde Dame beschied uns, in<br />

diese Pässe, unsere Dienstpässe nämlich, könne sie nicht ohne weiteres einen<br />

5 Wobei noch einige andere Gebäude Anspruch auf diesen Titel erheben. Vielleicht könnte man mal nachmessen.<br />

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Visumstempel geben. Weil es so etwas Ähnliches wie Diplomatenpässe seien,<br />

bräuchten wir ein Empfehlungsschreiben des deutschen Honorarkonsuls. Dafür<br />

sei das Visum dann aber kostenlos. Alles Diskutieren half nichts. Also mit dem<br />

Taxi zum Hafen, wo uns eine hilfsbereite Sekretärin das nötige Schreiben<br />

verfasste und vom Konsul unterzeichnen ließ. Inzwischen war es Mittag und<br />

-pause.<br />

Nachmittags: Weiter warten in der Botschaft Surinams, des inoffiziellen<br />

Touristentreffs von Georgetown. Stunden vergehen. Meine Frau plädiert dafür,<br />

das Land einfach zu überfliegen, das haben sie dann davon. Jedoch: kampflos<br />

Länder aufgeben? Niemals! Ich gehe zähneknirschend auf und ab und verspüre<br />

eine unheilige Lust, eine Axt zu nehmen und diese ganze �����-Botschaft<br />

in Kleinholz zu verwandeln. Aber es gibt in der Surinamer Botschaft von<br />

Georgetown keine Äxte, vermutlich aus gutem Grund. Ein südafrikanischer<br />

Tourist bringt mich wieder auf den Boden: Es koste ihn Wochen und Unmengen<br />

Papierkram, sagt er, um ein Visum für die EU zu bekommen. Aber trotzdem<br />

möge er Deutschland.<br />

Paramaribo, Surinam – der verwegenste Cocktail Südamerikas<br />

Die Hauptstadt Surinams ist eine selbst für südamerikanische Verhältnisse<br />

außergewöhnliche Mischung. Europa, Asien, Afrika und, ja, auch Südamerika<br />

bilden die Zutaten dieses Cocktails. Die Moschee steht friedlich in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft der Synagoge, und nicht viel weiter findet man einen Hindu-<br />

Tempel. Die Straße am mächtigen Suriname River heißt Waterkant, und im<br />

Restaurant „Pannekoek & Poffertjes“, zu deutsch „Pfannkuchen &<br />

Kartoffelpuffer“ hilft einem ein indonesisch aussehendes Mädchen bei der<br />

Übersetzung der holländischen Speisekarte ins Englische. In den chinesischen<br />

Supermärkten findet man Schokolade und Tropenfruchtsaft aus Deutschland,<br />

Spekulatius aus Holland und Sauerkraut aus – Surinam.<br />

Der Park Palmentuin<br />

Foto 25<br />

80


Paramaribo ist eine angenehme Stadt. Nach den Städten Venezuelas und nach<br />

Georgetown genießt man es, wenn man abends ohne Angst vor Überfällen noch<br />

zu Fuß zum Essen und spazieren gehen kann. In der Innenstadt gibt es einige<br />

Straßen mit Holzhäusern im mitteleuropäischen Stil, und da das Land bis 1975<br />

holländische Kolonie war, ist es Ehrensache, dass man Fahrräder mieten kann.<br />

Jenseits des großen Flusses, in Marienburg, geht es gemächlich zu, heiß und<br />

feucht. Früher wurde hier Zuckerrohr angebaut, doch die letzte Fabrik schloss<br />

kurz nach der Unabhängigkeit.<br />

Kokospalmen stehen am Suriname River. Wir kaufen uns eiskalte Kokosmilch.<br />

Aus der Dose. Aus Thailand.<br />

Nicht vorenthalten möchte ich Ihnen den Drempel. Ein Drempel ist das, was in<br />

Bolivien Rompemuelle heißt. Drempel ist ein schönes Wort. Wenn Sie bei einer<br />

Bodenwelle nicht aufpassen, dann drempelt es ganz gewaltig. Wobei das Wort<br />

den Vorteil hat, dass sie es schnell ausrufen – „Drempel!!“ – und so vielleicht<br />

das Schlimmste verhindern können, während Sie, bis Sie „Rompemuelle!“<br />

gesagt hätten, schon längst an der Decke des Fahrzeugs kleben. Ich nehme mir<br />

umgehend vor, den Versuch zu machen, das Wort „Drempel“ in den Paceñer<br />

Sprachraum einzuführen.<br />

Französisch-Guyana – ist das hier Frankreich?<br />

Kourou: von der Hölle zum Paradies und weiter zum Himmel<br />

15 Kilometer vor der Küste bei Kourou liegen die Iles du Salut. Dass die drei<br />

ehemaligen Gefangeneninseln „Inseln des Heils“ heißen, ist ausnahmsweise<br />

kein Zynismus. Den Namen hatten sie schon, bevor sie zur Sträflingskolonie<br />

wurden. Als es im Jahre 1763 in Kourou eine Malaria-Epidemie gab, flüchteten<br />

sich die Bewohner auf die Inseln, wo sie vor der Krankheit in Sicherheit waren.<br />

Für sie waren es wirklich Inseln des Heils.<br />

Für die, die zwischen 1852 und 1953 auf die Inseln mussten, waren sie die<br />

Hölle. Der ursprüngliche Gedanke war, neben Schwerverbrechern und<br />

politischen Gefangenen notorische Kleinkriminelle auf die Inseln zu bringen,<br />

damit sie nach Verbüßung ihrer Haftzeit die Kolonie Französisch-Guyana<br />

besiedeln sollten. Geklappt hat das nicht. Bestrafung stand im Vordergrund, und<br />

die Bevölkerung Französisch-Guyanas beläuft sich auf ganze 180.000<br />

Menschen, davon nur 10% Europäer, auf einer Fläche, die der Österreichs<br />

entspricht.<br />

Vor gut 50 Jahren wurde das Gefangenenlager aufgelöst. Die Natur ist dabei,<br />

sich das meiste zurückzuholen, und lässt nicht nur Gras über die Sache wachsen.<br />

Nur ein kleiner Teil der Anlagen auf Ile Royale und Ile St-Joseph ist restauriert.<br />

Gut so. Mögen sie in Frieden verfallen.<br />

81


Albtrauminsel<br />

Foto 26<br />

Das ehemalige Offizierskasino ist zum Hotel-Restaurant umfunktioniert, in den<br />

ehemaligen Wärterhäuschen kann man einfach und angenehm wohnen 6 . Der<br />

Gast wandelt auf gepflegten Wegen unter Bäumen und Kokospalmen durch<br />

paradiesische Natur mit Affen, Papageien und Unmengen Agoutis 7 . Manchmal<br />

wandelt er auch zwischen Staunen und Schrecken. Eben noch die bedrückenden<br />

Ruinen der Todeszellen, des Krankenhauses und des Kinderfriedhofs, und gleich<br />

danach ein Trauminsel-Bilderbuchblick auf die kleine, felsige Ile du Diable. Die<br />

Teufelsinsel. Da wurden die politischen Gefangenen untergebracht, der<br />

bekannteste war Alfred Dreyfus. Auch „Papillon“ Henri Charrière war zeitweise<br />

dort. Bis heute ist die Insel Sperrgebiet, betreten verboten.<br />

Trauminsel<br />

Foto 27<br />

Die Iles du Salut stecken voller Widersprüche. So ist das eben, wenn die Hölle<br />

zum Paradies wird.<br />

Als das Gefangenenlager für immer schloss, musste sich die Regierung in Paris<br />

etwas anderes einfallen lassen, um Guyane und insbesondere Kourou<br />

6 Zumindest, wenn nicht gerade ein großes Kreuzfahrtschiff vor Anker liegt und man sich neugieriger Touristen<br />

erwehren muss, die sich gerne mal die Räume ansehen wollen und ungebeten in der Tür stehen.<br />

7 sympathische, kaninchengroße Nagetiere<br />

82


wirtschaftlich am Leben zu erhalten. Die perfekte Lage – am Meer, nahe am<br />

Äquator, Zugang zu den wichtigsten Flugbahnen – führte dazu, dass Kourou<br />

Weltraumbahnhof wurde. Auf einem riesigen Gelände von 21 km� entstanden<br />

1.350 ständige Arbeitsplätze, davon übrigens nur 25 bis 30 Raketentechniker.<br />

Alle ein bis zwei Monate startet eine Ariane-5-Rakete, um Satelliten mit bis zu<br />

10 Tonnen Gewicht ins All zu bringen. Marktanteil der Ariane: zwei Drittel,<br />

Bestellzeit: zwei Jahre. Zu jedem Start kommen 200 Besucher eigens angereist.<br />

Die nächstgelegenen Plätze beim Start befinden sich in drei Kilometer<br />

Entfernung hinter 80 cm dicken Mauern, zum Schutz vor (tödlichen) 190<br />

Dezibel Lärm. Die ganze Aktion bis zum Aussetzen der Satelliten im All dauert<br />

ganze 20 Minuten, danach muss eine neue Rakete gebaut werden, denn: Ariane<br />

ist eine Einwegverpackung. Eine ziemlich teure zudem: Ein Kilo Übergepäck<br />

kostet 10.000 bis 12.000 Dollar.<br />

Foto 28<br />

Modell von Ariane 5 in Originalgröße (58 m hoch)<br />

Kourou ist wegen des Raketenabschusszentrums die wohlhabendste und<br />

„weißeste“ Stadt Französisch-Guyanas. Städtebaulich hat sie kaum mehr Reiz<br />

als Geretsried. Falls Sie Geretsried nicht kennen: Sie haben nichts verpasst.<br />

Das „Hotel des Roches“ in Kourou ist ein teurer, komfortabler, seelenloser<br />

Kasten mit sehr praktischen, ungemütlichen und selbstverständlich viel zu stark<br />

klimatisierten Zimmern und mit einem ausgezeichneten Frühstücksbüffet.<br />

Natürlich öffnet man die Zimmer mit einer Karte. Natürlich ist der Verkäufer<br />

des gut gekühlten Bieres ein Automat. Natürlich ist es Heineken-Bier aus der<br />

Dose.<br />

In der Hotel-Lobby sitzt ständig eine Mindestanzahl mitteljunger Männer mit<br />

Notebooks, um sich drahtlos im Internet zu bewegen. Wir fragen die hilfsbereite<br />

83


Dame an der Rezeption nach Briefmarken, zweimal nach Deutschland und<br />

einmal nach Bolivien. Rückfrage der Rezeptionistin: „Bolivie, Bolivie – ce n’est<br />

pas Europe?“. Nein, Bolivien ist nicht in Europa, sondern hier, auf dem gleichen<br />

Kontinent Südamerika, auf dem wir uns gerade befinden.<br />

Das Porto nach Bolivien ist doppelt so teuer wie nach Deutschland. Vermutlich<br />

fliegt die Postkarte erst einmal nach Paris.<br />

Cayenne: Boule und Vietnamesen<br />

Das legendäre „Geh doch hin wo der Pfeffer wächst“-Cayenne ist fast schon der<br />

Prototyp einer französischen Kolonie-Hauptstadt. Die Mairie sieht aus wie in<br />

Frankreich, im Park trainieren Männer Boule, und der Markt wimmelt von<br />

Essensständen, wo man für drei Euro eine große Schüssel vietnamesischer<br />

Suppe bekommt. Ein passender Schlusspunkt für eine Reise durch diese<br />

ungewöhnlichen Länder.<br />

Asien?<br />

Foto 29<br />

Man könnte die obige Frage zu „die Guyanas – ist das Südamerika?“<br />

umformulieren. Obwohl sie manchmal so tun, als seien sie es nicht: Die<br />

Guyanas sind Südamerika. Drei kleine, unbekannte, aber kulturell höchst<br />

vielseitige, interessante, außergewöhnliche Puzzleteile, ohne die das Puzzle<br />

Südamerika ärmer wäre.<br />

Praktische Hinweise<br />

• Einreise<br />

Venezuela und Guyana haben keinen Grenzübergang (von der grünen Grenze<br />

mal abgesehen), da sich die beiden Länder wegen unterschiedlicher<br />

Meinungen über den Grenzverlauf nicht grün sind. Auf offiziellen Karten<br />

beansprucht Venezuela alle Gebiete westlich des Essequibo – immerhin zwei<br />

84


Drittel der Fläche Guyanas. Wer von Venezuela nach Guyana will, muss über<br />

Brasilien fahren. Die Verbindung Santa Elena – Boa Vista – Bonfim ist<br />

allerdings sehr gut.<br />

Die Guyanas sind relativ gut von Europa aus erreichbar, so dass man evtl.<br />

auch einen Besuch als Stop-Over in Betracht ziehen könnte. Zwar gibt es<br />

keine Direktflüge von Europa nach Georgetown, aber gute Verbindungen über<br />

Port of Spain (Trinidad). Suriname Airways und KLM bieten recht günstige<br />

Flüge Paramaribo – Amsterdam an (Rückflug etwa 800 Dollar), Suriname<br />

Airways hat zudem eine Verbindung von Paramaribo nach Belém, Brasilien<br />

(etwa 400 Dollar). Air France fliegt täglich die Strecke Paris – Cayenne, die<br />

Gesellschaft TAF verbindet Französisch-Guyana mit Brasilien (Macapá bzw.<br />

Belém). Ab Macapá oder Belém kann man mit TAM oder GOL frühmorgens<br />

über Brasilia nach São Paulo gelangen und von dort am Ende eines langen<br />

Flugtages mit Aerosur La Paz erreichen.<br />

• Geld<br />

Während man in Venezuela für US-Dollar immer noch deutlich günstigere<br />

Wechselkurse als für den Euro bekommt, ist in Guyana der Vorteil geringer.<br />

Allerdings kann man dort oft direkt in US-Dollar bezahlen. In Surinam<br />

hingegen ist der Euro die Schattenwährung – Holland lässt grüßen.<br />

Französisch-Guyana schließlich gehört, als Département d’Outre Mer, der<br />

Euro-Zone an.<br />

• Preise<br />

Es ist keine billige Reisegegend, die Nordostecke Südamerikas. Schon<br />

Venezuela, Guyana und Surinam gehören zu den eher teuren Ländern. Essen,<br />

Unterkunft und öffentliche Verkehrsmittel haben ein Preisniveau ähnlich dem<br />

in Brasilien oder Chile. Dass viele der sehenswerten Gegenden nur mit<br />

organisierten Touren oder mit dem Flugzeug zu erreichen sind, tut ein<br />

Übriges. Richtig teuer wird es dann in Französisch-Guyana: Das ist Europa<br />

plus Auslandszuschlag, da fast alles importiert wird – es gibt nicht einmal eine<br />

Brauerei, man stelle sich das vor! Dafür bekommt man französisches<br />

(Kronenbourg), holländisches (Heineken, Bavaria) und deutsches (Brauperle)<br />

Bier, zu entsprechenden Preisen. Die wenigen öffentlichen Verkehrsmittel<br />

können es von den Preisen her mit dem deutschen ICE aufnehmen. Wer<br />

unvorbereitet nach Französisch-Guyana einreist, kann schon einen kleinen<br />

Preisschock erleiden. Dagegen gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man<br />

findet sich bereits im Vorfeld damit ab, dass es jetzt richtig teuer wird, oder<br />

man betreibt Autosuggestion und stellt sich einfach vor, es stünde bei den<br />

Preisen nicht „�“, sondern „Bs“.<br />

• Reiseinformationen<br />

Sowohl bei Lonely Planet (South America On A Shoestring) als auch bei<br />

Footprint (South American Handbook) nehmen die drei Guyanas gerade mal 50<br />

Seiten ein – zusammen. Die ebenfalls ca. 50 Seiten im Rough Guide kann man<br />

weitgehend vergessen. Spezielle Reiseführer für diese Länder gibt es nur auf<br />

Holländisch (für Surinam) und Französisch (für Guyane). Positiv daran: Man<br />

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kann noch vieles selbst entdecken.<br />

Lonely Planet und/oder Footprint plus Informationen aus dem Internet, ergänzt<br />

durch (in aller Bescheidenheit) meine gesammelten Informationen ist<br />

wahrscheinlich die zurzeit beste erhältliche Reisevorbereitung. In Guyana gibt<br />

es alljährlich den sehr gut gemachten Hochglanzprospekt „Explore Guyana“,<br />

kostenlos. Ähnliche Broschüren sind für Surinam und Guyane erhältlich.<br />

• Bücher, Filme und Hintergrundinformationen<br />

Das „Jonestown Massaker“ wird in einer ganzen Reihe von Internetseiten behandelt,<br />

u.a. recht umfassend bei Wikipedia.<br />

Werner Herzog: The White Diamond<br />

Der bekannte deutsche Filmemacher drehte im Juli 2004 beim Kaieteur einen wunderbaren,<br />

ruhigen Dokumentarfilm über den Ballonfahrer Graham Dorrington und dessen Gefährt, das<br />

dem Film den Titel gab. Die Wasserfälle und die umgebende Natur gaben die Kulisse für<br />

einen ungewöhnlichen Film ab.<br />

Maria Sybille Merian: Seidenraupe, Dschungelblüte<br />

Bereits 100 Jahre vor Humboldt erlag die deutsche Malerin und Naturforscherin dem Reiz<br />

der Regenwälder und begab sich in den Wäldern Surinams auf die Suche nach der<br />

„wundersamen Verwandlung der Raupen”. Das Buch von Charlotte Kerner über Maria<br />

Sybille Merian erhält bei Amazon gemischte Kritiken. Eine eigene Meinung kann ich nicht<br />

beisteuern.<br />

Henri Charrière: Papillon<br />

Das Buch und der Film mit Steve McQueen und Dustin Hoffman beruhen auf wahren<br />

Begebenheiten. Der französische Kleinkriminelle Henri Charrière wird im Jahre 1933 wegen<br />

eines Mordes, den er vermutlich nicht begangen hat (und den er zumindest immer abstreitet),<br />

auf die Gefangeneninseln Ile du Salut verbracht. Auch wenn Charrière in seinem Buch<br />

fremde Erlebnisse als eigene schildert, so wird die grundsätzliche Authentizität dieses<br />

fesselnden Romans nicht mehr in Frage gestellt.<br />

Propaganda<br />

Bolivian Logistics<br />

Pequeño<br />

Manuel Lins<br />

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Wir sind dann mal weg...<br />

tja, so ist das - es gibt keinen Termin, der nicht irgendwann mal kommt. Und so<br />

sind nun auch für uns 6 Jahre Leben und Arbeiten in Bolivien zu Ende.<br />

Es ist schon ein seltsames Gefühl. Denn es gibt ja im Rückblick doch in jedem<br />

Lebensabschnitt eine erstaunlich ausgewogene Balance. Oft ist nur die Frage,<br />

was man in welche Waagschale legt. Bloqueos, Marchas, politische Krisen,<br />

ungewisse Zukunft des Landes, der deutschen Schule, der deutschen<br />

evangelischen Gemeinde ... auch die bange Frage: Wie wird es wieder, wenn wir<br />

in Deutschland zurück sind? Man spürt die Ungewissheit und die Unplanbarkeit<br />

des Lebens sicher hier in Bolivien viel deutlicher. Aber ist es wirklich besser,<br />

jetzt schon zu wissen, wo ich meinen Urlaub 2010 verbringen werde?<br />

Was uns begeistert hat, hier in Bolivien - es ist die andere Seite der Unsicherheit<br />

- es ist das Abenteuer. Kreuz und quer durch die Lande zu reisen, und auch nach<br />

so vielen Jahren immer noch unentdeckte Plätze finden zu können. Aber auch<br />

die Ruhe, Dinge nicht immer voll und ganz in der Hand zu haben. Langfristige<br />

Planung führt eben nicht immer automatisch zu besseren Ergebnissen. Obwohl<br />

ich mir manchmal etwas mehr Ruhe und Planung schon gewünscht hätte.<br />

Karen konnte ihr Studium an der Academia de Bellas Artes beenden und<br />

anschließend viele Ausstellungen mit ihrer Gruppe Apacheta bestücken. Ganz<br />

zum Schluss steht noch die einjährige Jubiläumsausstellung mit der Gruppe<br />

Apacheta im Tambo Quirquincho und eine individuelle Ausstellung in der Casa<br />

de la Cultura.<br />

Unsere Töchter Inga und Adina sind sehr gerne in die deutsche Schule<br />

gegangen, haben Reiten gelernt und Klavier. Für sie ist Deutschland bisher doch<br />

noch etwas Fernes. Aber sie kennen das von ihrer Klasse, dass immer wieder<br />

Kinder dazukommen und auch gehen.<br />

Mir wird sicher die Schule fehlen. Seltsam, dabei habe ich zuerst gedacht - so<br />

viele Stunden Religionsunterricht? Da komme ich ja zu nichts anderem mehr!<br />

Aber die begeisterten Gesichter der Kinder in der Primaria, wenn ich mit meiner<br />

Gitarre, meinem Engel und meiner Glocke in die Klasse komme - das ist schon<br />

klasse. Dazu die Fragen und Diskussionen in der Secundaria. Und auch die gute<br />

Stimmung im Lehrerzimmer - selbst wenn ich ja nur als<br />

Lebensabschnittsteilzeitkollege an zwei Tagen in der Woche dort aufgetaucht<br />

bin.<br />

In Santa Cruz und Cochabamba lasse ich zwei kleine Gemeinden zurück, in<br />

denen ich mich von Anfang an wohl gefühlt habe. Aber ich denke, das beruht<br />

ganz auf Gegenseitigkeit. Ich bin jedenfalls sehr stolz darauf, dass bei den<br />

Ostergottesdiensten in beiden Gemeinden über 30 Kinder und Erwachsene<br />

mitgefeiert haben - und dann noch in entspannter Runde fröhlich zusammen<br />

geblieben sind und - so wie die ersten Christen auch - gemeinsam Mahl gehalten<br />

haben.<br />

87


Zusammenzuhalten - auch in manchmal schweren Zeiten, das charakterisiert die<br />

Gemeinde hier in La Paz. Bei der Kermesse und dem Weihnachtsmarkt reibt<br />

man sich die Augen - so viele Menschen füllen die Kirche! Aber die<br />

Schatzmeisterin muss trotzdem ihren Kopf schütteln - es reicht nicht, um weiter<br />

einen Pastor aus Deutschland fest anzustellen. Das macht mich natürlich traurig.<br />

Doch in der Geschichte der deutschen Auslandsgemeinden hat es immer wieder<br />

Zeiten gegeben, wie z.B. während des 2. Weltkriegs, in denen wohl keiner mehr<br />

recht geglaubt hat, dass sich die Situation noch einmal wirklich wieder bessern<br />

könnte. Doch es gab immer unverzagte Christen, die auch in schwierigen Zeiten<br />

nicht aufgegeben haben. Und die gibt es auch heute noch hier in La Paz. Es wird<br />

nicht leicht – aber mit der Kraft, die aus Gottes Segen fließt, wird es<br />

weitergehen. In der Kirche, der Schule und in diesem wunderschönen,<br />

abenteuerlichen und chaotischen Bolivien.<br />

Wir gehen nach Bremen zurück. Und das tun wir auch wirklich gerne – mit<br />

einem lachenden und einem weinenden Auge. Ganz sicher freuen wir uns aber<br />

auch über jede Nachricht, jeden Kontakt – und jeden Besuch aus La Paz und<br />

Bolivien.<br />

Abschied von Heinz und Christiane Lauten<br />

Heinz-Martin & Karen Krauß mit Inga und Adina<br />

Foto 30<br />

Nach knapp vier Jahren endet unser Aufenthalt in Bolivien am 25. Juni 2007.<br />

Meine Tätigkeit als Kanzler der Botschaft hat mir viel Freude bereitet, hat man<br />

doch in dieser Position sehr viele Kontakte mit der durchweg freundlichen<br />

einheimischen Bevölkerung.<br />

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Sicherlich war der Beginn unserer Zeit etwas hektisch, denn es mussten im<br />

Oktober 2003 ca. 125 deutsche und europäische Touristen wegen der Unruhen<br />

im Zusammenhang mit dem Rücktritt des Präsidenten Gonzales de Lozada,<br />

evakuiert werden. Auch in der übrigen Zeit gab es wegen der unruhigen<br />

politischen und sozialen Lage in Bolivien keine Langeweile. Manchmal traten<br />

auch wegen der überbordenden Bürokratie Schwierigkeiten auf, die jedoch im<br />

persönlichen Kontakt mit den zuständigen Personen oftmals gelöst werden<br />

konnten.<br />

Alles in allem haben wir den Aufenthalt in diesem landschaftlich so<br />

wunderbaren Land genossen und haben sehr viele nette Bekanntschaften<br />

gemacht und Freundschaften schliessen können.<br />

Nach diesen 4 Jahren sind wir nun aber auch neugierig auf unseren neuen<br />

Posten.<br />

Der Wechsel ist dieses Mal sehr abrupt. Es geht in die Wirtschaftskapitale von<br />

Vietnam, Ho-Chi-Minh-Stadt, vielen Lesern vielleicht besser bekannt als<br />

Saigon. Dort werde ich als Vertreter des Generalkonsuls und als Kanzler<br />

eingesetzt.<br />

Die kulturellen, wirtschaftlichen und klimatischen Änderungen in Bezug auf La<br />

Paz stellen eine große Herausforderung dar, die wir aber gern auf uns nehmen,<br />

sind sie doch das Salz in der Suppe meiner beruflichen Laufbahn.<br />

Bolivien werden wir aber stets in guter Erinnerung behalten.<br />

Nachruf auf Christa Wagner<br />

Heinz Lauten<br />

Christa Wagner, geboren am 2. Oktober 1951 in La Paz, war 25 Jahre lang, von<br />

1977 bis 2002, Verwaltungsleiterin der Deutschen Schule La Paz. Danach<br />

arbeitete sie im Büro des <strong>CCA</strong> in der Deutschen Schule und verwaltete dort u.a.<br />

die Anzeigen für das <strong>Monatsblatt</strong>. Am 16. April 2007 ist Christa Wagner in La<br />

Paz verstorben.<br />

Ich kannte Christa Wagner aus meiner sechsjährigen Tätigkeit als entsandter<br />

Lehrer in La Paz.<br />

Wir haben viel zusammen geklönt und diskutiert. Sie war beeindruckend. Sie<br />

wusste alles über die Schule. Sie wusste alles über die deutsche Kolonie. Sie<br />

wusste alles über Familien, Bezeichnungen und Verwandtschaften. Sie wusste<br />

alles über Bolivien und die Bolivianer. Sie wusste alles auch über Pedro Infante,<br />

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Los Chalchaleros, Carlos Gardel, Los Jairas, Savia Andina, den Carnaval in<br />

Oruro.<br />

Die Frage war nur, wem sie was mitteilte.<br />

Manchmal konnte man glauben, sie würde Menschen und Dinge von oben herab<br />

betrachten. Sie war nicht herablassend.<br />

Die besten Ratschläge für die Arbeit in der Schule, für Klassenfahrten, Reisen in<br />

Bolivien etc. bekam ich von Christa. Mehr nebenbei.<br />

Sie kicherte über meine Spanischkenntnisse: Wie kannst du das sagen, Kaicito,<br />

du meinst etwas ganz anderes!<br />

Sie war im Spanischen und im Deutschen hervorragend eloquent.<br />

Christa war stets zurückhaltend. Privat, auf Parilladas, habe ich sie kaum<br />

gesehen. Einladungen pflegte sie gerne zu umgehen.<br />

Sie war privat sehr eingespannt. Erschöpfung ließ sie sich nicht anmerken.<br />

Christa Wagner war klug (u. a. Beste ihres Jahrgangs) und engagierte sich im<br />

schulischen Bereich mehr, als man zunächst annahm. Gewisse 'fracasos' (vor<br />

allem im schulischen Entscheidungsbereich) hat sie – immer locker –<br />

vorausgesehen.<br />

Hinter aller Liebenswürdigkeit, ja, zurückgehaltener, trockener Herzlichkeit,<br />

spürte ich einen Grundton von Verlassenheit und Einsamkeit.<br />

Andreas Motschmann<br />

Kai y familia<br />

Im letzten <strong>Monatsblatt</strong> stellte sich ein Lehrerehepaar aus Franken vor. Nun<br />

kommt mit Andreas Motschmann ein weiterer Franke hinzu. Allerdings ist er<br />

kein Lehrer, sondern der erste Erzieher im Kindergarten an der Deutschen<br />

Schule in La Paz. Seit dem 2. April arbeitet nun ein Mann im bisherigen<br />

Frauenteam und hier seine Vorstellung.<br />

Vor fast 50 Jahren bin ich auf einem kleinen Bauernhof in Altenkunstadt<br />

zwischen Bamberg und Bayreuth aufgewachsen. Nach einer<br />

Heizungsbauerausbildung erfüllte ich mir den Wunsch meines Traumberufes<br />

“Kindergärtner” und so wurde ich Erzieher.<br />

In den letzten 25 Jahren arbeitete ich in drei Kindergärten in Deutschland als<br />

Gruppenerzieher und als Leiter. Nebenberuflich schnupperte ich auch ein paar<br />

Jahre im Lehrerberuf und unterrichtete als Fachlehrer für das<br />

Kindergartenpersonal Bewegungserziehung und Rhythmik. Doch mein<br />

Schwerpunkt blieb bis heute die Arbeit mit den Kindern.<br />

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Foto 31<br />

Nachdem ich “eine Familie geheiratet” hatte und nun alle 6 Kinder erwachsen<br />

und selbständig sind, kam der Wunsch auf, nochmals einen neuen<br />

Lebensabschnitt mit meiner Frau Heidi zu wagen. Beide wollten wir uns in<br />

einem anderen Land umschauen, um dort zu leben und zu arbeiten. So kam am<br />

2. Februar der positiver Bescheid aus La Paz. Nun musste alles schnell in<br />

Deutschland geregelt werden. Im Freundeskreis kam uns eine Mischung von<br />

Bewunderung und Kopfschütteln entgegen, z.B. wer gibt in diesem Alter noch<br />

seinen sicheren Arbeitsplatz auf.<br />

Aber das ist jetzt “Schnee von gestern.” Nach dem Motto: “Viel gewagt und so<br />

viel gewonnen” fühlen wir uns, schon nach den wenigen Wochen, in der neuen<br />

Heimat pudelwohl. Gleich an dieser Stelle muss ein dickes Dankeschön für die<br />

vielfältige Hilfestellung der Kolleginnen herausgestellt werden.<br />

Nun laufe ich jeden Morgen von unserer Wohnung in Calacoto, vorbei an der<br />

Saftverkäuferin, an den Menschen, die auf dem nächsten Kleinbus warten,<br />

hinauf zum Colegio Aleman. Bei diesen 20 Minuten Fußweg genieße ich auch<br />

nebenbei die Blicke auf die steilen Felswände und der Kreislauf ist für die<br />

Arbeit angeregt.<br />

Nach der Anfangsphase ist im Kindergarten der Alltag eingetreten. Neben der<br />

Sprachförderung bin ich für die Rhythmik zuständig. Ein weiterer Schwerpunkt<br />

ist die musische Förderung. So singe ich an jedem Freitag mit 8 Gruppen Lieder<br />

auf Deutsch. Dabei kommt das schuleigene Akkordeon wieder zum Einsatz.<br />

Auch wenn ich noch nicht alle Kinder mit dem Namen kenne und “nur” Deutsch<br />

mit Ihnen reden und singen kann, so ist der Kontakt sehr herzlich.<br />

91


Deshalb kann ich nach den wenigen Wochen eine erste positive Bilanz ziehen.<br />

Für die Zukunft wünsche ich mir, dass ich meine Arbeit im Kindergarten weiter<br />

entwickeln und den einen oder anderen Akzent zum Wohl der Kinder setzen<br />

kann.<br />

Darüber hinaus möchte ich mich in der Schul- und Kulturgemeinschaft mit<br />

einbringen. Als ausgebildeter Märchenerzähler der Europäischen<br />

Märchengesellschaft und Referent für Sagen- und Märchenforschung war ich in<br />

Deutschland über viele Jahre tätig.<br />

Doch zunächst ist das weitere Eingewöhnen und Einleben mit dem Spanisch<br />

lernen und natürlich die Kindergartenarbeit im Mittelpunkt.<br />

Auf jedem Fall freuen sich meine Frau Heidi und ich auf eine weitere spannende<br />

und erlebnisreiche Zeit hier in Bolivien.<br />

Ganz Neue<br />

Marlene Trippl, Primaria-<br />

Lehrerin am Colegio<br />

Alemán, konnte glücklich die<br />

Geburt ihres Erstlings Emilio<br />

vermelden. Der stolze Vater<br />

Pedro Muñoz gab bekannt,<br />

dass dieser bolivianische<br />

Junge ganz bestimmt nicht<br />

zum Macho erzogen werden<br />

wird. Das hören wir gern,<br />

denn: Neue Männer braucht<br />

das Land. Ein Anfang in<br />

dieser Hinsicht ist schon<br />

gemacht. Ganz<br />

unbolivianisch kam der Sohn<br />

zwei Wochen zu früh.<br />

No hay high res.<br />

Andreas Motschmann<br />

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Nicht nur die Deutsche Schule, auch die Deutsche Botschaft expandiert.<br />

Marlene Naira Knill heißt der kleine Neuling im diplomatischen Dienst.<br />

Gewohnt, Aufgaben zu delegieren, ließ Vater Philipp Knill die Schwangerschaft<br />

von seiner Frau Britta Horstmann ausführen, auch wenn er sich gleich mit der<br />

Geburt in einen dreiwöchigen Intensivkurs rund ums Wickeln zurückzog. Der<br />

seit März amtierende Weltrekordler im Höhenbaden träumt unbestätigten<br />

Gerüchten zufolge davon, dass seine Tochter dereinst in seine extremsportlichen<br />

Fußstapfen tritt. Angeblich wird die Knill-Leni zur Abhärtung schon<br />

jetzt nur in Höhen über 4.000 Meter und in 4° kaltem Wasser gebadet.<br />

Leni Knill<br />

Foto 32<br />

Das Deutsche Sportabzeichen goes Cochabamba<br />

Ich war noch niemals in Cochabamba. Eigentlich peinlich nach so langer Zeit<br />

hier in Bolivien, aber bisher lebte die Stadt vor meinem geistigen Auge nur in<br />

Erzählungen der anderen auf (schönes Klima, schöne Cafes, schöner Christo und<br />

eben immer wieder das schöne Klima). Doch nun konnte ich mir endlich selbst<br />

ein Bild machen.<br />

Anstatt am Tag der Arbeit für mehr soziale Gerechtigkeit und die<br />

gesellschaftliche Anerkennung der Lehrerarbeit zu demonstrieren, fuhr ich samt<br />

Tochter nach Cochabamba. Doch nicht touristische Erlebnisse waren mein<br />

Anliegen, sondern das Prüfen der eigenen sportlichen Fitness im Rahmen des<br />

Deutschen Sportabzeichens. Im letzten Jahr konnte die stetig anwachsende<br />

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Gemeinschaft der Deutschen-Sportabzeichen-Jünger La Paz Besuch aus<br />

Cochabamba begrüßen. Und so kam der Gedanke auf, dass man den nächsten<br />

Sportabzeichendurchgang doch mal ins Inland verlegen könnte, sprich ins<br />

athletenfreundlichere Cochabamba. Die Begeisterung war groß. Die Anfragen<br />

und Anmeldungen bei Mr. Sportabzeichen, Christian Karp, erreichten<br />

Dimensionen, dass kurzzeitig an die Charterung einer Sondermaschine bei LAB<br />

gedacht wurde. Na ja, LAB machte Pleite und am Ende schrumpfte die Equipe<br />

auf drei Teilnehmer plus meine Tochter. Die letzten Absagen kamen noch am<br />

Vorabend des Abfluges. Man kann dabei übrigens konstatieren, dass es hierbei<br />

zu einer Symbiose des bolivianischen und deutschen Absageverhaltens<br />

gekommen ist.<br />

Mit dem Wissen, dass es einsam an der Sportlerspitze ist, starteten Mr.<br />

Sportabzeichen, Georg Walter und ich nach Cochabamba. Nach den vielen<br />

Langstreckenflügen mit 14 � Koffern und vier Handgepäckstücken an jedem<br />

Finger war es sehr angenehm, einfach mal nur einen Koffer aufzugeben und nur<br />

ein Handgepäck in den Flieger zu zerren. Passend zu unserer sportlichen<br />

Ausrichtung flog mit uns die Fußballmannschaft vom La Paz FC. Es kam zu<br />

einem intensiven Austausch über Trainingsmethoden, Sponsorenstrategien und<br />

Geldanlagemöglichkeiten. Das verkürzte die Wartezeit von 1 � Stunden, bis der<br />

Flieger zu seinem 35-Minuten-Flug abhob.<br />

Ankunft in Cochabamba, Fahrt ins Hotel, erster Stadtbummel. Dann endlich das<br />

Treffen mit dem <strong>Monatsblatt</strong>-Korrespondenten in Cochabamba, Christian<br />

Neumann-Redlin. Besprechung des morgigen Tages, Regeln für die<br />

Pressetermine und Einzelheiten der After-Show-Partys. Das Übliche halt. Man<br />

muss dazu sagen, dass wir es mit einem absoluten Sportabzeichen-Routinier zu<br />

tun hatten. Christian Neumann-Redlin peilte sein 36. Sportabzeichen an. Da sah<br />

ich mit meinem dritten Durchgang natürlich alt aus. Hauptdiskussionspunkt war<br />

der Beginn der Prüfungen am nächsten Tag. Mit Verweis auf die schnell und<br />

heiß aufsteigende Sonne wurde 7.30 Uhr vereinbart. Nun war Zeit für den<br />

touristischen Teil der Reise. Mia, Christian und ich beschlossen die Christo-<br />

Statue zu besuchen. Georg winkte ab und murmelte etwas von Massage, letzten<br />

Trainingseinheiten und mentalem Yoga für den nächsten Tag. Bei der Fahrt mit<br />

dem Taxi eröffnete sich uns ein wunderschöner Blick auf das Tal samt Stadt.<br />

Ähnlich wie in La Paz hat man beim Höhenüberblick immer den Eindruck, dass<br />

es sich um eine mehrfache Millionenstadt handelt. Endlos schienen mir die<br />

Häusermeere von Cochabamba. Doch der Reiseführer blieb bei 600 000<br />

Einwohnern stehen. Kann doch nicht sein.<br />

Am Christo erwartete uns dann die nächste Überraschung - der Aufstieg in die<br />

Statue. Klar ist mal, dass Ottfried Fischer dort nicht hochklettern könnte und<br />

auch ich hatte Probleme mit Mia im Rucksack. Da half auch das Papst-<br />

Johannes-Paul-<strong>II</strong>-Bild am Eingang nur bedingt. Laut Reiseführer ist die Statue<br />

33 Meter und ein paar Zentimeter hoch und damit höher als das Pendant in Rio.<br />

94


Weil Jesus sei ja auch 33 Jahre und ein paar Tage alt gewesen. Eine gewisse<br />

alltägliche Verschmitztheit ist den Bolivianern ja nicht abzusprechen.<br />

Zurück im Hotel gab es noch ein letzte Obstdiät, leichte Mineralienkost und eine<br />

feuchte Überraschung. Ich habe es mir angewöhnt, meine Tochter Mia beim<br />

Essen nicht zu stören. Ich bin froh über jedwedes Essen, was in ihrem Magen<br />

landet. So saß sie auch an diesem frühen Abend im Bad zwischen Duschwanne<br />

und dem Klo und muffelte eine Scheibe Käse in sich hinein. Auf einmal hörte<br />

ich einen Aufschrei und sehe beim Umdrehen eine völlig durchnässte Tochter.<br />

Während ich noch denke, wie sie wohl an den Duschknopf gekommen ist,<br />

entdecke ich einen herumspritzenden Schlauch vom Klo. Die Kleine hatte ihn<br />

abgezogen. Innerhalb von 30 Sekunden ist der Fußboden vom Bad mit Wasser<br />

gefüllt. Weitere 1 � Minuten später ist der Boden vom Zimmer voller Wasser<br />

und nach vier Minuten schwappt das Wasser in den Flur. Ich packe das<br />

schreiende Kind und stelle es ins (höher gelegene) Kinderbett. Wie Leonardo Di<br />

Caprio in „Titanic“ eile ich zurück ins Bad, suche einen abzudrehenden<br />

Wasserhahn, der nicht zu entdecken ist. Nach endlosen zehn Minuten kommen<br />

dann schließlich zwei Hotelangestellte und bereinigen die Katastrophe. Ich<br />

verschweige natürlich die Beteiligung von Mia, fasele etwas von plötzlich<br />

einfallendem Wasser und wechsele verschämt das Zimmer. Nach dem<br />

Abklingen des Schocks ärgere ich mich, kein Photo gemacht zu haben.<br />

Eine ideale Vorbereitung auf das Sportabzeichen sieht natürlich anders aus. Am<br />

nächsten Morgen biege ich um 9.30 Uhr ins Stadionrund ein. Man muss als<br />

Familienvater Prioritäten setzen. Deswegen entscheide ich mich für<br />

„denBauchfüllenderkleinenTochter“ statt<br />

„idealesportlicheBedingungensamteventuellenneuensportlichenHöchstleistungen<br />

“. Doch die Cochbamba-Gang war nicht mehr zu stoppen bei der Premiere des<br />

Deutschen Sportabzeichens in ihrer Stadt. Es wird gerade die Weitsprunggrube<br />

malträtiert. An den verschwitzten, aber glücklichen Gesichtern erkenne ich die<br />

Zeichen der bereits absolvierten Sprint- und Langstrecken-Disziplinen. Auch<br />

Kugelstoßen ist schon erfolgt. Die Zeiten und Weiten sind ordentlich. Sogar<br />

Georg steht nach der Langstrecke noch erfolgreich in der Landschaft herum und<br />

nähert sich souverän seinem zweiten Sportabzeichen. Erstmals nehmen auch<br />

zwei Kinder am Sportabzeichen teil und geben durch ihre wirklich guten<br />

Ergebnisse Hoffnung, dass Bolivien 2024 bei Olympia durchstarten wird. Eben<br />

diesen beiden Kindern drücke ich Mia in die Hand, werfe mich in meine<br />

Sportklamotten und mache mich auf für den 3000-Meter-Lauf. Ahhhh, herrlich<br />

eine Tartanbahn. Welch eine Wohltat nach der holprigen Aschenbahn des<br />

Militär-Colegio in La Paz. Am Ziel gibt es sogar eine Glocke für die letzte<br />

Runde und eine Tafel, auf der die noch zu laufenden Runden abgebildet sind.<br />

Bei mir kommt ein bisschen ISTAF-Feeling auf. In Gedanken sehe ich schon,<br />

wie mir Herr Dr. Droste beim nächsten Acto Civico den Goldbarren für die<br />

beste Langstreckenleistung überreicht. Na gut, ein paar mehr Zuschauer könnten<br />

schon da sein. Bis auf eine Trainingsgruppe herrscht gähnende Leere auf den<br />

95


Rängen des Stadions der Wilsterman-Fußballmannschaft. Egal, ich kann meine<br />

Zeit auf 11 Minuten 48 Sekunden steigern und gegenüber La Paz mehr als eine<br />

Minute gut machen. Hat sich die Reise doch schon gelohnt. Weiter geht es mit<br />

Kugelstoßen. Das Schöne beim Sportabzeichen ist ja, dass nach wenigen<br />

Minuten so ein Zehnkampf-Gefühl aufkommt. Ja, gebt mir den Speer und<br />

danach laufe ich die 10 000 Meter und am Ende mache ich noch Dreisprung und<br />

mache Hochsprung auf Rollschuhen. Dabei wächst einem dann dieser Jürgen-<br />

Hingsen-Schnurrbart (ja, der mit den drei Doping-Fehlstarts). Also, auch die<br />

Kugel findet ihre Weite. Mia hat genug, wirft sich kreischend in Vaters Arme,<br />

so dass die sportliche Betätigung für diesen Tag beendet werden muss.<br />

Am Nachmittag zeigt uns der Sportabzeichen-Veteran von Cochabamba ein<br />

wenig die Umgebung. Ziel ist nach einem ausgezeichneten Mittagessen das<br />

kleine Örtchen Tarata. Von dort stammen immerhin drei bolivianische<br />

Präsidenten, wenn auch aus dem 19. Jahrhundert. Auf dem Weg dorthin<br />

überqueren wir die Bahngleise der ehemaligen Strecke Cochabamba- Oruro.<br />

Dort fährt zwar seit Jahren kein Zug mehr und so wie es aussieht, wird das auch<br />

die nächsten 60 Jahre so bleiben. Wir erfahren jedoch von Christian, dass es im<br />

Departemento eine gut dotierte Stelle gibt, die sich nur mit den Eisenbahndingen<br />

beschäftigt. Zufällig ist der Beamte ein Schwager des Präfekten. Herrlich, da<br />

war sie wieder, die Schildbürgermentatlität.<br />

Tarata ist wirklich nett. Die verträumte Plaza verwöhnt das Auge mit riesigen<br />

Bäumen, auf einem Dach wächst frech ein großer Kaktus. Etwas abseits von der<br />

Ortsmitte steht das Kloster ???, das das nationale Staatsarchiv beherbergt.<br />

Klasse auch eine kleine, gut erhaltene Brücke, die ein bolivianischer Präsident<br />

für seine Geliebte bauen ließ. So musste sich die junge Dame nicht die Füße und<br />

Kleidung beim Überqueren des Flusses nass machen. Doof nur, dass inzwischen<br />

der Fluss umgeleitet ist und die Brücke im absoluten trockenen Nichts steht. Na<br />

gut, konnte der Präsident ja nicht wissen. Angesichts der morgigen<br />

Schwimmprüfung und der fortgeschrittenen Zeit kehren wir zurück nach<br />

Cochabamba. An diesem Abend bleibt das Hotelzimmer trocken, was ja auch<br />

mal Vorteile hat.<br />

Am Tag der Arbeit greift auch endlich Mr. Sportabzeichen persönlich in das<br />

Geschehen ein. Nach einer Knieoperation konnte Senor Karp die<br />

Laufdisziplinen noch nicht absolvieren. Das zweite Schöne am Sportabzeichen<br />

ist, dass man seine Schwächen immer ausgleichen kann. Wer die 100 Meter<br />

nicht schafft, kann auch schwimmen oder Langstrecke laufen. Wen die Kugel<br />

quält, kann auf den Schleuderball (remember Dietrich Bender!) oder sogar auf<br />

Steinstoßen umsteigen. Deswegen schwimmt Christian nun also 1000 Meter.<br />

Das Wasser in dem exklusiven Privatschwimmbad ist allerdings eiskalt, weil<br />

draußen. Die Bahn zudem nur 20 Meter lang, was für Christian 50 Runden<br />

bedeutet. Doch lässig und abgeklärt, mit der ganzen Routine von 34 Jahren<br />

Leben in Spandau, zieht er seine Runden. Mit der ausgezeichneten Zeit von 25<br />

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Minuten schlägt er an. Danach kommt es zum Dreikampf der Heroen Georg,<br />

Christian und Kai. Die Organisation hatte keine weiblichen Zuschauer<br />

zugelassen, weil hysterische Wein- und Schreikrämpfe angesichts dieser<br />

Badehosen-Bilder von ausgewachsenen Mannsbildern befürchtet wurden.<br />

Dagegen wäre der Hype um die Beatles ein Sturm im Wasserglas gewesen.<br />

Locker schaffen alle ihre Zeiten und werden von Christian zum erfolgreichen<br />

Bestehen des Sportabzeichens beglückwünscht. Auch ich werfe mich noch<br />

schnell in die Fluten, schlucke viel zu viel Wasser, erreiche aber das Ziel. Bei<br />

der Disziplin Schwimmen muss man ja auch nur zeigen, dass man sich traut ins<br />

Wasser zu springen. Die Zeiten sind schon etwas lächerlich. Aber wer weiß, wie<br />

man in 24 Jahren redet.<br />

Der Rest geht dann schnell. Pressekonferenz, Autogramme schreiben, zwei, drei<br />

Hilfsprojekte einweihen und schon stehen wir am Flughafen und entschweben<br />

Richtung La Paz. Zufrieden blicken wir auf unsere fitness-gestählten Körper und<br />

sind guten Mutes die restlichen Disziplinen im Herbst zu absolvieren. Für die<br />

nächsten Jahre haben sich Mexiko-City, Quito und Coroico als Austragungsorte<br />

beworben. Doch das wird das Sportabzeichen-Komitee zu gegebener Zeit<br />

entscheiden. Schön war es auf jeden Fall in Cochabamba und den<br />

Wasserschaden habe ich am Ende auch nicht bezahlen müssen.<br />

In diesem Sinne mit sportlichen Grüßen,<br />

Florian Quaiser.<br />

Neue Postgebühren<br />

Wenn Sie einen Menschen mit einem Stift seltsame Zeichen auf ein vormals<br />

weißes, gelegentlich aber auch farbiges oder mit hübschen Ornamenten<br />

bedrucktes Blatt kritzeln sehen, könnte es sein, dass Sie einen Briefeschreiber<br />

vor sich haben. Briefeschreiber sind selten geworden, aber es gibt sie noch.<br />

Bedroht werden sie vor allem durch moderne elektronische<br />

Nachrichtenübermittlungsmöglichkeiten. Steigende Briefporti wie jetzt in<br />

Bolivien stellen ein weit geringeres Problem dar, da die meisten Briefeschreiber<br />

schon vor langer Zeit genügend Abwehrkräfte dagegen entwickelt haben.<br />

no hay high res.<br />

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Das <strong>Monatsblatt</strong>, immer auf der Seite bedrohter Spezies, veröffentlicht hier als<br />

Service die neuen Tarife der bolivianischen Post für Briefe und Päckchen (das<br />

nächste Weihnachten kommt bestimmt!) nach Südamerika, Nordamerika,<br />

Europa und den Rest der Welt. Für innerbolivianische Post hat sich nichts<br />

geändert. Die Dame am Informationschalter der Hauptpost wusste darüber –<br />

Briefe innerhalb Boliviens – allerdings selbst nicht Bescheid, so dass wir die<br />

Gebühren für „Capital del Departamento“ hier mit aller Vorsicht<br />

veröffentlichen.<br />

Gewicht Bolivien Südamerika Mittel- und Europa Rest der<br />

Nordamerika<br />

Welt<br />

0-20 g 3 Bs 5,50 Bs 7,5 Bs 9 Bs 10,5 Bs<br />

21-100 g 4 Bs 12 Bs 15 Bs 22,5 Bs 25,5 Bs<br />

101-250 g 4,50 Bs 25,5 Bs 34,5 Bs 45 Bs 60 Bs<br />

251-500 g 5,50 Bs 52,5 Bs 67,5 Bs 90 Bs 120 Bs<br />

501-1000 g 7 Bs 86,5 Bs 120 Bs 159 Bs 232,5 Bs<br />

1001-2000 g 11 Bs 147 Bs 204 Bs 280 Bs 420,5 Bs<br />

2001-3000 g 15 Bs 202 Bs 301,5 Bs 368 Bs 572 Bs<br />

3001-4000 g 19 Bs 269 Bs 370,5 Bs 445 Bs 722,5 Bs<br />

4001-5000 g 23 Bs 330 Bs 441,5 Bs 507,5 Bs 854 Bs<br />

BCD – mehr als nur ein Reisebüro<br />

Señora Ana Isabel Ossio de Reyes lud ein, und alle, alle kamen.<br />

Manuel Lins<br />

Aus Anlass der Eingliederung von Royal Tours in die BCD Travel-Organisation<br />

hatte Frau Reyes, Gerente General y Propietaria von Royaltours Bolivia La Paz,<br />

am 27. März 2007 zu einer Präsentation in den Circulo de la Unión in der Calle<br />

Aspiazu eingeladen.<br />

Señora Sandra Arciniegas, Director of Busines of Development, Latin America,<br />

bei BCD travel – so der neue Name des Reisebüros in La Paz – , erläuterte das<br />

Konzept „Vision & Reality“ des international tätigen Unternehmens BCD<br />

Travel, dessen Geschäftsfelder zu 80 Prozent in der Reisebranche angesiedelt<br />

sind.<br />

98


Isabel Reyes<br />

Foto 33<br />

Damit die Präsentation nicht zu trocken wurde, gab es verschiedene Getränke,<br />

und nach dem informativen Teil ließen sich alle Gäste die hervorragende Paella<br />

munden und griffen bei den vorzüglichen Obstspießen zu.<br />

Für die meisten der über 200 Anwesenden, die die persönliche Betreuung durch<br />

„ihre Isabelita“ zu schätzen wissen, war es vermutlich neu zu erfahren, wie groß<br />

BCD Travel ist – 149 Repräsentanten in 96 Ländern, 12000 Mitarbeiter und 12<br />

Millarden. US$ Umsatz im Jahr 2006 – , welche Vertretungen, welcher Partner<br />

und welche Kontakte BCD weltweit besitzt. Die Information darüber gab den<br />

Anwesenden das Gefühl, als Kunde an der Sicherheit und dem Nutzen eines<br />

großen Wirtschaftsunternehmens teilzuhaben.<br />

Das Travel-Team von BCD<br />

Foto 34<br />

Aber ohne den persönlichen Kontakt zu „seinem“ Travel Agent oder gar zu<br />

„seiner Isabelita“ hat dieser Einblick in die Größe des Unternehmens und in die<br />

Unternehmenskultur von BCD Travel für die meisten Kunden vermutlich nur<br />

einen abstrakten Wert. Der persönliche Kontakt zwischen dem Reisebüro und<br />

dem Kunden, so wie er im Unternehmensleitbild festgehalten ist und so wie er<br />

an dem Abend gepflegt wurde, ist sicherlich Garant für den weiteren Erfolg.<br />

99


Wir danken Isabel Reyes für diese Einladung und wünschen ihr und ihrem BCD<br />

Travel-Team in der Zukunft Erfolg und Zufriedenheit, Zufriedenheit der Chefin,<br />

Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter und Zufriedenheit ihrer Kunden.<br />

Propaganda<br />

Travelirium<br />

Media pagina<br />

Georg Walter<br />

100


Kermesse zum Geburtstag der DS La Paz<br />

Entgegen der Tradition der letzten Jahre benötigte das Wetter in diesem Jahr<br />

eine gewisse Anlaufzeit, um warm zu werden. Danach aber sorgten das<br />

Programm, die Musikgruppen, das gute Essen, „Kaffeekuchen“ und die<br />

Verlosung attraktiver Preise dafür, dass sich die wieder einmal äußerst zahlreich<br />

erschienenen Besucher in netter Gesellschaft wohl fühlten.<br />

Und auch diesmal beteiligte sich eine große Lehrergruppe am Programm und<br />

führte – sehr zur Freude der anwesenden SchülerInnen, Eltern und Ehemaligen –<br />

eine fast perfekte und dieses Mal sicherlich auch nicht zu lange Polka auf.<br />

Foto 35<br />

Leider viel zu kurz: die Lehrer-Polka in schwarzrotgoldenen Kostümen<br />

Ein Schwachpunkt bleibt die Müllbehandlung. Ganz so, als seien Ressourcen<br />

und die Kapazitäten der Mülldeponien völlig unerschöpflich, wurde – anders als<br />

in früheren Jahren – nicht einmal der Versuch unternommen, wenigstens die<br />

Plastikflaschen getrennt zu sammeln und dem Recycling zuzuführen. Und das,<br />

obwohl an der Schule ein PET-Flaschen-Projekt existiert (und zumindest in der<br />

Primaria gut funktioniert). In kommenden Jahren sollte man darauf hinarbeiten,<br />

das Schulfest nach und nach ökologischer zu machen.<br />

Text: Manuel Lins<br />

Fotos: Patrick Hartwigt<br />

101


Donnerstag 14. 6. 16.00 Uhr Recreación<br />

Evangelisch-Lutherische Gemeinde<br />

Deutscher Sprache in Bolivien<br />

Juni - Juli<br />

Sonnabend - Sonntag 23. - 24. 8. Kirche in Cochabamba<br />

Abschiedsgottesdienst in der Casa Campestre,<br />

Sonntag den 24.6. 10.00 Uhr + gemeinsamen Mittagessen<br />

In den Winterferien ab 25.6.<br />

ruhen die Gemeindeveranstaltungen.<br />

Sonntag 8. 7. 10.30 Uhr Gottesdienst m.A.<br />

letzter Gottesdienst mit Pastor Krauß<br />

Eindrücke vom Pfingstgottesdienst im Freien auf dem Grundstück der Familie Stahmer mit der<br />

Taufe von Isabel Wara Sörgel:<br />

No hay high res.<br />

Sozialprojekt der Gemeinde: SARTAWI Tel: 2421999<br />

Iglesia Luterana De Habla Alemana En Bolivia (IELHA) www.ielha.de<br />

Gemeindepräsidentin: Claudia<br />

Kuruner Tel.: 2416118<br />

Pastor: Heinz-Martin Krauß<br />

Tel: 2414645 Martin-Luther-<br />

Kirche: Tel: 2419619<br />

Anschrift: Sánchez Lima esq.<br />

Rosendo Gutierrez Post über<br />

Postfach: casilla 2851 La Paz<br />

/ Bolivia e-Mail:<br />

hmkrauss@entelnet.bo<br />

102


Mitteilungen der Katholischen<br />

Kirchengemeinde<br />

deutscher Sprache<br />

Termine der Gottesdienste in der Kapelle der Schwestern Calle Fernando Guachalla,<br />

Ecke 6 de Agosto<br />

Messe: 28. Juli 19.00 Uhr<br />

Messe: 25. August 19.00 Uhr<br />

Messe: 29. Septmeber 19.00 Uhr<br />

103


Suchen:<br />

Babykleider und Spielzeug für das<br />

Kinderkrankenhaus La Paz,<br />

Barbara Droste, Tel.: 2712935<br />

Suchen:<br />

Für die 30-40 Kinder im<br />

Kindergottesdienst der Lutherisch-<br />

Bolivianischen Gemeinde Tilata<br />

wünschen wir uns Bastelmaterial:<br />

Stoffreste, Wollreste, Farbreste, Stifte,<br />

Zeichenpapier, Karton, u.ä.<br />

Wir würden uns freuen, wenn Sie uns<br />

anrufen, damit wir einen Termin zum<br />

Abholen vereinbaren können.<br />

Tel.: 71566863<br />

Die Kinder aus Tilata und Irene Sievers<br />

Zweite Hand<br />

Zu vermieten:<br />

Ferienwohnung in Arica,<br />

Tel.: 70664088<br />

Suchen:<br />

Kleiderspenden für das Hospitel Arco Iris<br />

Padre Neuenhofer, Tel. 27130868<br />

104

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