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IV - CCA Monatsblatt

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Inhalt<br />

Seite<br />

In eigener Sache ................................................................................................................3<br />

Titel<br />

Müll und Müllbeseitigung - die Sicht der Stadt La Paz ....................................................4<br />

Deutschland - Mutterland der Mülltrennung .....................................................................7<br />

Reciclaje ..........................................................................................................................12<br />

Takesi-Trail müllfrei ........................................................................................................20<br />

Programa de Educación Ambiental PETAS GREEN ......................................................23<br />

Fangen wir einmal mit dem Recyceln an ........................................................................28<br />

Umwelterziehung im Colegio Alemán ............................................................................30<br />

Aktuell<br />

Rede des deutschen Botschafters zum Tag der Deutschen Einheit .................................33<br />

Expocruz 2012 .................................................................................................................35<br />

Cochabamba ....................................................................................................................39<br />

Von der Sociedad „Socorro Mutuo Alemán” zur Clinica Alemána .................................42<br />

Serie<br />

Schleswig Holstein ..........................................................................................................46<br />

Kultur<br />

Das <strong>Monatsblatt</strong> im ersten Jahr .......................................................................................65<br />

Oktoberfest im Deutschen Club ......................................................................................67<br />

Alle Dirndl sind schon da... .............................................................................................69<br />

Noches de Cultura im Deutschen Club ..........................................................................71<br />

Klavierkonzert mit Miao Huang ......................................................................................75<br />

Reise<br />

Cordillera Real - Traverse ...............................................................................................76<br />

Paraguay - man muss es wahrnehmen .............................................................................79<br />

Ferien im Dschungel........................................................................................................85<br />

Wiedersehen in Limón - Ort ohne Touristen ..................................................................88<br />

Leute<br />

Was Bleibt........................................................................................................................94<br />

...und auf einmal: BOL<strong>IV</strong>IEN .........................................................................................96<br />

Abschied von Bärbel Georgi ...........................................................................................97<br />

Schon so schnell - Familie Sterr geht... .........................................................................100<br />

...und Virtudes Fernandez auch .....................................................................................101<br />

Und noch ein Abschied - Harald Bävenroth ..................................................................103<br />

In Hamburg sagt man Tschüss.... ...................................................................................105<br />

Frank Bellon: Ein Jahr Deutschland - Von Bloqueos zu Blockupy ...............................106


Schule<br />

Duale Ausbildung - Grußwort Dr. Schauer ................................................................... 111<br />

20 Jahre Duale Ausbildung - Grußwort Friedrich Klaus Ohnes ....................................112<br />

Stand der Deutschen Berufsschule in Bolivien heute - Grußwort Dr. Lara ..................113<br />

20 Jahre Comercio an der DS La Paz – Ein Erfolgsprojekt - Grußwort Dieter Stolze .116<br />

Die Erfolgsgeschichte geht weiter! - Grußwort Jürgen Winkel ....................................117<br />

Praktische Berufserfahrung mit der Dualen Ausbildung - IHK ...................................119<br />

Neues von der Dualen Ausbildung ................................................................................120<br />

Kulinarisches<br />

Restaurantkritiken..........................................................................................................123<br />

Coburger Klöße .............................................................................................................129<br />

Ev. Kirchengemeinde<br />

Gemeindebote - 50 Jahre Martin Luther-Kirche ...........................................................130<br />

Veranstaltungen<br />

Mitteilungen der Katholischen Kirchengemeinde deutscher Sprache ...........................142<br />

Mitteilungen des Goethe- Instituts ...............................................................................143<br />

Einladung zum Adventskonzert in der Martin-Luther-Kirche ............................................152<br />

Herausgeber:<br />

Deutsche Kulturgemeinschaft, Centro Cultural Alemán (<strong>CCA</strong>)<br />

Büro: Deutsche Schule La Paz –<br />

Colegio Alemán La Paz<br />

Zuständig: Lic. Miguel Angel Lazarte<br />

Tel.: 2671002 / Fax: 2671003<br />

La Paz - Bolivien<br />

Redaktion:<br />

Harald Bävenroth 2714423 E – mail: h.baevenroth@gmx.de<br />

Claudia Männling E – mail: claudia.maennling@giz.de<br />

Reinhard Rössling E – mail: rroessling@yahoo.com<br />

Benita Schauer 2785515 E – mail: benitaschauer@yahoo.de<br />

Kathrin Schönlein 2710885 E – mail: ks@alsvidr.de<br />

Mareike Schuldt 2443053 E – mail: mareike-schuldt@gmx.de<br />

Frank Schwanbeck 2710885 E – mail: fs@alsvidr.de<br />

Ute Sterr 2792191 E – mail: ute.sterr@arcor.de<br />

Auflage: 420 Stück<br />

Artikel/Leserbriefe richten Sie bitte entweder an Redaktionsmitglieder oder<br />

<strong>Monatsblatt</strong>, Casilla 8718 – La Paz.<br />

Die Redaktion behält sich vor, Artikel/Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen.<br />

Artikel/Leserbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Anzeigen bitte als hardcopy und softcopy an Reinhard Rössling senden.<br />

Die einzelnen Artikel des <strong>Monatsblatt</strong>s und eine Gesamtfassung können auf der Webseite<br />

http://www.cca-monatsblatt.org separat heruntergeladen werden.<br />

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 15.02.2013.


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Einleitung<br />

In eigener Sache<br />

Müllhaufen; Mülltonne; Müllabfuhr; - Wir haben diese Ausgabe dem Haushaltsmüll<br />

gewidmet, da uns der Alltag in Bolivien manchmal recht vermüllt erscheint. Müll<br />

kann jedoch neben dem schlechten Image, der ihm anhaftet, ein produktiver Faktor<br />

sein - Müll kann wieder verwendet werden und wird zunehmend ein wichtiger<br />

Produktionsfaktor. Wo stehen wir und wie stehen wir zu diesem Thema in Bolivien?<br />

Einige Artikel informieren uns, wieviel Müll in La Paz und in El Alto anfällt,<br />

wie er bearbeitet wird oder beschreiben die Lebenzeit von anorganischen Abfällen,<br />

die achtlos in der Landschaft abgeladen werden. Müll kann aber auch - wie im<br />

Fall der Internatsschüler von El Alto und Schülern der Amerikanischen Schule<br />

Calvert - zum Anlass genommen werden, eine Wochenendaktion zu starten:<br />

22 Jugendliche reinigten Ende Oktober den „Takesi trail“ vom Müll. Dieser<br />

präinkaische Verbindungsweg vom Altiplano in die Yungas brachte eine Ausbeute<br />

von 14 Säcken reinstem Müll. Besonders die schönsten Lagerplätze an Bach und<br />

See sowie die Opferstelle für die Pachamama waren übersät mit Blechdosen und<br />

Plastikflaschen. Des Mülls Herr zu werden, scheint für uns in Bolivien noch ein<br />

längerer Weg zu sein. Die Umwelterziehung - vor allem der nächsten Generationen<br />

- wird eine wichtige Rolle spielen, um zu einem verantwortlichen, überlegten<br />

Umgang mit unserem Müll und unseren natürlichen Ressourcen zu gelangen.<br />

Es gibt aber auch vieles Positives zu berichten: So feiert am zweiten Dezember<br />

die Martin-Luther-Kirche in Sopocachi fünfzigsten Geburtstag. Näheres hierzu<br />

findet sich in den Mitteilungen der Evangelischen Kirchengemeinde. Grund zum<br />

Feiern gibt es auch in der Deutschen Schule: Das Duale Ausbildungssystem erfreut<br />

sich 20 Jahre erfolgreicher und anerkannter Ausbildungsarbeit. Verschiedene<br />

Beiträge in diesem Heft geben Auskunft darüber. Ein neues Highlight der Deutschen<br />

Kulturgemeinde sind die Kulturabende – las noches de cultura – im Club Alemán.<br />

Und last but not least haben wir wieder einige sehr gute Reisetipps erhalten. Ein<br />

Leckerbissen für all diejenigen, die es nach einem besonderen Naturerlebnis<br />

verlangt – auch wenn sie es nicht selbst erwandern wollen, so können sie doch<br />

durch die Reisebeschreibung die außergewöhnliche Natur Boliviens miterleben.<br />

Ein Ausflug nach Deutschland – in das Bundesland Schleswig-Holstein sowie<br />

kulinarische Erkundungen in La Paz runden dieses Heft ab.<br />

Wir wünschen Ihnen eine unterhaltsame und informative Lektüre. Über<br />

Rückmeldungen freut sich wie immer<br />

Die Redaktion<br />

3 Wohin mit dem Müll?


Titel<br />

Was macht La Paz mit seinem Müll?<br />

Die Stadtverwaltung von La Paz sieht sich großen Herausforderungen<br />

bei der Behandlung und Aufarbeitung des täglichen Abfallvolumens der<br />

23 Distrikte der Stadt ausgesetzt. So geht die Verwaltung davon aus, dass<br />

die Bevölkerung bis 2011 auf ca. 850.000 Personen angewachsen war.<br />

Efraín Fernández Vela ist Direktor der Stadtverwaltung von La Paz und<br />

zuständig für den Umweltschutz. Seinen Angaben zufolge produzierte<br />

diese Bevölkerung 2011 täglich 476 Tonnen Müll. Für das Jahr 2012 geht<br />

Fernández Vela von 500 Tonnen Abfall pro Tag nur für die Stadt La Paz,<br />

und von einem ähnlichen Volumen für El Alto aus.<br />

Um mit diesen Abfallmengen entsprechend umzugehen, beziehe die<br />

Stadt La Paz Serviceleistungen von drei verschiedenen Gesellschaften: von<br />

SAPENPE, ISA und TERSA. SABENP kümmert sich um Einsammlung<br />

und Abtransport des Abfalls der Stadt La Paz und deren Grenzbereiche,<br />

sowie um Straßenreinigung und Sauberkeit. ISA hat dieselben Aufgaben,<br />

aber nur in den westlichen Stadtteilen von La PAZ. TERSA ist eine Firma,<br />

die sich ausschließlich um die Behandlung des Abfalls in Alpacoma<br />

(Mülldeponie) kümmert und zwar unter Einhaltung der bestehenden<br />

Normen der Hygiene und des Klimaschutzes.<br />

Die Abfälle werden sortiert nach Merkmalen und Herkunftsort. So<br />

komme etwa organischer Abfall von den öffentlichen Märkten aus der Max<br />

Paredes, Isaac Tamayo und der Zone Gran Poder. Dazu kommen größere<br />

Mengen an kommerziellem Abfall wie z.B. Kunststoffverpackungen. Die<br />

Materialdiversität des Abfalls mache eine strenge Kontrolle erforderlich,<br />

um festzustellen welche Produkte industriell noch verwendbar sind.<br />

Im Moment existierten viele Initiativen und großes Interesse, die Abfälle<br />

in geeigneter Form zu behandeln, aber es fehlen die nötigen Geldmittel und<br />

auch die technischen Voraussetzungen, erklärt Fernández Vela. Aufgrund<br />

der wachsenden Notwendigkeit einer geregelten und einheitlichen Politik<br />

für eine nachhaltige Vorschrift der Abfälle der Stadt La Paz wurde im Jahr<br />

2005 mit Unterstützung der Stadtverwaltung von Cataluña/Spanien ein<br />

Orientierungsdokument entwickelt. Im Moment kann dieses Dokument<br />

noch nicht von der Bevölkerung im Internet abgerufen werden, aber<br />

es werde bereits von verschiedenen Direktionen der Stadtverwaltung<br />

angewendet und in die Praxis umgesetzt, so Fernández Vela, obwohl oft<br />

Basiskenntnisse der Materie fehlten.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

4<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Titel<br />

Er erklärt, dass bis ins Jahr 1996 die Abfälle aus La Paz auf der<br />

Müllhalde in Sopocachi deponiert wurden. Diese wurde dann geschlossen<br />

und es wurde die Müllhalde in Mallasa eröffnet. Um die neue Müllhalde<br />

ihrer Bestimmung übergeben zu können und eine Umweltschutzpolitik zu<br />

etablieren, wurde das Gesetz Nº 1333 und eine entsprechende Reglung für<br />

grundsätzliche Kriterien einer verantwortlichen Abwicklung der sanitären<br />

Füllung verabschiedet. Diese Müllhalde wurde bis ins Jahr 2004 betrieben<br />

und dann aus Platzmangel geschlossen und versiegelt. Zur Zeit wird der<br />

sanitäre Abfall in Alpacota deponiert. Die Deponierung des sanitären<br />

Abfalls in Alpacota wurde so entworfen und geplant, dass sie alle Abfälle<br />

der Stadt La Paz für die nächsten 15 Jahre aufnehmen kann. Die Anlage<br />

wurde wasserdicht gesichert, so Fernández Vela..<br />

Zuerst wurde der Boden mit einer Schicht Tonerde abgedichtet,<br />

welche das Durchsickern des flüssigen Abfalls verhindert. Dann wurde<br />

der Boden mit einer riesigen Plastikplane überzogen. Darüber wurde eine<br />

Textilmatte gelegt und schließlich eine weitere gigantische Plastikplane,<br />

auf der dann der Abfall deponiert werden konnte. Nach der Versiegelung<br />

werden Fensterchen verwendet, damit die Gase entweichen können.<br />

Die Gasemission wird periodisch kontrolliert und es wird ein Zertifikat<br />

über Umweltschutz erstellt, damit die vorgeschriebenen Werte nicht<br />

überschritten werden. In der Halde existieren Kammern, damit der Abfall<br />

besser verteilt werden kann und zwar unter anderem in organische und<br />

feste Stoff. Die Verwendung der sanitären Deponie sei eine allgemein<br />

übliche Handhabung in den industrialisierten Ländern, weil es die Kosten<br />

niedriger hält als bei Verbrennungsanlagen und bei der Aufbereitung.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

5 Wohin mit dem Müll?


Titel<br />

Die Stadtverwaltung setzt sich dafür ein, in der Zukunft nur eine einzige<br />

Mülldeponie in der Region zu betreiben. Dies sähen Pläne der Städte La<br />

Paz und El ALTO sowie Viacha vor. Bis zu einem Neubau sollen aber<br />

die bestehenden Müllhalden weiter verwendet werden. Problematisch sei<br />

unter anderem, so Fernández Vela, dass die Gemeinde Achocalla, welche<br />

nur sehr wenig Abfälle produziert, eine eigene Lösung anstrebt.<br />

Ein wichtiger Teil dieses Planes sei die gemeinsame Handhabung und<br />

Lagerung des anfallenden Abfalls in logischer und gangbarer Art. Man<br />

rechne damit, dass in den nächsten Jahren mehrere Kampagnen stattfinden,<br />

welche das öffentliche Gewissen beeinflussen sollen, neue Infrastrukturen<br />

und die Beteiligung der Industrie einzufordern und so die Gewinnung<br />

wiederverwendbarer Rohstoffe aus der Abfallaufbereitung zu fördern. Um<br />

wiederverwendbare Abfälle zu gewinnen, sei es notwendig dieselben zu<br />

sortieren und separat zu lagern. Um diese Aufgabe zu erleichtern, will die<br />

Stadtverwaltung die einzelnen Müllabfuhrunternehmen zwingen, spezielle<br />

Behälter für den eingehenden Müll zu installieren, damit die Bevölkerung<br />

bereits bei der Müllabgabe denselben trennen kann.<br />

Dies, betont Fernández Vela, würde dann die Arbeit für diejenigen<br />

erleichtern, die sich auf wiederverwendbaren Müll spezialisieren. Diese<br />

Tätigkeit sei bis heute nicht reguliert und deshalb gäbe es immer wieder<br />

Missbrauch. So müsste eine Person, welche die ganze Nacht damit beschäftigt<br />

ist, PET-Flaschen zu sammeln, ihre Ausbeute einem Zwischenhändler<br />

anbieten, der dann die Auslieferung an interessierte Firmen verkauft. Der<br />

Sammler müsse den ihm angebotenen Preis akzeptieren, der fast immer<br />

sehr viel niedriger ist als der tatsächliche Verkaufswert. Um so etwa zu<br />

verhindern, soll in nächster Zeit eine Regulierung festgeschrieben werden.<br />

So könnte dann auch die Mülltrennung effizienter und für den Sammler<br />

lukrativer gestaltet werden, meint Fernández Vela.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

6<br />

Wolfgang Ohnes<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Titel<br />

Deutschland - Mutterland der Mülltrennung<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Nichts landet mehr auf der Deponie<br />

Nirgends auf der Welt wird der Müll so penibel getrennt wie in Deutschland.<br />

Etliche Haushalte haben heute vier Tonnen - eine gelbe für Verpackungen,<br />

die graue für den Restmüll, eine braune für Bioabfälle und eine blaue fürs<br />

Altpapier. Sinnbild der akribischen Trennung ist der Grüne Punkt: Vor 22<br />

Jahren gestartet, gehört das Symbol mit den zwei ineinander verschlungenen<br />

Pfeilen zu den europaweit bekanntesten Markenzeichen. Studien zufolge<br />

hat es in Deutschland einen Bekanntheitsgrad von 98 Prozent.<br />

Genutzt wird der Grüne Punkt aber nicht nur im Mutterland der<br />

Mülltrennung. Insgesamt 26 europäische Länder haben das Trennsystem<br />

mittlerweile eingeführt - Tendenz steigend. Denn auch in Amerika, Asien<br />

und sogar Afrika laufen mittlerweile Pilotprojekte. "Müllberge sind in<br />

Zeiten knapper werdender Rohstoffe die Bergwerke der Zukunft", sagt<br />

Stefan Schreiter, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Grüner-Punkt-<br />

Firma Duales System Deutschland (DSD). "Im Müll schlummern riesige<br />

Läger an wertvollen stofflichen Ressourcen."<br />

Begonnen hat die getrennte Sammlung von Verpackungsmaterial<br />

in Deutschland vor 22 Jahren. Der damalige Bundesumweltminister<br />

Klaus Töpfer verpflichtete Handel und Industrie, ihre Verpackungen<br />

zurückzunehmen. Ziel war es, die verwertbaren Werkstoffe aus dem<br />

Abfall herauszufiltern statt sie nur zu deponieren oder zu verbrennen.<br />

7 Wohin mit dem Müll?


Titel<br />

Und tatsächlich werden in Deutschland laut der Gesellschaft für<br />

Verpackungsmarktforschung fast 80 Prozent aller Verpackungen recycelt.<br />

Dazu melden Industrie und Handel ihre Verkaufsverpackungen bei den<br />

neun Betreibern von Dualen Systemen in Deutschland an. In diesem Jahr<br />

sind das rund 1,5 Mio. Tonnen. Gegen Gebühr dürfen die Anbieter ein<br />

Symbol für die Kreislaufwirtschaft aufdrucken, zum Beispiel den Grünen<br />

Punkt. Mit den Lizenzeinnahmen bezahlen die Systembetreiber Entsorger,<br />

die den Verpackungsmüll in der für die Verbraucher gebührenfreien gelben<br />

Tonne abholen und sortieren. Daraus entstehen dann neue Verpackungen<br />

und andere Gegenstände. Allein Marktführer DSD kommt derzeit auf einen<br />

Marktanteil von rund 56 Prozent - hat seit seiner Gründung 78 Millionen<br />

Tonnen gebrauchte Verpackungen wiederverwertet. Aktuell arbeiten in der<br />

Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft rund 250000 Beschäftigte.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

8<br />

Quelle: Die Welt – www.diewelt.de<br />

Deutschland ist Spitzenreiter beim Recycling in<br />

Europa<br />

Fast die Hälfte aller kommunalen Abfälle wurde in Deutschland 2010<br />

recycelt. Im europäischen Durchschnitt sind es nur 25 Prozent. Und während<br />

europaweit noch immer 38 Prozent aller Abfälle auf Deponien landeten,<br />

liegt dieser Wert in Deutschland bei null. Das zeigen veröffentlichte Zahlen<br />

des europäischen Statistikamtes Eurostat. Pro Jahr wurden demnach in<br />

Deutschland 583 Kilogramm kommunaler Abfalle erzeugt. Damit liegt<br />

Deutschland über dem europäischen Durchschnitt von 502 kg, jedoch<br />

deutlich hinter dem Land mit dem größten Abfallaufkommen: in Zypern<br />

entstehen jährlich 760 kg kommunale Abfälle pro Person.<br />

Sämtlicher kommunaler Abfall in Deutschland wird behandelt: 45<br />

Prozent recycelt (europäischer Durchschnitt: 25 Prozent), 38 Prozent<br />

verbrannt (22 Prozent) und 17 Prozent kompostiert (15 Prozent).<br />

Die Zahlen von Eurostat belegen große Unterschiede zwischen den<br />

Müllbehandlungsmethoden in den verschiedenen EU-Staaten. So wird<br />

Müll in Bulgarien zu 100 Prozent deponiert, in Rumänien zu 99 Prozent<br />

und in Litauen zu 94 Prozent. Spitzenreiter bei der Kompostierung des<br />

Mülls ist Österreich: 40 Prozent aller Abfälle landen hier auf dem Kompost.<br />

Quelle: http://ec.europa.eu/deutschland/press/pr_releases/10551_de.htm<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Titel<br />

Mülltrennung - eine gesamtdeutsche Tradition?<br />

Als geborener “Ossi” kenne ich Mülltrennung und Recycling seit<br />

frühester Kindheit. In der stets rohstoffknappen DDR gab es das Kombinat<br />

Sekundärrohstofferfassung (Sero), das ein sehr dichtes Netz von<br />

Aufkaufstellen hatte. Dabei ging es jedoch weniger um die Umwelt wie<br />

heute als um den wirtschaftlichen Aspekt. Viele Branchen waren einfach<br />

darauf angewiesen, dass die Materialien dem Wirtschaftskreislauf wieder<br />

zugeführt wurden. Als Schulkinder zogen wir mit Leiterwagen durchs<br />

Dorf und fragten an jedem Haus nach Altpapier, Metall, Flaschen, Gläsern<br />

und Lumpen. Diese brachten wir dann zum Altstoffhändler und bekamen<br />

ein gutes Taschengeld dafür. Bier- und Brauseflaschen wurden sowieso<br />

ausschließlich im Pfandsystem verkauft. Später in den 80er Jahren, als es<br />

vermehrt auch Plastikverpackungen gab, standen vor den Kaufhallen große<br />

Sammelnetze dafür. In den Dörfern hatte jeder einen Komposthaufen für<br />

natürliche Abfälle. So blieb nicht viel für den Restmüll übrig. Es gab nur<br />

ein kleine 80l Tonne und die Abholung fand nur alle 4 Wochen statt.<br />

Nach der Wende staunten wir nicht schlecht, dass es praktisch<br />

kein funktionierendes Pfandsystem gab und fast alles einfach in den<br />

Müll geworfen wurde. Zumal die Mengen an Verpackungsmaterial,<br />

Postwurfsendungen, Werbung und ähnlichem gigantische Ausmaße<br />

annahmen. Noch heute füllt Papier und Pappe einer einzigen Familie eine<br />

200- Liter-Tonne in zwei Wochen. Bei Plastik sieht es nicht viel besser aus.<br />

So ist aus meiner Sicht zwar lobenswert, dass in Deutschland mittlerweile<br />

so viel recycled wird, andererseits sollte vielleicht viel stärker auf die<br />

Vermeidung von Müll geachtet werden.<br />

Allerdings war es vor grauen Zeiten viel unangenehmer mit dem Müll,<br />

wie man der Tabelle entnehmen kann, die ich im Internet auf einer Seite für<br />

Kinder (http://www.umweltchecker.at/abfall.htm) gefunden habe:<br />

Leben mit dem Abfall - Vom alten Rom bis in die<br />

Neuzeit<br />

600 v.Chr. Die »Cloaca Maxima«, der erste Kanal im Alten Rom, war 4 m<br />

hoch und mit dem Boot befahrbar. Die Räumungen besorgten<br />

private Unternehmen, die über eine Sondersteuer bezahlt<br />

wurden. Die eigentliche Reinigung führten Kriegsgefangene<br />

und Sklaven durch.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

9 Wohin mit dem Müll?


Titel<br />

800 In Frankreich wurden die Abfälle vor das Haus auf die Gassen<br />

geworfen. Schweine, Gänse und Kaninchen hielten sich dort<br />

auf, und knöcheltiefer Morast bedeckte das Pflaster. In manchen<br />

Straßen konnte man sich nur noch mit Stelzen bewegen oder<br />

mit hochhackigen Pantoffeln. Auch das Nachtgeschirr wurde<br />

durch das Fenster auf die Straße entleert.<br />

1183 Der Reichstag in Berlin brach in eine Fäkalgrube ein. 120<br />

Menschen ertranken. Kaiser Friedrich I. soll sich gerade noch<br />

mit einem beherzten Sprung aus dem Fenster gerettet haben.<br />

1350 In München gab es eine Regel die besagte, dass »Kot und<br />

Unflat« vor den Türen binnen drei Tagen wegzuführen seien.<br />

»Unsauberes« aus dem Hause zu gießen wurde bestraft.<br />

1678 Die »Säuberungsordnung« der Stadt Salzburg verbot, »die<br />

heimlichen Gemächer« direkt auf die Gasse hinausmünden<br />

zu lassen. Die menschlichen Ausscheidungen sollten »unter<br />

das Erdreich vergraben werden«. Müll durfte nicht wild in<br />

Gassen und auf Plätzen abgelagert werden, sondern jeder<br />

hatte ihn morgens oder abends in die Salzach oder ein anderes<br />

Fließgewässer zu werfen.<br />

17. Jh. Die »Nachtkönige« - ein Mittelding zwischen Müllabfuhr und<br />

Kanalräumer - waren in Salzburg zuständig für das Ausräumen<br />

der Senkgruben. Die Tätigkeit war wegen des Geruchs nur<br />

nachts, ab 21 Uhr, erlaubt.<br />

1732 In Berlin waren unter Friedrich Wilhelm I. »Unrathaufen vor<br />

Fenstern und Türen des Hauses zurück in die Wohnungen zu<br />

schaufeln«.<br />

1908 »Mistbauern« kündigten sich mit Glockenzeichen an, worauf<br />

die Salzburgerinnen und Salzburger ihre Behälter an die<br />

Randsteine der Gehsteige stellten und nach der Entleerung<br />

wieder ins Haus schafften.<br />

1930 Pro Einwohnerin und Einwohner waren rund ½ Kubikmeter<br />

Hausmüll zu entsorgen, 2006 waren es rund 4 Kubikmeter<br />

(inkl. der getrennt gesammelten Altstoffe).<br />

1933 Aus dem Bericht einer Stadtverwaltung geht das Problem<br />

mit wilden Ablagerungen hervor: »... es ist nicht selten<br />

vorgekommen, dass ein am Straßenrand liegengelassener<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

10<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Titel<br />

Pflasterstein die Keimzelle für einen Müllhaufen bildete,<br />

welcher im Verlaufe einer Woche die Größe von mehreren<br />

Kubikmetern erreichte ...« Mein Kommentar dazu: das ist<br />

noch heute so: wenn man Sperrmüll an den Straßenrand zur<br />

Abholung stellt, dann vergrößert sich dieser, so schnell kann<br />

man gar nicht gucken.<br />

1936 In New York wurde der Inhalt der Müllwägen ins Meer<br />

gekippt. 16.000 Wagenladungen täglich.<br />

Kathrin Schönlein<br />

11 Wohin mit dem Müll?


Wohin mit dem Müll?<br />

Titel<br />

Qué y porqué reciclar?<br />

Antes de poder hablar de reciclaje debemos tener claro el concepto de<br />

lo que es la basura tanto domiciliaria como industrial. Vamos primero a<br />

dividir la basura en dos categorías:<br />

La orgánica son los residuos de plantas y animales<br />

La inorgánica se puede dividir en Metal, Papel, Plástico, Vidrio y lo<br />

que no se recicle<br />

Así entremos en el real problema de la basura.<br />

Generación de residuos sólidos<br />

Los estudios oficiales establecen que cada habitante de la ciudad de La<br />

Paz (área urbana sin contemplar las laderas) genera 0,6 kilos de basura por<br />

día y que los 816.414 habitantes de la ciudad un total de 489.51 toneladas<br />

métricas de basura por día, a nivel doméstico. En las otras actividades<br />

comerciales, industriales, mercados, ferias, hospitales y en el barrido<br />

de vías se genera otro volumen adicional, haciendo un total de 548.25<br />

toneladas métricas por día. Si consideramos el crecimiento poblacional y<br />

el incremento de la producción per cápita de residuos sólidos, la ciudad de<br />

La Paz para el año 2024 generaría 1.000 toneladas por día (el 100% más<br />

de la gestión 2004).<br />

Composición física de la basura en la ciudad de La Paz<br />

Nº Componente % en Peso En Tm.<br />

1 Residuos alimenticios 58,95 294,75<br />

2 Residuos de jardín 2,21 11,05<br />

3 Cartón 1,64 8,20<br />

4 Papel 4,51 22,55<br />

5 Hueso 2,63 13,15<br />

6 Plásticos 8,31 41,55<br />

7 Vidrio 3,38 16,90<br />

8 Metales ferrosos 0,57 2,85<br />

9 Metales no ferrosos 0,00 0,00<br />

9 Latas de aluminio 0,80 4,00<br />

10 Pañal desechable, papel higiénico y similares 10,43 52,15<br />

11 Textiles 1,25 6,25<br />

12<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Titel<br />

12 Envases tetrabrick y tetrapack 0,03 0,15<br />

13 Materiales de construcción y escombro 0,12 0,60<br />

14 Loza y cerámica 0,58 2,90<br />

16 Áridos 0,00 0,00<br />

15 Residuo fino (menor a 1 milímetro) 3,58 17,90<br />

16 Heces fecales 0,16 0,80<br />

17 Otros 0,85 4,25<br />

TOTAL 100,00 500,00<br />

Tomando en cuenta que se producen 500 Tm./dia en La Paz / Fuente Siremu GMLP.<br />

No se descomponen y permanecen inalteradas durante mucho tiempo<br />

plásticos, vidrios, tarros de hojalata o aluminio. Estas basuras presentan<br />

mayor problema para eliminarlas, pero no presentan riesgo sanitario. La<br />

forma usual para eliminarlas es reciclarlas.<br />

Ahora bien comencemos con lo que es el reciclaje. ¿Qué es reciclar?<br />

Es el proceso por el cual las basuras se separan, almacenan y luego se<br />

transforman en nuevos materiales para finalmente ser incorporadas al ciclo<br />

productivo como materia prima o como producto terminado.<br />

Existen diferentes niveles:<br />

PRIMER N<strong>IV</strong>EL: (de rehúso) Incluye los artículos que pueden ser<br />

utilizados nuevamente (botellas, cartón, papel...)<br />

SEGUNDO N<strong>IV</strong>EL: Es el aprovechamiento del material que no sirve<br />

como artículo, pero puede utilizarse como materia prima (plásticos,<br />

caucho...)<br />

TERCER N<strong>IV</strong>EL: Es el que no puede ser reutilizado como artículo, ni<br />

utilizado como materia prima pero puede generar energía al ser quemado<br />

(madera, carbón...)<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

13 Wohin mit dem Müll?


7<br />

Se vende a las industrias<br />

para ser utilizado<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

8<br />

Se fabrican los nuevos<br />

objetos o envases<br />

6<br />

Pasa por el proceso de<br />

transformación. Este proceso<br />

depende del material<br />

¿Qué se puede reciclar?<br />

Titel<br />

1<br />

Consumidor<br />

5<br />

Se pesa<br />

14<br />

2<br />

Identificación<br />

y Separación del material<br />

3<br />

Se lava, si es necesario<br />

(plástico, aluminio y cristal)<br />

4<br />

Se lleva al centro de acopio más<br />

cercano que recicle el tipo de<br />

material seleccionado<br />

Simplemente el 90% de la basura doméstica es reciclable, por ello es<br />

importante que separemos la basura en nuestra casa y la pongamos en los<br />

contenedores adecuados.<br />

Hay contenedores para papel y cartón, materias orgánicas, vidrio, latón,<br />

latas de aluminio, latas de hojalata, etc.<br />

En casa las bolsas de basura se deben clasificar en cuatro grupos:<br />

Para los desechos orgánicos<br />

Para metal y vidrio<br />

Para plástico y empaques que no sean de cartón<br />

Para papel y cartón<br />

¿Qué objetivos tiene el reciclaje?:<br />

Conservación o ahorro de energía.<br />

Conservación o ahorro de recursos naturales.<br />

Disminución del volumen de residuos que hay que eliminar.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Protección del medio ambiente.<br />

¿Qué nos permite el reciclaje?:<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Titel<br />

Ahorrar recursos<br />

Ahorrar energía.<br />

Evitar la deforestación<br />

Reducir la contaminación.<br />

Alargar la vida de los materiales aunque sea con diferentes usos.<br />

Reducir el 80% del espacio que ocupan los desperdicios al convertirse en<br />

basura.<br />

Ayudar a que sea más fácil la recolección de basura.<br />

Tratar de no producir toneladas de basura diariamente que terminan<br />

enterradas en rellenos sanitarios.<br />

Vivir en un mundo más limpio.<br />

¿Cuanto tiempo demora la naturaleza en transformar...?<br />

Los desechos orgánicos de 3 a 4 semanas siempre y cuando<br />

no se mezclen con desechos inorgánicos o sustancias<br />

químicas.<br />

100 años<br />

Junto con el plástico y el vidrio, el telgopor no es un material<br />

biodegradable. Está presente en gran parte del embalaje de<br />

artículos electrónicos. Y así como se recibe, en la mayoría<br />

de los casos, se tira a la basura. Lo máximo que puede hacer<br />

la naturaleza con su estructura es dividirla en moléculas<br />

mínimas.<br />

15 Wohin mit dem Müll?


Wohin mit dem Müll?<br />

Titel<br />

100 años<br />

De acero y plástico, los encendedores descartarles se toman<br />

su tiempo para convertirse en otra cosa. El acero, expuesto<br />

al aire libre, recién comienza a dañarse y enmohecerse<br />

levemente después de 10 años. El plástico, en ese tiempo,<br />

ni pierde el color.<br />

30 años<br />

la aleación metálica que forma las tapitas de botellas puede<br />

parecer candidata a una degradación rápida porque tiene<br />

poco espesor. Pero no es así. Primero se oxidan y poco<br />

a poco su parte de acero va perdiendo resistencia hasta<br />

dispersarse<br />

Más de 100 años<br />

Los corchos de plástico están hechos de polipropileno, el<br />

mismo material de las pajitas y envases de yogur. Se puede<br />

reciclar más fácil que las botellas de agua mineral (que<br />

son de PVC, cloruro de polivinilo) y las que son de PETE<br />

(tereftalato de polietileno<br />

1 año<br />

El papel, compuesto básicamente por celulosa, no le<br />

da mayores problemas a la naturaleza para integrar sus<br />

componentes al suelo. Si queda tirado sobre tierra y le toca<br />

un invierno lluvioso, no tarda en degradarse. Lo ideal, de<br />

todos modos, es reciclarlo para evitar que se sigan talando<br />

árboles para su fabricación.<br />

30 años<br />

Es uno de los elementos más polémicos de los desechos<br />

domiciliarios. Primero porque al ser un aerosol, salvo<br />

especificación contraria, ya es un agente contaminante por<br />

sus CFC (clorofluorocarbonos). Por lo demás, su estructura<br />

metálica lo hace resistente a la degradación natural. El<br />

primer paso es la oxidación.<br />

16<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Titel<br />

150 años<br />

Las bolsas de plástico, por causa de su mínimo espesor,<br />

pueden transformarse más rápido que una botella de<br />

ese material. Las bolsitas, en realidad, están hechas de<br />

polietileno de baja densidad. La naturaleza suele entablar<br />

una "batalla" dura contra ese elemento. Y por lo general,<br />

pierde.<br />

Más de 1.000 años<br />

Sus componentes son altamente contaminantes y no se<br />

degradan. La mayoría tiene mercurio, pero otras también<br />

pueden tener cinc, cromo, arsénico, plomo o cadmio.<br />

Pueden empezar a separarse luego de 50 años al aire libre.<br />

Pero se las ingenian para permanecer como agentes nocivos<br />

30 años<br />

Los envases tetra-brik no son tan tóxicos como uno imagina.<br />

En realidad, el 75 % de su estructura es de a (celulosa), el<br />

20 de polietileno puro de baja densidad y el 5 por ciento de<br />

aluminio. Lo que tarda más en degradarse es el aluminio.<br />

La celulosa, si está al aire libre, desaparece en poco más<br />

de 1 año.<br />

4.000 años<br />

La botella de vidrio, en cualquiera de sus formatos, es<br />

un objeto muy resistente. Aunque es frágil porque con<br />

una simple caída puede quebrarse, para los componentes<br />

naturales del suelo es una tarea titánica transformarla.<br />

Formada por arena y carbonatos de sodio y de calcio, es<br />

reciclable en un 100%.<br />

3 a 4 meses<br />

Los boletos de colectivo y la propaganda impresa deben ser<br />

los objetos que más se arrojan al piso. En ese destino final<br />

encuentran rápidamente el camino para desaparecer. La<br />

lluvia, el sol y el viento los afectan antes de ser presas de<br />

bacterias o de hongos del suelo. Si lo agarra una lluvia fuerte<br />

se disuelve en celulosa y anilinas<br />

17 Wohin mit dem Müll?


Wohin mit dem Müll?<br />

Titel<br />

1 a 2 años<br />

Bajo los rayos del sol, una colilla con filtro puede demorar<br />

hasta dos años en desaparecer. El filtro es de acetato<br />

de celulosa y las bacterias del suelo, acostumbradas a<br />

combatir materia orgánica, no pueden atacarla de entrada.<br />

Si cae en el agua, la desintegración es más rápida, pero más<br />

contaminante<br />

200 años<br />

Las zapatillas están compuestas por cuero, tela, goma y,<br />

en algunos casos, espumas sintéticas. Por eso tienen varias<br />

etapas de degradación. Lo primero que desaparece son las<br />

partes de tela o cuero. Su interior no puede ser degradado:<br />

sólo se reduce.l a 2 años<br />

300 años<br />

La mayoría de las muñecas articuladas son de plástico, de<br />

los que más tardan en desintegrarse. Los rayos ultravioletas<br />

del sol sólo logran dividirlo en moléculas pequeñas. Ese<br />

proceso puede durar cientos de años, pero desaparecen de<br />

la faz de la Tierra<br />

1.000 años<br />

Los vasos descartables de polipropileno contaminan menos<br />

que los de poliestireno, material de las cajitas de huevos-.<br />

Pero también tardan en transformarse. El plástico queda<br />

reducido a moléculas sintéticas; invisibles pero siempre<br />

presentes<br />

100 a 1.000 años<br />

Las botellas de plástico son las más rebeldes a la hora<br />

de transformarse. Al aire libre pierden su tonicidad, se<br />

fragmentan y se dispersan. Enterradas, duran más. La<br />

mayoría está hecha de tereftalato de polietileno (PETE),<br />

un material duro de roer: los microorganismos no tienen<br />

mecanismos para atacarlos<br />

18<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Titel<br />

Contribuye al medio ambiente - RECICLA !<br />

Descuento<br />

10 %<br />

5 años<br />

Un trozo de chicle masticado se convierte en ese tiempo,<br />

por acción del oxígeno, en un material súper duro que luego<br />

empieza a resquebrajarse hasta desaparecer. El chicle es una<br />

mezcla de gomas de resinas naturales, sintéticas, azúcar,<br />

aromatizantes y colorantes. Degradado, casi no deja rastros.<br />

10 años<br />

Ese es el tiempo que tarda la naturaleza en transformar una<br />

lata de gaseosa o de cerveza al estado de óxido de hierro.<br />

Por lo general, las latas tienen 210 micrones de espesor<br />

de acero recubierto de barniz y de estaño. A la intemperie,<br />

hacen falta mucha lluvia y humedad para que el óxido la<br />

cubra totalmente<br />

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19 Wohin mit dem Müll?


Titel<br />

Takesi Trail – müllfrei? Oder: Der Weg ist<br />

das (Touristen) Ziel<br />

Der Takesi Trail gehört zum bekannteren präinkaischen Wegenetz, das<br />

in vorkolombianischer Zeit die Anden überzog. Der Takesi verbindet<br />

das Hochland mit den bolivianischen Yungas. Der Weg ist in einigen<br />

Teilen sehr gut erhalten, in anderen lässt sich mehr erahnen, wie er einst<br />

beschaffen war. Er ist eine wegebauliche Spitzenleistung im Hochland, wo<br />

er breit gepflastert und mit Abwasserrinnen versehen ist. Er gehört ohne<br />

Zweifel zu den Touristenattraktionen in Bolivien. Für die einheimische<br />

Bevölkerung führt er an einer geheiligten Stätte vorbei, die auch von<br />

Aymaras aus La Paz aufgesucht wird, um der Pachamama zu opfern und<br />

ihre althergebrachten Rituale zu befolgen.<br />

Die Pachamama und ihr Müll<br />

Aber was hat der Weg mit unserem Titelthema “Wohin mit dem Müll?“<br />

zu tun. Mehr als man zuerst vermutet. Als wir den Weg zum ersten Mal<br />

im März dieses Jahres gelaufen sind, zog sich eine Müllspur über Berg<br />

und Tal: nicht nur Tempotaschentücher und Klopapiere, wie auch in den<br />

Alpen zu finden, dekorierten den Weg, sondern Glas- und Plastikflaschen,<br />

Bonbon- und Zigarettenpapierchen, Milch- und sonstige Konservendosen<br />

und immer wieder Plastiktüten, die vom Winde verweht romantisch<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

20<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Titel<br />

Sträucher und Bäume verzieren. Ebenso der See, hinter dem höchsten<br />

Punkt des Weges gelegen, hinterließ ein besonders betrübliches Bild. Selbst<br />

bei der Opferstätte, die sich oberhalb des Sees an einer Felswand befindet,<br />

häufte sich der anorganische Müll, auch verursacht durch die Opfergaben<br />

in Form von Bier- und Schnapsflaschen. Was zum Verzehr mitgebracht<br />

wird, wird aus der Verpackung „geschält“ und – liegengelassen. Handelt<br />

es sich um anorganisches Material liegt es viele Jahre da und wartet<br />

darauf, sich zu zersetzen. Dabei wird der Weg jährlich von den Anwohnern<br />

„gesäubert“ (limpiar el camino). Hinter diesem Wort versteckt sich aber<br />

ein anderes Verständnis von Ordnung und Sauberkeit. Es handelt sich um<br />

das Freischlagen von überhängenden Ästen, hineinwucherndem Busch-<br />

und Grasland – also kurzum, all dem, was wir als organisches Material<br />

verstehen. Dieses Säubern ist nach der Regenzeit auch dringend geboten,<br />

denn der Weg wäre sonst nicht mehr erkennbar und würde - gerade im<br />

tropischen Abschnitt - zuwuchern. Die Anwohner könnten ihn nicht<br />

mehr als Nachbarschaftsweg für ihre Zwecke nutzen. So wird er mit dem<br />

Buschmesser für Mensch und Tier freigehalten. Der anorganische Müll<br />

bleibt liegen.<br />

Jugendliche als Müllsammler<br />

Im Jahre 2010 hat sich eine Gruppe Jugendlicher aus dem Altiplano<br />

auf ihrem Schulausflug die Mühe gemacht, die Wanderung mit einer<br />

Müllsammelaktion zu verbinden. Säckeweise wurde anorganischer Müll,<br />

der auf und an dem Weg liegt, eingesammelt und bis an den Endpunkt<br />

des Takesi in Yanacachi transportiert. Diese Aktion kam zustande durch<br />

die Nichtregierungsorganisation „Fundación Pueblo“ die jährlich circa 20<br />

Jungen oder Mädchen die Chance einer technischen Ausbildung eröffnet.<br />

Die Jugendlichen aus den Hochlandprovinzen erhalten ein Stipendium und<br />

werden in La Paz ausgebildet. Sie leben in einer Art Internat in El Alto.<br />

Sie sind zwischen 18 und 22 Jahre alt und kommen aus den ländlichen<br />

Gegenden Boliviens.<br />

Zusammen sammeln - Jugendliche aus El Alto und dem Colegio<br />

Calvert begegnen sich beim Müllsammeln<br />

Dieses Vorbild hat die Amerikanische Schule, Colegio Calvert (ACS), im<br />

südlichen Stadtteil Calacoto von La Paz gelegen, dazu bewogen, in diesem<br />

Jahr eine gemeinsame Sammelaktion durchzuführen. Nicht nur der Müll<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

21 Wohin mit dem Müll?


Titel<br />

ist hier ein Thema, sondern auch die Begegnung zwischen verschiedenen<br />

Welten. Die Amerikanische Schule gilt als die teuerste in Bolivien,<br />

während die Jungs aus El Alto nur Dank staatlicher Zuschüsse und der<br />

Unterstützung der Fundación Pueblo die Chance haben, weiter zu lernen.<br />

Sozusagen ein Schüleraustausch zwischen den Welten der Reichen und<br />

Schönen und der Armen und Indigenen. Dieses Jahr nehmen nur Jungen<br />

teil, im nächsten Jahr sind wieder die Mädchen dran. Verschiedene Treffen<br />

zur Vorbereitung der Aktion sind geplant, um in ein Gespräch miteinander<br />

zu kommen – und das nicht nur über Müll. Ein gemeinsames Fußballspiel<br />

in El Alto eröffnete die Begegnung mit gemeinsamem Snack – es wurde<br />

geteilt. Ein Vortrag über die Geschichte des Takesi wird folgen. Und vor<br />

dem Beginn der Wanderung und Müllsammlung wollen die Jungs aus dem<br />

Hochland natürlich auch mal die Amerikanische Schule im Süden der Stadt<br />

kennenlernen – wie lebt und lernt ihr denn?<br />

Ein Müllwochenende<br />

An einem Wochenende im Oktober ist es dann soweit. Esel und Maultiere<br />

stehen bereit, Jutesäcke für den gesammelten Müll und Arbeitshandschuhe<br />

wurden gekauft. Die Verpflegung für unterwegs wird wieder geteilt.<br />

Übernachtet wird bei Bauern am Wegesrand, die auch Abendessen und<br />

Frühstück vorbereiten. Nach dem Motto - für alle das Gleiche! Am Ende<br />

des Weges in Yanacachi ist eine Stadtbegehung und der Besuch beim<br />

Bürgermeister vorgesehen.<br />

Und der Müll? Der reist per Bus zurück nach La Paz, wo er auch<br />

hergekommen ist! In den Yungas gibt es keine ökologische Müllbeseitigung.<br />

Er würde nur wieder in einen Fluss gekippt. Die Stadtverwaltung von La<br />

Paz hat sich schließlich bereit erklärt, den Müll per Kleinlaster in Empfang<br />

zu nehmen.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

22<br />

Claudia Männling<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Titel<br />

Programa de Educación Ambiental PETAS<br />

GREEN<br />

La incapacidad de la especie humana para vivir en armonía con el planeta<br />

es uno de los principales problemas que está generando problemas<br />

ambientales. Desde sus inicios los hombres han explotado los diversos<br />

recursos que la naturaleza ha puesto a su alcance. En un principio casi<br />

no se percibían los impactos ambientales debido a que las actividades<br />

humanas estaban integradas en los ciclos naturales, y los subproductos<br />

generados durante la realización de éstas eran absorbidos sin problema por<br />

los ecosistemas naturales.<br />

A partir del siglo XX surge una expansión de la economía basada en el<br />

consumo y en extraordinarios avances técnicos y tecnológicos. En estos<br />

años se multiplicaron los bienes producidos por la humanidad. Sin embargo,<br />

este desarrollo económico basado en la utilización indiscriminada de<br />

recursos naturales y la destrucción de espacios naturales no podía sostenerse<br />

indefinidamente. De la necesidad de hacer frente a estos problemas nació<br />

entonces la idea del desarrollo sostenible que busca hacer compatible la<br />

mejora económica con la distribución justa y equitativa de la riqueza y el<br />

respeto al ambiente.<br />

A diferencia de lo que ocurría hace dos décadas, cuando los problemas<br />

ambientales sólo preocupaban a unos pocos países, específicamente a los<br />

países desarrollados, hoy son temas que interesan a todos. Son un desafío<br />

mundial, regional, nacional y local, que se les plantea por igual a todos los<br />

países.<br />

El consumo indiscriminado de energía, el derroche de agua y el<br />

manejo inadecuado de residuos refleja la insuficiente conciencia ambiental<br />

en todos los niveles de nuestra sociedad. Esta falta de conciencia y<br />

sensibilidad ambiental, ante las implicancias que tendrán ciertas actitudes<br />

para generaciones futuras, muestra la necesidad de generar un cambio en la<br />

forma de pensar y actuar en todos los niveles lo antes posible.<br />

En países desarrollados, el proceso pedagógico de la educación<br />

ambiental ha dado grandes resultados a favor del aporte a la solución de<br />

problemas de desequilibrio ambiental, lo cual también ha contribuido al<br />

proceso de desarrollo social. En la vida diaria, ésta permite que el hombre<br />

conviva mejor consigo mismo, con sus semejantes y con el medio que lo<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

23 Wohin mit dem Müll?


Titel<br />

rodea, aumentando la sensibilidad al igual que su capacidad para hacer<br />

mejor uso de los recursos naturales, teniendo una actitud favorable en<br />

cuanto al mantenimiento del equilibrio ambiental y la conservación de la<br />

diversidad biológica, con lo que se puede garantizar una mejor calidad de<br />

vida para las generaciones actuales y futuras.<br />

La educación ambiental es un proceso que busca despertar en la<br />

población una conciencia que le permita identificarse con la problemática<br />

ambiental tanto a nivel local como global. En este sentido se busca<br />

identificar las relaciones de interacción e independencia que se dan entre<br />

el entorno y el hombre, promoviendo una relación armónica entre el medio<br />

natural y las actividades antropogénicas a través del desarrollo sostenible.<br />

En este sentido, el Programa PETAS de la Universidad Católica<br />

Boliviana “San Pablo” de la Regional La Paz ha “sentido” la necesidad<br />

de implementar un programa de educación ambiental abierto a todos los<br />

estudiantes de la universidad.<br />

Cada semestre, más de mil estudiantes de la Universidad Católica<br />

Boliviana, distribuidos en más de treinta proyectos de Aprendizaje +<br />

Servicio, proyectan, planifican y ejecutan propuestas de trabajo en torno<br />

a necesidades reales identificadas en diversos sectores de la ciudad de La<br />

Paz.<br />

A través de estos proyectos se pretende fortalecer las competencias<br />

curriculares de forma integral y con énfasis en el desarrollo personal<br />

en cuanto a valores y actitudes solidarias entendidas como acciones de<br />

reciprocidad entre los/as estudiantes y las poblaciones con las cuales se<br />

trabaja mancomunadamente.<br />

Los proyectos de Aprendizaje + Servicio corresponden al área de<br />

formación de Pastoral Universitaria en su Programa en Todo Amar y Servir –<br />

PETA+S. Dentro de este programa también encontramos al PETAS Green,<br />

una de las iniciativas más importantes en cuanto representa un espacio<br />

formativo sobre la temática medioambiental. Este programa representa<br />

una oportunidad para generar espacios de reflexión y acción frente a<br />

tres temáticas priorizadas inicialmente: eficiencia energética, manejo de<br />

residuos sólidos y el consumo racional de agua en el campus de la UCB.<br />

Mediante la sensibilización e incorporación de temáticas ambientales<br />

en el proceso formativo, se forman profesionales que no solamente sean<br />

competentes en su campo sino que también sean capaces de internalizar la<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

24<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Titel<br />

variable ambiental en su diario vivir, con el objetivo principal de motivar<br />

desde estos contenidos la ciudadanía responsable.<br />

Actualmente, las aulas del PETAS Green trabajan principalmente en<br />

el entorno del campus universitario, sin embargo también abren su campo<br />

de acción a través de aulas abiertas en las que replican su experiencia con<br />

colegios en su nivel secundario lo que a su vez amplía el panorama y la<br />

posibilidad de asumir la pedagogía del Aprendizaje+Servicio aportando<br />

también de esta manera al desarrollo humano local.<br />

Los contenidos de las temáticas priorizadas en el programa de educación<br />

ambiental PETAS Green comprenden los siguientes puntos:<br />

La formación en la temática de Eficiencia Energética tiene un componente<br />

teórico en el que los estudiantes profundizan la conceptualización de<br />

Medio Ambiente, sostenibilidad, energía eléctrica y eficiencia energética.<br />

Esta base de conocimiento permite reflexionar sobre la cantidad de energía<br />

que consumimos a diario en las diferentes actividades así como la dura<br />

realidad nacional de que sólo un tercio de la población puede acceder a<br />

energía eléctrica para cubrir sus necesidades básicas.<br />

En la temática de Gestión de Residuos Sólidos, los estudiantes también<br />

reciben una base teórica en la que se profundizan conceptos ambientales.<br />

Posteriormente son sensibilizados en cuanto a los problemas ambientales<br />

que se generan debido a una inadecuada gestión de residuos sólidos y cómo<br />

ellos pueden contribuir para mejorar esta situación. Uno de los objetivos de<br />

este curso es que los estudiantes pueden realizar un proyecto individual en<br />

el que ponen en práctica alternativas de minimización de residuos en casa,<br />

comparando la cantidad generada antes y después de la implementación<br />

de éstas. Asimismo, se está llevando a cabo una campaña a nivel de toda<br />

la universidad en la que se están colectando los papeles descartados en<br />

cada una de las oficinas, aulas y otras instalaciones del campus, como la<br />

biblioteca, cafetería y laboratorios para determinar la cantidad de papeles<br />

que se generan en todo el campus y determinar en base a eso posteriores<br />

posibilidades de reutilización y/o reciclaje. Por otro lado, también se lleva<br />

a cabo una cuantificación y clasificación de todos los residuos electrónicos<br />

almacenados en el campus, con el fin de facilitar su posterior manejo. En<br />

la última fase los estudiantes deben analizar la información cuantitativa y<br />

cualitativa obtenida durante estos trabajos prácticos e integrarla con los<br />

conocimientos teóricos recibidos para elaborar un plan para la gestión de<br />

estos residuos en el campus.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

25 Wohin mit dem Müll?


Titel<br />

En cuanto a la temática del Agua, también se parte con una base teórica<br />

en la que se enfatiza la importancia del agua y cómo de ser un recurso<br />

renovable está pasando a ser un recurso no renovable. En este sentido,<br />

se hace hincapié en los impactos y la presión que ejerce el hombre sobre<br />

este recurso. Mediante el análisis y la reflexión en cuanto a la realidad<br />

nacional y global, conceptos como La Huella del Agua y El Agua Virtual<br />

los estudiantes van comprendiendo cómo cada uno de ellos puede cooperar<br />

a través de decisiones diarias en la sostenibilidad de este recurso.<br />

Por otra parte también se están realizando pequeños talleres de educación<br />

ambiental en estas tres problemáticas en colegios de La Paz. El primer<br />

colegio en participar en esta iniciativa fue el colegio San Ignacio donde<br />

se trabajó con los cuatro paralelos de la Pre-Promoción. Este taller contó<br />

además con la participación de la Dr.-Ing. Johanne Hanko, representante<br />

para América Latina de la Sociedad Alemana de Energía Solar. La Dr.-Ing.<br />

Hanko preparó una sencilla práctica experimental con el objetivo de dar a<br />

conocer el potencial y la importancia de la energía solar. Para ello puso a<br />

disposición de los estudiantes Kits con pequeños paneles solares, con los<br />

que los estudiantes pudieron, por primera vez, trabajar y aprender cómo<br />

utilizar la energía solar con un panel real.<br />

En este sentido, el programa de PETAS GREEN puede convertirse en<br />

un instrumento interesante no solo para hacer educación ambiental sino<br />

también para integrar de forma efectiva la academia con las escuelas, las<br />

instituciones y la sociedad civil en general.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

Trabajando con los kits de energía solar<br />

26<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Titel<br />

Trabajando en las temáticas ambientales<br />

Alejandra Espinoza<br />

27 Wohin mit dem Müll?


Titel<br />

Fangen wir einmal mit dem Recyceln an –<br />

erste Schritte bei Ketal<br />

Der Weg zur Führungsetage der Supermarktkette Ketal führt in den Keller:<br />

„Tercer nivel“, ruft mir die Empfangsdame aus dem zugigen Glaskasten<br />

neben der vor sich hinrostenden Eingangstür zu. Noch etwas ungläubig gehe<br />

ich ein paar Schritte die Treppe hinunter, aber ja: Im dritten Tiefgeschoss<br />

stoße ich eine Glastür auf und sehe als erstes – „Guten Tag, ich habe einen<br />

Termin“ - neben dem Wasserspender einen Müllbehälter mit der Aufschrift<br />

„inorgánicos“. Kurz überlege ich, ob man sich hier auf meinen Besuch<br />

vorbereitet hat, beschließe dann aber, mich nicht ganz so wichtig zu nehmen.<br />

In seinem jeglichen Glamours entbehrenden Büro begrüßt mich<br />

Flavio Escóbar, der Director Executivo. Ketal feiert in diesem Jahr sein<br />

25-jähriges Bestehen und hat aus diesem Anlass auch sein Engagement im<br />

Umweltbereich hervorgehoben. „Ich habe mir eigentlich immer Gedanken<br />

zum Thema Umweltschutz gemacht“, beginnt Escóbar unser Gespräch<br />

und nennt drei der Gebiete, auf denen Ketal aktiv ist: 1. Die Ausgabe von<br />

umweltschonenderen Plastiktüten, 2. Die Zusammenarbeit mit der Stiftung<br />

von CBN (Cerveceria Boliviana Nacional), Swisscontact und der La Pazer<br />

Stadtverwaltung im Bereich Umweltschutz, 3. Das Sammeln und die<br />

umweltgerechte Entsorgung von Batterien.<br />

„Schon jetzt geben wir an unseren Kassen Plastiktüten aus, die in 10<br />

bis 15 Jahren wieder zerfallen. Unser neustes Modell, dass wir von einem<br />

malaysischen Unternehmen beziehen werden, wird auf der Basis von<br />

Maisstärke hergestellt und damit in weniger als einem Jahr verrotten.“ Ob<br />

er nicht meine, dass man für Plastiktüten, wie in Deutschland üblich, dem<br />

Kunden ein geringes Entgelt abverlangen könne? „Nein, der Schock wäre<br />

zu groß. Die Kunden würden sich misshandelt fühlen. Für solch einen<br />

Schritt bräuchte man eine gesetzliche Regelung.“<br />

Müllvermeidung ist also noch kein Thema. Aber offenbar gibt es durchaus<br />

Kunden, die sich für das Recyceln interessieren: Detailliert beschreibt<br />

Escóbar die Probleme bei dem Versuch, Plastikflaschen und andere<br />

verwertbarer Materialien zu sammeln. „Die Kunden waren so dankbar für<br />

diese Möglichkeit, dass wir bisher eher zuviel als zuwenig Abfall von ihnen<br />

bekommen – das mit uns kooperierende Unternehmen kann gar nicht alles<br />

abnehmen.“ An drei Tagen der Woche sitzt im Eingang zum Ketal in der Calle<br />

15 in Calacoto eine junge Dame am „Punto de Canje“, die Plastik, Papier und<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

28<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Titel<br />

andere Abfallstoffe entgegennimmt, wiegt, und den Gegenwert in Bolivianos<br />

gutschreibt. Ist sie nicht da, bleibt dem Kunden der Sammelbehälter, in den<br />

verschiedene Müllsorten entsorgt werden können. Man hat allerdings nicht<br />

den Eindruck, dass hier übermäßiger Andrang herrscht – vielleicht sind die<br />

Behälter auch gerade erst geleert worden.<br />

Sicher ist: Ketal unternimmt zumindest erste Schritte, um seine Kunden<br />

zu erziehen. Escóbar dazu abschließend: „Das Hauptproblem ist meiner<br />

persönlichen Meinung nach, dass es hier in Bolivien keinen Anreiz für<br />

die Leute gibt, Müll zu vermeiden oder wiederzuverwerten. Weder wird<br />

gutes Verhalten belohnt, noch gibt es Strafen für Umweltverschmutzung.<br />

Wir brauchen Umwelterziehung in den Schulen und intelligente<br />

gesetzliche Regelungen.“ Und offenbar größere Kapazitäten bei den<br />

Abnahmeunternehmen – Augenzeugenberichten zufolge landet der<br />

sorgsam getrennte Müll auch bei Ketal erst einmal wieder in einem<br />

gemeinsamen Lagerraum.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Benita Schauer<br />

29 Wohin mit dem Müll?


Titel<br />

Umweltschutz: eine Pflicht für alle<br />

Umweltschutz ist etwas, das heute mehr als eine Modeerscheinung sein sollte,<br />

da die ernsten Risiken, denen unser Planet mit der globalen Erwärmung,<br />

dem Riss der Ozonschicht und der zunehmenden Umweltverschmutzung<br />

ausgesetzt ist, zunehmend größer und bedrohlicher werden.<br />

Da ich davon überzeugt bin, dass sich dieses Menschen gemachte<br />

Problem nur durch einen Kultur- und Wissenswandel lösen lässt,<br />

beschäftigt mich als Lehrerin und Erzieherin das Thema Umwelt an der<br />

Deutschen Schule in La Paz seit vielen Jahren. Die Umwelterziehung<br />

hat daher einen wichtigen Platz in meiner Tätigkeit, weil ich denke, dass<br />

jeder von uns zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen kann, wenn in der<br />

Kindheit und Jugend eine Sensibilisierung für dieses Thema stattgefunden<br />

hat. Im Folgenden ein Überblick auf einige wichtige Projekte, die ich in<br />

den vergangenen Jahren im Bereich der Umwelterziehung initiiert und<br />

durchgeführt habe:<br />

Im Jahre 1995 haben sich sowohl die Primaria als auch die Secundaria<br />

der Deutschen Schule La Paz mit dem Thema Umwelt in der Projektwoche<br />

beschäftigt, in der sich die Schüler mit Themen wie der Verschmutzung<br />

des Choqueyapu-Flusses, der exzessiven Verwendung von Plastiktüten in<br />

Supermärkten und Märkten, der Reinigung eines städtischen Parks in La<br />

Paz und Baumpflanzungen beschäftigt haben. Ab 1996 wurden die Gänge<br />

und Höfe der Deutschen Schule von den Schülerinnen und Schülern in<br />

Eigenregie wöchentlich gereinigt, weil sie die Verantwortung für die<br />

Sauberkeit der Räume tragen und eine Wertschätzung gegenüber der Arbeit<br />

der schulischen Reinigungsfachkräfte entwickeln sollten.<br />

Eine weitere Konsequenz aus der Projektwoche war die Gründung<br />

der Umweltgruppe in der Primaria. Diese Gruppe von Schülerinnen und<br />

Schülern klärte alle Kinder der Primaria-Stufe über die Mülltrennung auf,<br />

sammelte Milchtüten und setzte sich für die Anpflanzung neuer Bäume in<br />

öffentlichen Parks ein. Außerdem strichen sie die Mülleimer in der Schule<br />

farbig an, um auf das System der Mülltrennung aufmerksam zu machen.<br />

Auf den Schulfesten wurden die Besucher ebenso über die Wichtigkeit<br />

der Mülltrennung informiert. In der Schule wurde von dieser Gruppe ein<br />

Kompost für organische Abfälle eingerichtet und etabliert. Die Angestellten<br />

der Schule wurden in das neue System von Recycling und Mülltrennung<br />

eingeführt.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

30<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Titel<br />

Im Jahre 1997 startete die Umweltgruppe eine große Kampagne zum<br />

Thema Altpapier. Es wurden alte Zeitungen gesammelt und mit dem<br />

Verkaufsgewinn wurde der Beitrag zu einem Schulstipendium finanziert.<br />

Dank der Begeisterung und engagierten Arbeit dieser Gruppe bildeten<br />

die Schülervertretung (CECA) und die Elternvertretung der Schule jeweils<br />

eine eigene Umweltkommission. Damit wurde das Thema Umwelterziehung<br />

in den organisatorischen Strukturen der Schule verankert.<br />

Die Umwelterziehung ist für mich Teil der Verantwortung meiner<br />

Arbeit, die ich als Lehrerin und Erzieherin trage. Aus diesem Grund<br />

bestehe ich in der täglichen Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern<br />

auf die verantwortliche Nutzung von Papier und die sparsame Benutzung<br />

von Wasser und Strom. Zudem gebe ich ihnen praktische und anwendbare<br />

Beispiele für Umwelt- und Klimaschutz in ihrem täglichen Leben außerhalb<br />

der Schule.<br />

Jedes Jahr biete ich in der Projektwoche der Primaria-Stufe ein Projekt<br />

über Recycling an, um bei den Schülerinnen und Schülern das Bewusstsein<br />

für den Wert von Materialien und Rohstoffen zu stärken, und Beispiele zu<br />

geben, wie sich verschiedene Materialien und Wertstoffe in einem neuen<br />

Produktzyklus wieder verwenden lassen. In einigen von den Projekten zum<br />

Beispiel machten die Teilnehmer mit alten Zeitungen schöne Papierkörbe,<br />

aus Cornflakes-Schachteln Bücherständer, aus Papptellern verschiedene<br />

Tiere und schöne Sitzhocker und Kerzenständer aus PET-Flaschen.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

31 Wohin mit dem Müll?


Titel<br />

Vor zwei Jahren machte die jetzige Klasse P6D ein ganzes Jahr<br />

eine Kampagne im Kindergarten und in der Primaria, um Milch- und<br />

Joghurttüten zu sammeln. Die so gewonnenen Rohstoffe wurden für die<br />

Verwirklichung eines Projektes im Kinderheim Alalay benutzt. In diesem<br />

Kinderheim wurden aus den alten Tüten neue Einkaufstaschen in einem<br />

anspruchsvollen Design genäht. Inzwischen sind diese Einkaufstaschen in<br />

La Paz sehr begehrt und das Geld aus dem Verkauf hilft den Kindern von<br />

Alalay.<br />

Außerdem lernten die Schüler und die Kinder von Alalay aus Tetrapack-<br />

Schachteln Geldbörsen zu machen, die vor allem zur Weihnachtszeit<br />

zahlreich verkauft wurden.<br />

Ich bin der Überzeugung, dass mit kleinen Änderungen unseres<br />

Verhaltens beim Umwelt-und Klimaschutz weltweit große und signifikante<br />

Verbesserungen erzielt werden können. Eine wichtige Grundlage für diese<br />

Verhaltensänderungen ist die Umweltbildung und Umwelterziehung<br />

an Schulen. So wird der Umwelt- und Klimaschutz ein wichtiger Teil<br />

des Wertekanons einer Gesellschaft, und zur Selbstverständlichkeit im<br />

täglichen Handeln eines jeden Menschen.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

Alicia Jahnsen, Lehrerin am Colegio Alemán<br />

Leere Milch- und Joghurttüten können jederzeit in der Schule<br />

abgegeben werden. Taschen, die daraus hergestellt werden, können<br />

Sie bei Frau Jahnsen erwerben.<br />

32<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Aktuell<br />

Rede des Botschafters Dr. Philipp Schauer<br />

aus Anlass des Empfangs zum Tag der<br />

Deutschen Einheit 2012<br />

Muy buenas tardes<br />

Una especial bienvenida al Sr. Canciller David Choquehuanca quien<br />

nos acompana hoy y que pronto visitara Alemania<br />

…<br />

Hoy festejamos 22 años de la reunificación de Alemania, resultado<br />

de la caída del muro y del fin de décadas con dos sistemas políticos y<br />

económicos opuestos. A pesar de que nos quedó basicamente un solo<br />

sistema el mundo se ha vuelto mucho más complicado que antes pero<br />

con más oportunidades.<br />

Para muchos ha aumentado la libertad pero también surgieron<br />

muchos nuevos conflictos violentos que necesitaban mediación y a<br />

veces intervenciones por parte de un sistema internacional muchas veces<br />

sobrecargado.<br />

En lo económico al inicio era obvio que la regla básica debía ser la del<br />

mercado; pero no era tan fácil. Había que incluir elementos sociales y había<br />

que tomar en cuenta el medio ambiente y recursos naturales limitados. Se<br />

necesitaban reglas para los mercados - a nivel nacional e internacional. La<br />

crisis del 2008 nos ha mostrado que había fallas en ésto.<br />

Y la crisis actual en Europa nos muestra que no somos autónomos en<br />

nuestras decisiones, que dependemos por ejemplo de la confianza de los<br />

mercados financieros internacionales. Nos muestra además cuan difícil es<br />

entender los mecanismos económicos de hoy.<br />

En estos tiempos complejos se necesitan dirigentes responsables con<br />

buenos asesores y pueblos que entiendan la necesidad de cambios y no<br />

políticos populistas o gente que haga política para su propia clientela<br />

porque ya no son los tiempos para distribuir simplemente dinero a todos.<br />

Para dar un ejemplo de Alemania: El viernes pasado el principal partido<br />

de la oposición ha nombrado como líder a un político no muy popular<br />

pero con competencia económica para enfrentar a nuestra canciller Angela<br />

Merkel en las próximas elecciones.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

33 Wohin mit dem Müll?


Aktuell<br />

Pero al final de cuentas el proceso que estamos viviendo hoy es el de<br />

compartir mejor entre mucho más pueblos los valores democráticos y las<br />

riquezas de nuestro mundo - y ésto, aunque complejo, es bueno.<br />

En otro ámbito, al celebrar nuestro aniversario, desde ayer compartimos<br />

en Bolivia la proyección de la película muda "Metropolis" de Fritz Lang<br />

de 1927 con la música original tocada por la Orquesta Sínfónica Nacional<br />

con la cual tenemos una larga historia de cooperación exitosa. Dentro de un<br />

rato escucharán algunas melodías de la película que tiene una visión muy<br />

negativa del futuro basada en la experiencia de una sociedad clasista pero<br />

también con una mensaje positiva, que todos los actores deben aceptar<br />

compromisos.<br />

También quiero invitarles a visitar los stands en el jardín de abajo, allí<br />

están los productores del Chaco, los valles y parte de las tierras bajas de<br />

Bolivia que reciben apoyo de nuestros programas de Cooperación para<br />

mejorar el riego, la producción y comercialización de sus productos; pero,<br />

sobre todo, su seguridad alimentaria.<br />

Esta gestión, vamos a festejar 50 años de Cooperación bolivianoalemana.<br />

A través de la Cooperación, iniciada hace medio siglo, nos<br />

consideramos socios del desarrollo de Bolivia y de su pueblo. En este<br />

proceso fuimos testigos de muchos cambios. Nunca es fácil apoyar a un<br />

país desde afuera. Y no es fácil ayudar a la Bolivia de hoy - la burocracia<br />

y los constantes cambios del personal dificultan toda ayuda. Sin embargo<br />

entendemos que estamos viviendo una etapa importante en la historia del<br />

país con el proceso de cambio que avisora la construcción de una nación<br />

participativa y plural, cuyos beneficios políticos y económicos deseamos<br />

que lleguen a toda la población. Apoyamos en particular la visión del<br />

gobierno de mejorar de manera importante hasta 2025 los servicios básicos<br />

y la seguridad alimentaria y contribuimos substantialmente con nuestros<br />

programas en las áreas del agua y desarollo agropecuario.<br />

Tenemos la firme voluntad de caminar junto a Bolivia por muchos años<br />

más.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

34<br />

Muchas gracias.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Aktuell<br />

Expocruz 2012<br />

Die Expocruz feiert in diesem Jahr ihr 50. Jubiläum. Seit der Gründung<br />

im Jahr 1962 fand sie neben einigen nationalen Versionen 37 mal als<br />

internationale Messe statt. Das zweite Jahr in Folge organisiert die<br />

Deutsch-Bolivianische Industrie- und Handelskammer die offizielle<br />

Beteiligung der Europäischen Union in Form eines Pavillons. Die Planung<br />

und Durchführung des E.U. Pavillons stellt eines der wichtigsten Projekte<br />

innerhalb des durch unsere binationale Kammer angebotenen Portfolios an<br />

Dienstleistungen dar.<br />

Dieses Mal konnten wir 47 Unternehmen und Institutionen gewinnen,<br />

die auf 2.500 m2 ein breites Spektrum an Produkten und Dienstleistungen<br />

aus 13 der 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ausstellten.<br />

Darunter waren Anbieter von Werkzeug- und Injektionsmaschinen, Systeme<br />

und Halbfabrikate für die Konstruktion, Forst- und Landwirtschaft,<br />

Robotik und Automatisierung von Industrieprozessen, Ausrüstung für<br />

Bergbau- Topographie und Geodäsie, Maschinen zur Verarbeitung<br />

von kaltem Eisen, Papier-, Papp- und Plastikprodukten, Rohstoffe für<br />

die Lebensmittelindustrie, Leder und Textilien, Photovoltaiksysteme,<br />

Kleinwindkraftwerke, Kühlung und Filtration, Ausstattung für Heim<br />

und Büro; Möbel und Heimelektronik, Logopädieprodukte und<br />

-dienstleistungen, Dermokosmetika, Uhren, Spielwaren, Energie-Drinks,<br />

Gastronomie, Hotels und Tourismus.<br />

24 Aussteller präsentierten mehr als hundert deutsche Marken. Spanien<br />

und die Schweiz waren mit jeweils fünf Ausstellern, Österreich, England<br />

und Italien mit vier, Frankreich und Russland mit zwei, Belgien, Dänemark,<br />

Finnland und die Niederlande mit jeweils einem Aussteller vertreten.<br />

Die Bundesrepublik Deutschland beteiligte sich seit 1968 das 24. Mal<br />

offiziell mit einem Infostand an der Expocruz. Das Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Technologie (BMWi), der Verband der deutschen<br />

Messewirtschaft (AUMA), die Firma MCO GmbH und die Deutsch-<br />

Bolivianische Industrie- und Handelskammer organisierten den Infostand.<br />

Der offizielle deutsche Stand bot Besuchern persönliche Beratung<br />

und alle Arten von Informationen zu geschäftlichen, kulturellen und<br />

Bildungsthemen sowie Marktinformationen und Informationen über<br />

deutschen Messen. In diesem Jahr enthielt der offizielle Stand ein kleines<br />

35 Wohin mit dem Müll?


Aktuell<br />

Kino, in dem mehrere Kurzfilme über Wirtschaft, Handel und Geschichte<br />

Deutschlands gezeigt wurden. Deutschland hat derzeit nur zwei Infostände<br />

dieser Art weltweit.<br />

Am 25. September empfingen die Leiter des Wirtschaftsreferats der<br />

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland, Manuel Müller, und der<br />

Delegation der Europäische Union, Alain Bothorel, sowie der Präsident<br />

der Deutsch-Bolivianischen Industrie- und Handelskammer, Emilio von<br />

Bergen, die Gäste im Rahmen eines Empfangs zur offiziellen Teilnahme<br />

Deutschlands und der EU. Diese Veranstaltung führte eine beträchtliche<br />

Anzahl von Mitgliedern unserer Kammer, Vertreter des öffentlichen<br />

Sektors, Diplomaten und Unternehmer zusammen.<br />

Parallel zur Messe organisiert die CAINCO seit 1991 die “Rueda de<br />

Negocios”, eine internationale Plattform zur Zusammenführung von<br />

Angebot und Nachfrage für alle Arten von Produkten und Dienstleistungen.<br />

Die Veranstaltung fand vom 26. bis zum 28. September in den Räumen der<br />

CAINCO in Santa Cruz statt. Dieses Jahr nahmen 1.084 Firmen aus 22<br />

Ländern an insgesamt 10.436 Treffen teil. Es wird geschätzt, dass durch<br />

diese Veranstaltung Geschäfte im Wert von 192 Millionen Dollar generiert<br />

werden.<br />

Zahlen zur Expocruz 2012:<br />

Auf der Expocruz 2012 waren 2.271 Unternehmen als Aussteller vertreten,<br />

von denen 761 aus dem Ausland kamen. Die offiziell teilnehmenden Länder<br />

waren: Argentinien, Brasilien, Chile, China, Deutschland, Kolumbien,<br />

Südkorea, Spanien, USA, Indien, Paraguay, Peru, Russland und die<br />

Europäische Union. Im Sektor der Viehzüchtung wurden etwa 1.050<br />

Tiere ausgestellt und 16 Versteigerungen von Rindern durchgeführt. Die<br />

Expocruz zählt mit 512.981 Besuchern und einer ökonomischen Bewegung<br />

von über 283 Millionen Dollar zu den wichtigsten multisektoriellen Messen<br />

Lateinamerikas.<br />

Geschichte der Expocruz:<br />

1962<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

Gründung der Messe als Universitätsprojekt wo Tiermedizin-Studenten<br />

der "Universidad Autónoma Gabriel René Moreno" die Resultate ihrer<br />

Forschung präsentieren konnten<br />

36<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Aktuell<br />

1964 Entstehung der "Cámara Agropecuaria del Oriente" (CAO)<br />

seit 1965<br />

seit 1968<br />

1970<br />

1980<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

nehmen neben der Landwirtschaft auch die Sektoren Handel, Industrie<br />

und Handwerk, unterstützt von der CAINCO, teil<br />

erstes dauerhaft bestehendes Messegelände Boliviens mit 90.000 m2, erste<br />

deutsche Teilnahme<br />

Erster Kontakt mit der "Asociación de Ferias Internacionales de América"<br />

(AFIDA)<br />

Vergrößerung des Messegeländes auf 140.000 m2,<br />

179.000 Besucher<br />

1990 Eröffnung der Pavillons "Tradición" & "Santa Cruz"<br />

1991<br />

seit 1992<br />

Vergrößerung des Messegeländes auf 175.000 m2, Mitgliedschaft im<br />

"Verband internationaler Messen" (UFI)<br />

findet die Expocruz jährlich als internationale Messe statt. Zuvor fand die<br />

Messe im Jahresrhythmus abwechselnd als nationale und internationale<br />

Messe statt<br />

1998 Konstruktion eines neuen internationalen Pavillons mit 2.000 m2<br />

2003 Eröffnung des Internationalen Kongresszentrums<br />

2005 Eröffnung des Saals "Chané" mit einer Kapazität von 800 Personen<br />

2006 Eröffnung des Saals “Sirionó” mit 1.600 m2<br />

2008 Eröffnung des Gastronomiebereichs (Patio de comida)<br />

2010<br />

2012<br />

Eröffnung zweier neuer Pavillons für internationale Aussteller und die<br />

Präsentation von Tieren<br />

Die Expocruz feiert mit der 37. internationalen Messe ihr 50-jähriges<br />

Bestehen<br />

Heute finden auf dem Messegelände neben der Expocruz ganzjährig<br />

Fachmessen statt, die von der Messegesellschaft Fexpocruz durchgeführt<br />

werden wie die Automobilmesse “Fiacruz”, die Holzmesse “Expoforest”,<br />

die Agrarmesse “Agropecruz” und die Messe für nationale Produktion<br />

“Expomype”. Daneben wird das Messegelände auch vermietet.<br />

Deutsch-Bolivianische Industrie und Handelskammer<br />

Messeabteilung<br />

Rodolfo Richter, Dominik Klein<br />

ferias@ahkbol.com www.ahkbol.com<br />

37 Wohin mit dem Müll?


Gedanken eines Ausstellers:<br />

Aktuell<br />

Die Expocruz ist zweifellos die größte und wichtigste internationale Messe<br />

in Bolivien und eine Veranstaltung, die sich international mit den größten<br />

ihrer Art messen kann. Nach mehr als zehn Jahren Messebeteiligung ist<br />

für mich die Expocruz noch immer – und vielleicht immer mehr – ein<br />

Event, das sich nicht unbedingt mit einer herkömmlichen Industriemesse<br />

vergleichen lässt, es ist vielmehr eine Veranstaltung, die mit zunehmendem<br />

Erfolg die Konzepte der Grünen Woche, der Hannovermesse und des<br />

Oktoberfestes kombiniert und so auch zu einer Massenveranstaltung mit<br />

Volksfestcharakter wird. Nach wie vor sind die Vielzahl zum Teil knapp<br />

bekleideter Models und die Events unter Beteiligung der „Magnificas“ ein<br />

Besuchermagnet, auch wenn in den letzten Jahren doch mehr und mehr<br />

versucht wird vom Macho-Image dieser Art von „Fleischbeschau“ Abstand<br />

zu gewinnen. Von Ausstellerseite wird mitunter der Wunsch geäußert, die<br />

Expocruz möge sich etwas stärker dem Fachpublikum widmen. Einem<br />

Wunsch, dem die CAINCO mit der Stärkung der parallel laufenden „Rueda<br />

de negocios“ begegnet.<br />

Für die Bevölkerung von Santa Cruz ist dieser Aspekt freilich weniger<br />

interessant und es gilt eigentlich als Muss, das größte gesellschaftliche<br />

Ereignis des Jahres wenigstens einmal besucht zu haben. Es ist schon<br />

beeindruckend zu erleben, wie sich an manchen Tagen über 80.000<br />

Menschen buchstäblich mit Kind und Kegel auf dem Messegelände<br />

drängen, kaum in der Lage sich fortbewegen zu können, um etwas vom<br />

Hauch des zur Schau gestellten wirtschaftlichen Aufschwungs des Landes<br />

abzubekommen. Als Betreiber eines Biergartens auf der Expocruz kommt<br />

uns dieses Messekonzept natürlich sehr entgegen und so werden wir wohl<br />

auch im nächsten Jahr wieder dabei sein.<br />

Zum Vergleich: auf der Grünen Woche im Januar 2012 in Berlin gab<br />

es an zehn Tagen etwas mehr als 420.000 Besucher, auf der Hannover<br />

Messe 2012 an fünf Tagen 183.173 Besucher. Das Oktoberfest mit 6,4 Mio<br />

Besuchern in 16 Tagen spielt hier natürlich in einer anderen Liga.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

38<br />

Reinhard Rössling<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Aktuell<br />

Cochabamba feiert<br />

Die erste Gelegenheit dazu ergab sich am 24. August, als das Instituto<br />

Cultural Boliviano Aleman, kurz ICBA genannt , sein 32. Bestehen feierte.<br />

Dazu hatte die Direktorin, Frau Anne Arenhövel, eingeladen und deutsche<br />

Mitglieder, vor allem aber die Schüler des Institutes waren dem Ruf<br />

gefolgt. Als Überraschung hatte man sich in diesem Jahr den Vortrag von<br />

kleinen, meist gruseligen Geschichten ausgedacht, „Los Fantasmas“, die<br />

Mitglieder eines Zimmertheaters in entsprechend geheimnisvoll, dunkel<br />

ausgestalteten Aulen von ICBA vortrugen. Dieses etwa halbstündige<br />

Programm fand viel Beifall. Danach bestand die Möglichkeit, sich im<br />

Café Berlin mit einer Currywurst mit Erdnusssoße zu stärken, bevor<br />

mit einstündiger Verspätung die Gruppe „TIMPANA“ auf den Plan trat.<br />

Gespielt wurde vor dem Institut auf der Straße Lanza, die dazu gesperrt<br />

worden war. Die Musik passte zum Thema des Abends, auch die Musik<br />

hatte stellenweise etwas mystisches, magisches, okkultistisches an sich,<br />

was durch viel dunkelrotes Licht, Ku-klux-klan-kapuzen und viel Rauch<br />

unterstrichen wurde. Eine gelungene Geburtstagsfeier.<br />

Am Sonntag, den 30. September hatte die Sociedad Alemana de<br />

Beneficencia, der deutsche Hilfsverein, zum traditionellen Oktoberfest<br />

eingeladen. Seit zwei Jahren feiert der Hilfsverein nur noch im Kreise<br />

der Mitglieder, wobei natürlich jeder Besucher Freunde und Bekannte<br />

mitbringen kann; so entsprach die Teilnehmerzahl dem Platz, der im<br />

Veranstaltungssaal und Garten unseres Mitgliedes Rafael Musch zur<br />

Verfügung stand. Nach einem Abriss über die Geschichte der Oktoberfeste<br />

in Deutschland und Cochabamba, vorgetragen durch den Präsidenten des<br />

Hilfsvereins, Herrn Kai-Uwe Berodt, ließ man sich Eisbein mit Sauerkraut<br />

und Salzkartoffeln sowie Taquiña Bier vom Fass munden; später stand<br />

noch ein Buffet mit von den Damen des Vereins selbstgebackenen<br />

Torten zum Verzehr bereit. Bei warmen Wetter herrschte bis in die späten<br />

Nachmittagsstunden eine gute Stimmung.<br />

Schon drei Tage später, am 3. Oktober hatten dann in einer gemeinsamen<br />

Aktion das hiesige deutsche Honorarkonsulat, ICBA, der deutsche<br />

Hilfsverein und der Vorstand der deutschen Schule Federico Froebel zu<br />

einer Feier zum deutschen Nationalfeiertag eingeladen. Dazu waren etwa<br />

200 Personen in die deutsche Schule gekommen, deren Leitung sich mit<br />

der Gestaltung der Feier viel Mühe gegeben hatte.<br />

39 Wohin mit dem Müll?


Aktuell<br />

Nach einer Videoschau über den Fall der Mauer am 9. Dezember<br />

1989 in Berlin schilderte Herr Kai-Uwe Berodt die damaligen Ereignisse<br />

in Berlin , die er dort als Student hautnah miterlebt hatte. Es folgten<br />

Ansprachen von Frau Anne Arenhövel, ICBA, und dem deutschen<br />

Honorarkonsul in Cochabamba, Herrn Gerhard Wille, der in einer<br />

launigen Rede erläuterte, dass sich einige deutsche Worte wie Abendbrot,<br />

Fachwerkhaus oder Gemütlichkeit nicht übersetzen lassen. Sie vermitteln<br />

keinen Gegenstand oder Situation, sondern ein Gefühl. Umrahmt wurde das<br />

Programm durch deutsche Volkslieder und einem Gitarrenkonzert, beides<br />

vorgetragen von Schülern der Schule und einem Sketch mit Liedern aus<br />

der Dreigroschenoper von Berthold Brecht. Zum leiblichen Wohl wurde<br />

original Paulaner Bier gereicht sowie wieder Currywurst, diesmal in einer<br />

leckeren scharfen Currysoße. Sollte dieses Mahl durch die Lieblingsspeise<br />

unseres Altkanzlers Gerhard Schröder zum deutschen Nationalgericht<br />

avancieren? Da lobt sich der Unterzeichnende doch die „Altdeutsche<br />

Kartoffelsuppe“, deren Rezept im letzten <strong>Monatsblatt</strong> abgedruckt worden<br />

war. Zuletzt bedankte sich die Vorstandsvorsitzende der Schule Federico<br />

Froebel, Frau Daysi Rocabado de Duchén, für die Teilnahme an der Feier,<br />

obwohl der Dank in erster Linie ihr für die Gestaltung des Festes hätte<br />

gelten müssen. Anzumerken sei noch: die Präsenz der deutschen Kolonie<br />

hätte höher sein können, das Oktoberfest kurz zuvor saß wohl noch Vielen<br />

in den Knochen. So setzten sich die Besucher der Feier im Wesentlichen<br />

aus den bolivianischen Eltern der am Rahmenprogramm teilnehmenden<br />

Schüler zusammen; dies hat auch etwas Gutes, wurde ihnen damit doch ein<br />

wenig die jüngste deutsche Geschichte und deutsche Lebensart vermittelt.<br />

Zu guter Letzt feierte die lutherische Gemeinde in deutscher Sprache<br />

am 13. Oktober einen Erntedankgottesdienst, wozu Pastor Christian Reiser<br />

aus La Paz angereist war.<br />

Im Café Berlin von ICBA war der provisorische Altar von<br />

Gemeindemitgliedern mit Gemüse und Früchten, Brot und Wein festlich<br />

geschmückt. Auch für die musikalische Begleitung zu den gesungenen<br />

Liedern war in Form eines elektrischen Klaviers gesorgt. Die Predigt vor<br />

etwa 25 Besuchern des Gottesdienstes handelte dem Thema des Sonntags<br />

gerecht vom „Dank“. In seiner Predigt regte Pastor Reiser die Gemeinde an<br />

Hand von zwei Gleichnissen an, bewusster in Dankbarkeit gegenüber Gott<br />

zu leben. Im Anschluss an den Gottesdienst saß man noch eine Weile bei<br />

Kaffee und Kuchen zusammen. Nachdem wir nun in Bolivien wieder einen<br />

fest bestallten Pastor haben, ist die EKD in Deutschland daran interessiert,<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

40<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Aktuell<br />

dass auch in Cochabamba eine aktivere Kirchengemeinde aufgebaut und<br />

ein wenig mehr „Mission“ betrieben wird; wir arbeiten daran. Der nächste<br />

Gottesdienst in Cochabamba wird am 9. Dezember zusammen mit der<br />

traditionellen Nikolausfeier des deutschen Hilfsvereins gefeiert werden.<br />

Damit ist eine große Teilnehmerzahl garantiert. Wenn auch die Mehrzahl<br />

der dabei Anwesenden katholischen Glaubens sein werden, so ist damit<br />

wieder ein kleiner Schritt in Richtung Ökumene getan und das ist sicher<br />

auch nicht von Übel.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Christian Neumann-Redlin<br />

Cochabamba<br />

41 Wohin mit dem Müll?


Aktuell<br />

Von der Sociedad “Socorro Mutuo Alemán“<br />

zur „Clinica Alemana“ – Versuch einer<br />

Geschichte mit vielen Lücken<br />

Als ich vor einiger Zeit begann, nach Informationen zur Vergangenheit der<br />

„Clinica Alemana“ zu forschen, stellte ich mir das simpel vor: Ein paar<br />

Gespräche mit den Gründern der neuen Klinik, ein wenig Lektüre, und<br />

dann würde das Ganze eine runde Geschichte ergeben. Heute, mit einigen<br />

Blättern aus dem „Aktenbuch des Deutschen Krankenhauses“ vor und<br />

einer Reihe von Gesprächen hinter mir, sieht die Lage anders aus, und ich<br />

bin mir bewusst, dass die jetzt hier präsentierte Darstellung nur Stückwerk<br />

ist. Vielleicht bieten diese Fragmente dem einen oder anderen Leser einen<br />

Anlass für weiterführende Fragen?<br />

Die Anfänge 1933- 1938<br />

Die „Deutsche Unterstützungsgemeinschaft“ hatte zu Beginn des Jahres<br />

1933 einen Ausschuss bestimmt, der sich mit konkreten Schritten<br />

zur Einrichtung einer Deutschen Klinik im Haus der Deutschen<br />

Krankenschwestern („Hermanas de las escuelas cristianas“) in der Avda.<br />

6 de Agosto / Ecke Calle Fernando Guachalla befassen sollte, weil „sich<br />

herausgestellt hat, dass die Folgeerscheinungen aller hier auftretenden<br />

Krankheiten schlimmer sind als die Krankheiten selber … , was fast immer<br />

auf ungenügende Pflege und fehlende Sauberkeit zurückzuführen ist …“.<br />

Die vom Orden der “Heiligenstädter Schwestern” entsandten Frauen hatten<br />

bisher offenbar in Privathäusern die Pflege von Kranken übernommen,<br />

die aber aufgrund „unzureichender Räumlichkeiten … bei Junggesellen<br />

… [sowie der] langen und häufig auch schwierigen Wege[n]“ oft schwer<br />

durchzuführen war.<br />

Der Gründungsausschuss trat unter Vorsitz des deutschen Gesandten Max<br />

König am 20. April 1933 zusammen und gründete die Sociedad “Socorro<br />

Mutuo Alemán – Deutsche Krankenkasse“, zu deren erstem Vorsitzenden<br />

Hans Gwinner gewählt wurde. Die Neugründung war gewissermaßen<br />

eine Krankenkasse mit angeschlossenem Krankenhaus – wie auch heute<br />

noch in La Paz üblich: Die Mitglieder der Gesellschaft hatten einen<br />

Monatsbeitrag zu entrichten; im Falle der Erkrankung konnten sie sich<br />

im Krankenhaus durch Belegärzte behandeln und pflegen lassen, wobei<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

42<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Aktuell<br />

die Versicherung mehr als die Hälfte der anfallenden Kosten übernahm.<br />

Ob ein deutscher Arzt fest eingestellt werden sollte, war eine regelmäßig<br />

diskutierte Frage, die ebenso regelmäßig wegen der damit verbundenen<br />

Kosten auf die Zukunft verschoben wurde. Angeschafft wurde hingegen<br />

im September 1934 für 7.000 Bolivianos ein „Krankenauto“, das notfalls<br />

Kranke sogar aus den Yungas nach La Paz bringen konnte, gesteuert von<br />

einem der Vereinsmitglieder. Auf die Dauer erwies sich dieses Auto freilich<br />

als wenig rentabel, so dass bereits 1937 wieder über seine Abschaffung<br />

nachgedacht wurde. Bei der Finanzierung der Klinikausstattung half häufig<br />

die reichsdeutsche Gesandtschaft; der jeweilige Gesandte war laut Statuten<br />

Ehrenmitglied des Vorstands.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Die alte Clinica Alemana<br />

Bis 1938, als der „Deutsche Krankenversicherungsverein“ wie alle<br />

anderen deutschen Organisationen vor Ort in die „Reichsdeutsche<br />

Gemeinschaft“ überführt wurde, hatte er stets zwischen 160 und 200<br />

Mitgliedsfamilien.<br />

Eher rudimentär: 1938 - 1985<br />

Über die Jahre ab 1938 standen mir kaum Informationen zur Verfügung; aus<br />

Gesprächen lässt sich ab der Nachkriegszeit wieder einiges rekonstruieren.<br />

43 Wohin mit dem Müll?


Aktuell<br />

Eine bedeutende Rolle für die Entwicklung der damals schon unter dem<br />

Namen „Clinica Alemana“ fungierenden Institution spielte in den Jahren<br />

nach dem Krieg das Ehepaar Dr. Alberto Conrad und Dr. Ursula Beck. Dr.<br />

Conrad, aus dem Beni gebürtig, war nach dem Medizinstudium mit seiner<br />

deutschen Frau, ebenfalls Chirurgin und Sauerbruch-Schülerin, nach<br />

Bolivien zurückgekehrt. Beide besaßen eine gemeinsame private Praxis<br />

und arbeiteten außerdem als Belegärzte in der Klinik, die damals über zehn<br />

Betten verfügte. Die hiesigen Ärzte Dr. Luis Kushner und Dr. Rolando<br />

Lara arbeiteten ab Mitte der Fünfziger Jahre mit ihnen zusammen.<br />

Verwaltet wurde die Klinik weiterhin von der Deutschen<br />

Kulturgemeinschaft in Zusammenarbeit mit den deutschen und<br />

bolivianischen Schwestern, die angeblich sehr selektiv in der Auswahl der<br />

Ärzte waren, die in der Klinik behandeln durften (festangestellte Ärzte<br />

gab es nicht). Die Zahl der deutschen Schwestern wurde allerdings über<br />

die Jahre hin immer geringer; schließlich waren nur noch zwei von ihnen<br />

dort tätig, die Schwestern Stefania und Antonia Maria. Zu Beginn der<br />

‘80er Jahre gab es wohl auch den Versuch einer „Absetzungsbewegung“<br />

seitens der bolivianischen Schwestern, die sich, so Dr. Kushner in einem<br />

Gespräch, weigerten, weiterhin „Angehörige der Bourgeoisie“ zu pflegen,<br />

nach Ancoraimes zogen und vorübergehend dort ein „Centro de Salud“<br />

eröffneten. Die Verwaltung der Klinik sollte an Stelle der Schwestern<br />

ausschließlich die Deutsche Kulturgemeinschaft übernehmen. Diese<br />

sah sich jedoch außerstande, die inzwischen auch deutlich in die Jahre<br />

gekommene Klinik auf diese Weise weiterzuführen, zumal sie ihre Mittel<br />

zu diesem Zeitpunkt bereits für den geplanten Neubau der Deutschen<br />

Schule reservieren wollte; so wäre das Krankenhaus wohl geschlossen<br />

worden, wenn es nicht unerwartet zu einer ganz anderen Entwicklung<br />

gekommen wäre.<br />

Von der alten zur neuen Clinica Alemana: 1985 – 1991<br />

Im Jahr 1985 schlugen fünf der in der Klinik tätigen Ärzte, Rolando Lara<br />

(Anästhesist), Jorge Munoz (Gynäkologe), José Villareal (Chirurg), Luis<br />

Kushner (Gynäkologie) und Federico Butikofer (ebenfalls Gynäkologe)<br />

dem <strong>CCA</strong> vor, das Krankenhaus als private Institution weiterzuführen,<br />

eine Abschlagszahlung für die vorhandene Ausrüstung an die Deutsche<br />

Kulturgemeinschaft zu leisten und für das Gebäude selbst Miete an<br />

die katholischen Schwestern zu zahlen. Auf diese Weise wurde der<br />

Krankenhausbetrieb bis 1990 in dem alten Gebäude fortgesetzt; die einzige<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

44<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Aktuell<br />

Verbindung zum <strong>CCA</strong> bestand ab dieser Zeit darin, dass dessen Mitglieder<br />

finanziell günstigere Konditionen bei der Behandlung genossen, die in<br />

einem Abkommen mit der Klinik festgehalten worden waren.<br />

Das 1913 errichtete Haus erwies sich unterdessen als für moderne<br />

Krankenpflege zunehmend ungeeignet; beispielsweise gab es keine<br />

Rampen, so dass Kranke über die Treppen nur getragen werden<br />

konnten. Gleichzeitig nahm die Konkurrenz der in La Paz entstehenden<br />

Privatkliniken zu. Ende der Achtziger Jahre schließlich erwies sich die<br />

Infrastruktur als so ungenügend, dass man einen Neubau an der Avda.<br />

6 de Agosto in Angriff nahm, der nach anderthalb Jahren Bauzeit am<br />

18. Dezember 1991 eingeweiht wurde. Tragischerweise war einer der<br />

Miteigentümer der Klinik, Dr. José Villareal, der erste, der dort unerwartet<br />

am 31.12. desselben Jahres verstarb.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Die Clinica Alemana heute<br />

In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Eigentümerstruktur nur wenig<br />

verändert; mit einer Ausnahme (Dr. Munoz, nach Santa Cruz verzogen)<br />

sind dieselben Familien Teilhaber der Klinik, wenngleich nicht mehr<br />

unbedingt dieselbe Generation. Hinzu kam im Jahr 1993 der Kardiologe<br />

Dr. Alberto Caranovas als Mit-Teilhaber, ebenso wie die bereits in der<br />

Klinik arbeitenden Söhne von Dr. Kushner (Dr. Luis Kushner Davalos) und<br />

von Dr. Bütikofer. Die neuen Herausforderungen liegen voraussichtlich<br />

weniger in der Verwaltung der Klinik als in der Frage, wie sich das von<br />

der bolivianischen Regierung geplante Sistema Unico de Salud auf das<br />

Bestehen und Funktionieren der privaten Kliniken insgesamt auswirken<br />

wird.<br />

Benita Schauer<br />

45 Wohin mit dem Müll?


Wohin mit dem Müll?<br />

Serie<br />

Schleswig-Holstein –<br />

oder„Dit und Dat“ utn Norden!<br />

Natürlich fallen den meisten von Ihnen als gebildete Auslandsdeutsche<br />

eine Menge Sachen ein, wenn Sie an das „Land zwischen den Meeren“ mit<br />

den weiten Horizonten im hohen Norden denken. Ich glaube, dass<br />

• Begriffe wie Strandkörbe, - Deiche, - Kieler Woche und Sprotten,<br />

- Thomas Mann, - Holstentor (weil auf alten D-Mark Scheinen),<br />

- Barschel-Affäre oder Waterkantgate (aber das ist auch schon<br />

Geschichte), - vielleicht Nord-Ostsee Kanal, - ggf. noch Verhältnis<br />

zu Dänemark, - Hanse,<br />

• dann auch Geschichten von verregneten Urlaubsaufenthalten an<br />

der Ost- oder Nordsee mit Matschfeldern vor dem Deich, auf die<br />

Küstenbewohner für Außenstehende unbegreiflicherweise auch<br />

noch stolz sind und die sie als Weltkulturerbe bei der UNESCO<br />

anmelden wollen, und<br />

• Nachrichten über viel Wasser von oben und im Osten und Westen<br />

• auch Ihnen nicht ganz unbekannt sein dürften.<br />

Einige Süddeutsche oder geographisch nicht ganz so Beschlagene<br />

werden sich aber fragen, ob es nördlich von Hamburg überhaupt noch etwas<br />

anderes außer Matsch und Grünkohlfeldern gibt und öffnen bei diesem<br />

gedanklichen Hochleistungssport eine Flasche Flensburger Pilsener und<br />

spülen das Ganze mit einem Oldesloer Korn herunter. Kulturerzeugnisse<br />

aus dem hohen Norden, die auch in La Paz erhältlich sind. Gegebenenfalls<br />

kann die oben angerissene Frage auch beim Frühstück mit Schwartauer<br />

Marmelade diskutiert werden. Und der interessierte Leser kann bei<br />

diesen lebenswichtigen Fragen gleichzeitig seine landeskundlichen und<br />

geographischen Kenntnisse über das nördlichste Bundesland vertiefen,<br />

von dem man auf den Rest der Republik bequem hinabblicken kann.<br />

Denn, um auf die oben genannten kulinarischen Produkte<br />

zurückzukommen, aus der von Deutschen und einer dänischen Minderheit<br />

bewohnten nördlichsten Groß- oder Hafenstadtstadt der Bundesrepublik<br />

trat das Bier in den „Bügelverschlussflaschen“, auch gefördert durch die<br />

Comicfigur Werner, seinen Siegeszug bis nach Bayern an. Und nur den<br />

Wenigsten ist bekannt, dass sich in der kleinen Stadt Bad Oldesloe direkt<br />

bei Lübeck inzwischen eine große Spirituosenfirma ausgebreitet hat, die<br />

46<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Serie<br />

weitaus bekanntere Firmen wie z.B. die Obstbrennerei Specht in Baden-<br />

Württemberg geschluckt hat. Und aus Lübeck selbst kommen Produkte,<br />

die auch in Bolivien erhältlich sind, wie die Marmelade aus dem Vorort<br />

Bad Schwartau und das weltweit bekannte Lübecker Marzipan.<br />

Doch bevor die kulinarische Reise über Leckereien oder Angriffe auf<br />

die Magenschleimhaut wie das bundesweit gefürchtete Labskaus und die<br />

Dithmarscher Mehlbüddel (hochdeutsch: Mehlbeutel, Rezepte im Anhang)<br />

weitergeht, ein paar landeskundliche Infos.<br />

Das Land<br />

Das nördlichste Bundesland gliedert sich naturräumlich in drei Teile, die<br />

fruchtbare und saftige „platte“ Marsch an der Elbe und im Westen mit<br />

ihren der Nordsee abgerungenen Kögen, wo die tiefste Landstelle der<br />

Bundesrepublik mit 3,54 m unter NN liegt und wo man schon, wie es im<br />

Volksmund heißt, „am Mittwoch sehen kann, wer am Samstag zu Besuch<br />

kommt.“<br />

In der Mitte findet man die sandige und etwas karge Geest und ihre<br />

„Vorgeest“ als Mittelrücken, und im Osten mit vielen Seen und Buchten<br />

und Förden (kleine Fjorde) der Ostsee das ostholsteinische Hügelland. Ein<br />

Teil dieses Gebietes bei der Kreisstadt Plön (vgl. Karte 702) wird auch<br />

etwas überheblich „Holsteinische Schweiz“ genannt, in der der Bungsberg<br />

mit 166 m Höhe und bisweilen funktionierendem Skilift das holsteinische<br />

„Matterhorn“, oder für echte Schweizer den skitechnischen „Idiotenhügel“<br />

dieses Seengebietes und die höchste Erhebung des Landes zwischen den<br />

Meeren darstellt.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

47 Wohin mit dem Müll?


Serie<br />

Aus: Rüdiger Wenzel, Schleswig-Holstein, Kurze politische Landeskunde, Kiel 2002, S. 11<br />

Nach der Fläche (15.799 km²) und der Einwohnerzahl (2.834.259 /<br />

179 pro km² / 3,5% Anteil an der Bevölkerung Deutschlands, Sept. 2012)<br />

liegt Schleswig-Holstein unter den Ländern Deutschlands im Mittelfeld.<br />

Die größten und kreisfreien Städte sind Kiel (239.000), Lübeck (210.000),<br />

Flensburg (89.000) und Neumünster (77.000).<br />

Ein großer Anteil der Bevölkerung ist im Süden des Landes, im so<br />

genannten „Speckgürtel“ Hamburgs angesiedelt. In dieser reichen und zum<br />

Teil schuldenfreien Region haben sich viele finanzkräftige Leute wie z.B.<br />

Hamburg- und HSV-Idol Uwe Seeler niedergelassen, die dem Trubel und<br />

den sozialen Problemen der Hansestadt entfliehen möchten, die aber auf der<br />

anderen Seite auf die kulturellen Errungenschaften und Annehmlichkeiten<br />

der seit der Wiedervereinigung boomenden Wirtschaftsmetropole nicht<br />

verzichten wollen. Dadurch dass diese finanzstarke Schicht ihre Steuern<br />

aber z.T. an die Kommunen des nördlichsten Bundeslandes abführt, kommt<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

48<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Serie<br />

es z. B. dazu, dass die weitgehend im Rest der Republik unbekannte<br />

Stadt Norderstedt an der Grenze zu Hamburg mit 77.000 Einwohnern, 44<br />

km Reitwegen und eigener Anbindung an das U- und S-Bahn Netz der<br />

Hansestadt eine der reichsten Kommunen der Bundesrepublik ist.<br />

Mit 185 km² gehört Fehmarn in der Ostsee als zweitgrößte deutsche<br />

Insel zu Schleswig-Holstein. Die bekannteste Insel des Landes dürfte<br />

aber Sylt (98 km²) im äußersten Nordwesten der Bundesrepublik sein,<br />

deren Hauptort Westerland direkt per Intercity-Verbindung über den<br />

Hindenburg-Damm im Stundentakt von Hamburg aus zu erreichen ist und<br />

deren einheimische Bevölkerung angesichts horrender Grundstückspreise<br />

von bis zu 3500 Euro pro Quadratmeter Bauland immer häufiger auf das<br />

Festland nach Nordfriesland ausweicht, weil „sie sich ihre eigene Insel<br />

nicht mehr leisten“ kann und von Prominenten aus ganz Deutschland<br />

verdrängt wird (vgl. SPIEGEL: 32 /2010, s.34 ff: Insel ohne Insulaner).<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Verkehr am und auf dem Nord-Ostsee-Kanal, (Raffel, Juli 2012)<br />

Erwähnenswert ist noch der Nord-Ostsee-Kanal, der zwischen dem<br />

Elbehafen Brunsbüttel und den Schleusen von Kiel-Holtenau Ost- und<br />

Nordsee verbindet. 99 km ist der ursprünglich nach Kaiser-Wilhelm<br />

benannte Kanal lang. Er lässt sich von Schiffen mit einem Tiefgang von<br />

bis zu 9,5 Metern befahren und verkürzt für die kleineren Containerschiffe<br />

49 Wohin mit dem Müll?


Serie<br />

den Weg aus dem Überseehafen Hamburg zu den Ostseehäfen Ost-<br />

und Nordeuropas. Schleswig-Holstein wurde mehrfach von schweren<br />

Sturmfluten heimgesucht. Bei der letzten Flutkatastrophe 1962 kamen<br />

in Hamburg und an der deutschen Nordseeküste 315 Menschen ums<br />

Leben, und große Flächen der zum Teil unter Meeresspiegel liegenden<br />

Küstenregionen wurden überflutet und zerstört. Daher schützen jetzt 355<br />

km lange und acht Meter hohe Deiche die Nordsee- und 68 km lange<br />

Deiche die weniger gefährdete Ostseeküste. Dazu kommt ein weiterer 119<br />

km langer Deich entlang des Elbufers, der wie die anderen Deiche auch<br />

ständig überwacht und ausgebessert wird.<br />

Nordseedeich an der Meldorfer Bucht in Dithmarschen bei Flut, angesichts des<br />

„Schietwetters“ auch im Juli mit leeren Strandkörben (Raffel, Juli 2012)<br />

Urlaubsvergnügen oder einfach nur Schlick und Matsch? Schleswig-Holsteinisches<br />

Wattenmeer bei Ebbe (Raffel, Juli 2012)<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

50<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Geschichte<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Serie<br />

Schleswig-Holsteins Geschichte wird geprägt durch die inzwischen<br />

allgemein, aber nicht immer akzeptierte Funktion als Vermittlungs- oder<br />

Durchgangsgebiet von Skandinavien nach Mitteleuropa und zwischen<br />

Nord- und Ostsee. Hier trafen die Völker und Kulturen des Nordens und<br />

Mitteleuropas häufig in heftigen Kämpfen aufeinander, und erst im letzten<br />

Jahrhundert kam es zu einer dauerhaften Einigung und zu Kompromissen.<br />

Das Gebiet wurde erst um 800 christianisiert, als Karl der Große das<br />

fränkische Reich bis nach Schleswig ausweitet und das südliche Gebiet<br />

Holstein und die dort ansässigen Sachsen unterwirft. An der Schlei, oder<br />

der Schleswiger Bucht, direkt nördlich des von den Dänen zur Abwehr<br />

gegen die Sachsen angelegten Danewerks, gründet der dänische König die<br />

Hafenstadt Haithabu. Die Stadt bleibt bis zum Anfang des 12. Jahrhunderts<br />

Handelsmetropole im Norden und ist seit einigen Jahren zusammen mit<br />

der Kleinstadt Schleswig an der Schlei beliebtes oder gefürchtetes Ziel von<br />

Klassenausflügen aus ganz Schleswig-Holstein, wo wieder entstandene<br />

Wikingerstadt, Moorleichen, ausgegrabene Wikingerschiffe und andere<br />

historische Sehenswürdigkeit besichtigt werden und Lebensformen des<br />

Mittelalters imitiert werden können.<br />

Erst im 13. Jahrhundert mit der Gründung Lübecks verliert Haithabu<br />

an Bedeutung. Lübeck tritt wegen der günstigen Lage zwischen Nord-<br />

und Ostsee die Nachfolge Haithabus an und wird zum Mittelpunkt und<br />

Hauptsitz der Hanse, dem mächtigsten Kaufmannsbund Nordeuropas,<br />

der sogar Staaten wie Dänemark in die Knie zwingt und ihnen seine<br />

Handelsbedingungen aufzwingt.<br />

51 Wohin mit dem Müll?


Serie<br />

Zeichen ehemaliger Größe, Lübecker Holstentor mit Bürger- und Warenhäusern an der<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

Trave, im Hintergrund Dom und Marienkirche (Raffel, Dez.2010)<br />

Die beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein sollen als Reichslehen<br />

unter dem dänischen König gemäß Freiheitsbrief von Riepen 1460<br />

„up ewich ungedelt“ bleiben. Leider „blifft“ es nicht so, und es kommt<br />

immer wieder zu Teilungen und Aufständen. Die nationalen Gegensätze<br />

verschärfen sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als der dänische König<br />

das Herzogtum Schleswig zu Dänemark schlagen will und er selbst nur als<br />

Landesherr die Herzogtümer Holstein und Lauenburg im Deutschen Bund<br />

repräsentieren will. Die Schleswig-Holsteiner wollen aber die Einheit und<br />

streben einen deutschen Nationalstaat an, wohingegen die „Eiderdänen“<br />

weiterhin Schleswig mit Dänemark verbinden wollen. Die folgende Karte<br />

verschafft einen ungefähren Eindruck von der etwas verworrenen Situation<br />

in beiden Herzogtümern.<br />

52<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Serie<br />

Karte aus: Ulrich Lange, Daten zur Geschichte der Landtage in<br />

Schleswig-Holstein, Kiel² 1997, mit Düppeler Schanze (am Nordufer<br />

der Flensburger Förde), dies als Info für Dr. Dieter Hausherr, der den<br />

Verfasser häufig auf diesen Schauplatz hinweist, bei dem die Dänen 1864<br />

von den Preußen besiegt wurden. 20 der erbeuteten dänischen Geschütze<br />

hängen seit 1873 an der untersten Trommel der Berliner Siegessäule.<br />

Die ganze Frage wird dann 1866 gelöst, aber anders als von den<br />

deutschstämmigen Menschen im Norden gewünscht. Nach dem deutsch–<br />

dänischen Krieg 1864, in dem Dänemark unterliegt, und dem Deutschem<br />

Krieg 1866 zwischen Preußen und Österreich, aus dem Preußen siegreich<br />

hervorgeht, bleiben die Herzogtümer zwar ungeteilt, wie in Riepen<br />

vorgesehen, aber sie verlieren ihre Eigenständigkeit und werden von<br />

Bismarck dem preußischen Staat als simple und unbedeutende Provinzen<br />

zugeschlagen. Zumindest Kiel wird aber nach der deutschen Einigung<br />

1870/71 als neuer Reichskriegshafen und Stützpunkt der Marine<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

53 Wohin mit dem Müll?


Serie<br />

aufgewertet. Strategische Bedeutung bekommt die Stadt weiterhin durch<br />

die Einweihung des damaligen Kaiser-Wilhelm-Kanals und den Bau<br />

neuer Schiffswerften, mit denen der damalige Kaiser Wilhelm I. seine<br />

imperialen Großmachtpläne verwirklichen will. Regelmäßig, auch zur<br />

neu geschaffenen Kieler Woche besucht der deutsche und preußische<br />

Herrscher die Hafenstadt an der Ostsee, überzeugt sich vom Bau der neuen<br />

Schlachtschiffe und ist fast bei jedem wichtigen Stapellauf anwesend. Die<br />

einstige Metropole Lübeck hingegen sinkt ab in die Bedeutungslosigkeit,<br />

verliert ihre Eigenständigkeit und wird im Zuge einer Gebietsreform der<br />

Nationalsozialisten 1937 der preußischen Provinz zugeschlagen.<br />

Erst 1946 kommt es infolge der von den Alliierten beschlossenen<br />

Zerschlagung Preußens und der Zerstörung des „preußischen Militarismus“<br />

zur Gründung des Landes Schleswig-Holstein, anfangs innerhalb<br />

der britischen Besatzungszone, dann als eigenständiges Bundesland.<br />

Schwierigkeiten bereitete insbesondere die Integration der Flüchtlinge aus<br />

der Sowjetunion und Polen. Der Flüchtlings- oder Vertriebenenzustrom<br />

und die liberale Zuwanderungspolitik der Briten in ihrer Zone ließen<br />

in den ersten Nachkriegsjahren die Bevölkerungszahl explosionsartig<br />

steigen, von 1.645.700 im Februar 1945 auf 2.647.000 im Jahre 1949,<br />

als die Bundesrepublik gegründet wurde. Eine kulturelle Folge dieser<br />

Bevölkerungsvermischung ist, dass das allgemein verbreitete Plattdeutsch<br />

zugunsten einer von allen verstandenen hochdeutschen und für viele<br />

damaligen Bewohner fremden Kommunikationssprache aufgegeben<br />

werden muss.<br />

Zudem gibt es weitere Spannungen zwischen Dänen und Deutschen.<br />

Der Wunsch zugunsten einer Grenzkorrektur zugunsten der Dänen<br />

scheitert u.a. an der harten Haltung der britischen Militärregierung. Erst<br />

mit der „Kieler Erklärung von 1949“ und der „Kopenhagener Erklärung<br />

von 1995“ werden die Grundlagen für eine kontinuierliche Verbesserung<br />

des deutsch-dänischen Verhältnisses geschaffen. Es entwickelt sich aus<br />

einem Gegeneinander auf beiden Seiten der Grenze ein Miteinander von<br />

jeweiliger Mehrheit und Minderheit. Die deutsche Minderheit genießt z.B.<br />

immer noch Sonderrechte in Nordschleswig, das 1920 gemäß Bestimmung<br />

von Versailles nach einer Volksabstimmung zu Dänemark kommt. Die<br />

dänische Minderheit darf andererseits eigene Schulen im nördlichen<br />

Landesteil Schleswig-Holsteins betreiben, und ihre politische Vertretung,<br />

der Südschleswigsche Wählerverband (SSW), ist bei den Wahlen zum<br />

Landtag und auch zum Bundestag, einzigartig für die Bundesrepublik, von<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

54<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Serie<br />

der Fünf-Prozent-Hürde befreit. Seit Juni 2012 ist der SSW erstmals mit<br />

an der Regierungsverantwortung beteiligt und hat bei der Wahl des neuen<br />

Ministerpräsidenten Torsten Albig dazu beigetragen, dass er eine Mehrheit<br />

von einer Stimme bekam und die alte CDU/FDP Regierung abgelöst<br />

wurde. Nach der Landtagswahl in Schleswig-Holstein bildete der SSW mit<br />

SPD und Bündnis 90/Die Grünen eine so genannte Dänen-Ampel, bei der<br />

erstmals der SSW auch ein Ministeramt übernahm². Bemerkenswert ist,<br />

dass die Fraktionssitzungen des SSW im Kieler Landtag in der Regel auf<br />

Dänisch, nicht auf Deutsch abgehalten werden.<br />

Regionen<br />

Torsten Albig (Torsten ohne Haar, wie er sich im Wahlkampf vorstellte)<br />

Hier wird sich der Verfasser auf drei Regionen beschränken, an der<br />

Ostsee die beiden Rivalinnen Kiel und Lübeck und als drittes eben die<br />

Nordseeküste.<br />

Kiel:<br />

Kiel ist die Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein. Als „Tom Kyle“<br />

im 13. Jahrhundert gegründet, wurde die im Mittelalter unbedeutende<br />

und im Schatten von Lübeck stehende Hansestadt erst im Jahr 1900 mit<br />

über 100.000 Einwohnern zur Großstadt. Heute gehört Kiel mit 239.000<br />

Einwohnern zu den 30 größten Städten Deutschlands und wird wegen<br />

seiner täglichen Fährverbindungen nach Dänemark und Norwegen und<br />

als Ausgangspunkt vieler Kreuzfahrten in die Ostsee auch das „Tor zum<br />

Norden“ genannt. Auch das in Italien gestrandete Kreuzfahrtschiff „Costa<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

55 Wohin mit dem Müll?


Serie<br />

Concordia“ begann seine Ostseetouren regelmäßig in Kiel. Im unattraktiven<br />

Zentrum, das während des II. Weltkrieges wegen der bedeutenden<br />

Marinewerften und der strategischen Lage total zerstört wurde, versuchen<br />

Stadtplaner seit Jahren vergeblich, Bausünden aus den fünfziger Jahren<br />

etwas zu kaschieren. Die nördlichste Großstadt Deutschlands umklammert<br />

aber mit eigenen Stadtstränden traumhaft die Kieler Förde und ist<br />

Endpunkt der meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt, dem<br />

Nord-Ostsee-Kanal. Vom Zentrum aus gelangt man sehr schnell, und das<br />

macht den Reiz der Stadt aus, ans offene Meer und an schöne Strände mit<br />

vorgelagerten Sandbänken. Daher wimmelt es im Sommer von Touristen<br />

aus der gesamten Bundesrepublik, die entweder tolle Ferien oder ein<br />

echtes norddeutsches „Schietwetter“ genießen, das viele Einheimische<br />

oder Fischköpfe in die Flucht oder in den Süden schlägt.<br />

Die nördlichste Landeshauptstadt ist traditionell ein bedeutender<br />

Stützpunkt der Bundesmarine, durch die sie bis zum Ende des Kalten Krieges<br />

wegen einer möglichen Sperrung der Ostsee eine nicht zu unterschätzende<br />

strategische Bedeutung hatte, und bekannt durch das größte Segelereignis<br />

der Welt, der Kieler Woche, und den Handballverein THW Kiel, der die<br />

letzte Bundesligasaison als Deutscher Meister ohne Punktverlust abschloss<br />

und zudem noch Pokalsieger wurde und die Champions League gewann.<br />

Blick auf den Innenhafen Kiels mit Rathausturm und Fährschiff der Stena-Line, die Kiel<br />

täglich mit Göteborg (Schweden) verbindet (Raffel, Juli 2012)<br />

Lübeck:<br />

Die zweitgrößte Stadt des nördlichsten Bundeslandes konnte im<br />

Gegensatz zur Landeshauptstadt ihren Charme aus dem Mittelalter<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

56<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Serie<br />

bewahren. Mit ihren ungefähr 213.000 Einwohnern steht Lübeck in<br />

ständiger Rivalität zur Landeshauptstadt. Flächenmäßig ist sie die größte<br />

Stadt Schleswig-Holsteins. Die Stadt selbst wird auch „Stadt der Sieben<br />

Türme“ und wegen der Fährverbindungen von Lübeck-Travemünde wie<br />

auch Kiel „Tor zum Norden“ genannt.<br />

Lübecks in der Hochzeit der Hanse entstandene attraktive Altstadt<br />

wurde 1942 durch Luftangriffe insbesondere mit Brandbomben zu einem<br />

großen Teil zerstört. Erst Mitte der 80er Jahr war auch die letzte Kirche<br />

wiederaufgebaut. Am 14. Dezember 1987 wurde dann der mittelalterliche<br />

Stadtkern auf der Altstadtinsel von der UNESCO zum Weltkulturerbe<br />

erklärt. Erstmals wurde damit in Nordeuropa eine ganze Altstadt als<br />

Weltkulturerbe (Flächendenkmal) anerkannt. Ausschlaggebend waren<br />

dabei der Charakter der Altstadt für die mittelalterliche Stadtentwicklung<br />

im Ostseeraum, die markante Stadtsilhouette mit den sieben Türmen der<br />

fünf Hauptkirchen und die geschlossen erhaltene z.T. aus dem Mittelalter<br />

stammende Bausubstanz. Der von der UNESCO geschützte Bereich<br />

bezieht die wichtigsten Bauwerke Lübecks ein: z.B. den Baukomplex<br />

des Rathauses, in dem im ausgehenden Spätmittelalter die Hansetage<br />

stattfanden, dann ein vollständig erhaltenes Viertel des späten 13.<br />

Jahrhunderts – mit dem berühmten Heiligen-Geist-Hospital, weiterhin das<br />

bekannte Holstentor, das Kaisertor auf den Wallanlagen am Elbe-Lübeck-<br />

Kanal und die Salzspeicher der Lübecker Kaufleute am Traveufer.<br />

Lübeck: Traveufer mit ehemaligen Kaufmannshäusern (Raffel, Dez.2010)<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

57 Wohin mit dem Müll?


Wohin mit dem Müll?<br />

Serie<br />

Lübecker Rathaus, früher Sitz der Hansetage<br />

Buddenbrookshaus in Lübeck, ehemaliger Sitz der Familie Mann, Raffel 2010<br />

Das Haus, in dem die Gebrüder Thomas und Heinrich Mann aufwuchsen,<br />

ist benannt nach Thomas Manns Roman Buddenbrooks, der in Lübeck<br />

spielt. Dieser Gesellschaftsroman behandelt den Verfall einer reichen<br />

Kaufmannsfamilie und wurde erst kürzlich wieder verfilmt. Thomas<br />

Mann erhielt für dieses Buch den Nobelpreis für Literatur. Ein weiterer<br />

58<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Serie<br />

berühmter Autor aus Lübeck ist der Blechtrommelerfinder und auch im<br />

hohen Alter noch unbequeme Kritiker der Bundesrepublik, Günter Grass,<br />

dessen Veröffentlichungen immer noch entweder verrissen oder bewundert<br />

werden. Grass ebenfalls Literaturnobelpreisträger, lebt seit längerer Zeit in<br />

der Nähe von Lübeck. In der Stadt selbst befindet sich das Günter-Grass-<br />

Haus mit dem überwiegenden Teil seiner literarischen und künstlerischen<br />

Originalwerke.<br />

Und als Gedenkstätte für den in Lübeck unter dem Namen Herbert<br />

Frahm geborenen Friedensnobelpreisträger Willy Brandt wurde 2007<br />

das Willy-Brandt-Haus eröffnet. Brandts Lebensstationen von der Flucht<br />

vor den Nazis nach Norwegen, seine Zeit als Bürgermeister von Berlin<br />

auch während des Mauerbaus und die des Bundeskanzlers mit Ost- und<br />

Entspannungspolitik werden eindrucksvoll dokumentiert.<br />

Wenn man sich von Kultur, und Geschichte erholen will, kann man<br />

zwischen vielen Altstadtcafés und Kneipen wählen. Keineswegs auslassen<br />

sollte man den Verkaufsraum und das Café der Firma Niederegger.<br />

Hier vergisst man Kalorienbewusstsein und kann stattdessen den Tag<br />

bei Kaffee und allen erdenklichen Kalorienbomben aus Marzipan- und<br />

Backwarenköstlichkeiten ausklingen lassen. Eine Attraktion ist auch<br />

das Restaurant der Schiffergesellschaft, im 16. Jahrhundert gegründet.<br />

Ursprünglich sind die „Gelage“, die Bankreihen in der historischen Halle.<br />

Diese Tisch- und Bankreihen fertigte man aus dicken Eichenplanken, wie<br />

man sie auch im Schiffbau verwendete. Geordnet nach ihrer Mitgliedschaft<br />

in kaufmännischen Korporationen, denen sie angehörten oder nach<br />

Zielhäfen, saßen die Schiffer oder Kapitäne bei ihren Zusammenkünften<br />

in den Gelagen. Die Struktur dieses Ensembles hat sich seit Beginn des 16.<br />

Jahrhunderts nicht geändert.<br />

Von Lübeck aus sind die berühmtesten Badeorte Schleswig-Holsteins<br />

an der Ostsee oder Lübecker Bucht sehr schnell zu erreichen. Grömitz,<br />

das mondäne Travemünde, Scharbeutz und Neustadt sind nur einige der<br />

Orte, die für Hamburger und Lübecker zum nahen Einzugsbereich gehören<br />

und daher an den Wochenenden im Sommer häufig überlaufen sind. Wer<br />

es weniger hektisch mag und die Steilküstenlandschaft der Ostsee dem<br />

eingedeichten Wattenmeer der Nordsee vorzieht, sollte lieber noch weiter in<br />

den Norden fahren und zwischen Eckernförde und Flensburg an die Küste<br />

stoßen, zum Beispiel nach Kappeln, „anne Schlei“, wo GIZ-Mitarbeiter<br />

Peter Asmussen her kümmt.“<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

59 Wohin mit dem Müll?


Nordsee:<br />

Serie<br />

Wer aber Sturm liebt, tolle Lichteffekte, Watt- oder Matschwandern,<br />

stundenlange Deichspaziergänge im wetterfesten Ostfriesennerz (für<br />

Nichtnorddeutsche: gelbe Öl- oder Windjacken) bei Nässe und Kälte,<br />

der sollte lieber nach garantiertem Elbtunnelchaos oder stundenlangem<br />

Röhrenstau über die A 23 in den Nordwesten des Landes mit den weiten<br />

Horizonten stoßen.<br />

Kurz nach der Stadtgrenze, wenn man die HSV-Kampfbahn und<br />

den Hamburger Speckgürtel hinter sich gelassen hat, könnte man auch<br />

den „Großen Preis von Deutschland“ organisieren. Es wäre billiger als<br />

in der Eifel, Kurt Beck hätte keine Finanzierungsprobleme oder kein<br />

Investitionsgrab, und die wenigen Autos, die sich durch die Obstanbauflächen<br />

der Elbmarschen und die sich anschließenden flachen Regionen in den<br />

hohen Norden durchkämpfen, würden Vettel und Hamilton auch nicht groß<br />

beim Überholmanöver stören. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren,<br />

als wenn diese Marschenautobahn nur für die betuchten Wochenendurlauber<br />

von Sylt gebaut wurde, die am Freitag- und Sonntagnachmittag ihre<br />

Zuffenhausener Sportwagen austesten wollen. Leider endet die gut<br />

ausgebaute Rennstrecke bei Heide, und ab dann ist auch für die vielen<br />

Pferdestärken bis zur Autoverladestation nach Sylt und bis zur dänischen<br />

Grenze dithmarscher und nordfriesische Gemütlich- oder Bedachtsamkeit<br />

mit vielen Brummis angesagt. Man hat Zeit und Muße die vielen Windräder<br />

zu bestaunen, die den Weg säumen, die für die eine Seite Fluch bedeuten, da<br />

sie angeblich, so heißt es, die „Landschaft verschandeln“, oder für die anderen<br />

einen Segen darstellen, da sie aus einem rückständigen Kohlanbaugebiet mit<br />

wenig Industrie den zukünftigen Hauptstromversorger der Bundesrepublik<br />

Deutschland machen sollen 5 .<br />

Landschaft in Dithmarschen, Fortschritt oder Landschaftsverschandelung? Meldorfer<br />

Koog mit Süßwasserspeicher, vom Deich aufgenommen, Naturschutzgebiet mit<br />

Windrädern (Raffel Dez.2010)<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

60<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Serie<br />

So ist also aus einem flachen rückständigen Gebiet mit Kohl und<br />

einigen Touristen und mit garantierter Fernsicht ein Land geworden, in<br />

dem man an Zeiträume bis 2050 denkt und der Energiewende Angela<br />

Merkels dankbar ist, da sich eine Zukunft mit riesigen Offshore – Parks<br />

abzeichnet, bei der „in der Deutschen Bucht ... die modernen Pfahlbauer<br />

eine Armee von Turbinen“ bauen“ werden mit mehr als 70 Meter Höhe,<br />

„Gesamtleistung: 10 000 Megawatt. Das entspricht“ laut SPIEGEL,<br />

„zehn Atomkraftwerken.“ Schon jetzt zeichnet sich in einigen ehemals<br />

verträumten Urlaubs- oder Fischerorten eine energiepolitische Wende ab.<br />

Wo früher auf kleinen Werften z.T. gemächlich Fischkutter gebaut wurden,<br />

hat jetzt fortgeschrittenste Technik beim Bau von modernsten Windrädern<br />

Einzug gehalten. Zum Beispiel betreibt das REPOWER-Unternehmen<br />

in der „Grauen Stadt am Meer“, das ist die Kleinstadt Husum in<br />

Nordfriesland, die durch Theodor Storms Gedicht berühmt geworden ist,<br />

eine moderne Produktionsstätte für den Bau von Maschinenhäusern und<br />

Naben von Windkraftanlagen. Im verträumten Husum, Wahlbezirk 1 bei<br />

Bundestagswahlen, wo man zuerst an Krabbenbrötchen und geräucherten<br />

Aal denkt, wurde letztens sogar die internationale „HUSUM WindEnergy<br />

2012“-Messe durchgeführt, zu der Aussteller aus aller Welt kamen 6 .<br />

Ansonsten ist das Land weit und „platt“. Man kommt durch das<br />

angeblich größte Kohlanbaugebiet Europas, in dem keine Wein-, sondern<br />

eine Kohlkönigin gewählt wird. Regionale Touristikvereine werben mit<br />

den Dithmarscher Kohltagen oder Krabbenpulwettbewerben. Die kleine<br />

„original“ Büsumer Nordseegarnelen werden übrigens zumeist in Holland<br />

gefangen und in Polen oder Marokko gepult oder geschält. Die angeblich<br />

frischen Meeresfrüchte haben demnach größtenteils eine wochenlange<br />

Reise in Kühlwagen hinter sich, bevor sie beim Verbraucher landen.<br />

Handarbeit ist anderen Ländern nunmal billiger.<br />

Gäbe es nicht die Badeorte an der Nordsee, wäre alles etwas<br />

eintönig und „düll“. Büsum, St.Peter-Ording und natürlich die<br />

Inseln Nordfrieslands mit dem Aushängeschild Sylt sind bundesweit<br />

bekannt. Aber es gibt auch ruhigere und schönere Ortschaften<br />

und Inseln. Von Husum kann man z.B. mit dem Auto über einen<br />

Damm auf die Insel Nordstrand fahren und von dort aus mit der<br />

Fähre die Halligen besuchen. Das sind Inseln ohne Deiche, die bei<br />

Hochwasser regelmäßig überflutet werden und deren Häuser auf so<br />

genannten Warften (künstlichen Hügeln) gebaut sind, so dass das<br />

Hochwasser nur bis an die Türschwelle schwappt. Die größte ist die<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

61 Wohin mit dem Müll?


Serie<br />

Hallig Hooge, aber auch hier leben nur kaum mehr als 130 Menschen<br />

auf neun Warften. Mehrere Fahrradverleihstationen kämpfen am<br />

Landungssteg um die vielen Besucher, die sich dann von Warft zu<br />

Warft gegen den Nordseewind durchkämpfen. Bundesweit bekannt<br />

ist auch die Hallig Gröde. Bei Bundestagswahlen sind die Stimmen<br />

der 17 Wahlberechtigtenin dieser kleinen Gemeinde am schnellsten<br />

ausgezählt. Das heißt aber auch, dass trotz geheimer Wahl bei<br />

erdrückender Mehrheit der Christdemokraten der einzige SPD-<br />

Wähler der Insel allgemein bekannt ist und regelmäßig interviewt<br />

wird. Nur sechs Familien bevölkern diese Insel. Aber es gibt eine<br />

Schule und das Kultusministerium in Kiel stellt eine Lehrerwohnung<br />

mit Mietermäßigung zur Verfügung. Trotz dieser Vergünstigungen<br />

fällt es immer wieder schwer, die teuerste Lehrerstelle Schleswig-<br />

Holsteins längerfristig zu besetzen. Perle und Geheimtipp der Inseln<br />

Nordfrieslands ist Amrum. „Einzigartige Landschaften und alte<br />

Friesenhäuser“ heißt es in einigen Reiseführern. Während sich auf<br />

Föhr, Nordstrand und Pellworm die Festlandslandschaft fortsetzt und<br />

auf Sylt eine „Schickimickimentalität“ ausgebreitet hat, überrascht<br />

Amrum mit Ruhe und einer völlig anderen Landschaft. Dünenketten,<br />

die sich vom Süden bis zur Nordspitze erstrecken, gehen über in einen<br />

einzigartigen Strand. Eigentlich ist der Kniepsand, der an einigen<br />

Stellen mehr als einen Kilometer breit ist, eine riesige Sandbank,<br />

die sich jedes Jahr verschiebt und wächst. Während Sylts Strände<br />

laut und eng sind, verteilen sich am Kniepsand die Gästescharen<br />

und man verliert nie das Gefühl von Weite. Durch die tollen und von<br />

den Einheimischen geschützten Dünenlandschaften führen lange<br />

und wunderschöne Radwege, und die wenigen Autos auf der Insel<br />

stören wenig. Der Verfasser „un sin Fru“ haben viele Klassenfahrten<br />

dorthin organisiert, und allein die zweistündige Bootsfahrt vom<br />

Anleger in Dagebüll, wo man das Auto zurücklassen kann, durch<br />

die Priele, das sind Wasserläufe, die auch bei Ebbe genug Wasser<br />

führen, durch das Wattenmeer, an den Seehundsbänken und Halligen<br />

vorbei ist spektakulär.<br />

Einige lebenswichtige Vokabeln:<br />

a) Labskaus<br />

Labskaus ist ein altes einfaches Hamburger Seefahrergericht, das<br />

seine typische rötliche Farbe durch rote Beete erhält und mit dem man<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

62<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Serie<br />

Südländer schockieren kann. Kartoffeln als Salzkartoffeln gar kochen. Das<br />

restliche Kochwasser abgießen. Milch und Fleischbrühe erwärmen, zu den<br />

Kartoffeln gießen und mit einem Kartoffelstampfer zu einem Kartoffelbrei<br />

zerdrücken. Zwiebeln in kleine Würfel schneiden und in Butter glasig<br />

dünsten. Zwiebeln unter den Kartoffelbrei mischen. Eine Dose Corned<br />

Beef öffnen, und das Fleisch in kleine Würfel schneiden und mit dem<br />

Kartoffelbrei mischen. Rote Beete möglichst fein hacken, unter das<br />

Labskaus schieben und mit Rote Beete Saft einfärben. Das Labskaus mit<br />

Pfeffer aus der Mühle und etwas Salz würzen. Labskaus auf vorgewärmte<br />

Teller füllen, Rollmöpse, Gewürzgurken und rote Beete darauf anrichten.<br />

Spiegeleier braten, mit etwas Salz würzen und auf das Labskaus legen.<br />

b) Moin<br />

Heißt nicht etwa „Guten Morgen“, das muss hier endlich mal<br />

klargestellt werden, sondern ist die allgemein übliche Grußformel für<br />

hochzivilisierte Bewohner der Küstenländer.<br />

Zur Erklärung die folgende Darstellung:<br />

„Der Norddeutsche gilt, zumal wenn er auf dem platten Land lebt,<br />

als eher wortkarg. Bei Gelegenheiten, zu denen andernorts langatmige<br />

Begrüßungsformeln wie “Guten Tag” oder gar “Grüß Gott” gesprochen<br />

werden, bescheiden Marschenbewohner sich mit einem einsilbigen “Moin”.<br />

Da und dort zwischen Flensburg und Ostfriesland ist die Doppelvariante<br />

“Moin, Moin” geläufig. Wer sie im Munde führt, steht aber unter dem<br />

Anfangsverdacht der Geschwätzigkeit.“ (http://muemmel.net/hamburg/<br />

hamburg_2.php5)<br />

c) Boßeln:<br />

„Boßeln ist eine Sportart, die in unterschiedlichen Formen in<br />

verschiedenen Teilen Europas“ wie Ostfriesland und Dithmarschen<br />

gespielt wird. Ziel des Spiels ist es, “eine Holzkugel“ mit Bleikern „mit<br />

63 Wohin mit dem Müll?


Serie<br />

möglichst wenigen Würfen über eine festgelegte Strecke zu werfen. Boßeln<br />

wird in unterschiedlichen Varianten auf freien Flächen (Felder, Wiesen),<br />

öffentlichen Straßen und befestigten Wegen gespielt. Ursprünglich ist<br />

Boßeln eine Mannschaftssportart. Als Einzelsportart wird auf Weite<br />

geworfen.“ (Wikipedia / Raffel) Meistens endet der Wettbewerb in der 2.<br />

Etappe bei einem Grünkohlmitpinkelwettessen.<br />

1. Die Schlei ist die längste Ausbuchtung der Ostsee. Sie erstreckt sich<br />

mit einer Länge von 42 km von Schleimünde über Kappeln und<br />

Arnis bis zur Stadt Schleswig durch das Schleswig-Holsteinische<br />

Hügelland und trennt dabei die Landesteile Angeln und Schwansen.<br />

Sie hat eine durchschnittliche Breite von 1,3 km und nur eine<br />

durchschnittliche Tiefe von 3 m.<br />

2. Anke Spoorendonk übernahm das Ministerium für Justiz, Europa<br />

und Kultur; damit besetzt der SSW erstmals ein Ministeramt.<br />

Gleichzeitig ist Spoorendonk Zweite Stellvertreterin des<br />

Ministerpräsidenten.<br />

3. vgl. Bericht NDR vom 28.08.2012, http://www.ndr.de/geschichte/<br />

chronologie/achtzigerjahre/barschelchronologie2.html<br />

4. Torsten Albig war vorher schon bis Ende Mai 2009 Sprecher des<br />

Bundesfinanzministers Peer Steinbrück und anschließend Kieler<br />

Oberbürgermeister. Bei beiden Wahlen gelang es ihm, sich gegen<br />

die jeweiligen CDU-Amtsinhaber durchzusetzen.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

vgl. SPIEGEL, 35 / 2012, S.116 ff, Rammschlag vor Helgoland<br />

vgl. http://www.husumwindenergy.com/content/de/start/start.php<br />

64<br />

Helmut Rafffel<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Kultur<br />

Das <strong>Monatsblatt</strong> in seinem ersten Jahr - ein<br />

Rückblick<br />

1990, in Deutschland das Jahr der Wiedervereinigung. In La Paz das<br />

Erscheinungsjahr des ersten „<strong>Monatsblatt</strong>s“. Wobei beides durchaus<br />

miteinander zusammenhing, denn wie es in der ersten Ausgabe des<br />

„Mitteilungsblatts der Deutschen Kulturgemeinschaft in Bolivien“<br />

vom Anfang des Jahres hieß: „Für uns Deutsche hat es durch den Fall<br />

der Berliner Mauer eine große Wende gegeben, die uns verpflichtet, zu<br />

überdenken…Dieses Deutsche <strong>Monatsblatt</strong> soll dazu beitragen, alle<br />

Mitglieder und Interessierten von unserer sowie der von anderen deutschen<br />

Institutionen geleisteten Arbeit und Wissenswertem zu unterrichten.“<br />

Wie mir berichtet wurde, kam die Idee zur Schaffung eines regelmäßigen<br />

Informationsblattes eher zufällig – man habe ja ohnehin wegen des<br />

Neubaus der Deutschen Schule ständig im Vorstand der Deutschen<br />

Kulturgemeinschaft zusammengesessen und sich über alles mögliche<br />

Gedanken gemacht. Darf man den Schilderungen von Zeitgenossen<br />

glauben, so erschien der damalige Präsident des <strong>CCA</strong>, Dr. Dieter Schilling,<br />

eines Tages zur Sitzung mit einem Stapel gelber Zettel in der Hand und den<br />

Worten, „So, das Papier hätten wir schon einmal!“<br />

Mit den Herren Dr. Heinrich Kreft, Sven Heldt (später dann Emilio von<br />

Bergen) und Willy Wiethüchter hatte man auch bald die Mitglieder des<br />

ersten Redaktionsteams zusammen, die von nun an monatlich die „Gelben<br />

Blätter“ herausbrachten. Wobei man sich erst einmal bescheidene Ziele<br />

setzte: Auf vier gehefteten Seiten wurde in der ersten regulären Nummer<br />

aus dem Februar 1990 rückblickend über Weihnachten im Zeichen der<br />

Wiedervereinigung, über Aktivitäten der Botschaft, der Kirchengemeinden,<br />

und über die „Grüne Woche“ in Berlin berichtet.<br />

Faszinierend aus der Sicht des heutigen „<strong>Monatsblatt</strong>lers“ ist vor allem<br />

die starke Konzentration der ersten Hefte - deren Umfang im ersten Jahr auf<br />

immerhin bis zu 26 Seiten anwuchs – auf deutsche (Wiedervereinigungs-)<br />

Politik im fernen Europa und deutsche Organisationen in La Paz.<br />

Verständlich in einer Zeit, in der die umfassende Information über das<br />

Internet wie wir sie kennen noch fern jeder Vorstellung lag. Und in der die<br />

Botschaft, die Deutsche Theatergruppe, die Kirchengemeinden eine weit<br />

größere Bedeutung für die Selbstidentifikation der deutschen Gemeinschaft<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

65 Wohin mit dem Müll?


Kultur<br />

vor Ort hatten als heute: Nicht zu übersehen ist der Bundesadler auf dem<br />

Deckblatt jedes Heftes.<br />

Gleichzeitig kommt dem heutigen Leser der alten „Blätter“ doch<br />

vieles (allzu vieles?) vertraut vor: Matthias Strecker berichtet über die<br />

Aktivitäten des SIARB (9/1990), die Deutsche Schule feiert ihren 67.<br />

Geburtstag (5/1990), die Voluntarias Alemanas fragen, „Wer hat Lust zu<br />

helfen?“ (4/1990), und die katholische Gemeinde feiert wie ihre Messe am<br />

letzten Samstag des Monats in der Kapelle der Schwestern (damals noch<br />

Teil der alten Clinica Alemana).<br />

Ob die Entwicklung, die das <strong>Monatsblatt</strong> in den 22 Jahren seines<br />

Bestehens genommen hat, gefällt, bleibt sicherlich jedem selbst zu beurteilen<br />

überlassen. Andererseits herrscht innerhalb der jetzigen Redaktion auch<br />

Einigkeit darüber, dass wir nicht dort stehen bleiben möchten, wo wir uns jetzt<br />

befinden. Das <strong>Monatsblatt</strong> soll weiterhin eine Quelle der Information über<br />

alles sein, was im Umkreis der deutschsprachigen Gemeinde geschieht – aber<br />

auch ein Forum des gedanklichen Austauschs und der Auseinandersetzung<br />

mit unserer bolivianischen Umwelt, auch über La Paz hinaus. In diesem Sinne<br />

noch ein ganz traditioneller Appell an alle Leser: Wer uns mit Beiträgen und<br />

aktiver Mitarbeit unterstützen kann, möge es tun!<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

Die „Nullnummer“ vom Januar 1990<br />

66<br />

Benita Schauer<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Kultur<br />

Mein erstes Oktoberfest<br />

Oktoberfest – für eine echte Westfälin wie mich bedeutet das: Bayern,<br />

Bier und Blasmusik. Allerdings nur vom Hörensagen, denn solange ich in<br />

Deutschland gelebt habe, war ich noch nie dort – weder auf dem Original<br />

in München noch auf einer der vielen Kopien, die es mittlerweile sogar in<br />

der westfälischen Provinz zuhauf gibt. Also war ich sehr neugierig auf das,<br />

was hier, im Deutschen Club von La Paz, fernab von Deutschland, darunter<br />

verstanden wird.<br />

Die erste Überraschung gab es schon einige Wochen vorher: Dirndl,<br />

so bekam ich zu hören, nein, die trägt hier niemand zum Oktoberfest. Was<br />

dazu führte, dass einige Kolleginnen vom Colegio Aleman und ich spontan<br />

beschlossen, dem Abhilfe zu verschaffen. (Der Erfahrungsbericht „Dirndl<br />

hoch drei“ spricht für sich.) Entsprechend neugierig betrat ich dann am 6.<br />

Oktober gegen Mittag – zum ersten Mal in meinem Leben im Dirndl – den<br />

Festplatz.<br />

Mein erster Eindruck: Die Organisation hat ganze Arbeit geleistet!<br />

Sogar typisch deutsches Oktoberwetter haben sie beschafft – Regen, Wind<br />

und herbstliche Kälte. Während wir uns lieber in das wettergeschützte<br />

Restaurant flüchteten und dort aufwärmten und stärkten, bewunderte<br />

ich das Durchhaltevermögen der Big Band der Deutschen Schule, die<br />

ungeachtet der unfreundlichen Witterung tapfer einen Bayernhit nach dem<br />

andern spielte – vom Schuhplattler bis hin zum „Skandal im Sperrbezirk“<br />

der Spider Murphy Gang.<br />

Glücklicherweise setzte sich ab dem frühen Nachmittag dann doch die<br />

bolivianische Sonne durch, und so konnten wir die Tanzvorführung des<br />

Colegio Ave Maria in vollen Zügen genießen. Ich war fasziniert von der<br />

Vielfältigkeit der Tänze, der bunten Kostüme, der schönen Musik und vor<br />

allem der Tänzer und Tänzerinnen aller Altersstufen. Eine solch gelungene<br />

Darbietung der Vielfalt bolivianischer Kultur bekommt man auf dem<br />

„echten“ Oktoberfest jedenfalls bestimmt nicht zu sehen!<br />

Ebenfalls interessant und abwechslungsreich waren die vielen<br />

verschiedenen Stände, an denen diverse deutsche Organisationen über ihre<br />

Arbeit informierten und großzügig Geschenke verteilten, die natürlich vor<br />

allem bei den Kindern gut ankamen. Gerne versorgten wir uns auch mit<br />

typisch bayrischen Köstlichkeiten wie Brez’n und Bier. (Für Schweinshaxe<br />

67 Wohin mit dem Müll?


Kultur<br />

und Weißwurst reichte unser Hunger dann allerdings doch nicht mehr).<br />

Der größte Anziehungspunkt für die Kinder war jedoch der Stand, an dem<br />

es „Eis umsonst“ gab. Der wurde vermutlich von dem einen oder anderen<br />

kleinen Genießer auch mehr als einmal besucht…<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

Foto: Meike Plehn<br />

68<br />

Claudia Walter<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Kultur<br />

Alle Dirndl sind schon da – oder eine Frage<br />

der Ehre...<br />

Als wir neuen Kolleginnen des Colegio Alemán Anfang des Jahres in La<br />

Paz ankamen, wurden wir nicht nur freundlich in der Schule aufgenommen<br />

und in alle möglichen Besonderheiten der hiesigen Lebensumstände<br />

eingewiesen, sondern uns wurde auch in schillernden Farben von den<br />

bevorstehenden Kulturterminen berichtet. Den ersten offiziellen Termin,<br />

den Jahresempfang des <strong>CCA</strong>, traten wir nur wenige Stunden nach unserer<br />

Rückkehr vom Einführungsseminar in Lima an. Hier bemerkten wir<br />

erneut, wie eng der Kreis der Deutschen einerseits ist, wie breit jedoch die<br />

kulturelle Vielfalt und Außenwirkung sich gestalten – und dass wir Teil des<br />

Ganzen sind, dem wir uns nicht entziehen können.<br />

Erfahren mussten wir auch von unserer lieben Hamburger Kollegin<br />

Meike Plehn, dass im Oktober, auf dem bevorstehenden Oktoberfest, kaum<br />

eine Dirndl-Präsenz zu finden sei...<br />

Obwohl wir lediglich Hessen und Nordrhein-Westfalen repräsentierten,<br />

gedachten wir doch sehr schnell, unser Nordlicht in Sachen Dirndl zu<br />

unterstützen, damit das Oktoberfest La Paz in diesem Jahr in 10.000<br />

Kilometern Entfernung vom Original, doch zumindest etwas mehr<br />

weiblichen bayrischen Flair erhalten würde... Wären wir in unseren<br />

Heimatstädten in Deutschland nicht auf die Idee gekommen, uns in dieser<br />

Form zu präsentieren bzw. zu „verkleiden“, erschien es uns hier durchaus<br />

sinnvoll, Flagge zu zeigen.<br />

Gesagt getan, doch wo bekommt man in La Paz so schnell ein Dirndl<br />

her? E-Bay und Amazon sind zumindest versandtechnisch in weiter Ferne...<br />

Also selbst schneidern... Doch was tun, wenn man gänzlich untalentiert<br />

ist???<br />

Man sucht und findet eine Profi-Schneiderin... Andrea Trapp, die als<br />

gebürtige Bayerin doppelt prädestiniert für unseren fünffachen Dirndl-<br />

Auftrag war.<br />

Außer Lena Moser hatten Claudia Walter und ich noch unsere Töchter<br />

Sarah und Madeleine überzeugen können, sich unserer Dirndl-Aktion<br />

anzuschließen - und Andrea erhielt unseren Großauftrag. Nach dem ersten<br />

Anmessen ging es los zum Stoffkaufen in der Nähe der Max Paredes –<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

69 Wohin mit dem Müll?


Kultur<br />

ein weiterer Ausflug in einen anderen Teil unserer neuen bolivianischen<br />

Heimat. Nach einigem Hin und Her fanden wir auch alle etwas für unseren<br />

sehr unterschiedlichen Geschmack. Die Ergebnisse – eine bayrischbolivianische<br />

Mischung - konnten dann auf dem Oktoberfest bewundert<br />

werden.<br />

So fühlte sich Meike in diesem Jahr nicht mehr so einsam – und wir<br />

wurden zusätzlich unterstützt von zwei jungen Herren in Lederhosen –<br />

Benjamin Plehn und Nicolas Walter. Alle diejenigen, die im kommenden<br />

Jahr auch gern ein Dirndl tragen möchten, sollten sich vertrauensvoll an<br />

Andrea Trapp (Telefon 22722678, 79517969) wenden.<br />

In diesem Sinne nochmals herzlichen Dank an Andrea – du bist die<br />

Beste!<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

70<br />

Sabine Drabinski<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Kultur<br />

“Noches de Cultura en el Club Alemán”<br />

Es ist Sonntag, der 21. Oktober, am Abend. Wir Tennisspieler des<br />

Deutschen Klubs haben gestern und heute an einem Turnier im “Tenis<br />

Club La Paz” teilgenommen, den dritten Platz erreicht... von vieren. Na<br />

ja. Gestern Abend konnte ich es mir nicht verkneifen, in mein geliebtes<br />

Stadion zu gehen... und mein Bolívar verliert 2:3 gegen Strongest! Beim<br />

Stand 1:3 habe ich mit vielen weiteren Bolivaristas die Tribüne verlassen<br />

und durfte die Abschiedssprechchöre der Strongistas über mich ergehen<br />

lassen “Sin llorar!... sin llorar!”. Nun komme ich, vom Tennisspielen und<br />

Feiern müde und vom verlorenen Bolivarspiel immer noch deprimiert nach<br />

Hause, hatte der Redaktion jedoch versprochen, noch einen Artikel zu den<br />

“Noches de Cultura en el Club Alemán” zu schreiben. Sitze also da, wie so<br />

oft im Leben, vor einem leeren Blatt. Ein Unglück kommt selten allein...<br />

Also: Die “Noches de Cultura en el Club Alemán”.<br />

Was verbindet man hier mit der “Cultura Alemana”? Zunächst einmal<br />

sehr viele Namen: Leibniz, Lessing, Kant, Herder, Goethe, Schiller, Fichtge,<br />

Hegel, Marx, Engels, Humboldt, Schopenhauer, Nietzsche, Einstein,<br />

Schweitzer, Jaspers, Heidegger, Popper, Habermas, Bach, Telemann,<br />

Händel, Haydn, Mozart, Beethoven, Brahms, Schubert, Schumann...<br />

Mit all diesen großartigen Geistern assoziiert man “das Deutsche”.<br />

Nicht schlecht - Wir können eigentlich ganz schön stolz darauf sein.<br />

Aber Stolz allein reicht nicht.<br />

Wir sollten – soweit wir überhaupt dazu in der Lage sind – diesen Hang<br />

zur Kultur auch zeigen. Daher die Idee, im deutschen Klub von Zeit zu Zeit<br />

eine “Noche de Cultura” zustande zu bringen.<br />

Die Grundidee dabei ist, von allem etwas zu zeigen: Film, Theater,<br />

Ausstellungen, Vorträge, Musik... nichts auslassen.<br />

Und die Gäste sollen im Klub an Tischen sitzen können, sich ein<br />

Bierchen oder ein Glas Wein bestellen und Häppchen serviert bekommen.<br />

Der Klubvorstand hat diesen Vorschlag mit Applaus angenommen, aber<br />

leider eine Bedingung gestellt: Ja kein Defizit erzeugen! Nach dem Beifall<br />

sofort die kalte Dusche.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

71 Wohin mit dem Müll?


Kultur<br />

Wenn das die Bedingung ist, dann muss man sich halt um “Kostenloses”<br />

bemühen.<br />

So kam im August Klubmitglied Robert Brockmann. Und diese erste<br />

Wahl war ein Treffer! Im Klub waren wir auf einen solchen “Ansturm”<br />

gar nicht richtig vorbereitet. Der Saal füllte sich zu schnell, die Kerzen<br />

brannten noch nicht alle, die Bedienung kam gar nicht nach.<br />

Aber der gute Robert hat uns – so kennt man es aus seinen Büchern –<br />

freimütig über den Aufenthalt von Hans Kundt und Ernst Röhm in Bolivien<br />

und von deren Einfluss auf die hiesige Politik erzählt.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

Nun hieß es also, diesen erreichten<br />

“Standard” zu halten...<br />

Freundlicherweise hatte sich das Goethe-<br />

Institut bereit erklärt, uns mit deutschen<br />

Filmen zu versorgen. Ende August konnten wir<br />

also “Im Juli” zeigen, einen Film des beliebten<br />

deutsch-türkischen Regisseurs Fatih Akin.<br />

Ein wunderbarer “Road-movie”-Film.<br />

Aber wohl inzwischen über DVDs so bekannt,<br />

dass der Standard zwar gehalten werden<br />

konnte... die Publikumsmenge aber nicht.<br />

Im Konservatorium von La Paz wollten wir<br />

den Direktor des Gitarrenorchesters einladen.<br />

Doch der will ja nicht nur spielen, sonder muss<br />

nebenbei auch noch leben... verlangte also<br />

eine Gage... und die war uns zu hoch. Aber<br />

der gute Mann war so freundlich, uns seinen<br />

besten Schüler zu empfehlen: den 17jährigen<br />

Sergio Gallardo. Wer das wohl ist? Noch nie<br />

etwas von ihm gehört. Also anrufen, ihn nach<br />

Hause einladen... und man konnte von diesem<br />

Jungen nur begeistert sein! Sein Können und<br />

seine Ausstrahlung passten.<br />

Das war im September, und der Saal war<br />

wieder voll! Begeisterter Applaus! Zugaben!<br />

Sergio und wir alle zeigten nur Freude.<br />

72<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Kultur<br />

Nach dem Erfolg wollen wir uns – was das Musikalische betrifft – in<br />

Zukunft um die Förderung junger Talente bemühen. Die verlangen keine<br />

Gage und freuen sich über die Chance, sich dem Publikum zu zeigen. “En<br />

el Club Alemán? En Achumani? Uyuyuy!”<br />

Und dann kam der Monat Oktober. Da gibt es doch den 3.10., den Tag<br />

der Wiedervereinigung. Wäre es da nicht angetan, den Botschafter ins<br />

Haus zu bitten?<br />

Und er nahm spontan an. Am 11.10. hielt<br />

Botschafter Philipp Schauer in einem wieder<br />

gut besuchten Saal einen Vortrag über die<br />

Wirtschaftskrise in Europa. Herr Schauer ist<br />

ein geborener Optimist. Wir, das Publikum,<br />

wollten dunkle Wolken über Europa ziehen<br />

sehen – in die Richtung gingen nach dem<br />

Vortrag auch alle unsere Fragen - aber<br />

damit waren wir an der falschen Adresse.<br />

Unser Botschafter hätte Politiker werden<br />

sollen! “Es ist alles eine Angelegenheit des<br />

Vertrauens und daran arbeiten wir. Habt<br />

Geduld, es ist alles ein Prozess, wir kriegen<br />

das mit der Krise hin”. In gekonntem Spanisch hat er uns alle – oder<br />

beinahe alle – überzeugt...<br />

Wenn dieses <strong>Monatsblatt</strong> rechtzeitig in Ihren Händen landet, dann<br />

möchten wir Sie zum Donnerstag, den 15. November einladen: Uns<br />

besucht das nächste junge Talent: der<br />

18jährige José Andrés Navarro. Es ist wirklich<br />

beeindruckend. José Andrés setzt sich an den<br />

Flügel... und wird ganz Musik.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Doch eine Änderung mussten wir<br />

vornehmen: diesmal heißt das Ganze “Noche<br />

de Cultura del Club Alemán en el Colegio<br />

Alemán”. Denn die Deutsche Schule ist so<br />

großzügig und stellt uns sowohl das Foyer als<br />

auch den dazugehörigen Flügel zur Verfügung.<br />

Der Schulgemeinschaft sei gedankt, genauso<br />

wie der Deutschen Botschaft, dem Goethe-<br />

73 Wohin mit dem Müll?


Kultur<br />

Institut und der Deutschen Kulturgemeinschaft, den drei Mitveranstaltern<br />

der “Noches de Cultura en el Club Alemán”. Wir sehen uns am 15.<br />

November!<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

74<br />

Klaus Bauer<br />

Präsident des Deutschen Klubs<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Kultur<br />

Meisterhaft: Klavierabend mit Miao Huang<br />

Musikliebhaber kamen voll auf ihre Kosten: Die in Wuhan/China geborene<br />

deutsche Pianistin Miao Huang spielte am 24. Oktober in der Deutschen<br />

Schule Werke von Mozart, Liszt, Chopin und - eine Seltenheit - die<br />

Toccata in d von Paul Huber, Vater von Roswitha Grisi Huber. Alle Werke<br />

interpretierte sie mit beeindruckender Technik und brillantem klaren Klang.<br />

Die schnellen Läufe gelangen ihr mit einer unfassbaren Leichtigkeit - ihre<br />

Finger schienen zu schweben. Die von ihr ausgewählten Werke waren<br />

hervorragend geeignet, ihre dynamischen Fähigkeiten zu demonstrieren.<br />

Es gelang ihr meisterhaft von Mozarts versonnener Stimmung über<br />

den dämonisch, martialischen Ausdruck bei Liszts Funérailles hin zu<br />

schwärmerisch, leidenschaftlichem<br />

Spiel bei Chopin dem Instrument<br />

alles zu entlocken. Auch die Zugaben,<br />

Debussy und Brahms, waren äußerst<br />

virtuos und ausdrucksstark.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Der Beifall war entsprechend groß<br />

und langanhaltend. Die Meinung der<br />

Zuschauer reichte von “Welch ein<br />

Glück, dass wir das erleben durften”<br />

über “Unglaublich” bis “Der blanke<br />

Wahnsinn!”. Die Künstlerin selbst, die<br />

im vergangenen Jahr den renommierten<br />

“Deutschen Musikpreis” gewann, zeigte<br />

sich dagegen bescheiden. Unterstützt<br />

wurde das Konzert von der deutschen<br />

und der schweizerischen Botschaft, der<br />

Deutschen Kulturgemeinschaft sowie<br />

Banco BISA, Stege und Reineke Fuchs,<br />

die auch für Verpflegung während der<br />

Pause sorgten. Die Hälfte des Erlöses<br />

kam den “Voluntarias Alemanas am<br />

Hospital del Niño” zugute.<br />

Kathrin Schönlein<br />

Weitere Informationen und Fotos<br />

auf: http://www.miaohuang.de<br />

75 Wohin mit dem Müll?


Wohin mit dem Müll?<br />

Reise<br />

Cordillera Real - Traverse<br />

Mit Mühe öffne ich den festgefrorenen Reißverschluss meines Ein-<br />

Personen-Zeltes. Die über Nacht kondensierte und anschließend vereiste<br />

Feuchtigkeit meiner Atemluft hat die Zeltwand bei den circa -15ºC in eine<br />

harte Schale verwandelt. Das Wasser in meinem Kochtopf ist zu einem<br />

Eisblock gefroren, der nur langsam über der blauen Flamme meines<br />

Benzinkochers auftaut. Etwas später genieße ich bei einer heißen Tasse<br />

Kaffee den Anblick der umliegenden Berge. Die ersten Sonnenstrahlen<br />

tauchen die schneebedeckten Gipfel langsam in ein warmes Licht. Der<br />

Himmel verspricht einen wolkenlosen Tag, perfektes Wanderwetter.<br />

Genauso hatte ich es mir vorgestellt. Wieder werde ich den freien Blick<br />

genießen, auf die imposanten weißen Kolosse der Anden, auf die schier<br />

unendlich vielen vom Schmelzwasser gespeisten Bäche und Seen, die<br />

weiten Täler.<br />

Ich befinde mich inmitten der Cordillera Real, zu Fuß will ich diese<br />

überqueren, traversieren, zumindest teilweise. In sieben Tagen geht’s von<br />

der Estancia Utaña Pampa am Fuße des Illampu bis zur Laguna Tuni,<br />

unweit des Condoriri, vorbei am Chajowara, Chearoco, Chachacomani und<br />

76<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Reise<br />

weiteren weniger bekannten schneebedeckten Bergen. Nachts fallen die<br />

Temperaturen deutlich unter den Gefrierpunkt, doch tagsüber ist das Klima<br />

angenehm, trotz der Höhe zwischen 3500m und 5200m über Meeresniveau.<br />

Meist befinde ich mich jedoch deutlich über der 4000m-Grenze. Das<br />

Laufen, das Wandern ist mühsam, teilweise sehr mühsam. Nicht nur wegen<br />

der Höhe. Auch wegen des schweren Rucksacks. Knapp 20 kg trage ich auf<br />

dem Rücken: Zelt, Schlafsack, Kocher, Verpflegung für sieben Tage und<br />

was ich sonst noch für unverzichtbar hielt, um eine Woche lang alleine in<br />

den Bergen auszukommen.<br />

Auch die Navigation ist nicht ganz einfach. Selbstverständlich sind<br />

die Wege nicht markiert. Und oft gibt es keine Wege - oder sie sind<br />

nur schwer zu erkennen. Unterwegs treffe ich deutlich mehr Lamas als<br />

Menschen (in den 7 Tagen bin ich nur einem einzigen weiteren Wanderer<br />

begegnet), und gelegentlich führen ihre teilweise recht ausgetretenen<br />

Pfade nur zu Weideplätzen oder Wasserstellen und enden dort. Dann<br />

heißt es entweder umkehren oder improvisieren bis man wieder auf den<br />

„richtigen“ Weg gelangt. Die seltenen menschlichen Fußspuren sind<br />

stets eine willkommene Bestätigung, dass man wahrscheinlich auf dem<br />

richtigen Weg ist. Eine gute Karte ist unerlässlich, im letzten Drittel der<br />

Tour bin ich aber auch sehr froh über mein GPS, und dass ich so über<br />

wichtige GPS-Markierungspunkte verfüge, die ich zuvor während meiner<br />

minutiösen Google Earth-Vorbereitung ermittelt habe.<br />

Unterwegs geht es auf den geschätzten 90 Kilometern über acht Pässe,<br />

allesamt zwischen 4.500m und 5.200m über dem Meeresspiegel. Dabei<br />

sammeln sich etwa 6.000 Höhenmeter an. Am vierten Tag habe ich das<br />

große Glück, 20 Kilometer von einem Bus mitgenommen zu werden, der<br />

auf dem Rückweg seiner wöchentlichen Tour zur kleinen Comunidad<br />

Amawaya ist. Ansonsten ist auf dieser abgelegenen Stichstraße, der<br />

einzigen, auf die ich unterwegs treffe, praktisch kein Verkehr, und ich bin<br />

froh, diesen Teil nicht wandern zu müssen. Auf der Straße zu wandern ist<br />

so gar nicht mein Ding, erst recht nicht, wenn die Landschaft wie hier recht<br />

uninteressant ist und es entlang nicht enden wollenden Serpentinen bis auf<br />

knapp 5.000m hinauf geht.<br />

An den schneebedeckten Bergen der Anden entlangzuwandern heißt,<br />

sich meist in großen Höhen aufzuhalten, was anstrengend ist. Aber auch<br />

nachts macht einem die dünne Luft, beim Versuch vernünftig zu schlafen,<br />

zu schaffen. Dazu kommen noch die tiefen Temperaturen. Dafür gibt es<br />

aber praktisch überall Schmelz- und Quellwasser allerbester Qualität,<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

77 Wohin mit dem Müll?


Reise<br />

das man bedenkenlos unbehandelt trinken kann. Aber vor allem genieße<br />

ich die grandiosen Panoramen, die der Weg immer wieder bereithält.<br />

Deshalb habe ich mich für diese Tour entschieden. Seen und Bäche in den<br />

unterschiedlichsten Farben, die immer wieder zum Zelten einladen, breite<br />

Täler, tiefe Schluchten - diese Wanderung hat wirklich so einiges zu bieten.<br />

Aber allen voran sind es die majestätischen Berge der Cordillera Real mit<br />

ihren schneebedeckten Gipfeln und ihren Gletschern, die mich immer<br />

wieder in ihren Bann ziehen.<br />

Letztere stimmen mich aber oft auch nachdenklich, vor allem in den<br />

ersten Tagen, während derer ich mich auf der nordöstlichen Seite der<br />

Anden aufgehalten habe, die mehr Sonne abbekommt als die südwestliche.<br />

Der Schnee- und Gletscherschwund ist deutlich zu erkennen. Von den<br />

vielen Gletschern, die auf meiner Karte eingetragen sind, ist kaum noch<br />

etwas übrig geblieben. Einzig die Moränen, die weit hinab ins Tal reichen,<br />

zeugen von ihren ehemaligen Ausmaßen. Der Klimawandel ist nicht zu<br />

leugnen. Ich bin aber froh, diese Gegend Boliviens erkundet zu haben, in<br />

die sich sonst kaum jemand verirrt... .<br />

Nachwort:<br />

Sowohl vor als auch nach der Wanderung wurde ich oft gefragt, ob es<br />

nicht zu riskant sei, alleine in einer so abgelegenen Gegend unterwegs zu<br />

sein. Klar, ganz ungefährlich ist es nicht. Es war aber längst nicht meine<br />

erste Tour dieser Art. Und wenn man schon oft in den Bergen unterwegs<br />

war, über das nötige Equipment verfügt und sich entsprechend vorbereitet,<br />

halte ich das Risiko für kalkulierbar. Nicht eine einzige Sekunde hatte<br />

ich das Gefühl, mich Gefahren auszusetzen. Auch die Wahrscheinlichkeit<br />

überfallen zu werden, ist in dieser menschenleeren Gegend recht gering.<br />

Für mich war es erneut eine großartige Tour, ein tolles Erlebnis und mit<br />

Sicherheit nicht mein letztes Abenteuer in den Anden.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

78<br />

Kevin Bauer<br />

Zur Person des Autors: Geboren 1976 in La Paz. Nach dem Abitur an<br />

der Deutschen Schule La Paz zieht es ihn für 13 Jahre nach Deutschland,<br />

wo er an der TU Berlin Mathematik studiert und anschließend als<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig ist. Von 2008 bis 2011 erfüllt<br />

er sich seinen großen Traum und macht sich auf, Lateinamerika per<br />

Fahrrad zu erkunden. Nach 29.000 Kilometern und 16 durchquerten<br />

Ländern kehrt er zurück in seine Heimatstadt La Paz.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Reise<br />

Paraguay - man muss es wahrnehmen 1<br />

Spätnachts erreichen wir die Grenze Brasilien-Paraguay. Der nächste Bus<br />

nach Concepción geht erst am nächsten Morgen und so machen wir es<br />

uns auf den Holzbänken in der Grenzstation bequem- soweit man denn<br />

von Bequemlichkeit sprechen kann, wenn man von etlichen Moskitos<br />

attackiert wird. Ein Uniformierter schleicht im Gebäude herum und beäugt<br />

uns neugierig. Gegen sechs reißen wir den Mann hinter dem Schalter der<br />

Busgesellschaft aus dem Schlaf und kaufen unsere Fahrscheine.<br />

Bei Sonnenaufgang kommen wir in Concepción an und lassen uns mit<br />

einem klapprigen Pferdekarren zu einem Hotel bringen. Das Zugtier trottet<br />

durch rote Sandstraßen, die von einstöckigen Häuschen mit Veranden und<br />

Bäumen gesäumt werden.<br />

Die Sonne steigt schnell und beginnt uns mächtig einzuheizen. Zum<br />

Glück verfügt das Hotel über einen sehr schönen, riesigen Swimmingpool.<br />

Gegen Mittag sind die Straßen fast menschenleer. Lähmende Hitze.<br />

Wir laufen durch die Stadt und bestaunen rostige Autos, eine begehbare<br />

Madonna aus Gips und Karten spielende Terere-Trinker.<br />

Am Abend versammelt sich die halbe Stadt am Strand neben dem<br />

kleinen Hafen am Rio Paraguay. Einige dickbäuchige Pötte haben<br />

angelegt. Klapprige Fähren dümpeln von Ufer zu Ufer und wir lassen uns<br />

von einem Ruderboot eine Runde über den Fluss fahren. Als die Sonne<br />

untergeht, schauen alte Menschen verträumt auf den glutroten Fluss.<br />

Kinder spielen im Sand, Jugendliche zeigen zu wummernder Musik ihre<br />

Tanz- und Kampfkünste, bei denen die Rastazöpfe nur so fliegen und so<br />

mancher Mund Kontakt mit dem Sandstrand aufnimmt. Rauch, der von<br />

umliegenden Lagerfeuern aufsteigt, erfüllt die warme, stehende Luft und<br />

hüllt den Sonnenuntergang in Nebel. Langsam brechen wir auf, um ein<br />

leer stehendes Fabrikgelände zu erkunden. Anschließend füllen wir unsere<br />

Mägen in einem brasilianischen Restaurant, dem einzig annehmbaren in<br />

Concepción.<br />

Die nächsten Tage gestalten sich nicht minder heiß, doch wir genießen<br />

die Ruhe am Pool, das Nichtstun in der Stadt und die Entspanntheit der<br />

freundlichen Menschen. Unser anfänglicher Plan, mit einem Handelsschiff<br />

den Rio Paraguay runterzuschippern, zerschlägt sich, als wir am Hafen<br />

1 Überschrift auf einem deutschsprachigen Reiseprospekt über Paraguay<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

79 Wohin mit dem Müll?


Reise<br />

nach dem nächsten Schiff fragen. So richtig scheint uns niemand diese<br />

Frage beantworten zu können oder zu wollen.<br />

Nach zwei Tagen treibt uns der Erkundungsdrang wieder nach draußen<br />

und wir beschließen, den Nationalpark Cerro Corá aufzusuchen. Laut<br />

Reiseführer kann man diesen problemlos mit dem Bus erreichen. Um<br />

halb neun ist Abfahrt und wir erreichen den Busbahnhof zehn Minuten<br />

vorher. Doch das Kaufen einer Fahrkarte ist für uns an diesem Tag<br />

nicht so ohne weiteres zu bewerkstelligen - zuerst müssen wir noch<br />

dem Fahrkartenverkäufer lauschen, der uns unbedingt seine neuesten<br />

Fingerfertigkeiten auf der Blockflöte vorführen möchte. Ein wenig nervös<br />

hören wir zu, und als er zwei Minuten vor Abfahrt zu einem weiteren<br />

Lied ansetzen will, drängeln wir, weil wir doch den nächsten Bus nehmen<br />

möchten! Lachend händigt er uns die Tickets aus und wir sprinten zum<br />

Bus. Eine Dreiviertelstunde Fahrt liegt vor uns, so sagt der Lonely Planet.<br />

Doch als auch nach 1,5 Stunden noch kein Nationalpark zu erspähen<br />

ist, fragen wir beim Busfahrer nach. Nein, der Park sei noch in einiger<br />

Entfernung. Alle halbe Stunde wiederholt sich diese Prozedur, doch vom<br />

Park ist weit und breit nichts zu sehen. Schließlich können wir am Horizont<br />

Tafelberge ausmachen und freuen uns: die Fahrt scheint sich gelohnt zu<br />

haben. Nach drei Stunden bleibt der Bus plötzlich in der Mittagshitze<br />

liegen. Alle Versuche, die Kiste wieder zum Laufen zu kriegen, schlagen<br />

fehl. Wir warten etwa eine Stunde und halten dann einen Bus von der<br />

gegenüberliegenden Straßenseite an, um zurück nach Concepción zu<br />

fahren. Um 17 Uhr trudeln wir wieder in den Busbahnhof der Kleinstadt<br />

ein - Paraguay, man muss es erleben.<br />

Unsere nächste Station ist der Chaco mit seinen Mennonitenkolonien.<br />

Die Fahrt führt stundenlang an Viehweiden und Gestrüpp vorbei. Der<br />

Bus hält irgendwann an einer staubigen Kreuzung mit Tankstelle. Kleine<br />

Sturmböen treiben Staub und Plastiktüten durch die Gegend und der<br />

Begriff „Ende der Welt“ bekommt eine neue Qualität.<br />

Nach einer Weile ändert sich die Szenerie. Holzschilder weisen uns<br />

darauf hin, dass „Gemeinsinn vor Eigensinn“ steht. Als wir aus dem Bus<br />

steigen, finden wir uns in einem Hamburger Vorort mit Backsteinhäusern<br />

und weißgestrichenen Vorgartenzäunen wieder. Filadelfia, der Hauptort<br />

der Mennonitenkolonie Neuland, ist erreicht.<br />

Wir lassen unser Gepäck im Hotel und schlendern durch den Ort, der<br />

fast nur aus breiten, ins Nirgendwo führenden Straßen zu bestehen scheint.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

80<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Reise<br />

Vereinzelt tuckert landwirtschaftliches Großgerät an uns vorbei.<br />

Irgendwie versuchen wir die Zeit bis zum Abend herumzukriegen und<br />

besuchen den hiesigen Supermarkt. Der empfängt uns mit dezentem<br />

Baumarktcharme und riesigen Regalen, in denen die wenigen Lebensmittel<br />

ein tristes Dasein fristen.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Altona ganz nah<br />

Am Abend sitzen wir in dem gepflegten Innenhof unseres Hotels und<br />

staunen, wie viele Leute doch in dieser Gegend zu leben scheinen, denn im<br />

Haus ist es voll und lebhaft. Später schauen wir uns in einem Partyraum<br />

noch einen Dokumentarfilm über die Geschichte der Mennoniten im Chaco<br />

an. Altersfleckige braun-weiß Filme zeigen Szenen aus dem Chacokrieg<br />

zwischen Bolivien und Paraguay und zeitgenössische Aufnahmen nackter<br />

Indianer mit Speer und Keule. Es wird fleißig gesungen. In der Mitte des<br />

Films steigt die DVD wegen zu vieler Kratzer aus.<br />

Am nächsten Morgen besuchen wir das Naturkundemuseum, das von<br />

einem Privatforscher gegründet wurde, und fotografieren ausgestopfte<br />

Emus, Mineralien, Pfeil und Bogen. Gleich daneben befindet sich<br />

ein Heimatmuseum vollgestellt mit Heimatmuseumsdingen: altes<br />

81 Wohin mit dem Müll?


Reise<br />

Küchengeschirr, alte Stromaggregate, Spielzeug, Fotos sowie Kriegsgerät<br />

aus der Zeit des Chacokrieges.<br />

Ein älterer Herr führt uns herum und erzählt in einem altertümlichen<br />

deutschen Dialekt. Nach und nach beginnt sich der weiße Fleck namens<br />

„Paraguay“ mit Eindrücken zu füllen.<br />

Die Mennoniten kamen in den 1920er Jahren auf der Flucht vor Stalin<br />

über viele Umwege im Chaco an. Mit dem Mut und der Zähigkeit der<br />

Verzweifelten machten sie aus der dornigen Wildnis Ackerboden und<br />

Viehweiden. Die Ernten wurden nicht selten von Sandstürmen oder<br />

Wanderheuschrecken vernichtet, oft kam es zu Überfällen durch die<br />

Ayoreoindianer. Heute ist der Busch großflächig gerodet. Erdnussfelder<br />

und Rinder produzieren hier jetzt Kalorien für die wachsende Bevölkerung.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

Abendstimmung am Rio Paraguay in Concepciòn<br />

Am nächsten Tag fährt uns der Bus vor der Nase weg. In Paraguay<br />

muss man eben pünktlich sein! Gefühlt mehrere Stunden sitzen wir am<br />

Busbahnhof herum und warten auf die nächste Gelegenheit auf der Ruta<br />

Trans-Chaco weiter nach Süden zu kommen.<br />

82<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Reise<br />

Bei Sonnenuntergang trudeln wir in Asunción ein. Schön sieht die Stadt<br />

aus: leichter Nebel hängt über dem Fluss und den Palmen, zwischen denen<br />

moderne Hochhäuser aufragen. Abends gehen wir nur noch kurz peruanisch<br />

essen und fallen dann in die gemütlichen Betten unseres Hostals im Herzen<br />

der Stadt mit einer älteren, freundlichen Dame als Vermieterin.<br />

Tags darauf dann erkunden wir die 1537 von geflohenen Spaniern<br />

gegründete Stadt und sind erschrocken: überall ragen Hochhausruinen auf,<br />

die wie Geisterschiffe anmuten. Auf der Plaza Uruguay im Stadtzentrum<br />

campen etwa 200 Obdachlose unter Planen. Am düsteren Hafen liegen<br />

Menschen zwischen schimmligem Toastbrot und Plastikabfall und<br />

schlafen. Die Armut ist erschreckend. Nur ein paar Schritte entfernt macht<br />

sich das Parlamentsgebäude breit. Doch nach der Stille hier zu urteilen,<br />

tagt das Parlament heute nicht.<br />

Kurz darauf lernen wir zwei Filmstudenten kennen, die hier in der Nähe<br />

einen Dokumentarfilm über Elisabeth Nietzsche, Friedrichs Schwester,<br />

drehen wollen.<br />

Der Rückweg gestaltet sich gruselig, weil viele dunkle Gestalten<br />

unterwegs sind. Hoffentlich fährt morgen früh ein Bus.<br />

Wir haben Glück: bereits um 08:30 Uhr können wir die Stadt verlassen.<br />

Tschüss, Asunción.<br />

Weiter Richtung Encarnacion, Provinzhauptstadt am Rio Parana an der<br />

Grenze zu Argentinien. Die Landschaft die an uns vorbeizieht, erinnert<br />

plötzlich sehr an Deutschland: grüne Hügel, manchmal ein Wäldchen. Nur<br />

die roten Sandstraßen passen nicht ins Bild. Nach ein paar Stunden sind wir<br />

angekommen und finden ein Hotel, dessen Architektur auf ein ehemaliges<br />

Gefängnis schließen lässt. Den Schlüssel zu unserer Zelle geben wir an der<br />

Rezeption ab und gehen essen. Dann verbringen wir den Rest des Tages<br />

landestypisch: Unmengen Terere trinkend sitzen wir im Schatten zweier<br />

schöner, dicker Bäume und lassen die Szenerie auf uns wirken.<br />

Von hier aus fahren wir weiter zu den Ruinen der Jesuitenkolonien<br />

bei Trinidad und Jesus. Der Einflussbereich dieser Siedlungen erstreckte<br />

sich damals bis ins heutige Ostbolivien, Brasilien und Argentinien. Den<br />

Spaniern und sonstigen Kolonisten war der Orden ein Dorn im Auge, weil<br />

dieser den ansässigen Indianern Schutz vor Sklavenjägern bot. Im Namen<br />

Ihrer allerkatholischsten Majestät wurden die letzten Jesuitenmönche 1767<br />

davongejagt. Rostroter Mestizenbarock leuchtet in der Sonne. Die Anlagen<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

83 Wohin mit dem Müll?


Reise<br />

sind gepflegt und die Ruinen gut erhalten. Auf dem weiten Gelände ist<br />

man praktisch allein - nur eine handvoll Touristen stromert zwischen den<br />

Gemäuern umher. Eine Gedenktafel erinnert an den Besuch des spanischen<br />

Königs im Jahre soundso, weitere Erklärungen zu der Anlage, die zum<br />

Weltkulturerbe gehört, sucht man leider vergebens.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

Bus mit Charakter<br />

Wir besteigen einen putzig aussehenden antiken Bus und werden bis<br />

zurück in die Stadt ordentlich geschüttelt.<br />

Parallel zur argentinischen Grenze geht es in den Norden nach Ciudad<br />

del Este. Die zweitgrößte Stadt Paraguays liegt am zweitgrößten Staudamm<br />

der Welt, der 80 Prozent des Strombedarfs ganz Paraguays produziert,<br />

etwa 12.600 Megawatt pro Jahr. Der aufgestaute Rio Itaipu hat irgendwann<br />

die Sete Qedas, Katarakte vom Kaliber der Iguazufälle überschwemmt.<br />

Mit Reisebussen werden Touristen (also wir) zu dem riesigen Konstrukt<br />

gekarrt. Immer dichtere Wälder aus Hochspannungsmasten umgeben<br />

uns. Bald schon nimmt der Damm einen großen Teil des Gesichtskreises<br />

ein. Symphonie in Beton. Wir sind ordentlich beeindruckt und fahren mit<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln zurück nach Ciudad del Este. Wir übernachten<br />

in unserem Hotel, in einem fensterlosen Zimmer, welches man über die<br />

benachbarte Garage erreicht. Uns juckt‘s nicht und wir schauen den ganzen<br />

Abend Dokumentationen über Polarexpeditionen auf Deutsche Welle.<br />

84<br />

Mark Hobert und Mareike Schuldt<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Reise<br />

Ferien im Dschungel<br />

Als wir, meine Familie und ich, am Anfang der Herbstferien losgeflogen<br />

sind, war schon der Flug ein Abenteuer für sich. In der winzigen<br />

Propellermaschine hat es zwar nicht allzu viel gewackelt, aber es war doch<br />

was anderes als in einer großen. Als wir in Rurrenabaque gelandet waren,<br />

gab es schon gleich am Anfang Probleme mit dem Fortbewegungsmittel.<br />

Denn es kam keiner, der uns abholen wollte. Am Ende sind wir einfach mit<br />

dem Bus gefahren.<br />

Nach zehn Minuten saßen wir alle im Motorboot und fuhren den Fluss<br />

hinauf. Am Anfang hat das Boot ein bisschen geschaukelt, aber danach<br />

wurde es ruhig und die Fahrt eher langweilig, jedenfalls bis wir auf Grund<br />

liefen. Am Ende waren wir wieder im Wasser und nach ein paar Stunden<br />

waren wir am Camp angekommen. Das Camp lag mitten im Dschungel,<br />

und außerhalb des Camps war unberührte Natur.<br />

Kurz nach unserer Ankunft haben wir eine Tour in den Dschungel<br />

gemacht, und konnten Wildschweine beobachten. Danach gab es zum<br />

Mittagessen Fisch mit Reis. Am Nachmittag haben wir eine Wanderung<br />

zum Papageien-Felsen gemacht. Es war zwar ein Pfad im Dschungel, aber<br />

wir hatten trotzdem überall Dschungel um uns herum. Am Papageien-<br />

Felsen konnte man viele Aras sehen, aber auch ein paar kleine Grüne. Um<br />

halb fünf saßen wir wieder am Strand und haben auf das Boot gewartet.<br />

Am Strand haben wir zwar keinen Jaguar gesehen, aber dafür seine Spuren.<br />

In der Nacht im Camp haben wir eine Tarantel beobachten wollen,<br />

aber bevor ich sie sehen konnte war sie schon wieder in ihrem Loch<br />

85 Wohin mit dem Müll?


Reise<br />

verschwunden. Am nächsten Tag hatte der Führer dann eine tote gefunden.<br />

Nach dem Frühstück sind wir mit dem Boot wieder zurück in die Stadt<br />

gefahren. Von dort ging es mit dem Jeep weiter. Die Straße hatte so viele<br />

Löcher, dass es eigentlich die ganze Zeit nur geruckelt hat. Auch die<br />

Landschaft war immer dieselbe, nämlich Dschungel o. ä., so dass die Fahrt<br />

ziemlich langweilig verlief. Am späten Nachmittag kamen wir dann endlich<br />

in den Pampas an. Mit einem Boot fuhren wir den Fluss hinab. Am Anfang<br />

war noch nicht soviel zu sehen, aber danach wurden es immer mehr Tiere.<br />

Zuerst waren da die Affen, sie saßen zwar nur in den Bäumen, aber das<br />

machte nicht viel. Aus dem Wasser guckte eine Vielzahl an Alligatoren, und<br />

auf den Baumstämmen, die überall hervorragten, befanden sich unzählige<br />

Schildkröten. Immer wenn wir mit unserem Boot um eine Kurve fuhren,<br />

flogen Scharen an Vögeln auf und landeten hinter der nächsten Kurve, nur<br />

um dann kurz danach wieder loszufliegen. Am Ufer saßen die Kaipibaras,<br />

die größten Nagetiere der Welt. Am nächsten Tag haben wir uns auf die<br />

Suche nach einer Anaconda gemacht. Nach einer halben Stunde waren<br />

alle total verschwitzt, und nach einer dreiviertel Stunde war die Anaconda<br />

gefunden.<br />

Nachdem sie sich jeder einmal um den Hals gelegt hatte wurde sie<br />

wieder freigelassen und war schnell verschwunden. Nach dem Essen im<br />

Camp auf Stelzen, sind wir mit dem Boot zu einer Stelle gefahren, wo man<br />

Piranhas angeln konnte. Das war gar nicht so einfach. Wenn das Band sich<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

86<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Reise<br />

straffte musste man blitzschnell dran ziehen, sonst war der Piranha samt<br />

Fleisch weg. Am Ende hatten wir um die dreißig Piranhas beisammen, und<br />

zehn davon hatte ich gefangen. Bei der Rückfahrt sind noch ein paar Fische<br />

ins Boot gesprungen. Das fanden alle recht amüsant. Das Abendessen<br />

bestand, logischerweise, aus Piranhas.<br />

Am nächsten Tag hat es geregnet, aber wir sind trotzdem losgefahren,<br />

da wir unseren Flug nicht verpassen wollten. Auf dem Rückweg haben wir<br />

noch einen Baby-Alligatoren gefangen. Weil wir wegen des Regens noch<br />

nicht fliegen konnten, haben wir in einem Hotel übernachtet. Als wir dann<br />

später wieder in La Paz waren, haben wir alle gesagt, dass wir gerne noch<br />

einmal hingehen wollen.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

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Simon Walter, Schüler des Colegio Alemán<br />

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87 Wohin mit dem Müll?


Reise<br />

Wiedersehen in Limón – Ort ohne Touristen!<br />

Reiseeindrücke aus dem Pando<br />

Private Verbindungen haben es möglich gemacht, dass ich erneut aus<br />

dem Pando berichten kann. Genauer, aus einer Ecke zwischen Bolivien,<br />

Brasilien und Peru, die kaum jemand hier kennt, und die ich letztes Jahr als<br />

erster Ausländer besuchen konnte.<br />

Nach einer fast 2-tägigen abenteuerlichen Busreise von La Paz nach<br />

Riberalta, haben wir uns dort in der größten Stadt des Beni mit inzwischen<br />

125.000 Einwohnern eine Woche zum Familientreffen aufgehalten. Dann<br />

fuhren wir mit dem Bus in fast elf Stunden nach Cobija, Grenzstadt und<br />

Departamenthauptstadt des Pando. Auch diese Busreise, die nach kurzer<br />

Strecke durch den Pando führte, war erlebnisreich und man bekam dabei<br />

einen Eindruck von der Weite und der Menschenleere des Nordens.<br />

Zwei große Flüsse wurden mit Fähren überwunden und dabei konnte<br />

wir uns immer wieder an kleinen Imbissbuden etwas zum Essen kaufen.<br />

Die Straße durchquert das mit knapp 20.000 Quadratkilometer größte<br />

Naturschutzgebiet Boliviens. Die langgestreckte Reserva Natural Manuripi<br />

Heath liegt zwischen dem Rio Madre de Dios und Rio Manuripi/Rio<br />

Orthon. Auf der gesamten Strecke gab es neben ein paar kleinen Dörfern<br />

nur eine einzige Stadt, kurz vor Cobija. Aber es ist auch kein Wunder,<br />

denn diese Straße wurde erst vor ca. 20 Jahren mitten durch den Dschungel<br />

gebaut. Meine Partnerin kann sich noch daran erinnern, dass vorher die<br />

Reise von Riberalta nach Cobija nur auf dem Boot möglich war und diese<br />

beschwerliche Fahrt dauerte über eine Woche.<br />

In Cobija konnte ich diesmal am Vormittag eine lange Menschenschlange<br />

mit leeren Gasflaschen sehen. Sie warteten seit dem frühen Morgen auf<br />

eine neue Lieferung. Wie in Riberalta gibt es auch hier im abgelegenen<br />

Norden Boliviens keine regelmäßigen Gaslieferungen und so bleibt den<br />

Leuten nichts übrig als geduldig stundenlang zu warten.<br />

Am nächsten Tag fuhren wir wieder mit dem kleinen Bus in drei<br />

Stunden weiter in den Dschungel. Vorher wurden aber noch Mitbringsel für<br />

die Geschwister und für die Mutter meiner Partnerin gekauft. Das waren<br />

wieder ganz normale Lebensmittel, die es aber in diesen Dörfern nicht zu<br />

kaufen gibt. So haben wir neben Café und Süßigkeiten diesmal einen Sack<br />

Reis und einen Sack Mehl mitgenommen. Ebenso kaufte ich mir wieder<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

88<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Reise<br />

als Sicherheitsmaßnahme sechs große Flaschen Mineralwasser. Denn das<br />

“Trinkwasser” aus dem Fluss habe ich mir nach wie vor nicht zugetraut.<br />

Reis, Mehl und Süßigkeiten als Geschenke<br />

Die Fahrt im vollbesetzten Bus mit über 30 Personen war diesmal ja nichts<br />

Neues. Trotzdem konnte ich bei dieser zweiten Fahrt einige neue Eindrücke<br />

gewinnen. So wurde es auch nach dem Abbiegen von der “Hauptstraße”,<br />

die nach Peru führt, wieder enger und einmal musste der Fahrer anhalten,<br />

um vom Führerhaus aus, mit dem Buschmesser einige Äste zu kappen und<br />

dann konnte die Fahrt fortgesetzt werden.<br />

Eine Stunde vor der Dunkelheit kamen wir im kleinen Dorf Limon<br />

an und wohnten bei der Schwester meiner Partnerin in der fast fertigen<br />

neuen Holzhütte. In der Dunkelheit war noch am Fluss “Katzenwäsche”<br />

angesagt und am nächsten Tag wanderten wir wieder zum Einödhof von<br />

Cintias Mutter. Diesmal hatte ich mein Fernglas dabei und so konnten<br />

wir vor allem viele Vögel etwas näher beobachten. Ebenso haben wir den<br />

herrlichen Weg zwischen den großen Bäumen genossen.<br />

Nach dem Fußmarsch wurden wir überraschenderweise von einer<br />

weiteren Schwester begrüßt. Sie war zufällig hier und so gab es ein<br />

Wiedersehen nach vielen Jahren. Es wurde spontan ein Gegenbesuch<br />

ausgemacht, denn sie wohnt mit ihren Mann eine halbe Stunde Bootsfahrt<br />

flussaufwärts. Noch vor Sonnenuntergang wurde am Fluss zwischen<br />

Moskitos und Schmetterlingen gebadet und auf dem Rückweg schleppten<br />

wir die gefüllten Wasserkanister mit in die Hütte. Abends haben wir bei<br />

Kerzenschein ein Reisgericht gegessen und früh wurden wir von den<br />

Hähnen und Affen, den Chichilos, geweckt.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

89 Wohin mit dem Müll?


Reise<br />

Nun, langweilig wurde es niemals und jeder Tag war mit vielen<br />

Tätigkeiten zur Selbstversorgung immer ausgefüllt. Tagsüber wurden<br />

Lebensmittel besorgt. Also wurde geangelt und auf einem etwas entfernten<br />

Grundstück wurden Papayas und Bananen mit dem Buschmesser geerntet.<br />

Ebenso Kokosnüsse und eine für mich unbekannte Frucht, die Caña.<br />

Sie sah wie Zuckerrohr oder Schilf-Halm aus und wurde auch mit dem<br />

Buschmesser abgeschnitten. Im Hof wurde sie abgeschält, die Teile in<br />

kleine Stücke geschnitten und dann konnte man diese abbeißen und<br />

im Mund die Flüssigkeit heraus kauen. Der Rest wurde im Hof wieder<br />

ausgespuckt.<br />

Ebenso war es notwendig, jeden Tag Wasser aus dem Fluss zum<br />

Kochen und Abspülen mit dem Wasserkanister zu holen und am Fluss<br />

wurde die Wäsche gewaschen. Genauso musste regelmäßig zum Kochen<br />

das Brennholz besorgt werden. Die dünnen Holzscheite waren besonders<br />

lang und passten gar nicht in den Ofen, aber das hatte auch seinen Grund.<br />

Denn nach dem Kochen wurden die Reste sofort vom Ofen auf den Hof<br />

geworfen und kühlten dort ab und so konnten sie wieder verwendet werden.<br />

Auch kam die gute alte “Singer”-Nähmaschine zum Einsatz, die neben<br />

unserem Bett stand. Sie erinnerte mich an meine Kindheit und heute stehen<br />

sie oft als Deko-Stücke in deutschen Wohnungen oder man kann sie auf<br />

dem Flohmarkt entdecken.<br />

Dörrfisch auf der Wäscheleine<br />

Am dritten Tag war dann der Gegenbesuch von Cintias Schwester angesagt.<br />

Mit den Boot fuhren wir mit Cintias Mutter und dem erwachsenen<br />

Enkelsohn zum Hof. Das Anwesen lag auf einer größeren Anhöhe des<br />

Flusses Manuripi. So können Ortsfremde den Hof nicht vom Fluss aus<br />

sofort erkennen. Nun mussten wir erstmal auf dem Trampelpfad hoch<br />

gehen und dann fanden wir einen wunderschönen Hof vor, umsäumt von<br />

vielen Obstbäumen und kleinen Gärten. Auf der Wäscheleine hingen nicht<br />

wie erwartet Hosen oder Hemden, sondern Fische, die in der Sonne als<br />

Dörrfleisch haltbar gemacht werden. Begrüßt wurde wir nicht nur von<br />

Cintias Schwester und ihrem Mann, sondern auch von einem kleinen<br />

Affen und zwei Papageien. In der Küche mussten wir auf eine Schildkröte<br />

acht geben. Nach einem Rundgang wurde eine Ente geschlachtet und für<br />

das Mittagessen gekocht. Durch die Anhöhe konnte ich auf der anderen<br />

Flussseite etwas mehr von dem Naturschutzgebiet, der Reserva Natural<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

90<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Reise<br />

Manuripi Heath, sehen. Hier ist es verboten, einzudringen und das Gebiet<br />

ist mehr oder weniger menschenleer.<br />

Auch die Rückfahrt habe ich genossen. Die verschiedensten Bäume<br />

waren am Ufer zu sehen und zwischendurch waren kleine Sandbänke, wo<br />

sich Schmetterlingsschwärme auf dem feuchten Sand sonnten.<br />

Am nächsten Tag schlug am Nachmittag das Wetter um, denn es kam<br />

der “Sur”, also der kalte Südwind und so wurde es gleich frisch und windig.<br />

Bevor noch ein paar Regentropfen runter kamen, besuchten uns noch<br />

sieben besondere Gäste. Es waren Chichilos, das sind kleine Affen, die<br />

regelmäßig durch das Dach und andere offene Stellen ins Haus kommen<br />

und sich ein paar Essensreste suchen. Man muss sich in der Hütte nur ruhig<br />

verhalten, dann kann man sie gut beobachten. Da es abends doch recht kalt<br />

war, vielleicht um die 12-15 Grad, verzogen sich alle um 19 Uhr ins Bett,<br />

denn da war es doch am wärmsten.<br />

Schiedsrichtereinsatz im Dschungeldorf<br />

Am nächsten Tag war es schon wieder angenehmer und wir wanderten am<br />

Sonntag ins Dorf, denn dort fand ein Fußballturnier statt. Zunächst spielten<br />

aus den umliegenden Dörfern die Damenmannschaften und danach die<br />

Herren. Da ich erzählte, dass ich früher mal als Schiedsrichter aktiv war,<br />

durfte ich sogar ein Spiel leiten. Vorher verteilte der Bürgermeister der<br />

autonomen Regierung des Bezirkes Filadelfia an alle Mannschaften neue<br />

Trikots. Die Tribünen waren sehr gut gefüllt und auch “fliegende Händler”<br />

waren vor Ort.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

91 Wohin mit dem Müll?


Reise<br />

Auf dem Dorfplatz waren die Außenlinien nicht so gut zu erkennen.<br />

Aber zum Glück hatte ich zwei ausgebildete Schiedsrichter als Assistenten,<br />

die auch vorher und nachher die weiteren Spiele leiteten. Nach dem Spiel<br />

war die einheimische Mannschaft dran und da musste ich als Fotograf<br />

aktiv werden, denn die halbe Mannschaft bestand aus Verwandten meiner<br />

Partnerin.<br />

Nun, die Zeit im Dschungel ging wieder schnell vorbei und man kann nicht<br />

alles beschreiben. Trotzdem konnte ich diesmal einiges hinterfragen und<br />

erfahren. So sind die Dörfer in der Region relativ jung. Sie entstanden<br />

erst in den letzten 20 bis 30 Jahren. Der Grund liegt darin, dass früher<br />

die Menschen als Tagelöhner und Saisonarbeiter für die Paranussernte bei<br />

den Großgrundbesitzern im Einsatz waren. Nach einer Gesetzesänderung<br />

bekamen diese Menschen eigenes Land und so entstanden mehr<br />

eigenständige Dörfer. Viele haben inzwischen eigene Schulen. So wurde vor<br />

zwei Jahren eine Schule mit drei Klassenräumen bis zur 5. Jahrgangsstufe<br />

in diesem kleinen Ort mit ca. 15 Häusern gebaut. Im Oktober 2011 wurde<br />

noch ein Lehrerhaus gebaut und so können die beiden Lehrerinnen, die aus<br />

La Paz stammen, dort wohnen.<br />

Junge Dörfer ohne Traditionen und Feste<br />

Bedingt durch das junge Alter der Dörfer gibt es dort keine gewachsenen<br />

Traditionen. Es finden keine Dorffeste oder andere Festlichkeiten statt.<br />

So sind die Fußballturniere, die reihum in den teilnehmenden Dörfern<br />

veranstaltet werden, die einzigen Veranstaltungen, welche die Menschen<br />

aus den ca. fünf umliegenden Dörfern verbinden.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

92<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Reise<br />

Immerhin sind diese Dörfer seit einigen Jahren nicht mehr so<br />

abgeschnitten, denn der Bus fährt zweimal in der Woche durch und bringt<br />

die Menschen regelmäßig in die Bezirkshauptstadt Cobija. Dort kann neben<br />

den Einkäufen auch bei einem Krankheitsfall das Hospital aufgesucht<br />

werden.<br />

Schwierig ist es nach wie vor bei Notfällen oder Unfällen. Denn erst<br />

nach ca. zwei Stunden Fahrt hat man Handyempfang. Also muss man die<br />

kranken oder verunglückten Menschen mit dem Moped bis nach Filadelfia<br />

bringen und von dort mit dem Auto ins Hospital.<br />

Zukunftschancen nur in der Stadt<br />

Ebenso sind die Möglichkeiten der jungen Leute sehr eingeschränkt. Die<br />

Jungen arbeiten wie die Väter im Wald oder bei der Paranussernte, die im<br />

Januar/Februar die Haupteinnahmequelle bedeutet. An den Flüssen wird<br />

geangelt und nachts gehen viele auf die Jagd. Die Mädchen arbeiten wie<br />

gewohnt im Haushalt mit. Und auch da hat sich leider nicht viel geändert,<br />

denn viele werden im jungen Alter um die 14 Jahre schwanger und versorgen<br />

oft allein im Haus ihrer Eltern die Kinder. Einige versuchen später in Cobija<br />

eine Arbeit zu bekommen. Aber ohne das “Familiennetzwerk” haben sie<br />

dort kaum Arbeitsmöglichkeiten. Auf der anderen Seite kennen die jungen<br />

Leute durch die regelmäßigen Besuche die faszinierende Konsumwelt in<br />

Cobija und wollen natürlich auf Handy und Moped nicht verzichten. So<br />

haben in den Dörfern alle Haushalte mindestens ein Moped und keiner<br />

läuft mehr längere Strecken.<br />

Doch trotz aller Veränderungen wirken die Menschen in den Dörfern<br />

auf mich relativ zufrieden und ausgeglichen.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Andreas Motschmann<br />

93 Wohin mit dem Müll?


Wohin mit dem Müll?<br />

Leute<br />

Was Bleibt …<br />

Ein Nachruf für Gladys Dávalos Arze von Heike Sell –<br />

WAS BLEIBT ist eine unbeantwortete email in meinem Postfach. Ich<br />

kann sie nicht löschen, aber ich kann sie auch nicht beantworten, nicht<br />

mehr. Doch ich habe sie in den letzten Tagen immer wieder gelesen. Sie<br />

schreibt, sie sei gerade aus der Klinik gekommen, nach der siebten Chemo,<br />

frei von Tumoren. Sie habe Durst – was normal sei – und sie fühle sich<br />

sehr gut. Das war am 28.06.2012. Ich war erleichtert und nahm mir vor,<br />

ihr demnächst mal wieder ausführlich zu schreiben … Mañana, viele<br />

mañanas, zu viele.<br />

WAS BLEIBT sind Ausgaben ihrer Bücher in meinem Regal: Gedichte<br />

und zwei Romane, natürlich die Ausgaben von „Ururi y los sin chapa“ in<br />

allen vier Sprachen – Spanisch, Französisch, Englisch und Deutsch – ihr und<br />

mein Foto am Ende der deutschen Ausgabe „Ururi und die Straßenkinder“.<br />

Alle von ihr signiert, jede Ausgabe mir persönlich gewidmet. Ich habe<br />

versäumt ihr zu sagen, dass ihr Jugendroman an meiner Schule in den<br />

Lesekanon aufgenommen wurde.<br />

WAS BLEIBT ist ihre Handschrift und sind ihre Worte, auf Papier<br />

gebracht vor fast zwei Jahren, ein Abschied – doch nicht für immer, so<br />

war es geplant. Ich habe es<br />

nachgelesen: “Es especialmente<br />

difícil para mi decir adiós.“ Es<br />

war ein Abschied, für immer.<br />

94<br />

WAS BLEIBT ist,<br />

hoffentlich, ein lebendes<br />

Museum. Ihr Wohnhaus ist das<br />

Wohnhaus ihres Schwiegervaters,<br />

des Malers Cecilio Guzmán de<br />

Rojas. Nachdem sie in Weimar<br />

das Goethe- und Schillerhaus<br />

besichtigt hatte, fasste sie den<br />

Entschluss, das Haus Cecilios<br />

wieder herzurichten, obwohl<br />

ihr Mann von dieser Idee nicht<br />

so begeistert war. Aber sie. So<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Leute<br />

manches Möbelstück hat sie selbst zusammengeleimt, hat recherchiert.<br />

Ich habe ihr oft zugehört, wenn sie Führungen durch das Haus gemacht<br />

hat. Im Esszimmer, den Tangotänzer hinter meinem Rücken, hat sie Tee<br />

serviert und wieder ein anderes Mal saßen wir in „Cecilios Arbeitsraum“<br />

und haben die Übersetzung besprochen.<br />

WAS BLEIBT ist ein inzwischen aufgegangener Setzling,<br />

abgeschnitten von dem riesigen Feigenbaum in ihrem „Garten“ für meinen<br />

Sohn, Mitschüler ihrer Tochter in der Parallelklasse.<br />

WAS BLEIBT sind unzählige Bilder, ob auf Fotopapier oder im<br />

Kopf, Blitzaufnahmen. Gladys und Iván überreichen ihrer Tochter im<br />

November 2006 während einer elterninternen Zeremonie das bolivianische<br />

Abschlusszeugnis. Wie ich. Die Schüler durften nicht an der feierlichen<br />

Zeugnisübergabe in der Schule teilnehmen. Auch meine Kinder nicht. …<br />

Gladys auf ihrem Platz im Lehrerzimmer. Gladys in der Dienstversammlung.<br />

Gladys als prüfende Lehrerin in der Sprachdiplomprüfung …<br />

WAS BLEIBT ist ein leerer Stuhl in unserer Pasanaku-Runde, der<br />

zweite – denn auch Lupe kommt nicht mehr. Dabei sind wir doch verabredet.<br />

WAS BLEIBT ist ein Ring an meinem Finger – ein silberner, ein<br />

langer, ovaler. Er hat ihr gefallen, sie hat sich auch einen gekauft und mir<br />

stolz gezeigt. Ich habe meinen lange nicht getragen, jetzt wieder.<br />

WAS BLEIBT ist ein Verlust. „Vorbei – ein dummes Wort“ lässt Johann<br />

Wolfgang von Goethe seinen Faust sagen.<br />

WAS BLEIBT ist eine unbeantwortete email in meinem Postfach.<br />

Ich werde sie nicht löschen. Ich werde sie beantworten, bald, vielleicht<br />

mañana. Wir sind verabredet und ich werde alles aufschreiben, was ich zu<br />

sagen habe und ich werde diese email an ihr Grab tragen, wenn die Tränen<br />

getrocknet sind. Aber es gibt keinen Trost.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Heike Sell<br />

Mit großer Betroffenheit und tiefer Trauer gilt unser ganzes Mitgefühl der<br />

Familie.<br />

Heike Sell Tino Sell Arno Hechler Jette Sell<br />

95 Wohin mit dem Müll?


Wohin mit dem Müll?<br />

Leute<br />

… und auf einmal BOL<strong>IV</strong>IEN<br />

Ganz schnell ging es: im Mai wussten wir, mein Mann Francisco hatte die<br />

Stelle als Spezialist für ländliche Entwicklung der Weltbank in Bolivien<br />

bekommen, und Mitte Juni war er schon in La Paz. Ich, Isabel, und unsere<br />

drei Kinder, beendeten noch das Semester bzw. das Schuljahr in Chile und<br />

kamen dann Anfang September hier an. Alles etwas Hals über Kopf, aber<br />

die Ankunft war sanft, die Aufnahme überall äußerst herzlich – und die<br />

Kisten sind schon fast alle ausgepackt.<br />

Ich bin in Deutschland aufgewachsen, bin aber seit einem<br />

Austauschstudienjahr in Chile stets zwischen diesen beiden Ländern hin-<br />

und hergependelt. Von Haus aus Grund- und Hauptschullehrerin zog es<br />

mich nach Abschluss meines Studiums und dem Referendariat wieder<br />

nach Chile. Fünf Jahre arbeitete ich an der Deutschen Schule St. Thomas<br />

Morus in Santiago.<br />

Francisco ist in Chile aufgewachsen. Neben seinem Studium als<br />

Agraringenieur lernte er Deutsch, um einmal in Deutschland promovieren<br />

zu können. Zum ersten Mal kreuzten sich unsere Wege in Chile, zum zweiten<br />

Mal in Deutschland, wo wir uns in München wiedertrafen: Ich studierte<br />

im Zweitstudium für meinen Magister in Deutsch als Fremdsprache an<br />

der LMU, und er promovierte an der TU München über Landentwicklung<br />

und Dorferneuerung. Nach unserer<br />

Hochzeit und der Geburt unserer<br />

Tochter zog es uns wieder nach<br />

Santiago de Chile. Die sechs letzten<br />

Jahre lebten und arbeiteten wir dort,<br />

unsere beiden Söhne wurden dort<br />

geboren, wir kauften ein Haus... und<br />

dann auf einmal BOL<strong>IV</strong>IEN.<br />

Wir haben uns gut eingelebt,<br />

fühlen uns sehr wohl in La Paz, die<br />

Kinder gehen gerne in Schule und<br />

Kindergarten. Bis es dann vielleicht<br />

irgendwann wieder heißt: „... und auf<br />

einmal ...?“<br />

96<br />

M. Isabel Meurer<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Leute<br />

Abschied<br />

Nun heißt es auch für mich nach acht Jahren Abschied nehmen von La<br />

Paz, Bolivien, der Schule, vielen netten Kollegen, Freunden … (Ich dachte<br />

nicht, dass der Tag so schnell kommen würde.)<br />

Mit einem offenen Herzen kam ich ohne Erfahrungen, ohne<br />

Vorstellungen und nur mit ganz geringen Sprachkenntnissen nach La Paz.<br />

Ich ahnte nicht, dass es für mich eine so unvergessliche und wichtige Zeit<br />

werden würde.<br />

Es wäre gelogen, wenn ich so tun würde, als ob es mir gar nichts<br />

ausmachen würde. Ich wäre doch nie acht Jahre geblieben, wenn es mir<br />

nicht besonders gefallen hätte. Es tut sooo weh!!! Es waren acht intensive<br />

Jahre, acht Jahre mit großen Veränderungen in meinem Leben, acht Jahre<br />

mit vielen, vielen, vielen Erlebnissen, acht Jahre in einer anderen Welt.<br />

Was für eine Erfahrung! Was für eine Bereicherung des Lebens!<br />

Zum ersten Mal ist es mir gelungen einigermaßen eine Sprache zu lernen,<br />

ich bin so viel gereist wie in meinem ganzen Leben vorher zusammen<br />

nicht, habe Dinge entdeckt, genossen und gesehen, die ich vorher nicht<br />

einmal per Namen kannte. Ich weiß jetzt, was es heißt, eine andere Kultur<br />

zu erleben und in ihr zu leben, sie zu tolerieren und nicht zuletzt, sie zu<br />

genießen. Während eines Urlaubs ist so etwas unmöglich, deshalb bin ich<br />

so glücklich, dass ich hier diese Gelegenheit dazu hatte.<br />

97 Wohin mit dem Müll?


Die Schule:<br />

Leute<br />

Ich kam hier an und wollte mich erst einmal zurückhalten, mir ein Jahr Zeit<br />

geben zum Zusehen, zum Lernen und zum Erkennen, wo ich mich einbringen<br />

kann. Aber dann war ich doch schon nach einem halben Jahr im Personalrat.<br />

Die Freundlichkeit, die mir jeden Morgen im Lehrerzimmer begegnet,<br />

hat mich vom ersten Tag an fasziniert. Die Projekte in den Fachgruppen,<br />

die Schulentwicklung, der Schüleraustausch, die Studienberatung, alles<br />

hatte viel Sinn, und erweiterte auch meinen Horizont als Lehrerin. Mir<br />

machte es Freude an der Schule zu arbeiten. Es war unglaublich schön,<br />

die Entwicklung der Schule und der beiden Fachgruppen Mathematik und<br />

Physik zu erleben und mit zu gestalten. Und das muss ich jetzt aufgeben<br />

und gehe ins Ungewisse.<br />

Die Freunde:<br />

Es war gar nicht schwierig, Freunde zu finden, sowohl bolivianische<br />

als auch deutsche. Mir scheint, uns Auslandslehrer eint eine gewisse<br />

Einstellung, deshalb unternimmt man auch häufiger etwas zusammen.<br />

Ich erinnere mich an: die gemeinsamen Frauenausflüge, Radtouren<br />

in großen und kleiner Gruppen, kleineren und größeren Wanderungen,<br />

Volleyballabende und -turniere, unser kleines „Reiseunternehmen“<br />

Merino-Georgi-Tours, das andere Kollegen ab und zu mal zu einem<br />

Ausflug motivieren konnte, COPACABANA, mein absoluter Lieblingsort<br />

für Kurzausflüge, viele nette Feste und Grillnachmittage,.... oh ich muss<br />

aufhören es wird zu viel und tut zu weh!<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

Ihr werdet mir fehlen!!!!!<br />

besonders: Cecy/ Annette/ Carsten/ Katia / Heike /Pati /Almut /unser<br />

Frühstückstisch im Lehrerzimmer/ die morgendliche Kaffeerunde, und …<br />

und … und.<br />

Ich sage jetzt adiós und weiß, dass ich hier jeder Zeit willkommen bin und<br />

stets ein Bett haben werde, das tut gut. Ich werde mit diesem Land immer<br />

verbunden bleiben und seine weitere Entwicklung interessiert verfolgen.<br />

Und obwohl die Liste<br />

98<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Leute<br />

„Was verliere ich“ „Was gewinne ich“<br />

z.B. gute Kollegen/ tolle Schule/ tolles<br />

Wohnumfeld/ Sonne/ mein perfektes<br />

Klima/ Berge/besonders seine Majestät:<br />

Illimani ...<br />

meine Familie (hurra)<br />

auf der Verliererseite viel länger ist, freue ich mich auch auf den<br />

Neuanfang, der allerdings unglaublich viel Energie kosten wird, aber noch<br />

funktioniert ja das Kraftwerk in mir.<br />

Ich verabschiede mich von den Freunden, allen Kollegen, den Schülern<br />

den Eltern und sage Danke für acht erfahrungsreiche, super wichtige Jahre<br />

in meinem Leben, die ihr entscheidend mit gestaltet habt.<br />

Nochmals Danke und man sieht sich immer zwei Mal im Leben.<br />

Ich fliege mal vorübergehend weg<br />

Bärbel Georgi<br />

99 Wohin mit dem Müll?


Wohin mit dem Müll?<br />

Leute<br />

Wir sagen Tschüss!<br />

Die eigentlichen Entdeckungsreisen bestehen nicht im Kennenlernen<br />

neuer Landstriche, sondern darin, etwas mit anderen Augen zu sehen.<br />

100<br />

Marcel Proust (1871-1922)<br />

Um Bolivien als Land kennen zu lernen, sind gute zwei Jahre tatsächlich<br />

viel zu kurz, auch wenn wir durch viele große und kleine Reisen versucht<br />

haben, möglichst viel von Bolivien zu sehen. In jedem Fall jedoch haben<br />

wir gelernt, vieles „mit anderen Augen“ zu sehen und das werden wir bei<br />

unserer Rückkehr nach Deutschland (Bonn) sicher noch einmal besonders<br />

stark erleben. Für uns war die Zeit in Bolivien sehr eindrucksvoll, sehr<br />

intensiv und lehrreich!<br />

Wir danken allen, die dazu beigetragen haben, dass wir uns hier in La Paz<br />

wohl gefühlt haben und wünschen von Herzen alles Gute!<br />

Ute und Markus Sterr<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Leute<br />

Decir adiós no es fácil<br />

El 21 de Diciembre de 1991, llegué a Bolivia. Mi marido había venido<br />

unos meses antes, para establecerse y recibirnos. Mis dos pequeños hijos<br />

miraban todo con desconcierto. Extrañaban… querían su cama, su casa, su<br />

mundo. No entendían lo que pasaba, y si lo entendían no deseaban aceptarlo.<br />

Nosotros, si sabíamos lo que estábamos haciendo. Habíamos venido a<br />

buscar nuestro nuevo hogar, un lugar que nos permitiera contar con tiempo<br />

y vida de calidad para dedicarlo a nuestra familia. El país lo ofrecía, tenía<br />

todas las condiciones, así que no solo lo ofrecía, lo prometía!!! Entonces<br />

manos a la obra, rentar departamento, comprar muebles y las cosas de casa.<br />

Yo decoraba quitando y poniendo, pensando que en México ya tenía una…<br />

no se si al cerrarla quité las sábanas. Lo primordial era organizarnos, el<br />

hijo mayor al colegio, niñera para el menor y papás a trabajar. La nostalgia,<br />

no sería nunca nuestra invitada, había mucho por hacer, adaptándonos a<br />

nuestra nueva vida.<br />

Recuerdo que el segundo<br />

mes iba manejando y mi hijo me<br />

comentó lloroso “mami, verdad<br />

que en México todo es grande,<br />

las calles son callesotas y los<br />

edificios edificiototes” y ante otros<br />

comentarios similares, paré el auto<br />

y le dije “hijito, tu papi es Boliviano<br />

y yo soy Mexicana, por eso tu<br />

tienes las dos sangres y si papi te<br />

oye, se pondrá muy triste que digas<br />

eso”. El lloró en silencio y luego de<br />

unos minutos me contestó “mami<br />

¿recuerdas que ayer me caí y me<br />

raspé la rodilla? ¡Se me salió toda<br />

la sangre Boliviana!!!” y rompió en<br />

llanto. Lindísima lección temprana,<br />

también habría que aprender a<br />

amar la nueva Patria, empezando<br />

por descubrirla, sentirla, conocerla,<br />

admirarla, convivirla y compartirla<br />

con todo lo que implica.<br />

101 Wohin mit dem Müll?


Leute<br />

Así lo hicimos, durante 21 años, La Paz nos dio a manos llenas, nos<br />

rodeó con sus montañas cobijándonos, nos asombró con su hermoso y<br />

azulado cielo, nos hizo soñar con sus noches estrelladas, nos alegró los<br />

días con sus colores y su música, nos agrandó el corazón con su gente,<br />

nos abrió los ojos con su diversidad y su cultura, nos permitió ser, hacer y<br />

crecer.<br />

Hoy, mi marido y yo nos sentimos felices. Bolivia nos entrega dos<br />

hijos, que respetan, admiran y quieren profundamente esta tierra, que se<br />

proyectan en su entorno, que miran hacia el futuro demandando justicia,<br />

que son sencillos, sanos y buenos. Hoy ellos deciden una ruta nueva en<br />

nuestro camino.<br />

Hoy tengo hermanas bolivianas, las encontré en diferentes momentos<br />

y circunstancias, como un regalo preciado en mi camino, tengo tíos,<br />

sobrinos y ahijados, a los que adopté por el simple hecho de reconocerles<br />

parecidos, me rodee de grandes amigos con los que reí y lloré, compartí<br />

con cariñosas y sabias colegas de las que siempre aprendí, conviví con<br />

cientos de estudiantes a los que acompañé.<br />

Hoy parto del Colegio Alemán, que me dio el mejor escenario educativo<br />

por parte de los directivos, de los administrativos, de los técnicos, de los<br />

colegas, de los padres y de los alumnos, mis adorables niños y padres del P3C<br />

y P6C, mis entusiastas mediadores del nivel Secundario, mis trabajadores<br />

grupos de Español y Lenguaje, a todos los llevo en el corazón… quieran a<br />

su Colegio, siéntanse muy orgullosos de él, es un lugar lleno de confianza,<br />

de integración, de afecto, de aprendizaje, de innovación, de creatividad,<br />

de comprensión, de solidaridad y de crecimiento. Para conocerlo hay que<br />

vivenciarlo, yo tuve esa hermosa oportunidad. Gracias por permitirme ser<br />

una más de su comunidad,<br />

Gracias Bolivia, lo prometido no fue deuda. Gracias a todos los que han<br />

sido parte de esta historia, gracias por sus sonrisas, su amor y su compañía.<br />

Hoy, “no se si soy de aquí o soy de allá”, solo se QUE NO ES FÁCIL<br />

DECIR ADIÓS.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

María Virtudes Fernández G. Saravia<br />

Lehrerin am Colegio Alemán<br />

102<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Leute<br />

Und noch ein Abschied<br />

Nach nur zwei Jahren in Bolivien als Lehrer, Fußballtrainer und<br />

Redakteur des <strong>Monatsblatt</strong>s möchte auch ich mich verabschieden. Schön<br />

war's. Nicht immer – aber oft. Und auch wenn ich im Januar 2011 kein<br />

Willkommensgeschenk erhielt, will ich doch nicht darauf verzichten,<br />

Ihnen zum Abschied noch etwas mitzugeben: ein paar Stilblüten, deren<br />

Abdruck im <strong>Monatsblatt</strong> ich eigentlich hätte verhindern sollen.<br />

“Schwierigkeiten bereitete insbesondere die Integration der Flüchtlinge<br />

aus den von den Sowjets und Polen vertriebenen Gebieten.” Da hatte ich<br />

mehr Glück. Schließlich fiel mir die Integration in Bolivien nicht so schwer<br />

wie es seinerzeit den vertriebenen Gebieten erging.<br />

Hier ist es aber auch viel leichter, denn “Vor allem haben die Kinder bis<br />

ins Jugendalter eine schöne Kindheit in der freien Natur.”<br />

Und das obwohl es hier teilweise noch “antike Stromaggregate” zu<br />

bewundern gilt. Vielleicht ja sogar deshalb.<br />

Auch Cochabamba soll ja<br />

schön sein – mir allerdings<br />

nicht immer verständlich.<br />

“Die durchschnittliche<br />

Kakaoproduktion in der<br />

tropischen Region von<br />

Cochabamba liegt bei 10 /<br />

12 Zentner (1 Ztr. = 46 kg)<br />

Trockenprodukt, wobei der Klon<br />

CCN-51 bei guter Handhabung<br />

der Beschneidungspraktiken<br />

und der Schattennutzung jedoch<br />

15 Zentner erreichen kann.”<br />

Nicht viel verständlicher<br />

fand ich alter Basisdemokrat<br />

folgenden Satz: “Da die<br />

Nachfrage das Angebot bei<br />

weitem übersteigt, will El Ceibo<br />

wachsen, was seine Mitglieder<br />

103 Wohin mit dem Müll?


Leute<br />

an der Basis anbelangt.” Statt Politik hätte ich wohl besser Wirtschaft<br />

studieren sollen.<br />

“Den Fluss kategorisch eingezwängt als tristes Rinnsal entlassend,”<br />

sage ich, “Mach es gut La Paz” und “Mit viel Brimborium geht die Sonne<br />

unter.” Wenn auch hoffentlich nicht für immer.<br />

Und denken sie immer daran: “Drei Monate sind zwölf Wochenenden<br />

Zeit.”<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

104<br />

Harald Bävenroth<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Leute<br />

In Hamburg sagt man tschüss…<br />

Nach aufregenden zwei Jahren und einem Rucksack voll intensiver<br />

Erfahrungen unterschiedlichster Art verlassen wir La Paz:<br />

Bekanntschaften und Freundschaften mit interessanten Menschen, lustige<br />

<strong>Monatsblatt</strong>redaktionssitzungen mit stets leckeren Häppchen und Wein,<br />

eine Seekiste, die 4 Monate nach Bolivien brauchte und deren Inhalt<br />

größtenteils verschimmelt ankam, jede Menge Bloqueos, die zwangsläufige<br />

Entschleunigung unseres Alltags durch so manches unerwartete Ereignis,<br />

spannende Lehrerfortbildungen in Lima, Spieleabende im Kreis der liebsten<br />

Freunde und so manche Fiesta, schöne Abende beim Restauranttesten<br />

fürs <strong>Monatsblatt</strong>, Wandertouren durch Gelände ohne Wanderwege, die<br />

gerne mal ungeplant auf irgendwelche Gipfel führten, Höhenbaden in<br />

eiskalten Lagunen, interessante Lehrerfahrungen am Colegio Alemán, die<br />

täglichen, herzlichen Begrüßungen mit Küsschen und Umarmungen im<br />

Lehrerzimmer, viel, viel Arbeit, den wundervollen Ausblick von unserer<br />

Wohnung auf ganz La Paz und den Illimani sowie mehr oder weniger<br />

ausgefeilte Spanischkenntnisse…<br />

Von spektakulären Eindrücken einfach unglaublicher Landschaften<br />

in Bolivien, Paraguay, Brasilien, Argentinien, Chile und Peru, die wir<br />

uns an Wochenenden und in den Ferien erwandert, erklettert, erfahren,<br />

erschwommen, erwatet, erritten, errudert und erflogen haben, werden wir<br />

noch lange Zeit zehren.<br />

Wir haben unsere Zeit hier sehr genossen und freuen uns nun unsere<br />

Rucksäcke für eine Reise unbestimmter Dauer zu packen, um Südamerika<br />

richtig intensiv zu erleben.<br />

Mareike Schuldt und Mark Hobert<br />

105 Wohin mit dem Müll?


Leute<br />

Von Bloqueos zu Blockupy - von Mate<br />

de Coca zu Äppelwoi -Eindrücke eines<br />

Rückkehrers-<br />

Seit Anfang des Jahres sind wir zurück in Deutschland und noch immer<br />

fragen die Leute, wie das so ist, nach fünf Jahren in Bolivien wieder nach<br />

Frankfurt zurückzukehren. Dabei macht man sich Gedanken, was denn<br />

tatsächlich anders ist und wo die Unterschiede spürbar werden.<br />

Wir sind mitten im deutschen Winter, zwei Tage vor Silvester wieder<br />

in Deutschland angekommen. Da wird natürlich besonders häufig gefragt,<br />

wie man den Klimawechsel verkraftet, vom Sommer direkt in den Winter.<br />

Dass man aus La Paz kommend nicht bei tropischer Hitze startet, mit der<br />

die meisten Menschen hier Südamerika verbinden, muss erst mal erklärt<br />

werden, aber es ist natürlich schon ein hartes Aufschlagen gewesen bei<br />

eisigen Temperaturen in Frankfurt. Im Hotelzimmer konnten wir uns<br />

jedoch im T-Shirt bewegen, die Heizungen liefen auf Hochtouren. Anders<br />

als in La Paz, wo unser Haus wie die meisten dort, keine Heizung hatte<br />

und man an kalten Abenden ein Plätzchen zum Aufwärmen suchen musste.<br />

Aber dafür gab es ja die Sauna des Deutschen Clubs. Auch das ist etwas,<br />

was ich wirklich vermisse, mal kurz um die Ecke in den Club gehen zu<br />

können, zu Sport, Dampfsauna und Massage.<br />

Schön war dann der deutsche Sommer. Wir haben sehr genossen,<br />

alles mit dem Fahrrad unternehmen zu können und die hellen und lauen<br />

Sommerabende auf Musik- und Theaterfestivals zu verbringen, die<br />

überall in der Stadt veranstaltet wurden. Uns wurde wieder bewusst, wie<br />

ausgeprägt hier die Jahreszeiten sind.<br />

Der „Klimawandel“ ist gar nicht so schlimm, spürbarer ist der<br />

„Kulturwandel“. In den ersten Tagen staunt ist man nur, wie hektisch es auf<br />

den Einkaufsstraßen zugeht. Auf der Frankfurter Zeil sind die Schaufenster<br />

und Kaufhäuser bei unserer Ankunft noch in weihnachtlicher Pracht<br />

dekoriert und wie es scheint die Menschen auch nach Weihnachten noch im<br />

Kaufrausch (oder vielleicht doch nur beim Umtausch?). Nach anfänglicher<br />

Begeisterung über all das Warenangebot merkt man jedoch, dass es auch<br />

befreiend war, in La Paz weit weg von der Konsumwelt zu sein.<br />

Unsere Kinder waren begeistert, wieder U-Bahn fahren und sich<br />

damit frei bewegen und die Stadt erobern zu können. Nach ein paar<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

106<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Leute<br />

Tagen stellten sie jedoch fest, dass die Leute oft schlecht gelaunt sind und<br />

mürrische Antworten geben. In Bolivien hatte man das Gefühl, dass die<br />

Menschen irgendwie natürlicher und mitfühlender waren. Ich glaube, das<br />

hat etwas mit Geschwindigkeit zu tun, denn ein großer Unterschied ist die<br />

Einstellung zu Zeit. In Deutschland scheint niemand Zeit zu haben, jeder<br />

ungeduldig und auf der Flucht zu sein. Und das nicht nur am Arbeitsplatz,<br />

wo in den letzten Jahren durch immer neue Effizienzsteigerungen und<br />

erhöhte Anforderungen der Druck auf den Einzelnen zugenommen hat. Es<br />

steigt die Geschwindigkeit, mit der man seine Arbeit verrichtet, und es<br />

schwindet die Zeit für Reflexion oder ein Gespräch über das Alltägliche.<br />

Auch hier zeigt sich, dass Geschwindigkeit seinen Preis hat. Als ich zum<br />

ersten Mal nach einem Einkauf im Supermarkt an der Kasse stand, kam<br />

ich in eine Stresssituation. Der Kassierer war so schnell und ich konnte die<br />

Waren nicht in der gleichen Geschwindigkeit einpacken. Es bildete sich<br />

ein Stau auf dem Band und die Leute nach mir wurden bereits ärgerlich.<br />

Mal davon abgesehen, dass man in Bolivien seine Waren im Supermarkt<br />

gar nicht selber einpacken musste, waren auch die Kassierer einfach<br />

entspannter. In Bolivien wird Zeit anders wahrgenommen, man scheint<br />

immer Zeit für ein Schwätzchen zu haben, sei es bei der Cholita auf dem<br />

Markt, wenn man auf der Straße Bekannte trifft oder bei der Arbeit, sogar<br />

im Gespräch mit Ministern. Die „Entdeckung der Langsamkeit“ ist der<br />

Titel eines lesenswerten Buches von Sten Nadolny und ich glaube, eine<br />

solche Entdeckung könnte auch dem westlichen Lebensstil wieder ganz<br />

gut tun.<br />

Ein weiterer Unterschied ist sicherlich auch, dass man bei den täglichen<br />

Dingen des Haushalts wieder auf sich allein gestellt ist. Keine Vollzeit<br />

arbeitende Empleada mehr, die einem den Haushalt führt, regelmäßig kocht<br />

und einem die Hemden bügelt. Als Entsandter hatte man ein privilegiertes<br />

Leben und Privilegien aufzugeben, ist nicht einfach.<br />

Wenn man an Bolivien denkt, denkt man auch an Bloqueos. Man hatte<br />

uns vorgewarnt, als wir im Januar 2007 nach Bolivien kamen. Man müsse<br />

bei Reisen im Land aufpassen und wegen andauernder Straßenblockaden<br />

immer genügend Zeit einrechnen. Aber in den ersten zwei Jahren bin<br />

ich auf keinen Bloqueo getroffen und fand diese Warnungen ziemlich<br />

übertrieben. Meine ersten beiden Bloqueos erlebte ich dann auch gar<br />

nicht in Bolivien, sondern in den Nachbarländern. In Argentinien trafen<br />

wir auf eine Straßenblockade von Piqueteros, eine argentinische Art<br />

„Grupo social“, die zusätzlich zur monatlichen Sozialhilfezahlung auch<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

107 Wohin mit dem Müll?


Leute<br />

Weihnachtsgeld einforderte. Den zweiten Bloqueo erlebten wir dann in<br />

Peru kurz vor Cusco. Dort protestierte man gegen das neue peruanische<br />

Wassergesetz und die Privatisierung von Trinkwasser. Aus Bolivien<br />

kommend kam einem das irgendwie bekannt vor. Später habe ich dann<br />

aber auch in Bolivien Bekanntschaft mit Bloqueos machen müssen,<br />

die zum Ende unseres Aufenthalts erheblich zugenommen hatten.<br />

Als meine Schwester aus Deutschland zu Besuch war, hat sie gleich<br />

drei Straßenblockaden erlebt. Zwei davon in der Chiquitanía auf der<br />

Rückfahrt von den Barockfestspielen. Zuerst ließ man uns nach einer<br />

abenteuerlichen Fahrt durch das Mennonitengebiet nicht auf die Straße<br />

von Puerto Suarez nach Santa Cruz, weil man mit dem Bürgermeister des<br />

Dorfes nicht zufrieden war, und als wir dann endlich eine alternative Route<br />

gefunden hatten, war auch die Brücke nach Santa Cruz gesperrt wegen<br />

Protesten gegen die Regierungspolitik (ob die der Gobernación oder der<br />

Nationalregierung kann ich gar nicht mehr sagen). Wir mussten dann über<br />

die japanische Kolonie ausweichen und erreichten Santa Cruz schließlich<br />

spätnachts mit der Fähre. Das Flugzeug nach La Paz hatten wir allerdings<br />

verpasst. Den dritten Bloqueo gab es dann am nächsten Wochenende in<br />

El Alto bei einem Ausflug an den Titicaca-See. Einige Alteños meinten,<br />

die Stadtverwaltung habe zu wenig für die kommunale Infrastruktur getan.<br />

Nach drei Straßenblockaden in nur zwei Wochen hatte meine Schwester<br />

vor allem ein spanisches Wort gelernt: Bloqueo.<br />

Zurück in Deutschland dachten wir, so etwas kann dort nicht passieren.<br />

Aber falsch gedacht. Unser Sohn Diego war erst wenige Wochen wieder<br />

in der Schule, als plötzlich ein Streik im öffentlichen Nahverkehr alles<br />

lahmlegte und er nur über Umwege und verspätet zur Schule kam. Hier<br />

ging es um Gehaltserhöhungen im öffentlichen Dienst. Wenn man die<br />

immer größer werdenden Einkommensunterschiede in einer Stadt wie<br />

Frankfurt betrachtet, ist sicher gerechtfertigt, wenn die Straßenbahnfahrer<br />

auch etwas vom Kuchen der Finanzmetropole abbekommen wollen.<br />

Und dann Blockupy, auch das eine interessante, aus Bolivien kommend<br />

jedoch keine neue Erfahrung. Sind die Unterschiede zu Bolivien gar nicht<br />

so groß, gibt es sogar Parallelen? Die Occupy-Bewegung entstand in den<br />

USA und machte von sich reden, als sie die mächtige Wall Street besetzte<br />

und Banker und Börsianer ganz schön ins Schwitzen brachte. Die Proteste<br />

gegen die Auswüchse der Finanzspekulation und die größer werdende<br />

Kluft zwischen einem einfachen Arbeitnehmer und Investmentbankern<br />

mit Bonizahlungen in unmoralischer Höhe hatten auch Europa erfasst und<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

108<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Leute<br />

in Frankfurt ein Protestlager vor der Europäischen Zentralbank entstehen<br />

lassen. Dass die Unterschiede zwischen Arm und Reich immer größer werden,<br />

hat auch der kürzlich erschienene Armutsbericht der Bundesregierung<br />

gezeigt, nach dem die reichsten zehn Prozent der Deutschen über mehr als<br />

die Hälfte des Gesamtvermögens verfügen, während der unteren Hälfte der<br />

Haushalte gerade mal ein Prozent bleibt. Die Organisatoren der Proteste<br />

hatten im Mai dann zu Blockupy aufgerufen, einer Blockade der Frankfurter<br />

Banken. Man wollte die gesamte Finanzwirtschaft lahmlegen und schaffte<br />

es auch, zumindest für einen Tag. Deutsche Bank, Commerzbank und<br />

viele andere Finanzinstitute schlossen an diesem Tag ihre Türen. Auch<br />

wir in der KfW waren aufgerufen, nur zur Arbeit zu kommen, wenn<br />

es unbedingt erforderlich war, ansonsten sollte man möglichst von<br />

zu Hause aus arbeiten, um nicht zum Ziel der Kapitalismuskritik zu<br />

werden. Bolivienerprobt fühlte ich mich an alte Zeiten erinnert, wollte<br />

mir das natürlich nicht nehmen lassen und meldete mich zum Notdienst.<br />

Allerdings war es dann nicht so aufregend, wie von vielen erwartet. Die<br />

Protestaktionen konzentrierten sich aufs Zentrum, aber vor der KfW war<br />

es ruhig. Man sah zwar immer wieder Einsatzkommandos der Polizei in<br />

Mannschaftswagen oder mit Schutzschild und Helm vorbeimarschieren,<br />

außer der Staatsgewalt bekam ich von meinem Bürofenster aus jedoch<br />

wenig von den Protesten zu sehen. Auffallend war, dass es überwiegend<br />

seriös gekleidete Leute und ganze Familien waren, die Richtung Stadtmitte<br />

aufbrachen, um sich an der Kundgebung zu beteiligen. Die Finanzkrise<br />

und die europäische Schuldenkrise verunsichern die Menschen und geben<br />

ihnen das Gefühl, dass etwas schief läuft in unserer Gesellschaft.<br />

Last, but not least zu den kulinarischen Unterschieden und Umstellungen.<br />

Mal abgesehen davon, dass wir in Deutschland keine lecker kochende<br />

Hausangestellte haben, was natürlich eine gewisse kulinarische Begrenzung<br />

bedeutet, haben wir in Deutschland dann wieder richtig zugelangt, bei<br />

allem, was man so vermisst hatte, sei es die guten schwäbischen Spätzle<br />

bei Mama oder das Frankfurter Schnitzel mit Grüner Soße. Allerdings<br />

hatte das zumindest bei mir zu weiteren Rundungen geführt. Obwohl ich<br />

auch in Bolivien meine Favoriten hatte, z.B. den Pique Macho, konnte ich<br />

in La Paz gewichtsmäßig davon profitieren, dass auf der Höhenlage die<br />

Verdauung langsamer ist und damit auch der Appetit, zumindest abends.<br />

Auf der Höhe hatte ich auch Wein nicht so gut vertragen, was nach Aussage<br />

des früheren Präfekten von La Paz daran lag, dass aufgrund der veränderten<br />

chemischen Reaktion durch den geringeren Sauerstoffanteil fermentierter<br />

Alkohol schlechter verträglich sei, als destillierter. In Deutschland kann<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

109 Wohin mit dem Müll?


Leute<br />

ich jetzt wieder mehr Wein trinken, was aber wiederum die Kalorienzufuhr<br />

erhöht. Was ich allerdings bis heute nicht wirklich zu schätzen weiß, ist der<br />

Frankfurter Äppelwoi. Da bleibe ich dann doch lieber beim Mate de Coca.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

110<br />

Frank Bellon<br />

Lebte mit Ehefrau Gabriela und den Kindern Lara und Diego von<br />

2007 bis Ende 2011 gerne in La Paz und fühlt sich inzwischen<br />

aber auch wieder in Frankfurt wohl. Er freut sich immer über<br />

Nachrichten aus der alten Heimat: frank.bellon@kfw.de<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Schule<br />

Duale Ausbildung<br />

In Deutschland ist das duale<br />

Berufsausbildungssystem seit langem ein<br />

Erfolgsmodell. Die Kombination aus Ausbildung<br />

im Betrieb und Berufsschulbildung ist die<br />

am weitesten verbreitete Ausbildungsart und<br />

garantiert eine solide Verbindung von Theorie und<br />

Praxis.<br />

Rund die Hälfte aller Jugendlichen<br />

in Deutschland, die einen Haupt- oder<br />

Realschulabschluss erworben haben, beginnen<br />

eine duale Ausbildung. Auch im Ausland findet<br />

diese Form der Ausbildung zunehmend Anerkennung.<br />

Die Deutsche Schule La Paz hat diesen Trend frühzeitig erkannt und<br />

bereits vor 20 Jahren einen Berufsbildungszweig aufgebaut, der heute<br />

Abschlüsse in zwei international anerkannten Ausbildungsberufen anbietet.<br />

Als Zusatzqualifikation erwerben die Schüler zudem gute Kenntnisse in<br />

drei Sprachen: Deutsch, Englisch und Spanisch. Dies macht sie attraktiv<br />

für den internationalen Arbeitsmarkt.<br />

Mein Dank gilt den Initiatoren der Dualen Ausbildung in La Paz,<br />

aber auch allen, die diese seitdem weitergeführt und ständig verbessert<br />

haben. Es ist keine leichte Aufgabe, Unternehmen davon zu überzeugen,<br />

Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen und ihnen immer wieder<br />

genügend motivierte und leistungsfähige junge Leute an die Hand zu geben.<br />

Derzeit wird daran gearbeitet, die Wirtschaftsmetropole Santa Cruz stärker<br />

einzubeziehen. Ich bin überzeugt davon, dass das schon jetzt erfolgreiche<br />

Modell in Bolivien noch eine große Zukunft vor sich hat.<br />

Dr. Philipp Schauer<br />

111 Wohin mit dem Müll?


Wohin mit dem Müll?<br />

Schule<br />

Liebe Leser des <strong>Monatsblatt</strong>s,<br />

im Jahr 2002, also zum zehnjährigen Jubiläum der<br />

“Formación dual profesional”, an der Deutschen<br />

Schule “Mariscal Braun”, erschien im <strong>Monatsblatt</strong><br />

ein Artikel mit dem Titel “Duale Berufsausbildung<br />

in Bolivien ein Auslaufmodell?” Heute begehen<br />

wir den 20. Gründungstag der FDP und wir<br />

können mit berechtigtem Stolz behaupten, ja, die<br />

duale Berufsausbildung ist ein Erfolgsmodell.<br />

Über 250 Absolventen verließen, gut ausgebildet<br />

und hoch motiviert die FDP. Sie wurden zu<br />

gesuchten Fachkräften der hiesigen Unternehmen,<br />

oder sie belegten ein akademisches Studium an<br />

bolivianischen oder auch ausländischen Universitäten.<br />

Die Deutsche Kulturgemeinschaft und die Deutsche Schulgemeinschaft<br />

erkannten rechtzeitig die Notwendigkeit, der Deutschen Berufsschule eine<br />

zeitgemäße, baulich und technisch ausgereifte Arbeitsstätte zur Verfügung<br />

zu stellen. Am 8. Mai 2009 wurde der Neubau der Deutschen Berufsschule<br />

feierlich seiner Bestimmung übergeben.<br />

Der Deutschen Kulturgemeinschaft ist es ein Bedürfnis und eine große<br />

Genugtuung, der dualen Berufsausbildung und ihrem Leiter, Herrn Jürgen<br />

Winkel, recht herzlich und anerkennend zum 20. Jubiläum zu gratulieren.<br />

Gleichzeitig möchten wir unserer Hoffnung Ausdruck geben, dass auch<br />

in den kommenden Jahren mit derselben Effizienz deutschsprachigen<br />

Abiturienten die Gelegenheit geboten werden kann, eine berufshinführende<br />

duale Ausbildung in den Bereichen Außenhandel, betriebliche Verwaltung<br />

und Organisation zu erhalten.<br />

Friedrich-Klaus Ohnes<br />

Vorsitzender der Deutschen Kulturgemeinschaft<br />

112<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Schule<br />

Stand der Deutschen Berufsschule in<br />

Bolivien heute<br />

Die Deutsche Schule “Mariscal Braun” hat ihre Berufsschule im Jahre<br />

1992 gegründet. Seitdem ist mit dem theoretischen Unterricht begonnen<br />

worden und die erste Generation von Abgängern hat Ende des Jahres 1993<br />

ihre Abschlusstitel des Kaufmanngehilfenbriefes erhalten. Erster Leiter<br />

dieser Berufsschule war Herr OStR Rudi Durejka, dann kamen die Herren<br />

StR Werner Zöller, StR Wilfried Stahlhut, OStR Georg Walter und heute<br />

ist es OStR Jürgen Winkel.<br />

Nach seiner Gründung im Jahre 1992 hat die Botschaft der<br />

Bundesrepublik Deutschland unter Leitung von Herrn Dr. Hans Ulrich<br />

Spohn im Rahmen der damals stattfindenden Kulturkonsultationen und aus<br />

Anlass der Ergänzung des bereits bestehenden bilateralen Schulabkommens<br />

die Verankerung der dualen beruflichen Ausbildung an unseren Deutschen<br />

Schulen in eben diesem Abkommen durch die Einfügung folgender Klausel<br />

im Jahre 1997 erreicht:<br />

3. Die Regierung der Republik Bolivien …..<br />

1. erkennt die von der Schule “Mariscal Braun” in La Paz und der<br />

Deutschen Schule in Santa Cruz erteilte duale Ausbildung gemäß der<br />

von der Bundesrepublik Deutschland anerkannten Studienpläne an,<br />

deren Titel auch von der Regierung der Republik Bolivien anerkannt<br />

sind. Die Bestimmung des akademischen Grades für die Absolventen<br />

der Dualen Ausbildung ist den technischen Kriterien unterworfen,<br />

über die von Fachleuten beider Länder Einvernehmen herzustellen ist.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

113 Wohin mit dem Müll?


Schule<br />

Die Titel werden heutzutage von der Deutsch-Bolivianischen Industrie<br />

und Handelskammer (DBIHK) als Kaufmannsgehilfenbrief zum Groß- und<br />

Außenhandels- bzw. zum Industriekaufmann/frau erteilt und inzwischen<br />

nach erfolgter Absprache auf der Grundlage des Dekretes No.19975 vom<br />

30.12.83 und der Ministerialen Resolution No.183 vom 15.10.96 vom<br />

bolivianischen Erziehungsministerium als “Técnico Superior Trilingue en<br />

Comercio Exterior” bzw. “Técnico Superior Trilingue en Administración<br />

y Organización Industrial” mit nationaler Gültigkeit (“en Provisión<br />

Nacional”) vergeben. Das Erziehungministerium ist zudem über einen<br />

seiner entsandten Vertreter Mitglied der Prüfungskommission bei den<br />

mündlichen Prüfungen der dualen Berufsausbildung.<br />

Unsere Deutsche Schule in La Paz ist von bolivianischer Seite her seit<br />

der Ministerialen Resolution No.116/00 vom 11.04.2000 als “Instituto<br />

Superior de Formación Profesional Dual” (ISFPD) anerkannt. Ihr folgten<br />

die nächsten Ministerialen Resolutionen No.016/2006 vom 19.01.2006 und<br />

No.212/2012 vom 27.04.2012. Diese letzte Resolution legt dem Institut<br />

nahe im Einklang mit der inzwischen verabschiedeten Erziehungsreform<br />

seinen Namen auf “Instituto Técnico de Formación Profesional Dual”<br />

(ITFPD) abzuändern.<br />

Von Seiten der Ständigen Konferenz der Kultusminister (KMK) der<br />

Bundesrepublik Deutschland ist unsere Deutsche Schule in La Paz mit<br />

Beschluss vom 12.03.2003 und im Einvernehmen mit dem Auswärtigen<br />

Amt wideruflich als “Deutsche Berufsschule im Ausland” anerkannt.<br />

Der dafür zuständige Bund-Länder Ausschuss für schulische Arbeit im<br />

Ausland (BLASchA) erteilte unserer Berufschule auf seiner 228. Sitzung am<br />

27.06.2003 die Genehmigung zur Abnahme der Fachhochschulreifeprüfung<br />

nach der Ordnung für den Erwerb der Fachhochschulreife in beruflichen<br />

Bildungsgängen an deutschen schulischen Einrichtungen im Ausland seit<br />

dem Bildungsgang 2003.<br />

Zur Erreichung dieser Fachhochschulreife müssen die Abgänger der<br />

dualen Berufsausbildung eine Zusatzprüfung in den folgenden Fächern<br />

ablegen:<br />

eine Mathematikprüfung, die Bereiche wie Lineare Algebra, analytische<br />

Geometrie, Funktionslehre, Differential- und Integralrechnung abdecken<br />

kann, eine Englischprüfung (London Chamber of Commerce and Industry<br />

LCCI level 2 oder 3), und sie müssen bereits folgende Bedingungen<br />

erfüllen:<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

114<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Schule<br />

die Sprachdiplom II Prüfung bestanden haben, eine mindestens<br />

zweijährige Berufsausbildung abgeschlossen haben und ein<br />

Abschlusszeugnis einer von der KMK anerkannten Berufsschule besitzen.<br />

Der erfolgreiche Abschluss der Fachhochschulreifeprüfung befähigt zu<br />

einem weiterführenden Hochschulstudium an einer der Fachhochschulen<br />

in Deutschland.<br />

Unsere Berufsschule hat inzwischen zusammen mit der DBIHK mit<br />

einigen Universitäten Abkommen abgeschlossen, die den Abgängern<br />

der dualen Berufsausbildung ein Universitätsstudium unter Anrechnung<br />

gewisser Kredite in Fächern wie Rechnungswesen, Buchhaltung,<br />

Wirtschaftsrecht u.a. ermöglichen. Beispielsweise gilt seit dem 20.02.2008<br />

ein solches Abkommen mit der Universidad Nuestra Señora de La Paz, seit<br />

dem 19.11.2009 mit der Universidad Católica Boliviana “San Pablo” und<br />

seit dem 05.05.2011 mit der Technischen Hochschule Wildau in Wildau.<br />

Alles in allem kann man heute nach abgeschlossener dualer Ausbildung<br />

entweder gleich ins Arbeitsleben einsteigen oder man kann eine<br />

Teilzeitbeschäftigung annehmen und sich auf diesem Wege ein Hochschul-<br />

oder weiteres technisches Studium selber finanzieren.<br />

Abgesehen davon erfüllen die Abgänger/innen der dualen Ausbildung<br />

genau das, wovon man in den Betrieben bei der Personalsuche nur träumen<br />

kann: es sind junge Menschen, die gerade ihre fachliche Ausbildung<br />

abgeschlossen haben und sogar schon Arbeitserfahrung mitbringen –<br />

ideale Vorraussetzungen für den Einstieg in Schlüsselpositionen.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Dr. Lara<br />

115 Wohin mit dem Müll?


Schule<br />

20 Jahre Comercio an der DS La Paz – Ein<br />

Erfolgsprojekt<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

Die Besonderheit einer Deutschen Schule im<br />

Ausland wie der Deutschen Schule La Paz ist neben<br />

vielen anderen positiven Aspekten im Vergleich zu<br />

Inlandsschulen, dass eine sehr enge konzeptionelle<br />

Zusammenarbeit vom Kindergarten über Primaria<br />

und Sekundaria bis hin zur Berufsschule besteht.<br />

Unser Comercio bietet eine hochwertige und<br />

anerkannte dreisprachige Berufsausbildung mit<br />

der Möglichkeit, das Deutsche Sprachdiplom<br />

(DSD II) nachzuholen, anerkannte Englisch-<br />

Diplome (LCCI) und für den weiteren beruflichen<br />

Werdegang wertvolle Computerführerscheine abzulegen.<br />

Darüber hinaus ist am Ende der zweijährigen Ausbildung mit<br />

einer zusätzlichen Mathematik-Prüfung auch noch die Deutsche<br />

Fachhochschulreife zu erlangen, mit der ein sofortiges Studium in<br />

Deutschland angetreten werden kann.<br />

Somit ist das Comercio eine interessante Alternative sowohl für<br />

Abgänger unserer Schule (auch bereits für Schüler mit SEK I-Abschluss am<br />

Ende der 10. Klasse) als auch für Schüler anderer bolivianischen Schulen.<br />

Voraussetzung ist, dass genügend Deutschkenntnisse vorhanden sind,<br />

um dem auf Deutsch stattfindenden Unterricht folgen zu können. Diese<br />

Voraussetzung bringen aber Schüler einer Reihe von bolivianischen<br />

Schulen aus La Paz, Santa Cruz, Cochabamba, Sucre oder auch aus Oruro<br />

mit.<br />

Ich wünsche der Berufsschule zum 20-jährigen Bestehen weiterhin viel<br />

Erfolg sowie die bisherige Anerkennung.<br />

116<br />

Dieter Stolze<br />

Schulleiter der DS La Paz<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Schule<br />

Die Erfolgsgeschichte geht weiter!<br />

Das Pflänzchen Duale Ausbildung am Colegio<br />

Aleman Mariscal Braun, das 1992 mit 15<br />

Studenten für den Ausbildungsberuf Kaufmann<br />

für Groß- und Außenhandel begann, hat sich bis<br />

heute zu einer stattlichen Pflanze entwickelt. Was<br />

die Gründer sich damals erhofften, die Deutsche<br />

Schule zusammen mit der Deutsch-Bolivianischen<br />

Industrie- und Außenhandels Kammer, den<br />

Absolventen der Deutschen Schule eine sehr gut<br />

Ausbildung in Theorie und Praxis anzubieten<br />

und den Unternehmen den Möglichkeit zu geben,<br />

selbst qualifizierte Mitarbeiter auszubilden, wurde eine Erfolgsgeschichte.<br />

Rund 250 Studenten haben bis jetzt ihre Ausbildung erfolgreich<br />

abgeschlossen. Konnte man zuerst nur den deutschen Abschluss erlangen,<br />

so bemühten sich meine Vorgänger erfolgreich darum, diesen Abschluss<br />

auch in Bolivien anerkennen zu lassen, was 1996 mit dem Tecnico<br />

Superior trilingue (en Provisión Nacional) auch gelang. Parallel dazu<br />

wurde ein zweiter Ausbildungsberuf, der Industriekaufmann, eingeführt.<br />

Mit der Einführung des Blockunterrichts öffnete man die Formación Dual<br />

auch den anderen Interessenten der Deutschen Schulen in Bolivien. Die<br />

hohe Qualität der Ausbildung führte dazu, dass 2003 das Institut von der<br />

Bundesrepublik als „Deutsche Schule im Ausland” anerkannt wurde und<br />

im gleichen Jahr wurde die Schule bevollmächtigt, mit dem entsprechenden<br />

Mathematikunterricht den Studenten die allgemeine Fachhochschulreife<br />

zu verleihen, was bisher 35 Studenten auch schafften. Für sie steht damit<br />

der Weg offen für ein sofortiges Studium in Deutschland, der Schweiz und<br />

an einigen Fachhochschulen in Österreich.<br />

Die Universidad Católica Boliviana und die Universidad Nuestra<br />

Señora erkannten mittlerweile ebenfalls, welches Potenzial an der<br />

Deutschen Berufsschule La Paz für sie heranwächst. Abkommen mit<br />

beiden Universitäten verkürzen den Studenten der Dualen Ausbildung das<br />

Studium in betriebswirtschaftlichen Fächern um ca. ein Jahr.<br />

Doch was wäre eine Schule ohne Lehrer und Dozenten? Einen ganz<br />

wesentlichen Teil am Erfolg der Schule tragen, neben den Unternehmen,<br />

die Lehrer und die Dozenten. Ein engagiertes Team, das stets<br />

117 Wohin mit dem Müll?


Schule<br />

einsatzfreudig und selbstkritisch an der Qualität des Studiums arbeitet.<br />

Welche neuen Lernmethoden gibt es? Mehr Gruppen- und Partnerarbeit<br />

anstelle Frontalarbeit, permanenter Computereinsatz, Vermittlung<br />

von Fremdsprachenkenntnissen und –zertifikaten, Projektunterricht,<br />

Unternehmensbesuche und Praktiker in der Schule – das ist moderner<br />

Unterricht. Ohne die entsprechende Infrastruktur nützt aber die beste<br />

Motivation der Lehrer wenig. Dank der klugen Voraussicht baute der <strong>CCA</strong><br />

2009 ein neues Gebäude für die Duale Ausbildung, ausgestattet mit den<br />

modernsten Unterrichtsmitteln. So macht Unterricht für Studenten und<br />

Lehrer Spaß und macht beide erfolgreich. Nicht umsonst haben Studenten<br />

der Dualen Ausbildung in den letzten Jahren Stipendien in Deutschland<br />

gewonnen.<br />

Ich danke allen, die an dieser Erfolgsgeschichte mitgearbeitet haben:<br />

dem Schulvorstand, der Deutschen Botschaft, den Vertretern der Kammer,<br />

den Unternehmen mit ihren Tutoren, meinen Vorgängern und allen<br />

Kollegen.<br />

Die Duale Ausbildung kann der Zukunft in Bolivien relativ gelassen<br />

entgegensehen!<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

Jürgen Winkel<br />

Leiter der Deutschen Berufsschule im Ausland<br />

118<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Schule<br />

Praktische Berufserfahrung mit der dualen<br />

Ausbildung Perspektiven für die Studenten<br />

Wie bei jedem neuen Vorhaben war es zu Beginn<br />

schwierig, den bolivianischen Unternehmen den Wert<br />

der dualen Ausbildung zu vermitteln. Diese Tatsache<br />

ist normal, da in unserem Land dieses Modell einer<br />

derartigen Ausbildung nicht existierte, wohingegen<br />

das Konzept der Verbindung von Theorie und Praxis in<br />

Deutschland fest verwurzelt ist.<br />

Alle Anstrengungen, die wir auf uns<br />

genommen haben, waren es Wert und heute<br />

können wir mit Stolz sagen, dass die duale<br />

Berufsausbildung innerhalb der Unternehmen<br />

täglich bekannter wird und dass die Absolventen sehr gefragt sind. Dies<br />

erfreut uns sehr. Die Kammer leistet eine wichtige Aufgabe, indem sie<br />

Schüler und Unternehmen ausbildet und einen ständigen Kontakt zu den<br />

Verantwortlichen in den Unternehmen und zu den Auszubildenden hält. Es<br />

stimmt, dass - gemäß neuester Studien über den Arbeitsmarkt in Bolivien -<br />

eine fundierte Ausbildung die Zukunft der heutigen Jugend darstellt. Diese<br />

Tatsache sehen wir reflektiert in den Bewerbungen der Schüler für die<br />

Teilnahme an diesem Programm. Es sind die gleichen Bewerberzahlen wie<br />

in den letzten drei Jahren. Die Aufnahme von Schülern ist begrenzt durch<br />

das Institut, das zwanzig Schüler pro Jahr aufnimmt. Diese Zahl basiert<br />

auf dem Schüler-Lehrer-Verhältnis, das Aufrechterhalten werden soll, um<br />

eine hohe Qualität und damit eine optimale Ausbildung für die Teilnehmer<br />

zu gewährleisten. Wir sind erfreut, dieses Jahr fünf neue Unternehmen<br />

begrüßen zu können, die die Ausbildung von Jugendlichen unterstützen.<br />

Die Unternehmen bekunden außerdem ihr Interesse, zukünftig weitere<br />

Jugendliche auszubilden. Den Jugendlichen wird damit eine wichtige<br />

Chance für ihre berufliche Zukunft ermöglicht.<br />

Erinnern wir uns erneut, dass der Erfolg von Unternehmen auf derartigen<br />

gut ausgebildeten Mitarbeitern basiert, die darüber hinaus noch den großen<br />

Vorteil haben, drei Sprachen auf Handelsniveau zu sprechen und einen<br />

wertvollen, international anerkannten, Abschluss erworben haben.<br />

Emilio von Bergen – Presidente Ejecutivo Grupo La Papelera<br />

Präsident der Deutsch- Bolivianischen Industrie und Handelskammer<br />

119 Wohin mit dem Müll?


Schule<br />

Deutsche Berufsschule La Paz auf der<br />

Homepage der ZfA<br />

Die eifrigen <strong>Monatsblatt</strong>leser wissen, dass die Berufsschule an dem<br />

Wettbewerb des DIHK „Schüler bauen weltweit Brücken“ teilgenommen<br />

hat und unter den TOP TEN gelandet ist. Die Zentralstelle für das<br />

Auslandsschulwesen berichtete nun am 06. September über dieses Projekt.<br />

IHK-Wettbewerb 2012:<br />

vom: 06.09.2012<br />

Soziale und ökologische Folgen der globalisierten Wirtschaft kennen<br />

lernen, unternehmerische Verantwortung übernehmen, mit Partnern<br />

international zusammenarbeiten und moderne Lernmedien einsetzen:<br />

Viel hatten sich Lehrer und Schüler der Deutschen Berufsschule Colegio<br />

Alemán “Mariscal Braun” in La Paz mit dem Projekt “Herstellung von<br />

Textilien aus Alpakawolle in Bolivien und deren Vermarktung im Fairen<br />

Handel in Deutschland” vorgenommen.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

Sieben angehende Industriekaufleute<br />

des ersten Ausbildungsjahres untersuchten<br />

während einer Projektwoche im November<br />

2011 die Herstellung von Textilien aus<br />

Alpakawolle und sammelten Informationen<br />

über die Bedingungen für Fairen Handel in<br />

Bolivien. Ihre Ergebnisse stellten sie in die<br />

Internet-Lernplattform Moodle im Projekt<br />

“Chat der Welten” der Deutschen Gesellschaft<br />

für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und<br />

des Lehrerfortbildungsinstitut des Saarlandes<br />

ein.<br />

“Mit unserem Projekt haben wir die<br />

Bildungsangebote zum Globalen Lernen<br />

120<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Schule<br />

länderübergreifend in Unterricht und Schule über die Lernplattform<br />

Moodle integriert”, erklärt Projektleiter Jürgen Winkel. Die Partnerschule<br />

für dieses Projekt in Deutschland war die UNESCO–Projektschule IGS<br />

Dillingen/Saar. Die dortige 10. Klasse beschäftigte sich mit der Thematik<br />

“Fair(er) Handel(n)”.<br />

Zusammenarbeit via Internet<br />

Partner des Projektes war die unabhängige Fair Trade Organisation Ayni,<br />

die aus über 160 Familien besteht, verteilt in ganz Bolivien. In Interviews<br />

mit den Familien erfuhren die beteiligten Schüler viel über die Produktion<br />

der Alpakawolle, die Vermarktung fertiger Erzeugnisse im Fairen Handel<br />

und dessen Voraussetzungen. Außerdem lernten sie, wie sich dadurch die<br />

Lebenssituation der Produzentenfamilien verändert.<br />

“Spontan boten die Berufsschüler Ayni an, deren Produkte in<br />

Deutschland zu vermarkten, was bislang an fehlenden Sprachkenntnissen<br />

scheiterte”, erläutert Winkel. Ihren deutschen Partnerschülern berichteten<br />

sie per Video über die Situation in Bolivien und über die Chancen, die<br />

sich aus dem Fairen Handel ergeben. Sie filmten eine eigene Alpaka-<br />

Modenschau und berichteten über das Leben bolivianischer Jugendlicher.<br />

Überzeugendes Engagement<br />

Dass sich die Jugendlichen in diesem Projekt nicht nur umfangreiche<br />

Kenntnisse zu den sozialen und ökologischen Folgen der globalisierten<br />

Wirtschaft angeeignet, sondern auch selbst kreativ und engagiert<br />

agiert haben, hat die Jury aus hochrangigen Wirtschaftsfachleuten und<br />

Auslandsschulexperten des diesjährigen IHK-Wettbewerbs überzeugt.<br />

Sie wählten das Projekt<br />

unter die besten zehn.<br />

Alles über die feierliche<br />

Preisverleihung des IHK-<br />

Wettbewerbs lesen Sie in<br />

der BEGEGNUNG 2/2012.<br />

Mehr zum Projekt erfahren<br />

Sie unter: http://www.<br />

colalelapaz.edu.bo/page_<br />

tho.php?languages=gr<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

121 Wohin mit dem Müll?


Comercio 2012 auf der Expocruz<br />

Schule<br />

Es gehört zum Ausbildungsprogramm der Dualen Ausbildung, dass<br />

die Studenten neben dem theoretischen Unterricht auch im ersten<br />

Ausbildungsjahr zur ExpoCruz fahren, um dort Messeerfahrungen<br />

zu sammeln. Es ist natürlich keine Vergnügungsreise, in Santa Cruz<br />

informieren die Studenten in der Deutschen Schule und im Instituto<br />

Franco Aleman (Goethe Institut) über die hervorragenden Chancen, die die<br />

Duale Ausbildung jungen Bolivianern und Deutschen in der Berufsschule<br />

der Deutschen Schule La Paz geben kann. In diesem Jahr besuchten die<br />

Studenten auch das Ausbildungsunternehmen TECNOPOR.<br />

Bewerbungsfrist für das Ausbildungsjahr 2013 läuft<br />

Wer diese kostenlose Ausbildung als Kaufmann/-frau im Groß-<br />

und Außenhandel oder Industriekaufmann/-frau mit möglicher<br />

Fachhochschulreife absolvieren möchte, kann sich im Oktober in<br />

der Berufsschule oder in der Deutsch-bolivianischen Industrie- und<br />

Außenhandelskammer (Torre Ketal) anmelden.<br />

Wer sich für International Business, Sprachen, Kalkulieren und<br />

Gewinne machen interessiert, der ist in der Dualen Ausbildung sehr gut<br />

aufgehoben. Aber auch wer noch nicht genau weiß, was er später machen<br />

will, kann mit einer kaufmännischen Ausbildung in Theorie und Praxis<br />

unbezahlbares Wissen für sein späteres Leben und seine Zukunft erlangen.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

122<br />

Jürgen Winkel<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Kulinarisches<br />

Restauranttipps<br />

Nach dem Besuch und der Bewertung einiger schicker Restaurants von La<br />

Paz im letzten Heft, sollen dieses Mal die kleinen, gemütlichen, familiären<br />

Restaurants mit gutem Preis-Leistungs- Verhältnis im Vordergrund stehen.<br />

“Il Falco”, Av. Arce Nr. 2529 Edif. Santa Isabel, Tel.: 2434631,<br />

Öffnungszeiten: tägl. 12:00-15:00 und 18:30-24:00<br />

“Essen wie in Italien, bezahlen wie in Bolivien“ – damit wirbt das<br />

schlichte, aber gemütliche Restaurant „Il Falco“ in der Avenida Arce.<br />

Die lange, abwechslungsreiche Karte zählt so viele Gerichte, dass man<br />

für seine Auswahl schon mal etwas länger braucht. Macht aber nichts,<br />

denn die Bedienung ersteigert sowieso lieber Schnäppchen bei Ebay als<br />

sich für den Gast ins Zeug zu legen - jedoch passt der schnöde Service<br />

zur Einfachheit des Restaurants. Geschmeckt hat bisher alles 1a und die<br />

hungrigen Menschen, die sich hier stets versammeln und jeden Tisch<br />

besetzen, sehen das wohl genauso.<br />

Ambiente: ***<br />

Essen: *****<br />

Preise: *****<br />

Service: **<br />

“Pizza e Pasta”, Avenida Ecuador 2437, Tel.: 2414445, mobil: 68096033,<br />

Öffnungszeiten: tägl. 19:00-23:30<br />

Klitzekleine Pizzeria und Pastaria mit drei einfachen Holztischen,<br />

Steinofen und gemütlicher Musik. Die Pizzen sind knusprig mit dünnem<br />

Boden, saftig mit frischen Belägen und insgesamt nicht zu ölig oder<br />

käseüberladen. Der einfache Landwein aus dem Supermarkt schmeckt<br />

hier irgendwie schwerer und gehaltvoller als aus dem eigenen Weinregal<br />

und spült die italienischen Leckereien angenehm die Kehle runter. Netter,<br />

unaufdringlicher Service, heimelige Atmosphäre, warm.<br />

Ambiente: ****<br />

Essen: *****<br />

Preise: ****<br />

Service: *****<br />

Piratas Music-Bar-Grill, Avenida Montenegro Bloque J no. 20,<br />

San Miguel, Tel.: 2774496, E-Mail: piratasbarandgrill@gmail.com,<br />

Öffnungszeiten: Mo-Fr 18:00-24:00, Sa: 12:00-24:00, So: 12:00-15:00<br />

123 Wohin mit dem Müll?


Wohin mit dem Müll?<br />

Kulinarisches<br />

Das „Piratas“ ist ein in warmen Tönen, mit Holztischen, beigen<br />

und braunen Lederstühlen, adretten Sofasitzecken und Tiffanylampen<br />

eingerichtetes Restaurant, das später am Abend zur Livemusikbar<br />

mutiert. Die Bedienung ist aufmerksam und freundlich und das Essen<br />

(saftiges, scharfes Steak a la pimienta mit Pommes und Krautsalat sowie<br />

Fish&Chips) lecker und hübsch angerichtet und die 80er und 90er-Jahre-<br />

Musik massentauglich.<br />

Was hier sehr nervt –ebenso wie in vielen anderen Restaurants- und<br />

auch überhaupt nicht zur Einrichtung der Bar passt, sind die gefühlten 30<br />

Fernseher, die nonstop Sportprogramme und Seifenopern übertragen.<br />

Ambiente: ****<br />

Essen: ****<br />

Preise: ****<br />

Service: ****<br />

„Paladar“, Ferrecio B-28, San Miguel, Tel.: 2774337, Öffnungszeiten:<br />

Di-Sa 12:00-15:30 und 19:00 bis 23:00, So 12:00-15:30, Mo geschlossen<br />

Das „Paladar“ ist ein brasilianisches Restaurant im Herzen San<br />

Miguels, das eine sehr fleischlastige Karte sowie ein ebenso fleischlastiges<br />

Mittagsmenü anbietet.<br />

Das Restaurant war sehr gut besucht und das Essen lecker: Canelones<br />

mit Hühnchen, Spinat und Ricotta gefühlt, Hähnchenfilet a la plancha mit<br />

Kräutern, Amazonasfisch in Kokosmilch mit frischen Kräutern, der meiner<br />

Ansicht nach kräftiger gewürzt hätte sein können, riesige Salate, Steaks,<br />

Forellenvariationen. Zum Dahinschmelzen war das Dessert, Mousse de<br />

Maracujá.<br />

Ambiente: ****<br />

Essen: ****<br />

Preise: ****<br />

Service: ***<br />

“Cafè el Consulado”, Carlos Bravo & Tiwanaku No. 299<br />

(hinterm Plaza Hotel und neben dem Hotel Europa), Tel. 211 7706,<br />

Internet: www.cafeelconsulado.com, E-mail: info@cafeelconsulado.com,<br />

Öffnungszeiten: Di-So 08:00-17:00, Mo geschlossen<br />

Das stilvolle “Cafè el Consulado” in einer Parallelstraße des Prado neben<br />

dem Hotel Europa serviert ungewöhnliche Speisen zu gehobenen, aber<br />

124<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Kulinarisches<br />

gerechtfertigten Preisen. Sonntags kann man hier toll frühstücken und die<br />

ruhige, friedliche Atmosphäre in den bordeauxrot-weißen Räumlichkeiten<br />

mit Blick in den Garten der alten Villa genießen. Ein Kunsthandwerksladen,<br />

eine Boutique, eine Kunstgalerie sowie ein Reisebüro gehören ebenfalls<br />

dazu.<br />

Ambiente: *****<br />

Essen: *****<br />

Preise: ****<br />

Service: *****<br />

“Abbey Road”, Belisario Salinas 598, Tel.: 72063183, E-Mail:<br />

j.sanchez.r@hotmail.com.Öffnungszeiten: Mi-Sa 19:30 bis open end<br />

Gemütliches Pub ohne viel Schnickschnack, aber mit einigen guten<br />

Bieren, z.B. Quinoabier, sowie Pizza. Ansonsten ist die Karte eher schmal.<br />

Angenehme Musik, angenehmer Service, angenehmes Ambiente. Lädt<br />

zum langen Verweilen ein.<br />

Ambiente: ****<br />

Essen: **<br />

Preise: ****<br />

Service: ****<br />

„Mestizo Cafè Cultural” im “Museo Costumbrista Juan de Vargas” in der<br />

Calle Jaen, Öffnungszeiten: 09:30-20:00<br />

Gemütliches, intellektuell angehauchtes Cafè mit runden Holztüren,<br />

Schwarz-Weiß-Portraits interessanter Menschen an den rostbraunen<br />

Wänden, Holztischen und Kuschelecke mit Felldecke und großen<br />

Kissen. Perfekt, um den Tag mit einem Frühstück zu begrüßen und die<br />

Morgenstimmung rund um die friedliche, sonnendurchflutete Calle Jaen<br />

zu genießen.<br />

Ambiente: ****<br />

Essen: **<br />

Preise: ***<br />

Service: **<br />

„Pronto“ Italicatessen, Pasaje Jauregui 2248 (zwischen 6 de Agosto und<br />

20 de Octubre, gegenüber vom Reinecke Fuchs), Tel.: 2441369, mobil:<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

125 Wohin mit dem Müll?


Kulinarisches<br />

70125020, Internet: www.restaurantpronto.com, Öffnungszeiten: Mo-Sa<br />

19:00-23:00<br />

Das „Pronto“ in Sopocachi ist ein schönes und vor allen Dingen<br />

warmes Restaurant. Die servierten Speisen sind ein ästhetisches<br />

Leckerhäppchen und täuschen in ihrer Aufmachung darüber hinweg,<br />

dass das Essen zwar passabel, aber nicht umwerfend ist. Die<br />

„Antipasto della casa“ aus getrockneten Tomaten, warmen geschälten<br />

Tomaten mit Pesto aus dem Glas, weichen, gesalzenen Spinatblättern,<br />

schwarzen Oliven, Kapern, Rucola, Parmesansplittern und cremigem<br />

Aceite de Balsamico mit Sesam passte in genau diese Beschreibung.<br />

Die „Sorrentino al Nero di Seppia“ – tortelliniartige Teigwaren mit<br />

Tintenfischfärbung ohne erkennbare Füllung - wurden in einer weißen,<br />

langweilig wirkenden Tunke serviert, in der triste drei traurige Krabben<br />

schwammen. Die Sauce kam jedoch beim Näherkommen der „deliciosa<br />

salsa“, die versprochen war, sehr nahe. Der „Lluvia de perejil“, der<br />

diese Sauce toppen sollte, ist durchaus eine schöne Wortschöpfung,<br />

aber viel war davon nicht zu sehen.<br />

Die „Panzotti di Trota Rose“ mit geräucherter Forelle, Spinat und<br />

Frühlingszwiebel gefüllt und mit Pomodoro-Rosèwein-Sauce übergossen<br />

waren angenehm, rissen aber nicht vom Hocker. Die servierten Weine<br />

waren gewöhnlich, der Espresso wässrig und das Mousse au Chocolate<br />

viel zu süß. Fazit: Ambiente und Service prima, Essen ok.<br />

Ambiente: *****<br />

Essen: ***<br />

Preise: ***<br />

Service: ****<br />

„Thai Old Town“, Sagarnaga 259, Tel.: 2310334, Internet: www.<br />

thaioldtown.com, Öffnungszeiten: tägl. 12:00-23:00<br />

Obwohl in der touristischsten Zone La Paz´ gelegen, so ist dieses<br />

Restaurant einen ausgiebigen Besuch wert. Die Einrichtung ist gemütlich,<br />

allerdings ist es etwas kalt im Hauptspeisesaal. Dem kann man vorbeugen,<br />

indem man das indische oder das japanische Separee reserviert. Beide<br />

Räume sind sehr klein, stilecht eingerichtet und im indischen Separee<br />

sitzt man gar auf gemütlichen Kissen auf dem Boden und speist an<br />

einem niedrigen Tisch. Das Restaurant serviert fast 100 kreative Gerichte<br />

aus Japan, Thailand und Indien. Besonders Sushifans kommen auf ihre<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

126<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Kulinarisches<br />

Kosten, aber auch die Currys oder kleinen Gerichte, wie etwa die scharfe<br />

Linsensuppe, sind äußerst empfehlenswert.<br />

Ambiente ****<br />

Essen ****<br />

Preise ***<br />

Service ****<br />

„El Horno Camba”, Edificio Gamarra, Planta Baja, a media cuadra de la<br />

Plaza del Estudiante, Landaeta 221, Tel.: 231-3719, Handy: 7777-2278,<br />

Internet: www.hornocamba.com<br />

Das „El Horno Camba” ist ein einfaches und trotz der schwulstigen<br />

Südseekunst an den Wänden gemütliches Restaurant nahe dem Plaza de<br />

Estudiantes, das leckere Gerichte aus dem Tiefland serviert.<br />

Ambiente ***<br />

Essen ****<br />

Preise ***<br />

Service ****<br />

Und hier noch ein Tipp für Tanzeswütige:<br />

„Discotèca Gold“, Almirante Grau 648A, San Pedro, Tel.: 2492120<br />

Von der Disco „Gold“ haben wir durch einen Freund erfahren und waren<br />

seitdem ab und zu dort, weil die Musik einfach super ist: 60er, 70er,<br />

80er und 90er samt ihrer Musikvideos mit Untertiteln zum Mitsingen-<br />

spitze! Auch Musikwünsche werden umgehend erfüllt. Hier kann man<br />

so richtig abtanzen, weil man alle Lieder kennt. Außerdem haben die<br />

Musikvideos extrem großen Unterhaltungswert und es ist erstaunlich,<br />

welch großes Repertoire das Gold in dieser Hinsicht hat. Vor allem ist<br />

die Musik nicht zu laut und man kann sich nebenbei angenehm darüber<br />

unterhalten, welche verrückten Frisuren Milli Vanilli, Boy George und<br />

Limahl damals trugen.<br />

Auch der Kontrast zwischen der etwas düsteren Lage in San Pedro und<br />

der kleinen, abgeschiedenen „Gold“-Welt mit seinen zuvorkommenden<br />

Kellnern und seiner Sphinx-Dekoration ist interessant. Insgesamt<br />

ist es aber empfehlenswert, mit mehreren Leuten ins Gold zu gehen,<br />

weil man, gerade als kleine Frauengruppe, doch manchmal ziemlich<br />

unangenehm angebaggert werden kann. Gottseidank gibt es sehr nette<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

127 Wohin mit dem Müll?


Wohin mit dem Müll?<br />

Kulinarisches<br />

Türsteher, die einen beschützen und aufdringliche Typen vor die Tür<br />

setzen, sodass man sich trotzdem sicher fühlt.<br />

Ambiente: ****<br />

Getränke: ***<br />

Preise: ***<br />

Service: ****<br />

Zu den Restauranttipps im letzten Heft ist noch anzumerken, dass das<br />

„Goya Restaurant Cafè Konzert“ inzwischen in „Bistro Moustache“<br />

umbenannt wurde und das Essen sogar noch leckerer geworden ist, weil<br />

Claudia Kuruner nun mit dem früheren Chefkoch des „La Comedie“<br />

zusammenarbeitet, daher auch der neue Name. Die neuen Öffnungszeiten<br />

sind: Montag-Freitag 11:00-23:00, Samstag 19:00-23:00, Sonntag ist<br />

Ruhetag. Die kulturellen Veranstaltungen werden weiterhin beibehalten,<br />

der elektronische Newsletter ebenso.<br />

128<br />

Mareike Schuldt<br />

Hätten Sie Lust mit uns auf die Bühne<br />

zu steigen?<br />

Bitte melden Sie sich bei Klaus Bauer<br />

Tel. 2 71 14 36 • Cel. 6061 6061<br />

THEATERGRUPPE “BUNTE<br />

BRETTER”<br />

Wir spielen seit 1988<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


1 kg rohe Kartoffeln<br />

250 g gekochte Kartoffeln<br />

Salz<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Kulinarisches<br />

Rezept: Coburger Klöße<br />

Als erstes die rohen Kartoffeln reiben und auspressen. Die ausgepresste<br />

Flüssigkeit stehen lassen, damit sich die Stärke absetzen kann. Als<br />

nächstes die Stärke, ausgepresste Kartoffeln und Salz vermischen, die<br />

gekochten Kartoffeln zu einem Brei verrühren und kochend unter die rohe<br />

Kartoffelmasse arbeiten. Aus dieser Masse Klöße formen, nach Belieben<br />

in die Mitte geröstete Semmelwürfel geben. Klöße in heißem Wasser 10<br />

bis 15 Minuten ziehen lassen.<br />

Guten Appetit!<br />

Andreas Motschmann<br />

129 Wohin mit dem Müll?


Wohin mit dem Müll?<br />

Ev. Kirchengemeinde<br />

Gemeindebote<br />

der Evangelisch-Lutherischen Kirche<br />

Deutscher Sprache in Bolivien<br />

Liebe Gemeindemitglieder, liebe Leser des <strong>Monatsblatt</strong>s,<br />

in der hektischen Adventszeit vermissen viele die Stille. Vielleicht haben sie sich<br />

auch schon aufgemacht, Momente der Stille in den Bergen zu suchen? Zum<br />

Nachdenken regt vielleicht der folgende Text an.<br />

Stille gibt es nicht<br />

Stille ist, wenn du außer dem Wind, den Vögeln und deinen eigenen<br />

Darmgeräuschen nichts hörst. Und das ist schon sehr viel. Es gibt sehr viele<br />

unterschiedliche Stimmen des Windes: das Rauschen und das Säuseln, das dichtum-den-Kopf-herum-Fegen,<br />

das dadurch entsteht, dass du da bist. Also wäre die<br />

Stille stiller, wenn du sie nicht hörtest, weil du nicht da wärst.<br />

Es gibt unterschiedliche Vögel, die verschiedene Töne anschlagen, ob es im ersten<br />

Morgengrauen ist, am Tag, oder in der Dämmerung. Sie locken, sie balzen, sie<br />

kreischen, sie streiten sich wohl auch um einen Wurm oder warnen vor einem<br />

Feind, oft tirilieren sie nur so vor sich hin, weil sie der Schöpfer scheint’s dazu<br />

erfunden hat.<br />

Dann die eigenen Geräusche: das Atmen, der Herzschlag und der Darm, diese<br />

ganze lästige Physiologie, die dich ständig daran erinnert, dass du Fleisch bist, aus<br />

130<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Ev. Kirchengemeinde<br />

Fleisch gemacht bist, ohne Fleisch gar nicht wärest, und das führt zum Zweifel an<br />

der Unsterblichkeit und zur allgemeinen Melancholie über deine Hinfälligkeit.<br />

Dann kommt der Regen: meine Güte, wie laut die Stille wird! Das Plätschern, das<br />

Rauschen, das Tröpfeln, alles macht irrsinnigen Lärm. Ganz zu schweigen (sic!)<br />

vom Hagelsturm oder Gewitter, das selbst den Grosstadtlärm übertönt.<br />

Also ist die Stille nie still? Du kannst in die Wüste fahren, da gibt es keine<br />

Vogelstimmen, umso lauter erscheint dir der Wind, der sich ausgerechnet an<br />

deinem eigenen Kopf reibt, bis dass du dich eingraben willst im Sand.<br />

Du kannst dich den Dörfern nähern, da kommt das ein oder andere Hundegebell<br />

oder Eselsgeschrei, du spürst schon die Nähe der Menschen, ehe dann ein Lachen<br />

oder Rufen anzeigt: es ist endgültig vorbei mit der Stille.<br />

Was suchst du denn eigentlich in der Stille, wenn sie nicht eigentlich still ist? Die<br />

Ferne von den Menschen? Du meinst, die anderen lenken dich ab von dir selbst,<br />

oder von der Besinnung auf Gott, dem Wesentlichen? Ist es dein blöder Egoismus,<br />

der die Stille so begehrenswert macht, weil du plötzlich mit deinen ach so traurig<br />

gewöhnlichen Darmgegurre allein dastehst, im Mittelpunkt der Welt, d.h. deiner<br />

Aufmerksamkeit? Oder ist es gerade die Gleichgültigkeit der Natur dir gegenüber,<br />

die dich heroisch aufblitzen lässt mit dem Gefühl: „Ich gehe ganz auf im Kosmos,<br />

ich bin ganz herrlich unbedeutend!“<br />

Wie dem auch sei, du machst in der Stille eine lächerliche Figur. Je stiller es wird,<br />

desto lauter klingen dir deine Gedanken, deine inneren Dialoge, bis du Angst vor<br />

dir selbst bekommst und den Weg zurück suchst, aus der Stille weg und hin zu den<br />

Anderen, mit denen du deine Worte, dein Essen und deinen Körper teilst, bis du<br />

sie wieder satt hast und dich wiederum aufmachst, die Stille zu suchen. Aber: die<br />

Stille gibt es nicht.<br />

Und dann ist des oft gerade mitten im Trubel, im Marktgewühl, dass dich ein<br />

Kinderlachen oder ein Lied, gepfiffen von einem Gassenjungen, zurückversetzt in<br />

das Staunen über die Schöpfung, was dich wiederum in Demut vor dem Schöpfer<br />

einübt.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Caroline Sölle de Hilari<br />

131 Wohin mit dem Müll?


Wohin mit dem Müll?<br />

Ev. Kirchengemeinde<br />

Am 2. Dezember feiert die MARTIN-LUTHER-KIRCHE ihren 50. Geburtstag.<br />

In einem Interview erinnert sich Karin San-Martin, langjähriges Mitglied<br />

unserer Gemeinde, an Ereignisse rund um die Kirche:<br />

Du bist vor etwa 40 Jahren nach La Paz gekommen. Wie waren Deine ersten<br />

Kontakte mit der Kirche?<br />

K: Ich habe mich vor allem gefreut, dass es hier eine evangelische Kirche deutscher<br />

Sprache gibt. Sie hat mir schon vom Bau her gut gefallen. Am Anfang war alles<br />

natürlich noch etwas fremd und ich wurde von den „Einheimischen“ kritisch<br />

gemustert.<br />

Woran erinnerst Du Dich, wenn Du zurückdenkst?<br />

K: Natürlich sind die Erinnerungen nach der langen Zeit lückenhaft. Ich erinnere<br />

mich gerne an die Tanzfeste in der Kirche. Die ersten haben wir noch im<br />

Gemeindesaal gefeiert. Das gab ein ziemliches Gedränge. Später haben wir dann<br />

die ganze Kirche genutzt. Einige störte beim Feiern der Altar, deshalb haben wir<br />

ihn dann hinter einem Tuch versteckt. Ich erinnere mich, dass beim „Tanz in den<br />

Mai“ alles mit gebastelten Blütenzweigen geschmückt war. Es gab ein leckeres<br />

Büffet, wir tanzten vergnügt und unterhielten uns prächtig.<br />

Was waren besondere Höhepunkte in Deiner Erinnerung?<br />

K: In unserer Gemeinde wechseln ja die Pfarrer häufig, meist so nach sechs Jahren,<br />

wie in jeder Auslandsgemeinde. Da gab es dann immer besondere Gottesdienste<br />

zum Abschied. Einmal stand im Kirchsaal eine Schiffsattrappe. Der scheidende<br />

Pfarrer übergab das Ruder an den Neuen. Ein anderes Mal wünschte sich ein Pfarrer<br />

zum Abschied, dass die Gemeindemitglieder sich verkleideten. So tanzten dann Frau<br />

Marthe, das „schändlich kupplerischen Weib“ aus dem „Faust“, mit Simon Bolivar<br />

und die Jungfrau von Orleans mit Christopher Columbus durch den Saal.<br />

Wie waren früher die Basare und die Kermesse?<br />

K: Einige Jahre sammelten wir Kleidung und verkaufte sie in der Kirche. Das war<br />

ein großer Erfolg, aber auch anstrengend für die „Verkäuferinnen“, weil der Zulauf<br />

so groß war. Früher haben wir auch Preise verlost. Das ging bis zu einem Flug nach<br />

Deutschland. Den hätte ich auch gerne gewonnen.<br />

Einige Zeit verkauften wir beim Basar, Anfang September, Importartikel aus<br />

Deutschland. Auch das war auch ein Erfolg. Aber heute gibt es ja sehr viel auch so<br />

in den Läden zu kaufen. Und außerdem sind die Zollkosten sehr hoch.<br />

132<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Ev. Kirchengemeinde<br />

Du warst selbst einige Jahre im Gemeindekirchenrat. Woran erinnerst Du Dich<br />

dabei?<br />

K: Der Kirchenrat hat eigentlich in all’ den Jahren immer gut gearbeitet. Die<br />

Mitglieder haben die Kirche instand gehalten, die Protokolle geschrieben<br />

und sich um die Buchführung gekümmert. Und natürlich haben sie die<br />

Veranstaltungen, die Basare, die Feste vorbereitet und gestaltet.<br />

Deshalb waren die Sitzungen oft sehr lang. Und weil wir da so viele Stunden<br />

zusammensaßen, brachte ein Präsident des Kirchenrates immer etwas zum<br />

Knabbern mit. Eine Zeit lang trafen wir uns auch mittags zu den Sitzungen in einem<br />

Lokal.<br />

Was hat Dir besondere Freude gemacht?<br />

K: Besonders gerne habe ich im Chor der Gemeinde gesungen. Es gab immer<br />

ausreichend Sängerinnen und Sänger in den verschiedenen Stimmlagen. Die<br />

Dirigenten, meist Lehrer der Deutschen Schule, hatten uns fest im Griff. Wir<br />

haben bei festlichen Anlässen in der Kirche, aber auch zu anderen Anlässen<br />

gesungen. Und, auch daran erinnere ich mich gerne: Oft gab es nach den Proben<br />

noch etwas zu feiern.<br />

Du leitest jetzt seit Jahren die Recreación. Wie war es damals?<br />

K: Vor 40 Jahren waren viele Personen, auch junge Frauen, in der Recreación und<br />

es gab einen guten Kontakt zwischen den Generationen. Heute ist sie ja mehr ein<br />

Seniorenkreis geworden. Schön aber ist, dass es die Recreación weiter gibt. Und,<br />

wer weiß, wer in der Zukunft zu uns stoßen wird. Wir laden alle herzlich ein.<br />

Es hat sich viel verändert. Ist auch etwas gleich geblieben?<br />

K: Natürlich. Wir feiern weiter schöne Gottesdienste in der gleichen Kirche. Zu<br />

Pfingsten feiern wir schon seit vielen Jahren einen ökumenischen Gottesdienst<br />

im Grünen zusammen mit unseren katholischen Schwestern und Brüdern. Und<br />

für die, die zur Gemeinde gehören, ist die Kirche weiterhin ein Heim und wird es<br />

bleiben.<br />

Vielen Dank, dass Du Deine Erinnerungen mit uns geteilt hast.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

133 Wohin mit dem Müll?


Ev. Kirchengemeinde<br />

Viele Glückwünsche früherer Pfarrer an der Martin-Luther-Kirche haben<br />

uns in den letzten Wochen erreicht; stellvertretend drucken wir hier den<br />

Brief des Ehepaares Wangelin, das in den Jahren 2007 und 2008 unsere<br />

Gemeinde betreut hat:<br />

Liebe Gemeinde in La Paz,<br />

so ein kraftvolles Jubiläum hat doch immer auch eine Tiefenwirkung. Als wir, meine<br />

Frau und ich, damals nach La Paz kamen, wußten wir nicht, was uns erwarten<br />

würde. Es war eine spannende und gute Zeit für uns und wie wir hoffen, auch für<br />

die Gemeinde.<br />

Viele Veränderungen haben sich seither ergeben. Das ist gut, denn nun ist die<br />

Gemeinde aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht und spürt die Möglichkeiten, die in<br />

ihr stecken. Gemeinde ist ja kein Selbstzweck, und so war es gut, dass beispielsweise<br />

Sartawi nicht nur Unruhe brachte, sondern auch Identifikationsmöglichkeiten.<br />

Eine lebendige evangelische Gemeinde tut La Paz gut und bringt viele Stimmen zum<br />

Klingen, die versuchen das öffentliche Leben dieser Stadt verantwortungsbewusst<br />

mit zu tragen und zu prägen. Möge Ihnen das auch in Zukunft gelingen. Möge<br />

Ihre Arbeit Gott zur Ehre und den Menschen zu Gute geschehen. Alle diejenigen,<br />

die dabei mitwirken, sei an dieser Stelle höchstes Lob ausgesprochen. Möge die<br />

Gemeinde auch die nächsten 50 Jahre Bestand haben - mit Gottes Hilfe und ihrem<br />

Engagement.<br />

Wir werden am 1. Adventan Sie alle denken und Gott bitten er möge mit Ihnen sein,<br />

ganz im Sinne des 23. Psalms: “Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln!”<br />

Voller guter Gedanken an unsere Zeit in der Gemeinde in La Paz grüßen Sie alle,<br />

Ingrid und Christian v. Wangelin<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

134<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Ev. Kirchengemeinde<br />

Grußwort von Bischof Martin Schindehütte zum Fünfzigjährigen<br />

Bestehen der Martin-Luther-Kirche<br />

Seit 50 Jahren gibt es die Evangelisch-Lutherische deutschsprachige Gemeinde in<br />

La Paz. Zu diesem Jubiläum grüße ich Sie im Namen der Evangelischen Kirche<br />

in Deutschland sehr herzlich und wünsche Ihnen Gottes Segen für das Leben,<br />

Arbeiten und Feiern Ihrer Gemeinde!<br />

50 Jahre sind eine lange Wegstrecke. Da ist vieles gewachsen, auf dem man nun<br />

aufbauen kann. Traditionen und Erfahrungen, mit denen etwas geschaffen wurde,<br />

auf das Sie auch stolz sein können. In 50 Jahren hat es auch viele Veränderungen,<br />

Umbrüche und Neuanfänge gegeben - in Ihrer Gemeinde ebenso wie in ihrem<br />

Gastland Bolivien.<br />

Umbrüche und Neuanfänge kommen meistens ungeplant und nicht so ganz<br />

freiwillig. Sie lösen Unsicherheit aus. Oft können wir erst später mit etwas<br />

Abstand erkennen, wozu sie gut waren. Deshalb suchen wir in der Regel eher<br />

das Vertraute als das Neue, eher die Sicherheit als die Herausforderung. Das<br />

ist sehr menschlich und gilt vermutlich in der Fremde noch mehr als in der<br />

Heimat.<br />

Ein Wort aus Jesaja 43,19 will uns in solcher Lage Mut machen zu Neuem. Dort<br />

heißt es, „Siehe, ich will Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihrs denn<br />

nicht?“<br />

Gott will Neues schaffen. Er ist ein Gott, der Mut macht für die Zukunft. Es soll<br />

nicht immer alles so bleiben, wie es ist. Gott will aus alten Verstrickungen und den<br />

Lasten der Vergangenheit befreien. Wir können nach vorn schauen, auf das, was<br />

jetzt an Neuanfängen möglich ist.<br />

Das Neue, von dem Jesaja spricht, geht über unsere Zukunftsplanungen für unsere<br />

Kirchen weit hinaus. Denn hier ist von dem die Rede, was Gott selbst schaffen<br />

will. Und das meint nicht weniger als das Reich Gottes. Vieles bedrückt uns im<br />

Blick auf Gewalt und Zerstörung in unserer Welt. Dieses Neue ist darum nicht<br />

immer gleich erkennbar. Jesaja fordert auf, genau hinzuschauen. Denn das Neue,<br />

was Gott schafft, wächst aus den kleinen Anfängen. Es kommt auf uns zu. Wir sind<br />

dabei Gottes Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir sollen das, was Gott wachsen<br />

lässt, nach unseren Möglichkeiten pflegen und fördern. Wir sollen dem Kommen<br />

Gottes in der Welt den Weg bereiten - wo immer wir auch sind und was immer<br />

wir auch tun.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

135 Wohin mit dem Müll?


Wohin mit dem Müll?<br />

Ev. Kirchengemeinde<br />

Ich wünsche Ihnen, liebe Evangelisch-Lutherische Kirche in La Paz mit Ihrem<br />

Pfarrer Christian Reiser, dieses Wachsen und Gedeihen, die Treue zum Bewährten,<br />

die Offenheit für Neues und Gottes Schutz und Segen auf Ihrem weiteren Weg!<br />

In geschwisterlicher Verbundenheit,<br />

Ihr Martin Schindehütte<br />

Bischof für Ökumene und Auslandsarbeit der EKD<br />

WWW - Weltwärts-Willkommen: Eine Premiere<br />

Rund 300 Weltwärts-Freiwillige arbeiten zur Zeit in Bolivien, viele davon in La<br />

Paz. Einige sind über große Organisationen wie die GIZ ins Land gekommen und<br />

werden professionell betreut, andere sind außerhalb ihres Arbeitsplatzes ganz<br />

auf sich gestellt. Zum ersten Mal luden am 8. Oktober der Gemeindekirchenrat<br />

und Pastor Reiser diejenigen jungen Leute, die sie erreichen konnten, zu einem<br />

Willkommensabend zu Wein, Käse und Brot in die Kirche ein. Die Reaktion war<br />

erfreulich positiv – die Freiwilligen, die bisher kaum Kontakt zu hier lebenden<br />

Deutschen und der Kirche hatten, waren sichtlich angetan von dieser Möglichkeit,<br />

mit Erwachsenen und Jugendlichen der deutschen Gemeinde ins Gespräch<br />

zu kommen. Außerdem ließen sich so einige interessierte Chorsänger und<br />

Instrumentalisten für den geplanten Taizé-Gottesdienst am 25. November dieses<br />

Jahres aufspüren Insgesamt eine gelungene Veranstaltung. Wir werden sie im<br />

kommenden Jahr wiederholen!<br />

Weihnachtsmarkt<br />

Wir laden herzlich ein zum diesjährigen Weihnachtsmarkt - zwar<br />

wohl ohne Schnee, aber mit Waffeln und Gebäck, Glühwein und<br />

Geschenken sowie Kinderaktivitäten.<br />

Am Samstag, 8. Dezember ab 16.00 Uhr in der Kirche.<br />

Wir beginnen um 16:00 Uhr mit einem Offenen Singen von Adventsund<br />

Weihnachtsliedern.<br />

Wer möchte noch etwas verkaufen? Bitte melden Sie sich bei<br />

Heide-Marie Stache unter Telefon 241 34 62<br />

136<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Ev. Kirchengemeinde<br />

Krippenspiel zu Heiligabend – wer macht mit?<br />

Freitag, 7.12., 15.30 – 17.30 Uhr<br />

Samstag, 15.12. , 10.00 -12.00 Uhr<br />

Freitag, 21.12, 15.30-17.30 Uhr jeweils in der Kirche.<br />

Bitte meldet Euch bei Pastor Reiser direkt in der Schule, unter Tel. 279 45 16 oder<br />

mit Mail an ielha.lapaz@yahoo.com<br />

Wie soll es weitergehen mit der Gemeinde?<br />

Fragen an Sie und Euch<br />

Vor einiger Zeit trafen sich einige Gemeindemitglieder und Gemeindeinteressierte<br />

bei einem Abendessen, um einmal gezielt über die Zukunft der Gemeinde<br />

nachzudenken. Immer wieder tauchte dabei die Frage auf: Wie gut kennt Ihr als<br />

Gemeinde eigentlich eure Zielgruppe? Wisst Ihr eigentlich, was die Deutschen<br />

hier schätzen und was sie wünschen?<br />

Es stimmt: Genau wissen wir es nicht. Und es stimmt auch: Wir würden es gerne<br />

besser wissen. Ein Glücksfall kommt uns dabei zur Hilfe: Silvia Seibold, ehemalige<br />

Journalistin, wird Mitte Januar bis Mitte März Bolivien besuchen. Doch nur Ferien<br />

wollte sie nicht machen. Also haben wir sie gefragt, ob sie bereit wäre, Gespräche<br />

mit Menschen aus der Gemeinde und ihrem Umfeld zu ihren Wünschen und<br />

Vorstellungen zu führen. Und sie hat Ja gesagt.<br />

Anfang des Jahres werden also viele von Ihnen und Euch gebeten werden, sich für<br />

eine halbe bis ganze Stunde mit Frau Seibold zusammenzusetzen. Wir hoffen, dass<br />

viele von Euch und Ihnen dazu bereit sind. Denn - es geht um die Zukunft unserer<br />

Gemeinde!<br />

137 Wohin mit dem Müll?


Wohin mit dem Müll?<br />

Ev. Kirchengemeinde<br />

Konfirmationskurs 2013<br />

Wir bieten auch im Jahr 2013 wieder einen Kurs für Jugendliche der 7., 8. und 9.<br />

Klasse an. In der Regel findet der Kurs einmal im Monat an einem Samstagvormittag<br />

an verschiedenen Orten - in der Pfarrwohnung, der Kirche, dem Friedhof, um<br />

die wichtigen Themen der Kirche kennenzulernen und zu besprechen. Zum<br />

Kurs gehört auch eine Konfirmandenfreizeit an einem Wochenende im August/<br />

September. Noch nicht Getaufte können sich während des Kurses taufen lassen.<br />

Die Konfirmation wird im September oder Oktober in einem Festgottesdienst<br />

gefeiert.<br />

Am Donnerstag, den 14.02.2013 um 18:30 Uhr laden wir alle Interessierten und<br />

ihre Eltern zu einem Informationsabend in die Pfarrwohnung ein (Calle 28, No. 2,<br />

Edificio Mirikiri, Departemento 201, Cota Cota, La Paz).<br />

Wenn Sie Ihre Kinder anmelden wollen oder falls Ihr oder Sie Rückfragen haben<br />

solltet, melden Sie sich bitte bei mir. Auch ältere Jugendliche oder Erwachsene<br />

können konfirmiert werden.<br />

Wir sind konfirmiert!<br />

138<br />

Pastor Christian Reiser<br />

Wir gratulieren Azul Alcoreza San Martin, Maurice Chambi Lübben, Markus und<br />

Thomas Deuble, Sofia Freudenthal Heath, Jonas Milz zu ihrer Konfirmation am<br />

16.September. In diesem Gottesdienst wurde außerdem Samira Chambi Lübben<br />

zum Ende ihrer Konfirmandenzeit gesegnet.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Ev. Kirchengemeinde<br />

Termine November 2012 – Ostern 2013<br />

Zu den Sonntagsgottesdiensten wird auch Kindergottesdienst angeboten.<br />

Unser elektronischer Rundbrief mit den jeweils aktuellen Terminen kann<br />

unter ielha.lapaz@yahoo.com angefordert werden. Oder Sie schauen<br />

nach auf unserer Website: www.ielha.org.bo<br />

Dienstag, 27. November 19.30 Adventskonzert mit dt.-boliv.<br />

Frauenchor und Instrumenten (Kirche)<br />

Donnerstag, 29. November 16.00 Recreación (Gemeindesaal)<br />

20.00 Adventskonzert mit dem Coro<br />

Madrigalista (Kirche)<br />

Sonntag, 2. Dezember 10.30 Festgottesdienst zur Feier des<br />

fünfzigjährigen Bestehens der Martin-<br />

Luther-Kirche<br />

Samstag, 8. Dezember ab 16.00 Weihnachtsmarkt in der Kirche<br />

Sonntag, 9. Dezember 14.30 Weihnachtsgottesdienst in<br />

Cochabamba (ICBA)<br />

Donnerstag, 13. Dezember 16.00 Recreación in der Pfarrwohnung<br />

Sonntag, 16. Dezember 10.30 Gottesdienst<br />

Samstag, 22. Dezember 18.30 Gottesdienst in Santa Cruz im<br />

Garten von Bernardo Elsner, C. Achachairú<br />

#2035, mit anschließendem Essen<br />

Montag, 24. Dezember 17.00 Weihnachtsgottesdienst mit<br />

Krippenspiel<br />

Montag, 31. Dezember 19.00 Ökumenischer Gottesdienst zum<br />

Jahresende<br />

JANUAR 2013 KEIN GOTTESDIENST<br />

Donnerstag, 31. Januar 16.00 Recreación (Gemeindesaal)<br />

Sonntag, 3. Februar 10.30 Gottesdienst mit Kindergottesdienst<br />

anschließendem Empfang zum Neuen<br />

(Schul-)Jahr<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

139 Wohin mit dem Müll?


Ev. Kirchengemeinde<br />

Sonntag, 17. Februar 10.30 Gottesdienst mit Kindergottesdienst<br />

Donnerstag, 28. Februar 16.00 Recreación (Gemeindesaal)<br />

Sonntag, 3. März 10.30 Gottesdienst mit Kindergottesdienst<br />

Sonntag, 17. März 10.30 Gottesdienst mit Kindergottesdienst<br />

Samstag, 23.März 15.30 Ostergottesdienst in Cochabamba<br />

(ICBA)<br />

Sonntag, 24. März 16.30 Ostergottesdienst in Santa Cruz<br />

(Kapelle dt. Friedhof)<br />

Karfreitag, 29. März Zeit für Andacht wird noch<br />

bekanntgegeben<br />

Ostersonntag, 31. März 10.30 Familiengottesdienst<br />

KONTAKT ZUR IELHA<br />

Gemeindepräsidentin: Caroline Sölle de Hilari Tel: 2411885<br />

Pastor: Christian Reiser Tel: 2794516<br />

Calle 28 Nr. 2, Edificio Mirikiri, Cota Cota<br />

chr.reiser@gmx.net<br />

Martin-Luther-Kirche<br />

Anschrift: Sánchez Lima esq. Rosendo Gutiérrez<br />

Postfach: Casilla 2851, La Paz, Bolivia<br />

E-Mail: ielha.lapaz@yahoo.com<br />

Website: ielha.org.bo<br />

Sozialprojekt der Gemeinde: SARTAWI-SAYARIY Tel: 2421999<br />

Gemeinden im Inland<br />

Cochabamba: Irene de Groot Tel: 04-4720836<br />

Michael Rother Tel: 04-4459027<br />

miromundo@hotmail.com<br />

Santa Cruz: Bernardo Elsner Tel: 03-3425802<br />

elsnerber@entelnet.bo<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

140<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


Kontoverbindungen<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Ev. Kirchengemeinde<br />

in Bolivien: Banco BISA<br />

IELHA – Heide-Marie Stache<br />

Kto. Nr. 242.29.70.013<br />

in Deutschland: Iglesia Evangélica Luterana<br />

de Habla Alemana<br />

UBS Deutschland AG , Kto.: 2330 3710 12<br />

BLZ.: 502 200 85,<br />

IBAN: DE 18 5022 0085 2330 371012<br />

141 Wohin mit dem Müll?


Veranstaltungen<br />

Mitteilungen der Katholischen<br />

Kirchengemeinde deutscher Sprache<br />

Sa 24.11.2012 19:00 Heilige Messe<br />

Mo 24.12.2012 19:00 Christmette (voraussichtlich gehalten<br />

vom Erzbischof Edmundo Abastoflor)<br />

mit anschließendem kleinen<br />

Weihnachtsempfang<br />

Mo 31.12.2012 19:00 Ökumenischer Gottesdienst in der<br />

Martin-Luther-Kirche<br />

Sa 26.01.2013 19:00 Heilige Messe<br />

Sa 23.02.2013 19:00 Heilige Messe<br />

Sa 30.03.2013 18:00 Osternachtmesse mit anschließendem<br />

Beisammensein<br />

Termine der Gottesdienste in der Kapelle der Schwestern,<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

Calle Fernando Guachalla, Ecke Avda. 6 de Agosto<br />

Termine können vorher kurzfristig von Friedrich-Klaus Ohnes unter<br />

72007679 oder Carlos A. Martins unter 2771991 oder 71591177 bestätigt<br />

werden.<br />

142<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Veranstaltungen<br />

Filmfest: „Europäisches Kino in Bolivien“<br />

15.-29.11.2012<br />

Cinemateca Sur | Cinemateca Boliviana<br />

Originalsprache mit spanischen Untertiteln<br />

20 Bs. | 16 Bs.<br />

Die "Grupo Europeo de Cultura y Comunicación- GECC" (Europäische<br />

Vereinigung für Kultur und Kommunikation) präsentiert vom 15. bis<br />

zum 29.11.2012 zum 13. Mal europäisches Kino in Bolivien. Es werden<br />

folgende deutsche Filme gezeigt:<br />

DER GANZ GROSSE TRAUM<br />

Regisseur: Sebastian Grobler, 2011, 105 Minuten<br />

Der junge Lehrer Konrad Koch (Daniel Brühl) soll in einem altehrwürdigen<br />

deutschen Gymnasium im Jahr 1874 Englisch unterrichten. Um die Schüler<br />

für die fremde Sprache zu begeistern, greift er zu ungewöhnlichen Mitteln und<br />

bringt ihnen einen seltsamen Sport nahe, den er aus England kennt: Fußball.<br />

Doch mit seiner unkonventionellen Art macht sich Koch bald auch Feinde:<br />

seine Kollegen, die nur auf preußischen Drill und Gehorsam setzen, genauso<br />

wie einflussreiche Eltern und Würdenträger der Stadt. Sie wollen Koch<br />

um jeden Preis loswerden – doch dann ergreifen die Schüler die Initiative.<br />

Dieser Film war in verschiedenen Kategorien für den Deutschen Filmpreis<br />

nominiert und hat Preise auf verschiedenen europäischen Festivals gewonnen.<br />

Cinemateca Sur: 17.11.2012, 14:30 Uhr<br />

18.11.2012, 17:00 Uhr<br />

Cinemateca Boliviana: 16.11.2012, 19:30 Uhr<br />

SCHLAFKRANKHEIT<br />

Regisseur: Ulrich Köhler; 2011; 91 Minuten<br />

Seit fast 20 Jahren leben Ebbo und Vera Velten in verschiedenen<br />

afrikanischen Ländern. Ebbo leitet ein Schlafkrankheitsprojekt. Seine<br />

Arbeit füllt ihn aus. Vera hingegen fühlt sich zunehmend verloren in der<br />

internationalen Community von Yaoundé. Sie leidet unter der Trennung<br />

von ihrer Tochter Helen, 14, die in Deutschland ein Internat besucht. Ebbo<br />

muss sein Leben in Afrika aufgeben oder er verliert die Frau, die er liebt.<br />

Aber mit jedem Tag wächst seine Angst vor der Rückkehr in ein Land,<br />

143 Wohin mit dem Müll?


Veranstaltungen<br />

das ihm fremd geworden ist. Jahre später reist Alex Nzila, ein junger<br />

französischer Mediziner mit kongolesischen Wurzeln, nach Kamerun.<br />

Er soll ein Entwicklungshilfsprojekt evaluieren. Schon lange hat er den<br />

Kontinent nicht mehr betreten. Doch statt auf neue Perspektiven trifft er<br />

auf einen destruktiven, verlorenen Menschen: wie ein Phantom entzieht<br />

sich Ebbo seinem Gutachter.<br />

Cinemateca Sur: 20.11.2012, 14:30 Uhr<br />

23.11.2012, 17:00 Uhr<br />

Cinemateca Boliviana: 27.11.2012, 19:30 Uhr<br />

ALMANYA<br />

Regisseurin: Yasemin Samdereli; 2011; 101 Minuten<br />

Wie verläuft das Leben, wenn man als 1.000.001 türkischer Gastarbeiter<br />

Ende der Sechziger Jahre nach Deutschland kommt? Man wundert sich<br />

über Toiletten mit Sitz, über Riesenratten an der Leine und fühlt sich<br />

ausgeschlossen, wenn die eigenen Kinder lieber in der fremden, statt in<br />

ihrer Muttersprache reden und Weihnachten toll finden. Doch der Gast<br />

blieb und fand zusammen mit seiner Familie eine deutsche Heimat.<br />

Almanya- Willkommen in Deutschland erzählt mit viel Humor und<br />

Einfühlungsvermögen die Geschichte von Hüseyin Yilmaz und seiner<br />

Familie, die ihre Heimat Türkei verlassen, um als Gastarbeiter das deutsche<br />

Wirtschaftswunder zu unterstützen.<br />

Der sehr persönliche Film der Samdereli-Schwestern beruht zum Teil<br />

auf eigenen Erlebnissen, die den Zuschauer auf unterhaltsame Weise<br />

teilhaben lassen an einer Welt zwischen Orient und Okzident, an einer<br />

großen kultur- und generationsübergreifenden Familie.<br />

Seit der Film im März 2011 in die Kinos kam, sahen ihn 1,4 Millionen<br />

Menschen, was ihn zum vierterfolgreichesten Film des Jahres machte.<br />

Er gewann außerdem den deutschen Filmpreis für das beste Drehbuch<br />

und den besten Film 2011.<br />

Cinemateca Sur: 22.11.2012, 14:30 Uhr<br />

25.11.2012, 21:45 Uhr<br />

27.11.2012, 17:00 Uhr<br />

Cinemateca Boliviana: 18.11.2012, 21:30 Uhr<br />

20.11.2012, 21:30 Uhr<br />

24.11.2012, 19:30 Uhr<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

144<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Veranstaltungen<br />

Film: “Ciudadela” von Diego Mondaca<br />

06.12.2012 19:30 Uhr<br />

Salón Goethe (Av. Arce 2708) Eintritt frei!<br />

“Ciudadela” fängt – mit der filmischen Technik einer scheinbaren<br />

Unordnung – die verstörende und mysteriöse Atmosphäre im Gefängnis<br />

San Pedro ein, welches inmitten von La Paz (Bolivien) liegt.<br />

Es handelt sich um eine Dokumentation, die versucht, das Leben und<br />

den Alltag im Inneren der Haftanstalt zu zeigen – einen Ort, der nicht dem<br />

traditionellen Bild eines Gefängnisses entspricht und wo die Insassen<br />

teilweise mit ihren Frauen und Kindern zusammenwohnen.<br />

Trotz der physischen Ausgrenzung und der Vorurteile, die strafend<br />

über den Gefangenen und ihren Familien schweben, entsteht durch diese<br />

einzigartige Wohnsituation eine besondere Lebensgemeinschaft.<br />

Ausstellung: “Arquitectura en tierra” (Lehmbauarchitektur)<br />

30.10. – 20. 11.2012<br />

Facultad de Arquitectura der UMSA (Heroes del Acre 1850)<br />

Eintritt frei!<br />

Im Rahmen der Architektur Biennale präsentiert das Goethe-Institut die<br />

Ausstellung, den Workshop und das Konferenz “Arquitectura en tierra”<br />

(Lehmbauarchitektur) in Zusammenarbeit mit dem Architekten und<br />

Ausstellungs-beauftragten Márcio Rosa D´Avila, der mit der Ausstellung<br />

die künstlerische Arbeit des anerkannten deutschen Architekten Gernot<br />

Minke reflektiert.<br />

In fast allen trocken-warmen und gemäßigten Klimaregionen ist Lehm<br />

das meistgenutzte Baumaterial. Bis heute lebt ein Drittel der Menschheit in<br />

Behausungen, die mit Lehm konstruiert werden. Lehm ist in den meisten<br />

Regionen der Welt das am häufigsten vorkommende und wichtigste<br />

natürliche Baumaterial.<br />

Immer öfter sucht auch die Baubranche nach kostengünstigen<br />

und energieeffizienten Verfahren, die den Bewohnern ein gesundes<br />

Wohnambiente und klimatischen Komfort bietet.<br />

Die Ausstellung Lehmbauarchitektur stellt Beispiele historischer und<br />

kontemporärer Bauten aus vielen Ländern vor und präsentiert Lehm als<br />

einen wertvollen Rohstoff für eine nachhaltige Architektur.<br />

(Text: Prof. Dr. Gernot Minke)<br />

145 Wohin mit dem Müll?


Veranstaltungen<br />

Márcio Rosa D`Avila, geboren 1969, Brasilien. Architekt (UniKassel),<br />

Prof. Dr., seit 2008 als Lehrer, Forscher und Gebäudeenergieberater an<br />

der ‚Faculdade de Arquitetura e Urbanismo‘ der ‚Pontifícia Universidade<br />

Católica do Rio Grande do Sul (FAU/PUCRS)‘ tätig, Diplomabschluss<br />

(1999), Aufbaustudium (2002) und Promotion (2006) in dem Fachbereich<br />

für Architektur, Städtebau und Landschaftsplanung der Universität Kassel<br />

(Uni Kassel), Deutschland.<br />

In der Zeit von 2002 bis 2006 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

an dem Forschungslabor für Experimentelles Bauen und an dem Institut für<br />

Elektrische Energietechnik Rationelle Energieumwandlung der Uni Kassel<br />

tätig, seit 2008 Mitglied der Forschungsgruppen ‚Uso Sustentável de Energia<br />

(USE/PUCRS)‘ und ‚Núcleo de Pesquisa em Habitação de Interesse Social<br />

e Sustentabilidade (FAU/PUCRS)‘, seit 2011 Mitglied des Ausschusses für<br />

Nachhaltigkeit der PUCRS, Durchführung von mehreren Workshops über<br />

die Themen Lehmbau, Planung und Durchführung von Prototypen und<br />

Bauprojekten zu diesem Thema und zum energieeffizienten Bauen.<br />

Das 200. Jubiläum der Märchenwelt der Gebrüder Grimm<br />

Im Jahre 1812 erschien die heute weltberühmte Märchensammlung der<br />

Brüder Grimm. Sie gehört zu den bekanntesten Büchern der deutschen<br />

Kulturgeschichte und wurde in 160 Sprachen übersetzt, von Film und<br />

Fernsehen adaptiert.<br />

Dank dieser zweihundert Jahre andauernden Verbreitung, gibt es<br />

wahrscheinlich wenige Menschen auf der Welt, die noch nicht von<br />

„Rotkäppchen“, „Hänsel und Gretel“ oder dem „Froschkönig“ gehört<br />

haben. Wer hat als Kind nicht davon geträumt, eine schöne Prinzessin<br />

oder ein tapferer Prinz zu sein? Märchen sind universell und beflügeln die<br />

Fantasie. Fast immer werden die Bösen bestraft und für die Guten findet<br />

sich ein glückliches Ende. Das ist die Welt, die sich die Meisten wünschen.<br />

Zur Feier des runden Geburtstages der grimmschen Märchen bietet das<br />

Goethe-Institut La Paz ein vielfältiges Programm aus Workshops, einem<br />

Schreibwettbewerb, einer Ausstellung und einer Märchenfilmreihe.<br />

Filme (Deutsch mit spanischem Untertitel):<br />

Der gestiefelte Kater - Der Froschkönig - Dornröschen - Frau Holle -<br />

Rapunzel Das tapfere Schneiderlein - Tischlein deck‘ dich - Schneewittchen<br />

- Die Bremer Stadtmusikanten.<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

146<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Veranstaltungen<br />

FREITAG DES DEUTSCHEN KINOS IM DEZEMBER -<br />

MÄRCHEN<br />

07.12.2012 DER FROSCHKÖNIG<br />

Regie: Franziska Buch, Farbe, 58 Min., 2008<br />

An ihrem 18. Geburtstag bekommt die Prinzessin eine goldene Kugel<br />

geschenkt, die ihre verstorbene Mutter ihr hinterlassen hat. Ausgelassen<br />

spielen ihre Freundinnen damit und die Kugel fällt in den Schlossteich.<br />

Die Prinzessin ist untröstlich, obwohl an diesem Tag Besuch erwartet wird.<br />

Ein junger Mann soll um ihre Hand anhalten – und auch die Zukunft der<br />

verarmten Königsfamilie hängt davon ab. Doch ein Frosch verspricht ihr,<br />

die Kugel aus dem Teich zu holen, wenn er mit ihr Geburtstag feiern und<br />

von ihrem Tellerlein essen darf.<br />

14.12.2012 DORNRÖSCHEN<br />

Regie: Oliver Dieckmann, Farbe, 58 Min., 2009<br />

Der Märchen-Klassiker Dornröschen wird hier filmisch neu erzählt. Wie es<br />

eine böse Fee prophezeit hat, fällt die Prinzessin an ihrem 15. Geburtstag<br />

in einen tiefen, hundertjährigen Schlaf. Und mit ihr das ganze Schloss, um<br />

das sofort eine Dornenhecke wuchert. 100 Jahre später, nachdem schon<br />

viele Prinzen gekommen waren, um das Mädchen zu retten, will sich Fynn,<br />

der mutige Stallbursche, der Aufgabe stellen.<br />

21.12.2012 ASCHENPUTTEL<br />

Regie: Uwe Janson, 59 Min., Farbe, 2011<br />

Aschenputtel lebt bei der Stiefmutter und ihrer Stiefschwester. Allerdings<br />

behandeln die beiden sie nicht wie ein Familienmitglied, sondern lassen sie<br />

alle Arbeit verrichten. Die Schikanen der Stiefmutter können Aschenputtel<br />

aber nicht daran hindern, ebenfalls am großen Ball teilzunehmen, bei dem<br />

der Prinz eine Braut sucht.<br />

28.12.2012 DER GESTIEFELTE KATER<br />

Regie: Christian Theede, 58 Min., Farbe, 2009<br />

Als der alte Müller stirbt, erbt sein Sohn Hans nur den alten Kater,<br />

während seine Brüder die Mühle und den Esel bekommen. Hans will<br />

schon fast Pelzhandschuhe aus dem Haustier machen, als der Kater ihn<br />

überredet, ihm stattdessen ein Paar Stiefel zu kaufen. Das Kätzchen mit<br />

den roten Stiefeln trägt anschließend nachhaltig zur Verbesserung der<br />

Lebenssituation von Hans und seinen Brüdern bei.<br />

147 Wohin mit dem Müll?


Wohin mit dem Müll?<br />

Veranstaltungen<br />

Fortbildungen für Lehrkräfte: "spielendDeutsch"<br />

März/April 2013 Datum und Ort werden noch bekannt gegeben!<br />

Eine Fortbildung für Sprachlehrkräfte „Deutsch als Fremdsprache“ (DaF)<br />

oder Studierende DaF-Lehramt, die Theaterelemente und Spracharbeit<br />

verbindet.<br />

Theaterspiele, rhythmische Elemente und die Grundsätze der<br />

Dramapädagogik sind ideale Mittel, um den Unterricht in Gruppen<br />

motivierend zu gestalten und ganzheitliches Lernen in kreativen Prozessen<br />

zu ermöglichen. Besonderes Augenmerk wird im Fall der Fortbildung<br />

"spielend Deutsch" auf den DaF-Unterricht gelegt. Die spielerischen<br />

Impulse sind sowohl auf Erwachsenen- als auch auf Kindergruppen<br />

ausgelegt, die Deutsch als Fremdsprache lernen.<br />

Zielgruppe: Sprachlehrkräfte DaF in der Schul- und/oder<br />

Erwachsenenbildung<br />

Kulturagenda November 2012 – März 2013<br />

Bitte beachten Sie, dass Änderungen im Programmablauf auftreten können.<br />

Genaue Informationen entnehmen Sie bitte unserer Homepage, sodass Sie<br />

immer auf dem neusten Stand sind: http://www.goethe.de/lapaz<br />

Datum Veranstaltung KünstlerIn Ort<br />

Oktober /<br />

November<br />

30.10. – 20.<br />

11.2012<br />

März 2013<br />

Ausstellung:<br />

“Arquitectura<br />

en tierra”<br />

mbauarchitektur)<br />

Fotoausstellung +<br />

Fotowettbewerb<br />

„Die unbequeme<br />

Zeit: Fotografien<br />

1964-1975<br />

Ausstellung<br />

Prof. Dr. Márcio<br />

Rosa D`Avila<br />

148<br />

Facultad de Arquitectura,<br />

UMSA (Heroes del Acre<br />

1850) Eintritt frei!<br />

Michael Ruetz Museo Nacional de Arte<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


November /<br />

Dezember<br />

Jeden Freitag um<br />

19.30 Uhr<br />

November<br />

Filmfest: 15.-<br />

29.11.<br />

Dezember<br />

06.12.2012<br />

19:30 Uhr<br />

März / April<br />

2013<br />

Februar - Juni<br />

Dezember<br />

13. &<br />

14.12.2012<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

im November:<br />

Filmfest:<br />

„EUROPÄISCHES<br />

KINO IN<br />

BOL<strong>IV</strong>IEN“<br />

Der ganz große<br />

Traum<br />

Schlafkrankheit<br />

Almanya<br />

im Dezember:<br />

Märchen<br />

07.12. – Der<br />

Froschkönig<br />

14.12. – Dornröschen<br />

21.12. – Aschenputtel<br />

28.12. – Der<br />

gestiefelte Kater<br />

Film:<br />

„Ciudadela“<br />

Veranstaltungen<br />

II. Kino / Film<br />

Verschiedene<br />

Diego Mondaca<br />

<strong>IV</strong>. Vorträge/Seminare/Workshop<br />

Fortbildungen für<br />

Lehrkräfte:<br />

"spielendDeutsch"<br />

Fortbildung:<br />

Fortbildungen<br />

im Bereich<br />

“Museumspädagogik”<br />

Offizielle Prüfungen<br />

des Goethe-Instituts<br />

La Paz:<br />

“Deutsch lernen am<br />

Goethe-Institut”<br />

V. Sonstiges<br />

Internationale<br />

Dozenten<br />

Fundación Cinemateca<br />

Boliviana,<br />

C. Oscar Soria Ecke<br />

Rosendo Gutiérrez<br />

Eintritt: 16 Bs.<br />

Schüler des Goethe-<br />

Instituts 2x1<br />

Filmfest:<br />

Cinemateca Sur &<br />

Cinemateca Boliviana<br />

Originalsprache mit<br />

spanischen Untertiteln<br />

20 Bs. | 16 Bs.<br />

Salón Goethe (Av. Arce<br />

2708)<br />

Eintritt frei!<br />

Weitere Informationen<br />

folgen.<br />

Einschreibungen vom<br />

1.11. – 20.12.2012.<br />

Weitere Informationen<br />

folgen.<br />

Goethe-Institut La Paz<br />

(Av. Arce 2708 esq.<br />

Campos)<br />

149 Wohin mit dem Müll?


Januar<br />

21.01.2013<br />

Januar<br />

30.01.2013<br />

Februar<br />

23.02.2013<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

Beginn der<br />

Einschreibungen<br />

für den neuen<br />

Kursabschnitt:<br />

“Deutsch lernen am<br />

Goethe-Institut”<br />

Kursbeginn:<br />

“Deutsch lernen am<br />

Goethe-Institut”<br />

Jubiläum mit<br />

umfassendem<br />

Programm:<br />

“50. Jahre Elysee-<br />

Vertrag”<br />

Veranstaltungen<br />

150<br />

Goethe-Institut La Paz<br />

(Av. Arce 2708 esq.<br />

Campos)<br />

Goethe-Institut La Paz<br />

(Av. Arce 2708 esq.<br />

Campos)<br />

Weitere Informationen<br />

folgen.<br />

Mehr Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen auf der Homepage<br />

des Goethe-Instituts http://www.goethe.de/lapaz oder auf Facebook (http://<br />

www.facebook.com/goetheinstitutlp) und Twitter (@GI_LaPaz).<br />

„Ups, davon habe ich nichts gewusst…“<br />

„Schade, das sehe ich erst heute!“<br />

„Was? Schon vorbei?“<br />

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<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012


<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />

Veranstaltungen<br />

151 Wohin mit dem Müll?


Wohin mit dem Müll?<br />

Veranstaltungen<br />

EINLADUNG ZU DEN<br />

ADVENTSKONZERTEN IN DER MARTIN-<br />

LUTHER-KIRCHE<br />

Dienstag, 27. November um 19.30 Uhr<br />

Deutsch-Bolivanischer Frauenchor und Instrumentalisten<br />

Werke von Benjamin Britten (1913 – 1976)<br />

Johann Michael Haydn (1737 – 1806) ,<br />

Marc-Antoine Charpentier (1643 – 1704) u.a.<br />

Donnerstag, 29. November um 20.00 Uhr<br />

Coro Madrigalista<br />

Leitung Beatriz Mendz<br />

Programm: Villancicos<br />

152<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012

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