II - CCA Monatsblatt
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Inhalt<br />
Einleitung Seite<br />
In eigener Sache ...................................................................................................................................3<br />
Titel<br />
Sucre - Stadt der Schokolade ..................................................................<br />
Kakaoanbau in der tropischen Region von Cochabamba .......................<br />
Chocolandia ............................................................................................<br />
Wie funktioniert “Zertifizierung” ...........................................................<br />
Bolivianischer Amazonas Kakao – ein vernachlässigtes Juwel .............<br />
El Ceibo ..................................................................................................<br />
Bubba’s ...................................................................................................<br />
Chocolandia ............................................................................................<br />
Neues von <strong>CCA</strong> und CEA<br />
<strong>CCA</strong> Bericht ...........................................................................................<br />
CCE Bericht............................................................................................<br />
Zusammensetzung der Kommissionen ...................................................<br />
Jahresempfang ........................................................................................<br />
Tag der offenen Tür auf dem Deutschen Friedhof ..................................<br />
Aktuell<br />
Bundespräsindent Gauck ........................................................................<br />
Die deutsche Botschaft informiert ..........................................................<br />
Serie<br />
Der Topograf und Sucher Percy Fawcett - Teil 2 ...................................<br />
Bundesländerserie: Nordrheinwestfalen ......................................................<br />
“Helping Hands” – ein Bildungsprojekt in San PedroKultur .................<br />
Kultur<br />
Buchvorstellung: Robert Brockmann “Tan lejos del mar” .....................<br />
Barock in der Chiquitania ......................................................................<br />
Buchvorstellung: Alfonso Seligmann “Reencuentro” ............................<br />
Buchtipp .................................................................................................<br />
Reise<br />
Eine Schifffahrt, die ist lustig… Eindrücke einer Reise auf der Reina<br />
de Enín in Trinidad.......................................................................................<br />
Leute<br />
Lena Maria Moser ..................................................................................<br />
Tobias Binder ..........................................................................................<br />
Ludgera Klemp und Wolf Killmann .......................................................
Schule<br />
Kermesse ................................................................................................<br />
Neues von der Dualen Ausbildung .........................................................<br />
Kulinarisches<br />
Restaurantkritiken...................................................................................<br />
Rezept: Nicht nur für Kinder ..................................................................<br />
Rezept: Chocolate Guinness Cake ..........................................................<br />
Ev. Kirchengemeinde<br />
Gemeindebote .........................................................................................<br />
Veranstaltungen<br />
Mitteilungen der Katholischen Kirchengemeinde deutscher Sprache ...<br />
Mitteilungen des Goetheinstituts ............................................................<br />
Mitteilungen des Club Alemán ...............................................................<br />
Tango für Jung und Alt ...........................................................................<br />
Deutsch-französische veranstaltungsreihe ..............................................<br />
Herausgeber:<br />
Deutsche Kulturgemeinschaft, Centro Cultural Alemán (<strong>CCA</strong>)<br />
Büro: Deutsche Schule La Paz –<br />
Colegio Alemán La Paz<br />
Zuständig: Lic. Miguel Angel Lazarte<br />
Tel.: 2671002 / Fax: 2671003<br />
La Paz - Bolivien<br />
Redaktion:<br />
Dirk Hoffmann 2711724 E – mail: dirk.hoffmann@berlin.de<br />
Sohrab Tawackoli 70524071 E – mail: sohrab@acelerate.com<br />
Wolfgang Ohnes 72050324 wmohnesver@yahoo.com<br />
Kathrin Schönlein 2710885 E – mail: ks@alsvidr.de<br />
Frank Schwanbeck 2710885 E – mail: fs@alsvidr.de<br />
Harald Bävenroth 2714423 E – mail: h.baevenroth@gmx.de<br />
Benita Schauer 2785515 E – mail: benitaschauer@yahoo.de<br />
Mareike Schuldt 2443053 E – mail: mareike-schuldt@gmx.de<br />
Ute Sterr 2792191 E – mail: ute.sterr@arcor.de<br />
Claudia Männling E – mail: claudia.maennling@giz.de<br />
Auflage: 440 Stück<br />
Artikel/Leserbriefe richten Sie bitte entweder an Redaktionsmitglieder oder <strong>Monatsblatt</strong>, Casilla<br />
8718 – La Paz.<br />
Die Redaktion behält sich vor, Artikel/Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen.<br />
Artikel/Leserbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.<br />
Anzeigen bitte als hardcopy und softcopy an Sohrab Tawackoli senden.<br />
Die einzelnen Artikel des <strong>Monatsblatt</strong>s und eine Gesamtfassung können auf der Webseite http://www.<br />
cca-monatsblatt.org separat heruntergeladen werden.<br />
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 15.05.2012.<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
Einleitung<br />
In eigener Sache<br />
Wer von uns hat sich nicht schon einmal, fern von Mitteleuropa, nach<br />
schweizerischer, deutscher, österreichischer Schokolade gesehnt?<br />
Spätestens seit Ritter-Sport nicht mehr im hiesigen Handel erhältlich ist<br />
und Lindt für den Eigenkonsum zu teuer, ist so mancher dann doch auf die<br />
einheimische Produktion ausgewichen – und siehe da: Tafeln mit Quinoa<br />
und Amaranth, exquisite Pralinen, schokoladenumhüllte Paranüsse… . Der<br />
bolivianische Schokoladenmarkt hat sich in den letzten Jahren erstaunlich<br />
entwickelt. Lassen wir also Streiks, Blockaden und soziale Krisen einmal<br />
außen vor und widmen uns den Schokoladenseiten Boliviens – um Kakao<br />
und Schokoladenherstellung soll es in diesem Heft besonders gehen.<br />
Besonders gut schmeckt Schokolade in Kombination mit einem<br />
fesselnden Buch – gleich drei aktuelle Buchrezensionen bieten wir<br />
Ihnen in diesem Heft. Außerdem natürlich die gewohnten Reiseberichte,<br />
Kulturreportagen und Informationen aus der deutschen Gemeinschaft, aus<br />
Schule, Goethe-Institut, Kirchengemeinde und Club.<br />
Braun, schwarz oder weiß - dieser Frage stellen sich auch die<br />
zahlreichen Schuhputzer, die in La Paz und El Alto ihrem mühsamen<br />
Handwerk nachgehen. Ein Artikel über die Arbeit der Hilfsorganisation<br />
„Vamos Juntos“ widmet sich der Frage, wie ein „Lustrabotas“ überhaupt<br />
über die Runden kommt, warum er eher selten heiratet, und wie das<br />
Schuhputzerhandwerk in Bolivien zu seinem unverdienten negativen<br />
Image kam.<br />
Im März dieses Jahres fand auf Initiative der Botschaft in La Paz<br />
erstmals ein Treffen vieler deutscher Organisationen in Bolivien statt. Eine<br />
der Bitten der Teilnehmer an diesem Treffen war, das „<strong>Monatsblatt</strong>“ möge<br />
zu einem verbindenden Element aller Deutschen in Bolivien werden. Wir<br />
arbeiten daran – und hoffen auf Ihre Mithilfe!<br />
Die Redaktion<br />
3 Boliviens Schokoladenseiten
Titel Titel<br />
Sucre - Stadt der Schokolade<br />
„Stadt der Schokolade“, das dürfte die aktuellste Namensschöpfung für<br />
Sucre, die konstitutionelle Hauptstadt des plurinationalen Staates Bolivien<br />
sein. Dabei ist Sucre traditionell eher als Stadt mit den vier Namen<br />
bekannt: Charcas, La Plata, Chuquisaca und Sucre. Darüber hinaus nennen<br />
die Sucrenser ihre Stadt gerne “Stadt der Bildung“, „Kulturstadt“ und auch<br />
„Weiße Stadt“. Die Bezeichnung „Stadt der Schokolade“ hat allerdings<br />
gute Gründe, wenn man bedenkt, dass in Sucre seit mehr als 100 Jahren<br />
Schokolade hervorragender Qualität hergestellt wird. Diese Tradition hat<br />
sich über die Jahre erhalten und mit der noch jungen Schokoladenfirma<br />
„Para Ti“ zweifellos einen neuen Anstoß bekommen. Kenner weisen in<br />
diesem Zusammenhang auf das perfekte Klima Sucres für die Anreicherung<br />
von Schokoladenmasse mit einer ganz speziellen Konsistenz und somit für<br />
die Produktion von feiner Schokolade hin.<br />
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass im Französischen und<br />
Katalanischen „Sucre“ direkt mit Zucker oder eben mit „süß“ übersetzt<br />
werden kann. Der Name der Stadt lässt sich allerdings nicht kulinarisch,<br />
sondern geschichtlich herleiten. Er bezieht sich auf den Freiheitskämpfer<br />
Antonio José de Sucre, den engsten Vertrauten Simón Bolívars und<br />
Präsidenten der jungen Republik Bolivien von 1825 bis 1828.<br />
Gerd Mielke Gaston Solares<br />
Um mehr über die Schokoladenproduktion in Sucre, über Kakao,<br />
den Grundstoff der Schokolade, und die Entwicklung der Herstellung<br />
von Schokoladen zu erfahren, suchte ich Gastón Solares Ávila auf, den<br />
Firmenchef von „Para Ti“. Solares, der vor kurzem das Buch „Sucre, la<br />
Ciudad del Chocolate“ veröffentlicht hat, begrüßte mich in seinem hellen,<br />
modernen Büro mit offenem Blick auf den Produktionsbetrieb. Einige der<br />
wichtigsten Punkte aus unserem Gespräch, die teilweise auch in dem Buch<br />
aufgegriffen werden:<br />
Es ist überliefert, dass die Olmeken, Azteken und Mayas im Gebiet<br />
des heutigen Mexiko schon vor mehr als 1000 v. Chr. die Kakaopflanze<br />
kultiviert und Schokolade in ihren Speiseplan aufgenommen hatten.<br />
Sie dürften die Kakaobohne gemahlen, in Wasser aufgelöst und mit<br />
Kräutern und Früchten aromatisiert getrunken haben. Über die spanischen<br />
Kolonisatoren kam die Kakaobohne nach Europa und verbreitete sich<br />
rasch über die ganze Welt. In Europa wurde Schokolade zunächst vor<br />
allem als heißes Getränk genossen. Doch im 19. Jahrhundert trat die<br />
Schokolade in Form von festen Riegeln und Konfekt ihren Siegeszug an.<br />
Sucre übernahm die industrialisierte Produktion von Schokolade direkt mit<br />
der Gründung der ersten Fabrik Boliviens „Chocolates Hnos. Rodríguez“.<br />
Die Familie Urioste gründete zu Beginn des 20. Jahrhunderts die zweite<br />
Schokoladenfabrik und es sollte nicht die letzte bleiben: Chocolates Sucre,<br />
Mi Bombon, Glorieta, Chuquisaca, Taboada und eben Para Ti ergänzten<br />
auf eindrucksvolle Weise die Schokoladenproduktion in Sucre. Die<br />
meisten Firmen von Sucre sind heute in der „Asociación de Procesadores<br />
de Cacao“ zusammengeschlossen.<br />
Die Firma „Para Ti“ befindet sich zur Zeit in einer Expansionsphase.<br />
Gegenwärtig werden monatlich zwölf Tonnen feine Schokoladen<br />
produziert und die Produktion soll ab September 2012 ausgeweitet<br />
werden, wenn ein neues vierstöckiges Fabrikgebäude in Betrieb<br />
genommen wird. 60% der Schokoladenproduktion von „Para Ti“ werden<br />
in den Filialen in der Stadt verkauft, wobei ein Großteil davon nicht<br />
in Sucre konsumiert, sondern vor allem von Besuchern und Touristen<br />
in andere Orte mitgenommen wird. 36 bis 37% der Produktion gehen<br />
direkt in die anderen Landesteile, vor allem in die Verkaufsfilialen der<br />
Hauptstädte aller Departamentos von Bolivien.<br />
Boliviens Schokoladenseiten 4<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
5<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Titel Titel<br />
Herstellung von Spezialprodukten<br />
Solares: „Der Export von Produkten von „Para Ti“ steckt noch in<br />
den Kinderschuhen.” Aber besonders über Schokoladen mit Amarant,<br />
Quinoa und eventuell auch mit Macadamianüssen und Pistazien könne<br />
ein Exportmarkt aufgebaut werden, so Solares. Allerdings seien die<br />
europäischen Schokoladen, wie z. B. die der Marke Lindt von so erlesener<br />
Qualität, dass es besonderer Anstrengungen bedürfte, um auf dem Markt<br />
des Alten Kontinents Fuß zu fassen.<br />
„Para Ti“ sieht sich als guter Arbeitgeber: Zur Zeit arbeiten 157<br />
Personen in der Fabrik, davon seien 85% Frauen. Alle Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter seien sozialversichert und gehören der Kooperative der<br />
Firma an, die zinsgünstig Kleinkredite vergibt und in speziellen Fällen<br />
den Familien der Firmenangehörigen finanzielle Unterstützung gewähren<br />
kann, so Solares weiter.<br />
Die Schokoladenfabrik hat von der sachkundigen Beratung durch<br />
holländische Experten profitiert. So konnten auch gebrauchte Maschinen<br />
für die Schokoladenproduktion in Europa günstig erworben werden. Die<br />
übrigen Maschinen der Firma sind „Marke Eigenbau“, bei denen der<br />
Bruder von Gastón Solares die Konstruktionspläne lieferte und Mechaniker<br />
in Sucre die Maschinen bauten.<br />
Alle Grundrezepte und alle Grundverfahren für die<br />
Schokoladenproduktion sind vor Ort entwickelt worden. Über Swiss<br />
Contact bekam die Firma dazu wertvolle Hinweise für die Produktion<br />
von Diätschokolade. Die Familie von Gastón Solares und die Familie<br />
Urriolagoitia haben weiterhin in den entscheidenden Bereichen einen<br />
großen Anteil an Aufbau und Organisation der Firma, die sich allerdings<br />
inzwischen offiziell SOLUR SRL. nennt. Streng genommen heißt also<br />
lediglich das Schokoladenprodukt „Para Ti“, doch die Firma wird in<br />
Sucre und anderswo längst mit diesem populären und einladenden Namen<br />
assoziiert.<br />
Gerd Mielke, Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Sucre<br />
*Das Buch von Gastón Solares Ávila, „Sucre, la ciudad del chocolate“, ist 2011 im Verlag TUPAC<br />
KATARI erschienen. Das Buch ist in den PARA TI-Filialen in Sucre zu kaufen. In La Paz und in<br />
anderen Staedten Boliviens ist das wohl schwieriger. PARA TI-Telefonverbindung in Sucre bei<br />
Interesse: 4-6455689<br />
Boliviens Schokoladenseiten 6<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
7<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Titel Titel<br />
Kakaoanbau in der tropischen Region von<br />
Cochabamba<br />
Die tropische Region von Cochabamba, auch bekannt als Chapare, ist<br />
seit den 50er Jahren eine Gegend gewesen, die von Menschen aus der<br />
Hochebene besiedelt wurde, in ihrer Mehrheit Bergbauarbeiter, die auf<br />
der Suche nach Wirtschaftschancen in einer Region mit einem starken<br />
agroökologischen Potential waren. Der Migrationsfluss war konstant und<br />
wurde durch Menschen, die von der politischen und wirtschaftlichen Krise<br />
der „strukturellen Anpassung“, die den Ländern der Region in den 90er<br />
Jahren von den internationalen Finanzinstitutionen auferlegt wurde, weiter<br />
genährt.<br />
Diese „neuen Siedler“ haben sich seit ihrer Niederlassung in der Region<br />
der Produktion von landwirtschaftlichen Produkten für den Eigenkonsum<br />
und die Versorgung der lokalen Märkte sowie dem in ihren Herkunftsorten<br />
traditionellen Kokaanbau gewidmet. Die Besiedlung der Region verlief in<br />
der ersten Phase ohne eine wirkliche Planung. Es entstanden Siedlungen,<br />
deren administrative Einteilung in die derzeitigen fünf Munizipien der<br />
Region (Villa Tunari, Chimoré, Puerto Villarroel, Entre Ríos y Shinahota)<br />
erst später erfolgte.<br />
Die landwirtschaftliche Entwicklung der Region, die Nutzung ihrer<br />
ökologischen Potentiale sowie die geographische Lage wurden größtenteils<br />
durch die Einführung der Politik der „Alternativen Entwicklung“<br />
strukturiert. Dies war eine Folge der Notwendigkeit, die Ausweitung<br />
des Kokaanbaus in der Region zu kontrollieren und zu begrenzen. Die<br />
Politik der „Alternativen Entwicklung“ zielte auf die Einführung von<br />
Anbauprodukten ab, die für den Export bestimmt waren, um die Einnahmen<br />
aus dem Kokaanbau während der Vernichtungsprozesse zu steigern und zu<br />
diversifizieren.<br />
Sowohl die Politik der „Alternativen Entwicklung“ als auch die Politik<br />
der „Integralen Entwicklung“ haben das tropische Gebiet von Cochabamba<br />
in eine der wichtigsten Wirtschaftsregionen Boliviens verwandelt, die<br />
mehr als 20.000 Hektar Bananen für den Export, mehr als 8.000 Hektar<br />
für die Ernte von Palmenherzen und fünf Verarbeitungsanlagen umfasst,<br />
neben den Pflanzungen von Ananas und Kaffee, tropischen Früchten,<br />
Zitrusfrüchten, der Fischzucht, landwirtschaftlichen Aktivitäten, der<br />
nachhaltigen Nutzung der Holzressourcen und natürlich dem Kakaoanbau.<br />
Der Kakao in der tropischen Region<br />
Die ersten Versuche der Einführung des Kakaos in der Region des<br />
Chapare erfolgten in den 70er Jahren. Diese ersten Anbauversuche waren<br />
jedoch aufgrund des hohen Krankheitsbefalls, der wiederum auf die<br />
hohen Niederschlagswerte in der Region zurückzuführen ist, nicht sehr<br />
vielversprechend. Die Projekte der internationalen Zusammenarbeit, die<br />
sich mit der Förderung und der Einführung des Kakaos beschäftigten,<br />
haben die Bildung von lokalen Produzentengruppen und –verbänden<br />
begünstigt, um die Aktivitäten im Rahmen der technischen Hilfe und des<br />
Follow-Up der Leitung der Plantagen zu optimieren.<br />
Auf diese Weise sind in der tropischen Region von Cochabamba<br />
48 Kakaoerzeugerverbände entstanden. Diese Verbände sind in einer<br />
Organisation zweiter Ebene zusammengeschlossen, die sich „Chocolate<br />
Tropical“ nennt. Die aktuelle Kakaoanbaufläche in der tropischen<br />
Region wird auf etwa 1.300 Hektar geschätzt. Etwa die Hälfte dieser<br />
Fläche wird von den fast 570 Familien, die sich zu „Chocolate Tropical“<br />
zusammengeschlossen haben, bewirtschaftet.<br />
Die Problematik des Kakaos in der tropischen Region<br />
Die Einführung des Kakaos in der Region erfolgte, ohne dass zuvor ein<br />
richtiger Test der an die klimatischen Bedingungen und Bodenbeschaffenheit<br />
am besten angepassten Sorten erfolgt wäre. Dies hat dazu geführt, dass<br />
es heute eine große Vielzahl unterschiedlicher Sorten und Klone auf den<br />
Parzellen gibt, die in vielen Fällen unproduktiv sind.<br />
Eines der Probleme des Kakaos ist sein 4-jähriger Produktionszyklus,<br />
der mit anderen Anbaukulturen wie Exportbananen, Palmenherzen und<br />
Koka nicht konkurrieren kann. Die Gärungs- und Trocknungsprozesse,<br />
die nach der Ernte des Kakaos erfolgen, sind ein weiteres Problem, das<br />
die Entwicklung dieser Anbaukultur einschränkt. Die genannten Prozesse<br />
sind für die Qualität des Endprodukts ausschlaggebend. Ein weiteres<br />
Problem des Sektors stellt die Tatsache dar, dass es in der Region keine<br />
Verarbeitungsanlage für das Grundprodukt bei Produkten wie Butter,<br />
Kakaoöl und -fett, Kakaopaste, Kakaopulver und Kakaolikör gibt, so dass<br />
das Grundprodukt außerhalb der Region verarbeitet werden muss.<br />
Schlussendlich gibt es keine nationale Politik oder Strategie, die den<br />
Kakao unterstützt, so dass er im wirtschaftlichen Kontext marginalisiert<br />
Boliviens Schokoladenseiten 8<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
9<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Titel Titel<br />
ist und auch beim Ministerium für landwirtschaftliche Entwicklung außen<br />
vor steht.<br />
Die Führung der Plantagen<br />
Der Anbau von Kakao erfolgt auf Parzellen, auf denen in einer ersten<br />
Saison Reis angebaut wurde. Vor dem Hintergrund des 3-jährigen<br />
Wachstumszyklus’ des Kakaos und dem Abstand zwischen den Pflanzen,<br />
wird die Parzelle genutzt, um andere Kulturen wie Mais, Maniok und<br />
Bananen anzubauen. Bei der Pflanzung des Kakaos werden gleichzeitig<br />
Pflanzen gesetzt, die Schatten spenden. Der Kakao wird also in einer<br />
Mischkultur angebaut.<br />
Die Produktion von Kakao beginnt im dritten Jahr nach dem Säen.<br />
Höchste Aufmerksamkeit erfordert auch das Trocknen der Bohnen, damit<br />
sich keine Pilze bilden, die die Qualität des Grundprodukts und folglich die<br />
Qualität des Endprodukts, d.h. der Schokolade, beeinträchtigen.<br />
Die Zukunftsaussichten des Kakaos in den Tropen<br />
DieVerfügbarkeitvonLandaufdenParzellenderMitgliedervon„Chocolate<br />
Tropical“ sowie die Verfügbarkeit von Land in der Region bestätigen die<br />
Möglichkeit einer Zunahme der Kakaoplantagen in der tropischen Region.<br />
Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Produkten für den nationalen<br />
Markt sowie für den Exportmarkt verzeichnete in den letzten Jahren trotz<br />
der Wirtschaftskrise in den Importländern eine sehr positive Dynamik.<br />
Ist der Kakao einmal gesät und trägt Früchte, reicht ab dem dritten<br />
Jahr die familiäre Arbeitskraft für die landwirtschaftlichen Praktiken<br />
im Rahmen der Führung der Plantagen (Beschneiden, mechanische<br />
Pflanzenschutzkontrolle, Unkrautkontrolle), die eine Anbaufläche von bis<br />
zu vier Hektar haben.<br />
Im Rahmen der Diversifizierung der Einnahmen der Produzenten<br />
kann der Kakao eine interessante Gelegenheit sein, wenn er in die<br />
anderen typischen Anbaukulturen der Region integriert wird. Sein<br />
Produktionszyklus von 15 Jahren und von vier bis sechs Monaten im Jahr<br />
garantiert konstante und regelmäßige Einnahmen.<br />
Alessandro Boccoli, Übersetzung Antje Linnenberg<br />
Sollte dieser Artikel ihre Neugier geweckt haben oder den Wunsch<br />
hervorrufen, Ihre Kenntnisse über die Situation des Kakaos in Bolivien<br />
zu vertiefen, ist die Lektüre des Buches “El Cacao en Bolivia: una<br />
alternativa económica de base campesina indígena” Heft Nr. 72 des<br />
Forschungszentrums CIPCA (Centro de Investigación y Promoción del<br />
Campesinado – www.cipca.org.bo) zu empfehlen, erhältlich bei Plural<br />
Editores.<br />
Boliviens Schokoladenseiten 10<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
11<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Titel Titel<br />
Wie funktioniert “Zertifizierung”?<br />
Erläuterungen am Beispiel der<br />
Ökolandwirtschaft<br />
In der Zertifizierung geht es, salopp gesagt, um die Umsetzung des<br />
Mottos: “Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser”1.<br />
Fachmännischer ausgedrückt klingt das dann in etwa so: “Allgemein<br />
versteht man unter Zertifizierung die Überprüfung von gesamten<br />
Unternehmen, Betriebsabläufen, Dienstleistungen oder Produkten auf<br />
die Erfüllung von bestimmten Kriterien hin (…) die Zertifizierung (der<br />
Konformität) ist eine Maßnahme durch einen unparteiischen Dritten<br />
(…), durch das dabei erlangte Zertifikat bestätigt die Organisation die<br />
Einhaltung der Normenvorgaben gegenüber Kunden, der Öffentlichkeit<br />
und den Mitarbeitern (…), was meist durch ein Gütesiegel oder -zeichen<br />
bestätigt wird” 2<br />
Diese aus der Welt der ISO-Normen3 zusammengestellten<br />
Definitionsbruchstücke beziehen sich nicht nur, wie man geneigt<br />
sein könnte anzunehmen, auf Unternehmen aus der Wirtschaft. Auch<br />
im landwirtschaftlichen Kontext gibt es zahlreiche und vielfältige<br />
Zertifizierungen auf Grundlage von staatlichen wie privaten Normen<br />
und Verordnungen sowie Kontrollsystemen und -mechanismen zur<br />
Überprüfung ihrer Einhaltung.<br />
Hauptaufgabe der Landwirtschaft ist es schließlich, unsere Ernährung<br />
sicherzustellen und zugleich die Gesundheit der Konsumenten zu<br />
schützen. Dabei ist Landwirtschaft eine Angelegenheit von Vertrauen und<br />
Kontrolle: das Vertrauen der Konsumenten in Nahrungsmittelproduzenten,<br />
die ihre Gesundheit zu schützen priorisieren und die Kontrolle, die von<br />
Dritten durchgeführt wird (die sog. Drittzertifizierung bzw. certificacion<br />
1 Redewendung, die angeblich vom russischen Politiker Lenin stammen soll. Will besagen, man<br />
soll sich nur auf das verlassen, was man nachgeprüft hat.. Der Ausspruch ist in seinen Werken<br />
nicht vorhanden und kann deshalb auch nicht offiziell bestätigt werden. Belegt dagegen ist, dass<br />
Lenin sehr häufig das russische Sprichwort „Vertraue, aber prüfe nach“ gebraucht hat. Quelle:<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Vertrauen_ist_gut,_Kontrolle_ist_besser!<br />
2 Quelle: http://www.quality.de/cms/lexikon/lexikon-z/zertifizierung.html<br />
3 Eine ISO-Norm ist eine von der Internationalen Organisation für Normung (ISO) publizierte<br />
Norm.<br />
por tercera parte z.B. durch den Staat mittels seiner Institutionen oder<br />
durch private Zertifizierungsfirmen), um zu überprüfen ob dem tatsächlich<br />
so ist. Das Ausmaß an Kontrollen bleibt jedoch nur auf Stichproben<br />
beschränkt. Vertrauen ist also zwangsläufig großgeschrieben, wenn es<br />
um Nahrungsmittel geht. In der Ökologischen Landwirtschaft ist es ein<br />
Hauptanliegen, dem Konsumenten gesundsheitsfördernde rückstandsfreie<br />
Nahrungsmittel anzubieten. Es handelt sich um eine Wirtschaftsform mit<br />
ganzheitlicher Betrachtung des Betriebsorganismus und seiner Kreisläufe.<br />
Ökoprodukte lassen sich vor allem dadurch charakterisieren, dass sie ohne<br />
Einsatz von Agrochemikalien und gentechnisch veränderten Organismen<br />
(Saatgut, etc.), unter Umweltschutzbedingungen und der Erhaltung und<br />
Förderung der Bodenfruchtbarkeit hergestellt werden.<br />
Ein ökologisch erzeugtes und zertifiziertes, mit Gütesiegel ausgestattetes<br />
Produkt kommuniziert dem Konsumenten, dass seine Herstellung<br />
unter Einhaltung von gesetzlichen und/oder privaten Normen und einer<br />
entsprechenden Konformitätskontrolle durch neutrale Dritte produziert<br />
wurde.<br />
WennineinerProduktionseinheitallestattfindendenProzesseregel-bzw.<br />
normenkonform durchgeführt wurden, bestätigen die Zertifizierungsfirmen<br />
dem Landwirt bzw. der Bauernorganisation diese Einhaltung der Richtlinien<br />
mittels eines Zertifikates. Erst dann darf das Produkt mit einem Gütesiegel<br />
ausgezeichnet werden. Gütezeichen aus dem Ökobereich sind somit ein<br />
Kommunikationsmittel, um dem Konsumenten mitzuteilen, dass er darauf<br />
vertrauen kann, dass, wo der Terminus “Öko” drauf steht, auch tatsächlich<br />
ein Ökoprodukt drin ist.<br />
Obwohl die Kontrolle der Normeneinhaltung nur stichprobenartig<br />
erfolgt, kann der Konsument in der Regel dennoch ein höheres Maß an<br />
Vertrauen entwickeln, denn Ökolandwirtschaft ist für die allermeisten<br />
Ökobauern Überzeugungssache bzw. eine Lebenseinstellung 4 . Wer diesen<br />
Weg beschreitet, unterschreibt innerlich und auch formell einen Vertrag<br />
(compromiso o contrato moral) mittels dessen er der konventionellen<br />
Landwirtschaft und auch der sogenannten Parallelproduktion 5 entsagt und<br />
sich stattdessen verpflichtet, sich einer Umstellungsphase zu unterziehen,<br />
um dann Schritt für Schritt alle Voraussetzungen zur zertifizierten<br />
Ökolandwirtschaft zu erfüllen.<br />
4 Auch im bolivianischen Gesetz zur Förderung des Ökolandbaus wird diese Erkenntnis zum<br />
Ausdruck gebracht: “La Agropecuaria Ecológica es la ciencia y el arte ( Art. 2 des Ley 3525).<br />
5 Parallelproduktion bedeutet die zeitgleiche Praxis konventioneller und ökologischer<br />
Landwirtschaft in ein und derselben Betriebseinheit, im zertifizierten Ökolandbau verboten.<br />
Boliviens Schokoladenseiten 12<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
13<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Zertifizierung in Bolivien<br />
Titel Titel<br />
Angeregt durch Organisationen der internationalen Zusammenarbeit und<br />
durch die Auslandsnachfrage nach ökologisch erzeugten Agrarprodukten,<br />
vor allem solchen, die man in Europa nicht anbauen kann, begannen sich<br />
hier in Bolivien Ende der 80er Jahre Bauern in Asociaciónes, Cooperativas<br />
und CORACAs zusammen zu schließen und gründeten auch kurz darauf<br />
die Asociación de Organizaciónes de Productores Ecológicos de Bolivia<br />
AOPEB 6 . Alles mit dem gemeinsamen Ziel, ökologisch erzeugten Kaffee,<br />
Kakao, Quinoa und wild gesammelte Paranüsse unter Erfüllung der damals<br />
geltenden internationalen Anbaunormen nach Übersee zu exportieren und<br />
dadurch einen höheren Preis zu erzielen.<br />
Wenn Mitglieder dieser exportierenden Genossenschaft das Wort<br />
“Zertifizierung” hören, denken sie höchstwahrscheinlich an zweierlei: an<br />
den Fairen Handel (Mercado solidario, Comercio Justo) 7 undanökologische<br />
Landwirtschaft. Kommt man näher auf das Thema zu sprechen, wird man<br />
irgendwann zu hören bekommen: “Mucha exigencia,, muy complicado,<br />
muy caro, mucho papeleo.”<br />
Da in der Zertifizierung Transparenz und Kontrolle eine Schlüsselfunktion<br />
inne haben, wird sie in der Praxis in sich ergänzender Tätigkeit zwischen<br />
dem Bauern, seiner Organisation und dem Zertifizierungsunternehmen<br />
durchgeführt. Zertifizierte Landwirtschaft, sei es im Fair Trade oder im<br />
Ökolandbau, erfordert in der Tat wie der bolivianische Bauer zurecht angibt,<br />
ein hohes Maß an Dokumentation und diese zu bewältigen ist für viele<br />
Bauern erfahrungsgemäß nicht immer einfach. Die Bauernorganisation<br />
muss ein internes Kontrollsystem aufbauen mit definierten Strukturen und<br />
Prozessen und Personen ausbilden, um die normgemäßenAnforderungen des<br />
Ökolandbaus in die Praxis umzusetzen, und die gesamte dies nachweisende<br />
Dokumentation in Zusammenarbeit mit dem Zertifizierer aufbauen.<br />
6 AOPEB ist der Dachverband der ökologischen Landbaubewegung Boliviens. Er feierte 2011<br />
seinen 20. Geburtstag.<br />
7 Beim Fair Trade geht es prioritär um die Einhaltung sozialer Prinzipien und Kriterien wie bspw.<br />
um die Gleichstellung von Mann und Frau, die Anwendung demokratischer und partizipativer<br />
Entscheidungsprozesse, speziell zur Festlegung der gemeinsamen Investition, die mit dem<br />
“Solidaritätszuschlag” getätigt werden soll. Diess ist für viele Bauern Anreiz sich mit diesem<br />
“Markt” auseinanderzusetzen und die Spielregeln einzuhalten.Neben den sozialen Kriterien gibt<br />
es für landwirtschaftliche Produkte auch produktionstechnische Kriterien, die zum Teil wenig<br />
abweichend oder gar identisch sind mit denen des Ökolandbaus. Hinter dem fairen Handel<br />
stehen vor allem private Träger- Organisationen (u.a. Kirchen) bzw.daraus hervorgehende<br />
internationale Netzwerke, wo unter Beteiligung der Bauern Regeln und Kriterien aufgestellt<br />
werden (Z. B. Fairtrade Labelling Organization) und deren Einhaltung durch spezialisierte<br />
Zertifizierungsunternehmen z.B. FLO CERT GmbH überprüft werden.<br />
Will beispielsweise die bolivianische Kakaobauerngenossenschaft<br />
“El Ceibo” ihren Kakao als ökologisch zertifizierten Kakao in die USA<br />
exportieren, müssen die in El Ceibo zusammen geschlossenen Bauern<br />
die dort geltenden NOP-Normen 8 erfüllen. Es geht darum, mittels<br />
einer lückenlosen Dokumentation die Transparenz im Warenfluss zu<br />
gewährleisten und unter Beweis zu stellen, sprich zu verhindern, dass<br />
plötzlich zehn Sack konventionell erzeugter Kakao auf dem Weg von<br />
Sapecho nach El Alto auf dem LKW landen, um dort in der Fabrik<br />
unzulässigerweise als Ökokakao verarbeitet zu werden.<br />
Fazit: Die Welt der Normen ist für viele Bauern hierzulande schwer<br />
verständlich und ihre Umsetzung kompliziert. Aber: Die Organisationen<br />
schaffenesdennochdieseweitestgehendeinzuhalten.SeitEndederachtziger<br />
Jahre exportieren sie unter Einhaltung der aktuellen internationalen Normen<br />
für zertifizierten Ökolandbau. Viele Organisationen erreichen zusätzlich<br />
auch noch die Fair-Trade-Zertifizierung. Die Konsumenten auf dem<br />
nationalen Markt gehen allerdings weitgehend leer aus. Dort wird kaum<br />
eines der ökologisch zertifizierten Exportprodukte angeboten. Stattdessen<br />
werden die Konsumenten in Bolivien mit Produkten und Begriffen<br />
konfrontiert wie agricultura tradicional, productos super-ecológicos,<br />
productos limpios etc., die frei nach Belieben ohne irgendwelche Kontrolle<br />
eingesetzt werden, meist einzig mit dem Ziel höhere Preise im Verkauf<br />
zu erlangen. Der Konsument ist dem Anbieter ausgeliefert, er kann ihm<br />
glauben und vertrauen oder auch nicht.<br />
Abhilfe soll diesbezüglich die neue, für den bolivianischen Markt<br />
entwickelte, nationale Norm für die Produktion, Transformation und<br />
Vermarktung von ökologischen Produkten schaffen , die das allgemeine<br />
Gesetz aus dem Jahr 2006 (Ley 3525) zur Förderung des Ökolandbaus<br />
präzisiert. Diese von der technischen Einheit des Nationalen Rates für<br />
ökologische Landwirtschaft (Unidad de Coordinación del Conseja<br />
Nacional de Producción Ecologica, UC-CNAPE) erarbeitete nationale<br />
Norm für partizipative Garantiesysteme (Sistemas Participativos de<br />
Garantía, SPG) orientiert sich an den internationalen Vorgaben der IFOAM<br />
für diese Zertifizierungsalternative. Ziel ist es vor allem ökologische<br />
8 Für die exportorientierten Länder sind die Ökoanforderungen der Importländer maßgeblich:<br />
Weltweit gesehen sind dies insbesondere die Verordnungen der Europäischen Union (die EG<br />
Nr. 889/2008 der Europäischen Kommission, deren Durchführungsverordnung EG Nr. 837/2007<br />
des Rates über ökologische Produktion und die Kennzeichnungsverordnung von ökologischen<br />
Produkten maßgebend. Diese lösen die vorherige Verordnung 2092/91 des Rates ab) in den USA<br />
die NOP und in Japan der JAS.<br />
Boliviens Schokoladenseiten 14<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
15<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Titel Titel<br />
Produkte zu günstigeren Konditionen und einem breiteren Publikum zur<br />
Verfügung zu stellen. Dies soll unter anderem. erreicht werden durch die<br />
Einbindung lokalerAutoritätspersonen der Munizipalregierung, der Bauern<br />
und der Konsumenten in die Zertifizierungsprozesse. Das gesamte lokale<br />
Alternativ- Zertifizierungssystem steht unter der Aufsicht der Nationalen<br />
Autoritätsbehörde (Autoridad Nacional Competente) SENASAG. Das ist<br />
der Servicio Nacional de Sanidad Agropecuaria e Inocuidad Alimentaria<br />
(Nationaler Service für Tiergesundheit und Lebensmittelunschädlichkeit),<br />
dem dieser Status von Gesetzes wegen (Ley 3525) zusteht. In absehbarer<br />
Zeit sollen die ersten Produkte mit den in dieser neuen Norm vorgesehenen<br />
Gütesiegel für Produkte in Umstellung (Producto en Transición) und<br />
Ökoprodukte (Productos Ecológicos) erscheinen. Wenn Sie also ein<br />
kontrolliertes zertifiziertes Ökoprodukt kaufen und einen Beitrag zum<br />
Wachstum dieser Wirtschaftsweise leisten wollen - die neben gesunden<br />
nahrhaftenErzeugnissendemLandaufdemWegzurNahrungsmittelautarkie<br />
verhelfen soll, die Umwelt zu schützen und den Klimawandel abzufedern ,<br />
dann halten Sie gemäß dem Motto “Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser”<br />
Ausschau nach den beiden Gütesiegeln des bolivianischen Staates!<br />
Helmut Jacob, Entwicklungshelfer GIZ in UC-CNAPE<br />
Sello Nacional para Productos Ecológicos y en Transición<br />
Bolivianischer Amazonas Kakao – ein<br />
vernachlässigtes Juwel<br />
Kakao, das Getränk der Götter (Übersetzung des wissenschaftlichen<br />
Namens heobroma cacao), war in alten Zivilisationen Lateinamerikas<br />
wie der Mayas und Azteken kein Massengut, sondern ein Luxusartikel,<br />
der der Adelsschicht vorbehalten war. Er wurde sogar als Zahlungsmittel<br />
verwendet.<br />
Der Kakaobaum wächst natürlicherweise im Unterbau vonAuenwäldern<br />
(Wälder im Einflussbereich von Flüssen) in der Amazonasregion sowie<br />
tropischen Waldregionen Zentralamerikas. Die Charakteristik dieser<br />
Wälder ist, dass sie durch zyklische Überflutungen oder starke Winde<br />
immer wieder erneuert werden und dadurch einer außerordentlichen<br />
Dynamik unterliegen.<br />
Durch gezielte Kreuzungen von Kakao unterschiedlicher Herkünfte<br />
wurden im Laufe der Zeit Hochertragssorten gezüchtet, die heute<br />
weitgehend im kommerziellen Anbau verwendet werden.<br />
Bereits im 19. Jahrhundert wurde der Kakaoanbau in Afrika eingeführt,<br />
zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewann der Kakaoanbau auch zunehmende<br />
Bedeutung in Asien.<br />
Mit Zunahme der ökonomischen Bedeutung des Kakao wurde der<br />
Anbau immer stärker intensiviert, mit dem Ziel, möglichst hohe Erträge<br />
zu erzielen. Dies erfolgte vor allem durch den schattenlosen Anbau in<br />
Monokultur. Die dadurch entstandenen Probleme, wie abnehmende<br />
Bodenfruchtbarkeit, Krankheiten, Schädlinge und sog. Unkräuter,<br />
versuchte man durch chemische Düngung, Pflanzenschutzmittel sowie<br />
Unkrautvernichtungsmittel in den Griff zu bekommen. Rentierte sich der<br />
Anbau nicht mehr, wurden die Plantagen aufgegeben und Neupflanzungen<br />
in frisch gerodeten Waldfächen angelegt.<br />
Der Kakaobaum, der natürlicherweise über hundert Jahre alt werden<br />
kann, wird im intensiven Erwerbsanbau kaum älter als 25 Jahre. Im<br />
Gegensatz zum Ölpalmen- und Gummianbau, der in industriellen großen<br />
Plantagenkulturen erfolgt, werden über 90% der Weltkakaoproduktion von<br />
Kleinbauern produziert.<br />
Boliviens Schokoladenseiten 16<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
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Boliviens Schokoladenseiten
Titel Titel<br />
Der Kakaoanbau wurde in Bolivien im Rahmen der Siedlungsprojekte<br />
tropischer Waldregionen des Chapare und desAlto Beni in den 1960er Jahre<br />
stark gefördert. Hierzu wurden Hochertragssorten aus Zentralamerika und<br />
Ecuador eingeführt. Obwohl Bolivien nachweislich eines der Genzentren<br />
von Amazonaskakao ist, wurde den einheimischen Kakaosorten kaum<br />
Beachtung geschenkt, da deren Früchte und Samen etwas kleiner sind<br />
als die der hochgezüchteten modernen Sorten. Im Alto Beni findet man<br />
lediglich bei den Ureinwohnern der Region - den Mosetenes - noch Reste<br />
von nativen Kakaobäumen.<br />
Was ist nun das besondere am bolivianischen Amazonaskakao?<br />
Der Schokoladenmarkt hat während der letzten 15 Jahre zunehmend<br />
Hochqualitätsprodukte entwickelt, für die spezielle Kakaosorten aus<br />
unterschiedlichen Anbauregionen benötigt werden. Der Amazonaskakao,<br />
der sich durch ein sehr feines Aroma und geringen Gehalt an Bitterstoffen<br />
auszeichnet, ist dadurch in den Blickpunkt der Chocolatiers gerückt.<br />
Im Gegensatz zu den eingeführten Kakaosorten, deren Ernte von April<br />
bis Oktober reicht, wird der Amazonaskakao zwischen Januar und April<br />
geerntet. Ab Mai, bedingt durch kühlere Temperaturen und einer hohen<br />
relativen Luftfeuchtigkeit, treten massive Probleme mit verschiedenen<br />
Pilzkrankheiten sowie Schadinsekten auf, die vor allem die Kakaofrüchte<br />
befallen und zu großen Ernteverlusten führen. Das heißt, dass der<br />
einheimische Kakao bereits geerntet ist, wenn die Probleme bei den<br />
eingeführtenSortengeradeerstbeginnen.Trotzweitverbreiteterorganischer<br />
Anbaumethoden im Alto Beni konnten viele dieser Anbauprobleme bisher<br />
nicht befriedigend gelöst werden.<br />
2011 wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes im Alto Beni<br />
damit begonnen, Wildkakaopflanzungen in der Region zu untersuchen,<br />
um Pflanzenmaterial für den experimentellen Anbau zu selektieren. Die<br />
Produktivität einer von Mosetenes vor über 50 Jahren angelegten Pflanzung<br />
war beeindruckend. Über 400 Kakaofrüchte pro Baum an den bis zu über<br />
neun Meter hohen Bäumen wurden gezählt. Moderne Sorten kommen<br />
trotz intensiver Pflege (und Einsatz von Agrarchemie) kaum über 60 bis<br />
80 Früchte pro Baum und dies auch nur während einiger weniger Jahre.<br />
Die einzige Pflegemaßnahme, die die untersuchte Pflanzung erfährt, ist<br />
das Mähen der Krautschicht vor der Ernte. Der Nachteil kleinerer Früchte<br />
und Samen des Amazonaskakaos wird kompensiert durch hohe Erträge,<br />
geringeren Pflegeaufwand, bessere Qualität und das Aufrechterhalten<br />
eines intakten Waldsystems. Und dies ohne Berücksichtigung der sehr<br />
viel höheren Preise, die für diesen Kakao bezahlt werden. Dazu können<br />
noch eine Vielzahl an Orangenbäumen, nativen Früchten sowie Bananen<br />
in diese Systeme integriert werden.<br />
Ausblick<br />
Die Vernichtung großer Teile der tropischen Regenwälder ermöglicht heute<br />
nicht mehr, neue Waldgebiete für den Kakaoanbau zu roden. Dies führt<br />
dazu, dass der Kakaoanbau durch eine nicht nachhaltige Produktionsweise<br />
weltweit in eine tiefe Krise geraten ist, ausgelöst durch den Befall von<br />
Krankheiten, Schädlingen sowie abnehmender Bodenfruchtbarkeit. Auch<br />
der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel sowie Düngemittel konnte<br />
bisher keine Abhilfe all dieser Probleme schaffen.<br />
Durch das Experimentieren mit alternativen Anbaumethoden<br />
verschiedener Institutionen im Alto Beni während der letzten 25 Jahre<br />
konnten Wege aufgezeigt werden, wie eine dauerhafte und hochproduktive<br />
Kakaoproduktion (sowie anderer landwirtschaftlicher Kulturen) ohne<br />
jeglichen Einsatz von chemischen Hilfsmitteln möglich ist. Die mittlerweile<br />
über 15jährige Erfahrung im Anbau von dynamischen Agroforstsystemen<br />
in der Region hat gezeigt, dass landwirtschaftliche Produktion in tropischen<br />
Waldregionen auch ohne deren Zerstörung möglich ist. Im Falle des<br />
Kakaoanbaus muss man sich nur die natürlichen Ökosysteme anschauen,<br />
in denen der Kakao natürlicherweise wächst, und versuchen diese zu<br />
verstehen. Vereinfacht beschrieben bedeutet das:<br />
• Anbau unter möglichst naturnahen Bedingungen, also Kakao<br />
im unteren Stockwerk des Waldes, Obstbäume im mittleren<br />
Bereich und im oberen Stockwerk hochwachsende Bäume,<br />
die zumeist auch zu den Edelholzarten gehören.<br />
• Je höher die Artenvielfalt ist, desto stabiler ist das gesamte<br />
System.<br />
• Die natürliche Dynamik des Auenwaldes (Sturm,<br />
Überschwemmungen) wird durch Auslichten und durch<br />
Beschneiden der Schattenbäume simuliert.<br />
• Das dadurch anfallende Astmaterial reichert den Boden<br />
mit organischem Material an, welches wiederum durch<br />
Boliviens Schokoladenseiten 18<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
19<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Titel Titel<br />
Bodenorganismen in Nährstoffe für den Kakaobaum<br />
umgewandelt wird.<br />
• Anstatt die krankheits- und schädlingsanfälligen<br />
Hochleistungssorten zu verwenden, sollte man verstärkt<br />
wieder mit angepassten lokalen Kakaosorten arbeiten.<br />
Die Amazonasregionen Boliviens werden niemals mit den<br />
Massenproduktionsländern von Kakao wie der Elfenbeinküste, Ghana oder<br />
Indonesien konkurrieren können. Daher sollte man sich vielmehr auf die<br />
eigenen Stärken und Ressourcen konzentrieren und den Anbau von Kakao<br />
höchster Qualität in Waldgartensystemen fördern. Das Resultat wäre die<br />
Erhaltung von höchst diversen und produktiven Agroökosystemen die dem<br />
natürlichen Amazonaswald recht nahe kommen und eine größere Vielfalt<br />
von anderen Produkten (Früchte, Nüsse, Ölfrüchte, Fasern), sowohl zur<br />
Eigenversorgung als auch zum Verkauf produzieren würden.<br />
Unter ökonomischen Gesichtspunkten würde der Kakao dann anstatt<br />
20 bis 25 Jahre lang unter Einsatz teurer Agrarchemie, wie sie vor allem<br />
in Afrika und Asien eingesetzt wird 60, 80 oder gar 100 Jahre lang gute<br />
Erträge liefern, ohne dass dabei die eigene Lebensgrundlage des Menschen<br />
– der Wald und fruchtbarer Boden – zerstört werden würde.<br />
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El Ceibo – eine Erfolgsgeschichte nicht nur<br />
für gute Schokolade<br />
Wie alles begann<br />
Mit der Revolution von 1952 wurde der Alto Beni als Kolonisationsgebiet<br />
vonderRegierungausgeschrieben.JederabwanderungswilligeBergarbeiter<br />
oder Hochlandbauer erhielt in der tropischen Region 12 Hektar Land,<br />
gelegen auf 450-600 Meter über Meeresniveau und besonders geeignet<br />
für den Kakaoanbau. Zusätzlich zu dem zu bestellenden Land stellte die<br />
Regierung Kakaopflänzlinge bereit. Diese erste Kolonisierungswelle<br />
in den 60er Jahren setzte sich aus Aymara wie Quechua sprechenden<br />
Hochlandbewohnern zusammen. Die Regierung organisierte die<br />
Produzenten in einer Kooperative unter dem Namen „Alto Beni“. Dieser<br />
erste Versuch scheiterte. Viele wanderten ab. Die verbleibenden Bauern<br />
waren ratlos, an wen sie ihre Produktion verkaufen sollten. Aus dieser<br />
Notlage geboren, begannen sich einige Kakaobauern aus eigenem Antrieb<br />
zu organisieren. Kleine Gruppen von zwölf bis max. 30 Bauern schlossen<br />
sich zusammen. Im Februar 1975 gründeten zwölf dieser lokalen Initiativen<br />
die Kooperative „El Ceibo“ als ihren `Dachverband`. Den Ceibo, eine<br />
nahezu unverwüstliche lokale Baumart, der immer wieder ausschlägt,<br />
wenn man ihn fällt, wählten sie zu ihrem Symbol – genauso wie ein Ceibo,<br />
wollten sie die Zukunft meistern.<br />
El Ceibo wächst<br />
Ungefähr 300 Kakaoproduzenten bilden heute den Kern der Kooperative,<br />
die sich nach wie vor auf Alto Beni beschränkt. Ihrem Streben<br />
nach besserer Qualität, gutem Management und gewinnbringender<br />
Vermarktung trugen sie Rechnung, indem sie sich Beratung suchten. Seit<br />
1981 arbeiten Fachkräfte des DED mit den Mitgliedern von El Ceibo.<br />
Aus- und Fortbildung in Buchhaltung, interner Kontrolle, Vermarktung<br />
oder Qualitätsmanagement (hier besonders Zertifizierung als organischer<br />
Kakao) werden angeboten. Um den Absatz der Kakaoproduktion zu<br />
sichern, beschließt die Kooperative schließlich ihre eigene Vermarktung<br />
aufzubauen und die Kakaobohne weiterzuverarbeiten bis hin zu dem<br />
Endprodukt, der Herstellung von hochwertiger Schokolade.<br />
Boliviens Schokoladenseiten 20<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
21<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Titel Titel<br />
Die Rohware kauft El Ceibo direkt bei den Bauern auf und bringt sie<br />
mit zwei firmeneigenen Lastwagen in die Produktionsanlage in El Alto.<br />
Bis in die 90er Jahre produziert El Ceibo Kakaomasse und Bohnen für den<br />
internationalen Markt (75% der Gesamtproduktion werden ins europäische<br />
Ausland exportiert). Seit 2000 erfährt der lokale Markt mit eigenen<br />
weiterverarbeiteten Produkten wie Müsli-, Amaranth- und Quinoariegeln<br />
mehr Beachtung. Eigene Verkaufsläden entstehen. Seit 2010 werden nur<br />
noch 25% exportiert. Die Nachfrage übersteigt das Angebot von El Ceibo<br />
bei weitem. Speziell für den Export wird allerdings die hochwertige 75%<br />
kakaohaltige Schokotafel hergestellt. GEPA, Naturland, Rapunzel, Fair<br />
Trade, Claro - es gibt kaum eine Dritte-Weltladenkette in Europa, die nicht<br />
El Ceibo vermarktet.<br />
Das Geheimnis von El Ceibo – seine Organisationsstruktur<br />
Heute fühlen sich die Mitarbeiter von El Ceibo als stolze Mitglieder einer<br />
wohlhabenden Kooperative. Ihr Ziel ist es, sichereArbeitsplätze zu schaffen<br />
und Gewinne wie Sozialleistungen für alle Mitglieder zu erwirtschaften.<br />
Insgesamt sind es 1200 Mitglieder – Bauern, Arbeiter und Angestellte, die<br />
sich in ihren Aufgaben abwechseln. Es besteht das Prinzip der Rotation. So<br />
kann ein Mitglied vier Jahre als Vermarktungsdirektor arbeiten, kehrt dann<br />
aber auf seine Kakaoparzelle zurück, um sie als Bauer zu bearbeiten. Erst<br />
seit wenigen Jahren schließt das Rotationsprinzip qualifizierte Fachkräfte<br />
ein, da die Kinder der ersten Generation zum Studium angehalten wurden<br />
und jetzt zunehmend mit Studienabschluss das Management der Firma<br />
stellen. Bisher waren alle Gehälter gleich. Um Anreize zum Studium<br />
für die Kinder der Kooperativmitglieder zu schaffen, erhält heute ein<br />
Mitarbeiter mit Hochschulabschluss bei gleicher Anstellungsdauer 150,-<br />
US Dollar zusätzlich als Lohn ausbezahlt. Mit Ausbildungsinstitutionen<br />
wie der UMSA besteht ein Abkommen zur Qualifikation von Mitgliedern<br />
der Kooperative.<br />
Wichtige Entscheidungen werden auf Vollversammlungen getroffen, die<br />
dreimal im Jahr stattfinden. Dabei geht es um die Aufteilung der Gewinne<br />
und die Rücklagenbildung (45%). Zudem verfügt die Kooperative u.a.<br />
über ein System der betrieblichen Altersversorgung, der Vergabe von<br />
Krediten (bis zu 3000 US Dollar für produktive Investitionen pro Mitglied)<br />
und ein Agroforst Beratungsinstitut. Ein Teil der Gewinne wird zudem in<br />
Immobilien angelegt wurde. So verfügt El Ceibo in zentraler Lage in El<br />
Alto über zwei Gebäudekomplexe, die an Geschäftsleute vermietet werden.<br />
Die Zukunft von El Ceibo<br />
Zurzeit sind es drei Groß-Projekte die El Ceibo in Atem halten: eine neue<br />
Produktionsstraße mit italienischen Maschinen soll in wenigen Wochen<br />
eingeweiht werden, ein neuer Gebäudekomplex befindet sich im Rohbau,<br />
der für weitere Mieteinnahmen sorgen soll und die Produktion von<br />
Kakaobohnen im Alto Beni soll gesteigert werden.<br />
Boliviens Schokoladenseiten 22<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
23<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Titel Titel<br />
Bisher wird Kakao auf einer Fläche von rund 4700 Hektar durch<br />
Mitglieder der Kooperative angebaut. Geerntet werden pro Jahr rund 960<br />
Tonnen. Da die Kooperative nicht über Alto Beni hinaus wachsen will, sind<br />
es die noch nicht organisierten Kakaobauern in der Region, die organisch<br />
produzieren und den Qualitätsansprüchen genüge leisten, die angeworben<br />
werden. Zudem erhofft sich die Kooperative eine deutliche Steigerung der<br />
Produktivität pro Hektar.<br />
Claudia Maennling<br />
Handbemalte Pralinen - Bubba’s kleiner<br />
Unterschied<br />
Bubba’s Chocolatier entstand vor acht Jahren in La Paz, als Monica Bubba<br />
in ihrer Küche mit der Zubereitung von Trüffeln begann. Hochwertige<br />
Zutaten, ausgefallene Kombinationen von Schokoladen, Früchten und<br />
Nüssen ohne den üblichen Zusatz von Konservierungsstoffen oder<br />
künstlichen Aromen charakterisieren ihre Pralinen. Zudem sehen die<br />
Pralinen hübsch aus, sind handbemalt in Farben, die Assoziationen zu den<br />
unterschiedlichen Geschmacksrichtungen freisetzen. Ein künstlerisches<br />
Produkt - ein Hobby. Als immer mehr Freunde, Nachbarn und Kollegen<br />
ihre leckeren Erzeugnisse nachfragen, entschließt sie sich, zuhause in San<br />
Miguel ein kleines Ladengeschäft zu eröffnen. Als Monika Bolivien aus<br />
persönlichen Gründen verlassen muss, überlässt sie ihr Geschäft ihrer<br />
Cousine Adriana Quevedo und deren Ehemann Gonzalo Acebey. Mit<br />
viel Liebe zum Detail gelingt es den beiden zu expandieren: heute gibt es<br />
Verkaufsläden in La Paz, Cochabamba, Santa Cruz, Sucre und Tarija.<br />
Für die Exzellenz in ihrer Schokoladenproduktion wird Bubba’s 2008<br />
von der World Confederation of Business ausgezeichnet. Im gleichen<br />
Jahr wird ihr zudem der Bizz Awards verliehen, als herausragendes<br />
Unternehmen in Bolivien im Bereich der Nahrungsmittelindustrie.<br />
Boliviens Schokoladenseiten 24<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
25<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Titel Titel<br />
Abgesehen von der Qualität der Pralinen werden auch neue Trends in<br />
der Verpackung berücksichtigt. Da Bubba’s Pralinen oftmals verschenkt<br />
werden, spielt die Verpackung eine bedeutende Rolle. So kann sich der<br />
Käufer für orange-braune oder zebraähnliche schwarz-weiße Verpackungen<br />
entscheiden. Zum Transport gibt es Einkaufstüten aus Altpapier mit dem<br />
Aufdruck der Marke.<br />
Bubba’s Ziel ist es, Zutaten aus organisch kontrolliertem Anbau und aus<br />
lokaler Produktion zu beziehen. Nur in Ausnahmefällen werden Zutaten<br />
importiert. Die naturbelassenen Zutaten umfassen nicht nur Kakao,<br />
sondern Himbeeren, Brombeeren, Feigen, Rosinen, Maracuja, Guayaba,<br />
Limonen, Orangen, Chili, Tee und Café. Mehr als 50 verschiedene<br />
Geschmacksrichtungen werden hergestellt. Zudem verwendet Bubba<br />
saisonbedingte Früchte wie z.B. Ananas, Mandarine, Kinotoa, Guinda<br />
und Quitte und sorgt so auch jahreszeitlich für ein abwechslungsreiches<br />
Angebot an Geschmacksrichtungen. Produktpalette und Designs der<br />
Pralinen werden kontinuierlich weiterentwickelt.<br />
Dies ist der kleine Unterschied zu anderen Schokoladen.<br />
Geschmacksvariationen und höchste Qualität durch Handarbeit,<br />
ausgefallene Dekors und eine elegante Verpackung – der Kunde stellt<br />
individuell „seine“ Bonboniere zusammen.<br />
Claudia Maennling<br />
Chocolandia<br />
Wir sitzen in einer Ecke hinter dem Tresen von „Chocolandia“ in San<br />
Miguel. Um uns herum Stimmengewirr und ein Gerüche-Gemisch von<br />
Gummibärchen, Schokolade, Pfefferminzbonbons und eben allem, was der<br />
kleine Laden in seinen durchsichtigen Vitrinen, abgewogen nach Gramm<br />
oder bereits verpackt bereithält. Karina Kautsch, die mit Mutter, Tante und<br />
Schwester „Chocolandia“ betreibt und das Unternehmen „Belmore“ führt,<br />
berichtet, wie es mit dem Geschäft begann:<br />
MoBla: Seit wann gibt es „Chocolandia“?<br />
Karina Kautsch: Seit 1993; das erste Geschäft befand sich hier in der<br />
Nähe, aber es war wirklich winzig – wir hatten ungefähr fünf Sachen<br />
zu verkaufen, das meiste davon war „Formschokolade“, handwerklich<br />
hergestellt. Unser erstes Weihnachtsgeschäft lief gleich sehr gut, und so<br />
konnten wir beginnen, auch aus den USA und Europa zu importieren. Drei<br />
Jahre später zogen wir um, das Geschäft wuchs. Und vor sechs Jahren bot<br />
sich dann die Gelegenheit, die Firma „Belmore“ zu kaufen, deren Produkte<br />
wir vorher schon im Sortiment hatten.<br />
Ein großer Schritt!<br />
Ja, vor allem weil die Fabrik schon ungefähr vierzig Jahre alt war, immer<br />
dieselben Leute beschäftigt hatte und es eigentlich keinerlei Entwicklung<br />
unter dem vorherigen Eigentümer gegeben hatte, der schon recht alt war.<br />
Es gab kaum Maschinen, im Prinzip wird jedes Stück von „Belmore“ noch<br />
per Hand hergestellt, was natürlich nicht sehr rentabel ist.<br />
Und das soll sich jetzt ändern?<br />
Wir wollen einiges an Maschinen anschaffen, um Schokolade auch<br />
maschinell herzustellen, das ist unser Traum; leider sind diese Maschinen<br />
so ungefähr das teuerste, was man sich vorstellen kann. Aber das Ziel ist<br />
auf jeden Fall, die Produktion zu steigern.<br />
Boliviens Schokoladenseiten 26<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
27<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Wer sind Ihre Kunden?<br />
Titel Titel<br />
Hier in San Miguel vor allem Kinder, die ihre fünf Bolivianos für Süßigkeiten<br />
ausgeben; aber auch Jugendliche, die immer wieder das eine oder andere<br />
Geschenk für ihre Freundin kaufen, oder ein Geburtstagsgeschenk. Oben<br />
in dem Geschäft am Prado gibt es eher ältere Kunden, die in den Büros in<br />
der Nähe arbeiten.<br />
Und bestimmt ist das Geschäft jahreszeitenabhängig?<br />
Natürlich, Weihnachten, Ostern, Tag des Kindes, Muttertag, Vatertag – wir<br />
haben für jede Jahreszeit und viele Feiertage ein besonderes Sortiment.<br />
Zum Glück gibt es in Bolivien ja so viele besondere Tage!<br />
Vorher haben wir auch viel aus Deutschland importiert – Ritter-Sport,<br />
Haribo, Marzipan aus Lübeck, aber durch die Lebensmittelkontrolle ist<br />
das in den letzten drei Jahren fast unmöglich geworden. Wir werden aber<br />
jetzt wieder versuchen, das richtige deutsche Haribo, Lakritze vor allem,<br />
einzuführen.<br />
Ihr Name klingt sehr deutsch…<br />
Mein Vater ist Österreicher, aber er sprach nie mit uns deutsch, wir<br />
waren auch nicht auf der deutschen Schule. Aber wir kannten natürlich die<br />
deutschen Schokoladen … und er hilft mir mit dem Deutschen und den<br />
Kontakten nach Deutschland. Ihm gehört das Eisenwarengeschäft, das Sie<br />
vielleicht kennen.<br />
Woher beziehen Sie den Kakao?<br />
Von kleinen und sehr kleinen Produzenten in den Yungas, verarbeitet wird<br />
dann in der Fabrik in Villa Fatima – viel professioneller als früher, aber es<br />
fehlt noch an vielem.<br />
Hat sich der Markt in Bolivien sehr verändert?<br />
Die Kunden sind sehr viel informierter und anspruchsvoller als früher; sie<br />
suchen ganz gezielt Produkte mit 70% Kakaoanteil oder ohne Zucker, für<br />
Diabetiker, oder bestimmte Marken, während sie früher so ziemlich alles<br />
aßen, Hauptsache, es schmeckte nach Schokolade. Und es gibt natürlich<br />
viel mehr Produzenten, die sehr gute Ware herstellen. Schokolade ist auch<br />
in Bolivien zur Modeware geworden.<br />
Welche Süßigkeit schmeckt Ihnen am besten?<br />
Ich brauche eigentlich gar nichts Süßes, da bin ich eher für Pommes Frites…<br />
Nein, im Ernst, mir schmeckt Ritter Sport sehr gut, wo Sie danach fragen.<br />
Es gibt da so 250-Gramm-Tafeln, die wollen wir auch wieder anbieten…<br />
Das Gespräch führte Benita Schauer<br />
Boliviens Schokoladenseiten 28<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
29<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Neues von <strong>CCA</strong> und CEA Neues von <strong>CCA</strong> und CEA<br />
Bericht des Präsidenten an die Ordentliche<br />
Generalversammlung der Deutschen<br />
Kulturgemeinschaft am 20. April 2012<br />
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder,<br />
Ich möchte Ihnen jetzt meinen Bericht für den Zeitraum vom 16. April<br />
2011 bis zum 20. April 2012 vorlegen.<br />
Die Deutsche Kulturgemeinschaft zählt heute 90 Mitgliederfamilien.<br />
Trotz ständiger Bemühungen und trotz starker Unterstützung seitens<br />
verschiedener Direktoriumsmitglieder, sowie der Kommission “Werbung<br />
neuer Mitglieder”, Verschicken von Werbebroschüren, diverser Artikel im<br />
<strong>Monatsblatt</strong> und Informationen und Werbung bei verschiedenen Events<br />
und Sonderveranstaltungen für “Neuankömmlinge” ist es uns leider nicht<br />
gelungen, unsere Mitgliederzahl zu erhöhen, aber sie konnte durch neue<br />
Mitglieder gehalten werden. Unsere Bitte heute an Sie, helfen Sie uns bei<br />
diesem Vorhaben durch Werbung in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis.<br />
Wir hatten in den vergangenen zwölf Monaten leider den Tod von zwei<br />
Mitgliedern unserer Gemeinschaft zu beklagen. Ich bitte Sie, sich im<br />
Gedenken der Verstorbenen zu erheben: Es wurden auf dem Deutschen<br />
Friedhof beerdigt:<br />
Frau Ana Maria Mercedes Carlessi de Goldschmidt, 65 Jahre, am 26.<br />
November 2011<br />
Frau Margarita María del Rosario Flossbach de Kyllmann, 70 Jahre, am<br />
8. März 2012<br />
In Deutschland verstarben unsere langjährigen Mitglieder Kai Rohkohl<br />
und Gerhard Ehmann, ehemaliger Lehrer der Deutschen Schule Mariscal<br />
Braun, La Paz.<br />
Ich danke Ihnen.<br />
1.- Veranstaltungen:<br />
Am Freitag den 9. September 2011 wurde im Restaurant des Deutschen<br />
Klubs der Film SONNENALLEE gezeigt. Die Beteiligung war<br />
erfreulicherweise gut.<br />
Am Samstag den 8. Oktober 2011 richtete der Deutsche Klub zusammen<br />
mit der Deutschen Botschaft und der Deutschen Kulturgemeinschaft<br />
das jährliche Oktoberfest aus. Die Beteiligung, besonders unserer<br />
bolivianischen Freunde war sehr groß. Bei typisch bayrischem Essen,<br />
Volkstänzen der Schulen Ave Maria und der Deutschen Schule Mariscal<br />
Braun sowie mehrerer bolivianischer Bands war für beste Unterhaltung<br />
und noch bessere Stimmung gesorgt, bis in die frühen Abendstunden.<br />
Ebenfalls im Oktober organisierte der Deutsche Klub in Zusammenarbeit<br />
mit dem <strong>CCA</strong> das Sankt- Martinsfest, mit großem Erfolg.<br />
Am Sonntag, den 13. November 2011 gedachten wir auf dem Deutschen<br />
Friedhof in Villa Copacabana anlässlich des Volkstrauertags der Gefallenen<br />
der beiden Weltkriege sowie der Opfer des Nationalsozialismus und der<br />
Gewaltherrschaft. Es wurden von kirchlicher Seite eine ökumenische<br />
Andacht und durch die Botschaft eine kurze Rede gehalten und am<br />
Denkmal des unbekannten Soldaten Kränze niedergelegt. Anschließend<br />
besuchten wir dann noch den jüdischen Friedhof und legten auch dort<br />
einen Kranz nieder.<br />
Am 16. Februar 2012 boten wir in Zusammenarbeit mit dem Goethe-<br />
Institut und dem Deutschen Klub im dortigen Restaurant den Film DR.<br />
KETEL an. Unser Dank geht an Herrn Helmut Raffel, der den Film<br />
vorführte und kommentierte. Die Beteiligung war eher durchwachsen.<br />
Am 22. März fand im Goethe-Institut und in Zusammenarbeit mit der<br />
Deutschen Botschaft ein “Deutscher Tag” statt, nach langer Zeit wieder<br />
einmal ein Treffen der deutschen Institutionen aus La Paz, Cochabamba<br />
und Santa Cruz. Nach kurzer Vorstellung aller Anwesenden kam es zu<br />
einem regen Gedanken- und Erfahrungsaustausch und es wurden die<br />
Weichen gestellt für eine engere Vernetzung und Zusammenarbeit.<br />
Am 24. März 2012 lud dann das Direktorium der Deutschen<br />
Kulturgemeinschaft seine Mitglieder und Freunde und diesmal auch die<br />
neu angekommenen Lehrkräfte der deutschen Schule in die Gartenanlagen<br />
des Deutschen Klubs zum schon traditionellen Jahresempfang ein. Bei<br />
herrlichem Wetter war die Beteiligung zufriedenstellend, und erfreulich<br />
war die große Anzahl von Kindern, für die wir ein umfangreiches<br />
Unterhaltungsprogramm organisiert hatten, das auch gut bei den Eltern<br />
und den Kleinen ankam.<br />
Boliviens Schokoladenseiten 30<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
31<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Neues von <strong>CCA</strong> und CEA Neues von <strong>CCA</strong> und CEA<br />
Am Sonntag den 1. April 2012 fand der schon lange geplante Tag der<br />
offenen Tür auf dem Deutschen Friedhof für die Mitglieder des <strong>CCA</strong><br />
statt. Nach einer kurzen Ansprache des Präsidenten stellte der Leiter der<br />
Friedhofskommission, Herr Bernd Stahmer, die Neu- und Umbauarbeiten,<br />
sowie alle durchgeführten Verschönerungen vor. Die Besucher waren des<br />
Lobes voll und beglückwünschten das Direktorium und Herrn Stahmer<br />
für die geleistete Arbeit. Unser Friedhof ist eine echte Oase der Ruhe und<br />
Besinnung geworden.<br />
2.- Sozialarbeit<br />
Der <strong>CCA</strong> unterstützt nach wie vor die Stiftung ARCO IRIS monatlich mit<br />
einer nicht unerheblichen Summe für die dort betreuten Straßenkinder.<br />
Zu Weihnachten wurden ältere Mitglieder, bedürftige Landsleute und<br />
religiöse Institutionen mit Aufmerksamkeiten bedacht, was mit großer<br />
Freude aufgenommen wurde.<br />
Seit kurzer Zeit unterstützen wir auch die “Damas voluntarias<br />
alemanas”, die sich schon jahrzehntelang unermüdlich um die bedürftigen<br />
Kleinen im Kinderkrankenhaus kümmern.<br />
Wir denken, dass es sich hier um gute und notwendigeAktionen handelt.<br />
Ich bedanke mich hier besonders bei den beiden Claudias, Wilker und<br />
Renard.<br />
3.- Kommission “Neue Projekte”<br />
Die Kommission unter Leitung von Herrn Dr. Dieter Hausherr erledigte<br />
verschiedene Umbauarbeiten (Raum für den Server der Schule, neues<br />
Heizungssystem und Klimaanlage).<br />
Weiterhin mussten wir aus Sicherheitsgründen und um die Kinder vor<br />
der Einsturzgefahr zu schützen, eine größere Fläche der Stützmauer zum<br />
Nachbargrundstück erneuern, weil Baumwurzeln unsere Mauer beschädigt<br />
und weggedrückt hatten. Auch sonst kamen wir allen notwendigen<br />
Reparaturarbeiten nach.<br />
4.- Friedhof<br />
Wie immer wurden die notwendig gewordenen Reparatur- und<br />
Instandsetzungsarbeiten erledigt.<br />
Es wurden die Möbel für den Anbau hinter der Kapelle in Auftrag<br />
gegeben und inzwischen auch installiert. Die Trauergäste für unsere<br />
Verstorbenen haben nun eine Ruhezone für schwierige Momente.<br />
5.- <strong>Monatsblatt</strong><br />
Unser <strong>Monatsblatt</strong> erfreut sich ständig wachsender Beliebtheit, in ganz<br />
Bolivien und auch bei den alten “Bolivianern” im Ausland. Wir hören von<br />
allen Seiten nur Gutes und sind mit Recht stolz.<br />
Deshalb will ich mich hier bei allen Redaktionsmitgliedern und<br />
ehrenamtlichen Mitarbeitern und auch bei unseren Exmitgliedern im<br />
Ausland, die uns immer wieder mit aktuellen und vielseitigen Beiträgen<br />
erfreuen, ganz herzlich bedanken.<br />
Die erste Ausgabe des <strong>Monatsblatt</strong>s ist pünktlich Ende März bei<br />
unseren Mitgliedern eingetroffen und ist wieder sehr lesenswert geraten.<br />
Mein besonderer Dank geht an die gesamte Redaktion und an unser<br />
Direktoriumsmitglied Sohrab Tawackoli.<br />
Abschließend wende ich mich an die in die Deutsche Schulgemeinschaft<br />
entsandten Direktoriumsmitglieder, Frau Dörte Schilling, Herrn Wolfgang<br />
Ohnes und Herrn Hans Jürgen Heinze und danke ihnen für ihren<br />
beispielhaften Einsatz und die aktive Mitarbeit im Interesse des <strong>CCA</strong>.<br />
Weiter möchte ich mich noch bei allen Mitgliedern des Direktoriums<br />
recht herzlich bedanken. In der heutigen, schnelllebigen Zeit ist es<br />
nicht immer selbstverständlich, dass sich Mitglieder ehrenamtlich zur<br />
Verfügung stellen trotz Doppel- und manchmal auch Dreifachbelastung<br />
in Familie, Beruf und Freizeitbeschäftigungen. Deshalb, Hut ab, meine<br />
Damen und Herren. Mein Dank gilt auch der Deutschen Botschaft für ihre<br />
Unterstützung.<br />
Speziell wende ich mich hier an Herrn Andreas Schröder, der immer ein<br />
offenes Ohr für unsere Sorgen hatte und uns mit Rat und Tat zur Seite stand.<br />
Der gute Andreas wird uns nun bald aus dienstlichen Gründen verlassen,<br />
und ob er es glaubt oder nicht, wir werden ihn sehr, sehr vermissen.<br />
Weiter danke ich unseren Angestellten in der Verwaltung, besonders<br />
Herrn Lic. Miguel Lazarte, der Deutsch-Bolivianischen Industrie- und<br />
Handelskammer, den Kirchen beider Konfessionen, den Schwestern der<br />
Schule Ave Maria, dem Goethe-Institut und hier besonders Herrn Michael<br />
Boliviens Schokoladenseiten 32<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
33<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Neues von <strong>CCA</strong> und CEA Neues von <strong>CCA</strong> und CEA<br />
Friedrich und allen anderen deutschen Institutionen für ihre Hilfe und die<br />
gute Zusammenarbeit.<br />
Sollten Sie noch direkte Fragen zu meinen Bericht haben, stehe ich<br />
Ihnen gern zur Verfügung.<br />
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
(Friedrich Ohnes, Vorsitzender des <strong>CCA</strong>)<br />
Liebe Mitglieder der Schulgemeinschaft,<br />
angesichts der schon fortgeschrittenen Zeit unser auf das Wesentliche<br />
gekürzter Jahresbericht zum Schuljahr 2011:<br />
Zur allgemeinen Situation der Schule kann bisher berichtet werden,<br />
dass uns die sog. Erziehungsreform bis zum heutigen Tage weitgehend<br />
unberührt gelassen hat. Die in unserem letzten Jahresbericht erwähnten<br />
Inkrongruenzen der Erziehungsreform bestehen weiterhin, die bisher<br />
auszumachenden Lehrpläne sind nun auch landesweit sehr umstritten<br />
und ihre Anwendung ist wohl auch daher erst einmal auf das nächste Jahr<br />
verschoben worden. Dies heißt aber nicht, dass die aus ihr hervorgehende<br />
Gefahr für das deutsche Auslandsschulwesen damit gebannt sei. Wir<br />
müssen weiterhin sehr aufmerksam sein, was sich auf diesem Gebiet so<br />
alles tut.<br />
Unsere Berufsschule hat trotz noch nicht vorliegender Verlängerung<br />
der Betriebslizenz ihre Arbeit normal fortgesetzt. Es wird bereits daran<br />
gedacht den theoretischen Unterricht im Modell des Teilzeitunterrichts<br />
unter Federführung unserer Berufsschule in Zukunft auch an der<br />
Deutschen Schule Santa Cruz durchzuführen. Die Studenten- sowie auch<br />
die Abgängerfrequenzen liegen weiterhin im erwarteten Rahmen. Das<br />
Erziehungsministerium geht auch schon seit längerem damit schwanger,<br />
die entsprechende Resolution zur Verlängerung der Betriebslizenz zu<br />
unterzeichnen, wir sind froher Hoffnung.<br />
Die Hochschulreifeprüfung Ende 2011 wurde erfolgreich durchgeführt<br />
und abgeschlossen, diesmal unter Vorsitz des Prüfungsbeauftragten<br />
Herrn Oberstudiendirektor Dr. Georg Dürr. Herrn Botschafter Dr. Philipp<br />
Schauer und insbesondere seiner Gattin gilt unser ganz besonderer<br />
Dank für den herzlichen Empfang in der Residenz zum Ausklang der<br />
Hochschulreifezeugnisübergabe für die Abiturienten und ihre wie immer<br />
zahlreichen Familienangehörigen.<br />
Als äußerst traurige Ereignisse des letzten und des laufenden<br />
Schuljahres möchte auch ich den Tod von zwei unserer sehr beliebten,<br />
ehemaligen Lehrkräfte aus Deutschland erwähnen, die beide leider nach<br />
längerer Krankheit verstorben sind, zunächst Kai Rokohl im April des<br />
letzten Jahres und dann Gerhard Ehmann im Februar dieses Jahres. Auch<br />
hatten wir dann im März den schmerzlichen und völlig überraschenden<br />
Tod unserer Sportlehrerin Guadalupe Yañez zu beklagen.<br />
Boliviens Schokoladenseiten 34<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
35<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Neues von <strong>CCA</strong> und CEA Neues von <strong>CCA</strong> und CEA<br />
DasvonderZentralstelleimBereichdesDeutschenAuslandsschulwesens<br />
angekündigte und bereits verabschiedete Reformkonzept hatte letztendlich<br />
für das letzte Haushaltsjahr noch weitgehend günstigere Folgen für unsere<br />
Schule als ursprünglich erwartet. Es bahnen sich allerdings Änderungen an,<br />
auf die Herr Stolze sicherlich noch eingehen wird, die in Zukunft jedoch<br />
erhebliche finanzielle wie auch pädagogische Folgen für die schulische<br />
Arbeit an unserer Schule haben werden. Dieses Problem wird uns demnach<br />
weiterhin ebenfalls sehr beschäftigen.<br />
Was im letzten Jahr in finanzieller Hinsicht noch dazu kam, war die<br />
in der vorangegangenen Mitgliederversammlung behandelte Entziehung<br />
der Gewinnsteuerbefreiung unserer Schulgemeinschaft durch die<br />
nationale, zentrale Steuerbehörde unter Missachtung des abschließenden<br />
Gerichtsbeschlusses des Obersten Gerichtshofes und gegen dessen<br />
Anordnung. Wir haben sofort Einspruch dagegen eingelegt, aber bisher<br />
hat sich trotz bereits abgelaufener Fristen kein Gericht unseres Falles<br />
angenommen und es ist eine gewisse Ratlosigkeit bei den nationalen<br />
Behörden zu beobachten. Wir danken an dieser Stelle Herrn Botschafter Dr.<br />
Philipp Schauer für seinen persönlichen Einsatz in dieser Angelegenheit.<br />
Dem Deutschen Klub war kurz vorher die gleiche Gewinnsteuerbefreiung<br />
entzogen worden, mit dem Argument, dass die Schulgemeinschaft als<br />
möglicher Empfänger des Restvermögens im Falle der Auflösung ihrer<br />
Meinung nach keine steuerbefreite Institution wäre. Der Klub hat ebenfalls<br />
Einspruch dagegen eingelegt und bereits in erster Instanz mit wortwörtlich<br />
denselben Argumenten gewonnen, mit denen wir in unseren Alegaten das<br />
ursprünglich angestrengte Verfahren gegen dieselbe Steuerbehörde seit<br />
dem Jahre 1997 in allen Instanzen bis zum Obersten Gerichtshof erfolgreich<br />
durchgefochten hatten. In dem Gerichtsbeschluss dieser Instanz wird u.a.<br />
expressis verbis bestätigt, dass die Schulgemeinschaft ein gemeinnütziger<br />
Verein ist, dem die Steuerbefreiung erteilt werden muss und das noch<br />
mit den alten Statuten. Aber in Bolivien herrscht eben nach den kürzlich<br />
erfolgten sog. Justizreformen ein etwas eigenes Rechtsverständnis und ein<br />
immenser Unterschied zwischen Recht haben und Recht bekommen. Es<br />
bleibt daher abzuwarten, wie lange der mit dem Fall des Deutschen Klubs<br />
befasste Richter der ersten Instanz noch im Amt bleiben wird.<br />
Allen aktiven Mitgliedern unserer Erziehungsgemeinschaft möchte ich<br />
nun für die erfolgreiche Mit- und Zusammenarbeit ganz herzlich danken.<br />
Unserem Schulleiter Herrn Stolze und der erweiterten Schulleitung, den<br />
zum Jahresende ausgeschiedenen Lehrkräften, der Lehrervertretung, dem<br />
Lehrerkollegium, den verschiedenen Fachleitern, der Verwaltung und<br />
der Elternvertretung gelten unsere Anerkennung und unser Dank. Wie<br />
immer auch der Deutsch-Bolivianischen Industrie- und Handelskammer<br />
stellvertretend in der Person von Herrn Bernd Stahmer und Herrn Winkel<br />
als Leiter der Berufsschule danke ich für die enge Zusammenarbeit auf<br />
dem Gebiet der beruflichen Ausbildung und ganz besonders der Deutschen<br />
Kulturgemeinschaft unter Vorsitz von Herrn Friedrich Klaus Ohnes für die<br />
stets hilfreiche Unterstützung. Der Deutschen Botschaft und besonders<br />
Herrn Andreas Schröder, der uns leider dieses Jahr in Richtung Berlin<br />
verlässt, gilt unser ganz besonderer Dank für seinen enormen persönlichen<br />
Einsatz, seine Geduld und die von ihm erzielten Erfolge im Bereich der<br />
Festigung und Verteidigung der bilateralen Abkommen zum Wohle und<br />
zur Sicherung der Stellung unserer Deutschen Schulen und dem deutschen<br />
Auslandsschulwesen in Bolivien.<br />
Allen Mitgliedern unseres Vorstandes möchte ich an dieser Stelle<br />
ebenfalls für die stets vertrauensvolle, erfolgreiche und unermüdliche<br />
Zusammenarbeit persönlich und herzlich danken.<br />
Vielen Dank Ihnen allen für Ihr Verständnis und Ihre Geduld<br />
(Dr. Pablo Lara, Vorsitzender des CEA)<br />
Boliviens Schokoladenseiten 36<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
37<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Neues von <strong>CCA</strong> und CEA Neues von <strong>CCA</strong> und CEA<br />
Zusammensetzung des neuen Direktoriums<br />
und der Kommissionen des <strong>CCA</strong><br />
Vorsitzender: Friedrich Klaus Ohnes<br />
Stellvertretende Vorsitzende: Dörte Schilling<br />
Kassenwart:<br />
1. Kassenwart: Dieter März<br />
2. Kassenwart: Dr. Dieter Hausherr<br />
3. Kassenwart: Dr. Wolfgang Ohnes<br />
1. Schriftwart: Renate de Morales<br />
2. Schriftwart: Claudia Renard<br />
3. Schriftwart: Ernst Deuble<br />
Delegierte zur Deutschen Schulgemeinschaft:<br />
● Dr. Wolfgang Ohnes<br />
● Dörte Schilling<br />
● Hans-Jürgen Heinze<br />
Kulturelle Veranstaltungen:<br />
● Dörte Schilling<br />
● Dr. Reinhard Rössling<br />
● Jens Heymert<br />
● Renate de Morales<br />
● Claudia Renard<br />
Redaktion <strong>Monatsblatt</strong>:<br />
● Benita Schauer<br />
● Dirk Hoffmann<br />
● Kathrin Schönlein<br />
● Frank Schwanbeck<br />
● Harald Bävenroth<br />
Neue Mitglieder:<br />
Sozialarbeit:<br />
● Mareike Schuldt<br />
● Ute Sterr<br />
● Claudia Maennling<br />
● Dr. Wolfgang Ohnes<br />
● Dr. Wolfgang Ohnes<br />
● Claudia Renard<br />
● Hans-Jürgen Heinze<br />
● Katja Heymert<br />
● Claudia Wilker<br />
● Renate de Morales<br />
● Claudia Renard<br />
● Katja Heymert<br />
Kommission zur Jugendförderung des <strong>CCA</strong><br />
Friedhof<br />
● Dr. Wolfgang Ohnes<br />
● Claudia Wilker<br />
● Hans-Jürgen Heinze<br />
● Claudia Renard<br />
● Ernst Deuble<br />
● Katja Heymert<br />
● Bernd Stahmer<br />
● Friedrich Klaus Ohnes<br />
● Dieter März<br />
● Ernst Deuble<br />
Kommission neue Projekte<br />
● Dr. Dieter Hausherr<br />
● Friedrich Klaus Ohnes<br />
Boliviens Schokoladenseiten 38<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
39<br />
Boliviens Schokoladenseiten
● Bernd Stahmer<br />
● Dieter März<br />
● Jens Heymert<br />
Direktoren durch ihre Funktionen:<br />
Neues von <strong>CCA</strong> und CEA Neues von <strong>CCA</strong> und CEA<br />
● Vorsitzender der Deutschen Schulgemeinschaft: Dr. Pablo<br />
Lara<br />
● Schulleiter der Deutschen Schule: Dieter Stolze<br />
● Botschaft der Bundesrepublik Deutschland: Dr. Philipp<br />
Schauer<br />
Kontakte zu anderen Institutionen:<br />
Deutsch-Bolivianische Industrie und Handelskammer: Bernd Stahmer<br />
Deutscher Klub:<br />
Hans-Jürgen Heinze<br />
Friedrich Klaus Ohnes<br />
Österreichische Kolonie: Dr. Dieter Hausherr<br />
Schweizer Kolonie: Dr. Dieter Hausherr<br />
Deutsche Botschaft: Friedrich Klaus Ohnes<br />
Deutschsprachige Katholische Gemeinde:<br />
Ohnes<br />
Friedrich Klaus<br />
Evangelische Kirchengemeinde: Dieter März<br />
Goethe-Institut:<br />
Jens Heymert<br />
Dr. Reinhard Rössling<br />
Jahresempfang der Deutschen<br />
Kulturgemeinschaft<br />
Am Samstag, den 24. März lud die Deutsche Kulturgemeinschaft die<br />
Mitglieder, Freunde und die neuen Lehrer der Deutschen Schule zum<br />
traditionellen Jahresempfang in die Gartenanlagen des Deutschen Klubs<br />
ein. Der Wettergott war uns sehr freundlich gestimmt und so konnten<br />
wir bei Sonnenschein und bestem Wetter unsere zahlreichen Gäste<br />
willkommen heißen. Nachdem der Präsident, Friedrich-Klaus Ohnes die<br />
Anwesenden begrüßt hatte, informierte er alle Neuankömmlinge über<br />
Sinn und Zweck der Deutschen Kulturgemeinschaft, und gab einen kurzen<br />
Überblick auf die Strukturierung und die Arbeit der DKG. Für viele der<br />
Gäste war das Neuland und so konnte eine Basis für spätere Gespräche<br />
mit Interessierten aufgebaut werden, um so neue Mitglieder zu werben, die<br />
uns bei kommenden Aufgaben wirkungsvoll mit neuen Ideen unterstützen<br />
könnten. Es wurde dabei auch unser Informationsstand angesprochen, den<br />
wir speziell für diese Gelegenheit am Eingang zum Garten eingerichtet<br />
hatten und der mit Werbebroschüren und einigen historischen Ausgaben<br />
des <strong>Monatsblatt</strong>s ausgestattet war. Nun hoffen wir zuversichtlich, dass<br />
unsere Bemühungen auch ein positives Echo finden und wir bald neue<br />
Mitglieder begrüßen dürfen. Abschließend begrüßte auch der Botschafter<br />
der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Philipp Schauer, die Gäste und<br />
gab uns als Gemeinschaft gute Ratschläge mit auf den Weg, wie wir die<br />
Deutsche Kulturgemeinschaft auf Kurs halten können und welche neuen<br />
Aufgaben und Maßnahmen eventuell ins Auge gefasst werden sollten, um<br />
so die Zukunft der DKG zu gewährleisten. Mit einem Glas Sekt ging dann<br />
der offizielle Teil des Empfangs zu Ende, das Büfett war angerichtet und<br />
Speis und Trank fanden bei allen Anwesenden volle Anerkennung. Wir<br />
hatten auch unsere Kleinen nicht vergessen, die diesmal besonders zahlreich<br />
ihre Eltern begleiteten. Für die Kinder hatten wir ein umfangreiches<br />
Unterhaltungsprogramm organisiert, welches auch gut bei den Eltern und<br />
den Kleinen ankam.<br />
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<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
41<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Neues von <strong>CCA</strong> und CEA<br />
Tag der offenen Tür auf dem Deutschen Friedhof<br />
Am Sonntagmorgen, den 1. April 2012 fand dann der schon lange<br />
geplante Tag der offenen Tür auf dem Deutschen Friedhof für die<br />
Mitglieder der DKG statt. Nach einer kurzen Ansprache des Präsidenten<br />
stellte dann der Leiter der Friedhofskommission, Herr Bernd Stahmer,<br />
die Neu- und Umbauten sowie alle Verschönerungen am Friedhof vor.<br />
Nach dem Rundgang und der Besichtigung waren die Besucher des<br />
Lobes voll und beglückwünschten das Direktorium und Herrn Stahmer<br />
für die geleistete Arbeit. Unser Friedhof ist eine echte Oase der Ruhe und<br />
Besinnung geworden.<br />
Boliviens Schokoladenseiten<br />
42<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
Kultur<br />
„Mutmacher der Nation“ – oder „der<br />
konservativste Bundespräsident, den<br />
Deutschland je hatte“*? Eine kurze<br />
Vorstellung von Joachim Gauck<br />
„Was für ein schöner Sonntag!“ (nach der Wahl am 18. März 2012)<br />
„Sie hatten vom Paradies geträumt und wachten in Nordrhein-Westfalen<br />
auf“ (zum 10. Jahrestag des Mauerfalls 1999, über die DDR-Bürgerrechtler)<br />
„‘Unser Land’ muss … ein Land sein, das beides verbindet: Freiheit als<br />
Bedingung von Gerechtigkeit - und Gerechtigkeit als Bedingung dafür,<br />
Freiheit und Selbstverwirklichung erlebbar zu machen.“ (23. Mai 2012<br />
nach der Amtseinführung)<br />
„Angst macht kleine Augen und ein enges Herz“ (beim EU-Antrittsbesuch<br />
in Brüssel 16.4.2012)<br />
Joachim Gauck ist seit knapp drei Monaten im Amt – die Zitate,<br />
die sich eingeprägt haben, sind bereits zahlreich. Womit ein wichtiges<br />
Charakteristikum seiner Person, der Wunsch, prägnant zu sprechen und<br />
von vielen gehört zu werden, schon genannt ist.<br />
Zunächst jedoch zur Biographie – auch wenn diese vielen Lesern des<br />
<strong>Monatsblatt</strong>s bereits in Umrissen bekannt sein dürfte:<br />
1940 wird Gauck in Rostock als Sohn eines Seemanns geboren; der<br />
Vater wird 1951 verhaftet und nach Sibirien deportiert, 1955 begnadigt.<br />
Gauck studiert nach verweigertem Lehramtsstudium in Rostock Theologie,<br />
absolviert sein Vikariat und wird 1970 als Pfarrer in das Neubaugebiet<br />
Rostock-Evershagen versetzt; daneben ist er Kreis- und Stadtjugendpfarrer in<br />
Rostock. Von 1982 bis 1990 ist er in Mecklenburg für die Kirchentagsarbeit<br />
zuständig, 1989/1990 leitet er wöchentliche Gottesdienste mit anschließenden<br />
Demonstrationen in Rostock, wo er Sprecher des Neuen Forums ist. Am<br />
18.3.1990 wird er zum Abgeordneten der Volkskammer gewählt und<br />
übernimmt eher zufällig die Leitung des „Sonderausschusses zur Kontrolle der<br />
Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit“; am 3. Oktober 1990 wird<br />
er - nach vorheriger Wahl durch die Volkskammer - zum „Sonderbeauftragten<br />
der Bundesregierung für die personenbezogenen Unterlagen des ehemaligen<br />
Staatssicherheitsdienstes“ berufen.<br />
43 Boliviens Schokoladenseiten
Kultur Kultur<br />
1995 wird er durch den Deutschen Bundestag in diesem Amt für weitere<br />
fünf Jahre bestätigt. In Interviews wendet er sich gegen den Wunsch, „die<br />
Vergangenheit ruhen zu lassen“. Ein Ende der Beschäftigung mit der<br />
DDR-Vergangenheit läuft seiner Meinung nach auf eine „Verabredung<br />
des allgemeinen Vergessens“ hinaus. Im Jahr 2000 beendet Gauck seinen<br />
Dienst, da er nach zweimal fünf Jahren nicht wieder gewählt werden kann;<br />
Marianne Birthler wird neue Bundesbeauftragte für die Unterlagen des<br />
Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR.<br />
Obwohl Gauck von 2000 bis 2012 kein öffentliches Amt innehat, ist<br />
er als Redner, Moderator, Mitglied politisch tätiger Organisationen weiter<br />
aktiv, schreibt, spricht in der Öffentlichkeit. Er erhält zahlreiche nationale<br />
und internationale Auszeichnungen. 2009 veröffentlicht er zusammen mit<br />
Helga Hirsch seine Erinnerungen unter dem Titel „Winter im Sommer –<br />
Frühling im Herbst“ (als Taschenbuch im Pantheon-Verlag, 9. Aufl. 2011).<br />
Nach dem unerwarteten Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler<br />
(CDU) wird Joachim Gauck von SPD und Bündnis 90/Die Grünen als<br />
Kandidat für das Bundespräsidentenamt nominiert, was vor allem in<br />
der Bevölkerung auf breite Zustimmung stößt. Dennoch setzt sich der<br />
niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff, der Kandidat von<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel, im dritten Wahlgang gegen Gauck<br />
durch. Nachdem Wulff jedoch im Februar 2012 wegen zahlreicher<br />
Korruptionsvorwürfe zurücktritt und sich schließlich auch die FDP in einer<br />
Art Handstreich für die Unterstützung Gaucks als Kandidaten entscheidet,<br />
wird dieser schließlich von SPD, Bündnis 90/ Die Grünen, FDP und CDU/<br />
CSU gemeinsam nominiert und am 18. März 2012, dem 22. Jahrestag der<br />
ersten freien Volkskammerwahlen, mit einer Mehrheit von 991 (von 1.228)<br />
Stimmen durch die Bundesversammlung zum Bundespräsidenten gewählt.<br />
JOACHIM GAUCK<br />
Joachim Gauck ist eine Persönlichkeit, die dem Bürger und Zuhörer<br />
erst einmal Respekt abverlangt, aber gerade wegen seiner ausgeprägten<br />
Meinungen und Lebensüberzeugungen viele Menschen zu stören imstande<br />
ist. Über wenige Politiker unserer Tage kann man so viel Gutes und so viel<br />
Kritisches - vielleicht überhaupt: so viel - sagen. Angefangen bei seinem<br />
Markenzeichen, dem unbedingten, stets wiederholten Bekenntnis zur<br />
Freiheit des Einzelnen - bei dem vielen das Bekenntnis zur Gerechtigkeit<br />
(andere Lesart: Gleichheit) zu kurz zu kommen scheint. Andererseits<br />
wegen seiner Ablehnung, sich politisch verorten zu lassen – er sehe sich<br />
als „links, grün und konservativ“, sprich: als Joachim Gauck eben.<br />
Seine Fähigkeit, einprägsam und analytisch präzise zu formulieren, gibt<br />
offenbar vielen Deutschen das Gefühl, dass nach den schwierigen letzten<br />
Jahren das Amt des Bundespräsidenten nun wieder die Würde zurückerhält,<br />
die sich der Bundesbürger davon erhofft (und die aufgrund seiner allein<br />
repräsentativen Funktion wohl das einzige ist, was dieses Amt auszeichnen<br />
kann). Andererseits ist die sonst eigentlich nur Popstars zuteilwerdende<br />
Begeisterung, die Gauck beispielsweise bei seinem Besuch in Baden-<br />
Württemberg im April entgegenschlug, sicherlich auch Balsam auf der<br />
Seele eines Bundespräsidenten, von dem selbst alte Weggenossen sagen,<br />
dass er niemals ganz frei von Eitelkeit gewesen sei.<br />
Aufmerksamkeit rief Gauck hervor, als er seine für Mai geplante<br />
Teilnahme an einem Präsidententreffen in Jalta (Ukraine) unter Verweis auf<br />
das Vorgehen der ukrainischen Regierung im Fall Timoschenko ablehnte.<br />
In der Presse ausführlich erwähnt wurde auch seine Einladung zum “Tag<br />
der Befreiung” in die Niederlande, wo er betonte, man müsse “gemeinsam<br />
die Befreiung vom nationalsozialistischen Joch” feiern.<br />
Stets stand und Gauck unter besonders kritischer Beobachtung seitens<br />
der Öffentlichkeit – was sagt er, sagt er zu viel, zu wenig, wie füllt er<br />
seine Rolle als Bundespräsident aus? Die zahlreichen Debatten um das<br />
Amt während der vergangenen zwei Jahre haben sicherlich zu einem<br />
geführt: Die Ansprüche an Verhalten und Auftreten des Staatsoberhauptes<br />
sind gestiegen. Gesichert scheint zudem: Langweilig wird es mit Joachim<br />
Gauck vorerst nicht werden.<br />
Die Redaktion<br />
*„Der Spiegel“ nach der Wahl Gaucks im März 2012<br />
Boliviens Schokoladenseiten 44<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
45<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Kultur<br />
Die deutsche Botschaft informiert: Ab dem<br />
26. Juni 2012 werden Kindereinträge im<br />
Reisepass der Eltern ungültig.<br />
Aufgrund europäischer Vorgaben ergibt sich im deutschen Passrecht<br />
eine wichtige Änderung: Ab dem 26. Juni 2012 sind Kindereinträge im<br />
Reisepass der Eltern ungültig und berechtigen das Kind nicht mehr zum<br />
Grenzübertritt. Somit müssen ab diesem Tag alle Kinder (ab Geburt) bei<br />
Reisen ins Ausland über ein eigenes Reisedokument verfügen. Für die Eltern<br />
als Passinhaber bleibt das Dokument dagegen uneingeschränkt gültig.<br />
Die Botschaft empfiehlt den von der Änderung betroffenen Eltern, bei<br />
geplanten Auslandsreisen rechtzeitig neue Reisedokumente für die Kinder<br />
bei ihrer zuständigen Passbehörde zu beantragen. Als Reisedokumente<br />
für Kinder stehen Kinderreisepässe, Reisepässe und - je nach Reiseziel -<br />
Personalausweise zur Verfügung.<br />
Hintergrundinformationen:<br />
Die Änderung ergibt sich unmittelbar aus der Verordnung (EG) Nr.<br />
444/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 28. Mai 2009 zur<br />
Änderung der Verordnung (EG) Nr. 2252/2004 des Rates über Normen für<br />
Sicherheitsmerkmale und biometrische Daten in von den Mitgliedsstaaten<br />
ausgestellten Pässen und Reisedokumenten (EU-Passverordnung).<br />
Hintergrund ist das in der EU-Passverordnung aus Sicherheitsgründen<br />
verankerte Prinzip “eine Person - ein Pass”, das EU-weit bis zum 26. Juni<br />
2012 umzusetzen ist und von der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation<br />
(ICAO) empfohlen wird. Aufgrund der zehnjährigen Gültigkeitsdauer<br />
von Reisepässen können sich Dokumente mit (ab dem 26. Juni 2012<br />
ungültigem) Kindereintrag aber noch bis Ende Oktober 2017 in Umlauf<br />
befinden.<br />
Boliviens Schokoladenseiten<br />
46<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
Serie<br />
Der Topograf und Sucher Percy Fawcett<br />
In der letzten Ausgabe des <strong>Monatsblatt</strong>es wurde über die Vermessung der<br />
Grenzen Boliviens zu Brasilien und Peru durch den englischen Oberst Percy<br />
Harrison Fawcett berichtet. Dieser zweite Teil widmet sich dem weiteren<br />
Leben Fawcetts, geprägt von der Suche nach einer alten indianischen<br />
Hochkultur.<br />
Nach Abschluss der zweiten Vermessungsexpedition an die Grenze<br />
zu Peru, quittiert Fawcett die weitere Mitarbeit in der bolivianischen<br />
Grenzkommission und kehrt in den ersten Tagen des Jahres 1912 nach<br />
England zurück. Aber schon ein Jahr später ist er wieder in La Paz, um<br />
nun auf eigene Faust und ohne jemandem Rechenschaft ablegen zu müssen<br />
sein großes Ziel, „mein Leben künftig der Forschung zu widmen und zu<br />
versuchen, einiges Licht in das Dunkel der Geschichte dieses Kontinents<br />
zu werfen“ verwirklichen zu können.<br />
Was bestärkt ihn in der Annahme, dass früher im Amazonasbecken<br />
höher zivilisierte indianische Kulturen bestanden haben als es zu seinen<br />
Lebzeiten der Fall war? Als sich im 15. und 16. Jahrhundert die ersten<br />
Europäer in die tropischen Ebenen östlich der Anden wagten, berichteten<br />
sie von wohlhabenden Völkern mit mehreren tausend Bewohnern, die<br />
Landwirtschaft mit Vorratshaltung betrieben. Noch im 18. Jahrhundert<br />
schildern Naturforscher das Vorhandensein von Ruinenfeldern großer<br />
vorgeschichtlicher Ansiedlungen. Persönlich erzählen Fawcett indianische<br />
Häuptlinge, die er im Amazonasbecken trifft, von einer sagenhaften<br />
steinernen Stadt Manoa mit Schutzgräben, Statuen, Chausseen und<br />
gepflasterten Straßen.<br />
Alle diese Berichte überzeugen Fawcett, wenn er schreibt: „Mag<br />
noch soviel Romantik alle diese Sagen ausgeschmückt haben, so bleibt<br />
dennoch die Kunde einer legendären Existenz von einem hochzivilisierten,<br />
antiken Volk unter den Einheimischen weiter bestehen“. Ausschlag gebend<br />
für seine Überzeugung ist weiterhin ein Dokument aus dem Jahre 1743,<br />
das Fawcett auf einer seiner Reisen im Staatsarchiv von Rio de Janeiro<br />
findet. Darin berichtet ein portugiesischer Abenteurer, er sei mit 18<br />
Begleitern ausgezogen, um die sagenumwobenen Silber- und Goldminen<br />
von Muribeca im brasilianischen Regenwald zu finden. Er fand sie nicht,<br />
dafür eine steinerne Ruinenstadt mit zweistöckigen Häusern, Palästen,<br />
Torbögen, Statuen und Inschriften, alles vom Regenwald überwuchert.<br />
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Nach seiner Rückkehr verfasst er einen Bericht über seine Entdeckung,<br />
eben dieses Dokument und übergibt es dem portugiesischen Vizekönig<br />
in Rio de Janeiro. Fawcett prüft die Ausführungen und hält sie für echt.<br />
Nach Auswertung aller ihm bisher zugetragenen Informationen kommt er<br />
zu dem Schluss, dass diese Ruinenstadt in der Serra do Roncador in der<br />
Quellregion des Rio Xingu im brasilianischen Mato Grosso liegen müsse<br />
und er nennt sie schlichtweg „Z“.<br />
Expedition ins Tiefland von Bolivien und die Suche nach Paititi?<br />
Im Jahre 1913 unternimmt Fawcett seine erste Erkundungsfahrt mit<br />
zwei englischen Begleitern in das Tiefland von Bolivien sowie in das<br />
direkt benachbarte Brasilien. Die Gründe für diese Unternehmung sind<br />
nicht leicht nachzuvollziehen. Hat er dabei im Sinn, die sagenumwobene<br />
Inkastadt Paititi zu suchen, die 40 Jahre später der bekannte Fotograf Hans<br />
Ertl auch gesucht (und nicht gefunden) hat? Man muss es bezweifeln,<br />
da die Lage von Paititi mit den Nebelwäldern am Osthang der Anden in<br />
Verbindung gebracht wird. Suchte er Zeugnisse einer Vorinkakultur? Dazu<br />
könnte ihn die wenige Jahre zuvor erfolgte Entdeckung der Inkafestung<br />
Machu Picchu durch den amerikanischen Amateurarchäologen Hiriam<br />
Bingham unweit von Cusco in Peru inspiriert haben.<br />
Fawcett erkundet die Flüsse Tuichi und Yacuma im Beni und wendet<br />
sich dann nach Osten dem Rio Guaporé zu, den er bis zur Einmündung des<br />
von Osten zufließenden Rio Mequéns hinab rudert. Hier trifft er auf den<br />
schwedischen Ethnologen und Anthropologen Baron Erland Nordenskiöld,<br />
der in Begleitung seiner Frau Olga zu dieser Zeit in Bolivien unterwegs<br />
ist und später das Ergebnis seiner Reisen in einem überaus lesenswerten<br />
Buch „Forschungen und Abenteuer in Südamerika“ beschreibt. In ihm<br />
erwähnt er: „wir treffen hier den tüchtigen, aber etwas phantastischen<br />
Forschungsreisenden Oberst Fawcett und seine Begleiter“, womit er wohl<br />
den Nagel auf den Kopf getroffen hat.<br />
Die Gruppe zieht nun den Rio Mequéns aufwärts und trifft am Rande<br />
der Serra do Parecis auf den Indianerstamm der Maxubis, die, wie man<br />
heute annimmt, vor Fawcett noch nie mit Weißen in Berührung gekommen<br />
sind. Es gelingt ihm, mit dem Volk eine freundschaftliche Beziehung<br />
anzuknüpfen. Dabei hilft ihm, dass er ein ausgeprägtes Sprachempfinden<br />
besitzt und schon nach einer Woche kann er sich mit den Menschen<br />
verständigen. Der Stamm lebt in 24 Dörfern und zählt 2000 Köpfe. Fawcett<br />
beschreibt die Haut dieser Indianer als von einer leuchtenden Kupferfarbe,<br />
ihr Wuchs eher klein, ihre Hände und Füße wohlgeformt, ihre Züge fein<br />
und ihr Haar rötlich. Sie stellen hervorragende Töpferwaren her, sind<br />
Sonnenanbeter und haben Namen für die Planeten. Die beiden Entdecker<br />
sind beeindruckt von der Würde, der Höflichkeit, den guten Sitten sowie<br />
der Gastfreundschaft dieser Menschen. Fawcett hält dieses Volk für tapfer<br />
und intelligent und für die Nachkommen einer höher stehenden Kultur,<br />
die die Region einst besiedelte. Dem gegenüber stehen unterentwickelte<br />
Stämme, die er als dunkel und stark behaart, hässlich, gefährlich und<br />
heimtückisch beschreibt wie das Kannibalenvolk der Maricoxis, denen er<br />
auf dem Marsch nach Osten weiter ins Landesinnere begegnet. Hier ist<br />
keine Verständigung möglich und Fawcett und seine Begleiter müssen das<br />
Gebiet fluchtartig verlassen.<br />
Wieder in besiedeltem Gebiet erfährt Fawcett vom Ausbruch des ersten<br />
Weltkrieges. Nun schlägt sein vaterländisches Herz und er beschließt, „dem<br />
patriotischen Verlangen aller körperlich tüchtigen Männer zu folgen um<br />
die Teutonen zu zerquetschen“. So kehrt er auf schnellstem Wege über San<br />
Ignacio, Santa Cruz sowie Cochabamba nach La Paz zurück und schifft<br />
sich in Mollendo nach England ein.<br />
Als Major in Nordfrankreich eingesetzt, zeichnet sich Fawcett durch<br />
Tapferkeit und Führungsqualitäten aus und wird zum Oberstleutnant<br />
befördert. Nach dem Krieg macht er mehrere Eingaben, um zum Oberst<br />
befördert zu werden, die aber jeweils abgelehnt werden. So nimmt er diese<br />
kurzerhand selber vor und unterzeichnet seitdem als Colonel Fawcett.<br />
Expeditionen in den Mato Grosso und in die Küstenregion<br />
Ostbrasiliens<br />
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Serie Serie<br />
Nach dem Krieg versucht Fawcett Geldgeber für eine neue Expedition<br />
zu den Quellflüssen des Rio Xingu im brasilianischem Mato Grosso<br />
anzuwerben auf der Suche nach vorkolumbianischen Indianerkulturen<br />
und der versunkenen Regenwaldstadt „Z“. Zu seiner großen Enttäuschung<br />
lehnt die Royal Geographical Society (RGS) eine Finanzierung ab, zu<br />
fantastisch erscheinen ihr die Absichten ihres Mitgliedes. Trotzdem schifft<br />
sich Fawcett im Februar 1920 nach Rio de Janeiro ein in der Hoffnung,<br />
Unterstützung vom brasilianischen Staat zu erhalten. In einem Gespräch mit<br />
dem damaligen Präsidenten Epitácio Pessoa sagt dieser Hilfe zu, die aber<br />
nur reicht, um eine auf das Minimum reduzierte Expedition auszurüsten.<br />
Über Zeitungsanzeigen findet er Begleiter, einen australischen Boxer<br />
sowie einen amerikanischen Ornithologen und reist mit ihnen nach Cuiabá,<br />
der Hauptstadt des Mato Grosso. Von dort geht es mit zwei Pferden, zwei<br />
Ochsen und ein paar Hunden in Richtung des Flusses Xingu. Aber vieles<br />
geht schief. Heftige Regenfälle behindern ein Fortkommen, beide Begleiter<br />
sind den Strapazen des Marsches nicht gewachsen, ebenso wenig die Tiere<br />
und das letzte Pferd muss wegen Krankheit erschossen werden. Den Ort<br />
der Umkehr bezeichnet Fawcett als Dead Horse Camp, er spielt bei der<br />
späteren Suche eine wesentliche Rolle. Krank, hungrig und erschöpft<br />
schleppt sich die Gruppe nach Cuiabá zurück.<br />
Aber Fawcett gibt nicht auf. Er hat gerüchteweise von einer weiteren<br />
versunkenen Stadt westlich von Salvador de Bahia erfahren. Erst mit<br />
dem Ornithologen der letzten Expedition, später alleine, durchstreift er<br />
den Osten von Brasilien in der Nähe des Atlantischen Ozeans, kann aber<br />
nie über besiedeltes Gebiet hinaus in unerforschte Regionen vordringen;<br />
so endet auch diese mehrmonatige Expedition im Sommer 1921 ohne<br />
Ergebnis. Tief enttäuscht kehrt er nach England zurück.<br />
Letzte Expedition an die Quellflüsse des Rio Xingu<br />
Da Fawcett für die beiden letzten Unternehmungen seine gesamten<br />
persönlichen Ersparnisse eingesetzt hatte, ist die Familie praktisch mittellos<br />
und lebt in Südengland in einem baufälligen Haus ohne Elektrizität und<br />
fließendem Wasser. So fragt er sich, wo er Mittel für eine weitere Expedition<br />
ins Amazonasbecken auftreiben könne. Die Royal Geographical Society<br />
(RGS) in London sperrt sich zunächst wiederum. Dafür gelingt es ihm,<br />
Verbindungen in die Vereinigten Staaten aufzubauen, wo man seinen Plänen<br />
weniger kritisch gegenüber steht. Ein großer Zeitungskonzern übernimmt<br />
einen wesentlichen Teil der Kosten mit der Bedingung, die Ergebnisse<br />
der Expedition vermarkten zu können. Er gewinnt zudem die American<br />
Geographical Society sowie das Museum of the American Indians als<br />
Geldgeber und nachdem er die RGS warnte, dass „ein moderner Kolumbus<br />
in England abgewiesen wird“, steuert sie doch noch einen, wenn auch<br />
geringen, Betrag bei. Fawcett ist auf Grund seiner bisherigen Erfahrungen<br />
überzeugt, dass seine beiden letzten Erkundungsfahrten im Wesentlichen<br />
an der Unfähigkeit seiner Begleiter gescheitert seien, Strapazen zu ertragen.<br />
An seiner nächsten Unternehmung wird er nun von seinem Sohn Jack<br />
sowie dessen engem Schulfreund Raleigh Rimell begleitet, zwei kräftige,<br />
sportliche 21 Jahre alte Männer.<br />
Anfang Dezember 1924 stechen die drei nach Rio de Janeiro in<br />
See, von wo man per Flussschiff und über Land nach Cuiabá reist, dem<br />
Ausgangspunkt schon der ersten Expedition im Jahre 1920. Am 20.<br />
April 1925 verlässt Fawcett mit seinem Sohn und dessen Freund, einigen<br />
Trägern und Führern sowie zahlreichen Reit- und Tragtieren Cuiabá in<br />
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Richtung Nordosten. Nachdem sie besiedeltes Land verlassen haben,<br />
durchqueren sie Savanne und Trockenwald (Cerrado), bis sie unvermittelt<br />
in den tropischen Regenwald eintreten. Nach einem Monat erreichen sie<br />
den Regierungsstützpunkt Bacaerí, nach weiteren 10 Tagen Marsch durch<br />
terra incognita treffen sie im Dead Horse Camp ein, dem Endpunkt der<br />
Unternehmung von 1920. Von hier aus weigern sich die einheimischen<br />
Teilnehmer der Expedition, weiter mit nach Osten in das Gebiet<br />
unbekannter Indianerstämme vorzudringen. Man gibt ihnen Schreiben an<br />
die Außenwelt mit und Fawcett beendet den Brief an seine Frau mit dem<br />
Satz: „Du brauchst keinerlei Misserfolg zu befürchten“. Seit dem 29. Mai<br />
1925 ist das Schicksal der drei Männer bis zum heutigen Tage ungeklärt.<br />
Die Persönlichkeit Percy Fawcetts<br />
Bei einer abschließenden Würdigung der Persönlichkeit Percy Fawcetts<br />
muss festgestellt werden, dass er ein ausgezeichneter Topograf, also<br />
Landvermesserwar, der unter extremstenBedingungengenauegeografische<br />
Standortbestimmungen und Vermessungen des Geländes durchführen<br />
konnte. Als Forscher kann man ihn wohl nicht bezeichnen, dazu fehlen fast<br />
jegliche wissenschaftliche Aufzeichnungen über die Flora, Fauna sowie<br />
Geologie der von ihm bereisten Gebiete. Wie steht es um dieAnthropologie?<br />
In Fawcetts Tagebüchern und Briefen, die sein Sohn Brian Anfang der<br />
fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts veröffentlichte, beschreibt er zum<br />
Teil recht genau das Aussehen und die Lebensgewohnheiten der auf seinen<br />
Reisen angetroffenen Indianerstämme. Dabei steht seine Betrachtungsweise<br />
immer unter dem Aspekt der Rasse. Er unterteilt die Völker in helle und<br />
kultivierte Eingeborene, Abkömmlinge einer „weißen“ Zivilisation, deren<br />
frühere Existenz sich im tropischen Regenwald Brasiliens legendenmäßig<br />
seit der Zeit der Konquistadoren hartnäckig hält. Dem stehen nach Fawcett<br />
dunkle, gefährliche Kannibalenstämme gegenüber.<br />
Ein Jahr vor seinem Verschwinden werden seine Aufzeichnungen noch<br />
krauser, indem er seine Stadt „Z“ zur „Wiege aller Zivilisationen“ erhebt<br />
und die darin lebenden Menschen zeitlich und kulturell mit dem Volk der<br />
Ägypter während der Pharaonendynastien gleichsetzt. So wird Fawcett<br />
von einigen Anthropologen und Historikern als für seine Ära aufgeklärte<br />
Persönlichkeit dargestellt, andere halten ihn für einen Phantasten, Spinner<br />
und Scharlatan. Sicher werden beide Aspekte sein Wesen geprägt haben.<br />
Er war ein Mensch mit eisernem Willen, der für die Lösung eines<br />
kulturhistorischen Rätsels sein Leben und das seines Sohnes opferte.<br />
Die Suche nach den Verschollenen<br />
Für den Fall, dass man ihn für verschollen hält, hatte Fawcett darum gebeten,<br />
nicht nach ihm und seinen Begleitern zu suchen. So dauert es drei Jahre,<br />
bis die erste Suchaktion gestartet wird. Im Mai 1928 bricht der ehemalige<br />
Fliegerkommandant, Journalist und Abenteurer Geoge Dyott mit einer<br />
riesigen Mannschaft von Cuiabá auf, um das Verschwinden von Fawcett<br />
aufzuklären. Gesponsert wird das Unternehmen von einem amerikanischen<br />
Zeitungsimperium und so liegt der Verdacht nahe, dass Dyott dem Vorbild<br />
Morton Stanleys folgen wollte, der am 10. November 1871 in Ujiji am<br />
Tanganjikasee in Zentralafrika auf den verschollenen David Livingstone<br />
stieß: „Dr. Livingstone, I presume“ und damit Weltruhm erlangte. Die<br />
Expedition Dyott folgt der vermutlichen Route von Fawcett und stößt auf<br />
den friedlichen Indianerstamm der Kalapalos, dessen Häuptling behauptet,<br />
drei weiße Männer wären bei ihm gewesen, hätten dann aber unbedingt<br />
nach Osten weiter ziehen wollen, obwohl er die Gruppe vor dem dort<br />
lebenden noch wilden Kannibalenstamm gewarnt hätte. Fünf Tage hätte<br />
man noch abends den Rauch der Lagerfeuer sehen können, dann nicht<br />
mehr. Die Teilnehmer der Suchexpedition Dyott werden später auf dem<br />
Weg weiter nach Osten von feindlich gesinnten Indianerstämmen stark<br />
bedrängt und können nur mit aller Not nach Süden über den Rio Culuene<br />
wieder die Zivilisation erreichen.<br />
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Serie Serie<br />
In den folgenden Jahren tauchen immer wieder Berichte und Gegenstände<br />
aus dem Gebiet am oberen Rio Xingu auf, die mit dem Verschwinden der<br />
drei Briten in Verbindung gebracht werden. Ein schweizer Pelztierjäger<br />
will Fawcett als alten Mann getroffen haben, der von einem Indianerstamm<br />
gefangen gehalten werde. Im Jahre 1937 berichtet eine deutsche<br />
Missionarin von einem weißen blauäugigen, blonden Jungen, den sie<br />
für einen Sohn von Jack Fawcett hält. Es tauchen Tagebücher und ein<br />
Kompass von Fawcett auf, sowie 1951 ein Skelett und ein Schrumpfkopf,<br />
die ihm angeblich zugeordnet werden. Alle Berichte und die Herkunft<br />
der Gegenstände erweisen sich bei näherer Prüfung als nicht mit dem<br />
Verschwinden der Gruppe in Zusammenhang stehend.<br />
Anfang der fünfziger Jahre gibt Fawcetts Sohn Brian nach dem Tod<br />
seiner Mutter ein Buch heraus mit dem Titel: „Exploration Fawcett“, das<br />
sich auf die Tagebücher und Briefe seines Vaters stützt. Auch er begibt<br />
sich selber mit einem kleinen Flugzeug auf die Suche nach seinem Vater,<br />
seinem Bruder und dessen Freund, ohne jeden Erfolg.<br />
Im Jahre 1996 leitet der Brasilianer James Lynch eine Expedition auf der<br />
Spur von Fawcetts vermisster Truppe. Sie gelangen auch zu dem Stamm<br />
der friedlichen Kalapalos, werden dann aber von einem Nachbarvolk<br />
gefangen genommen und müssen gegen ein Lösegeld von 30 000 Dollar<br />
freigekauft werden. So weit bekannt, versuchten bis heute 13 Expeditionen<br />
das Schicksal der beiden Fawcetts sowie Raleigh Rimells aufzuklären, bei<br />
denen etwa 100 Teilnehmer ihr Leben verloren.<br />
Ruhig ist es um Percy Fawcett bis heute nicht geworden. Da er dem<br />
Okkultismus nicht abhold war, tummeln sich zahlreiche pseudoreligiöse,<br />
spiritistische Gruppierungen in den Medien, die heute noch an die im<br />
Regenwald versunkene Ruinenstadt „Z“ glauben und den verschollenen<br />
Oberst wie ein Idol verehren. Aber auch der Journalismus profitiert von<br />
dem Verschwinden Fawcetts, da dieses Thema vor allem in ereignislosen<br />
Zeiten immer für eine spannende Erzählung gut ist.<br />
Oder man schreibt gleich ein ganzes Buch wie der amerikanische<br />
Journalist David Grann. Er macht sich im Jahre 2005 nach Brasilien<br />
auf in das Quellgebiet des Rio Xingu. Von Cuiabá fährt er mit einem<br />
Geländewagen zwei Tage bis zu dem Ort Bacaerí, wofür Fawcett und<br />
seine Begleiter damals einen Monat beschwerlichen Rittes benötigten.<br />
Er fragt seinen einheimischen Fahrer, wo denn der Wald sei, den<br />
Fawcett damals beschrieb. Der antwortet nur knapp: „weg“; soweit das<br />
Auge reicht, Soja- und Sonnenblumenfelder. Auch Grann kommt in die<br />
Ansiedlung der Kalapalos, wo ihm alte Leute die gleiche Geschichte über<br />
den Verbleib von Fawcett und seinen Begleitern erzählen wie den früheren<br />
Suchexpeditionen. So ergeben sich keine Neuigkeiten über den Verbleib<br />
der drei Verschollenen, aber aus dem Stoff ist ein spannend zu lesendes<br />
Buch hervorgegangen, das sich mit hoher Auflage verkauft; so hat sich<br />
für den Autor die Mühe der Reise gelohnt. Sicherlich wird es Nachfolger<br />
geben, die das Thema Fawcett vermarkten werden.<br />
Trotz aller Nachforschungen bleibt die Todesursache von Percy<br />
Fawcett, seinem Sohn Jack und dessen Freund Raleigh Rimell also bis<br />
heute ungeklärt. Gegen wilde Tiere hatten sie Gewehre bei sich, gegen<br />
ein Verhungern spricht der damalige Wildreichtum der Gegend, dass sie<br />
unterhalb eines Kataraktes ertrunken sind ist ebenso unwahrscheinlich, da<br />
sie zu Fuß unterwegs waren und gerade die Flüsse mieden. So bleiben als<br />
Todesursache Tropenkrankheiten wie Malaria und Gelbfieber sowie durch<br />
Insektenstiche hervorgerufene Infektionen oder aber als wahrscheinlichste<br />
Ursache doch ein nicht natürlicherTod durch giftige Pfeile der Ureinwohner.<br />
Nachwort<br />
David Grann trifft 2005 am Rio Culuene, einem Quellfluss des Rio<br />
Xingu, den amerikanischen Anthropologen Dr. Michael Heckenberger<br />
vom Anthropologischen Institut der Universität von Florida. Er zeigt ihm<br />
geringe Höhenunterschiede im Gelände und erläutert, dass es sich um<br />
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ehemalige 4–5 Meter tiefe und bis zu 10 Meter breite Wehrgräben handelt,<br />
damals mit Palisadenzäunen verstärkt. Sie umgaben Siedlungen, die<br />
untereinander mit breiten Straßen, Dämmen, Kanälen und sogar Brücken<br />
über die Flüsse verbunden waren. Heckenberger kartierte im Quellgebiet<br />
des Rio Xingu insgesamt zwanzig präkolumbianische Siedlungen mit je<br />
2000 bis 5000 Einwohnern, die etwa zwischen 800 und 1600 nach Christus<br />
bewohnt gewesen waren.<br />
Aberwirbrauchennichtsoweitzuschauen.DerobenerwähnteEthnologe<br />
Baron Erland Nordenskiöld beschreibt Anfang des 19. Jahrhunderts im<br />
bolivianischen Tiefland Wege, Deiche und Kanäle, besonders zwischen<br />
San Borja und San Ignacio, die die damaligen Bewohner dazu befähigten,<br />
in der sumpfigen Ebene Landwirtschaft zu betreiben. Diese künstlichen<br />
Bauten deuten auf eine frühere erheblich intensivere Besiedlung der<br />
Gegend hin als es heutzutage der Fall ist. In den Jahrzehnten danach gab<br />
die anthropologische und geografische Forschung dieser Region kein<br />
Gewicht mehr. Dies hat sich geändert.<br />
In den Ebenen von Moxos, östlich von Trinidad in Bolivien, läuft derzeit<br />
ein Projekt des Geographischen Institutes der Technischen Hochschule<br />
Bern und dem Deutschen Archäologischen Institut in Berlin, in dem<br />
Wissenschaftler ganz ähnliche Reste einer alten Kultur kartieren, wie sie<br />
vom oberen Rio Xingu in Brasilien beschrieben werden. Die verblüffenden<br />
Ergebnisse bezeugen, dass im Beni eine weit fortgeschrittene Besiedlung<br />
stattgefunden hat, die gut organisiert war und somit den Unbilden der<br />
Umgebung wie mineralarmen Böden und jährlichen Überschwemmungen<br />
trotzen konnte.<br />
Wenn diese Gesellschaften auch nicht unbedingt das sagenumwobene<br />
zivilisierte Großreich mit der steinernen Stadt „Z“ repräsentieren, nach<br />
dem Fawcett suchte, so zeigt dies doch, dass im Amazonasbecken in der<br />
Vergangenheit höher entwickelte Kulturen existiert haben, die durch das<br />
Eindringen der Europäer zu einzelnen Stämmen reduziert wurden. Und<br />
damit schleicht sich in die mysteriösen Vorstellungen von Percy Fawcett<br />
doch ein Körnchen Wahrheit ein.<br />
Christian Neumann-Redlin, Cochabamba<br />
Das Wappen zeigt die Dreiheit NRWs: links der Rhein für das Rheinland,<br />
rechts das westfälische Pferd und unten die lippische Rose<br />
Tief im Westen<br />
Borussia Dortmund mit der Meisterschale, der Kölner Dom, ein Zechenturm<br />
außer Betrieb, die verstopfte B1 oder das Hermannsdenkmal – all das<br />
und noch viel mehr ist Nordrheinwestfalen (NRW). „Kreativ, lebendig,<br />
weltoffen, ein Land im Aufbruch“, so wirbt die (alte und wohl auch neue)<br />
Landesregierung im Internet – nun ja.<br />
Der Name zeigt schon deutlich: NRW, mit 17,8 Millionen<br />
bevölkerungsstärkstes Bundesland Deutschlands ist keine historische<br />
Einheit, sondern eine politische Nachkriegsgründung. Die evangelischen<br />
Landeskirchen auf dem Gebiet NRWs, wie auch das Wappen halten bis<br />
heute an der historischen Dreiheit fest: Rheinland, Westfalen und das kleine<br />
Lippe. Hier treffen mentale Welten aufeinander. Und weil ich, Christian<br />
Reiser, von diesen einige, aber nicht alle kenne, habe ich noch Ute Sterr<br />
(Lippe), Claudia Walter (Münsterland) und Heidi Brandenberg (Siegerland)<br />
gebeten, ihre Eindrücke aus mir fremden Gebieten beizutragen.<br />
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Zwischen Ost und West<br />
Neue Attraktion des Kölner Doms, der meistbesuchten Sehenswürdigkeit<br />
Deutschlands: das Kirchenfenster Gerhard Richter (2007): 11.263 per<br />
Zufall angeordnete Farbquadrate in 72 Farben<br />
Der Kölner Dom – Wahrzeichen der größten und ältesten Stadt NRWs<br />
Ich selbst bin ganz im Westen, in der ältesten und größten Stadt<br />
NRWs, in Köln am Rhein (Kölle am Rhin) geboren, ein Zentrum des<br />
Karnevals („Kölle alaaf“) und weltberühmt durch den gotischen Dom,<br />
der zweithöchsten Kirche Europas (hinter dem Ulmer Dom) und der<br />
dritthöchsten der Erde. Weltberühmt auch „4711 – Kölnisch Wasser“<br />
(schicker auf französisch Eau de Cologne), das meine Cellolehrerin so<br />
exzessiv benutzte, das ich meine musikalische Karriere früh beenden<br />
musste. Der Schriftzug schmückt seit Jahrzehnten die große Bahnhofshalle.<br />
In den Kneipen trinkt man Kölsch, äußert sich verächtlich über das Alt der<br />
Nachbarstadt Düsseldorf, für die man ohnehin wenig Sympathie empfindet<br />
(„nur ein Klecks Mostrich“) und passt auf, dass keiner allein bleibt: „Drink<br />
doch eine met, stell dich nit esu ahn“ (trink doch einen mit, stell‘ dich<br />
nicht so an) singen gefühlvoll die Bläck Föös, eine der bekanntesten<br />
Karnevalsgruppen. Weit verbreitet ist der „Klüngel“, der den 1. FC gerade<br />
wieder einmal in die 2.Liga führte oder auch mal ein Stadtarchiv einstürzen<br />
ließ. Der Vorarbeiter hatte einfach einen großen Teil der für den U-Bahnbau<br />
vorgesehenen Stützen weiterverkauft und handelte dabei korrekt nach dem<br />
rheinischen Glaubensbekenntnis: „Ett hat noch immer joot jejange“ (es ist<br />
immer noch gut gegangen). Vielleicht gehört zur Frohnatur auch eine Prise<br />
Fatalismus. „Et ess, wie et ess“ (es ist, wie es ist), „et kütt, wie et kütt“ (es<br />
kommt, wie es kommt) und „was fott ess, ess fott“ (was fort ist, ist fort)<br />
fassen dies einfach, klar und sympathisch zusammen. Der Bruch in meiner<br />
Biografie vollzog sich mit einem Umzug, ich war zehn, in die Nähe von<br />
Bielefeld, sprich nach Ostwestfalen. Bekannt ist die Stadt durch den Spruch<br />
„kommst du nicht aus dieser Welt, kommst du wohl aus Bielefeld“ oder<br />
durch die sich seit einigen Jahren hartnäckig im Internet haltende These,<br />
das Bielefeld eigentlich gar nicht existiere. Die Stadt sei eine Erfindung,<br />
denn keiner kenne jemanden von dort. Die Moderatoren vom Funkhaus<br />
am Wallraffplatz (WDR, Köln) versuchten ohne großen Erfolg, ihr Prusten<br />
zu unterdrücken, wenn es mal eine Meldung aus Ostwestfalen gab, und<br />
lobten mit Blick aus dem Fenster das schöne Wetter, während es in meiner<br />
neuen Heimat „pisste“ (westfälisch für regnete). Unsere Kreisstadt war<br />
Gütersloh, woher „der letzte Cowboy“ kommt.<br />
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Gar nicht hinterwäldlerisch: MARTa das Museum für Zeitgenössische<br />
Kunst vom dekonstruktivistischen Stararchitekten Frank Gehry in Herford<br />
eröffnete 2005.<br />
Im ländlichen Ostwestfalen finden sich viele Bauernhöfe und Kotten im<br />
Fachwerkstil<br />
Die Ostwestfalen gelten, nicht ganz zu Unrecht, als das Gegenstück zum<br />
optimistischen und gastfreundlichen Rheinländer: stur, trüb – „Landeier“<br />
eben. Sie ziehen die Vokale in abenteuerliche Längen: „Deer Hee-ar ist<br />
mein Hie-ate“ heißt dort der 23. Psalm. Die Kirche nennt man „Kie-ache“<br />
und ich hieß bald – und vor dem Einheitskanzler – „Bie-ane“, weil ich die<br />
Frucht eher rheinisch „Bürne“ nannte. Meine ersten Jahre in dem östlichen<br />
Landesteil gehören zu den schweren in meinem Leben. Ich wollte den<br />
dortigen Dialekt nicht sprechen und bin bis heute entsetzt, wenn jemand<br />
diesen Lebensabschnitt in meiner Sprache heraushört. Doch irgendwann<br />
hatte ich „einen Sack Salz“ mit meinen Schulkameraden gegessen –<br />
Voraussetzung für Aufnahme und Freundschaft in Ostwestfalen. Ich<br />
genoss meine Jugend am Fuße des Teutoburger Waldes (des nördlichsten<br />
Mittelgebirges Deutschlands; die 312 Meter der Großen Egge machen<br />
in Bolivien nicht wirklich Eindruck), spielte den dortigen Volkssport<br />
Handball und fuhr mit dem Fahrrad zu Freunden in den umliegenden<br />
Dörfern. Im Nachbarort Isselhorst gibt es beim jährlichen Umzug auch<br />
einen Wagen für die „Neubürger“: Flüchtlinge aus dem 2. Weltkrieg .Mit<br />
dem Studium verließ ich Ostwestfalen und kehrte dann – der Arbeit wegen<br />
– 20 Jahre später zurück. Ich wurde Pfarrer in Oesterweg und Hesselteich –<br />
richtigen Käffern (Dörfern). Ersteres hieß in der Heimatpresse „Golddorf“<br />
weil es 25 Jahre zuvor, 1975, die Goldmedaille im Wettbewerb „Unser<br />
Dorf soll schöner werden“ gewonnen hatte. Ein reges Vereinsleben und<br />
adrette, überordentliche Gärten zeugen noch heute von diesem Triumph.<br />
Nur dem Pfarrer sah man einen schlampigen Garten nach (der kann das<br />
eben nicht) und nach einem halbtägigen Heckenschnitt meinte der Nachbar<br />
von gegenüber: “Für einen Pfarrer ganz gut“. Die Gemeinde, die vielfach<br />
entweder im Elternhaus wohnte oder in dessen Garten gebaut hatte, war<br />
bei aller Sesshaftigkeit erstaunlich offen. Von wegen stur. Nicht bei allen<br />
neuen Ideen klatschte sie gleich Beifall, sah aber zu, was rauskam und<br />
änderte ihre manchmal zuvor negative Meinung dann auch offen. Man<br />
kommt besser als Pfarrer nach Ostwestfalen als als Pennäler.<br />
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Serie Serie<br />
Förderturm der Zeche Zollverein in Essen: die Zeche ist heute<br />
Freizeitgelände mit Museen und Veranstaltungsräumen und seit 2001<br />
Weltkulturerbe der UNESCO.<br />
Das Rheinland und Ostwestfalen werden vom Ruhrgebiet<br />
zusammengehalten. Der Ballungsraum Rhein-Ruhr gilt als eine der 30<br />
größten Metropolregionen Deutschlands. Ich studierte in Bochum, „wo<br />
die Sonne verstaubt“ (Grönemeyer), und wurde nach dem Studium Vikar<br />
und Hilfsprediger am Südrand des Ruhrgebiets, in Hattingen und Witten.<br />
Auch wenn während dieser Zeit immer mehr Kohlezechen und Stahlwerke<br />
schlossen, behielt der „Ruhri“ doch seinen Stolz, ein freundliches<br />
Selbstbewusstsein und eine Solidarität – „unter Tage“ erarbeitet und in<br />
Streiks erkämpft. Der Mensch gilt als Mensch – egal, was er ist oder was er<br />
hat. Man guckt nicht herab und buckelt nicht herauf. Unprätentiös lacht der<br />
Mensch des Reviers über seine Fremdwortunkenntnisse, wie sie ihm zum<br />
Beispiel von Herbert Knebel vorAugen geführt werden: „Nee, ich war mit die<br />
Enkeln, mit den Marzel und die Jackeliene, aufe Kirmes. Dat fing anfürsich<br />
ganz harmlos an. Also wir ham ersma so künstliche Nahrung aufgenommen:<br />
Zuckerwatte, Popskorn, Bratapfel. Und dann derekt mit die volle Wampe<br />
inne Geisterbahn. Ja, und dann fing der Marzel aber an zu drängeln, dat er auf<br />
dies Hulli-Gulli-Gerät wollte. Meine Fresse nee, wurdse da in sonne Kapsel<br />
reingezwängt, gegen einen Schips, und dann dreht sich dat Dingen auf einma<br />
wie ein Krupps-Drei-Mix auf allerhöchste Stufe, aber so, dat du meinz, die<br />
Innereien spielen die Reise nach Jerusalem, nach dem Motto: Einer muss raus!<br />
Ja, und die Blagen sich am kaputtlachen, und ich wollt en Priester kommen<br />
lasse.“<br />
Überall finden sich im Ruhrgebiet die Zeugnisse der alten Kohle- und<br />
Montanindustrie: Zeche Wohlverwahrt in Essen-Horst produzierte bis 1962.<br />
Auf einer Radtour von Ostwestfalen ins Ruhrgebiet stand ein<br />
Umleitungszeichen. Ich wollte gerade dem Hinweis folgen, da rief mir von<br />
Ferne und mit lauter Stimme ein Hundehalter zu: „Nein, fahr geradeaus,<br />
man kann wieder durch, bin heute schon da längs.“ Da wusste ich, ich bin<br />
im Ruhrgebiet angekommen. In Ostwestfalen schaut man eher stumm von<br />
ferne zu und freut sich, nicht gefragt zu werden. Die WAZ (Westdeutsche<br />
Allgemeine Zeitung) verbreitete immer wieder die gleiche Geschichte:<br />
Der Arbeitslose XY zieht nach Schwaben, ist froh endlich wieder einen<br />
Job zu haben und kehrt dann doch zurück ins Revier und in die erneute<br />
Arbeitslosigkeit. Leben und glücklich sein, das könne er eben nur hier. In<br />
der Reihe „Bücher vonne Ruhr“ veröffentlichten Rudi Grande und Rainer<br />
Rettinger das Buch „Dem Ruhri sein Revier – Eine Liebeserklärung“.<br />
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Serie Serie<br />
Herbert Grönemeyer hat Bochum mit seinem Lied ein passendes, weil<br />
ehrliches Denkmal gesetzt: „Du bist keine Schönheit, vor Arbeit ganz grau!<br />
Liebst dich ohne Schminke; bist 'ne ehrliche Haut; leider total verbaut,<br />
aber gerade das macht dich aus! Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt!<br />
Ist es besser, viel besser, als man glaubt! Tief im Westen.“<br />
Lippe(n)-Bekenntnisse<br />
„Lippe-Detmold, eine wunderschöne Stadt…“, so heißt es in einem der<br />
wohl bekanntesten Lieder aus dem Fürstentum Lippe, das in der Zeit der<br />
Befreiungskriege gegen Napoleon entstanden ist und 1842 seine heutige<br />
Textfassung erhielt. Und das Lied, das bis heute als „Lipper Nationalhymne“<br />
gilt, verspricht nicht zuviel.<br />
Fürstliches Residenzschloss in Detmold<br />
Neben dem nördlichen Rheinland und Westfalen ist Lippe mit ca.<br />
350.000 Einwohnern der dritte und kleinste Landesteil von Nordrhein-<br />
Westfalen. Daher ziert auch die „Lippische Rose“ (ursprünglich Zeichen<br />
der Edelherren zu Lippe) als drittes Zeichen das Wappen von NRW.<br />
Detmold hat als Kreisstadt und als eine der 16 Städte und Gemeinden<br />
des Kreises Lippe eine Menge zu bieten. Das Stadtbild ist geprägt von<br />
vielen schön restaurierten Fachwerkhäusern, in Detmold ist das fürstliche<br />
Residenzschloss zu besichtigen, das noch heute vom Prinzen Armin zur<br />
Lippe bewohnt wird, und die Stadt ist Kunst- und Kulturzentrum mit dem<br />
Sitz des weithin bekannten Landestheaters sowie einer der berühmtesten<br />
Musikakademien Deutschlands, die viele Musikstudenten nach Detmold<br />
lockt und den Lippern ein attraktives Programm an Konzerten bietet.<br />
Landschaftlich ist Lippe nicht etwa geprägt durch den Fluss „Lippe“, nach<br />
dem der Kreis ursprünglich benannt ist, von dem er aber heute nicht mehr<br />
tangiert wird, sondern vielmehr von einer Mittelgebirgskette, dem Teutoburger<br />
Wald. Der „Teuto“, wie er von Lippern liebevoll genannt wird, zieht jedes Jahr<br />
zahlreiche Besucher nach Lippe, nicht nur des Waldes wegen, sondern weil<br />
in dieser Gegend (bis heute ist unklar wo genau) der Rückzug der Römer auf<br />
linksrheinische Gebiete seinen Anfang nahm. Arminius, der Cherusker, hat hier<br />
im Jahre 9 n. Chr. die Römer unter Varus besiegt und ging mit der berühmten<br />
Varusschlacht in die Geschichtsbücher ein. Der Bildhauer und Architekt<br />
Ernst von Bandel hat unter Opferung seines gesamten Privatvermögens<br />
sein Lebensziel verwirklicht, diesem Helden der Geschichte ein Denkmal<br />
zu errichten. Das Hermannsdenkmal wurde zwischen 1838 und 1875 erbaut<br />
und diente mit Blickrichtung gen Frankreich gleichzeitig als mahnendes<br />
Friedensdenkmal. Bis heute werden den Kindern in Lippe Geschichten vom<br />
„Schwertwechsel“ erzählt, wenn Hermann nachts um zwölf das Schwert<br />
von der einen in die andere Hand wechselt. Außerdem gibt es immer wieder<br />
Spekulationen darüber, ob man dem Hermann bis in die Nase steigen kann.<br />
Angeblich war das früher einmal möglich.<br />
Das Hermannsdenkmal ist bis heute das höchste Denkmal Deutschlands<br />
Über die Lipper existiert die Redewendung, dass sie den Kupferdraht<br />
erfunden haben, da sie den Pfennig so oft umgedreht hätten, bis daraus<br />
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Serie Serie<br />
eben der Kupferdraht geworden sei. Soviel zum Thema „Sparsamkeit der<br />
Lipper“.Als lippische Spezialität gilt denn auch ein „Arme-Leute-Essen“,<br />
der „lippische Pickert“. Dies ist ein pfannekuchenartiges Gericht aus einem<br />
aus Hefe, Wasser, Mehl, Eiern und geriebenen Kartoffeln bestehenden Teig,<br />
der in der Pfanne gebraten wird. Vorzugsweise wird er mit Rübenkraut<br />
oder lippischer Leberwurst serviert. Mmh, lecker! Übrigens kann man<br />
diese Spezialität besonders gut kosten in dem Detmolder Freilichtmuseum,<br />
in dem das mittelalterliche Leben der Region ganz urtümlich und original<br />
nachempfunden wird. Lippe ist eine Reise wert!<br />
Das Münsterland – platt und<br />
fahrradfreundlich<br />
Das Münsterland grenzt im Süden ans Ruhrgebiet, im Westen an die<br />
Niederlande, im Norden an Niedersachsen und im Osten lauert irgendwo<br />
das berüchtigte Bielefeld. Ein grünes Fleckchen Nordrhein-Westfalen, das<br />
vor allem landwirtschaftlich geprägt ist – und das in vielerlei Hinsicht das<br />
genaue Gegenteil von La Paz ist.<br />
Das 1271 erstmals erwähnte Wasserschloss Burg Vischering<br />
Volkssport Nummer 1 ist das Radfahren, für das die münsterländische<br />
„Parklandschaft“ ideale Voraussetzungen bietet: viel Natur, viele gut<br />
ausgebaute „Pättkes“ (schmale Rad- oder Wanderwege), und vor allem: es<br />
ist absolut flach. Wenn es nicht gerade regnet (was leider recht häufig der<br />
Fall ist), radelt man gemächlich an Feldern, Wiesen, Hecken und Wäldern<br />
vorbei und läuft wenig Gefahr, dabei außer Atem zu geraten. Am Weg<br />
findet man viele Gastwirtschaften, in die man einkehren kann, um sich<br />
bei einem Pils oder ganz stilecht einem „Radler“ (Bier + Limonade) zu<br />
erfrischen. Und bei den vielen Schützenfesten, die im ganzen Münsterland<br />
vom Frühling bis zum Herbst an jedem Wochenende irgendwo gefeiert<br />
werden, hört man noch vielfach das Münsterländer „Platt“, das ein bisschen<br />
wie eine Mischung aus Deutsch, Englisch und Holländisch klingt. Wer<br />
keine Lust hat, sich auf der „Leeze“ (münsterländisch für Fahrrad) selbst<br />
abzustrampeln, kann das Metallross auch gegen ein richtiges eintauschen<br />
– das Münsterland ist nämlich auch Pferdeland, und es ist keine Seltenheit,<br />
Reitern oder Kutschen zu begegnen. Und wer sich neben Natur auch für<br />
Kultur interessiert, sollte den Besuch einer der zahlreichen Wasserburgen<br />
nicht versäumen, die in Ermangelung von Bergen zum Schutz mit einer<br />
breiten „Gräfte“ (einem Wassergraben) umgeben wurden. Fahrräder sind<br />
auch das auffälligste Verkehrsmittel in der namensgebenden Hauptstadt<br />
des Münsterlandes, Münster. Die Stadt des Westfälischen Friedens und<br />
der Wiedertäufer bietet mit ihren nach dem Zweiten Weltkrieg liebevoll<br />
wieder aufgebauten Giebeln an den alten Kaufmannshäusern nicht nur eine<br />
malerische historische Kulisse auf ihrer Prachtstraße, dem Prinzipalmarkt,<br />
sondern ist vor allem eine sehr junge Stadt, zumindest, wenn gerade keine<br />
Semesterferien sind. Schließlich beherbergt Münster mit der Westfälischen<br />
Wilhelms-Universität eine der größten Universitäten des Landes, deren<br />
Gebäude über die ganze Stadt verteilt sind. Wie am Lambertibrunnen<br />
Lambertibrunnen und – kirche am Prinzipalmarkt von Münster<br />
wimmelt es überall von jungen Leuten, die – natürlich – fast alle auf<br />
Fahrrädern unterwegs sind. Ein weiteres Merkmal, das das Stadtbild<br />
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Serie Serie<br />
prägt, sind Kirchen – man sagt, entweder regnet es in Münster, oder<br />
die Kirchenglocken läuten – und wenn beides zutrifft, ist Sonntag. Das<br />
katholische Münster ist natürlich auch Bischofsstadt, wovon nicht nur<br />
der aus dem für Münster typischen Baumberger Sandstein erbaute Dom,<br />
sondern auch das Münsteraner Schloss zeugen, das im 18. Jahrhundert<br />
von Johann Conrad Schlaun im Stil des Barock als Residenzschloss für<br />
Münsters vorletzten Fürstbischof erbaut wurde. Seit 1954 ist es Sitz und<br />
Wahrzeichen der Westfälischen Wilhelms-Universität. Und dreimal im<br />
Jahr (im Frühling, Sommer und Herbst) findet auf dem Platz vor dem<br />
Schloss Münsters größtes Volksfest, der Send, statt.<br />
Das Siegerland<br />
Freudenberg, ein typische Kleinstadt im Siegerland<br />
Das Siegerland mit einer Fläche von 649,7 km² ist ein wunderschönes<br />
Gebiet mitten in Deutschland im Bundesland Nordrhein Westfalen und<br />
hat ca. 240.000 Einwohner. Die Landschaft wird bestimmt von vielen<br />
Wiesen und Waldgebieten, die gerade im Frühjahr, wenn die Natur in den<br />
verschiedensten Grüntönen zu neuem Leben erwacht, ein eindrucksvolles<br />
Bild bietet. In diesen Waldgebieten befinden sich die Quellen mehrerer<br />
Flüsse wie z.B. die der Sieg. Von der Quelle bis zur Mündung in den<br />
Rhein hat dieser Fluss eine beachtliche Länge von ca. 155 Kilometern. Der<br />
höchste „Berg“ (677,7m) des Siegerlandes gehört zum Rothaargebirge. Die<br />
Kreisstadt Siegen hat neben drei Berufskollegs seit 1972 eine Universität<br />
mit mehreren Fachbereichen, die zurzeit von ca. 13.000 Studenten besucht<br />
wird.<br />
Blick auf die Oberstadt von Siegen: In der Mitte die Nikolaikirche mit dem Krönchen und im<br />
Hintergrund die Gebäude der Universität.<br />
Siegen nennt man auch „die Krönchenstadt“, denn das Wahrzeichen<br />
ist die Spitze der Nikolaikirche welche die Form einer Fürstenkrone hat.<br />
Diese Kirche gehört ebenso zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt wie<br />
das Obere Schloss, in dem sowohl ein Museum (unter anderem auch mit<br />
Werken von Rubens) als auch ein Schaubergwerk beheimatet sind. Mehrere<br />
originalgetreue Wohnräume erzählen “Siegerländer Geschichte“. Früher<br />
lebten die Menschen im Siegerland neben Land- und Haubergswirtschaft<br />
auf Grund der reichhaltigen Erzvorkommen überwiegend vom Bergbau. Es<br />
ist daher nicht verwunderlich, dass mit der Industrialisierung viele Metall<br />
verarbeitenden Betriebe hier entstanden sind, die bis heute eine Vielzahl<br />
an Arbeitsplätzen bieten. Verschiedene Traditionen wie „Kartoffel-„ oder<br />
„Backesfeste“ und Musikvorträge der Bergmannskapellen erinnern bis<br />
heute an diese Zeit.<br />
Auch in Sachen Kultur hat das Siegerland einiges zu bieten. So wurde<br />
der bedeutende Maler Peter Paul Rubens in Siegen geboren und ebenso<br />
stammen die Musiker und Komponisten Gebrüder Busch, nach denen die<br />
hiesige Musikschule benannt ist, aus dem Siegerland. Der Siegener Bach<br />
Chor ist weit über die Grenzen des Siegerlandes unterwegs und begeistert<br />
mit seinen Darbietungen die Menschen für klassische Musik.<br />
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Serie Serie<br />
Seit 2007 gibt es das Apollo Theater mit einem großen Angebot<br />
an Aufführungen und Konzerten. Wer es rustikaler mag hat auf der<br />
Freilichtbühne in Freudenberg Gelegenheit sich ein von Laiendarstellern<br />
aufgeführtes Theaterstück vor einer Wald- und Felsenkulisse anzusehen.<br />
Hier kann man auch noch viele gut erhaltene Fachwerkhäuser bei einem<br />
Stadtbummel besichtigen.<br />
Wie jede Region in Deutschland, hat auch das Siegerland kulinarische<br />
Spezialitäten zu bieten. Neben einer sehr großen Vielfalt an Brotsorten<br />
gibt es z.B. den „Siegerländer Reibekuchen“ oder „Bäckel“, die beide mit<br />
Kartoffeln gebacken werden, und auf fast jeder Speisekarte findet man<br />
das „Siegerländer Krüstchen“, ein Schnitzelgericht mit Spiegelei und<br />
Salatbeilage. Hierzu wird gerne ein Bier vom Fass getrunken, am besten<br />
eins, das aus einer der drei im Siegerland ansässigen Brauereien stammt.<br />
Für eine gute Verkehrsanbindung der Region sorgt seit den 60er Jahren<br />
die A45, die sogenannte Sauerlandlinie. Diese Autobahn mit ihren vielen<br />
Brücken, von denen die Siegtalbrücke in Eiserfeld mit 96 Metern die<br />
höchste ist, verbindet neben dem Siegerlandflughafen (Der Flughafen<br />
liegt auf 599 Metern Höhe und ist damit einer der am höchsten gelegenen<br />
Verkehrsflughäfen in Deutschland) das Siegerland mit dem Rest der Welt.<br />
Christian Reiser (Ost-West)<br />
Ute Sterr (Lippe)<br />
Claudia Walter (Münsterland)<br />
Heidi Brandenberg (Siegerland)<br />
“Helping Hands” – ein Bildungsprojekt in San<br />
Pedro<br />
Bei “Helping Hands” haben schon mehrere Generationen von<br />
Weltwärtsfreiwilligen wertvolle Unterstützung geleistet, die nun bei der<br />
Neueinweihung einer Bibliothek sichtbar wurde. Bei einer Feierstunde aus<br />
diesem Anlass, die von den beiden Weltwärtsfreiwilligen Janek Cordes<br />
(20) und Clemens Harnisch (20) mitgestaltet wurde, konnte ich mir ein<br />
eindrucksvolles Bild von der Arbeit aller Beteiligten machen.<br />
2004 wurde das Projekt “Helping Hands” von Linda Jean de Zarate,<br />
einer pensionierten Lehrerin des Colegio Calvert mit kanadischen<br />
Wurzeln, ins Leben gerufen. Seit der Gründung setzen sich Mitarbeiter des<br />
Projekts dafür ein, dass Jugendlichen aus sozial schwachen Verhältnissen<br />
(Waisen, Halbwaisen oder aus kinderreichen Familien) der Besuch einer<br />
Schule sowie das Studium an einer bolivianischen Universität oder<br />
einem technischen Institut ermöglicht und ihnen damit eine Perspektive<br />
geboten wird. In der Hauptsache werden durch akquirierte Spendengelder<br />
Universitäts- und Materialkosten sowie die Kosten für eine Unterkunft<br />
übernommen. Bisher konnten 98 Studenten durch die Unterstützung von<br />
“Helping Hands” den bolivianischen Schulabschluss machen und 52 haben<br />
erfolgreich ihr Studium beendet und sind in entsprechenden Berufen tätig.<br />
Ursprünglich kam die Unterstützung nur solchen Jungen zugute, die mit<br />
18 Jahren das staatliche Jugendheim “Mendez Arcos” verlassen mussten<br />
und keine weitere staatliche Hilfe bekamen. Heute werden auch aus<br />
anderen Projekten Anfragen an “Helping Hands” gerichtet, wenn einzelne<br />
Jugendliche förderungsbedürftig erscheinen. So werden inzwischen auch<br />
Mädchen unterstützt. In dem Jugendheim “Mendez Arcos” wird den ca.<br />
70 Jugendlichen auch schon während ihrer Schullaufbahn geholfen, indem<br />
“Helping Hands” Schulmaterial finanziert, Arztkosten übernimmt und für<br />
die Kosten der regelmäßigen Haarschnitte aufkommt.<br />
Damit die Jugendlichen auch etwas zur Finanzierung ihrer Ausbildung<br />
beitragen können, stellen einige von ihnen Armbänder in vielen<br />
verschiedenen Designs her, die “Helping Hands” ihnen abkauft, um sie<br />
dann im In- und Ausland weiter zu verkaufen.<br />
Mit der neueingeweihten Bibliothek im Jugendheim “Mendez Arcos”<br />
in San Pedro fing 2002 alles an. Linda Zarate hatte sich zusammen mit<br />
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Boliviens Schokoladenseiten
Serie Serie<br />
ihrer Freundin Marion Ibañez entschlossen, im Bereich Bildung Hilfe zu<br />
initiieren und anzubieten.<br />
Jetzt wurde aus einer staubigen Abstellkammer ein Raum, der zum<br />
Verweilen einlädt. Mit Hilfe der beiden Weltwärtsfreiwilligen Janek und<br />
Clemens sowie der bereitgestellten Gelder von der GIZ wurden ein Teppich<br />
verlegt, die Wände bemalt, Bücherregale aufgestellt, Lichter installiert und<br />
Sitzgelegenheiten angeschafft.<br />
Während der Feierstunde kamen mehrere Studenten zu Wort, die ihre<br />
Dankbarkeit für die Unterstützung von “Helping Hands” ausdrückten.<br />
Ihre Empfehlung an die Jugendlichen von “Mendez Arcos”: “Pflegt<br />
die Bibliothek wie ein Mädchen, das ihr liebt, weil diese Gelegenheit<br />
einzigartig ist!”<br />
Im Gespräch mit den beiden Weltwärtsfreiwilligen, die im Spätsommer<br />
2011 ihren einjährigen Dienst bei “Helping Hands” bzw. In dem<br />
Jugendheim “Mendez Arcos” begonnen haben, wird schnell deutlich,<br />
dass sie sich von Anfang an sehr wohl gefühlt haben und dass sie sich<br />
mit viel Engagement, Kreativität und mit ihren besonderen Stärken in<br />
das Projekt einbringen können. Schon nach kurzer Zeit haben die beiden<br />
Aufgaben wie die folgenden übernommen: die Gestaltung der Projekt-<br />
Homepage (www.helpinghands-bolivia.org), die Erteilung von Englischund<br />
Deutschunterricht, Botengänge, kleine Ausflüge mit kleinen Gruppen<br />
von Jungen aus dem Jugendheim “Mendez Arcos” und vor allem die<br />
Einrichtung und Neugestaltung der Bibliothek.<br />
Auf die Frage, wie sich das Verhältnis zu den Jugendlichen entwickelt<br />
hat, berichten mir Janek und Clemens, dass die Jugendlichen ihnen<br />
gegenüber zunächst etwas reserviert und abwartend gewirkt haben, dass<br />
sie als Weltwärtsfreiwillige aber inzwischen mehr und mehr die Rolle<br />
des “großen Bruders” übernommen haben, dem auch schon mal etwas<br />
anvertraut wird.<br />
Janek und Clemens sehen in der überschaubaren Größe des Projekts<br />
den besonderen Vorteil, dass der bürokratische Aufwand sehr gering ist.<br />
Aber auch mit Schwierigkeiten haben sie gelernt umzugehen. Clemens<br />
meint, er sei viel geduldiger und selbstständiger geworden, Janek sieht bei<br />
sich vor allem einen Lernfortschritt bei dem Thema “Zeit organisieren”.<br />
Beide freuen sich nun auch wieder auf Deutschland, wo sie beide mit<br />
einem Studium beginnen wollen.<br />
“Helping Hands” erreichen sie unter der Telefonnummer 2494106.<br />
Ute Sterr<br />
Clemens, Angel und Janek in der Bibliothek<br />
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Boliviens Schokoladenseiten
Kultur Kultur<br />
Robert Brockmann “Tan lejos del mar”<br />
Plural Editores, La Paz 2012<br />
Dies ist nun schon der zweite Brockmann, nach “El general y sus<br />
presidentes”. Dieses Mal geht es darum, wie Bolivien im Konflikt mit<br />
Paraguay 1928/29 plötzlich in die Weltgeschichte eintrat - und auch gleich<br />
wieder aus ihr abtrat.<br />
Dabei hat auch “Tan lejos del mar” einen Deutschlandbezug: Das Buch<br />
entstand, weil dem Autor ein Konvolut an Zeitungsausschnitten in die<br />
Hände fiel, die Ernesto Fricke Lemoine in den Jahren 1928/29 gesammelt<br />
hatte, als er an der bolivianischen Botschaft in Berlin arbeitete. Fricke ist<br />
der Erbauer der deutschen Residenz in La Paz, so wie sie heute steht.<br />
Die Zeitungsartikel beschreiben den ersten Chaco-Konflikt, als am 5.<br />
Dezember 1928 das bolivianische Fort Vanguardia (ein paar Hütten) von<br />
der paraguayischen Armee erobert und niedergebrannt wurde, woraufhin<br />
die Bolivianer am 14. Dezember in Revanche das paraguayische Fort<br />
Boquerón (noch unbedeutender) eroberten. Brockmann fragt sich, warum<br />
damals in Europa so viel Interesse an diesem kleinen, entlegenen Konflikt<br />
in Lateinamerika bestand. Über diese Recherchen entstand das Buch.<br />
Es geht um die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, als der Völkerbund<br />
gegründet wurde. Der am 27. August 1928 unterzeichnete Briand-<br />
Kellogg Pakt wollte für immer den (Angriffs-) Krieg als Mittel der<br />
Politik “verbieten”. Kurz nach dessen Unterzeichnung, und während<br />
der Beratungen im US-Senat über die Ratifizierung, wollten nun zwei<br />
lateinamerikanische Kleinstaaten partout Krieg führen und damit<br />
alle Hoffnungen auf ein friedliches Miteinander der Völker zunichte<br />
machen. Immerhin gelang es nach zweiwöchigem Zittern, den Konflikt<br />
der Panamerikanischen Konferenz zur Vermittlung zuzuschieben, und<br />
damit die Autorität des Völkerbunds und des Pakts zu retten. Es wurde<br />
eine Untersuchungskommission entsandt, die den Status quo ante wieder<br />
herstellte.<br />
Die Episode ist interessant, weil sie zeigt, wie der damalige bolivianische<br />
Präsident Hernando Siles dem enormen Druck der Straße (20.000<br />
Menschen auf der Plaza Murillo) und seiner Gegner (Salamanca, Saavedra)<br />
widerstand, die einen Krieg forderten (und ein paar Jahre später auch<br />
erhalten sollten). Er beruhigte die Lage, indem er symbolisch Boquerón<br />
erobern ließ, sich aber dann zu Verhandlungen bereit erklärte. Brockmann<br />
geht auch der Frage nach, warum Bolivien, obwohl Gründungsmitglied<br />
des Völkerbunds, damals keinen Botschafter in Genf hatte. Bolivien hatte<br />
sich enttäuscht von der Organisation abgewandt, nachdem Ex-Präsident<br />
Ismael Montes (Botschafter in Genf) und später Félix Avelino Aramayo<br />
1921/22 erfolglos den Meereszugang von Chile hatten erstreiten wollen.<br />
Sehr interessant ist dabei, dass Chile 1926 sogar bereit war, die sog.<br />
Kellogg-Formel zu akzeptieren, nach der Arica und Tacna (damals noch<br />
chilenisch) an Bolivien gehen sollten. Dies scheiterte aber an Peru.<br />
Brockmann schreibt als Journalist einfach gut. Es gelingt ihm erneut,<br />
ein interessantes und wenig bekanntes Kapitel bolivianischer Geschichte<br />
anschaulich zu präsentieren.<br />
Philipp Schauer<br />
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Boliviens Schokoladenseiten
Kultur Kultur<br />
Barock in der Chiquitania - die Neunte<br />
Der Motor unserer klapprigen Camioneta dröhnt mit jedem Kilometer<br />
lauter, vor uns die endlose rote Sandpiste, um uns herum menschenleeres<br />
Grün, zuweilen ein streunender Hund, und der kalte Sur pfeift. Wir sind<br />
auf dem Weg nach San Ignacio de Velasco, fünf Tage ganz weit weg von<br />
La Paz. Es ist wieder einmal Festival-Zeit in der Chiquitania, und wie<br />
einsam wir uns auf der Landstraße auch fühlen mögen – in den Dörfern<br />
und Städtchen ist jeder Restaurantbesitzer und jedes Schulkind auf den<br />
Beinen, um dieses nur alle zwei Jahre stattfindende Ereignis zu begleiten.<br />
Ganz offensichtlich ist das „Festival Internacional de Música<br />
Renacentista y Barroca Americana“ im 16. Jahr seines Bestehens von der<br />
Bevölkerung angenommen und zu etwas Eigenem gemacht worden. In<br />
San Javier schmückt die lokale Jugend schon Stunden vor dem Konzert<br />
die Kirche – erbarmungslos werden Palmenzweige an die hölzernen<br />
Säulen des Kirchenvorbaus gehämmert, um eine Bühne für die sich an<br />
das offizielle Programm anschließende Vorstellung der örtlichen Schule<br />
zu schaffen. Das Konzert des französischen „Ensemble Gilles Binchois“<br />
ist dann gepackt voll mit Einheimischen, unter denen sich die wenigen<br />
Touristen fast verlieren.<br />
Ein ganz anderes Bild in San Ignacio de Velasco – in dieser mit<br />
29.000 Einwohnern größten Stadt der Chiquitania sind die ausländischen<br />
Touristen sehr präsent, der Vertreter der Touristeninformation bittet uns<br />
mit herzlichem Lächeln in sein Büro und informiert uns über alles, was<br />
der Ort zu bieten hat – einschließlich des umfangreichen „Programa de<br />
actividades paralelas“, des „Nebenprogramms“ zu den Konzerten. Der<br />
Besitzer des Restaurants, in dem wir zu Abend essen, schwärmt, wie sehr<br />
sich San Ignacio entwickelt habe. In der Tat – es ist nicht zu übersehen, dass<br />
hier in den letzten Jahren ein wirtschaftlicher Aufschwung stattgefunden<br />
hat. Und auch hier sind die Plätze der großen (vor wenigen Jahren nach<br />
alten Plänen überwiegend neu errichteten) Kirche bereits eine halbe<br />
Stunde vor Konzertbeginn weitgehend besetzt; das Zentrum wimmelt<br />
von Kindern mit Instrumenten auf dem Rücken, die am nächsten Morgen<br />
in einer bolivianisch-französischen Koproduktion die von Piotr Nawrot<br />
rekonstruierte „Ópera San Ignacio“ aufführen sollen.<br />
Natürlich fehlt nicht das Lokalkolorit – die durch die Kirche streifenden<br />
Hunde, die Mutter, die gemeinsam mit ihrem Kind während des Konzerts<br />
die Musiker Musiker sein lässt und sich ausgiebig ihrem Handy widmet,<br />
das Fehlen des Konzertprogramms, das erst drei Tage nach Festival-Beginn<br />
eintrifft, das Cembalo, das bis Konzertbeginn leider – die Feuchtigkeit…<br />
- nicht mehr gestimmt werden konnte.<br />
Aber es gibt eben auch die zahlreichen Touristen, die einmal die Orgel<br />
von Santa Ana (die letzte noch erhaltene aus der jesuitischen Zeit) anfassen<br />
möchten und das auch dürfen, das Bürgertum von Santa Cruz, das geduldig<br />
Schlange steht, um einen Platz in der überfüllten Kirche San Roque zu<br />
erhalten, die aufgeregten Kinderchormitglieder, die abends um 23.00 Uhr<br />
noch zu einer letzten Probe auf der Plaza von San Ignacio erscheinen…<br />
Probenpause<br />
Ist dieses Festival ein Erfolg? - fragt man sich angesichts des enormen<br />
Aufwandes, mit dem hervorragende Ensembles aus Lateinamerika,<br />
den USA und Europa tagelang von Kirche zu Kirche gefahren werden,<br />
Instrumente beschafft und mühsam von einem Ort zum anderen transportiert<br />
werden müssen. Und das wohlgemerkt ohne entsprechende Einnahmen –<br />
alle Konzerte mit Ausnahme derer in Santa Cruz sind kostenlos, und nach<br />
Spenden wird eher schüchtern gefragt. Und dennoch – diese zwei Wochen<br />
des Ausnahmezustandes vermögen es offensichtlich, den Menschen vor<br />
Ort eine neue Identität, einen ganz besonderen Stolz auf ihr kulturelles<br />
Erbe zu vermitteln. Allein das lohnt vielleicht das Engagement – und ganz<br />
bestimmt eine Reise!<br />
Benita Schauer<br />
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Boliviens Schokoladenseiten
Kultur Kultur<br />
Alfonso Seligmann: Reencuentro<br />
Alfonso Seligmann, Sohn deutsch-jüdischer Flüchtlinge, war über viele<br />
Jahre Mitarbeiter der deutschen Botschaft und aktives Mitglied der<br />
jüdischen Gemeinde in La Paz. Vier Monate nach seinem Tod im Januar<br />
2012 sind nun seine Memoiren veröffentlicht worden. Ein Anlass zur<br />
Erinnerung.<br />
Don Alfonso Seligmann steckte immer voller Geschichten. In den<br />
unerwartetsten Momenten brachte er eine Anekdote aus seinem Leben<br />
zum besten, erstaunte seine Zuhörer mit den Bekanntschaften, die er<br />
hatte, und wusste von lustigen Details aus dem Leben der Wichtigen<br />
und Reichen.<br />
Mehr als einmal haben wir ihn gebeten, doch seine Memoiren zu<br />
schreiben. Im April dieses Jahres wurde nun das Buch „Reencuentro“<br />
der Öffentlichkeit vorgestellt, das er in den letzten Monaten seines<br />
Lebens gemeinsam mit dem Journalisten Eduardo Mendizábal verfasst<br />
hat. Dieses Buch lässt den Leser in ein bewegtes Leben eintauchen. Es<br />
beschreibt nicht nur den Lebensweg von Don Alfonso, sondern auch die<br />
Umstände, unter denen die nach Südamerika gekommenen jüdischen<br />
Flüchtlinge lebten.<br />
Don Alfonso selbst wurde 1941 in Cochabamba geboren; bald danach<br />
siedelte die Familie nach La Paz um, in dessen Straßen er seine Kindheit<br />
verbrachte. Zu seinen Kindheitsfreunden gehörte auch der Kontakt zu<br />
dem damaligen Präsidenten Urriolagoitía, der ihm im Präsidentenpalast<br />
Geschichtsunterricht erteilte.<br />
1976 begann Alfonso Seligmann seine Arbeit bei der Deutschen<br />
Botschaft in La Paz. Einige Jahre später übernahm er die Vertretung für<br />
Deutsche Welle-Transtel und ist dafür bis heute in Bolivien bekannt. Seine<br />
Arbeit und sein Bemühen um Kontakte zwischen deutscher und jüdischer<br />
Gemeinde führten dazu, dass sich diese zumindest in La Paz einander<br />
wieder annähern konnten.<br />
Im Juli 2008 beendete er seinen Dienst für die Botschaft. Gern erinnern<br />
sich Besucher und Kollegen an sein ewig eiskaltes Büro („Kaltes Fleisch<br />
bleibt länger frisch“) und die für ihn charakteristischen Telefongespräche,<br />
denn einen Computer hatte er in seinem Büro bis zum letzten Tag nicht.<br />
Bis zu seinem Tod im Januar dieses Jahres war Alfonso für den<br />
bolivianischen Fußball als Präsident der Schiedsrichtervereinigung tätig.<br />
Helen Bender<br />
Das Buch von Alfonso Seligmann ist für Bs. 100,- in der Botschaft<br />
erhältlich und bald auch in ausgewählten Buchläden in La Paz und Santa<br />
Cruz.<br />
Boliviens Schokoladenseiten 78<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
79<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Boliviens Schokoladenseiten<br />
Kultur<br />
Buchtipp<br />
Erich Riedler, deutscher Botschafter in Bolivien von 2005 bis 2009, hat<br />
Ende 2011 im Nomos-Verlag sein Buch „Bolivien unter Evo Morales“<br />
veröffentlicht. Eine Rezension folgt in der nächsten Ausgabe des<br />
„<strong>Monatsblatt</strong>s“.<br />
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<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
Reise<br />
Eine Schifffahrt, die ist lustig…<br />
Eindrücke einer Reise auf der Reina de<br />
Enín in Trinidad<br />
Vogelgezwitscher, Grillen – Geräusche des Waldes und des Wassers – wenn<br />
sich ein Tourist für die Fahrt mit der Reina de Enín im Amazonasgebiet<br />
entscheidet, wird er mit Ruhe und Beschaulichkeit und den unvergesslichen<br />
Eindrücken dieses tropischen Ökosystems entlohnt.<br />
‚Reina de Enín‘<br />
Die Anreise ist einfach. In La Paz besteigt man das Flugzeug und landet<br />
in 45 Minuten in Trinidad, wo man abgeholt und direkt zur Anlegestelle<br />
gebracht wird, wo das Schiff ankert. Das neue Zuhause ist die Reina<br />
de Enín, ein umgebauter Katamaran. Das Schiff sollte ursprünglich<br />
Filmzwecken dienen, wurde dann aber für den Tourismus eingesetzt. Ziel<br />
der Schiffsbetreiber ist es, einen ökologisch angepassten Tourismus zu<br />
fördern. Die Reina verkehrt je nach Wasserstand auf dem Rio Mamoré<br />
und auf dem Rio Ibaré. Bis zu 25 Personen können untergebracht und<br />
versorgt werden: Zwei- und Dreibettkajüten mit Duschvorrichtung und<br />
Toilette dienen der Unterbringung der Gäste auf Deck 1. Deck 2 dient als<br />
Speisesaal.<br />
81 Boliviens Schokoladenseiten
Reise<br />
Schiffskapitänin Barbara kümmert sich persönlich um alle Belange<br />
ihrer Gäste: dreimal am Tag überwacht sie, dass die Genüsse der<br />
bolivianischen und europäischen Küche appetitlich serviert werden. Da sie<br />
selbst Vegetarierin ist, mangelt es nie an Gemüse und Obst. Als geborene<br />
Portugiesin mit belgischen Eltern und Kongoerfahrung ist sie durch ihren<br />
bolivianischen Ehemann an diesem Ort gelangt. Sie erfüllt ihren Job mit<br />
viel Enthusiasmus und Liebe und organisiert das Leben auf dem Schiff<br />
nach den Wünschen ihrer Gäste. Ein Team aus Personen der Region erfüllt<br />
den Gästen ihre Wünsche. So werden für Angler Touren im kleinen Beiboot<br />
zu besonders guten Fischgründen organsiert oder auch Schwimmausflüge<br />
angeboten. Neben dem geselligen Beisammensein beim Essen gibt es<br />
sowohl am Vormittag wie am Nachmitttag jeweils einen Ausflug zu einer<br />
Dorfgemeinschaft, zum Fischen oder Schwimmen in den vielen Lagunen<br />
dieser Region.<br />
Besonders schön ist es dabei vom dritten Deck den Blick über<br />
Baumkronen und Wasserfläche schweifen zu lassen, Vögel und<br />
Brüllaffen zu beobachten, Delphinen beim Spiel zuzuschauen und nach<br />
Wasserschildkröten Ausschau zu halten. Mückenmittel und luftige<br />
Kleidung, um die Hitze zu ertragen und entspannt die Hängematten zu<br />
genießen, sollten im Reisegepäck nicht fehlen.<br />
Kurzum: Ruhige, bedächtige, unvergessliche Urlaubstage, die sehr<br />
erholsam waren! Wir haben uns wohlgefühlt auf der Reina Enín in den<br />
tropischen Flusslandschaften des Pantanals.<br />
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Boliviens Schokoladenseiten<br />
82<br />
Claudia Maennling<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
Leute<br />
Weit weg von Köln: Lena Maria Moser<br />
Mein Name ist Lena Maria Moser. Vor ziemlich genau dreißig Jahren bin<br />
ich in Köln-Lindenthal geboren worden, habe in Köln den Kindergarten<br />
absolviert, war mehr oder weniger erfolgreich in der Schule, habe in<br />
Köln studiert und nicht weit entfernt von Köln mein Referendariat<br />
überlebt. Ich liebe meine Heimatstadt, aber man muss auch wissen, wann<br />
Veränderungen anstehen! (Vor allem braucht man manchmal Abstand von<br />
seinem Fußballverein. Der baut ja wieder nur Mist im Moment.) Ich habe<br />
eigentlich keine bestimmten Vorstellungen davon gehabt, wo ich hin wollte.<br />
Alles was ich wollte war „weit, weit weg“! Und weiter weg als La Paz<br />
(oder zumindest unzugänglicher) geht es wohl kaum. Ich hatte ein Angebot<br />
von der Deutschen Schule in Istanbul und bin froh, dass ich mich dagegen<br />
entschieden habe. Zweieinhalb Flugstunden sind nicht weit genug! Aber<br />
die Entfernung ist nicht das Einzige, was mich hier reizt. Südamerika will<br />
einfach entdeckt werden (auch wenn das gewisse Menschen schon lange<br />
vor mir getan haben).<br />
Ich fühle mich komisch dabei, mich jetzt vorzustellen, weil ich das<br />
Gefühl habe, schon mindestens ein Jahr hier zu sein. Ich habe Freunde, ich<br />
habe einen Hund adoptiert (Animales S.O.S.), ich habe mich in der Schule<br />
gut eingelebt und ich vermisse Köln kaum mehr… das muss ich wirklich<br />
leider zugeben (also „leider“ für Köln, nicht für mich).<br />
83 Boliviens Schokoladenseiten
Leute Leute<br />
Wie das bei Frauen ja auch nach einer Geburt so sein soll, habe ich<br />
den anfänglichen Albtraum hier scheinbar auch schon hinter mir gelassen.<br />
Dank einer kleinen Erkältung, die ich aus Deutschland mitgebracht hatte,<br />
hing ich nicht nur am Flughafen am Sauerstoffgerät, sondern mir ging es<br />
auch einen ganzen Monat ziemlich schlecht, bis mich dann aufmerksame<br />
Kollegen endlich in die Clínica del Sur gebracht haben, wo ich eine Woche<br />
am Antibiotika-Tropf hing. Lungenentzündung. Seither erfreue ich mich<br />
einer unfreiwilligen Berühmtheit durch meine anfängliche Abwesenheit<br />
im Colegio Alemán. Zum Glück war meine jüngere Schwester die ersten<br />
zwei Monate mit mir hier und hat mich unterstützt. Als Ersatz für sie kam<br />
dann der Hund.<br />
Mittlerweile bin ich gesundet und habe nur die üblichen Kränkeleien,<br />
um die niemand herumkommt. Ich freue mich, hier zu sein und erwarte<br />
mit Spannung, was die zwei, vier oder sechs (oder mehr??) Jahre bringen<br />
werden.<br />
Servus miteinand!<br />
Ich bin im wunderschönen Rohr in Niederbayern aufgewachsen, wo ich<br />
auch das Gymnasium besucht habe. Danach habe ich im weltberühmten<br />
Bayreuth studiert und nach dem Studium das Referendariat im<br />
niederbayerischen Ihrlerstein absolviert.<br />
Nach dem Referendariat hatte ich zwei Möglichkeiten: Im Raum<br />
München als Lehrer eingesetzt zu werden oder eine ganz neue Welt kennen<br />
zu lernen.<br />
Tja… wie ich mich entschieden habe, ist nun bekannt. Ich bin seit<br />
November in La Paz, wo ich an der deutschen Schule die Fächer, Deutsch,<br />
Mathematik, Religion und ESG größtenteils in der Primaria unterrichte.<br />
Von meinen neuen Kollegen wurde ich sehr freundlich „aufgenommen“,<br />
obwohl ich aus Bayern komme. Bis jetzt bin ich von Land und Leuten sehr<br />
fasziniert.<br />
Alleine das eindrucksvolle Lichtermeer der Stadt La Paz bei Nacht<br />
und die drei schneebedeckten Gipfel des Illimani waren die Reise nach<br />
Boliviens Schokoladenseiten 84<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
85<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Leute Leute<br />
La Paz wert. Was mich an dieser Stadt besonders beeindruckt ist das<br />
Verschmelzen von Tradition und Moderne. Typische bolivianische Märkte<br />
und koloniale Bauten kann man hier genauso sehen wie moderne Geschäfte<br />
und Hochhäuser.<br />
Was mich in den nächsten drei Jahren in La Paz so alles erwarten wird,<br />
kann ich nur mit dem Spruch einer „Lichtgestalt“ beantworten: „Schaun<br />
mer mal“!<br />
Ich bin sehr gespannt!<br />
Tobias Binder<br />
Abschiednehmen<br />
„Espiritú sin nombre,<br />
indefinible esencia,<br />
Yo vivo con la vida<br />
Sin formas de la idea“.<br />
Gustavo A. Béquer (1836-1870)<br />
Rimas 62 (V)<br />
Abschiednehmen ist ein ständiger Begleiter in unserem Beruf. Dennoch<br />
ist es jedes Mal eine persönliche Herausforderung. Kolleginnen<br />
und Kollegen der Botschaft, der deutschen und internationalen<br />
Entwicklungszusammenarbeit, aus Partnerorganisationen; Nachbarn,<br />
die Yoga-Lehrerin, die Haushaltshilfe und Bürgerin Rosmery, die sich<br />
unermüdlich für die Verbesserung der Lebensbedingungen im 8. Distrikt in<br />
El Alto/ Senkata einsetzt – sie alle haben nachhaltige Spuren hinterlassen.<br />
Es fällt nicht leicht, das facettenreiche Bolivien und die Erfahrungen mit<br />
unterschiedlichen Lebenswelten zu verdichten, wenn man über drei Jahre<br />
lang im Land „unterwegs“ gewesen ist. Über die Arbeit, das Politische<br />
und das oft unerträgliche Chaos in der Regierungsstadt La Paz möchte<br />
ich in diesem Kontext nicht berichten. Dafür über die Begegnung mit drei<br />
außergewöhnlichen Menschen, die unser und mein Leben bereichert haben.<br />
Boliviens Schokoladenseiten 86<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
87<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Beginnen möchte ich mit Coco Velasquez:<br />
Leute Leute<br />
Gelebt habe ich mit meinen Ehemann, Wulf Killmann, und meiner<br />
Tochter Hannah in einem Holzhaus in Obrajes, auf dem Velascoto- Hügel.<br />
Ein Harry- Potter- Haus, wie es Christian, der Sohn unseres Kanzlers, einmal<br />
genannt hat. Coco Velasquez hat es vor ca. 35 Jahre gebaut. Schon der<br />
Treppenaufgang ist lesens- und sehenswert: auf den Stufen sind Reime des<br />
spanischen Romantikers Gustavo Adolfo Béquer verewigt. Romantische<br />
Poesie fordert zum Innehalten und zum Nachdenken auf. Schweift der<br />
Blick von den Stufen auf die Mauer, trifft er auf bunte Wandbilder, die<br />
Häuseransichten zeigen, Menschen, die Geschichte geschrieben haben,<br />
natürlich auch Coco, und dann die nationale Kultgruppe Los Kjarkas, die<br />
mit Beethoven musiziert. Sind die 60 Stufen bewältigt, befindet man sich<br />
in einem ewig blühenden Garten - mit Rosen, Jasmin, Kakteen, Ginster,<br />
Kapuzinerkresse, Obstbäumen und aromatischem Eukalyptus. Kolibris<br />
und Papageien suchen den Garten gerne wegen seiner Blüten und tumbos<br />
auf. Enge und verschlungene Pfade laden zu einem kleinen, aber feinen<br />
Spaziergang ein.<br />
Ein Haus, das mit der Zeit und seinen Bewohnern gewachsen ist und<br />
viele Überraschungen bereit hält. Coco hat Holz, Türen, Fensterrahmen,<br />
Verzierungen und vieles mehr aus Abbruchhäusern gesammelt und<br />
diese Stücke in der Außen- und Innenarchitektur des Hauses verarbeitet.<br />
Dominant ist das Holz Pinus taeda, das seit 1880 nach Bolivien importiert<br />
wurde und als Ballast auf den Schiffen diente, die, nachdem sie Guano und<br />
Salpeter nach Europa geliefert hatten, nach Südamerika zurückkehrten.<br />
Auf den Holzböden sind Muster eingebrannt, so dass sie wie Teppiche<br />
wirken. Das Dach ist mit glasierten Ziegeln bedeckt, die an die kolonialen<br />
Zeiten erinnern, geziert von kleinen freundlichen Keramikstieren, deren<br />
Aufgabe es ist, Unheil von dem Holzhaus abzuwenden. Es ist ein Haus für<br />
gute und schlechte Zeiten. Dankbar bin ich Elvira Tejada, die es für uns<br />
gefunden hat und der Familie Velasquez, die mich wie ein Mitglied in ihre<br />
über viele Länder verstreute Familie aufgenommen hat.<br />
David Sea:<br />
Dieser junge Künstler aus El Alto hat die Wandbilder des Treppenaufganges<br />
erneuert und seine eigenen Ideen hinzugefügt. In einerAusstellung unbekannter<br />
bolivianischer Künstler in der Villa Serena war ich von einem seiner<br />
Frauenakte beeindruckt. Ich erwarb das Gemälde und lernte ihn später (im<br />
Café Alexander an der Plaza Avarroa) persönlich kennen. So bescheiden er ist<br />
- so künstlerisch begabt. Es war der Beginn einer Freundschaft, die mit vielen<br />
Begegnungen und kreativen Ideen verbunden ist. Anlässlich des Besuches<br />
von Minister Dirk Niebel (BMZ) bereicherte er eine Runde mit Vertretern<br />
der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, indem er deren Namensschilder<br />
mit Motiven aus der Tiwanaku-Kultur bemalte. Mit seiner Ausbildungsstätte,<br />
Escuela Municipal del Arte, führten wir einen Künstlerwettbewerb zum Thema<br />
„Klimawandel und Ernährungssicherung“ in Bolivien durch. Daraus entstand<br />
der Jahreskalender 2011 der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. In<br />
meinem Gepäck nehme ich einige seiner Werke mit: Porträts meiner beiden<br />
Kinder Hannah und Felix, den Cerro Rico, dreifach Frida Kahlo, ein auf<br />
getrockneten Blättern gemaltes Bauernmädchen und David von Michelangelo<br />
- und einiges mehr. Die in seinen Werken porträtierten Menschen werden ein<br />
Leben lang für mich lebendig bleiben.<br />
Und dann die vielen Wanderungen mit Juan Carlos Salazar,<br />
überzeugter Umweltaktivist und Abenteurernatur, der viele Geschichten<br />
über Landschaften, Ruinen und die einsam lebenden Menschen erzählen<br />
kann. Entlang wenig bekannter Inkawege hat er uns zu atemberaubenden<br />
Gebirgen und spektakulären Landschaften des Landes geführt. Die<br />
Kordillere von Quimsa Cruz, Gletscherseen, das Toro- Toro- Gebirge,<br />
präinkaische Bauten bei Conchamarca, Terrassenanlagen auf dem Weg in<br />
die Berge bei Moco Moco und die Puya-Raimondi-Kakteen bei der Mina<br />
de Haciento de Araca. Hinter dem Coca- kauenden Juan Carlos her zu<br />
trotten; die eigene Grenzen spüren; dem Himmel nahe sein; in eiskalter<br />
Luft im Zelt zu übernachten, um sich in der Morgendämmerung wieder auf<br />
den Weg zu machen – all dies möchte ich nicht missen. Ebenso die vielen<br />
Heilpflanzen und heilende Erde, die ich am Wegesrand kennenlernte. Juan<br />
Carlos hat Recht: wer nicht wandert – auch wenn es keine Wege mehr gibtlernt<br />
nicht das ganze Bolivien (Bolivia profunda) kennen.<br />
Diesen außergewöhnlichen Menschen und vielen anderen, denen ich<br />
in Bolivien begegnen durfte, gilt mein Dank und ich nehme sie in meinem<br />
Herzen auf meinem weiteren Lebensweg mit. Es sind außergewöhnliche<br />
Momente, die ich mit ihnen geteilt habe. In turbulenten Zeiten komplexen<br />
politischen und gesellschaftlichen Wandels sind es Menschen voller<br />
Authentizität, die ihr Land lieben und durch ihren subjektiven Blick auf<br />
die Realität beeindrucken.<br />
Ludgera Klemp<br />
Boliviens Schokoladenseiten 88<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
89<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Schule Schule<br />
Mit Pauken und Trompeten<br />
Traditionelle Tänze, Livemusik und Feuerwerk: Am 5. Mai war es wieder<br />
einmal soweit. Das Colegio Alemán feierte sein alljährliches Schulfest<br />
– die Kermesse. Einer der Höhepunkte war erneut der Einmarsch von<br />
Traditions- und Schul-Banda. Noch mehr Aufmerksamkeit der mehreren<br />
Tausend Besucher bekamen eigentlich nur noch die Tänzer des Personals,<br />
der Lehrer und natürlich aus der Prepromo und den Abschlussklassen.<br />
Andrea Schilling aus der Abschlussklasse von 1989 kam vor allem, um<br />
alte Freunde wiederzutreffen. Eine andere Schule könne sie sich auch für<br />
ihre beiden Kinder gar nicht vorstellen, betonte sie.<br />
Für Gabriel aus der Promo stand auf seiner letzten Kermesse im<br />
Vordergrund, Spaß mit Freunden zu haben. Als aktuelles Banda-Mitglied<br />
kann er sich gut vorstellen, zukünftig auch in der Traditionsbanda<br />
mitzumachen, sagte er.<br />
„Ich war Banda-Mitglied in meiner Schulzeit und ich gehörte zu denen,<br />
die die Traditionsbanda gegründet haben,“ sagte Juan Rodolfo Carpio.<br />
Seinen Abschluss machte er bereits 1966, seine Identifizierung mit der<br />
Schule habe aber nicht nachgelassen. Und so war er 1991 beim Umzug der<br />
Schule nach Achumani dabei und gehört zu denen, die seit 1992 bei jeder<br />
Kermesse die Trommelstöcke schwingen.<br />
Thomas Wilken hat mit der Schule bislang nicht viel zu tun. Zwar<br />
will er seine noch nicht schulpflichtigen Kinder später auf der Deutschen<br />
Schule anmelden. Jetzt sei er der Freunde wegen gekommen, betonte er.<br />
Bei so einem Fest sei es aber schwierig einen Eindruck von der Schule<br />
selbst zu bekommen. Einen allzu großen Unterschied zu einem Schulfest<br />
in Deutschland sah er übrigens nicht.<br />
Nicole aus der S3c konnte das zwar nicht beurteilen. Aber ihr gefielen<br />
insbesondere der Kuchen, die Blumen und die Luftballons. Gar nicht<br />
gefallen habe ihr dagegen dieAnwesenheit der vielen Mütter. „Die möchten<br />
immer alles selber machen, wir dürfen nichts“, sagte Nicole.<br />
Adolfo Bustillo, der Vorsitzende der Elternvereinigung, selbst<br />
Promo 1983 der Deutschen Schule und in diesem Jahr einer der<br />
Hauptverantwortlichen dieses Tages, sieht in der Kermesse vor allem eine<br />
Verbindung von Tradition und Aktuellem. Insgesamt zeigte er sich sehr<br />
zufrieden mit dem Verlauf des Tages. Höhepunkt für ihn war die feierliche<br />
Übergabe seines Instruments an seinen Sohn, Daniel Bustillo, der in diesem<br />
Jahr sein Abitur an unserer Schule ablegen wird. Auch dies ist eine lange<br />
Tradition der Kermesse.<br />
Julia Rühmkorf, neue Lehrerin und Primarialeiterin erlebte ihre<br />
erste Kermesse mit Begeisterung, vor allem die Tänze faszinierten sie.<br />
Wermutstropfen waren für Julia die Unmengen anfallenden Mülls, die<br />
durchaus vermeidbar wären.<br />
(hb,fs) (Fotos: Fam. Walter)<br />
Boliviens Schokoladenseiten 90<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
91<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Schule Schule<br />
Neuigkeiten von der<br />
Dualen Ausbildung<br />
Ex-Alumna des Comercio promoviert über<br />
die Duale Ausbildung in La Paz<br />
Lic. Paola Carrasco, bis 1998 Studentin des Comercio und zur Zeit<br />
Mitarbeiterin der Universität Bremen, besuchte Ende April das<br />
Comercio, um notwendige Daten für ihre Doktorarbeit zu erheben.<br />
Nach ihrer Ausbildung in Comercio Exterior bei dem Unternehmen La<br />
Papelera studierte Paola Betriebswirtschaftslehre an der UCB und später<br />
in Deutschland Berufspädagogik. Nun promoviert Paola über “Deutschbolivianische<br />
Kooperationen in Berufsbildungsprojekten” und wählte<br />
als case study die Duale Ausbildung an der Deutschen Schule La Paz.<br />
Wir freuen uns natürlich, dass wir Paola die notwendigen Daten zur<br />
Verfügung stellen konnten und wünschen ihr viel Erfolg für ihre<br />
Dissertation.<br />
Bei ihrem Besuch stand sie uns auch zu einem Interview zur Verfügung.<br />
Formación Dual: Paola, Sie haben 1998 Ihren Abschluss als<br />
Kauffrau im Groß- und Außenhandel in der Deutschen Berufsschule La<br />
Paz gemacht. Ihr Ausbildungsunternehmen war La Papelera. Wie ging<br />
es anschließend weiter?<br />
Paola Carrasco: Nachher habe ich weiter Betriebswirtschaft an der<br />
Universidad Católica studiert. Gleichzeitig habe ich weiter gearbeitet in<br />
La Tabacalera S.A. Nach dem Studium an der UCB habe ich am Instituto<br />
Nacional de Estadística gearbeitet. Danach habe ich mir gedacht, es wäre<br />
eine gute Idee ein Masterstudium zu machen. Da ich auch Arbeitserfahrung<br />
hatte, war es nicht schwierig, ein Stipendium zu bekommen. An der TU<br />
Dresden habe ich Berufspädagogik studiert und bin 2005 nach Bolivien<br />
zurückgekehrt. Dort habe ich als Freelancer gearbeitet, d.h. ich habe eine<br />
Reihe von Entwicklungsprojekten geplant, durchgeführt und gesteuert und<br />
ich konnte andere Kollegen einstellen. Das war das Beste als Freiberufliche,<br />
anderen Leute einen Arbeitsplatz anzubieten. Ich habe auch an der UMSA<br />
Englisch als Fremdsprache für den Betriebswirtschaft-Studiengang<br />
unterrichtet. Gleichzeitig hatte ich die Möglichkeit, in Deutschland weiter<br />
einen PhD zu machen. So studiere und arbeite ich seit 2010 an der Uni-<br />
Bremen.<br />
In wie weit hat Ihnen Ihre duale Ausbildung für Ihr Studium genutzt?<br />
Ich glaube, ich habe bei der dualen Ausbildung gelernt, meine Zeit zu<br />
organisieren. Denn seit meiner Ausbildung habe ich gelernt, zu studieren<br />
und gleichzeitig zu arbeiten. Mein ganzes Leben habe ich das immer<br />
so gemacht. Organisation, Pünktlichkeit und Umgehen mit Kritik sind<br />
Merkmale, die ich damals gelernt habe und die mir bis jetzt nützlich sind.<br />
Duale berufliche Ausbildung hilft mir natürlich auch zum Beispiel bei<br />
meiner Doktorarbeit. Ich untersuche die Berufsausbildungseinrichtungen<br />
nach dem dualen Modell hier in Bolivien.<br />
Wenn Sie die heutige Duale Ausbildung mit Ihrer vergleichen, was<br />
können Sie feststellen?<br />
Es hat sich sehr viel verändert. Das Gebäude, die Internationalisierung<br />
mit den Convenios, neue Zertifikate wie der Internationale<br />
Computerführerschein oder das Internationale Englisch-Zertifikat oder die<br />
deutsche Fachhochschulreife, usw. Als ich studierte, hatten wir nur zwei<br />
Zimmer, eins für Groß- und Außenhandel und eins für Industriekaufleute,<br />
jetzt haben die Studenten der dualen Ausbildung ein Luxus-Leben.<br />
Sie hätten ja sofort nach dem bachillerato in Deutschland studieren können.<br />
Warum haben Sie trotzdem zuerst die Duale Ausbildung gewählt?<br />
Boliviens Schokoladenseiten 92<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
93<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Schule Schule<br />
Ich habe immer daran gedacht, eine Ausbildung zu machen, wo man<br />
Theorie und Praxis kombinieren kann. Ich wollte auch nicht sofort ins<br />
Ausland gehen ohne das „Eigene“, also mein Land Bolivien, kennen zu<br />
lernen. Meiner Meinung nach, soll man auch die Arbeitskultur kennen,<br />
um ein Land richtig zu kennen. Für mich war auch wichtig, mich<br />
schnell in den nationalen Arbeitsmarkt einzugliedern, ohne eine spätere<br />
mögliche „Internationalisierung“ zu opfern. Das konnte ich mit der dualen<br />
Ausbildung hervorragend schaffen.<br />
Welchen Rat würden Sie den Eltern der Schüler des Colegios geben?<br />
Disziplin im Arbeitsleben zu lernen ist sehr wichtig und je früher desto<br />
besser. Dafür ist die duale Ausbildung ideal. Auch lernt man während der<br />
dualen Ausbildung selbständig zu arbeiten. Wenn Eltern das den Kinder<br />
beibringen können, haben sie ihr Ziel erreicht. Nicht nur Fisch zu geben,<br />
sondern auch lehren, wie man Fische fängt.<br />
Und was würden Sie den Studenten der Dualen Ausbildung empfehlen?<br />
Wenn man die Möglichkeit hat, gleichzeitig kostenlos zu lernen und zu<br />
arbeiten mit einem Verdienst, dann ist das ein Privileg. Ein Privilegierter zu<br />
sein, bedeutet aber auch eine große Verantwortung zu haben. Verantwortung<br />
für sich selbst wie fleißig zu lernen, pünktlich in den Betrieb und in die<br />
Schule zu kommen, und auch Verantwortung für andere zu übernehmen,<br />
z.B. im Betrieb oder auch später, wenn man anderen Azubis etwas<br />
beibringen soll.<br />
Sie schreiben im Moment an Ihrer Dissertation. Was hat Sie zu diesem<br />
Thema bewogen und warum haben Sie sich u.a. die Duale Ausbildung<br />
ausgesucht?<br />
Mich hat immer beeindruckt wie Betriebe effizienter, qualitativ<br />
hochwertiger und kostengünstiger arbeiten, die nach dem dualen Modell<br />
ausbilden, und gleichzeitig wie die Auszubildenden dasselbe schaffen<br />
können, Theorie mit der Praxis zu verbinden. Es ist eine win-win Situation<br />
für beide Seiten. Meine Dissertation beschäftigt sich mit dieser win-win-<br />
Situation.<br />
Vielen Dank für Ihren Besuch und weiterhin viel Erfolg.<br />
Praktiker in der Berufsschule<br />
“Der größte deutsche Containerhafen in Hamburg ist weltweit nur die<br />
Nr. 15. Allein 5 chinesische Häfen sind unter den Top 10” so Dr. Stefan<br />
Wilkens bei seinem Vortrag bei den Studenten des Jahrgangs 2012.<br />
Im Rahmen der Reihe “Praktiker in der Berufsschule” informierte<br />
Dr. Wilkens von der Hamburger Hafen und Logistik AG die angehenden<br />
Großhändler und Industriekaufleute über die aktuelle und zukünftige<br />
Situation im weltweiten Containerhandel. Mit Staunen erfuhren die<br />
Studenten, dass im Hamburger Hafen 7000 Container am Tag abgefertigt<br />
werden und dass innerhalb von 30 Minuten ein Container vom Schiff<br />
abgeladen, am Zoll abgefertigt wird und mit dem LKW den Hafen verlässt.<br />
In seinem spannenden Vortrag sprach Dr. Wilkens u.a. über die<br />
Bedeutung des Panamakanals für den südamerikanischen Containerverkehr,<br />
die zukünftigen Entwicklungen beim Bau von Containerschiffen sowie die<br />
internationalen Schifffahrtsrouten.<br />
Wir werden versuchen, dass Herr Dr. Wilkens bei seinem nächsten<br />
Besuch in La Paz im September auch zu den Studenten des COM 2011<br />
über das Thema spricht.<br />
Boliviens Schokoladenseiten 94<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
95<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Schule Schule<br />
Die Duale Ausbildung La Paz im Blog von<br />
Pasch Net<br />
Wer in google alert den Suchbegriff „Bolivien“ eingegeben hat, der<br />
konnte Ende April im Blog von PASCH Net (PASCH steht für die<br />
Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“. Sie vernetzt weltweit rund<br />
1.500 Schulen, an denen Deutsch einen besonders hohen Stellenwert hat)<br />
folgenden Artikel über die die duale Ausbildung an der Deutschen Schule<br />
La Paz finden:<br />
Deutsch in Peru, Bolivien, Ecuador,<br />
Kolumbien und Venezuela<br />
Die duale Ausbildung in La Paz<br />
Seit 1992 gibt es an der Deutschen Schule „Mariscal Braun“ in La Paz eine<br />
landesweit einmalige Initiative: Eine zweijährige duale Ausbildung zum/r<br />
Auβenhandels- oder Industriekaufmann/frau. Diese ist von der Deutsch-<br />
Bolivianischen Handelskammer organisiert und steht allen Abiturienten<br />
Boliviens offen, die über ein ausreichendes Deutschniveau verfügen.<br />
Vom Colegio Boliviano-Alemán Ave María, an dem ich als Freiwilliger<br />
im Rahmen des PASCH-Programms tätig bin, bewirbt sich jedes Jahr<br />
ein Groβteil der motiviertesten Abiturienten auf einen Platz in dieser<br />
Ausbildung. So durfte ich im letzten Jahr eine kleine Gruppe gezielt<br />
auf die Aufnahmeprüfung vorbereiten, in der sie unter anderem mit<br />
Schülern vieler deutscher Schulen Boliviens konkurrierten. Als dann im<br />
Januar dieses Jahres die Entscheidung fiel, wer es in das duale System<br />
geschafft hatte, war ich sehr glücklich auch drei Abiturientinnen aus<br />
dem Ave María gratulieren zu dürfen. Beatriz, Lia und Cecilia studieren<br />
nun seit circa zwei Monaten abwechselnd an der Deutschen Schule La<br />
Paz und in einem Unternehmen. Auch Luis, Alt-Abiturient des Ave<br />
María, hat es in diesem Jahr ins „sistema dual“ geschafft und arbeitet,<br />
wenn er nicht zum Studium in La Paz ist, bei einer Firma in Santa Cruz.<br />
Das duale System ist aber mehr als nur eine qualitativ sehr hochwertige<br />
und praxisnahe ökonomische Ausbildung – sie ist eine Chance, vielen<br />
Deutschlernern an PASCH-Schulen in ganz Bolivien ein konkretes Ziel<br />
und eine zusätzliche Motivation zu geben. Neben dem Deutschstudium an<br />
der Universität Sucre stellt die duale Ausbildung die einzige Möglichkeit<br />
dar, das in der Schule gelernte Deutsch auch sinnvoll weiter anzuwenden.<br />
Alexander Steinhauf<br />
Dem möchten wir nichts hinzufügen.<br />
Quellen:<br />
http://blog.pasch-net.de/deutschinperu/categories/10-Berichte,<br />
Mittwoch, 25. April 2012<br />
http://blog.pasch-net.de/deutschinperu/archives/38-Die-duale-<br />
Ausbildung-in-La-Paz.html<br />
Jürgen Winkel<br />
Leiter der Deutschen Berufsschule La Paz<br />
Boliviens Schokoladenseiten 96<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
97<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Liebe Feinschmecker,<br />
Kulinarisches Kulinarisches<br />
Restauranttipps<br />
wir waren fleißig! Drei Monate sind dreizehn Wochenenden Zeit.<br />
Auch diesmal habe ich mich in wechselnder Begleitung um eine<br />
abwechslungsreiche Auswahl getesteter Restaurants und auch Kneipen<br />
bemüht.<br />
„Maphrao On“, Calle Hermanos Manchego 2586 (casi esquina<br />
Avenida Arce), San Jorge, Tel.: 2434682, mobil: 76238508, ab mittags<br />
geöffnet<br />
Dieses extrem gemütliche Restaurant in San Jorge ist ein richtiger<br />
Wohlfühlort: stilvolles Ambiente, aufmerksamer Service (unsere durch<br />
einen Luftzug erloschene Kerze wurde nach exakt 1,5 Minuten wieder<br />
angezündet!), günstiges Bier im vorgekühlten Glas, großartige Säfte und<br />
Cocktails, eine reiche Auswahl an vegetarischen Optionen und die großen<br />
Portionen der Gerichte im Allgemeinen lassen den Abend hier zu einem<br />
vollen Erfolg werden. Die wunderhübsche Speisekarte ist nach Ländern<br />
aufgeteilt (Indien, China, Thailand, Indonesien, Malaysia, die Philippinen,<br />
Vietnam und Birma) und ob der vielfältigen Auswahl ist man beinahe ein<br />
wenig überfordert.<br />
Wir waren mit fünf Personen essen und haben dadurch eine Vielfalt an<br />
Gerichten probieren können. Mein thailändisches „Curry rojovegetariano“<br />
war richtig schön scharf - gut so! Marks philippinisches Gericht, „Escabecha<br />
de pescado“ mundete ihm sehr. Heidis grünes Curry war ein wenig<br />
pappig. Hannahs indisches Thali war würzig, vielfältig und sehr schön<br />
in verschiedenen kleinen Schälchen angerichtet. Christians burmesischer<br />
Fisch, in Alufolie gedämpft und im Bambuskorb serviert, begeisterte ihn<br />
mit einer „Klangvielfalt der Gewürze“. Ähnliche Begeisterungsstürme<br />
löste bei ihm der thailändische Kaffee aus, der kunstvoll am Tisch zubereitet<br />
wurde.<br />
Insgesamt ist das „Maphrao On“ in jeder Hinsicht etwas fürs Auge<br />
und für die Geschmacksknospen. Hier stimmt jedes Detail (außer dem<br />
Bruschetta als Vorspeisenkörbchen, welches zwar lecker, aber nicht<br />
asiatisch ist) und selbst die Rechnung wird in einer kunstvoll verzierten<br />
Kiste gebracht.<br />
Ambiente *****<br />
Essen ****<br />
Preise ****<br />
Service *****<br />
“La casita del Pannekuk”, Avenida Sanchez Lima 2235, Sopocachi.<br />
Tel.: 2910660, mobil: 79128156, Öffnungszeiten: Mo-Sa 17-21:30 Uhr;<br />
www.pannekuk.gnb.com.bo/contactos.html<br />
Bis wir es ins Casita del Pannekuk, das kleine Lokal, welches<br />
„Panqueques al mejor estilo Holandes“ serviert, geschafft haben, ist<br />
einige Zeit ins Land gezogen. Das liegt vor allem an den Öffnungszeiten.<br />
Wie wir nun herausgefunden haben, ist das Casita del Pannekuk ein<br />
Familienunternehmen und mehr ein Hobby als eine Haupteinkommensquelle<br />
für deren Besitzer Michel van Diemen und seine kinderreiche Familie.<br />
Klein, mit Bartheke, hinter der auf einem Gasherd die Pfannkuchen<br />
zubereitet werden, mit vielen Bildern - vorwiegend Aquarellen - an den<br />
Wänden und Holztischen mit orangenen und blauen Kacheln ist das<br />
Pfannkuchenhaus gemütlich wie die heimische Küche. Das Restaurant ist<br />
in zwei durch einen Steinbogen unterteilte Räume gegliedert.<br />
Der Service ist unaufdringlich, lässt einen in Ruhe und ist stets<br />
da, wenn man etwas wünscht. Michel erzählt nett mit seinen Gästen,<br />
lächelt spitzbübisch und erklärt einem geduldig all die Soßen, die zu den<br />
Pfannkuchen aufgetischt werden.<br />
Wir bestellten Pfannkuchen mit Ingwer, Ananas und Käse, Schinken<br />
und Käse sowie Omelette mit Schinken und Käse. Die Pfannkuchen waren<br />
insgesamt etwas trocken, aber mit all den ungewöhnlichen Saucen (frisches<br />
Basilikum; Brombeer; eine Mischung aus Petersilie und Koriander; süßer<br />
Senf; Sirup) schmeckten sie einfach himmlisch und sehr, sehr lecker. Die<br />
„pequeno“ Pfannkuchen sind wirklich etwas für den sehr kleinen Hunger,<br />
die „grande“ Pfannkuchen sind dagegen riesig!<br />
Es gibt eine große Auswahl an süßen und salzigen Pfannkuchen, aber<br />
auch Omelettes und andere Dinge. Die Wartezeit war, für Pfannkuchen,<br />
ungewöhnlich lang, aber zum einen kann man sich diese mit den leckeren<br />
Getränken, vor allem dem Wein (Christian: „Wie Stuttgart draußen auf<br />
dem Schillerplatz für 6,50 Euro pro Glas” ) vertreiben und zum anderen<br />
lohnt es sich wirklich!<br />
Boliviens Schokoladenseiten 98<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
99<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Ambiente: ****<br />
Essen: ****<br />
Preise: ****<br />
Service: *****<br />
Kulinarisches Kulinarisches<br />
„La locanda Viandante“, Montìculo 2657 (nahe Plaza Espana), Tel.:<br />
2415402<br />
Dieses italienische Restaurant serviert leckere Pizzen und Pastagerichte.<br />
Die noble Einrichtung mit schicken Holzmöbeln und einem Kamin lässt<br />
auf hohe Preise schließen, doch dem ist nicht so. Unsere Pizzen und auch<br />
der Wein waren sehr lecker, jedoch könnte der Pizzaboden noch dünner<br />
sein.<br />
Der Service ist freundlich, lässt aber etwas auf sich warten.<br />
Ambiente: ****<br />
Essen: ***<br />
Preise: ****<br />
Service: **<br />
“Cafè Ciudad”, Batallòn Colorados, Plaza del Estudiante, Tel.:<br />
2441827<br />
Dieses zwar unspektakuläre, aber dennoch gemütliche Cafè direkt am<br />
Plaza del Estudiante hat tolle Fensterplätze, von denen aus man stundenlang<br />
die vorbeilaufenden Menschenmassen beobachten kann. Meine Pizza und<br />
der Piña Colada waren lecker, Marks Sandwichs pappig und fad. Hierher<br />
kommt man nicht unbedingt wegen des Essens, eher, weil man das Gefühl<br />
hat, seinen Kaffee direkt auf der Straße zu trinken.<br />
Ambiente: ***<br />
Essen: **<br />
Preise: ***<br />
Service: ***<br />
„Etno Cafe Cultural“, Calle Jaen 722, Tel.: 2 2280343 – 76228675;<br />
http://etnocafecultural.blogspot.com/<br />
Das Etno Cafè liegt in einer der schönsten Straßen von La Paz. Hier<br />
finden häufig Konzerte und Kulturveranstaltungen statt. Die Bedienung ist<br />
etwas langsam und die großen Pizzen haben nur die Größe einer „personal“,<br />
kosten aber so viel wie eine große Pizza. Sie schmecken aber super und vor<br />
allem ist schön viel Käse drauf. Auch die Cocktails sind klasse. Das Etno<br />
Cafè ist gemütlich, die Wände sind in einem warmen Rotton gestrichen<br />
und jeder der Holztische individuell bemalt.<br />
Ambiente: ****<br />
Essen: ***<br />
Preise: ***<br />
Bedienung: **<br />
„Scaramush“, Fernando Guachalla 521 (zwischen Sanchez Lima und<br />
Avenida Ecuador), Tel.: 2424245, mobil: 76215015), Öffnungszeiten: am<br />
besten erfragen, jedoch immer am Wochenende; Eintritt 30 Bs.<br />
Diese Kellerkneipe macht, wenn eine gute Band spielt, richtig Laune. Die<br />
Tanzfläche ist dann gut gefüllt und man fühlt sich ein bisschen wie in Papis<br />
holzgetäfeltem 80er-Jahre-Partykeller daheim. Bloß dass kein Bier auf der<br />
Karte steht, macht stutzig. Auch der Service ist ein bisschen lahm - bis<br />
mal einer kommt, um die Bestellung aufzunehmen, dauert es locker 20<br />
Minuten. Bis man sein Getränk dann in Händen hält, vergeht nochmal ‘ne<br />
Weile. Insgesamt aber eine witzige Location, um einen stimmungsvollen<br />
Samstagabend mit Livemusik zu verbringen. Die Reservierung eines<br />
Tisches ist empfehlenswert.<br />
Ambiente: ****<br />
Getränke: **<br />
Preise: ***<br />
Service: **<br />
„Tarkus“, Belisario Salinas 575, Sopocachi, Öffnungszeiten: Mo-Sa<br />
ab 17 Uhr (am Wochenende ist bis etwa 3 Uhr geöffnet)<br />
Das Tarkus. Ein wahres Unikat in La Paz. Kommt daher wie eine<br />
Mischung aus autonomem Jugendzentrum und selbstverwalteter<br />
Studentenkneipe mit der Verruchtheit einer Rockklitsche in Hamburg St.<br />
Pauli. Die Wände mit Fotografien und Postern der Beatles, Kiss, Nirvana,<br />
Led Zeppelin und Pink Floyd gepflastert und auch deren Musik spielend,<br />
riesige Plastikkrüge mit üblen alkoholischen Mischungen sowie Bier in<br />
Literflaschen ausschenkend, ist das Tarkus der richtige Ort um einen Abend<br />
in rockiger Atmosphäre zu verbringen und wilden Typen beim Totalabsturz<br />
Boliviens Schokoladenseiten 100<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
101<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Kulinarisches Kulinarisches<br />
zuzuschauen. Aber keine Angst: Richtig übel geht’s nicht zu. Eher sehr<br />
gemütlich mit Gesangseinlagen von langhaarigen Gästen.<br />
Ambiente: *****<br />
Getränke: *<br />
Preise: ****<br />
Service: ****<br />
Mareike Schuldt<br />
Nicht nur für Kinder: Schokoladen – Rezepte<br />
SchoBa-Shake<br />
Zutaten für ein Glas:<br />
• 1 kleine reife Banane<br />
• 150 ml kalte Milch<br />
• ½ TL Kakaopulver<br />
Die Banane schälen, grob zerkleinern. Mit der Milch und dem Kakao<br />
im Mixer pürieren.<br />
Schoki-Nuss-Creme<br />
Zutaten für vier Portionen:<br />
• 200 ml weißer Traubensaft<br />
• 30 g Grieß<br />
• 2 Datteln<br />
• 30 g Almendras<br />
• 1 TL Kakaopulver<br />
• 1 TL Vanillezucker (selbstgemacht, oder normaler Zucker)<br />
1. Traubensaft zum Kochen bringen, Grieß unter Rühren einrieseln<br />
lassen. Das Ganze noch einmal aufkochen und abkühlen lassen.<br />
2.Datteln kleinschneiden und mitAlmendras, Kakaopulver und (Vanille-)<br />
zucker in den Grieß geben. Alles im Mixer fein pürieren.<br />
3. Creme in ein verschließbares Gefäß füllen und kühl stellen (hält sich<br />
zugedeckt im Kühlschrank 4-5 Tage)<br />
Schokofladen<br />
Zutaten für einen Erwachsenen und ein Kind:<br />
• 100 g Mehl<br />
• 125 ml Sojadrink mit Vanillegeschmack oder Joghurt<br />
Boliviens Schokoladenseiten 102<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
103<br />
Boliviens Schokoladenseiten
• 1 TL Trockenhefe<br />
• Salz, 2 EL Zucker, 1 TL Kakaopulver<br />
• 1 Birne<br />
• 100 g Brombeeren<br />
• 2 EL Butterschmalz (Karina)<br />
• 100 g Apfelmus<br />
Kulinarisches Kulinarisches<br />
1. Das Mehl mit dem Sojadrink anrühren, 50 ml heißes Wasser einrühren.<br />
Hefe, Salz und Zucker zugeben. Kakao untermischen, und den Teig an<br />
einem warmen Ort abgedeckt ca. 1 Std. gehen lassen.<br />
2.Die Birne waschen, vierteln, putzen und in schmale Spalten schneiden.<br />
Brombeeren waschen und verlesen.<br />
3. Butterschmalz in einer Pfanne erhitzen, und mit einer kleinen<br />
Schöpfkelle 3 Portionen Teig hineingeben. Bei mittlerer Hitze backen.<br />
Sobald die Unterseite gebräunt ist, wenden und bei schwacher Hitze<br />
fertig backen. Die fertigen Fladen im Ofen warmhalten.<br />
4. Obst auf dem Apfelmus anrichten und zu den Fladen servieren.<br />
(Alle Rezepte aus: Dagmar von Cramm, Kochen für<br />
Kinder, München 2004)<br />
Rezept: Chocolate Guinness Cake<br />
Dieser äußerst saftige und sehr dunkle Kuchen kommt aus England.<br />
Guinness ist hier zwar etwas schwerer zu bekommen, aber im Irish Pub ist<br />
auch dies möglich.<br />
Der Kuchen kann sowohl ganz schwarz als auch mit einem Topping auf<br />
der Basis von Philadelphia-Käse gegessen werden.<br />
Zutaten für den Kuchen:<br />
250 ml Guinness<br />
250 g Butter<br />
75 g Kakao<br />
400 g caster Zucker<br />
140 ml saure Sahne<br />
2 Eier<br />
1 EL Vanilleextrakt<br />
275 g Mehl<br />
2 ½ TL Backpulver<br />
Zutaten für das Topping:<br />
300 g Philadelphia-Käse<br />
150 g Puderzucker<br />
125 ml Schlagsahne<br />
Den Ofen auf 180°C vorheizen, eine 23cm-Springform mit Backpapier<br />
auslegen und mit Butter einfetten.<br />
Das Guinness in einen großen, breiten Kochtopf schütten. Die Butter<br />
löffel- oder scheibenweise hinzufügen und die Mischung erhitzen, bis die<br />
Butter geschmolzen ist. Nun Kakao und Zucker mit einem Schneebesen<br />
einrühren. Die saure Sahne mit den Eiern und dem Vanilleextrakt schlagen<br />
und zu dem Topfinhalt geben. Schließlich werden das Mehl und das<br />
Backpulver mit einem Schneebesen untergerührt.<br />
Die Kuchenmasse wird nun in die Springform gegeben und für 45-60<br />
Minuten gebacken. Danach muss der Kuchen gut auskühlen, weil er aus<br />
einem sehr feuchten Teig besteht.<br />
Boliviens Schokoladenseiten 104<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
105<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Kulinarisches<br />
Wenn der Kuchen abgekühlt ist, kann man ihn auf eine Kuchenplatte<br />
stürzen. Den Philadelphia-Käse sahnig rühren, den Puderzucker durch<br />
ein Sieb hinzugeben und beides zusammen mit einem Mixer verrühren.<br />
Dann die Sahne hinzugeben und nochmal steif schlagen, bis die Masse<br />
eine weiche Konsistenz erreicht hat. Nun kann man das Topping auf dem<br />
Kuchen verteilen.<br />
Guten Appetit!<br />
Boliviens Schokoladenseiten<br />
106<br />
Mareike Schuldt<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
Ev. Kirchengemeinde<br />
Gemeindebote<br />
der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutscher Sprache in Bolivien<br />
Taufet sie …! (Matthäus 28,19)<br />
Liebe Freunde und Mitglieder der Gemeinde, liebe Leser des<br />
<strong>Monatsblatt</strong>s,<br />
neulich war auch ich bei der Autotaufe in Copacabana. Die Fahrzeuge<br />
standen geschmückt mit Blumen und Girlanden, im offenen Motorraum<br />
hier und da eine Madonna, am Kühler baumelten Schilfboote. Die Schlange<br />
der Wartenden war lang. Endlich kam der Priester mit brauner Kutte und<br />
Sonnenbrille und sprengte sein Weihwasser aus einem blauen Plastikeimer<br />
auf Fahrzeuge und Besitzerfamilien. Die geweihten Fahrzeuge fuhren<br />
gleich weiter in den Rauch der indigenen Heiler. Danach warteten Bier und<br />
Schaumwein. Ein großes Happening, ein prima Spaß und fotogen allemal.<br />
Touristen und Profifotografen konkurrierten um die besten Plätze.<br />
Als Fotograf freute ich mich, doch der Protestant in mir hatte so seine<br />
Probleme. Das einfache Nebeneinander von verschiedenen Religionen, ein<br />
Synkretismus frei nach dem Motto „doppelt hält besser“ gefiel mir nicht.<br />
Und vor Luthers Kriterium in der Reformation, gelten solle allein die Bibel<br />
(„sola scriptura“), konnte die Zeremonie auch nicht bestehen. Denn dort<br />
werden Menschen getauft, nicht Sachen. Spielverderber?<br />
Und dann gerade Autos: Wenig ist – zumindest in Deutschland – dem<br />
Manne so heilig wie sein Auto. (Vielleicht könnte das iPhone mal ein<br />
ernster Konkurrent werden). War es in Copacabana nicht ein Tanz um<br />
107 Boliviens Schokoladenseiten
Ev. Kirchengemeinde Ev. Kirchengemeinde<br />
das goldene Kalb? Damals in der Wüste, als Mose so lange auf dem<br />
Berg Sinai blieb, als das Volk Israel etwas Konkretes zum Anbeten, zum<br />
Heiligen brauchte, schmolzen sie ihren Schmuck um zu einem goldenen<br />
Stier. Vor Zorn zerbrach Mose die Gebotstafeln, auf deren erster stand:<br />
„Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ (2. Mose 20,3). Auch<br />
ein Spielverderber.<br />
Warten auf die Taufe<br />
Vielleicht nahm ich das Ganze zu ernst. Wem schadet der Ausflug an den<br />
Titicacasee? Und wer profitiert alles davon: Die Kirche, die Heiler, die<br />
Marktverkäufer, Hoteliers … „Zeigt die Taufe nicht den Glauben?“, fragte<br />
meine Begleiterin. „Keiner weiß doch, wie und wer Gott genau ist, wir<br />
suchen ihn nur in Vorstellungen. Wissen wir es in der Kirche wirklich<br />
besser als die Menschen hier?“ Ich wurde kleinlauter.<br />
Kleinlauter – bis alte Volvos, von einer europäischen Oldtimer-Parade,<br />
auf die Plaza fuhren. Auch sie stellten sich in die Schlange. Alles fromme<br />
Menschen, die ihre Autos endlich weihen lassen wollten? Oder doch<br />
und wahrscheinlicher, Autobesitzer, die sich an einem folkloristischen<br />
Happening beteiligten – nur so aus Spaß, für ein paar exotische Bilder.<br />
Und da hörte der Spaß für mich dann ganz auf. Wenn schon Autotaufe,<br />
dann ernst und „allein aus Glaube“ (auch Luther). Wir Protestanten sind<br />
eben ernst. Oder: zu ernst?<br />
Ihr Pfarrer Christian Reiser<br />
Gemeindeversammlung La Paz<br />
Die diesjährige Gemeindevollversammlung, das höchste<br />
Entscheidungsgremium der Gemeinde, hatte zumindest eine Aufgabe<br />
nicht: Endlich einmal gab es keinen neuen Pfarrer zu wählen! Pastor Reiser<br />
hatte am 22. April bereits über sechs Monate intensiver Arbeit zu berichten.<br />
Die wichtigsten Punkte:<br />
• Viele Begegnungen und Kontakte mit Mitarbeitern der<br />
Entwicklungszusammenarbeit, erste Kooperationen, ganz im Sinne<br />
der neuen „Projektstelle“<br />
• Planung und Durchführung besonderer Gottesdienste, wie<br />
beispielsweise des Taizé-Gottesdienstes im März (siehe auch<br />
gesonderter Bericht), Kindertheater<br />
• neue Konfirmandengruppe mit sieben Konfirmanden<br />
• deutlich zunehmende Zahl von Gottesdienstbesuchern<br />
• begonnener Gemeindeaufbau in Santa Cruz und Cochabamba,<br />
gutbesuchte Gottesdienste, Gründung von lokalen<br />
Gemeindekirchenräten<br />
• Die Vorsitzende des Gemeindekirchenrats berichtete über die<br />
wichtigsten Ergebnisse des vergangenen Jahres:<br />
• Anstellung von Pastor Reiser auf drei Jahre im Rahmen einer von der<br />
EKD finanziell besonders geförderten „Projektstelle“<br />
• Verkauf des Pfarrhauses in Sopocachi<br />
• Ankauf einer im Hinblick auf Kontakt zu den Gemeindemitgliedern<br />
und zur Schule günstiger gelegenen Pfarrwohnung in Cota Cota<br />
• Ankauf eines Kraftfahrzeugs für die Nutzung durch den Pfarrer<br />
• erfolgreiche Arbeit der Stiftung Sartawi-Sayariy<br />
• Finanziell hat die Gemeinde das Jahr 2011 knapp positiv abgeschlossen,<br />
was nach vielen Jahren im Minusbereich ein Lichtblick war. Leider<br />
sind aber insgesamt die Mitgliedsbeiträge im Vergleich zum Vorjahr<br />
zurückgegangen.<br />
Boliviens Schokoladenseiten 108<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
109<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Ev. Kirchengemeinde Ev. Kirchengemeinde<br />
Neu in den Gemeindekirchenrat (GKR) gewählt wurde Heidi<br />
Brandenberg sowie die frühere Vorsitzende des GKR, Claudia Kuruner.<br />
Benita Schauer wurde für ein weiteres Jahr im Amt bestätigt.<br />
Neu im Gemeindekirchenrat: Heidi Brandenberg<br />
Caroline Sölle de Hilari<br />
Heidi Brandenberg<br />
Seit Juni 2010 bin ich Direktorin der „Soforthilfe La Paz e.V.“, einer<br />
deutschen Nichtregierungsorganisation, die mit und für Straßenkinder,<br />
Jugendliche, Familien und obdachlose Suchtkranke in La Paz und El Alto<br />
arbeitet.<br />
Seit meiner Kindheit bin ich mit der evangelisch-lutherischen Kirche<br />
in Deutschland verbunden, getauft und konfirmiert in Franken, der<br />
evangelischenEnklaveBayerns. SpäterhabeichmehrereJungschargruppen<br />
geleitet, einen Kinderchor geführt, als Frau eines evangelischen Pastors<br />
Frühstückstreffs für Frauen und offene Frauengruppen organisiert, Frauen<br />
und Familienfreizeiten geleitet.<br />
Geboren in der Richard-Wagner-Stadt Bayreuth und aufgewachsen in<br />
Westberlin, habe ich einige Schulen in verschiedenen Städten Deutschlands<br />
besucht, bedingt durch die beruflich notwendigen Umzüge meines Vaters.<br />
Nach dem Abitur wurde ich Krankenschwester, später Frauenbeauftragte<br />
der deutschen Zeltmission, 2008 habe ich den relativ neuen Beruf der<br />
Praxis-managerin vor der IHK abgeschlossen.<br />
Mein privates Leben: Ich bin 51 Jahre alt, habe vier erwachsene<br />
Kinder, die in Deutschland leben. Mit meinem Mann war ich 20 Jahre lang<br />
verheiratet, seit 2007 leben wir getrennt.<br />
Ich würde mich sehr gerne, mit meiner Erfahrung und Kraft, in der<br />
Kirchengemeindeleitung der IELHA einbringen.<br />
Mit neuem Elan: Claudia Kuruner<br />
Mein Beruf als Übersetzerin und Dolmetscherin hat nicht nur mit<br />
Übertragung von Ideen, Inhalten und stilistischen Feinheiten zu tun, sondern<br />
mit menschlichen Verbindungen, Vermittlungen und Feingefühl. Danach<br />
studierte ich Politikwissenschaften, um meinen Beruf als Dolmetscherin<br />
zu festigen. Meine Leidenschaften sind Musik, Tanz und Kunstgeschichte.<br />
Kirche und Glauben haben mein Leben seit meiner Kindheit geprägt.<br />
Ich bin in dieser Kirche aufgewachsen. War mehr als zehn Jahre Mitglied<br />
des Gemeindekirchenrates, zeitweise Vorsitzende und mehr als dreizehn<br />
Jahre Mitglied des Vorstandes des Sozialprojektes Sartawi-Sayariy. Die<br />
Deutsch-Lutherische Kirche ist mir ans Herz gewachsen und gerne möchte<br />
ich mich weiterhin für unsere christliche Gemeinschaft engagieren.<br />
Claudia Kuruner<br />
Gemeindeversammlungen auch in Cochabamba und Santa Cruz<br />
Palmsamstag und –sonntag war ich wieder im „Inland“ (als ob La Paz<br />
an der Küste liegen würde). Die vorgezogenen Ostergottesdienste im<br />
Instituto Cultural (ICBA) und der Kapelle des deutschen Friedhofs waren<br />
wieder erfreulich gut besucht. In Cochabamba feierten wir Abendmahl, in<br />
Santa Cruz eine Taufe. Luise Bückle und Mira Bergmann gaben ihr mit<br />
Cello und Querflöte einen ganz besonderen Glanz.<br />
Boliviens Schokoladenseiten 110<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
111<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Ev. Kirchengemeinde Ev. Kirchengemeinde<br />
Anschließend gab es an beiden Orten zu Kaffee und Kuchen eine<br />
Gemeindeversammlung. Ich informierte über die Entwicklung unserer<br />
Kirche, denn es erscheint mir ein Gebot der Stunde zu sein, dass die<br />
drei Gemeinden in La Paz, Cochabamba und Santa Cruz sich stärker<br />
als eine Kirche verstehen lernen. Vielleicht lässt die Zukunft eine<br />
einheitliche Kirchenmitgliedschaft und einen gemeinsamen Haushalt<br />
zu. Die Gemeindeversammlungen bestimmten an beiden Orten eine<br />
jeweils vierköpfige Gemeindeleitung. In Cochabamba werden neben<br />
Irene De Groot und Inge Henkel nun auch Michael Rother Neumann<br />
und Christian Neumann-Redlin die Geschicke der Gemeinde in die<br />
Hand nehmen. In Santa Cruz stellte die Versammlung dem altgedienten<br />
Bernardo Elsner, Renate Beyer, Gotthard Link und Karin Lindemann<br />
zur Seite.<br />
Schließlich ging es um die Termine der nächsten Gottesdienste.<br />
Neben dem Ostergottesdienst wird es voraussichtlich in Cochabamba in<br />
diesem Jahr im Café des ICBA noch deutsche Gottesdienste am 13.10. zu<br />
Erntedank und im Advent geben. Für Santa Cruz verabredeten wir über<br />
Erntedank (14.10.) und Advent hinaus noch Gottesdienste am 20. Mai und<br />
26. August – jeweils um 16:30 Uhr in der Kapelle des deutschen Friedhofs<br />
(siehe auch den Terminkalender am Ende dieses „Gemeindebotens“.<br />
Christian Reiser<br />
Erster Taizé-Gottesdienst in der Martin-Luther-Kirche – eine neue<br />
Erfahrung<br />
Taizé-Gottesdienste leben vor allem von der meditativen Stille und<br />
den kurzen, mehrfach gesungenen Liedern. Da diese mehrstimmig<br />
beeindruckender klingen, hatten wir vor dem Gottesdienst am 25. März zu<br />
zwei Proben für einen Projektchor eingeladen. Wir waren überrascht, wie<br />
viele kamen: Über 20 Sängerinnen und Sänger. Die Noten wurden knapp.<br />
Unter ihnen waren Weltwärts-Freiwillige, Studierende, Mitarbeiterinnen<br />
französischer und deutscher Entwicklungsorganisationen, Katholiken aus<br />
El Alto, Pfarrer, Schwestern und Musiklehrer des „Colegio Ave Maria“.<br />
Für den Gottesdienst bauten wir um: Die Bänke und Stühle bildeten<br />
ein „U“, davor legten wir Kissen aus, denn einige saßen lieber auf dem<br />
Boden. Im mit Tüchern geschmückten Altarraum stand eine Mauer aus<br />
Backsteinen, die mit Teelichtern erleuchtet wurde. Es kamen viele und<br />
es wurde ein spirituelles Erlebnis. Violine, Gitarre, Celli und Klarinette<br />
begleiteten die vierstimmigen Gesänge. Dazwischen lasen wir kurze Texte<br />
auf Deutsch und Spanisch. Das Zentrum war eine 7-minütige Stille. Und<br />
zum Ende sprach jeder, der wollte eine Fürbitte und zündete dazu eine Kerze<br />
an. An diesem Abend erlebten wir eine besondere Glaubensgemeinschaft,<br />
über alle konfessionellen Grenzen hinweg.<br />
Christian Reiser und Benita Schauer<br />
Taizé Gottesdienst<br />
Boliviens Schokoladenseiten 112<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
113<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Ev. Kirchengemeinde Ev. Kirchengemeinde<br />
Taizé Gottesdienst. Taizé-Gottesdienst kann man nur in diesen Wörtern<br />
beschreiben: musikalisch, anders, einfach gut.<br />
Musikalisch? Ja, es sind praktisch nur Lieder, jedoch mit allem was zu<br />
einem Gottesdienst dazugehört.<br />
Anders? Ja, anders ist manchmal gut, die Leute brauchen ab und zu eine<br />
Pause von dem, was sie immer tun.<br />
Einfach gut? Ja, es ist gut wie ich schon gesagt habe etwas Neues zu<br />
erleben, man hat auch Spaß daran, etwas anderes zu erleben.<br />
Sofia Freudenthal (Konfirmandin 2012)<br />
Drei Monate sind vergangen - Erinnerung an Gretchen Kyllman<br />
“Ein Mensch sieht was vor Augen ist:<br />
Gott aber sieht das Herz an“.<br />
1. Samuel 16,7<br />
Wer war Gretchen?<br />
Gretchen (Margarita) Kyllmann war etwa 40 Jahre im Dienst der<br />
Kirche. Als Vizepräsidentin und Präsidentin. Sie war Pfeiler, Dreh- und<br />
Angelpunkt dieser Institution. Ihr Wissen, Energie und ihre Zeit setzte<br />
sie mit Bestimmtheit und Diplomatie ein. Viele Probleme konnte man<br />
dann auch mit Humor und einem gutem Witz lösen. Ihre gewisse Strenge<br />
und energische Art, die sie manchmal an den Tag legte, konnte man als<br />
mütterliche Fürsorge verstehen, wenn man sie näher kannte. Unsere<br />
„generala“ nannten wir sie, und mussten dabei lächeln.<br />
Aufgrund ihrer Offenheit und Ehrlichkeit war immer eine sehr gute<br />
Zusammenarbeit möglich. Auf sie war immer Verlass, sie war ein „guter<br />
Kumpel“, stets dazu bereit, wenn es darum ging, Ideen und Gedanken der<br />
Kirche zu widmen. Auch das „Danke“ fehlte nie für unsere Mitarbeit; denn<br />
es gab immer viel zu tun. Ihre extreme Großzügigkeit kam von Herzen.<br />
Ein sehr gutes freundschaftliches Vertrauensverhältnis gab es auch im<br />
privaten Bereich. Es war eine gute Zeit!<br />
Wir danken Dir im Namen dieser Gemeinde, liebes Gretchen und sind<br />
sicher, dass Du uns auf unserem Weg immer begleiten wirst!<br />
Heidi Stache, Claudia Kuruner, Karin San Martin<br />
Termine Juni – September 2012<br />
Zu den Sonntagsgottesdiensten wird außer am 24.6., 8.7. und 2.9. auch<br />
Kindergottesdienst angeboten. Unser elektronischer Rundbrief mit den<br />
jeweils aktuellen Terminen kann unter ielha.lapaz@yahoo.com angefordert<br />
werden. Seit neuestem sind wir auch in Facebook!<br />
Samstag 2. Juni 11.00 – 16.00 Kermesse (Kirche)<br />
Sonntag, 10. Juni 11.00 Ökumenischer Gottesdienst auf dem<br />
Grundstück von Familie Freudenthal in Las<br />
Carreras, Av. de la amistad 250<br />
Sonntag, 24. Juni 10.30 Gottesdienst (Selina Moll und Johannes<br />
Krug, Theologiestudenten am ISEAT)<br />
Donnerstag, 28. Juni 16.00 Recreación (Haus von Familie Guardia,<br />
Urbanisación Pamir Pampa #10, Achumani, )<br />
Sonntag, 8. Juli 10.30 Gottesdienst (Claudia Kuruner)<br />
Sonntag, 22. Juli 10.30 Gottesdienst (Pastor Reiser)<br />
Donnerstag, 26. Juli 16.00 Recreación (Gemeindesaal)<br />
Sonntag, 5. August 10.30 Gottesdienst (Pastor Reiser)<br />
Sonntag, 19. August 10.30 Gottesdienst (Pastor Reiser)<br />
Sonntag, 26. August 16.30 Gottesdienst in der Kapelle des<br />
deutsche Friedhofs in Santa Cruz<br />
Donnerstag, 30. August 16.00 Recreación (Gemeindesaal)<br />
Sonntag, 2. September 10.30 Gottesdienst mit Vorstellung der<br />
Konfirmanden (Pastor Reiser)<br />
Sonntag, 16. September 10.30 Konfirmationsgottesdienst<br />
Donnerstag, 27. September 16.00 Recreación (Gemeindesaal)<br />
Der Termin für den letzten Gottesdienst im September wird noch<br />
bekannt gegeben<br />
Boliviens Schokoladenseiten 114<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
115<br />
Boliviens Schokoladenseiten
KONTAKT ZUR IELHA<br />
Boliviens Schokoladenseiten<br />
Ev. Kirchengemeinde<br />
Gemeindepräsidentin: Caroline Sölle de Hilari Tel: 2411885<br />
Pastor: Christian Reiser Tel: 2794516<br />
Calle 28 Nr. 2, Edificio Mirikiri, Cota Cota<br />
chr.reiser@gmx.net<br />
Martin-Luther-Kirche<br />
Anschrift: Sánchez Lima esq. Rosendo Gutiérrez<br />
Postfach: Casilla 2851, La Paz, Bolivia<br />
E-Mail: ielha.lapaz@yahoo.com<br />
Sozialprojekt der Gemeinde: SARTAWI-SAYARIY Tel: 2421999<br />
Gemeinden im Inland<br />
Cochabamba: Irene de Groot Tel: 04-4720836<br />
Michael Rother-Neumann Tel: 04-4459027<br />
miromundo@hotmail.com<br />
Santa Cruz: Bernardo Elsner Tel: 03-3425802<br />
elsnerber@entelnet.bo<br />
Kontoverbindungen<br />
in Bolivien: Banco BISA<br />
IELHA – Heide-Marie Stache<br />
US-$: 242.29.72.016<br />
BS: 242.29.70.013<br />
in Deutschland: Iglesia Evangélica Luterana de Habla<br />
Alemana<br />
UBS Deutschland AG, Kto.: 2330 3710 12 ,<br />
BLZ.: 502 200 85, IBAN: DE 18 5022 0085<br />
2330 371012<br />
116<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
Veranstaltungen<br />
Mitteilungen der Katholischen<br />
Kirchengemeinde<br />
deutscher Sprache<br />
Messe 30.06.2012 19:00 Uhr<br />
Messe 28.07.2012 19:00 Uhr<br />
Messe 25.08.2012 19:00 Uhr<br />
Messe 29.09.2012 19:00 Uhr<br />
Messe 27.10.2012 19:00 Uhr<br />
Termine der Gottesdienste in der Kapelle der Schwestern,<br />
Calle Fernando Guachalla, Ecke Avda. 6 de Agosto<br />
Termine können kurzfristig vorher bei Friedrich-Klaus Ohnes unter<br />
72007679 oder bei Carlos A. Martins unter 2771991 oder 71591177<br />
gegenbestätigt werden.<br />
117 Boliviens Schokoladenseiten
Veranstaltungen Veranstaltungen<br />
FREITAG DES DEUTSCHEN KINOS<br />
Jeden Freitag um 19.30 Uhr<br />
Fundación Cinemateca Boliviana, C. Oscar Soria Ecke Rosendo Gutiérrez<br />
Eintritt: 10 Bs. - Schüler des Goethe-Instituts 2x1<br />
15.06.2012 Im Juli<br />
Regie: Fatih Akin, Farbe, 100 Min., 2000<br />
Die abenteuerliche Reise eines biederen, aber<br />
verliebten Lehrers aus Hamburg nach Istanbul.<br />
Ein heiteres Road Movie durch die Hitze eines<br />
europäischen Sommers. „Im Juli war das<br />
Konsequenteste, was ich nach Kurz und schmerzlos<br />
machen konnte, denn der Film ist genau das<br />
Gegenteil von meinem Erstlingswerk: ein bunter Liebesfilm, in dem<br />
niemand stirbt, mit zwei deutschen Heldenfiguren, gespielt von Stars.<br />
In Kurz und schmerzlos ging es um Realität, in Im Juli um Illusion. Ich<br />
versuche, so vielfältig zu sein, wie ich nur kann.” (Fatih Akin)<br />
22.06.2012 – Kebab Connection<br />
Regie: Anno Saul, Drehbuch: Fatih Akin, 96 Min., Farbe, 2005<br />
Fäuste fliegen, Schwerter und Flaschen klirren,<br />
Knochen krachen und Blut fließt - dabei hat Ibo<br />
Secmez nur einen Werbespot für die Kneipe seines<br />
Onkels Ahmet im Hamburger Schanzenviertel<br />
gedreht und seine Leidenschaft für Kung-Fu-Filme<br />
vollauf eingebracht. Als Ahmets erster Zorn über das<br />
blutrünstige Opus dem Stolz auf das junge Genie weicht, weil die Zuschauer<br />
aus dem Kino in Scharen und auf direktem Weg zum „King of Kebab“<br />
eilen, sieht sich Ibo mit neuen, noch ernsteren Problemen konfrontiert.<br />
Seine Freundin Titzi eröffnet ihm, dass sie schwanger sei. Ibo kommt damit<br />
nicht zurecht - jedenfalls nicht sofort und nicht ohne Umwege. KEBAB<br />
CONNECTION erzählt vor allem von diesen Umwegen.<br />
29.06.2012 - Gegen die Wand<br />
Regie: Fatih Akin, Farbe, 121 Min., 2004<br />
Eine junge Türkin heiratet in Hamburg einen Landsmann,<br />
um von der elterlichen Bevormundung freizukommen.<br />
Zwischen beiden entsteht langsam Liebe. Aber er begeht<br />
einen Totschlag und seine Frau geht zurück nach Istanbul.<br />
Als der Mann aus dem Gefängnis entlassen wird, sucht<br />
er seine Frau auf. Aber sie entscheidet sich für ein neues<br />
Leben.<br />
AUSSTELLUNG: KUNSTRAUM DEUTSCHLAND – ifa<br />
06.07.-08.08.2010, MUseo Nacional de Etnografía y Folklore - MUSEF<br />
(C. Ingavi N° 916, Esq. Jenaro Sanjinés)<br />
Europäische Einigung und globale<br />
Vernetzung der Weltregionen stellen jeder<br />
Nation die Frage nach der Vermittlung ihrer<br />
Kultur neu. Die bildende Kunst zeigt die<br />
Auswirkungen des Zusammenrückens der<br />
Kulturen bereits deutlich: Das globale Dorf<br />
ist hier längst Wirklichkeit. Der Künstler als<br />
Global Player, als Wanderer zwischen den<br />
Kulturen steigerte sich zum Inbegriff der<br />
Künstlerrolle in der heutigen Zeit.<br />
Zogen in den fünfziger Jahren viele<br />
deutsche Künstler in die Kunstmetropole<br />
Paris oder seit den sechziger Jahren nach<br />
New York, wählten Künstler anderer<br />
Nationen bewusst ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in Deutschland.<br />
Neben den deutschen prägen vor allem diese Künstler, die nach Deutschland<br />
immigriert sind, das kreative Leben – sie lehren an den Akademien und<br />
machen sie für junge Menschen im In- und Ausland attraktiv.<br />
Die Ausstellung des ifa wirft einen anderen Blick auf den “Kunstraum<br />
Deutschland”, an dessen Entwicklung die offene, föderale Kulturpolitik<br />
Boliviens Schokoladenseiten 118<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
119<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Veranstaltungen Veranstaltungen<br />
großen Anteil hatte. Sie ist die erste im Rahmen der Europäischen<br />
Auswärtigen Kulturpolitik transnational angelegte Ausstellung. Über<br />
Gattungsgrenzen der bildenden Kunst hinweg stehen Werkgruppen<br />
von Armando, Candice Breitz, Tony Cragg, Marianne Eigenheer, Ayse<br />
Erkmen, Christine Hill, Magdalena Jetelová, Per Kirkeby, Joseph Kosuth,<br />
Marie-Jo Lafontaine, Nam June Paik, Giuseppe Spagnulo und herman de<br />
vries für die künstlerische Vielfalt in der transkulturellen Einheit. Über<br />
die Präsentation exemplarischer Positionen der letzten dreißig Jahre hinaus<br />
spürt die Ausstellung vor allem der Bedeutung und dem Einfluss der hier<br />
lebenden international bekannten Künstlerinnen und Künstler auf Themen,<br />
Medien und Ausdrucksformen des aktuellen Diskurses nach.<br />
AUSSTELLUNG: DICHTER IN DÜRFTIGER ZEIT – Festival de<br />
Artes Digitales<br />
IM AUGUST, MUSEO TAMBO QUIRQUINCHO, C. EVARISTO<br />
VALLE S/N (PLAZA ALONSO DE MENDOZA)<br />
“Y si algo sobraré...“ (und falls etwas<br />
übrigbleiben sollte), endet lakonisch<br />
dasTestamentvonDonQuixote,deram<br />
Ende seines an Abenteuern so reichen<br />
Lebens nur noch wenig zu vermachen<br />
hatte. Helm, Schild und Lanze waren<br />
seine Minimalausrüstung, mit der er<br />
loszog und nach Jahren schließlich<br />
wieder heimkehrte.<br />
Auch in der Ökonomie scheint<br />
nie etwas übrig bleiben zu wollen:<br />
Schulden, Mindestlohn, Zinsen,<br />
Ratenzahlungen – nie reicht es. Die modernen Gesellschaften versuchen<br />
dieses ewige Nullsummenspiel dadurch zu gewinnen, dass sie immer neue<br />
Instrumente, Charts und Indizes zur Messung und Steuerung der Wirtschaft<br />
entwickeln und immer größere Heere von sog. „Analysten“ beschäftigen.<br />
In der gegenwärtigen Umbruchphase der globalen Ökonomie ist eine<br />
kulturelle Perspektive gefordert und - damit zusammenhängend - ein<br />
neues Verhältnis von Ethik und Politik, Recht und Ökonomie, Staat und<br />
Zivilgesellschaft.<br />
In diesen ungewissen Zeiten spielen die Künstler, jene „Dichter in<br />
dürftiger Zeit“ (Hölderlin) die Rolle von Seismographen. Sie untersuchen<br />
Differenzen und achten auf Zwischentöne.<br />
Die Künstler werden durchaus vielschichtige Lesarten anbieten und<br />
wie Borges nach dem Prinzip des multum in parvo verfahren. Die einen<br />
werden einen sublimen, weltenthobenen Status behaupten, die anderen den<br />
grellen Abglanz der Großstadt, wieder andere werden die Kunst an den<br />
Alltag heranrücken und in dunklen Verliesen prekäre Szenarien entwerfen,<br />
wo im matten Widerschein einer billigen Glühbirne das Elend der Welt und<br />
der Existenz zu ahnen ist.<br />
FESTIJAZZ 2012 – PABLO HELD TRIO<br />
Text: Alfons Hug<br />
09.-14.-09.2012, TEATRO MUNICIPAL, C. GENARO SANJINÉS ESQ.<br />
INDABURO<br />
Mit Superlativen wird nicht gespart, wenn es um die Aufzählung der<br />
musikalischen Qualitäten des Pablo Held Trios geht. Vom „Senkrechtstarter<br />
unter den jungen Jazzpianisten“ ist da die Rede, von der „Idealkombination<br />
von Improvisationsphantasie und musikalischer Ökonomie“ und „einer der<br />
spannendsten jungen Gruppen im deutschen Jazz“.<br />
Zu Recht, denn Pianist Pablo Held, Bassist Robert Landfermann und<br />
Drummer Jonas Burgwinkel sind mehr als ein Trio. Sie bilden eine der<br />
wenigen symbiotischen Einheiten in der jüngeren Geschichte des Piano-<br />
Trios. Die Intentionen der drei Musiker finden zu einem gemeinsamen Fluss,<br />
dessen Verlauf und Strömungsdichte immer wieder voller Überraschungen<br />
ist. Pablo Held kombiniert die Gelassenheit eines Routiniers, der auf fast<br />
allen großen Festivals Europas zu Hause ist, mit dem Heißhunger eines<br />
Mittzwanzigers, der den Jazz aus allen denkbaren Perspektiven erleben<br />
will. In jedem Stück stecken der Romantiker und der Rationalist in ihm<br />
aufs Neue ihr Terrain ab. (Quelle: Berlin Jazzfest)<br />
Kulturagenda Juni - Oktober 2012<br />
Boliviens Schokoladenseiten 120<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
121<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Veranstaltungen Veranstaltungen<br />
Bitte beachten Sie, dass Änderungen im Programmablauf auftreten<br />
können. Genaue Informationen entnehmen Sie bitte unserer Homepage,<br />
sodass Sie immer auf dem neusten Stand sind: http://www.goethe.de/<br />
lapaz<br />
Datum Veranstaltung KünstlerIn Ort<br />
Juli bis<br />
August<br />
06.07.-<br />
08.08.2010<br />
August<br />
Juni<br />
Jeden<br />
Freitag um<br />
19.30 Uhr<br />
KUNSTRAUM<br />
DEUTSCHLAND<br />
– Institut für<br />
Auslandsbeziehungen<br />
Dichter in dürftiger<br />
Zeit –<br />
In Rahmen des Festival<br />
de Artes Digitales<br />
Freitag des deutschen<br />
Kinos<br />
Fatih-Akin-Zyklus im<br />
Juni:<br />
15.06.2012 - Im Juli<br />
22.06.2012 – Kebab<br />
Connection<br />
29.06.2012 - Gegen<br />
die Wand<br />
I. Ausstellung<br />
Verschiedene<br />
Kurator: Alfons<br />
Hug, Paz Guevara<br />
Ko-Kuratorin (La<br />
Paz): Cecilia Bayá,<br />
verschiedene<br />
Künstler<br />
<strong>II</strong>. Kino / Film<br />
Verschiedene<br />
Museo Nacional de<br />
Etnografía y Folklore<br />
MUSEF, C. Ingavi N°<br />
916, Esq. Jenaro Sanjinés<br />
· Casilla 5817<br />
Eintritt: Inländer Bs. 5.-<br />
Ausländer<br />
Bs. 15.-<br />
Museo Tambo<br />
Quirquincho, C. Evaristo<br />
Valle s/n (Plaza Alonso<br />
de Mendoza)<br />
Eintritt: Bs. 5.-<br />
Fundación Cinemateca<br />
Boliviana,<br />
C. Oscar Soria Ecke<br />
Rosendo Gutiérrez<br />
Eintritt: 10 Bs.<br />
Schüler des Goethe-<br />
Instituts 2x1<br />
Juli,<br />
August und<br />
September<br />
Jeden<br />
Freitag um<br />
Boliviens Schokoladenseiten 122<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
123<br />
Boliviens Schokoladenseiten<br />
19.30 Uhr<br />
25.07.2012<br />
September<br />
09.-14.-<br />
09.2012<br />
10.07. –<br />
12.07.2012<br />
20.06.2012<br />
26.09.2012<br />
Freitag des deutschen<br />
Kinos<br />
3. Deutsch-<br />
Französischer<br />
Mittwoch<br />
“Joyeux Noël”<br />
Festijazz<br />
13.09.2012 Konzert<br />
Verschiedene<br />
Regie: Christian<br />
Carion<br />
<strong>II</strong>I. Musik<br />
Pablo Held Trio<br />
IV. Vorträge/Seminare/Workshop<br />
Geschichtenerzähler<br />
„Geschichtendetektive“<br />
Workshop für Kinder und<br />
Bibliothekare<br />
2° Miércoles Franco-<br />
Alemán<br />
Kostüm-Party<br />
„Vecinos“ im Rahmen<br />
der Fête de la Musique<br />
5° Miércoles Franco-<br />
Alemán<br />
V. Sonstiges<br />
Michael Zirk<br />
Verschiedene DJs<br />
Fundación Cinemateca<br />
Boliviana,<br />
C. Oscar Soria Ecke<br />
Rosendo Gutiérrez<br />
Eintritt: 10 Bs.<br />
Schüler des Goethe-<br />
Instituts 2x1<br />
Goethe-Institut, Avenida<br />
Arce 2708, esq. Campos<br />
Eintritt frei<br />
Teatro Municipal, C.<br />
Genaro Sanjinés esq.<br />
Indaburo<br />
Festivalpreise<br />
Verschiedene<br />
Bibliotheken in La Paz<br />
Eintritt frei<br />
Allianza Francesa, C.<br />
Fernando Guachalla<br />
(Straßenfest)<br />
Festivalpreise<br />
Goethe-Institut,<br />
Avenida Arce 2708,<br />
esq. Campos<br />
Eintritt frei
Veranstaltungen Veranstaltungen<br />
Mehr Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen auf der Homepage<br />
des Goethe-Instituts http://www.goethe.de/lapaz oder auf Facebook<br />
(http://www.facebook.com/goetheinstitutlp) und Twitter (@GI_LaPaz).<br />
„Ups, davon habe ich nichts gewusst…“<br />
„Schade, das sehe ich erst heute!“<br />
„Was? Schon vorbei?“<br />
Damit so etwas nicht mehr vorkommt, abonnieren sie unseren<br />
Newsletter,<br />
in dem wir regelmäßig über<br />
unsere kulturellen Aktivitäten<br />
informieren. Schicken Sie einfach<br />
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wöchentlich unsere Informationen.<br />
Club Alemán Ordentliche Vollversammlung<br />
vom 26.4.2012<br />
Bericht des Präsidenten<br />
Estimados miembros del Club Alemán y estimados miembros del<br />
directorio: (...)<br />
El inicio de este primer año del directorio no fue una taza de leche. En<br />
abril de 2011 yo fui elegido por sólo dos votos de diferencia; la elección<br />
de los demás miembros del Directorio fue impugnada, por lo que recién<br />
en una nueva Asamblea General del 17 de mayo de 2011 se completó el<br />
Directorio.<br />
Al inicio de la gestión el Directorio debatió el tema de la Gerencia<br />
General y se tomó la decisión de buscar un nuevo gerente(...)Escogimos a<br />
la Sra. Susana Ariñez, que nos acompaña desde Septiembre de 2011. Creo<br />
que no nos equivocamos: la nueva Gerente impone una nueva dinámica<br />
a nuestra institución. Pero ese cambio no fue el único. (...) Desde el 10<br />
de diciembre de 2011 nos acompaña el nuevo Jefe de Mantenimiento Sr.<br />
Miguel Ángel Martínez.<br />
El Directorio recibió de la Asamblea General del 29 de abril de 2011 un<br />
listado de cinco proyectos aprobados. De ese listado, el proyecto que más<br />
avanzado se encontraba era el de un nuevo gimnasio. (...)<br />
Quiero agradecer a la ex-capitana Grace Kerscher, a su sucesor<br />
Fernando Urquizo y a aquel miembro del Club que es arquitecto y ganó<br />
la licitación interna para la ampliación del gimnasio a Sergio Prudencio.<br />
Gracias a él contamos ahora con un gimnasio amplio, elegante y lleno<br />
de luminosidad. Para [la ampliación del gimnasio] estaban presupuestados<br />
111.000 Dólares, la inversión fue de 85.000.<br />
En el presente año ejecutaremos los restantes cuatro proyectos –<br />
la ampliación de la cocina del snack, el frontón de tenis, el tanque que<br />
reemplace a nuestra piscina abierta - que continúa en su función de tanque<br />
- y la ampliación de los baños que se encuentran en el parque. (...)<br />
Continuó flotando sobre este Directorio lo que ya causó preocupaciones<br />
a Directorios y Asambleas anteriores: el estado del techo de nuestra<br />
piscina cubierta, cuya reparación estaba valorada en aproximadamente<br />
Boliviens Schokoladenseiten 124<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
125<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Veranstaltungen Veranstaltungen<br />
150.000 Dólares. Hemos invitado a varias empresas a presentarnos una<br />
oferta. Cuatro empresas mostraron interés y nos prometieron enviar sus<br />
propuestas. (...)<br />
Una de las observaciones que se esgrimió en Asambleas anteriores fue<br />
de que - tanto por la crisis financiera mundial como por la devaluación del<br />
dólar - no tiene mayor sentido mantener disponibilidades en los bancos,<br />
ya que este dinero pierde constantemente su valor, y más bien habría que<br />
utilizarlo para inversiones. (...) Al respecto, el Directorio aprobó la oferta<br />
de nuestro miembro Luis Alberto Quiroga para que su empresa de gran<br />
experiencia en el campo de encuestas y estudios realice:<br />
- un censo de la totalidad de los miembros<br />
- un estudio cuantitativo sobre la base de una encuesta,<br />
- y un estudio cualitativo en grupos focales y entrevistas en profundidad<br />
(…) para (...) definir una estrategia en el corto y mediano plazo: el “Plan<br />
Quinquenal” que tanto nos hace falta. (...)<br />
Cuando la nueva administración se abocó a una actividad de<br />
ordenamiento general nos pudimos dar cuenta que nuestro Club – por<br />
algo se llama “Alemán”- sufre de Alzheimer: Hemos perdido nuestra<br />
memoria histórica. Al buscar y ordenar las actas de reuniones de directorio<br />
vimos que éstos sólo existen a partir de 1998. No hay actas, documentos<br />
o fotografías anteriores. Es una lástima! Estoy seguro que nuestro Club es<br />
el más antiguo de La Paz y hubiese sido interesante conocer algo más de<br />
su historia. Pero, al no contar con documentación alguna, quizás tengamos<br />
que solicitar a nuestro miembro Robert Brockmann que no nos ilustre<br />
únicamente con sus investigaciones históricas “tan lejos del mar”, sino que<br />
las haga “más cerca a nuestra piscina” y nos ayude a recuperar n u e s t r<br />
a pequeña historia...(...)<br />
Tuvimos malas experiencias con la empresa que se dedicaba a la<br />
seguridad de nuestros predios (...)En las mañanas de los sábados y<br />
domingos un empleado nuestro se ocupa de permitir el ingreso a nuestro<br />
parqueo únicamente a los socios y en las próximas semanas se instalará<br />
el sistema de video que filmará durante todo el día lo que sucede desde el<br />
portón de ingreso hasta la playa de estacionamiento. (...)<br />
Cuando tengo la oportunidad de conversar con algún transeúnte, en<br />
varias oportunidades escucho el siguiente veredicto: “Muchas gracias por<br />
habernos permitido ingresar al Club. Este es un Club de lujo! ¿Dónde se<br />
encuentra un Club al cual vas a jugar tenis... y hay canchas disponibles!;<br />
puedes jugar fútbol en una de las mejores canchas del país!; vas a la piscina...<br />
y generalmente la tienes toda a tu disposición!; ingresas al gimnasio... y<br />
rara vez te encuentras con todas las trotadoras ocupadas!; las canchas de<br />
raquet o wally y las pistas de bowling están siempre disponibles!... Si Uds.<br />
supieran, en qué Club de lujo se encuentran!” Lo sabemos, lo disfrutamos<br />
y nos llena de orgullo.<br />
Muchas gracias.<br />
Klaus Bauer, Präsident des Deutschen Klubs<br />
Veranstaltungen des “Club Alemán”<br />
Sonntag, den 3. Juni, 16:00, Klubhaus:<br />
Die Klubmitglieder feiern den Muttertag.<br />
Samstag, den 23. Juni, 19.30, Park des Klubs:<br />
Die Klubmitglieder feiern “San Juan”.<br />
Samstag, den 21. Juli, ab 10.00, in allen Sportanlagen:<br />
Die Klubmitglieder bewegen sich in einem “Hexatlon”.<br />
Diese Angaben sind ohne Gewähr - Termine können kurzfristig geändert<br />
werden.<br />
Boliviens Schokoladenseiten 126<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
127<br />
Boliviens Schokoladenseiten
Veranstaltungen Veranstaltungen<br />
Eine gute Gelegenheit zum Entspannen, zur Bewegung, etwas Neues zu<br />
lernen, die Musik zu genießen und Leute zu treffen:<br />
Tango für Jung und Alt<br />
Wo: Bolognia, (zwischen Irpavi und San Alberto) im Salon Multiple<br />
Wann: Kurse finden ab sofort statt<br />
Info: Andrea Trapp, Tel. 2722678 oder 795 17 969<br />
Deutsch-französische veranstaltungsreihe<br />
zum 50. Jahrestag des elysée-vertrags<br />
Am 22. Januar 1963 unterzeichneten der französische Staatspräsident<br />
Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer in Paris<br />
den sogenannten „Elysée-Vertrag“, der zur Grundlage der deutschfranzösischen<br />
Aussöhnung nach den zwei Weltkriegen wurde.<br />
Zur Erinnerung an diesenVertrag rufen die deutsche und die französische<br />
Botschaft in La Paz sowie die beiden Kulturinstitute die Serie „Míercoles<br />
Franco-Alemán“ in’s Leben, die mit zahlreichen Veranstaltungen im Laufe<br />
dieses und des kommenden Jahres Facetten der deutsch-französischen<br />
Beziehungen darstellen soll.<br />
Die ersten Veranstaltungstermine:<br />
Mittwoch, 20. Juni :<br />
STEREOtipos – Fiesta FrancoAlemana, 19.00-24.00, La Galerie,Alliance<br />
Francaise<br />
Mittwoch, 25. Juli:<br />
Joyeux Noel (2005), Film von Christian Carion, 19.00-21.30, Salon des<br />
Goethe-Instituts<br />
Mittwoch, 29. August:<br />
A dos pianos – Konzert der Pianisten Alexander Schimpf (Deutschland)<br />
und Markus Bellheim (Frankreich), mit einem deutsch-französischen<br />
Programm, 20.00-21.30, Teatro Municipal<br />
Boliviens Schokoladenseiten 128<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
129<br />
Boliviens Schokoladenseiten