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II - CCA Monatsblatt

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In eigener Sache<br />

Inhalt<br />

In eigener Sache<br />

Einleitung<br />

Bericht des <strong>CCA</strong><br />

Bericht des CEA<br />

Die Komissionen<br />

Titel<br />

Käse-Geschichten<br />

Schweizer Käse von bolivianischen Kühen<br />

Queseria Ayo Ayo<br />

Produccion de quesos en Bolivia<br />

Serie<br />

Johannistag und Sonnenwende<br />

Wer-Wie-Was Skat<br />

Restaurant Tipps<br />

Kultur<br />

Buchvorstellung: Carabaya<br />

Musiker in Bolivien: Sachiko Sakuma<br />

Matthias verliert keine Zeit<br />

Jüdisches Leben<br />

Reise<br />

Einmal Feuerland und zuück, Teil 2 „Nach Norden“<br />

Reisetipps für Patagonien<br />

Hotel - TopTen<br />

Nationalpark Toro Toro<br />

21 Stunden auf dem Gipfel des Illimanis<br />

Aktuell<br />

Fußballsaison 2010 / 2011<br />

Primer Taller de Pedagogia de Museos<br />

Leute<br />

Vorstellung Ronald Pasig<br />

Vorstellung Susanne Lippik<br />

Verabschiedung Familie Manderla<br />

Seite<br />

Pag. 4<br />

Pag. 5<br />

Pag. 7<br />

Pag. 15<br />

Pag. 25<br />

Pag. 27<br />

Pag. 28<br />

Pag. 37<br />

Pag. 42<br />

Pag. 44<br />

Pag. 45<br />

Pag. 47<br />

Pag. 50<br />

Pag. 52<br />

Pag. 55<br />

Pag. 63<br />

Pag. 66<br />

Pag. 68<br />

Pag. 70<br />

Pag. 74<br />

Pag. 76<br />

Pag. 78<br />

Pag. 79<br />

Pag. 80<br />

Käseblatt 1<br />

2/2011


In eigener Sache<br />

Schule<br />

Zwei- und Mehrsprachigkeit - Wie funktioniert das?<br />

Neuigkeiten aus der Dualen Ausbildung<br />

Ev. Kirchengemeinde<br />

Neue Perspektiven für die IELHA – der Gemeindekirchenrat berichtet<br />

Veranstaltungen<br />

Mitteilungen der Katholischen Kirchengemeinde deutscher Sprache<br />

Mitteilungen des Goetheinstituts<br />

Zweite Hand<br />

Anzeigen<br />

Pag. 85<br />

Pag. 88<br />

Pag. 90<br />

Pag. 98<br />

Pag. 99<br />

Pag. 105<br />

Herausgeber:<br />

In eigener Sache<br />

Deutsche Kulturgemeinschaft,<br />

Centro Cultural Alemán (<strong>CCA</strong>)<br />

Büro: Deutsche Schule La Paz –<br />

Colegio Alemán La Paz<br />

Zuständig: Lic. Miguel Angel Lazarte<br />

Tel.: 2671002<br />

Fax: 2671003<br />

La Paz – BOLIVIEN<br />

Redaktion:<br />

Dirk Hoffmann 2711724<br />

E – mail: dirk.hoffmann@berlin.de<br />

Sohrab Tawackoli 70517302<br />

E – mail: sohrab@acelerate.com<br />

Kathrin Schönlein 2711714<br />

E – mail: ks@alsvidr.de<br />

Frank Schwanbeck 2711714<br />

E – mail: fs@alsvidr.de<br />

Benita Schauer 2785515<br />

E – mail: benitaschauer@yahoo.de<br />

(Auflage: 400 Stück)<br />

Artikel/Leserbriefe bitte entweder an Redaktionsmitglieder oder <strong>Monatsblatt</strong>,<br />

Casilla 8718 – La Paz richten.<br />

Die Redaktion behält sich vor, Artikel/Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen.<br />

Artikel/Leserbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion<br />

wieder.<br />

Anzeigen bitte als hardcopy und softcopy an Sohrab Tawackoli senden.<br />

Die einzelnen Artikel des <strong>Monatsblatt</strong>s und eine Gesamtfassung können auf<br />

der Webseite http://www.cca-monatsblatt.org separat heruntergeladen werden.<br />

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 15.08.2011.<br />

2/2011 2 Käseblatt<br />

Käseblatt 3<br />

2/2011


In eigener Sache<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

das <strong>Monatsblatt</strong> ist mit diesem Exemplar endgültig zum Käseblatt geworden.<br />

Allerdings hoffentlich nur für die eine Ausgabe, die den Käse zum Titel-Thema<br />

gewählt hat.<br />

Egal, ob in Deutschland, Bolivien oder sonst wo auf der Welt - Käse in<br />

unterschiedlicher Vielfalt ist in aller Munde, im wahrsten Sinne des Wortes.<br />

Deshalb in diesem Heft einige historische Abrisse und viele interessante aktuelle<br />

Details zum Thema Käse.<br />

Ansonsten haben wir wieder eine Reihe von interessanten Reiseberichten als<br />

Hilfe und Anregung für neue und alte deutschsprachige Anwohner Boliviens,<br />

die Land, Kontinent und Leute gern erkunden möchten. Gleichzeitig fordern wir<br />

alle Leserinnen und Leser auf, uns von ihren persönlichen Reiseerfahrungen zu<br />

berichten.<br />

Der Monat Mai war auch wieder der Monat der traditionellen Kermesse aus Anlass<br />

des Schuljubiläums der Deutschen Schule La Paz. In diesem Jahr verzichten wir<br />

auf den traditionellen und fast alljährlich identischen Bericht.<br />

Nur einige statistische Informationen am Rande: es wurden auch in diesem Jahr<br />

bei traditionell strahlendem Sonnenschein ca. 280 Kuchen und Torten verkauft.<br />

Mehrere Hundert Würstchen und Kassler, über 250 Choclos und vieles mehr<br />

wechselten den Besitzer und waren ein Hauptgrund für das Erscheinen vieler<br />

Besucher. Höhepunkte waren aber traditionell der Einmarsch der Banda mit den<br />

Absolventen der deutschen Schule vor 25 Jahren, vor 20 Jahren (dem 1. Jahr<br />

am neuen Standort) und vor 40 Jahren und natürlich die Tänze der Lehrer (Suri<br />

Sikuri), der Schüler der S5 (Diablada) und der S6 (Caporales). Wie immer ein<br />

Augen- und Ohrenschmaus für alle Zuschauer.<br />

Die Redaktion<br />

In eigener Sache<br />

Bericht des Präsidenten an die Ordentliche<br />

Generalversammlung der der Deutschen Kulturgemeinschaft<br />

vom 15. April 2011<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder.<br />

Ich möchte Ihnen jetzt meinen Bericht für den Zeitraum vom 22. April 2010 bis<br />

zum 15. April 2011 vorlegen.<br />

Die Deutsche Kulturgemeinschaft zählt heute 91 Mitgliederfamilien und in den<br />

vergangenen 12 Monaten sank unsere Mitgliederzahl leider um 4 Familien, bedingt<br />

durch Tod oder Rückkehr nach Deutschland. Trotz ständiger Bemühungen und<br />

trotz starker Unterstützung seitens verschiedener Direktoriumsmitglieder, sowie<br />

der Kommission “Werbung neuer Mitglieder”, verschicken von Werbebroschüren,<br />

diverser Artikel im <strong>Monatsblatt</strong> und Informationen und Werbung bei verschiedenen<br />

Events und Sonderveranstaltungen für “Neuankömmlinge”, ist es uns leider nicht<br />

gelungen, unsere Mitgliederzahl zu erhöhen. Unsere Bitte deshalb heute an Sie<br />

alle, helfen Sie uns bei diesem Vorhaben in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis.<br />

Wir hatten in den vergangenen 12 Monaten leider den Tod von 8 Mitgliedern<br />

unserer Gemeinschaft zu beklagen. Ich bitte Sie, sich im Gedenken an die<br />

Verstorbenen zu erheben.<br />

Es wurden auf dem Deutschen Friedhof beerdigt,<br />

Sebastian Mathias von Bergen Stahmer erst 18 Tage alt am 23.07.2010<br />

Rolando Wilfredo Lara Stohmann 86 Jahre am 25.08.2010<br />

Rosa Klara Gutknecht C. verh. Crespo 92 Jahre am 15.09.2010<br />

Claus Gerhard Hubert Lange 62 Jahre am 12.10.2010<br />

Miriam Casso de Ohnes 66 Jahre am 13.10.2010<br />

Maria Paulina Zamorano de Reumann 96 Jahre am 14.12.2010<br />

Federico Ludwing Alvez Pacheco 74 Jahre am 17.01.2011<br />

Rose Marie Lederer de Ferdinandt 68 Jahre am 01.03.2011<br />

Weiter verstarb im Dezember 2010 Frau Annamaria Rolf, Ehefrau unseres<br />

langjährigen Mitglieds Alfred Rolf.<br />

Ich danke Ihnen.<br />

2/2011 4 Käseblatt<br />

Käseblatt 5<br />

2/2011


Veranstaltungen:<br />

In eigener Sache<br />

Sozialarbeit<br />

In eigener Sache<br />

Leider waren die kulturellen Veranstaltungen im vergangenen Jahr nicht so<br />

zahlreich wie wir es eigentlich geplant hatten, aber es konnten doch einige<br />

interessante Events unseren Mitgliedern angeboten werden.<br />

Am 24. April 2010 fand bei reger Beteiligung der Jahresempfang der Deutschen<br />

Kulturgemeinschaft im Garten des Deutschen Klubs statt. Erfreulich dabei,<br />

dass viele Kinder ihre Eltern begleiteten, denn wir hatten ja ein umfangreiches<br />

Programm für die Kleinen organisiert, das auch gut bei den Eltern und Kindern<br />

ankam.<br />

Am 1. Oktober hatten wir ein hervorragendes Klavierkonzert von Herrn Felix<br />

Raffel im Foyer der Deutschen Schule. Ich möchte an dieser Stelle unserem<br />

lieben Helmut Raffel recht herzlich für die Initiative und für die tolle Organisation<br />

danken.<br />

Am 2. Oktober wurde ein Tagesausflug zu den “Chulpas de Achocalla” organisiert,<br />

unter der fachkundigen Führung von Herrn Matthias Strecker.<br />

Ebenfalls im Oktober organisierte Frau Christine Hartmann aus unserer<br />

Kommission “Kulturelle Veranstaltungen” zusammen mit dem Deutschen Klub<br />

das Sankt Martinsfest, wo die teilnehmenden Kinder die Geschichte des Sankt<br />

Martin nachspielten. Es war ein großer Erfolg.<br />

Am 6. November fand im Foyer der Deutschen Schule ein Gesprächskonzert mit<br />

der Pianistin Noriko Roessling und der Sopranistin Karina Stepanian statt.<br />

Am 14. November begingen wir den Volkstrauertag und gedachten der<br />

Gefallenen der beiden Weltkriege sowie der Opfer des Nationalsozialismus<br />

und der Gewaltherrschaft. Es wurden Kränze auf dem Deutschen Friedhof und<br />

anschließend auf dem jüdischen Friedhof nieder gelegt.<br />

Schließlich wurden am 1. März 2011 erste Weichen für eine engere<br />

kulturelle Zusammenarbeit zwischen dem Goethe-Institut und der Deutschen<br />

Kulturgemeinschaft vereinbart. Die Damen und Herren unserer Kommission<br />

“kulturelle Veranstaltungen” sind gerade dabei, zusammen mit anderen deutschen<br />

Institutionen einen gemeinsamen Veranstaltungskalender zu koordinieren, damit<br />

eventuelle Terminüberschneidungen verhindert werden können.<br />

Es wird auch darüber nachgedacht, mit welchen Institutionen, Künstlern und<br />

anderen Persönlichkeiten auf dem kulturellen Sektor in den nächsten Monaten<br />

zusammengearbeitet werden kann, um dann je nach Verfügbarkeit die einzelnen<br />

Veranstaltungen anzubieten.<br />

Die Damen und Herren dieser Kommission hatten auch diesmal viel Arbeit,<br />

denn es galt das noch anstehende Problem des Exkinderdorfes NIÑO DE JESUS<br />

in Pampahasi zu analysieren und in langen Gesprächen mit dem Leiter dieser<br />

Institution, Pfarrer Milos Miko abzuwickeln. Es kam dann zu einer für beide<br />

Seiten zufriedenstellenden Einigung. Die Deutsche Kulturgemeinschaft hilft<br />

dem Kinderdorf mit einem bedeutenden finanziellen Beitrag beim Umzug und<br />

Neuaufbau eines kleineren Kinderdorfes für bis zu 30 Kinder in San Miguelito in<br />

der Chiquitania. Es handelt sich hierbei um eine einmalige Spende.<br />

Zum Osterfest gab es wie immer Osterhasen und Ostereier für die Waisenkinder.<br />

Am 12. Dezember fand dann noch die traditionelle Weihnachtsbescherung für die<br />

Waisenkinder statt, diesmal jedoch in Mallasa, Rio Abajo, wo die kleineren Kinder<br />

vorübergehend untergebracht wurden. Jedes Waisenkind erhielt einen kompletten<br />

Satz Unter- und Oberwäsche, Schuhe und natürlich die schon obligatorischen<br />

Süßigkeiten und kleine Spielzeuge.<br />

Unsere älteren und bedürftigen Landsleute sowie religiöse Institutionen wurden<br />

zu Weihnachten ebenfalls mit kleinen Aufmerksamkeiten bedacht.<br />

Die Stiftung ARCO IRIS erhält monatlich eine nicht unerhebliche Unterstützung<br />

für die dort betreuten Straßenkinder. An dieser Stelle möchte ich mich bei<br />

allen Spendern aus unserer Gemeinde nochmals recht herzlich bedanken, Mein<br />

besonderer Dank gilt Frau Claudia Wilker, Frau Claudia Renard und Herrn Ernst<br />

Deuble.<br />

Kommission “Neue Projekte”<br />

In verschiedenen Klassenräumen stellten sich bedauerlicher Weise wieder bei den<br />

schon in die Jahre gekommenen Heizungsanlagen technische Probleme ein. Die<br />

Kommission unter Leitung von Herrn Dr. Hausherr prüfte diese Reklamationen<br />

und es wurden verschiedene Geräte gegen neue ausgetauscht und andere<br />

entsprechend überholt und repariert.<br />

Am Neubau für die duale Ausbildung wurden verschiedene Reparaturarbeiten<br />

notwendig, die auch sofort erledigt werden konnten.<br />

Friedhof<br />

Wie immer wurden die notwendig gewordenen Reparatur- und<br />

Instandsetzungsarbeiten erledigt, es wurden die Möbel für den Anbau hinter der<br />

Kapelle in Auftrag gegeben und inzwischen auch installiert. Die Trauergäste für<br />

unsere Verstorbenen haben nun eine Ruhezone für schwierige Momente. Außerdem<br />

2/2011 6 Käseblatt<br />

Käseblatt 7<br />

2/2011


In eigener Sache<br />

war es notwendig geworden, einen Teil der Kanalisation zu erneuern. In der<br />

Zwischenzeit erhielten wir auch von der Stadtverwaltung die neue Genehmigung<br />

zum Betreiben unserer Tätigkeiten am Deutschen Friedhof. Was nun noch fehlt sind<br />

die eine oder andere Reparatur und kleine Verschönerungen. Wir sind der guten<br />

Hoffnung, dass wir in Bälde unsere Mitglieder zu einem Treff auf den Deutschen<br />

Friedhof einladen können. Dort wird Ihnen dann die Friedhofskommission und<br />

das Direktorium alle Arbeiten vorstellen. Dies betrifft auch die Neugestaltung des<br />

oberen Teils des Friedhofs, welche viele unserer Mitglieder noch nicht kennen. Wir<br />

hören immer wieder gern Lobendes über unseren Friedhof, einer Oase der Ruhe<br />

und Besinnung. Besonders unsere bolivianischen Besucher sind sehr beeindruckt.<br />

Herr Bernd Stahmer und seine Mannschaft haben ganze Arbeit geleistet.<br />

<strong>Monatsblatt</strong><br />

Unser <strong>Monatsblatt</strong> erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit, in ganz Bolivien<br />

und auch bei den alten “Bolivianern” im Ausland. Wir hören von allen Seiten<br />

nur Gutes und sind mit Recht stolz. Deshalb will ich mich hier bei allen<br />

Redaktionsmitgliedern und ehrenamtlichen Mitarbeitern und auch bei unseren<br />

Exmitgliedern im Ausland, die uns immer wieder mit aktuellen und vielseitigen<br />

Beiträgen erfreuen, ganz herzlich bedanken. Leider geht das langjährige<br />

Redaktionsmitglied, Herr Dirk Hoffmann, in diesen Tagen vorübergehend nach<br />

Deutschland zurück, bleibt aber der Redaktion erhalten. An ihn hier nochmals ein<br />

herzliches Dankeschön.<br />

Erfreulicherweise hat sich Frau Benita Schauer bereit erklärt, im Team <strong>Monatsblatt</strong><br />

mitzuarbeiten. Herzlich willkommen Frau Schauer.<br />

Die erste Ausgabe des <strong>Monatsblatt</strong>s ist pünktlich Ende März bei unseren<br />

Mitgliedern eingetroffen und ist wieder sehr lesenswert geraten. Mein besonderer<br />

Dank geht an die gesamte Redaktion und an unser Direktoriumsmitglied Sohrab<br />

Tawackoli.<br />

In eigener Sache<br />

heutigen, schnelllebigen Zeit ist es nicht immer selbstverständlich, dass sich<br />

Mitglieder ehrenamtlich zur Verfügung stellen, trotz Doppel- und manchmal<br />

auch Dreifachbelastung in der Familie, im Beruf und eben hier in der Deutschen<br />

Kulturgemeinschaft. Deshalb, Hut ab, meine Damen und Herren. Mein Dank gilt<br />

auch der Deutschen Botschaft für ihre ständige Unterstützung.<br />

Speziell wende ich mich hier an Herrn Andreas Schröder, der immer für unsere<br />

Sorgen ein offenes Ohr hat und uns mit Rat und Tat zur Seite steht. Weiter danke<br />

ich unseren Angestellten in der Verwaltung, besonders Herrn Lic. Miguel Lazarte,<br />

der Deutsch-Bolivianischen Industrie- und Handelskammer, den Kirchen beider<br />

Konfessionen, den Schwestern der Schule Ave Maria, dem Goethe-Institut und<br />

allen anderen deutschen Institutionen für ihre Hilfe und die gute Zusammenarbeit.<br />

Sollten Sie noch direkte Fragen zu meinen Bericht haben, stehe ich Ihnen jetzt<br />

gern zur Verfügung.<br />

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

Friedrich Klaus Ohnes<br />

Jahresempfang der DKG<br />

Liebe Mitglieder, schon heute möchte ich Sie und Ihre gesamte Familie zum<br />

diesjährigen Empfang der Deutschen Kulturgemeinschaft recht herzlich einladen.<br />

Wir erwarten Sie gern am Samstag, den 16. April 2011 ab 10:30 Uhr bei hoffentlich<br />

gutem Wetter im Garten des Deutschen Klubs. Bringen Sie gute Laune mit, um<br />

Ihr leibliches Wohl ist gesorgt und auch die Kleinen werden rundum betreut.<br />

Unser besonderer Dank geht an die beiden in die Deutsche Schulgemeinschaft<br />

entsandten Direktoriumsmitglieder, Frau Doerte Schilling und Herrn Wolfgang<br />

Ohnes, für ihren beispielhaften Einsatz und die aktive Mitarbeit, im Interesse der<br />

DKG.<br />

Abschließend möchte ich mich noch bei allen Mitgliedern des Direktoriums für<br />

ihre Mitarbeit und den beispielhaften Einsatz recht herzlich bedanken. In der<br />

2/2011 8 Käseblatt<br />

Käseblatt 9<br />

2/2011


In eigener Sache<br />

Liebe Mitglieder der Schulgemeinschaft,<br />

hier nun unser Jahresbericht zum gerade abgeschlossenen Schuljahr 2010<br />

Wie schon zu erwarten war, ist inzwischen das neue Erziehungsgesetz<br />

verabschiedet worden, in einer Version die nicht wesentlich von dem vor vier<br />

Jahren bereits debattierten Rohentwurf abweicht. Es ist eine ziemlich ehrgeizige<br />

Erziehungsreform, die hiermit in Gang gesetzt werden soll. Sie wird wohl erst<br />

in einigen Jahren und nach Erstellung der neuen Lehrpläne und der entsprechenden<br />

Infrastruktur an Akademien und Werkstätten und nach Ausbildung einer<br />

neuen Generation von Lehrern zur vollen Blüte gelangen können. Abzusehen ist,<br />

dass im Rahmen dieser Reform eine dem polytechnischen Unterricht der ehemaligen<br />

DDR ähnliche berufliche Ausbildung zu einem “técnico medio” in der<br />

Oberstufe eingeführt werden soll. Dazu sollen den Schülern der Oberstufe zusätzlich<br />

insgesamt 2400 Stunden Unterricht zugemutet werden, die sie dann zum<br />

„technisch-humanistischen“ Schulabschluss befähigen. Es ist jetzt angedacht,<br />

dass zunächst einmal die neuen Lehrpläne für die erste Klasse der Grundstufe<br />

und die erste Klasse der Oberstufe sozialisiert werden sollen. Der Aufruf hierzu<br />

sollte eigentlich schon erfolgt sein, das ist allerdings noch nicht geschehen.<br />

Gemäß Art.2.V. des neuen Erziehungsgesetzes haben die Eltern weiterhin<br />

das Recht zur Auswahl der Erziehung für ihre Kinder. Laut Art.3.4. desselben<br />

Gesetzes gilt dagegen, dass ab jetzt die Erziehung einzigartig in Qualität, Richtlinien<br />

und Grundlehrinhalten - oder Grundlehrplänen - unter Abschaffung der<br />

Unterschiede zwischen staatlichen und privaten sowie ländlichen und städtischen<br />

Erziehungseinrichtungen sein soll. Damit wird den Eltern die Auswahl der Erziehung<br />

für ihre Kinder enorm erleichtert. Sie soll allerdings in ihrer Umsetzung<br />

auf die unterschiedlichen geografischen, sozialen, kulturellen und linguistischen<br />

Gegebenheiten abgestimmt werden, man darf gespannt sein.<br />

Es ist ferner nicht klar, wie die Äußerung des Erziehungministers gemeint<br />

ist, dass auch diejenigen Schulen, die im Rahmen eines bilateralen Abkommens<br />

arbeiten, dieselbe “curricula base” erfüllen müssten, die in Art.3.4 des neuen<br />

Gesetzes erwähnt wird. Die Lehrinhalte des nationalen Erziehungswesens haben<br />

unsere DS bisher bei weitem und mühelos abgedeckt. Die neuen Grundlehrinhalte<br />

sollten auch in Zukunft eine Teilmenge der Lehrinhalte unserer Schulen darstellen.<br />

Wären mit “curricula base” allerdings Grundlehrpläne gemeint so hätten unsere<br />

DS damit ein Problem, da unsere Lehrpläne insbesondere im deutschsprachigen<br />

Zweig vom zeitlichen Ablauf und vom Inhalt her von der KMK abgesegnet<br />

werden müssen, Bestandteil des bilateralen Abkommens sind und im Sinne der<br />

Durchlässigkeit natürlich auch für den nicht-deutschsprachigen Zweig besonders<br />

konzipiert sein müssen.<br />

Das Konzept des Erlernens der Sprachen laut Art.7 wäre ebenfalls an<br />

unseren DS so nicht durchführbar. Dort wird nämlich verfügt, dass in Gebieten,<br />

wo die originäre Sprache dominiert, Spanisch die zweite Sprache ist, in Gebieten<br />

In eigener Sache<br />

wo Spanisch dominiert – wie bei unseren Schulen – die originäre Sprache der<br />

Region die zweite Sprache ist und in Gebieten wo mehrere originäre Sprachen<br />

vorherrschen bestimmt der “consejo comunitario” die originäre Sprache, die als<br />

erste Sprache gilt und Spanisch ist damit die zweite. Es geht also in jedem Fall nur<br />

um eine originäre Sprache und Spanisch wenn es um die erste und zweite Sprache<br />

geht und die Fremdsprache wäre dann erst die dritte Sprache, die im besten Fall<br />

ab Vorkindergarten in gradueller Form eingeführt werden soll. Unsere Lehrpläne,<br />

die gezielt DaF, DaM und DFU vorsehen sind damit unvereinbar, da bei uns schon<br />

laut Abkommen erste Fremdsprache immer Deutsch ist.<br />

Unsere Schule und unsere Berufsschule können momentan weitgehend<br />

unbehelligt von dieser Erziehungsreform ihre Arbeit normal fortsetzen. Wir wurden<br />

im letzten Jahr sogar von der “Comisión de Educación y Salud” der “Camara<br />

de Diputados” mit Resolution CES/031/2010 als “Institución Meritoria” zu unserem<br />

87. Geburtstag ausgezeichnet. Dies alles ist allerdings nur dadurch möglich,<br />

dass Dank des hervorragenden Einsatzes der Botschaft – insbesondere des Herrn<br />

Schröder - die Beziehungen zu den nationalen Behörden momentan sehr gut sind<br />

und auch die Einhaltung des bilatelaren Abkommens durch diese Behörden in<br />

verschiedenen Einzelfällen erfolgreich durch die Botschaft eingefordert werden<br />

konnte. Was unsere Berufsschule angeht so steht noch die erneute Verlängerung<br />

der Betriebslizenz aus.<br />

Erfreulich hat sich im letzten Jahr der Bereich der dualen Ausbildung<br />

weiter entwickelt. Die Studenten- sowie auch die Abgängerfrequenzen haben sich<br />

weitgehend normalisiert mit 17 Abgängern von denen sogar 12 das Fachabitur<br />

bestanden haben. Hier dürfen wir diesmal Herrn Botschafter Dr.Phillip Schauer<br />

und seiner Gattin unseren ganz besonderen Dank für den herzlichen Empfang zum<br />

Anlass der Zeugnis- und Kaufmannsbriefübergabe aussprechen, ein erstmaliges<br />

und einzigartiges Ereignis, ganz zur Freude unserer ehemaligen Azubis und ihren<br />

stolzen Eltern und Lehrer.<br />

Im DaF-Bereich sind ebenfalls erfreuliche Fortschritte zu erkennen, sowohl<br />

was die Partnerschuleninitiative als auch den DaF-Unterricht angeht, was man<br />

letztendlich auch an den guten Ergebnissen der verschiedenen Sprachdiplome in<br />

ihrer neuen Form erkennen kann.<br />

Auch die Hochschulreifeprüfung wurde Ende 2010 wieder erfolgreich<br />

durchgeführt und abgeschlossen, diesmal ohne entsandten Prüfungsvorsitzenden<br />

der KMK. Herr Stolze war diesmal kommissarisch damit beauftragt und wir wollen<br />

ihm, Frau Preiss und dem gesamten Prüfungsteam unsere Anerkennung zum<br />

reibungslosen Ablauf der Hochschulreifeprüfungen aussprechen, ein nicht immer<br />

einfaches Unterfangen. In diesem Zusammenhang wollen wir ganz herzlich<br />

Herrn Andreas Schröder und insbesondere seiner Gattin für den hervorragenden<br />

Empfang danken, den sie unseren frischgebackenen Abiturienten und ihren zahlreichen<br />

Familienangehörigen zum Abschluss bei sich zu Hause geboten haben.<br />

2/2011 10 Käseblatt<br />

Käseblatt 11<br />

2/2011


In eigener Sache<br />

Auf die dunklen Wolken am pädagogischen sowie am finanziellen Horizont<br />

in Folge des sehr umstrittenen Reformkonzeptes der Zentralstelle im Bereich<br />

des Deutschen Auslandsschulwesens werden sicherlich Herr Stolze sowie<br />

Herr Heuchel im Detail noch eingehen. Ich möchte an dieser Stelle nur auf die<br />

durch dieses Reformkonzept verursachte enorme Planungsunsicherheit im Bereich<br />

der Lehrkräfteanwerbung und der Finanzen hinweisen, die wir uns als Begegnungsschule,<br />

die die Deutsche Hochschulreifeprüfung mit befähigten Lehrkräften<br />

gewährleisten soll, nicht erlauben können. Es besteht der Eindruck, als wolle<br />

man von der Zentralstelle aus alle deutschen Auslandsschulen über den gleichen<br />

Kamm scheren, ohne zu berücksichtigen, dass beispielsweise das Umfeld und die<br />

Gegebenheiten in Sao Paulo doch ganz andere sind als wie die unsrigen hier in<br />

La Paz, daher auch das Einsparungskonzept für Brasilien anders aussehen muss<br />

als für Bolivien. Dieses Problem dürfte uns besonders ab nächstem Jahr sehr beschäftigen.<br />

In eigener Sache<br />

Liebe Mitglieder,<br />

hiermit möchten wir Ihnen die Zusammensetzung des neuen Direktoriums<br />

mitteilen, nachdem die ordentliche Mitgliederversammlung der Deutschen<br />

Kulturgemeinschaft stattgefunden hat.<br />

Vorsitzender:<br />

Stellvertretender Vorsitzender:<br />

Kassenwart:<br />

1.Kassenwart:<br />

2.Kassenwart<br />

1.Schriftwart:<br />

2.Schriftwart:<br />

Friedrich Klaus Ohnes<br />

Dörte Schilling<br />

Dieter März<br />

Dr. Dieter Hausherr<br />

Dr. Wolfgang Ohnes<br />

Renate de Morales<br />

Claudia Renard<br />

Nun möchte ich abschließend allen aktiven Mitgliedern unserer Erziehungsgemeinschaft<br />

für die geleistete und erfolgreiche Mit- und Zusammenarbeit<br />

recht herzlich danken. Unserem Schulleiter Herrn Stolze und der erweiterten<br />

Schulleitung, den zum Jahresende zahlreich ausgeschiedenen Lehrkräften, der<br />

Lehrervertretung, dem Lehrerkollegium, den verschiedenen Fachleitern, der Verwaltung<br />

und der Elternvertretung gelten unser Dank und unsere Anerkennung.<br />

Bei dieser Gelegenheit möchte ich besonders Frau Lucia Salinas für die von ihr<br />

exzellent geleistete Arbeit zum Wohle der Schule und ihrer Verwaltung besonders<br />

danken und ihr viel Erfolg auf ihren zukünftigen Wegen in Deutschland wünschen.<br />

Gleichzeitig möchte ich Herrn Alfredo Heins, ebenfalls Ex-Schüler unserer<br />

Schule als ihren Nachfolger herzlich willkommen heißen und ihm ebenfalls viel<br />

Erfolg bei seiner Arbeit als Verwaltungsleiter wünschen. Der Deutsch-Bolivianischen<br />

Industrie- und Handelskammer stellvertretend in der Person von Herrn<br />

Bernd Stahmer und Herrn Winkel als Leiter der Berufsschule danke ich für die<br />

enge Zusammenarbeit auf dem Gebiet der beruflichen Ausbildung und ganz besonders<br />

der Deutschen Kulturgemeinschaft in der Person von Herrn Friedrich<br />

Klaus Ohnes für die stets tatkräftige Unterstützung. Der Deutschen Botschaft und<br />

besonders Herrn Andreas Schröder als Ombudsmann der Deutschen Schulen in<br />

Bolivien gilt unser Dank für den persönlichen und unermüdlichen Einsatz.<br />

Auch allen Mitgliedern unseres Vorstandes möchte ich zum Ende unserer<br />

Amtsperiode für die vertrauensvolle, erfolgreiche und unermüdliche Zusammenarbeit<br />

persönlich danken.<br />

Vielen Dank Ihnen allen für Ihr Verständnis und Ihre Geduld.<br />

Dr. Pablo Lara<br />

Delegierte zur Deutschen Schulgemeinschaft:<br />

● Dr. Wolfgang Ohnes<br />

● Dörte Schilling<br />

● Hans-Jürgen Heinze<br />

Kulturelle Veranstaltungen:<br />

● Dörte Schilling<br />

● Jens Heymert<br />

● Dr. Sohrab Tawackoli<br />

● Renate de Morales<br />

● Claudia Renard<br />

Redaktion <strong>Monatsblatt</strong><br />

● Sohrab Tawackoli<br />

● Benita Schauer<br />

● Dirk Hoffmann<br />

● Kathrin Schönlein<br />

● Frank Schwanbeck<br />

Neue Mitglieder:<br />

● Dr. Wolfgang Ohnes<br />

● Dörte Schilling<br />

● Claudia Renard<br />

● Dr. Sohrab Tawackoli<br />

● Katja Heymert<br />

● Hans-Jürgen Heinze<br />

Sozialarbeit:<br />

● Claudia Wilker<br />

● Renate de Morales<br />

2/2011 12 Käseblatt<br />

Käseblatt 13<br />

2/2011


● Katja Heymert<br />

● Claudia Renard<br />

In eigener Sache<br />

Kommission zur Jugendförderung des <strong>CCA</strong><br />

● Dr. Wolfgang Ohnes<br />

● Claudia Wilker<br />

● Claudia Renard<br />

● Ernst Deuble<br />

● Katja Heymert<br />

● Hans-Jürgen Heinze<br />

Friedhof<br />

● Bernd Stahmer<br />

● Friedrich Klaus Ohnes<br />

● Dieter März<br />

● Ernst Deuble<br />

Kommission neue Projekte<br />

● Dr. Dieter Hausherr<br />

● Friedrich Klaus Ohnes<br />

● Bernd Stahmer<br />

● Dieter März<br />

● Jens Heymert<br />

Direktoren durch Ihre Funktionen<br />

Vorsitzender der Deutschen Schulgemeinschaft Dr. Pablo Lara<br />

Schulleiter der Deutschen Schule<br />

Dieter Stolze<br />

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland: Dr.Philipp Schauer<br />

Andreas Schröder<br />

Kontakte zu anderen Institutionen:<br />

Deutsch- Bolivianische Industrie und Handelskammer: Bernd Stahmer<br />

Deutscher Klub :<br />

Friedrich-Klaus Ohnes<br />

Ernst Deuble<br />

Österreichische Kolonie:<br />

Dr. Dieter Hausherr<br />

Schweizer Kolonie:<br />

Dr. Dieter Hausherr<br />

Deutsche Botschaft:<br />

Friedrich Klaus Ohnes<br />

Deutschsprachige Katholische Gemeinde: Friedrich Klaus Ohnes<br />

Evangelische Kirchengemeinde:<br />

Dieter März<br />

Goethe Institut:<br />

Sohrab Tawackoli<br />

Jens Heymert<br />

Bitte wenden Sie sich vertrauensvoll an die zuständigen Direktoriumsmitglieder.<br />

Ihre<br />

DEUTSCHE KULTURGEMEINSCHAFT<br />

Friedrich Klaus Ohnes<br />

Renate G. de Morales<br />

Präsident<br />

Schriftwart<br />

In eigener Serie TitelSache<br />

Käsegeschichten<br />

Es gibt fast niemanden, der keinen Käse mag. Selbst bei Kindern zählt Käse schon<br />

zu den Lieblingsspeisen. Unser Wort “Käse” stammt vom lateinischen “caseus”<br />

ab. Englisch heißt der Käse “cheese”, holländisch “kaas”. Das französische<br />

“fromage” und das italienische “formaggio” stammen von dem lateinischen<br />

“coagulum formatum” ab, was soviel bedeutet wie “geformtes Gerinnsel”.<br />

Allerdings hat Käse nicht in allen Kulturen eine so enorme Bedeutung wie bei<br />

uns. Käse und Milchprodukte können nämlich nur von Mittel- und Nordeuropäern<br />

und deren Nachfahren gegessen werden. Allen anderen fehlt das Enzym Laktase,<br />

welches für die Verdauung der Laktose in der Milch zuständig ist. Die Begründung<br />

dafür ist so einfach wie entwicklungsgeschichtlich nachvollziehbar: Solange die<br />

Menschheit die Milchwirtschaft nicht kannte, kamen Erwachsene nicht in den<br />

Genuss von Milch. Als Folge davon verloren sie nach der Kleinkinderzeit die<br />

Fähigkeit, Laktase zu bilden. Daher verfügen Menschen aus Kulturen ohne<br />

Milchwirtschaft, wie in Asien, Afrika und partiell auch in Südamerika, nicht über<br />

diese Fähigkeit.<br />

Geschichte des Käses<br />

Käse gibt es, seit die Menschen gelernt haben, Lämmer, Zicklein, Kälber und<br />

andere Säugetierjunge zu betrügen und ihnen etwas von der Muttermilch zu stehlen<br />

oder wissenschaftlicher ausgedrückt, seitdem der Mensch Kuh, Schaf, Ziege,<br />

Büffel und Yak domestiziert hat. Die ersten Aufzeichnungen über Viehhaltung<br />

stammen aus der Steinzeit, und man kann davon ausgehen, dass die Kunst, Käse<br />

herzustellen, dort ihren Anfang nahm.<br />

Die Griechen schreiben die Erfindung der Käsezubereitung dem Schäfer Aritaers<br />

zu, einem Sohn Apollos. Viel wahrscheinlicher ist aber, dass der Zufall seine<br />

Hand im Spiel hatte. Das Haltbarmachen größerer Mengen der auf obige Weise<br />

geklauten, leicht verderblichen Flüssigkeit war ein Problem. Denn nicht nur den<br />

Menschen schmeckte die weiße, fett-, eiweiß- und vitaminreiche Milch, sondern<br />

auch Bakterien: Die Milch wurde sauer. Da der Mensch von Natur aus neugierig<br />

ist, probierte er die fest gewordene Milch und siehe da: Sauermilch schmeckt<br />

auch. So entstand wohl der erste Sauermilchkäse.<br />

Der Labkäse dürfte ebenso zufällig entdeckt worden sein, als hungrige<br />

Steinzeitjäger die in den Mägen erbeuteter Säugetierjunge gefundenen,<br />

verklumpten Milchbrocken ebenfalls verzehrten. Das Gleiche passierte mit Milch,<br />

die von Hirten in getrockneten Kälbermägen transportiert wurde.<br />

2/2011 14 Käseblatt<br />

Käseblatt 15<br />

2/2011


In eigener TitelSache<br />

Nachweislich existiert die Käserei in Mesopotamien, im Schwarzmeerraum,<br />

in Kleinasien, Ägypten und Nordafrika seit 5.000 v. Chr. Die älteste bildliche<br />

Darstellung der Käseherstellung findet sich auf einer Keilschrifttafel der alten<br />

Sumerer (ca. 4.000 v. Chr.). Darauf vermerkte ein Bauer den Viehbestand und die<br />

Erträge seines Hofes sowie den Umstand, dass er im 41. Jahr des König Sulgi 30<br />

kg Käse erzeugte.<br />

Die Griechen schrieben dem Käse aphrodisierende Wirkung zu und verwendeten<br />

ihn sogar als Opfergabe an die Götter. Homer beschreibt in seiner Odyssee<br />

die kräftigende Wirkung des Käsegenusses. Im 4. Jahrhundert v. Chr.<br />

verfasste Aristoteles die erste uns überlieferte fachliche Abhandlung über<br />

Milchverarbeitung. Griechische Sklaven brachten die Kunst der Käseherstellung<br />

ins Römische Reich, von wo aus sie sich im Gepäck der römischen Legionen in<br />

fast alle Teile Europas ausbreitete. Die Germanen übernahmen die Traditionen der<br />

Käseherstellung von den Kelten und brachten sie zu weiterer Blüte. Besonders<br />

in Klöstern widmeten sich viele Mönche der hohen Kunst der Käseherstellung.<br />

So findet man auch in klösterlichen Aufzeichnungen aus dem frühen Mittelalter<br />

detaillierte Beschreibungen über die Herstellung von Greyerzer (1115), Gouda und<br />

Edamer (1184), Emmentaler und bayrischem Handkäse (1200) und Appenzeller<br />

(1282). Der englische Cheshire wird im von Wilhelm dem Eroberer veranlassten<br />

Domesday Book (1086) erwähnt.<br />

Mit der Technisierung im 19. Jahrhundert und durch wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse von Ferdinand Cohn, Louis Pasteur, Justus von Liebig und Ilja<br />

In eigener Titel Serie Sache<br />

Iljitsch Metschikow konnte die Käseherstellung extrem vereinfacht und qualitativ<br />

verbessert werden. Jedoch ziehen wahre Kenner auch heute noch den Verzehr von<br />

handgemachtem Käse vor.<br />

Käseherstellung<br />

Im Normalfall besteht die Käseherstellung aus fünf Schritten: der Vorbereitung,<br />

dem Dicklegen der Milch, dem Schneiden und Formen, dem Salzbad und der<br />

Reifung.<br />

Zuerst wird die Milch auf ihren Bakteriengehalt überprüft und schonend mit<br />

Wärme behandelt. In vielen Fällen stellt man noch den Fettgehalt ein, indem man<br />

Rahm hinzufügt oder abnimmt. Daraufhin kann die Milch auf verschiedene Arten<br />

dick gelegt werden, je nachdem, welchen Käse man erzeugen will. Entweder<br />

säuert man sie mit Hilfe von Milchsäurebakterien, oder man verwendet Lab.<br />

Ebenfalls möglich ist der Einsatz von Lab und Reifungskulturen in Kombination.<br />

Im Schneideprozess wird die entstandene Dickete geschnitten, so dass der<br />

Käsebruch entsteht. Dieser wird meistens erhitzt, wobei Molke abgegeben wird.<br />

Darauf werden die Käselaibe geformt. Eventuell wird nochmals Molke abgepresst.<br />

Nun folgt das Salzbad. Durch dieses wird die Rindenbildung begünstigt. Zudem<br />

nimmt es Einfluss auf den Geschmack des späteren Käses, da das Salz in den Käse<br />

eindringt.<br />

Der allerwichtigste Schritt ist der Letzte: die Reifung. Sie beeinflusst den<br />

Geschmack des Käses maßgeblich und bestimmt die entstehende Sorte. Nur<br />

Frischkäse unterzieht sich keinem Reifungsprozess. Je nach dem, wo, wie und wie<br />

lange die Reifung vollzogen wird, entsteht aus dem gleichen Ausgangsprodukt<br />

unterschiedlicher Käse. Manche Sorten werden während des Reifungsvorgangs<br />

gewendet, eingestrichen, gebürstet oder mit Kräutern behandelt. Für die<br />

Herstellung von einem Kilogramm Käse werden je nach Käsetyp zwischen vier<br />

und zwölf Liter Milch benötigt.<br />

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2/2011<br />

Sorten<br />

Weltweit gibt es etwa 6.000 verschiedene Käsesorten, und jedes Produkt hat seine<br />

eigene Charakteristik, seinen individuellen Geschmack. Immer wieder kommen<br />

neue Sorten auf den Markt und erfreuen Herz und Gaumen des Käsegourmets.<br />

Abhängig von der Art der verwendeten Milch, etwa von Schaf, Ziege oder Kuh, von<br />

deren Vorbehandlung (Pasteurisierung, Bakterien usw.), vom Herstellungsprozess<br />

(Temperatur, Käsebruch-Größe usw.), möglichen Zusätzen wie Salz, Gewürzen,<br />

Bakterien- und Pilzkulturen, der Nachbehandlung mit Salzlake oder Schimmel,<br />

den Reifebedingungen (Temperatur, Feuchtigkeit, Folienreifung, usw.) und der


In eigener Serie TitelSache<br />

Reifedauer entstehen geschmacklich wie auch in Festigkeit (Konsistenz) und<br />

Aussehen sehr unterschiedliche Käse.<br />

In eigener TitelSache<br />

vegetarischen Gerichten einen leckeren Eiweißspender abgeben.<br />

Einer der ganz wenigen in Afrika hergestellten Käse ist der Vumba Cheese aus<br />

Heute wird Käse überwiegend aus Kuhmilch hergestellt, es gibt aber nach wie<br />

vor Sorten aus Schaf- und Ziegenmilch. Aus der Milch von Schweinen kann kein<br />

Käse hergestellt werden, da die Schweinemilch zu wenig Kasein enthält und es<br />

technisch schwierig ist, Säue zu melken.<br />

Einteilung nach Wassergehalt in der fettfreien Käsemasse:<br />

Frischkäse über 73 % Quark, Topfen, Hüttenkäse, Ricotta<br />

Weichkäse über 67 % Brie, Romadur, Münsterkäse, Feta,<br />

Camembert<br />

Sauermilchkäse 60–73 % Harzer Käse, Mainzer Käse, Kochkäse,<br />

Handkäse<br />

Halbfester Schnittkäse 61–69 % meist junger Käse, Butterkäse,<br />

Edelpilzkäse<br />

Schnittkäse 54–63 % Edamer, Gouda, Tilsiter<br />

Hartkäse bis 56 % Bergkäse, Parmesan, Emmentaler,<br />

Pecorino, Manchego<br />

Einteilung nach Fettgehalt in der Trockenmasse:<br />

Magerstufe < 10 %<br />

Viertelfettstufe ≥ 10 %<br />

Halbfettstufe ≥ 20 %<br />

Dreiviertelfettstufe ≥ 30 %<br />

Fettstufe ≥ 40 %<br />

Vollfettstufe ≥ 45 %<br />

Rahmstufe ≥ 50 %<br />

Doppelrahmstufe ≥ 60 - 87 %<br />

Im 20. Jahrhundert wurde - eine Schande für die Zunft der Käser - Plastikkäse<br />

erfunden: Mit Schmelzsalzen oder sonstwie zu Tode behandelt, findet man ihn gern<br />

in den Kühlregalen amerikanischer Supermärkte; in Deutschland ist er manchmal<br />

unter der Bezeichnung “Pizzakäse” in geriebener Form oder als quadratische,<br />

glänzende Scheibe zu finden. Er dient zwar der Sättigung, aber wohl kaum einem<br />

Menschen mit funktionierender Nase und Geschmacksknospen als Genussmittel.<br />

Trotz gewisser Unbeliebt- und Unverträglichkeit gibt es auch in Asien Käse:<br />

zum Beispiel den Ema, der aus Yakmilch in Bhutan hergestellt wird. Ähnlichen<br />

Käse kennt man auch in Tibet, nur wird hier die Rinde mit Steinsalz behandelt.<br />

In Indien kennt man den Panir, der in unserer Familie Quietschkäse heißt, weil<br />

er beim Kauen entsprechende Geräusche macht. Selbigen kann man schnell zu<br />

Hause zubereiten, indem man einige Schlucke starken Essigs zur Milch gibt,<br />

umrührt und die Molke in einem frischen Geschirrtuch kräftig ausdrückt. Er<br />

ist sofort einsatzbereit und kann dann gewürfelt roh oder gebraten als Zusatz in<br />

Simbabwe. Er soll einen extrem nussigen Geschmack haben.<br />

Vielen bekannt ist der Cheddar Käse, der mittlerweile weltweit produziert wird,<br />

aber ursprünglich aus Südwestengland stammt und den Namen eines Dorfes<br />

in der Grafschaft Somerset trägt. Am häufigsten wird er wohl in Form einer<br />

Schmelzkäsescheibe im BigMac von McDonalds gegessen. Seine auffällige<br />

orange Farbe erhält er durch den Zusatz von Annotto, welches die rötlich-gelb<br />

färbenden Samen des auch in Bolivien vorkommenden Orleansstrauches sind,<br />

den man hier als achiote oder achote kennt. Für andere Käsesorten wird der<br />

Farbstoff in geringerer Konzentration ebenfalls benutzt, so zum Beispiel für den<br />

französischen Fol Epi oder deutschen Gouda.<br />

Eine andere weit verbreitete Sorte ist der Philadelphia, der in unserer Familie in<br />

Unmengen verzehrt wird - nicht so sehr von den Erwachsenen als vielmehr von<br />

unserer Tochter, die seit Jahren nichts anderes auf dem Schulbrot duldet. Dabei<br />

handelt es sich um einen Frischkäse, der seit 1880 in den USA hergestellt wird<br />

Als König der Käse wird in England der Stilton oder auch Blue Stilton<br />

angesehen, ein Blauschimmelkäse aus Kuhmilch. Er ist nach einer Ortschaft in<br />

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In eigener TitelSache<br />

der Grafschaft Cambridgeshire benannt. Bei der Herstellung werden dem Bruch<br />

Blauschimmelkulturen (Penicillium roqueforti) zugesetzt, der dann während der<br />

dreimonatigen Reifezeit den Käse mit blaugrünen Pilzen durchwächst. Um dem<br />

Pilz die Besiedlung zu erleichtern, wird der Käse zur besseren Sauerstoffzufuhr<br />

während der Reife mehrmals mit Edelstahlnadeln durchstochen.<br />

Ein sehr bekannter deutscher Käse ist der Tilsiter, der ursprünglich aus Tilsit<br />

in Ostpreußen stammt, später aber auch in der Schweiz hergestellt wurde. In<br />

der ehemaligen DDR wurde der Käse unter dem Namen Tollenser vermarktet.<br />

Inzwischen gehört Tilsit zu Rußland und heißt Sowjetsk. Der dort noch immer<br />

hergestellte Käse hat seinen Namen aber behalten: Тильзитер.<br />

Der Leipäjuusto („Brotkäse“) ist ein harter Käse aus dem Kolostrum der Kuh,<br />

also der Milch, die diese direkt nach dem Wurf eines Kalbes gibt. Er kommt aus<br />

Nordfinnland und Kainuu. Er wird gebacken, gegrillt oder flambiert, um ihm seine<br />

typische braune oder gar angekohlte Zeichnung zu geben. Manchmal wird etwas<br />

frischer Käse in einer Tasse mit Kaffee übergossen. Meist isst man ihn jedoch mit<br />

Moltebeeren oder Preiselbeeren.<br />

In eigener TitelSache<br />

nichts mit dem süditalienischen Original zu tun. Leider.<br />

Zur Familie der Salzlakenkäse gehört der griechische Feta. Er wird meist aus<br />

Schafs-, manchmal aber auch aus Ziegenmilch hergestellt. Etwas Ähnliches kann<br />

man, von Mennoniten produziert, hier in La Paz im Supermarkt kaufen.<br />

Queso Tetilla sieht so aus wie er heißt. In Deutschland wird er auch unter der<br />

Bezeichnung Busenkäse verkauft, was zwar eigentlich nicht richtig ist, im<br />

allgemeinen Sprachgebrauch aber verstanden wird (außerdem nähme so mancher<br />

sicherlich Anstoß am germanischstämmigen Wort Titte). Der Busen, äh der Käse<br />

kommt aus Galizien, und entstand einer volkstümlichen Überlieferung zufolge so:<br />

Gegenüber dem Propheten Daniel befindet sich im Glorienportal der Kathedrale<br />

von Santiago die Königin Saba. Angeblich gilt sein Lächeln ihrem Dekolleté.<br />

Einem Erzbischof soll dieses Dekolleté einst als zu üppig ausgestattet aufgefallen<br />

sein, so dass er Steinmetze beauftragte, selbiges abzuflachen. Die empörte<br />

Eine der drei Hauptzutaten für „Caprese“ ist der Büffelmozzarella, der aus<br />

Wasserbüffelmilch in Süditalien hergestellt wird. Der Name leitet sich von der<br />

Herstellungsart ab: Durch die „mozzatura“ (Abschlagen, Abschneiden per Hand)<br />

werden von der Käsemasse die einzelnen Portionen abgetrennt. Der hier in La Paz<br />

erhältliche “Mozzarella” hat in Konsistenz und Geschmack allerdings rein gar<br />

Reaktion der Compostelaner Bürger soll die Herstellung des Käses gewesen sein.<br />

Der Milbenkäse ist eine Käsespezialität aus dem sachsen-anhaltinischen<br />

Würchwitz und dem ostthüringischen Altenburger Land. Im Gegensatz zu<br />

Bakterien oder Schimmelpilzen wie bei anderen Käsesorten, werden bei der<br />

Reifung Käsemilben eingesetzt. Zur Herstellung wird einige Tage getrockneter<br />

Frischkäse in Magerstufe zunächst vor allem mit Salz und Kümmel gewürzt,<br />

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In eigener TitelSache<br />

anschließend zu Stangen oder handtellergroßen Kugeln geformt und dann ein bis<br />

zwölf Monate in einer Kiste gelagert, in der sich mehrere Millionen Käsemilben<br />

befinden. Zur zusätzlichen Ernährung der Milben benutzt man Roggenmehl,<br />

damit diese den Käse selbst nicht zu stark abfressen. Der Speichel der Milben<br />

bewirkt vermutlich die Fermentation der Käserohmasse. Beim Verzehr des Käses<br />

In eigener TitelSache<br />

Vollendung wird der Grès des Vosges dann mit reinem Kirschwasser gewaschen.<br />

Auf der Rinde des Käses befindet sich ein Farnblatt. Dieses verleiht dem Käse<br />

eine sehr feine Verzierung und hat traditionelle Hintergründe. Der Ursprung des<br />

leben die Milben noch und werden mitgegessen.<br />

Casu Marzu ist ein überreifer Schafskäse aus Sardinien, der so lange reift, bis<br />

er Maden enthält. Die Herstellung ist ähnlich wie beim Pecorino sardo, jedoch<br />

legen Käsefliegen der Art Piophila casei (ich finde, der hübsche Name macht das<br />

Ganze auch nicht appetitlicher) ihre Eier auf dem Käse ab. Die Maden dringen in<br />

den Käse ein und wandeln ihn durch Verdauung. Er hat eine cremige Konsistenz<br />

und ein kräftiges Aroma. Die noch lebenden Maden werden nicht von jedem<br />

mitgegessen. Wer sich ein bisschen mit forensischer Entomologie beschäftigt,<br />

weiß, wo diese Maden sonst auch gerne speisen. Dazu trinkt man vorzugsweise<br />

einen robusten Rotwein wie den Cannonau (möglichst literweise, um nicht mehr<br />

an die Maden denken zu müssen...).<br />

Eine deutlich leckerere Variante ist der Petit Grès des Vosges, ein<br />

Rohmilchweichkäse von intensivem und fruchtigem Geschmack. Der Grès<br />

des Vosges mit gewaschener Rinde reift drei Wochen und wird dabei mit<br />

leicht gesalzenem Wasser zweimal wöchentlich gewaschen. Zum Ende seiner<br />

Reifungsphase wird das “Waschwasser” mit Kirschwasser verfeinert. Kurz vor der<br />

Käses liegt in den Vogesen. Sein Name lautet übersetzt: Gras der Vogesen.<br />

Zum Abschluß mein absoluter Liebling: der Tête de Moine (Mönchskopf). Die<br />

Ursprünge dieses Halbhartkäses liegen im 12. Jahrhundert in einem Schweizer<br />

Kloster. Traditionell wird Tête de Moine nicht in Scheiben geschnitten, sondern<br />

hauchfein geschabt. Dazu benutzt man ein spezielles Werkzeug, die Girolle. Diese<br />

besteht aus einem runden Holzteller mit senkrecht stehendem Stift in der Mitte<br />

und einer Kurbel. Der zylindrische Käse wird mittig auf den Stift gesetzt. Zuvor<br />

wird allerdings die Rinde von der Oberseite des Käses weggeschnitten, was dann<br />

entfernt an eine Tonsur erinnert. Dies gab dem Käse seinen Namen. Mit Hilfe<br />

der auf den Stift gesteckten Kurbel lassen sich nun Rosetten aus fein geschabtem<br />

Käse herstellen. Die so vergrößerte Oberfläche bringt den Geschmack besonders<br />

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In eigener TitelSache<br />

zur Geltung. Beim Schaben löst sich die Käserinde am Rand und bröckelt ab.<br />

Dank einiger sehr guter Käsereien gibt es auch in Bolivien die eine oder andere<br />

Köstlichkeit zu kaufen. Guten Appetit!<br />

Quellen und weiterführende Informationen:<br />

http://de.wikipedia.org<br />

http://www.kaese-info.de<br />

http://www.kaeseseite.de/<br />

Kathrin Schönlein<br />

In eigener Sache<br />

Schweizer Käse von bolivianischen Kühen<br />

Seit zehn Jahren produzieren Peter Walter Stampfli und Markus Hafner Raclette,<br />

Gruyère und andere Spezialitäten für den verwöhnten Gaumen<br />

Man hätte sich die Produktionsstätte der Quesería Suiza in Buena Vista eigentlich<br />

geräumiger vorgestellt. Erstaunlich kompakt präsentiert sich die Käserei dem Besucher,<br />

Beleg dafür, dass große Qualität nicht unbedingt großen Raum benötigt.<br />

Seit 2001 produzieren die beiden Schweizer Peter Walter Stampfli und Markus<br />

Hafner hier, 100 Kilometer von Santa Cruz entfernt, Käse, Joghurt, Butter und<br />

andere Milchprodukte. Insgesamt 22 Produkte umfasst die Palette, davon allein<br />

14 verschiedene Käsesorten. Dabei fing es nach der Gründung der Käserei im Jahr<br />

2001 ganz klein an. Zu Beginn verarbeitete man gerade einmal 50 Liter Milch<br />

pro Tag. Heute sind es 2.500 Liter, aus denen pro Tag ca. 250 Kilogramm Käse<br />

werden.<br />

Warum gerade Buena Vista? Emmentaler, Greyerzer und Raclette verbindet man<br />

in der Vorstellung eher mit Bergen als mit tropisch-feuchtem Tiefland. Tatsächlich<br />

hatte Peter Walter Stampfli, ein gelernter Käser, zunächst zwei Käseprojekte im<br />

Altiplano und in Cochabamba betreut. Als Markus Hafner zu ihm stieß, mit dem<br />

er bereits in der Schweiz im gleichen Unternehmen, dem renommierten Hersteller<br />

von Molkereiprodukten Emmi, zusammengearbeitet hatte, war Cochabamba als<br />

Standort geplant. Die bessere Qualität von Milch und Wasser gab aber schließlich<br />

den Ausschlag für Buena Vista. Die Gegend ist Boliviens Milchquelle: In einem<br />

Umkreis von 40 Kilometern werden täglich 150.000 Liter Milch produziert.<br />

Da der Gigant Pil 70 Prozent des Rohstoffes zu Milchpulver verarbeitet, sind die<br />

Preise in der Region seit 2007 hoch. Unglaublich, aber wahr: Die Bauern erzielen<br />

teilweise einen höheren Preis pro Liter als ihre Kollegen in der EU. Richtung<br />

Chaco ist die Milch zwar wesentlich billiger, aber da die Qualität des Käses mit<br />

der der Milch steht und fällt, kommt ein Ausweichen nicht in Frage.<br />

Die Qualität spricht für sich. Ihretwegen nehmen, um ein Beispiel zu nennen, drei<br />

peruanische Restaurantbesitzer alle zwei Monate den langen Weg von Cuzco nach<br />

Buena Vista auf sich, um Käse direkt ab Erzeuger zu kaufen. Die Mitarbeiter sind<br />

stolz auf ihr Produkt, was man auch Jorge Daza, der uns durch die Käserei führt<br />

und uns den Prozess erklärt, deutlich anmerken kann.<br />

Wie macht man nun Emmentaler? Zuerst muss die Milch pasteurisiert werden,<br />

dann werden 800 Liter 40 Minuten lang fermentiert, danach wird Lab hinzugefügt.<br />

Jeweils sechs Kilogramm werden in jede Form gegeben, gepresst und einen Tag<br />

lang bei Umgebungstemperatur gelagert. Dann geht es ab in die Kühlkammer,<br />

zuerst bei 15-18 Grad, später bei 21 Grad. 48 Stunden muss der Käse ins Salzbad<br />

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In eigener TitelSache<br />

und schließlich fünf bis sechs Monate im Regal reifen, bis man einen Laib von<br />

etwa 5,5 Kilogramm echt bolivianischem Schweizerkäse erhält. Dass ein solcher<br />

Käse kein Billigprodukt sein kann, versteht sich von selbst, was die Nachfrage<br />

auf natürliche Weise limitiert. Zudem ist die Kühlkette beim Transport von Buena<br />

Vista bis ins Regal des Supermarktes in La Paz leider nicht immer gewährleistet,<br />

und schon eine geringe Temperaturschwankung von drei, vier Grad kann die<br />

Qualität beeinträchtigen.<br />

Dennoch plant die Quesería Suiza zu expandieren, indem sie auf mehrere Standbeine<br />

setzt. Eine neue Käserei mit zugehörigem Restaurant soll im Laufe des<br />

ersten Halbjahres 2011 fertig werden und das Käseerlebnis noch umfassender<br />

machen. Hierbei ist auch an Touren für Gruppen gedacht. Daneben werden selbstverständlich<br />

der Direktverkauf und der Verkauf über Supermärkte und kleinere<br />

Läden fortgeführt. Darüber hinaus denken Stampfli und Hafner über einen Einstieg<br />

in den großen Markt des billigeren Analogkäses nach. Puristen mögen die<br />

Nase rümpfen beim Gedanken an Käseimitate mit einer Reifezeit von 20 Minuten.<br />

Aber die Nachfrage ist groß, und auch der Purist hat vermutlich schon des öfteren,<br />

ohne es zu ahnen, diesen Käse, der keiner ist, auf seiner Pizza, in seiner Lasagne<br />

oder anderen Gerichten gehabt. Letztlich ist es eine einfache wirtschaftliche Überlegung.<br />

Wenn der eine Markt bedient ist, warum sollte man einen anderen Markt<br />

auslassen? Deshalb sei der echte Käseliebhaber beruhigt: Dem Geschmack von<br />

Raclette, Emmentaler, Gruyère, Sbrienz und nicht zuletzt Queso Buena Vista aus<br />

Buena Vista wird die Diversifikation keinen Abbruch tun. Man wird weiterhin<br />

richtigen Schweizer Käse von richtigen bolivianischen Kühen genießen können.<br />

In eigener TitelSache<br />

Quesería Ayo Ayo<br />

Etwa 80 km von La Paz auf dem Wege nach Oruro befindet sich die Ortschaft<br />

Ayo Ayo. Dieser mitten auf dem Altiplano befindliche Ort ist nicht nur bekannt<br />

durch barbarische Taten wie die Verbrennung des Bürgermeisters im Jahre 2004,<br />

sondern auch für ihre einzigartige Milch-Produktionsstätte “Indústrias Lácteas de<br />

la Provincia Aroma“ (ILPA).<br />

Hier werden täglich ca. 1.800 Liter Milch aus der Umgebung zu Käse, Joghurt<br />

sowie Butter verarbeitet. Dabei werden täglich ca. 250 Einheiten “Queso Criollo“<br />

sowie “Queso Liso“ produziert.<br />

Da glücklicherweise die Kühe die Milchproduktion weder am Wochenende noch<br />

an den Feiertagen abstellen, kann man fast täglich zu den üblichen Arbeitszeiten<br />

an den Fabriktoren anklopfen, um frisch vor Ort die leckeren Käsesorten<br />

einzukaufen.<br />

Sohrab Tawackoli<br />

Manuel Lins<br />

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In eigener Serie TitelSache<br />

Producción de quesos en Bolivia<br />

El queso es el alimento conservado más antiguo de la humanidad. Su origen data<br />

desde que el hombre domesticó a los animales, y como resultado existen más de 2.000<br />

variedades de quesos en el mundo.<br />

In eigener Serie TitelSache<br />

Los quesos que se comercializan en el mercado son los quesos regionales, como<br />

el chaqueño, menonita y quesos provenientes de industrias queseras en volumen<br />

industrial elaborados por el grupo PIL o los quesos San Javier.<br />

1. La leche.<br />

La leche es uno de los alimentos más completos, figura entre los que tienen<br />

mayor digestibilidad, es un producto sensible, absorbe los olores del medio<br />

ambiente en que se encuentra. Cuando expuesto al sol adquiere un gusto extraño<br />

y desagradable, lo que puede ser evitado, además por ser altamente nutritivo,<br />

se torna excelente alimento para el desenvolvimiento de microorganismos que<br />

producen la fermentación.<br />

La leche para consumo debe ser natural, normal e integral, obtenida por un ordeño<br />

higiénico. La calidad esta directamente relacionada con el tiempo del ordeño y la<br />

temperatura. La mejor leche es la que se ha obtenido higiénicamente, provenientes<br />

de vacas sanas, que se encuentre libre de impurezas, no contenga gérmenes nocivos<br />

a la salud; debe ser enfriado inmediatamente después del ordeño y entregados al<br />

consumo o a la industrialización en el mas corto tiempo posible.<br />

La leche además de su favorable contenido de azucares, proteína, grasa y<br />

minerales, es una de las mejores fuentes de elementos esenciales para la nutrición,<br />

tales como las vitaminas A, D (liposolubles) y B, C (hidrosolubles).<br />

2. ¿Que es el queso?<br />

El queso es un producto fresco o madurado, sólido o semisólido, obtenido de la<br />

leche, leche total o parcialmente desnatada, nata, suero de mantequilla o de una<br />

mezcla de algunos o de toso estos productos, obtenidas por coagulación total o<br />

parcial<br />

Los quesos Cheddar y Roquefort son variedades de renombre mundial. En Bolivia<br />

el queso fresco es el más popular y existen más de 200 variedades.<br />

En nuestro país este subproducto de la leche es una excelente alternativa<br />

alimenticia por su aporte de proteínas de alto valor biológico y por ser fuente de<br />

calcio y fósforo y otros minerales en elevadas concentraciones.<br />

3. Tipos y marcas en competencia<br />

La población boliviana consume queso en la medida de sus posibilidades<br />

económicas. Se emplea este manjar para preparar un plato paceño o para deleitarse<br />

con un buen café con marraqueta<br />

En el caso de los quesos maduros, recién, desde mediados de los 90, existe<br />

una oferta en Bolivia con la apertura de emprendimientos artesanales y semi<br />

artesanales.<br />

4. Mercados<br />

Un estudio de mercado realizado en las ciudades de La Paz, El Alto, Cochabamba<br />

y Oruro sobre el queso y algunos derivados impulsado por el Programa de<br />

Desarrollo Lechero del Altiplano (PDLA) señala que 52% de las personas<br />

“siempre” compran queso criollo; entre las preferencias de consumo, el queso<br />

criollo ocupa un 71%, el menonita 6%, el collana 4%, el chaqueño 6% y los<br />

argentinos procesados 1%.<br />

Actualmente la producción de quesos en Bolivia ha avanzado mucho. En<br />

estos últimos años existe una corriente importante de consumo del buen vino<br />

acompañado de un buen queso.<br />

5. Etapas en la elaboración del queso<br />

5.1 Recepción de la leche. En la recepción de la leche, deberá ser controlada<br />

la acidez y esta debe encontrarse libre de materiales extraños y no contendrá<br />

adulteración con agua ni otros productos. Debe medirse el peso específico con un<br />

lactodensímetro, esta se encuentra en el rango de 1,028 a 1,032.<br />

5.2 Filtrado o colado. Por seguridad se debe filtrar la leche en un filtro<br />

adecuado o un paño bien fino, con el objetivo de separar la presencia de los<br />

materiales extraños (pelos, restos de insectos, polvos y otros).<br />

5.3 Pasteurización. Debido a problemas con la salud, por la presencia de<br />

microorganismos patógenos, con mayor incidencia en el sector rural, se establece<br />

la pasteurización como un paso obligatorio para los alimentos, para lo cuál se debe<br />

calentar la leche a una temperatura de 65°C por un tiempo de 30 minutos, luego<br />

enfriar lo mas rápido posible hasta la temperatura de cuajado de acuerdo al tipo<br />

de queso que se va a procesar. La pasteurización se la realiza en la misma tina de<br />

queso, donde se realizan todas las demás actividades del proceso de elaboración<br />

del queso. Es muy importante no sobrepasar el tiempo ni la temperatura ya que<br />

podrían desnaturalizar las proteínas, consecuentemente producir problemas en el<br />

cuajado y el rendimiento del queso.<br />

2/2011 28 Käseblatt<br />

Käseblatt 29<br />

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In eigener Titel SerieSache<br />

In eigener TitelSache<br />

Se puede proceder a esa operación utilizándose un cuchillo largo, hacer en lo<br />

posible que el cuajo sea cortado en forma de cubos. Para el madurado de la cuajada<br />

debe hacerse movimientos en forma de ocho, lentamente evitando que la masa se<br />

vuelva a unir, por un lapso de 10 a 30 min., todo esto se deberá hacer manteniendo<br />

a la misma temperatura inicial. Esta operación se la realiza para darle dureza y<br />

consistencia a las partículas de cuajada.<br />

5.7 Separación del suero y moldeado. Al concluir el batido y una vez obtenida<br />

la dureza de la cuajada, se debe eliminar un 70% del suero, para luego proceder<br />

al moldeado o colocado de la masa a las formas, previamente preparadas con los<br />

paños de filtrado. Una vez que la masa este en las formas se debe tener mucho<br />

cuidado al doblar el tejido filtrante para luego colocar la madera, que servirá de<br />

soporte del peso, para el respectivo prensado. La finalidad del prensado es retirar<br />

parcialmente el suero del queso, dar forma propia a los quesos, unir los granos<br />

tornándola una masa más homogénea e iniciar la formación de la cáscara.<br />

5.8 Salazón. Una vez que se retire el tejido filtrante, se procede al salado del<br />

queso, ya sea esparciendo en la superficie del queso con sal granulado (método<br />

a seco) o sumergiéndolo en solución de salmuera al 20%, por el lapso de 18 a 24<br />

horas, de acuerdo al tipo de queso.<br />

5.4 Uso del fermento láctico Para obtener quesos con sabor uniforme,<br />

de manera que se caracterice el producto para la comercialización, se usarán<br />

fermentos lácticos de las especies Streptococcus lactis y Streptococcus cremoris,<br />

del tipo LD. La adición del fermento varía de 0,5 a 2% del volumen de leche a<br />

procesarse, la cantidad varia de acuerdo al queso a elaborarse.<br />

El método seco se aplica tanto a los quesos ya moldeados o como también a los<br />

que no han entrado aún en los moldes, es decir, al estado de cuajada; la sal se<br />

extiende formando una capa sobre la superficie de las piezas o se incorpora en una<br />

cantidad prefijada a la masa de cuajada, con lo que se disuelve en el agua de esta<br />

y aunque en menor escala. La disolución formada difunde poco a poco al interior,<br />

5.5 Cuajado Una vez que la temperatura de la leche haya alcanzado de<br />

32 a 38°C se adicionará el cuajo, previamente diluida en un poco de agua tibia<br />

y sal; la cantidad de cuajo a utilizarse deberá ser calculada de acuerdo al poder<br />

coagulante. La leche debe mantenerse a la misma temperatura por un lapso de<br />

45 a 60 minutos, tiempo en el cual debe formarse la cuajada. El exceso de cuajo,<br />

apresura la formación de cuajado provocando algunas veces que el queso se pase<br />

del punto y además acelerando la separación del suero (sinéresis), el cual no es<br />

recomendable.<br />

5.6 Corte y maduración de la cuajada. La cuajada antes de ser cortada debe<br />

realizarse el test de coagulación total, para esto se introduce un pala de madera y<br />

se separa la masa de la pared de la tina, el suero que se forma deberá ser de color<br />

verdoso, pero si el suero tiene una coloración verde lechoso es que todavía no esta<br />

en la fase de proceder con el corte, debiendo dejar mas unos minutos. El corte de<br />

la cuajada debe ser hecha en el mismo recipiente en que fue coagulado la leche,<br />

con el auxilio de una lira horizontal y otra vertical.<br />

2/2011 30 Käseblatt<br />

Käseblatt 31<br />

2/2011


In eigener TitelSache<br />

aumentando la intensidad del desuerado.<br />

La sal utilizada para el salado en seco, extendiéndola por la superficie de las piezas<br />

debe tener un grosor que no exceda de 2 mm.<br />

Para salar con salmuera, se sumergen los quesos moldeados y prensados en un<br />

recipiente con una disolución salina. La concentración de sal puede variar de 12<br />

a 24%, en el caso de los quesos duros se usa una disolución concentrada de 22 a<br />

24%, y para los quesos blandos la disolución corresponde a 16 a 18%. Para algunos<br />

quesos la concentración mas baja usada es de 13 a 14%. Si la concentración es<br />

inferior al 10%, de disuelve la sal monocalcica del ácido paracaseínico que se ha<br />

venido acumulando en el curso de la salazón y los quesos se hidratan, se cubren<br />

de limo y se desmoronan poco a poco. La temperatura adecuada para este proceso<br />

debe ser entre 8 a 12 ºC.<br />

La dinámica de la penetración de la sal por la masa del queso depende de su<br />

superficie relativa, de su contenido en agua, de la concentración y temperatura del<br />

baño de salmuera y de la duración del salazonado.<br />

5.9. Maduración. Los quesos salados, serán trasladados a los estantes de<br />

la sala de maduración, donde permanecerán por el tiempo de 15 días o mas,<br />

de acuerdo al tipo de queso que se ha elaborado, debe hacerse inversiones<br />

periódicamente, y lavados con la solución de salmuera para evitar la invasión de<br />

hongos. El objetivo de la maduración es el desenvolvimiento de las características<br />

finales del queso, como el sabor, aroma, textura y color. La maduración se procesa<br />

en cámaras donde se controlan la humedad y la temperatura. La temperatura de<br />

maduración de la mayoría de los quesos esta en torno de 10 a 18°C y la humedad<br />

en torno a 80 a 90 %.<br />

6. Procedimientos para la elaboración de los principales quesos<br />

6.1. Elaboración del queso Tilsit<br />

El queso Tilsit es un queso de origen alemán, habiendo sido elaborado inicialmente<br />

en Prusia Oriental, en la ciudad de Tilsit y como es muy elaborado en Suiza,<br />

muchos atribuyeron su origen a aquel País. Este queso se caracteriza por ser de<br />

masa semidura y de masa lavada.<br />

6.1.1. Ingredientes<br />

Leche padronizado con 3,4 a 3,6% de grasa<br />

Cloruro de Calcio<br />

Fermento tipo LD<br />

Cuajo enzimatico<br />

Colorante amarillo-anaranjado<br />

In eigener TitelSache<br />

6.1.2. Procedimiento para el queso Tilsit<br />

Pasteurizar la leche a 65ºC por un tiempo de 30 minutos y estandarizar la leche<br />

a un porcentaje de 3,4 a 3,6%, luego de enfriar a 38 ºC adicionar el Cloruro de<br />

Calcio (por cada 100 litros de leche se utiliza 40 ml de CaCl2 en solución) y añadir<br />

el colorante amarillo anaranjado. Adicionar 1,5% del fermento tipo “LD”, que<br />

contenga los microorganismos Streptococcus lactis y el Streptococcus cremoris y<br />

en forma opcional flora bacteriana aromática que contenga Lactobacilos cremoris<br />

y Streptococcus diacetilactis. La adición de cuajo deberá ser suficiente como para<br />

coagular la leche de 30 a 40 min. a una temperatura de 38 ºC.<br />

Realizar los cortes en forma horizontal y vertical, obteniendo granos menudos de<br />

cuajada, menores a 1 cm, batir lentamente por cerca de 15 min., dejar reposar por<br />

~ 5 min. y luego volver a mover, hasta obtener los granos maduros.<br />

Separar el suero y prensar la cuajada en moldes, obteniendo un queso con masa<br />

consistente y sin suero.<br />

Una vez obtenido el queso prensado, sumergirlo en solución de salmuera al 20%,<br />

el tiempo de salado variará de acuerdo al formato y tamaño del queso, para un<br />

kilogramo aproximadamente de 6 a 10 horas de salado.<br />

Después del salado los quesos deberán ser secados por ~ 6 horas, en cámara fría,<br />

luego deberán ser madurados a una temperatura de 15 a 18 ºC con una humedad<br />

relativa del 80 a 90%, por un periodo de 30 a 60 días.<br />

6.2 Elaboración del queso Suizo<br />

Pasteurizar la leche a 65ºC por un tiempo de 30 minutos y estandarizar la leche a<br />

un porcentaje de 3,4 a 3,6%, para luego de enfriar a 38 ºC adicionar el Cloruro de<br />

Calcio (por cada 100 litros de leche se utiliza 40 ml de CaCl2 en solución) y añadir<br />

el colorante amarillo anaranjado. Adicionar 1,5% del fermento tipo “LD”, que<br />

contenga los microorganismos Streptococcus lactis y el Streptococcus cremoris y<br />

en forma opcional flora bacteriana aromática que contenga Lactobacilos cremoris<br />

y Streptococcus diacetilactis. Se debe dejar a esta temperatura durante 60 minutos,<br />

para que los microorganismos adicionados realicen una pre-fermentación, luego<br />

enfriar la leche hasta 38ºC y adicionar el cuajo, el cual deberá ser suficiente como<br />

para coagular la leche de 45 a 60 minutos.<br />

Realizar los cortes en forma horizontal y vertical, obteniendo granos menudos<br />

de cuajada, batir lentamente por cerca de 15 min., dejar reposar por ~ 5 min.<br />

2/2011 32 Käseblatt<br />

Käseblatt 33<br />

2/2011


In eigener TitelSache<br />

y luego volver a mover, hasta obtener los granos maduros, en el ínterin de este<br />

proceso, después de transcurridos ~ 20 min. se debe retirar 30% del volumen del<br />

suero y adicionar lentamente en punto de hilo, agua hervida a 80 ºC y adicionar al<br />

recipiente, hasta alcanzar una temperatura de 40 a 42 ºC, hasta obtener los granos<br />

madurados.<br />

Realizar un lavado de la masa, para ello se debe retirar una tercera parte del suero<br />

formado y adicionar en la misma proporción agua pasteurizada a una temperatura<br />

de 42 ºC, agitar bastante hasta obtener más consistente los granos de cuajada.<br />

Separar el suero y prensar la cuajada en moldes, obteniendo un queso con masa<br />

consistente y sin suero.<br />

Una vez obtenido el queso prensado, sumergirlo en solución de salmuera al 20%,<br />

el tiempo de salado variará de acuerdo al formato y tamaño del queso, para un<br />

kilogramo aproximadamente de 6 a 10 horas de salado.<br />

Después del salado los quesos deberán ser secados por ~ 6 horas, en cámara fría,<br />

luego deberán ser madurados a una temperatura de 15 a 18 ºC con una humedad<br />

relativa del 80 a 90%, por un periodo de 30 a 60 días.<br />

6.3 Elaboración del queso Gouda<br />

El queso gouda es un queso de origen holandés y de renombre mundial. Se trata de<br />

un queso de masa semicocida, semidura, de sabor suave y presenta orificios (ojos),<br />

regulares y lisas, distribuidas en su textura. En Holanda este queso es elaborado<br />

generalmente en forma cilíndrica de diferentes pesos, hasta un máximo de 20 kg.<br />

In eigener TitelSache<br />

una temperatura de 40 a 42 ºC, luego se debe madurar los granos de cuajada.<br />

Separar el suero y prensar la cuajada en moldes, obteniendo un queso con masa<br />

consistente y sin suero.<br />

Una vez obtenido el queso prensado, sumergirlo en solución de salmuera al 20%,<br />

el tiempo de salado variará de acuerdo al formato y tamaño del queso, para un<br />

kilogramo aproximadamente de 6 a 10 horas de salado.<br />

Después del salado los quesos deberán ser secados por ~ 6 horas, en cámara fría,<br />

luego deberán ser madurados a una temperatura de 15 a 18 ºC con una humedad<br />

relativa del 80 a 90%, por un periodo de 30 a 180 días.<br />

6.4 Procedimiento para el queso Mouzzarella<br />

Pasteurizar la leche a 65ºC por un tiempo de 30 minutos y estandarizar la leche a<br />

un porcentaje de 3,4 a 3,6%.<br />

Luego de enfriar a 40 ºC adicionar el Cloruro de Calcio (por cada 100 litros<br />

de leche se utiliza 40 ml de CaCl2 en solución). Adicionar 1,5% del fermento<br />

tipo “O”, que contenga los microorganismos Streptococcus thermophilus y el<br />

Lactobacillus helveticus. Se debe dejar a esta temperatura durante 60 minutos,<br />

para que los microorganismos adicionados se multipliquen y realicen una prefermentación,<br />

luego enfriar la leche hasta 38ºC y adicionar el cuajo, el cual deberá<br />

ser suficiente como para coagular la leche de 45 a 60 minutos.<br />

Pasteurizar la leche a 65ºC por un tiempo de 30 minutos y estandarizar la leche a<br />

un porcentaje de 3,4 a 3,6%.<br />

Luego de enfriar a 40 ºC adicionar el Cloruro de Calcio (por cada 100 litros de leche<br />

se utiliza 40 ml de CaCl2 en solución) y añadir el colorante amarillo anaranjado.<br />

Adicionar 1,5% del fermento de tipo “LD”, que contenga los microorganismos<br />

Streptococcus lactis, Streptococcus cremoris, Leucostoc cremoris y el<br />

Streprococcus diacetilactis. Se debe dejar a esta temperatura durante 60 minutos,<br />

para que los microorganismos adicionados realicen una pre-fermentación, luego<br />

enfriar la leche hasta 38ºC y adicionar el cuajo, el cual deberá ser suficiente como<br />

para coagular la leche de 45 a 60 minutos.<br />

Realizar los cortes en forma horizontal y vertical, obteniendo granos menudos de<br />

cuajada, batir lentamente por cerca de 15 min., dejar reposar por ~ 5 min. y luego<br />

volver a mover, hasta obtener los granos maduros, en el ínterin de este proceso,<br />

después de transcurridos ~ 20 min. se debe retirar 30% del volumen del suero y<br />

adicionar agua a una temperatura de 46 ºC y adicionar al recipiente, hasta alcanzar<br />

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Käseblatt 35<br />

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In eigener TitelSache<br />

Una vez obtenido la cuajada de textura firme, realizar los cortes en forma horizontal<br />

y vertical, obteniendo granos medianos de cuajada y batir lentamente por cerca<br />

de 15 min., dejar reposar por ~ 5 min. y luego volver a mover, hasta obtener los<br />

granos maduros.<br />

Proceder a fermentar la cuajada junto con el suero, para ello se colocan los granos<br />

de cuajada en un paño, sumergido en el mismo suero, mantener la temperatura de<br />

40 a 45 ºC, hasta que la cuajada muestre el punto de hilado o la acidez necesaria<br />

para proceder al hilado.<br />

El hilado de la cuajada se lo realiza colocando la masa en agua a temperatura de<br />

70ºC y se debe amasar en ella, luego retirar del agua y amasar sobre la mesa para<br />

luego depositar en los moldes.<br />

Volcar los quesos cada 30 minutos por un tiempo de 3 horas.<br />

Posteriormente los quesos debe sumergirlos en solución de salmuera al 20%,<br />

el tiempo de salado variará de acuerdo al formato y tamaño del queso, para un<br />

kilogramo aproximadamente de 10 a 16 horas de salado.<br />

Después del salado los quesos deberán ser secados por ~ 6 horas, en cámara fría,<br />

luego deberán ser embalados y madurarlos por lo menos 15 días en cámara fría y<br />

luego comercializarlos.<br />

Recopilado porAntonio Suarez Camargo<br />

In eigener SerieSache<br />

Brauchtum in Deutschland<br />

Sommersonnenwende in Deutschland<br />

Brauchtum, Wetterregeln und Volksagen um dem Johannistag<br />

Hier in Bolivien und speziell im La Paz erleben wir in der Nacht zu San Juan ein<br />

Feuerwerk, denn es wird das Neue Jahr der Aymara gefeiert. Zeitgleich findet<br />

jährlich in Tiwanaku eine Massenveranstaltung statt. Hier wird am 21. Juni die<br />

Wintersonnenwende begangen. Wenn in diesem Jahr am Morgen die ersten<br />

Sonnenstrahlen durch das Sonnentor - Intipunku fallen beginnt das Año Nuevo<br />

Aymara 5519. In Deutschland wird natürlich zeitgleich die Sommersonnenwende<br />

gefeiert und dort gibt es ein reichhaltiges Brauchtum, das nur noch zum Teil<br />

lebendig ist.<br />

Der Johannistag (auch Johanni, Johannestag) ist der Gedenktag der Geburt<br />

Johannes des Täufers am 24. Juni. Schon 506 wurde sein Fest erwähnt. Er gilt<br />

als Schutzpatron vieler Ortschaften, der Hirten und Herden. Der Johannistag<br />

steht in enger Verbindung zur am 21. Juni stattfindenden Sommersonnenwende.<br />

Dieses Fest wurde besonders von den Germanen und den benachbarten Slawen<br />

und Kelten mit Feuer gefeiert. Nach erfolglosen Kampf gegen diesen Brauch<br />

legte die katholische Kirche den Tag des Johannes des Täufers auf dem 24. Juni.<br />

Aus der alten Feuer-Magie mit ihren regionalen Sonnwendbräuchen wurden die<br />

Johannisfeuer. Mancherort wurde das Johannisfeuer sogar kirchlich gesegnet. Die<br />

Feuerstätte war früher auf einem hohen Berg oder Hügel, denn nach dem alten<br />

Glaube galt: „Je höher, je weiter reicht der Segen für das Vieh.“ Dieser Tag war<br />

auch ein wichtiges Datum für Orakel und für das Sammeln von Heilkräutern.<br />

Zu den Bräuchen zählte in der Johannisnacht der Tanz um das Johannisfeuer. Das<br />

Johannis- oder Würzfeuer steht in Zusammenhang mit Feuer- und Sonnensymbolik<br />

wie auch der Sonnenwende, weshalb es selbst häufig als Sonnenfeuer bzw.<br />

Sonnwendfeuer bezeichnet<br />

wird. Es ist ein erstmals seit<br />

dem 12. Jahrhundert, seit<br />

dem 14. Jahrhundert häufig,<br />

belegter Brauch. Das beim<br />

Johannisfeuer mancherorts<br />

verwendete umwälzende<br />

Rad wird als Sonne gedeutet.<br />

Dem Volksglauben nach<br />

sollte das Johannisfeuer<br />

böse Dämonen abwehren,<br />

die Krankheiten hervorrufen<br />

oder Viehschaden und<br />

2/2011 36 Käseblatt<br />

Käseblatt 37<br />

2/2011


In eigener SerieSache<br />

misswüchsige Kinder bewirken. Darauf deuten auch die Strohpuppen hin, die<br />

man in manchen Gegenden ins Feuer wirft (Hanslverbrennen). Insbesondere<br />

sollten auch Hagelschäden abgewehrt werden. In dieser Beziehung deckt sich<br />

das Johannisfeuer mit dem Hagelfeuer. Diese dem Johannisfeuer nachgesagten<br />

Wirkungen liegen vermutlich in der hohen Popularität des Heiligen Johannes<br />

begründet, dem auch sonst starke Kräfte zuerkannt wurden. Deshalb waren im<br />

Mittelalter die Namen Hans, Johannes, Jan oder Jean weit verbreitet.<br />

Brauchtum um dem Johannistag ist weltweit verbreitet<br />

Das Johannisfeuer findet man in verschiedensten Varianten nicht nur in<br />

Deutschland, sondern fast über ganz Europa und darüber hinaus weltweit<br />

verbreitet. In Skandinavien und dem Baltikum sind Johannisfeiern sehr beliebt;<br />

in Litauen ist Joninės, in Lettland Jāņi und in Estland Jaanipäev der populärste<br />

Feiertag überhaupt. Ein Ausnahmefall ist Schweden, wo statt des Johannisfests<br />

Mittsommer gefeiert wird. Die Johannisnacht heißt auf den Färöern Jóansøka.<br />

Seit 1834 wird der Johannistag von den Franko-Kanadier n in Québec als<br />

Nationalfeiertag begangen. In Folge dessen erklärte 1908 Papst Pius X. Johannes<br />

den Täufer zum Schutzpatron der Franko-Kanadier. Seit 1977 trägt der Johannistag<br />

in der Provinz Quebéc den Namen „Nationalfeiertag“ und ist ein arbeitsfreier<br />

Feiertag.<br />

In Brasilien, insbesondere im Nordosten, wird das Fest als portugiesisch São<br />

João gefeiert. Zentren dieses zweitwichtigsten Festes nach Karnevals sind v.a.<br />

die Städte Caruaru in Pernambuco und Campina Grande in Paraíba. Da das<br />

Fest zeitlich mit der Maisernte zusammenfällt, werden zahlreiche Maisgerichte<br />

(Kuchen, Puddings, Suppen und Maiskolben, die über dem Johannisfeuer gegrillt<br />

werden) gegessen. Die reichhaltigen Kulturdarbietungen werden dominiert von<br />

den Tänzen Forró und Pastoril. Die Frauen tragen zu São João zumeist bunte,<br />

weite Kleider, die Männer karierte Hemden und Strohhüte.<br />

Aktuelles Brauchtum in Deutschland<br />

Als kleiner Junge durfte ich in meinem fränkischen Dorf mit anderen Jugendlichen<br />

das Holz zum Johannisfeuer sammeln. Wir zogen mit einem Leiterwagen durch<br />

die Straßen und baten lautstark mit verschiedenen Sprüchen um eine Holzspende.<br />

Dieses Holz wurde abseits vom Dorf zu einem freien Platz gebracht und als<br />

riesiger Haufen aufgeschichtet. Leider versuchten manche Dorfbewohner das<br />

Sammeln als Müllentsorgung zu missbrauchen. So wurden alte Bettmatratzen bis<br />

hin zu Autoreifen unter dem Holzhaufen versteckt. Spätestens beim Anzünden<br />

roch man, dass nicht nur Holz dabei war. Besonders lang war dann die Nacht.<br />

Denn der riesige Holzhaufen wurde erst bei Einbruch der Dunkelheit angezündet.<br />

So war es für uns Kinder ein wirklich besonderer Tag, denn wann durfte man sonst<br />

so lange aufbleiben und dann noch in der Dunkelheit draußen am Ortsrand. So<br />

In eigener SerieSache<br />

wurde der Rückweg zum Haus noch zu einem zusätzlichen Erlebnis.<br />

In jüngster Zeit feiern die Dorfgemeinschaften meistens am Wochenende um dem<br />

Johannitag. So wird vor und nach dem Feuer ein kleines Fest veranstaltet. Für das<br />

leibliche Wohl sorgen die Ortsvereine und für die Sicherheit rund um das Feuer<br />

die Freiwillige Feuerwehr. Dann sitzen abends die Bewohner in gemütlicher<br />

Runde zusammen, allerlei Neuigkeiten werden ausgetauscht und vielleicht<br />

werden auch noch alte Geschichten erzählt, denn viele Volkssagen ranken sich<br />

um dem Johannistag.<br />

Volkssagen um dem Johannistag<br />

Dieser Tag war auch in vielen Volkssagen und im Brauchtum zu Hause. Als früher<br />

noch in Deutschland Flachs für das Spinnen und Weben angebaut wurde, blühte<br />

er um Johanni herum. Speziell in dieer Johanninacht tanzten die Mädel um das<br />

Flachsfeld. Aber auch in anderen Nächten kamen Menschen zum Feld. So empfahl<br />

ein Brauch: wer an Schwindel leidet, muss nach Sonnenuntergang dreimal nackt<br />

um ein Flachsfeld laufen, dann bekommt der Flachs den Schwindel, und er selbst<br />

ist gesund.<br />

Viele der alten Volkssagen sind sogenannte Erlösungssagen. Die Gemeinsamkeit<br />

dieser Sagenart liegt darin, dass sich beispielsweise am Johannistag – nur einmal<br />

im Jahr also – der Berg, beziehungsweise der Felsen öffnet und der Eintritt in die<br />

„Anderswelt“ gelingt. Dabei können nur an diesem Tage die dorthin Verbannten<br />

und so Eingeschlossenen von ihrem Schicksal erlöst werden. Der Zutritt gelingt<br />

oft nur mit einem symbolischen Schlüssel. Dieser ist meist eine „Wunderblume“,<br />

zum Beispiel eine Schlüsselblume, Springwurzel oder blühendes Farnkraut. Als<br />

Belohnung winken große Schätze. Geblendet vom plötzlichen Reichtum vergessen<br />

die Eindringlinge, trotz der Warnung: „Vergiss das Beste nicht“, das Wichtigste,<br />

eben den „Schlüssel“ wieder mitzunehmen, und damit ist die Chance vertan, die<br />

Verbannten zu erlösen.<br />

Nicht selten kommt es vor, dass die „Schatzsucherin“ ihr eigenes Kind im Berg<br />

lässt. Wieder im Freien, bemerkt sie erst ihr Unglück, aber da ist es zu spät.<br />

Genau ein Jahr, bis zum nächsten Johannistag, muss die Unglückliche warten und<br />

bangen, erst dann öffnet sich der Berg wieder.<br />

In den fränkischen Sagen „Das verlorene Kind“ im Epprechtstein im Fichtelgebirge<br />

und „Der Hirschbrunnen auf dem Patersberge“ hat die Mutter Glück und findet<br />

ihr Kind wohlbehalten im Berg. Aber es gibt auch Sagen, bei denen die Kinder<br />

nicht mehr lebendig herauskommen. Denn es gilt dabei: „was dem Totenreich<br />

einmal gehört, kann nicht mehr zum Erdenleben zurückkehren.“<br />

Es gibt aber auch Geschichten, wonach sich der Berg erst nach 100 Jahren wieder<br />

öffnet. So kommt ein Schäfer in der Johannisnacht am Staffelberg vorbei. In der<br />

„Geisterstunde“ öffnet sich der Berg. Eine Stimme lockt ihn hinein und fordert<br />

2/2011 38 Käseblatt<br />

Käseblatt 39<br />

2/2011


In eigener SerieSache<br />

auf, Schätze einzusammeln. Doch nach genau einer Stunde muss er die Stelle<br />

verlassen. Durch die Gier kommt er nicht rechtzeitig heraus und muss hundert<br />

Jahre im Berg bleiben.<br />

Ein weiteres Beispiel erzählt von einem Raubritter, der seine verborgenen Schätze<br />

unter seiner Burg versteckt hält und deshalb sieht man dort in der Johannisnacht<br />

hin- und her huschende Lichter.<br />

Diese Geschichten gleichen Inhalts, aber an jeweils andern Orten handelnd,<br />

finden wir im gesamten deutschsprachigen, ja europäischen Raum wieder. Dabei<br />

wurden sie wie selbstverständlich mit den jeweiligen regionalen oder dörflichen<br />

Besonderheiten verknüpft, z.B. mit den heimischen Bergen, Burgen, Höhlen oder<br />

Mühlen.<br />

So nahm man früher beim Dienstbotenwechsel als Magd oder Knecht die<br />

einheimischen Sagen und Geschichten mit und passte sie an die Burgruine oder<br />

dem Berg in der neuen Heimat an. Außerdem wechselten Sagen aus anderen<br />

Regionen durch Handwerksburschen, umherziehenden Korbmacher und Flößer.<br />

So entstanden viele Wandersagen, deren Ursprungsorte nur noch selten zu finden<br />

sind.<br />

Wetterregeln um dem Johannistag<br />

„Das Wetter am Siebenschläfer-Tag noch sieben Wochen bleiben mag.“<br />

Die sehr eingängige Siebenschläfer-Regel (27. Juni) ist auch heute noch eine<br />

der bekanntesten Bauernregeln in Deutschland. Im Büchlein „Bauernregeln<br />

– ihre Deutung aus meteorologischer Sicht“ wird eine Genauigkeit von zwei<br />

In eigener SerieSache<br />

auf drei Fälle beschrieben: „Legt man den Wetterverlauf um den 27. Juni<br />

zugrunde, so werden mit 61 Prozent Wahrscheinlichkeit die sieben Folgewochen<br />

ebenso ausfallen. Tatsächlich ist es so, dass Ende Juni / Anfang Juli in den<br />

mitteleuropäischen Breitengraden meist die Entscheidung darüber fällt, ob der<br />

Sommer gut oder schlecht wird. Die Wissenschaft bemerkt dazu, dass sich häufig<br />

um die Sommersonnenwende Wetterumschläge anbahnen, die dann meist von<br />

längerer Dauer sind. Oft wurden die Bauern- oder Wetterregeln angesichts der<br />

modernen Meteorologie und ihrer Möglichkeiten als “Märchen” abgetan.<br />

Tatsächlich hat der Berliner Meteorologe Horst Mahlberg über 400 der<br />

Bauernregeln in langen Forschungsreihen ernsthaft untersucht und mit<br />

Wetterdaten der letzten 80 Jahre verglichen. Sein Ergebnis: Sie treffen in zwei von<br />

drei Fällen zu. Er sagte dazu: „Ich kann nur sagen: Hut ab vor der hervorragenden<br />

Beobachtungsgabe unserer Vorfahren. Wir können da heute sehr viel lernen, und<br />

die meisten Bauernregeln haben eine sehr, sehr gute Substanz.”<br />

Zum Schluss darf „Peter und Paul“(29.) nicht vergessen werden. Ältere Mitbürger<br />

können sich noch daran erinnern, dass an diesem Tag in Deutschland ein<br />

katholischer Feiertag war. Im Garten werden um diese Zeit frische Erdbeeren und<br />

in den Obstgärten Kirschen geerntet. Sollte allerdings eine Regenzeit die Ernte<br />

verzögern muss mit großen Erteeinbußen gerechnet werden. Nicht umsonst sagt<br />

ein Spruch: „An Peter und Paul werden die Kirschen faul!“<br />

Juni-Düfte und Frau Holle<br />

Kommen wir zum Abschluss noch zu den Düften um dem Johannitag.<br />

Neben den Düften der verschiedenen Rosensorten dominiert im Juni der Geruch<br />

der Holunderblüten. Im Juni lässt sie es schneien, die Frau Holle, wenn sie<br />

ihre Kissen ausschüttelt. Es ist allerdings nicht Schnee, welchen wir mit dem<br />

bekannten Märchen der Brüder Grimm in Verbindung bringen, sondern die<br />

Doldenrispen am Hollerbusch, in dem sie wohnt. Sie, die germanische Holla,<br />

strenge und gleichzeitig hilfreiche Schutzgeistin für Haus und Hof, gab dem<br />

Holunder möglicherweise den Namen, vielleicht aber auch umgekehrt. Holunder<br />

leitet sich vom althochdeutschen „holuntar“ ab. Wie der Wacholder enthält es<br />

die Nachsilbe „der“, manchmal auch „dra“ oder „dre“, was bei den Germanen<br />

„Baum“ bedeutete. Im englischen „tree“ für Baum klingt es ebenfalls nach.<br />

„Vor dem Holler muss man den Hut ziehen“, sagt eine alte Weisheit. Das „heilige<br />

Gehölz“, wie es in alten Quellen tituliert wird, verwendeten die Vorfahren als<br />

vielseitige Nutzpflanze: Blüten und Beeren als Grundlagen für die Medizin<br />

sowie für Speis und Trank, das Holz für Musikinstrumente und die Früchte zum<br />

Färben. Außerdem hatte man großen Respekt vor dem „zähen Holler“, denn<br />

er galt als unverwüstlich und wuchs überall. Auch für den Naturschutz ist der<br />

Holunder ein „heiliges Gehölz“. Seine Früchte und die Holunderblattlaus bilden<br />

ein Nahrungsnetz für 62 Vogelarten.<br />

Andreas Motschmann<br />

2/2011 40 Käseblatt<br />

Käseblatt 41<br />

2/2011


In eigener SerieSache<br />

Wer – Wie – Was<br />

Skaturnier<br />

Eine Rückblende ins Jahr 2008, Tatort Reineke Fuchs in Sopocachi, wo die<br />

Teilnehmer des Skatturniers mit Spannung an Tisch Nummer 3 blicken, an dem<br />

im letzten Spiel die Bolivianische Skatmeisterschaft entschieden wird:<br />

Nach vielen Stunden scheint der Gewinner festzustehen... 36 Punkte Vorsprung in der<br />

Gesamtwertung... 18-20-zwo-null-vier... es wird hoch gereizt... der Herausforderer<br />

riskiert alles...Karo “ohne Dreien aus der Hand” um seine Chancen zu wahren...<br />

wird er es schaffen, den Altmeister vom Thron zu stoßen?... Stille im Raum... er<br />

sitzt in Mittelhand...kurze Farbe - langer Weg ...die Köpfe rauchen... eingestochen<br />

-nachgezogen ...die Schweißtropfen perlen... Geheimtrumpf vorgespielt-Fehlfarbe<br />

abgeworfen... die Spannung steigt... der letzte Stich knallt auf dem Tisch... das<br />

Spiel ist vorbei...es wird gezählt... die Hände zittern...und noch einmal zählen...<br />

aufatmen... 63 Punkte...<br />

die Meisterschaft ist<br />

entschieden!<br />

In eigener Serie Sache<br />

... Hinten sind die Enten fett...<br />

… Karte oder ‘n Stück Holz...<br />

... Der geht in Stock...<br />

... Schneider sind auch Menschen...<br />

... Der hat ‘ne Flöte...<br />

... Jetzt aber Butter bei die Fische...<br />

... Wenn man kann, dann soll man...<br />

Und der Wichtigste: 18, 20, zwo, null, vier - und noch ein Bier!<br />

Wer also die obigen Begriffe versteht und die Spannung nachvollziehen kann, der<br />

sollte sich beim <strong>Monatsblatt</strong> melden, um wieder ein Skatturnier zu veranstalten.<br />

Nico Hansmann<br />

Leider sind in den letzten<br />

Jahren nicht genug Spieler<br />

zusammengekommen, um<br />

ein Turnier im höchsten<br />

offiziell gemeldeten<br />

Skatclub der Welt zu<br />

veranstalten. Vielleicht<br />

gibt es ja unter den Lesern<br />

des <strong>Monatsblatt</strong>es, den<br />

Lehrern der Deutschen<br />

Schule, den Weltwärts-Entsandten, der Botschaft oder den EZ-Institutionen<br />

wieder genug Teilnehmer für das beliebteste deutsche Kartenspiel? Die Sachpreise<br />

sind nicht zu verachten (1.Platz 100 US$, gestiftet vom derzeitigen Titelhalter!)<br />

und die Stimmung ist hervorragend, von der Ehre ganz zu schweigen! Um die<br />

Stimmung anzuheizen, hier die schönsten Skatsprüche:<br />

... Aus dem Keller klingt es dumpf: Pik ist Trumpf...<br />

... Mit vollen Hosen ist gut stinken...<br />

... Der geht über die Dörfer...<br />

... Wer nicht weiß wie und wo, der spielt Karo...<br />

... Es hat sich schon mal einer tot gemischt...<br />

... Ein Kreuz hat jeder...<br />

... Den spielt meine Oma im Schlaf...<br />

... Die Kleinen holen die Großen...<br />

2/2011 42 Käseblatt<br />

Käseblatt 43<br />

2/2011


In eigener SerieSache<br />

Restaurant Tipps<br />

Die Zeit war kurz, der Bericht wird es auch. Aber ich habe zwei sehr schöne neue<br />

Restaurants/Bars gefunden. Vielleicht kennt ihr sie ja schon.<br />

Name: harina (Frühstück, Snacks)<br />

Wo? San Miguel, Calle Claudio Aliaga #546 (gegenüber der Eisbar), Tel.:<br />

2794213<br />

Ambiente: 4 Sterne<br />

Bedienung: 3 Sterne<br />

Preise: 3 Sterne<br />

Besonderheit: Mal wieder was anderes, vor allem zum Frühstück gibt es eine<br />

reichhaltige Auswahl an Brötchen, Bagels, Croissants usw., belegt mit allem, was<br />

man so möchte.<br />

Name: Mister Limon (peruanische Küche, Fisch und Seefrüchte)<br />

Wo? San Miguel, Av. Montenegro #756, Tel. 2799719, 60557475<br />

Ambiente: 2 Sterne<br />

Bedienung: 3 Sterne<br />

Preise: 4 Sterne<br />

Besonderheit: Ein wirklich peruanisches Restaurant. Hier gibt es Seefrüchte satt,<br />

als Chicharron oder als Chupe (Suppe). Uns hat es sehr lecker geschmeckt, vor<br />

allem auch die causa limena (Vorspeise) haben Scarlett gemundet.<br />

Es sieht so aus, als wenn es langsam ausklingt, aber dem ist nicht so. Die nächsten<br />

Restaurants sind schon gesichtet. Es wird irisch, mediterran, zentrisch und scharf.<br />

Mal sehen, ob Herr Hartwigt und Herr Werner mich nach Indien begleiten werden.<br />

Bis zum nächsten Mal.<br />

Christian „Karpi“ „CK“ „der Krake“ Karp<br />

In eigener Kultur ReiseSache<br />

Buch-Rezension<br />

“Carabaya. Paisajes y Cultura Milenaria”<br />

Eine kurze Vorbemerkung: Es gibt bereits etliche Bildbände über die Andenländer.<br />

In Bolivien sind unter anderem die Fotobände von Willy Kenning und Fernando<br />

Soria erschienen. Warum lohnt es sich, einen großen Band von Rainer Hostnig<br />

über eine abgelegene Gegend von Peru vorzustellen? Zum einen handelt es sich<br />

um ein ungewöhnliches Werk, das verschiedene kulturelle und historische Aspekte<br />

behandelt und auch dem Leser mit Vorwissen viel Neues bietet. Zum anderen sind<br />

die Fotos von außergewöhnlichen Landschaften und Kulturschätzen erstklassig,<br />

ebenso die Druckqualität des Buches. Und schließlich besteht die Möglichkeit für<br />

Interessenten in La Paz, diesen Band hier zu erwerben.<br />

Formale Aspekte: Das Buch wurde 2010 von der Provinzverwaltung von Carabaya<br />

(Puno, Peru) und der Regierung von Vorarlberg (Österreich) herausgegeben. Es<br />

hat ein großes Format (32,5x25 cm) und ist aufwendig gedruckt. Auf 325 Seiten<br />

enthält es Texte sowie 796 Abbildungen: Karten, historische Schwarz-Weiß-Fotos<br />

und Farbfotos, überwiegend vom Autor auf einer Reihe von Fahrten über etliche<br />

Jahre aufgenommen.<br />

Zum Inhalt: Der Nordwesten der Region Puno weist verschiedene Landschaftstypen<br />

auf, die vom andinen Hochland bis in das Amazonastiefland reichen. Die Kapitel<br />

behandeln folgende Themen: Geographischer und sozioökonomischer Kontext<br />

– Bibliographische Synopsis – Geschichte – Archäologische Monumente –<br />

Koloniale und republikanische Architektur – Heilige Berge – Die „Wälder aus<br />

Stein“ (ein ganz besonderes Naturschauspiel) – Minen und Goldwäscher – Fauna<br />

und Flora – Alte landwirtschaftliche Techniken – Touristische Information über<br />

jeden Distrikt der Gegend inklusive Karten.<br />

Diese kurze Aufstellung zeigt, dass es sich um ein fast enzyklopädisches Werk<br />

handelt, das der Autor auf Gesuch der lokalen Behörden in ehrenamtlicher<br />

Tätigkeit verfasst hat.<br />

Zum Autor: Rainer<br />

Hostnig ist Österreicher,<br />

ausgebildeter Übersetzer,<br />

Agraringenieur und<br />

Entwicklungsexperte<br />

(seit zweieinhalb Jahren<br />

im Rahmen eines EU-<br />

Entwicklungsprogrammes<br />

in Bolivien tätig),<br />

Peru-Spezialist,<br />

2/2011 44 Käseblatt<br />

Käseblatt 45<br />

2/2011


In eigener Kultur ReiseSache<br />

In eigener Kultur ReiseSache<br />

Musik und Musiker in La Paz<br />

Interview mit Sachiko Sakuma<br />

Nicht wenige unserer Leser kennen sie vielleicht nur vom Hören: Wenn man<br />

die deutsche evangelische Kirche in Sopocachi besucht, sitzt meistens Sachiko<br />

Sakuma an der Orgel. Aber nicht nur dort, auch in der „Iglesia del Señor de la<br />

Exaltación“ in Obrajes ist sie als Organistin angestellt, sie spielt regelmäßig auf<br />

Orgeln in ganz Bolivien, hat mehrere Ensembles gegründet und unterrichtet am<br />

Konservatorium in La Paz. Das <strong>Monatsblatt</strong> sprach mit ihr über ihr Leben und<br />

ihre Musik.<br />

MoBla: Dein Name klingt nicht wirklich bolivianisch – woher stammt Deine<br />

Familie?<br />

leidenschaftlicher Forscher und Fotograf sowie fleißiger Produzent von Büchern<br />

und wissenschaftlichen Artikeln. Unter seinen Werken befindet sich ein Bildband<br />

über den Nationalpark Ampay in Apurímac. In den letzten zehn Jahren ist er<br />

vor allem mit Veröffentlichungen über Felsbilderstätten Perus hervorgetreten.<br />

Zahlreiche Artikel von ihm sind auch im Internet verfügbar.<br />

Habe ich Ihr Interesse geweckt und wollen Sie sich dieses Werk einmal ansehen?<br />

Haben Sie 400 Bolivianos übrig, um sich das Buch zu kaufen? Dann wenden Sie<br />

sich doch an Rainer Hostnig, cel. 715-66433.<br />

Die Fotos geben einen kleinen unzureichenden Vorgeschmack – in Farbe und<br />

größerem Format wirkt es halt viel besser!<br />

Matthias Strecker<br />

Sachiko Sakuma: Meine Großeltern kamen aus Japan in die Gegend von Santa<br />

Cruz; mein Vater aber arbeitete eine Zeitlang in Oruro als Bauingenieur, wo er<br />

meine Mutter kennenlernte. Dort habe ich mit fünf älteren Geschwistern und<br />

einem jüngeren Bruder im wesentlichen meine Kindheit verbracht.<br />

Wie bist Du zur Musik gekommen, über die Familientradition? Mehrere deiner<br />

Geschwister sind doch auch Musiker?<br />

Das war ein reiner Zufall. Meine vierte Schwester bekam einmal zu Weihnachten<br />

eine Art Spielzeugklavier, das sie sehr faszinierte, worauf meine Mutter beschloss,<br />

das dieses Kind ein richtiges Instrument lernen sollte. Und so fingen wir dann<br />

schließlich alle an, Musik zu machen. Ich bekam zunächst Blockflötenunterricht,<br />

damals lebten wir vorübergehend in La Paz. Später zogen wir wieder nach<br />

Oruro, und weil es dort außer Gitarren- und Klavierunterricht nichts anderes gab,<br />

wechselte ich zum Klavier.<br />

Wann fing es dann mit dem Orgelunterricht an, die Orgel ist ja in Bolivien kein<br />

verbreitetes Instrument?<br />

Im Jahr 1998, als ich schon am Konservatorium in La Paz Klavier studierte,<br />

erhielt die Iglesia del Señor de la Exaltación in Obrajes ihre Orgel. Es gab aber<br />

kaum jemanden, der sie hätte spielen können, und so wurden wir Klavierstudenten<br />

gefragt, wer von uns Lust hätte, Orgelunterricht zu nehmen. Mir hatte die Orgel,<br />

seit ich sie zum ersten Mal gehört hatte, so sehr gefallen, dass ich wusste: Das<br />

ist mein Instrument, und so begann ich gemeinsam mit zunächst sechs meiner<br />

Kommilitonen mit dem Orgelunterricht. Erst lernten wir bei Francis Chapelet<br />

im Rahmen eines Förderprogrammes der französischen Regierung. Den<br />

regelmäßigen wöchentlichen Unterricht aber erhielt ich bei Piotr Nawrot. In<br />

dieser Zeit beschäftigten wir uns hauptsächlich mit Musik des Barock. Das waren<br />

2/2011 46 Käseblatt<br />

Käseblatt 47<br />

2/2011


In eigener Kultur ReiseSache<br />

auch die Jahre, als man begann, sich für das musikalische Erbe der Chiquitania zu<br />

interessieren und systematische Forschungen anzustellen.<br />

Hast du auch jetzt noch Unterricht?<br />

Ja, bei dem Amerikaner Stephen Roberts – im März war ich in den USA, im Juli<br />

kommt er wieder hierher. Wir arbeiten vor allem an Werken der Romantik, ein<br />

ganz anderes Repertoire als mein bisheriges.<br />

Gibt es nicht in der Kathedrale hier in La Paz eine „romantische“ Orgel aus dem<br />

19. Jahrhundert?<br />

Das stimmt, aber sie funktioniert leider nicht mehr, und eine Renovierung wäre<br />

sehr kostspielig. Es wird überlegt, ob man sie nicht wieder mechanisch betreiben<br />

könnte, das würde die Reparaturkosten senken.<br />

Ein anderes Thema – Du spielst seit mehreren Jahren mit Deinem eigenen<br />

Ensemble Ars Nova.<br />

Ja, wir musizieren seit einer Reihe von Jahren zusammen und haben gemeinsam<br />

auch eine CD (Cantos Quechuas*) herausgebracht. Aber die Zusammensetzung<br />

des Ensembles variiert, je nach den Gegebenheiten. Es ist sehr schwierig, eine<br />

feste Formation über die Jahre aufrecht zu erhalten. Im Moment arbeite ich mehr<br />

mit einem anderen Ensemble, das Alvaro Montenegro, Samuel Nogales und ich<br />

gemeinsam gegründet haben, dem Ensemble „Barroco Hualaycho“. Mit dieser<br />

In eigener Kultur Sache<br />

Gruppe haben wir kürzlich eine neue CD aufgenommen, wo wir versuchen, die<br />

„Sonatas chiquitanas“ mit lateinamerikanischen Rhythmen zu verbinden.**<br />

Worin besteht für dich als Musikerin die größte Herausforderung in Bolivien?<br />

Für mich wäre es die Verwirklichung eines Traumes, in der Musikwelt etwas<br />

darstellen zu können, das spezifisch bolivianisch ist, das man mit Bolivien<br />

verbindet. Es gibt so viele Dinge hierzulande, die lange im Verborgenen lagen, die<br />

besonders sind. Nicht mit den Musikern Europas im immer gleichen Repertoire<br />

um die beste Interpretation zu wettstreiten, sondern etwas Eigenes – aber mit<br />

Qualität – zu zeigen.<br />

In welcher Weise könnte Deutschland, könnten Deutsche den Musikern hierzulande<br />

helfen?<br />

Oh, auf vielerlei Weise. Vielleicht am meisten durch die Entsendung und<br />

den Austausch von Lehrern und Professoren. Deutschland hat natürlich im<br />

musikalischen Bereich ein Niveau, das wohl kaum zu überbieten ist. In den<br />

Schulen hier wird Musik ja nicht sehr gut unterrichtet. Wer mehr lernen will, muss<br />

gleich auf das Konservatorium gehen. Vielleicht gibt es in Cochabamba einige<br />

Schulen, die besseren Unterricht anbieten. In jedem Fall kostet das viel Mühe und<br />

auch Geld.<br />

Das Beste wäre also mehr konkrete Zusammenarbeit, nicht nur technische<br />

Unterstützung, zum Beispiel bei der Restaurierung von Orgeln?<br />

Auch die Hilfe bei der Beschaffung und Reparatur von Orgeln ist für uns natürlich<br />

von großer Bedeutung, eigentlich ist sie eine Voraussetzung dafür, dass wir<br />

überhaupt Musik machen können. Glücklicherweise bekommen wir demnächst<br />

aus den USA zwei restaurierte Orgeln für die Chiquitania, die im August, wenn sie<br />

in Santa Cruz ankommen, feierlich eingeweiht werden sollen. Darüber sind wir<br />

sehr froh. Aber um langfristig auf eigenen Beinen stehen zu können, bedarf es vor<br />

allem vieler Hilfe bei der musikalischen Aus- und Fortbildung.<br />

Kannst du uns schon einige Konzerttermine für die nächste Zeit nennen?<br />

In allernächster Zeit wird es erst einmal Konzerte im Rahmen des europäischbolivianischen<br />

Barockfestivals Anfang Mai geben. Dann werden wir demnächst<br />

auf mehreren Festivals mit „Barroco Hualaycho“ unsere neue CD** vorstellen,<br />

und im Rahmen der „Willkommenszeremonie“ für die zwei Orgeln aus den USA<br />

im August wird es wohl auch ein Konzert geben.<br />

* Erhältlich in der Buchhandlung Plurales und in Escaparate Cultural<br />

** Erhältlich in Discolandia<br />

Das Interview führte Benita Schauer<br />

2/2011 48 Käseblatt<br />

Käseblatt 49<br />

2/2011


In eigener Kultur Sache<br />

„Matthias verliert keine Zeit!“ – Matthias Schlubeck in La Paz<br />

„Was für ein Musiker!“ – „Unglaublich beeindruckend!“ – oder einfach nur<br />

„Wunderschön“ – die Begeisterung derjenigen, die den Panflötisten Matthias<br />

Schlubeck Anfang April in La Paz erleben konnten, war groß. Dies galt wohl<br />

nicht nur für die Konzertbesucher: Musiker und Zuhörer gleichermaßen erlebten<br />

einen Künstler, der durch sein freundliches Auftreten, seine Persönlichkeit und<br />

seine Musikalität fast alle in seinen Bann schlug.<br />

Und das unabhängig von den Besucherzahlen, die in einigen Konzerten<br />

sicherlich hätten größer sein können; aber wir wissen alle, wie es ist mit der<br />

Veranstaltungswerbung in La Paz: Was am Ende im Hinblick auf den tatsächlichen<br />

Konzertbesuch am meisten bewirkt ist die Mund-zu-Mund oder vielmehr Mailzu-Mail-Propaganda,<br />

und die hat nun einmal auch ihre Grenzen.<br />

Noch einmal zur Erinnerung: Matthias Schlubeck trat dreimal – das Freitagskonzert<br />

wurde dann glücklicherweise doch noch (am Donnerstagnachmittag...) genehmigt<br />

– mit dem Orquesta Sinfónica Nacional unter David Händel auf, am folgenden<br />

Samstag spielte er in San Francisco vor etwa 100 Besuchern, am Sonntag begleitete<br />

er den Gottesdienst der deutschen evangelischen Gemeinde, am Dienstag darauf gab<br />

er ein Kammerkonzert mit Harfe und Klavier im Teatro Municipal. Teils führte ein<br />

Auftritt zum anderen – wie es eine bolivianische Musikerin formulierte, „Matthias<br />

verliert keine Zeit!“. Daneben unterstützte Schlubeck Seminare der deutschen<br />

Stiftung ZENIT, die diese für Eltern und Lehrer körperlich behinderter Kinder<br />

in Bolivien veranstaltete, traf mit einer Gruppe von Konservatoriumsstudenten<br />

unter Sergio Prudencio zusammen und ließ insgesamt keine Gelegenheit aus, die<br />

hiesige Musikszene näher kennenzulernen.<br />

In eigener Kultur Sache<br />

Mutter ihr, um ihre Behinderung<br />

nicht allzu sichtbar zu machen, stets<br />

langärmelige Kleider angezogen.<br />

Nun hatte das Mädchen offenbar im<br />

Fernsehen den deutschen Panflötisten<br />

gesehen, und daraufhin beschlossen,<br />

dass es damit jetzt vorbei sei – ihr<br />

sei es fortan egal, ob man sehe, dass<br />

sie nur einen Arm habe. Und auch<br />

andere, die Schlubeck während seines<br />

insgesamt zweiwöchigen Aufenthaltes<br />

begleiteten, waren sich einig darin,<br />

dass sie in dieser Zeit unendlich viel<br />

darüber gelernt hätten, was das Leben<br />

mit einem behinderten Menschen<br />

bedeute – aber noch mehr, was in solch einem Leben alles möglich sei.<br />

Benita Schauer<br />

Dieses Engagement trug seine Früchte: Nicht nur Schlubeck selbst zeigte sich<br />

von seinem Aufenthalt begeistert, insbesondere von der Zusammenarbeit<br />

mit dem Orchester und den anderen ihn begleitenden Instrumentalisten; die<br />

Zuhörerreaktion sei gleichfalls durchweg sehr positiv gewesen, so dass er bereits<br />

über die Möglichkeit eines erneuten Aufenthalts nachdenke. Auch diejenigen, die<br />

mit ihm musizierten, genossen diese Zusammenarbeit ganz offensichtlich, wie<br />

auch in Gesprächen am Rande der Konzerte immer wieder deutlich wurde.<br />

Was aber, wenn überhaupt, in der breiteren Bevölkerung von La Paz und darüber<br />

hinaus den größten Eindruck hinterließ, war wohl doch die Tatsache, dass hier<br />

jemand seine Begabung mit größtem Einsatz und Ehrgeiz so ausgebildet hat,<br />

dass seine schwerwiegende Behinderung darüber in den Hintergrund tritt. Die<br />

zahlreichen Fernsehinterviews Schlubecks führten so zu teilweise bewegenden<br />

Reaktionen: In der Botschaft rief in den Tagen der Konzerte die Mutter eines<br />

Mädchens an, das mit nur einem Arm geboren worden war. Bisher hatte die<br />

2/2011 50 Käseblatt<br />

Käseblatt 51<br />

2/2011


In eigener Kultur Sache<br />

Jüdisches Leben in Bolivien – eine Bestandsaufnahme<br />

Neuankömmlinge in Bolivien ist oft gar nicht bekannt, dass es auch heute noch<br />

eine jüdische Gemeinde in La Paz sowie kleinere Gruppierungen in Santa Cruz<br />

und Cochabamba gibt. Das <strong>Monatsblatt</strong> bat deshalb den Circulo Israelita, uns<br />

etwas genauer über Geschichte und aktuelle Gegenwart jüdischen Lebens in Bolivien<br />

zu informieren.<br />

Breve reseña<br />

Para hablar de los inicios de la Vida judía en Bolivia, comenzaremos a referirnos<br />

a los años que sucedieron al fin de la primera Guerra Mundial 1920-1925, donde<br />

llegaron en muy reducidos grupos de inmigrantes judíos procedentes de Europa,<br />

generalmente de Rusia, que luego siguieron a países vecinos.<br />

En el período que va de 1935 a 1937 arribaron otros pequeños contingentes, mayormente<br />

de Polonia y Rumania, fundándose en el año 1935 el Círculo Israelita,<br />

que puede ser considerada la primera organización judía de Bolivia.<br />

En los años 1938, 1939, 1940 llegaron al país un importante número de inmigrantes,<br />

procedentes en su mayoría de Europa central y oriental que escapaban de<br />

la persecución nazi. Después de la Segunda Guerra Mundial entre los años 1946<br />

y 1952, llegó una de las más grandes y últimas corrientes inmigratorias, que son<br />

los sobrevivientes del Holocausto y cataclismo europeo, asentándose mayormente<br />

en La Paz y Cochabamba, algunos pocos en Oruro, Potosí , Santa Cruz, Tarija,<br />

Sucre, etc., o bien en algunas zonas rurales. Otros llegaron con el propósito de<br />

partir hacia países limítrofes.<br />

En un principio pasaron momentos muy difíciles en el proceso de adaptación a un<br />

nuevo país y una nueva vida, probando diversos medios para ganarse el sustento,<br />

cabe mencionar notables desempeños en la agricultura, habiéndose dedicado en<br />

su gran mayoría al comercio, industria en diversos ramos, los profesionales que<br />

habían llegado no eran muchos, ubicándose en la típica clase media. Se destacaron<br />

en los deportes, filatelia, artes, letras y un muy reducido número que participó de<br />

la política.<br />

Entre 1939 a 1950 se estima que hubo en Bolivia entre 5000 a 7000 judíos fundándose<br />

en aquella época la mayoría de las organizaciones comunitarias, religiosas,<br />

sociales y de beneficencia. La Comunidad Israelita creada por los judíos Alemanes<br />

en 1939, con sinagoga y predios propios tuvo una destacada y loable actuación en<br />

diversos servicios comunitarios, manteniendo entre otros un hogar de ancianos,<br />

cuyo edificio fue donado por uno de sus socios, uno de los colegios más prestigiosos<br />

como lo es el establecimiento escolar integral Colegio Boliviano Israelita<br />

In eigener Kultur Sache<br />

contando con la educación completa en todos sus cursos que van desde parvularia,<br />

primaria y secundaria.<br />

Hoy todo se encuentra centralizado en el Círculo Israelita que es el organismo representativo<br />

de la ciudad de La Paz, cobijando a las demás organizaciones judías<br />

de la ciudad.<br />

Cabe destacar que la comunidad Judía de La Paz, hace esfuerzos para que personalidades<br />

de varios ámbitos como políticos, cultural, prensa y arte, visiten Israel.<br />

La colectividad judia actual<br />

En la medida en que los jóvenes fueron creciendo y a tiempo de culminar sus<br />

estudios secundarios; ya sea en el Colegio Boliviano Israelita o en otros establecimientos,<br />

se presento una tendencia de continuar con los estudios Universitarios<br />

fuera del Pais, lo que significo que muchos de ellos emigren a Israel, Estados<br />

Unidos y/o algunos países de Sudamerica.<br />

El primer efecto de esta emigración se manifiesta en el hecho de que la colectividad<br />

pierde la capacidad de renovación ya que se convierte en una Institucion de<br />

personas mayores y algunos niños y con ello se ve disminuida las actividades<br />

tanto del Colegio como del C.D.I. Macabi (Club deportivo Israelita y a su vez<br />

organizador de eventos de realce de nuestras tradiciones tanto religiosas como<br />

comunitarias).<br />

El mismo fenómeno se produce en la Federacion WIZO-Bolivia, institución que<br />

agrupa al sector femenino de la comunidad y constituye el brazo social de la misma.<br />

B´nai B´rith es la primera institución que cierra sus actividades a raíz de<br />

que quedaron muy pocos miembros lo cual imposibilitaba la continuidad de sus<br />

actividades.<br />

Toda la juventud que se ausento a partir de los años ´60 en su gran mayoría NO<br />

solo no retornaron sino que con el correr de los años se llevaron a la familia completa<br />

a los sitios en los que obtuvieron trabajo, por lo tanto la colectividad vio disminuida<br />

progresivamente la cantidad de su miembros. De los 7.000 miembros que<br />

componían la colectividad en los años ´50, al fenómeno anteriormente mencionado<br />

mas eventos de orden político suscitados en estos casi 60 años, al año 2010<br />

quedan 180 miembros de los cuales apenas cuatro forman parte del alumnado del<br />

Colegio Boliviano Israelita. Estas circunstancias derivan en que el Colegio muy<br />

pronto habrá perdido toda su razón de ser.<br />

El C.D.I. Macabi que otrora era una institución muy conocida en el ámbito deportivo<br />

de esta ciudad, hoy por hoy tampoco cuenta con el número de asociados que<br />

le permita continuar con sus actividades.<br />

Hechas estas puntualizaciones la colectividad Judia de La Paz reúne tan solo a sus<br />

180 miembros a quienes les brinda la oportunidad de continuar con las tradiciones<br />

y la Fe Religiosa, para lo cual cuenta con una Sinagoga la misma que esta dirigida<br />

por un rabino que llega al Pais desde el exterior y trabaja bajo un contrato a plazo<br />

2/2011 52 Käseblatt<br />

Käseblatt 53<br />

2/2011


In eigener Kultur Sache<br />

fijo renovable y ayuda a mantener los servicios religiosos diurnos y vespertinos<br />

de nuestra tradición; asi mismo es el encargado de la supervision del Cementerio<br />

Israelita.<br />

La colectividad aun a pesar del pequeño numero celebra TODAS las festividades<br />

religiosas y fechas especiales en las que también se incluyen la celebración del<br />

Dia de Independencia del Estado de Israel, y el acto de recordación a los judíos<br />

inmolados en el Holocausto.<br />

Tambien debemos destacar que lastimosamente las relaciones diplomáticas entre<br />

Bolivia e Israel fueron interrumpidas el año 2009, luego de 61 años de excelentes<br />

vinculos.<br />

Como otro detalle a destacar tenemos la visita anual de alrededor de 1000 jovenes<br />

turistas Israelies, que en calidad de “Mochileros” llegan a Bolivia permaneciendo<br />

cerca de un mes lo que brinda la oportunidad de mantener latentes las vivencias<br />

Judias.<br />

A nivel nacional subsisten colectividades judías también en Cochabamba y Santa<br />

Cruz las mismas que también se han visto afectadas por los mismos fenómenos<br />

y hoy ven considerablemente disminuidas sus actividades. La colectividad en<br />

Cochabamba cuenta con alrededor de 50 personas y la de Santa Cruz con aprox.<br />

120 miembros.<br />

André Schwartzberg<br />

OFICINA LA PAZ<br />

REPRESENTANTE LEGAL ROYAL TOURS<br />

Av. Hernando Siles No. 6106, esq. Calle 15 Obrajes<br />

Telf. 591 2 2782380<br />

Fax. 591 2 2782380<br />

Telf. de Emergencia: 591 706 10576<br />

Telf. Apto. 591 720 08186 591 725 69008<br />

E-mail: Royal@bcdtravel.com.bo<br />

Web: www.bcdtravel.com.bo<br />

In eigener ReiseSache<br />

Einmal Feuerland und zurück - Teil 2 “Nach Norden”<br />

Der 26. Tag unserer Reise führt erstmals wieder nach Norden - wir sind auf dem<br />

Weg nach Hause. Es fehlen nur noch ca. 7000 Kilometer. Nach unserer kurzen<br />

Feuerland-Besichtigung steuern wir zum 3. Mal auf unserer Reise die chilenischargentinische<br />

Grenze an, diesmal geht alles ohne Verzögerungen. Am späten<br />

Nachmittag erreichen wir Rio Gallegos, wo wir nur übernachten. Es ist eine<br />

unspektakuläre Stadt im ansonsten fast menschenleeren Patagonien Argentiniens.<br />

Das Hotel “Sehuen” erweist sich als durchaus empfehlenswert, sowohl der<br />

zentralen Lage als auch der Sauberkeit wegen.<br />

Der kommende Reisetag, der 23. Dezember, ist unser Anreisetag nach El Calafate,<br />

wo wir die Weihnachtstage verbringen wollen. Dazu durchqueren wir Patagonien<br />

von Ost nach West fast komplett (ca. 320 km) - bei ständigem Gegenwind diesmal.<br />

Kurz vor dem Ziel bewundern wir bei Sonnenschein einen im See schwimmenden<br />

hellblauen Eisberg. Wir sind begeistert - schließlich sind wir wegen der Gletscher<br />

hier. Dann suchen und finden wir die gebuchte Cabaña und sind enttäuscht. Die<br />

Küchenausstattung ist ein Witz und die angekündigte Waschmaschine gibt es<br />

auch nicht. Also brauchen wir einige Zeit, um das zu verdauen und die durchaus<br />

vorhandenen angenehmen Dinge genießen zu können. Bei einem Stadtbummel<br />

verschaffen wir uns einen Eindruck von El Calafate, einer typischen Touristenstadt<br />

mit hunderten Hotels, Restaurants und Touristenläden als Ausgangspunkt vor allem<br />

zur Besichtigung des 80 km entfernten Gletschers “Perito Moreno”. Diesen wohl<br />

bekanntesten Gletschers Südamerikas besuchen wir am 24. Dezember und erleben<br />

damit den Höhepunkt unserer Reise. Zunächst fahren wir am Lago Argentino mit<br />

darin schwimmenden gletscherblauen Eisstücken entlang zum Nationalpark “Los<br />

Glaciales” (ca. 150 Bolivianos Eintritt je Erwachsener). Dann ist es so weit: vor<br />

uns öffnet sich der Blick auf einen gigantischen blauen Gletscher. Wir genießen<br />

ihn fast 3 Stunden, teilweise in der Sonne, teilweise tröpfelt es leicht. Wir hören<br />

und sehen alle paar Minuten knackend und krachend Gletscherteile ins Wasser<br />

OFICINA TARIJA<br />

C. General Trigo No. 579 Plaza Luis de Fuentes<br />

Casilla 1000<br />

Telf. 591 4 6648000<br />

Telf. de Emergencia: 591 729 42929<br />

Fax. 591 4 6648010<br />

E-mail: dinar@bcdtravel.com.bo<br />

Web: www.bcdtravel.com.bo<br />

OFICINA SANTA CRUZ<br />

24 de Septiembre Esq. Florida s/n<br />

Casilla 62<br />

Telf. 591 3 3352009<br />

Telf. de Emergencia: 721 67000<br />

Telf. Apto. 591 3 770 02882<br />

E-mail: anavin@bcdtravel.com.bo<br />

Web: www.bcdtravel.com.bo<br />

OFICINA COCHABAMBA<br />

Av. San Martin No. 1755 casi Colombia<br />

Casilla 965<br />

Telf. 591 4 4250555<br />

Telf. de Emergencia: 717 30042<br />

Telf. Apto. 591 4 4140823<br />

E-mail: internacional@bcdtravel.com.bo<br />

Web: www.bcdtravel.com.bo<br />

OFICINA SUCRE<br />

Plaza 25 de Mayo, Multicenter Cespedes Mezz 1<br />

Casilla 136<br />

Telf. 591 4 661688<br />

Telf. de Emergencia: 711 62272<br />

Fax: 591 4 6440938<br />

Telf. Apto. 591 4 6439594<br />

E-mail: internacional@bcdtravel.com.bo<br />

Web: www.bcdtravel.com.bo<br />

2/2011 54 Käseblatt<br />

Käseblatt 55<br />

2/2011


In eigener ReiseSache<br />

fallen. Leider sind es nur kleinere Teile (einige Kubikmeter), die abbrechen,<br />

obwohl wir sehr auf einen spektakulären Abbruch warten. Der Gletscher selbst ist<br />

60 km lang, 5 km breit und 60 m (!) hoch. Dieses Naturschauspiel ist gigantisch,<br />

sehr beeindruckend und nur zu empfehlen. Wir könnten dort noch weitere<br />

Stunden verbringen, aber wir wollen den Weihnachtsmann nicht verpassen.<br />

Überraschenderweise hat er für Lina schon die Geschenke ins Zimmer gestellt,<br />

die Freude ist groß. Weihnachtliche Atmosphäre kommt allerdings ansonsten<br />

bei Temperaturen über 20 ° C und einem 15 cm hohen Kunst-Weihnachtsbaum<br />

in der Cabaña nicht auf. Wenigstens erwartet uns ein leckeres Weihnachtsmenü<br />

mit verschiedenen Weinen, die dazu beitragen, dass wir am Ende die fehlende<br />

Weihnachtsstimmung vergessen.<br />

In eigener Sache<br />

Die nächste Station unserer Reise ist die Halbinsel Valdez an der Atlantikküste<br />

Argentiniens. Ein durchaus kühner Gedanke, sind es doch etwa 1300 km in<br />

Richtung Nordosten. Wir planen dazu 2 Fahrtage. Zunächst geht es über eine<br />

200-km-lange Schotterpiste – wirklich übel! Die Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

beträgt 45 km/h, es gibt unterwegs kein Haus, geschweige denn ein Dorf. Uns<br />

begegnen tatsächlich in den knapp vier Stunden nur vier Autos und ein Motorrad<br />

- das ist das typische Patagonien Argentiniens. Später fahren wir nordwärts<br />

auf Asphalt parallel zur Atlantikküste. In Puerto San Julian machen wir einen<br />

Zwischenstopp bei starkem Wind (wie immer aus Westen) mit Spielplatz fürs Kind<br />

und Besichtigung eines liebevoll gestalteten Museumschiffes. Gegen 18.30 Uhr<br />

dann nächster Tankstopp in Tres Cerros mit Abendbrot im Restaurant der Tanke.<br />

Gegen 21.30 Uhr finden wir nach 775 km Tagesreise einen sicheren Standplatz<br />

1896 km südlich von Buenos Aires mit tollem Blick auf den Atlantik direkt am<br />

Meer. Lina stürzt gleich aus dem Auto und sucht Muscheln und Steine. Da bei<br />

diesem Wind nicht daran zu denken ist, unser Zelt aufzubauen, machen wir es uns<br />

im Auto bequem. Der Himmel erstrahlt in allen Farben von gelb, rosa, rot, lila und<br />

blau. Wir versuchen zu schlafen, wobei das Auto vom Wind durchgeschüttelt wird<br />

und Mücken uns stören. Wir berechnen in Gedanken unsere Einsparung durch<br />

diese Übernachtung zum Nulltarif und schlafen ein.<br />

Am nächsten Tag kommen wir nach Puerto Madryn. Auf dem Weg machen wir<br />

einen Zwischenstopp im Städtchen Gaiman. Es sind 28 °C und wir laufen noch<br />

in warmen Sachen durch den Ort, der von walisischen Einwanderern gegründet<br />

wurde. Es gibt eine ganze Reihe walisischer Teehäuser - “Casa de Te”, die aber<br />

alle erst um 14 Uhr öffnen. So besichtigen wir schwitzend noch ein paar weitere<br />

Gässchen und geniessen dann umso mehr Kaffee, Tee und Kuchen. In Puerto<br />

Madryn buchen wir im Hotel “Nueva Leon”, ein Appartement mit insgesamt 6<br />

Betten, Küche, 2 Bädern (super!) und treffen uns mit Annette, Carsten und Vuvuzela<br />

(mit bürgerlichem Namen Felicitas) um gemeinsam ein Wiedersehensbier - ein<br />

Rostocker Pils(!) aus Chile zu trinken.<br />

2/2011 56 Käseblatt<br />

Käseblatt 57<br />

2/2011


In eigener Sache<br />

In eigener ReiseSache<br />

Die Halbinsel Valdés, auf der man viele, für uns selten in der Natur zu beobachtende,<br />

Tiere sehen kann, ist unser eigentliches Ziel am Atlantik. Nach einer guten Stunde<br />

Fahrt über eine Schotterpiste sind wir am Punta Norte und sind fasziniert von<br />

den vielen Seelöwen und See-Elefanten, die sich in der Sonne am Strand aalen,<br />

miteinander kämpfen und erstaunliche Geräusche machen. Auf dem Parkplatz<br />

trippeln ein paar Gürteltiere umher. Wir fahren weiter parallel zur Küste und sehen<br />

nach einigen Kilometern Tausende von Pinguinen am Strand. Die haben offenbar<br />

Strandurlaub gebucht. An einer Beobachtungsstelle kann man wie schon in Punta<br />

Arenas die kleinen Kerle hautnah sehen, fast anfassen. Wir sind beeindruckt. Zum<br />

Abschluss des Ausfluges fahren wir nach Puerto Pyramides, wo man am Meer<br />

sitzen und Kaffee trinken kann. Auf eine Ausflug mit dem Walbooten verzichten<br />

wir, weil es schon reichlich spät am Nachmittag ist. Annette und Carsten machen<br />

die Tour am folgenden Tag und sind begeistert von der Größe und Nähe der Wale.<br />

Am vorletzten Tag des Jahres, unserem 34. Reisetag, verabschieden wir uns vom<br />

Atlantik und fahren in Richtung Nordwest. Unser nächstes Ziel ist die Umgebung<br />

von Mendoza. Bis dahin sind es über 1800 km. Wir überlassen es dem Zufall, wie<br />

viele Fahrtage wir benötigen. Nach einer Übernachtung in Neuquen fahren wir<br />

zunächst wieder durch typische argentinische Pampa, dann vorbei an Pappelalleen<br />

und Obst- und Weinplantagen, später wird es bergiger. Wir sehen vielfarbige<br />

Hügel wie in La Paz. Gegen Mittag erreichen wir Chos Malal, einem für diese<br />

Gegend größeren Ort. Hier rasten wir und wollen tanken. Es gibt kein Benzin,<br />

aber der Tankwagen ist schon da. So müssen wir lediglich eine zusätzliche<br />

Stunde warten, die Frank auf der Tankstelle und Kathrin und Lina auf der Plaza<br />

mit schönem Spielplatz und prima Eisversorgung verbringen. Gegen 20 Uhr<br />

beschließen wir einstimmig, diese Silvesternacht im Zelt zu verbringen. Es gibt<br />

auch keine Alternative, da weit und breit kein Ort und schon gar kein Hotel in<br />

Sicht sind. Wir finden wir einen schönen Platz direkt am Rio Grande, wo wir<br />

unser Zelt aufbauen, die Silvester-Sektflasche im Fluss kühlen und dann Holz<br />

sammeln zum Lagerfeuer. Frank bereitet das Silvestermenü vor: Salamibrötchen,<br />

Bananen, Sekt, Erdbeer-Sirup fürs Kind. Dann stoßen wir auf das neue Jahr am<br />

Lagerfeuer in totaler Ruhe ohne Böller und Lärm an. Wir finden dies romantisch<br />

und toll. Zum Abschluss gibt es unser „Feuerwerk“ mit Wunderkerzen. Lina ist<br />

begeistert. Nebenbei schauen wir immer mal wieder ängstlich zum Himmel, denn<br />

es wird bedrohlich dunkel, tröpfelt aber nur leicht. Wir schlafen ruhig ins neue<br />

Jahr. Den dritten Fahrtag hintereinander wollen wir mit einer Besichtung der<br />

Höhle “Cueva de las Brujas” auflockern. Das ist aber leider nicht möglich, denn<br />

man braucht dazu auf Voranmeldung einen Guia für 6-9 Leute und Kinder dürfen<br />

eh nicht rein. Also fahren wir weiter, bewundern derweil die herrlich bunten Berge<br />

rundherum. Gegen 16:30 Uhr erreichen wir die Vororte von Mendoza und suchen<br />

die “Finca Adalgisa”. Da es keine Orts- und Hinweisschilder gibt und alle Vororte<br />

ineinander übergehen, brauchen wir dazu fast eine Stunde. Dann finden wir es,<br />

erhalten sogleich die größte Suite in einem tollen Ambiente. Es ist eine Bodega<br />

mit einem Hotel der Spitzenklasse. Wir haben alles was das Herz begehrt – ein<br />

2/2011 58 Käseblatt<br />

Käseblatt 59<br />

2/2011


In eigener ReiseSache<br />

tolles Apartment, Pool, einen schönen Garten, eine herrliche Weinplantage direkt<br />

am Haus und vieles mehr. Dann gönnen wir uns ein feudales Essen zum neuen<br />

Jahr. Zwar haut uns der Preis für Hotel und insbesondere das Essen fast um, aber<br />

einmal kann man sich so etwas auch leisten - am ersten Tag des neuen Jahres!<br />

Am nächsten Tag steht die Besichtigung eines Weingutes eines ausgewanderten<br />

französischen Paares mit Weinverkostung auf dem Programm. Besonders der<br />

Weißwein schmeckt uns sehr gut - wir kaufen einige Flaschen. Das ebenfalls<br />

produzierte Olivenöl ist auch sehr lecker. Dabei lernen wir zwei Ehepaare<br />

kennen, deutsche Auswanderer-Nachfahren, die jetzt in Brasilien leben. So<br />

entsteht die Idee für eine neue Rundfahrt von La Paz durch die Chiquitania bis<br />

an die brasilianische Atlantikküste mit Rückweg über Iguazu, Paraguay. Unsere<br />

nächste Station ist Mendoza inmitten herrlicher Weingüter, gleichzeitig bekannte<br />

Universitätsstadt. Wir nutzen den Tag, Mendoza bummelnd kennenzulernen,<br />

machen auch eine Stadtrundfahrt (aus Versehen wieder kostenlos, der Fahrer<br />

vergisst bei uns zu kassieren!). Mendoza zeigt sich als angenehme Kleinstadt,<br />

hat aber nicht viele Sehenswürdigkeiten. Eine kleine Fußgängerzone mit vielen<br />

Cafés und Restaurants, die Tische auf der Straße haben. Das genießen wir sehr,<br />

da es so etwas in La Paz praktisch nicht gibt. Sehr schön ist auch der riesige<br />

Stadtpark. Die Fahrt geht weiter gen Norden zunächst mit dem Ziel Chilecito,<br />

einer im Reiseführer empfohlenen interessanten, kleinen Stadt. Nachmittags<br />

erreichen wir die Quebrada de Jachal mit einem Stausee, Durchbruchstal und<br />

einem schmalen Tunnel - atemberaubende Natur. Zwischendurch erleben wir<br />

einen Sandsturm. Die Straße verläuft kilometerweit gerade mit regelmäßigen<br />

Mulden - den Flussläufen bei Regen. Man fährt wie auf der Berg-und-Tal-Bahn.<br />

Schließlich erreichen wir Chilecito. Wir wählen Cabañas San Miguel etwas<br />

außerhalb mit Pool und viel Natur. Am nächsten Tag besuchen wir das Museum<br />

der knapp 35km langen Cablecarril, welche ein deutsches Ingenieurbüro vor über<br />

100 Jahren entworfen und gebaut hat. Die Seilbahn für den Erztransport war von<br />

1904 bis 1929 in Betrieb und überwand 3500 m Höhenunterschied bis hinauf zum<br />

Cerro Famatina (4600m). Dort wurde Gold und Silbererz gefördert und in den 650<br />

Waggons ins Tal geschafft. Die Arbeiter mussten den Auf- und Abstieg allerdings<br />

in zwei Tagen zu Fuß bewältigen. Abends trinken wir eine Flasche Wein auf unser<br />

Jubiläum - zwei Jahre Aufenthalt in Südamerika!<br />

Unser 41. Reisetag führt uns von Chilecito nach Cafayate durch wunderschöne<br />

Landschaften, Wüste und wieder vorbei an bunten Bergen. Überall stehen<br />

riesige Kandelaberkakteen. Unterwegs besichtigen wir die Ruinen von Quilmes<br />

– offenbar ein Touristenmagnet, denn wie aus dem Nichts tauchen plötzlich<br />

wieder Touristenbusse und viele Rucksäcke mit ungepflegten, jungen Leuten<br />

davor auf. In Cafayate haben wir Probleme eine freie Cabaña zu finden, da fast<br />

alles belegt ist. Mit Ausdauer und ein bisschen Glück finden wir “Luna y Sol”,<br />

ruhig gelegen mit großem Garten und Pool. Der Besitzer ist Franzose. Endlich<br />

In eigener ReiseSache<br />

ist es herrlich warm und windstill. So planen wir eine im Reiseführer empfohlene<br />

2-stündige Wanderung zum Wasserfall in der Nähe. Gut ausgestattet mit Wasser,<br />

Sonnenschutz und guter Laune weisen wir zunächst alle Angebote der Guias<br />

(Jungen zwischen 12 und 18 Jahren) zurück und wollen allein wandern. Nach 20<br />

Minuten vergeblichen Versuchen, den Fluss zu durchqueren und den richtigen Weg<br />

zu finden, schließen wir uns dann doch einer geführten Gruppe mehr oder wenig<br />

zufällig an, was sich für uns als Glücksgriff erweist. Diese “kleine Wanderung”<br />

stellt sich als fünfstündige anstrengende Klettertour über Felsen mit mehrmaliger<br />

Durchquerung des Flusses heraus. Es macht uns Spaß, führt uns aber fast bis an<br />

physische Grenzen. Zumal die Sonne bei etwa 30 °C brennt. Erstaunlicherweise<br />

zeigt Lina keinerlei Schwächen und hat viel Spaß beim Klettern. Das liegt wohl<br />

daran, dass unser Guia ein 15-jähriger schicker Junge ist, den Lina vergöttert und<br />

dabei alle Anstrengungen vergisst.<br />

Mangels Unterkunft starten wir im heißen Cafayate und fahren dann zunächst<br />

durch unglaubliche Landschaften. Links und rechts von uns sehen wir rote,<br />

braune, lila, weiße, gelbe und grüne Berge, besichtigen das “Anfiteatro”,<br />

die “Garganta del diablo” und viele andere unglaublich schöne Berge und<br />

Schluchten. Es gibt viele kleine grüne Papageien, die in kleinen Höhlen in den<br />

Bergen wohnen. Dann erreichen wir Salta, die Gebietshauptstadt im Norden. Hier<br />

machen wir einen Bummel durch die Innenstadt, die viele gepflegte koloniale<br />

Gebäude und eine wunderschöne Plaza besitzt. Da wir aber an diesem Tag noch<br />

dichter zur bolivianischen Grenze wollen, fahren wir anschließend weiter nach<br />

Norden über eine unglaublich kurvige, enge Straße. Dann jedoch kommen wir,<br />

begleitet von heranziehenden dunklen Gewitterwolken vorbei an der “Quebrade<br />

de Humahuaca”, wiederum vielfarbigen Bergen. Diesmal sieht man oft viele<br />

verschiedenfarbige Schichten an einem Berg übereinander. Unglaublich und<br />

wie gemalt! Als es beginnt, dunkel zu werden, suchen wir in Humahuaca eine<br />

Unterkunft, etwa 150 km vor der bolivianischen Grenze. Das Hostal erweist sich<br />

als einfach, aber sehr geschmackvoll und vor allem auch sauber. Wir suchen ein<br />

Restaurant zum Abendessen und erleben den kulinarischen Tiefpunkt der Reise,<br />

jedenfalls was die Getränke anbetrifft. Wir bestellen den Weißwein des Hauses und<br />

erhalten eine Karaffe mit warmem Weißwein, der außerdem eine Fliege enthält<br />

(war schon an Alkoholvergiftung gestorben). Auf die Bitte, eine neue Karaffe zu<br />

bringen, ohne Fliege und gekühlt, erhalten wir erneut warmen Wein und dazu<br />

Eiswürfel(!!). Daraufhin verzichten wir auf Wein und Frank bestellt Bier. Das<br />

wiederum gefriert sofort beim Öffnen der Flasche zu einem Eisklumpen! Das<br />

Essen ist übrigens nicht ganz so schlecht.<br />

Bei Gewitter und strömendem Regen packen wir an unserem 44. Reisetag zum<br />

letzten Mal unsere Sachen ins Auto und fahren in Richtung Grenze. Unterwegs<br />

bewundern wir, wenn auch ohne Sonne, nochmal die herrlich bunten Berge,<br />

erreichen den Grenzort Villazon auf bolivianischer Seite. Die Abfertigung verläuft<br />

wieder typisch bolivianisch. Wir stehen zunächst in der falschen Schlange - zu<br />

der man uns aber geschickt hatte. Niemand der Grenzbeamten arbeitet so richtig<br />

2/2011 60 Käseblatt<br />

Käseblatt 61<br />

2/2011


In eigener ReiseSache<br />

zielstrebig und schnell. Trotzdem schaffen wir einen neuen Rekord und sind<br />

bereits nach 56 Minuten in Bolivien!<br />

Uns überkommt sogleich ein eigenartiges warmes, heimatliches Gefühl, obwohl<br />

noch harte Arbeit auf uns wartet bis La Paz. Erste Herausforderung ist, den<br />

richtigen Weg nach Potosi zu finden. Es gibt keinerlei Hinweisschilder, aber zum<br />

Glück nur eine einzige stadtauswärts führende Straße. Zunächst ist die Straße<br />

noch asphaltiert. Dann wird sehr viel an einer neuen Straße gebaut und es ist über<br />

mehr als 400 Kilometer ein Gemisch aus normaler Schotterpiste, Umleitungen<br />

über noch schlimmere Sandwege und kurze asphaltierte Stücke. So sind wir<br />

froh und erleichtert, gegen 16 Uhr Potosi ohne einen erneuten platten Reifen zu<br />

erreichen. Dort legen wir eine Pause ein und besichtigen die Innenstadt Potosis -<br />

die uns sehr gut gefällt. Spätestens beim Kaffeetrinken bzw. Imbiss merken wir,<br />

dass wir wieder in Bolivien sind - das 4-Gänge-Menü kostete 30 Bolivianos).<br />

Die Fahrt über Oruro nach La Paz ist nun schließlich Routine, wobei es langsam<br />

dunkel wird, was das Fahren nicht unbedingt leichter macht. Gegen 1 Uhr nachts<br />

fallen wir in La Paz nur noch in unser Betten, angefüllt mit Eindrücken von einer<br />

langen, erlebnisreichen Reise.<br />

Es war die längste und schönste Reise bisher für uns - knapp 15 000 Kilometer<br />

mit einer unbeschreiblichen Naturvielfalt. Wir können jedem in Südamerika<br />

Wohnenden diese Reise nur empfehlen.<br />

Kathrin Schönlein und Frank Schwanbeck<br />

Praktische Informationen:<br />

●Rio Gallegos, Hotel “Sehuen” 280 Arg$ (3 Bettzimmer)<br />

●El Calafate, Cabañas “Solares del Sur”, 120 US$ (Cabaña für 4<br />

Personen)<br />

●Puerto Madryn, Hotel “Nueva Leon” 420 Arg$ (Apartment für 6<br />

Personen)<br />

●Neuquén, Hotel “Charbel”, 240 Arg$ (3 Bettzimmer), Restaurant “La<br />

Nana Francesa”<br />

●Chacras de Coria, “Finca Adalgisa”, 300 US$, (Suite)<br />

●Mendoza, Gran Hotel “Balbi”, 330 Arg$ (3 Bettzimmer)<br />

●Chilecito, Cabañas “San Miguel”, 275 Arg$ (3 Personen Cabaña)<br />

●Cafayate, Cabañas “Luna y Sol”, 300 Arg$ (2 Personen Cabaña)<br />

●Humahuaca, Hostal “La Soñada”, 120 Arg$ (2 Bettzimmer)<br />

In eigener ReiseSache<br />

Patagonien - abseits der allzu ausgetretenen Pfade<br />

Patagonien immer noch ein Synonym für Weite, Abgelegenheit und Einsamkeit,<br />

aber auf der anderen Seite längst ein Haupttouristenziel – ein Widerspruch.<br />

Trotzdem lassen sich noch viele Orte finden, wo man noch nicht im Gänsemarsch<br />

wandern muss, sich von der Landschaft überwältigen lassen oder interessanten<br />

Geschichten lauschen kann. Dazu ein paar Tipps – mit der Anmerkung, dass wir<br />

uns dabei immer noch in touristischem Gebiet bewegen. Insbesondere im Januar<br />

in Argentinien ist mit einer großen Zahl einheimischer Reisender zu rechnen.<br />

El Bolsón, Argentinien: Hüttenwandern leicht gemacht<br />

El Bolsón war einst das Zentrum alternativer Lebenskultur in Argentinien. Ein<br />

bisschen ist davon immer noch spürbar, auch wenn der Tourismus den Ort stark<br />

verändert hat. Eine drei- bis viertägige Wanderung führt von einer bewirtschafteten<br />

Berghütte zur nächsten, Cielo Azul, Lago Natación, Cajón Azul. Die Mitnahme<br />

von Zelt und Kocher ist nicht nötig, man bekommt auf den Hütten Essen und<br />

sogar selbst gebrautes Bier. Mit dem Thema kann man nach Rückkehr nach El<br />

Bolsón weitermachen – oder das ebenfalls ausgezeichnete Speiseeis durch kosten.<br />

Parque Nacional Los Alerces, Argentinien: Seen, Flüsse und uralte Bäume<br />

Drei Busse fahren täglich von El Bolsón nach Esquel durch den Nationalpark.<br />

Die Busgesellschaft Jacobsen hat dabei den Vorteil, dass man die Fahrt unterwegs<br />

überall, auch für mehrere Tage, unterbrechen kann. Im Park gibt es viele<br />

Campingplätze verschiedener Kategorien, z.B. Lago Verde und Río Arrayanes.<br />

Von dort aus kann man schöne Wanderungen und einen Bootsausflug zu den<br />

jahrtausendealten Alerce-Bäumen unternehmen.<br />

Trevelín, Argentinien: Walisisch Tee trinken<br />

Trevelín ist das einzige von Walisern gegründete Dorf im Westen Argentiniens.<br />

Noch heute trifft man rothaarige Menschen, die ihre alte europäische Sprache<br />

sprechen. Im „Nain Maggie“ und „La Mutisia“ wird die walisische Teetradition<br />

weiter gepflegt. Nach einem Pott Tee, Toast mit Butter und Käse, Scones mit<br />

Marmelade und einem repräsentativen Überblick über die Kuchen des Tages<br />

erübrigt sich im allgemeinen das Abendessen. Lohnen ist auch ein Besuch des<br />

Museums „Cartref Taid“, wo Clery Evans die Geschichte ihres Großvaters John<br />

und dessen Pferd Malacara erzählt.<br />

Villa O’Higgins – El Chaltén: Zu Fuß über die Grenze<br />

Villa O’Higgins ist das Ende der Carretera Austral. Wenn man weiter nach<br />

2/2011 62 Käseblatt<br />

Käseblatt 63<br />

2/2011


In eigener ReiseSache<br />

Argentinien will, ist es von Vorteil, kein Auto dabei zu haben. Denn der<br />

Grenzübergang nach El Chaltén geht nur in einer Kombination Schiff-Fußweg-<br />

Schiff. Dennoch – oder gerade deswegen – erfreut sich dieser Grenzübergang<br />

in den letzten Jahren einer wachsenden Beliebtheit. Wer sein Gepäck nicht<br />

selbst tragen möchte, kann ab Candelario Mansilla, einem Zweihäuserort mit<br />

chilenischem Grenzposten, einen Pferdetransport organisieren (was allerdings<br />

nicht immer klappt). Noch ein echter Geheimtipp ist die sechstägige Wanderung<br />

ab Candelario Mansilla zu einen spektakulären Aussichtspunkt oberhalb des<br />

O’Higgins-Gletschers. Das „Ministerio de Bienes Nacionales“ (www.bienes.cl)<br />

hat dazu in der Reihe „Rutas Patrimoniales“ eine kostenlose Wanderbroschüre<br />

veröffentlicht, die im Internet heruntergeladen werden kann und gelegentlich bei<br />

Touristeninformationen erhältlich ist. Für die Wanderung sollte man neben der<br />

entsprechenden Ausrüstung über ein GPS-Gerät und Erfahrung in der Orientierung<br />

im Gelände verfügen.<br />

Baños El Caulle, Chile: Wandern am Vulkan, heißes Bad inklusive<br />

Die viertägige Wanderung führt nach einem steilen Anstieg durch regennassen<br />

Wald am Vulkan Puyehue entlang und durch wüstenartige Geröllfelder zu völlig<br />

naturbelassenen heißen Quellen und Geysiren. Der Ausgangspunkt Anticura liegt<br />

fast an der Grenze zu Argentinien und ist von Osorno mit dem Bus zu erreichen<br />

(wer um 10:30 Uhr abfährt, schafft am gleichen Tag noch den Aufstieg zum<br />

Refugio). Die Wanderung ist, ebenso die im Nationalpark Huerquehue, im Lonely<br />

Planet „Trekking in the Patagonian Andes“ beschrieben.<br />

In eigener ReiseSache<br />

übertreffen. Das Gleiche gilt für das Refugio Tinquilco (www.tinquilco.cl). Die<br />

Unterkunft, die neben einer reichhaltigen Bibliothek sowohl über Doppel- als<br />

auch über Vierbettzimmer verfügt, wird vom Dokumentarfilmer und Hobbykoch<br />

Patricio Lanfranco geführt. Hervorragendes Essen und interessante Gespräche<br />

sind garantiert.<br />

Casa Chueca, Chile: Entspannen im Weinland<br />

Die von einer deutsch-österreichischen Familie geführte Casa Chueca ist beileibe<br />

kein Geheimtipp mehr. Das 6-Hektar-Gelände liegt ein paar Kilometer außerhalb<br />

Talcas mitten im Hauptweinbaugebiet Chiles und bietet über das eigene Reisebüro<br />

El Caminante Ausflüge aller Art in die Umgebung an. Diese oft übersehene<br />

bzw. einfach durchfahrene Gegend bietet viel mehr Attraktionen, als allgemein<br />

bekannt ist. Wem Aktivitäten zu anstrengend sind, der entspannt einfach am<br />

Swimmingpool, probiert Wein und genießt das hervorragende Frühstück und<br />

Abendessen im Kreise von Familie und Reisenden.<br />

Manuel Lins<br />

Siete Lagos, Argentinien: Zelten am See<br />

Viele fahren die Sieben-Seen-Route von Bariloche nach San Martín de los Andes,<br />

viel zu wenige legen unterwegs einen Übernachtungsstopp ein. Dabei ist es ganz<br />

einfach: Man steigt am Lago Falkner direkt am Campingplatz aus dem Bus aus<br />

und fährt am nächsten Tag mit dem Bus weiter. Und kann die Landschaft ein<br />

bisschen länger als nur einen kurzen Blick aus dem Fenster genießen. In San<br />

Martín findet sich ganz in der Nähe des Hafens in der Costanera 814 die „Casa de<br />

Té Beigier“. Wem das Teetrinken in Trevelín schon keinen Spaß gemacht hat, dem<br />

wird es im Beigier auch nicht gefallen.<br />

Nationalpark Huerquehue, Chile: Araukarien, heiße Quellen und das beste Essen<br />

Patagoniens<br />

Der Nationalpark Huerquehue, nur 35 Kilometer von Pucón entfernt, ist<br />

erfreulicherweise, aber unverdientermaßen noch relativ unbekannt. Dabei ist<br />

die Landschaft mit den urtümlichen Araukarien, den Lenga-Wäldern, den vielen<br />

kleinen Bergseen und den wenig touristischen Termas Río Blanco kaum zu<br />

2/2011 64 Käseblatt<br />

Käseblatt 65<br />

2/2011


In eigener ReiseSache<br />

Unterkünfte in Bolivien – meine persönlichen Top Ten<br />

Wohlgemerkt: Das ist meine ganz private, höchst subjektive Rangliste von<br />

Unterkünften in Bolivien. Dabei spielt die Preisklasse überhaupt keine Rolle,<br />

tatsächlich variiert sie extrem. Das einzige wirkliche Kriterium für die Aufnahme in<br />

die Liste ist der Wohlfühlindex. Jede Unterkunft, wo ich gut geschlafen, vielleicht<br />

auch gut gegessen und mich vor allen Dingen einfach wohl gefühlt habe, hatte<br />

zunächst einmal eine Chance auf Aufnahme in die Top Ten. Das Entscheidende<br />

war dann allerdings der persönliche Touch. Den hat nicht jedes Hotel, auch wenn<br />

es schön und komfortabel ist. Geschafft haben es...<br />

In eigener ReiseSache<br />

Die Reihenfolge innerhalb der Liste stellt keine Wertung da, sondern erfolgte nach<br />

Regionen. Bei einigen war die Aufnahme knapp, möglicherweise würden sie es<br />

heute nicht mehr schaffen; bei anderen stand sie außerhalb jeder Frage. Sicherlich<br />

gibt es noch weitere Unterkünfte, die es verdient hätten, in dieser Liste vertreten<br />

zu sein. Aber vielleicht habe ich da nie gewohnt, oder ich war schlecht gelaunt.<br />

Wer mitgezählt hat, wird bemerkt haben, dass es gar nicht zehn, sondern zwölf<br />

Unterkünfte sind. Insofern ist die Bezeichnung Top Ten ein wenig ungenau. Was<br />

soll’s.<br />

Manuel Lins<br />

Name der Unterkunft Ort (Departamento) Kurzbeschreibung<br />

Las Olas<br />

Copacabana<br />

(La Paz)<br />

Stilvolle Cabañas mit Blick<br />

auf den Titicaca-See<br />

La Estancia<br />

Hostal Las Piedras<br />

Castillo del Loro<br />

Countryhouse<br />

Refugio Los<br />

Volcanes<br />

Hotel Chiquitos<br />

El Cafetal<br />

Hacienda Cayara<br />

Huata<br />

Cepas de mi Abuelo<br />

Paraiso del Tordo<br />

Isla del Sol<br />

(La Paz)<br />

Sorata<br />

(La Paz)<br />

Zwischen Chulumani<br />

und Unduavi<br />

(La Paz)<br />

Chulumani<br />

(La Paz)<br />

Nahe Samaipata<br />

(Santa Cruz)<br />

Concepción<br />

(Santa Cruz)<br />

Buena Vista<br />

(Santa Cruz)<br />

Nahe Potosí<br />

(Potosí)<br />

Nahe Sucre<br />

(Chuquisaca)<br />

Villa Abecia<br />

(Chuquisaca)<br />

Valle del Medio,<br />

zwischen Tarija und<br />

Villamontes<br />

(Tarija)<br />

Komfortable Adobehütten,<br />

die sich wie ein Dorf in die<br />

Landschaft fügen<br />

Ganz einfach das<br />

sympathischste Hostal<br />

Soratas mit dem besten<br />

Frühstück<br />

Charaktervolles Spukschloss<br />

am Rande der Straße in die<br />

Süd-Yungas<br />

Kleines, einfaches und<br />

nettes Hostal, vom<br />

Eigentümer geführt<br />

Gute Unterkunft und Küche<br />

in einer der unglaublichsten<br />

Landschaften Boliviens, ach<br />

was!, des Planeten<br />

Gutes und doch persönliches<br />

Hotel in Familienbesitz<br />

Swimmingpool,<br />

Kaffeeplantage, Urwald –<br />

was will man mehr?<br />

Landgut aus dem 16.<br />

Jahrhundert, in dem die<br />

Geschichte noch lebendig ist<br />

Ehemaliger Präsidentensitz<br />

inmitten herrlicher Gärten<br />

Wo einem im Innenhof die<br />

Weintrauben fast in den<br />

Mund wachsen<br />

Wunderbarer Landsitz<br />

in einer Region, die sehr<br />

chapaco ist<br />

2/2011 66 Käseblatt<br />

Käseblatt 67<br />

2/2011


In eigener ReiseSache<br />

Torotoro - Nationalpark: Ein besonderes Erlebnis<br />

Wer wie wir nur eine begrenzte Zeit in Bolivien lebt, möchte natürlich in dieser Zeit<br />

die typischen Naturschönheiten und -besonderheiten des Landes kennenlernen.<br />

Bolivien bietet eine weltweit unvergleichliche Breite an verschiedenartigen<br />

Naturgegebenheiten. Insgesamt 21 Nationalparks gibt es heute in Bolivien. Also<br />

viele Möglichkeiten für fleißig Reisende.<br />

Als Geheimtipp von Kollegen und Freunden erreichte uns der zum Nationalpark<br />

Torotoro ca. 170 Kilometer südlich von Cochabamba. Wir nutzten die Osterferien<br />

für einen Besuch. Wie schon häufig anderenorts war die Anreise ein besonderes<br />

Abenteuer. Da wir von Sucre aus unterwegs waren und auf möglichst direktem<br />

Weg nach Torotoro fuhren, waren die “Wege” abenteuerlich - wir benötigten<br />

für ca. 400 Kilometer 11 Stunden. Die letzten 62 Kilometer fuhren wir dann im<br />

Dunkeln und suchten bei den vielen Flussdurchfahrten jeweils nach dem besten<br />

Weg. Die Mühe wurde jedoch belohnt, wir erreichten einen kleinen unscheinbaren<br />

Ort mit typisch bolivianischem und gleichzeitig touristischem Flair. Kleine Hotels<br />

und Unterkünfte, eine Touristeninformation und wenige kleine Restaurants sind<br />

in den letzten Jahren entstanden. Zu empfehlen ist das Hostal Asteria unweit der<br />

Plaza des Ortes mit einfachen aber sauberen Zimmern, Privat-Bad und einem sehr<br />

guten Restaurant mit erstaunlich abwechslungsreicher Speisekarte. Es gibt sogar<br />

einige vegetarische Gerichte, was in Bolivien bekanntlich eine Seltenheit ist.<br />

Der eigentliche Grund für einen Besuch des Ortes ist aber die unvergleichliche<br />

Natur in der unmittelbaren Umgebung. Berge, die wie Krokodilzähne aussehen,<br />

eine riesige Schlucht - der Gran Canyon del Rio Sucusuma mit dem paradiesischen<br />

Ort “El Vergel” an einem herrlichen Wasserfall auf dem Grund der Schlucht. Hier<br />

konnten wir Condore beobachten und die müden Füße im klaren kühlen Wasser<br />

baden.<br />

Außerdem ist unbedingt ein Besuch der Ciudad de Itas zu empfehlen, einer<br />

Sandsteinformation, die über Jahrtausende von Wind und Wasser zu abenteuerlich<br />

anzusehenden Figuren umgestaltet wurde - z.B. einer riesigen Kirche,<br />

verschiedenen riesigen Tieren und anderen Dingen. Besonderen Spaß machte<br />

unserer Tochter das angeseilte Klettern in den Felsen.<br />

Alle diese Ziele sollte man nur zusammen mit einem ortskundigen Führer<br />

aufsuchen, anders findet man sie kaum. Über Boliviens Grenzen hinaus bekannt<br />

ist der Nationalpark aber wegen der unzähligen Spuren der Dinosaurier, die man<br />

hier überall findet und die bis zu 60 cm groß sind.<br />

In eigener ReiseSache<br />

lang auf dem Bauch (Kriechhöhe 50 - 60 cm) durch eine Enge, die beklemmt<br />

und das alles in völliger Finsternis, wären da nicht die kleinen Lämpchen am<br />

Schutzhelm. Wir waren jedenfalls froh, gesund wieder das Tageslicht zu erblicken.<br />

Wie wir danach (!) vom Guia erfuhren, ist die Höhle für Personen unter 15 Jahren<br />

und über 130 Kilogramm nicht geeignet. Die 2. Bedingung war kein Problem für<br />

uns, jedoch ist unsere Tochter sieben Jahre - und es machte ihr natürlich riesig<br />

Spaß.<br />

Das im Ort gelegene Museum „Pachamama Wasi“ zeigt tausende prähistorischer<br />

Steine, Versteinerungen von Meerestieren und Pflanzen, allerlei Fantasiesteine<br />

und eine kleine Tyrannosaurus Replik am Eingang. Es ist das Zuhause von David<br />

Gonzáles, der viele Jahre damit verbracht hat, im Park Fossilien zu sammeln.<br />

Inzwischen bringen die kleinen Dorfkinder gegen das Geld für ein Eis die<br />

Kostbarkeiten zu ihm nach Haus. Für unseren Geschmack der pure Kitsch aber<br />

unserer Tochter, deren Taschen immer voller gesammelter Steine sind, hat es sehr<br />

gefallen.<br />

Mindestens zwei bis drei Tage sollte man sich nehmen, um diesen wunderschönen<br />

Nationalpark zu besichtigen.<br />

Hotelempfehlung:<br />

http://hostalasteria.com<br />

Frank Schwanbeck<br />

Für uns war jedoch der Besuch der Höhle “Caverna de Umajalanta” der Höhepunkt<br />

der Reise. In Deutschland undenkbar klettert man hier in knapp 2 Stunden über bis<br />

zu 6 Meter hohe Felsen, lässt sich am Seil mehrere Meter hinunter, schwebt da an<br />

einer abenteuerlichen Felskante 10 Meter über einem See und kriecht fast 5 Meter<br />

2/2011 68 Käseblatt<br />

Käseblatt 69<br />

2/2011


In eigener ReiseSache<br />

21 Stunden auf dem Gipfel des Illimani -<br />

Ein windiger Zeltplatz mit atemberaubenden Ausblicken<br />

Flughafen La Paz, El Alto, 4060 m ü NN. Ich sitze in einer Boing 737-300 von<br />

La Paz nach Santa Cruz. Alle 149 Passagiere sind an Bord. Startgewicht: Über 60<br />

Tonnen. Die Stewardessen führen wie immer kurz vor dem Start die einstudierten<br />

Pantomimen auf. Es geht los. Die Passagiere werden in die Sitze gedrückt,<br />

wir heben ab. Innerhalb von sechs Minuten haben wir eine Höhe von 6000 m<br />

erreicht und nach neun Minuten sind wir auf Augenhöhe des Illimani. Der Gipfel<br />

ist zum Greifen nahe. Könnten wir jetzt ein Fenster in dieser abgeschlossenen<br />

Druckkabine öffnen, könnten wir die Kälte, die Sauerstoffarmut und den geringen<br />

Luftdruck spüren. In nur 9 Minuten von 4060 m über NN auf 6439 m, so schnell<br />

und mühelos kann es gehen.<br />

Ortswechsel:<br />

Etwa 3 Fahrstunden von La Paz entfernt liegt am Fuße des Illimani der winzige<br />

Ort Pinaya, Ausgangspunkt der meisten Illimanibesteigungen.<br />

Wir, das sind zwei Bergführer, zwei Träger und vier zahlende Bergsteiger.<br />

Das Ziel soll der Illimanigipfel sein. Wir möchten den Gipfel jedoch nicht nur<br />

erreichen, sondern wir wollen dort auch unsere Zelte aufschlagen. Als ich vor<br />

vier Jahren zum ersten Mal auf diesem Gipfel stand, entstand die Idee, auf dem<br />

höchsten Punkt des Illimani zu übernachten. Die Träger teilten uns mit, dass diese<br />

Idee ganz schön verrückt sei und noch keiner auf dem Gipfel geschlafen habe.<br />

Camping in 6439m Höhe.<br />

Vorteil: Ein Campingplatz ohne Gebühren mit atemberaubenden Ausblicken.<br />

Nachteil: Warmwasserduschen und gepflegte Toiletten fehlen.<br />

Drei Pferde tragen unsere<br />

Ausrüstung zum malerisch<br />

gelegenen Basiscamp in 4500<br />

m Höhe.<br />

Am nächsten Tag tragen wir<br />

unsere Ausrüstung selbst.<br />

Unsere Rucksäcke wiegen<br />

zwischen 15 und 20 kg und sind<br />

vollgepackt mit drei Zelten,<br />

Schlafsäcken, Isomatten,<br />

zwei Benzinkochern,<br />

Bergsteigerseilen, Karabinern,<br />

Eispickeln, Steigeisen,<br />

Eisschrauben, Nudeln, Reis,<br />

In eigener ReiseSache<br />

Tütensuppen und Schokolade. Über langgestreckte Seitenmoränen und erste<br />

kleine Schneefelder geht es Meter um Meter weiter aufwärts. Entlang einer<br />

Gletscherzunge mit tiefen Gletscherspalten klettern wir hinauf bis zum nächsten<br />

Hochcamp in 5450 m Höhe.<br />

Dieses Camp heißt „Nido de Condores“. Von Kondoren ist nichts zu sehen, es<br />

fliegen aber zwei Caracaras an uns vorbei. Diese falkenähnlichen Vögel sind<br />

volkstümlich unter dem Namen Maria bekannt und sollen nach bolivianischem<br />

Glauben Glück bringen. Gut so.<br />

Nach einer kurzen Nacht geht es am nächsten Morgen um 04:00 Uhr weiter. Ein<br />

Haferflockenfrühstück und Tee wecken die Lebensgeister. Die scharfkantigen<br />

Steigeisen erfüllen jetzt auf dem Gletscher ihren Zweck, und unsere Stirnlampen<br />

leuchten uns Schritt für Schritt den Weg. Die nächsten 1000 Höhenmeter führen<br />

stellenweise über schmale und steile Eisgrate, hauptsächlich geht es aber in einem<br />

Zick-Zack-Kurs konstant bergauf.<br />

Der Sonnenaufgang<br />

taucht die<br />

Umgebung in ein<br />

goldgelbes Licht<br />

und der Schatten<br />

des Illimanigipfels<br />

breitet sich über<br />

die Wolkendecke<br />

aus, dieses<br />

Naturschauspiel<br />

gibt Kraft für<br />

die nächsten<br />

Höhenmeter. Ab<br />

einer Höhe von<br />

6000 m lechzen die<br />

Lungenflügel nach<br />

jedem Sauerstoffatom.<br />

Nach einem letzten sehr steilen Anstieg haben wir es geschafft, nach zwei Tagen<br />

Aufstieg stehen wir um 12:30 Uhr auf dem 6439 m hohen Gipfel des Illimani.<br />

Nach Osten schauen wir auf die nebelverhangenen Yungas, im Südwesten sehen<br />

wir den 200 km entfernten Sajama aufragen und der Lago Titicaca glitzert im<br />

Westen in der Sonne.<br />

Mühselig ebnen wir mit unseren Eispickeln eine Fläche für unsere Zelte. Das<br />

Aufstellen der Zelte bereitet uns bei heftigem Wind ebenfalls Schwierigkeiten,<br />

ein falscher Handgriff und die Zeltplanen würden Richtung Coroico fliegen.<br />

Nach 30 Minuten stehen sie aber, und wir kriechen sofort in die windgeschützte<br />

Behausung.<br />

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Käseblatt 71<br />

2/2011


In eigener ReiseSache<br />

Eine besondere Kunst ist es, in dieser Höhe warmes Essen zuzubereiten. Ein Topf<br />

Schnee wird erst nach 30 Minuten zu Wasser, und dann dauert es noch mal eine<br />

Weile, bis das Wasser wirklich kocht. Aufgrund des geringen Luftdrucks kocht<br />

das Wasser allerdings schon bei 78 °C, das hat den Vorteil, dass ein Tee sofort<br />

trinkbar ist, es hat jedoch den Nachteil, dass selbst Spitzenköche Nudeln niemals<br />

„al dente“ bekommen. So begnügen wir uns mit halbgaren Nudeln und einer<br />

Hühnersuppe, zum Nachtisch gibt es Schokolade.<br />

Ein dichter Hochnebel vermiest uns die Weitsicht, also kriechen wir mit unseren<br />

Daunenjacken und Thermohosen in unsere Schlafsäcke. Die Zeltinnentemperatur<br />

beträgt -12 °C. Nicht die Kälte sondern die dünne Luft lässt uns nicht richtig<br />

schlafen. So dösen wir bis zum Morgengrauen vor uns hin. Als die Sonne über die<br />

Wolken lugt genießen wir das sagenhafte Schattenspiel der fünf Illimanigipfel.<br />

In eigener ReiseSache<br />

die Bergsteiger da oben? Warum sind sie da oben? Und warum haben sie dort<br />

oben gezeltet?“<br />

Während des Aufstiegs spukten ähnliche Fragen durch meinen Kopf. Die eigenen<br />

Grenzen zu spüren und kennen zu lernen, das Abenteuer und die fantastischen<br />

Ausblicke sind nur Teilantworten auf solche Fragen. Vielleicht gibt es ein<br />

Bergsteigervirus welches einige Leute befällt und diese immer wieder auf andere<br />

Gipfel zwingt. Ich glaube so ein Virus gibt es wirklich, denn schon während des<br />

Abstiegs kam die Frage auf: „Auf welchen Gipfel geht es als nächstes hinauf?“<br />

Text & Fotos: Patrick Hartwigt<br />

Nach 21 Stunden auf dem Gipfel begeben wir uns auf den Abstieg. Noch heute<br />

Abend wollen wir in La Paz in unseren Betten liegen, dies ist auch zu schaffen, da<br />

der Abstieg wesentlich schneller verläuft.<br />

Kurz vor dem Abstieg fliegt eine kleine Boeing an uns vorbei. Vor neun Minuten<br />

stand diese Maschine noch auf dem Startfeld von La Paz. Vielleicht mit einem<br />

Tomatensaft in der Hand sehen uns die Passagiere und fragen sich: „Was machen<br />

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Käseblatt 73<br />

2/2011


In eigener Aktuell Sache<br />

Die schönste Nebensache der Welt<br />

Nein, es geht hier nicht um Frauen, die sind natürlich die schönste Hauptsache<br />

der Welt - sondern um König Fußball.<br />

Der Mai ist vorbei und das bedeutet, die Fußball-Saison in Deutschland ist zu<br />

Ende. Im Zeitalter des Internets und Satelliten-Fernsehens ist natürlich jeder<br />

Interessierte auch in Bolivien informiert über das Ergebnis der Saison. Dazu hier<br />

nur ein paar Gedanken ...<br />

In eigener Aktuell Sache<br />

<strong>Monatsblatt</strong> bekannt ist, freut sich über die sofortige Korrektur des Zweitliga-<br />

Abstiegs des Vorjahres.<br />

Es geht wieder aufwärts! Wir alle freuen uns auf die neue Saison ab August und<br />

auf sicher neue Überraschungen. Das macht den Fußball so interessant.<br />

Auf ein Neues!<br />

Frank Schwanbeck<br />

Die Bundesliga ist 48 Jahre alt (genauso wie ich), es wurden 48 deutsche Meister<br />

seit 1963 ausgespielt (Bayern davon allein 21 mal), 48 mal Absteiger ermittelt<br />

(mal zwei, mal drei).<br />

So verrückt und unerwartet wie im abgelaufenen Jahr war es aber wohl noch nie.<br />

Der 1. FSV Mainz 05 und Hannover 96 bestimmten bis zum Ende das Bild an<br />

der erweiterten Tabellenspitze mit, der 1. FC Nürnberg, der FC St. Pauli und auch<br />

Eintracht Frankfurt waren zumindest eine Halbserie lang im vorderen Mittelfeld<br />

zu finden. Und, lange nicht gewesen, die deutschen Meister der letzten Jahre VfL<br />

Wolfsburg (2009), der VfB Stuttgart (2007) und Werder Bremen (2004) kämpften<br />

bis zum vorletzten bzw. sogar letzten Spieltag gegen den Abstieg. Am Ende hielten<br />

sie die Klasse, aber eben doch nur knapp.<br />

Was gab es sonst noch Bemerkenswertes?<br />

14 Trainerentlassungen in der 1. Bundesliga gab es wohl auch noch nicht in einer<br />

Saison, dabei in Stuttgart und Köln sogar zwei innerhalb der Saison. So einige<br />

Trainer, allen voran natürlich Felix Magath, wechselten dabei eigentlich nur kurz<br />

den Klub.<br />

Im Rückblick darf aber die grandiose Leistung des neuen Deutschen Meisters<br />

Borussia Dortmund nicht unerwähnt bleiben, irgendwie überraschend, wie<br />

souverän die Dortmunder durch die Saison marschierten.<br />

Eher normal war, dass der Hamburger SV gut begann, dann wiederum alles<br />

vermasselte, dass der FC Bayern wie so oft nach einer Fußball-WM eine sehr<br />

mäßige Saison hinlegte und Bayer Leverkusen Tabellenzweiter wurde, diesmal<br />

jedoch eher souverän und überzeugend.<br />

Es gab in diesem Jahr auch Balsam auf einige mir gut bekannte Fußball-Seelen<br />

in La Paz, eingeschlossen innerhalb unserer Redaktion. Glückwunsch Hertha<br />

BSC zur sofortigen Rückkehr ins Oberhaus. Leider reicht es auch in diesem Fall<br />

nicht zum Titelbild des <strong>Monatsblatt</strong>s, aber immerhin zur Erwähnung. Und der<br />

wohl einzige Anhänger von Hansa Rostock in Bolivien, der zufällig auch dem<br />

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Käseblatt 75<br />

2/2011


In eigener Aktuell Sache<br />

Primer Taller de Pedagogia de Museos<br />

Goethe Institut La Paz: 17.+18. Mai 2011<br />

Referentin: Museumspädagogin Nicole-Maria Scheda, Solingen<br />

Dem Museumsführer zu folgen und ihm zu lauschen - das ist bestimmt<br />

interessant. Doch kurzen Erläuterungen zuzuhören, gleichzeitig bereits unruhig<br />

von einem Fuß auf den anderen zu trippeln, es kaum erwarten zu können, endlich<br />

auf Entdeckungstour gehen zu dürfen - das ist etwas anderes.Ersteres betrifft<br />

das bekannte Museumsmodell: es sammelt, pflegt, bewahrt und stellt Exponate<br />

aus. Bei dem zweiten zeigt sich, dass da Museumspädagogen vorbereitend am<br />

Werke waren. Und dies hatte das erste Seminar über Museumspädagogik des<br />

Goethe Institutes am 17. und 18. Mai 2011 zum Thema.Man kennt ja die mit<br />

Blättern und Stift durchs Museum huschenden Kinder. Auf diese Zielgruppe<br />

haben sich die Ausstellenden inzwischen eingerichtet. Dann wurde bemerkt,<br />

dass mancher Erwachsene etwas “neidisch” auf die so sehr begeisterten und<br />

beschäftigten Kleinen, Schüler und Jugendlichen schauten.Anschließend<br />

dürfen die ja normalerweise auch noch das Erfahrene, Entdeckte und Gelernte<br />

durch praktisches Handeln umsetzen. Z.B. im Museo de Arte, La Paz wird<br />

entworfen, gemalt, geformt, gebastelt und gehämmert. (Man muss nur fragen!).<br />

Im Besucherbergwerk Rammelsberg / Deutschland werden geschöpfte Farben<br />

aufbereitet und für kleine Gemälde benützt. Im Salzbergwerk Bad Friedrichshall<br />

können die jungen Besucher Salz abschlagen (und der Mutter daheim die Suppe<br />

versalzen). Die Referentin machte klar, dass an Hand der Museumspädagogik ein<br />

Besucher befähigt werden soll, “das Museum als Wissensspeicher und Erlebnisort<br />

In eigener Aktuell Sache<br />

SELBSTÄNDIG zu nutzen ... Vermittlungsarbeit ist integraler Bestandteil der<br />

Institution Museum und realisiert maßgeblich ... ihren Bildungsauftrag.” (Nicole<br />

Scheda) Damit erweitert das Erlebnisfeld Museum die Zielgruppen z.B. um mehr<br />

Erwachsene, Senioren, thematisch Interessierte, Behinderte und andere Gruppen<br />

und soll auch zum “Bürgermuseum” werden.Nicole Scheda gab den Teilnehmern<br />

des Seminars sehr viel Material zur ersten Umsetzung des Vorgetragenen an die<br />

Hand. Die begonnene Weiterbildung soll zur Freude aller Teilnehmer fortgesetzt<br />

werden.<br />

Ute März<br />

2/2011 76 Käseblatt<br />

Käseblatt 77<br />

2/2011


In eigener LeuteSache<br />

Hallo Alle!!!<br />

In eigener LeuteSache<br />

Erwischt!<br />

Wir sind die Familie Pasig. Seit Dezember leben wir wieder in Bolivien. Es ist<br />

unser dritter Aufenthalt in diesem Land, inzwischen sind es insgesamt neun Jahre.<br />

Die Familie besteht jetzt aus fünf Köpfen – meine Frau Jenny, unsere drei Töchter<br />

Carolina (6 Jahre), Sabrina (4 Jahre), Adriana (7 Monate) und ich. Die beiden<br />

ältesten Töchter sind in Tarija auf die Welt gekommen, also jetzt wieder zu Hause.<br />

Wir waren vorher vier Jahre in Paraguay. Dort war ich als Hydrogeologe und<br />

Projektleiter für die deutsche Entwicklungshilfe bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften<br />

und Rohstoffe (BGR) in Hannover tätig. In Bolivien bindet mich ein<br />

neues, von der europäischen Union finanziertes Programm als internationaler Berater.<br />

Der Titel des Vorhabens lautet „Programa de Gestión Sostenible y Manejo<br />

de los Recursos Naturales de la Cuenca del Lago Poopó“. Mit diesem Programm<br />

versuchen wir, die lokalen und nationalen Institutionen dabei zu unterstützen, die<br />

natürlichen Ressourcen des Wassereinzugsgebietes des Poopó Sees besser als<br />

bisher und vor allem nachhaltig zu nutzen. In der Region sind zahlreiche Minen in<br />

Betrieb, die die natürlichen Ressourcen, vor allem das Oberflächen- und Grundwasser<br />

kontaminieren, und damit die Lebenskonditionen der Bevölkerung beeinträchtigen<br />

können.<br />

Wir freuen uns sehr, wieder in Bolivien leben zu dürfen und hoffen, diesmal auf<br />

einen ebenso schönen Aufenthalt wie früher und vor allem auf viele neue Freunde.<br />

Ronald Pasig und die ganze Familie<br />

Seitdem wir im Januar in La Paz angekommen sind, befinden wir uns auf der<br />

Flucht vor der Redaktion des <strong>Monatsblatt</strong>s. Jetzt, kurz vor Redaktionsschluss für<br />

diese Ausgabe, haben sie meinen Mann Hans-Peter und mich tatsächlich doch<br />

noch aufgespürt.<br />

Also gut: Natürlich freuen wir uns (obligatorische Formulierung für derlei Berichte),<br />

hier zu sein. Wir haben auch gar kein Problem damit, dass uns einiges<br />

an Gepäck abhanden gekommen ist, unser Container nicht aus dem Zoll wollte,<br />

wir entgegen unseren sonstigen Gewohnheiten wochenlang getrennt und außer<br />

Haus geduscht haben, wir ein Auto zwar schon bezahlt, aber immer noch nicht<br />

bekommen haben und die beim Lehrersport erlittenen Verletzungen nur langsam<br />

abheilen. Und warum haben wir damit kein Problem? Weil wir ganz herzlich und<br />

freundlich von Kollegen und Mitarbeitern des Colegio Alemán aufgenommen und<br />

unterstützt worden sind. Vielen Dank dafür!<br />

Mittlerweile fühlen wir uns hier sehr wohl und freuen uns über die freundschaftliche<br />

und liebenswürdige Stimmung allerorts. Wir genießen die Natur beim Radeln<br />

und das Abenteuer neuer Entdeckungen im Allgemeinen.<br />

Auch finde ich es spannend und horizonterweiternd, nach meiner Ausbildung<br />

zur Industriekauffrau, meinem Lehramtsstudium (Englisch und Deutsch), meiner<br />

Tätigkeit im höheren Dienst als Berufsberaterin für Abiturienten und Studierende<br />

und dem langjährigen Einsatz als Studienrätin in Rheinland-Pfalz an der<br />

Deutschen Schule in La Paz in der Sekundaria zu unterrichten.<br />

Herzlichst,<br />

Susanne Lippik und Hans-Peter Brücher<br />

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Käseblatt 79<br />

2/2011


In eigener LeuteSache<br />

Die Karawane zieht weiter…<br />

Nach 4 Jahren verlassen die Manderlas Bolivien.<br />

Nicht dass unsere vier Jahre in Bolivien langweilig gewesen wären: Bloqueos und<br />

Bergbesteigungen, Touren und Tränengas, Diebstahl und Distanzen könnte man<br />

als Schlagworte benutzen, um unsere Zeit in Bolivien zu charakterisieren.<br />

Wir waren erst ein paar Tage in La Paz und holten unser neues Auto vom Händler<br />

ab. Keine 24 Stunden später war es dann auch schon aufgebrochen und fachmännisch<br />

„ausgeweidet“. Drei Monate hat die Reparatur gedauert und eine richtige<br />

Stange Geld gekostet. Kaum war der Wagen fertig, ging’s auf die erste Tour<br />

durch Bolivien. In Sucre gab es Freitag vormittags eine friedliche Kundgebung.<br />

Als diese vorbei war, kamen Vermummte und zündeten an allen vier Ecken des<br />

Hauptplatzes Autoreifen an. In unserem Hotel „Colonial“ saßen wir tatsächlich<br />

in der ersten Reihe, direkt unter unserem Fenster brannten die Autoreifen. Das<br />

Hotel hatte dicht gemacht, keiner kam mehr rein oder raus. Vom Dach des Etablissements<br />

aus hatten wir einen eindrucksvollen Blick auf die wogende Schlacht<br />

zwischen Studenten und der Polizei, bis dann eine Tränengas-Granate direkt vor<br />

unseren Füßen landete und die Rauchschwaden uns mit tränenden Augen und<br />

brennendem Gesicht vom Dach vertrieben.<br />

Wir wollten am nächsten Morgen die Stadt verlassen, aber alle Ausfahrtstraßen<br />

waren von Demonstranten abgeriegelt. Ein freundlicher Taxifahrer zeigte uns<br />

einen Schleichweg: auf der Straße nach Tarabuco bis zur Tranca, dort rechts ab in<br />

ein Flussbett, diesem einige Kilometer folgen bis zur Straße nach Potosi, die wir<br />

In eigener LeuteSache<br />

wenige Kilometer hinter der Straßensperre am Stadtrand von Sucre erreichten. An<br />

diesem Wochenende im November 2007 gab es leider drei Tote als Resultat der<br />

Straßenschlachten.<br />

In den ersten drei Monaten hat uns Bolivien gleich viel von seinem Gesicht<br />

gezeigt. Will man dieses Land in Worte fassen, so fehlen einem diese meistens, zumindest<br />

geht es uns so. Vielleicht kennzeichnet folgender Spruch einer Alteingesessenen<br />

die Sympathie für das Land am besten: „La Paz grows on you“. Und<br />

das tat es dann auch. Bolivien und insbesondere das Altiplano dürften wohl das<br />

Authentischste sein, was man in diesem Kontinent finden kann. Wo sonst prägen<br />

Cholitas das Straßenbild so markant? Aber auch: wo sonst gibt es derartig viele<br />

bloqueos, movilizaciones, paros, huelgas etc.? Wer hätte wegen dieser Philosophie<br />

seine Reisepläne nicht schon umwerfen, anpassen oder überdenken müssen? Und<br />

irgendwann, ganz ehrlich, geht einem das doch schon ganz schön auf die Nerven.<br />

Dies zusammen mit der ewig langen Reise nach Europa und der allgegenwärtigen<br />

Kälte hier oben sind in unseren Augen aber auch die einzigen Wermutstropfen.<br />

Ansonsten hat es uns hier ausnehmend gut gefallen.<br />

Der Kälte kann man entfliehen durch Reisen nach Santa Cruz oder Tarija. Und<br />

davon haben wir Gebrauch gemacht. An der Plaza in Tarija zu sitzen, im „Gattopardo“<br />

lecker zu essen und im Hotel Los Parales „abzuhängen“, das hat doch<br />

etwas. Nicht zu vergessen die guten Weine, die es in Bolivien ja auch gibt. Der<br />

Cabernet Sauvignon von Aranjuez oder die Reserva von La Concepción nehmen<br />

es durchaus mit Casillero del Diablo und Kollegen auf.<br />

Was die Gastronomie anbelangt, so kann La Paz sicherlich nicht mit kulinarischen<br />

Zentren mithalten. Aber unser Chalet, der Reinecke, das Vienna etc. sind eben<br />

auch nicht zu verachten. Überhaupt: die Wurstwaren, Aufschnitt usw. von Stege<br />

lassen einen nicht von der deutschen Metzger-Theke träumen. Und zudem findet<br />

man sogar gelegentlich den deutschen Exportschlager Nummer Eins: Gummibärchen.<br />

Herz, was willst Du mehr.<br />

Das kulturelle Angebot ist ja auch durchaus vorhanden. Nicht vergessen werden<br />

wir unser erstes Konzert im Centro Sinfónico Nacional. Noch recht blauäugig kurz<br />

nach unserer Ankunft, staunten wir nicht schlecht, als man uns sagte, wir sollten<br />

uns warm anziehen, wenn man dort hin ginge. Und so lauschten wir Beethoven im<br />

Mantel mit Schal und Handschuhen…<br />

Und was für tolle Reisen man machen kann (wobei der erste bloqueo noch Folklore<br />

ist), nicht nur in diesem landschaftlich traumhaften Land, sondern auch bei<br />

den Nachbarn. Sei es Atacama, Colca, Salta oder Galapagos, Ushuaia, Cartagena<br />

oder Rio, Cusco und Perito Moreno. Aber das waren Urlaube. Abenteuer, die<br />

2/2011 80 Käseblatt<br />

Käseblatt 81<br />

2/2011


In eigener LeuteSache<br />

In eigener LeuteSache<br />

gibt’s hier. Todesstraße in die Yungas? Nun, fahren Sie doch einmal von Uyuni<br />

über Atocha bis kurz vor Villazón (nebenbei gesagt, eine fürchterliche Piste, auf<br />

der alle Plomben im Gebiss los gerüttelt werden) und dann bei Mojo links ab in<br />

Richtung Tarija. Diese Strecke ist noch abrupter, noch spannender und noch spektakulärer<br />

als die alte Straße nach Coroico. Auf dem Rückweg von Tarija Richtung<br />

Potosi kamen wir an einer Stelle vorbei, wo wenige Minuten vor uns ein Reisebus<br />

von der Piste abkam und über die Klippe stürzte. Leider kein Handy-Empfang.<br />

Schnell einige Kilometer zurück zu den Entel-Antennen in der Hoffnung, dort<br />

gäbe es Festnetz. Tat es dann auch und so konnten wir den Notruf in Tarija verständigen.<br />

Und dann mithelfen, die Verletzten, Sterbenden und Toten zu bergen.<br />

An diesem Morgen starben 26 junge Menschen in einem völlig zerstörten Bus, der<br />

etwa 200 m in die Tiefe gestürzt war.<br />

Aber es gab auch fantastische Reisen mit unglaublichen (positiven) Eindrücken.<br />

Eine „Reise“ ging zu Fuß und zwar auf den Huayna Potosi. Schon eine rechte<br />

Schinderei und sicherlich kein Spaziergang im Park, aber wenn man dann oben<br />

steht – was für ein Gefühl. Insbesondere, wenn man ein Jahr vorher die Besteigung<br />

des Parinacota wegen eingefrorener Zehen abbrechen musste (der Parinacota ist<br />

der linke der Zwillingsvulkane, die man auf dem Weg nach Arica hinter dem<br />

Sajama sieht). Und den haben wir uns auch von oben angeschaut. Zu Fünft haben<br />

wir uns eine kleine sechssitzige Cessna gemietet und sind eine Woche kreuz<br />

und quer im Tiefflug über Bolivien geflogen. Ohne Worte, so etwas hatten wir<br />

noch nicht gemacht oder gesehen (und dabei sind Diplomaten ja durchaus Reise-<br />

Profis). Von El Alto über Copacabana und der Isla del Sol zum Illampu und dann<br />

weiter nach Norden zur Cordillera de Apolobamba an der peruanischen Grenze.<br />

Rurrenabaque, Trinidad und in den Nationalpark Noel Kempff, weiter über die<br />

Chiquitania nach Puerto Suarez. Dann an Roboré vorbei nach Santa Cruz, Parque<br />

Nacional de los Volcanes, Amboró und Samaipata, über Vallegrande, Pie de Monte<br />

nach Tarija. Dann über Tupiza, Sud Lipez, Laguna Verde, Laguna Colorada und<br />

den Salar nach Potosi und Sucre. Über den Nationalpark Toro Toro, Oruro, den<br />

Altiplano zum Sajaama und auf dem Rückweg Illimani, Mururata und die gesamte<br />

Cordillera Real wieder nach El Alto. Eine mitreisende Freundin kreierte den<br />

Begriff der Reise: „Überreizung der Sinne“. Zur Nachahmung empfohlen. Das<br />

Resultat: Gaby allein hat 1.103 Fotos geschossen.<br />

Aber auch beruflich war es nie langweilig. Suche nach einer verschwundenen<br />

Deutschen. Leider stellte sich im Laufe der Ermittlungen heraus, dass sie Opfer<br />

eines Raubmordes geworden war. Die Leiche war längst in einem Massengrab<br />

beerdigt, ohne dass es Aufzeichnungen darüber gab. Es hat insgesamt sechs<br />

Monate gedauert, bis wir das Massengrab lokalisieren konnten, der Leichnam exhumiert<br />

und von der Rechtsmedizin identifiziert werden konnte. Und als Konsul<br />

muss man eben auch dann anwesend sein.<br />

Und als man dann Freiwillige zur Verstärkung unserer Botschaft in Haiti brauchte,<br />

machte sich der Gerhard auf den Weg. Fünf Wochen im Erdbebengebiet waren<br />

kein Zuckerschlecken, und nicht nur deshalb, weil wir alle in Zelten auf dem Grundstück<br />

der Residenz des Botschafters kampierten (die beste Lösung bei all‘ den<br />

Nachbeben – wenn es nochmals rumpeln sollte, dann fällt einem ja bestenfalls das<br />

Zeltgestänge auf den Schädel). 230.000 Tote, für das menschliche Leid dort gab<br />

(und gibt) es keine Worte.<br />

Offenbar hatte sich Gaby zu diesem Zeitpunkt gelangweilt. Prompt gab es dann<br />

auch das nächste Beben - in Chile. Und weil Sie vier Jahre im Krisenreaktionszentrum<br />

des Auswärtigen Amts in Berlin gearbeitet hatte, wurde sie sofort nach<br />

Santiago und Concepción in Marsch gesetzt. Immerhin sind wir beide fast Zeit<br />

gleich von unseren Einsätzen in Chile und Haiti zurückgekehrt.<br />

2/2011 82 Käseblatt<br />

Käseblatt 83<br />

2/2011


In eigener Leute Sache<br />

Unsere vier Jahre in Bolivien waren voll von Erfahrungen, Emotionen und Eindrücken.<br />

Wie oben schon gesagt, bis auf die verflixte Kälte, die Entfernung nach<br />

Europa und die bloqueos waren die Eindrücke weitestgehend sehr positiv. Aber<br />

irgendwann reicht es auch. Wir möchten mal wieder abends im Garten sitzen können<br />

ohne Pullover, Fernsehen können ohne Decke und zwei Paar Socken und<br />

vielleicht auch mal ad hoc, so als eine Laune, am Donnerstag Abend entscheiden,<br />

am Freitag fliegen wir mal schnell übers Wochenende nach München, Wien oder<br />

sonst wo hin.<br />

Vielleicht werden wir nicht heulen wie die Schlosshunde, wenn wir am 19.07.2011<br />

mit Paula, unserer Hündin und unseren beiden Katzen das Land endgültig verlassen<br />

werden. Aber mehr als eine Träne werden wir sicherlich vergießen.<br />

Auch auf diesem Weg möchten wir uns verabschieden von vielen lieben Menschen,<br />

die wir hier kennen gelernt haben. Und wir hoffen für Euch alle, dass<br />

der nächste gasolinazo oder sonstige „…azo“ Euch verschont (wohl hör’ ich die<br />

Worte, doch fehlt mir der Glaube).<br />

Und so zieht die Karawane weiter – frei nach Karl May „In den Schluchten des<br />

Balkan“ – nach Sarajewo, der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina.<br />

Herzlichst<br />

Gabriele & Gerhard Manderla,<br />

...der als Papa Noel Oscar-verdächtige Leistungen abgeliefert hat, diese Auszeichnung<br />

aber nie aus Hollywood bekommen hat<br />

In eigener SchuleSache<br />

Zwei- und Mehrsprachigkeit – wie funktioniert das?<br />

Wie lernt ein kleines Kind eigentlich sprechen? Und wie lernt es gar gleich zwei<br />

oder mehrere Sprachen? Ist der Spracherwerb dadurch schwieriger? Welche<br />

Faktoren beeinflussen den Erfolg des Sprechenlernens? Und warum lernen Erwachsene<br />

offensichtlich mit so viel mehr Mühe eine andere Sprache? Das sind<br />

Fragen, mit denen sich viele Wissenschaftler in der Welt schon lange auseinandersetzen.<br />

Jeder von uns hat auf diesem Gebiet aber auch seine ganz persönlichen Erfahrungen<br />

gemacht und hat sich diese Fragen, vielleicht auch im Zusammenhang<br />

mit eigenen Kindern, immer wieder einmal gestellt.<br />

Schon zur Erklärung des Erwerbs der Muttersprache bzw. der Erstsprache gibt es<br />

unterschiedliche Theorien. Während die einen vom reinen „Imitationslernen“ ausgehen,<br />

suchen andere eine Erklärung für das Sprechenlernen in dem rein kognitiven<br />

Entwicklungsprozess eines Kindes und sehen Einflüsse von außen als nicht<br />

relevant an. Wieder andere Theorien betonen den Aspekt der sozialen Interaktion<br />

beim Sprechenlernen. Der nativistische Ansatz geht von einer angeborenen<br />

„Universalgrammatik“ aus, die allgemeine Sprachprinzipien aller Sprachen beinhaltet<br />

und die beim Erlernen der Muttersprache sozusagen mit einer spezifischen<br />

Sprache gefüllt wird.<br />

Wahrscheinlich ist wohl, dass in allen Theorien ein Fünkchen Wahrheit steckt,<br />

denn dass das Sprechenlernen über Imitation geschieht, dass ein Kind aber<br />

gleichzeitig auch eigene Regeln bildet, bei denen auch Fehler gemacht werden,<br />

entspricht sicher unser aller Erfahrung.<br />

Was geschieht nun aber, wenn Kinder in einem zweisprachigen Umfeld groß<br />

werden? Man unterscheidet hier noch einmal zwischen dem „bilingualen Erstspracherwerb“,<br />

wenn ein Kind schon vor dem 3. Lebensjahr zwei verschiedene<br />

Sprachen lernt, und dem sog. Zweitspracherwerb, wenn ein Kind zwischen dem<br />

3. und ca. 15. Lebensjahr mit einer zweiten Sprache konfrontiert wird. Einhellig<br />

herrscht die Meinung vor, dass mit der Pubertät aufgrund veränderter Hirnfunktionen<br />

die Phase des „einfachen Zweitspracherwerbs“ abgeschlossen ist. Das<br />

bedeutet: ein Kind, das vor der Pubertät eine zweite Sprache lernt, ist dem erwachsenen<br />

Zweitsprachlerner in jedem Fall überlegen.<br />

Ähnlich den Theorien zum Erstspracherwerb gibt es auch hinsichtlich des Zweitspracherwerbs<br />

die unterschiedlichsten Erklärungsansätze:<br />

Die Kontrastivhypothese unterstreicht die Wichtigkeit der Erstsprache, d.h. es wird<br />

davon ausgegangen, dass die Erstsprache des Lerners systematisch das Lernen der<br />

zweiten Sprache beeinflusst. Beim Erwerb neuer Strukturen in der Zweitsprache<br />

greift der Lerner beim Zweitspracherwerb demnach ständig auf schon erworbene<br />

2/2011 84 Käseblatt<br />

Käseblatt 85<br />

2/2011


In eigener Schule Sache<br />

Strukturen der Erstsprache zurück. Sind diese Strukturen identisch mit den Strukturen<br />

der Erstsprache, dann werden sie leicht und fehlerfrei gelernt. Unterschiedliche<br />

Strukturen dagegen bereiten Lernschwierigkeiten und führen zu Fehlern.<br />

Die Identitätshypothese geht im Gegensatz dazu davon aus, dass die Erstsprache<br />

beim Erwerb der Zweitsprache keine Rolle spielt. Erstspracherwerb und Zweitspracherwerb<br />

verlaufen demnach prinzipiell gleichartig und Fehler beim Zweitspracherwerb<br />

haben allein etwas mit der Struktur der Zweitsprache zu tun.<br />

Die sog. Interlanguage-Hypothese verbindet die beiden vorgenannten Hypothesen.<br />

Sie nimmt an, dass der Lerner beim Zweitspracherwerb zunächst ein spezifisches<br />

Sprachsystem entwickelt, welches Merkmale der Erst- und Zweitsprache,<br />

aber auch neue, von beiden Sprachen unabhängige Elemente aufweist. Es handelt<br />

sich sozusagen um eine dritte Sprache, eine „Lernersprache“, die ein Zwischenstadium<br />

auf dem Weg zur Beherrschung der Zielsprache darstellt.<br />

Es gibt heute Untersuchungen darüber, welche Faktoren den Erwerb einer Zweitsprache<br />

beeinflussen. Dazu gehört z.B. das Verhältnis der erworbenen zur neuen<br />

Sprache, d.h. entscheidend ist, ob die Sprachen in einem ausgewogenen Verhältnis<br />

gelernt werden oder ob eine Sprache die dominante ist. Außerdem hat die<br />

Zweitsprache selber mit ihren Regeln und Strukturen Einfluss auf die Art bzw.<br />

den Erfolg des Lernens. Biologische Grundlagen und psychische Mechanismen<br />

spielen eine Rolle sowie die Möglichkeiten zum sprachlichen Handeln, d.h. zum<br />

Kommunizieren in der Zweitsprache.<br />

Die Vorteile scheinen gegenüber den Nachteilen bzw. den Gefahren ganz klar zu<br />

überwiegen! Kinder, die mit zwei oder mehreren Sprachen aufwachsen, können<br />

ihr Leben lang diese Sprachen so gut beherrschen wie Muttersprachler, die nur<br />

mit einer Sprache aufwachsen, oder zumindest auf einem sehr hohen Niveau kommunizieren.<br />

Bilinguale Kinder gewinnen ein hervorragendes Gefühl für Sprachen<br />

und verstehen zugleich, dass eine Sprache nur ein Mittel zum Zweck der Kom-<br />

In eigener SchuleSache<br />

munikation ist. Sie haben meistens Vorteile beim Erlernen weiterer Sprachen zu<br />

einem späteren Zeitpunkt. Kinder, die eine mehrsprachige Erziehung genießen,<br />

können Informationen von einer Sprache auf die andere übertragen, sei es um<br />

ihr Vokabular auszuweiten oder grammatische Strukturen besser zu verstehen.<br />

Sie haben bei bestimmten Berufen, die Mehrsprachigkeit und Internationalität<br />

erfordern, signifikante Vorteile. Und sie haben ein besseres Gespür für kulturelle<br />

Unterschiede und Besonderheiten der globalen Welt.<br />

Nachteile können dagegen sein, dass Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, unter<br />

bestimmten Umständen Gefahr laufen, dass sie keine der Sprachen richtig beherrschen<br />

und damit Probleme in der Schule bekommen. Außerdem können Sprachprobleme<br />

bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern noch deutlich schwieriger zu<br />

beheben sein, da sie z.T. in jeder Sprache korrigiert werden müssen.<br />

Die Vorteile, auch als Erwachsener eine andere Sprache zu lernen und mehrere<br />

Sprachen zu beherrschen, liegen auf der Hand. Auch wenn es schwer fällt!!!<br />

Ute Sterr<br />

Erziehungsratgeber empfehlen Eltern, die ihre Kinder zweisprachig erziehen, die<br />

konstante Beibehaltung der einmal festgelegten Sprachregeln (z.B. Vater spricht<br />

immer Deutsch mit Kindern, Mutter immer Spanisch). Trotzdem ist es normal,<br />

dass zweisprachige Kinder in einem gewissen Stadium des Sprachentwicklungsprozesses<br />

beide Sprachen mischen. Ein Bewusstsein, welche Wörter zu welcher<br />

Sprache gehören, bildet sich erst etwa im Schulalter aus. Für einen erfolgreichen<br />

Zweitspracherwerb sei außerdem die Akzeptanz des gesellschaftlichen Umfelds<br />

wichtig, dass die Kinder zwei Sprachen sprechen.<br />

Ist es denn – unabhängig von dem Wunsch und der Notwendigkeit ein Kind aufgrund<br />

des zweisprachigen Hintergrunds der Eltern zweisprachig zu erziehen –<br />

vorteilhaft, ein Kind schon früh mit zwei Sprachen zu konfrontieren? Oder birgt<br />

das vielleicht auch Nachteile und Gefahren?<br />

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Käseblatt 87<br />

2/2011


In eigener SchuleSache<br />

Neuigkeiten von der Dualen<br />

Ausbildung<br />

+++ Dr.Oliver Parche +++ Videokonferenz cyberbolA +++ Tag<br />

der offenen Tür +++<br />

Dr. Oliver Parche besuchte die Deutsche Berufsschule La Paz<br />

Begeistert und zugleich überrascht zeigte sich der Referatsleiter Nord- und<br />

Lateinamerika des Deutschen Industrie- und Handelskammertages Dr. Oliver<br />

Parche bei seinem Besuch der Deutschen Berufsschule La Paz im Februar über<br />

die Ausstattung und die zusätzlichen Zertifikate (LCCI, ICDL, Fachhochschulreife),<br />

die die Berufsschule anbietet. Aufgrund seines positiven Eindrucks verschafften<br />

sich am 07. März zwei Vetreterinnen des DIHK und ein Vertreter des<br />

Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) im Beisein des Geschäftsführeres der<br />

AHK, Herrn Zehnle, sowie des verantwortlichen Direktoriums- mitgliedes der<br />

AHK für die Duale Ausbildung, Herr Stahmer, ebenfalls einen Eindruck von der<br />

Dualen Ausbildung . In einem zweistündigen Gespräch informierten die Leiter<br />

der Berufsschule sowie der Deutschen Schule, Herr Winkel und Herr Stolze, über<br />

die Situation der beiden Schulen.<br />

Praktiker in der Berufsschule<br />

In der Reihe „Praktiker in der Berufsschule” hielt am 18.03.2011 Herr Wolfgang<br />

Ohnes, Anwalt für Patentrecht, einen fesselnden und kurzweiligen Vortrag über<br />

das Patentrecht in Südamerika und insbesondere in Bolivien.<br />

In eigener SchuleSache<br />

Höhepunkt der Abschlussveranstaltung eines Unterrichtsprojekts zu Bolivien, das<br />

im Rahmen des CHAT der WELTEN von der Deutschen Gesellschaft für Internationale<br />

Zusammenarbeit (GIZ) ausgerichtet wurde, war eine Videokonferenz am<br />

14.02.2011 in der Rudolf Steiner-Schule Loheland , bei der COM <strong>II</strong> zugeschaltet<br />

war und ihre PowerPoint-Präsentation zum Thema „Energieversorgung auf dem<br />

Alto Plano“ erläuterte. Seit September 2010 haben 10 Schulen aus Hessen und<br />

Rheinland-Pfalz mit über 250 Jugendlichen an dem internetgestützten Projekt<br />

“Cyber Amigo Bolivia Alemania” teilgenommen.<br />

„Die integrierte Gesamtschule Wörrstadt hat in Zusammenarbeit mit bolivianischen<br />

Energieexperten und des COM <strong>II</strong> der Deutschen Berufsschule der<br />

Deutschen Schule Colegio Mariscal Braun in La Paz sogar einen energiesparenden<br />

Herd nachgebaut, wie ihn die Deutsche Gesellschaft für Internationale<br />

Zusammenarbeit in Bolivien anbietet und gleichzeitig Menschen bei der<br />

Herstellung und Nutzung unterstützt.“ (Auszug aus den Fuldaer Nachrichten<br />

vom 23.02.2011)<br />

Neben Besichtigungen in Umala und des Casa Alemana (Energiehaus) auf der<br />

Expo-Cruz in Santa Cruz, interviewten die Studenten Unternehmen in La Paz,<br />

die sich u.a. mit Fotovoltaik beschäftigten. In der letzten Novemberwoche bauten<br />

dann die Studenten hinter dem Sportplatz in der Deutschen Schule einen energiesparenden<br />

Ofen nach (cocina malena), wie er von der GIZ mittlerweile schon über<br />

2000 mal gebaut wurde. Anschließend stellten die Studenten der Berufsschule das<br />

Ergebnis ihres Projekts mittels einer PowerPoint-Präsentation in das Netz von<br />

„chat der Welten“, wo sie dann von den Partnerschulen in Deutschland abgerufen<br />

werde konnte.<br />

“Bolivien ist uns ein Stück näher gekommen”, meint dann auch Marco Camacho<br />

Lopez, Lehrer aus Offenbach. Die Studenten von COM <strong>II</strong> freuen sich, dass sie<br />

einen Teil dazu beitragen konnten.<br />

Tag der offenen Tür am 14.05.2011<br />

Wie schon in den vergangenen beiden Jahren konnten sich die Besucher der<br />

Kermesse über die Ausstattung in der Berufsschule, das Angebot an Ausbildungsgängen<br />

sowie der zusätzlichen Zertifikate aus erster Hand informieren. Ein<br />

Englischtest, Kinderbemalung, Milchreis an der cocina malena, die Präsentation<br />

von Ausbildungsunternehmen und des Goethe-Instituts sowie eine Rifa rundeten<br />

das Programm ab.<br />

Jürgen Winkel<br />

Leiter der Deutschen Berufsschule La Paz<br />

Cyber-Amigo Bolivia Alemania<br />

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Käseblatt 89<br />

2/2011


Ev. In eigener Kirchengemeinde Sache<br />

Ev. In eigener Kirchengemeinde Sache<br />

wir uns engagieren, treten wir notgedrungen immer mal irgendwem auf die Füße.<br />

Wenn das so ist - und ich meine, dass ich korrekt berichte -, dann kann unsere<br />

Gemeinschaft nur funktionieren, wenn wir bereit sind zu vergeben - wortlos zuweilen<br />

dem anderen und irgendwie auch uns selbst. In der Gemeinde feiern wir<br />

miteinander Abendmahl, auch als Zeichen der Versöhnung. Ich plädiere intensiv<br />

dafür, das ernst zu nehmen. Und so lange ich noch da bin, bin ich gern bereit mitzuhelfen,<br />

dass - teilweise uralte - Konflikte befriedet werden.<br />

Herzlich, Ihr Claus von Criegern, Pfarrer<br />

Gemeindebote<br />

der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde<br />

Deutscher Sprache in Bolivien<br />

Liebe Gemeindeglieder, liebe Leser des <strong>Monatsblatt</strong>s!<br />

Mich sprach auf der Straße eine Frau an und bat um einen Gesprächstermin. Dort<br />

erzählte sie mir von der Hölle ihrer Ehe - ein patriarchalischer, jähzorniger Ehemann,<br />

der sie ständig demütigte. “Ich halte es nicht mehr aus!” weinte sie. Mir<br />

schmolz das Herz vor Mitleid. Kurz darauf traf ich ihren Mann in einem Lokal bei<br />

einem Fußballländerspiel. Das Spiel war mäßig, und wir unterhielten uns “nebenbei”<br />

über seine Ehe. Das heißt, er unterhielt mich. Er erzählte mir, wie verletzend<br />

seine Frau manchmal sei, wie sie immer wieder versuchte, ihn “unter den Pantoffel”<br />

zu kriegen, wie spitz ihre Zunge und wie hart ihr Urteil über ihn. Und er tat<br />

mir unendlich leid. Aber - Moment mal, da ist doch irgendwas faul?<br />

Wenn jeder meint, er allein hätte recht im Konflikt, wird es nie zur Versöhnung<br />

kommen. Das gilt für die Ehe wie für die Gemeinde und unseren Bekanntenkreis.<br />

Unsere Spannungen verhärten sich und zerstören die vertraute Beziehung, weil<br />

jeder davon ausgeht, er habe alles Recht der Welt, auf den anderen böse zu sein.<br />

Besonders fatal ist das, wenn es Familien in der Kirchengemeinde betrifft; manch<br />

ein Konflikt ist schon seit Generationen am Schwären (“Mein Opa ist von denen<br />

ihrem Opa schwer beleidigt worden!”). Aber eine Kirchengemeinde lebt davon,<br />

dass sich die Mitglieder gegenseitig mit Großherzigkeit und Vertrauen annehmen.<br />

Ich kann nicht beurteilen, ob diese oder jene Familie zu Recht verletzt ist. Das steht<br />

mir nicht zu. Eigentlich steht es niemandem zu. Aber in manchen Unterhaltungen<br />

über unbearbeitete Konflikte erkenne ich, dass die meisten, die irgendwann<br />

in eine Auseinandersetzung verwickelt waren, mit bestem Willen das zu tun versuchten,<br />

was sie für richtig hielten. Ob es sich als richtig erwiesen hat, steht auf<br />

einem anderen Blatt. Und nur der macht keine Fehler, der gar nichts macht - wenn<br />

Habemus Papam – Pfarrer Christian Reiser<br />

stellt sich vor:<br />

Am 11. April bekam ich die telefonische Nachricht:<br />

Die Evangelisch-Lutherische Gemeinde deutscher<br />

Sprache in Bolivien hatte mich am Vortag in ihrer<br />

Gemeindeversammlung zu ihrem neuen Pfarrer<br />

gewählt. Es macht mich froh und gespannt. Und es<br />

ist der Grund, mich schon vor Betreten des Landes<br />

im Deutschen <strong>Monatsblatt</strong> vorzustellen.<br />

Wer ist Pfarrer Christian Reiser, der im September<br />

in Bolivien seine Arbeit aufnimmt? Der Name verrät<br />

viel über mich. Von der Welt habe ich schon einiges gesehen. 1960 in Köln<br />

geboren, verbrachte ich von meinen ersten zehn, vier Jahre in Kabul, Afghanistan.<br />

Mein Vater unterrichtete an der dortigen Universität und ich besuchte die deutsche<br />

Schule. Nach der Rückkehr ging ich in Halle/Westfalen zum Gymnasium und<br />

war drei Monate davon Austauschschüler in Kanada. Das Abitur machte ich 1980<br />

und arbeitete im Anschluss für ein Jahr in Altenheimen und einem Kindergarten.<br />

Ich studierte Ev. Theologie und Geschichte in Bochum und Heidelberg. In den<br />

Schul- und Semesterferien leistete ich in Workcamps freiwillige soziale Arbeit in<br />

verschiedenen europäischen Ländern, in Indien und Nepal. Nach dem Vikariat in<br />

Hattingen wurde ich für zwei Jahre Synodalvikar und begleitete die Partnerschaft<br />

des Kirchenkreises Hattingen-Witten mit zwei Kirchenkreisen in Westpapua,<br />

Indonesien. Höhepunkt dieser Zeit war die Leitung der ersten Reise junger Erwachsener<br />

in diese entlegene Region der Welt.<br />

Anschließend arbeitete ich fast fünf Jahre als Dozent für biblische Theologie in<br />

den Philippinen. Ich hatte das Glück, am Aufbau eines neuen Seminars, des Ecumenical<br />

Theological Seminary in Baguio mitzuwirken.<br />

1999 kehrte ich nach Deutschland zurück und übernahm eine Gemeindepfarrstelle<br />

in Versmold, einer Kleinstadt in Ostwestfalen. Danke des Engagements<br />

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Käseblatt 91<br />

2/2011


Ev. In eigener Kirchengemeinde Sache<br />

vieler Gemeindeglieder konnten wir in diesen Jahren viel Neues aufbauen: die<br />

Gottesdienstkreise „Mündige Gemeinde“, Block-Konfirmandenunterricht am<br />

Samstagvormittag und „Heaven&Earth“, einen monatliche Gottesdienst mit Band<br />

und Anspiel, ohne Talar. In dieser Zeit koordinierte ich auch die Kirchenkreispartnerschaft<br />

mit dem Bezirk Misiones der Ev. Kirche am La Plata in Argentinien und<br />

betrat während einer Delegationsreise das bisher einzige Mal südamerikanischen<br />

Boden.<br />

Seit 2006 arbeite ich für die entwicklungspolitische Aktion „Brot für die Welt“<br />

in Stuttgart. Neben anderem war ich für das Meditationstuch zum 50. Jubiläum<br />

zuständig, das ein ugandischer Künstler malte. Ich hoffe, ein Exemplar davon<br />

kann auch Platz in Bolivien finden.<br />

Bolivien selbst ist mir noch völlig unbekannt. Ich bin sehr gespannt, auf die Arbeit<br />

und das Leben dort und freue mich auf die Begegnungen mit Ihnen.<br />

Pfarrer Christian Reiser<br />

Kurzer Bericht von der Gemeindeversammlung am 10. April<br />

2011<br />

Was ist das?<br />

Wer darf da hin?<br />

Wer darf abstimmen?<br />

Muss man dafür etwas zahlen?<br />

Die Gemeindeversammlung ist das höchste<br />

Gremium der Gemeinde: hier werden die<br />

wichtigen Entscheidungen für das Jahr getroffen,<br />

der Vorstand informiert und wird entlastet,<br />

ein neuer Vorstand wird gewählt. Nach der<br />

lutherischen Tradition ist dies ein basisdemokratisches<br />

Entscheidungsgremium. Wenn es ansteht,<br />

wird in dieser Versammlung ein neuer<br />

Pfarrer ausgewählt, aufgrund einer Beurteilung<br />

seines Lebenslaufs und einer Predigt.<br />

Teilnehmen kann jeder, der Interesse hat.<br />

Erwachsene, eingeschriebene Gemeindeglieder.<br />

Gemeindemitglieder entrichten einen Jahresbeitrag.<br />

Der sollte, wenn möglich, etwa 10%<br />

eines Monatsverdienstes betragen. Wer also<br />

monatlich 1.000 $US verdient, könnte jährlich<br />

100 $US beitragen – dies ist nur ein Richtwert.<br />

Was war los 2010?<br />

Was passiert 2011?<br />

Ev. In eigener Kirchengemeinde Sache<br />

Die Gemeinde ist trotz ihrer überschaubaren<br />

Größe (45 eingeschrieben Familien) eine lebendige<br />

Gemeinde. Zeichen hierfür war, dass<br />

auch während der Zeit von Januar bis April<br />

2010, als Pfarrer von Criegern noch nicht kommen<br />

konnte, regelmässig Gottesdienste stattfanden.<br />

Wir haben unsere Informationspolitik<br />

verbessert. Die Kirche wird mehr als früher von<br />

Musikern für Konzerte genutzt, die auch unsere<br />

Gemeinde erfreuen. Finanziell haben wir dieses<br />

Jahr positiv abgeschlossen (nach mehreren Jahren<br />

im Minusbereich), durch die erneute Hilfe<br />

der Evangelischen Kirche Deutschlands. Wir<br />

konnten das Pfarrhaus und das Kirchgebäude<br />

steuerlich sanieren. Die Kirche haben wir<br />

renovieren lassen; sie steht jetzt unter Denkmalschutz<br />

(patrimonio cultural).<br />

● Pastor von Criegern wird seinen Dienst in La<br />

Paz mit einer Konfirmation abschliessen (21.<br />

August).<br />

● Ab 1. September werden wir einen neuen<br />

Pfarrer bekommmen (Christian Reiser, siehe<br />

gesonderte Vorstellung), der hauptamtlich unsere<br />

Gemeinde und die Gemeinden Cochabamba<br />

und Santa Cruz versorgt. Er wird für drei<br />

Jahre von der EKD entsandt.<br />

● Das Pfarrhaus in Sopocachi ist verkauft; ein<br />

anderes Domizil für den Pfarrer, das auch als<br />

Gemeindezentrum dienen soll, wird in der Zona<br />

Sur angekauft werden. Dies hat zum Ziel, dass<br />

der Pfarrer näher an der Schule, den deutschen<br />

Familien und damit auch der Gemeinde lebt.<br />

● Wir haben Karin San Martin aus dem GKR<br />

verabschiedet; Kurt Baudach folgt ihr nach.<br />

(Caroline Sölle de Hilari)<br />

2/2011 92 Käseblatt<br />

Käseblatt 93<br />

2/2011


Ev. In eigener Kirchengemeinde Sache<br />

...und noch ein Neuer: Kurt Baudach im Gemeindekirchenrat<br />

Auf der Vollversammlung der Gemeinde am 10. April d.J.<br />

bin ich als Nachfolger von Karin San Martín in den Gemeindekirchenrat<br />

gewählt worden, was ich als Ehre und<br />

wichtige Aufgabe sehe. Ich möchte mich daher bei dieser<br />

Gelegenheit der Gemeinde kurz vorstellen.<br />

Ich bin 39 Jahre alt, verheiratet, habe drei Kinder und<br />

komme aus Schwarzenbek, einer Kleinstadt in der Nähe<br />

von Hamburg. Meine Frau Marisol ist Bolivianerin,<br />

in Tarija geboren. Unsere Kinder heißen Dayana (14<br />

Jahre), Sophie (11 Jahre) und Santiago (5 Jahre). Ich habe<br />

Geoökologie in Bayreuth studiert und bin direkt nach dem<br />

Abschluss zum ersten Mal nach Bolivien gekommen, zu der Zeit nach Cochabamba.<br />

Seitdem arbeite ich in der Entwicklungszusammenarbeit, insbesondere im Arbeitsfeld<br />

der nachhaltigen ländlichen Entwicklung. Agrarökologie ist dabei mein<br />

Lieblingsthema.<br />

Nach einigen Jahren in Cochabamba sind wir als Familie nach Cuenca/Ecuador<br />

gezogen, wo ich ca. fünfeinhalb Jahre für den Deutschen Entwicklungsdienst arbeitete.<br />

Anschließend ging es für knapp zwei Jahre nach Deutschland, von wo aus<br />

es uns vor drei Jahren wieder nach Bolivien, jetzt nach La Paz, geführt hat. Hier<br />

übe ich zur Zeit die Tätigkeit des Koordinators für nachhaltige landwirtschaftliche<br />

Entwicklung und für die Region Norden von La Paz/Beni im ehemaligen DED,<br />

jetzt Teil der GIZ, aus.<br />

Ev. In eigener Kirchengemeinde Sache<br />

Was zunächst so trocken daherzukommen schien, erwies sich als äußerst spannender<br />

Lehr- und Diskussionsgegenstand. Dabei standen folgende Fragen im Mittelpunkt:<br />

● Das im Ausland im Vergleich zu Deutschland ganz andere Arbeitsverhältnis<br />

zwischen hauptamtlichen Pastoren und ehrenamtlichen Mitarbeitern<br />

– im Ausland ist der Pfarrer in der Regel Angestellter der Gemeinde (teilweise<br />

sogar ohne Stimmrecht im GKR), in Deutschland zumeist primus<br />

inter pares<br />

● Die leidigen Finanzen, die in allen Gemeinden auf die eine oder andere<br />

Weise ein Problem sind; interessant aber, wie einzelne Gemeinden über<br />

am Einkommen orientierte Mitgliedsbeiträge, beträchtliche Kasualiengebühren<br />

für Nichtmitglieder oder auch Sponsoring deutscher Firmen ihre<br />

Einnahmen deutlich erhöhen konnten<br />

● Die “Marke lutherische Kirche” - was bieten wir, was andere nicht bieten?<br />

Die nächste Pfarrkonferenz Latein- und Mittelamerika wird im Jahr 2013 vom<br />

15.-21. April stattfinden; für 2012 lädt die EKD zu einer Weltkonferenz nach Wittenberg<br />

(3.-9. Juli) ein. Hingewiesen wurde auch auf die Bedeutung des Jahres<br />

2017, in dem sich der Thesenanschlag Luthers zum 500. Mal jährt. Alle Auslandsgemeinden<br />

sind aufgerufen, sich bereits jetzt darüber Gedanken zu machen,<br />

wie dieses Jubiläum vor Ort angemessen begangen werden kann.<br />

Benita Schauer<br />

Seit meiner Konfirmation ist der christliche Glaube ein wichtiger Bestandteil<br />

meines Lebens, weshalb ich in einigen christlichen Arbeitsgruppen aktiv war. Die<br />

Mitarbeit im Gemeindekirchenrat stellt deshalb für mich eine wichtige Verantwortung<br />

dar, die ich gerne angenommen habe. Zwar setzt mir mein Beruf hinsichtlich<br />

der zeitlichen Verfügbarkeit Grenzen, aber ich werde in diesem Rahmen<br />

alles tun, um meiner Funktion entsprechend einen Beitrag zur weiteren Entwicklung<br />

unserer Gemeinde zu leisten.<br />

BERICHT VON DER PFARRKONFERENZ IN MEXIKO<br />

Vom 9.-15. Mai dieses Jahres nahmen Pfarrer Claus von Criegern und Benita<br />

Schauer als Vertreterin des Gemeindekirchenrats an der diesjährigen Pfarrkonferenz<br />

in Mexiko teil, auf der sich in der Regel einmal jährlich die von der EKD<br />

entsandten Pfarrer Lateinamerikas zum Gedankenaustausch treffen. Die diesjährige<br />

Konferenz, an der 15 Pfarrer und neun Gemeindevertreter teinahmen, beschäftigte<br />

sich mit dem Thema „Führen und Leiten in Auslandsgemeinden“.<br />

2/2011 94 Käseblatt<br />

Käseblatt 95<br />

2/2011


Ev. In eigener Kirchengemeinde Sache<br />

Ev. In eigener Kirchengemeinde Sache<br />

TERMINE KONFIRMANDENUNTERRICHT<br />

Die Vorbereitung auf die für den 21. August 2011 geplante Konfirmationsfeier erfolgt<br />

jeweils am Samstag von 9.30 – 16.00 Uhr (mit Mittagspause) im Pfarrhaus.<br />

Nächste Termine:<br />

● Samstag, 24. Juli<br />

● Konfirmandenwochenende 13./14. August<br />

NEU IN UNSERER GEMEINDE<br />

Herzlich begrüßen wir als neue oder auch wiedergekehrte Gemeindemitglieder:<br />

● Heidi Brandenberg<br />

● Rainer und Patricia Rosenbaum<br />

Iris Goldschmidt, die ebenfalls neu eingetreten war, musste leider aus gesundheitlichen<br />

Gründen wieder nach Deutschland zurückkehren.<br />

TERMINE JUNI BIS SEPTEMBER 2011<br />

4. Juni ab 11.00 Uhr Kermesse in der Kirche<br />

12. Juni 10.30 Uhr ökumenischer Pfingstgottesdienst (Familiengottesdienst)<br />

in Pongo<br />

13.-24. Juni Ferien Pastor von Criegern<br />

26. Juni, 10.30 Uhr Gottesdienst<br />

30. Juni, 16.00 Uhr Recreación im Pfarrhaus<br />

2./3. Juli Reise Pastor von Criegern nach Santa Cruz und<br />

Cochabamba<br />

10. Juli, 10.30 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl<br />

24. Juli, 10.30 Uhr Gottesdienst mit Kindergottesdienst<br />

28. Juli, 16.00 Uhr Recreación im Pfarrhaus<br />

7. August, 10.30 Uhr Gottesdienst mit Kindergottesdienst und Abendmahl<br />

21. August 10.30 Uhr Konfirmationsgottesdienst und Verabschiedung<br />

Pfarrer von Criegern<br />

25. August , 16.00 Uhr Recreación im Pfarrhaus<br />

4. September, 10.30 Uhr Gottesdienst (vorauss. Laiengottesdienst) mit Kindergottesdienst<br />

18. September, 10.30 Uhr Einführungsgottesdienst für Pfarrer Reiser durch<br />

Pfarrer Christoph Fasse (Lima) mit Kindergottesdienst<br />

und anschließendem Empfang<br />

2. Oktober, 10.30 Uhr Gottesdienst mit Kindergottesdienst und Abendmahl<br />

KONTAKT ZUR IELHA<br />

Gemeindepräsidentin: Caroline Sölle de Hilari Tel.: 2411885<br />

Pastor: Claus von Criegern Tel: 2414645<br />

E-mail Pastor:<br />

Martin-Luther-Kirche<br />

clausvc@online.de;<br />

Anschrift:<br />

Sánchez Lima<br />

esq. Rosendo Gutiérrez<br />

Postfach: Casilla 2851, La Paz ,<br />

Bolivia<br />

E-Mail:<br />

ielha.lapaz@yahoo.com<br />

Sozialprojekt der Gemeinde:<br />

SARTAWI-SAYARIY Tel: 2421999<br />

Gemeinden im Inland<br />

Cochabamba:<br />

Santa Cruz:<br />

Kontoverbindungen<br />

in Bolivien:<br />

Irene de Groot<br />

Ilse Henkel<br />

Bernardo Elsner<br />

elsnerber@entelnet.bo<br />

Banco BISA<br />

IELHA – Heide-Marie Stache<br />

US-$: 242.29.72.016<br />

BS: 242.29.70.013<br />

Tel. 04 -4720836<br />

Tel: 04-4243427<br />

Tel: 03-3425802<br />

in Deutschland: UBS Deutschland AG , Kto.: 2330 3710 12 ,<br />

BLZ.: 502 200 85, IBAN : DE 18 5022 0085 2330 371012<br />

2/2011 96 Käseblatt<br />

Käseblatt 97<br />

2/2011


Veranstaltungen<br />

In eigener Sache<br />

Mitteilungen der Katholischen Kirchengemeinde<br />

deutscher Sprache<br />

Veranstaltungen<br />

In eigener Sache<br />

AUSSTELLUNG „MUSIK + X“<br />

Ende Mai bis Anfang Juni präsentiert das Goethe-<br />

Institut die Ausstellung „Musik + X“.<br />

POP, INDIE, HIPHOP und TECHNO AUS<br />

DEUTSCHLAND<br />

Wer hört was warum? Wer spielt was warum?<br />

Eine Ausstellung zum Sehen, Hören und Mitsingen. 17 Banner<br />

stellen aktuelle Popstars, Rockrebellen, Rapper und DJs von Berlin bis München,<br />

von Köln bis Jena vor. Im Hintergrund läuft die Musik.<br />

Pop – der jugendliche Fan; welche Bedeutung hat Musik für junge Deutsche?<br />

Indie – ein Roadmovie zu verschiedenen alternativen Szenen der Republik<br />

Hip-Hop – junge Deutsche mit Migrationshintergrund, ihre Ziele, ihre Werte, ihre<br />

Träume<br />

Techno – der Soundtrack zur Wiedervereinigung; Berlin als Partyhauptstadt.<br />

Mehr unter www.goethe.de/lhr/prj/mpx/deindex.htm.<br />

AUSSTELLUNG „CRUZ DEL SUR“<br />

Messe 12.06.2011 ökumenisches Treffen der Kirchen beider<br />

Konfessionen in Pongo/Yungas auf dem<br />

Grundstück von Herrn Richard Lattmann.<br />

Nähres wird noch mitgeteilt.<br />

Messe 25.06.2011 19:00 Uhr<br />

Messe 30.07.2011 19:00 Uhr<br />

Messe 27.08.2011 19:00 Uhr<br />

Termine der Gottesdienste in der Kapelle der Schwestern,<br />

Calle Fernando Guachalla, Ecke Avda. 6 de Agosto<br />

Fotoausstellung des deutschen Fotografen<br />

Frank Gaudlitz mit 42 Werken<br />

aus dem südamerikanischen Raum. Die<br />

Ausstellung findet vom 14. Juni bis 10.<br />

Juli im Museo Nacional de Arte statt.<br />

„Das Andenkreuz als auch das Kreuz als<br />

christliches Symbol hat mich zu diesem<br />

Titel gebracht. Ich fand die Doppeldeutigkeit<br />

sehr passend und habe ja für<br />

dieses Projekt ausschließlich im Gebiet<br />

des ehemaligen Incareiches fotografiert.<br />

Dann gibt es natürlich auch noch die persönlichen Bezüge. Für mich als Mitteleuropäer<br />

ist dieses ein südliches Projekt und auch die symbolische Wirkung<br />

des Kreuzes tragen, als Metapher eines schweren Lebens spielt da hinein“ FG.<br />

Herr Gaudlitz wird selbst vor Ort sein und einen Foto-Workshop für Nachwuchsfotographen<br />

anbieten. Begleitend zur Ausstellung veranstaltet das Goethe-Institut<br />

zusammen mit dem Museum einen Fotowettbewerb. Genaue Informationen folgen<br />

auf unserer Website.<br />

Mehr unter: www.frank-gaudlitz.de<br />

2/2011 98 Käseblatt<br />

Käseblatt 99<br />

2/2011


Veranstaltungen<br />

In eigener Sache<br />

AUSSTELLUNG „RECORD > AGAIN! – 40jahrevideokunst.de – Teil 2“<br />

/„RECORD > AGAIN! – 40jahrevideokunst.de<br />

– Teil 2“ wird im Rahmen<br />

des Videokunstfestivals „Dialectos Digitales“<br />

in Kooperation mit der Oficialía<br />

Mayor de Cultura veranstaltet.<br />

Teil 2 erforscht wie schon das Vorgängerprojekt<br />

»40jahrevideokunst.de – Teil<br />

1« die Geschichte der deutschen Videokunst<br />

von ihren Anfängen in den<br />

1960er- und 1970er-Jahren bis zum<br />

Beginn des 21. Jahrhunderts. Beide Projekte<br />

wurden von der Kulturstiftung des Bundes gefördert.<br />

Das Projekt stellt in einer Ausstellung, einem umfangreichen Katalog und einer<br />

DVD-Studienedition mehr als 50 Videoarbeiten aus den letzten 40 Jahren vor, die<br />

exemplarisch die Vielfalt der deutschen Videoszene und ihre Entwicklung widerspiegeln.<br />

Zuerst verwendeten bildende KünstlerInnen das neue Medium Video,<br />

um ihre Arbeiten zu dokumentieren oder Aspekte ihres Werkes weiter zu entfalten,<br />

z.B. Ulrich Rückriem, Klaus Rinke, Franz Erhard Walther oder Claus Böhmler.<br />

Darunter sind u.a. der berühmte Boxkampf, den Joseph Beuys 1972 auf der<br />

»documenta 5« veranstaltete.<br />

In den 1970er-Jahren begannen auch utopische soziale Projekte das Medium<br />

Video für Aufklärung, Dokumentation und Propaganda zu entdecken. Viele unabhängige<br />

Gruppen entstanden von Freiburg bis Hamburg, die Video als politisches<br />

und soziales Medium einsetzten. Daraus entstanden Visionen eines alternativen<br />

Fernsehens und eines eigenen Kunstkanals.<br />

Die Ausstellung präsentiert das Material aus den 1960er Jahren bis zu heutigen<br />

Werken überwiegend auf zeitgenössischen Geräten.<br />

Künstlerische Leitung: Peter Weibel<br />

Projektleitung: Christoph Blase<br />

Mehr unter: www.record-again.de/<br />

Veranstaltungen<br />

In eigener Sache<br />

Kulturagenda Juni – August 2011<br />

Bitte beachten Sie, dass Änderungen im Programmablauf auftreten können.<br />

Genaue Informationen entnehmen Sie bitte unserer Homepage http://www.goethe.de/lapaz<br />

Datum Veranstaltung KünstlerIn Ort<br />

I. Ausstellungen<br />

19. Mai bis 17.<br />

Juni<br />

14. Juni bis 10.<br />

Juli<br />

Musik-X, eine<br />

Ausstellung zum<br />

Sehen, Hören und<br />

Mitsingen<br />

verschiedene Salón Goethe<br />

Freier Eintritt<br />

„Cruz del Sur“ Frank Gaudlitz Museo Nacional<br />

de Arte<br />

Freier Eintritt<br />

8. bis 27. August „RECORD ><br />

AGAIN! – 40jahrevideokunst.de<br />

– Teil 2“<br />

verschiedene<br />

<strong>II</strong>. Vorträge/ Workshops/Seminare<br />

15.-17. und 24.- Workshop mit Frank Gaudlitz<br />

25. Juni Frank Gaudlitz<br />

<strong>II</strong>I. Musik<br />

18. bis 23. Juli Geplant: Arbeitsphase<br />

mit bolivianischen<br />

Musiker<br />

und Konzert<br />

15. September Im Rahmen von<br />

11. Festijazz<br />

ermöglicht das<br />

Goethe-Institut<br />

ein Konzert des<br />

16-köpfigen Orchesters<br />

Denis Patkovic,<br />

klassisches Akkordeon<br />

www.denis-patkovic.com/<br />

AMEO: Andromeda<br />

Mega<br />

Express Orchestra<br />

www.andromedameo.<br />

com/<br />

N.N.<br />

Freier Eintritt<br />

N.N.<br />

N.N.<br />

Teatro Municipal<br />

2/2011 100 Käseblatt<br />

Käseblatt 101<br />

2/2011


Veranstaltungen<br />

In eigener Sache<br />

Veranstaltungen<br />

In eigener Sache<br />

Immer am Freitag<br />

19.30 und 21.30<br />

Uhr<br />

IV. Kino<br />

Viernes de Cine Verschiedene<br />

Alemán/-Freitag<br />

des deutschen<br />

Kinos<br />

Junizyklus:<br />

Klima. Kultur.<br />

Wandel.<br />

03.06. The Age of<br />

Stupid<br />

10.06. Über Wasser<br />

17.06. Menschen<br />

– Träume – Taten<br />

/<br />

24.06. Recipes<br />

for disaster<br />

Cinemateca Boliviana,<br />

C. Oscar Soria<br />

esq. Rosendo<br />

Gutiérrez<br />

Eintritt: 10 Bs.<br />

Schüler des<br />

Goethe-Instituts<br />

2x1<br />

„Ups, davon habe ich nichts<br />

gewusst…“<br />

„Schade, das sehe ich erst heute“<br />

„Was? Schon vorbei?“<br />

Damit so etwas nicht mehr vorkommt,<br />

abonnieren sie unseren Newsletter:<br />

Wenn Sie sich für unseren Newsletter<br />

interessieren, in dem wir regelmäßig<br />

über unsere kulturellen Aktivitäten<br />

informieren, dann schicken Sie bitte Ihren Namen und Emailadresse an: cultura@lapaz.goethe.org<br />

mit dem Betreff Newsletter abonnieren. Sie erhalten dann<br />

automatisch wöchentlich unsere Informationen.<br />

V. Theater/Tanz<br />

1.7. Premiere<br />

2.7.-27.8.: 17<br />

Vorstellungen<br />

„Los B“ (Buddenbrooks<br />

von<br />

Thomas Mann)<br />

Percy Jiménez –<br />

Compañía<br />

Centro Sinfónico<br />

VI. Sonstiges<br />

Anmeldefrist<br />

15. Juni<br />

3. Kursabschnitt<br />

Deutschkurse<br />

15. Juni bis 11.<br />

August<br />

Goethe-Institut<br />

Anmeldefrist<br />

17. August<br />

4. Kursabschnitt<br />

Deutschkurse<br />

17. August bis 11.<br />

Oktober<br />

Goethe-Institut<br />

Mehr Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen auf der Homepage des<br />

Goethe-Instituts http://www.goethe.de/lapaz<br />

2/2011 102 Käseblatt<br />

Käseblatt 103<br />

2/2011


Veranstaltungen<br />

In eigener Sache<br />

BMW X3 3,0l Diesel<br />

Baujahr/Erstzulassung: 2007<br />

Zweite In eigener Hand Sache<br />

Zu verkaufen:<br />

Km: ca. 40.000 (bei Verkauf, z.Zt. ca. 36.000)<br />

Verkaufszeitraum: Juli/Aug. 2011<br />

Farbe: blau Metallic<br />

Extras: Klimaanlage, Park distance control, Bordcomputer, Xenon-Licht, Seitenairbag<br />

Front, Klimakomfort-Frontscheibe, Sportsitze, Scheinwerfer-Waschanlage,<br />

CD-Wechsler 6-fach, Paketkombination Advantage and Comfort<br />

Preis: 32.500 USD<br />

Im Preis enthalten: 4 BMW-Ersatzreifen mit Felgen, Ölfilter, Mikrofilter etc.<br />

Kontakt (ab 27.06.2011): Andreas Schröder,<br />

Deutsche Botschaft Tel. 00591-2-244 00 66<br />

2/2011 104 Käseblatt<br />

Käseblatt 105<br />

2/2011


In eigener Sache<br />

2/2011<br />

106 Käseblatt

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