III - CCA Monatsblatt
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III - CCA Monatsblatt
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Inhalt<br />
Einleitung Seite<br />
In eigener Sache ..................................................................................................................................3<br />
Titel<br />
Interview mit der Künstlerin Guiomar Mesa .......................................4<br />
Juan Conitzer, ein Künstler-Rebell ......................................................8<br />
Kunst auf 3950 Meter: der Skulpteur Martín Baltazar Poma ............10<br />
Der Blick von außen - Ankommen in der La Pazer Kunstszene .......13<br />
Der Traum von einem Fotografie-Museum in La Paz: über<br />
das Fotoarchiv “Cordero” ..................................................................16<br />
Kunst-Museen in La Paz ....................................................................23<br />
Ein Rundgang durch die Galerien in La Paz .....................................26<br />
Aktuell<br />
50 Jahre Elysée-Vertrag aus französischer Sicht ...............................30<br />
Ist der Volkstrauertag noch zeitgemäß? .............................................33<br />
Serie<br />
Vamos Juntos .....................................................................................36<br />
Kultur<br />
Lange Nacht der Museen - Version La Paz .......................................42<br />
Buch-Rezension: Erich Riedler, Bolivien unter Evo Morales ...........44<br />
Reise<br />
Zurück ins Paradies - Willkommen im Chaco von Paraguay ............46<br />
Charaña, Sajama und zurück .............................................................49<br />
Leute<br />
Vor der Abreise aus Deutschland: Familie Busma .............................53<br />
Neu an der Botschaft: Manuel Müller ...............................................55<br />
Und ein Blick zurück: Abschied Andreas Schröder ..........................57<br />
Schule<br />
Schülerakademie ................................................................................59<br />
Schüleraustausch ................................................................................60<br />
10 Jahre Duale Ausbildung ................................................................63<br />
Kulinarisches<br />
Restaurantkritiken ..............................................................................69<br />
Rezepte ..............................................................................................73<br />
Ev. Kirchengemeinde<br />
Gemeindebote ....................................................................................75
Veranstaltungen<br />
Mitteilungen der Katholischen<br />
Kirchengemeinde deutscher Sprache .................................................85<br />
Mitteilungen des Goetheinstituts .......................................................86<br />
Mitteilungen des Club Alemán ..........................................................95<br />
Adventskonzert(e) in der Martin-Luther-Kirche ...............................97<br />
Tango-Kurs ........................................................................................98<br />
Herausgeber:<br />
Deutsche Kulturgemeinschaft, Centro Cultural Alemán (<strong>CCA</strong>)<br />
Büro: Deutsche Schule La Paz –<br />
Colegio Alemán La Paz<br />
Zuständig: Lic. Miguel Angel Lazarte<br />
Tel.: 2671002 / Fax: 2671003<br />
La Paz - Bolivien<br />
Redaktion:<br />
Benita Schauer 2785515 E – mail: benitaschauer@yahoo.de<br />
Claudia Männling E – mail: claudia.maennling@giz.de<br />
Dirk Hoffmann 2711724 E – mail: dirk.hoffmann@berlin.de<br />
Frank Schwanbeck 2710885 E – mail: fs@alsvidr.de<br />
Harald Bävenroth 2714423 E – mail: h.baevenroth@gmx.de<br />
Kathrin Schönlein 2710885 E – mail: ks@alsvidr.de<br />
Reinhand Rössling 2442979 E – mail: rroessling@yahoo.com<br />
Sohrab Tawackoli 70517302 E – mail: sohrab@acelerate.com<br />
Mareike Schuldt 2443053 E – mail: mareike-schuldt@gmx.de<br />
Ute Sterr 2792191 E – mail: ute.sterr@arcor.de<br />
Auflage: 420 Stück<br />
Artikel/Leserbriefe richten Sie bitte entweder an Redaktionsmitglieder oder <strong>Monatsblatt</strong>,<br />
Casilla 8718 – La Paz.<br />
Die Redaktion behält sich vor, Artikel/Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen.<br />
Artikel/Leserbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion<br />
wieder.<br />
Anzeigen bitte als hardcopy und softcopy an Sohrab Tawackoli senden.<br />
Die einzelnen Artikel des <strong>Monatsblatt</strong>s und eine Gesamtfassung können auf der Webseite<br />
http://www.cca-monatsblatt.org separat heruntergeladen werden.<br />
Das Titelbild vom Illimani stammt von Guido Balderrama (in Privatbesitz)<br />
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 15.10.2012.<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
Einleitung<br />
In eigener Sache<br />
Kunst in La Paz? Was bedeutet das eigentlich? Was gehört dazu? Nehmen<br />
wir die Vergangenheit oder die Gegenwart in den Blick? Welche Bereiche<br />
beziehen wir ein? Die Bildnerische Kunst, die Bildhauerei oder gar die<br />
Fotografie? Diese Fragen und noch einige andere haben wir uns gestellt,<br />
als wir diese Ausgabe des <strong>Monatsblatt</strong>s planten. Dabei konnten wir, die<br />
Mitglieder der Redaktion, uns ausnahmslos als Laien diesem Thema<br />
annähern. Schnell war uns klar, dass wir bei all dem Interessanten, das es in<br />
der La Pazer Kunstszene zu entdecken gibt, allenfalls ein paar „spotlights“<br />
auf sie werfen könnten. Wir haben uns daher entschieden, in diesem Heft<br />
einige Künstler aus La Paz vorzustellen, einen Rundgang durch die Galerien<br />
und Kunstmuseen zu unternehmen und Kenner der Szene zu Wort kommen<br />
zu lassen. Natürlich all das, um Sie vielleicht auf den Geschmack zu bringen<br />
und in diesem Sinne auch ein bisschen Werbung zu machen. La Paz hat<br />
(auch) in der Kunstszene etwas zu bieten, und das wird oft übersehen.<br />
Außerdem können Sie in diesem Heft persönliche Reiseerfahrungen in<br />
den paragayischen Chaco nachvollziehen und sich mit Herrn Schauer auf<br />
die Suche nach Kirchen und Höhlenmalereien am Sajama begeben. Erich<br />
Riedlers Buch „Bolivien unter Evo Morales“ hat Carlos Martins für Sie<br />
rezensiert und Sie werden mitgenommen auf einen Rundgang während der<br />
„Langen Nacht der Museen“. Sie können etwas über die Geschichte und<br />
Bedeutung des Volkstrauertages lesen, über das neue Kulturangebot des<br />
„Club Alemán“ sowie über die Erfahrungen deutscher Austauschschüler<br />
am Colegio Alemán. Manuel Müller und Familie Busma, die neu nach<br />
La Paz gekommen sind, stellen sich vor, während sich Andreas Schröder<br />
verabschiedet und einen interessanten Rückblick auf seine Tätigkeit hier<br />
gibt. Sie erfahren etwas über das Schuhputzerprojekt „Vamos Juntos“ und<br />
erhalten Restauranttipps und Rezepte, damit auch das kulinarische Wohl<br />
nicht zu kurz kommt.<br />
Wir hoffen, dass wir Sie wieder mit vielen interessanten Informationen<br />
versorgen und gut unterhalten können. Und damit dafür auch weiterhin<br />
gesorgt ist, benötigen wir dringend neue Schreiber und neue Mitglieder<br />
in unserer Redaktion, da einige unserer Mitglieder demnächst Bolivien<br />
und damit auch das <strong>Monatsblatt</strong> verlassen werden. Wer Lust und Mut zum<br />
Schreiben hat, melde sich also bitte!<br />
Die Redaktion<br />
3 „Kunst in La Paz“
Titel Titel<br />
Guiomar Mesa: Künstlerin in La Paz<br />
Guiomar Mesa zählt zu den bekanntesten Künstlerinnen in La Paz und man<br />
findet einige ihrer Werke in verschiedenen Museen der Stadt ausgestellt.<br />
Neben ihrer Tätigkeit als Künstlerin arbeitet sie auch als Kunstlehrerin<br />
am Colegio Alemán. Dort trafen wir uns und ich konnte Guiomar einige<br />
Fragen zu ihrem Lebenslauf, zu ihrer Arbeit als Künstlerin sowie zum<br />
Thema Kunst in La Paz im Allgemeinen stellen. Mich beeindruckte dabei<br />
sehr, mit welcher Schnelligkeit Guiomar auf alle meine Fragen eine klare<br />
Antwort parat hatte und nicht zögerte, eine eigene Einschätzung zur<br />
aktuellen Prägung der Kunstszene in La Paz abzugeben, in der sie ihren<br />
ganz eigenen Standpunkt hat.<br />
Guiomar Mesa: Schon als Kind habe ich gerne gemalt und gezeichnet.<br />
Ich hatte das Glück, in einer Familie aufzuwachsen, die eine enge<br />
Verbindung zur Kunst hatte. Meine Eltern waren Architekten und<br />
widmeten ihr ganzes Leben der Geschichte der Kunst und veröffentlichten<br />
auch Bücher darüber. In unserem Haus gab es viele Bilder und ich bin mit<br />
meinen Eltern oft in Museen gegangen. Meine Mutter leitete zu der Zeit<br />
das „Museo Nacional de Arte“ und im Alter von etwa 9 Jahren habe ich<br />
sie oft dorthin begleitet. Das heißt ich war auch dort umgeben von Kunst<br />
und war besonders fasziniert von den Bildern des Künstlers Arturo Borda,<br />
einem der bekanntesten bolivianischen Künstler des 20. Jahrhunderts.<br />
In welcher Weise hast du dich künstlerisch ausbilden und fortbilden<br />
lassen?<br />
Ich bekam zunächst den ganz normalen Kunstunterricht in der<br />
Schule. Als ich 13 Jahre alt war, erkannte mein Vater mein besonderes<br />
Interesse und mein Talent und schlug mir vor, nachmittags an Kursen der<br />
Universität teilzunehmen, was ich dann auch tat. Mit 18 Jahren bekam ich<br />
dann - ebenfalls an der Universität - Unterricht bei Roberto Valcarel. Ich<br />
wusste zunächst nicht, was ich studieren sollte. Meine Eltern rieten mir<br />
von einem Kunststudium ab und schlugen mir das Literatur-Studium vor.<br />
Ich begann also an der staatlichen „Universidad Mayor de San Andrés“<br />
(UMSA) mit dem Literaturstudium, merkte aber schnell, dass mich das<br />
nicht glücklich machte. Ich wollte Kunst studieren! So begann ich nach<br />
einem Jahr zusätzlich mit dem Kunststudium und merkte kurz vor den<br />
Abschlussprüfungen, dass ich nicht beides schaffen konnte. Ich ließ das<br />
Literaturstudium ein Jahr vor Abschluss fallen und konzentrierte mich<br />
fortan nur noch auf das Kunststudium.<br />
Wie kam es zu den ersten Veröffentlichungen deiner Werke?<br />
Ich habe für mein Abschlussexamen eigene Werke unter dem Thema<br />
„Kunst und Entsakralisierung“ ausgestellt. Diese Werke stießen nicht auf<br />
große Resonanz. Allerdings kam auch ein mexikanischer Kritiker in die<br />
Ausstellung, der auf der Suche war nach Künstlern, die die Gedenkfeiern<br />
zu „500 Jahre Entdeckung Amerikas“ in Mexiko mitgestalten könnten.<br />
Er fand Gefallen an meinen Bildern, nahm einige mit nach Mexiko, und<br />
als ich selbst in Mexiko war, kam ich plötzlich mit vielen Künstlern und<br />
Galeristen in Kontakt. So hat es sich nach und nach ergeben, dass meine<br />
Bilder bekannt und ausgestellt wurden.<br />
In welchen Kunstbereichen hast du gearbeitet?<br />
Das sind nicht viele! Malerei, Zeichnung, Objekte aus verschiedenen<br />
Materialien sowie Fotografie.<br />
Von wem wurdest du beeinflusst? Waren bekannte bolivianische<br />
Künstler darunter?<br />
„Kunst in La Paz“ 4<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
5<br />
„Kunst in La Paz“
Titel Titel<br />
Es waren bolivianische Künstler, aber nicht nur! Neben dem bereits<br />
erwähnten bolivianischen Künstler Arturo Borda haben mich auch diese<br />
Künstler beeinflusst: der Chilene Claudio Bravo, der englische Künstler<br />
Lucian Freud (Enkel von Sigmund Freud), der deutsche Künstler Gerhard<br />
Richter und der irische Maler Francis Bacon. Aber dieser Einfluss wirkte<br />
oft nur phasenweise.<br />
Was sind heute Schwerpunkte deiner künstlerischen Arbeit?<br />
Ich arbeite gerade an einer Bilderserie zum Thema „Frauen“. Es<br />
handelt sich dabei um Porträts von Schaufensterpuppen. Mich hat immer<br />
die Ambivalenz von Lebendigem und Totem fasziniert. Daher auch die<br />
Beschäftigung mit der Fotografie. Wenn ich zum Beispiel Landschaften<br />
gestalte, dann sehe ich die Natur immer als einen Filter in Bezug auf Leben<br />
und Tod.<br />
Was sind deine Ziele in der pädagogischen Arbeit mit Kindern und<br />
Jugendlichen?<br />
Ich bin ein Mensch, der gerne weiter gibt, was er weiß. Ich möchte, dass<br />
Kinder Kunst als ein wichtiges Instrument kennen lernen, mit dem sie sich<br />
ausdrücken können und mit dem sie die Realität neu interpretieren können.<br />
Kunst dient nicht der Dekoration! Kunst hat immer zu tun mit Gedanken,<br />
Gefühlen und mit der Geschichte eines Volkes, mit seiner Prägung und<br />
Denkweise. Wenn Kinder das verstehen, bin ich glücklich!<br />
Gerade hast du zusammen mit deiner Schwester ein Buch veröffentlicht,<br />
dessen Illustrationen du gemacht hast. Wie ist es zu der Idee dieses Buches<br />
„El Tren de la Noche“ gekommen und wie hast du das Buch illustriert?<br />
Meine Schwester Isabel war im Februar 2010 auf einem Kongress in<br />
Chile und genau in diesen Tagen gab es dort ein starkes Erdbeben. Meine<br />
Schwester schrieb eine Geschichte über ihre Erlebnisse und las diese<br />
später unserer Familie vor. Wir waren sehr beeindruckt. Nach einiger Zeit<br />
nahmen Isabel und ich an einem Kurs zum Thema „Bilderbücher“ teil. Und<br />
so kamen wir auf die Idee, doch aus Isabels Geschichte gemeinsam ein<br />
Bilderbuch zu machen. Und da ich mich zu dieser Zeit sehr mit Fotografie<br />
beschäftigte, lag es nahe, die Illustrationen entsprechend fotografisch zu<br />
gestalten.<br />
Wie siehst du den „Kunststandort Bolivien“? Was ist das Besondere an<br />
bolivianischer Kunst, das auch international Einfluss hat und hatte?<br />
Ich will es mal folgendermaßen ausdrücken: Es gibt hier in Bolivien<br />
zwei Tendenzen. Einmal ist da die Tendenz, sich künstlerisch stark an dem<br />
zu orientieren, was von außen kommt, d. h. Künstler gestalten ihre Werke<br />
als „Installationen“, Videos etc. Zum anderen gibt es die Tendenz, sich ganz<br />
auf das Eigene, das Landestypische, das Geschichtliche und Folkloristische<br />
zu fokussieren. Beides sind extreme Haltungen und ich selber plädiere<br />
dafür, dass man beides integriert, indem man Ausdrucksweisen von außen<br />
nutzt, aber gleichzeitig das Eigene ausdrückt. Eine Mischung wäre gut!<br />
Welche Möglichkeiten hat man in La Paz, sich als Künstler oder<br />
Künstlerin ausbilden und fortbilden zu lassen?<br />
In La Paz kann man an der staatlichen „UMSA“ das normale<br />
Kunststudium durchlaufen mit einem entsprechend anerkannten Abschluss.<br />
Außerdem existiert daneben noch die „Schule der schönen Künste“,<br />
ebenfalls staatlich.<br />
Welche Galerien in La Paz würdest du empfehlen, wenn man an<br />
zeitgenössicher Kunst interessiert ist?<br />
Die vier Galerien in San Miguel: Galería Alternativa, Galería Arte 21,<br />
Galería Altamira und Galería Mérida-Romero. Außerdem lohnen sich auch<br />
immer die aktuellen Ausstellungen in der Alianza Francesa, im „Espacio<br />
Patiño“ und im Museo Nacional de Arte.<br />
Kannst du ein Buch empfehlen, mit dessen Hilfe man sich einen<br />
Überblick über die bolivianische Kunstgeschichte verschaffen kann?<br />
Ja. Ich würde drei Bücher empfehlen: „Arte del Siglo XX“ von Pedro<br />
Querejazu, „Holguín“ von meinen Eltern Carlos Mesa - Teresa Gisbert,<br />
in dem es um die koloniale Kunst geht und das Buch „Monumentos de<br />
Bolivia“, auch von Mesa-Gisbert, in dem die Architektur Boliviens<br />
beschrieben wird.<br />
Was würdest du dir wünschen für die Künstler in La Paz?<br />
Dass sie sich durch ihre Arbeit ausdrücken können und dass sie von<br />
ihrer Kunst auch leben können.<br />
Das Interview führte Ute Sterr<br />
„Kunst in La Paz“ 6<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
7<br />
„Kunst in La Paz“
Titel Titel<br />
Juan Conitzer<br />
Juan Conitzer Bedregal, 1949-2009, war Kind der Dichterin Yolanda<br />
Bedregal, die aus einer begüterten bolivianischen Familie stammte, und<br />
des deutsch-jüdischen Emigranten und Dichters Gert Conitzer. Er ging<br />
zusammen mit seiner Schwester Rosángela auf die Deutsche Schule in La<br />
Paz und studierte dann Philosophie und Literatur sowie bildende Kunst an<br />
der UMSA .<br />
Juan Conitzer<br />
Die Ehe seiner Eltern war damals eine kleine Sensation - Tochter aus<br />
guter Familie heiratet mittellosen Ausländer. Gert Conitzer war 1910 in<br />
Berlin geboren als Sohn einer wohlhabenden deutsch-jüdischen Familie.<br />
Er wurde in Sachsenhausen interniert, von seinen Eltern aber mittels<br />
einer sehr hohen Geldsumme freigekauft. 1939 erreichte er Bolivien<br />
(wohl mit einem der "landwirtschaftlichen" Visa der Regierung Busch).<br />
Dank seiner Freundschaft mit dem chilenischen Dichter und Bildhauer<br />
Totila Albert sprach er schon Spanisch neben Englisch und Französisch<br />
und konnte sofort als Sprachlehrer arbeiten. Conitzer leitete später das<br />
Instituto Cultural Boliviano-Alemán, das spätere Goethe Institut - eine<br />
ungewöhnliche Entscheidung angesichts des damaligen Nichtverhältnisses<br />
zwischen Deutschen und deutschen Juden. Anfang der sechziger Jahre<br />
wurde er stellvertretender Kulturattaché der Deutschen Botschaft und<br />
erhielt später das Bundesverdienstkreuz.<br />
Sein Sohn Juan Conitzer war in gewisser Weise ein "Hippie", ein<br />
Rebell, jemand, der unkonventionell lebte und aus dem Chaos, aus<br />
gefundenen, weggeworfenen Gegenständen spontan Kunst machte. Seine<br />
bunten Bilder sind daher häufig auf vorgefundenem Holz oder auf Pappe<br />
gemalt. Sie haben etwas Spielerisches, Kindliches, Naives, die Farben<br />
stecken an, machen Freude, er nimmt sich jede Freiheit und drückt sich<br />
ohne Konventionen aus. Sein Haus war voller Gegenstände, die niemand<br />
mehr haben wollte, die er sammelte, bemalte, neuen Zwecken zuführte.<br />
Als Künstler war er wirtschaftlich nicht erfolgreich, wollte es wohl auch<br />
nicht sein, auch wenn er zahlreiche Ausstellungen gestaltete. Aber alle<br />
kannten ihn, mochten ihn.<br />
Philipp Schauer<br />
Kontakt zur Witwe Conitzers (Mabel Fava), die auch zuweilen noch<br />
Verkaufsaustellungen organisiert, Tel.: 795 666 00<br />
OSiS<br />
„Kunst in La Paz“ 8<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
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„Kunst in La Paz“<br />
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Titel Titel<br />
Kunst auf 3950 Metern<br />
Martín Baltazar Poma – Skulpteur<br />
Kennengelernt habe ich Martín Baltazar Poma in San Miguel inmitten des<br />
Alasitas-Gewusels. Mit seinen stilisierten Figuren von Cholitas, Müttern<br />
mit Kindern, Paaren und Familien aus hellem Marmor fiel er deutlich aus<br />
dem Rahmen. Ich kaufte ein paar Figuren für uns und als Geschenke und<br />
bekam so eine Visitenkarte von ihm. Ein paar Monate später fuhren wir zu<br />
seiner Werkstatt, um noch ein weiteres Geschenk zu kaufen. Dort fanden<br />
wir noch andere sehr schöne Skulpturen – einen Stier und einen weiblichen<br />
Torso. Martín war sehr gesprächig und erzählte uns von seinem Werdegang<br />
und seiner Liebe zur Kunst. Er kennt eine Stelle am Mururata wo er Marmor<br />
und Marmolin für seine Werke selbst bricht und in die Werkstatt bringt. Da<br />
die Stelle nur zu Fuß zugänglich ist, sind seine Werke meist eher klein.<br />
Martín Baltazar Poma wurde 1974 in La Paz geboren und hat an<br />
der Escuela de Bellas Artes in La Paz studiert. Schon bald entdeckte er<br />
seine Vorliebe für die plastische Kunst. Inzwischen arbeitet er seit mehr<br />
als fünfzehn Jahren als Skulpteur. Martín liebt die schöne Maserung des<br />
Marmors, und er möchte mit seinen Werken die dem Material innewohnende<br />
Schönheit den Menschen nahe bringen. Seine Inspiration findet er in seiner<br />
unmittelbaren Umgebung. Er bevorzugt die Darstellung von Menschen in<br />
ihrer familiären Situation. Daher sieht man bei ihm viele Skulpturen, die<br />
Mutter und Kind und auch Liebespaare darstellen. Er möchte nicht zu sehr<br />
stilisieren, trotzdem gibt es einige bemerkenswerte abstrakte Darstellungen<br />
von ihm. Einige davon kann man im Museum für Zeitgenössische Kunst<br />
und im Hotel Europa in La Paz sehen.<br />
Außerdem fertigt er Skulpturen als Preise für verschiedene Auftraggeber<br />
an: seit drei Jahren den “Premio al Periodismo” für die Bank “BISA”,<br />
den von der Camera Nacional de Industrias vergebenen Preis für soziale<br />
Verantwortung von Unternehmen (Nacional a la responsabilidad social<br />
empresarial), für die Empresa minera INTI Raymi S.A. und andere.<br />
Man kann zu ihm auch als Privatperson mit eigenen Wünschen gehen:<br />
er fertigt Skulpturen nach fremden Ideen an – denn von seiner Kunst allein<br />
kann er nicht leben. Allerdings werden auch diese Werke von seiner ganz<br />
speziellen Handschrift geprägt sein. Seine letzten Auftragsarbeiten waren<br />
der Kopf einer Frau in schwarzem Granit für einen US-Amerikaner und<br />
eine weiße Marmorkatze für unsere Tochter. Für die Zukunft wünscht er<br />
sich Ausstellungen im Ausland. Schließlich sei das Interesse der Bolivianer<br />
an plastischer Kunst nicht sonderlich ausgeprägt, meint er.<br />
„Kunst in La Paz“ 10<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
11<br />
„Kunst in La Paz“
Titel Titel<br />
Gelegentlich experimentiert er mit anderen Gesteinen, wie Granit aus<br />
Comanche und verschiedenen Sandsteinen. Sein Haus ist übrigens leicht<br />
an einem Sandsteinbrunnen im Garten zu erkennen (siehe Foto).<br />
Kathrin Schönlein<br />
Kontakt: Martín Baltazar Poma, Communidad Valle de las Animas,<br />
Tel: 70672030<br />
esculturasbaltazar@hotmail.com<br />
Sein Haus ist leicht zu finden: auf dem Weg nach Palca ist es das letzte<br />
Haus auf der rechten Seite, bevor man den Pass mit dem kleinen See<br />
erreicht.<br />
Aufgeschlossenheit oder mentale Barrieren –<br />
Ankommen in der La Pazer Kunstszene<br />
La Paz ist ein gutes Pflaster für den, der mit seiner Kunst den Geschmack<br />
der hiesigen Gesellschaft und Kunstinteressierten trifft und selbst noch<br />
seinen Stil entwickelt – aber auch schwieriges Terrain für denjenigen,<br />
der mit ganz anderen, lange entwickelten ästhetischen Vorstellungen<br />
hierher kommt. Dies ist der Eindruck, den man im Gespräch mit nichtbolivianischen<br />
Künstlern erhält.<br />
Miriam Castillo Klein, in Panama gebürtig und seit langem mit<br />
einem Deutschen verheiratet, hat vier Jahre in La Paz gelebt und hier ihre<br />
künstlerische Ausbildung fortgesetzt, die sie in Frankfurt begonnen hatte.<br />
Sie hat u.a. bei Jaime Kalizaya, an der Nationalakademie für Schöne Künste<br />
und Keiko Gonzalez studiert und ist begeistert von den Möglichkeiten,<br />
die sie in Bolivien gefunden hat: „Was mich hier als erstes fasziniert hat,<br />
war das Licht, dieser blaue Julihimmel; die Grüntöne fehlten mir dabei<br />
überhaupt nicht. So fing es an – und ich habe dann in den letzten Jahren<br />
einfach alles ausgenutzt, was sich mir hier bot.“<br />
Miriam Kleins oft großformatige Bilder leben vor allem von den<br />
kräftigen Farben, von ihrer lebendigen, positiven Ausstrahlung, die<br />
dem Betrachter im Gedächtnis bleibt. „Die Leute haben mich hier wohl<br />
irgendwie akzeptiert. Am Anfang habe ich immer Strilizien gemalt, das<br />
gefiel ihnen; dann fing ich an, mit Keiko Gonzalez auch abstrakte Malerei<br />
zu machen. Da ist es natürlich so, entweder Du magst das als Betrachter,<br />
oder eben nicht. Aber mein Ziel war ja nicht, den Leuten zu gefallen,<br />
sondern mich zu entwickeln.“ Zu den Ausstellungen in verschiedenen<br />
Galerien kam sie zunächst über ihre hiesigen Lehrer, bevor sie die Galerien<br />
auch direkt ansprachen. „Der Durchbruch kam mit einer Ausstellung bei<br />
der panamaischen Botschaft. Danach habe ich dann ausgestellt, wo ich<br />
wollte – in der Regel wurde ich gefragt.“ Mit Erfolg: Ihre Bilder werden<br />
sowohl von Bolivianern als auch von Ausländern gerne gekauft.<br />
„Kunst in La Paz“ 12<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
13<br />
„Kunst in La Paz“
Titel Titel<br />
Miriam Klein, La Paz 2011<br />
Ganz anders der Spanier Carlos San Millán, der vor viereinhalb Jahren<br />
mit seiner für die spanische Entwicklungskooperation arbeitenden Frau<br />
nach La Paz kam. Die Kunst ist sein Beruf; in Spanien arbeitete er mit<br />
namhaften Galerien zusammen. Carlos San Milláns Stil ist ruhig, präzise,<br />
teilweise skizzenhaft, von zurückhaltenden Farben geprägt; wenige<br />
Menschen, viel Lichtwirkung, Raum, Atmosphäre. Sehr europäisch, und<br />
das ist aus seiner Sicht ein Handicap: „Ich habe mich hier nie integriert, es<br />
gab sehr wenige Berührungspunkte mit anderen. Hier ist Malerei immer<br />
noch politisch, aber in Europa sind Leben und Kunst nicht mehr so eng<br />
verbunden, es gibt kaum noch Gruppenbildung, dort geht jeder Künstler<br />
eigene Wege.“<br />
Carlos San Millán, Atelier<br />
Kritisch sieht er die Lage der Galerien in La Paz: „Die Galeria Nota<br />
war die einzige, die sich wirklich an künstlerischen Kriterien orientierte,<br />
die gezielt Werke suchte, die sie ausstellen wollte. Heute ist es in einigen<br />
Galerien definitiv so, dass Du bezahlst, und dann kannst Du ausstellen.“<br />
Nun möchte er seine Strategie vor Ort ändern: Weil die hiesigen Galerien<br />
aus seiner Sicht ihre Funktion für den Künstler nicht mehr erfüllen, sondern<br />
rein kommerzielle Interessen verfolgen, hofft er darauf, in stärkerem<br />
Maße Botschaften, ausländische Kulturinstitute etc. für Ausstellungen zu<br />
gewinnen, um eine größere Sichtbarkeit zu erreichen.<br />
Fast ausschließlich Ausländer kaufen San Milláns Werke. „Das<br />
Problem ist, dass die Leute mich nicht kennen, und hier wird sehr viel<br />
einfach deshalb gekauft, weil der Künstler bekannt ist. Der bolivianische<br />
Sammler denkt sehr stark auch daran, wie er sein Geld langfristig sinnvoll<br />
investieren kann, und da hilft ein bekannter Name. Außerdem bin ich für<br />
das hiesige Publikum nicht farbig, nicht folkloristisch genug.“<br />
Einig sind sich beide Künstler jedoch in ihrer Hochachtung für Keiko<br />
Gonzalez: „Er macht nicht, was die Leute wollen, sondern was ihm<br />
gefällt“, so Miriam Klein. „Er ist sehr konsequent und kohärent in seiner<br />
Arbeit, ohne politische Ziele; gleichzeitig ist er sehr offen“, sagt Carlos<br />
San Millán.<br />
Kontakt und weitere Informationen:www.csanmillan.com<br />
miriamcastillok@gmail.com<br />
Benita Schauer<br />
„Kunst in La Paz“ 14<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
15<br />
„Kunst in La Paz“
Titel Titel<br />
Der Traum von einem Fotografie-Museum in<br />
La Paz<br />
Ein Blick in das Fotoarchiv „Julio Cordero“<br />
Die Wurzeln der Fotografie finden sich in Bolivien um das Jahr 1850, als<br />
die ersten Fotostudios in Sucre, Cochabamba und La Paz aufmachten. Das<br />
erste Geld machte man mit der Herstellung von Visitenkarten, Porträt-<br />
Aufnahmen im etwas größeren Kabinettkarten-Format und vor allem mit<br />
Postkarten, die zu dieser Zeit weltweit groß in Mode kamen.<br />
Zu den ersten Fotografen in Bolivien, die man heute noch kennt, gehören<br />
Julio Cordero (1879 – 1961), Rodolfo Torrico Zamudio (1890 – 1955),<br />
der Österreicher Arthur Posnansky (1873 – 1946), und Luis Gismondi,<br />
der – ursprünglich aus Italien – 1904 aus Peru, wo er in Lima und Cusco<br />
als Fotograf gearbeitet hatte, nach Bolivien kam. Die große Mehrheit der<br />
Fotografen in Bolivien, die zum Teil auch aus dem Ausland kam und nur<br />
vorübergehend hier tätig war, ist jedoch in Vergessenheit geraten und es<br />
ist schwierig, noch an das historische Fotomaterial zu kommen. Wenige<br />
Aufnahmen findet man noch in Museen in den USA oder in Europa,<br />
sehr viel Material ist aber auch einfach verloren gegangen und zerstört<br />
worden (Vgl. Daniel Buck: Pioneer Photography in Bolivia - Directory of<br />
Daguerreotypists & Photographers, 1840s-1930s, 1999)<br />
Umso wertvoller erscheinen die Fotoarchive, die heute noch in La Paz<br />
zu finden sind.<br />
Neben dem gut sortierten und archivierten Bestand des ehemaligen<br />
Gismondi-Studios (heute im Besitz der Urenkeltochter Geraldine Gismondi,<br />
bei der man nach Katalogvorlage Abzüge bestellen kann) gehört dazu auch<br />
das Fotoarchiv von Julio Cordero Benavides, der versucht das Erbe seines<br />
Vaters und Großvaters zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu<br />
machen.<br />
Steigt man hinter der Haustür des in San Pedro gelegenen Hauses die<br />
steilen Treppen hinauf, so gelangt man zu einem kleinen Hof, an dessen<br />
Längsseite sich das historische Fotoarchiv befindet. Schon seit 1938<br />
existiert dieses ehemalige Labor, das mangels Renovierungsarbeiten in<br />
einem baufälligen Zustand ist.<br />
Das alte Labor und heutige Archiv<br />
Julio Cordero Benavides, der Enkel des Fotostudiogründers Julio Cordero<br />
Castillo, erzählt uns bereitwillig die Geschichte des Familienunternehmens<br />
und greift hier und da nach einer Fotografie aus den vielen Stapeln und<br />
Haufen, die auf den Tischen um uns herum liegen.<br />
Das Archiv von innen<br />
„Kunst in La Paz“ 16<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
17<br />
„Kunst in La Paz“
Titel Titel<br />
Julio Cordero Castillo, geboren am 17.8.1879 in Pucarani (Provinz La<br />
Paz) eröffnete im Jahr 1900 ein Fotostudio in La Paz, nachdem er bei den<br />
in Bolivien arbeitenden peruanischen Brüdern Valdez eine Fotografenlehre<br />
absolviert hatte. Material importierte er aus Frankreich und Deutschland,<br />
bald war er Boliviens erster Vertreter für KODAK.<br />
Seine Arbeiten wurden schnell bekannt, seine Klienten kamen aus allen<br />
sozialen Schichten des damaligen La Paz: Soziale Clubs, musikalische<br />
und sportliche Vereine, aufsteigender Mittelstand, aber auch die einfache<br />
Bevölkerung. Für Polizei und Militär fotografierte er dokumentarisch<br />
Delinquenten und Kriminelle. Hervorhebenswert ist seit 1904 seine Rolle<br />
als offizieller Fotograf der bolivianischen Regierung unter den Präsidenten<br />
Ismael Montes, Hernando Siles Reyes und Gualberto Villaroel. So breit die<br />
Klientel war, so breit ist auch das Schaffenswerk des Fotografen. Neben<br />
Studioportraits gibt es Aufnahmen zu Architektur, Landschaft, Industrie<br />
(Minen) und Sozialfotografie.<br />
Cordero Benavides<br />
In den 1920er Jahren konnte Cordero Castillo aufgrund der wachsenden<br />
Nachfrage ein weiteres Studio in Oruro eröffnen, eine seinerzeit durch den<br />
Abbau und Handel von Erzen aufblühende, reiche Stadt.<br />
1906 kam der Sohn Julio Cordero Ordoñez zur Welt. Er studierte<br />
ursprünglich Architektur, war Karikaturist, zog 1939 in den Chacokrieg<br />
und verbrachte einige Jahre in Mexiko und Argentinien, wo er sich u.a.<br />
auch mit der Fotografie befasste und das damals populäre Kolorieren von<br />
Schwarz-Weiss-Bildern lernte. Mit dieser Fertigkeit kehrte er nach La Paz<br />
zurück und unterstützte den väterlichen Betrieb dank dieser innovativen<br />
Technik maßgeblich.<br />
1938 wurde schließlich dessen Sohn Julio Cordero Benavides geboren,<br />
der heutige alleinige Besitzer des gesamten Archivs der drei Cordero-<br />
Generationen, der ebenfalls in den familiären Betrieb eingebunden wurde.<br />
Die drei Cordero-Generationen<br />
1961 bzw. 1963 starben kurz hintereinander der Großvater Julio<br />
Cordero Castillo und der Vater Julio Cordero Ordoñez. Während J. Cordero<br />
Benavides eine Fotografen-Ausbildung in Argentinien absolvierte,<br />
wurde das Geschäft von seinem Onkel Gregorio Cordero und anderen<br />
Familienangehörigen weiter geführt. Nach seiner Rückkehr aus Argentinien<br />
unterhielt J. Cordero Benavides bis 1992 verschiedene Studios im Zentrum<br />
von La Paz.<br />
Aufgrund der sehr populären Farbfotografie und wachsenden<br />
Konkurrenz überwiegend aus Korea kommender Technologie ging es<br />
seit 1985 wirtschaftlich mit dem Studio bergab, bevor es im Jahre 1992<br />
endgültig schließen musste.<br />
„Kunst in La Paz“ 18<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
19<br />
„Kunst in La Paz“
Titel Titel<br />
Julio Cordero Benavides wusste seinerzeit relativ wenig über das<br />
Archiv seines Großvaters und Vaters. Erst mit Schließung des Studios<br />
begann Sr. Cordero B. auf Anraten eines Freundes das Material zu sichten,<br />
auszuwerten und zu ordnen. Bis 1994 wurden u.a. 360 Bilder in der Größe<br />
50cm x 60cm für eine umfassende Ausstellung über La Paz abgezogen,<br />
die zu zwei Gelegenheiten jeweils einige Monate in La Paz ausgestellt<br />
wurden.<br />
Schon 1973, wurden zwei Buchbände gedruckt, die aber heute<br />
vergriffen sind (Rolando Arduz; La Paz: Sus rostros en el tiempo). Im<br />
Jahre 2004 erschien im amerikanischen Turner Verlag das Buch „Archivos<br />
Cordero 1900-1961“ (erhältlich bei Amazon), das überwiegend Porträts<br />
aus dieser Zeit zeigt. Grundlage dieses Buches war die Arbeit des USamerikanischen<br />
„Photographic Archive Project“ aus Houston, Texas, das<br />
seit den späten 1990er Jahren zum Ziel hat, wichtige lateinamerikanische<br />
Fotoarchive zu erhalten. Im August 2001 wurden durch das Projekt<br />
einige der großformatigen und gut erhaltenen Glasnegative gescannt<br />
und katalogisiert. In Zusammenarbeit mit „Fotofest“, einer Plattform für<br />
„Kunst und Ideen“ in Houston wurden aus diesen Negativen im Jahre<br />
2002 Bilder von Cordero ausgewählt und ausgestellt, bislang die einzige<br />
Ausstellung außerhalb Boliviens. Nach Einschätzung von Fotofest ist<br />
das Archiv in punkto Umfang, technischer und thematischer Qualität,<br />
Erhalt und historischer Wichtigkeit eine wesentliche Sammlung innerhalb<br />
Lateinamerikas.<br />
Neben der rein archivierenden Tätigkeit befasst sich Sr. Cordero stark<br />
mit der Recherche der Motive, da die Aufnahmen seinerzeit vom Großvater<br />
größtenteils nicht betitelt worden waren. Entsprechend forscht er ausgiebig<br />
in den städtischen Bibliotheken und Archiven. Denn Sr. Cordero träumt<br />
davon, aus dem ursprünglichen Labor ein kleines Museum zu machen, in<br />
dem die herkömmlichen Methoden der Fotoentwicklung anhand der alten<br />
Geräte und Materialien nachvollziehbar werden und in dem die historischen<br />
Aufnahmen des Großvaters ausgestellt werden.<br />
Eine alte Kamera mit dem historischen Studioschild<br />
Entwickler und Fixierer<br />
„Kunst in La Paz“ 20<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
21<br />
„Kunst in La Paz“
Titel Titel<br />
Die Angaben zum Umfang des gesamten Archivs (Glas- und<br />
Filmnegative, unzählige Abzüge) schwanken zwischen 50.000 und<br />
100.000 Negativen, letztere Zahl ist die von Sr. Cordero geschätzte. Die<br />
großformatigen Glasnegative werden auf 10.000 – 15.000 geschätzt. Neben<br />
der Arbeit des „Photographic Archive Project“ wurden bzw. werden derzeit<br />
mit Unterstützung der Stadt La Paz etwa 4000 Negative digitalisiert, und<br />
weitere 8000 sind dafür vorgesehen.<br />
Hoffen wir, dass die vielen historischen Aufnahmen, die ein umfassendes<br />
Bild der Stadtgeschichte von La Paz darstellen, weiter erhalten werden und<br />
nicht verloren gehen!<br />
Markus Sterr und Ute Sterr<br />
Museo Nacional de Arte<br />
Kunstmuseen in La Paz<br />
(Calle Socabaya, Esq. Calle Comercio, Plaza Murillo)<br />
Öffnungszeiten: Di – Fr, 9.30 – 12.30 und 15.00 – 19.00<br />
Sa, 10.00 – 17.30<br />
So, 10.00 – 13.30<br />
Tel. 2408600 / Eintritt: 15 Bs (5 Bs als “residente”)<br />
An einer Ecke des Plaza Murillo, nahe der Kathedrale, ist das Nationale<br />
Kunstmuseum untergebracht, das 1961 seine Türen für die Öffentlichkeit<br />
geöffnet hat. Das 1775 im Mestizo-Barock erbaute Gebäude mit dem<br />
wunderschönen Innenhof beherbergt heute eine umfangreiche Gemälde-<br />
und Skulpturensammlung, die dem Besucher einen Rundgang durch die<br />
Kunstgeschichte Boliviens ermöglicht. Angefangen mit Bildern aus der<br />
Kolonialzeit von Melchor Pérez de Holguín und Leonardo Flores bis hin<br />
zu Werken aus dem 20. Jahrhundert, darunter Bilder von Cecilio Guzmán<br />
de Rojas und Skulpturen von Marina Nuñez del Prado, der ein ganzer Saal<br />
gewidmet ist.<br />
Im Erdgeschoss gibt es – meist kostenlos - wechselnde Ausstellungen<br />
zu besichtigen. Hier das Programm für die nächsten Monate:<br />
29. August – 28. September Guido Köheler<br />
24. August - 16. September Retrospectiva Alfredo Loaiza<br />
21. September – 14. Oktober Silvia Peñaloza<br />
3. Oktober – 4. November Pablo Eduardo<br />
18. Oktober – 11. November Geraldine Gismondi<br />
19. Oktober – 16. November Jubileo Gil Imana<br />
1. November – 4. Januar Avelino Nogales<br />
14. November – 9. Dezember Max Aruquipa<br />
16. November – 9. Dezember Sergio Torres<br />
14. Dezember – 11. Januar Expresarte Arte Joven<br />
„Kunst in La Paz“ 22<br />
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„Kunst in La Paz“
Museo de Arte Contemporáneo<br />
Titel Titel<br />
Museo de Arte Contemporáneo<br />
(Av. 16 de Julio No. 1698, El Prado)<br />
Öffnungszeiten: täglich von 9.00 bis 21.00<br />
Tel. 2335905 / Eintritt: 15 Bs<br />
Das private Museum für zeitgenössische Kunst befindet sich im unteren<br />
Teil des Prado in einem (blauen) Gebäude aus dem 19. Jahrhundert mit<br />
Glasdach und bunten Glasfenstern. Betritt man das Museum, so fallen<br />
sofort die Treppenaufgänge aus Holz sowie die goldbemalten Stuckdecken<br />
ins Auge. Auf drei Stockwerke verteilt sind moderne Gemälde und auch<br />
einige Skulpturen aus Holz, Bronze und Gips von bolivianischen und<br />
einigen wenigen internationalen Künstlern ausgestellt. Im Erdgeschoss<br />
befinden sich jeweils die temporären Ausstellungen, von Künstlern, die<br />
ihre Werke hier auch zum Verkauf anbieten. Sie wechseln etwa alle 2 bis<br />
3 Wochen. Im 2. Stock ist die permanente Sammlung untergebracht mit<br />
Bildern von Marco Antonio Montaño, Jorge Arias Saavreda aus Oruro,<br />
Mamani Mamani, Guiomar Mesa, Eusebio Choque und vielen anderen<br />
Künstlern. Sehr beeindruckend dabei der Raum mit den vielen „Che“-<br />
Bildern, in dem auch ein „Che“ aus Dominosteinen zu bewundern ist.<br />
Über eine Wendeltreppe erreicht man den 3. Stock, wo oft Bilder aus den<br />
vergangenen temporären Ausstellungen zu sehen sind, die zum Teil auch<br />
verkäuflich sind.<br />
In dem kleinen Museumsshop, direkt neben dem Eingang werden<br />
sowohl Originale als auch Drucke in Form von Postern und Postkarten<br />
zum Verkauf angeboten.<br />
Museo Tambo Quirquincho<br />
(Plaza Alfonso de Mendoza, Esq. c. Evaristo Valle, Entre Tiquiña y<br />
Santa Cruz)<br />
Öffnungszeiten: Das Museum ist aufgrund von Renovierungsarbeiten<br />
voraussichtlich bis zum 20. Oktober 2012 geschlossen.<br />
Tel. 2390969<br />
In diesem angeblich ältesten Gebäude der Stadt, nicht weit von der San<br />
Francisco-Kirche, ist das Stadtmuseum untergebracht. Hier sind Gemälde,<br />
Silberschmuck und Karnevalstrachten zu sehen. Besonders empfehlenswert<br />
die Fotos zur Stadtgeschichte der letzten 100 Jahre. Außerdem gibt es<br />
immer mal wieder kleine wechselnde Kunstausstellungen.<br />
Ute Sterr<br />
„Kunst in La Paz“ 24<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
25<br />
„Kunst in La Paz“
Titel Titel<br />
Ein Rundgang durch die<br />
Galerien von La Paz<br />
Die nennenswerten Galerien von La Paz befinden sich ausnahmslos im<br />
Stadtteil San Miguel in der Zona Sur. Von daher bietet es sich tatsächlich<br />
an, einen „Rundgang“ zu machen und von einer Galerie in die nächste<br />
zu schlendern. Wer dabei ein gut gefülltes Portemonnaie dabei hat, findet<br />
sicherlich etwas, das in die eigene Wohnung passt!<br />
Galería Alternativa – Centro de Arte<br />
(Calle René Moreno, Bloque J 25, San Miguel)<br />
Öffnungszeiten: Mo – Fr, 10.00 – 13.00 und 15.30 – 19.00 / Sa, 10.00 – 13.00<br />
Tel. 2772104 / Cel. 772 70952 o 772 42555<br />
www.artealternativa.com.bo<br />
gal.alternativa@hotmail.com<br />
In der Galería Alternativa im Tiefparterre wird man von Ysabel C.<br />
de Cariaga oder von Claudia H. de Sanchez begrüßt. Man betritt einen<br />
großen Raum, in dem sich jeweils die temporären Ausstellungen befinden:<br />
eine Zusammenstellung von Werken verschiedener Künstler, die bei den<br />
Galeristinnen anfragen, ob und wann sie ihre Bilder ausstellen können.<br />
Die Galerie weist ihnen gegebenenfalls einen Termin zu, stellt die Bilder<br />
15 Tage lang aus und übernimmt die Bewerbung dieser Ausstellung. Alle<br />
Bilder werden immer auch zum Verkauf angeboten. Frau Cariaga betont,<br />
dass ein Käufer Angebote in allen Preisklassen finden kann. Ihr ist es ein<br />
Anliegen, bolivianische Künstler zu unterstützen. Selber arbeitet sie nicht<br />
als Künstlerin, sie hat „zwei linke Hände“ wie sie selber von sich sagt.<br />
Zur Zeit sind in der Galerie Werke u.a. von diesen Künstlern zu sehen:<br />
Eusebio Choque, Mariano Alique (ein betagter Jesuitenpater, der den Erlös<br />
seiner Werke spendet), David Sea (ein Künstler aus El Alto, der seine<br />
Bilder aus Cocablättern kreiert), Ricardo Perez Alacalá (ein Künstler, der<br />
für seine Aquarelle berühmt ist), Christian de Aranibar (Oruro), Leonardo<br />
Aliaga (Cochabamba), Raquel Schwartz (Santa Cruz) und Monica Rima<br />
Mamani (El Alto).<br />
Die Galerie befindet sich seit vier Jahren in diesen Räumlichkeiten und<br />
war vorher in Sopocachi angesiedelt. Dieses Jahr feiert die Galerie ihren<br />
15jährigen Geburtstag.<br />
Bis Ende des Jahres sind unter anderem die folgenden Ausstellungen<br />
geplant:<br />
11. – 24. Sept.: Concurso „Valores del Dibujo“<br />
2. – 15. Okt.: Oscar Tintaya / Emilio Tarez / Efraim Calizaya<br />
16. – 29. Okt.: Ejti Stih<br />
30. Okt. – 12. Nov.: Juan Mayta<br />
13. – 26. Nov.: Aniversario 15 Años: Hernan Calizaya / Juan Bustillos<br />
23. – 31.Dez.: Colectiva<br />
Galería Altamira<br />
(Calle René Moreno No.1026, Bloque L 15, San Miguel)<br />
Öffnungszeiten: Mo – Sa, 10.00 – 13.00 und 15.00 – 20.00<br />
Tel. 2792446 / Cel. 67004292<br />
www.altamiragaleria.com<br />
altamiragaleria@gmail.com<br />
Die Galería Altamira liegt ganz in der Nähe von der Galería Alternativa<br />
auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Hier gelangt man durch einen<br />
kleinen Vorgarten in die Ausstellungsräume: drei Säle im Erdgeschoss und<br />
ein Saal im Obergeschoss. Die vier Inhaber der Galerie (Ariel Mustafá,<br />
Adriana Loría, Mauricio Rodriguez und Oscar Ballon) haben es sich zur<br />
Aufgabe gemacht, insbesondere ganz junge Künstler zu unterstützen,<br />
die ihre Bilder zum Teil das erste Mal ausstellen. Die Galerie, die seit<br />
September 2011 existiert, hat sich in der Universität (UMSA) sowie in<br />
der „Escuela de bellas Artes“ in der Academía in Sopocachi vorgestellt,<br />
um für ihr Angebot zu werben. Im Erdgeschoss der Galerie befinden sich<br />
die wechselnden Ausstellungen, während im Obergeschoss Werke schon<br />
bekannter Künstler in der permanenten Ausstellung zu sehen sind.<br />
Besonders stolz sind die Galeristen darauf, dass sie ihrem Ziel,<br />
bolivianische Künstler auch international bekannt zu machen, schon<br />
ein Stück näher gekommen sind. 49 Werke von 19 bekannten und noch<br />
unbekannten bolivianischen Künstlern werden zurzeit in Miami in der<br />
„Casa Turquesa Art Space“ unter dem Titel ExpoBolivia ausgestellt.<br />
Unter den Künstlern, deren Werke in Miami präsentiert werden, sind Ejti<br />
Stih, José Bedoya, Mario Conde, Fernando Antezana, Juan José Serrano,<br />
Rosario Ostria und Mauricio Bayro.<br />
„Kunst in La Paz“ 26<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
27<br />
„Kunst in La Paz“
Titel Titel<br />
Galería Arte 21<br />
(Calle Panckara N. 1002, San Miguel)<br />
Öffnungszeiten: Mo – Fr, 10.00 – 13.00 und 15.30 – 20.00 / Sa, 10.00 – 14.00<br />
Tel. 2798966 / 2772610<br />
www.espacioarte21.blogspot.com<br />
arte21ym@gmail.com<br />
Die Galería Arte 21 wird leicht übersehen, da ihr Eingang sich zwischen<br />
all den kleinen „Verkaufsbuden“ befindet, die die Straße säumen. Im<br />
Mai 2007 wurde sie gegründet und die Direktorin Yalila Mendoza Rea<br />
will die aus zwei Sälen bestehende Galerie als ein „kulturelles Zentrum“<br />
verstanden wissen. Etwa alle 15 Tage wird eine neue Ausstellung eröffnet.<br />
Die Galerie arbeitet insgesamt mit 80 Künstlern zusammen. Neben den<br />
Ausstellungen organisiert die Galerie Auktionen in La Paz, Santa Cruz,<br />
Tarija und Cochabamba und sie schreibt Wettbewerbe für die Künstler<br />
aus, deren Gewinner eine Prämie erhalten. Die Galerie unterhält eine<br />
Künstlerwerkstatt für Erwachsene und Jugendliche und hat mit Erfolg bei<br />
der „Noche Larga de Museos“ teilgenommen.<br />
Zu den Künstlern, die bereits in der Galería Arte 21 ausgestellt haben,<br />
gehören:<br />
Ricardo Pérez Alcalá, Darío Antezana, Alfredo La Placa, Raúl Lara,<br />
Gustavo Lara, Zenón Sansuste, Remy Daza, Eusebio Choque, Keiko<br />
Gonzalez, Fernando Antezana, Angeles Fabbri, Cecilia Wilde, Roxana<br />
Crespo, Chrystal Ostermann, Ramón Tito.<br />
Galería Mérida Romero – Espacio de Arte<br />
(Calle René Moreno No. 1223, Bloque E, San Miguel)<br />
Öffnungszeiten: Mo – Sa, 10.00 – 13.00 und 15.00 – 20.00<br />
Tel. 2798580<br />
Bei facebook.com / Gruppe: MeridaRomeroArte<br />
Die Galería Mérida Romero ist die jüngste unter den Galerien in San<br />
Miguel bzw. in La Paz. Sie hat im Dezember 2011 ihre Türen geöffnet und<br />
stellt allein durch das Ambiente etwas Besonderes dar. Von der Straße aus<br />
hat man durch große Glasfenster schon einen viel versprechenden Einblick<br />
in die Galerie. Die Besitzerin, Daniela Mérida, spricht vom sogenannten<br />
„Schaufenster-Konzept“ ihrer Galerie. Durch die weiß glänzenden<br />
Bodenfliesen und die gute Beleuchtung entsteht gleich ein angenehmes<br />
Gefühl von „hochwertiger Kultur“, die hier geboten wird. Daniela Mérida,<br />
die die Galerie zusammen mit ihrem Mann José Romero unterhält, erzählt<br />
mir, dass sie aus reiner Liebe zur Kunst diese Galerie eröffnet haben. Bei<br />
der Auswahl der Künstler bzw. Werke, die sie ausstellen, legen sie wert auf<br />
ein hohes Niveau und gute Technik. Sie sprechen selber Künstler an, deren<br />
Werke ihnen gefallen, es kommen aber auch täglich Künstler in der Galerie<br />
vorbei, um von sich aus ihre Werke zu präsentieren. In der Galerie sind<br />
ausschließlich wechselnde Ausstellungen zu sehen, die jeweils alle drei<br />
bis vier Wochen mit einer kleinen Feier eröffnet werden. Am 15. August<br />
beginnt zum Beispiel die Ausstellung mit Werken des Künstlers Alfredo<br />
La Placa, ein international bekannter, schon über 80jähriger Künstler.<br />
Weitere Künstler, deren Werke schon in der Galerie ausgestellt wurden,<br />
sind unter anderen die folgenden: Angeles Fabbri, Roxana Crespo, Cecilia<br />
Wilde, Giancarla Muñoz, Keiko Gonzales, Alex Zapata, Erika Ewel und<br />
León Saavedra. Von letzterem sind einige große Bronze-Skulpturen im<br />
benachbarten Modegeschäft ausgestellt. Daniela Mérida erzählt mir, dass<br />
sie plant, hier in Zukunft verstärkt Designer-Stücke auszustellen und zum<br />
Verkauf anzubieten. Darunter weitere Skulpturen, Silberschmuck und<br />
künstlerisch gestaltete Tücher und Schals.<br />
Außerdem macht sie mich darauf aufmerksam, dass die Galerie auch<br />
für besondere „Events“ zu mieten sei, sei es für einen Empfang, sei es für<br />
ein kleines Konzert oder ähnliches.<br />
Ute Sterr<br />
„Kunst in La Paz“ 28<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
29<br />
„Kunst in La Paz“
Aktuell Aktuell<br />
Der fünfzigjährige Elysée-Vertrag aus der<br />
Sicht eines vierzigjährigen Franzosen:<br />
Warum und auf welche Weise er unsere<br />
Völker einander näher gebracht hat<br />
Sie werden mir hoffentlich verzeihen, wenn ich den 50. Jahrestag des<br />
Elysée-Vertrags aus einer eher persönlichen Perspektive darstelle: Ich<br />
möchte Ihnen schlicht zeigen, wie ein einfaches Stück Papier das Leben<br />
zweier Völker verändern, sie einander näherbringen und damit, wie Robert<br />
Schuman sagte, eine „Solidarität des Faktischen“ schaffen kann.<br />
Ich wurde 1972 geboren. Konrad Adenauer und Robert Schumann<br />
lebten damals nicht mehr, der Elysée-Vertrag war neun Jahre alt. Und<br />
trotzdem kann ich sagen, dass dieser Vertrag in meinem persönlichen und<br />
beruflichen Leben eine besondere Rolle gespielt hat.<br />
Ab 1963 hat es das Deutsch-Französische Jugendwerk jungen Franzosen<br />
ermöglicht, mit jungen Deutschen zusammenzutreffen. Deutschland war so<br />
das erste fremde Land, das mein Vater und meine Mutter kennenlernten. Sie<br />
erzählten mir, dass ihre jeweiligen Eltern nur aufgrund der Tatsache, dass<br />
die Reise kostenlos gewesen sei, ihren Widerstand dagegen aufgegeben<br />
hätten. Man kann das verstehen: Weniger als 20 Jahre zuvor hatte der<br />
Krieg unser Land zerstört und einige unserer Großeltern waren darin<br />
umgekommen. Im übrigen fragte sich der Durchschnittsfranzose jener Zeit<br />
auch, „was kann es schon Interessantes in Deutschland geben?“.<br />
Seit 1963 sind sieben Millionen junger Franzosen und Deutsche in diesem<br />
Rahmen einander begegnet und haben alles das schätzen gelernt, was ihnen<br />
das Nachbarland zu bieten hatte. Ich war dabei. Ich habe im Rahmen eines<br />
Schüleraustausches Berlin kennengelernt, ebenso wie meine Schwester,<br />
mein Bruder, meine Cousins. Ich habe mich unter die Leute gemischt,<br />
mich unterhalten, andere beeindruckt und Dinge entdeckt: Schulen ohne<br />
Mauer, deren Unterricht zu einer unmenschlichen Uhrzeit begann; eine<br />
andere Form des Unterrichtens; unzählige Brotsorten von merkwürdiger<br />
Farbe und Geschmack; Konzertsäle, die man in einer Kleidung besucht,<br />
in der man in Frankreich ins Kino gehen würde; didaktisch orientierte<br />
Museen; die Mülltrennung, kurz: eine Welt, die sehr vertraut war und doch<br />
so verschieden. Außerdem stellte ich fest, dass die Deutschen unser Land,<br />
besser gesagt: unseren Lebensstil, lieben… . Definitiv erfüllte der Elysée-<br />
Vertrag also peu à peu das Ziel, das er sich selbst gesetzt hatte: Die Jugend<br />
der beiden Länder miteinander vertraut zu machen.<br />
Und dann wurde ich Diplomat. In den verschiedenen Abteilungen,<br />
in denen ich eingesetzt wurde, gab es fast immer deutsche Praktikanten.<br />
Natürlich sprachen sie perfekt Französisch, während wir uns im<br />
Allgemeinen… nun, sagen wir: noch etwas anstrengen mussten, um uns<br />
korrekt in der Sprache Goethes auszudrücken. Heutzutage haben meine<br />
jungen Kollegen, die diesen Berufsweg einschlagen, das Vergnügen,<br />
jeweils einen Monat in Berlin zu verbringen, um dort das Auswärtige<br />
Amt kennen zu lernen. Ich habe im Elysée-Palast gearbeitet, was mir<br />
die Möglichkeit gab, mehrere Deutsch-Französische Ministertreffen zu<br />
organisieren. Übrigens schicken wir, Deutsche wie Franzosen, zu solchen<br />
Treffen eher kleinere Delegationen, weil wir uns alle beim anderen…<br />
ja, ein bisschen wie zu Hause fühlen. Schließlich gibt es die offiziellen<br />
bilateralen Beziehungen, deren statistische Details ich Ihnen erspare: Wir<br />
sind uns schlichtweg gegenseitig wichtigster Partner, wichtigster Kunde<br />
und Lieferant.<br />
In einigen Monaten feiern wir den fünfzigsten Jahrestag jenes Vertrags,<br />
der unsere Zusammenarbeit auf ALLEN Gebieten geschaffen und vertieft<br />
hat: in den Bereichen Politik, Diplomatie, Kultur, Wirtschaft, Universitäten.<br />
Das hiesige Goethe-Institut und die Alliance Francaise bereiten aus diesem<br />
Anlass ein interessantes Programm vor.<br />
Wir sollten also nicht zu bescheiden sein und uns nicht fürchten zu sagen:<br />
Wir sind das konkreteste und gelungenste existierende Beispiel für die<br />
Annäherung zwischen zwei Ländern, die drei schreckliche, blutige Kriege<br />
erlebt haben. Deshalb ist es unsere Aufgabe, der Deutschen, der Franzosen<br />
und insbesondere der Diplomaten, diesen Vertrag in der täglichen Arbeit<br />
mit Leben zu erfüllen, da wir uns inzwischen kennen und gemeinsame<br />
„Kunst in La Paz“ 30<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
31<br />
„Kunst in La Paz“
Aktuell Aktuell<br />
Werte teilen, die unser Handeln bestimmen. Das ist noch wichtiger als die<br />
Wirtschaft und die Institutionen, die uns unumkehrbar verbinden. Es lebe<br />
der Elysée-Vertrag, und es lebe die französisch-deutsche Freundschaft!<br />
Marc Ivarra<br />
Stellvertretender Botschafter Frankreichs in La Paz<br />
(übersetzt von Benita Schauer)<br />
Ist der Volkstrauertag noch zeitgemäß?<br />
Ich erinnere mich noch recht genau an meine ersten Gedenkfeiern zum<br />
Volkstrauertag. Als jüngste Mitarbeiterin der deutschen Botschaft in<br />
Kroatien war ich für Protokoll und Kultur zuständig, damit auch für die<br />
Vorbereitung der Feier und – oh Graus – für die Abfassung der Rede<br />
des Botschafters. Mit meinen noch nicht dreißig Jahren hatte ich zu dem<br />
Thema nichts, aber auch wirklich gar nichts zu sagen, was vermutlich<br />
auch nicht zu überhören war. Meine größte Sorge bestand darin, ob wir es<br />
schaffen würden, die Fahne auf dem deutschen Soldatenfriedhof korrekt<br />
zu hissen. Das Ganze war dann stets eine recht trübe Veranstaltung mit<br />
einem Trompeter, der das „Lied vom guten Kameraden“ spielte, und<br />
einigen einsamen Vertretern der deutschen Gemeinschaft im kühlen<br />
Novembernieselregen. Und wahrscheinlich habe nicht nur ich mich damals<br />
manchmal gefragt – warum machen wir das eigentlich?<br />
In Kroatien war die Antwort jedoch eindeutig: Man musste nur einige<br />
Meter zur Seite gehen, um die zahllosen frischen Gräber zu sehen, in denen<br />
die Opfer des Krieges mit Serbien begraben waren – und ebenfalls nur<br />
wenige Schritte weiter, um zu erkennen, dass es nicht allzuviele Jahre<br />
zuvor noch möglich gewesen war, bosnische Muslime unmittelbar neben<br />
serbischen Orthodoxen, jüdische Bürger neben kroatischen Christen zu<br />
begraben. Der Friedhof selbst war lebendige Erinnerung daran, was aus<br />
den Völkern unter Regierungen werden kann, die Krieg als den Weg zur<br />
Herrschaft und als probates Mittel zur Konfliktlösung sehen.<br />
Hier in Bolivien scheinen Europa und die beiden Weltkriege,<br />
die den Ursprung für die jeweilige Einrichtung des Volkstrauertags<br />
darstellten, fern. 1919 hatte der damals neu gegründete „Volksbund<br />
Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ den Gedenktag eingeführt, um „ein<br />
Gefallenendenkmal im Herzen des deutschen Volkes zu setzen“. Sein<br />
Sinngehalt war schon damals ambivalent: Die einen verbanden damit die<br />
Forderung nach einem Ende der Kriege, die anderen die Erinnerung an die<br />
„Helden“ des Ersten Weltkriegs. Unter den Nationalsozialisten wurde der<br />
Volkstrauertag, damals noch am 2. Sonntag in der Fastenzeit „Reminiszere“<br />
begangen, dann tatsächlich in „Heldengedenktag“ umgetauft und zum<br />
offiziellen Staatsfeiertag erklärt. Nach der Gründung der Bundesrepublik<br />
wurde im Bundestag 1949 über die Einrichtung eines „Nationaltrauertags“<br />
per Bundesgesetz diskutiert, der jedoch niemals zustande kam. Stattdessen<br />
wurde den Bundesländern empfohlen, jeweils den zweiten Sonntag vor<br />
„Kunst in La Paz“ 32<br />
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33<br />
„Kunst in La Paz“
Aktuell Aktuell<br />
Beginn der Adventszeit als „Volkstrauertag“ zu begehen und gesetzlich zu<br />
schützen. 1950 fand unter Leitung von Bundespräsident Heuss die erste<br />
zentrale Gedenkstunde im Bundestag statt.<br />
Deutscher Friedhof<br />
Vielleicht ist es die Tatsache, dass diese Feierstunden im Ausland fast<br />
immer auf Soldatenfriedhöfen stattfinden, die ihnen in den Augen vieler<br />
Deutscher etwas Rückwärtsgewandtes, Unzeitgemäßes gibt. Kaum einer<br />
von uns erinnert sich noch persönlich an Kriegsopfer aus der eigenen<br />
Familie; niemand möchte sich durch die Teilnahme an einer solchen<br />
Veranstaltung den Anschein geben, die Gefallenen als Helden zu ehren.<br />
Dennoch erscheint es mir richtig, diesen Tag weiter zu begehen. Seine<br />
Bedeutung hat sich gewandelt. Heute erinnern wir am Volkstrauertag nicht<br />
mehr nur an die gefallenen deutschen Soldaten beider Weltkriege, sondern<br />
an alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Wir machen uns bewusst, wie<br />
glücklich wir uns schätzen können, dass wir nicht damit rechnen müssen,<br />
in absehbarer Zeit Krieg, Flucht, Vertreibung, den gewaltsamen Tod naher<br />
Angehöriger zu erleben. Hier in La Paz besuchen wir am Volkstrauertag<br />
zunächst den deutschen und anschließend den jüdischen Friedhof – zwei<br />
Orte, die jeder auf ihre Weise beeindrucken und von der Geschichte der<br />
Einwanderer nach Bolivien erzählen.<br />
Jüdischer Friedhof<br />
In der von der jüdischen Gemeinde gestalteten Erinnerungszeremonie<br />
gedenken wir insbesondere der Opfer des Nationalsozialismus. Dass wir<br />
eine solche Feier gemeinsam begehen, ist eine Geste, die im Gedenken<br />
an das Vergangene auf die Zukunft verweist. Viele scheinen so zu denken<br />
– die rege Teilnahme an den Feiern des letzten Jahres hat dies gezeigt.<br />
Deshalb hat der Volkstrauertag einen Sinn – auch hier und heute.<br />
Benita Schauer<br />
Der <strong>CCA</strong>, die Deutsche Botschaft, die Evangelische Kirche deutscher<br />
Sprache, die katholische Gemeinde deutscher Sprache und die Jüdische<br />
Gemeinde laden ein zur<br />
Gedenkfeier zum Volkstrauertag<br />
Sonntag, 18. November 2012<br />
10:00 Uhr deutscher Friedhof<br />
Villa Copacabana, Calle Inca Acosta 721 esq. Calle Bernardo<br />
11:00 Uhr Jüdischer Friedhof<br />
Villa San Antonio, Av. Estéban Arce<br />
Wer Anfahrtshinweise benötigt,<br />
wende sich bitte an Frau D’Achiardi, Tel. 244 00 66<br />
„Kunst in La Paz“ 34<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
35<br />
„Kunst in La Paz“
Serie Serie<br />
¡Vamos juntos! – soziale Straßenarbeit mit<br />
Schuhputzern in La Paz<br />
„Lasst uns gemeinsam gehen!“<br />
„Lasst uns gemeinsam etwas unternehmen!“<br />
Der Name der Organisation, die sich für die Verbesserung der sozialen<br />
Lage von Schuhputzern in La Paz einsetzt, ist gleichzeitig das Credo für<br />
die gesamte Arbeit.<br />
Gegründet wurde der Verein im Jahr 2000 von der damals 22-jährigen<br />
Ruth Overbeck de Sumi, die 1997-1998 als Freiwillige bei Arco Iris tätig<br />
gewesen war. Die Vereinsgründung war mit einigen Schwierigkeiten<br />
verbunden, da Ruth die 1.000 DM für die Anwaltskosten zur Vereinsgründung<br />
nicht besaß. Dann lernte sie allerdings einen Jurastudenten kennen, der<br />
mit Vorliebe Vereine gründete, keine Gebühr nahm und alle juristischen<br />
Hürden bewältigte. Sechs Kommilitonen und Ruths Vater unterschrieben<br />
die Satzung des Vereins – der Beginn von Vamos Juntos.<br />
Bis dahin gab es keine Hilfsorganisation, die sich auch um Schuhputzer<br />
kümmerte, die älter als 18 Jahre waren. Diese Altersbeschränkung wurde<br />
von Vamos Juntos aufgehoben. Ziel war und ist es, neben Kindern und<br />
Jugendlichen eben auch die älteren Schuhputzer zu unterstützen und ihre<br />
Lebenssituation zu verbessern, um dadurch zu verhindern, dass einige<br />
Jahre später wieder deren Kinder mit zum Familienunterhalt beitragen<br />
müssen.<br />
Bis 2003 wurden die lustracalzados ausschließlich auf der Straße<br />
betreut. Heute verfügt Vamos Juntos über Räumlichkeiten am Prado<br />
mitten in La Paz, in denen Beratungsgespräche durchgeführt werden oder<br />
in einem Selbstlernzentrum mit Bibliothek und PCs gelernt werden kann.<br />
Die Organisation arbeitet mit rund 500 Schuhputzern im Stadtzentrum<br />
zusammen, die zum Teil in festen Gruppen organisiert sind. Fünf<br />
Festangestellte und sechs Volontäre widmen sich derzeit mit Ruth Overbeck<br />
de Sumi der sozialen Straßenarbeit. Seit 2001 kommen jährlich vier junge<br />
Helfer aus Deutschland, die das Team bei seiner Arbeit unterstützen und<br />
täglich die direkten Ansprechpartner für die Schuhputzer auf der Straße<br />
sind. Vamos Juntos gehörte 2008 zu den ersten 13 Organisationen in<br />
Bolivien, die vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung als Entsendeorganisation für den entwicklungspolitischen<br />
Freiwilligendienst „Weltwärts“ anerkannt wurden.<br />
Volontäre im Zentrum von La Paz<br />
In La Paz und El Alto sind über 60% der Bevölkerung im informellen<br />
Sektor tätig und verdingen sich als Straßenverkäufer, Straßensänger,<br />
Autowäscher oder eben als Schuhputzer, lustracalzados genannt. Da<br />
diese Menschen nicht offiziell vom Arbeitsmarkt erfasst werden, sind die<br />
Bedingungen, unter denen sie ihren Beruf ausüben, meistens ziemlich<br />
schlecht. Seit August 2011 sind die Schuhputzer, die sich einer Organisation<br />
angeschlossen haben, von der Stadt La Paz offiziell anerkannt, müssen<br />
dafür allerdings auch Steuern zahlen (je nach Standort; z.B. an der San<br />
Francisco-Kirche 40 Bs. pro Jahr).<br />
La Paz’ ältester Schuhputzer ist übrigens bereits 86 Jahre alt. Dabei<br />
haben es betagte Schuhputzer oft nicht leicht. Viele Leute lassen sich nicht<br />
von ihnen die Schuhe putzen, weil sie etwas langsamer arbeiten und oft<br />
nicht mehr so gut sehen können.<br />
Altersverteilung der Schuhputzer in La Paz<br />
Von 242 Schuhputzern, die im Jahr 2010 zwischen 27 und 59 Jahre alt<br />
waren, haben 107 vor dem zwölften Lebensjahr (meistens zwischen sechs<br />
und zehn Jahren) mit der Arbeit auf der Straße begonnen. Von 125 jungen<br />
Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 26 Jahren haben 66 im Alter von<br />
zehn bis zwölf Jahren begonnen, auf der Straße zu arbeiten. Die Personen<br />
„Kunst in La Paz“ 36<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
37<br />
„Kunst in La Paz“
Serie Serie<br />
dieser Gruppe waren acht bis 16 Jahre alt, als Vamos Juntos in La Paz<br />
mit der sozialen Straßenarbeit angefangen hat. Den seither deutlichen<br />
Rückgang bei der Kinderstraßenarbeit unter den Schuhputzern wertet die<br />
Organisation als eine sehr positive Bestätigung für ihre bisherige Arbeit<br />
und als Auftrag, weiterhin die soziale und ökonomische Situation von<br />
Familien zu verbessern, damit Kinder nicht mehr gezwungen sind, durch<br />
Straßenarbeit zum Einkommen der Familie beizutragen.<br />
Schuhputzer gibt es in Lateinamerika viele, aber es ist typisch für La<br />
Paz, dass dieser Beruf mit einem schlechten Sozialprestige verbunden<br />
ist. Die Ursachen hierfür liegen nicht so sehr im Beruf an sich, sondern<br />
mehr darin, dass sich im Laufe der Jahre viele Vorurteile gegen Menschen,<br />
die diese Tätigkeit ausüben, aufgebaut haben. So gilt der Schuhputzer<br />
tendenziell als unehrlich, alkohol- und drogenabhängig. Diese Vorurteile<br />
gab es aber nicht immer. Schließlich prägten Schuhputzer schon vor über<br />
hundert Jahren das Stadtbild. Sie waren unvermummt und stets mit Sitzen<br />
ausgestattet, auf denen die Kunden Platz nehmen konnten.<br />
Erst ab etwa 1980 kamen viele neue, mobile Schuhputzer dazu, die<br />
sich vermummten, weil sie nur die Hälfte des eigentlichen Preises für<br />
die Schuhpflege berechneten und deshalb von den Arbeitskollegen nicht<br />
erkannt werden wollten. Eine Folge dieser Masken waren dann Vorurteile<br />
gegenüber den Schuhputzern insgesamt. So gibt es sogar Schuhputzer,<br />
deren Frauen und Kinder nicht einmal wissen, dass sie sich als solche<br />
verdingen. Die Hälfte aller Schuhputzer ist einer Erhebung von 2010<br />
zufolge alleinstehend. 30% leben in einer Beziehung, weitere 18% sind<br />
verheiratet.<br />
Schuhputzer in La Paz rangieren heute in der Hierarchie der Gesellschaft<br />
beinahe auf unterster Stufe – und das, obwohl viele Menschen ihre Dienste<br />
in Anspruch nehmen. Ihre soziale Isolierung hat zur Folge, dass die meisten<br />
von ihnen unter Minderwertigkeitsgefühlen leiden. Somit maskieren<br />
sich viele Schuhputzer weiterhin, etwa drei Viertel von diesen aus Angst<br />
vor Diskriminierung und Stigmatisierung, aus Furcht und Scham, von<br />
Familienmitgliedern oder Freunden erkannt zu werden; der Rest möchte<br />
sich damit vor Sonne, Schmutz, Abgasen, Kälte oder Chemikalien in den<br />
Schuhcremes schützen.<br />
Ein Schuhputzer bei der Arbeit<br />
Trotz einer Arbeitszeit von zehn bis zwölf Stunden verdient ein<br />
Schuhputzer täglich nur zwischen 1,10 Euro und 3,30 Euro; monatlich<br />
meist zwischen 60 und 70 Euro. Ein Betrag, der nicht ausreicht, um davon<br />
eine Familie zu ernähren, Kindern Bildungsmöglichkeiten zu eröffnen,<br />
eine sichere, saubere Wohnstätte zu finanzieren, medizinisch notwendige<br />
Ausgaben zu bestreiten oder Neuanschaffungen zu tätigen.<br />
Die Förderung des Schulbesuchs der Kinder sieht der Verein daher<br />
als zentrale Aufgabe. Derzeit gehen alle schuhputzenden Kinder und alle<br />
Kinder von Schuhputzern zur Schule, so die Leiterin Ruth Overbeck. Jedes<br />
Kind erhält bei Schuleintritt eine Schultüte mit verschiedenen Materialien,<br />
für die die Familie einen symbolischen Eigenbetrag zahlt. Darüber hinaus<br />
gibt es finanzielle Unterstützung beim Schulbuchkauf und die Möglichkeit<br />
zur Nutzung der Bibliothek mit über tausend Büchern, einer Tageszeitung,<br />
Internetanschluss sowie Spielen für Kinder.<br />
Der Verein geht aber noch einen Schritt weiter in der Hilfe und vergibt<br />
Mikrokredite und verwaltet Sparkonten der Schuhputzer. Außerdem gibt<br />
es Abkommen mit verschiedenen Ärzten und Gesundheitszentren, sowie<br />
Zuschüsse zur gesundheitlichen Versorgung, eine Notfallhilfe (z.B.<br />
bei Knochenbrüchen), Seminare zu den Themen Ernährung, Hygiene,<br />
„Kunst in La Paz“ 38<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
39<br />
„Kunst in La Paz“
Serie Serie<br />
Alkoholsucht und Schutz vor HIV. Ältere Menschen profitieren von<br />
Gedächtnistraining und Krankengymnastik und der Ausleihe orthopädischer<br />
Hilfsmittel, wie Gehhilfen oder Rollatoren.<br />
Auch in Bezug auf die Wohnsituation unterstützt Vamos Juntos durch<br />
Zuschüsse für Wasser- und Stromanschlüsse, Behebung von Schäden, z.B.<br />
durch die Regenzeit und den Einkauf von Lebensmitteln in Notfällen, z.B.<br />
längerer Krankheit.<br />
Außerdem bietet sie Unterstützung in Rechtsangelegenheiten, bei<br />
Formalitäten auf Ämtern sowie die Organisation und Ausrichtung von<br />
Hochzeiten und Beerdigungen.<br />
Krankengymnastik<br />
Primäres Ziel sei es, die Menschen, mit denen die Organisation<br />
zusammenarbeitet, darin zu unterstützen, dass sie aus eigener Kraft<br />
Schritte wagen, aus ihrer sozialen Isolation und Diskriminierung heraus zu<br />
kommen, betont Ruth Overbeck. So könnten sie sich selbst die Grundlagen<br />
schaffen für eine qualitativ befriedigende Lebenssicherung und eine aktive<br />
Teilnahme am öffentlichen gesellschaftlichen Leben.<br />
Quellen:<br />
Ruth Overbeck de Sumi mit dem Schuhputzer Don Feliciano, 82 Jahre<br />
- Asociación de apoyo social y educativo vamos juntos: Diagnóstico de la<br />
población de lustracalzados en el centro de La Paz, 2011<br />
- vamos juntos boletín<br />
Kontakt:<br />
Bolivien: Asociaciòn de apoyo social y educativovamos juntos<br />
Av. Mariscal Santa Cruz # 1088, Ed. Sagrados Corazones,<br />
Tel.: 2-31 23 91, E-Mail: infobolivia@vamosjuntos.de<br />
Deutschland: vamos juntos Freundeskreis Deutschland Bolivien e.V.<br />
Dr. Konrad Overbeck, E-Mail: info@vamosjuntos.de,<br />
Tel.: 0049-2871-46447<br />
Website: www.vamosjuntos.de<br />
Mareike Schuldt<br />
„Kunst in La Paz“ 40<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
41<br />
„Kunst in La Paz“
Kultur Kultur<br />
Lange Nacht der Museen – Version La Paz<br />
Menschengruppen pilgern von Museum zu Galerie zu Konzert, ganze<br />
Stadtviertel scheinen auf den Beinen zu sein – ob Berlin, Köln oder La<br />
Paz, die Lange Nacht der Museen, die hier am 19. Mai zum sechsten Mal<br />
gefeiert wurde, zieht die Stadtbewohner an. Mit über 150.000 Besuchern<br />
rechnete Bürgermeister Luis Revilla, wie er in seiner Pressekonferenz<br />
verkündete, annähernd 200.000 sollen es laut den offiziellen Angaben<br />
am Ende geworden sein. Mit 92 bezifferten die Veranstalter die Zahl der<br />
teilnehmenden Aussteller im Zentrum, San Pedro, in Sopocachi und der<br />
Zona Sur. Hier nur zwei Eindrücke von vielen.<br />
Benita Schauer: Wir pilgern am Abend durch Sopocachi, die<br />
Rosendo Gutiérrez hinauf – aber vor dem Puppenmuseum ist schon<br />
kein Durchkommen, ganze Familien mit Kind und Kegel stehen dort<br />
Schlange. Also weiter Richtung Calle Ecuador, wo gleich mehrere<br />
Ausstellungsräume und Künstler locken, die meisten bereits deutlich<br />
überfüllt. Dankenswerterweise hat die Alcaldia die Straße heute für den<br />
Autoverkehr sperren lassen, so dass wir entspannt mal hier, mal dort einen<br />
Blick hineinwerfen, eine Galerie betreten, einer Musikerin zuhören. Die<br />
Stimmung ist gelöst, auf der Straße mischt sich traditionelle Gitarrenmusik<br />
mit Hip Hop – und offenbar genießen Familienväter, Kleinkinder,<br />
Studenten und ältere Bürger gleichermaßen das bunte Treiben. Im Espacio<br />
Simon Patiño ist es zu voll, im Museo Solón gefällt uns die Ausstellung<br />
nicht, wir gehen weiter zur Fundación Machicado. Regelmäßig treffen<br />
sich dort Liebhaber klassischer Musik, um im Rahmen der „Flaviadas“<br />
gemeinsam Schallplattenaufnahmen aus der umfangreichen Sammlung der<br />
Stiftung zu hören, immer nach einem vorher angekündigten Programm<br />
(www.flaviadas.org, der Eintritt ist frei). Musik gibt es heute nicht, dafür<br />
treffen wir Freunde, die vergeblich versucht hatten, ins Nationalmuseum zu<br />
gelangen – die großen Museen meidet man wohl besser an diesem Abend.<br />
Wir beschließen, noch zum Haus des Malers Cecilio Guzmán de Rojas,<br />
ein wenig abseits der Besucherströme, zu laufen. Uns allen ist das auf dem<br />
Zehn-Bolivianos-Schein abgebildete Portrait des Künstlers vertraut – aber<br />
nicht viele kennen sein Haus und Atelier, das Besuchern nach Anmeldung<br />
offen steht, und es gibt kaum Literatur über diesen Schöpfer des „Cristo<br />
Aymara“, Darsteller des Chaco-Kriegs und Gründer der nationalen<br />
Kunstakademie Boliviens, der 1899 in Potosí geboren wurde und 1950 in<br />
La Paz starb. Auch dort Freunde, Bekannte und ein Glas Rotwein – Gladys<br />
Dávalos und Ivan Guzmán de Rojas, der Sohn des Malers, freuen sich, uns<br />
zu sehen.<br />
Eigentlich reicht es uns jetzt schon, die Vielzahl der Eindrücke muss erst<br />
einmal verarbeitet werden. Wir gehen nach Hause mit dem guten Gefühl,<br />
heute wie nur selten ein neugieriges, aufgeschlossenes, einiges La Paz erlebt<br />
zu haben, und dem festen Vorsatz, im nächsten Jahr wiederzukommen.<br />
Christian Reiser: Ein wenig Wehmut mischte sich in die Vorfreude.<br />
Lange Nacht der Museen: Das erinnert mich an Stuttgart, Bielefeld und<br />
Berlin, an andere Begleiter, an Vergangenes. Aber was soll’s, auf geht‘s.<br />
Weniger erfahren als Benita steuern wir mit dem Taxi auf die Plaza Murillo<br />
zu. Schnell fällt mir die Schlagzeile der Stuttgarter Zeitung nach einer<br />
dortigen Langen Nacht der Museen ein: „Nacht der langen Schlangen“.<br />
Denn so ist es auch in La Paz.<br />
Anders als in Deutschland scheint es hier so recht keinen zu stören.<br />
Geduldig stehen oder sich mit den Massen weiterschleppen, scheint den<br />
Bolivianerinnen und Bolivianern zu gefallen. Verkaufs- und Essstände<br />
erinnern an Gründonnerstag, nur dass wir heute eben vor Museen statt<br />
vor Kirchen Schlange stehen. Durch einen Hintereingang gelangen wir<br />
ins Ethnografie- und Folkloremuseum. Im Hof spielt ein großes Orchester<br />
Folkloremusik, in einem anderen Saal tanzt die Tanzschule Alhambra,<br />
Kunst gibt es und Porträts von Transsexuellen beim bolivianischen<br />
Karneval.<br />
Wir sind noch verabredet, also wieder raus. Vielleicht erstmal was essen?<br />
Danach nochmal ins gleiche Museum – die anderen waren ja noch nicht da.<br />
Und dann: Durst. So haben wir eigentlich nicht viel gesehen in der langen<br />
Nacht, die für uns nicht so recht lang werden will. Auch die Ausstellung zu<br />
den besten Schülertricks beim Betrügen bei Klassenarbeiten verpassen wir.<br />
Und nächstes Jahr?<br />
• Wieder hin, ja.<br />
• Weniger zentral – vielleicht mal in die Zona Sur?<br />
• Und am besten in kleiner Gruppe und ohne Verabredungen in der<br />
Nacht.<br />
Christian Reiser und Benita Schauer<br />
„Kunst in La Paz“ 42<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
43<br />
„Kunst in La Paz“
Kultur Kultur<br />
Bolivien unter Evo Morales<br />
Neuanfang – oder Altes in neuer Verpackung?<br />
Ein Buch von Erich Riedler<br />
Gegen Ende 2011 ist bei der Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden,<br />
das obige Buch des früheren deutschen Botschafters in La Paz Erich<br />
Riedler erschienen. Es beschreibt die Regierungsarbeit Evo Morales‘ bis<br />
Mitte des letzten Jahres und gibt eine vorläufige Bewertung des Autors<br />
darüber, auf der Grundlage der Erkenntnisse, die er bis dahin sammeln<br />
konnte. Da es sich hierbei um eine „ongoing“ Geschichte handelt, die bis<br />
heute besteht und noch weiter von Bestand sein wird, ist zu wünschen, dass<br />
zur gegebenen Zeit eine Fortsetzung folgt.<br />
Im Buch wird zunächst anhand eines geschichtlichen Überblickes<br />
geschildert, wie es zum Aufstieg Evo Morales‘ in Bolivien kommen konnte,<br />
ja gar kommen musste. In äußerst akribischer Manier übernimmt dann der<br />
Autor die Aufgabe, die Regierung Morales in nahezu allen Bereichen der<br />
Regierungsarbeit zu durchleuchten. Es kommen Themen beispielsweise der<br />
wirtschaftlichen Entwicklung, des Verfassungsprozesses, der Außenpolitik<br />
gegenüber sowohl „Freund“ als auch „Feind“, der verschiedenen Konflikte,<br />
der Kokaproblematik u.a.m. zur sehr ausführlichen, sachlichen und zum<br />
überwiegenden Teil auch kritischen Behandlung.<br />
Für unsere meist deutschen oder deutschsprachigen Leser habe ich<br />
beschlossen, das Kapitel, das die bilateralen Beziehungen zu Deutschland<br />
behandelt, etwas näher zu durchleuchten. Auch hier beginnt Riedler mit<br />
einer kurzen Zusammenfassung der historischen Bande, die unsere Länder<br />
seit dem 19. Jahrhundert verbinden.<br />
Weiter geht es mit der Beschreibung der Arbeit der EZ nach Ende des<br />
2. Weltkrieges bis zum Amtsantritt Morales und den Überlegungen, die<br />
dieses Ereignis in diesem Bereich bei den deutschen Akteuren auslöste, um<br />
den neuen Gegebenheiten Boliviens gerecht zu werden.<br />
Riedler beschäftigt sich auch mit der Problematik, die bei den deutschen<br />
Schulen im Lande - mit Regierungsübernahme durch Morales, und der von<br />
ihr gewünschten „Neuordnung des Bildungswesens“ - entstanden ist.<br />
Weiter finden die Beziehungen zum Goethe-Institut, der Beitrag<br />
Deutschlands zum Kulturerhalt, der Handelsaustausch und das<br />
Investitionsklima eine besondere Beachtung.<br />
Interessant zu lesen ist der Bericht über eine Eingabe im Deutschen<br />
Bundestag zur bilateralen Entwicklungszusammenarbeit aus dem Jahre<br />
2008. In Bolivien ist dieses Ereignis damals nur wenig, und vielleicht nur<br />
in „eingeweihten“ Kreisen, bekannt geworden.<br />
Abschließend sei zu vermerken, dass der Autor die bilateralen<br />
Beziehungen zwischen Bolivien und Deutschland „trotz gelegentlicher<br />
Irritationen“ insgesamt eng und von gegenseitigem Vertrauen geprägt<br />
findet. Er berichtet weiter über diverse Kontakte zu Parlamentariern und<br />
Regierungs- und Oppositionsvertretern, Reisen von deutschen Politikern<br />
nach Bolivien und bolivianischen Politikern nach Deutschland sowie<br />
von anderen Aktivitäten dieser Art. Dem Leser bleibt er allerdings die<br />
Berichterstattung über handfeste Erfolge dieser Bemühungen schuldig.<br />
Das Werk schließt mit einer sehr persönlichen Wertung des Verfassers<br />
der dargestellten Tatsachen, die, wie sollte es auch anders sein, nicht immer<br />
mit meiner übereinstimmt, aber auch mit einem sehr sachlich gehaltenen<br />
Ausblick über die künftige Entwicklung des politischen Panoramas in<br />
Bolivien.<br />
Wie bereits erwähnt, enthält das Buch eine sehr umfassende Auflistung<br />
von Geschehnissen, die die heutige bolivianische Wirklichkeit erklären.<br />
Dadurch ist es für Experten, die sich auf einen Bolivienaufenthalt<br />
vorbereiten, und Vorkenntnisse über das Land mitbringen wollen, fast als<br />
Pflichtlektüre zu empfehlen. Es wird ihr Verständnis für das politische<br />
Geschehen im Lande fördern. Auch für politisch Interessierte kann meines<br />
Erachtens das Werk durchaus sehr wertvoll sein.<br />
Carlos A. Martins<br />
„Kunst in La Paz“ 44<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
45<br />
„Kunst in La Paz“
Reise Reise<br />
Zurück ins Paradies – Willkommen im Chaco<br />
von Paraguay<br />
Mag sein, dass der Titel in sich einen Widerspruch enthält und eine Gegend<br />
beschönigt, die an Rauheit, Trockenheit und hohen Temperaturen so<br />
einiges zu bieten hat.<br />
Lonely Planet schreibt dazu: „Der Gran Chaco – das heißt: keine<br />
Menschenmassen, stattdessen Wildnis pur. Während der Regenzeit<br />
verwandeln sich große Gebiete in Sumpfflächen, in Dürrezeiten aber ist<br />
der Chaco ein Trockengebiet mit herbem Dornenwald. Auch wenn der<br />
Chaco über 60% der gesamten Fläche Paraguays ausmacht, leben nur 3%<br />
der Bevölkerung hier.“<br />
Neben den Dornbüschen sind die majestätischen Urwaldriesen, die<br />
Flaschen-, Quebracho-, Paratodo- und Lapacho-Bäume heimisch und<br />
zahlreiche Orchideen- und Kakteenarten sind zu sehen. Der Chaco gilt<br />
neben dem Amazonasgebiet als größtes zusammenhängendes Waldgebiet<br />
Südamerikas.<br />
Die Autofahrt nach Mariscal Estigarribia im Hohen Chaco von Paraguay,<br />
30 km vom Wohnort meines Onkels entfernt, ist seit diesem Frühling<br />
durchgehend geteert. Von Villa Montes, im Chaco von Bolivien (letzte<br />
Tankstelle!) geht die Straße ostwärts ca. 65 km Richtung Ibibobo. Hier<br />
muss der Ausreisestempel beim bolivianischen Grenzposten geholt<br />
werden. Danach geht es auf einer schnurgeraden, seit März neu eröffneten<br />
Straße an die 30 km entfernte Grenze Fortín Infante Rivarola weiter, wo die<br />
Aus- bzw. Einreisepapiere für das Auto geholt werden müssen. Es folgen<br />
ca. 100 km durch den kaum besiedelten westlichen Chaco von Paraguay<br />
bis nach La Patria und weitere 100 km nach Mariscal Estigarribia; alles<br />
auf geteerten Straßen, wobei das letzte Stück in schlechtem Zustand ist,<br />
jedoch bald ausgebessert werden soll. In Mariscal Estigarribia muss der<br />
Einreisestempel beim Zollamt (24h) geholt werden.<br />
Für unsere Kinder war es eine paradiesisch schöne und viel zu kurze<br />
Zeit, die wir im Juni bei Onkel Ernst Roth im Hohen Chaco von Paraguay<br />
verbrachten. Jeden Morgen standen sie freiwillig um 6 Uhr auf, setzten<br />
sich zusammen mit Ernesto auf die Bank vor dem Haus, genossen eine<br />
Terere-Runde und die Gespräche über Gott und die Welt, während der Tag<br />
erwachte.<br />
Bald schon riefen die Truthähne, Hühner und Wachteln. Sie mussten<br />
gefüttert und auf die Weide gelassen werden. Die Schweine brauchten<br />
Futter und die Kuh musste gemolken werden, bevor die Milch zusammen<br />
mit dem eigenen Honig, dem tags zuvor gemachten Joghurt und dem<br />
selbstgebackenen Brot zum Frühstück aufgetischt wurde.<br />
Am meisten Zeit jedoch verbrachten die Kinder bei den neugeborenen<br />
Lämmern, die bei der Geburt die Mutter verloren hatten. Sie mussten<br />
dreimal am Tag mit einer Schoppenflasche gefüttert werden und unser<br />
Jüngster kroch auf der Weide herum und aß Gräser, um den kleinen<br />
Geschöpfen beizubringen, dass dies ihre zukünftige Nahrung sein werde.<br />
Mein Mann machte sich ans Reparieren des Windrades und ich war den<br />
ganzen Tag mit Kochen, Putzen, Wäsche von Hand waschen, Brot backen,<br />
Joghurt herstellen, Gartenarbeiten etc. beschäftigt. Eines der speziellsten<br />
Ereignisse war das Schlachten der Truthähne. Die Kinder wissen nun<br />
genau, wie man vorgehen muss und erklärten mir beim Truthahn-<br />
Mittagessen Schritt für Schritt, was gemacht werden müsse: 1. Truthahn<br />
mit Kreisbewegungen durch die Luft schleudern, bis ihm schwindlig ist;<br />
2. Kopf umdrehen bis das Genick bricht; 3. Kopf mit Macheta abschlagen,<br />
könnte sein, dass der Truthahn dann noch schreit oder auch kopflos durch<br />
die Gegend flattert; 4. Im heißen Wasser brühen lassen und Federn rupfen;<br />
5. Innereien entfernen; 6. In die Küche bringen und zum Mittagessen<br />
verarbeiten lassen – na dann, guten Appetit!<br />
Abends sahen wir jeweils Gürteltiere, Papageien, verschiedene Vögel,<br />
kleine Pampashasen, einmal ein Rudel mit ca. 30 Pekaris und täglich<br />
begrüßte uns eine Tarantel, ein Gecko oder eine Kröte, die sich vor uns<br />
abends ins Haus geschlichen hatte. Nur der Jaguar und der Tapir, die beide<br />
„Kunst in La Paz“ 46<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
47<br />
„Kunst in La Paz“
Reise Reise<br />
öfters zum Regenwasserauffangbecken auf Ernestos Grundstück kommen,<br />
wollten sich nicht zeigen. In dieser Regenzeit hatte es so viel geregnet, wie<br />
schon Jahre nicht mehr. Wasser war also noch an verschiedensten Stellen<br />
vorhanden.<br />
Wer die Rauheit nicht scheut, das Abenteuer sucht oder sich für<br />
die Landschaft interessiert, der mache sich auf ins 1800 km entfernte<br />
„Paradies“. Unsere Kinder würden sich sofort wieder aufmachen, sollte<br />
sich eine Fahrgelegenheit bieten.<br />
Rahel Fankhauser<br />
Charaña, Sajama und zurück<br />
Mit Rainer Hostnig, dem österreichischen Felsmalerei-Spezialisten,<br />
seiner Frau Rosanna und meiner Nichte Katharina wollten wir die Pukara<br />
(Aymara Festung) Chosi Kani besuchen, in Charaña übernachten und<br />
dann die Straße entlang der chilenischen Grenze zum Sajama nehmen. In<br />
Curahuara de Carangas wollten wir die Höhle Pulltuma aufsuchen, die mit<br />
Hunderten von Llamas ausgemalt ist. Ich sollte noch dafür sorgen, dass die<br />
Kirche von Berenguela geöffnet ist.<br />
Zur Vorbereitung kopierte Rainer Hostnig aus “Google Earth” die<br />
Strecke Charaña-Sajama komplett mit Satellitendaten. Ich beschaffte einen<br />
30 Liter Kanister Benzin (heutzutage nicht mehr so leicht, da verboten) und<br />
begann die “Aktion Berenguela”. Ich rief zunächst den Padre (eigentlich<br />
erst “Seminarista”) in Santiago de Machaca an, den ich von einem Besuch<br />
dort schon kannte. Er gab mir die Telefonnummer des Mallku, der für<br />
die Kirche zuständig ist. Dieser befand sich bei meinem Anruf in El Alto<br />
und wollte mich auf Sonntag vertrösten (wir wollten aber am Samstag<br />
vorbeischauen) und mich erst beschnuppern. Wir trafen uns, er äußerte die<br />
Hoffnung auf eine Renovierung der Kirche, ich meinte, erst wolle ich sie<br />
mir anschauen. Er rief seine Leute also über Radio San Gabriel auf, uns<br />
mit Schlüssel ab 15 Uhr dort zu erwarten, und wir nahmen ihn im Auto mit.<br />
Wir hatten einen guten Start, die Ceja war noch ohne viel Verkehr, in<br />
Viacha kostete uns die Suche nach Brötchen etwas Zeit, wir genossen den<br />
Asphalt, der bis Corocoro reicht. In Comanche passierten wir den Bahnhof,<br />
die Hacienda der Machicados, den Steinbruch mit den Puya Raimondii<br />
(größte Blume der Welt). In Corocoro sahen wir die alten Förderanlagen<br />
der Mine und die aus Holland importierte Kirche aus Eisenträgern,<br />
passierten Pando, Calacoto (alte, aber innen völlig verunstaltete Kirche)<br />
und hatten erst einmal einen platten Reifen. Ich bin im Reifenwechseln<br />
schon etwas geübt, so dass ich die Sache in ca. 20 Minuten erledigte. Wir<br />
passierten 2 km vor Rosario den Abzweig nach Jacha Phasa, eine Festung<br />
mit ca. 100 konischen Chullpas aus Stein aus dem 14. Jhd.. Die hatten wir<br />
aber bei unserer letzten Reise schon besichtigt. In Rosario hielten wir an,<br />
um nach dem Weg zu fragen und mussten erneut die spektakuläre Ruine<br />
der Kirche von 1798 fotografieren. Dann ging es mit Brücke über den<br />
Fluss Mauri, auf dem anderen Ufer nach links, dann über ein weiteres<br />
(erstaunlich tiefes) Flüsschen und nach 12 km bogen wir rechts über die<br />
Eisenbahn ab, um nach weiteren 2 km links an der Schule vorbei zum Fuß<br />
„Kunst in La Paz“ 48<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
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„Kunst in La Paz“
Reise Reise<br />
des Berges zu gelangen kurz vor dem Dorf Andantino. Den Berg hatten<br />
wir schon von Weitem erkannt - wegen der Chullpas oben. Eineinhalb<br />
Stunden brauchen wir für den Auf- und Abstieg und die Besichtigung<br />
oben. Hier sind die Knochen noch recht gut erhalten, einige Mumien<br />
sind fast vollständig, es gibt viele Scherben und Korbreste. Die meisten<br />
Chullpas sind konisch wie in Jacha Phasa, es gibt aber auch eine runde<br />
mit inkaischem Mauerwerk (allerdings eher grob gearbeitet) sowie eine<br />
aus Lehm mit Resten von Malerei außen. Interessanterweise ist die runde<br />
“Inka” Chullpa ebenfalls aus dem 14. Jhd., also vor der Eroberung dieser<br />
Gegend durch die Inka - was zeigt, dass die Leute hier schon vorher in<br />
der Inka-Bauweise geübt waren, vielleicht weil sie in Cuzco für die Inkas<br />
gearbeitet hatten. Chullpas mit runder Basis sind typisch für die Lupacas,<br />
einer Untergruppe der Pacajes (siehe den sehr interessanten Artikel von<br />
Kesseli/Pärssinen, “Identidad étnica y muerte: torres funerarias ... in<br />
Bulletin de l´IFEA, den man im Internet findet).<br />
Es kostet alles viel Zeit hier im Altiplano. Wir fahren zurück in<br />
Richtung Calacoto, biegen vor einer kleinen Lagune links ab in Richtung<br />
Achiri, verfahren uns in der Pampa, finden aber dennoch wieder den<br />
Weg, fahren an Pirapi (schöne Chullpas mit Inka-Mauerwerk sowie<br />
Pukara) und versuchen unseren Reifen in Achiri reparieren zu lassen.<br />
Klappt nicht, der Ort ist fast menschenleer und der einzige Llantero<br />
muss noch Brot backen für den morgigen Markt und hat keine Zeit für<br />
uns - immerhin kann er durch Aufblasen des Reifens das große, durch<br />
eine Scherbe verursachte Loch identifizieren. Wir fahren weiter auf der<br />
“Hauptstrasse” nach Berenguela, das wir erstaunlich schnell erreichen.<br />
Berenguela hatte in der Kolonialzeit eine wichtige Silbermine und einen<br />
Alabastersteinbruch, der damals die meisten Kirchenfenster in Bolivien<br />
bestückt hat. Heute ist der Ort fast völlig verlassen. Es ist niemand zu<br />
sehen. Wir sollen kräftig hupen. Schließlich erscheint eine Frau, die den<br />
Schlüssel hat. Das schönste an der Kirche ist die Fassade - mit Elementen<br />
aus Alabaster. Innen ist die Kuppel eingestürzt, die Altäre sind aus dem<br />
20. Jhd, das Dorf benutzt die Kirche offensichtlich hauptsächlich als<br />
Raum für Feiern. Ich bin etwas skeptisch, was die Hoffnung des Mallku<br />
angeht, die Kirche renovieren zu lassen. Erst sollten die Leute die<br />
Fensterscheiben ersetzen und den Innenraum reinigen. Ansonsten wären<br />
wohl konservierende Maßnahmen für die Fassade sinnvoll. Wir fahren<br />
weiter, sehen noch im letzten Sonnenlicht eine hübsche steinerne Kapelle<br />
an der rechten Seite - die Hirtin will 100 Dollar für das Fotografieren -<br />
am Ende gebe ich großzügige 30 Bs.<br />
In Charaña irren wir zunächst vergeblich umher auf der Suche nach<br />
einem Llantero. Die Ehefrau des einen vertröstet uns auf morgen. Das<br />
“Hotel” an der Plaza ist geschlossen und ohne Licht, wie die ganze<br />
Stadt. Vom letzten Mal erinnert Rainer Hostnig noch, wo man den<br />
Schlüssel abholen kann - er ist nicht da, aber wir bekommen gesagt,<br />
wo der Eigentümer ist, wir finden ihn, er ist willig aber kann uns erst<br />
später öffnen. Wir gehen also erst einmal essen (pollo a la broaster) und<br />
kehren dann ein. Es gibt weder Strom, noch Wasser - diesmal müssen<br />
wir auch selbst das Wasser aus Tonnen hochschleppen. Letztes Mal gab<br />
es noch ein Restaurant und Frühstück - ein Abstieg. Immerhin sind die<br />
Zimmer sauber. Am nächsten Tag gehen wir zum Llantero - der will nicht<br />
arbeiten, sagt, er interessiere sich nicht für mein Geld. Es ist eiskalt. Wir<br />
gehen frühstücken - auf der Straße, da wo die Busse abfahren. Wir finden<br />
einen anderen Llantero, den wir aus dem Bett holen “estoy descansando”.<br />
Immerhin dürfen wir in 15 Minuten wiederkommen, nachdem er uns<br />
zunächst auf 9 Uhr vertrösten wollte. Nächstes Problem - immer noch<br />
kein Strom, wir bitten wenigstens um das Flicken, für die Luft würden<br />
wir zum Chilenen gehen (bei dem wir gerade die Hochleistungsbatterien<br />
gekauft haben für das Satellitengerät), dennoch wird erst der Generator<br />
repariert, dann kommt der Strom doch noch, dann endlich sind wir nach<br />
eineinhalb Stunden fertig.<br />
Die Abenteuerstraße zum Sajama beginnt. Bald sehen wir ein fast<br />
verlassenes Dorf auf der linken Seite mit noch fast intaktem Kirchlein -<br />
sehr romantisch. Die Straße ist gut - viele Schmugglerwege gehen rechts<br />
ab in Richtung Chile. Wir machen an einem herrlichen Bofedal mit Llamas<br />
eine Brotzeit. Endlich kommen wir nach Tomarapi, fotografieren dieses<br />
Kirchlein ebenso wie die schöne Kirchenruine Huacolle in ca. 5 km<br />
Entfernung, die ich letztes Mal wegen Einbruch der Dunkelheit nicht mehr<br />
besichtigen konnte. In Curahuara kennt niemand Pulltuma oder die uns<br />
empfohlenen Führer, schließlich finden wir einen, der sagt, Stanislao lebe<br />
in Umaphusa, wir fahren hin - er ist nicht da. Der nächste Hirte kennt zwar<br />
den Ort, will uns aber nicht führen - er muss noch in Curahuara tanzen,<br />
sagt er, dort ist wegen des Nationalfeiertags Fiesta. Auch der nächste<br />
will uns nicht führen, beschreibt uns aber den Weg. Wir überqueren in<br />
Richtung Turco das spektakuläre Flussbett des Tocariri. Ich merke, auf<br />
dieser Straße ist seit langem niemand mehr gefahren, man braucht einen<br />
guten Geländewagen. Wir erreichen einen Ort mit einer herrlichen Kapelle<br />
- aber niemand ist da, die vielen Llamas sind allein. Im nächsten Ort sehen<br />
wir einen alten Mann an einer Hauswand lehnen. Wir sind zu weit gefahren<br />
„Kunst in La Paz“ 50<br />
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„Kunst in La Paz“
Reise<br />
sagt er und erklärt, wo es lang geht. Wieder finden wir nichts. Man könnte<br />
das Flussbett des Tocariri befahren - aber der Sand ist tief und es wird<br />
spät. Wir geben auf. Pulltuma bewahrt seine Geheimnisse und wir müssen<br />
wiederkommen.<br />
„Kunst in La Paz“<br />
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Philipp Schauer<br />
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Leute<br />
Vor der Abreise: Jens, Tina und Zoey Busma<br />
Jens, Tina und Zoey Busma, wir drei norddeutschen Flachland- und<br />
Küstenbewohner aus Bremen stehen nun kurz vor unserer Ausreise nach<br />
Bolivien und werden in La Paz zum ersten Mal in den Bergen wohnen!<br />
Den Verlust des Meereszugangs werden wir daher wahrscheinlich auch<br />
persönlich gut nachfühlen können, auch wenn er bei uns auf drei oder<br />
vielleicht vier Jahre beschränkt sein wird. Nach Bremen und Hamburg<br />
war Bonn in den letzten Jahren unser Standort, d.h. es geht nun von<br />
ursprünglich 6m über 15m und 100m über Normal Null steil hoch auf<br />
3400m in Achumani.<br />
Im Moment dürfte unsere Zoey, sieben Monate alt, das entspannteste<br />
Mitglied der Kleinfamilie sein, nach dem Motto: „My home is where my<br />
family is“ (und mein Spielzeug). Im Gegensatz zu uns Erwachsenen, die<br />
wir uns die spanische Sprache erst haben erarbeiten müssen bzw. dies auch<br />
noch vor uns haben, wird sie ganz spielerisch ins Spanische hineinwachsen.<br />
Momentan übt Zoey fleißig das Krabbeln, wobei es mit der Koordination<br />
53 „Kunst in La Paz“
Leute Leute<br />
von Armen und Beinen noch nicht so ganz klappt – was uns aber im Zuge<br />
des Umzugsstresses nicht wirklich gestört hat, sondern eher von Vorteil<br />
war! Sie wird ab Anfang des kommenden Jahres in den Kindergarten<br />
gehen, vorher wäre eine Krabbelgruppe schön, damit sie (und mit ihr die<br />
Mama) erste Kontakte knüpfen können.<br />
Theoretisch wissen aber auch wir beiden Erwachsenen, was uns erwartet:<br />
Ich, Jens, von Hause aus Jurist, werde an der deutschen Botschaft künftig<br />
die deutsche Entwicklungszusammenarbeit verantworten. Ich habe mich<br />
fünf Jahre in der Hamburger Landesverwaltung mit Schifffahrtspolitik<br />
und dem Parlamentsbetrieb befasst, mich aber dann sehr gerne ins BMZ<br />
abwerben lassen, da ich schon immer eine Stelle mit Auslandsbezug<br />
haben wollte. Auch hier arbeite ich bereits seit fünf Jahren, zunächst im<br />
Grundsatz-, dann im Regionalbereich mit der Zuständigkeit für Nicaragua.<br />
Ich, Tina, meines Zeichens Biologin (und nein, ich kenne weder alle<br />
Pflanzen noch Tiere mit Namen :O) und Quereinsteigerin in den Lehrerberuf<br />
(alle Fächer, die keiner mag - Mathe, Physik, Chemie und Biologie) werde<br />
ab Februar kommenden Jahres an der deutschen Schule als Lehrerin<br />
arbeiten. Zuvor war ich in Hamburg und in Bonn an Gesamtschulen<br />
vorrangig in sozialen Brennpunkten tätig.<br />
Als sich unsere Tochter ankündigte, war dies für uns der ideale<br />
Zeitpunkt, den Sprung ins Ausland zu wagen. Da es sich für uns beide<br />
nach dem Studium um die erste berufsbezogene Auslandsstation in<br />
einem Entwicklungsland handelt, können wir jedoch wohl nur erahnen,<br />
was uns erwartet, zumal der weibliche Teil der Familie (neben Tina und<br />
Zoey auch noch zwei Katzendamen namens Osca und Mimi) noch nie<br />
in Lateinamerika war. Jedenfalls sind wir uns sicher, dass wir eine sehr<br />
intensive Zeit in Bolivien vor uns haben werden, in einem Land, für das<br />
wir uns ganz bewusst entschieden haben, aufgrund seiner kulturellen und<br />
ethnischen Vielfalt, seiner spannenden gesellschaftlichen Dynamik, seiner<br />
Ursprünglichkeit, seines Naturreichtums und der vielen Schwärmereien<br />
von Kollegen und Bekannten, die schon dort waren.<br />
Wir freuen uns sehr auf die vor uns liegende Zeit!<br />
Tina, Jens und Zoey Busma<br />
Juni 2012<br />
Neu an der Botschaft: Manuel Müller<br />
Ich freue mich, dass mir das Auswärtige Amt einen meiner Wunschposten<br />
zugedacht und mich zu Ende Juli 2012 als Ständiger Vertreter an die<br />
Deutsche Botschaft La Paz versetzt hat. Der erste Eindruck: Super. Ein<br />
sehr schönes Land, sehr nette Menschen und eine spannende Arbeit, die<br />
mich erwartet. Und an die Höhe habe ich mich auch schon weitestgehend<br />
gewöhnt, obwohl in den letzten drei Jahren der Prenzlauer Berg in Berlin<br />
zu den höchsten Erhebungen meiner Umgebung gehörte… Aufgewachsen<br />
bin ich im Taunus, dort ist es immerhin ein bisschen bergiger als in Berlin,<br />
aber selbst der höchste Berg, der Große Feldberg (880 m über NN), bietet<br />
im Vergleich zu La Paz noch keine wirkliche Höhenluft.<br />
Zum Studium (Politikwissenschaft, Französische Sprachwissenschaft<br />
und Öffentliches Recht) verschlug es mich 1993 in die Weingegenden Trier<br />
und Bordeaux, unmittelbar danach zum Auswärtigen Amt nach Bonn.<br />
Nachdem ich 1999 bis 2001 die Diplomatenausbildung in Bonn<br />
und Berlin sowie ein Auslandspraktikum in Belgrad absolviert hatte,<br />
war ich zunächst bis 2003 als Referent für Frauen- und Sozialfragen in<br />
der Abteilung für Vereinte Nationen des Auswärtigen Amtes in Berlin<br />
tätig und beschäftigte mich danach drei Jahre als Ständiger Vertreter<br />
des Botschafters in Kinshasa/D.R. Kongo schwerpunktmäßig mit<br />
Entwicklungszusammenarbeit und Wirtschaft. Von 2006 bis 2009 war<br />
ich an der Deutschen Botschaft in Kiew als Referent für Innenpolitik der<br />
„Kunst in La Paz“ 54<br />
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„Kunst in La Paz“
Leute Leute<br />
Ukraine zuständig. Bevor ich nun den Weg nach Bolivien eingeschlagen<br />
habe, betreute ich im Auswärtigen Amt in Berlin als Länderreferent drei<br />
Jahre lang die bilateralen Beziehungen zu den Ländern Bangladesch und<br />
Sri Lanka.<br />
Nicht nur Bolivien, sondern ganz Südamerika ist für mich noch Neuland<br />
und ich freue mich, dieses mit Ihrer Unterstützung zu entdecken. In der<br />
Deutschen Botschaft werde ich als Nachfolger von Herrn Andreas Schröder<br />
vor allem die Bereiche Wirtschaft und Kultur sowie Menschenrechte<br />
betreuen. Ich hatte das große Glück, dass sich die Zeit von Herrn Schröder<br />
und mir in La Paz noch eine Woche überschnitt und ich von seinem Wissen<br />
und seiner hervorragenden Erfahrung profitieren durfte. Für die sehr gute<br />
Einarbeitung danke ich ihm und wünsche Herrn Schröder alles Gute für<br />
seine neue Arbeit im Referat für Auslandsschulen des Auswärtigen Amtes<br />
in Berlin. Was besonders schön ist: Herr Schröder bleibt uns erhalten, da er<br />
in Berlin auch für die deutschen Schulen in Bolivien zuständig sein wird.<br />
Das Auslandsschulwesen ist für mich Neuland, aber ich werde gerne bei<br />
den Schulvorstandssitzungen wieder die Schulbank drücken…<br />
Ich freue mich, Sie kennenzulernen, auf die Zusammenarbeit mit Ihnen<br />
allen und danke Ihnen im Voraus für Ihre Unterstützung.<br />
Manuel Müller<br />
Abschied<br />
Nach vier Jahren voller Spannung, aufregenden Abenteuern und intensiven<br />
dienstlichen Aktivitäten verlasse ich nunmehr Bolivien, um im Auswärtigen<br />
Amt in Berlin neue Aufgaben zu übernehmen. Zusammen mit Botschafter<br />
Dr. Schauer und dem gesamten Team der Botschaft haben wir einiges<br />
erreicht:<br />
- Im Kulturbereich: Schutz der Deutschen Schulen vor administrativen,<br />
rechtlichen oder politischen Eingriffen der Behörden, Schaffung<br />
des Netzwerkes Deutsch (zusammen mit den Kulturinstituten, den<br />
Vereinigungen und den PASCH-Schulen), bessere Koordinierung aller<br />
deutschen Institutionen vor Ort<br />
- Im Wirtschaftsbereich: Ausbau der guten Zusammenarbeit mit<br />
der Handelskammer und den hier erfolgreich tätigen “deutschen”<br />
Unternehmen, Betreuung der Messen in Bolivien, Intensivierung der<br />
Zusammenarbeit mit den EU-Botschaften im Wirtschaftsbereich, Werbung<br />
für Wirtschaftsaktivitäten deutscher Unternehmen ungeachtet gewisser<br />
lokaler Probleme, Beratung bei konkreten Projekten<br />
- Im Menschenrechtsbereich: stetes Drängen auf Einhaltung<br />
internationaler Menschenrechtsstandards im Verbund mit den anderen EU-<br />
Botschaften und anderen likeminded Botschaften, Erarbeitung konkreter<br />
Maßnahmen und Projekte (Justiz, Lage der Frauen und Familien, Stärkung<br />
der Rechte der indigenen Bevölkerung)<br />
- Im Drogenbereich: Stärkung der Internationalen Zusammenarbeit,<br />
Erarbeitung konkreter Projekte zur Drogenbekämpfung insbesondere mit<br />
der Antidrogenbehörde der Vereinten Nationen UNODC, Mitarbeit an<br />
Projekten im Bereich Alternative Entwicklung und Landwirtschaft zur<br />
Drogensubstitution.<br />
- In den politischen Beziehungen: Erhaltung der insgesamt<br />
guten Zusammenarbeit sowohl bi- als auch multilateral. Ungeachtet<br />
gelegentlicher Irritationen konnten wir auch das hohe Niveau der<br />
Entwicklungszusammenarbeit erhalten. Mehrere hochrangige Delegationen<br />
(Bundesentwicklungsminister Niebel, mehrere Ausschüsse des Deutschen<br />
Bundestages und weitere Abgeordnete) haben Bolivien besucht und<br />
facettenreiche Eindrücke von den Erfolgen, aber auch den Problemen des<br />
Landes mitgenommen.<br />
„Kunst in La Paz“ 56<br />
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57<br />
„Kunst in La Paz“
Leute<br />
Am meisten geschätzt habe ich die vorbildliche Zusammenarbeit mit<br />
den deutschen Einrichtungen in La Paz, darunter vor allem die Deutsche<br />
Schule, das Goethe-Institut, die Handelskammer, die politischen Stiftungen<br />
und die deutsche Kolonie insgesamt. Ich glaube, sie ist vorbildlich<br />
für Lateinamerika und darüber hinaus. Wir haben nicht nur dienstlich<br />
erfolgreiche Arbeit geleistet, sondern auch sehr gute menschliche Kontakte<br />
gepflegt. Ich kann und will hier keine Namen nennen, aber ich glaube, Sie<br />
können meine Wertschätzung ermessen.<br />
Ich danke allen, die uns und mir dabei geholfen haben. Ich wünsche<br />
meinem Nachfolger, Herrn Manuel Müller, dass Sie alle ihn in Ihr<br />
Herz schließen und ihn bei seiner Arbeit unterstützen. Natürlich gibt es<br />
noch zahlreiche Baustellen, die er weiter bearbeiten muss, darunter die<br />
Umsetzung der Curricularvorgaben des neuen Erziehungsgesetzes, den<br />
Erhalt der Steuerbefreiung der Schulgemeinschaft in La Paz, den Schutz<br />
der deutschen Investitionen vor Enteignungen und Nationalisierungen,<br />
die wirtschaftspolitische Berichterstattung auch in kritischen Bereichen,<br />
Hilfestellung für deutsche Unternehmen und die konstruktiv-kritische<br />
Beobachtung des Menschenrechts- und Drogenbereichs.<br />
Ich verlasse Bolivien, werde aber sicherlich gelegentlich hier<br />
vorbeischauen, schon allein, um meine Familie, die wegen des Abiturs der<br />
beiden Töchter hierbleibt, und alte Freunde zu besuchen. Auch meine Frau<br />
Nadia hat gerne die Kontakte mit Ihnen gepflegt und sich stets gefreut, Sie<br />
bei uns zu Hause begrüßen zu dürfen.<br />
Nochmals vielen Dank und Ihnen allen alles Gute<br />
„Kunst in La Paz“<br />
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Andreas C. Schröder<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
Schule<br />
Förderung durch die Deutsche<br />
Schülerakademie<br />
Martin Salm Oporto, Schüler der Klasse S5a (11. Klasse) der Deutschen<br />
Schule La Paz, nahm in den Winterferien an einem 16-tägigen Kurs der<br />
Deutschen Schülerakademie teil. Die Akademie fördert seit 1988 Schüler<br />
mit besonderer mathematisch-naturwissenschaftlicher Begabung, um sie<br />
auf ein Studium in Deutschland vorzubereiten.<br />
Martin, der u.a. der Sieger der Mathematik-Olympiade von La Paz<br />
2010 war, wurde aus mehr als 2000 Bewerbern aus Deutschland und<br />
von deutschen Auslandsschulen ausgewählt und belegte den Kurs<br />
„Mathematische Anatomie des Universums“ in Rostock.<br />
Vorlesungen und Seminare fanden auf einem sehr hohen<br />
wissenschaftlichen Niveau statt und dauerten teilweise bis zu 10 Stunden<br />
täglich. Neben den wissenschaftlichen Veranstaltungen konnten die<br />
Schüler auch aus sportlichen und kulturellen Angeboten auswählen.<br />
Insgesamt war dies nach eigener Aussage ein Riesenerlebnis für Martin<br />
und sollte ein Ansporn für andere Schüler künftiger Jahrgänge sein.<br />
Frank Schwanbeck<br />
59 „Kunst in La Paz“
Schule Schule<br />
Deutsche Austauschschüler am Colegio<br />
Aleman in La Paz<br />
Zur Verbesserung der deutschen Sprachkenntnisse und zum Kennenlernen<br />
von Land und Leuten fahren traditionell seit vielen Jahren fast alle Schüler<br />
der 10. Klassen der Deutschen Schule La Paz für drei Monate zu einem<br />
Schüleraustausch nach Deutschland. Im Gegenzug können die Gastgeber-<br />
Schüler aus Deutschland Bolivien kennenlernen. Diese Chance nehmen in<br />
diesem Jahr ca. 25 deutsche Schüler wahr.<br />
So unterschiedlich wie die Herkunftsorte und Schulen sind dabei<br />
auch das Interesse und die Bereitschaft der Schüler, das Land Bolivien<br />
kennenzulernen.<br />
Sie bleiben zwischen drei Wochen und drei Monaten in Bolivien<br />
und besuchen naturgemäß nach einem zweiwöchigen Sprachkurs den<br />
Unterricht in bolivianischen Klassen. Der Sprachkurs dient auch dazu, die<br />
bolivianische Kultur und landestypische Dinge des Alltags kennenzulernen.<br />
Zu ihren Eindrücken und Wünschen befragte ich kürzlich Clara<br />
Hütterott (16), die seit Mitte Juni im Austausch in La Paz ist.<br />
Mobla: Clara, wo genau kommst du her? Wie lange bleibst du in<br />
Bolivien?<br />
Clara: Mein Wohnort ist Ratingen, ich besuche aber das Gymnasium in<br />
Essen-Werden, eine Schule mit musischer Ausrichtung. Ich bleibe insgesamt<br />
zwei Monate in Bolivien, das bedeutet, dass ich in der kommenden Woche<br />
wieder nach Deutschland zurückfliegen werde.<br />
Wie kam es dazu, dass du am Schüleraustausch mit Bolivien teilnimmst?<br />
Nun, ich habe eine besondere Beziehung zu Südamerika und der<br />
spanischen Sprache. Meine Mutter kommt eigentlich aus Südamerika,<br />
und ich habe drei Jahre bereits in Kolumbien gelebt. Mein Vater arbeitete<br />
dort auch als Lehrer in Bogotá. Dass ich aber in Bolivien bin, ist Zufall.<br />
Durch eine Bekannte, Lara Schilling, die in Deutschland studiert, aber die<br />
Deutsche Schule La Paz besucht hat, bekam ich den Kontakt und lernte<br />
meine Gastschwester Ana Sofia Cabezas, kennen.<br />
Welche Unterschiede hast du an der Deutschen Schule La Paz im<br />
Vergleich zur Schule in Deutschland festgestellt?<br />
Die ganze Organisation und der Unterricht selbst an dieser Schule sind<br />
ganz genauso wie in Deutschland. Insgesamt habe ich beobachtet, dass es<br />
hier mehr Fächer gibt. Außerdem gehen die Lehrer durch die vorhandenen<br />
Sprachprobleme in den deutschen Klassen langsamer voran. Und die<br />
Atmosphäre im Unterricht ist hier, zumindest im Vergleich mit meinem<br />
Gymnasium in Essen, lockerer, aber teilweise auch undisziplinierter.<br />
Insgesamt finde ich es an meiner Heimatschule in Deutschland besser.<br />
Was gefällt dir an Bolivien besonders, was nicht?<br />
Die Landschaften hier sind einfach toll, ich habe in der kurzen Zeit<br />
wirklich ganz viel gesehen. Und die Menschen in diesem Land imponieren<br />
mir. Ich kann nicht sagen, dass mir irgendetwas nicht gefallen hat!<br />
Welche Tipps kannst du zukünftigen Austausch-Schülern geben?<br />
Unbedingt die Zeit in Bolivien zu nutzen, um zu reisen, das Land zu<br />
entdecken. Auch andere Dinge als nur Unterricht zu machen, um das<br />
typische Leben kennenzulernen. So habe ich z.B. eine Woche lang ein<br />
Praktikum in einem Kinderheim gemacht, was mir sehr gefallen hat und<br />
mir viel gegeben hat.<br />
„Kunst in La Paz“ 60<br />
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61<br />
„Kunst in La Paz“
Schule Schule<br />
Letzte, und fast schon überflüssige Frage nach unserem Gespräch.<br />
Kannst du dir vorstellen, später noch einmal ins Ausland zu gehen?<br />
Eindeutig ja.<br />
Vielen Dank für unser Gespräch und alles Gute auf dem Weg zum Abitur<br />
in Deutschland.<br />
Das Interview führte Frank Schwanbeck<br />
Neuigkeiten von der<br />
Dualen Ausbildung<br />
Zwei deutsche Studenten unterstützen<br />
die duale Ausbildung in La Paz<br />
Was im März begonnen wurde, wird jetzt von August bis November<br />
fortgesetzt: Zwei Lehramtsstudenten aus Deutschland absolvieren in<br />
der Deutschen Berufsschule La Paz ein Schulpraktikum, das für ihr<br />
Studium zwingend vorgeschrieben ist. Dabei sollen die Studenten erste<br />
Lehrerfahrungen bei Hospitationen oder Klassenfahrten sammeln,<br />
teilweise aber auch schon stundenweise Unterricht erteilen. Florian Zang<br />
und Aisha Lahmann haben sich dafür eine Auslandsschule ausgesucht.<br />
Sie werden in der Deutschen Berufsschule u.a. auch Förderunterricht in<br />
Deutsch, Mathematik und Englisch erteilen. Eine klassische Win-Win-<br />
Situation. Beide Seiten profitieren von diesem Praktikum. Vielen Dank<br />
und viel Erfolg! Im Folgenden stellen sich die beiden kurz vor:<br />
Adiós Köln y Bienvenido La Paz<br />
Der “kölsche Jong” Florian Zang absolviert ab dem 13. August ein<br />
4-monatiges Praktikum an der deutschen Berufsschule in La Paz<br />
Nach meinem Zivildienst als „Weltwärts“ Freiwilliger im Jahr 2010,<br />
den ich im Bildungsprojekt CEMVA (Centro Educativo Multifuncional<br />
Villa Armonía) in Sucre gemacht habe, zieht es mich nun also zum zweiten<br />
Mal nach Bolivien.<br />
In meiner Heimatstadt Köln studiere ich seit zwei Jahren Lehramt<br />
für Berufskollegs mit der Fächerkombination Wirtschaftswissenschaften<br />
und Politik. Da ich mein Grundstudium zu diesem Semester erfolgreich<br />
abschließen konnte, freue ich mich nun auf die neuen Herausforderungen,<br />
die mich in La Paz bzw. in der Berufsschule des dualen Systems erwarten.<br />
Insbesondere wird es mir während meines Praktikums ein großes Anliegen<br />
sein, mit gezieltem Förderunterricht in den Unterrichtsfächern Deutsch,<br />
Englisch und Mathematik die Studenten zu unterstützen und die Lehrer/<br />
innen zu entlasten.<br />
„Kunst in La Paz“ 62<br />
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„Kunst in La Paz“
Schule Schule<br />
Darüber hinaus, interessiert es mich, einen tieferen Einblick in die duale<br />
Berufsausbildung im kaufmännischen Bereich in Bolivien zu erlangen,<br />
auch um einen Vergleich mit dem mir bekannten System in Deutschland<br />
vornehmen zu können. Sicherlich werde ich durch meine Arbeit auch viele<br />
wertvolle Erfahrungen in der Unterrichtspraxis gewinnen, von denen ich in<br />
meinem späteren Berufsleben bestimmt profitieren werde.<br />
Jetzt freue ich mich aber erst einmal auf meinen Flug und dann auf eine<br />
schöne Zeit in La Paz.<br />
Florian Zang<br />
Tausche Berliner Luft gegen Höhenluft in La Paz<br />
Hola! Me llamo Aisha Annagarika Elisabeth Lahmann, estudio<br />
ciencias de la nutrición y vivo en Berlin.<br />
Nach meinem Abitur 2004 habe ich eine Ausbildung zur Restaurantfachfrau<br />
in Freiburg absolviert und gleichzeitig einen Abschluss in Küchen- und<br />
Servicemanagement erlangt. Danach wollte ich unbedingt mehr von der<br />
Welt sehen und habe mich auf den Weg nach Australien gemacht, um dort<br />
in Sydney zu arbeiten.<br />
Nach dieser Erfahrung bin ich zurück nach Deutschland gekommen<br />
und habe als Führungskraft im Hotel Novotel Berlin am Tiergarten<br />
gearbeitet. Neben meiner Servicetätigkeit habe ich Schulungen für die<br />
Auszubildenden gegeben.<br />
Da ich mich beruflich weiterentwickeln wollte und auch früher schon<br />
in der Jugendarbeit aktiv war, z.B. beim Kinderschutzbund und der<br />
Sportjugend, habe ich mich entschlossen, meinen erlernten Beruf mit der<br />
Ausbildung von Jugendlichen zu verbinden.<br />
Aus diesem Grund studiere ich seit 2011 Ernährungs- und<br />
Lebensmittelwissenschaften an der TU Berlin im Hauptfach, außerdem<br />
im Nebenfach Englisch an der HU Berlin, um später Berufsschullehrerin<br />
zu werden. Ich bin dankbar, vom Ministerium für Bildung und Forschung<br />
durch ein Stipendium gefördert zu werden. Im Rahmen meines<br />
interessanten Studiums habe ich die Aufgabe, ein vierwöchiges Praktikum<br />
an einer Berufsschule zu absolvieren. Ich freue mich sehr, dass ich junge,<br />
bolivianische Menschen kennenlernen und an der deutschen Berufsschule<br />
in La Paz begleiten darf.<br />
Ich bin gespannt auf vielfältige unterschiedliche Erfahrungen – sei es<br />
didaktischer, theoretischer oder persönlicher Natur - und auf die duale<br />
Ausbildung in Bolivien!<br />
Aisha Annagarika Elisabeth Lahmann<br />
„Kunst in La Paz“ 64<br />
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„Kunst in La Paz“
Schule Schule<br />
Ausbildungsoffensive<br />
Was in Deutschland von über 60% eines Schuljahrgangs als berufliche<br />
Erstausbildung genutzt wird, nehmen in Bolivien gerade einmal max.<br />
20 Studenten pro Jahr in Angriff. Sicherlich ist ein Grund die geforderte<br />
Dreisprachigkeit an der deutschen Berufsschule in La Paz. Aber auch nach<br />
20 Jahren muss man feststellen, dass immer noch ein Informationsdefizit<br />
über die deutsche Duale Ausbildung in Bolivien besteht.<br />
Erfreulicherweise haben sich Schüler der Deutschen Schule Oruro, des<br />
Colegio Ave Maria und der Deutschen Schule La Paz in den beiden letzten<br />
Monaten über die Ausbildungsberufe, die Zusatzzertifikate in Englisch<br />
und Datenverarbeitung sowie über die Fachhochschulreife informiert.<br />
Die Studenten der Dualen Ausbildung schilderten ihre Erfahrungen aus<br />
den Unternehmen und die Vorzüge, die sie in ihrer bisherigen Ausbildung<br />
genossen haben.<br />
Besuch von Unternehmen in Cochabamba<br />
Ohne Unternehmen funktioniert die duale Ausbildung nicht, und deshalb<br />
waren im Juli der zuständige Referent der Wirtschaftsabteilung der<br />
Deutschen Botschaft, Andreas Schröder, die bei der Deutsch-bolivianischen<br />
Außenhandelskammer zuständige Referentin für die Duale Ausbildung,<br />
Paola Martinet, sowie der Leiter der Deutschen Berufsschule, Jürgen<br />
Winkel, auf einer Public Relation Tour in Cochabamba unterwegs .<br />
Vorbereitet vom deutschen Honorarkonsul Gerardo Wille konnten 9<br />
Unternehmen wie z.B. Haas, Dillmann, Mi Salud oder Unilever sowie<br />
die Cámara de Comercio und die Cámara de Industria über die Duale<br />
Ausbildung informiert werden. Das Interesse war so groß, dass sich im<br />
Oktober Besuche bei einigen Unternehmen, wie auch in der Deutschen<br />
Schule Federico Froebel, anschließen werden.<br />
Verlängerung der Doppelabschlüsse bis 2018<br />
Im April bestätigte das bolivianische Erziehungsministerium der Deutschen<br />
Berufsschule La Paz, dass aufgrund ihrer Ausbildung neben dem deutschen<br />
Titel Groß- und Außenhandelskaufmann oder Industriekaufmann die<br />
Studenten gleichzeitig den bolivianischen Titel tecnico superior schon nach<br />
zwei Jahren erhalten. Dies gilt vorerst bis 2018 und ist eine Anerkennung<br />
der dualen Ausbildung, die hier in Bolivien von den Unternehmen, der<br />
AHK und der deutschen Berufsschule geleistet wird.<br />
Jürgen Winkel<br />
Leiter der Deutschen Berufsschule La Paz<br />
Herzlichen Glückwunsch zum neuen Schulgebäude<br />
des Comercio!<br />
Ich bin begeistert von der Entwicklung, die die Deutsche Berufsschule seit<br />
meiner Verabschiedung im Dezember 1997 genommen hat. Insbesondere<br />
die Möglichkeit, eine Doppelqualifikation durch das Fachabitur zu<br />
erreichen, bereichert die Weiterbildungsmöglichkeiten der Auszubildenden<br />
enorm. Dass die Auszubildenden mit dem Abschluss des Técnico Superior<br />
eine Anrechnung auf ein Studienjahr an bolivianischen Universitäten<br />
erhalten, erhöht die Attraktivität der Ausbildung weiterhin.<br />
Die Klassengrößen haben sich so entwickelt, dass der zukünftigen<br />
Weiterentwicklung der Dualen Ausbildung alle Möglichkeiten offen<br />
stehen.<br />
Ich wünsche den Mitarbeitern des Comercio und Ihrem Leiter, Herrn<br />
Winkel, weiterhin viel Mut zur Erneuerung, viel Geduld zur Durchsetzung<br />
und viel Spaß bei ihrer täglichen Arbeit.<br />
„Kunst in La Paz“ 66<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
67<br />
„Kunst in La Paz“
Schule<br />
Seit 2007 unterrichte ich selbst keine Berufsschüler mehr, sondern<br />
habe einen Lehrauftrag am Staatlichen Seminar für Lehrerbildung und<br />
Didaktik in Weingarten, Regierungspräsidium Tübingen, angenommen.<br />
Seit fünf Jahren betreue ich Referendare im Fachbereich Wirtschaftslehre<br />
und bereite sie auf ihre zukünftigen Aufgaben als Fachlehrer vor. Mit<br />
dieser neuen Aufgabe habe ich die Möglichkeit, meine über dreißigjährige<br />
Berufserfahrung direkt an die neue Lehrergeneration weiter zu geben<br />
und der Austausch mit den jungen Kollegen, die immer die neuesten<br />
Erkenntnisse von der Universität mitbringen, erfüllt mich außerordentlich.<br />
„Kunst in La Paz“<br />
68<br />
Rudi Durejka<br />
Oberstudienrat<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
Kulinarisches<br />
Restauranttipps<br />
In den letzten Wochen waren wir wieder fleißig essen und haben dieses Mal<br />
die preislich gehobeneren Restaurants getestet. Wie so oft im Leben stellte<br />
sich heraus, dass teuer nicht automatisch gut bedeutet- und umso erfreuter<br />
waren wir, dass es auch preiswerte und extrem leckere Gasthäuser gibt.<br />
Wir freuen uns, so langsam einen Überblick über La Paz´ Restaurantszene<br />
zu bekommen.<br />
„Pan y Patio“<br />
Renè Moreno J45, San Miguel, Tel.: 2117153, Öffnungszeiten des Cafès:<br />
Mo-Sa 07:30-24:00, So 07:30 bis 17:00; Öffnungszeiten der Trattoria: Mo-<br />
Sa 12:00-15:00 und 19:00-24:00, So 12:00-17:00<br />
Diese wunderschöne Trattoria serviert frische Gerichte mit<br />
ungewöhnlichen Zutaten zu gehobenen Preisen. Egal, was wir bisher auf<br />
der Karte probiert haben, es schmeckte immer himmlisch. Der Service ist<br />
übereifrig.<br />
Zum „Pan y Patio” gehören das Café sowie ein stilvoll und dezent<br />
eingerichtetes Restaurant im Souterrain.<br />
Ambiente: **** (Restaurant), ** (Cafè)<br />
Essen: *****<br />
Preise: ****<br />
Service: *****<br />
„La Coca Gourmet Restaurant“<br />
Rosendo Gutièrrez 482, Tel.: 2410892, E-Mail: lacocagr@entelnet.bo,<br />
Öffnungszeiten: tägl. von 12:00-24:00<br />
Der Name des Restaurants lässt die Erwartungen hochschnellen. Eine<br />
Küche, die mit Saucen, Pestos und Getränken auf Cocabasis aufwartet, ist<br />
echt mal was anderes.<br />
Dass die Forelle gerade so Fischstäbchen-Qualität aufwies und mit<br />
vier Minikartoffeln und zwei Paprikaschnitzen dekoriert daherkam, war<br />
dann eher ernüchternd. Auch die Lamawürstchen mit einem Klecks<br />
Kartoffelpürree waren nicht gerade der Hit. Nudeln mit Cocapesto hörten<br />
sich interessant an, waren aber fad, wässrig und wären als Kinderportion<br />
durchgegangen.<br />
69 „Kunst in La Paz“
Kulinarisches Kulinarisches<br />
Alle Gerichte waren nur lauwarm und der „Coca libre“ wurde vergessen<br />
zu bringen.<br />
Fazit: Das Einzige, was hier „Gourmet“ ist, sind die Preise und die<br />
übersichtlichen Arrangements auf den Tellern. Nicht empfehlenswert!<br />
Ambiente: ***<br />
Essen: *<br />
Preise: *<br />
Service: **<br />
„La Quebecoise“<br />
Avenida 20 de Octubre 2387, Tel.: 2121682; 72000167; E-Mail:<br />
laquebecoise.cuisine@gmail.com, Öffnungszeiten: Mo-Fr 12:00-15:00<br />
und 19.00-23:00, Sa 19:00-23:00<br />
Das “La Quebecoise” wirbt ebenso wie das „La Coca Gourmet Restaurant“<br />
damit, “Fine Cuisine” anzubieten, doch auch dieser Restaurantbesuch<br />
enttäuschte. Das Essen – mit Ausnahme der Zwiebelsuppe als Vorspeise<br />
- schmeckte wie tiefgefroren oder aus der Dose. Die Preise waren für<br />
das, was wir bekamen, gesalzen. Das Restaurant war leer, weshalb es an<br />
Gemütlichkeit mangelte. Die Einrichtung ist neu-englisch und schön, der<br />
Service in Ordnung.<br />
Ambiente: ***<br />
Essen: *<br />
Preise: *<br />
Service: ***<br />
„glam“<br />
Sanchez Lima 2237, Tel.: 2423446, Internet: www.glam-restaurant.com,<br />
E-Mail: info@glam-restaurant.com, Öffnungszeiten: Mo-Sa 12:00-15:00<br />
und 19:00-23:00<br />
Das „glam“, „Restaurant & jazzy lounge“, liegt für einen Stadtbummel<br />
strategisch günstig gelegen. Der erste Eindruck ist ein guter: gepflegtes<br />
Ambiente, stilvolle Einrichtung mit frischen Blumen, lächelnde Bedienung.<br />
Der zweite dann nicht mehr: Gläser mit Schlieren und fleckige Tischtücher.<br />
Zu Essen bestellten wir so allerlei: als Vorspeise den „Ensalada Brie con<br />
frutillas y focaccia de almendras“, der wirklich lecker war, wenn auch die<br />
Erdbeeren und Mandeln gegen Tomaten und Croutons ausgetauscht wurden.<br />
Die Hauptspeisen, „Brazuelo de cordero asado“, „Cordero en<br />
salsa de setas y queso“ (Lammroulade mit Ziegenkäse, Pilzsoße und<br />
Auberginenküchlein), “Pescado del dia con salmuera de lima” sowie<br />
das “Risotto de gambas guisantes” waren im 2 bis 3-Sterne-Bereich:<br />
insgesamt zu ölig, die gedämpften Gemüsebeilagen beschränkten sich<br />
auf einen Broccolistrunk, in den Soßen waren keine der angekündigten<br />
Meeresfrüchte zu finden, die versprochenen schwarzen Gnoccis fehlten<br />
ebenso. Und dabei hatten wir doch ganze eineinhalb Stunden gewartet!<br />
Da hatten wir uns mehr versprochen. Der nach zwei Stunden servierte<br />
marokkanische Fisch „Tagine de Surubi“ mit Sternanis, Nelke und Zimt<br />
versöhnte durch seine angenehme Festigkeit und die tollen Gewürze.<br />
Um im „glam“ zu essen muss man Zeit mitbringen. Nichtsdestotrotz<br />
fühlt man sich in diesem eleganten Restaurant wohl. Aber: dicke Jacke<br />
mitbringen, es ist eiskalt!<br />
Ambiente: ***<br />
Essen: ***<br />
Preise: ***<br />
Service: **<br />
“Goya Restaurant-Cafê Concert”<br />
Calle Heriberto Gutierrez 2366 entre Av. Arce y Capitán Ravelo casi<br />
esq. Rosendo Gutierrez, Tel.: 2445349, Internet: www.facebook.com/<br />
goyacafeconcert , E-Mail: goya.cafeconcert@gmail.com,<br />
Öffnungszeiten: Mo-Sa 12:00-15:00<br />
Als Bereicherung für die hiesige Restaurant- und Kulturszene wurde<br />
Mitte Juni das „Goya“ eröffnet. Als Cafè, Restaurant und Kulturoase<br />
gedacht, bietet seine Besitzerin, die Paceñer Politikwissenschaftlerin,<br />
Tanzlehrerin und Übersetzerin Claudia Kuruner, von Montag bis Samstag<br />
eine interessante Karte sowie alle zwei Wochen ein buntes Varieté-<br />
Programm an.<br />
Das Essen im Goya ist einfach wundervoll: die frische Pilzsuppe<br />
als Vorspeise mundete ebenso wie das darauf folgende bunte, in<br />
Olivenöl geschmorte knackige Gemüse und das Hauptgericht – eine<br />
dunkelrosafarbene, herrlich feste Forelle in Kokossoße mit Duftreis und<br />
einem weich geschmolzenen Tomate-Mozzarella-Arrangement. Für<br />
das Mousse au Chocolat als Dessert würde sich so mancher bestimmt<br />
versündigen.<br />
„Kunst in La Paz“ 70<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
71<br />
„Kunst in La Paz“
Kulinarisches Kulinarisches<br />
Auch der Service ist tadellos - das Essen kommt in Lichtgeschwindigkeit<br />
und die Bedienung - der Chefkoch höchstpersönlich - ist sehr freundlich<br />
und unaufdringlich. A propos: Besagten Koch kennt man von diversen<br />
Tanzaufführungen, die Claudia Kuruner im Laufe des Jahres mit ihrer<br />
Tanzschule „Alhambra Arte Flamenco“ bestreitet. Der Mann scheint viele<br />
Talente zu haben!<br />
Claudia ist voller neuer Ideen: bald soll das Goya auch abends geöffnet<br />
werden und für das Mittagsmenü ist einmal wöchentlich auch ein deutsches<br />
Gericht geplant.<br />
Wer Lust auf ein ungewöhnliches Kulturprogramm hat und nichts<br />
verpassen will, kann Claudia unter transpolicy@gmail.com eine E-Mail<br />
schreiben, um in den Verteiler aufgenommen zu werden.<br />
Ambiente: ****<br />
Essen: *****<br />
Preise: ****<br />
Service: *****<br />
Mareike Schuldt<br />
und Helfer<br />
Kartoffelpuffer<br />
(Kartoffel-Pfannkuchen, Reibekuchen)<br />
1 kg fest kochende Kartoffeln<br />
1 kleine Zwiebel (optional)<br />
3 Eier<br />
1 gestrichener Teelöffel Salz<br />
40 g Weizenmehl<br />
Speiseöl zum Braten<br />
Kartoffeln schälen und waschen. Zwiebel pellen. Kartoffeln und<br />
Zwiebeln fein reiben. Eier, Salz und Mehl hinzufügen und verrühren.<br />
Öl in einer Pfanne erhitzen und Teig hinzugeben und in der Pfanne flach<br />
drücken. Knusprig auf beiden Seiten braten. Kartoffelpuffer sollten etwa<br />
handtellergroß sein.<br />
a. Kartoffelpuffer mit Apfelmus (oder Pflaumenmus)<br />
b. Kartoffelpuffer mit Kräuterquark und Räucherlachs<br />
Altdeutsche Kartoffelsuppe<br />
700 g mehlige Kartoffeln<br />
Suppengrün<br />
40 g Butter<br />
1,5 l Gemüsebrühe<br />
1/8 l Schlagsahne oder 150 g Crème fraîche<br />
Salz, Pfeffer, Muskatnuss<br />
1 Zwiebel<br />
Frische Kräuter (z.B. Schnittlauch, Petersilie, Kerbel)<br />
Schinkenwürfel<br />
• Wiener Würstchen (optional)<br />
• Pfifferlinge (optional)<br />
• Croutons (optional)<br />
„Kunst in La Paz“ 72<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
73<br />
„Kunst in La Paz“
Kulinarisches<br />
Kartoffeln schälen, waschen und würfeln. Suppengemüse klein<br />
schneiden. Zwiebel und Schinkenwürfel im Topf mit Butter anbraten.<br />
Gemüsebrühe hinzugießen. Kartoffeln und Suppengemüse hinzufügen; ca.<br />
15 Minuten kochen lassen.<br />
Die Suppe pürieren. Crème fraîche darunter rühren und gut würzen.<br />
• Wiener Würstchen ganz oder in Stücken in der Suppe aufkochen.<br />
• Pfifferlinge mit Zwiebelwürfeln in Butter anbraten und dann in die<br />
Suppe geben.<br />
• Croutons oben auf die Suppe streuen und servieren.<br />
Mit frischen Kräutern bestreuen und servieren.<br />
„Kunst in La Paz“<br />
Calle Velasco No. 542<br />
74<br />
OFICINA LA PAZ<br />
REPRESENTANTE LEGAL ROYAL TOURS<br />
Calle Rene Moreno No. 1072<br />
Casilla 4893<br />
Bloque L7 San Miguel<br />
Telf. 591 2 2792828<br />
Fax. 591 2 2792970<br />
Meike Plehn<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
Ev. Kirchengemeinde<br />
Gemeindebote<br />
der Evangelisch-Lutherischen Kirche<br />
Deutscher Sprache in Bolivien<br />
Liebe Freunde und Mitglieder der Gemeinde, liebe Leser des<br />
<strong>Monatsblatt</strong>s,<br />
„In der Zeitung stand, dass Grimmich & Co. eine Schluckerin suchten.<br />
Ich hatte zwar keine Ahnung, was unter einer Schluckerin verstanden wird,<br />
aber ich fühlte mich als weibliche Ausgabe eines armen Schluckers.“ So<br />
beginnt eine Erzählung von Elisabeth Wigger.<br />
Im Folgenden wird erzählt, dass sie sich bewirbt und ihre 15 Jahre Ehe<br />
genug Referenzen sind, die sie geradezu prädestinieren, in diesem Beruf<br />
zu arbeiten. Ihr männlicher Arbeitskollege erklärt der neu angestellten<br />
Schluckerin, dass in einem großen Betrieb ständig etwas schief ginge und<br />
wenn jedes Mal die Schuldigen vor die hohen Chefs zitiert und getadelt<br />
würden, wäre dies ein untragbarer Ausfall von Arbeitszeit und –kraft.<br />
Deshalb der Vorschlag, für diese Tätigkeit Spezialisten einzusetzen,<br />
natürlich ohne Wissen der Direktion. Die Praxis habe gezeigt, dass die<br />
Schlucker eine ausgleichende Wirkung hätten und ihr Geld wert seien.<br />
Und weil von ihnen keine richtige Arbeit verlangt würde, erreichten sie<br />
natürlich Höchstleistungen im Herunterschlucken, während bei den unter<br />
Arbeitsdruck stehenden Angestellten jederzeit mit Explosionen gerechnet<br />
werden müsse.<br />
Beim Lesen der Geschichte fühlte ich mich angesprochen. Muss<br />
man nicht eine Menge in seinem Leben schlucken? Muss? Oder ist das<br />
Schlucken nicht oft der gewählt einfachere Weg?<br />
75 „Kunst in La Paz“
Ev. Kirchengemeinde Ev. Kirchengemeinde<br />
Ich denke an unsere Gemeinde und die manchmal mitleidigen<br />
oder etwas herablassenden Blicke, die ich ernte, wenn ich erzähle,<br />
dass ich Mitglied in unserer Lutherkirche bin. Aber da will ich nichts<br />
hinunterschlucken, sondern für meine Überzeugung einstehen und<br />
verteidigen. Ich bin keine arme Schluckerin. Ich kann wählen, auch mal<br />
etwas bewusst herunterschlucken oder eben nicht. Ich bin gerne in unserer<br />
Kirche, in den Gottesdiensten, die den Sonntag so besonders machen, in<br />
den Konzerten und anderen Angeboten, die mir eine Verschnaufpause von<br />
meinem Arbeitsalltag bringen.<br />
Die Schluckerin in der Erzählung von Elisabeth Wigger übrigens<br />
arbeitete sich gut ein, arbeitete hervorragend, schluckte allen Ärger,<br />
Anschuldigung und Wut der Chefs stellvertretend für 600 Angestellte<br />
herunter, konnte dadurch 123 Gehaltskürzungen, 28 Strafanträge und 14<br />
Entlassungen verhindern. Was seitens der Vorgesetzten erwartet wurde,<br />
restlose Zerknirschung, konnte die Schluckerin diesen vermitteln, solange<br />
es um die Belange, die Fehler und Verfehlungen der anderen ging. Aber der<br />
Tag kam, an dem sie über eine Kleinigkeit stolperte. Als der Chef sie selbst<br />
zitierte, beging sie den Kardinalfehler eines jeden Schluckers: Sie wehrte<br />
und verteidigte sich.<br />
Das war das Ende ihrer beruflichen Laufbahn als Schluckerin.<br />
Heidi Brandenberg,<br />
Mitglied des Gemeindekirchenrats<br />
Konfirmandenfreizeit, da wo Bolivien aufhört<br />
Am Freitag den 10. August fuhren wir los: Sieben Konfirmandinnen und<br />
Konfirmanden, Heidi Brandenberg und ich. Padre Neuenhofer lieh uns<br />
dankenswerterweise den Bus von Arco Iris. Ich wollte ja eigentlich nicht<br />
so weit fahren, suchte was in der Nähe – bis dann Claudia Kuruner das<br />
Wort Carabuco in den Raum stellte. Ja, es sei am Titicacasee, und nein,<br />
man müsse nicht übersetzen und ja, wir hätten das Haus der katholischen<br />
Gemeinde dort für uns. Gut, dachte ich, und guckte erst später auf die<br />
Karte. Carabuco – ein Nest kurz vor der peruanischen Grenze. Auf der<br />
Hinfahrt steckten wir im Stau von La Paz und dann in dem von El Alto.<br />
Als es dunkel wurde, wollte man an jeder Ecke meine Papiere sehen und<br />
die Straße wurde abenteuerlich.<br />
Aber wir kamen an. Nach einigem erfolglosen Klopfen fanden wir<br />
das einfache Haus hinter der Kirche in diesem verschlafenen Nest. Die<br />
warmen Essen nahmen wir in dem Restaurant ein, für Frühstück und<br />
Abendbrot hatten wir alles dabei. Die sieben Konfirmanden maulten nicht,<br />
schliefen früh, entdeckten dann am Morgen zwei Lamas in unserem Garten<br />
und entwickelten mit Tisch, Flasche und Flummi ein neues Spiel. Bei der<br />
Besichtigung der alten und sehenswerten Kirche mit dem netten Padre<br />
fragten sie sich und ihn, ob es wirklich den unterirdischen Gang vom Altar<br />
auf die Isla del Sol gäbe.<br />
Gruppenbild ohne Pastor<br />
Die Freizeit hieß zwar “Freizeit”, bestand aber vor allem aus Arbeit.<br />
Es ging um „Wasser“, das Thema des Vorstellungsgottesdienstes: ein Quiz<br />
zum Wasser, Wasserprobleme heute, und Wasser in der Bibel. Am See<br />
gab es mit Wasserball und beim Bau von Wasserburgen noch ganz andere<br />
Erfahrungen mit diesem Element. Am Sonntag dann ging es um Wein und<br />
Brot. In der kleinen Kapelle des Hauses feierten wir Abendmahl.<br />
Auf der Rückfahrt dachte ich, “Schade ist, dass der Unterricht mit<br />
diesen sieben ganz unterschiedlichen, interessierten und liebenswerten<br />
Jugendlichen schon bald zu Ende geht”. Siebenmal hatten wir uns zuvor an<br />
Samstagvormittagen getroffen: in der Pfarrwohnung, und zu besonderen<br />
Themen auf dem Friedhof (Tod und danach), in der Kirche (Taufe und Haus<br />
Gottes) und bei der Soforthilfe (Diakonie). Nun blieben nur noch Proben<br />
„Kunst in La Paz“ 76<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
77<br />
„Kunst in La Paz“
Ev. Kirchengemeinde Ev. Kirchengemeinde<br />
für den Vorstellungsgottesdienst, die Prüfung und dann die Konfirmation.<br />
Am 16. September um 10:30 feiern wir diesen besonderen und festlichen<br />
Gottesdienst zur Einsegnung der Konfirmanden.<br />
Pfarrer Christian Reiser<br />
P.S.: Auch im nächsten Jahr bieten wir Konfirmandenunterricht an. Die<br />
Unterrichtszeit wird von Februar bis Oktober sein. Wer Interesse hat, kann<br />
sich gerne schon jetzt melden.<br />
Die Kirche feiert ihren 50. Geburtstag<br />
1960 so ist es auf dem Grundstein vor dem Altar der Martin-Luther Kirche<br />
in Sopocachi zu lesen. Zwei Jahre dauerte der Bau der Kirche. Am 1.<br />
Advent 1962 wurde dort das erste Mal ein festlicher Gottesdienst gehalten.<br />
Die 50. Wiederkehr dieses Datums soll wieder gefeiert werden. Natürlich<br />
auch mit einem Gottesdienst– und wieder am 1. Advent.<br />
Matin - Luther - Kirche im Ban 1962<br />
Am Sonntag, den 2. Dezember um 10:30 wird es einen musikalisch vom<br />
„Coro Madrigalista“ gestalteten Festgottesdienst mit anschließendem<br />
Empfang geben. Schon am Dienstag zuvor, am 27. November, laden<br />
wir anlässlich des Jubiläums zu einem Festkonzert mit dem deutsch-<br />
bolivianischen Frauenensemble ein. Manche erinnern sich sicher noch<br />
an den stimmungsvollen Abend im letzten Advent, als der Chor Stücke<br />
von Benjamin Britten vortrug. Eine Woche nach dem 50. Geburtstag, am<br />
Samstag, den 8.12., laden wir dann am Nachmittag und Abend zu einem<br />
deutschen Weihnachtsmarkt ein: Glühwein werden wir anbieten und<br />
Bratwürstchen, Kaffee und Kuchen wird es geben, deutsche Waren werden<br />
verkauft. Zu Beginn des Weihnachtsmarktes veranstalten wir ein „Offenes<br />
Singen von Advents- und Weihnachtsliedern“. Die weiteren Ideen sind<br />
noch nicht ganz spruchreif. Doch es ist gut, wenn Sie sich diese Termine<br />
schon mal vormerken. Oder neudeutsch: Save the dates!<br />
• 27.11. Festkonzert mit dem deutsch-bolivianischen Frauenensemble<br />
• 02.12. Festgottesdienst zum 50. Jubiläum der Martin-Luther Kirche<br />
mit dem Coro Madrigalista unter Leitung von Beatriz Mendez (der<br />
Chor gibt zudem ein Konzert mit Villancicos am 29.11.)<br />
• 08.12. Weihnachtsmarkt und „Offenes Singen“<br />
Logo für die Kirche – wer hat Ideen?<br />
Auf Briefbögen und auf dem Gemeindebrief verwendet unsere Kirche, die<br />
„Evangelisch Lutherische Kirche deutscher Sprache“, seit vielen Jahren<br />
ein schematisiertes Bild der Martin-Luther-Kirche. Ist das unser Logo?<br />
Meines Erachtens stehen dem zwei Dinge entgegen:<br />
• Zum einen sind wir eine Kirche mit zurzeit drei Gemeinden: in La<br />
Paz, Santa Cruz und Cochabamba. Sicher, die Martin-Luther Kirche<br />
in Sopocachi ist unsere einzige Kirche, dennoch vermute ich, dass<br />
die Gemeindeglieder in Santa Cruz oder Cochabamba sich zwar mit<br />
unserer Kirche, aber nicht mit unserem Kirchengebäude im fernen La<br />
Paz identifizieren.<br />
• Zum anderen zeigt die Zeichnung ein Gebäude. Gebäude sind statisch,<br />
bewegen sich nicht. Sie sind für eine Organisation, eine Firma, auch<br />
für eine Kirche sehr wichtig, doch ein Bauwerk allein ohne Menschen,<br />
ohne Geist, ohne Leben ist nicht mehr als eine Hülle.<br />
Deshalb hat sich der Gemeindekirchenrat entschieden, ein neues Logo<br />
für die „Evangelisch Lutherische Kirche deutscher Sprache“ zu suchen.<br />
Und zu dieser Suche laden wir alle Leser des Deutschen <strong>Monatsblatt</strong>s und<br />
des Gemeindeboten ein – und alle, die dazu Lust haben.<br />
„Kunst in La Paz“ 78<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
79<br />
„Kunst in La Paz“
Ev. Kirchengemeinde Ev. Kirchengemeinde<br />
Was ist ein Logo überhaupt? Mit dem Logo macht sich eine Organisation<br />
visuell erkennbar. Manche Logos bestehen nur aus Buchstaben (AEG,<br />
IBM, VW), die aber in einer unverwechselbaren Weise angeordnet sind.<br />
Oft schließen Logos heute aber auch Symbole ein oder bestehen nur aus<br />
solchen (Apple, Shell). Es ist eine „Bildmarke“ einer Organisation, die es<br />
schafft, dass wir auf den ersten Blick erkennen, von wem ein Schreiben,<br />
eine Werbung oder eine Information ist.<br />
Ein gutes Logo ist verständlich, prägnant, einprägsam, reproduzierbar<br />
und kann als Identifikationsmerkmal für die ganze Organisation stehen.<br />
Haben Sie eine Idee oder mehrere für eine deutschsprachige,<br />
lutherische Kirche mit drei Gemeinden in Bolivien? Für eine bunte<br />
Gemeinde aus Sesshaftgewordenen, aus Lehrkräften der deutschen<br />
Schule, Mitarbeitenden der Entwicklungszusammenarbeit, der Botschaft,<br />
bolivianischen Ehepartner, Kindern und Jugendlichen?<br />
Uns geht es nur um die Idee. Die letzte Ausgestaltung kann ein<br />
Designer übernehmen. Trauen Sie sich also und schicken Sie Ihre Idee an<br />
mich, unsere Emailadresse oder unser Postfach. Einsendeschluss ist der<br />
1. November 2012. Wir hoffen, das neue Logo dann zum 50. Jubiläum<br />
präsentieren zu können.<br />
Und für den mit der besten Idee gibt es auch einen Preis.<br />
Ein Jahr Kindergottesdienstgruppe<br />
Christian Reiser<br />
Früher war das so: Ich kam wie üblich um 10:35 mit hängender Zunge<br />
zur Kirche, da warteten schon ein paar Kinder und der Pfarrer drückte<br />
mir, weil ich gerade „dumm“ da stand, eine Kinderbibel in die Hand, im<br />
Vorbeigehen sagte er noch: „Ich lese heute Matthäus 8, kannst aber auch<br />
was anderes machen.“ Die Kinder gingen noch vor dem Psalm raus und es<br />
gab kaum fünf Minuten, um sich etwas zum Thema „Der Sturm auf dem<br />
See“ einfallen zu lassen. Malen lassen? Aber ich hatte es nicht geschafft,<br />
vor Beginn des Gottesdienstes noch den Schrankschlüssel aus der Sakristei<br />
zu klauben, wo Papier und Stifte lagen. Zweitoption: den Sturm nachspielen<br />
lassen, das schüchternste Kind kann ja Jesus sein, „dann brauchste nur<br />
zu schlafen“. Irgendwie musste ich sie bändigen, bis die Erwachsenen<br />
herauskamen zum Kirchkaffee.<br />
Seit etwa einem Jahr haben wir eine Vorbereitungsgruppe für den<br />
Kindergottesdienst. Das klingt nach Arbeit, aber wir treffen uns nur alle 3<br />
Monate. Wir machen Themenreihen, unabhängig vom Gottesdienstthema<br />
der „Großen“. Das hat den Vorteil, dass mehrere Sonntage thematisch<br />
verknüpft sind, und einer auf dem anderen aufbaut. Von Januar bis<br />
April ging es, passend zur Passionszeit, um das Thema Abendmahl. Von<br />
April bis Juni dann um den Heiligen Geist. Ab Juli behandeln wir eine<br />
der schillerndsten Figuren des Alten Testaments: David. Wer von Ihnen<br />
hat sich nicht irgendwann einmal klein und mickrig gefühlt vor einem<br />
protzenden Goliath? Und sich umso mehr gefreut, als er ihn trotzdem in<br />
die Knie zwingen konnte!<br />
Zu jedem Thema gibt es eine „kreative Idee“, das kann Malen oder<br />
Basteln oder Theaterspielen bedeuten: Den Heiligen Geist haben wir<br />
mit Windrädchen herbeigeholt und für David wird eine Krone gebastelt.<br />
Manchmal wird auch gesungen und sogar gegessen: Zum Pessachfest<br />
haben wir Lammfleisch, bittere Kräuter und Apfelbrei gekostet. Falls Sie<br />
sich nicht erinnern, was jede Leckerei bedeutet: Am besten fragen Sie die<br />
Kinder. Vor dem Segen kommen die Kinder wieder in den Gottesdienst, um<br />
den Erwachsenen zu erzählen und zeigen, was sie gemacht haben. Meistens<br />
bekommen sie dafür Applaus, und manchmal sind die Erwachsenen<br />
neidisch, weil sie das auch gerne gemacht hätten.<br />
Wir brauchen immer Leute, die Lust haben, mitzumachen! Sie<br />
müssen nicht Kirchenmitglied sein, Hauptsache ist ein bisschen Spaß<br />
am Umgang mit Kindern und biblischen Geschichten. Kontakt: Pfarrer<br />
Christian Reiser, Tel. 2794516 oder 680 24799.<br />
Caroline Sölle de Hilari<br />
„Kunst in La Paz“ 80<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
81<br />
„Kunst in La Paz“
Ev. Kirchengemeinde Ev. Kirchengemeinde<br />
Die Kirche hat eine Homepage<br />
Endlich ist es soweit! Wir haben lange daran getüftelt, Texte geschrieben,<br />
Fotos ausgewählt und uns immer wieder mit unserem Webdesigner<br />
getroffen. Jetzt steht sie: Unsere Homepage! Auf der Seite sind die aktuellen<br />
Newsletter, der Gemeindebote und die nächsten Termine nachzulesen und<br />
herunterzuladen. Und es gibt viel Information über unsere Gemeinden in<br />
La Paz, Cochabamba und Santa Cruz, über unsere Geschichte, unseren<br />
Glauben, unsere Angebote und unsere ökumenischen Verbindungen. Unter<br />
Kontakten finden sich die wichtigsten Adressen, sowie Lagepläne für<br />
unsere Gottesdienststätten. Und wer Mitglied werden möchte: Auch das<br />
Eintrittsformular ist jetzt „online“.<br />
Das wichtigste zum Schluss: Die Adresse unseres Internetauftritts ist:<br />
www.ielha.org.bo<br />
Die Martin-Luther-Kirche – ein Raum für Ihre<br />
Veranstaltung?<br />
Christian Reiser<br />
Die Martin-Luther-Kirche, zentral in Sopocachi gelegen, ist ein<br />
beliebter Konzert- und Veranstaltungsort; Kirche und Gemeindesaal<br />
bieten zusammen Platz für bis zu 200 Personen – und lassen sich<br />
mieten!<br />
Anfragen richten Sie bitte an Heide-Marie Stache, Tel. 241 34 62,<br />
oder per E-Mail an ielha.lapaz@yahoo.com<br />
Termine September – Dezember 2012<br />
Zu den Sonntagsgottesdiensten wird auch Kindergottesdienst angeboten.<br />
Unser elektronischer Rundbrief mit den jeweils aktuellen Terminen kann<br />
unter ielha.lapaz@yahoo.com angefordert werden. Oder Sie schauen nach<br />
auf unserer Website: www.ielha.org.bo<br />
Sonntag, 16. September 10.30 Festgottesdienst zur Konfirmation<br />
Sonntag, 23. September 10.30 Uhr Gottesdienst<br />
Donnerstag, 27. September 16.00 Recreación (Gemeindesaal)<br />
Sonntag, 7. Oktober 10.30 Familiengottesdienst zu Erntedank<br />
Samstag, 13. Oktober 15:30 Erntedankgottesdienst in Cochabamba<br />
(ICBA)<br />
Sonntag, 14. Oktober 16:00 Erntedankgottesdienst in Santa Cruz<br />
(Kapelle des deutschen Friedhofs)<br />
Sonntag, 21. Oktober 10.30 Gottesdienst<br />
Donnerstag, 25. Oktober 16.00 Recreación (Gemeindesaal)<br />
Sonntag, 4. November 10.30 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl<br />
Sonntag, 18. November Andacht zum Volkstrauertag: 10.00 Deutscher<br />
Friedhof, 11.00: Jüdischer Friedhof<br />
Dienstag, 27. November 19.30 Adventskonzert mit dt.-boliv.<br />
Frauenchor und Instrumenten (Kirche)<br />
Donnerstag, 29. November 16.00 Recreación (Gemeindesaal)<br />
20.00 Adventskonzert des Coro Madrigalista<br />
(Kirche)<br />
Sonntag, 2. Dezember 10.30 Festgottesdienst zur Feier des<br />
fünfzigjährigen Bestehens der Martin-<br />
Luther-Kirche<br />
KONTAKT ZUR IELHA<br />
Gemeindepräsidentin: Caroline Sölle de Hilari Tel: 2411885<br />
Pastor: Christian Reiser Tel: 279451<br />
Calle 28 Nr. 2, Edificio Mirikiri, Cota Cota<br />
chr.reiser@gmx.net<br />
Martin-Luther-Kirche<br />
Anschrift: Sánchez Lima esq. Rosendo Gutiérrez<br />
Postfach: Casilla 2851, La Paz, Bolivia<br />
E-Mail: ielha.lapaz@yahoo.com<br />
Website: www.ielha.org.bo<br />
Sozialprojekt der Gemeinde: SARTAWI-SAYARIY Tel: 2421999<br />
Gemeinden im Inland<br />
Cochabamba: Irene de Groot Tel: 04-4720836<br />
Michael Rother-Neumann Tel: 04-4459027<br />
miromundo@hotmail.com<br />
„Kunst in La Paz“ 82<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
83<br />
„Kunst in La Paz“
Ev. Kirchengemeinde<br />
Santa Cruz: Bernardo Elsner Tel: 03-3425802<br />
elsnerber@entelnet.bo<br />
Kontoverbindungen<br />
in Bolivien: Banco BISA<br />
in Deutschland:<br />
„Kunst in La Paz“<br />
IELHA – Heide-Marie Stache<br />
US-$: 242.29.72.016<br />
BS: 242.29.70.013<br />
Iglesia Evangélica Luterana de Habla<br />
Alemana<br />
UBS Deutschland AG , Kto.: 2330 3710 12 ,<br />
BLZ.: 502 200 85, IBAN: DE 18 5022 0085<br />
2330 371012<br />
84<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
Veranstaltungen<br />
Mitteilungen der Katholischen<br />
Kirchengemeinde deutscher Sprache<br />
Messe 29.09.2012 19:00 Uhr<br />
Messe 27.10.2012 19:00 Uhr<br />
Messe 24.11.2012 19:00 Uhr<br />
Termine der Gottesdienste in der Kapelle der Schwestern,<br />
Calle Fernando Guachalla, Ecke Avda. 6 de Agosto<br />
Termine können vorher kurzfristig bei Friedrich-Klaus Ohnes unter<br />
72007679 oder Carlos A. Martins unter 2771991 oder 71591177 bestätigt<br />
werden.<br />
85 „Kunst in La Paz“
Veranstaltungen Veranstaltungen<br />
Freitag Des Deutschen Kinos<br />
Jeden Freitag um 19.30 Uhr<br />
Fundación Cinemateca Boliviana, C. Oscar Soria Ecke Rosendo Gutiérrez<br />
Eintritt: 16 Bs. - Schüler des Goethe-Instituts 2x1<br />
FREITAG DES DEUTSCHEN KINOS im September<br />
07.09.2012<br />
DER IRRATIONALE REST<br />
Regie: Thorsten Trimpop, Farbe, 95 min., 2005<br />
1987, im Alter von zwanzig Jahren, haben<br />
Mathias und Susanne einen erfolglosen<br />
Fluchtversuch aus der DDR unternommen;<br />
ihre beste Freundin Suse blieb damals in der<br />
DDR zurück. Erst sechzehn Jahre später treffen<br />
sie anlässlich der Dreharbeiten für Thorsten<br />
Trimpops Dokumentarfilm wieder aufeinander.<br />
Der Film begleitet die drei an die Orte ihrer gemeinsamen Vergangenheit.<br />
Doch zu einem Austausch kommt es nicht: Die Kluft zwischen ihnen ist<br />
zu groß geworden, und zu groß ist der Wunsch, an alte Verletzungen nicht<br />
zu rühren. Der stille, unaufgeregte Dokumentarfilm lässt erahnen, wie sehr<br />
sich der Alltag in der Deutschen Demokratischen Republik in die Seelen<br />
der Menschen gebrannt hat.<br />
14.09.2012<br />
DIE UNSICHTBAREN<br />
Regie: Isabel Coixet, Wim Wenders, Fernando León de Aranoa,<br />
Mariano Barroso, Javier Corcuera, Farbe, 106 min., 2007<br />
Der dokumentarische Gemeinschaftsfilm<br />
Invisibles entstand aus Anlass des 20.<br />
Geburtstags der spanischen Sektion von „Ärzte<br />
ohne Grenzen“. Fünf Regisseure reisten an<br />
die Schauplätze von deren Arbeit, um den<br />
vergessenen Opfern von Konflikten, Armut und<br />
Krankheiten eine Stimme zu geben.<br />
21.09.2012<br />
HOW TO MAKE A BOOK WITH STEIDL<br />
Regie: Gereon Wetzel, Jörg Adolph, Farbe, 88 min., 2010<br />
Buchdrucker erringen selten weltweite<br />
Anerkennung; der Verleger Gerhard Steidl<br />
aus Göttingen hat es vor allem mit seinen<br />
Fotobüchern geschafft. Über ein Jahr hinweg<br />
beobachten Gereon Wetzel und Jörg Adolph den<br />
unermüdlichen Mann bei der Arbeit, zu Hause in<br />
seiner Druckerei, auf Reisen zu berühmten Fotografen wie Joel Sternfeld,<br />
Robert Frank oder Ed Ruscha, und mit Günter Grass bei der Arbeit an<br />
einem neuen Plakat-Entwurf für „Die Blechtrommel”.<br />
28.09.2012<br />
WAS LEBST DU?<br />
Regie: Bettina Braun, 84 min., Farbe, 2004<br />
Eine Langzeitbeobachtung über vier Jugendliche,<br />
deren Eltern einst aus Marokko, Tunesien,<br />
Albanien und der Türkei nach Köln gekommen<br />
waren.<br />
AUSSTELLUNG: DICHTER IN DÜRFTIGEN ZEITEN – Festival<br />
de Artes Digitales<br />
14. AUGUST – 10. September, Museo de San Francisco, Plaza de San<br />
Francisco<br />
„y si algo sobrare.....“ (und falls etwas übrigbleiben sollte), endet lakonisch<br />
das Testament von Don Quixote, der am Ende seines an Abenteuern so<br />
„Kunst in La Paz“ 86<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
87<br />
„Kunst in La Paz“
Veranstaltungen Veranstaltungen<br />
reichen Lebens nur noch wenig zu vermachen hatte. Helm, Schild und<br />
Lanze waren seine Minimalausrüstung, mit der er loszog und nach Jahren<br />
schließlich wieder heimkehrte.<br />
Auch in der Ökonomie scheint nie etwas übrig bleiben zu wollen:<br />
Schulden, Mindestlohn, Zinsen, Ratenzahlungen – nie reicht es. Die<br />
modernen Gesellschaften, sowohl in der entwickelten wie in der<br />
unterentwickelten Welt, versuchen dieses ewige Nullsummenspiel dadurch<br />
zu gewinnen, dass sie immer neue Instrumente, Charts und Indizes zur<br />
Messung und Steuerung der Wirtschaft entwickeln und immer größere<br />
Heere von sog. „Analysten“ beschäftigen. Der Markt erscheint als<br />
veritabler Minotaurus, der nicht wie in der Antike sieben Jungfrauen,<br />
sondern nunmehr die gesamte Gesellschaft zu verschlingen droht.<br />
In der gegenwärtigen Umbruchphase der globalen Ökonomie ist eine<br />
kulturelle Perspektive gefordert und - damit zusammenhängend - ein<br />
neues Verhältnis von Ethik und Politik, Recht und Ökonomie, Staat und<br />
Zivilgesellschaft.<br />
In diesen ungewissen Zeiten spielen die Künstler, jene „Dichter in<br />
dürftiger Zeit“ (Hölderlin) die Rolle von Seismographen. Sie untersuchen<br />
Differenzen und achten auf Zwischentöne.<br />
Die Künstler werden durchaus vielschichtige Lesarten anbieten und<br />
wie Borges nach dem Prinzip des multum in parvo verfahren. Die einen<br />
werden einen sublimen, weltenthobenen Status behaupten, die anderen den<br />
grellen Abglanz der Großstadt, wieder andere werden die Kunst an den<br />
Alltag heranrücken und in dunklen Verliesen prekäre Szenarien entwerfen,<br />
wo im matten Widerschein einer billigen Glühbirne das Elend der Welt und<br />
der Existenz zu ahnen ist.<br />
Die heutigen Künstler gleichen Piranesi, der Mitte des 18. Jahrhunderts<br />
in seinen Carceri-Radierungen den Alptraum einer entfesselten Technik<br />
heraufbeschwor. Wird es ihnen gelingen, die riesigen Schwungräder,<br />
Treibriemen und Flaschenzüge aufzuhalten und die berüchtigte, perfid<br />
ausgetüftelte Foltermaschine aus Franz Kafkas Erzählung „In der<br />
Strafkolonie“ zu zerstören?<br />
Text: Alfons Hug<br />
Künstler:<br />
Chen Chieh-Jen (Taiwan)<br />
Harum Farocki (Deutschland)<br />
Chris Larson (USA)<br />
Sol Mateo (Bolivien)<br />
Roman Signer (Schweiz)<br />
Pablo Lobato (Brasilien)<br />
Ausstellung: Lehmbauarchitektur<br />
30.10.2012 – 20. 11.2012, der Ausstellungsort wird noch bekanntgegeben<br />
Im Rahmen der Architektur Biennale präsentiert das Goethe-Institut die<br />
Ausstellung Lehmbauarchitektur:<br />
In fast allen trocken-warmen und gemäßigten Klimaregionen ist Lehm<br />
das meistgenutzte Baumaterial. Bis heute lebt ein Drittel der Menschheit in<br />
Behausungen, die mit Lehm konstruiert werden.<br />
Lehm ist in den meisten Regionen der Welt das am häufigsten<br />
vorkommende und wichtigste natürliche Baumaterial.<br />
Immer öfter sucht auch die Baubranche nach kostengünstigen<br />
und energieeffizienten Verfahren, die den Bewohnern ein gesundes<br />
Wohnambiente und klimatischen Komfort bietet.<br />
„Kunst in La Paz“ 88<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
89<br />
„Kunst in La Paz“
Veranstaltungen Veranstaltungen<br />
Die Ausstellung Lehmbauarchitektur stellt Beispiele historischer und<br />
kontemporärer Bauten aus vielen Ländern vor und präsentiert Lehm als<br />
einen wertvollen Rohstoff für eine nachhaltige Architektur.<br />
Text: Prof. Dr. Gernot Minke<br />
Zusätzlich wird der Workshop „Lehmbauarchitektur“ mit dem<br />
Architekten Prof.Dr.Márcio Rosa D`Avila im Zeitraum vom 31.10-<br />
03.11.2012 durchgeführt.<br />
Mehr Informationen unter: cultura@lapaz.goethe.org<br />
FESTIJAZZ 2012 – PABLO HELD TRIO<br />
09.-14.-09.2012, TEATRO MUNICIPAL, C. GENARO SANJINÉS ESQ.<br />
INDABURO<br />
Mit Superlativen wird nicht gespart, wenn es um die Aufzählung der<br />
musikalischen Qualitäten des Pablo Held Trios geht. Vom „Senkrechtstarter<br />
unter den jungen Jazzpianisten“ ist da die Rede, von der „Idealkombination<br />
von Improvisationsphantasie und musikalischer Ökonomie“ und „einer der<br />
spannendsten jungen Gruppen im deutschen Jazz“.<br />
Zu Recht, denn Pianist Pablo Held, Bassist Robert Landfermann und<br />
Drummer Jonas Burgwinkel sind mehr als ein Trio. Sie bilden eine der<br />
wenigen symbiotischen Einheiten in der jüngeren Geschichte des Piano-<br />
Trios. Die Intentionen der drei Musiker finden zu einem gemeinsamen Fluss,<br />
dessen Verlauf und Strömungsdichte immer wieder voller Überraschungen<br />
ist. Pablo Held kombiniert die Gelassenheit eines Routiniers, der auf fast<br />
allen großen Festivals Europas zu Hause ist, mit dem Heißhunger eines<br />
Mittzwanzigers, der den Jazz aus allen denkbaren Perspektiven erleben<br />
will. In jedem Stück stecken der Romantiker und der Rationalist in ihm<br />
aufs Neue ihr Terrain ab. (Quelle: Berlin Jazzfest)<br />
Workshop: Leseclub<br />
03.09.2012, der Veranstaltungsort wird noch bekanntgegeben<br />
Leseclubs sind an Schulen oder außerschulischen Einrichtungen<br />
angesiedelt und dienen der Steigerung der Lesemotivation und<br />
Lesekompetenz von Kindern zwischen 6 und 12 Jahren.<br />
Wolfgang Borchers von der Stiftung Lesen wird in seinem Workshop<br />
über den Aufbau, die Verwaltung, Aktivitäten und die Evaluation von<br />
Leseclubs reden.<br />
Kulturagenda August – november 2012<br />
Bitte beachten Sie, dass Änderungen im Programmablauf auftreten können.<br />
Genaue Informationen entnehmen Sie bitte unserer Homepage, sodass Sie<br />
immer auf dem neusten Stand sind: http://www.goethe.de/lapaz<br />
Datum Veranstaltung KünstlerIn Ort<br />
I. Ausstellung<br />
„Kunst in La Paz“ 90<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
91<br />
„Kunst in La Paz“<br />
August<br />
14.08-10.09.<br />
Eröffnung<br />
14.08.2012<br />
19:00 Uhr<br />
September -<br />
November<br />
Dichter in dürftiger Zeiten<br />
–<br />
Im Rahmen des Festival de<br />
Artes Digitales<br />
Märchenausstellung<br />
+Filmvorführung<br />
Kurator: Alfons<br />
Hug, Paz Guevara<br />
Ko-Kuratorin (La<br />
Paz): Cecilia Bayá,<br />
verschiedene<br />
Künstler<br />
Verschiedene<br />
Museo de San<br />
Francisco, Plaza<br />
de San Francisco<br />
freier Eintritt<br />
Goethe-Institut<br />
La Paz
Oktober<br />
26.10.2012<br />
19:00-24:00 Uhr<br />
Oktober<br />
30.10.2012 – 20.<br />
11.2012<br />
August,<br />
September<br />
Oktober<br />
Jeden Freitag um<br />
19.30 Uhr<br />
September<br />
09.-14.-09.2012<br />
Oktober<br />
05.10.2012<br />
19:30 Uhr<br />
6° Deutsch – Französischer<br />
Mittwoch<br />
Noche Blanca- Nacht der<br />
offenen Denkmäler, Museen<br />
und Galerien<br />
Lehmbauarchitektur<br />
+ Workshop mit dem<br />
Architekten Prof.Dr. Márcio<br />
Rosa D`Avila<br />
Veranstaltungen Veranstaltungen<br />
II. Kino / Film<br />
Freitag des deutschen Kinos<br />
im August:<br />
17.08. – Der Sommer des<br />
Falken<br />
24.08. – Lila Lila<br />
31.08. - Das Leben der<br />
Anderen<br />
im September:<br />
07.09. – Der irrationale Rest<br />
14.09. – Die Unsichtbaren<br />
21.09. – How to make a book<br />
with Steidel<br />
28.09. – Was lebst du?<br />
Im Oktober:<br />
05.10. - Melodie der Welt<br />
& Berlin, die Sinfonie der<br />
Großstadt<br />
12.10. - Emil und die<br />
Detektive<br />
19.10. - Auge in Auge<br />
26.10. - Lili Marleen<br />
Festijazz<br />
13.09.2012 Konzert:<br />
Pablo Held Trio<br />
<strong>III</strong>. Musik<br />
Konzert Reinbert Evers<br />
Modernes<br />
Guitarrenkonzert<br />
Verschiedene<br />
Gernot Minke<br />
Verschiedene<br />
Pablo Held<br />
Trio<br />
Reinbert<br />
Evers<br />
Banco Central de<br />
Bolivia<br />
der<br />
Ausstellungsort<br />
wird noch<br />
bekanntgegeben<br />
Fundación<br />
Cinemateca<br />
Boliviana,<br />
C. Oscar Soria<br />
Ecke Rosendo<br />
Gutiérrez<br />
Eintritt: 16 Bs.<br />
Schüler des<br />
Goethe-Instituts<br />
2x1<br />
Teatro Municipal, C.<br />
Genaro Sanjinés esq.<br />
Indaburo<br />
Festivalpreise<br />
Auditorio CAF Av. Arce<br />
N° 2915<br />
Eintritt frei<br />
September<br />
03.09.2012<br />
IV. Vorträge/Seminare/Workshop<br />
„Kunst in La Paz“ 92<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
93<br />
„Kunst in La Paz“<br />
9:00 Uhr<br />
September<br />
03.09.2012<br />
18:30 Uhr<br />
September<br />
26.09.2012<br />
September<br />
September<br />
17.-22.09.<br />
2012<br />
September<br />
30.09.2012<br />
Workshop - Leseclub Wolf Borchers<br />
Vortrag- Leseclub Wolf Borchers<br />
5° Deutsch-Französischer<br />
Mittwoch<br />
Vortrag zur Geschichte des<br />
Jazz<br />
Workshop zum Thema<br />
Märchen mit einer<br />
Schriftstellerin für<br />
Schüler (im Rahmen der<br />
Märchenausstellung)<br />
Comic Festival<br />
V. Sonstiges<br />
GI presentiert: Bilder von<br />
Christina Plaka<br />
Tag der europäischen<br />
Sprachen<br />
Aktivitäten:<br />
Märchenerzähler, Spiele,<br />
Europaquiz, Infostände<br />
(GI + DAAD) mit<br />
den Informationen<br />
über Sprachkurse und<br />
Stipendien, Info aus der<br />
Bibliothek, Musik.<br />
Serge Carraro<br />
Wálter Gómez<br />
u.a. Christina<br />
Plaka<br />
Verschiedene<br />
Bibliothek Villa<br />
Victoria<br />
Auditorium<br />
Marcelo<br />
Quiroga Santa<br />
Cruz Av. 6 de<br />
Agosto 2708<br />
esq. Augustín<br />
Aspiazú<br />
freier Eintritt<br />
wird noch<br />
bekanntgegeben<br />
Goethe-Institut<br />
La Paz<br />
Centro cultural<br />
de España Av.<br />
Camacho<br />
Am Prado (Feria<br />
Dominical)
September -<br />
Oktober<br />
Wettbewerb: „Schüler<br />
schreiben Märchen“<br />
mit Preisen (im Rahmen der<br />
Märchenausstellung)<br />
Veranstaltungen Veranstaltungen<br />
weitere<br />
Informationen<br />
folgen<br />
Mehr Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen auf der Homepage<br />
des Goethe-Instituts http://www.goethe.de/lapaz oder auf Facebook (http://<br />
www.facebook.com/goetheinstitutlp) und Twitter (@GI_LaPaz).<br />
„Ups, davon habe ich nichts gewusst…“<br />
„Schade, das sehe ich erst heute!“<br />
„Was? Schon vorbei?“<br />
Damit so etwas nicht mehr vorkommt,<br />
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in dem wir regelmäßig über unsere<br />
kulturellen Aktivitäten informieren.<br />
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und Emailadresse mit dem Betreff<br />
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wöchentlich unsere Informationen.<br />
Noches de Cultura en el Club Alemán<br />
So, nun ist es soweit:<br />
Unter der Schirmherrschaft der Botschaft, des Goethe-Instituts, der<br />
Deutschen Kulturgemeinschaft und des Deutschen Klubs finden ab August<br />
die “Noches de Cultura en el Club Alemán” statt.<br />
Geplant sind zwei Veranstaltungen im Monat und die vorläufige Planung<br />
sieht folgendes vor:<br />
Donnerstag, den 30.8.: Filmabend<br />
Donnerstag, den 13.9.: Gitarrenkonzert<br />
Donnerstag, den 27.9.: Filmabend<br />
Donnerstag, den 11.10.: Kolloquium über die Eurokrise<br />
Donnerstag, den 25.10.: Filmabend<br />
Donnerstag, den 15.11.: Klavierkonzert<br />
Donnerstag, den 29.11.: Filmabend<br />
Donnerstag, den 13.12.: Sopranabend<br />
Da wir von Künstlern sprechen... sind Terminänderungen nicht vorgesehen<br />
aber natürlich möglich!<br />
Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 19.30, sind für jedes Publikum<br />
offen, sollen allerdings kostendeckend sein, also wird ein Eintritt verlangt<br />
werden. Wieviel? Zwischen 10 und 35 Bolivianos - je nach Veranstaltung.<br />
Wenn man sich das La Pazer Kulturangebot so anschaut, dann kann man,<br />
wenn man so will, praktisch jeden Abend ausgehen... aber dafür müssen<br />
diejenigen, die in der Zona Sur wohnen, hinauf in die Stadt. Und dafür hat<br />
man meistens dann doch keine Lust mehr.<br />
Also nichts wie hin zum Deutschen Klub! Da gibt es einen bewachten<br />
Parkplatz, man wird freundlich begrüßt, es warten Tische mit<br />
Kerzenbeleuchtung und etwas zum Knabbern... und nach der Veranstaltung<br />
„Kunst in La Paz“ 94<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
95<br />
„Kunst in La Paz“
Veranstaltungen Veranstaltungen<br />
kann man, wenn man so will, noch ein Weilchen bleiben, plaudern und<br />
einen Wein trinken...<br />
Hört sich doch nicht schlecht an, oder? Wenn wir erfolgreich sind mit<br />
unserem Vorhaben (und das hängt natürlich auch von Ihrem Besuch ab),<br />
dann werden wir diese “Noches de Cultura” auch 2013 fortsetzen. Also<br />
nichts wie hin!<br />
Bei Fragen zu eventuellen Terminänderungen am besten den Deutschen<br />
Klub anrufen:<br />
2 71 11 99.<br />
Und da wir gerade von Kultur sprechen, dann wollen wir bitte Bayern nicht<br />
vergessen! Also ebenfalls bitte vormerken: am Samstag, den 6. Oktober<br />
findet im Deutschen Klub das diesjährige Oktoberfest statt!<br />
Nicolas Bauer<br />
EINLADUNG ZU DEN<br />
ADVENTSKONZERTEN IN DER MARTIN-<br />
LUTHER-KIRCHE<br />
Dienstag, 27. November um 19.30 Uhr<br />
Deutsch-Bolivianischer Frauenchor und Instrumentalisten<br />
Werke von Marc-Antoine Charpentier (1643 – 1704)<br />
Benjamin Britten (1913 – 1976)<br />
und anderen<br />
Donnerstag, 29. November um 20:00 Uhr<br />
Coro Madrigalista<br />
Leitung: Beatriz Mendez<br />
Villancicos - Weihnachtslieder<br />
„Kunst in La Paz“ 96<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
97<br />
„Kunst in La Paz“
„Kunst in La Paz“<br />
Veranstaltungen<br />
Eine gute Gelegenheit zum Entspannen, zur Bewegung,<br />
etwas Neues zu lernen, die Musik zu genießen und neue<br />
Leute zu treffen:<br />
Tango für Jung und Alt<br />
Wo: Bolognia, (zwischen Irpavi und San Alberto) im Salon<br />
Multiple<br />
Wann: Kurse finden ab sofort statt<br />
Info: Andrea Trapp, Tel. 2722678 oder 795 17 969<br />
Hätten Sie Lust mit uns auf die Bühne<br />
zu steigen?<br />
Bitte melden Sie sich bei Klaus Bauer<br />
Tel. 2 71 14 36 • Cel. 6061 6061<br />
THEATERGRUPPE “BUNTE<br />
BRETTER”<br />
Wir spielen seit 1988<br />
98<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012