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III - CCA Monatsblatt

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Reise Reise<br />

Zurück ins Paradies – Willkommen im Chaco<br />

von Paraguay<br />

Mag sein, dass der Titel in sich einen Widerspruch enthält und eine Gegend<br />

beschönigt, die an Rauheit, Trockenheit und hohen Temperaturen so<br />

einiges zu bieten hat.<br />

Lonely Planet schreibt dazu: „Der Gran Chaco – das heißt: keine<br />

Menschenmassen, stattdessen Wildnis pur. Während der Regenzeit<br />

verwandeln sich große Gebiete in Sumpfflächen, in Dürrezeiten aber ist<br />

der Chaco ein Trockengebiet mit herbem Dornenwald. Auch wenn der<br />

Chaco über 60% der gesamten Fläche Paraguays ausmacht, leben nur 3%<br />

der Bevölkerung hier.“<br />

Neben den Dornbüschen sind die majestätischen Urwaldriesen, die<br />

Flaschen-, Quebracho-, Paratodo- und Lapacho-Bäume heimisch und<br />

zahlreiche Orchideen- und Kakteenarten sind zu sehen. Der Chaco gilt<br />

neben dem Amazonasgebiet als größtes zusammenhängendes Waldgebiet<br />

Südamerikas.<br />

Die Autofahrt nach Mariscal Estigarribia im Hohen Chaco von Paraguay,<br />

30 km vom Wohnort meines Onkels entfernt, ist seit diesem Frühling<br />

durchgehend geteert. Von Villa Montes, im Chaco von Bolivien (letzte<br />

Tankstelle!) geht die Straße ostwärts ca. 65 km Richtung Ibibobo. Hier<br />

muss der Ausreisestempel beim bolivianischen Grenzposten geholt<br />

werden. Danach geht es auf einer schnurgeraden, seit März neu eröffneten<br />

Straße an die 30 km entfernte Grenze Fortín Infante Rivarola weiter, wo die<br />

Aus- bzw. Einreisepapiere für das Auto geholt werden müssen. Es folgen<br />

ca. 100 km durch den kaum besiedelten westlichen Chaco von Paraguay<br />

bis nach La Patria und weitere 100 km nach Mariscal Estigarribia; alles<br />

auf geteerten Straßen, wobei das letzte Stück in schlechtem Zustand ist,<br />

jedoch bald ausgebessert werden soll. In Mariscal Estigarribia muss der<br />

Einreisestempel beim Zollamt (24h) geholt werden.<br />

Für unsere Kinder war es eine paradiesisch schöne und viel zu kurze<br />

Zeit, die wir im Juni bei Onkel Ernst Roth im Hohen Chaco von Paraguay<br />

verbrachten. Jeden Morgen standen sie freiwillig um 6 Uhr auf, setzten<br />

sich zusammen mit Ernesto auf die Bank vor dem Haus, genossen eine<br />

Terere-Runde und die Gespräche über Gott und die Welt, während der Tag<br />

erwachte.<br />

Bald schon riefen die Truthähne, Hühner und Wachteln. Sie mussten<br />

gefüttert und auf die Weide gelassen werden. Die Schweine brauchten<br />

Futter und die Kuh musste gemolken werden, bevor die Milch zusammen<br />

mit dem eigenen Honig, dem tags zuvor gemachten Joghurt und dem<br />

selbstgebackenen Brot zum Frühstück aufgetischt wurde.<br />

Am meisten Zeit jedoch verbrachten die Kinder bei den neugeborenen<br />

Lämmern, die bei der Geburt die Mutter verloren hatten. Sie mussten<br />

dreimal am Tag mit einer Schoppenflasche gefüttert werden und unser<br />

Jüngster kroch auf der Weide herum und aß Gräser, um den kleinen<br />

Geschöpfen beizubringen, dass dies ihre zukünftige Nahrung sein werde.<br />

Mein Mann machte sich ans Reparieren des Windrades und ich war den<br />

ganzen Tag mit Kochen, Putzen, Wäsche von Hand waschen, Brot backen,<br />

Joghurt herstellen, Gartenarbeiten etc. beschäftigt. Eines der speziellsten<br />

Ereignisse war das Schlachten der Truthähne. Die Kinder wissen nun<br />

genau, wie man vorgehen muss und erklärten mir beim Truthahn-<br />

Mittagessen Schritt für Schritt, was gemacht werden müsse: 1. Truthahn<br />

mit Kreisbewegungen durch die Luft schleudern, bis ihm schwindlig ist;<br />

2. Kopf umdrehen bis das Genick bricht; 3. Kopf mit Macheta abschlagen,<br />

könnte sein, dass der Truthahn dann noch schreit oder auch kopflos durch<br />

die Gegend flattert; 4. Im heißen Wasser brühen lassen und Federn rupfen;<br />

5. Innereien entfernen; 6. In die Küche bringen und zum Mittagessen<br />

verarbeiten lassen – na dann, guten Appetit!<br />

Abends sahen wir jeweils Gürteltiere, Papageien, verschiedene Vögel,<br />

kleine Pampashasen, einmal ein Rudel mit ca. 30 Pekaris und täglich<br />

begrüßte uns eine Tarantel, ein Gecko oder eine Kröte, die sich vor uns<br />

abends ins Haus geschlichen hatte. Nur der Jaguar und der Tapir, die beide<br />

„Kunst in La Paz“ 46<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />

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„Kunst in La Paz“

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