III - CCA Monatsblatt
III - CCA Monatsblatt
III - CCA Monatsblatt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Titel Titel<br />
Es waren bolivianische Künstler, aber nicht nur! Neben dem bereits<br />
erwähnten bolivianischen Künstler Arturo Borda haben mich auch diese<br />
Künstler beeinflusst: der Chilene Claudio Bravo, der englische Künstler<br />
Lucian Freud (Enkel von Sigmund Freud), der deutsche Künstler Gerhard<br />
Richter und der irische Maler Francis Bacon. Aber dieser Einfluss wirkte<br />
oft nur phasenweise.<br />
Was sind heute Schwerpunkte deiner künstlerischen Arbeit?<br />
Ich arbeite gerade an einer Bilderserie zum Thema „Frauen“. Es<br />
handelt sich dabei um Porträts von Schaufensterpuppen. Mich hat immer<br />
die Ambivalenz von Lebendigem und Totem fasziniert. Daher auch die<br />
Beschäftigung mit der Fotografie. Wenn ich zum Beispiel Landschaften<br />
gestalte, dann sehe ich die Natur immer als einen Filter in Bezug auf Leben<br />
und Tod.<br />
Was sind deine Ziele in der pädagogischen Arbeit mit Kindern und<br />
Jugendlichen?<br />
Ich bin ein Mensch, der gerne weiter gibt, was er weiß. Ich möchte, dass<br />
Kinder Kunst als ein wichtiges Instrument kennen lernen, mit dem sie sich<br />
ausdrücken können und mit dem sie die Realität neu interpretieren können.<br />
Kunst dient nicht der Dekoration! Kunst hat immer zu tun mit Gedanken,<br />
Gefühlen und mit der Geschichte eines Volkes, mit seiner Prägung und<br />
Denkweise. Wenn Kinder das verstehen, bin ich glücklich!<br />
Gerade hast du zusammen mit deiner Schwester ein Buch veröffentlicht,<br />
dessen Illustrationen du gemacht hast. Wie ist es zu der Idee dieses Buches<br />
„El Tren de la Noche“ gekommen und wie hast du das Buch illustriert?<br />
Meine Schwester Isabel war im Februar 2010 auf einem Kongress in<br />
Chile und genau in diesen Tagen gab es dort ein starkes Erdbeben. Meine<br />
Schwester schrieb eine Geschichte über ihre Erlebnisse und las diese<br />
später unserer Familie vor. Wir waren sehr beeindruckt. Nach einiger Zeit<br />
nahmen Isabel und ich an einem Kurs zum Thema „Bilderbücher“ teil. Und<br />
so kamen wir auf die Idee, doch aus Isabels Geschichte gemeinsam ein<br />
Bilderbuch zu machen. Und da ich mich zu dieser Zeit sehr mit Fotografie<br />
beschäftigte, lag es nahe, die Illustrationen entsprechend fotografisch zu<br />
gestalten.<br />
Wie siehst du den „Kunststandort Bolivien“? Was ist das Besondere an<br />
bolivianischer Kunst, das auch international Einfluss hat und hatte?<br />
Ich will es mal folgendermaßen ausdrücken: Es gibt hier in Bolivien<br />
zwei Tendenzen. Einmal ist da die Tendenz, sich künstlerisch stark an dem<br />
zu orientieren, was von außen kommt, d. h. Künstler gestalten ihre Werke<br />
als „Installationen“, Videos etc. Zum anderen gibt es die Tendenz, sich ganz<br />
auf das Eigene, das Landestypische, das Geschichtliche und Folkloristische<br />
zu fokussieren. Beides sind extreme Haltungen und ich selber plädiere<br />
dafür, dass man beides integriert, indem man Ausdrucksweisen von außen<br />
nutzt, aber gleichzeitig das Eigene ausdrückt. Eine Mischung wäre gut!<br />
Welche Möglichkeiten hat man in La Paz, sich als Künstler oder<br />
Künstlerin ausbilden und fortbilden zu lassen?<br />
In La Paz kann man an der staatlichen „UMSA“ das normale<br />
Kunststudium durchlaufen mit einem entsprechend anerkannten Abschluss.<br />
Außerdem existiert daneben noch die „Schule der schönen Künste“,<br />
ebenfalls staatlich.<br />
Welche Galerien in La Paz würdest du empfehlen, wenn man an<br />
zeitgenössicher Kunst interessiert ist?<br />
Die vier Galerien in San Miguel: Galería Alternativa, Galería Arte 21,<br />
Galería Altamira und Galería Mérida-Romero. Außerdem lohnen sich auch<br />
immer die aktuellen Ausstellungen in der Alianza Francesa, im „Espacio<br />
Patiño“ und im Museo Nacional de Arte.<br />
Kannst du ein Buch empfehlen, mit dessen Hilfe man sich einen<br />
Überblick über die bolivianische Kunstgeschichte verschaffen kann?<br />
Ja. Ich würde drei Bücher empfehlen: „Arte del Siglo XX“ von Pedro<br />
Querejazu, „Holguín“ von meinen Eltern Carlos Mesa - Teresa Gisbert,<br />
in dem es um die koloniale Kunst geht und das Buch „Monumentos de<br />
Bolivia“, auch von Mesa-Gisbert, in dem die Architektur Boliviens<br />
beschrieben wird.<br />
Was würdest du dir wünschen für die Künstler in La Paz?<br />
Dass sie sich durch ihre Arbeit ausdrücken können und dass sie von<br />
ihrer Kunst auch leben können.<br />
Das Interview führte Ute Sterr<br />
„Kunst in La Paz“ 6<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />
7<br />
„Kunst in La Paz“