30.12.2013 Aufrufe

Geschichte des Bergbaus in Bolivien - CCA Monatsblatt

Geschichte des Bergbaus in Bolivien - CCA Monatsblatt

Geschichte des Bergbaus in Bolivien - CCA Monatsblatt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Inhalt<br />

Seite<br />

In eigener Sache.................................................................................................................3<br />

Titel<br />

Von Boom zu Boom – <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> <strong>Bergbaus</strong> <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong>............................................5<br />

Abriss der Geologie der zentralen Anden.........................................................................10<br />

Das M<strong>in</strong>eralpotential <strong>des</strong> präkambrischen Schilds Ostboliviens.....................................16<br />

Das bolivianische Lithiumprojekt – Realität, Erwartungen und Möglichkeiten..............20<br />

<strong>Bolivien</strong> und der Zukunftsrohstoff Lithium.....................................................................26<br />

<strong>Geschichte</strong> der M<strong>in</strong>e Himalaya, e<strong>in</strong> Gespräch mit Wolfgang Kyllmann.........................36<br />

Besuch e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Potosi – von Schülern gesehen .....................................................38<br />

Von Nichts kommt Nichts! Über die Zukunft <strong>des</strong> <strong>Bergbaus</strong> <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong>.........................43<br />

Aktuell<br />

“... ja, de<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d kann gerettet werden!“ – F<strong>in</strong>dungskampagne <strong>in</strong> Sucre........................48<br />

Die Konsularabteilung der Schweizer Botschaft macht zu – warum?.............................52<br />

“Am zweiten Tag <strong>in</strong> Sucre hat sich me<strong>in</strong> Leben total verändert..”..................................55<br />

Serie<br />

<strong>Geschichte</strong> der Kartoffel...................................................................................................59<br />

Kultur<br />

Theaterkritik: Die B’s <strong>in</strong> B...............................................................................................67<br />

Die “Bunten Bretter” s<strong>in</strong>d wieder da!..............................................................................68<br />

Reiseführer “Santa Cruz”.................................................................................................75<br />

Filmkritik: “Todos los días la noche”...............................................................................77<br />

Reise<br />

Kuba – e<strong>in</strong> besonderes (Urlaubs-)Erlebnis.......................................................................80<br />

Auf den Spuren von … Die Prov<strong>in</strong>z Muñecas.................................................................84<br />

Nordargent<strong>in</strong>ien – E<strong>in</strong>drücke e<strong>in</strong>er Reise.........................................................................91<br />

Sartawi Sayariy ist e<strong>in</strong>en Besuch wert.............................................................................93<br />

Leute<br />

Luftveränderung auf hohem Niveau – Ellen Kle<strong>in</strong>ert......................................................97<br />

Verstärkung an der Botschaft – Familie Bodenschatz......................................................99<br />

Von Berl<strong>in</strong> nach La Paz – Denise Jürgensen..................................................................101<br />

<strong>Bolivien</strong> statt Nicaragua – Dunja Eismann....................................................................102<br />

Schule<br />

Neues von der Dualen Ausbildung.................................................................................104<br />

Schüleraustausch 1.........................................................................................................108<br />

Schüleraustausch 2.........................................................................................................110


Kul<strong>in</strong>arisches<br />

Restaurantkritiken.......................................................................................................... 111<br />

Ev. Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />

Geme<strong>in</strong>debote.................................................................................................................114<br />

Kath. Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />

Mitteilungen der katholischen Kirchengeme<strong>in</strong>de...........................................................122<br />

Veranstaltungen<br />

Exkursion zu Felsbildern................................................................................................125<br />

Mitteilungen <strong>des</strong> Goethe-Instituts..................................................................................128<br />

Herausgeber:<br />

Deutsche Kulturgeme<strong>in</strong>schaft, Centro Cultural Alemán (<strong>CCA</strong>)<br />

Büro: Deutsche Schule La Paz –<br />

Colegio Alemán La Paz<br />

Zuständig: Lic. Miguel Angel Lazarte<br />

Tel.: 2671002<br />

Fax: 2671003<br />

La Paz – BOLIVIEN<br />

Redaktion:<br />

Claudia Männl<strong>in</strong>g 2710797<br />

Maria Isabel Meurer<br />

Wolfgang Ohnes<br />

Re<strong>in</strong>hard Rössl<strong>in</strong>g<br />

Benita Schauer 2785515<br />

Kathr<strong>in</strong> Schönle<strong>in</strong> 2710885<br />

Frank Schwanbeck 2710885<br />

Claudia Walter<br />

E – mail: cmaennl<strong>in</strong>g@gmail.com<br />

E – mail: misameu@gmx.de<br />

E – mail: wmohnesver@gmail.com<br />

E – mail: rroessl<strong>in</strong>g@yahoo.com<br />

E – mail: benitaschauer@yahoo.de<br />

E – mail: ks@alsvidr.de<br />

E – mail: fs@alsvidr.de<br />

E – mail: walter.nordwalde@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Auflage: 500 Stück<br />

Artikel/Leserbriefe richten Sie bitte entweder an Redaktionsmitglieder oder<br />

<strong>Monatsblatt</strong>, Casilla 8718 – La Paz.<br />

Die Redaktion behält sich vor, Artikel/Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen.<br />

Artikel/Leserbriefe geben nicht notwendigerweise die Me<strong>in</strong>ung der Redaktion<br />

wieder.<br />

Anzeigen bitte als hardcopy und softcopy an Re<strong>in</strong>hard Rössl<strong>in</strong>g senden.<br />

Das aktuelle <strong>Monatsblatt</strong> kann auf der Webseite http://www.cca-monatsblatt.org gelesen<br />

werden und vorherige Ausgaben können als PDF heruntergeladen werden.<br />

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 15.05.2013.


<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

In eigener Sache<br />

Der Bergbau <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> hat seit Jahrhunderten e<strong>in</strong>e wirtschaftlich, politisch<br />

und gesellschaftlich zentrale Bedeutung, die <strong>Geschichte</strong> <strong>Bolivien</strong>s ist seit<br />

jeher eng mit se<strong>in</strong>en Rohstoffen verknüpft. Aufgrund se<strong>in</strong>er besonderen<br />

klimatischen, geografischen und geologischen Gegebenheiten war es seit<br />

der Kolonialzeit eng mit dem Bergbau verbunden und gilt bis heute als<br />

klassisches Bergbauland.<br />

<strong>Bolivien</strong> zählte zu den größten Erzeugern von Silber, Z<strong>in</strong>n, Wolfram<br />

und Antimon, und dennoch konnte das Land bis heute nie wirklich von<br />

se<strong>in</strong>em Rohstoffreichtum profitieren. Die geförderten Erze wurden und<br />

werden weitgehend bis zum heutigen Tag als Roherz exportiert, e<strong>in</strong>e<br />

weiterverarbeitende Industrie wurde nicht aufgebaut. Die Gew<strong>in</strong>ne<br />

flossen zum Teil reichlich, aber meistens wurden sie nicht im Land selbst<br />

re<strong>in</strong>vestiert. Auch wiederholte Verstaatlichungen und Re-Privatisierungen<br />

änderten daran im Wesentlichen nichts. So entstand im Laufe der<br />

Jahrhunderte das Bild <strong>des</strong> ewig ausgebeuteten bolivianischen Bergmanns,<br />

der sich zu Tode schuftet und dennoch e<strong>in</strong> Bettler geblieben ist. Metaphern<br />

wie „Unser Reichtum hat immer unsere Armut hervorgebracht“, oder der<br />

„Bettler auf dem goldenen Thron“ bezeichnen fast schon resignierend<br />

und auch etwas wehleidig diese verme<strong>in</strong>tlich ausweglose Situation e<strong>in</strong>es<br />

Lan<strong>des</strong>, das Opfer der Globalisierung sei, ohne die Chancen, dies ändern<br />

zu können.<br />

Die aktuelle Entwicklung auf dem Rohstoffmarkt mit se<strong>in</strong>en historisch<br />

hohen Preisen und der wieder weitgehend staatlich kontrollierte<br />

<strong>Bergbaus</strong>ektor sollten nun eigentlich beste Vorausstzungen bieten, diese<br />

geschichtliche Entwicklung positiv zu verändern. In den letzten Jahren<br />

wurde viel über große Projekte geschrieben, gesprochen und philosophiert,<br />

so dass man fast glauben mochte, <strong>Bolivien</strong> würde sich zu e<strong>in</strong>em global<br />

player <strong>in</strong> der Rohstoffwirtschaft entwickeln. Projekte wie Mutún (angeblich<br />

größtes Eisenerzvorkommen weltweit), der Salar de Uyuni (angeblich<br />

größte Lithium-Lagerstätte weltweit), oder zahlreiche andere hochgelobte<br />

Prestige-Projekte s<strong>in</strong>d entweder <strong>in</strong>zwischen gescheitert (Mutún), stehen<br />

auf wackligen Be<strong>in</strong>en (Uyuni) oder haben schlicht die Erwartungen<br />

nicht erfüllt. Möglicherweise s<strong>in</strong>d es diese Erwartungen, die vielleicht zu<br />

ambitioniert s<strong>in</strong>d.<br />

Man sollte sich also fragen, ob dieser Bettler tatsächlich auf e<strong>in</strong>em<br />

goldenen Thron sitzt, auf e<strong>in</strong>em Thron aus Lithium, Z<strong>in</strong>n oder Wolfram<br />

3 Der Bettler auf dem goldenen Thron


E<strong>in</strong>leitung<br />

oder vielleicht doch nur auf e<strong>in</strong>em Stuhl aus Holz? Diese Frage<br />

abschließend und befriedigend zu beantworten ist natürlich im Rahmen<br />

unseres <strong>Monatsblatt</strong>es nicht unmöglich. Trotzdem hat sich die Redaktion<br />

vorgenommen, e<strong>in</strong> Heft diesem schwierigen Thema zu widmen und mit der<br />

Unterstützung von Fachleuten die Frage nach dem tatsächlichen Reichtum<br />

<strong>Bolivien</strong>s zu beleuchten.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n dieser Sammlung von Aufsätzen muss etwas gesagt werden<br />

über die Geologie der zentralen Anden, um den Kontext von Anreicherung,<br />

M<strong>in</strong>eralisierung und Rohstoffpotential besser regional e<strong>in</strong>ordnen und<br />

verstehen zu können. Es ist dabei e<strong>in</strong>erseits nicht immer möglich auf<br />

e<strong>in</strong>e fachspezifische Sprache zu verzichten, andererseits bitten wir um<br />

Nachsicht, wenn das E<strong>in</strong>e oder Andere nicht ganz wissenschaftlicher<br />

Ausdrucksweise entspricht. Wir freuen uns <strong>in</strong> jedem Fall auf Kommentare!<br />

Die Redaktion<br />

Auch <strong>in</strong> Deutschland stößt das <strong>Monatsblatt</strong> auf erfreuliche Resonanz.<br />

Unser langjähriges früheres Redaktionsmitglied Franziska Sörgel schreibt<br />

uns: Liebe <strong>Monatsblatt</strong>redaktion,<br />

ich möchte darauf h<strong>in</strong>weisen, dass der Verfasser <strong>des</strong> viel benutzen<br />

Reiseführers “Reise Know How Peru <strong>Bolivien</strong>”, Kai Ferreira Schmidt,<br />

<strong>in</strong> der 7. Auflage von 2012 nicht nur die veraltete Kontaktadresse <strong>des</strong><br />

<strong>Monatsblatt</strong>s auf e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en W<strong>in</strong>k h<strong>in</strong> gegen den aktuellen L<strong>in</strong>k<br />

ausgetauscht hat, sondern selbiges Organ sogar selbsttätig mit dem Prädikat<br />

“lesenswert Ausrufezeichen” versehen hat.<br />

Weiter so! - und Danke für die aktuelle Ausgabe!<br />

Franziska Sörgel<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

4<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

Von Boom zu Boom: <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Bergbaus</strong> <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong><br />

Der Silberschatz <strong>in</strong> den Anden – der Cerro Rico<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n der Conquista entdeckte der Legende nach e<strong>in</strong> Schäfer die<br />

zu Tage liegende Silberm<strong>in</strong>e, als er e<strong>in</strong> Feuer entzündete und das Silber<br />

im Abendlicht funkelte. Historikern zufolge förderten schon die Inka am<br />

Cerro Rico Silber. Der Rausch nach dem Edelmetall setzte jedoch erst mit<br />

den spanischen Eroberern ab 1538 e<strong>in</strong>. Sie gründeten am 10. April 1545 die<br />

<strong>Bergbaus</strong>iedlung Potosí am Fuße <strong>des</strong> Silberberges. Potosí erreichte schon<br />

bald danach e<strong>in</strong>e sagenhafte Blüte und überholte Weltstädte wie London<br />

und Paris. So galt Potosí als die zweitgrößte Stadt der damals bekannten<br />

Welt. Schon 1553 wurde Potosí <strong>des</strong>halb zur Reichsstadt ernannt. Der Cerro<br />

Rico war die Quelle <strong>des</strong> Silbers, das Spaniens Weg zur Weltmacht ebnete.<br />

Das Silbervorkommen <strong>des</strong> Cerro Rico galt als die größte Silberm<strong>in</strong>e der<br />

Welt. Die geförderte Silbermenge hätte ausgereicht, um e<strong>in</strong>e 5000 Meter<br />

hohe Pyramide zu erbauen, oder, wie Eduardo Galeano es beschreibt, um<br />

e<strong>in</strong>e Brücke aus re<strong>in</strong>em Silber von London nach Potosí zu errichten. Zu<br />

Beg<strong>in</strong>n <strong>des</strong> Abbaus wurde <strong>in</strong> Potosí nur das geförderte Silber verwertet,<br />

obwohl die Lagerstätte mehr als 70 verschiedene M<strong>in</strong>erale enthält. Die<br />

Silberproduktion machte zwischen 1545 und 1650 die Hälfte der weltweiten<br />

Silbergew<strong>in</strong>nung aus. Es wurden schätzungsweise 45.000 Tonnen Silber<br />

gefördert.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

5 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

In Potosí wurde das Silber nicht nur abgebaut, sondern auch zu Münzen<br />

geprägt. Hier wurde im Jahre 1572 die Casa Real de la Moneda, die königliche<br />

Münze, errichtet, die lange Zeit e<strong>in</strong>e der wichtigsten Münzprägungsstätten<br />

der damaligen Welt war. Die spanischen Kolonisatoren förderten riesige<br />

Edelmetallmengen aus dem Berg, die sie <strong>in</strong> die ganze Welt verschifften.<br />

Der Reichtum der M<strong>in</strong>e zog ungeheure Menschenmassen <strong>in</strong> die unwirtliche<br />

Hochgebirgssteppe. Zwischen 1611 und 1650 zählte Potosí 120.000 bis<br />

150.000 E<strong>in</strong>wohner, wovon ca. 13.500 Menschen unter Tage Silber fördern.<br />

Da <strong>in</strong> der kargen Umgebung der Puna auf 4.000 m über dem<br />

Meeresspiegel ke<strong>in</strong>e Landwirtschaft im großen Stil möglich war und<br />

e<strong>in</strong>e relativ kaufkräftige große E<strong>in</strong>wohnerzahl versorgt werden musste,<br />

entstand e<strong>in</strong>e völlig andersartige Wirtschafts- und Sozialstruktur: Der<br />

größte Teil der Bevölkerung beschäftigte sich mit dem Heranschaffen<br />

und Handeln von Lebensmitteln und anderen Gütern, wie Bau- und<br />

Brennholz, Schwarzpulver, Coca und dem Abtransport <strong>des</strong> Silbers auf<br />

weite Distanzen. So wurde das Silber über Lima nach Europa oder über<br />

Mexico und Manila nach Ch<strong>in</strong>a verschifft. Alle<strong>in</strong> nach Ch<strong>in</strong>a flossen<br />

circa 50 % <strong>des</strong> <strong>in</strong> Potosí gewonnen Silbers im Tausch gegen Luxusgüter<br />

wie Seide und Porzellan. Die Veränderungen der Sozialstruktur aufgrund<br />

der veränderten Wirtschaftsweise hatten tiefgreifende Folgen, sie<br />

zerstörten bestehende Sozialsysteme und Produktionsweisen. Ganze<br />

Regionen wurden entvölkert, da der Bergbau unter Tage Arbeitskräfte<br />

verschlang. Zudem führte der spanische Vize-König Francisco Toledo<br />

auf se<strong>in</strong>er Reise durch das heutige <strong>Bolivien</strong> 1572-1576 das System der<br />

präkolumbianischen Zwangsarbeit wieder e<strong>in</strong> (die sogenannte „Mita“).<br />

Um dem Arbeitskräftemangel zu begegnen, mussten die arbeitsfähigen<br />

Männer aller <strong>in</strong>digenen Dorfgeme<strong>in</strong>schaften e<strong>in</strong>e festgelegte Anzahl an<br />

Arbeitstagen pro Jahr an die Krone <strong>in</strong> den Bergwerken ableisten.<br />

Zu Lasten der Umwelt<br />

Durch den Abbau <strong>des</strong> Silbers entstanden irreversible Schäden an der Umwelt,<br />

die bis auf den heutigen Tag sichtbar s<strong>in</strong>d. So schätzen Historiker wie D.<br />

Bocangel (2007), dass zur Silbergew<strong>in</strong>nung alle<strong>in</strong> zwischen 1572 und 1650<br />

mehr als 40.000 Tonnen Quecksilber e<strong>in</strong>gesetzt wurden. Dieses wurde mit<br />

der E<strong>in</strong>führung <strong>des</strong> Amalgamprozesses ab 1572 aus der Quecksilberm<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />

Huancavelica, Perú, herbeigeschafft. Quecksilber ist höchst giftig, gelangt<br />

über die Atemwege und die Haut <strong>in</strong> den menschlichen Organismus und<br />

lagert sich über das Abwasser auch <strong>in</strong> der Nahrungsmittelkette ab. Zum<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

6<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

anderen hatte der Bergbau e<strong>in</strong>e große Nachfrage nach Hölzern zum Bau<br />

der Stollen und zur Schmelze als Feuerholz. Dies führte zur Abholzung<br />

autochthoner Gehölze wie Ghewiña, Thola und Cedro, was wiederum e<strong>in</strong>e<br />

sukzessive Degradierung der Böden im Hochland wie <strong>in</strong> den angrenzenden<br />

Tälern nach sich zog. Die Silbergew<strong>in</strong>nung wurde zwar mit für damalige<br />

Verhältnisse moderner Bergbautechnologie durchgeführt, blieb aber auf<br />

diesem Entwicklungsstand stehen. Der Bergbau h<strong>in</strong>terlässt auch heute<br />

noch kontam<strong>in</strong>ierte Gewässer, verseuchte Böden und durchlöcherte<br />

Gebirgslandschaften. Staub, Quecksilber und andere Materialrückstände<br />

im Abraum, der nicht fachgerecht entsorgt wird, stellen weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Gesundheitsrisiko für die Bergleute und ihre Familien dar.<br />

Aus heutiger Sicht hat der Silberboom, der von 1545 bis 1650<br />

andauerte, wenig positive Entwicklungseffekte für die Region um den<br />

Cerro Rico mit sich gebracht. Ab der Mitte <strong>des</strong> 17. Jahrhunderts verfiel<br />

Potosí <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Dornröschenschlaf, die Silberlagerstätten waren erschöpft.<br />

Die Bevölkerung wanderte ab und g<strong>in</strong>g auf 30.000 E<strong>in</strong>wohner zurück.<br />

Das Department Potosí gilt heute als das Armenhaus <strong>Bolivien</strong>s. Das<br />

Silber wurde exportiert und der Reichtum e<strong>in</strong>iger M<strong>in</strong>enbesitzer und<br />

Händler wurde <strong>in</strong> Europa angelegt. E<strong>in</strong>e nach <strong>in</strong>nen gerichtete Entwicklung<br />

wurde nicht angestoßen.<br />

Der Z<strong>in</strong>nboom<br />

Um das Jahr 1900 begann der zweite für <strong>Bolivien</strong> wichtige Bergbauboom.<br />

Mit Hilfe <strong>des</strong> Kapitals großer transnationaler Firmen entwickelten sich drei<br />

Unternehmer zu den sognannten Z<strong>in</strong>nbaronen: Pat<strong>in</strong>o, Aramayo und der<br />

deutschstämmige Hochschild. Sie kontrollierten den weltweiten Z<strong>in</strong>nmarkt<br />

über fast e<strong>in</strong> halbes Jahrhundert. Diese Z<strong>in</strong>n-Oligarchie kontrollierte nicht<br />

nur die Wirtschaft, sondern nahm entscheidenden E<strong>in</strong>fluss auf die politische<br />

Entwicklung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>. Aber auch dieser Boom h<strong>in</strong>terließ wenig<br />

Entwicklungseffekte: die Situation der M<strong>in</strong>enarbeiter war auch weiterh<strong>in</strong><br />

gekennzeichnet durch niedrige Löhne, miserable Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen und<br />

ke<strong>in</strong>en Umweltschutz. Macht und Kapital konzentrierte sich <strong>in</strong> La Paz,<br />

während die Bergbauregionen weiter verarmten.<br />

Umweltschäden und ihre Folgen<br />

Im Jahre 2008 waren es weiterh<strong>in</strong> nur 6 Bergbauunternehmen, die Studien<br />

zu den Auswirkungen ihrer Unternehmen auf die Umwelt vornahmen<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

7 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

und das Thema Umweltschutz überhaupt behandelten. Grob kann man<br />

die Folgeschäden <strong>des</strong> <strong>Bergbaus</strong> <strong>in</strong> zwei Kategorien aufteilen: Zum e<strong>in</strong>en<br />

s<strong>in</strong>d es die Erdbewegungen – abgetragene Bergkuppen, zerstörte Hänge,<br />

Abraumhalden, Stollen <strong>in</strong> das Erd<strong>in</strong>nere, die ganze Gebiete e<strong>in</strong>sturzgefährdet<br />

h<strong>in</strong>terlassen. So ist der Cerro Rico heute <strong>in</strong> Gefahr, zu implodieren.<br />

Zum anderen s<strong>in</strong>d es Chemikalien, die im Verlauf <strong>des</strong><br />

Produktionsprozesses Verwendung f<strong>in</strong>den und dann freigesetzt werden.<br />

Dies können sowohl chemische Materialen se<strong>in</strong>, die bei der Freilegung e<strong>in</strong>es<br />

M<strong>in</strong>erals freigesetzt werden und als Pollution Wasser und Luft verseuchen.<br />

Oder es handelt sich um Chemikalien, die zum Gew<strong>in</strong>nungsprozess benötigt<br />

werden wie Quecksilber oder Zyankali. Letzteres f<strong>in</strong>det häufig Anwendung<br />

<strong>in</strong> der Kupferaufarbeitung <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong>, wird mit dem Abwasser ausgespült<br />

und verseucht das Grundwasser. Spuren von Quecksilber und Zyankali<br />

gelangen so <strong>in</strong> die Nahrungsmittelkette und führen zu Gesundheitsschäden<br />

bei der betroffenen Bevölkerung.<br />

Die aktuelle Regierung hat das Problem zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t erkannt: Im Jahre<br />

2011 wurden 6 Inspektionen durchgeführt (EMIR - SA, S<strong>in</strong>chi Waira,<br />

Bolívar, Colquiri, Huanuni) bei <strong>in</strong>sgesamt 353 e<strong>in</strong>gereichten Anträgen<br />

zur Erlangung e<strong>in</strong>er „licencia ambiental“ (M<strong>in</strong>isterio de M<strong>in</strong>ería y<br />

Metalurgia, 2011). E<strong>in</strong> hoher Angestellter <strong>des</strong> Umweltm<strong>in</strong>isteriums<br />

gab zu Bedenken, dass es nahezu unmöglich ist, alle vorgeschriebenen<br />

Kontrollen durchzuführen. Angesichts von mehr als 8000 „legalisierten“<br />

Bergbauunternehmungen und wenn man die unzureichende Ausstattung<br />

dieses M<strong>in</strong>isterium zur Kenntnis nimmt, ist dies e<strong>in</strong> Tropfen auf den heißen<br />

Ste<strong>in</strong>. Zudem operiert e<strong>in</strong> Großteil der Kle<strong>in</strong>- und Kle<strong>in</strong>stunternehmen<br />

(Cooperativistas und Comuneros) ohne legale Titel. Gerade diese<br />

Unternehmen halten oftmals ke<strong>in</strong>e Umweltregeln e<strong>in</strong> und s<strong>in</strong>d sich <strong>in</strong> der<br />

Regel auch nicht der Gefahren für ihre eigene Gesundheit und die ihrer<br />

Familien bewusst. Die Folge s<strong>in</strong>d Quecksilberkontam<strong>in</strong>ation, verschmutzte<br />

Wasserläufe mit hohem Sedimentanteil, Masch<strong>in</strong>enöl <strong>in</strong> Boden und Wasser,<br />

zusätzlich zu unkontrolliertem Walde<strong>in</strong>schlag, Jagd und Fischfang. In<br />

allen Bergbauregionen – sei es im Hochland oder im Tiefland - nimmt die<br />

Umweltzerstörung ungehemmt ihren Lauf.<br />

Das Potosi-Pr<strong>in</strong>zip<br />

Unter dieser Bezeichnung ist die koloniale Wirtschaftsweise der Region<br />

Potosi <strong>in</strong> die Geschichtsbücher e<strong>in</strong>gegangen. Viele rohstoffreiche Länder<br />

wie Sierra Leone, Zaire, Kongo haben ähnliche Entwicklungen durchlaufen.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

8<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

Diese Unternehmermentalität, geprägt durch das Potosi-Pr<strong>in</strong>zip, zeichnet<br />

sich wie folgt aus:<br />

● Bergbauunternehmer suchen den schnellen Gew<strong>in</strong>n;<br />

● Bergbauunternehmer zeichnen sich durch e<strong>in</strong>e extraktive,<br />

nicht nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen<br />

aus (während e<strong>in</strong> Viehzüchter, für die Gesundheit se<strong>in</strong>er Tiere<br />

gutes Weideland und e<strong>in</strong>e gute Wasserqualität vorhält, beutet<br />

der Bergbauunternehmer die Lagerstätte solange aus, bis sie<br />

erschöpft ist);<br />

● Bergbauunternehmer verschleißen Arbeitskräfte – soziale<br />

und ökologische Standards werden nicht befolgt, solange e<strong>in</strong>e<br />

Gesetzgebung dies nicht vorschreibt und e<strong>in</strong> starker Staat dies<br />

kontrolliert;<br />

● Bergbauunternehmer orientieren sich <strong>in</strong> ihrem Handeln an den<br />

<strong>in</strong>ternationalen Weltmarktpreisen und nicht an der Nachfrage<br />

<strong>in</strong> ihrem Land.<br />

● Bergbauunternehmer zeichnen sich durch ger<strong>in</strong>ges Interesse<br />

für die Entwicklung ihres eigenen Lan<strong>des</strong> aus.<br />

Um diese „wilde Bergbaumentalität“ zu kontrollieren, wurden<br />

<strong>in</strong>ternationale Vere<strong>in</strong>barungen wie Extractive Industries Transparency<br />

Initiative - EITI etabliert (siehe dazu der Kasten auf Seite ... ).<br />

Zum Weiterlesen für Interessierte:<br />

Herbert S. Kle<strong>in</strong>, A Concise History of Bolivia, Cambridge University<br />

Press, 2011;<br />

Alicia Tejada Soruco, M<strong>in</strong>ería en las Tierras Bajas de Bolivia, CEDIB,<br />

Cochabamba 2012, http://www.cedib.org/wp-content/uploads/2012/08/<br />

m<strong>in</strong>eria_tierras_bajas.pdf;<br />

Oscar Kempff, Sorab Tawackoli, Werner H. Paar, M<strong>in</strong>erales de Bolivia,<br />

La Paz 2003;<br />

Haus der Kulturen der Welt, Das Potosí-Pr<strong>in</strong>zip, Ausstellung, Berl<strong>in</strong> 2011,<br />

http://www.hkw.de/de/programm/2010/potosi/veranstaltungen_40707/<br />

Veranstaltungsdetail_49023.php;<br />

Claudia Maennl<strong>in</strong>g<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

9 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

Abriss der Geologie der zentralen Anden<br />

Die Grundlage jeglicher geologischer Forschung beruht heute auf dem<br />

Pr<strong>in</strong>zip der Plattentektonik. Dieser verme<strong>in</strong>tlich alte Hut war bis <strong>in</strong> die<br />

1970er Jahre noch sehr umstritten, und die Lehre und Forschung an den<br />

Universitäten akzeptierte diese Prämisse im Grunde erst <strong>in</strong> den 1980er<br />

Jahren, <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> s<strong>in</strong>d bis heute e<strong>in</strong>ige sogenannte Fachleute davon noch<br />

immer nicht zu überzeugen.<br />

Die Plattentektonik beruhte auf der Idee, dass die Erdoberfläche<br />

aufgebaut ist aus zahlreichen Geste<strong>in</strong>splatten, die, ähnlich wie Eisschollen<br />

auf e<strong>in</strong>em fast zugefrorenen See, auf e<strong>in</strong>er Unterlage „schwimmen“<br />

und sich dauernd gegene<strong>in</strong>ander bewegen. Es gibt nun zwischen diesen<br />

unterschiedlichen Platten ke<strong>in</strong>e Lücken, wenn sich also zwei Platten<br />

vone<strong>in</strong>ander fortbewegen strömt von unten neues Material nach, um diese<br />

Lücke zu schließen. Falls sich die Platten aufe<strong>in</strong>ander zubewegen, führt<br />

das natürlich zu e<strong>in</strong>er Kollision. An diesen Plattengrenzen spielen sich seit<br />

Hunderten von Millionen Jahren komplizierte Prozesse ab; genau an diesen<br />

Schnittstellen erleben wir fortlaufend Erschütterungen unterschiedlicher<br />

Intensität, die wir als Erdbeben bezeichnen.<br />

Die wichtigsten tektonischen Platten mit der Angabe der jeweiligen Bewegungsrichtung.<br />

Die Platten bewegen sich mit unterschiedlicher Geschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong><br />

verschiedenen Richtungen. Die Geschw<strong>in</strong>digkeiten können mittlerweile<br />

gemessen werden und liegen zwischen wenigen cm pro Jahr (etwa das<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

10<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

Tempo <strong>des</strong> Wachsens e<strong>in</strong>es F<strong>in</strong>dernagels) bis zu mehreren dm pro Jahr<br />

(wachsende Haare).<br />

Die zentralen Anden - und somit <strong>Bolivien</strong> - liegen am westlichen Rand<br />

der südamerikanischen Platte, die sich <strong>in</strong> westlicher Richtung bewegt.<br />

Weiter im Westen bewegt sich die ozeanische Nazca-Platte <strong>in</strong> östlicher<br />

Richtung auf Südamerika zu. An der Kollisionsstelle beider Platten entlang<br />

der südamerikanischen Westküste wird nun die schwerere ozeanische<br />

Platte unter die leichtere kont<strong>in</strong>entale Platte Südamerikas unterschoben.<br />

Dort, wo die pazifische Platte auf Südamerika trifft wird sie nach unten<br />

gedrängt, es entsteht e<strong>in</strong> Tiefseegraben (trench), der vor Chile bis zu 8000<br />

m Tiefe erreicht. Die gesamte Platte wird nun im Laufe der Zeit immer<br />

weiter <strong>in</strong> das Erd<strong>in</strong>nere unter die kont<strong>in</strong>entale Platte geschoben, dieser Prozess<br />

wird „Subduktion“ genannt. Wenn die subduzierte Platte <strong>in</strong> Tiefen<br />

von 600 bis 700 km abs<strong>in</strong>kt wird diese durch die dort herrschende hohe<br />

Temperatur und den Druck aufgeschmolzen. Hierbei entsteht Magma, das<br />

nach oben h<strong>in</strong> aufsteigt. Auf dem Weg nach oben stößt das Magma gegen<br />

die Unterseite der südamerikanischn Platte, diese wird dadurch zerbrochen,<br />

teilweise aufgeschmolzen und völlig verändert. Übrigens konnte<br />

diese abtauchende ozeanische Platte erst 1996 zum ersten Mal im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>ternationalen Forschungsprogramms unter Leitung der Geoforschungszentrums<br />

<strong>in</strong> Potsdam mit geophysikalischen Methoden zweifelsfrei<br />

nachgewiesen und gemessen werden.<br />

Das Magma steigt weiter auf und bildet an der Erdoberfläche<br />

zahlreiche Vulkane, die <strong>in</strong> Ketten parallel zum Kont<strong>in</strong>entalrand bzw.<br />

Tiefseegraben verlaufen. Diese Vulkankette verläuft recht genau auf der<br />

Staatsgrenze zwischen <strong>Bolivien</strong> und Chile und bildet die höchsten Gipfel<br />

der Westkordillere, die bekannten Vulkane Sajama, Par<strong>in</strong>acota, Pomerape<br />

und viele andere s<strong>in</strong>d Teil dieser Vulkankette bzw. dieses magmatischen<br />

Bogens. E<strong>in</strong>mal an die Erdoberfläche gebracht, beg<strong>in</strong>nt die Erosion an den<br />

Bergen zu arbeiten, das Material wird abgetragen und wieder <strong>in</strong> Richtung<br />

Meer transportiert. Es entsteht e<strong>in</strong> Kreislauf <strong>des</strong> Massentransports, da<br />

dieses Material dann wieder verschluckt wird und Millionen Jahre später<br />

wieder über die Vulkane zur Oberfläche gebracht wird.<br />

Diese Prozesse halten viele Millionen Jahre an, durch die<br />

Massenbewegungen und Stoffumwandlung kommt es dabei im Lauf der<br />

Zeit zu Anreicherungen ganz bestimmter Elemente, die sich dann je nach<br />

den Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen und dem chemischen Verhalten der Stoffe <strong>in</strong><br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

11 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

bestimmten Zonen anreichern und auf diese Art Lagerstätten bilden können.<br />

Die großen Kupferlägerstätten <strong>in</strong> Chile s<strong>in</strong>d eng an solche Prozesse geknüpft<br />

und entlang wichtiger geologischer Strukturen wie auf e<strong>in</strong>er Perlenkette<br />

aufgereiht. Durch dieses komplexe System der Stoffanreicherung lagern<br />

sich <strong>in</strong> der Erdkruste <strong>in</strong> unterschiedlichen Tiefen wichtige Metalle ab,<br />

so dass e<strong>in</strong>e vertikale Zonierung der Anreicherung bestimmter Elemente<br />

entsteht. So treten <strong>in</strong> tieferen Bereichen Anreicherung von Eisen, Cobalt,<br />

z.t. auch Chrom und Nickel auf, darüber folgen Kupfer, Molybdän, aber<br />

auch leichte Anreicherungen an Gold, Silber und anderen wichtigen<br />

Metallen. Nahe an der Erdoberfäche können hohe Konzentrationen an Gold,<br />

Schwefel, Lithium, Fluor,<br />

Bor usw. angetroffen<br />

werden.<br />

Dieser Prozess läuft<br />

seit etwa 200 Mio Jahren<br />

ab. Dabei schabt die<br />

subduzierte ozeanische<br />

Nazca-Platte wie e<strong>in</strong><br />

gigantischer Hobel<br />

immer etwas Material<br />

von der kont<strong>in</strong>entalen<br />

Kruste ab, so dass die<br />

Küstenl<strong>in</strong>ie im Laufe der<br />

Zeit immer weiter nach Osten zurückverlegt wird. Das geschieht mit e<strong>in</strong>er<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit mit etwa 1 Meter pro 1000 Jahren, d.h. dass im Laufe<br />

der letzten 200 Mio Jahre die Küstenl<strong>in</strong>ie um etwa 200 km nach Osten<br />

verschoben wurde. Dementsprechend wurde auch der magmatische Bogen<br />

im Laufe der Zeit nach Osten verlegt. Zu Beg<strong>in</strong>n dieses Mega-Zyklus lag<br />

der Vulkanbogen an der heutigen chilenischen Pazifikküste, später, vor<br />

etwa 80 bis 100 Mio Jahren lag dieser beim heutigen Calama (mit den<br />

weltgrößten Kupferlagerstätten entlang der „Falla Oeste“, die sich über<br />

mehr als 1000 km von Norden nach Süden erstreckt), und schließlich<br />

heutzutage liegt er an der bolivianisch chilenischen Grenze.<br />

Es ist somit sehr unwahrsche<strong>in</strong>lich, dass <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> Lagerstätten<br />

gefunden werden können, wie sie <strong>in</strong> Peru, Chile und im südlichen<br />

Argent<strong>in</strong>ien erschlossen werden konnten. Es besteht bestenfalls e<strong>in</strong>e<br />

gewisse Hoffnung im äußersten Südwesten <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> ähnliche<br />

M<strong>in</strong>eralisationen anzutreffen.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

12<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

Auf der anderen Seite der Anden im suband<strong>in</strong>en Tiefland <strong>des</strong> Chaco<br />

und Beni läuft nun seit ebenfalls vielen Mio Jahren e<strong>in</strong> ganz ähnlicher<br />

Prozess ab. Da die südamerikanische Platte auf ihrem Weg nach Westen<br />

durch die Nazca-Platte e<strong>in</strong>en beträchtlichen Widerstand erfährt, schiebt<br />

sich diese Platte von Osten her unter die Anden und hebt dieses Gebirge<br />

an. Dadurch entstanden im östlichen Andenvorland nicht nur e<strong>in</strong> tiefes<br />

Becken, das heute mit dem Erosionsschutt der Anden gefüllt ist sondern<br />

auch geologische Fallen für Erdöl und Erdgas. Hier liegen im „Suband<strong>in</strong>“<br />

die wichtigsten Öl- und Gasreserven <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>. Diese kont<strong>in</strong>entale Platte<br />

wird auch brasilianischer Schild genannt und lässt sich <strong>in</strong> der Tiefe unter<br />

den Anden bis fast an den Ostrand <strong>des</strong> Altiplano nachweisen.<br />

Die <strong>Geschichte</strong> der Geologie im heutigen <strong>Bolivien</strong> war allerd<strong>in</strong>gs längst<br />

nicht immer so bewegend und aufregend. Über lange Zeit lag hier e<strong>in</strong> flaches<br />

Meresbecken ohne sehr bemerkenswerte Erhebungen. Erst <strong>in</strong> der Kreide-<br />

Zeit vor etwa 130 Mio Jahren wurde es aufregender als im Zusammenhang<br />

mit dem Zerfall <strong>des</strong> Superkont<strong>in</strong>ents Gondwana auch die südamerikanische<br />

Platte zerrissen wurde und sich e<strong>in</strong> tiefes Meeresbecken bildete, das sich<br />

geographisch heute vom argent<strong>in</strong>ischen Salta über Potosí und Sucre nach<br />

Cochabamba und von dort weiter <strong>in</strong> Richtung Peru nachweisen läßt. Die<br />

bekannten Saurierspuren bei Sucre zeugen von diesem Meeresbecken <strong>in</strong><br />

tropischem Klima. Im Rahmen <strong>des</strong> Aufreißens der gesamten kont<strong>in</strong>entalen<br />

Platte und der Bildung dieses Meeres wurden aus sehr tiefen Regionen<br />

(stellenweise aus über 100 km Tiefe) Geste<strong>in</strong>e an die Oberfläche gebracht,<br />

die typischerweise mit M<strong>in</strong>eralisationen von Chrom, Nickel und wichtigen<br />

Anreicherungen von Seltenen Erden vergesellschaftet s<strong>in</strong>d. U.a. wurden<br />

hier auch Geste<strong>in</strong>e gefunden, an die üblicherweise Diamanten geknüpft<br />

se<strong>in</strong> können. Es gibt zahlreiche H<strong>in</strong>weise darauf, dass diese wertvollen<br />

Rohstoffe tatsächlich vorhanden se<strong>in</strong> können.<br />

Die geologischen Voraussetzungen im bolivianischen Teil der Anden<br />

s<strong>in</strong>d grundsätzlich verschieden von denen westlich der Vulkankette der<br />

Westkordillere im chilenischen oder peruanischen Bereich, entsprechend<br />

ist mit unterschiedlichen M<strong>in</strong>eralisationen zu rechnen. Bei der Bildung von<br />

gewissen M<strong>in</strong>eralanreicherungen spielt auch das vorherrschende Klima<br />

e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle. So hat das wüstenhafte Klima auf dem Altiplano<br />

zur Bildung von zahlreichen wirtschaftlich nutzbaren Ablagerungen<br />

beigetragen. Vor etwa 100.000 Jahren war die Hochfläche zwischen<br />

dem Südperu und Nordargent<strong>in</strong>ien von e<strong>in</strong>em ausgedehnten flachen<br />

Süßwassersee bedeckt (Lago Michín). Durch das trockene Klima trocknete<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

13 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

dieser im Laufe der Jahrtausende immer weiter aus und h<strong>in</strong>terließ typische<br />

Ablagerungen wie Kalk, Gips, aber auch Salze wie sie heute <strong>in</strong> den bekannten<br />

Salaren anzutreffen s<strong>in</strong>d. Die Austrocknung <strong>des</strong> Sees g<strong>in</strong>g aufgrund der<br />

ger<strong>in</strong>geren Niederschläge im Süden <strong>Bolivien</strong>s schneller von statten als im<br />

Norden und so zeigen die Überreste <strong>des</strong> Sees im Süden mit dem Salar de<br />

Uyuni sehr viel höhere Salzgehalte als weiter nach Norden mit dem salar<br />

de Coipasa, dem Lago Poopo und dem Titicacasee. Die Austrocknung und<br />

zunehmende Versalzung <strong>des</strong> Titicacasees ist also auch e<strong>in</strong> natürlich Prozess,<br />

der sicherlich von der jetzigen Umweltverschmutzung beschleunigt wird,<br />

aber auch ohne menschlichen E<strong>in</strong>fluss würde der Titicacasee das gleiche<br />

Schicksal ereilen wir die Salzseen weiter südlich. Im Laufe der <strong>Geschichte</strong><br />

<strong>des</strong> Lago Michín wurden von den westlich liegenden Vulkanen auch<br />

ungewöhnliche M<strong>in</strong>erale <strong>in</strong> diesen See abgelagert, dazu gehören wohl<br />

auch das Lithium, Schwefel, Bor, Brom, Jod und andere Elemente eher<br />

vulkanischen Ursprungs. Durch die Austrocknung <strong>des</strong> Sees wurden diese<br />

M<strong>in</strong>erale angereichert und so kam es auch zur Bildung von Vorkommen<br />

von Kupfer, Vanadium und Uran. Auf dem nördlichen Altiplano gibt es<br />

tatsächlich zurm Teil abbauwürdige Uranvorkommen, was dem Gerücht<br />

Nahrung geben mag, dass <strong>Bolivien</strong> als potentieller Rohstofflieferant für<br />

die fragwürdigen Nuklearpläne von Ahmad<strong>in</strong>eyad <strong>in</strong> Frage kommt.<br />

Das Zentrum <strong>des</strong> bolivianischen <strong>Bergbaus</strong> war seit jeher die<br />

Ostkordillere. Die wichtigsten Bergbaubezirke stehen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung zu<br />

granitischen Geste<strong>in</strong>en, aus denen die gesamte Königskordillere zwischen<br />

dem Illampu und dem Huayna Potosí aufgebaut ist. Östlich dieses<br />

Gebirgszuges liegen die bekannten Goldvorkommen <strong>in</strong> den Flüssen, die<br />

<strong>in</strong> diesem Gebirge entspr<strong>in</strong>gen. Das Gold von Tipuani und den anderen<br />

Goldwäschergebieten stammt ursprünglich aus dem Kontaktbereich der<br />

granitischen Intrusionen und wurde durch die Erosion über viele Jahre zu<br />

abbauwürdigen Vorkommen <strong>in</strong> den Flüssen angereichert.<br />

Weiter südlich setzen sich diese Granite fort im Untergrund <strong>des</strong> Illimani,<br />

der Quimsa Cruz und Oruro. Weiter südlich wie im Siglo XX s<strong>in</strong>d solche<br />

Granite wohl im Untergrund vorhanden, aber kaum an der Oberfläche.<br />

Hier liegen die großen Z<strong>in</strong>n-Bezirke, aber auch Vorkommen von Wolfram,<br />

Wismuth, Antimon, Blei und Z<strong>in</strong>k der vielen alten bekannten M<strong>in</strong>en, die<br />

sich nach Süden bis nach Argent<strong>in</strong>ien h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> erstrecken.<br />

E<strong>in</strong>e besondere Geologie besteht im Bereich von Potosí. Hier thronte vor<br />

etwa 15 Mio Jahren e<strong>in</strong> riesiger Vulkankomplex, der nach se<strong>in</strong>er Explosion<br />

nicht nur das große Hochplateau der „Meseta de los Frailes“ zwischen<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

14<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

Potosí und Rio Mulatos mit vulkanischen Aschen und Laven überdeckte,<br />

sondern auch mit der „Karikari“ e<strong>in</strong>e riesige Caledera h<strong>in</strong>terließ. Am<br />

nordwestlichen Rand dieses E<strong>in</strong>bruchskraters liegt der legendäre Cerro<br />

Rico de Potosí, die wohl immer noch größte bekannte Silberlagerstätte der<br />

Welt.<br />

Die Ansichten über die Geologie der Anden haben sich erst<br />

<strong>in</strong> den letzten 20 Jahren völlig verändert und zu e<strong>in</strong>em neuen<br />

Verständnis der Lagerstättenbildung geführt. Daraus wurden dann<br />

neue Explorationsmethoden entwickelt, die <strong>in</strong> vielen Ländern sehr<br />

erfolgreich angewendet wurden. Leider hat <strong>Bolivien</strong> auch im Bereich der<br />

Grundlagenforschung den Zug verpasst, so dass die Forschung auf dem<br />

Stand von Ende <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts stehen geblieben ist. Erschwerend<br />

kommt noch h<strong>in</strong>zu, dass die wenigen gut ausgebildeten Fachkräfte <strong>in</strong> besser<br />

bezahlte Jobs <strong>in</strong>s benachbarte Ausland gewechselt s<strong>in</strong>d. Dieser „bra<strong>in</strong>dra<strong>in</strong>“<br />

konsolidiert den niedrigen Kenntnis- und Ausbildungsstand <strong>in</strong> diesem für<br />

<strong>Bolivien</strong> so wichtigen Sektor, zumal die staatlichen Bemühungen dies zu<br />

verbessern eher begrenzt s<strong>in</strong>d.<br />

Wenn man an Rohstoffe und Bergbau denkt, denken wir dabei oft nicht<br />

an die Stoffe, mit denen jeder von uns täglich zu tun hat: Industriem<strong>in</strong>erale,<br />

Baurohstoffe, Ornamentgeste<strong>in</strong>e und andere nichtmetallische Rohstoffe.<br />

Tatsächlich ist jedoch deren volkswirtschaftliche Bedeutung deutlich<br />

größer als die der metallischen Rohstoffe. Die Wertschöpfung aller<br />

Rohstoffe – mit Ausnahme der Energierohstoffe – wird weltweit von über<br />

80 % von solchen nichtmetallischen Rohstoffen und Eisen (oft <strong>in</strong> Form<br />

von Baustahl) geschaffen. Gerade <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Entwicklungsland wie <strong>Bolivien</strong><br />

sollte solchen Rohstoffen größere Beachtung geschenkt werden, da die<br />

wirtschaftliche Entwicklung zu e<strong>in</strong>em großen Teil von Maßnahmen <strong>in</strong><br />

Infrastruktur und Bauwirtschaft getragen wird. Lithium ist wohl wertvoll,<br />

man kann damit aber ke<strong>in</strong>e Straßen bauen, und mit Gold und Silber lassen<br />

sich ke<strong>in</strong>e Krankenhäuser oder Schulen erstellen. Dafür werden andere<br />

Rohstoffe benötigt, die uns meist irrtümlich als trivial ersche<strong>in</strong>en.<br />

Dr. Re<strong>in</strong>hard Rössl<strong>in</strong>g<br />

Diplomgeologe<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

15 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

Das M<strong>in</strong>eralpotential <strong>des</strong> präkambrischen<br />

Schilds Ostboliviens:<br />

E<strong>in</strong> im Untergrund immer noch schlummernder<br />

Reichtum<br />

<strong>Bolivien</strong> ist e<strong>in</strong> Land der starken Gegensätze - auch physiograpisch und<br />

geologisch gesehen. Der Osten ist im Vergleich zum and<strong>in</strong>en Teil tropisch,<br />

wasserreich, immergrün und oft mit dichtem Urwald bedeckt und beherbergt<br />

mit dem präkambrischen Schild die ältesten Geste<strong>in</strong>sformationen <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong>. Das Gebiet misst 220.000 km 2 und ist fast zwei Drittel so groß wie<br />

die Fläche Deutschlands.<br />

Tiefgründig lateritisierter präkambrischer Schild bei San Javier..<br />

Der Gebirgszug San Lorenzo im H<strong>in</strong>tergrund besteht aus hartem verwitterungsresistentem<br />

Quartzitgeste<strong>in</strong>. Nach Nordwesten schauend<br />

Dieses enorme Gebiet bildet geotektonisch gesehen den Westausläufer <strong>des</strong><br />

großen amazonischen Kratons, der den Kern <strong>des</strong> nordöstlichen Teils <strong>des</strong><br />

südamerikanischen Kont<strong>in</strong>ents bildet. Es besteht aus Geste<strong>in</strong>sformationen<br />

die e<strong>in</strong> Alter von 570 Mill. bis 2.0 Mrd. Jahren aufweisen. Im Gegensatzt<br />

zum and<strong>in</strong>en Teil <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> ist der ostbolivianische Schild seit dem<br />

Kambrium, also seit etwa 570 Mill. Jahren, “kratonisiert”, d.h. er ist zum<br />

stabilen Kont<strong>in</strong>ent geworden, der seitdem und bis heute Abtragungsgebiet<br />

ist. Dieser war während der letzten 20 Mill. Jahre tropischen<br />

Verwitterungsprozessen ausgesetzt. Diese haben das Festgeste<strong>in</strong> an vielen<br />

Stellen durch Lateritisierung bis zu 40 m tief zersetzt, wie z. B. bei San<br />

Javier <strong>in</strong> der Prov<strong>in</strong>z Ñuflo de Chavez (siehe Foto). Auch der Laie kann sich<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

16<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

da gut vorstellen, daß es unter diesen Umständen schwierig ist Lagerstätten<br />

zu f<strong>in</strong>den.<br />

Der Bergbau <strong>Bolivien</strong>s nahm se<strong>in</strong>en Anfang im e<strong>in</strong>facheren Westteil <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong>. Während dort schon seit etwa 450 Jahren ununterbrochen M<strong>in</strong>erale<br />

<strong>in</strong>tensiv im Abbau stehen, ist der Schild wegen se<strong>in</strong>er tiefgründigen<br />

Zersetzung und fehlender Infrastruktur fast vollständig davor bewahrt<br />

geblieben. Man kann sich aber auch fragen, ob es ke<strong>in</strong>e nennenswerten<br />

Lagerstätten gäbe oder die bisher gemachten Anstrengungen nicht<br />

ausreichend gewesen wären?<br />

Die systematische geologische Untersuchung Ost-<strong>Bolivien</strong>s hat erst vor<br />

37 Jahren begonnen, also viel später als im Westteil, als die geologischen<br />

Dienste <strong>Bolivien</strong>s und Großbritanniens <strong>in</strong> Partnerschaft den präkambrischen<br />

Schild geologisch erstmals kartierten und e<strong>in</strong>e geochemische Beprobung<br />

<strong>des</strong> Entwässerungsnetzes vornahmen. Geophysikalische flächendeckende<br />

Messungen wurden dann vom Flugzeug aus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Gebieten zwischen<br />

1991 und 1998 vorgenommen. Diese Daten bieten e<strong>in</strong>en hervorragenden<br />

Ausgangspunkt für die Suche nach M<strong>in</strong>erallagerstätten.<br />

Erst seit 1986 durften private Firmen Bergbaukonzessionen für<br />

die M<strong>in</strong>eralsuche und -ausbeutung erwerben. Die meisten haben<br />

hauptsächlich auf Gold, e<strong>in</strong>ige wenige aber auch auf Halbedelste<strong>in</strong>e,<br />

tantalitführende Pegmatite und massive Sulphidvererzungen mit Kupfer,<br />

Gold, Z<strong>in</strong>k und Blei geschürft. In dieser Zeit s<strong>in</strong>d zwei mittelgroße<br />

M<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Betrieb genommen worden, nämlich Puquio Norte (Au) bei San<br />

Ramón und Don Mario (Au, Cu, Ag) nördlich von San Juan de Chiquitos.<br />

Außerdem wurde das vielversprechende Projekt Miguela mit e<strong>in</strong>er<br />

massiven Sulphidvererzung (Cu, Au, Zn, Ag, Pb) <strong>in</strong> Guarayos entdeckt<br />

und der bereits seit der Jesuitene<strong>in</strong>wanderung vor 300 Jahren bekannte<br />

Goldquarzganglagerstättendistrikt San Simon südlich <strong>des</strong> Rio Iténez<br />

untersucht. (siehe Karte).<br />

Ostbolivien besitzt mit Mutún bei Puerto Suarez e<strong>in</strong>e der größten<br />

nichterschlossenen Eisenlagerstätten der Welt, die zum Lagerstättentyp der<br />

gebänderten Eisenerze gehört und sich erst am Ende <strong>des</strong> präkambrischen<br />

Erdzeitalters, vor etwa 715 Mill. Jahren gebildet hat. Sie erhebt sich als e<strong>in</strong><br />

riesiges Plateau mit bis zu 1.000 m über das umliegende Pantanal. Man<br />

vermutet e<strong>in</strong> geologisches Reservoir von etwa 40 Mrd. Tonnen mit e<strong>in</strong>em<br />

durchschnittlichen Eisengehalt von etwa 50 %, und zusätzlichen 16 Mill.<br />

Tonnen mit 35 % Mangan. Nach mehr als vier Jahrzehnten sporadisch<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

17 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

ausgeführter technischer Untersuchungen ist es immer noch nicht möglich,<br />

diesen “Schatz” als M<strong>in</strong>eralreserve ausweisen zu können, da nämlich e<strong>in</strong>e<br />

Evaluierung <strong>des</strong> Projekts nach modernen Standards fehlt. Das Projekt<br />

liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Staatsreserve und wird von der staatlichen Bergbaufirma<br />

Corporación M<strong>in</strong>era de Bolivia (COMIBOL) seit vielen Jahren verwaltet.<br />

Nach der sehr dynamischen Explorationsphase bis zum Jahre 1998<br />

ist es <strong>in</strong> der Zwischenzeit wieder still um den Schild Ost-<strong>Bolivien</strong>s<br />

geworden. Dies liegt an der fehlenden Rechtssicherheit für kapital<strong>in</strong>tensive<br />

Investitionen mit sehr hohem Risiko, aber auch an der nicht vorhandenen<br />

Praxis, <strong>in</strong>novativ nach neuen Lagerstättentypen zu suchen und die dazu<br />

nötigen Methoden und Konzepte vor Ort zu entwickeln. Das Fehlen e<strong>in</strong>es<br />

geowissenschaftlichen Instituts <strong>in</strong> Santa Cruz de la Sierra spricht für sich<br />

und verh<strong>in</strong>dert die Entwicklung e<strong>in</strong>es gut organisierten <strong>Bergbaus</strong>ektors.<br />

Lage <strong>des</strong> präkambrischen Schilds und der wichtigsten Bergbauprojekte <strong>in</strong> Ost-<strong>Bolivien</strong>.<br />

Die beiliegende Karte zeigt die Lage der bisher bekannten Lagerstätten.<br />

Sie liegen meist <strong>in</strong> den leicht zugänglichen Gebieten <strong>des</strong> Schilds.<br />

Vergleicht man diesen mit anderen alten Schilden der Erde, so stellt<br />

man große Ähnlichkeiten fest, die vermuten lassen, dass dieser genauso<br />

lagerstättenreich se<strong>in</strong> sollte wie die <strong>in</strong> Kanada, Australien, Brasilien, Süd-<br />

Afrika oder Indien. So gibt es e<strong>in</strong>ige Lagerstättentypen, die bisher bei der<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

18<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

Suche noch nicht e<strong>in</strong>mal oder nur unzureichend berücksichtigt wurden, wie<br />

z.B. Eisen-Oxid-Kupfer-Gold (IOCG), massive Sulphide (VMS, SEDEX),<br />

primäre an Kimberlite gebundene Diamanten und mit Alkaligeste<strong>in</strong>en<br />

verknüpfte seltene Erden und Phosphate.<br />

Man kann also schon zu dem Schluss kommen, dass der präkambrische<br />

Schild Ost-<strong>Bolivien</strong>s e<strong>in</strong> vielversprechen<strong>des</strong> Lagerstättenpotential besitzt,<br />

aber dieser Reichtum ohne kont<strong>in</strong>uierliche harte Arbeit, Innovation und<br />

entsprechende Investitionen noch lange im Untergrund schlummern wird.<br />

Dr. Michael Biste, Beratender Geologe für<br />

Bergbau- und Exploration, Santa Cruz de la Sierra<br />

Ausgewählte Bibliographie:<br />

Biste, M., 2012. El potencial geológico m<strong>in</strong>ero de Bolivia y su <strong>des</strong>arrollo<br />

en el futuro. Memorias del XX Congreso Geológico Boliviano, La Paz, p.<br />

37-39.<br />

Litherland, M. et al., 1986. The geology and m<strong>in</strong>eral resources of the<br />

Bolivian Precambrian shield, British Geological Survey, Overseas Memoir<br />

9, London, p. 1-153.<br />

SERGEOTECMIN, 2008. Publicación del Servicio Nacional de Geología<br />

Técnico de M<strong>in</strong>as, Tercera edición, La Paz, Bolivia, p.1-86.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

19 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

Das bolivianische Lithiumprojekt Realität,<br />

Erwartungen und Möglichkeiten<br />

Im August dieses Jahres veranstaltete die deutsch-bolivianische<br />

Außenhandelskammer e<strong>in</strong>e Erkundungsfahrt, um e<strong>in</strong>er deutschen<br />

Delegation Geschäftsmöglichkeiten im Bereich der Lithium<strong>in</strong>dustrie<br />

<strong>Bolivien</strong>s näherzubr<strong>in</strong>gen. Die Teilnehmer der Veranstaltung waren Frau<br />

Dr. Simone Röhl<strong>in</strong>g von der Bun<strong>des</strong>anstalt für Geowissenschaften und<br />

Rohstoffe, Prof. Dr. Jürgen Garche und Dipl.-Ing. Dr. Stefan Koller von der<br />

Varta Micro Innovation GmbH, Dipl.-Geol. Dr. Michael Biste, Consultant<br />

für Bergbau und Geologie, und Herr Jörg Zehnle, Geschäftsführer der<br />

AHK <strong>Bolivien</strong>-Peru.<br />

Zunächst wurde der bolivianische Verband für M<strong>in</strong>eral- und<br />

Metallproduzenten besucht, der den Teilnehmern die allgeme<strong>in</strong>en<br />

Geschäftsbed<strong>in</strong>gungen für Bergbauprojekte <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> aus Sicht der<br />

Privat<strong>in</strong>dustrie erläuterte. Am Nachmittag stand das bolivianische<br />

M<strong>in</strong>isterium für Bergbau und Metallurgie auf dem Programm. Themen<br />

waren die Bedeutung <strong>des</strong> <strong>Bergbaus</strong> für <strong>Bolivien</strong>, se<strong>in</strong>e Strukturen und<br />

die Möglichkeiten für ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen. Der Nachmittag<br />

wurde durch den Besuch der Gerencia Nacional de Recursos Evaporíticos<br />

(GNRE) abgerundet, bei dem die Teilnehmer die Gelegenheit hatten, sich<br />

über die technischen Details <strong>des</strong> nationalen Lithiumprojektes aus erster<br />

Hand zu <strong>in</strong>formieren. Die Gespräche über die technischen Voraussetzungen<br />

und Qualifikation bolivianischer Fachkräfte wurden am nächsten Tag mit<br />

Vertretern der Universität UMSA aus La Paz fortgesetzt.<br />

Alle Teilnehmer waren sehr gespannt, die Pilotanlage am Salar de<br />

Uyuni kennenzulernen. Das Projekt ist schon wegen se<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigartigen<br />

Lage auf dem Altiplano <strong>in</strong> 3.650 Meter Höhe bee<strong>in</strong>druckend. Die Fahrt<br />

von Uyuni zur Pilotanlage dauerte etwa zwei Stunden und bestand aus der<br />

Besichtigung <strong>des</strong> brandneuen chemischen Labors, e<strong>in</strong>es mehre Kilometer<br />

langen Dammzufahrtsweges zu den sechs Verdampfungsbecken und<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

20<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

Salar und Dammzufahrtsweg<br />

Verdampfungsbecken, Pumpanlage<br />

Campe<strong>in</strong>richtungen, <strong>in</strong> denen das Personal untergebracht ist. Die<br />

Teilnehmer wurden von den bolivianischen Ingenieuren herzlich und<br />

sachkundig über den Stand <strong>des</strong> Projektes <strong>in</strong>formiert, nämlich dass bis jetzt<br />

nur Ste<strong>in</strong>- (NaCl) und Kalisalz (KCl) auskristallisiert würden, die letzte<br />

und wichtigste Phase der fraktionierten Kristallisation zur Abscheidung<br />

<strong>des</strong> Lithiums durch den hohe Magnesium- und Sulfatgehalt erschwert<br />

und <strong>des</strong>halb komplexe und kosten<strong>in</strong>tensive Grundlagenuntersuchungen<br />

angestellt würden.<br />

Campe<strong>in</strong>richtung am Salar de Uyuni<br />

Erkundungsfahrtteilnehmer<br />

Schätzungen, die sich hauptsächlich auf die Untersuchungen von<br />

Ballivian et al. (1981) stützen, ergeben, das der Salar de Uyuni e<strong>in</strong>en Inhalt<br />

von etwa 110 Mio. Tonnen Kalium, Bor und Magnesium und 10.2 Mio.<br />

Tonnen Lithium.<br />

Bei diesen Angaben handelt es sich technisch gesehen um Ressourcen<br />

und nicht um Reserven, da zur Bestimmung der letzteren die Lagerstättenkundlichen,<br />

technischen und wirtschaftlichen Parameter noch nicht<br />

ausreichend bekannt s<strong>in</strong>d. Es wurde <strong>in</strong> den Gesprächen klar, dass für<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

21 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

die Lithiumlauge <strong>des</strong> Salars noch ke<strong>in</strong> ausgereiftes Verfahren existiert,<br />

um am Ende <strong>des</strong> chemischen Fraktionierungsprozesses Lithium- von<br />

Magnesiumsalzen zu trennen und <strong>in</strong> ausreichender Konzentration<br />

als Karbonat anzureichern. Auch steht noch nicht fest, wie hoch das<br />

metallurgische Ausbr<strong>in</strong>gen und die Produktionskosten se<strong>in</strong> werden. Zum<br />

Vergleich: In den Lagerstätten Atacama, Chile und Hombre Muerto,<br />

Argent<strong>in</strong>ien liegt das Ausbr<strong>in</strong>gen unterhalb von 50 %. Der Salar de Uyuni<br />

enthält zwar die größten Lithiumressourcen der Erde, liegt aber mit e<strong>in</strong>em<br />

Durchschnittsgehalt von 0.0532 % Lithium deutlich unter dem von Atacama<br />

mit 0.14 % Lithium und In-Situ-Ressourcen von 6.3 Mio. Tonnen (Gruber<br />

et al., 2011). Der vergleichsweise ger<strong>in</strong>ge Lithiumgehalt <strong>des</strong> Salars, das<br />

hohe Mg/Li-Verhältnis von 23.6, die jahreszeitlich bed<strong>in</strong>gte Überflutung<br />

<strong>des</strong> Salzsees, die Höhenlage und extremen Temperaturunterschiede<br />

werden die Produktion von Lithiumkarbonat am Salar de Uyuni nicht<br />

nur erschweren sondern auch im Vergleich zu den Konkurrenten deutlich<br />

verteuern.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

Lithiumbatterie Wertschöpfungskette<br />

Die Abbildung zeigt die e<strong>in</strong>zelnen Produktionsschritte, um vom Lithium<br />

<strong>des</strong> Salars bis zu <strong>in</strong> Fahrzeugen e<strong>in</strong>gebauten Lithiumbatterien zu kommen.<br />

Um an dieser Wertschöpfungskette optimal zu partizipieren und aus der<br />

Position <strong>des</strong> „ewigen“ Rohstofflieferanten herauszukommen, hat die<br />

bolivianische Regierung 2007 e<strong>in</strong> staatliches Lithium-Batterie Programm<br />

aufgelegt (Ströbele-Gregor, 2012). Dies soll sicherstellen, dass das Land<br />

<strong>in</strong> allen Segmenten der Lithium-Industrialisierung teilnehmen und darüber<br />

h<strong>in</strong>aus auch Lithiumprodukte exportieren wird.<br />

Das bolivianische Projekt ist <strong>in</strong> drei Phasen gegliedert. Die erste soll bis<br />

2013 abgeschlossen se<strong>in</strong>, und umfasst e<strong>in</strong>e Investition von US$ 18 Mio.<br />

22<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

zur Erstellung e<strong>in</strong>er Pilotanlage für die Anreicherung von Lithiumkarbonat.<br />

Diese war zum Zeitpunkt <strong>des</strong> Besuchs der Exkursionsteilnehmer noch nicht<br />

<strong>in</strong> Betrieb. Sie soll aber schon bald monatlich 40 Tonnen Lithiumkarbonat<br />

produzieren.<br />

In der zweiten Phase sollen dann US$ 485 Mio. <strong>in</strong> die Erstellung e<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>dustriellen Anlage <strong>in</strong>vestiert werden, welche anfangs 200.000 Tonnen<br />

(2016) und ab 2018 700.000 Tonnen Kalisalz (KCl), bzw. 5.000 (2016)<br />

und ab 2019 30.000 Tonnen Lithiumkarbonat produzieren soll (Gerencia<br />

Nacional de Recursos Evaporíticos, 2011). Beide Phasen werden<br />

mit eigenen f<strong>in</strong>anziellen Mitteln und bolivianischen Fachleuten ohne<br />

<strong>in</strong>ternationale Beteiligung durchgeführt. In diesem Zusammenhang hat die<br />

deutsche Firma ERCOSPLAN aus Erfurt e<strong>in</strong>en Auftrag zur Konzipierung<br />

der KCL-Anlage über e<strong>in</strong>em Wert von US$ 2 Mio. erhalten.<br />

Li-Ionen Batterieproduktion und Marktprognose (Quelle: Christoph Pillot, AVICENNE)<br />

Die dritte und schwierigste Phase soll dann mit e<strong>in</strong>er f<strong>in</strong>anziellen<br />

Ausstattung von US$ 400 Mio. ebenfalls mit e<strong>in</strong>er F<strong>in</strong>anzierung durch<br />

die bolivianischen Zentralbank ab 2015 gestartet werden. Sie be<strong>in</strong>haltet<br />

die Produktion von Lithiumderivaten, Lithium-Ionen-Zellen und<br />

Batterien. Dazu ist <strong>Bolivien</strong> auf der Suche nach <strong>in</strong>ternationalen Partnern,<br />

die über technisches Wissen und möglichst e<strong>in</strong>en bestehenden sicheren<br />

Marktzugang verfügen.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

23 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

Für die wirtschaftliche Erschließung von Lithiumressourcen ist die<br />

Marktentwicklung <strong>in</strong> den nächsten Jahrzehnten von ganz besonderer<br />

Bedeutung. Es ist vorauszusehen, dass der Lithiumbatteriemarkt <strong>in</strong><br />

den nächsten Jahrzehnten durch e<strong>in</strong> Überangebot bestimmt se<strong>in</strong> wird<br />

(Abbildung “Lithiumbatterie Wertschöpfungskette”). Deshalb wird es<br />

für Neuanbieter wie <strong>Bolivien</strong> schwierig se<strong>in</strong>, außerhalb <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />

Marktanteile zu gew<strong>in</strong>nen. Dazu braucht das Land e<strong>in</strong>en strategischen<br />

und starken Partner. Parallel zu se<strong>in</strong>er Lithiumproduktion sollte das Land<br />

auch nach den anderen <strong>in</strong> Batterien verwendeten Metallen wie Mangan,<br />

Kobalt und Nickel Ausschau halten, da diese e<strong>in</strong>en weit größeren Anteil<br />

am Gesamtwert e<strong>in</strong>er Batterie haben, nämlich <strong>in</strong>sgesamt bis zu 40%, im<br />

Vergleich zu nur 1% bei Lithium. Die genannten Metalle s<strong>in</strong>d potenziell im<br />

präkambrischen Schild Ostboliviens vorhanden. Die Erschließung ist aber<br />

bis jetzt noch nicht berücksichtigt worden.<br />

In der Schlussdiskussion stellte Dr. Garche dar, dass VARTA und andere<br />

batterierelevante Industriebetriebe Deutschlands im Kompetenznetzwerk<br />

Litiumionen Batterien (KLIB, www.klib-org.de) organisiert s<strong>in</strong>d. Er werde<br />

prüfen, <strong>in</strong>wieweit Kooperationen zwischen der deutsch-österreichischen<br />

und bolivianischen Lithium<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> der Zukunft möglich sei.<br />

Unabhängig davon sollte aber über die Gesellschaft für Internationale<br />

Zusammenarbeit (GIZ) versucht werden, e<strong>in</strong> Ausbildungsprogramm<br />

für bolivianische Fachleute <strong>des</strong> Lithiumsektors <strong>in</strong> die Wege zu leiten.<br />

Das könnte z.B. über das Weiterbildungszentrum Ulm WBZU (www.<br />

wbzu.de) organisiert werden. Dadurch könne man dann die Situation <strong>des</strong><br />

Industriebereiches <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> besser e<strong>in</strong>schätzen und e<strong>in</strong>e technische<br />

Kooperation effektiv planen und durchführen.<br />

Michael Biste, Jürgen Garche, Stefan Koller,<br />

Simone Röhl<strong>in</strong>g, Jörk Zehnle, Javier Moeller<br />

Bibliographie:<br />

Ballivian, O. and F. Risacher. 1981. Los Salares del Altiplano Boliviano.<br />

[The salt flats of the Bolivian Altiplano]. Paris: Office de la Recherche<br />

Scientifique et Technique Outre-Mer.<br />

Paul W. Gruber, Pablo A. Med<strong>in</strong>a, Gregory A. Keoleian, Stephen E. Kesler,<br />

Mark P.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

24<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

Everson, and Timothy J. Wall<strong>in</strong>gton, 2011. Global Lithium Availability.<br />

A Constra<strong>in</strong>t for Electric Vehicles? Research ans Analysis. Center for<br />

Susta<strong>in</strong>able Systems, School of Natural Resources and Environment<br />

440 Church Street, Ann Arbor, MI 48109-1041, .USA, http://www.<br />

wileyonl<strong>in</strong>elibrary.com/journal/jie.<br />

Gerencia Nacional de Recursos Evaporíticos. Memoria 2011.<br />

Pillot,Christoph, AVICENNE development.<br />

Ströbele-Gregor, J. 2012. Lithium <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong>: Das staatliche Lithium-<br />

Programm, Szenarien sozio-ökologischer Konflikte und Dimensionen<br />

sozialer Ungleichheit. Work.Paper, No. 13, 2012,<br />

http://www.<strong>des</strong>igualda<strong>des</strong>.net/bilder/Work<strong>in</strong>g_Paper/13_WP_Str__bele_<br />

Gregor_onl<strong>in</strong>e_dt.pdf<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

25 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

<strong>Bolivien</strong> und der Zukunftsrohstoff Lithium<br />

Forschungsarbeiten im Schatten nationaler und<br />

globaler Ressourcen<strong>in</strong>teressen<br />

Der Salar de Uyuni im Hochland der bolivianischen Anden gilt geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong><br />

als größtes Lithiumvorkommen der Welt und steht daher schon seit langem<br />

im Mittelpunkt öffentlicher Diskussionen. In den Medien wird Lithium<br />

vielfach als „Rohstoff der Zukunft“ oder „Das weiße Gold der Anden“<br />

bezeichnet, denn se<strong>in</strong>e Bedeutung für die globale Wirtschaft wächst rasant.<br />

Lithium ist das leichteste Metall und zeichnet sich besonders durch se<strong>in</strong>e<br />

hohe Energiespeicherfähigkeit aus. Deshalb dient es als Ausgangsstoff<br />

für die Herstellung von leistungsstarken Lithium-Ionen-Akkumulatoren<br />

(Batterien), wie sie <strong>in</strong> zahllosen elektronischen Geräten, wie z.B. Handys,<br />

Laptops, Digitalkameras, Akkuschraubern und anderen Handwerkzeugen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden. Zudem ist die Entwicklung der Elektromobilität<br />

weltweit auf dem Vormarsch. Nicht zuletzt hier wird Lithium für den Bau<br />

von batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) dr<strong>in</strong>gend benötigt. Lithium<br />

könnte somit der Dreh- und Angelpunkt für den Anbruch e<strong>in</strong>es neuen<br />

Technologie-Zeitalters werden.<br />

Die bolivianische Regierung weiß um die Bedeutung der weltgrößten<br />

Lithiumvorkommen im Salar de Uyuni und ist fest entschlossen, diesen<br />

wertvollen Rohstoff überwiegend ohne ausländische Hilfe und auf<br />

ke<strong>in</strong>en Fall durch ausländische Konzerne aus dem riesigen Salzsee zu<br />

fördern und auf dem Weltmarkt zu verkaufen. <strong>Bolivien</strong> könnte somit zum<br />

neuen „Saudi-Arabien <strong>des</strong> Lithiums“ werden. Doch im Gegensatz zu Öl<br />

und Gas sowie vielen anderen Rohstoffen lässt sich Lithium nicht als<br />

Rohprodukt vermarkten. Vielmehr muss aus lithiumhaltigen Geste<strong>in</strong>en<br />

oder wie im Fall <strong>des</strong> Salar de Uyuni <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> aus der lithiumhaltigen<br />

Sole direkt am Fundort hochkonzentriertes Lithiumcarbonat erzeugt<br />

werden. Diese Lithiumcarbonatproduktion ist e<strong>in</strong> Prozess, der Energie,<br />

spezielles Know-how und geschultes Personal erfordert. Bis heute gibt<br />

es ke<strong>in</strong>e funktionierende Lithiumproduktion am Salar de Uyuni und auch<br />

die Schätzungen über das tatsächliche Gesamtvorkommen gehen weit<br />

ause<strong>in</strong>ander.<br />

Die Technische Universität Bergakademie Freiberg aus Sachsen<br />

beschäftigt sich seit 2008 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt mit der<br />

bolivianischen Universität „Tomás Frías“ <strong>in</strong> Potosi mit der Nutzbarmachung<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

26<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

der Lithiumvorkommen <strong>des</strong> Salar de Uyuni. Im Mittelpunkt der<br />

Forschungsarbeiten stehen vor allem die hydrogeologische Erkundung<br />

<strong>des</strong> Salzsees sowie die Entwicklung e<strong>in</strong>er geeigneten Technologie zur<br />

effektiven Lithiumgew<strong>in</strong>nung aus der Salzlauge.<br />

Wie groß ist <strong>Bolivien</strong>s Lithiumvorkommen tatsächlich?<br />

Lithium ist e<strong>in</strong> relativ seltenes Element <strong>in</strong> der Erdkruste (20 ppm, V<strong>in</strong>e<br />

1980). Zwar ist e<strong>in</strong>e ganze Reihe von lithiumhaltigen M<strong>in</strong>eralen und<br />

Sole-Lagerstätten bekannt, aber nur wenige s<strong>in</strong>d unter den derzeitigen<br />

technologischen und ökonomischen Verhältnissen abbauwürdig (Garrett<br />

2004). Das weltweit abbaubare Vorkommen an Lithium wird auf rund 29<br />

Mio. t geschätzt (Evans 2008, Yaksic and Tilton 2009). Rund 75% davon<br />

bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Salzseen zum Beispiel <strong>in</strong> Chile, Argent<strong>in</strong>ien, den USA<br />

(Nevada) oder Ch<strong>in</strong>a, die damit auch die wichtigsten und rentabelsten<br />

Quellen für Lithium darstellen. Der größte Teil <strong>des</strong> weltweit produzierten<br />

Lithiums stammt derzeit aus dem Salar de Atacama <strong>in</strong> Chile, dem aktuell<br />

größten und lukrativsten Vorkommen überhaupt, das sich zurzeit <strong>in</strong> der<br />

Ausbeutung bef<strong>in</strong>det.<br />

Bei der Betrachtung von Rohstoffvorkommen muss grundsätzlich<br />

zwischen Ressourcenangaben und Reserveangaben unterschieden<br />

werden. E<strong>in</strong>e Ressource ist e<strong>in</strong> natürliches Vorkommen e<strong>in</strong>es Stoffes,<br />

<strong>des</strong>sen ökonomischer Abbau derzeit oder zukünftig realisierbar ist.<br />

H<strong>in</strong>gegen ist e<strong>in</strong>e Reserve nur der Teil der Ressource, der unter den<br />

derzeitigen ökonomischen Bed<strong>in</strong>gungen abbaubar bzw. gew<strong>in</strong>nbar<br />

(recoverable reserves) ist.[1] Häufig wird bei den E<strong>in</strong>schätzungen <strong>des</strong><br />

Lithiumvorkommens <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> nicht explizit zwischen diesen beiden<br />

Begriffen unterschieden, was zu Verwirrung führt.<br />

Der U.S. Geological Survey (USGS) geht davon aus, dass im Salar de<br />

Uyuni <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> <strong>in</strong>sgesamt rund 9 Mio. Tonnen <strong>des</strong> begehrten Rohstoffes<br />

lagern (Ressource)[2]. Jedoch ist nicht das Salz von Bedeutung (es enthält nur<br />

etwa 0,0015% Li, Risacher & Fritz 1991), sondern e<strong>in</strong>e hochm<strong>in</strong>eralisierte<br />

Salzlösung, die die Poren und Hohlräume <strong>des</strong> Salzes ausfüllt und bis zu 330<br />

g/L gelöste Salze aufweist. In dieser Sole s<strong>in</strong>d Lithium mit durchschnittlich<br />

etwa 500 mg/L und auch andere Elemente wie Kalium, Magnesium und<br />

Bor stark angereichert. Die höchsten Lithiumkonzentrationen von bis zu<br />

4700 mg/L Li kommen jedoch nur ganz im Süden <strong>des</strong> Salars <strong>in</strong> der Nähe<br />

<strong>des</strong> Zuflusses Rio Grande de Lipez <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich von etwa 280 km² vor.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

27 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

Die Fläche, <strong>in</strong> der die Lithiumkonzentrationen höher als 3000 mg/L s<strong>in</strong>d,<br />

und welche damit für e<strong>in</strong>e wirtschaftliche Gew<strong>in</strong>nung am lukrativsten ist,<br />

umfasst nur rund 50 km². Deshalb schätzt Tahil (Meridian International<br />

Research, 2008), dass nur rund 300.000 t Lithium zurzeit tatsächlich<br />

ökonomisch abbaubar s<strong>in</strong>d (= Reserve).<br />

Die Abschätzung <strong>des</strong> Rohstoffvorrates basiert grundsätzlich auf drei<br />

wichtigen Informationen: (a) Der Ausdehnung (Fläche) und Mächtigkeit<br />

der Salzschicht(en), (b) der Verteilung der Lithiumkonzentration <strong>in</strong> der<br />

Salzlösung sowie (c) den hydraulischen Eigenschaften <strong>des</strong> Salzes (Porosität<br />

und Durchlässigkeit). Die Durchlässigkeit <strong>des</strong> Salzes ist <strong>in</strong>sbesondere<br />

für e<strong>in</strong>e zukünftige Förderung <strong>des</strong> Rohstoffs von Bedeutung. Bisher gibt<br />

es nur wenige <strong>in</strong>ternational veröffentlichte Untersuchungen über die<br />

hydrogeologischen Eigenschaften <strong>des</strong> Salars.<br />

Erste systematische Untersuchungen am Salar de Uyuni und angrenzenden<br />

Salaren wurden bereits <strong>in</strong> den 70er Jahren durch den bolivianischen und<br />

den US-amerikanischen geologischen Dienst, GEOBOL und USGS,<br />

durchgeführt. Im gleichen Zeitraum untersuchte e<strong>in</strong> französisches<br />

Forscherteam (ORSTROM, Risacher et al.) die Lithiumverteilung <strong>in</strong> der<br />

Salzlösung der obersten Salzschicht, welche e<strong>in</strong>e Mächtigkeit von bis<br />

zu 11 m aufweist. Die hierbei erstellten Lithiumverteilungskarten bilden<br />

heute noch die Grundlage sämtlicher Lithium-Vorratsberechnungen am<br />

Salar de Uyuni.<br />

Gesicherte Daten zu den hydraulischen Eigenschaften <strong>des</strong> Salzes wie<br />

der durchschnittlichen Porosität gibt es leider ke<strong>in</strong>e. Bisherige Angaben<br />

basieren meist nur auf Schätzungen anhand vere<strong>in</strong>zelter oberflächennaher<br />

Salzproben. Diese Daten s<strong>in</strong>d jedoch aus wissenschaftlicher Sicht<br />

ke<strong>in</strong>esfalls ausreichend, um die Ressourcen e<strong>in</strong>es 10.000 km² großen<br />

Salzsees annähernd realistisch zu bewerten.<br />

E<strong>in</strong>e erste Tiefbohrung bis 121 m wurde im Jahr 1986 im zentralen<br />

Bereich <strong>des</strong> Salars durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass der Salar aus<br />

e<strong>in</strong>er Wechsellagerung von bis zu 12 Salzschichten und 11 lakustr<strong>in</strong>en<br />

Sedimentschichten (tonige Seesedimente) aufgebaut ist (Fornari et al.,<br />

2001). Erst 1999 wurde e<strong>in</strong>e weitere Bohrung <strong>in</strong> der Nähe der Insel Pescado<br />

von der Duke University (USA) durchgeführt, die e<strong>in</strong>e Tiefe von etwa 220<br />

m erreichte und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Salzschicht endete (Baker et al., 2001). Hieraus<br />

kann geschlussfolgert werden, dass der Salar noch tiefer se<strong>in</strong> könnte.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

28<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

Die Gerencia Nacional de Recursos Evaporiticos (GNRE) der<br />

bolivianischen Bergbaugesellschaft COMIBOL beruft sich auf die oben<br />

genannten Untersuchungen und schätzt daraus die Lithiumreserven <strong>des</strong><br />

Salar de Uyuni auf 100 Mio. Tonnen (Memoria Institucional 2010).<br />

Diese Schätzung der GNRE ist jedoch unrealistisch und wenig plausibel,<br />

da es zu den tiefer gelegenen Salzschichten ke<strong>in</strong>erlei Informationen<br />

bezüglich der Porosität sowie der chemischen Zusammensetzung<br />

(<strong>in</strong>sbesondere den Lithiumgehalten) der Salzlösung gibt. Es ist daher<br />

re<strong>in</strong>e Spekulation, die bekannten Eigenschaften der obersten Salzschicht<br />

auf alle tiefer gelegenen Salzschichten zu übertragen, um daraus e<strong>in</strong>en<br />

Gesamtvorrat zu berechnen. Im Gegenteil ist anzunehmen, dass die Porosität<br />

<strong>des</strong> Salzes durch den zunehmenden Auflastdruck der überlagernden Salzbzw.<br />

Sedimentschichten, mit zunehmender Tiefe drastisch abnimmt und<br />

daher deutlich weniger lithiumhaltige Salzlösung verfügbar ist. Aus<br />

diesem Grund kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass durch weitere<br />

Erkundungsarbeiten auch die bisherigen Ressourcenangaben <strong>des</strong> USGS<br />

nach unten korrigiert werden müssen.<br />

Karte der Lithiumverteilung <strong>in</strong> der Sole <strong>des</strong> Salar de Uyuni: L<strong>in</strong>ien zeigen die Verteilung<br />

nach Untersuchungen französischer Forscher um F. Risacher aus den 1980er Jahren<br />

(Risacher und Fritz, 1991) <strong>in</strong> mg/L, die Farben kennzeichnen die Verteilung, die sich aus<br />

den Untersuchungen der TU Bergakademie Freiberg zwischen 2009 und 2012 ergibt. Die<br />

gute Übere<strong>in</strong>stimmung der Verteilungsmuster bestätigen die bisherigen Ergebnisse aus<br />

den 1980er Jahren.<br />

Das Lithium-Projekt der TU Bergakademie Freiberg<br />

Seit mehr als 40 Jahren pflegt die TU Bergakademie Freiberg enge<br />

Beziehungen zur bolivianischen Universidad Autónoma Tómas<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

29 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

Frías <strong>in</strong> Potosi. Seit 2008 arbeiten beide Universitäten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt an der Erkundung <strong>des</strong> Salars sowie der Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er für die Bed<strong>in</strong>gungen <strong>des</strong> Salars geeigneten Technologie zur<br />

Gew<strong>in</strong>nung von Lithium, Kalium und Bor sowie anderer chemischer<br />

Komponenten.<br />

1) Im Rahmen der hydrogeologischen Erkundungsarbeiten wurden<br />

zwischen 2009 und 2012 zahlreiche Erkundungsbohrungen und<br />

Felduntersuchungen mit tatkräftiger Unterstützung durch bolivianische<br />

Wissenschaftler und Studenten auf dem Salar realisiert.<br />

Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen Fragen nach der Entstehung<br />

<strong>des</strong> Salzsees sowie den Quellen und Prozessen, die zu e<strong>in</strong>er derart starken<br />

Anreicherung von Lithium <strong>in</strong> der Sole führ(t)en. Dazu soll zunächst e<strong>in</strong>e<br />

detaillierte Charakterisierung der geochemischen Zusammensetzung der<br />

Sole und der räumlichen Verteilung von Lithium und anderen Elementen<br />

im Salar durchgeführt werden.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Schwerpunkt der Erkundungsarbeiten beschäftigt sich<br />

mit den hydraulischen Eigenschaften <strong>des</strong> Salzes, die zum Verständnis der<br />

Solebewegung (Grundwasserströmung) beitragen. Hierbei spielen vor<br />

allem die Parameter Porosität und Permeabilität <strong>des</strong> Salzes e<strong>in</strong>e Rolle.<br />

Denn nur dort, wo viele mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehende Poren mit Sole<br />

gefüllt s<strong>in</strong>d, kann Sole fließen. Mit Hilfe dieser Informationen lässt sich<br />

dann auch e<strong>in</strong>e realistische Bewertung <strong>des</strong> gesamten Lithiumvorkommens<br />

sowie der Gew<strong>in</strong>nbarkeit im Salar de Uyuni durchführen.<br />

2) E<strong>in</strong> entscheidender Schritt bei der Gew<strong>in</strong>nung von Lithium aus der<br />

Salzlösung ist die Aufkonzentrierung bzw. E<strong>in</strong>dampfung der Lösung, um<br />

e<strong>in</strong>e kostengünstige Anreicherung der Lithiumgehalte zu bewirken. Ohne<br />

diese E<strong>in</strong>dampfung müsste sehr viel Energie aufgewendet werden, um das<br />

Lithium von den anderen Elementen der Salzlösung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em chemischtechnischen<br />

Prozess zu trennen.<br />

Die übliche E<strong>in</strong>dampfmethode <strong>in</strong> riesigen Verdunstungsbecken,<br />

wie es <strong>in</strong> der Atacama-Wüste <strong>in</strong> Chile praktiziert wird, ist im Salar de<br />

Uyuni aufgrund der sich unterscheidenden klimatischen Verhältnisse nur<br />

begrenzt oder gar nicht anwendbar. Je<strong>des</strong> Jahr fallen <strong>in</strong> der Regenzeit<br />

zwischen Dezember und März etwa 200 mm Niederschlag, was zu<br />

wochen- bis monatelangen Überschwemmungen <strong>des</strong> Salars führt und den<br />

E<strong>in</strong>dampfprozess unterbricht.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

30<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

Da die E<strong>in</strong>dampfung <strong>in</strong> Verdunstungsbecken jedoch zwischen 8 und<br />

12 Monate dauert, kommt es durch unerwartete Niederschlagsereignisse<br />

zu empf<strong>in</strong>dlichen Störungen im E<strong>in</strong>dampfprozess. Zudem besteht die<br />

Gefahr e<strong>in</strong>er Überflutung der E<strong>in</strong>dampfbecken, wodurch die bereits<br />

teilweise e<strong>in</strong>gedampfte Salzlösung verdünnt und damit der langwierige<br />

E<strong>in</strong>dampfprozess zunichte gemacht würde. E<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche<br />

E<strong>in</strong>dampfung über das ganze Jahr ist daher am Salar de Uyuni mit<br />

klassischen E<strong>in</strong>dampfungsbecken nicht möglich.<br />

Aus diesem Grund wurde an der TU Bergakademie Freiberg e<strong>in</strong>e<br />

alternative E<strong>in</strong>dampfmethode entwickelt. Es handelt sich dabei um<br />

Verdampfungskegel, mit deren Hilfe e<strong>in</strong>e höhere Verdunstungsleistung<br />

auf verhältnismäßig kle<strong>in</strong>er Fläche bewirkt werden kann. Die ersten<br />

Prototypen der Kegel haben e<strong>in</strong>e Größe von ca. 2-3 m und bestehen<br />

aus e<strong>in</strong>em Metallgestell, das mit e<strong>in</strong>er Plastikplane oder Stoff bespannt<br />

ist. Die Salzlösung wird aus e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Vorratsbecken zur Spitze<br />

<strong>des</strong> Kegels gepumpt, wo sie mit Hilfe e<strong>in</strong>es W<strong>in</strong>dra<strong>des</strong> gleichmäßig<br />

verteilt wird und über die Außenhaut <strong>des</strong> Kegels herabfließt (siehe Abb.<br />

2). Durch W<strong>in</strong>d und Sonnene<strong>in</strong>strahlung verdunstet das Wasser auf der<br />

Kegeloberfläche und unerwünschte Salze fallen aus. Da Lithium extrem<br />

leicht löslich ist, verbleibt es bis zum Schluss <strong>in</strong> Lösung. Die Restlösung<br />

wird am unteren Ende <strong>des</strong> Kegels aufgefangen und fließt zurück <strong>in</strong> das<br />

Vorratsbecken. Dieser Kreislauf wird solange betrieben, bis e<strong>in</strong> bestimmter<br />

Grad der E<strong>in</strong>dampfung und somit Aufkonzentrierung der Salzlösung bzw.<br />

Anreicherung <strong>des</strong> Lithiums erreicht ist.<br />

Intensiv-Verdampfungskegel der TU Bergakademie Freiberg zur Anreicherung der<br />

Lithiumgehalte der Salzlösung (Erläuterungen zur Funktionsweise siehe Text)<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

31 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

3) E<strong>in</strong> weiteres Problem, das im Zusammenhang mit e<strong>in</strong>er zukünftigen<br />

Lithiumgew<strong>in</strong>nung nicht aus den Augen verloren werden sollte, ist der hohe<br />

Magnesiumgehalt <strong>in</strong> der Salzlösung <strong>des</strong> Salar de Uyuni. Da Magnesium<br />

sich chemisch sehr ähnlich wie Lithium verhält, ist e<strong>in</strong>e Abtrennung von<br />

Lithium und Magnesium äußerst schwierig. Im Salar de Atacama beträgt<br />

das natürliche Verhältnis von Lithium zu Magnesium etwa 1:1. Zudem ist<br />

das Lithium zu Magnesium Verhältnis <strong>in</strong> der Sole <strong>des</strong> Salar de Uyuni etwa<br />

1:20, d.h. die Sole enthält zwanzig Mal soviel Magnesium wie Lithium.<br />

Das bedeutet, dass der Aufbereitungsprozess, der <strong>in</strong> Chile angewendet<br />

wird, wo das Lithium zu Magnesium Verhältnis weniger extrem ist, <strong>in</strong><br />

<strong>Bolivien</strong> ebenfalls nicht funktioniert und auch hier e<strong>in</strong>e neue Technologie<br />

entwickelt werden muss.<br />

Zur Gew<strong>in</strong>nung von re<strong>in</strong>em Lithiumcarbonat wurde an der Universidad<br />

Autónoma Tomás Frías e<strong>in</strong>e chemisch-technische Versuchsanlage<br />

(Technikum) nach Plänen der TU Bergakademie Freiberg gebaut, die zu<br />

gleichen Teilen von beiden Universitäten f<strong>in</strong>anziert wurde. Hier wird Sulfat<br />

und Magnesium aus der zuvor aufkonzentrierten Salzlauge durch e<strong>in</strong> an<br />

der TU Bergakademie Freiberg von Prof. W. Voigt entwickeltes Verfahren<br />

von sequentieller Kristallisation und Ausfällung abgetrennt.<br />

Erfolge und Widrigkeiten der Forschungsarbeiten<br />

Trotz langwieriger, Kräfte zehrender Entwicklungs- und Baumaßnahmen<br />

wurde im September 2010 das Technikum zur Lithiumcarbonatgew<strong>in</strong>nung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er feierlichen Zeremonie an der Universidad Autonoma Tómas<br />

Frías <strong>in</strong> Potosí e<strong>in</strong>geweiht. Erste Versuche hatten gezeigt, dass mit<br />

Hilfe <strong>des</strong> oben genannten Aufbereitungsverfahrens e<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>heit <strong>des</strong><br />

Lithiumcarbonates von etwa 90% erreicht werden kann. Dennoch s<strong>in</strong>d<br />

weiter Optimierungsschritte dr<strong>in</strong>gend notwendig, um e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternational<br />

verkaufbares Produkt zu erzielen.<br />

Leider kam es unmittelbar nach der Eröffnung <strong>des</strong> Technikums zu<br />

Machtstreitigkeiten um die Leitung der Versuchsanlage, die letztendlich zur<br />

vollständigen Stilllegung sämtlicher Forschungsarbeiten führten. Bis heute<br />

wurden die Arbeiten im Technikum nicht wieder aufgenommen. Dies hatte<br />

ebenso Konsequenzen auf die Weiterentwicklung der Kegeltechnologie,<br />

die eng mit der Gew<strong>in</strong>nung von Lithiumcarbonat verbunden ist.<br />

Lediglich die Forschungsarbeiten zur Erkundung der hydrogeologischen<br />

Verhältnisse <strong>des</strong> Salar de Uyuni konnten <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

32<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

Fakultät für Geologie der UATF bis heute fortgeführt werden. In diesem<br />

Zusammenhang wurden zahlreiche Erkundungsbohrungen auf dem<br />

Salar de Uyuni durchgeführt, Proben entnommen und hydraulische Tests<br />

realisiert.<br />

Doch auch hier wurden die Arbeiten mehrfach durch <strong>in</strong>terne<br />

Schwierigkeiten an den Rand <strong>des</strong> Scheiterns getrieben. Neben unzähligen<br />

zeitlichen Verzögerungen durch Straßenblockaden sowie Blockaden der<br />

Universität, großen und kle<strong>in</strong>en Fiestas oder chronischen Benz<strong>in</strong>mangel<br />

stießen die Forschungsarbeiten auf bürokratische Hürden und das<br />

Nichte<strong>in</strong>halten von Zusagen. E<strong>in</strong> weiteres schwer kalkulierbares Risiko<br />

bei der Durchführung von Kooperationsprojekten oder gar wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten s<strong>in</strong>d die monatelangen Wartezeiten auf Materiallieferungen<br />

aus oder <strong>in</strong> das Ausland durch den bolivianischen Zoll. Wenn der Fortgang<br />

e<strong>in</strong>es Projektes an der Auslieferung von Ersatzteilen aus Deutschland<br />

scheitert oder wissenschaftliches Probenmaterial erst nach 3 Monaten<br />

<strong>in</strong> Deutschland ankommt, ist der Erfolg e<strong>in</strong>es bolivianisch-deutschen<br />

Kooperationsprojektes schnell gefährdet.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron?<br />

Trotz kritisch zu bewertender Vorratsabschätzungen <strong>des</strong><br />

Lithiumvorkommens im Salar de Uyuni besitzt <strong>Bolivien</strong> e<strong>in</strong>es der<br />

bedeutendsten Lithiumvorkommen weltweit. Bei e<strong>in</strong>em derzeitigen<br />

Weltmarktpreis zwischen 4.500 - 5.200 US-$ pro metrischer Tonne<br />

Lithiumcarbonat [3] sche<strong>in</strong>t der Abbau für <strong>Bolivien</strong> e<strong>in</strong> durchaus lukratives<br />

Geschäft zu se<strong>in</strong>. Doch derzeit schafft die bolivianische Bergbaugesellschaft<br />

COMIBOL lediglich Lithiumcarbonat mit e<strong>in</strong>em Re<strong>in</strong>heitsgrad von<br />

etwa 70% selbst herzustellen. Dies ist bei Weitem nicht ausreichend, um<br />

Lithiumcarbonat auf dem Weltmarkt zu verkaufen, denn zur Herstellung<br />

von Lithium-Ionen-Akkumulatoren wird e<strong>in</strong> Re<strong>in</strong>heitsgrad von über 99%<br />

benötigt.<br />

Aus diesem Grund wird nun von Seiten der bolivianischen Regierung<br />

verstärkt auf die Gew<strong>in</strong>nung von Kaliumchlorid gesetzt, was vor allem<br />

als Dünger verwendet wird. Auch Magnesium, Bor und Brom kommen<br />

im Salar de Uyuni <strong>in</strong> bedeutenden Konzentrationen und Mengen vor und<br />

warten auf e<strong>in</strong>e ökonomische Erschließung. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d Kalium und<br />

Magnesium Massenrohstoffe, die e<strong>in</strong> hocheffizientes Transportsystem<br />

sowie e<strong>in</strong>e Anb<strong>in</strong>dung an e<strong>in</strong>en Seehafen erfordern.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

33 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

Es steht also außer Frage, dass der Salar de Uyuni e<strong>in</strong> natürlicher<br />

Schatz für <strong>Bolivien</strong> ist. Doch wird es <strong>Bolivien</strong> angesichts der zahlreichen<br />

spezifischen Schwierigkeiten, wie z.B. mangelnder Infrastruktur,<br />

fehlender Technologie und Know-How, bürokratischer Hürden sowie<br />

e<strong>in</strong>er Mentalität, die oftmals e<strong>in</strong>er modernen Arbeitsweise im Weg steht,<br />

tatsächlich schaffen, diesen natürlichen Reichtum für sich nutzbar zu<br />

machen? Oder bleibt <strong>Bolivien</strong> auf lange Sicht der Bettler auf dem goldenen<br />

Thron?<br />

Dipl.-Geoökol. Robert Sieland, Dipl.-Geoökol. Nadja Schmidt, Prof.<br />

Broder Merkel<br />

TU Bergakademie Freiberg, Institut für Geologie, Lehrstuhl für<br />

Hydrogeologie, Gustav-Zeuner-Straße 12, D-09599 Freiberg<br />

Literaturangaben<br />

AGUILAR-FERNANDEZ, R. (2009) Estimat<strong>in</strong>g the Opportunity<br />

cost of Lithium extraction <strong>in</strong> the Salar de Uyuni, Bolivia. Nicholas<br />

School of the Environment. Duke Duke University.<br />

BAKER, P. A., RIGSBY, C. A., SELTZER, G. O., FRITZ, S. C.,<br />

LOWENSTEIN, T. K., BACHER, N. P. & VELIZ, C. (2001) Tropical<br />

climate changes at millennial and orbital timescales on the Bolivian<br />

Altiplano. Nature, 409, 698.<br />

BALLIVIAN, O. & RISACHER, F. (1981) Los Salares del Altiplano<br />

boliviano - Metodos de Estudio y Estimación economica.<br />

COMIBOL (2008) Proyecto de Industrializacion de salmuera del<br />

Salar de Uyuni. Präsentation.<br />

COMIBOL (2010) Memoria 2010.<br />

http://www.evaporiticos.gob.bo/wp-content/uploads/2011/11/<br />

memoria2010.pdf.<br />

ERICKSEN, G. E., VINE, J. D. & BALLON, R. (1977) Lithium-rich<br />

br<strong>in</strong>es at Salar de Uyuni and nearby Salars <strong>in</strong> Southwestern Bolivia.<br />

Open File Report. Denver, U.S. Geological Survey.<br />

FORNARI, M., RISACHER, F. & FÉRAUD, G. (2001) Dat<strong>in</strong>g of<br />

paleolakes <strong>in</strong> the central Altiplano of Bolivia. Palaeogeography,<br />

Palaeoclimatology, Palaeoecology, 172, 269-282.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

34<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

MCGEARY, S., BILLS, B. G., JIMENEZ, G., BLACK, J. D.,<br />

RAJKOVIC, D. G. & CASLER, C. (2000) High-resolution seismic<br />

reflection profil<strong>in</strong>g of the Salar de Uyuni, Bolivia, core site for<br />

paleoclimatology and neotectonic history of the Altiplano. Abstracts<br />

with Programs - Geological Society of America, 32, pp.273-274.<br />

MORAN, R. E. (2009) M<strong>in</strong>ando el aqua: La M<strong>in</strong>a San Cristóbal,<br />

Bolivia.<br />

http://aguabolivia.org/wp-content/uploads/2009/12/<strong>in</strong>forme-robert.<br />

pdf, 05.09.2012.<br />

RISACHER, F. & FRITZ, B. (1991) Quaternary geochemical<br />

evolution of the salars of Uyuni and Coipasa, Central Altiplano,<br />

Bolivia. Chemical Geology, 90, 211-231.<br />

WOLF, M. (2010) Salare <strong>des</strong> Altiplano - Ihre Entstehung und<br />

wirtschaftliche Bedeutung IN WESSOLEK, G., KAUPENJOHANN,<br />

M. & RENGER, M. (Eds.) Bodenökologie und Bodengenese. Berl<strong>in</strong>,<br />

Technische Universität Berl<strong>in</strong>, Institut für Ökologie<br />

[1] USGS 2012: http://m<strong>in</strong>erals.usgs.gov/m<strong>in</strong>erals/pubs/mcs/2012/<br />

mcsapp2012.pdf, 08.01.2013 [2]USGS 2012: siehe ²<br />

[3] http://lithium<strong>in</strong>vest<strong>in</strong>gnews.com/5886/lithium-prices-2012-carbonatehydroxide-chloride/<br />

(Stand: 09.02.2013)<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

35 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

Die <strong>Geschichte</strong> der M<strong>in</strong>e Himalaya - aus<br />

e<strong>in</strong>em Gespräch mit Wolfgang F. Kyllmann<br />

Vielen ist die M<strong>in</strong>e Himalaya und ihre <strong>Geschichte</strong> nicht mehr gut <strong>in</strong><br />

Er<strong>in</strong>nerung. Vor sieben Jahren konnte man fast jeden Tag neue Nachrichten<br />

darüber <strong>in</strong> der Zeitung lesen, als 200 der dortigen “Communiarios”<br />

die M<strong>in</strong>e besetzen. Die M<strong>in</strong>e Himalaya, die über e<strong>in</strong>es der größten<br />

Wolframvorkommen <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> verfügt, liegt 160 km entfernt <strong>des</strong> Illimani<br />

auf e<strong>in</strong>er Höhe von 3650 m an e<strong>in</strong>er steilen Felswand <strong>in</strong> der Gegend der<br />

Serranía Cerro Negro, im Süden der Yungas.<br />

Wie der Eigentümer Wolfgang F. Kyllmann berichtete, war diese M<strong>in</strong>e<br />

schon vor ungefähr 100 Jahren bekannt. Sie gehörte anfangs privaten<br />

Eigentümern, wurde 1952 verstaatlicht; zwei Drittel wurden 1984 bei<br />

e<strong>in</strong>er Auktion an das Kyllmannsche Unternehmen Empresa M<strong>in</strong>era<br />

Himalaya Ltda. (EMH), verkauft. Zu diesem Zeitpunkt habe es noch ke<strong>in</strong>en<br />

befahrbaren Weg bis zur M<strong>in</strong>e gegeben, und die vorhandene Infrastruktur<br />

für die Arbeiten <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>e seien eher primitiv gewesen, so Kyllmann.<br />

Damals unterschrieb EMH mit COMIBOL e<strong>in</strong>en Pachtvertrag über 30<br />

Jahre zur Ausbeutung der M<strong>in</strong>e.<br />

Um das Potential zu schätzen, habe EMH rund 6 Millionen Dollar<br />

<strong>in</strong>vestiert. Bei der Untersuchung habe man festgestellt, dass die<br />

Vorkommen an Wolfram und Z<strong>in</strong>n ungefähr für die nächsten 40 Jahre<br />

ausreichen würden, bei e<strong>in</strong>em Abbau von 1500 Tonnen Rohmaterial pro<br />

Tag (das Material enthält im Durchschnitt 0,8% Wolfram, 0,9% Z<strong>in</strong>n).<br />

Nur wenige Monate, nachdem die EMH die Machbarkeitsstudie bei der<br />

COMIBOL e<strong>in</strong>gereicht hatte, sei zunächst der Weg zur M<strong>in</strong>e gesperrt und<br />

die Wasser- und Stromversorgung unterbrochen worden. Schließlich, nach<br />

vier Tagen, sei es zur Besetzung durch die “Communarios” gekommen.<br />

Die Arbeiter der M<strong>in</strong>e seien machtlos gewesen angesichts e<strong>in</strong>er<br />

vierfach größeren Menschenmenge, die am 27. Oktober 2007 mit Gewalt<br />

die Kontrolle über die M<strong>in</strong>e übernahm. Später habe sich herausgestellt,<br />

dass von den Tätern zwanzig bei EMH arbeiteten.<br />

In der Vergangenheit hätte e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>enkooperative namens<br />

Cerro Negro die M<strong>in</strong>e bearbeitet. Sie habe jedoch wegen Mangels an<br />

Dokumenten schon vor 1984 ihre Lizenz verloren; nach E<strong>in</strong>schätzung<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

36<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

Kyllmanns hatten Angehörige der Kooperative die Bewohner <strong>des</strong> Ortes<br />

gegen die EMH aufgehetzt.<br />

Drei Monate nach der Besetzung hätten Angehörige der Regierung<br />

und der Föderation der M<strong>in</strong>enarbeiter die M<strong>in</strong>e aufgesucht, um Gespräche<br />

zu führen Die Besatzer seien betrunken und mit Stöcken bewaffnet zum<br />

Gespräch erschienen, so dass es zu e<strong>in</strong>er Schlägerei gekommen sei und die<br />

Verhandlungen für gescheitert erklärt werden mussten. Das M<strong>in</strong>isterium<br />

der Präsidentschaft und das Bergbaum<strong>in</strong>isterium verlangten mehrfach<br />

ergebnislos <strong>in</strong> offiziellen Schreiben die Rückgabe der M<strong>in</strong>e.<br />

Kyllmann berichtete, dass es e<strong>in</strong> Jahr und sechs Monate nach dem<br />

Überfall e<strong>in</strong>er Dreißig-Mann-Truppe der Polizei gelungen sei, die<br />

M<strong>in</strong>e zurückzuerobern. Die Besatzer seien verschwunden gewesen.<br />

E<strong>in</strong>hundertfünzig Polizisten hätten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vorort auf den Befehl zum<br />

E<strong>in</strong>greifen gewartet, der jedoch nie gekommen sei. Die Besatzer seien mit<br />

Verstärkung zurückgekommen, hätten die Polizisten gefesselt und wieder<br />

die Kontrolle übernommen. Die Polizisten seien schließlich mit ger<strong>in</strong>gen<br />

Verletzungen entkommen, jedoch unter Verlust ihrer Waffen. Nach diesem<br />

Vorfall habe die Polizei ke<strong>in</strong>en zweiten E<strong>in</strong>satz riskieren wollen.<br />

Die EMH habe mehrere gerichtliche Verfahren e<strong>in</strong>geleitet, die zu Gunsten<br />

<strong>des</strong> Unternehmens ausgefallen seien, aber bisher nicht vollstreckt worden<br />

seien. Der Gesamtschaden lasse sich auf ungefähr 10 Mio. US-$ schätzen,<br />

e<strong>in</strong>e genaue Berechnung sei bisher aber nicht möglich, zumal EMH weiterh<strong>in</strong><br />

Steuern und Pacht für die M<strong>in</strong>e zahle, ohne aus ihr Gew<strong>in</strong>n zu ziehen.<br />

Die Kooperative Cerro Negro, die seit bis heute die M<strong>in</strong>e weiter<br />

ausbeutet, verkaufe, so Kyllmann abschließend, das abgebaute Wolfram<br />

auf dem Schwarzmarkt.<br />

Wolfgang L. Ohnes Casso<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

37 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

Besuch der M<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Potosí –<br />

Erfahrungsberichte e<strong>in</strong>iger Schüler der<br />

Klasse S6A der Deutschen Schule La Paz<br />

Vom 13. – 20. September 2012 unternahm der Jahrgang S5 (jetzt S6) <strong>des</strong><br />

Colegio Aleman Mariscal Braun La Paz e<strong>in</strong>e Studienfahrt nach Sucre,<br />

Potosí und Uyuni. Im Rahmen dieser Fahrt besuchten die Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler auch die M<strong>in</strong>e vom „Cerro Rico“ <strong>in</strong> Potosí.<br />

Schüler der ehemaligen Jahrgangsstufe S5 <strong>des</strong> Colegio Aleman vor ihrem Besuch <strong>in</strong> der<br />

M<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Potosí<br />

„Cerro Rico“ bedeutet „Reicher Berg“. Dieser Berg war e<strong>in</strong>mal die<br />

wichtigste und größte M<strong>in</strong>e der Welt. Deshalb war Potosí auch e<strong>in</strong>e der<br />

wichtigsten und größten Städte der Welt, vergleichbar <strong>in</strong> der Größe mit<br />

Paris. Die Stadt wurde damals „Villa Imperial“ genannt, das „Kaiserdorf“.<br />

Während der Kolonialzeit <strong>in</strong> Südamerika war Potosí e<strong>in</strong> Teil <strong>des</strong> Altoperu,<br />

heute <strong>Bolivien</strong>. Die Spanier förderten viel Silber aus dieser M<strong>in</strong>e. E<strong>in</strong>e<br />

Legende erzählt, dass man mit dem Silber, das die Spanier abgebaut haben,<br />

e<strong>in</strong>e Silberbrücke von Potosí bis Madrid hätte bauen können. Außerdem<br />

hätte man die gleiche Brücke mit den Knochen all der Menschen, die <strong>in</strong><br />

dieser M<strong>in</strong>e gestorben s<strong>in</strong>d, bauen können.<br />

Heutzutage gibt es noch viel Silber <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>e, aber nur <strong>in</strong> tieferen<br />

Bereichen <strong>des</strong> Berges. Die Unternehmen wollen nicht viel Geld <strong>in</strong> die<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

38<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

Förderung dieses Silbers <strong>in</strong>vestieren, weil das Risiko zu groß ist. Der Berg<br />

könnte zusammenfallen, wenn man <strong>in</strong> den tieferen Bereichen arbeitet, und<br />

so könnten nicht nur noch viel mehr Arbeiter getötet werden, sondern auch<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Symbol <strong>Bolivien</strong>s verschw<strong>in</strong>den.<br />

Alexander Jürgensen<br />

Der Bergbau spielt e<strong>in</strong>e besondere Rolle <strong>in</strong> der bolivianischen <strong>Geschichte</strong>.<br />

Schon seit der Zeit der spanischen Kolonisierung war der Bergbau die<br />

wichtigste wirtschaftliche Aktivität <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>, und obwohl dieser Sektor<br />

<strong>in</strong> den letzten 20 Jahren an Wichtigkeit verloren hat, ist er auch heute noch<br />

von großer Bedeutung. Deswegen haben die Bergarbeiter (M<strong>in</strong>eros) e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Rolle <strong>in</strong> der bolivianischen Gesellschaft. Die Möglichkeit, die<br />

harte Arbeit der Bergarbeiter besser kennenzulernen, war bee<strong>in</strong>druckend<br />

und unvergesslich.<br />

Bevor wir <strong>in</strong> die M<strong>in</strong>e gegangen s<strong>in</strong>d, mussten wir uns entsprechend<br />

anziehen, jeder bekam Stiefel und e<strong>in</strong>en Helm. Wir hatten Zigaretten und<br />

Kokablätter gekauft, um sie mit den Bergarbeitern zu teilen. Die Wege <strong>in</strong><br />

der M<strong>in</strong>e waren sehr eng, die M<strong>in</strong>e am Anfang sehr kalt, aber je weiter<br />

man h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gegangen ist, <strong>des</strong>to heißer wurde es. Nach e<strong>in</strong>er Stunde war es<br />

über 40°C.<br />

In der M<strong>in</strong>e gibt es mehrere Statuen <strong>des</strong> Teufels (auch Tio genannt), weil<br />

er e<strong>in</strong>e wichtige spirituelle Rolle für die Bergarbeiter spielt. Die Qualität<br />

der M<strong>in</strong>eralien und die Sicherheit der M<strong>in</strong>eros liegen <strong>in</strong> den Händen <strong>des</strong><br />

Teufels. Er ist der Herr der M<strong>in</strong>en und Schutzherr der M<strong>in</strong>eros, <strong>des</strong>wegen<br />

müssen die Bergarbeiter und wir als Besucher viel Respekt vor ihm zeigen.<br />

Als wir vor e<strong>in</strong>er der Statuen <strong>des</strong> Tio standen, mussten wir die Lampen der<br />

Helme abschalten. Auf e<strong>in</strong>mal war die M<strong>in</strong>e dunkel und wir alle bekamen<br />

Angst.<br />

Der Besuch der M<strong>in</strong>e dauerte zwei Stunden, <strong>in</strong> denen wir über 4 km<br />

gelaufen s<strong>in</strong>d. Wir haben e<strong>in</strong>en sehr guten E<strong>in</strong>druck davon bekommen,<br />

wie hart und schwierig die Arbeit <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>e ist. Dieses Erlebnis hat mich<br />

sehr bee<strong>in</strong>druckt. Ich verstehe jetzt, wie hart und schwierig das Leben im<br />

Hochland ist und wie wichtig die Bergarbeiter für unser Land s<strong>in</strong>d. Ich<br />

kann diesen Besuch nur weiterempfehlen, weil man <strong>Bolivien</strong> so besser<br />

verstehen kann.<br />

Isabel Anaya<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

39 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

Me<strong>in</strong> erster E<strong>in</strong>druck von der M<strong>in</strong>e: Es ist kalt. Wir gehen <strong>in</strong> die Dunkelheit.<br />

Man sieht endlose dunkle Tunnel. Man kann die Kälte <strong>in</strong> den Füßen fühlen,<br />

obwohl man Gummistiefel trägt. In den Stollen gibt es Schienen, die den<br />

Weg kennzeichnen, und man muss immer zwischen diesen Schienen<br />

wandern, weil daneben kaum Platz ist. Zwischen den Schienen steht kaltes<br />

Wasser, das aus dem Berg kommt. Noch können wir normal atmen, und<br />

wir sehen viele glänzende M<strong>in</strong>eralien. Sie sehen aus wie Silber oder Gold,<br />

aber unser Führer erzählt uns, dass dies die „M<strong>in</strong>eralien der Idioten“ s<strong>in</strong>d,<br />

denn sie sehen zwar wertvoll aus, kosten aber weniger als 1 Boliviano.<br />

Als wir weiter <strong>in</strong> die M<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gehen, wird das Atmen schwieriger<br />

und man muss viel husten. Schritt für Schritt wird der Stollen enger,<br />

manchmal muss man sich bücken und manchmal auch kriechen. Auf dem<br />

ersten Teil <strong>des</strong> Weges haben wir niemanden gesehen, aber jetzt sehen wir<br />

viele Arbeiter, die uns grüßen und Witze machen. Wir geben ihnen die<br />

D<strong>in</strong>ge, die wir vorher gekauft haben, Kokablätter, Alkohol, Zigaretten und<br />

Getränke. Entlang <strong>des</strong> Stollens gibt es viele Gruppen von Arbeitern. Die<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d sehr schlecht. Die Arbeiter müssen<br />

von 10 Uhr morgens bis 18 Uhr abends M<strong>in</strong>eralien abbauen, bei sehr<br />

schlechter Luft, die das Atmen erschwert. Me<strong>in</strong>e Gruppe ist 2 km <strong>in</strong> die<br />

M<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gegangen, und die Arbeiter sagen uns, dass das e<strong>in</strong> Rekord<br />

ist. So tief <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>e ist es sehr heiß, ca. 45°C. Die Bergleute arbeiten<br />

wegen der Hitze hier ohne T-Shirts. Je tiefer man <strong>in</strong> den Berg geht, <strong>des</strong>to<br />

heißer wird es. Manchmal hört man das Wort „Achtung“, das bedeutet,<br />

dass e<strong>in</strong> Wagen voller M<strong>in</strong>eralien kommt und wir uns neben den Schienen<br />

positionieren müssen, damit der Wagen uns nicht überfährt. Je drei Arbeiter<br />

müssen die 2,5 Tonnen M<strong>in</strong>eralien <strong>in</strong> diesen Wagen transportieren.<br />

In die M<strong>in</strong>e zu gehen ist e<strong>in</strong>e der besten Erfahrungen, die man<br />

machen kann, da man sieht, wie schwer die Arbeit dort ist. Man sieht<br />

die katastrophalen Bed<strong>in</strong>gungen, unter denen die Bergmänner arbeiten<br />

müssen. Bevor sie <strong>in</strong> die M<strong>in</strong>e gehen, bitten sie Gott, dass sie noch e<strong>in</strong>en<br />

Tag leben dürfen. Sie essen fast gar nichts, kauen nur Kokablätter, das hilft<br />

beim Atmen und gegen die Müdigkeit. Sie müssen jeden Tag acht lange<br />

Stunden pausenlos arbeiten, fast ohne Licht. Da wir nach zwei Stunden <strong>in</strong><br />

der M<strong>in</strong>e schon sehr müde waren, kann man sich vorstellen, wie müde die<br />

Arbeiter sich nach acht Stunden fühlen müssen.<br />

Jimmy Oatman<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

40<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

Wir g<strong>in</strong>gen im Gänsemarsch <strong>in</strong> die enge M<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Unsere Stiefel<br />

sanken <strong>in</strong>s Wasser, als wir liefen, und unsere Füße wurden kalt. Wir liefen<br />

gebeugt und versuchten, uns nicht den Kopf an den unregelmäßigen<br />

Ste<strong>in</strong>en der Decke zu stoßen. Auf diese Weise erreichten wir e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>neren<br />

trockenen Teil. Unsere Füße waren jetzt nicht mehr kalt, aber der Staub<br />

<strong>in</strong> der Umgebung brachte uns die ganze Zeit zum Niesen. Der Weg<br />

wurde immer enger und wir mussten uns mehr und mehr bücken, um<br />

weiterzulaufen. Die Temperatur stieg immer mehr an, und ich war froh,<br />

dass ich nur e<strong>in</strong>e dünne Bluse anhatte.<br />

Am Ende unseres Weges fanden wir den „Tio“, den Gott der M<strong>in</strong>e.<br />

Die Bergarbeiter bieten ihm Gaben an, damit er im Gegenzug gute<br />

M<strong>in</strong>eraliengänge gibt. Es ist e<strong>in</strong>e große Teufelsstatue mit zwei Hörnern,<br />

voll mit Konfetti, Koka und anderen Gaben. Der Führer zündete e<strong>in</strong>e<br />

Zigarette an und legte sie <strong>in</strong> den Mund dieses Teufels, dann goss er Koka<br />

und Alkohol auf die Arme. Dann machten wir alle die Lichter aus und<br />

der Führer erzählte uns Erlebnisse und <strong>Geschichte</strong>n der M<strong>in</strong>e. Danach<br />

schenkten wir die Getränke und die Koka den Bergarbeitern, die an uns<br />

vorbei liefen.<br />

Wir g<strong>in</strong>gen durch e<strong>in</strong>en anderen Tunnel raus und sahen das Tageslicht<br />

nach ca. 45 m<strong>in</strong> Dunkelheit. Es ist schwer zu glauben, dass die Bergarbeiter<br />

so lange Zeit <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>e bleiben und nur e<strong>in</strong>e kurze Zeit rauskommen.<br />

Raquel Orias<br />

Ich fühlte mich sehr schlecht, als wir an der M<strong>in</strong>e ankamen, wegen der<br />

Höhe, denn die M<strong>in</strong>e liegt ca. 4400m über NN. Es war kalt, obwohl die<br />

Sonne schien, weil der W<strong>in</strong>d sehr stark war. Die M<strong>in</strong>e machte mir Angst,<br />

nicht nur wegen der <strong>Geschichte</strong>n, die wir gehört hatten, sondern auch,<br />

weil ich sah, wie die Umgebung aussah und wie die Leute dort lebten. Der<br />

Besuch der M<strong>in</strong>e war freiwillig, da er wegen der Instabilität <strong>des</strong> Berges<br />

nicht ungefährlich ist, aber schließlich nahm ich me<strong>in</strong>en Mut zusammen<br />

und g<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.<br />

Der Boden <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>e war nass, mit jedem Schritt wurde es dunkler,<br />

bis man nichts mehr sehen konnte, aber zum Glück hatten wir e<strong>in</strong>e Lampe,<br />

die uns den Weg zeigte. Der Weg wurde immer schlechter und Staub und<br />

M<strong>in</strong>eralien schwebten <strong>in</strong> der Luft, so dass wir alle husten mussten. An<br />

manchen Stellen konnte ich kaum gehen, obwohl ich mich bückte, und<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

41 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

später gab es e<strong>in</strong>e Stelle, wo wir sogar kriechen mussten. Die Temperatur<br />

stieg immer weiter an, bis man es nicht mehr ertragen konnte.<br />

Als wir wieder draußen waren, waren wir alle erstaunt, wie stark die<br />

Arbeiter der M<strong>in</strong>e waren und was für e<strong>in</strong>en starken Lebenswillen sie hatten.<br />

Felix Knaudt<br />

Als wir vor der M<strong>in</strong>e standen, hat uns unsere Führer<strong>in</strong> die wichtigsten<br />

Regeln beigebracht: Immer h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander laufen; unsere Füße heben,<br />

wenn wir laufen, damit ke<strong>in</strong> Pulver <strong>in</strong> unsere Lungen kommt; und wenn<br />

sie „guarda!“ schreit, müssen wir uns an die Wände <strong>des</strong> Stollens pressen,<br />

da e<strong>in</strong> tonnenschwerer Waggon mit M<strong>in</strong>eralien auf dem Schienenweg<br />

rausgezogen wird.<br />

Unsere Gruppe war die, die am tiefsten <strong>in</strong> die M<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gegangen<br />

ist. Wir sahen verschiedene M<strong>in</strong>eralien, und unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

die Arbeiter <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>e arbeiten, teilweise ohne Helme und Atemmasken.<br />

Ke<strong>in</strong> Wunder, dass auch heute noch viele Bergleute nicht älter als 40 Jahre<br />

werden. Trotz allem empfehle ich jedem, der die Möglichkeit hat, die M<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong> Potosí zu besuchen.<br />

Anja Schröder<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

42<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

Titel<br />

Von Nichts kommt nichts!<br />

Über die Zukunft <strong>des</strong> <strong>Bergbaus</strong> <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong><br />

Oscar Kempff, Geologe, ausgebildet <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong>, Chile und den<br />

Niederlanden, mit dreißigjähriger Erfahrung <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika, ist e<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>timer Kenner <strong>des</strong> <strong>Bergbaus</strong> <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong>. Er erhielt für se<strong>in</strong>e Verdienste<br />

um den Bergbau <strong>Bolivien</strong>s den Orden Medalla al Mérito M<strong>in</strong>ero.<br />

CM: Wenn wir an die Zukunft <strong>des</strong> bolivianischen <strong>Bergbaus</strong> denken,<br />

was s<strong>in</strong>d Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach die wichtigsten Entwicklungsfaktoren?<br />

OK: Da ist zum e<strong>in</strong>en der gesetzliche Rahmen. Es gibt ke<strong>in</strong> Bergbaugesetz,<br />

welches klare und transparente Förder- und Explorationsbed<strong>in</strong>gungen<br />

für private und transnationale Unternehmen schafft. Daher f<strong>in</strong>den die<br />

notwendigen Investitionen <strong>in</strong> den bolivianischen Bergbau so gut wie nicht<br />

statt. Dank der hohen Weltmarktpreise konnte der Bergbau <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren gute Resultate erzielen. Aber die Produktionskosten s<strong>in</strong>d im Vergleich<br />

mit anderen Ländern sehr hoch und das Produktionsvolumen ist im Jahre<br />

2012 um 25 % gefallen. E<strong>in</strong> neues Bergbaugesetz wartet seit Jahren auf<br />

se<strong>in</strong>e Verabschiedung durch Kab<strong>in</strong>ett und Parlament. Rechtsunsicherheit<br />

ist für den Bergbau, der hohe Investitionen und langfristige Engagements<br />

benötigt, die denkbar schlechteste Rahmenbed<strong>in</strong>gung!<br />

Der Bergbau ist <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> durch das Kooperativwesen gekennzeichnet.<br />

Die gegenwärtige Regierung bevorzugt e<strong>in</strong>deutig Kooperativen als<br />

Gesellschaftsform der Bergbauunternehmen, obwohl diese ke<strong>in</strong>e Steuern<br />

und Abgaben an den Staat leisten. So gehen der bolivianischen Regierung<br />

Millionenbeträge an E<strong>in</strong>nahmen verloren.<br />

Aufgrund <strong>des</strong> fehlenden Kapitals nutzen die Kooperativen im<br />

Produktionsprozess vors<strong>in</strong>tflutliche Arbeitsmethoden und beuten <strong>in</strong><br />

erster L<strong>in</strong>ie ihre Arbeitskräfte aus. Soziale oder ökologische Standards<br />

werden kaum berücksichtigt. Auch K<strong>in</strong>derarbeit ist weit verbreitet.<br />

Sozialverträgliche Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d unbekannt. Nur wenige<br />

Arbeiter s<strong>in</strong>d sozial versichert und die Bezahlung ist schlecht. Man<br />

kann sagen, dass es den Kooperativen nicht leicht fällt, die sozialen und<br />

ökologischen Normen zu erfüllen. Sie werden unzureichend kontrolliert<br />

und operieren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em rechtsfreien Raum..<br />

Durch die mehr als 200 Besetzungen von Bergbaubetrieben durch<br />

Kooperativen ist der Privatsektor abgeschreckt. Notwendige Investitionen<br />

43 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

bleiben aus. Du kannst dir als rechtmäßiger Besitzer e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>e nie sicher<br />

se<strong>in</strong>, wann du enteignet wirst. E<strong>in</strong> gutes Beispiel ist die M<strong>in</strong>e Himalaya,<br />

<strong>in</strong> die der Besitzer 10 Mio. US-Dollar <strong>in</strong>vestiert hatte. Die M<strong>in</strong>e wurde<br />

von heute auf morgen von Kooperativisten und Comunarios besetzt und<br />

von ihnen ohne Rechtstitel weiter ausgebeutet. Dieses illegale Vorgehen<br />

wurde bisher vom Staat nicht geahndet. Die geförderten Bergbauprodukte<br />

werden illegal verkauft. Hier gehen dem Staat Steuere<strong>in</strong>nahmen verloren.<br />

Der Eigentümer wurde bisher nicht entsprechend entschädigt. Dies schafft<br />

Unsicherheit und schreckt potenzielle Investoren ab. Dr<strong>in</strong>gend benötigtes<br />

Investitionskapital und neues Knowhow für den <strong>Bergbaus</strong>ektor machen<br />

zunehmend e<strong>in</strong>en Bogen um <strong>Bolivien</strong>.<br />

CM: Gab es <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> nie Bestrebungen, sich der EITI Initiative<br />

anzuschließen? Dies würde doch die Bemühungen unterstützen, nicht von<br />

<strong>in</strong>ternationalen Bergbauunternehmen über den Tisch gezogen zu werden,<br />

Transparenz <strong>in</strong> die Vertragsgestaltung zu br<strong>in</strong>gen und auch soziale und<br />

Ökostandards e<strong>in</strong>zuführen? 1<br />

OK: <strong>Bolivien</strong> hat diese neueren Entwicklungen im Bergbau nie<br />

aufgegriffen. Sie s<strong>in</strong>d vielen Entscheidungsträgern nicht bekannt. Zudem<br />

wurde der Bergbau bisher nicht mit e<strong>in</strong>er Langfristperspektive von der<br />

Regierung gefördert. Staatlichen Diensten wie dem Servicio Geológico<br />

wurde die Unterstützung entzogen. Viele gute Fachkräfte haben sich aus<br />

dem öffentlichen Dienst zurückgezogen. Auch die <strong>in</strong>ternationale Hilfe<br />

g<strong>in</strong>g zurück, wie z.B. von der Bun<strong>des</strong>anstalt für Geowissenschaften und<br />

Rohstoffe (BGR) und der Kanadischen Kooperation. Letztere hatten<br />

den Aufbau e<strong>in</strong>er virtuellen Bergbau-Bibliothek gefördert und Personal<br />

dafür qualifiziert. Aber leider besteht das Projekt heute nicht mehr. Viele<br />

hochqualifizierte bolivianische Fachkräfte arbeiten heute im Ausland.<br />

Dort verdienen sie mehr und haben e<strong>in</strong>en höheren Lebensstandard. Die<br />

gegenwärtige Regierungspolitik hat sicherlich dazu beigetragen und<br />

verschiedene Probleme mit sich gebracht. M<strong>in</strong>enprojekte wie Mutún oder<br />

Lithium funktionieren nicht oder s<strong>in</strong>d gescheitert, bevor sie überhaupt<br />

begonnen wurden. Wie gesagt, wir sollten uns darüber im Klaren se<strong>in</strong>,<br />

dass wir <strong>in</strong> Konkurrenz zu anderen Standorten stehen und dass ausreichend<br />

qualifizierte Fachkräfte und Rechtssicherheit unabd<strong>in</strong>gbar für e<strong>in</strong>en<br />

prosperierenden Bergbau s<strong>in</strong>d.<br />

Zudem muss man bedenken, dass es sehr schwierig ist, das verloren<br />

gegangene Vertrauen nach über 200 Besetzungen und Enteignungen<br />

1 Siehe Kasten zu EITI am Ende <strong>des</strong> Interview<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

44<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

zurückzugew<strong>in</strong>nen – das ist e<strong>in</strong> hartes Stück Arbeit. So lange hier ke<strong>in</strong>e<br />

Rechtssicherheit und Verlässlichkeit e<strong>in</strong>tritt, werden <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> größere<br />

Auslands<strong>in</strong>vestitionen <strong>in</strong> den Bergbau die Ausnahme bleiben.<br />

CM: Was me<strong>in</strong>en Sie damit, Herr Kempff? Haben sie Beispiele für diese<br />

andere Art der Bergbaupolitik <strong>in</strong> Südamerika?<br />

OK: Gute Beispiele gibt es aus den Nachbarländern Argent<strong>in</strong>ien,<br />

Chile und Peru zu nennen. Dort hat die Regierung Investoren angelockt.<br />

Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien wurden 20 000 Mio. US-Dollar im vergangenen Jahr<br />

<strong>in</strong>vestiert, <strong>in</strong> Peru waren es sogar 35 000 Mio. US-Dollar. Das s<strong>in</strong>d riesige<br />

Beträge, die aber auch notwendig s<strong>in</strong>d, um Bergbau im großen Stil zu<br />

betreiben. Bergbau benötigt riesige Investitionen, um neue Lagerstätten zu<br />

erschließen. Gerade die großen <strong>in</strong>ternationalen Bergbaufirmen s<strong>in</strong>d zudem<br />

heute zertifiziert, um soziale und ökologische Standards zu berücksichtigen.<br />

Dies ist wiederum förderlich für gute soziale Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen und<br />

e<strong>in</strong>en ökologisch verträglichen Abbau. Bei großen <strong>in</strong>ternationalen Firmen<br />

wird das heutzutage von den Shareholdern kontrolliert. Es wird schwierig<br />

für <strong>Bolivien</strong>, diese verlorenen Jahre aufzuholen. Denn der Bergbau ist<br />

ja e<strong>in</strong> zyklisches Geschäft. Bestimmte Buntmetalle, die <strong>Bolivien</strong> besitzt,<br />

bef<strong>in</strong>den sich derzeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Hochpreisphase, die vielleicht noch die<br />

nächsten 5 – 7 Jahre andauern wird. Dann werden voraussichtlich die<br />

Preise wieder fallen.<br />

CM: Nennen Sie uns Beispiele?<br />

OK: Das beste Beispiel s<strong>in</strong>d die fossilen Brennstoffe. Diese können nur<br />

solange hohe Preise auf dem Weltmarkt erzielen, so lange die Substitute<br />

<strong>in</strong> Form alternativer Energiequellen noch nicht entwickelt wurden. Aber<br />

solche Entwicklungen können sehr schnell vor sich gehen und dann s<strong>in</strong>d<br />

bestimmte M<strong>in</strong>erale e<strong>in</strong>fach nicht mehr gefragt.<br />

CM: Wie lange, me<strong>in</strong>en Sie, hält der Boom der hohen Bergbaupreise für<br />

hiesige Produkte noch an?<br />

OK: Ich gebe dem Boom nicht mehr als 7 Jahre. Daher die aggressive<br />

Politik der Nachbarländer und deren hohe Bergbau<strong>in</strong>vestitionen. Dort<br />

werden riesige Summen <strong>in</strong>vestiert <strong>in</strong> der Hoffnung, <strong>in</strong> relativ kurzer Zeit die<br />

entsprechenden Gew<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>zufahren. <strong>Bolivien</strong> wie je<strong>des</strong> andere Land ist<br />

vollkommen abhängig von diesem <strong>in</strong>ternationalen Trend im Bergbau. Des<br />

Weiteren hat <strong>Bolivien</strong> viel Humankapital an die Nachbarländer verloren<br />

und <strong>in</strong> den letzten Jahren wurden kaum Investitionen <strong>in</strong> die Erkundung<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

45 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Titel<br />

neuer Lagerstätten getätigt. Die Kooperativen und die Comuneros arbeiten<br />

nur die altbekannten Lagerstätten zum wiederholten Mal durch. Aber auch<br />

die Universitäten s<strong>in</strong>d ausgeblutet: Fächer wie Geologie, M<strong>in</strong>eralogie<br />

und Metallurgie, die mal e<strong>in</strong> sehr gutes <strong>in</strong>ternationales Niveau hatten,<br />

laufen Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Gute Lehrkräfte wandern nach<br />

Chile und Peru ab. Dies hängt mit der Gehaltspolitik zusammen. In Chile<br />

verdient e<strong>in</strong> junger Geologe mit nur 3 Jahren Praxiserfahrung 6.000 US<br />

Dollar im Monat. Dies ist e<strong>in</strong> wirkungsvoller Anreiz vor allem für junge<br />

Leute. Wir benötigen aber diese Fachkräfte und diese kritischen Stimmen<br />

zur Entwicklung <strong>des</strong> <strong>Bergbaus</strong>. Weiterh<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong>e langfristig orientierte<br />

Politik vonnöten. E<strong>in</strong>e kurzfristige Politik und ke<strong>in</strong>e Visionen s<strong>in</strong>d tödlich<br />

für den Bergbau.<br />

CM: Warum läuft das so? Auch <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> kennt man doch das<br />

Sprichwort “Kühe, die man melken will, br<strong>in</strong>gt man nicht um!” Warum<br />

wird dann aber die „Bergbaukuh“ so schlecht behandelt, dass sie vor sich<br />

h<strong>in</strong>siecht?<br />

OK: <strong>Bolivien</strong> verfolgt derzeit e<strong>in</strong>e andere Wirtschaftspolitik. Die<br />

Regierung glaubt, dass der Sozialismus die bessere Lösung sei. Die<br />

schlechten Erfahrungen zum Beispiel <strong>in</strong> der DDR oder der Sowjetunion<br />

werden nicht zur Kenntnis genommen. Dass die entwickelten<br />

Volkswirtschaften erfolgreich die Marktmechanismen anwenden, wird<br />

nicht so wahrgenommen. Moderner Bergbau ist hoch technifiziert<br />

und bed<strong>in</strong>gt große Investitionen. Das funktioniert ohne Privatkapital<br />

nicht und die Investoren haben zunehmend das Vertrauen <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong>s<br />

Wirtschaftspolitik verloren.<br />

Von nichts kommt nichts: ohne Investitionen ke<strong>in</strong>e Bergbaurendite!<br />

Das Interview führte Claudia Maennl<strong>in</strong>g<br />

Was ist EITI?<br />

Auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung <strong>in</strong> Johannesburg<br />

2002 wurde die Initiative zur Verbesserung der Transparenz <strong>in</strong> der<br />

Rohstoff<strong>in</strong>dustrie (Extractive Industries Transparency Initiative, EITI) mit<br />

Sitz <strong>in</strong> Oslo <strong>in</strong>s Leben gerufen. Grundlage dafür bildete der im selben Jahr<br />

verabschiedete G8-Afrika-Aktionsplan.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

46<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Titel<br />

Ziel von EITI ist es, die Transparenz der Geldströme bei der Förderung<br />

von Öl, Gas, Kohle und anderen Rohstoffen zu erhöhen und dadurch<br />

den Zivilgesellschaften zu ermöglichen, den Verbleib der Gelder zu<br />

kontrollieren. Der EITI-Prozess soll dazu beitragen, dass die E<strong>in</strong>nahmen<br />

auf nachvollziehbare Art und Weise <strong>in</strong> die öffentlichen Haushalte gelangen<br />

und dann zur Bekämpfung der Armut e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Im September 2008 wurden die Ziele von EITI von den Vere<strong>in</strong>ten<br />

Nationen offiziell anerkannt. Auf der 62. Sitzung der Generalversammlung<br />

der Vere<strong>in</strong>ten Nationen wurde die Resolution "Strengthen<strong>in</strong>g transparency<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>dustries" verabschiedet. Dar<strong>in</strong> wird die Notwendigkeit von<br />

Transparenz im Rohstoffsektor hervorgehoben und die <strong>in</strong>ternationale<br />

Staatengeme<strong>in</strong>schaft zur aktiven Unterstützung der Initiative aufgerufen.<br />

Auszug aus: BMZ, Transparenz im Rohstoffsektor: EITI, Website: http://www.<br />

bmz.de/de/was_wir_machen/themen/goodgovernance/transparenz/eiti/<strong>in</strong>dex.html<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

47 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Aktuell<br />

“... ja, de<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d kann gerettet werden”<br />

F<strong>in</strong>dungskampagne für herzkranke K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Sucre<br />

Vom Freitag, 30. November bis Sonntag, 2. Dezember 2012 fand e<strong>in</strong>e<br />

F<strong>in</strong>dungskampagne <strong>des</strong> “Herzvere<strong>in</strong>s” <strong>in</strong> der auf 2790 Meter liegenden<br />

Stadt Sucre statt. Gleich zu Beg<strong>in</strong>n werden sich manche Leser fragen,<br />

warum solche Kampagnen überhaupt notwendig s<strong>in</strong>d: E<strong>in</strong> grundsätzliches<br />

Problem <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> ist, dass die staatliche Krankenversicherung für<br />

K<strong>in</strong>der die Behandlung von angeborenen Herzfehlern nicht deckt. In den<br />

staatlichen Krankenhäusern gibt es fast ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>derkardiologen, ke<strong>in</strong>e<br />

Infrastruktur für angemessene Untersuchungen und ke<strong>in</strong>e Möglichkeiten,<br />

e<strong>in</strong>e Therapie durchzuführen. In den drei Tagen der F<strong>in</strong>dungskampagne<br />

wurden 89 K<strong>in</strong>der und Jugendliche im Alter zwischen 18 Tagen und 18<br />

Jahren untersucht!<br />

Am Freitag früh flog das Team vom Herzvere<strong>in</strong>, vier Ärzte und<br />

drei weitere Mitarbeiter, mit dem Flugzeug von La Paz nach Sucre. An<br />

dieser Stelle gleich e<strong>in</strong> herzliches Dankeschön an die Fluggesellschaft<br />

Amaszonas, die unsere Aktion mit e<strong>in</strong>em Sonderrabat unterstützte. Gleich<br />

nach der Landung fuhren wir direkt zum Hospital San Pedro Claver am<br />

Stadtrand von Sucre. In drei Räumen wurden <strong>in</strong> W<strong>in</strong><strong>des</strong>eile die Instrumente<br />

aufgebaut, und so konnte schon e<strong>in</strong>e halbe Stunde nach der Landung das<br />

erste K<strong>in</strong>d untersucht werden.<br />

Im ersten Raum wurden die Erstuntersuchung von den Ärzt<strong>in</strong>nen Inge<br />

von Alvensleben und Claudia Scherer durchgeführt. Neben Blutdruckund<br />

Sauerstoffmessungen wurden die ersten Daten festgehalten. Ebenso<br />

war es wichtig, mit großer Sensibilität auf die zum Teil nervösen Eltern<br />

und K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>zugehen und im ersten Gespräch Ängste zu m<strong>in</strong>dern.<br />

Bei ganz kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern summte Inge zur Beruhigung immer wieder<br />

e<strong>in</strong>ige bekannte deutsche K<strong>in</strong>derlieder! Oft mussten die Ärzt<strong>in</strong>nen auf<br />

die Bedeutung der Zahnpflege h<strong>in</strong>weisen, denn schlechte Zähne haben<br />

negative Auswirkungen auf das Herz.<br />

Im nächsten Raum stand das EKG an. Der Kardiologe Dr. Jorge<br />

Villanueva verstand es hervorragend mit Engelsgeduld besonders die ganz<br />

kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>der von der Notwendigkeit zu überzeugen, dass an Händen,<br />

Füßen und im Herzbereich viele kle<strong>in</strong>e Kabel angeschlossen werden<br />

müssen.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

48<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Aktuell<br />

Nun g<strong>in</strong>g es weiter <strong>in</strong> das mittlere Zimmer. Hier kam die ganz große<br />

Technik zum Tragen. Mit e<strong>in</strong>em tragbaren Gerät, das beim Transport <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en normalen Koffer passt, wurden die Echokardiografien vorgenommen.<br />

Echokardiografie nennt man die Untersuchung <strong>des</strong> Herzens mittels<br />

Ultraschall. Neben dem EKG ist die Echokardiografie e<strong>in</strong>e der wichtigsten<br />

technischen Untersuchungsmethoden <strong>des</strong> Herzens und mittlerweile<br />

unverzichtbarer Bestandteil der kardiologischen Diagnostik, denn den<br />

echten Blick <strong>in</strong> das Herz vermittelt diese zweidimensionale Technik.<br />

Insbesondere die Größe der Herzkammern, die Klappenfunktion und<br />

die Pumpfunktion <strong>des</strong> Herzens s<strong>in</strong>d dabei gut erkennbar. Ebenso s<strong>in</strong>d<br />

verschiedene Schnittebenen durch das Herz sichtbar. So können Löcher <strong>in</strong><br />

Scheidewänden entdeckt und vermessen werden. Die K<strong>in</strong>derkardiolog<strong>in</strong><br />

Dr. Alexandra Heath-Freudenthal konnte so mit dem Gerät auf<br />

vielfältigster Weise das Herz untersuchen und die Fehlbildungen genau auf<br />

dem Bildschirm erkennen und vermessen. Alle wichtigen Daten wurden<br />

von der Sozialarbeiter<strong>in</strong> Fanny Mendizabal im Laptop festgehalten.<br />

Anschließend führte Frau Dr. Heath-Freudenthal mit den betroffenen<br />

Eltern e<strong>in</strong> ausführlichen Gespräch, um die weiteren Behandlungsschritte<br />

zu besprechen und zu entscheiden. Wenn sich dabei heraus stellte, dass<br />

e<strong>in</strong>e Operation bald nötig war, aber die Eltern kaum oder ke<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anziellen<br />

Mittel zu Verfügung haben, g<strong>in</strong>gen die Eltern mit ihrem K<strong>in</strong>d zur 4. Station,<br />

der Aufnahme durch unseren Herzvere<strong>in</strong>.<br />

Hier war immer sehr viel E<strong>in</strong>fühlungsvermögen und F<strong>in</strong>gerspitzengefühl<br />

nötig. So konnten e<strong>in</strong>ige Eltern die Zusage geben, dass sie zum Beispiel<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

49 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Aktuell<br />

umgerechnet 1.000,- US-Dollar für die OP aufbr<strong>in</strong>gen können. Andererseits<br />

gab es viele Familie, die e<strong>in</strong> monatlichen E<strong>in</strong>kommen von nur umgerechnet<br />

ca. 100,- bis 150,- US-Dollar hatten, das gerade so recht und schlecht zum<br />

Überleben reicht. Hier wollen und müssen wir versuchen, die OP-Kosten<br />

durch Spenden <strong>des</strong> Herzvere<strong>in</strong>s zu begleichen.<br />

Unter diesen K<strong>in</strong>dern muss e<strong>in</strong> Schicksal hervor gehoben werden:<br />

Beim kle<strong>in</strong>en Jungen Jesus mit gerade erst zwei Monaten war die Situation<br />

so lebensbedrohlich, dass er b<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Woche <strong>in</strong> La Paz operiert werden<br />

musste. Die Diagnose war e<strong>in</strong>e kritische Verengung der Pulmonalklappen<br />

und so konnte jederzeit e<strong>in</strong> plötzlicher Herztod e<strong>in</strong>treten. Die private<br />

Krankenversicherung der Eltern, hatte noch ke<strong>in</strong> grünes Licht gegeben;<br />

da es aber für das K<strong>in</strong>d nur dieses kle<strong>in</strong>e Zeitfenster gab, werden die<br />

Kosten zunächst bis zur Klärung mit der Versicherung vom Herzvere<strong>in</strong><br />

übernommen. E<strong>in</strong> anderer Faktor für e<strong>in</strong>e Verzögerung e<strong>in</strong>er Herzoperation<br />

ist leider oft, dass die betroffenen Väter aus Angst, das K<strong>in</strong>d könnte sterben,<br />

dem E<strong>in</strong>griff nicht zustimmen.<br />

Am zweiten Tag konnten von 9 Uhr bis 18.30 fast 30 K<strong>in</strong>der untersucht<br />

werden. Auch hier könnte man viele E<strong>in</strong>zelschicksale hervor heben.<br />

Auffallend war an diesen Tag die hohe Anzahl von K<strong>in</strong>dern mit Down-<br />

Syndrom. Grundsätzlich war dies ke<strong>in</strong>e Überraschung, denn diese K<strong>in</strong>der<br />

s<strong>in</strong>d für Herzkrankheiten noch anfälliger. Leider haben die Eltern <strong>in</strong><br />

<strong>Bolivien</strong> und vor allem im ländlichen Bereich sehr wenig Unterstützung.<br />

Außerdem ist bei der OP von K<strong>in</strong>dern mit Down-Syndrom mit mehr<br />

Komplikationen zu rechnen, und so wird diese <strong>in</strong> der Regel wesentlich<br />

teurer.<br />

Am Sonntag, dem dritten und letzten Tag, kamen Familien aus der<br />

auf 4070 Meter liegenden Bergarbeiterstadt Potosi und deren Umgebung.<br />

Um rechtzeitig <strong>in</strong> der Kl<strong>in</strong>ik zu se<strong>in</strong>, hatten sich viele um 4 Uhr morgens<br />

auf den Weg gemacht. Auch an diesem Tag musste sich das Team mit<br />

vielen traurigen Schicksalen ause<strong>in</strong>andersetzen. Trotzdem gibt es auch bei<br />

solchen Kampagnen freudige Überraschungen: So war beim 13-jährigen<br />

Juan Fernando von e<strong>in</strong>em Arzt <strong>in</strong> Potosi, dem die Untersuchungsgeräte<br />

fehlen, rheumatisches Fieber diagnostiziert worden. Dies stellte sich aber<br />

hier als Fehldiagnose heraus, und der Junge konnte freu<strong>des</strong>trahlend wieder<br />

nach Hause fahren.<br />

Nach drei Untersuchungstagen konnte folgen<strong>des</strong> Fazit gezogen werden:<br />

Von 89 Untersuchten waren 38 K<strong>in</strong>der herzkrank. Bei 8 K<strong>in</strong>dern waren nur<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

50<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Aktuell<br />

Kontrollen notwendig. 9 K<strong>in</strong>der brauchten e<strong>in</strong>e Operation, und 21 K<strong>in</strong>der<br />

e<strong>in</strong>e Herzkatheterisierung. Da viele die Kosten nicht tragen konnten,<br />

wurden 17 K<strong>in</strong>der im Herzvere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschrieben. E<strong>in</strong> spezielles herzliches<br />

Dankeschön geht an das Bolivianische K<strong>in</strong>derhilfswerk e.V., das die<br />

F<strong>in</strong>dungskampagne f<strong>in</strong>anziert hat. Ebenso e<strong>in</strong> besonderer herzlicher Dank<br />

an die Ärzt<strong>in</strong> Natalia Lluen, die uns nicht nur durch die Voruntersuchungen,<br />

bei der Organisation und der zeitlichen E<strong>in</strong>teilung der Patienten vor<br />

Ort unterstützte, sondern auch mit Ehemann und Schwiegereltern beim<br />

Fahrdienst zum Hotel und Flugplatz behilflich war und für leckere<br />

Mahlzeiten und Getränke im Hospital sorgte. Nicht unerwähnt sollen die<br />

Schwestern <strong>des</strong> Krankenhauses se<strong>in</strong>, da sie für diese Aktion ihre Türen<br />

geöffnet haben.<br />

Wenn Sie mehr über die Arbeit <strong>des</strong> Herzvere<strong>in</strong>s wissen möchten, können<br />

Sie weitere und aktuelle Informationen unter www.herzvere<strong>in</strong>.de erfahren.<br />

Andreas Motschmann<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

51 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Aktuell<br />

Die Konsularabteilung der Schweizer<br />

Botschaft macht zu – warum?<br />

Antworten von Thomas Casura, Konsul der<br />

Schweizer Botschaft <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong><br />

Warum schliesst die Konsularabteilung der Schweizer Botschaft <strong>in</strong><br />

La Paz?<br />

Im Rahmen der regelmäßigen Überprüfung und Neuausrichtung ihres<br />

weltweiten Vertretungsnetzes an die veränderte geopolitische Lage<br />

hat die Schweizerische Regierung unter anderem die Bündelung der<br />

konsularischen Dienstleistungen <strong>in</strong> regionalen Zentren beschlossen.<br />

Die dadurch frei werdenden Ressourcen werden e<strong>in</strong>gesetzt, um neue<br />

Vertretungen an anderen Orten eröffnen zu können. Davon betroffen<br />

s<strong>in</strong>d mehrere Botschaften und Generalkonsulate vornehmlich <strong>in</strong> Europa<br />

und Nord-Amerika. In Südamerika wird neben dem für Peru und<br />

<strong>Bolivien</strong> zuständigen Regionalen Konsularcentrum <strong>in</strong> Lima auch e<strong>in</strong>es<br />

<strong>in</strong> Buenos Aires e<strong>in</strong>gerichtet, das Argent<strong>in</strong>ien, Uruguay und Paraguay<br />

betreut.<br />

Wer wird dann noch da se<strong>in</strong>? Gibt es dann überhaupt noch e<strong>in</strong>en<br />

Botschafter?<br />

Ja, die Botschaft bleibt <strong>in</strong> La Paz, selbstverständlich mit e<strong>in</strong>em Botschafter<br />

und den Mitarbeitenden der Entwicklungszusammenarbeit. E<strong>in</strong>e<br />

konsularische Assistent<strong>in</strong> wird für die Weiterleitung der schriftlichen<br />

Unterlagen nach Lima sowie für konsularische Notfälle bleiben. Auch<br />

die beiden Honorarkonsulate <strong>in</strong> Santa Cruz und Cochabamba bleiben<br />

unverändert bestehen.<br />

Was passiert <strong>in</strong> Zukunft, wenn e<strong>in</strong> Bolivianer e<strong>in</strong> Visum für die<br />

Schweiz beantragen möchte, e<strong>in</strong> Schweizer se<strong>in</strong>en Pass verloren<br />

hat oder e<strong>in</strong>e Schweizer Geburtsurkunde für se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d braucht?<br />

Dank den heutigen Kommunikationstechniken wie Internet und E-Mail<br />

können viele Anfragen onl<strong>in</strong>e direkt mit Lima erledigt werden. In<br />

diesem Bereich ändert sich für unsere Kunden kaum etwas. Wenn<br />

Orig<strong>in</strong>al-Dokumente benötigt werden, können diese weiterh<strong>in</strong> bei den<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

52<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Aktuell<br />

drei Vertretungen abgegeben werden. Die Botschaft leitet diese dann<br />

auf gesicherten Wegen zur Bearbeitung ans regionale Konsularcentrum<br />

weiter. Durch den zusätzlichen Postweg verlängert sich die bisherige<br />

Bearbeitungszeit um e<strong>in</strong> paar Tage bis zu maximal drei Wochen, je<br />

nach gewählter Zustellvariante. Bei e<strong>in</strong>em Passverlust muss mit e<strong>in</strong>er<br />

Wartezeit von sieben bis zehn Arbeitstagen gerechnet werden, um e<strong>in</strong>en<br />

provisorischen Pass aus Lima zu erhalten.<br />

Damit möglichst wenig Kunden für e<strong>in</strong>e persönliche Vorsprache nach<br />

Lima reisen müssen, wird das Regionale Konsularcentrum regelmäßig<br />

konsularische Sprechtage <strong>in</strong> La Paz, Santa Cruz und Cochabamba anbieten<br />

und unter anderem die biometrischen Daten für neue Reiseausweise<br />

erfassen. Visa-Kunden mit Hauptreiseziel Schweiz werden künftig ihr<br />

Gesuch <strong>in</strong> Lima stellen müssen.<br />

S<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> paar Sprechtage im Jahr nicht zu wenig, um den<br />

Bedürfnissen der Bolivianer und der Schweizer <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> gerecht<br />

zu werden?<br />

Die Antwort auf diese Frage ist sicherlich stark vom persönlichen<br />

Standpunkt geprägt. Aufgrund me<strong>in</strong>er vierjährigen Erfahrung als Konsul<br />

<strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> kann ich aber doch sagen, dass die meisten Schweizer Kunden<br />

dank den erwähnten Maßnahmen, abgesehen von zeitlichen Verzögerungen,<br />

kaum betroffen se<strong>in</strong> werden. Schweizer<strong>in</strong>nen und Schweizer <strong>in</strong> Santa Cruz<br />

und Cochabamba, die das Angebot der konsularischen Sprechtage nutzen,<br />

sparen sich künftig gar die Anreise nach La Paz.<br />

Auch für konsularische Notfälle bleibt die Schweiz <strong>in</strong> den drei<br />

wichtigsten Metropolen <strong>Bolivien</strong>s mit Personal vor Ort präsent.<br />

Wenn ich e<strong>in</strong> Visum für den Schengen-Raum benötige, kann ich<br />

dann nicht e<strong>in</strong>fach zu e<strong>in</strong>er anderen europäischen Botschaft gehen,<br />

auch wenn ich über die Schweiz nach Europa e<strong>in</strong>reisen möchte?<br />

Zuständig für die Ausstellung e<strong>in</strong>es Schengen-Visums ist das Mitgliedsland,<br />

welches Hauptziel der Reise ist, unabhängig von Ankunftsflughafen und<br />

Aufenthaltsdauer <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Mitgliedsstaaten. In der Regel ist<br />

das Hauptreiseziel und somit die Zuständigkeit der Schweiz klar (z.B.<br />

Besuch e<strong>in</strong>es Anlasses <strong>in</strong> der Stadt Basel). Dennoch dürfte es Fälle geben,<br />

wo auf andere Botschaften ausgewichen werden kann, z.B. wenn als<br />

Hauptreisegrund der Besuch von Bekannten <strong>in</strong> Deutschland oder Spanien<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

53 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Aktuell<br />

angegeben werden kann. E<strong>in</strong>mal im Schengenraum angekommen, kann<br />

dann auch die Schweiz bereist werden.<br />

Ab wann tritt die Neuregelung <strong>in</strong> Kraft?<br />

Das Regionale Konsularcentrum Lima startet am 1. April 2013. Vor<br />

diesem Datum e<strong>in</strong>gereichte Anträge werden soweit möglich noch durch<br />

die Konsularabteilung der Botschaft <strong>in</strong> La Paz bearbeitet. Wie erwähnt,<br />

bleiben die drei Vertretungen <strong>in</strong> La Paz, Santa Cruz und Cochabamba auch<br />

weiterh<strong>in</strong> für die Entgegennahme schriftlicher Unterlagen geöffnet.<br />

An wen kann man sich bei Fragen wenden?<br />

Centro consular regional de<br />

Lima<br />

c/o Embajada de Suiza<br />

Av. Salaverry 3240<br />

San Isidro, Lima, Peru<br />

Telefon: 0051 1 264 03 05<br />

E-Mail: lim.vertretung@eda.adm<strong>in</strong>.ch<br />

www.eda.adm<strong>in</strong>.ch/lima<br />

Embajada de Suiza en Bolivia<br />

Calle 13 de Obrajes, esq. 14 de<br />

Septiembre<br />

La Paz<br />

Schalter: Mo-Fr 09:00 bis 12:00<br />

Telefon: 02 275 12 25<br />

E-Mail: paz.vertretung@eda.adm<strong>in</strong>.ch<br />

www.eda.adm<strong>in</strong>.ch/lapaz<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

54<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Aktuell<br />

„Am zweiten Tag <strong>in</strong> Sucre hat sich me<strong>in</strong><br />

Leben total verändert“<br />

– Junge Deutsche <strong>in</strong> Sucre<br />

Am Anfang stand der Wunsch me<strong>in</strong>er Kolleg<strong>in</strong>nen, im Unterricht das<br />

heute gesprochene Deutsch zu vermitteln. Ich sollte die Student<strong>in</strong>nen<br />

motivieren, selbst Gespräche <strong>in</strong> deutscher Sprache durchzuführen. Doch<br />

wie sollte das ablaufen?<br />

Ich lud also junge deutsche „Weltwärts“-Freiwillige zu e<strong>in</strong>em Sem<strong>in</strong>ar<br />

<strong>in</strong> die Universität e<strong>in</strong>. Die erste E<strong>in</strong>ladung jedoch brachte nicht gleich<br />

den großen Erfolg. Die Studenten waren zu zurückhaltend, so dass ke<strong>in</strong><br />

flüssiges Gespräch, geschweige denn e<strong>in</strong>es über mögliche Kultur- und<br />

Mentalitätsunterschiede, zustande kam. Also bereitete ich für das nächste<br />

Sem<strong>in</strong>ar e<strong>in</strong>en Fragebogen mit 20 Fragen vor, die wir erst e<strong>in</strong>mal übten. In<br />

der folgenden Stunde bat ich die jungen Deutschen, langsamer zu reden<br />

und unbekannte Wörter an die Tafel zu schreiben. Die Fragerunde verlief<br />

dennoch sehr zäh.<br />

Schließich wurden aber doch über zwanzig Interviews durchgeführt.<br />

Zu der Gruppe der „voluntarios“ kam e<strong>in</strong>e weitere Gruppe von Deutschen<br />

und Österreichern, bestehend aus Personen mit <strong>in</strong>ternationaler Berufs- und<br />

Lebenserfahrung, h<strong>in</strong>zu. Durch private Nachfragen im Anschluss an die<br />

Interviews habe ich selbst noch Informationen zu Erfahrungen <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong><br />

und Wahrnehmungen von Kulturunterschieden erhoben. Die Ergebnisse<br />

möchte ich im Folgenden kurz darstellen:<br />

Gruppe I: Die „voluntarios“<br />

Auf die erste Frage zur Anreise und nach der Ortswahl „Sucre“ gaben<br />

die „voluntarios“ meist e<strong>in</strong>e kurze Reisebeschreibung mit den ersten<br />

Schwierigkeiten als Antwort. Da es ke<strong>in</strong>e direkte Verb<strong>in</strong>dung von Europa<br />

nach Sucre gibt, erfolgt der letzte Teil der Reise per Bus „Ich kam nach<br />

<strong>Bolivien</strong> mit dem Flugzeug, danach mit dem Bus nach Sucre – das<br />

war schlecht; ich war e<strong>in</strong>e Woche krank und schwer verkühlt, weil das<br />

Busfenster nicht zu schließen war“, so der Bericht von Lea.<br />

Der Grund für das Auslandsjahr ist oft der Stress nach vielen Jahren<br />

Schule und den Abschlussklausuren. Danach will man nicht gleich weiter<br />

zur Universität gehen, sondern sich bewusst machen, was man für sich<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

55 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Aktuell<br />

möchte und was man studieren möchte. Warum die Wahl auf <strong>Bolivien</strong><br />

fiel ist oft dem Zufall überlassen worden, oder es war im Angebot der<br />

Entsendeorganisationen enthalten. Genaue Vorstellungen vom Land hatte<br />

niemand.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Frage zielte auf den Erwerb <strong>des</strong> Spanischen vor der<br />

Ausreise aus Deutschland oder Österreich ab. E<strong>in</strong>ige hatten schon<br />

Spanischkenntnisse aus der Schulzeit, andere wiederum haben „erst <strong>in</strong><br />

Sucre Spanisch gelernt“ (Rike). Ke<strong>in</strong>e/r der Freiwilligen hatte e<strong>in</strong>en<br />

zweisprachigen Familienh<strong>in</strong>tergrund, aber die meisten konnten vor ihrer<br />

Anreise schon e<strong>in</strong> paar Worte Spanisch. Im Alltag sprechen die jungen<br />

Leute Spanisch mit den K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> den Waisenhäusern und K<strong>in</strong>dergärten,<br />

<strong>in</strong> denen sie e<strong>in</strong>gesetzt s<strong>in</strong>d, und Deutsch mit ihren deutschen Freunden<br />

und Freund<strong>in</strong>nen. E<strong>in</strong>ige können auch ihr Englisch nutzen.<br />

Gearbeitet wird durchgehend von Montag bis Freitag. Oft wird der<br />

Arbeitstag noch zwischen zwei E<strong>in</strong>satzorten geteilt. So ist Rike zum<br />

Beispiel vormittags im K<strong>in</strong>dergarten und nachmittags im Waisenhaus<br />

tätig. Auf die Frage, was ihr oder ihm <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> gefalle und was nicht,<br />

wird fast durchgehend das Wetter und das Essen als positiv bezeichnet. Die<br />

negativen Seiten s<strong>in</strong>d der Müll auf den Straßen und die oft rücksichtslosen<br />

Autofahrer.<br />

E<strong>in</strong>e etwas tiefer gehende Frage zielte auf die Wahrnehmung der<br />

Unterschiede zwischen Südamerika und Europa h<strong>in</strong>. Hier werden die<br />

große Differenzen <strong>in</strong> der Mentalität genannt. Lea formuliert es so, dass<br />

die Menschen <strong>in</strong> Südamerika mehr Zeit haben und wenn mal etwas<br />

nicht funktionieren sollte, kann man es auch noch zu e<strong>in</strong>em späteren<br />

Zeitpunkt erledigen. Sie erklärt sich das so: Europa charakterisiert<br />

sich schon sehr lange durch Modernisierung und Wachstum. So ist der<br />

Kapitalismus immer stärker geworden, welcher hier eher abgelehnt<br />

wird. Durch die Fortschrittlichkeit <strong>in</strong> Europa denken die Menschen sehr<br />

kritisch, unabhängig und pragmatisch. Außerdem s<strong>in</strong>d die Menschen<br />

neugierig, wollen sehr viel wissen und immer Neues lernen. Dieses<br />

Interesse an Weltgeschichte und Weltpolitik spüre ich hier <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong><br />

sehr selten.<br />

Auf die Frage h<strong>in</strong>, was nach dem Auslandsaufenthalt kommt, antworten<br />

alle, dass sie zum Studieren nach Deutschland zurückkehren werden und<br />

hoffen, irgendwann wieder nach <strong>Bolivien</strong> zu kommen.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

56<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Aktuell<br />

Gruppe II: Interviewpartner mit Berufserfahrung<br />

Zunächst wurden <strong>in</strong> dieser Gruppe die selben Fragen gestellt wie bei den<br />

„voluntarios“. Im Anschluss daran kamen aber noch weiterführende Fragen<br />

<strong>in</strong> Bezug auf ihre langjährige, professionelle Auslandserfahrung auf.<br />

Obwohl alle diese Europäer ihre unterschiedlichen Interessen und<br />

H<strong>in</strong>tergründe haben, die sie nach Chuquisaca gebracht haben, ist ihnen<br />

doch e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>sam: die Selbstbestimmtheit und der manchmal geradezu<br />

trotzig erkämpfte eigene Weg fernab von allen ausgetretenen Pfaden. Auch<br />

hier war oft nicht Südamerika das erste Ziel <strong>des</strong> Auslandsaufenthalts. So<br />

bei Christ<strong>in</strong>a zum Beispiel, die vorher mehrere Male <strong>in</strong> Australien war,<br />

bevor sie sich den Wunsch e<strong>in</strong>es Late<strong>in</strong>amerikaaufenthaltes erfüllte.<br />

Andere wiederum s<strong>in</strong>d auf der Suche nach e<strong>in</strong>em alternativen Leben. E<strong>in</strong>er<br />

Alternative zu Europa als e<strong>in</strong>e Flucht aus der post<strong>in</strong>dustriellen Gesellschaft<br />

mit ihrem hohen Organisationsgrad und ihrem enormen Ausbildungs- und<br />

Berufsstress, gleichermaßen für Frauen wie für Männer.<br />

<strong>Bolivien</strong> ist nach wie vor agrarisch geprägt, an manchen kle<strong>in</strong>en Orten<br />

sche<strong>in</strong>t die Zeit stehen geblieben zu se<strong>in</strong>. Straßenecken mit Frauen, die auf<br />

der Erde sitzen und ihre selbst gezogenen Bohnen und Rettiche <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />

Häufchen vor sich aufgetürmt haben, könnten auch aus dem europäischen<br />

Mittelalter se<strong>in</strong>. Überall Babies <strong>in</strong> Schultertüchern und tollpatschige<br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der, die auf der Erde krabbeln und jeden anlächeln - ist das e<strong>in</strong><br />

Versprechen von mehr Glück? Alte Menschen an Kirchenpforten, denen<br />

von den Gläubigen Almosen gegeben werden - zeigt das mehr Nähe unter<br />

Menschen? In Europa wird Armut schließlich vom Sozialamt bürokratisch<br />

weggeregelt. Christ<strong>in</strong>e hat bei ihrem ersten Aufenthalt genau das erlebt:<br />

“…diese Freundlichkeit, diese Offenheit, dieses entspannte, stressfreie,<br />

dieses andere Leben…. Ich hab meditiert, gelesen und lauter nette, liebe<br />

Menschen waren um mich rum…ich war verzaubert, ich war <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

anderen Welt!“<br />

Vieles wird nach dem <strong>Bolivien</strong>aufenthalt als überflüssig angesehen:<br />

„Die Geschäfte (<strong>in</strong> Deutschland), der Überkonsum hat mich erschlagen.<br />

70 (!) Duschgels im Drogeriemarkt Müller!, ich war total erschlagen,<br />

ch habe das <strong>in</strong> Frage gestellt….“ Die Hotelmanager<strong>in</strong>, die über<br />

Urlaubsaufenthalte den Weg <strong>in</strong> die bolivianische Arbeitsrealität gegangen<br />

ist, blickt nach e<strong>in</strong>igen Jahren <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> mit realistischeren Augen auf die<br />

alltäglichen Herausforderungen. Im Arbeitsleben kommen schon e<strong>in</strong>mal<br />

Enttäuschungen und Frustrationen auf, die das Bild vom Leben auf dem<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

57 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Aktuell<br />

anderen Kont<strong>in</strong>ent vielleicht nicht total <strong>in</strong>s Gegenteil verkehren aber<br />

doch modifizieren. Neben den wunderschönen Straßen und verträumten<br />

„patios“ der Weltkulturerbe-Stadt Sucre sieht sie nun auch die armseligen<br />

Hütten der Außenbezirke, die Müllberge, die enormen Wasser- und<br />

Abwasserprobleme, das unzureichende Sozialsystem und die Superreichen<br />

und Wohlhabenden, die ihr Geld am Steuersystem vorbei <strong>in</strong>s Ausland<br />

schaffen.<br />

Mehr als e<strong>in</strong>mal wurden die <strong>in</strong>terkulturellen Unterschiede <strong>in</strong> den<br />

Kommunikationsregeln angesprochen. In ganz verschiedenen Bereichen<br />

erleben Europäer/<strong>in</strong>nen hier Ähnliches: „Was mir hier fehlt, s<strong>in</strong>d<br />

Gespräche, wo man die Wahrheit sagt. Es gibt hier e<strong>in</strong>fach ke<strong>in</strong> „ne<strong>in</strong>“,<br />

moniert die Ingenieur<strong>in</strong> und beklagt sich über die „Unzuverlässigkeit“ und<br />

„Unverb<strong>in</strong>dlichkeit“. Die Hotelmanager<strong>in</strong> berichtet über ewige Ausflüchte<br />

und „Halbwahrheiten“, die die Angestellten ihr gegenüber äußern, um<br />

sich vor unangenehmen Konsequenzen zu schützen. E<strong>in</strong>e offene kritische<br />

Bemerkung wird als Beleidigung angesehen, daher unterlässt man sie<br />

besser. Laut den Interviewteilnehmer s<strong>in</strong>d Gespräche unter Bekannten <strong>in</strong><br />

der Heimat oft <strong>in</strong>tensiver. Auch <strong>in</strong> den bolivianischen Familien darf nicht<br />

unbed<strong>in</strong>gt alles gesagt werden, was man denkt und <strong>in</strong> der Kirche ist das<br />

Verhältnis zwischen Priester und Kirchgänger auch e<strong>in</strong> anderes.<br />

Für manche wird <strong>Bolivien</strong> allerd<strong>in</strong>gs zur Heimat, wie für Otto, <strong>des</strong>sen<br />

Leben völlig unvorhergesehen schon am zweiten Tag <strong>in</strong> Sucre e<strong>in</strong>e neue<br />

Richtung nahm, als er se<strong>in</strong>e zukünftige Frau kennenlernte. Inzwischen<br />

führt er mit ihr, K<strong>in</strong>dern und e<strong>in</strong>em guten Beruf e<strong>in</strong> glückliches Leben <strong>in</strong><br />

Sucre.<br />

Ingrid Hudabiunigg, Dozent<strong>in</strong> an der Universidad Mayor Real<br />

y Pontificia de San Francisco Xavier de Chuquisaca<br />

Me<strong>in</strong> Dank geht an die Interviewpartner/<strong>in</strong>nen Lisa, Gregor, Lea, Rike,<br />

Clara, Stefan, Gabi, Katja, Christ<strong>in</strong>e, Christ<strong>in</strong>a, Otto und Sab<strong>in</strong>e. E<strong>in</strong> weiterer<br />

Dank geht an alle Student<strong>in</strong>nen, die ihre eigenen Transkriptionen der Interviews<br />

abgegeben haben.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

58<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Serie<br />

Kartoffelanbau <strong>in</strong> Deutschland und <strong>Bolivien</strong><br />

<strong>Geschichte</strong>, Brauchtum und Esskultur<br />

Ob gekocht, gebraten, gestampft, zu Salzkartoffeln, Knödeln, Klößen<br />

oder Reiberdatschi verarbeitet - Kartoffeln s<strong>in</strong>d vom Speiseplan <strong>in</strong><br />

Deutschland nicht wegzudenken. Neben dem guten Geschmack hat<br />

die goldgelbe Knolle noch mehr zu bieten. Der hohe Eiweißanteil,<br />

Vitam<strong>in</strong>e, M<strong>in</strong>eralien und Spurenelemente machen sie zu e<strong>in</strong>em<br />

Lieferanten wichtiger Nährstoffe. Mehr als 5.000 Kartoffelsorten gibt<br />

es auf der Welt und es werden immer neue gezüchtet. E<strong>in</strong>e Bedeutung<br />

als Speisekartoffel haben <strong>in</strong> Deutschland allerd<strong>in</strong>gs nur 40 Sorten.<br />

Kartoffeln s<strong>in</strong>d heute e<strong>in</strong> Grundnahrungsmittel <strong>in</strong> Deutschland wie <strong>in</strong><br />

<strong>Bolivien</strong>. Danach sah es anfangs aber gar nicht aus.<br />

Von der “Hexenpflanze” zu e<strong>in</strong>er Hauptnahrung<br />

In Europa waren Kartoffeln bis zum 16. Jahrhundert völlig unbekannt. Erst<br />

1565 brachten spanische Seefahrer die ersten Knollen von ihren Reisen<br />

nach Südamerika mit. Acosta berichtete 1590, die Indigenas der Anden<br />

würden die Kartoffel essen wie die Europäer das Brot. Der erste Anbau<br />

war zunächst auf den Kanarischen Inseln und <strong>in</strong> Südspanien. Dort wurde<br />

sie Patata genannt - der englische Name potatoe er<strong>in</strong>nert noch heute daran.<br />

In Deutschland wurden sie 1588 erstmals erwähnt. Doch zunächst<br />

stießen die neuen Knollen auf Ablehnung. Das hatte verschiedene Gründe.<br />

Bei den meisten bekannten Pflanzen g<strong>in</strong>gen die essbaren Früchte aus<br />

den Blüten hervor. Auch die Kartoffel hatte oberirdische Früchte. Deren<br />

Genuss aber rief Bauchschmerzen, Schweißausbrüche und Atemnot<br />

hervor. Wurzelgemüse wie Rüben, Radieschen und Zwiebeln h<strong>in</strong>gegen<br />

hatten e<strong>in</strong>en zweifelhaften Ruf. E<strong>in</strong>e unterirdische braune Knolle, die man<br />

vor dem Verzehr auch noch kochen musste, galt da erst recht als dubios<br />

und wurde <strong>des</strong>wegen auch als Hexenpflanze bezeichnet.<br />

Wegen ihrer schönen Blüte und der üppigen Blätter wurde sie allerd<strong>in</strong>gs<br />

<strong>in</strong> Universitäts- und Lustgärten als “wertvolle botanische Rarität” aus<br />

Amerika ausgestellt. Die Aussicht auf e<strong>in</strong> natürliches Potenzmittel für<br />

“eheliche wercke” gab der Kartoffel <strong>in</strong> den fürstlichen Gärten ihren<br />

Stammplatz.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

59 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Serie<br />

Soweit bekannt ist,<br />

wurde der erste feldmäßige<br />

Kartoffelanbau im Jahre<br />

1647 von Bauern aus<br />

Pilgramsreuth <strong>in</strong> der<br />

Nähe von Hof <strong>in</strong> Franken<br />

durchgeführt. E<strong>in</strong> Bauer<br />

soll dort während <strong>des</strong><br />

30-Jährigen Krieges die<br />

ersten Saatkartoffeln,<br />

welche er dann vermehrte,<br />

von e<strong>in</strong>em holländischen<br />

Soldaten erhalten haben.<br />

Die Ernte war e<strong>in</strong> großer Erfolg: Es wurden mehr als 500 Zentner Kartoffeln<br />

<strong>in</strong> dem 400 E<strong>in</strong>wohner zählenden Dorf geerntet.<br />

E<strong>in</strong> entscheidender Auslöser für den Anbau waren die schweren<br />

Hungersnöte im 18. Jahrhundert <strong>in</strong> Deutschland. Als Friedrich II.<br />

1740 König wurde, herrschte gerade wieder e<strong>in</strong> Hungerw<strong>in</strong>ter. Die<br />

Dreifelderwirtschaft, die nach W<strong>in</strong>ter- und Sommergetreide stets e<strong>in</strong>e<br />

Brache brauchte, war sehr krisenanfällig. Friedrichs ständige Kriegszüge<br />

verschärften das Problem noch. Friedrich wollte e<strong>in</strong> dichter besiedeltes<br />

Brandenburg, aber auf den sandigen Böden gab es zu wenig Nahrung. Also<br />

ließ der König Kartoffeln verteilen, zunächst als Geschenke, versehen mit<br />

e<strong>in</strong>er Pflanzanweisung. Von ihrem Geschmack waren die Bauern anfangs<br />

nicht begeistert.<br />

“Die D<strong>in</strong>ger riechen nicht und schmecken nicht und nicht e<strong>in</strong>mal<br />

die Hunde mögen sie fressen”,<br />

berichtete Joachim Nettelbeck, der <strong>in</strong> Kolberg e<strong>in</strong>e öffentliche<br />

Kartoffelvorführung miterlebte. E<strong>in</strong> Runderlass vom 24. März 1756<br />

verordnete den Kartoffel-Anbau. Bei Zuwiderhandlung drohten<br />

Geldstrafen. Trotzdem lief das Programm nur allmählich an. Welche<br />

Ernährungsrevolution <strong>in</strong> Deutschland se<strong>in</strong>e Kartoffelpolitik anstieß,<br />

hat Friedrich bis zu se<strong>in</strong>em Tod 1786 nicht mehr erlebt. Übrigens, <strong>in</strong><br />

dieser Zeit hatte man noch ke<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>heitlichen Namen und sie wurden<br />

mal Tartoffeln, mal Tartüffeln, Erdtoffeln, Cartoffeln oder Artoffeln<br />

genannt.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

60<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Serie<br />

Das 1886 entstandene Ölbild <strong>des</strong> Malers Robert Warthmüller zeigt die Inspektion der<br />

Kartoffelfelder durch König Friedrich II.<br />

Den Durchbruch für die Kartoffel brachte erst 50 Jahre später die<br />

wachsende Bevölkerung. Seit der Ankunft der Erdäpfel aus Südamerika<br />

hatte sich die Zahl der Bewohner Europas fast verdoppelt. Im 19.<br />

Jahrhundert setzte die Industrialisierung e<strong>in</strong>. Die Städte wuchsen, die<br />

Märkte der Ballungszentren waren immer stärker auf die Versorgung mit<br />

landwirtschaftlichen Produkten angewiesen. Obwohl auf immer größeren<br />

Flächen Getreide angebaut wurde, verschlechterte sich die Versorgungslage<br />

zusehends. Rettung kam von der Kartoffel. Mit ihr ließen sich Ackerflächen<br />

weit <strong>in</strong>tensiver nutzen. Somit trat sie ihren Siegeszug vom Viehfutter und<br />

Arme-Leute-Essen zum Grundnahrungsmittel an, das schließlich auch von<br />

den wohlhabenden Schichten verzehrt wurde.<br />

Die Kartoffeln wurden auch <strong>in</strong> Irland bald e<strong>in</strong> Grundnahrungsmittel,<br />

sorgten dort aber für e<strong>in</strong>e nationale Katastrophe. Denn 1845 und <strong>in</strong> den<br />

Folgejahren wurde durch die Kraut- und Knollenfäule nahezu die gesamte<br />

Kartoffelernte vernichtet. Rund e<strong>in</strong>e Million Menschen verhungerte und<br />

mehr als 1,5 Millionen Menschen wanderten nach Amerika aus.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

61 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

Serie<br />

1890 aß e<strong>in</strong> Deutscher<br />

durchschnittlich e<strong>in</strong> Kilo<br />

Kartoffeln am Tag. Auch<br />

nach den beiden Weltkriegen<br />

war die Kartoffel oft das<br />

Hauptnahrungsmittel und<br />

dies war auf dem Speiseplan,<br />

besonders im ländlichen<br />

Raum, noch lange zu<br />

spüren. So kann ich mich<br />

noch er<strong>in</strong>nern, dass es <strong>in</strong><br />

me<strong>in</strong>er fränkischen Heimat<br />

Kartoffelkeime<br />

<strong>in</strong> den 60er Jahren dreimal<br />

<strong>in</strong> der Woche so genannte<br />

Klößtage gab. Die Kartoffelklöße aus e<strong>in</strong>er Mischung von rohem und<br />

gekochtem Kartoffelteig gab es grundsätzlich am Sonntag und nochmals<br />

am Dienstag und Donnerstag. Oft wurden am Montag die übrigen Klöße<br />

kle<strong>in</strong> geschnitten und <strong>in</strong> der Pfanne mit Fett angebraten und so verwertet.<br />

Neben dieser Kloßspezialität, welche <strong>in</strong> verschiedensten Varianten <strong>in</strong> Südund<br />

Mitteldeutschland anzutreffen ist, s<strong>in</strong>d im norddeutschen Raum vor<br />

allem die Salzkartoffeln beliebt.<br />

Und welche Stellung hat die Kartoffel <strong>in</strong> unserer Ernährung heute?<br />

In Deutschland ist der Verbrauch <strong>in</strong> den letzten 20 Jahren um 50%<br />

zurückgegangen. Heute liegt der Tagesbedarf nur noch bei 200 Gramm<br />

- fast die Hälfte davon als Pommes oder Chips. Daran haben wie <strong>in</strong> den<br />

USA sicher die Fastfood-Restaurants e<strong>in</strong>en hohen Anteil. Trotzdem ist<br />

die Kartoffel nach wie vor <strong>in</strong> Deutschland sehr beliebt. Zudem gibt es<br />

Kartoffelmuseen, e<strong>in</strong>e Kartoffelkönig<strong>in</strong> und Jahr für Jahr die Kartoffel <strong>des</strong><br />

Jahres.<br />

<strong>Geschichte</strong> und Ursprung <strong>in</strong> den Anden<br />

Ursprünglich stammt die Kartoffel aus Südamerika und die ältesten<br />

bekannten Spuren schätzt man auf 13.000 Jahre. Im ersten Jahrtausend<br />

nach Christus wurde dort die Kartoffel systematisch gezüchtet. Sie<br />

war so wichtig, weil Weizen und Mais <strong>in</strong> den Hochlagen der Anden <strong>in</strong><br />

4000 m Höhe nicht gediehen. Für die Inka war daher die Kartoffel das<br />

Hauptnahrungsmittel. Ohne diese Knolle hätten sie ihr Reich und ihre<br />

Kultur nie aufbauen können.<br />

62<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Serie<br />

Mit der Kartoffel beschäftigen sich spezielle “Kartoffelhistoriker.” Die<br />

Kartoffel stammt aus Peru und <strong>Bolivien</strong> und so wird das Gebiet <strong>des</strong> Titicaca-<br />

Sees als das “Genzentrum” der Kartoffel bezeichnet. Die verschiedenen<br />

Kulturen Südamerikas entwickelten jeweils eigene Bezeichnungen für<br />

die Kartoffel - e<strong>in</strong> Zeichen für e<strong>in</strong>e lange Anbautradition. Die These,<br />

wonach die Kartoffel aus Chile stammt, wurde <strong>in</strong> den 1920er Jahren vom<br />

russischen Botaniker Vavilov <strong>in</strong> Umlauf gebracht, um den Nationalstolz<br />

der Chilenen zu stärken. Aus Chile stammen aber nur e<strong>in</strong>ige Züchtungen<br />

von der Insel Chiloé, wo der südlichste Hafen der spanischen Besetzer war.<br />

Charles Darw<strong>in</strong> konnte auf se<strong>in</strong>er Chile-Reise auf der Insel Chiloé 1832<br />

/ 1837 ke<strong>in</strong>en Kartoffelanbau f<strong>in</strong>den. Trotzdem gibt es aktuell, zu Beg<strong>in</strong>n<br />

<strong>des</strong> 21. Jahrhunderts, immer wieder Streitigkeiten darüber, ob die Kartoffel<br />

aus Peru, Chile oder <strong>Bolivien</strong> stammt. Doch ich denke, dass beide, Peru<br />

und <strong>Bolivien</strong>, mit dem „Genzentrum“ am Titicaca-See dies <strong>in</strong> Anspruch<br />

nehmen können.<br />

Kartoffelernte <strong>in</strong> den Anden<br />

Im Mai hofft man <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> auf e<strong>in</strong>e gute Ernte. An den Berghängen<br />

leuchten goldgelbe Äckerchen, von weitem sehen sie aus so groß wie<br />

Taschentücher. Wenn man mit dem Auto oder beim Wandern näher<br />

heran kommt, taucht e<strong>in</strong> Heer von Männern und Frauen auf. Die<br />

Rücken gebeugt, e<strong>in</strong>gehüllt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Staubwolke, harkt und schaufelt<br />

die Hundertschaft entlang der Höhenkurven. Die Äcker liegen auf dem<br />

Altiplano oft an e<strong>in</strong>em von tiefen Erosionsfurchen durchzogenen Abhang<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

63 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Serie<br />

und s<strong>in</strong>d Geme<strong>in</strong>schaftsbesitz der Dorfgeme<strong>in</strong>de. In Fronarbeit werden die<br />

Kartoffeln gegraben, erlesen und nach e<strong>in</strong>em vorbestimmten Schlüssel unter<br />

die Geme<strong>in</strong>deglieder aufgeteilt. Am meisten erhalten die alte<strong>in</strong>gesessenen<br />

Familien, die «orig<strong>in</strong>arios», weniger die «agregados», das s<strong>in</strong>d diejenigen,<br />

die später Land <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de gekauft haben, und noch weniger die<br />

«kantu runa», die zugezogenen Bewohner ohne Besitzansprüche.<br />

Früher mühevolle Handarbeit <strong>in</strong> Deutschland<br />

Auch <strong>in</strong> Deutschland lief die Ernte über Generation <strong>in</strong> der gleichen<br />

mühevollen Handarbeit ab wie <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong>. Die Kartoffel erfordert<br />

schon beim Pflanzen, Häufeln, Hacken bis h<strong>in</strong> zur Ernte e<strong>in</strong>en hohen<br />

Arbeitsaufwand. Wenn sich das Kartoffelkraut gelb oder braun färbt, dann<br />

ist Zeit für die Ernte.<br />

Kartoffelernte 1925 bei Zwiesel <strong>in</strong> Bayern<br />

Kartoffelernte 1977 <strong>in</strong> Franken - mit<br />

Kartoffelroder und Pferdegespann<br />

Die ganze Familie, Verwandte und Nachbarn waren mit e<strong>in</strong>gespannt.<br />

Me<strong>in</strong>e Eltern bekamen noch als Schulk<strong>in</strong>der „Kartoffelferien“ und mussten<br />

statt zur Schule zu gehen wochenlang Kartoffeln auflesen. Dies war nicht<br />

immer leicht, vor allem bei tagelangem Regenwetter oder wenn der<br />

Nachtfrost zu früh kam und die Frucht geschädigt war. So musste auch ich<br />

noch als Schuljunge erst am Nachmittag die Kartoffeln mühevoll von der oft<br />

nassen Scholle heraus holen und <strong>in</strong> den Körben nach Größen sortieren. Erst<br />

wenn abends die Säcke im Keller ausgeleert waren, g<strong>in</strong>g es <strong>in</strong> der nächsten<br />

Schicht an die Hausaufgaben. Mit der E<strong>in</strong>führung von Kartoffelrodern,<br />

die zunächst von Pferden und später vom Traktor gezogen wurden, fiel<br />

die Spitzhacke weg und die Arbeit wurde spürbar erleichtert. Erst <strong>in</strong> den<br />

letzten vier Jahrzehnten kam mehr Technik dazu und nun erledigen die<br />

e<strong>in</strong>st mühevolle Arbeit die vollautomatischen Erntemasch<strong>in</strong>en. So hat sich<br />

der Arbeitsaufwand im Kartoffelanbau deutlich gesenkt.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

64<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Serie<br />

Deutsch-Bolivianische Begegnung beim Pflügen <strong>des</strong> Kartoffelackers<br />

Im Juni und Juli werden <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> die kle<strong>in</strong>en Äcker für die nächste<br />

Kartoffelaussaat gepflügt. Vor zwei Jahren habe ich selbst zur Spitzhacke<br />

gegriffen und die groben Schollen zerkle<strong>in</strong>ert. Bei e<strong>in</strong>er Wanderung von<br />

Pampahasi nach Irpavi kam ich an e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Acker vorbei. Ich grüßte<br />

die Leute und e<strong>in</strong>e Frau zeigte mir ihre Spitzhacke mit der Aufforderung,<br />

mitzuhelfen. Ich legte me<strong>in</strong>e Sachen ab und half bis zum Schluss mit.<br />

Die Menschen waren natürlich überrascht, dass ich an diesem Steilhang so<br />

problemlos mitarbeiten konnte. Sie konnten ja nicht wissen, dass ich <strong>in</strong> der<br />

Landwirtschaft ohne Traktor, aber mit Pferdefuhrwerk und viel Handarbeit<br />

aufgewachsen b<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> junger Mann führte das Ochsengespann und der<br />

andere lenkte den e<strong>in</strong>fachen hölzernen E<strong>in</strong>schar-Pflug. Wir anderen acht<br />

Personen mussten immer wieder die größeren Brocken mit der Spitzhacke<br />

zerkle<strong>in</strong>ern. Nachdem das Feld umgeackert war, wurden die Ochsen<br />

ausgespannt und bekamen e<strong>in</strong> Büschel Hafer. Neben dem Feld wurde e<strong>in</strong><br />

großes Tuch ausgebreitet und es gab Mittagessen. Es gab verschiedene<br />

Kartoffelsorten, e<strong>in</strong>e halbe Kochbanane und e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Stück Fleisch.<br />

Nach Aussaat oder Ernte verlassen immer wieder Bauern auf dem<br />

Altiplano ihre Geme<strong>in</strong>den für viele Wochen. Im Tiefland <strong>des</strong> Chapare<br />

verd<strong>in</strong>gen sie sich als Tagelöhner, um Kokablätter zu ernten. Andere<br />

arbeiten im benachbarten Chile als Handlanger auf dem Bau. S<strong>in</strong>d die<br />

Ernten schlecht oder gehen die Nahrungsmittelvorräte zu Ende, bleiben die<br />

Bauern länger von zu Hause fern, um Geld für Lebensmittel zu verdienen.<br />

Existenzgrundlage ist und bleibt der kle<strong>in</strong>e Bauernhof, wo alles produziert<br />

wird, was zum Überleben nötig ist. Nur den wenigsten Bauern gel<strong>in</strong>gt es,<br />

Ernteüberschüsse auf dem Markt zu verkaufen.<br />

Das größte Problem auf dem Altiplano ist die Wasserknappheit. Regnet<br />

es nicht, dann wachsen ke<strong>in</strong>e Gräser mehr auf den Weideflächen und<br />

man kann se<strong>in</strong>e Schafe, Lamas, R<strong>in</strong>der und Esel nicht mehr ernähren.<br />

Auch der nahegelegene Fluss wird dann zum R<strong>in</strong>nsal. Natürlich haben<br />

die Aymaras verblüffende Konservierungstechniken z.B. für Kartoffeln<br />

und Hülsenfrüchte entwickelt. Aber wenn die Trockenzeiten zu lange<br />

werden, gehen auch die Vorräte zur Neige. Dann herrscht Hunger. Durch<br />

Bewässerungskanäle kann man das Schlimmste verh<strong>in</strong>dern und es kommen<br />

an e<strong>in</strong>igen Orten dann noch e<strong>in</strong> paar Ackerflächen für Kartoffeln h<strong>in</strong>zu.<br />

Doch das ist nicht überall möglich.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

65 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Serie<br />

Diese Kartoffelvielfalt ist im „Centro de las Papas“ <strong>in</strong> La Paz zu sehen<br />

Chuños – die gefriergetrockneten Kartoffeln<br />

Die Anden-Kulturen kannten schon sehr früh Konservierungstechniken und<br />

so auch das Verfahren zur Gefriertrocknung bestimmter Kartoffelsorten,<br />

um e<strong>in</strong>e ganzjährige Versorgung zu garantieren. Chuño ist e<strong>in</strong>e Bitter-<br />

Kartoffel. Die zuerst gekochten und dann gepellten Kartoffeln werden<br />

mit mehrfachem Frieren <strong>in</strong> der Nacht und Auftauen an der Sonne am<br />

Tag gefriergetrocknet. Dadurch verlieren sie stark an Gewicht und<br />

Volumen. Vor der letzten Trocknung wird mit den Füßen das letzte Wasser<br />

ausgequetscht. Sie s<strong>in</strong>d bis zu 4 Jahre, manchmal sogar bis zu 10 Jahre<br />

haltbar und werden durch E<strong>in</strong>weichen wieder essbar. Durch ihr leichtes<br />

Gewicht s<strong>in</strong>d sie ebenso mühelos für den Transport geeignet. Die Chuño-<br />

Knolle galt <strong>des</strong>halb früher auch als Tauschmittel und Handelsobjekt an der<br />

Küste. Ebenso war sie der Proviant der Anden-Heere.<br />

Nach wie vor ist die Kartoffel e<strong>in</strong>es der Hauptnahrungsmittel <strong>in</strong><br />

<strong>Bolivien</strong>. Hier im Hochland gibt es die weltweit größte Vielfalt mit vielen<br />

Hundert Sorten <strong>in</strong> unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, die <strong>in</strong> fast<br />

ebenso vielen Varianten zubereitet werden.<br />

Andreas Motschmann<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

66<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Kultur<br />

Theaterkritik: Die B’s <strong>in</strong> B.<br />

„Los B.“ heisst die Adaptation der „Buddenbrooks“ von Percy<br />

Jiménez, der mit leichter Hand den epischen Roman <strong>in</strong> e<strong>in</strong> kurzes Stück<br />

umschreibt, ihn von Lübeck nach La Paz transportiert und um fast e<strong>in</strong><br />

Jahrhundert verschiebt, von 1901 nach 1985. Erstaunlich, aber es geht.<br />

Die Buddenbrooks s<strong>in</strong>d eben wirklich universal: „Verfall e<strong>in</strong>er Familie“<br />

hatte Thomas Mann noch als Untertitel gewählt, den ke<strong>in</strong>er braucht, der<br />

den Roman gelesen hat, und diese Familien verfallen überall und jederzeit.<br />

Jiménez kondensiert die Vier-Generationen-Saga meisterhaft auf e<strong>in</strong><br />

Aben<strong>des</strong>sen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Familie, die wir als „paceños bien acomodados“<br />

bezeichnen würden. Er belässt die Namen und Konstellationen und hat<br />

hervorragende Schauspieler gefunden: Präzise getroffen ist Hanno <strong>in</strong><br />

Mauricio Toledo, der verträumt, homoerotisch s<strong>in</strong>nlich und absolut<br />

lebensunpraktisch genau den Typ ausstrahlt, den Thomas Mann vergöttert<br />

hätte. Und Luigi Antezana (sie kennen ihn als Hauptdarsteller <strong>in</strong> „Las<br />

bellas durmientes“) ist e<strong>in</strong>e gelungene Besetzung <strong>des</strong> unvergesslichen<br />

bayrischen Permaneder, als camba, unkultivierter Geschäftsmann und<br />

plump aufdr<strong>in</strong>glicher Gatte der hysterischen Toni. Auch die Frau Konsul<strong>in</strong><br />

wird von Norma Qu<strong>in</strong>tana mit grosser Würde dargestellt. Allerd<strong>in</strong>gs verrät<br />

die Pose der Füße die Herkunft ihrer Bühnenausbildung als Balletttänzer<strong>in</strong>.<br />

Nur die Stimmung ist etwas zu trübe geraten: Während bei Thomas<br />

Mann noch wunderbare Darstellungen <strong>des</strong> bürgerlichen Reichtums,<br />

der Kultur und <strong>des</strong> Humors dem Verfall e<strong>in</strong>e unaussprechliche Süße<br />

verleihen, folgt bei Jiménez Tod auf Tod, Konkurs auf Katastrophe und das<br />

Bühnenbild mit abblätternder Tapete und schief hängenden Bildern passt<br />

<strong>in</strong> die f<strong>in</strong>stere Atmosphäre <strong>des</strong> „Sótano“, e<strong>in</strong>er Kammerbühne im Keller<br />

<strong>des</strong> Centro S<strong>in</strong>fónico. Ich hätte mir e<strong>in</strong>e aktuellere Adaptation gewünscht<br />

(für viele ist auch 1985 schon weit vergangene bolivianische <strong>Geschichte</strong>!),<br />

dann hätte man vielleicht auch über Stellen mit aktuellem politischen Witz<br />

lachen können. Aber: unbed<strong>in</strong>gt anschauen, falls sie es nochmal geben.<br />

Carol<strong>in</strong>e Sölle de Hilari<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

67 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Kultur<br />

Die “Bunten Bretter” s<strong>in</strong>d wieder da!<br />

Die “Bunten Bretter”? Was ist denn das? …mögen sich e<strong>in</strong>ige Leser<br />

fragen. Tja: die “Bunten Bretter” s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Theatergruppe, die seit 1988 –<br />

also schon 25 Jahre! - auf den Brettern steht, die die Welt bedeuten. Aber<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren gab es längere, ungewollte Pausen. Wie das Schicksal<br />

es manchmal eben so will, kamen wir nicht dazu, die mehr oder weniger<br />

bereits e<strong>in</strong>gespielten Stücke auf die Bühne zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Entweder e<strong>in</strong> Schauspieler erlebte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Alltag eben genau<br />

die Tragödie, die er auf der Bühne eigentlich nur darstellen sollte. Wir<br />

wunderten uns schon, wie er diese schwierige Rolle so gekonnt meisterte,<br />

bis uns klar wurde, dass er nicht nur spielte...<br />

Oder e<strong>in</strong>e Schauspieler<strong>in</strong> musste aus familiären Gründen größere<br />

Pausen e<strong>in</strong>legen, bis sie schließlich – und das wieder aus anderen Gründen!<br />

– La Paz ganz verließ...<br />

Und je<strong>des</strong>mal standen wir vollkostümiert unweit der vorgesehenen<br />

Premiere. In der Zuversicht, dass wir es diemal schaffen, studieren wir zur<br />

Zeit das Stück Aperitif mit dem Teufel von Mart<strong>in</strong> Leutenegger e<strong>in</strong>.<br />

Vorstellungen:<br />

Mittwoch, den 12.6.2013 und<br />

Freitag, den 14.6.2013 jeweils um 19.30 Uhr, wie immer <strong>in</strong> der<br />

Mart<strong>in</strong>-Luther-Kirche <strong>in</strong> Sopocachi<br />

Der Titel ist doch schon vielversprechend, oder?<br />

Das war ja be<strong>in</strong>ahe e<strong>in</strong> Schweizer Satz! Da würde es nämlich heißen<br />

“Der Titel ist doch schon vielversprechend... oodr?” Man merkt also den<br />

E<strong>in</strong>fluss <strong>des</strong> schweizerischen Autors auf uns...<br />

Zum Stück heißt es:<br />

Der Mephisto-Darsteller Schwarz wird mitten aus e<strong>in</strong>er Faust-<br />

Aufführung entführt und erhält den Auftrag, “die Welt zu retten”. Denn<br />

der Teufel, so wird gesagt, habe ke<strong>in</strong>e Lust mehr, se<strong>in</strong>e Rolle im großen<br />

Welttheater zu spielen. Kaum e<strong>in</strong>er wäre also besser geeignet, dem Satan<br />

Nachhilfestunden zu geben, als eben Mephisto. So kommt es also zu e<strong>in</strong>em<br />

Aperitif mit dem Teufel. Mit dem Ersche<strong>in</strong>en von Adam’s erster Frau Lilith<br />

ist das Chaos nahezu perfekt... Also lassen Sie sich überraschen!<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

68<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Kultur<br />

Zurück zum Beg<strong>in</strong>n der “Bunten Bretter”: 1987 gab es unter der<br />

Regie <strong>des</strong> Kunstlehrers Günter Jahn <strong>in</strong> der Deutschen Schule - damals<br />

noch <strong>in</strong> Sopocachi! - den Theaterabend “Schmetterl<strong>in</strong>g aus Bronze”.<br />

Nach der Premiere wurde gefeiert und zwar im Hause <strong>des</strong> damaligen<br />

Schulleiters Johannes Frank. Der gute Mann hatte alles vorbereitet: <strong>in</strong><br />

Caracas nachgefragt, ob die dortige Theatergruppe “Die Bunten Bretter”<br />

noch bestand? - ne<strong>in</strong> -, ob sie etwas dagegen hätten, wenn e<strong>in</strong>e Gruppe <strong>in</strong><br />

La Paz den Namen übernimmt? - ebenfalls ne<strong>in</strong> - also unterbrach er die<br />

Feier, ließ die vielzitierten Gläser klirren und teilte uns mit, dass hiermit<br />

die Theatergruppe “Bunte Bretter” gegründet seien und deren Leiter Klaus<br />

Bauer sei... (im Folgenden “KB”). So e<strong>in</strong>fach.<br />

Wir schauten überrascht aus der Wäsche... Aber Herr Frank war e<strong>in</strong>e<br />

Respektsperson, da musste man gehorchen. Also waren die “Bunten<br />

Bretter” gegründet. Und nun hieß es: was spielen wir? Die Bühne zu<br />

f<strong>in</strong>den, war, Gott sei es gedankt, nicht so schwierig: die Kirche! E<strong>in</strong> Stück<br />

zu f<strong>in</strong>den, war und ist ke<strong>in</strong>e so e<strong>in</strong>fache Aufgabe, alldieweil für unsere<br />

Gruppe und das Spielen <strong>in</strong> La Paz m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens zwei Bed<strong>in</strong>gungen erfüllt<br />

se<strong>in</strong> sollten: nicht zu viel Schauspieler, wenn möglich ke<strong>in</strong> Wechsel <strong>des</strong><br />

Bühnenbil<strong>des</strong>. Wir lasen also und lasen, aber fanden nichts. Bis sich 1988<br />

die resolute Ärzt<strong>in</strong> Dr. Beck meldete: “Ich habe e<strong>in</strong> passen<strong>des</strong> Stück für<br />

euch aus Berl<strong>in</strong> mitgebracht”: “Patt”, von Pavel Kohout. Vom Stück<br />

waren wir nicht angetan, ne<strong>in</strong>, wir waren begeistert!<br />

Es begannen die ersten Proben, und das erste Stück der “Bunten<br />

Bretter” wurde vom Publikum sehr freundlich aufgenommen. Damit war<br />

die erste schwierige Hürde genommen. Da es sich um unser e r s t e s<br />

Stück handelte, wollen wir doch die Besetzung nennen (vielleicht er<strong>in</strong>nert<br />

sich der oder die e<strong>in</strong>e noch an sie): Doktor: Klaus Bauer; die Frau: Vroni<br />

Schwarz; Kellermann: Charlie Brodbeck; Regie: Hans-Jürgen Bohse;<br />

Bühne: Günter Jahn; Bilder: El<strong>in</strong>or Jahn; Soufleuse: Brigitte Schill<strong>in</strong>g;<br />

Maske: Petra Brodbeck; Plakat: Hans Mayer.<br />

Nach dem Erfolg kamen wir richtig <strong>in</strong> Schwung. 1989: “Der<br />

zerbrochene Krug”, He<strong>in</strong>rich von Kleist. Bei e<strong>in</strong>er Aufführung übersprang<br />

e<strong>in</strong>er von uns mehrere Seiten. Die Schauspieler, die auf der Bühne standen,<br />

sehen noch den Regisseur Charlie Brodbeck <strong>in</strong> der ersten Reihe sitzen<br />

und verzweifelt vorblättern, um die Stelle zu f<strong>in</strong>den, an der wir uns jetzt<br />

befanden. Die Schauspieler waren aber so geschickt, das Stück wieder<br />

zurück zu rollen. Der Regisseur durfte wieder zurückblättern. Bei e<strong>in</strong>er<br />

anderen Aufführung pfiff das Publikum, weil die Verspätung langsam doch<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

69 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Kultur<br />

zu groß wurde. Aber wir hatten den Krug - das Hauptrequisit – vergessen!<br />

Es musste aus Calacoto geholt werden... Und unseren Gründer Johannes<br />

Frank konnten wir schließlich doch überreden, wenigstens mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />

Rolle dabei zu se<strong>in</strong>. Er spielte e<strong>in</strong>en Bedienten und kam auf e<strong>in</strong>em Fahrrad<br />

<strong>in</strong> den Zuschauerraum geradelt. Als Veit Tümpel spielte Gert Franke mit.<br />

Das tut er auch heute noch...<br />

1990: “Die große Wut <strong>des</strong> Phillipp Hotz”, Max Frisch.<br />

Unser neue Pastor Wolfgang Speck spielte mit! Bei den Proben spielte<br />

er – wie wir alle – auf e<strong>in</strong>er aufgeräumten Bühne. Ab der Premiere jedoch<br />

durfte Phillipp Hotz se<strong>in</strong>e Wut tatsächlich ausspielen, verschloss se<strong>in</strong>e<br />

Frau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schrank und zerstörte, bevor er erbost das Haus verließ,<br />

das ganze Mobiliar. Dann kam der Auftritt unseres Pastors: “Unverändert,<br />

alles unverändert”. Das Publikum hat getobt.<br />

1991: “Der e<strong>in</strong>gebildete Kranke”, J. Moliére.<br />

In diesem Jahr zog die Deutsche Schule nach Achumani, und den “Bunten<br />

Brettern” wurde die Ehre erwiesen, die nagelneue Bühne e<strong>in</strong>zuweihen.<br />

Das taten wir mit Begeisterung. Wir Schauspieler waren von unserer<br />

Leistung angetan, konnten jedoch nicht ahnen, dass die Akustik <strong>in</strong> Bühne<br />

und neuem Turnsaal so schlecht war, dass man uns nur zu 30% verstanden<br />

hatte. H<strong>in</strong>weis an den Schulvorstand: Das ist auch heute noch so.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

70<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Kultur<br />

1992: Wolfgang Speck kam mit dem Stück “Das heilige Experiment”<br />

von Fritz Hochwälder aus Deutschland zurück und übernahm gleich die<br />

Regie. Zum ersten mal hatten wir den Leiter <strong>des</strong> Goethe-Instituts Josef<br />

Bornhorst mit auf der Bühne. Unvergesslich. Er kam mit e<strong>in</strong>er Flasche<br />

Whisky zu den Proben. Vor Probenbeg<strong>in</strong>n wurde erst e<strong>in</strong>mal geschluckt<br />

und die Probe lief daraufh<strong>in</strong> wie geschmiert. Wenn die Flasche nicht ganz<br />

geleert war, versteckte der gute Herr Bornhorst sie h<strong>in</strong>ter die Bücher im<br />

Bücherregal der Kirche. Und siehe da, bei jeder darauf folgenden Probe<br />

wurde die Flasche sowohl an Ort und Stelle gefunden, als auch unangerührt<br />

wieder übernommen...(Heute ist es Sherry! Anm.d.Red.)<br />

1993: “Biografie – E<strong>in</strong> Spiel”, Max Frisch.<br />

Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, <strong>in</strong> diesem Artikel nur<br />

ausnahmsweise Schauspieler zu nennen, denn man weiß doch, dass das<br />

zu Ungerechtigkeiten führt. Aber wir können es uns nicht verkneifen,<br />

Roswitha Grisi zu nennen, diese begabte Schauspieler<strong>in</strong>, die seit der<br />

“Biografie” e<strong>in</strong>fach nicht mehr fehlen durfte.<br />

1994: “Der Meteor”, Friedrich Dürrenmatt<br />

Was ja immer wieder erstaunlich ist, ist die Tatsache, dass wir immer –<br />

immer! - zwei Wochen vor der Premiere stehen... und das Stück <strong>in</strong> den<br />

W<strong>in</strong>deln steckt. Oh, wie kann uns das belasten! Aber so ist es nunmal:<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

71 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Kultur<br />

zunächst muss e<strong>in</strong>fach monatelang nur gelernt, gelernt und wieder gelernt<br />

werden. Dann, wenn der Text bei uns allen “sitzt”, dann können wir<br />

langsam an die Schauspielerei denken.<br />

1995: “Der Lampenschirm”, Curt Goetz.<br />

Wenn das Stück von Curt Goetz ist, dann wissen wir alle, dass es sich um e<strong>in</strong>e<br />

Komödie handelt. Und das ist für uns Schauspieler e<strong>in</strong>e Herausforderung.<br />

Denn wir proben e<strong>in</strong>e Komödie ja Monate lang, für uns wird alles langsam<br />

zur Rout<strong>in</strong>e, die Komik verliert ihren Witz. Dann kommt die Premiere -<br />

und siehe da, die Leute lachen! Das mit dem Lachen <strong>des</strong> Publikums hat<br />

aber auch e<strong>in</strong>e andere Seite: manchmal ist das Stück ernsthaft... aber die<br />

Zuschauer lachen! “Hoppla, irgend etwas haben wir da verkehrt gemacht”,<br />

sagen wir uns dann bei der Premieren- Besprechung. Ergebnis: “ W i r<br />

müssen das Publikum führen und uns nicht vom Publikum führen lassen”.<br />

Bei der nächsten Vorstellung ist dann das Publikum tatsächlich konzentriertruhiger.<br />

Erfolg gehabt. Kaum zu glauben, aber beim “Lampenschirm”<br />

sprach unser Schwabe Re<strong>in</strong>hard Rössl<strong>in</strong>g perfekt sächsisch.<br />

1996: “Der Kontrabass”, Patrick Süssk<strong>in</strong>d.<br />

Wie es das Schicksal halt manchmal so will: Wir waren mitten <strong>in</strong> den Proben<br />

<strong>des</strong> hervorragenden Stückes “Der grüne Kakadu” von Arthur Schnitzler,<br />

hatten es sogar geschafft, elf Schauspieler dafür zu begeistern und die<br />

Proben verliefen ganz gut... bis KB’s Tochter so erkrankte, dass er sie zur<br />

Operation nach Buenos Aires begleiten musste. Und weil KB unser “Leiter”<br />

ist, fiel das ganze Projekt <strong>in</strong>s Wasser. E<strong>in</strong>fach zu schade. Aber kaum wieder<br />

zu Hause, fiel KB das Hörspiel “Der Kontrabass” <strong>in</strong> die Hände. Wieso<br />

nur Hörspiel? Sofort machte er sich an die Transkription, der Schulleiter<br />

Herr Pasch war als Musiker bei den hiesigen Symphonikern bekannt und<br />

beliebt, so dass er uns das Instrument besorgen konnte, lieh uns sogar<br />

se<strong>in</strong>en eigenen Bogen, und KB stand mit dem Monodrama auf der Bühne.<br />

Alle<strong>in</strong>e auf der Bühne zu stehen: e<strong>in</strong>e großartige Erfahrung. Nach jeder<br />

Vorstellung hören wir von den uns bewundernden Zuschauern die Frage:<br />

“Wie machen Sie das, soo viel auswendig zu lernen?” Natürlich handelt es<br />

sich da meistens um nicht mehr sehr junge Zuschauer, denn diese gehen ja<br />

noch <strong>in</strong> die Schule und wissen, wie man das macht (oder machen muss)...<br />

Aber die Frage ist zu verstehen, denn es ist ja nicht selbstverständlich, mit<br />

so e<strong>in</strong>em Haufen Text fertig zu werden. Aber, wie schon gesagt, da gibt’s<br />

nur e<strong>in</strong>s: lernen, lernen und wieder lernen; wiederholen, wiederholen und<br />

nochmals wiederholen. Jeden Tag.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

72<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Kultur<br />

1997: “Nora”, Henrik Ibsen.<br />

Als wir auf “Nora” stießen, waren wir h<strong>in</strong>- und hergerissen: Das ist doch<br />

e<strong>in</strong> ideales Stück für Roswitha! Kaum zu Ende gelesen, wollten wir mit ihr<br />

darüber reden. Aber sie war bei ihrem Bruder <strong>in</strong> Italien. Also Ferngespräch<br />

und man hörte förmlich, wie sie <strong>in</strong> 21.000 km Entfernung aus allen Wolken<br />

fiel. Nora! E<strong>in</strong> Traumstück.<br />

Und es war das erste Mal, dass wir beobachten durften, wie e<strong>in</strong>e<br />

Schauspieler<strong>in</strong> total <strong>in</strong> ihrer Rolle aufg<strong>in</strong>g. Selbst nach den Vorstellungen<br />

war Roswitha noch stundenlang nicht Roswitha, sondern Nora. Ihre<br />

Bewegungen waren Nora. Ihre Art zu reden war Nora. Ihre anhaltend<br />

strahlenden Augen waren Nora. E<strong>in</strong>fach wunderbar. Nora übrigens das<br />

e<strong>in</strong>zige Stück, <strong>in</strong> das wir e<strong>in</strong>e Pause e<strong>in</strong>legten. Ansonsten versuchen wir,<br />

ke<strong>in</strong> Stück über 90 M<strong>in</strong>uten dauern zu lassen, denn das ist die Zeit, <strong>in</strong><br />

der e<strong>in</strong> Zuschauer noch konzentriert dem Stück folgen kann. Übrigens<br />

Konzentration: wenn wir auf der Bühne stehen und das Publikum sehr <strong>in</strong><br />

unserer Nähe wissen - wie zum Beispiel hier <strong>in</strong> La Paz - dann versuchen<br />

wir ganz bewusst, nicht <strong>in</strong> den Zuschauerraum zu sehen, dann da könnten<br />

wir zum Beispiel erkennen, wer heute gekommen ist... und aus ist es mit<br />

der Konzentration! Aber was tun, wenn <strong>in</strong> der ersten Reihe jemand ständig<br />

e<strong>in</strong>schläft und von Seite zu Seite baumelt?<br />

1998: Nach 10 Jahren war wieder unser geliebtes Erststück angesagt!<br />

Wir brachten “Patt” erneut auf die Bühne. Und um das Jahr abzurunden,<br />

fuhren wir zu e<strong>in</strong>er Tournee nach Chile und spielten dort <strong>in</strong> Santiago,<br />

Valparaíso, Temuco und Osorno sowohl “Nora” als auch “Patt”.<br />

1999: “Faust I”, Johann Wolfgang von Goethe.<br />

Auf der Schulkirmes kommt der Deutschlehrer Eberhard He<strong>in</strong>zel<br />

auf KB zu: Weißt du von der Bedeutung <strong>des</strong> kommenden Jahres? - Was<br />

gibt’s denn? - 250 Jahre Goethes Geburtstag, <strong>in</strong> ganz Deutschland wird es<br />

Feiern und Aufführungen geben. - Ist ja gut. - Und ihr spielt den “Faust”. -<br />

Waaaas? Den Faust? - Ihr könnt das!<br />

So, e<strong>in</strong> Floh steckte im Ohr. “Faust”... unmöglich! Doch da kam uns das<br />

Internet zu Hilfe: “Im Stuttgarter Schauspielhaus spielen 6 Schauspieler<br />

den Faust”. Was? Mit 6? Um zu verstehen, was wir da spielten, nahmen<br />

wir “Nachhilfestunden” beim damaligen Leiter <strong>des</strong> Goethe-Instituts Peter<br />

Panes. Solche Nachhilfestunden würde ich jedem Schüler gönnen: Wir<br />

saßen im getrennten Saal der Kneipe “Gambr<strong>in</strong>us” an der Plaza Avaroa,<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

73 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Kultur<br />

tranken vergnüglich unsere Bierchen und hörten fasz<strong>in</strong>iert den immer<br />

wieder spannenden Interpretationen <strong>des</strong> Herrn Panes zu. Was hat das bei<br />

uns zum Verständnis der Tiefe <strong>des</strong> Stückes beigetragen! Anfang März<br />

begannen die Proben und Ende Oktober spielten wir tatsächlich “Faust”...<br />

Es ist immer noch nicht zu fassen, dass wir a) das geschafft haben und b) so<br />

e<strong>in</strong>en Erfolg damit hatten! Gerade erhalte ich e<strong>in</strong>e Mail: “Bitte schick mir<br />

schnell De<strong>in</strong>en Artikel über die Bunten Bretter !!!!! Es ist dr<strong>in</strong>gend, sonst<br />

kommt es nicht mehr <strong>in</strong> dieses Heft. Viele Grüße...”<br />

So, heute also nur bis hier. Das bisher Geschriebene sollte auch zunächst<br />

reichen. Fortsetzung folgt also. Na, dann bis zum nächsten <strong>Monatsblatt</strong>.<br />

Klaus Bauer<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

74<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Kultur<br />

„Atractivos turísticos en el Departamento de<br />

Santa Cruz“<br />

– e<strong>in</strong> Reiseführer, der diesen Namen verdient<br />

<strong>Bolivien</strong> ist e<strong>in</strong> Land nicht beschreibbarer Orte, zahlloser Kontraste,<br />

e<strong>in</strong>zigartiger Landschaften und e<strong>in</strong>er Bevölkerung, die Traditionen<br />

anhängt, die noch aus vorkolonialer Zeit stammen. Gleichzeitig gibt es<br />

kaum Literatur zu Orten von touristischem Interesse, zu Flora und Fauna.<br />

Die wenigen Publikationen, die von Zeit zu Zeit ersche<strong>in</strong>en, s<strong>in</strong>d kaum dazu<br />

angetan, zur Verbesserung der Kenntnis über die touristischen Attraktionen<br />

unseres Lan<strong>des</strong> beizutragen.<br />

Es ist also umso<br />

überraschender, dass<br />

ausgerechnet e<strong>in</strong> Ausländer<br />

aus Liebe zu <strong>Bolivien</strong><br />

e<strong>in</strong>en Reiseführer über das<br />

Departamento Santa Cruz<br />

und se<strong>in</strong>e touristischen<br />

Sehenswürdigkeiten verfasst<br />

hat. Der Autor Philipp Schauer<br />

beendet die literarische<br />

Misere, <strong>in</strong>dem er uns e<strong>in</strong><br />

wertvolles Referenzwerk zur<br />

Verfügung stellt, das sich dem<br />

reichen kulturellen Erbe der<br />

jesuitischen Mission und den<br />

hauptsächlichen Nationalparks<br />

der östlichsten Region<br />

<strong>Bolivien</strong>s widmet.<br />

Das mit großer Sorgfalt<br />

edierte Buch ist reich illustriert<br />

und aufgrund se<strong>in</strong>er Größe<br />

und Strukturierung für den<br />

Touristen e<strong>in</strong>fach zu nutzen;<br />

es bietet auf Englisch und<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

75 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Kultur<br />

Spanisch praktische und unmittelbare Information. Im ersten Teil erläutert<br />

es dem zukünftigen Reisenden die Kirchen der Chiquitania, e<strong>in</strong>e genaue<br />

Wegbeschreibung sowie Unterkunftsmöglichkeiten <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Orten. Der zweite Teil, verfasst von Rodrigo Mariaca, bietet e<strong>in</strong>en<br />

knappen Überblick über die Schönheiten der relativ leicht zugänglichen<br />

Nationalparks, die nicht nur wegen ihrer Schönheit, sondern auch wegen<br />

der zunehmenden Bedrohung ihrer Flora und Fauna unter Schutz stehen.<br />

Den touristischen Teilen <strong>des</strong> Buches geht e<strong>in</strong> historischer Abschnitt<br />

voraus, der den Leser <strong>in</strong> die <strong>Geschichte</strong> der Region e<strong>in</strong>führt. Viele Fotos,<br />

Bilder und Details erläutern die Beschreibungen, und schließlich f<strong>in</strong>det der<br />

<strong>in</strong>teressierte Leser zur Ergänzung e<strong>in</strong>e CD mit mehreren hundert Bildern,<br />

die alle<strong>in</strong> schon genug Anreiz bieten sollten, um nach Santa Cruz zu reisen<br />

und die Orte zur besuchen, die der Autor auf so präzise und <strong>in</strong>teressante<br />

Art beschreibt.<br />

Man sagt, „das Gute kommt immer <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Gefäßen“ – dies gilt<br />

auch für das Buch von Philipp Schauer, das nicht dick ist, so dass man<br />

es als ständigen Begleiter kauft, um wirklich Santa Cruz, se<strong>in</strong>e alten<br />

Missionszentren und se<strong>in</strong>e wunderbaren Nationalparks kennenzulernen.<br />

Schon jetzt ist es zum meist verkauften Reiseführer <strong>in</strong> den Buchhandlungen<br />

von Santa Cruz geworden.<br />

Peter Lewy, Liberia Lewy, Santa Cruz<br />

(Übersetzung: <strong>Monatsblatt</strong>)<br />

Das Buch von Philipp Schauer, Atractivos turísticos en el departamento de<br />

Santa Cruz ist <strong>in</strong> der Librería Gisbert <strong>in</strong> San Miguel und <strong>in</strong> Sopocachi sowie<br />

<strong>in</strong> Escaparate Cultural zum Preis von 49,- BS erhältlich. Der vergriffene<br />

Führer <strong>des</strong>selben Autors, „Iglesias Rurales“ ersche<strong>in</strong>t voraussichtlich<br />

Anfang April <strong>in</strong> neuer Auflage.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

76<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Kultur<br />

“Todos los días la noche” – oder: Aller<br />

Tage ist Nacht<br />

e<strong>in</strong> Dokumentarfilm von Jean-Claude Wicky<br />

Zunächst sieht man nur Gesichter, schwarz-weiβ Fotografien von Gesichtern, glatten<br />

und jungen, aber auch alten und zerfruchten, schmutzverkrusteten, verschwitzten<br />

und verhärmten Gesichtern, mit den von Coca-Blättern ausgebeulten Wangen und<br />

leuchtenden Augen, die Eschöpfung aber auch Würde und Stolz ausstrahlen. Und<br />

die Stimme von Jean-Claude Wicky aus dem Off, der erzählt.<br />

1974 kam er als junger Rucksackreisender erstmals<br />

nach <strong>Bolivien</strong>. Der Besuch e<strong>in</strong>er Bergbaum<strong>in</strong>e berührte<br />

ihn so stark, dass er entschied, e<strong>in</strong>e Fotoreportage über<br />

das Leben der Bergarbeiter <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> zu machen.<br />

10 Jahre später kam er zurück und begann mit se<strong>in</strong>en<br />

Kameras und se<strong>in</strong>er speziellen Beleuchtung <strong>in</strong> die<br />

M<strong>in</strong>en abzutauchen, um die Bergarbeiter abzulichten.<br />

Von 1984 bis 2001 kehrte er immer wieder für Monate<br />

nach <strong>Bolivien</strong>, um 30 verschiedene Bergwerke und den<br />

dazugehörigen Ortschaften kennen zu lernen, deren<br />

Arbeiter und Familien zu begleiten und ihr Leben, ihre Welt, ihre Hoffnungen, ihre<br />

Freuden und Leiden, ihren Kampf auf Fotos zu bannen.<br />

Er gewann ihr Vertrauen, <strong>in</strong>dem er Tag für Tag mit den Bergarbeitern <strong>in</strong> die<br />

Tiefen der Bergwerke abstieg, durch enge und niedrige Korridore kroch, immer mit<br />

der Angst, dass alles e<strong>in</strong>stürzen könnte. Neben diesen tagtäglichen Schwierigkeiten<br />

und Mühen wusste er selbst nicht, wie er die Feuchtigkeit, die Hitze, den Geruch<br />

<strong>des</strong> M<strong>in</strong>erals, die unglaubliche Dunkelheit würde ablichten können. E<strong>in</strong>e wahrhaft<br />

titanische Aufgabe hatte sich Wicky gestellt.<br />

Am Ende e<strong>in</strong>es se<strong>in</strong>er Aufenthalte, glaubte er, nicht genügend gute Fotos zu<br />

haben, so dass er sich e<strong>in</strong>e Woche lang zu zwei Schichten pro Tag <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>e<br />

Colquiri gesellte. Er stieg um 6 Uhr morgens ab, als es noch dunkel war und kehrte<br />

um 23 Uhr erst wieder an die Erdoberfläche, als es bereits wieder dunkel war. Diese<br />

Erfahrung gab se<strong>in</strong>em Film den Titel „Todos los días la noche“. In dieser Woche<br />

entstand auch e<strong>in</strong>es se<strong>in</strong>er berühmtesten Bilder, die <strong>des</strong> Bergarbeiter, der halbnackt<br />

e<strong>in</strong>en Wagen voller M<strong>in</strong>eral durch e<strong>in</strong>en Tunnel schiebt.<br />

Se<strong>in</strong>e Arbeit über die M<strong>in</strong>en <strong>Bolivien</strong>s endeten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fotoaustellung und <strong>in</strong><br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

77 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Kultur<br />

dem Buch „Bolivia M<strong>in</strong>eros“. Er erstand 600 Exemplare der spanischen Ausgabe,<br />

schickte diese nach <strong>Bolivien</strong> und reiste e<strong>in</strong> weiteres Mal zu den M<strong>in</strong>en, Dörfern und<br />

Menschen, die er 10 Jahre davor fotografiert hatte, um ihnen die Bücher zu schenken.<br />

Weitere Bücher vermachte er den Schulbibliotheken der Bergarbeiterortschaften,<br />

damit die K<strong>in</strong>der der „m<strong>in</strong>eros“ sehen<br />

können, womit ihre Väter und Brüder<br />

das tägliche Brot verdienen. Und<br />

obwohl die Überreichung der Bücher<br />

den Abschluss se<strong>in</strong>er Arbeit darstellen<br />

sollte, bewegten ihn die Reaktionen<br />

der Menschen so sehr, dass er sich<br />

entschloss, e<strong>in</strong>en Film zu drehen.<br />

Der Film ist e<strong>in</strong>e Mischung aus<br />

Fotos se<strong>in</strong>er Ausstellung, Interviews<br />

mit den Bergarbeitern, aber auch Dokumentation der Gewohnheiten und <strong>des</strong><br />

Alltags der Bergarbeiter, wie zum Beispiel die allwöchentliche Zusammenkunft<br />

beim „Tio“ (dem Teufel), dem Zigarretten, Cocablätter und Alkohol angeboten<br />

werden, um ihn günstig zu stimmen, damit er sie am Leben lässt, oder die<br />

„Ch’allas“ an die M<strong>in</strong>e und die Pachamama (Mutter Erde), bei der Tiere<br />

geopfert werden, <strong>des</strong>sen Blut an den E<strong>in</strong>gang <strong>des</strong> Bergwerkes gestrichen wird,<br />

und die nach Segensgebeten und Gesängen gebraten werden und dann von den<br />

Familien, deren Bergarbeiter diesen Korridor bearbeiten, geme<strong>in</strong>sam gegessen<br />

werden. Oder die Feiern zu Allerheiligen und Allerseelen, bei denen Altäre<br />

errichtet werden, die von der Menge an Nahrungsmitteln zusammen zu brechen<br />

drohen: Die Seele <strong>des</strong> Verstorbenen soll sehen, wenn sie die H<strong>in</strong>terbliebenen<br />

besucht, dass Überfluss herrscht und dass sie <strong>in</strong> Frieden ruhen kann. Die Gaben<br />

werden dann unter denjenigen verteilt, die das Grab <strong>des</strong> Verstorbenen besuchen<br />

und für ihn beten.<br />

Gezeigt werden auch die unmenschlichen Arbeitsverhältnisse <strong>in</strong> den M<strong>in</strong>en,<br />

die von Kooperativen bearbeitet<br />

werden, die mangelhafte<br />

Austtattung an Werkzeugen<br />

und Schutzkleidung, das karge<br />

E<strong>in</strong>kommen, gezahlt wird die<br />

Menge an M<strong>in</strong>eral, die der<br />

Arbeiter zu Tage fördert und im<br />

Gegensatz dazu die Situation<br />

der Bergarbeiter der privaten<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

78<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Kultur<br />

M<strong>in</strong>en und die der COMIBOL, die feste E<strong>in</strong>künfte und e<strong>in</strong>e Kranken- und<br />

Rentenversicherung haben, Schutzkleidung tragen und mit moderner Technik<br />

fördern.<br />

Gezeigt werden die fehlende Luft und die übergroβe Hitze, die ständigen<br />

Gefahren durch E<strong>in</strong>sturz, Gasvergiftung u.a., das Elend <strong>in</strong> den Krankenhäusern,<br />

wenn die Silikosis (Staublunge) die Lungen der Bergarbeiter versengt hat, und sie<br />

schwer atmend ihren Tod erwarten, vor dem sie nur e<strong>in</strong>e Lungentransplantation<br />

retten würde.<br />

Gezeigt werden auch die Frauen, die auβerhalb der M<strong>in</strong>en die Ste<strong>in</strong>e zerklopfen,<br />

um Reste von Edelmetall zu f<strong>in</strong>den, Frauen, die verwitwet s<strong>in</strong>d, oder deren Männer<br />

Unfälle erlitten haben, die sie arbeitsunfähig gemacht haben, Frauen, die 12 K<strong>in</strong>der<br />

durchfüttern müssen, die sonst vor Hunger sterben müssten.<br />

Der Film endet mit Szenen, als Wicky se<strong>in</strong>e Bücher verschenkt: e<strong>in</strong>em<br />

Bergarbeiter schenkt er das Buch <strong>in</strong> der Tiefe <strong>des</strong> Stollens, e<strong>in</strong>em anderen im Kreise<br />

se<strong>in</strong>er Familie, dann e<strong>in</strong>er alten Frau an dem Hang, an dem er sie e<strong>in</strong> Jahrzehnt<br />

zuvor fotografiert hatte. Am E<strong>in</strong>gang <strong>des</strong> Stollens der M<strong>in</strong>e Carmen Rosa, die man<br />

nur über e<strong>in</strong>e schw<strong>in</strong>delerregend steile Leiter erreicht, trifft er die Bergarbeiter, die<br />

er damals fotografierte nicht mehr an: Alle waren bereits tot und andere Männer<br />

arbeiteten <strong>in</strong> diesem Stollen. Ergreifend die Szene, <strong>in</strong> der er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schule feierlich<br />

das Buch den K<strong>in</strong>dern überreicht.<br />

Wicky zitiert <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Film Don<br />

Paul<strong>in</strong>o Calisaya. Er sagte: “La riqueza<br />

de nuestro subsuelo siempre ha sido la<br />

fuente de nuestra pobreza”.<br />

“Todas los días la noche” ist e<strong>in</strong> Film,<br />

der den Reichtum <strong>Bolivien</strong>s und se<strong>in</strong>e<br />

über 500-jährige Kultur <strong>des</strong> <strong>Bergbaus</strong><br />

zeigt, aber auch das damit verbundene<br />

Elend. E<strong>in</strong> Film, der unter die Haut<br />

geht: die Bilder, die Stimmen, das<br />

unsägliche Leid, das aufopfernde Leben und gleichzeitig die unfassbare Würde der<br />

Bergarbeiter.<br />

Weitere Informationen: www.touslesjourslanuit.com/es/accueil<br />

Ausstrahlung <strong>in</strong> La Paz: C<strong>in</strong>emateca Boliviana, jeden Tag um 18:00 Uhr<br />

M. Isabel Meurer<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

79 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Reise<br />

Kuba – e<strong>in</strong> besonderes (Urlaubs-)Erlebnis<br />

Die Sonnen<strong>in</strong>sel Kuba war für mich schon seit 1982 e<strong>in</strong> Wunsch-Reiseziel.<br />

Da wir <strong>in</strong> der DDR aufwuchsen, schien e<strong>in</strong>e solche Reise theoretisch sogar<br />

möglich, war Kuba doch e<strong>in</strong>es unserer Bruderländer, das am weitesten<br />

entfernt liegende dazu.<br />

Me<strong>in</strong> Reisewunsch erfüllte sich nun 30 Jahre später. Spät, aber nicht zu<br />

spät, wollten wir doch das ursprüngliche Kuba, das so andersartige Kuba<br />

kennenlernen. Die Andersartigkeit begann schon <strong>in</strong> der Reisevorbereitung.<br />

Wir mussten e<strong>in</strong> Visum – offiziell e<strong>in</strong>e Touristenkarte – für 30 Dollar <strong>in</strong> der<br />

kubanischen Botschaft <strong>in</strong> Irpavi beantragen, konnten dies dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

von zwei <strong>in</strong> La Paz möglichen Reisebüros kaufen (<strong>in</strong> der Botschaft war der<br />

Drucker kaputt!). Und wir mussten e<strong>in</strong>e Hotelreservierung für die ersten<br />

Nächte nachweisen als Bed<strong>in</strong>gung für e<strong>in</strong>e reibungslose E<strong>in</strong>reise.<br />

Vor Ort angekommen, waren die E<strong>in</strong>drücke von der Hauptstadt<br />

Havanna durchweg positiv. Ob historische, aber seit Jahrzehnten dem<br />

Verfall preisgegebene Gebäude, dunkle Nebenstraßen oder das teilweise<br />

rekonstruierte Havanna vieja - diese Stadt hat e<strong>in</strong> ganz besonderes Flair.<br />

Dazu gehören auch die amerikanischen Autos der 50er Jahre, geme<strong>in</strong>sam<br />

mit den sowjetischen Ladas und Moskvitsch der 80er fast die e<strong>in</strong>zigen<br />

Automobile. E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>heimischer nannte Kuba den Jurassic-Park der<br />

Automobile. Pflicht war für uns <strong>in</strong> Havanna der Besuch <strong>des</strong> Revolutions-<br />

Museums (war irgendwie wie Staatsbürgerkunde-Unterricht vor 35 Jahren<br />

<strong>in</strong> den Schulen der DDR) und natürlich <strong>des</strong> Rum-Museums (Cuba Libre).<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

80<br />

Da wir das<br />

Land und deren<br />

Bewohner<br />

kennenlernen<br />

wollten, mieteten<br />

wir uns e<strong>in</strong> Auto<br />

und fuhren zehn<br />

Tage durch die<br />

Gegend. Wichtig<br />

war, sich vorher<br />

mit ausreichend<br />

B a r g e l d<br />

e<strong>in</strong>zudecken.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Reise<br />

Bargeld, das bedeutet für Touristen <strong>in</strong> Kuba CUC (Pesos convertibles<br />

im Kurs 1:1 mit US-Dollar). Seit e<strong>in</strong>igen Jahren existieren im Land zwei<br />

Währungen parallel, neben dem normalen Peso, den E<strong>in</strong>heimische für<br />

ehrliche Arbeit erhalten eben der CUC. Umtauschkurs zwischen beiden<br />

ist 1 : 25. Auch dies er<strong>in</strong>nerte uns an Ost-Mark und Forum-Schecks <strong>in</strong> den<br />

80ern <strong>in</strong> der DDR. Folge der zwei Währungen ist <strong>in</strong> Kuba, dass viele Lehrer,<br />

Angestellte <strong>des</strong> Öffentlichen Dienstes u.a. <strong>in</strong> die Tourismus-Branche<br />

wechseln, um an die begehrten CUCs zu kommen. Lehrer z.B. erhalten als<br />

Monatslohn umgerechnet ca. 20 CUC und können damit gerade überleben.<br />

Grundnahrungsmittel wie Reis, Zucker, Milch erhalten Tourismusferne<br />

Arbeiter auf Lebensmittel-Bezugssche<strong>in</strong>e. Das er<strong>in</strong>nerte uns nicht an<br />

die DDR, sondern an unser Geschichtswissen über die Nachkriegszeit <strong>in</strong><br />

Deutschland.<br />

Zurück zur Rundreise durch Kuba. Unterkünfte zu bekommen war<br />

unterwegs gar ke<strong>in</strong> Problem. Da seit e<strong>in</strong>igen Jahren das Privatgewerbe<br />

<strong>in</strong> Kuba erlaubt ist, entwickelten sich viele Privatvermietungen (casas<br />

particulares), preiswert und zumeist sauber und ordentlich (Doppelzimmer<br />

20 – 25 CUC, Frühstück extra). Insbesondere <strong>in</strong> den Touristen-Orten<br />

außerhalb Havannas und Varaderos gibt es Hunderte dieser Fremdenzimmer.<br />

Wir steuerten zuerst den Westen der Insel an und kamen <strong>in</strong> Viñales unter.<br />

Hier gibt es e<strong>in</strong>e sehr schöne, felsige Landschaft mit vielen Höhlen und<br />

Möglichkeiten zum Wandern. Im Norden lernten wir dabei den schönsten<br />

Strand Kubas kennen, weißer Sand, türkisfarbenes Meer mit warmem<br />

Wasser und dazu fast ke<strong>in</strong>e Leute am Strand. Als der erste Hunger sich<br />

meldete, wurde der Traum schlechth<strong>in</strong> für uns wahr. E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>heimischer<br />

servierte uns frisch<br />

gefangenen und<br />

auf dem Grill<br />

zubereiteten Riesen-<br />

Hummer (für 8<br />

Dollar das Stück)<br />

direkt am Strand –<br />

besser geht’s nicht.<br />

Die nächsten<br />

Stationen waren<br />

Cienfuegos und<br />

Tr<strong>in</strong>idad, zwei<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

81 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Reise<br />

Städte an der Südküste. Cienfuegos – e<strong>in</strong>e eher normale kubanische<br />

Kle<strong>in</strong>stadt – hatte neben e<strong>in</strong>igen historischen Gebäuden das Flair<br />

sozialistischer Kle<strong>in</strong>städte. Staatliche Läden mit fast leeren Schaufenstern<br />

(oder Taschentüchern und Toilettenpapier als Dekoration), lange Schlange<br />

vor Läden, wo es wohl mal etwas zu kaufen gab und die obligatorischen<br />

Propaganda Banner. Zu empfehlen ist die wunderschön am Südzipfel e<strong>in</strong>er<br />

Halb<strong>in</strong>sel gelegene Unterkunft „Lagarto“ mit sauberen, ansprechenden<br />

Zimmern und e<strong>in</strong>em Restaurant direkt am Wasser.<br />

Tr<strong>in</strong>idad erwies sich für uns als Glücksgriff. E<strong>in</strong>e historische Kle<strong>in</strong>stadt<br />

mit vielen, gut erhaltenen Kolonial-Bauten, vielen Läden und Restaurants,<br />

natürlich <strong>in</strong>sbesondere für Touristen. Hier fanden wir e<strong>in</strong>e sehr schöne<br />

Privat-Unterkunft, <strong>in</strong> der wir viele <strong>in</strong>teressante Gespräche mit der<br />

„Empleada“ führen konnten, die uns e<strong>in</strong>en guten E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das Leben<br />

normaler Kubaner gaben. In allen Reiseführern wird empfohlen, das „Valle<br />

de Ingenios“ <strong>in</strong> der Nähe Tr<strong>in</strong>idads zu besuchen – für uns war dies e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e<br />

Enttäuschung. Wie auch an e<strong>in</strong>igen anderen re<strong>in</strong> touristischen Standorten<br />

f<strong>in</strong>det dort Vermarktung pur statt bzw. e<strong>in</strong> offensives Betteln E<strong>in</strong>heimischer<br />

um die CUCs. Angenehmer und empfehlenswert war dagegen e<strong>in</strong>e<br />

geführte Wanderung auf e<strong>in</strong>em Naturlehrpfad <strong>in</strong> den nahe gelegenen<br />

Bergen zu e<strong>in</strong>em bee<strong>in</strong>druckenden Wasserfall. Strandsüchtig wie wir als<br />

B<strong>in</strong>nenlandbewohner aus <strong>Bolivien</strong> s<strong>in</strong>d, fuhren wir anschließend wieder<br />

an die Nordküste der Insel auf die Cayos, vorbei an Santa Rosa, dem Ort<br />

<strong>des</strong> Nationalhelden Che Guevara. Wobei man sagen muss, dass die Bilder<br />

und Losungen der Revolution und die Bilder ihrer Helden uns drei Wochen<br />

lang durch Kuba begleiteten. Die Cayos er<strong>in</strong>nern sehr an die Keys im<br />

Süden Floridas, man fährt etwa 35 km über e<strong>in</strong>en aufgeschütteten Damm<br />

und viele Brücken auf kle<strong>in</strong>e Inseln. Wir fanden e<strong>in</strong> nettes, vor allem aber<br />

bezahlbares Hotel mit Cabañas und vor allem kle<strong>in</strong>em, herrlichem Strand<br />

– Hotel „Cayo Las Brujas“. Strand, Meer, Sonne und Ruhe waren hier fast<br />

kostenlos zu bekommen.<br />

Um Kuba <strong>in</strong> allen se<strong>in</strong>en typischen Facetten kennenzulernen, mieteten<br />

wir uns <strong>in</strong> der letzten Woche e<strong>in</strong> Hotelzimmer am berühmten Strand<br />

<strong>in</strong> Varadero – all <strong>in</strong>clusive. Das Hotel hätte auch <strong>in</strong> Südspanien oder<br />

Indonesien stehen können, typisch kubanische D<strong>in</strong>ge gab es hier kaum.<br />

Dazu war es fest <strong>in</strong> kanadischer Hand, s<strong>in</strong>d doch mehr als die Hälfte aller<br />

Touristen <strong>in</strong> Kuba aus diesem im Dezember so kalten Land.<br />

Ab sofort hörten wir nur noch englischsprachige Unterhaltungen und<br />

konnten Urlaubsabläufe zwischen Buffet und Pool, Pool und Bar erleben.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

82<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Reise<br />

Obwohl dies eigentlich nicht unseren Urlaubsvorstsellungen entsprach,<br />

nahmen wir es gelassen („man muss ja alles e<strong>in</strong>mal kennenlernen“), sahen<br />

es aber als e<strong>in</strong>maligen Ausrutscher.<br />

Varadero, e<strong>in</strong> ehemals kle<strong>in</strong>er Ort an der Küste der Halb<strong>in</strong>sel im<br />

Norden, ca. 180 km östlich Havannas, besteht heute aus gefühlten fünfzig<br />

Touristen-Hotelburgen und ist e<strong>in</strong>e der Haupt-E<strong>in</strong>nahmequelle für die<br />

kubanische halbstaatliche Tourismus<strong>in</strong>dustrie.<br />

Was ist geblieben <strong>in</strong> der Er<strong>in</strong>nerung, e<strong>in</strong>ige Wochen nach der Kuba-<br />

Reise? E<strong>in</strong> Land im Prozess grundlegender politischer Veränderungen. Mit<br />

zwei sehr verschiedenen Generationen, den betagten Revolutionskämpfern<br />

der 50er Jahre, die offiziell das Land noch regieren und den jungen Leuten,<br />

die nach Offenheit, Reisefreiheit und vor allem nach dem Konsum der<br />

amerikanischen Gesellschaft streben und für die die Idee der Väter weit<br />

weg ist.<br />

E<strong>in</strong> Land mit ökonomischen Problemen nach dem Wegfall der<br />

sozialistischen Bruderländer als Handelspartner und zwei Währungen, die<br />

diese noch verstärken.<br />

E<strong>in</strong> Land mit typischem Flair – Tabak, Zigarren und Rum, Piña<br />

Colada und herrlichem Espresso an jeder Ecke, freundlichen Leuten, die<br />

fast unverständlich spanisch „nuscheln“, leeren Autobahnen außerhalb<br />

der Hauptstadt mit Hunderten von Anhaltern und Pferdewagen auf der<br />

Haltespur. Wir werden gespannt die weitere Entwicklung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />

verfolgen und nostalgisch an unseren Urlaub zurückdenken.<br />

Frank Schwanbeck<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

83 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Reise<br />

Auf den Spuren von …<br />

Die Prov<strong>in</strong>z Muñecas - e<strong>in</strong> Reisebericht<br />

Ja, bei dieser Reise g<strong>in</strong>g es auch auf den Spuren von Lesern <strong>des</strong><br />

<strong>Monatsblatt</strong>es, die über ihre Touren berichtet hatten und das macht<br />

neugierig. So schreibt <strong>in</strong> Heft 2/2004 Manuel L<strong>in</strong>s über e<strong>in</strong>e Fahrt, die er<br />

mit se<strong>in</strong>er Frau nach Carabuco und Charazani unternommen hatte und kurz<br />

danach brach Pastor He<strong>in</strong>z-Mart<strong>in</strong> Krauß mit se<strong>in</strong>er Familie und Freunden<br />

zu e<strong>in</strong>er dreitägigen Rundreise über Charazani, Aucapata und Sorata auf,<br />

nachzulesen im <strong>Monatsblatt</strong> 1/2005. Zeitlich etwas früher und zwar schon<br />

im Jahre 1926 bereiste der deutsche Geograph und Botaniker Carl Troll<br />

genau diese Gegend, worüber im Blatt 4/2004 berichtet wird.<br />

1. Tag : Cochabamba - Huatajata, Hotel Titicaca<br />

Am Freitag, den 7. September 2012 brechen wir frühmorgens <strong>in</strong><br />

Cochabamba auf. Wir, das s<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>e Frau Mónica und ich sowie e<strong>in</strong><br />

befreundetes bolivianisches Ehepaar Luis und Celma Cassab. Nach dem<br />

Mittagessen <strong>in</strong> Caracollo und Tanken <strong>in</strong> Patacamaya erfahren wir an der<br />

nächsten Mautstelle<br />

(tranca), dass die<br />

Straße nach El Alto<br />

durch rivalisierende<br />

M<strong>in</strong>enarbeiter der<br />

Gruben Colquiri<br />

gesperrt sei.<br />

Nun, wir wollen<br />

ja nicht nach La<br />

Paz sondern an<br />

den Titicacasee,<br />

so biegen wir nach<br />

Westen ab und mühen uns über staubige Feldwege nach Viacha. Noch<br />

s<strong>in</strong>d wir alle<strong>in</strong>e, aber ab der Zementfabrik auf den Weg nach Laja s<strong>in</strong>d<br />

wir dann umr<strong>in</strong>gt von schweren Lastkraftwagen und bis über das Dach<br />

vollgeladenen M<strong>in</strong>ibussen, die sich <strong>in</strong> beiden Richtungen mühselig auf der<br />

engen staubigen Piste vorwärts quälen.<br />

Nach zweie<strong>in</strong>halb Stunden erreichen wir endlich die gut geteerte Straße<br />

von El Alto nach Copacabana am Titicacasee. Das Autochen freut sich,<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

84<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Reise<br />

nun endlich wieder freie Fahrt zu haben, leider zu stark. Aufregen<strong>des</strong><br />

Herumfuchteln mit roten Fahnen zw<strong>in</strong>gt uns zum Halten. E<strong>in</strong> Polizist hält<br />

mir e<strong>in</strong> computerähnlichen Gerät vor die Augen mit der Zahl 85. „Ob wir<br />

denn nicht wüssten …. ?“ Wir wissen und das übliche Palaver beg<strong>in</strong>nt.<br />

200 Bolivianos Strafe, Anlegen e<strong>in</strong>es tramites (Vorganges) und vorläufiges<br />

E<strong>in</strong>ziehen <strong>des</strong> Führersche<strong>in</strong>s. Es kommt, wie es kommen musste, mit 30<br />

Bs für e<strong>in</strong>e Coca-Cola, um die anstrengende Arbeit <strong>des</strong> Herrn Oficial zu<br />

erleichtern, haben wir wieder freie Fahrt.<br />

In Huar<strong>in</strong>a f<strong>in</strong>den wir ke<strong>in</strong>e Unterkunft, biegen also <strong>in</strong> Richtung<br />

Copacabana ab und schon bald grüßt uns e<strong>in</strong> großes Schild „Hotel<br />

Titicaca“. Von außen sieht die Anlage recht ordentlich aus und da wir<br />

müde, hungrig und durstig s<strong>in</strong>d, akzeptieren wir den relativ hohen Preis für<br />

die Übernachtung. Dass selbst auf Nachfrage niemand mit Hand anlegen<br />

kann, das Gepäck aufs Zimmer zu befördern, macht uns noch nicht stutzig,<br />

als aber im Bad <strong>des</strong> Zimmers ke<strong>in</strong> Wasser aus dem Hahn sprudelt, merken<br />

wir, da stimmt was nicht. Nun, der e<strong>in</strong>zige junge Herr, der präsent zu se<strong>in</strong><br />

sche<strong>in</strong>t, me<strong>in</strong>t etwas verlegen: „Wir hatten heute Nachmittag e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />

Betriebsversammlung“. Immerh<strong>in</strong> gel<strong>in</strong>gt es ihm, kaltes Wasser laufen zu<br />

lassen, aber e<strong>in</strong>e heiße Dusche nach all dem Staub, Fehlanzeige. Wir haben<br />

Durst und bitten um e<strong>in</strong> kühles Bier: „Das ist ausgegangen“; naja, nach der<br />

Betriebsversammlung ke<strong>in</strong> Wunder. Als man uns trotz Restaurantbetrieb<br />

ke<strong>in</strong> warmes Essen servieren will, müssen wir etwas bestimmter werden<br />

und siehe da, es taucht e<strong>in</strong> verlegen gr<strong>in</strong>sender und sich etwas wackelich<br />

auf den Be<strong>in</strong>en haltender Koch auf, der uns nach endlosem Warten e<strong>in</strong>e<br />

Forelle zubereitet; der Durst der Betriebsversammelten war wohl größer<br />

als der Hunger. Am nächsten Morgen um sechs Uhr schmeißt me<strong>in</strong>e Frau<br />

Mónica e<strong>in</strong>e Art Hausmeiser aus dem Bett und um sieben Uhr haben wir<br />

heißes Wasser zum Duschen. Nach e<strong>in</strong>em absolut überteuerten Frühstück<br />

verlassen wir den ungastlichen Ort.<br />

2. Tag : Huatajata - Carabuco - Escoma - Charazani<br />

Wir fahren zurück nach Huar<strong>in</strong>a und von dort auf geteerter Straße <strong>in</strong><br />

Richtung Puerto Acosta. Nach Achacachi beschert uns die Landschaft<br />

schöne Blicke nach Norden auf die schneebedeckten Sechstausender<br />

der Königskordillere, die im Rahmen der deutsch-österreichischen<br />

Andenexpedition <strong>in</strong> den Jahren 1927 - 28 zum Teil erstmals bestiegen<br />

worden s<strong>in</strong>d. Später nähert sich die Straße dem Titicacasee und <strong>in</strong> dem<br />

kle<strong>in</strong>en Ort Sotalaje ergibt sich e<strong>in</strong> farbenprächtiger Blick auf den<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

85 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

Reise<br />

tiefgrünen Schilfgürtel und das dunkelblaue Wasser <strong>des</strong> Sees, über allem<br />

der stahlblaue Himmel.<br />

In Carabuco ist die Kirche verschlossen. Zwei Marktfrauen auf der<br />

Plaza me<strong>in</strong>en, der Pater sei vor e<strong>in</strong>er Viertelstunde mit se<strong>in</strong>em roten<br />

Pickup angekommen, wir sollten an das schwarze Tor klopfen, er würde<br />

uns sich die Kirche aufschließen. Dies machen wir dann erst zaghaft, dann<br />

e<strong>in</strong> wenig kräftiger, aber nichts tut sich. Es ist 12.30 Uhr, so wollen wir<br />

dem Herrn Pater se<strong>in</strong> Mittagessen <strong>in</strong> Ruhe genießen lassen. Es bleibt uns<br />

somit nur, die ausführliche Beschreibung <strong>des</strong> Kirchen<strong>in</strong>neren aus dem<br />

anschaulichen Führer über ländliche Kirchen <strong>in</strong> den Departamentos La<br />

Paz und Oruro von Philipp Schauer zu Gemüte zu führen (der ab April <strong>in</strong><br />

Neuauflage erhältlich se<strong>in</strong> soll, Anm. d. Red.)<br />

In Escoma f<strong>in</strong>det an diesem Wochenende gerade das jährliche Stadtfest<br />

statt. Wir werfen e<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong> die Kirche mit schön geschnitztem<br />

Holzaltar und nach dem Tanken geht es weiter gen Norden. Die geschotterte<br />

Straße folgt die ersten 15 km dem Tal <strong>des</strong> Rio Suches, dem größten Fluss<br />

<strong>Bolivien</strong>s, der den Tititicacasee mit Wasser speist. Danach verlassen wir<br />

das Flusstal; schon bald ändert sich die Landschaft, es wird wüstenhaft kahl<br />

mit typischer Punavegetation bestehend im Wesentlichen aus Ichugras,<br />

Tholaheide und ähnlich niedrig wachsenden Pflanzen.<br />

Auf 4700 m Höhe verlassen wir die Straße nach Ulla Ulla mit dem<br />

gleichnamigen<br />

Nationalpark, die<br />

dann weiter über den<br />

Apolobambapass<br />

nach Pelechuco führt.<br />

Wir wenden uns nach<br />

Osten und verlassen<br />

den Altiplano. Von<br />

nun ab ändert sich die<br />

Landschaft schlagartig.<br />

In e<strong>in</strong>er dreiviertel<br />

Stunde Fahrt w<strong>in</strong>den wir<br />

uns <strong>in</strong> unzähligen Kurven <strong>in</strong> die Tiefe und erreichen unser heutiges Ziel die<br />

Ortschaft Charazani auf 3200 m Höhe.<br />

Charazani liegt an der Südseite <strong>des</strong> gleichnamigen Flusses auf e<strong>in</strong>er<br />

mächtigen eiszeitlichen Terrasse und hat etwa 700 E<strong>in</strong>wohner. Man lebt<br />

86<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Reise<br />

von der Landwirtschaft, <strong>in</strong>sbesondere vom Ackerbau, vor allem aber stellt<br />

die Ortschaft e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>kaufszentrum für die vielen Dörfer <strong>in</strong> der näheren und<br />

weiteren Umgebung dar.<br />

Im Ort soll es drei Herbergen zum Übernachten geben, praktisch<br />

steht aber nur e<strong>in</strong> recht neues, dreistöckiges Hotel an der Nordseite der<br />

Plaza zur Verfügung, von e<strong>in</strong>em freundlichen jungen Mann aus La Paz<br />

geführt. Für 100 Bs weist man uns e<strong>in</strong> helles, geräumiges und sauberes<br />

Doppelzimmer zu, sogar mit eigenem Bad. Man war wohl beim Bau<br />

der Me<strong>in</strong>ung, das gehöre sich heute so. Nur ist es mit 2,5 x 3,5 m so<br />

w<strong>in</strong>zig geraten, dass sich der elektrische Duschkopf fast direkt über der<br />

Toilettenschüssel bef<strong>in</strong>det; so bevorzugen wir die reichlich vorhandenen<br />

sauberen sanitären Geme<strong>in</strong>schaftsanlagen, wobei uns entgegen kommt,<br />

die e<strong>in</strong>zigen Gäste zu<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Noch vor dem<br />

Dunkelwerden besuchen<br />

wir das Thermalbad etwa<br />

e<strong>in</strong>en Kilometer unterhalb<br />

der Ortschaft gelegen<br />

und von dem Weg nach<br />

Curva über steile Treppen<br />

abwärts zu erreichen.<br />

Wir s<strong>in</strong>d fast die e<strong>in</strong>zigen<br />

Benutzer, später nach<br />

Feierabend wird es voller,<br />

aber das große Freibecken bietet allen Platz und das warme M<strong>in</strong>eralwasser<br />

belebt die vom langen Sitzen im Auto steifen Gelenke.<br />

3. Tag : Charazani - Curva - Charazani<br />

Am frühen nächsten Morgen wecken uns nicht Hahnenschreie, sondern<br />

lautes Eselsgeblök, e<strong>in</strong> jeder sche<strong>in</strong>t hier solch e<strong>in</strong> Tier im H<strong>in</strong>terhof zu<br />

halten. Charazani soll der Mittelpunkt der Kallawayas, der wandernden<br />

Mediz<strong>in</strong>männer se<strong>in</strong>. Unsere Frauen hätten sich zu gerne bedoktern lassen,<br />

aber wir f<strong>in</strong>den nicht e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen alternativen Heiler im Ort, nur e<strong>in</strong><br />

Denkmal.<br />

Man sagt uns, <strong>in</strong> Curva würden noch welche praktizieren. Also<br />

beschließen wir, diesen Ort <strong>in</strong> etwa 15 km Entfernung zu besuchen. Der<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

87 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Reise<br />

Weg führt über e<strong>in</strong>e weith<strong>in</strong> sichtbare weiße<br />

Kapelle oben auf e<strong>in</strong>em steilen Bergrücken;<br />

die Lage er<strong>in</strong>nert an Ludwig Uhlands Gedicht<br />

„Droben stehet die Kapelle, schauet still <strong>in</strong>s<br />

Tal h<strong>in</strong>ab“, wie so oft <strong>in</strong> Baden-Württemberg.<br />

Dort treffen wir die zwei Brüder und Schüler<br />

Amado und Felipe, die zu Fuß zu ihrem<br />

Dorf unterwegs s<strong>in</strong>d. So nehmen wir sie im<br />

Auto mit, was sich als nützlich herausstellt.<br />

Es s<strong>in</strong>d aufgeweckte Burschen, die viel<br />

über Land und Leute berichten können. So<br />

zum Beispiel, dass man <strong>in</strong> der Ortschaft<br />

Muniocur<strong>in</strong>i, die wir passieren, nur Aymara<br />

spricht; ansonsten s<strong>in</strong>d die Prov<strong>in</strong>zen<br />

Muñecas und Saavedra, wo wir uns derzeit<br />

bef<strong>in</strong>den, Quechuasprachig.<br />

Ehepaar L<strong>in</strong>s unternahm damals e<strong>in</strong>e<br />

Tageswanderung von Charazani nach<br />

Curva und zurück. Hut ab, wenn man bedenkt, dass dabei dreimal<br />

Höhenunterschiede von rund 300 m zu bewältigen s<strong>in</strong>d. Nun, ganz abseits<br />

will ich auch nicht stehen. Während me<strong>in</strong>e Mitreisenden den Fahrweg<br />

nach Curva benutzen, mache ich mich mit me<strong>in</strong>en beiden “Führern“ zu<br />

Fuß auf den Weg zur Ortschaft. Zuerst geht es e<strong>in</strong>e gute halbe Stunde steil<br />

bergab <strong>in</strong> das Tal e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Flusses, den e<strong>in</strong> Brückchen überspannt,<br />

übrigens noch mit kristallklarem Wasser. Von dort führt der schmale<br />

Weg steil den Berghang h<strong>in</strong>auf, bis man nach e<strong>in</strong>er Stunde wieder die<br />

Fahrstraße nach Curva erreicht. Dieser Pfad ist für die beiden Jungens<br />

der tägliche Schulweg, so kennen sie sich auch <strong>in</strong> der Vegetation gut aus<br />

und können mir fast je<strong>des</strong> größere Pflänzchen der an sonsten spärlichen<br />

Flora benennen.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

88<br />

Kurz vor Curva fallen am<br />

Wegesrand merkwürdige<br />

wassergefüllte, kreisrunde<br />

Löcher von etwa e<strong>in</strong>em Meter<br />

Durchmesser auf. Die Jungen<br />

erklären mir, sie dienen zum<br />

Entgiften von Oka, deren<br />

Wurzeln im rohen Zustand<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Reise<br />

Blausäure enthalten. So lässt man die Knollen etwa e<strong>in</strong>en Monat <strong>in</strong> den<br />

Wasserlöchern weichen und legt sie danach <strong>in</strong> der Sonne aus, wobei die<br />

Blausäure vergast.<br />

Inzwischen haben me<strong>in</strong>e Mitreisenden den Ort erkundet, der sich ziemlich<br />

verlassen darbietet. Auch hier lebt derzeit ke<strong>in</strong> Kallawaya. So besichtigen<br />

sie das Krankenhaus mit 10 Betten, <strong>in</strong> dem sie e<strong>in</strong> junger Arzt aus La Paz<br />

führt. Auf die Frage nach den <strong>in</strong>digenen Mediz<strong>in</strong>ern verweist er auf e<strong>in</strong>e<br />

Tür, auf der genaue Sprechzeiten von 34 Männern und Frauen aufgeführt<br />

s<strong>in</strong>d, die alternativ heilen. Er sei seit e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahren hier als Arzt tätig,<br />

seit dieser Zeit hätte sich die Tür zum Behandlungsraum nicht e<strong>in</strong>mal<br />

geöffnet. Trotzdem ist er der Me<strong>in</strong>ung, dass sich die Bevölkerung bei<br />

Krankheiten zu erst <strong>in</strong> die Behandlung e<strong>in</strong>es Kallawayas begäbe und erst<br />

dann, wenn das nicht hilft, das Krankenhaus konsultiert.<br />

4. Tag : Charazani - Amarete - Aucapata<br />

Am nächsten Morgen führt uns der Weg e<strong>in</strong> wenig zurück <strong>in</strong> Richtung<br />

Escoma, um dann das Tal <strong>des</strong> Charazani auf unzähligen Kehren nach<br />

Süden zu verlassen. Oben über dem Charazanital bietet sich e<strong>in</strong> herrlicher<br />

Blick auf den majestätischen Gipfel <strong>des</strong> 5485 m hohen schneebedeckten<br />

Pico Akamani, dem heiligen<br />

Berg der Kallawayas und<br />

östlichsten Erhebung<br />

der Kordillere von<br />

Apolobamba.<br />

Am späten Vormittag<br />

gelangen wir nach Amarete,<br />

landschaftlich malerisch auf<br />

e<strong>in</strong>er nach Osten geneigten<br />

geologischen Terrasse<br />

gelegen. Nun ja, malerisch<br />

wirkte der Ort auf den Geographen Carl Troll, der die Gegend im Jahre<br />

1926 bereiste und se<strong>in</strong>e Ursprünglichkeit preist: „Alle Häuser s<strong>in</strong>d mit<br />

Stroh gedeckt, auf denen als W<strong>in</strong>dschutz auf dem First moosüberzogene<br />

Seile und zerbrochene Töpfe und Krüge angebracht s<strong>in</strong>d“. Er beschreibt<br />

die Kleidung der Indianer als sehr typisch und e<strong>in</strong>heitlich. „Die Männer<br />

tragen kurze, schwarze Hosen, die von e<strong>in</strong>er Leibb<strong>in</strong>de (faja) gehalten<br />

werden, und über e<strong>in</strong>em ebenfalls schwarzen, leichten Unterponcho mit<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

89 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Reise<br />

kurzen, weiten Ärmeln e<strong>in</strong>en zweiten roten Poncho, dazu die rote Chullu.<br />

Die langen Haare s<strong>in</strong>d zu e<strong>in</strong>em Zopf geflochten. „Die Frauen s<strong>in</strong>d ähnlich<br />

angezogen, über schwarzen Unterkleidern leuchtet e<strong>in</strong> hellroter Überhang,<br />

der mit großen silbernen Löffeln (topos) zusammengehalten wird und am<br />

Kopf f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> rotes Stirnband (hu<strong>in</strong>cha)“. Was f<strong>in</strong>den wir vor? E<strong>in</strong><br />

ziemlich verlassenes und fast verkommenes Dorf, die Häuser heute mit<br />

Wellblech bedeckt und die Gruppe von Männern, die vor e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en<br />

Laden an der Plaza ihren Nachdurst vom Wochenende stillen, tragen ke<strong>in</strong>e<br />

roten Ponchos und Chullus mehr, vielleicht noch zu den Festen? Wie sich<br />

die Zeiten ändern.<br />

H<strong>in</strong>ter Amarete führt der Weg weiter bergauf. Wir passieren e<strong>in</strong>en<br />

ersten Pass auf 4700 m Höhe mit dem typischen Gletschersee Tolcacola,<br />

folgen dann e<strong>in</strong>er Verebnung mit halbwüstenhafter Vegetation. Die<br />

zweite Passhöhe, Alba genannt, liegt nur unwesentlich tiefer, sie bildet<br />

die Wasserscheide zwischen dem Rio Camata im Norden und dem Rio<br />

Llica, später Rio Consata im Süden. Hier am Pass kreuzen sich uralte<br />

Verb<strong>in</strong>dungswege, die bis zum Anfang <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts aus Pfaden<br />

für die Mulakarawanen bestanden. So wurde Fleisch und Wolle aus dem<br />

südperuanischem Altiplano <strong>in</strong> die fruchtbaren Talregionen am Osthang der<br />

bolivianischen Kordillere transportiert und im Gegenzug Mais und Zucker<br />

nach Peru.<br />

Die Wege s<strong>in</strong>d erstaunlich gut und zum Teil gepflastert, da ist, jedenfalls<br />

<strong>in</strong> dieser Gegend, <strong>in</strong> den letzten 10 Jahren viel <strong>in</strong> den ländlichen Straßenbau<br />

<strong>in</strong>vestiert worden. Und dann geht es langsam aber beständig wieder<br />

bergab, die Vegetation wird üppiger, wir durchfahren die Buschzone mit<br />

immergrünen Sträuchern und reichlich Kronleucher-Kakteeen, noch weiter<br />

unten schalten sich richtige Bäume wie u.a. Quewiña, Molle, Algarrobos<br />

sowie dem Johannisbrotbaum Pacay e<strong>in</strong>. Kurz nach 16.00 Uhr treffen wir<br />

Aucapata e<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Ort hoch über demTal <strong>des</strong> Rio Llica gelegen.<br />

Von hier aus werden wir am folgenden Tag die Stadt und Festung Iskanwaya<br />

der Mollo-Kultur besichtigen. Darüber und über unsere Rückreise nach<br />

Cochabamba wird im nächsten <strong>Monatsblatt</strong> berichtet werden.<br />

Christian Neumann-Redl<strong>in</strong><br />

Cochabamba<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

90<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Reise<br />

Nordargent<strong>in</strong>ien - E<strong>in</strong>drücke e<strong>in</strong>er Reise<br />

Von La Paz aus ist die Anfahrt etwas mühsam. Es s<strong>in</strong>d sieben Stunden<br />

nach Potosí und weitere knapp sieben nach Tarija (<strong>in</strong>zwischen ist fast alles<br />

asphaltiert). Aber eigentlich sollte man ohne Umweg über Tarija direkt<br />

nach Villazón fahren, wenn man <strong>in</strong>s schöne Humahuaca-Tal gelangen will.<br />

Man kann sich wohl auch mit dem „Autozug“ nach Villazón fahren lassen<br />

– wenn man risikobereit und gewillt ist, die Beschallung durch Horrorfilme<br />

über Nacht auf sich zu nehmen. Auf argent<strong>in</strong>ischer Seite gibt es dann e<strong>in</strong>e<br />

sehr schöne Asphaltstraße. La Quiaca, der Grenzort, ist nicht besonders<br />

anziehend, aber 16 Km entfernt gibt es den historisch <strong>in</strong>teressanten Ort Yavi<br />

mit Kirche und Hacienda, wo die Marqueses del Valle de Tojo residierten,<br />

die während der Kolonialzeit große Teile von Chuquisaca, Tarija, Tupiza<br />

und Nordargent<strong>in</strong>iens beherrschten. Irgendwie behielt e<strong>in</strong> Nachfahre noch<br />

bis 1877 große Ländereien, und die Familie lebte sogar noch bis Mitte <strong>des</strong><br />

20 Jhd. hier. Leider reichte uns selbst die Zeit für e<strong>in</strong>en Besuch nicht.<br />

Ansonsten gibt es nach Quiaca für e<strong>in</strong> paar Stunden erst e<strong>in</strong>mal wenig<br />

an Orten, dafür aber schöne Landschaft und verlassene Bahnhöfe, bis man<br />

Humahuaca selbst erreicht, den größten Ort <strong>in</strong> der Quebrada. Danach erlebt<br />

man e<strong>in</strong>e Abfolge von netten Ortschaften, zum Beispiel Tilcara (wo wir gut<br />

übernachteten) und Purmamarca (die farbigen Berge s<strong>in</strong>d außergewöhnlich<br />

aber es s<strong>in</strong>d auch immer viele Touristen dort). Zwar b<strong>in</strong> ich, was<br />

Landschaft angeht, e<strong>in</strong> absoluter Anhänger <strong>Bolivien</strong>s, aber ich muss sagen<br />

die Landschaft im Norden Argent<strong>in</strong>iens ist doch auch sehr bee<strong>in</strong>druckend.<br />

Sie ist farbiger als <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> (grüne, lila, rote, ockerfarbene Erde) und<br />

ist lieblicher (nicht ganz so hoch). Und es hilft natürlich sehr, wenn die<br />

Dörfer noch weitgehend erhalten s<strong>in</strong>d (ohne moderne Bauten im El Alto-<br />

Stil), wenn Häuser noch mit traditionellen Materialien gebaut werden oder<br />

<strong>in</strong> moderner Architektur, die geschmackvoll ist und sich an die Landschaft<br />

anpassen. Und wenn man das Ganze vor e<strong>in</strong>em guten Café, beim Genuss<br />

guter Pastakreationen oder <strong>des</strong> berühmten R<strong>in</strong>dfleischs betrachten kann,<br />

dann hebt sich die Stimmung noch mehr. Auch die Hotels s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der<br />

Regel wirklich gut. In der Gegend ist noch sehenswert das Kirchle<strong>in</strong> von<br />

Casab<strong>in</strong>do (mit e<strong>in</strong> paar gemalten Engeln – der Ort ist aber recht abgelegen<br />

und man müsste ihn vor Ankunft <strong>in</strong> Humahuaca e<strong>in</strong>bauen) und die kle<strong>in</strong>e<br />

Kirche von Uquía – ebenfalls mit Gemälden von Engeln.<br />

Die Stadt Salta hat uns zunächst enttäuscht – das Stadtbild ist nicht<br />

bee<strong>in</strong>druckend und es gibt kaum etwas Koloniales. Man vergisst eben<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

91 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Reise<br />

leicht, dass Argent<strong>in</strong>ien zur Kolonialzeit eher unwichtig war, da es kaum<br />

Gold oder Silber hatte. Der Norden Argent<strong>in</strong>iens war das H<strong>in</strong>terland für<br />

<strong>Bolivien</strong> und lieferte landwirtschafliche Güter und Maultiere. Wenn man<br />

aber beg<strong>in</strong>nt, herumzulaufen, dann gefällt e<strong>in</strong>em Salta doch. Es gibt viel<br />

Kunsthandwerk, e<strong>in</strong> paar schön gestaltete Museen (fast alle zentral gelegen<br />

an der Plaza), gute Restaurants, Hotels und e<strong>in</strong>e Gegend, <strong>in</strong> der man von<br />

Peña zu Peña laufen und Folkloremusik live hören kann.<br />

Wir waren dann noch <strong>in</strong> Cafayate und Cachi. Dort gibt es guten We<strong>in</strong><br />

(den sehr schönen regionalen Weißwe<strong>in</strong> Torrontés beispielsweise) und<br />

wieder gute Restaurants und Hotels. Die Fahrt nach Cachi zieht sich durch<br />

karge Erosionslandschaft aber lohnt sich– die Region ist landschaftlich<br />

noch e<strong>in</strong>mal ganz anders. Insgesamt ist dieser Teil Argent<strong>in</strong>iens e<strong>in</strong>e ideale<br />

Reisegegend. Argent<strong>in</strong>ien ist sehr kultiviert und man weiß dort zu leben.<br />

Es fehlt nur der Strand, aber wenn man dann nach Chile weiterfährt…<br />

Philipp Schauer<br />

OFICINA LA PAZ<br />

REPRESENTANTE LEGAL ROYAL TOURS<br />

Calle Rene Moreno No. 1072<br />

Casilla 4893<br />

Bloque L7 San Miguel<br />

Telf. 591 2 2792828<br />

Fax. 591 2 2792970<br />

Calle Velasco No. 542<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

92<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Reise<br />

Sartawi Sayariy ist e<strong>in</strong>e Reise wert oder<br />

Wenn e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>e Reise tut, dann kann er was<br />

erleben….<br />

Isidoro Quispe zeigte auf se<strong>in</strong>en Körper: Da auch sie jetzt als <strong>in</strong>digene<br />

Bauern Gemüse essen würden, stellen sie weniger Krankheiten fest.<br />

Kartoffeln, Bohnen, Zwiebeln und für sie ungewohnte Gemüsesorten wie<br />

Mangold und Radieschen werden jetzt angebaut. Erstaunlich für dieses<br />

karge and<strong>in</strong>e Hochland, das normalerweise gegen Ende der Trockenzeit<br />

durch Brauntöne gekennzeichnet ist. Jedoch mit Unterstützung von<br />

SARTAWI SAYARIY wurden Hänge terrassiert, Wasser kanalisiert und<br />

es grünt so grün… Die Kle<strong>in</strong>bauern wirkten äußerst aufgeschlossen,<br />

erzählten von ihrer Landwirtschaft, den Ertragssteigerungen, dem<br />

bescheidenen Wohlstand, den sie sich mit der Unterstützung von Sartawi<br />

Sayariy erwirtschaftet haben.<br />

Im Oktober 2012 besuchten Pastor Christian Reiser und die Geschwister<br />

Claudia und Wolfram Maennl<strong>in</strong>g Entwicklungshilfevorhaben, die von<br />

der ev. Lutherischen Kirchengeme<strong>in</strong>de im Norden Potosis unterstützt<br />

werden. Mit großer Neugier und Unvore<strong>in</strong>genommenheit begaben wir<br />

uns auf die Reise Richtung Potosi: „Bloqueo“ <strong>in</strong> Oruro! Nach e<strong>in</strong>er<br />

Übernachtung <strong>in</strong> Oruro erwartete uns auf der Weiterfahrt Richtung Potosi<br />

e<strong>in</strong>e Hochgebirgslandschaft mit Überraschungen.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

93 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Was macht den Erfolg aus?<br />

Reise<br />

Sichtbare Ertragssteigerungen durch Bewässerung und Bodenmelioration<br />

um mehr als das Doppelte bei marktgängigen Produkten wie Kartoffeln<br />

und die Möglichkeit, ganzjährig Höhenstufen zwischen 3500 und 4000<br />

Meter über Meeresniveau zu bewirtschaften, haben zu mehr und zu e<strong>in</strong>er<br />

vielfältigeren Produktion geführt. E<strong>in</strong>e verbesserte Tierhaltung von Lama,<br />

Alpaca und R<strong>in</strong>d haben die Woll- und Milchproduktion erhöht, <strong>in</strong>fektiöse<br />

Krankheiten bei Mensch und Tier verh<strong>in</strong>dert und Mehre<strong>in</strong>nahmen für<br />

die Bauern nach sich gezogen. Auch die Selbstversorgung sche<strong>in</strong>t sich<br />

verbessert zu haben. Die Diät – wie von Isidro erläutert – fällt vielfältiger<br />

aus. Bessere Lebensbed<strong>in</strong>gungen, weniger Abwanderung, so die Aussagen<br />

der Bauern.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

Mit Hilfe von Sartawi Sayariy gebauter Kanal<br />

Was macht nun den Unterschied aus? Was bed<strong>in</strong>gt den Erfolg von<br />

Sartawi Sayariy <strong>in</strong> dieser Gegend? Verschiedene Faktoren treffen hier<br />

zusammen:<br />

• E<strong>in</strong>e engagierte Führung unter Patricia Morales, die seit 2004 das<br />

Projekt leitet und kompetente, glaubwürdige Berater, die <strong>in</strong> den<br />

Dörfern wohnen und die Sprache der lokalen Bevölkerung, das<br />

Quechua, beherrschen.<br />

• E<strong>in</strong> erprobtes Angebot an Beratungsleistungen, das an den <strong>in</strong> der<br />

Region bekannten Anbautechniken anknüpft, aber auch Neuerungen<br />

94<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Reise<br />

e<strong>in</strong>führt, wie z.B. den Anbau von Mangold und Salat.<br />

• Gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den lokalen Autoritäten, die<br />

bewirkt, dass Bauern und Geme<strong>in</strong>deverwaltungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Programm<br />

zusammenarbeiten.<br />

• Kont<strong>in</strong>uierliches Beobachten (Monitor<strong>in</strong>g) der Arbeit, der erzielten<br />

Fortschritte und Probleme. Lernen aus Fehlern, wenn´s mal nicht so<br />

gut läuft.<br />

• Geschickter E<strong>in</strong>satz der Fördermittel; sie stammen heute nicht mehr nur<br />

aus e<strong>in</strong>er Quelle. Verschiedene F<strong>in</strong>anzgeber wie EED, ICCO, Region<br />

Friuli Benezia und die Europäische Union verlangen unterschiedliche<br />

Formen der Beantragung und E<strong>in</strong>satz der Mitteln sowie Abrechnung<br />

und Berichterstattung. Dies bed<strong>in</strong>gt zwar mehr Verwaltungsarbeit,<br />

aber verh<strong>in</strong>dert die Abhängigkeit von e<strong>in</strong>em oder zwei Gebern.<br />

Überblick <strong>in</strong> Zahlen über das bisher Erreichte:<br />

• Familien, die von der <strong>in</strong>stitutionellen Arbeit profitieren: 5000<br />

• Personen, die von der <strong>in</strong>stitutionellen Arbeit profitieren: 25.000<br />

• Familien, die <strong>in</strong> Colquechaca davon profitieren: 2.000<br />

• Personen, die <strong>in</strong> Colquechaca davon profitieren: 10.000<br />

• Begünstigte Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong>sgesamt: 102<br />

• Begünstigte Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Colquechaca: 45<br />

Voller positiver E<strong>in</strong>drücke traten wir die Rückreise an: Sartawi<br />

Sayariy leistet e<strong>in</strong>e sehr gute Arbeit. Ihre Angebote werden geschätzt und<br />

nachgefragt. Wir hoffen, dass SARTAWI SAYARIY weitere Fördermittel<br />

erhält, um diese erfolgreiche Arbeit fortzusetzen.<br />

Was bleibt zu tun? Der Blick <strong>in</strong> die Zukunft<br />

Wenn immer mehr Geme<strong>in</strong>den die wenigen Wasserquellen<br />

nutzen, ohne frühzeitig mit dem Schutz der Quellen zu beg<strong>in</strong>nen<br />

(Wassere<strong>in</strong>zugsgebietsmanagement), ist zu befürchten, dass sie<br />

austrocknen. Diesen Schwierigkeiten sollte frühzeitig begegnet werden.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

95 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Reise<br />

Im Rahmen der Dezentralisierungsbemühungen der bolivianischen<br />

Regierung könnte zudem versucht werden, dass staatliche Fördermittel für<br />

die beteiligten Geme<strong>in</strong>den mit Sartawi Sayariy-Mitteln komb<strong>in</strong>iert werden.<br />

Der Beratungsansatz von Sartawi Sayariy könnte so weiter und breiter <strong>in</strong><br />

Wert gesetzt werden und mehr Bauern könnten so <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e marktorientierte<br />

Landwirtschaft e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />

Claudia Kuruner, Claudia Maennl<strong>in</strong>g<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

96<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Leute<br />

Luftveränderung auf hohem Niveau? - Das<br />

Abenteuer beg<strong>in</strong>nt 2013<br />

Neues Land, neue Kultur, neue Stadt,<br />

neue Wohnung, neue Sprache, neuer<br />

Job, neue Schule, neuer Lehrplan,<br />

neue Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, neue<br />

Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen, neue<br />

Mitbewohner<strong>in</strong>, neue Erfahrungen?<br />

Ja, warum eigentlich nicht?<br />

Es war schon seit dem Studium<br />

me<strong>in</strong> Wunsch gewesen, noch<br />

e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong>s Ausland zu gehen, e<strong>in</strong>e<br />

weitere Sprache zu lernen und<br />

me<strong>in</strong>e Erfahrungen im Unterrichten<br />

von Deutsch als Fremdsprache zu<br />

vertiefen. Nach me<strong>in</strong>em Referendariat<br />

für das gymnasiale Lehramt, das<br />

ich im Frühjahr 2011 <strong>in</strong> Erlangen<br />

abschloss, stillte ich me<strong>in</strong> Fernweh<br />

e<strong>in</strong> halbes Jahr mit e<strong>in</strong>em work and<br />

travel-Visum <strong>in</strong> Vancouver, Kanada.<br />

Dann g<strong>in</strong>g es aber erst e<strong>in</strong>mal wieder<br />

zurück nach Bayern, um sich auch dort<br />

auf dem Arbeitsmarkt umzusehen.<br />

Den Rest <strong>des</strong> Jahres und 2012<br />

verbrachte ich dann damit, an der<br />

Volkshochschule me<strong>in</strong>er Heimatstadt<br />

Neumarkt mit Neunjährigen Aufsätze zu schreiben, siebzgjährigen<br />

Senioren Englisch beizubr<strong>in</strong>gen, Jugendlichen im Berufs<strong>in</strong>tegrationsjahr<br />

bei Bewerbungsschreiben zu helfen, K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Nachhilfe zu geben und mich als Bun<strong>des</strong>programmlehrkraft zu bewerben.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Anstellung als Krankheitsvertretung an den städtischen Schulen<br />

<strong>in</strong> Nürnberg hatte ich die Gelegenheit b<strong>in</strong>nen fünf Monaten an drei<br />

verschiedenen Gymnasien, darunter e<strong>in</strong>em Kolleg, zu unterrichten und<br />

beim Internationalen Bund e<strong>in</strong>e Fortbildung im Bereich Deutsch als<br />

Zweitsprache zu absolvieren.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

97 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Leute<br />

So sonderbar dies kl<strong>in</strong>gen mag: die Entscheidung als Deutsch- und<br />

Englischlehrer<strong>in</strong> nach La Paz zu gehen, gibt me<strong>in</strong>em Leben im Jahr 2013<br />

deutlich mehr Konstanz.<br />

Jetzt freue ich mich sehr darauf, me<strong>in</strong>e Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />

besser kennenzulernen und auf die Zusammenarbeit mit dem Kollegium,<br />

das mich bisher schon sehr freundlich aufgenommen hat.<br />

Ellen Kle<strong>in</strong>ert<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

98<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Leute<br />

Verstärkung an der Botschaft<br />

Wir, das s<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>e Frau Maren, unsere Tochter Olivia und ich, blicken<br />

mit Spannung und Vorfreude auf unseren ersten längeren Aufenthalt<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em außereuropäischen Land. Unsere Entscheidung für <strong>Bolivien</strong><br />

fiel bewusst, da das Land landschaftliche Vielfalt und Schönheit, die<br />

Menschen Freundlichkeit und Offenheit und der Standort La Paz im<br />

regionalen Vergleich für e<strong>in</strong>e junge Familie e<strong>in</strong> hohes Maß an Sicherheit<br />

und Lebensqualität versprechen.<br />

Der erste E<strong>in</strong>druck bestätigt unsere Entscheidung. Besonders schön ist<br />

für uns, dass gerade Olivia den Umzug und Neuanfang souverän meistert:<br />

Sie zeigte ke<strong>in</strong>e Probleme mit der Anpassung an die Höhe und begann<br />

gleich am ersten Tag <strong>in</strong> ihrer neuen Heimat eigenständig zu laufen. Heute -<br />

nur wenige Wochen später - ist sie bereits fest <strong>in</strong> ihrer Kita <strong>in</strong>tegriert.<br />

Möglich wurde unser <strong>Bolivien</strong>aufenthalt durch die seit Beg<strong>in</strong>n <strong>des</strong><br />

Jahres 2013 nun auch <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> umgesetzte personelle Stärkung der<br />

Außenstruktur der deutschen staatlichen Entwicklungszusammenarbeit<br />

(EZ). Seit dem 15. Januar verstärke ich als zweiter Referent den EZ-<br />

Bereich der Botschaft, mit Zuständigkeit unter anderem für die Themen<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

99 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Leute<br />

ländliche Entwicklung und Landwirtschaft, Umwelt und Wald, Klima,<br />

Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft, Öffentlichkeitsarbeit sowie<br />

entwicklungspolitische Zusammenarbeit mit der Wirtschaft.<br />

Die Gestaltung dieser Strukturreform <strong>in</strong> der Praxis und die<br />

sektorpolitische Arbeit <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Zuständigkeitsbereich versprechen<br />

e<strong>in</strong>e Arbeitssituation, die <strong>in</strong> höchstem Maße spannend und fordernd se<strong>in</strong><br />

wird. Dabei werden mir die Erfahrungen, die ich bei me<strong>in</strong>er vorherigen<br />

Tätigkeit im Bun<strong>des</strong>m<strong>in</strong>isterium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung (BMZ) als Länderreferent für Kolumbien sammeln konnte,<br />

e<strong>in</strong>e große Hilfe se<strong>in</strong>.<br />

In diesem S<strong>in</strong>ne freuen wir uns auf die spannenden D<strong>in</strong>ge, die sowohl<br />

beruflich als auch privat vor uns liegen.<br />

Thomas Bodenschatz<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

100<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Leute<br />

Von Berl<strong>in</strong> nach La Paz<br />

Ausgerechnet La Paz? So wie mir erg<strong>in</strong>g<br />

es vielleicht auch anderen neuen Kollegen,<br />

als die Anfrage vom Colegio Alemán kam.<br />

Die nächsten Fragen, die mich beschäftigen<br />

waren: Wo genau liegt eigentlich <strong>Bolivien</strong>?<br />

Wie s<strong>in</strong>d Klima und Kultur? Gibt es <strong>in</strong><br />

<strong>Bolivien</strong> Meer und Strand? Wie ist die<br />

Sicherheitslage? Kann man das Abenteuer<br />

<strong>Bolivien</strong> auch ohne Spanischkenntnisse<br />

wagen? Plötzlich schienen auch diverse<br />

Personen aus me<strong>in</strong>em Umfeld Menschen zu<br />

kennen, die bereits <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> gelebt hatten,<br />

und nach e<strong>in</strong>igen Gesprächen, die geprägt<br />

waren von durchweg positiven E<strong>in</strong>drücken,<br />

stand me<strong>in</strong> Entschluss fest.<br />

Nachdem ich fast me<strong>in</strong> ganzes Leben<br />

(sehr gerne) <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> verbracht habe, wollte<br />

ich noch e<strong>in</strong>mal die Chance ergreifen, e<strong>in</strong>e<br />

gewisse Zeit im Ausland zu leben. Bereits<br />

nach dem Abitur war ich e<strong>in</strong> Jahr lang <strong>in</strong><br />

England gewesen, hatte mich damals <strong>in</strong><br />

Land und Leute verliebt und profitiere noch<br />

heute von den dort gemachten Erfahrungen. Wird mir das auch <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong><br />

gel<strong>in</strong>gen? Ich denke, ich b<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>em guten Weg. Auch wenn ich erst seit<br />

knapp drei Wochen hier b<strong>in</strong> und mich mit me<strong>in</strong>en noch nicht vorhandenen<br />

Sprachkenntnissen durch den Alltag hangele. Glücklicherweise bekomme<br />

ich aber von den neuen bolivianischen und deutschen Kollegen viel<br />

Unterstützung. Herzlichen Dank dafür!<br />

In Berl<strong>in</strong> habe ich die letzten sechs Jahre an e<strong>in</strong>er Grundschule im<br />

Stadtzentrum gearbeitet und war Klassenlehrer<strong>in</strong> für die 5. und 6. Jahrgänge.<br />

Dort habe ich neben me<strong>in</strong>em Hauptfach Englisch auch die Fächer Deutsch,<br />

Naturwissenschaften und Kunst unterrichtet. Es war e<strong>in</strong>e zuweilen<br />

anstrengende, aber auch sehr schöne Phase. Nun ist jedoch die Zeit für e<strong>in</strong><br />

neues Kapitel <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Leben gekommen, auf das ich mich sehr freue.<br />

Denise Jürgensen<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

101 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Leute<br />

<strong>Bolivien</strong> statt Nicaragua<br />

Me<strong>in</strong> Name ist Dunja Eismann,<br />

ich b<strong>in</strong> 27 Jahre alt und komme<br />

aus Jena <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen. Seit<br />

Anfang Januar b<strong>in</strong> ich nun <strong>in</strong><br />

La Paz und unterrichte Deutsch<br />

als Fremdsprache sowohl <strong>in</strong><br />

der Primaria als auch <strong>in</strong> der<br />

Secundaria an der Deutschen<br />

Schule. So weit gefächert<br />

e<strong>in</strong>gesetzt zu se<strong>in</strong>, bereitet mir<br />

große Freude. So kann ich <strong>in</strong><br />

allen Alters- und Niveaustufen<br />

Neues lernen. Während <strong>des</strong><br />

Studiums konnte ich <strong>in</strong> der Türkei<br />

Berufserfahrung sammeln und<br />

unterrichtete nach dem Studium<br />

unter anderem Austauschschüler<br />

aus Chile und Mexiko <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Intensivkurs zur Vorbereitung<br />

auf ihr Jahr an e<strong>in</strong>er deutschen<br />

Schule. Doch richtig langfristig<br />

e<strong>in</strong>gebunden <strong>in</strong> die Berufswelt<br />

b<strong>in</strong> ich nun zum ersten Mal.<br />

Zwischen Abitur und Studium g<strong>in</strong>g ich für e<strong>in</strong> Jahr nach Nicaragua,<br />

wo ich e<strong>in</strong>en Freiwilligendienst <strong>in</strong> der Jenaer Partnerstadt San Marcos<br />

absolvierte. Ich arbeitete geme<strong>in</strong>sam mit den Verantwortlichen unserer<br />

Partnerorganisation im Patenschaftsprojekt und spielte, als me<strong>in</strong> Spanisch<br />

besser wurde, <strong>in</strong> mehreren Volleyball AGs an zwei Partnerschulen. Hier<br />

entdeckte ich me<strong>in</strong>en Wunsch, früher oder später K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

zu unterrichten. Erstmals ergab sich dort auch die Möglichkeit,<br />

Deutsch zu unterrichten. Während me<strong>in</strong>es Studiums blieb ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er<br />

Entsendeorganisation tätig und engagierte mich weiterh<strong>in</strong> für Nicaragua.<br />

Es ergab sich, dass ich geme<strong>in</strong>sam mit anderen ehemaligen Nicaragua-<br />

Freiwilligen e<strong>in</strong>en eigenen Vere<strong>in</strong> (NicaNetz e.V.) gründete, der den<br />

Freiwilligendienst <strong>in</strong> Nicaragua und besonders <strong>des</strong>sen pädagogische<br />

Begleitung verbessern wollte. So boten wir schon vor der E<strong>in</strong>führung<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

102<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Leute<br />

<strong>des</strong> Weltwärts-Freiwilligendienstes Vorbereitungssem<strong>in</strong>are an, die die<br />

Freiwilligen <strong>in</strong>terkulturell und lan<strong>des</strong>kundlich für Nicaragua sensibilisieren<br />

sollten.<br />

Im Frühjahr 2012 kam ich nach langer Pause wieder nach Nicaragua<br />

und entdeckte me<strong>in</strong>e Leidenschaft für Late<strong>in</strong>amerika neu. Ab diesem<br />

Moment wusste ich, dass es mich wohl <strong>in</strong> den kommenden Jahren<br />

irgendwo nach Late<strong>in</strong>amerika verschlagen wird. So ergab sich recht schnell<br />

die Möglichkeit, <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> an der Deutschen Schule zu arbeiten. Und<br />

hier b<strong>in</strong> ich, seit etwa zwei Monaten, und fühle mich jeden Tag mehr zu<br />

Hause. Die Arbeit bereitet mir Freude, das Kollegium ist aufgeschlossen<br />

und hilfsbereit und ich b<strong>in</strong> äußerst dankbar, dass mir hier die Möglichkeit<br />

gegeben wurde, <strong>in</strong>s Berufsleben e<strong>in</strong>zusteigen. Man könnte sich also ke<strong>in</strong><br />

besseres „Herzlich Willkommen“ vorstellen.<br />

Dunja Eismann<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

103 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Schule<br />

Neuigkeiten von der<br />

Dualen Ausbildung<br />

Sem<strong>in</strong>ar zu Soft-Skills: Führungsstil,<br />

Verhandlungsführung und Überzeugung für die<br />

Studenten <strong>des</strong> Comercio<br />

Am 22. und 23. Oktober hatten die Studenten <strong>des</strong> 2. Ausbildungsjahres<br />

die Möglichkeit ihre Kompetenzen <strong>in</strong> den Bereichen Führungsstil,<br />

Verhandlungsführung und Überzeugung zu verbessern. Der Workshop<br />

wurde von der Deutsch-Bolivianischen Industrie-und Handelskammer<br />

organisiert und von José Carlos Campero Núñez del Prado geleitet.<br />

Insbesondere die drei <strong>in</strong>teraktiven Fallbeispiele, die <strong>in</strong> den Workshop<br />

mit e<strong>in</strong>gebaut worden, kamen bei den Studenten sehr gut an. In e<strong>in</strong>em<br />

Rollenspiel war es z.B. die Aufgabe <strong>des</strong> e<strong>in</strong>en Teams, dem arbeitslosen<br />

Fußballer „Diego Primadonna“ <strong>in</strong> Gesprächen mit e<strong>in</strong>em potenziellen<br />

neuen Arbeitgeber e<strong>in</strong>en neuen Vertrag zu den bestmöglichen Konditionen<br />

zu verschaffen. Das andere Team nahm dabei die Position <strong>des</strong> Vere<strong>in</strong>s e<strong>in</strong>,<br />

was zu spannenden Verhandlungen und <strong>in</strong>teressanten Ergebnissen führte.<br />

13 frischgebackene Industrie – und<br />

Großhandelskaufleute<br />

In diesem Jahr konnten 13 Studenten und Student<strong>in</strong>nen aus den<br />

Händen <strong>des</strong> Vize-Präsidenten der Deutsch-Bolivianischen Industrieund<br />

Außenhandelskammer, Herrn Eduardo Bascon, sowie <strong>des</strong> Kanzlers<br />

der deutschen Botschaft, Herrn Uwe Köhler, ihr Abschlusszeugnis als<br />

Kaufleute für Groß- und Außenhandel und Industriekaufleute erhalten.<br />

Neben dem deutschen Kaufmannsgehilfenbrief wurden die Studenten<br />

mit dem „ Internationalen Computerführersche<strong>in</strong>“ sowie dem Englisch-<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

104<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Schule<br />

Zertifikat (LCCI) ausgezeichnet. Acht von ihnen erhielten zusätzlich durch<br />

den Leiter <strong>des</strong> Goethe Instituts, Herrn Michael Friedrich, das <strong>in</strong>ternationale<br />

Zertifikat Wirtschaftsdeutsch. Sieben Studenten erlangten zusätzlich noch<br />

das Zeugnis der Deutschen Fachhochschulreife, mit dem sie sofort <strong>in</strong><br />

Deutschland, der Schweiz und <strong>in</strong> Österreich studieren können.<br />

Herzlichen Glückwunsch und viel Erfolg auf dem weiteren Lebensweg!<br />

6.000 € Begabtenförderung schon zum dritten Mal!<br />

Schon <strong>in</strong> den beiden letzten Jahren konnten zwei Student<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong><br />

Stipendium der Bun<strong>des</strong>republik Deutschland aufgrund ihrer sehr<br />

guten Leistungen erlangen. In diesem Jahr konnte Rebecca Eppers,<br />

Ausbildungsunternehmen INTI und ehemalige Schüler<strong>in</strong> der Deutschen<br />

Schule mit ihrer Leistung von 88 Punkten das begehrte Stipendium<br />

erwerben. Mit diesem Stipendium kann sich Rebecca <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong><br />

ihrem Beruf weiter fortbilden. Glückwunsch Rebecca!<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

105 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Schule<br />

Abschied von Florian Zang<br />

Florian Zang war der erste Praktikant, der 3 Monate <strong>in</strong> der Deutschen<br />

Berufsschule tätig war. Se<strong>in</strong>en Abschiedsbericht möchten wir den Lesern<br />

<strong>des</strong> <strong>Monatsblatt</strong>es nicht vorenthalten.<br />

Der Kölsche Jong sagt Adiós<br />

Leider ist heute am 23.November schon me<strong>in</strong> letzter Arbeitstag <strong>in</strong> der<br />

Berufsschule, und me<strong>in</strong> Praktikum geht zu Ende. Mit diesem Artikel möchte<br />

ich allerd<strong>in</strong>gs noch e<strong>in</strong>mal die letzten Monate kurz Revue passieren lassen.<br />

Ich kann mich noch genau an me<strong>in</strong>en ersten Arbeitstag am 13.August<br />

er<strong>in</strong>nern. Herr W<strong>in</strong>kel begrüßt mich am E<strong>in</strong>gang der Schule mit den<br />

Worten: „Ah, der Kölsche Jong! Herzlich Willkommen an der deutschen<br />

Schule <strong>in</strong> La Paz“. Danach folgte der erste Rundgang durch die Schule und<br />

durch das neue Gebäude der Dualen Ausbildung. Me<strong>in</strong>en ersten E<strong>in</strong>druck<br />

kann ich auch heute noch kaum <strong>in</strong> Worte fassen. Ich kam mir vor wie auf<br />

derAnlage e<strong>in</strong>es 5-Sterne- Luxusotels, <strong>in</strong>sbesondere was die Infrastruktur<br />

und die Ausstattung der Klassenräume betraf. Nicht zu vergleichen mit den<br />

Kölner Berufskollegs, die ich bisher kannte.<br />

Nach diesem kle<strong>in</strong>en Kulturschock b<strong>in</strong> ich dann<br />

sehr gut <strong>in</strong> den Schulalltag gestartet. Nachdem ich<br />

die Klasse <strong>des</strong> 1.Ausbildungsjahres <strong>in</strong> der ersten<br />

Woche durch Unterrichtshospitationen gut kennen<br />

gelernt hatte, konnte ich im Anschluss direkt<br />

mit me<strong>in</strong>em Förderunterricht beg<strong>in</strong>nen. An drei<br />

Nachmittagen <strong>in</strong> der Woche wurde me<strong>in</strong> Angebot<br />

mit Nachhilfe <strong>in</strong> Deutsch und <strong>in</strong> den kaufmännischen<br />

Fächern von den Schüler und Schüler<strong>in</strong>nen sehr<br />

gut angenommen. In den folgenden Wochen,<br />

durfte ich dann fast ausschließlich den Unterricht<br />

im Fach Wirtschaftsrechnen übernehmen, was mir<br />

große Freude bereitete. Auch die Aufgabe, e<strong>in</strong>e<br />

Klausur zu dem Themengebiet zu stellen, war e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>teressante Herausforderung für mich.<br />

Die Klassenfahrt mit dem Messebesuch <strong>in</strong><br />

Santa Cruz zählt im Rückblick ganz klar zu e<strong>in</strong>em<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

106<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Schule<br />

der Höhepunkte me<strong>in</strong>es Aufenthaltes. In Deutschland kann ich mir nicht<br />

vorstellen, dass e<strong>in</strong>e mehrtägige Fahrt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dualen Bildungsgang<br />

genehmigt würde.<br />

Die nächsten Wochen verg<strong>in</strong>gen, ebenfalls schnell, und aufgrund der<br />

vielfältigen Aufgaben kam nie Langeweile auf.<br />

Neben den verschiedenen Unterrichtsaktivitäten war der Besuch <strong>in</strong><br />

der Residenz <strong>des</strong> deutschen Botschafters zusammen mit den angehenden<br />

Industriekaufleuten, die an diesem Tag ihre Urkunde für die erfolgreiche<br />

Teilnahme an e<strong>in</strong>em Fair Handel Projekt erhielten, e<strong>in</strong> weiteres Erlebnis,<br />

das ich so schnell nicht vergessen werde.<br />

Insgesamt hat mir die Zeit, <strong>in</strong> der ich für mich persönlich viele neue<br />

positive Erfahrungen sammeln konnte, sehr gefallen. Ich bedanke mich<br />

<strong>in</strong>sbesondere bei Herrn W<strong>in</strong>kel und Frau Plehn, die mir viele wertvolle<br />

E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> das Leben e<strong>in</strong>es Lehrers gegeben haben und mir auch sonst<br />

mit Rat und Tat zur Seite standen.<br />

Vielen Dank und bis bald<br />

Florian Zang<br />

Auch wir möchten uns bei Florian für se<strong>in</strong>e tolle Unterstützung bedanken<br />

und wünschen ihm viel Erfolg für se<strong>in</strong> weiteres Studium.<br />

Jürgen W<strong>in</strong>kel<br />

Leiter der Deutschen Berufsschule La Paz<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

107 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Schule<br />

Schüleraustausch 1<br />

Ich habe letztes Jahr beim Schüleraustausch <strong>des</strong> Colegio Alemán mitgemacht<br />

und war <strong>in</strong> Wiesbaden, Hessen. In Frankfurt am Flughafen wurde ich von<br />

me<strong>in</strong>er Gastmutter abgeholt. Wiesbaden ist 27 km von Frankfurt entfernt<br />

und es s<strong>in</strong>d um die 30 M<strong>in</strong>uten Fahrt ohne Stau. Diese halbe Stunde war<br />

sehr schwer für mich, denn ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich saß<br />

h<strong>in</strong>ten alle<strong>in</strong> und hörte, wie Kerst<strong>in</strong> (me<strong>in</strong>e Gastmutter) mit Leon (me<strong>in</strong>em<br />

Austauschpartner) redete. Ich habe alles verstanden, denn ich kann ganz<br />

gut mit der deutschen Sprache umgehen, aber ich habe auch vieles nicht<br />

begriffen, weil ich vieles nicht kannte, <strong>in</strong>sbesondere die Leute über die<br />

sie geredet haben. Ich fürchtete ich würde für langweilig oder schüchtern<br />

gehalten. Zum Glück konnte ich aber diesen E<strong>in</strong>druck im Laufe der drei<br />

Monate ändern.<br />

Wiesbaden ist e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>e Stadt, sehr sicher und sehr freundlich, die<br />

Leute s<strong>in</strong>d sehr nett und höflich und kaum jemand babbelt Hessisch, so ist<br />

es alles im Griff für jemanden, der nicht aus dieser Gegend kommt. Me<strong>in</strong>e<br />

Gastfamilie wohnte <strong>in</strong> Sonnenberg, und ich b<strong>in</strong> oft <strong>in</strong> den traumhaften<br />

Kurpark spazieren gegangen, nicht nur mit e<strong>in</strong> erholsamen Zweck, aber<br />

weil ich auch <strong>in</strong> die Innenstadt wollte, und zu Fuß waren es nur 15 M<strong>in</strong><br />

gewesen.<br />

Ich habe e<strong>in</strong>e Waldorfschule besucht, und ehrlich gesagt f<strong>in</strong>de ich<br />

alle die Vorurteile gegen diese E<strong>in</strong>richtung sehr unzutreffend. Ich habe<br />

mitbekommen, dass sie dort das zweitbeste Abitur im Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-<br />

Gebiet schreiben! Die Schule ist sehr anders, eigentlich ist die Sprache<br />

das e<strong>in</strong>zige, wor<strong>in</strong> sich die Schule hier und Waldorfschule sich ähneln. In<br />

Wiesbaden schreibt man Abi nach 13 Jahren; es s<strong>in</strong>d nur 450 Schüler an<br />

der Waldorfschule - e<strong>in</strong>e ganz andere Welt.<br />

E<strong>in</strong> wichtiger Aspekt <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Austausch war Berl<strong>in</strong> – zuerst war<br />

ich dort mit unserer Austauschgruppe. Berl<strong>in</strong> war zu dieser Zeit e<strong>in</strong>e<br />

riesige Baustelle, Unter den L<strong>in</strong>den gab es z.B. kaum L<strong>in</strong>den. Es war<br />

November und das Wetter war fürchterlich. Es gab eiskalten Regen, ab<br />

und zu war es auch glatt, und die Sonne g<strong>in</strong>g früh unter. Jeder hätte Berl<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> diesem Zustand gehasst, aber ich nicht. Es war e<strong>in</strong>e me<strong>in</strong>er schönsten<br />

Zeiten <strong>in</strong> Deutschland. Nur e<strong>in</strong>e Woche später b<strong>in</strong> ich wieder nach Berl<strong>in</strong><br />

gefahren mit der 10. Klasse der Waldorfschule. Wir hatten e<strong>in</strong> viel festeren<br />

Term<strong>in</strong> und was auch e<strong>in</strong> bisschen begrenzend war, ist, dass wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

108<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Schule<br />

Jugendherberge am Wannsee waren. Es war auch wunderschön, aber wir<br />

hatten ke<strong>in</strong> WLAN (lebensnotwendig für e<strong>in</strong>en Austauschschüler)…<br />

Ich kann leider nicht alles schildern, wie man <strong>in</strong> 20 M<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er S-Bahn-<br />

Station Freundschaft mit e<strong>in</strong>er Kolumbianer<strong>in</strong> schließt, oder was man<br />

fühlt, wenn man mit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Waldk<strong>in</strong>dergarten geht, denn sonst würde ich<br />

e<strong>in</strong> Roman schreiben. Ich kann nur dieses Erlebnis empfehlen, denn ich<br />

glaube es ist e<strong>in</strong>e dieser Sachen, die e<strong>in</strong>en lebenslänglichen E<strong>in</strong>druck im<br />

Herzen h<strong>in</strong>terlassen.<br />

Luís Eduardo Rodriguez<br />

Austauschbar?<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

109 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

Schule<br />

Schüleraustausch 2<br />

Wir haben im September letzten Jahres für drei Monate Luís Eduardo<br />

Rodriguez als Austauschschüler der deutschen Schule La Paz bei uns<br />

aufgenommen. Jetzt verbr<strong>in</strong>ge ich selbst Ende April 2013 me<strong>in</strong>en Austausch<br />

hier <strong>in</strong> La Paz, um Spanisch zu lernen. Ich habe das Fach Spanisch an me<strong>in</strong>er<br />

Schule <strong>in</strong> Wiesbaden nicht. Dort lerne ich als Fremdsprache lediglich<br />

Englisch und Französisch. Also ist diese Sprache mehr oder weniger völlig<br />

neu für mich. Aber nicht nur die Sprache muss ich komplett neu lernen und<br />

kennenlernen, sondern auch e<strong>in</strong>e neue Kultur, e<strong>in</strong> neues Lebensumfeld.<br />

Bei me<strong>in</strong>er Ankunft hier <strong>in</strong> La Paz waren die ersten E<strong>in</strong>drücke sehr<br />

stark. Die Menschen sehen anders als für e<strong>in</strong>en Europäer gewohnt aus.<br />

Sie haben ihren eigenen "style". Aber auch die Häuser s<strong>in</strong>d anders als die<br />

europäischen, die Autos, das Essen, die E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten... E<strong>in</strong>fach<br />

viele D<strong>in</strong>ge. Man muss sich an vieles erst gewöhnen. Die Menschen schauen<br />

e<strong>in</strong>en mit großen Augen an und sche<strong>in</strong>en auch fasz<strong>in</strong>iert zu se<strong>in</strong>. Es ist e<strong>in</strong>e<br />

Großstadt, die allerd<strong>in</strong>gs wie <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>e "Städte" e<strong>in</strong>geteilt zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t.<br />

Es ist ungewohnt, aber unglaublich schön.<br />

Die Schule hier ist ähnlich wie <strong>in</strong> Deutschland. Der e<strong>in</strong>zig wirklich<br />

bee<strong>in</strong>druckende Unterschied besteht dar<strong>in</strong>, dass die Schule e<strong>in</strong> Riesengebiet<br />

e<strong>in</strong>nimmt. Sie besteht aus unzähligen Gebäuden. E<strong>in</strong>e Schule dieses<br />

Umfangs habe ich noch nie gesehen. Von der Schüleranzahl natürlich, aber<br />

nicht von der Größe her. Der Weg zur Schule ist auch e<strong>in</strong> anderer als der<br />

den man aus Deutschland gewöhnt ist. Hier kommen kle<strong>in</strong>e Buse die die<br />

Schüler e<strong>in</strong>sammeln. In Deutschland gehören überfüllte Busse an jedem<br />

Morgen, Mittag und oft auch abends zur Tagesordnung.<br />

Über das Karnevals-Wochenende haben wir e<strong>in</strong>en Kurzurlaub <strong>in</strong> den<br />

Yungas gemacht. Das ist e<strong>in</strong>e Region, die mehr oder weniger an den Dschungel<br />

angrenzt. Es s<strong>in</strong>d gerade e<strong>in</strong>mal 87 km bis dorth<strong>in</strong>, aber die Landschaft, das<br />

Klima und das komplette Umfeld verändern sich. Man sieht nur noch vere<strong>in</strong>zelt<br />

Häuser, alles ist grün, und es fließen unzählige Flüsse durch die Landschaft. Es<br />

ist unglaublich wie schnell sich e<strong>in</strong>e wunderschöne Landschaft zu e<strong>in</strong>er<br />

weiteren, ganz anderen, aber dennoch atemberaubenden verändern kann.<br />

Dieses Land, diese Kultur und natürlich auch die Sprache haben mich<br />

<strong>in</strong> ihren Bann gezogen und erwecken Neugierde und me<strong>in</strong> Interesse. Ich<br />

b<strong>in</strong> froh hier zu se<strong>in</strong> und gespannt, was mich noch alles erwarten wird.<br />

Leon Gribb<strong>in</strong>, Austauschschüler am Colegio Alemán<br />

110<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Kul<strong>in</strong>arisches<br />

Die Restaurantkritik<br />

“Aji Gustró”, Av. Montenegro 934, Tel. 2796521 – 65540694,<br />

Webpräsenz: www.ajigustro.com, e-Mail: ajigustro@gmail.com<br />

Öffnungszeiten: Mo-Sa 10:00 - 13:00 Di-Sa 19:00 - 24:00 So 11:30 - 15:30<br />

Das Aji Gustró lädt mit se<strong>in</strong>em Ambiente, das Moderne und Tradition<br />

verb<strong>in</strong>det, jede Altersgruppe e<strong>in</strong>. Das Personal ist sehr jung und durchweg<br />

ausgesprochen zuvorkommend. Auf der Karte stehen typisch bolivianische<br />

Gerichte mit modernem Touch. So zum Beispiel Bandnudeln mit Scampi<br />

<strong>in</strong> Queso Humacha Soße. Sehr lecker! Die Lammkeule mit Qu<strong>in</strong>ua hätte<br />

locker für zwei Personen gereicht. Das Essen läßt zwar etwas auf sich<br />

warten, ist aber richtig heiß und sehr appetitlich angerichtet. Trotz der sehr<br />

guten Qualität <strong>des</strong> Essens s<strong>in</strong>d die Preise durchaus niedrig. Kurz und gut:<br />

empfehlenswert.<br />

Ambiente: ****<br />

Essen: ****<br />

Preise: *****<br />

Service: *****<br />

“Manqua”, Av. Montenegro 184, Tel. 2797670 – 75846060,<br />

Webpräsenz: www.manqua.bo, e-Mail: <strong>in</strong>fo@manqua.bo<br />

Öffnungzeiten: Mo-Sa 19:00 a 23:30 So 12:30 a 15:30<br />

Auch das Manqua besticht durch e<strong>in</strong> ungewöhnliches Ambiente. Man<br />

sitzt sehr privat und doch freizügig. Das Menü ist übersichtlich, aber<br />

verlockend. Es gibt hauptsächlich Fleisch und Meeresfrüchte, aber auch<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

111 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Kul<strong>in</strong>arisches<br />

leckere Salate und Pasta. Die We<strong>in</strong>karte ist umfangreich und hält für jeden<br />

Geschmack und Geldbeutel das Richtige bereit. Für Feierlichkeiten können<br />

zwei Salons (48 bzw. 12 Personen) und der We<strong>in</strong>keller (für Degustationen)<br />

genutzt werden. Das Essen ist für me<strong>in</strong>en Geschmack e<strong>in</strong> bisschen zu<br />

“nouvelle cuis<strong>in</strong>e” - vielleicht um das Preisniveau zu rechtfertigen.<br />

Ambiente: *****<br />

Essen: ****<br />

Preise: ***<br />

Service: ****<br />

Kathr<strong>in</strong> Schönle<strong>in</strong><br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

Nicht nur für Botschafter<br />

Das "Ambassador's Table" im Karlovy Vary <strong>in</strong> San Miguel bietet jedermann<br />

abwechslungsreiche kul<strong>in</strong>arische Überraschungen. In e<strong>in</strong>er angenehmen,<br />

formal perfekten, aber dennoch familiären Atmosphäre servieren Peter<br />

Cartwright und Raquel Chacon liebevolle Menüs, die sowohl den Gaumen<br />

als auch die Augen erfreuen. Das mit Liebe zum Detail ausgestattete<br />

Restaurant ist e<strong>in</strong> sehr guter Platz für kle<strong>in</strong>ere oder größere formelle Essen.<br />

Das Konzept von Peter Cartwright, dem ehemaligen britischen<br />

Konsul <strong>in</strong> La Paz, ist überzeugend. Serviert wird nur auf Vorbestellung,<br />

daher ist das Essen stets frisch. Das Menü (<strong>in</strong>ternationale Küche) wird<br />

dauernd variiert, so dass beim Gast auch nach mehreren Besuchen ke<strong>in</strong>e<br />

kul<strong>in</strong>arische Langeweile aufkommt. Alle Speisen zeichnen sich durch<br />

große Varietät der Geschmacksrichtungen aus, darunter auch kreative<br />

Komb<strong>in</strong>ationen und Überraschungen sowie bewusste Verwandlungen:<br />

Pilze als Kartoffeln präsentiert und Kartoffeln als Pilze, um nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />

Beispiel der detailverliebten Kreationen zu nennen. Dazu gibt es e<strong>in</strong>e gute<br />

Auswahl an passenden We<strong>in</strong>en. Der Service stimmt: formal korrekt, aber<br />

freundlich - <strong>in</strong>dividuell und damit alles andere als steif. Besonders tief<br />

<strong>in</strong>s Portemonnaie muss der Gast auch nicht greifen (z.B. sechsgängige<br />

Menüs um 150 Bs plus Getränke). Das Ambassador's Table ist e<strong>in</strong>e gute<br />

112<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Kul<strong>in</strong>arisches<br />

Wahl sowohl für formelle Mittag- und Aben<strong>des</strong>sen als auch für gepflegte<br />

E<strong>in</strong>ladungen unter guten Freunden.<br />

The Ambassodor's Table<br />

Peter Cartwright und Raquel Chacon<br />

Calle Claudia Aliaga 1182, Bloque J-47, San Miguel<br />

Galería Karlovy Vary Piso 2<br />

Tel.: 76727050, 77554591<br />

Tel.: 2798088<br />

Manuel Müller<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

113 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Ev. Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />

Geme<strong>in</strong>debote<br />

der Evangelisch-Lutherischen Kirche<br />

Deutscher Sprache <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong><br />

Liebe Freunde und Mitglieder der Geme<strong>in</strong>de, liebe Leser <strong>des</strong> <strong>Monatsblatt</strong>s,<br />

„Wie viel Brote habt ihr? Geht h<strong>in</strong> und seht!“ (Markus 6,38)<br />

Vor wenigen Wochen fuhr ich mit den Weltwärts-Freiwilligen der GIZ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

klapprigen Bus zurück nach La Paz. Das Zwischensem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong> Coroico hatten wir<br />

gerade zu Ende gebracht. Der Bus quälte sich den Berg hoch. E<strong>in</strong>en lauten Knall<br />

ignorierte der Fahrer noch. Doch unmittelbar vor dem Tunnel hielt er an. E<strong>in</strong>e<br />

rostige Flüssigkeit rann aus dem Bus auf die Straße. Der Fahrer stellte den Motor<br />

ab. Was tun? Den ADAC hätten wir gerufen, wären wir <strong>in</strong> Deutschland und hätten<br />

wir Handy-Empfang gehabt. Aber dort?<br />

Der Fahrer zog e<strong>in</strong>e schmutzige Jacke über und rutschte unter den Bus. Fast<br />

triumphierend kam er kurze Zeit später wieder hervor und zeigte uns den Riss im<br />

Kühlwasserschlauch. Die Jugendlichen hatten <strong>in</strong>zwischen die Gitarre ausgepackt<br />

und sangen „Über den Wolken“. Vorbeifahrende Autofahrer grüßten fröhlich.<br />

E<strong>in</strong> Mann gesellte sich zu uns, er war wohl für die Sicherheit im (stockdunklen)<br />

Tunnel verantwortlich. Er machte geduldig unsere Gruppenfotos, hatte dann aber<br />

auch e<strong>in</strong>en Ersatzschlauch für den Bus <strong>in</strong> der Hand. Der hatte zwar e<strong>in</strong>en anderen<br />

Durchmesser, aber er ließ sich <strong>in</strong> den kaputten e<strong>in</strong>führen. E<strong>in</strong> weiterer Mann lief<br />

durch den Tunnel und besorgte uns am anderen Ende etwas graue Masse zum<br />

Abdichten. Alles dauerte gut und gerne anderthalb Stunden. Die Jugendlichen<br />

sangen „In the Jungle“.<br />

Jesus redete zu 5.000 Zuhörern. Es war spät geworden. Alle waren hungrig. Der<br />

Pizza-Service war (wie der ADAC) noch nicht erfunden. Die Jünger wollten das<br />

wenige Geld, das sie hatten, nicht für Essen ausgeben. Jesus fragte: „Wieviele Brote<br />

habt ihr? Geht h<strong>in</strong> und seht!“. Er fragte: „Was ist denn da?“ Und – es ist etwas da,<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

114<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Ev. Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />

wenig, aber e<strong>in</strong> Anfang. Es ist immer etwas da, mit dem man weiterkommt. Man<br />

muss es nur suchen und f<strong>in</strong>den. Mit fünf Broten und zwei Fischen f<strong>in</strong>g er an. Und<br />

am Ende waren alle satt.<br />

Kurz vor e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Dorf im Südwesten <strong>Bolivien</strong>s hatte sich e<strong>in</strong> weißer<br />

PKW <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er großen Pfütze festgefahren. Es war e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>same Gegend. Als wir<br />

vorbeifuhren, bat uns der Fahrer, ihn herauszudrücken – Schnauze an Schnauze.<br />

Die Cholita im Auto wollte nicht aussteigen – zu viel Wasser. Der Fahrer unseres<br />

Geländewagens ließ sich überreden. Es knirschte etwas, der PKW fuhr. Doch der<br />

Erfolg war nur kurz. Jetzt steckte der weiße Wagen noch tiefer <strong>in</strong> der Matsche.<br />

„Ne<strong>in</strong>, da fahre ich nicht h<strong>in</strong>terher, da bleibe ich doch auch stecken, “ me<strong>in</strong>te<br />

unser Fahrer. Und der Besitzer <strong>des</strong> PKWs f<strong>in</strong>g an zu suchen. Er g<strong>in</strong>g über die<br />

Wiesen, die Augen auf den Boden gerichtet. Die Cholita stieg aus. Er fand e<strong>in</strong>en<br />

alten, ausgedienten Strick. Damit könnt ihr mich doch herausziehen! Der Strick<br />

riss – wie nicht anders zu erwarten war, e<strong>in</strong>mal, zweimal. Dann schlang ihn der<br />

Mann mehrfach um die Haken se<strong>in</strong>es und unseres Autos. Und – der PKW stand<br />

schließlich auf trockenem Grund.<br />

„Es ist immer etwas da.“ Die Lektion Jesu an se<strong>in</strong>e Jünger <strong>in</strong> der Wüste lässt sich<br />

vortrefflich auch <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> lernen. Vielleicht ist es nicht nur Gottvertrauen und<br />

Glaube, sondern auch Alternativlosigkeit und Armut. Aber e<strong>in</strong>fach aufzugeben<br />

gibt es nicht. Es ist immer etwas da, womit wir anfangen können. Und wer es<br />

sucht, der f<strong>in</strong>det es.<br />

Der Bus mit den Weltwärts-Freiwilligen kam allerd<strong>in</strong>gs nicht weit. Zischende<br />

Geräusche und Dunstschwaden ließen uns noch im Tunnel die Flucht ergreifen. Es<br />

war schon dunkel, die Cumbre angeblich unpassierbar. Die Losung: “Wir schlafen<br />

im Bus“, war bereits ausgegeben. Da hielten wir noch zwei M<strong>in</strong>ibusse an – um<br />

Mitternacht waren wir alle <strong>in</strong> Villa Fatima. Es ist immer etwas da. „Geht h<strong>in</strong> und<br />

seht!“<br />

Ihr und Euer Pfarrer Christian Reiser<br />

Oberkirchenrät<strong>in</strong> kommt zu Vollversammlung am 14. April<br />

Vom Mittwoch 10. bis Sonntag 14. April wird die Oberkirchenrät<strong>in</strong> Friederike<br />

Deeg unsere Geme<strong>in</strong>de besuchen. Frau Deeg stammt aus Oberbayern, hat <strong>in</strong><br />

Erlangen, Jerusalem und Heidelberg Theologie studiert und war unter anderem<br />

zwei Jahre Auslandsvikar<strong>in</strong> <strong>in</strong> der IELCH (evangelisch-lutherische Kirche <strong>in</strong> Chile).<br />

Sie wird die deutsche Schule sehen und mit anderen deutschen Institutionen<br />

(Goethe-Institut, GIZ und Botschaft) Kontakte knüpfen, nach unserem Projekt-<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

115 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Ev. Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />

Motto „Geme<strong>in</strong>dewachstum durch Vernetzung mit entwicklungspolitischer<br />

Arbeit“. Am Sonntag wird Frau Deeg <strong>in</strong> unserem Gottesdienst predigen. Danach<br />

wird sie an der Geme<strong>in</strong>devollversammlung teilnehmen und am Montag früh zur<br />

Pfarrkonferenz nach Lima reisen. E<strong>in</strong>e Bitte an unsere Mitglieder: machen Sie die<br />

“Vollversammlung” auch wirklich „voll“, zeigen Sie durch ihre Teilnahme, dass wir<br />

e<strong>in</strong>e lebendige Geme<strong>in</strong>de s<strong>in</strong>d!<br />

Woh<strong>in</strong> geht die Reise? Befragung von Mitgliedern und Freunden<br />

der evangelisch-lutherischen Kirchengeme<strong>in</strong>den deutscher<br />

Sprache <strong>in</strong> Santa Cruz und Cochabamba<br />

Besuch aus weiter Ferne hatten die beiden evangelisch-lutherischen<br />

Kirchengeme<strong>in</strong>den deutscher Sprache <strong>in</strong> Santa Cruz und Cochabamba im Februar.<br />

Ich, Silvia Seibold, Journalist<strong>in</strong> und ganz „normales“ evangelisches Kirchenmitglied,<br />

b<strong>in</strong> aus Deutschland angereist, um bei möglichst vielen Geme<strong>in</strong>demitgliedern<br />

ehrenamtlich e<strong>in</strong>e „aktivierende Befragung“ durchzuführen. Die IELHA von La Paz<br />

hatte die Idee zu dieser Aktion, und da wollten die beiden „Schwestergeme<strong>in</strong>den“<br />

nicht nachstehen.<br />

Was war der S<strong>in</strong>n dieser Befragung?<br />

Es g<strong>in</strong>g darum, dass sich die Kirchengeme<strong>in</strong>den weiterentwickeln. Der<br />

Geme<strong>in</strong>dekirchenrat der IELHA wollte möglichst viele Mitglieder, Freunde, aber<br />

auch wohlwollende und kritische Beobachter der Kirchengeme<strong>in</strong>de befragen. Was<br />

f<strong>in</strong>den sie gut an der Kirche, so wie sie besteht? Was sollte man ändern? Welche<br />

weiteren Bedürfnisse, Wünsche, Ideen und Anregungen gibt es? Steht die Kirche<br />

für die Wertvorstellungen ihrer Mitglieder? Wie kann man f<strong>in</strong>anzielle Probleme <strong>in</strong><br />

den Griff bekommen? Vor allem sollte die Befragung auch „aktivierend“ se<strong>in</strong>, denn<br />

e<strong>in</strong>e Kirchengeme<strong>in</strong>de ist ke<strong>in</strong> „Wunschkonzert“, bei dem sich jeder alles Mögliche<br />

wünschen darf, sondern sie lebt von dem Engagement möglichst vieler Beteiligter.<br />

Drei Tage Zeit hatte ich jeweils <strong>in</strong> Santa Cruz und Cochabamba. Ich<br />

konnte ausführliche, teils sehr persönliche, <strong>in</strong> jedem Fall <strong>in</strong>teressante<br />

und aufschlussreiche Gespräche mit Freunden und Mitgliedern dieser<br />

Kirchengeme<strong>in</strong>den führen. Mit jeweils 12 Interviews – was bei der Größe dieser<br />

Diaspora-Geme<strong>in</strong>den nicht wenig ist – gewann ich aussagekräftige E<strong>in</strong>blicke<br />

<strong>in</strong> die charakteristische Struktur dieser Kirchengeme<strong>in</strong>den. Me<strong>in</strong> E<strong>in</strong>druck ist:<br />

beide Geme<strong>in</strong>den verfügen über e<strong>in</strong> beachtliches Potential, das unbed<strong>in</strong>gt<br />

genutzt werden sollte. Für beide Kirchengeme<strong>in</strong>den habe ich <strong>in</strong>dividuell<br />

ausgearbeitete, praktische Anregungen verfasst, welche auf die gegenwärtige<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

116<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Ev. Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />

Lage und Problematik e<strong>in</strong>gehen. Nach Absprache mit Pfarrer Christian<br />

Reiser s<strong>in</strong>d diese schriftlich ausgearbeiteten Empfehlungen den beiden<br />

Kirchengeme<strong>in</strong>den schon zugegangen. Als Nächstes folgt die Auswertung der<br />

Befragungen für die IELHA La Paz.<br />

Silvia Seibold<br />

Besuchergruppe Würzburg - Wer kann Gäste aufnehmen?<br />

Vom 1. bis zum 21. August dieses Jahres erwarten wir e<strong>in</strong>e Besuchergruppe der<br />

Mart<strong>in</strong>-Luther-Geme<strong>in</strong>de aus Würzburg. Das Pfarrerehepaar Niko und Bett<strong>in</strong>a<br />

Natzschka und neun weitere Geme<strong>in</strong>demitglieder wollen unter sachkundiger<br />

Führung von Dr. Ra<strong>in</strong>er Rosenbaum, der lange <strong>in</strong> La Paz gelebt hat, <strong>Bolivien</strong><br />

kennenlernen. Vor allem besuchen sie e<strong>in</strong> von ihnen unterstütztes Projekt<br />

„Gesundheitszentrum San Juan de Lazareto“ im Stadtteil Perférica. Am Sonntag<br />

11. 8. wird die Gruppe unseren Gottesdienst mitfeiern und beim Kirchkaffee<br />

Austausch und Gespräche suchen. Wir brauchen noch dr<strong>in</strong>gend Menschen, die<br />

e<strong>in</strong> Quartier zur Verfügung stellen, es gibt 2 Ehepaare, 3 e<strong>in</strong>zeln reisende Damen<br />

und e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zeln reisenden Herr. Vom 12.-20.August s<strong>in</strong>d sie auf Reisen nach<br />

Rurrenabaque, da wird das Quartier nicht benötigt. Wer Platz hat, jemanden<br />

aufzunehmen, bitte bei Pastor Reiser melden (Tel. 279 45 16).<br />

Hallo Zusammen!<br />

Ich b<strong>in</strong> T<strong>in</strong>a, 22 Jahre alt; aufgewachsen b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Dorf <strong>in</strong><br />

Norddeutschlandmit me<strong>in</strong>en Eltern und me<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Schwester. Der Glaube<br />

war immer e<strong>in</strong> Begleiter me<strong>in</strong>es noch jungen Lebens. Zum Beispiel war ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

christlichen Pfadf<strong>in</strong>dergruppe. Dort lernte ich den Zusammenhalt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe<br />

und später auch Verantwortung für die Kle<strong>in</strong>eren zu übernehmen.<br />

Ich war immer schon neugierig auf das Leben <strong>in</strong> anderen Ländern und Kulturen.<br />

Darum machte ich mit 15 e<strong>in</strong> Schüleraustauschjahr <strong>in</strong><br />

den USA, nach me<strong>in</strong>em Abitur g<strong>in</strong>g ich als Streetworker<br />

nachSchottland und arbeitete e<strong>in</strong>ige Zeit als Au-Pair <strong>in</strong><br />

Italien. Seit me<strong>in</strong>em 18. Lebensjahr jobbte ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Heim für beh<strong>in</strong>derte K<strong>in</strong>der.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

Nun studiere ich im 4. Semester an der Evangelischen<br />

Hochschule Berl<strong>in</strong> Religionspädagogik. Hierfür ist<br />

e<strong>in</strong> dreimonatiges Praktikum e<strong>in</strong>geplant. Für mich<br />

stand fest, ich werde alles daran setzen, dies <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

117 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Ev. Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />

Land wie <strong>Bolivien</strong> zu machen. Und durch „Brot für die Welt“ bekam ich die<br />

tolle Gelegenheit, nach La Paz zu kommen und <strong>in</strong> der Evangelisch-Lutherischen<br />

Geme<strong>in</strong>de und der Soforthilfe me<strong>in</strong>en Beitrag zu leisten.<br />

Ich freue, mich diese Herausforderung anzunehmen und das Leben und die Kultur<br />

<strong>Bolivien</strong>s kennen zu lernen. Um die Anforderungen, die mir die Uni stellt zu erfüllen,<br />

möchte ich <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de mitwirken, das Geme<strong>in</strong>deleben und die verschiedenen<br />

Arbeitsbereiche kennenlernen. Bei der Soforthilfe mache ich mich speziell <strong>in</strong> der<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit nützlich.<br />

Ich freue mich darauf, nette Menschen zu treffen und e<strong>in</strong>e erfüllte Zeit zu haben,<br />

und hoffe, me<strong>in</strong>en Erwartungen gewachsen zu se<strong>in</strong>. Bis bald!<br />

T<strong>in</strong>a Greskamp<br />

Money, Money, Money…<br />

Er<strong>in</strong>nerung an die Jahresbeiträge 2013<br />

Liebe Geme<strong>in</strong>demitglieder: Falls Sie Ihren Jahresbeitrag für 2013 noch<br />

nicht e<strong>in</strong>gezahlt haben, tun Sie dies bitte so bald wie möglich!<br />

Die Tätigkeit von Pastor Reiser <strong>in</strong> La Paz ist nur möglich, weil wir seit Mitte<br />

2011 und noch bis Mitte 2014 e<strong>in</strong>en besonderen Zuschuss der EKD zu unserem<br />

Haushalt erhalten, der allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> diesem Jahr bereits sehr viel niedriger liegt<br />

als im vergangenen, und im kommenden Jahr noch erheblich s<strong>in</strong>ken wird. Ab<br />

2015 bekommen wir voraussichtlich nur die normalen Zuschüsse der EKD. Zur<br />

Verdeutlichung e<strong>in</strong>e Übersicht über die voraussichtliche Mittelentwicklung der<br />

Geme<strong>in</strong>de (die Prozentzahlen geben den Anteil am Gesamthaushalt an):<br />

E<strong>in</strong>nahmequelle 2012 2013 2014<br />

Unterstützung EKD 72% 65% 49%<br />

Mitgliedsbeiträge/Kollekten 28% 35% 44%<br />

Drittmittel 1% 3% 7%<br />

Sie sehen daraus, dass Ihre und unsere Mitgliedsbeiträge aufgrund der s<strong>in</strong>kenden<br />

EKD-Beteiligung immer wichtiger werden – helfen Sie uns, diese f<strong>in</strong>anzielle<br />

Herausforderung zu meistern und unsere Pfarrstelle zu erhalten! Genaueres zur<br />

Haushaltsentwicklung erfahren Sie <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>deversammlung am 14. April<br />

(siehe unten). Und zum Verfahren: Die Kontonummern f<strong>in</strong>den Sie am Ende dieses<br />

Geme<strong>in</strong>debotens - oder Sie zahlen direkt an Heidi Stache!<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

118<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Ev. Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />

„So viel du brauchst“<br />

Unsere Geme<strong>in</strong>de präsentiert sich auf dem Kirchentag <strong>in</strong><br />

Hamburg<br />

Vom 1.-5. Mai 2013 f<strong>in</strong>det der Deutsche Evangelische Kirchentag statt – diesmal<br />

<strong>in</strong> Hamburg. Erstmals ist unsere Geme<strong>in</strong>de mit e<strong>in</strong>em Stand auf dem „Markt<br />

der Möglichkeiten“ vertreten. Wir wollen den Besuchern die höchstgelegene<br />

deutsche Geme<strong>in</strong>de präsentieren, unser EKD-Projekt „Wachstum durch Öffnung“<br />

vorstellen und für unser Sozialprojekt Sartawi Sayariy werben. Gerne berichten<br />

wir auch von den Entwicklungen <strong>in</strong><br />

<strong>Bolivien</strong>. Die Vision <strong>des</strong> „Vivir bien“ für alle<br />

passt dabei gut zu der Kirchentagslosung<br />

„So viel du brauchst!“ (2. Mose 16,18).<br />

Unser Stand wird sich im Umfeld anderer<br />

Auslandsgeme<strong>in</strong>den und <strong>des</strong> EKD-Stands<br />

bef<strong>in</strong>den; mit der Geme<strong>in</strong>de aus Kairo<br />

teilen wir uns den Stromanschluss.<br />

Zum Kirchentag fahren wir von <strong>Bolivien</strong><br />

aus zu viert. Heidi Brandenberg, Carol<strong>in</strong>e<br />

Sölle de Hilari, Claudia Kuruner und ich<br />

werden den Stand gestalten, aufbauen und<br />

betreuen. Unterstützt werden wir dabei von Menschen, die unsere Geme<strong>in</strong>de<br />

gut kennen und <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> Deutschland leben: von me<strong>in</strong>em Vorgänger Claus<br />

von Criegern, der Pfälzer Pfarrer<strong>in</strong> Dorothea Helfrich, dem Kulturweit-Freiwilligen<br />

Ferd<strong>in</strong>and Girke und der von <strong>Bolivien</strong> so begeisterten Student<strong>in</strong> Hannah Pool.<br />

Da wir personell gut ausgestattet s<strong>in</strong>d, werden wir auch die Möglichkeit haben, an<br />

anderen Veranstaltungen <strong>des</strong> Kirchentags, den Bibelarbeiten, Podiumsdiskussionen<br />

und Gottesdiensten teilzunehmen und mit neuen Impulsen für unsere Geme<strong>in</strong>de<br />

zurückzukehren. Wir s<strong>in</strong>d gespannt und neugierig.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

Pastor Christian Reiser<br />

KERMESSE KERMESSE KERMESSE KERMESSE KERMESSE<br />

WANN? Am Samstag, 8. Juni 2013 von 11 – 16 Uhr<br />

WO? In der Mart<strong>in</strong>-Luther-Kirche <strong>in</strong> Sopocachi<br />

WAS? Deutsche Leckereien, K<strong>in</strong>deraktivitäten, Musik, Kunsthandwerk<br />

Wer möchte e<strong>in</strong>en Verkaufstisch reservieren? Anmeldungen bitte bei Heide-Marie<br />

Stache unter Tel. 241 34 62 oder per Mail unter ielha.lapaz@yahoo.com<br />

119 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Ev. Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />

KINDER, AUFGEPASST – der<br />

13. April ist Euer Tag! Wir<br />

erwarten Euch von 14 - 18<br />

Uhr <strong>in</strong> der Kirche zum ersten<br />

K<strong>in</strong>dertag unserer Geme<strong>in</strong>de –<br />

mit Spielen, Musik, <strong>Geschichte</strong>n<br />

und kreativen Angeboten rund<br />

um die Bergpredigt von Jesus.<br />

Wir laden herzlich e<strong>in</strong> zur GEMEINDEVERSAMMLUNG am 14. April um 11.30<br />

Uhr – aufgrund <strong>des</strong> Ausscheidens von Carol<strong>in</strong>e Sölle und Benita Schauer s<strong>in</strong>d<br />

neue Geme<strong>in</strong>dekirchenräte zu wählen; außerdem wird über die Entwicklung<br />

der f<strong>in</strong>anziellen Lage der Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong>formiert. Als Gast wird Oberkirchenrät<strong>in</strong><br />

Friederike Deeg (EKD Hannover) zugegen se<strong>in</strong>. Sie wird über die zukünftige<br />

Unterstützung der EKD Auskunft geben. Wir bitten um zahlreiche Teilnahme!<br />

Term<strong>in</strong>e März – Juni 2013<br />

Zu den Sonntagsgottesdiensten wird auch K<strong>in</strong>dergottesdienst angeboten. Unser elektronischer<br />

Rundbrief mit den jeweils aktuellen Term<strong>in</strong>en kann unter ielha.lapaz@yahoo.com angefordert<br />

werden. Oder Sie schauen nach auf unserer Website: www.ielha.org.bo<br />

Donnerstag, 21. März<br />

Samstag 23. März<br />

Sonntag, 24. März<br />

Karfreitag, 29. März<br />

Sonntag, 31. März<br />

Samstag 13. April<br />

Sonntag 14. April<br />

Donnerstag, 24. April<br />

Sonntag, 28. April<br />

Mo.-Fr., 13.-17. Mai<br />

Sonntag, 19. Mai<br />

Sonntag, 2. Juni<br />

Samstag, 8. Juni<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

16.00 Recreación (Geme<strong>in</strong><strong>des</strong>aal) – Frauke Riemann berichtet<br />

über Israel<br />

15.30 Ostergottesdienst <strong>in</strong> Cochabamba (ICBA)<br />

16.30 Ostergottesdienst Santa Cruz (Kapelle <strong>des</strong> deutschen<br />

Friedhofs)<br />

10.30 Gottesdienst mit gesungener Messe von J.M. Haydn<br />

(deutsch-bolivanisches Frauenensemble)<br />

10.30 Familiengottesdienst zu Ostern, anschließend<br />

Osterfrühstück<br />

14.00 – 18.00 K<strong>in</strong>dertag <strong>in</strong> der Kirche (zur Bergpredigt)<br />

10.30 Uhr Gottesdienst (Predigt: Oberkirchenrät<strong>in</strong> F. Deeg),<br />

anschließend Geme<strong>in</strong>dversammlung mit Wahlen zum<br />

Geme<strong>in</strong>dekirchenrat<br />

16.00 Recreación (Geme<strong>in</strong><strong>des</strong>aal)<br />

10.30 Gottesdienst<br />

jeweils 19.00 – 21.00 Bibelkurs SEBIP (Geme<strong>in</strong><strong>des</strong>aal)<br />

10.30 Ökumenischer Pf<strong>in</strong>gstgottesdienst Open-Air<br />

17.30 Taizé-Gottesdienst (Kirche)<br />

11.00 – 16.00 Kermesse<br />

120<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Ev. Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />

Mittwoch 12. Juni<br />

Freitag 14. Juni<br />

Sonntag, 16. Juni<br />

19.30 Theateraufführung der „Bunten Bretter“<br />

19.30 Theateraufführung der „Bunten Bretter“<br />

10.30 Gottesdienst<br />

KONTAKT ZUR IELHA<br />

Geme<strong>in</strong>depräsident<strong>in</strong>:<br />

Pastor:<br />

Mart<strong>in</strong>-Luther-Kirche<br />

Anschrift:<br />

Postfach:<br />

E-Mail:<br />

Website:<br />

Sozialprojekt der Geme<strong>in</strong>de:<br />

Geme<strong>in</strong>den im Inland<br />

Cochabamba:<br />

Santa Cruz:<br />

Kontoverb<strong>in</strong>dungen<br />

<strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong>:<br />

<strong>in</strong> Deutschland:<br />

Carol<strong>in</strong>e Sölle de Hilari<br />

Tel: 2411885<br />

Christian Reiser<br />

Tel: 2794516<br />

Calle 28 Nr. 2, Edificio Mirikiri, Cota Cota<br />

chr.reiser@gmx.net<br />

Sánchez Lima esq. Rosendo Gutiérrez<br />

Casilla 2851, La Paz, Bolivia<br />

ielha.lapaz@yahoo.com<br />

ielha.org.bo<br />

SARTAWI-SAYARIY<br />

Tel: 2421999<br />

Irene de Groot<br />

Tel: 04-4720836<br />

Michael Rother<br />

Tel: 04-4459027<br />

miromundo@hotmail.com<br />

Bernardo Elsner<br />

Tel: 03-3425802<br />

elsnerber@entelnet.bo<br />

Banco BISA<br />

IELHA – Heide-Marie Stache<br />

Kto. Nr. 242.29.70.013<br />

Iglesia Evangélica Luterana de Habla Alemana<br />

UBS Deutschland AG , Kto.: 2330 3710 12 ,<br />

BLZ.: 502 200 85,<br />

IBAN: DE 18 5022 0085 2330 371012<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

121 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Kath. Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />

Katholische Kirchengeme<strong>in</strong>de deutscher<br />

Sprache <strong>in</strong> La Paz<br />

Viele von Ihnen, besonders die Neuankömml<strong>in</strong>ge der deutschsprachigen Ausländer<br />

werden sich fragen, gibt es diese Geme<strong>in</strong>de überhaupt, wo hat sie ihre Kirche, wer<br />

ist der Pfarrer, wann und wo f<strong>in</strong>den die deutschsprachigen Messen statt, welche<br />

Personen wären die Ansprechpartner. Antworten auf e<strong>in</strong>ige dieser Fragen f<strong>in</strong>den<br />

sie immer im <strong>Monatsblatt</strong> der Deutschen Kulturgeme<strong>in</strong>schaft.<br />

Nun aber zu uns, der katholischen Kirchengeme<strong>in</strong>de deutscher Sprache <strong>in</strong> La Paz.<br />

Mitte der Siebzigerjahre <strong>des</strong> vergangenen Jahrhunderts kam Pfarrer Carlos Gölden<br />

nach La Paz um sich verschiedenen sozialen Projekten zu widmen. Er suchte und<br />

fand schließlich se<strong>in</strong>e katholischen Gläubigen, e<strong>in</strong>e altersmäßig bunt gemischte<br />

kle<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de, unorganisiert, doch voller Enthusiasmus. Schnell wurde der<br />

Beschluss gefasst, analog zur evangelischen Kirchengeme<strong>in</strong>de die katholische<br />

Kirchengeme<strong>in</strong>de deutscher Sprache <strong>in</strong>s Leben zu rufen. Rund 20 Familien und<br />

ca. 10 alle<strong>in</strong>stehende ältere Landsleute zählte die Geme<strong>in</strong>de. Es wurde der erste<br />

Geme<strong>in</strong>dekirchenrat gewählt, welcher sich wie folgt zusammensetzte:<br />

Vorsitzender:<br />

Pfarrer:<br />

Beisitzer:<br />

Friedrich-Klaus Ohnes<br />

Carlos Gölden<br />

Dra. Ursula Beck<br />

Beate und Hans Elsner<br />

Röschen Gutknecht de Crespo<br />

Hans-Günther He<strong>in</strong>ze<br />

Dazu kamen noch die deutschen Ordensschwestern die im K<strong>in</strong>dergarten <strong>des</strong><br />

Konvents und auch als Pflegepersonal <strong>in</strong> der alten, dort angesiedelten Deutschen<br />

Kl<strong>in</strong>ik tätig waren.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

122<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Kath. Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />

Die Messen fanden <strong>in</strong> der Regel am letzten Samstag <strong>des</strong> Monats <strong>in</strong> der Kapelle der<br />

deutschen Ordensschwestern im Stadtteil Sopocachi, calle Fernando Guachalla,<br />

Ecke 6 de Agosto statt. E<strong>in</strong>e eigene Kirche hatte unsere Kirchengeme<strong>in</strong>de nicht<br />

und das ist auch bis zum heutigen Tag so geblieben.<br />

Unser Pfarrer Carlos Gölden hatte auch bald gute persönliche Beziehungen zum<br />

evangelischen Pastor Wolfgang Speck und so wurden erste zarte ökumenische<br />

Kontakte aufgenommen, die sich sehr schnell und gut entwickelten und es fand so<br />

etwas wie gelebte Ökumene zwischen beiden Konfessionen statt.<br />

Mitte 1990 wurde unser Pfarrer Carlos Gölden nach Santa Cruz versetzt und e<strong>in</strong><br />

paar Monate gab es ke<strong>in</strong>en katholischen Geistlichen für unsere Geme<strong>in</strong>de. Dann<br />

sprach uns triumphierend Pfarrer Sebastian Obermaier vom Alto an und stellte uns<br />

Pfarrer Josef Neuenhofer vor, der sich sofort bereit erklärte, unsere schon etwas<br />

durch Sterbefälle und Umzüge geschrumpfte Geme<strong>in</strong>de zu betreuen, obwohl er<br />

selbst stark <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Stiftung ARCO IRIS e<strong>in</strong>gebunden war.<br />

Der Josef, wie er bald liebevoll von uns genannt wurde, brachte frisches Blut<br />

<strong>in</strong> unsere Geme<strong>in</strong>de und se<strong>in</strong>e freundliche, bodenständige und geradl<strong>in</strong>ige<br />

Art machte aus ihm e<strong>in</strong>e Vaterfigur für uns und das ist bis heute so geblieben.<br />

Unser Josef wird <strong>in</strong> wenigen Tagen 75 Jahre “jung”. Er engagiert sich nach wie vor<br />

aufopfernd für se<strong>in</strong> ARCO IRIS, e<strong>in</strong>schließlich <strong>des</strong> Krankenhauses selben Namens.<br />

Dank se<strong>in</strong>er menschlichen und weltoffenen Art ist aus der “kle<strong>in</strong>en Ökumene”<br />

e<strong>in</strong> enges, freundschaftliches und respektvolles Verhältnis zwischen beiden<br />

Konfessionen geworden. Wir feiern zusammen am Pf<strong>in</strong>gstsonntag und an Silvester<br />

e<strong>in</strong>en ökumenischen Gottesdienst, gedenken am Volkstrauertag der Gefallenen<br />

und Opfer beider Weltkriege sowohl auf dem Deutschen wie auch auf dem<br />

Jüdischen Friedhof und besuchen auch öfter die kirchlichen Veranstaltungen<br />

beider Geme<strong>in</strong>den.<br />

E<strong>in</strong> Novum gab es bei der letzten katholischen Messe Ende Januar. Es waren<br />

mehr Protestanten als Katholiken anwesend und da wären wir schon beim Thema<br />

Nummer e<strong>in</strong>s. Der Geme<strong>in</strong>derat, bestehend aus Friedrich-Klaus Ohnes, Carlos<br />

Mart<strong>in</strong>s und Hans-Günther He<strong>in</strong>ze der <strong>in</strong>zwischen ziemlich kle<strong>in</strong>en katholischen<br />

Kirchengeme<strong>in</strong>de deutscher Sprache, lädt alle Gläubigen beider Konfessionen<br />

herzlich e<strong>in</strong>, an unseren monatlichen Messen teilzunehmen. Wir freuen uns auf<br />

Ihren Besuch.<br />

Abschließend geben wir Ihnen noch die Term<strong>in</strong>e für die nächsten Messen bekannt.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

123 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Kath. Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />

Samstag, 23. Februar<br />

2013<br />

19.00 Uhr Heilige Messe<br />

Samstag, 30. März 2013<br />

18.00 Uhr<br />

Osternachtmesse,<br />

anschließend geselliges<br />

Beisammense<strong>in</strong><br />

Samstag, 27. April 2013 19.00 Uhr Heilige Messe<br />

Pf<strong>in</strong>gstsonntag, 19. Mai<br />

2013<br />

11.00 Uhr<br />

Ökumenischer<br />

Gottesdienst (Ort,<br />

genaue Abfahrtszeit<br />

und Ablauf werden<br />

noch rechtzeitig<br />

mitgeteilt)<br />

Samstag, 29. Juni 2013 09.00 Uhr Heilige Messe<br />

Friedrich-Klaus Ohnes<br />

Hätten Sie Lust mit uns auf die Bühne<br />

zu steigen?<br />

Bitte melden Sie sich bei Klaus Bauer<br />

Tel. 2 71 14 36 • Cel. 6061 6061<br />

THEATERGRUPPE “BUNTE<br />

BRETTER”<br />

Wir spielen seit 1988<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

124<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Veranstaltungen<br />

Exkursion zu Felsbildern<br />

Die Deutsche Kulturgeme<strong>in</strong>schaft (<strong>CCA</strong>) und die bolivianische<br />

Felsbildergesellschaft (SIARB) laden zu e<strong>in</strong>er Exkursion am Samstag,<br />

20. April 2013 zu zwei Felsbilderstätte auf dem Weg zum Titicacasee e<strong>in</strong>.<br />

Matthias Strecker wird bei dieser Veranstaltung führen und Erklärungen zu<br />

den Felsmalereien geben.<br />

Die Felsbilder <strong>Bolivien</strong>s wurden seit der Frühzeit bis <strong>in</strong> unsere Tage<br />

hergestellt und spiegeln Traditionen und Vorstellungen verschiedener<br />

Kulturen wider (siehe den Artikel im <strong>Monatsblatt</strong> 1/12: 56-64). Zwei<br />

der bedeutendsten Stätten der Gegend <strong>des</strong> Titicacasees werden im<br />

Mittelpunkt der Exkursion stehen. Die Malereien s<strong>in</strong>d bemerkenswert<br />

durch Darstellungen von Lamas, Schlangen, „Masken“ (vorspanisch),<br />

Pilgerszenen, Kirchen, Folklore-Tänzen (kolonialzeitlich oder noch<br />

jünger) und anderem mehr.<br />

Die Abbildungen zeigen Beispiele der Felsbilder.<br />

Fig. 1: Darstellung e<strong>in</strong>er mythischen Schlange und andere Figuren.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

125 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Veranstaltungen<br />

Fig. 2: Kirche <strong>in</strong> „Transparent“-Darstellung mit Glockenturm, Kerzenleuchter, Altar mit<br />

Darstellung der Jungfrau von Copacabana auf Halbmond. Typische langbe<strong>in</strong>ige Vögel<br />

s<strong>in</strong>d dargestellt, aber ebenso an e<strong>in</strong>er Pflanze hängende Affen!<br />

Interessenten können sich <strong>in</strong> der Deutschen Schule beim Büro <strong>des</strong> <strong>CCA</strong><br />

anmelden, möglichst bis zum 12. April (Herr Lazarte, Telef. 2671002 –<br />

e-mailcca_dk@hotmail.com– m). Die Abfahrt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bus erfolgt am<br />

20.4.13 um 8 Uhr von der Schule, Rückkehr nachmittags, ca. 17 Uhr<br />

(Picknick m<strong>in</strong>ehmen!). SIARB erbittet von den Teilnehmern e<strong>in</strong>e Spende<br />

(Bs 70 pro Person, Bs 100 Familienbetrag), die den laufenden Aktivitäten<br />

der Gesellschaft zugute kommt. Die Transportkosten werdenvom <strong>CCA</strong><br />

getragen. Es besteht aber auch die Möglichkeit im Privatwagen zu fahren<br />

und anschließend die Tour zumTiticacasee fortzusetzen.Falls Teilnehmer<br />

<strong>in</strong> ihrem eigenen Auto fahren wollen, kann e<strong>in</strong> Treffpunkt ausgemacht<br />

werden.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

126<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Veranstaltungen<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

127 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Veranstaltungen<br />

Freitag <strong>des</strong> deutschen K<strong>in</strong>os<br />

Jeden Freitag; Filmstart zwischen 19.00 - 19.30 Uhr<br />

Für genauere Angaben melden Sie sich bitte bei der C<strong>in</strong>emateca Boliviana unter<br />

2444090<br />

Fundación C<strong>in</strong>emateca Boliviana (c. Oscar Soria esq. Rosendo Gutiérrez)<br />

E<strong>in</strong>tritt: 16 Bs. - Schüler <strong>des</strong> Goethe-Instituts 2x1<br />

29.03.2013 LIEBER FIDEL: MARITAS GESCHICHTE<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

Regie: Wilfried Huismann, 96 M<strong>in</strong>., Farbe, 2000<br />

Dies ist die fasz<strong>in</strong>ierende, extravagante und zugleich<br />

tragische <strong>Geschichte</strong> e<strong>in</strong>er Überlebenskünstler<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong>e strapazenreiche Reise, die <strong>in</strong> Bremen beg<strong>in</strong>nt<br />

und über New York und Miami bis nach Havanna<br />

führt. E<strong>in</strong> poetischer Liebes-Thriller, welcher e<strong>in</strong><br />

dramatisches Kapitel <strong>in</strong>nerhalb der <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong><br />

20. Jahrhunderts wiederspiegelt.<br />

FREITAG DES DEUTSCHEN KINOS IM APRIL – FREUNDE<br />

05.04.2013 MONDSCHEINKINDER<br />

12.04.2013 DER SOMMER DES FALKEN<br />

Regie: Manuela Stacke, Farbe, 87 M<strong>in</strong>., 2006<br />

Lisa kümmert sich liebevoll um ihren unheilbar kranken<br />

Bruder, den sechsjährigen Paul. Geme<strong>in</strong>sam träumen sie<br />

jeden Nachmittag vom Weltall. Als die Zwölfjährige zum<br />

ersten Mal verliebt ist, fühlt sie sich h<strong>in</strong>- und hergerissen<br />

zwischen den neuen Gefühlen und der Sorge um den<br />

Bruder.<br />

Regie: Arend Agthe, Farbe, 101 M<strong>in</strong>., 1988<br />

Mitten <strong>in</strong> den Alpen lebt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Dorf das<br />

Mädchen Marie mit ihrem Freund, dem Falken. In<br />

ihrer Welt sche<strong>in</strong>t die Zeit stehengeblieben zu se<strong>in</strong>.<br />

Doch die abgeschiedene Bergidylle täuscht, denn das<br />

nahegelegene Sporthotel und der Übungsplatz für<br />

Drachenflieger ziehen immer wieder E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gl<strong>in</strong>ge<br />

aus der Großstadt an.<br />

128<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


19.04.2013 RENN WENN DU KANNST<br />

26.04.2013 EIN FREUND VON MIR<br />

03.05.2013 WINTERTOCHTER<br />

Veranstaltungen<br />

Regie: Dietrich Brüggemann, Farbe, 112 M<strong>in</strong>., 2009/2010<br />

Ben und Christian s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die gleiche Frau verliebt.<br />

Ben sitzt im Rollstuhl und Christian leistet se<strong>in</strong>en<br />

Zivildienst als Bens Betreuer. Sie lernen die von<br />

ihrem Musik-Studium völlig überforderte Cellist<strong>in</strong><br />

Annika kennen. E<strong>in</strong>e ungewöhnliche, mit absurdem<br />

Dialogwitz und reichlich schwarzem Humor erzählte<br />

Dreiecksgeschichte.<br />

Regie: Sebastian Schipper, Farbe, 84 M<strong>in</strong>., 2006<br />

Karl und Hans, das ist wie Feuer und Wasser, oder<br />

wie Bremsen und Beschleunigen. Unterschiedlicher<br />

jedenfalls können zwei Männer kaum se<strong>in</strong>. „E<strong>in</strong><br />

Freund von mir“ ist die humorvolle <strong>Geschichte</strong><br />

zweier Freunde, die unterschiedlicher nicht se<strong>in</strong><br />

könnten. E<strong>in</strong>e Komödie über die Verrücktheit von<br />

Freundschaft und das Entdecken der Liebe.<br />

FREITAG DES DEUTSCHEN KINOS IM MAI<br />

Regie: Johannes Schmid, Farbe, 90 M<strong>in</strong>., 2011<br />

Ausgerechnet an Weihnachten erfährt die 12-jährige<br />

Kattaka, dass ihr Papa nicht ihr leiblicher Vater ist.<br />

Enttäuscht und wütend über das zu lange Schweigen<br />

ihrer Eltern will sie Alexej suchen, den russischen<br />

Seemann, der e<strong>in</strong>st ihre Mutter liebte. Mit ihrer<br />

alten Nachbar<strong>in</strong> und ihrem besten Freund macht sich<br />

Kattaka auf den Weg nach Polen.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

129 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Veranstaltungen<br />

10.05.2013 AM ENDE KOMMEN TOURISTEN<br />

Regie: Robert Thalheim, Farbe, 85 M<strong>in</strong>., 2007<br />

E<strong>in</strong> Spielfilm über die Besonderheit <strong>des</strong><br />

Gedenkortes Auschwitz für die deutsch-polnische<br />

Vergegenwärtigung <strong>des</strong> Holocaust aus der Sicht<br />

e<strong>in</strong>es deutschen Zivildienstleistenden.<br />

17.05.2013 UNTER DIR DIE STADT<br />

Regie: Christoph Hochhäusler, Farbe, 110 M<strong>in</strong>., 2010<br />

Svenja Steve, die Frau e<strong>in</strong>es aufstrebenden<br />

Investment-Bankers, lässt sich auf e<strong>in</strong>e Affäre mit<br />

dem Chef ihres Mannes e<strong>in</strong>. Oliver Steve wird dafür<br />

aus dem Weg geräumt und nach Djakarta “befördert”.<br />

Die Leidenschaft <strong>in</strong>nerhalb der Koord<strong>in</strong>aten von<br />

Macht und Geld führt <strong>in</strong> die Krise.<br />

24.05.2013 KRABAT<br />

Regie: Marco Kreuzpa<strong>in</strong>tner, Farbe, 120 M<strong>in</strong>., 2006-2008<br />

E<strong>in</strong>e Traumstimme lockt den vierzehnjährigen<br />

Waisenjungen Krabat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e geheimnisumwitterte<br />

Mühle. Vom düsteren Meister wird er als Lehrl<strong>in</strong>g<br />

aufgenommen. Fortan erlernt er geme<strong>in</strong>sam mit elf<br />

weiteren Burschen nicht nur das Müllerhandwerk,<br />

sondern schließlich auch die Kunst der schwarzen<br />

Magie.<br />

31.05.2013 EMMAS GLÜCK<br />

Regie: Sven Taddicken, Farbe, 103 M<strong>in</strong>., 2006<br />

Max hat nicht mehr lange zu leben. Se<strong>in</strong>e letzten<br />

paar Tage will er ganz weit weg verbr<strong>in</strong>gen. Als er<br />

nach e<strong>in</strong>em Unfall auf dem Hof der eigenwilligen<br />

Schwe<strong>in</strong>ezüchter<strong>in</strong> Emma landet, erkennt er, dass<br />

das Glück viel näher liegt als gedacht.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

130<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Veranstaltungen<br />

FREITAG DES DEUTSCHEN KINOS IM JUNI – DOKUMENTATIONEN<br />

07.06.2013 AUGE IN AUGE, EINE DEUTSCHE FILMGESCHICHTE<br />

Regie: Michael Althen, Hans Helmut Pr<strong>in</strong>zler, Farbe,<br />

107 M<strong>in</strong>, 2007/2008<br />

E<strong>in</strong> Film über die Liebe zum K<strong>in</strong>o, e<strong>in</strong>e<br />

Entdeckungsreise durch hundert Jahre deutsche<br />

Filmgeschichte, die zeigt, wie nahe uns <strong>in</strong><br />

Wirklichkeit ist, was so fern ersche<strong>in</strong>t. AUGE IN AUGE<br />

lässt unvergessliche Bilder Revue passieren und<br />

macht Lust auf die Wiederbegegnung mit Klassikern.<br />

Carol<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>k, Doris Dörrie, Michael Ballhaus, Tom Tykwer, Wim Wenders,<br />

Dom<strong>in</strong>ik Graf, Christian Petzold, Andreas Dresen, Wolfgang Kohlhaase und andere<br />

Filmschaffende erklären, welche Filme für sie wichtig waren und versuchen der<br />

Frage auf den Grund zu gehen, was eigentlich so deutsch am deutschen Film ist.<br />

14.06.2013 DAVID WANTS TO FLY<br />

Regie: David Sievek<strong>in</strong>g, Farbe, 97 M<strong>in</strong>., 2010<br />

21.06.2013 CROSSING THE BRIDGE – THE SOUND OF<br />

Auf der Suche nach Erleuchtung folgt der junge<br />

Filmemacher David se<strong>in</strong>em Namensvetter und Idol<br />

David Lynch auf den Pfad der Transzendentalen<br />

Meditation <strong>des</strong> Guru Maharishi Mahesh Yogi. Dabei<br />

kommt er allerd<strong>in</strong>gs auch e<strong>in</strong>igen wohl gehüteten<br />

Geheimnissen der Sekte zu nahe.<br />

Regie: Fatih Ak<strong>in</strong>, Farbe, 91 M<strong>in</strong>., 2005<br />

Dokumentarfilm über die Musikszene Istanbuls:<br />

Alexander Hacke, Bassist von „E<strong>in</strong>stürzende<br />

Neubauten“, und Regisseur Fatih Ak<strong>in</strong> begeben sich<br />

gut ausgerüstet mit Mikrophon und Kamera auf die<br />

Straßen Istanbuls, um den Sound dort e<strong>in</strong>zufangen.<br />

Ihre Reise beg<strong>in</strong>nt an der Bogazici Körprüsü, die<br />

berühmte Bosporus-Brücke; führt sie durchs<br />

Straßengemenge zu dem Rapper Ceza, zu Orhan Gencebay, dem Meister der Saz,<br />

und zur Diva Sezen Aksu. Des Weiteren begegnen sie Straßenmusikern und der<br />

kurdischen Sänger<strong>in</strong> Aynur. E<strong>in</strong> musikalisches Portrait e<strong>in</strong>er pulsierenden Stadt,<br />

wo Orient und Okzident zu verschmelzen sche<strong>in</strong>en.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

131 Der Bettler auf dem goldenen Thron


28.06.2013 CARTE BLANCHE<br />

Veranstaltungen<br />

Regie: Heidi Specogna, Farbe, 91 M<strong>in</strong>., 2011<br />

Dies ist der erste und bislang e<strong>in</strong>zige<br />

Dokumentarfilm, <strong>des</strong>sen Team die Ermittler <strong>des</strong><br />

Internationalen Strafgerichtshofs <strong>in</strong> Den Haag auf<br />

ihren Auslandse<strong>in</strong>sätzen begleiten durfte, im Fall<br />

gegen den kongolesischen Feldherrn und späteren<br />

Vizepräsidenten Jean-Pierre Bemba. Unter se<strong>in</strong>en<br />

Befehlen verbreiteten se<strong>in</strong>e Soldaten Angst und<br />

Schrecken im Land. Die ersten Verhandlungen sollen klären, ob der Prozess gegen<br />

ihn zulässig ist. Im Juli 2010 wird die Hauptverhandlung auf unbestimmte Zeit<br />

verschoben.<br />

DEUTSCHES KINO FÜR FILMLIEBHABER<br />

I. Escuela Popular para la Comunicación<br />

(Chasquipampa calle 53 Nro. 3)<br />

Jeden Mittwoch um 19.00 Uhr<br />

Für E<strong>in</strong>tritt Spende auf freiwilliger Basis willkommen!<br />

27.03.2013 ANNAS SOMMER<br />

PROGRAMM IM MÄRZ<br />

Regie: Jean<strong>in</strong>e Meerapfel, Farbe, 91 M<strong>in</strong>., 2001<br />

Als die 50-jährige Fotojournalist<strong>in</strong> Anna Kastelano auf der<br />

griechischen Insel Symi ankommt, weiß sie nicht, was sie<br />

erwartet. Eigentlich ist sie an den Ferienort ihrer Familie<br />

nur zurückgekehrt, um ihre Erbschaft – das Haus ihrer<br />

griechischen Familie – zu übernehmen, und zu verkaufen.<br />

Doch als formale Fragen sie zw<strong>in</strong>gen, die alte Familientruhe<br />

zu öffnen, um Dokumente zu suchen, entstehen aus der<br />

Truhe die Geister der Er<strong>in</strong>nerung und konfrontieren sie mit ihrer eigenen <strong>Geschichte</strong> und<br />

lassen sie die Gegenwart neu erfahren.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

132<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Veranstaltungen<br />

03.04.2013 MALOU<br />

PROGRAMM IM APRIL<br />

Regie: Jean<strong>in</strong>e Meerapfel, Farbe, 94 M<strong>in</strong>., 1981<br />

Mutter Malou ist das typische Beispiel der<br />

konventionellen Frau, die nur durch die Liebe und<br />

die Bewunderung der Männer lebt. Tochter Hannah<br />

fühlt sich <strong>in</strong> ihrer Rolle als Ehefrau nicht wohl. Sie<br />

möchte zwar mit e<strong>in</strong>em Mann leben, aber nicht so<br />

wie es ihre Mutter tut.<br />

10.04.2013 THE HALFMOON FILES<br />

17.04.2013 IM LAND MEINER ELTERN<br />

Regie: Philip Scheffner, Farbe, 97 M<strong>in</strong>., 2007<br />

„The Halfmoon Files“ ist e<strong>in</strong>e audiovisuelle Recherche<br />

zur Verflechtung von Politik, Kolonialismus,<br />

Wissenschaft und Medien – ausgehend von Bild- und<br />

Tondokumenten <strong>in</strong>discher und nordafrikanischer<br />

Kriegsgefangener aus dem „Halbmondlager“ bei<br />

Berl<strong>in</strong> zur Zeit <strong>des</strong> Ersten Weltkriegs.<br />

Regie: Jean<strong>in</strong>e Meerapfel, Farbe, 88 M<strong>in</strong>., 1981<br />

„Wenn es Hitler nicht gegeben hätte, wäre ich e<strong>in</strong><br />

deutsch-jüdisches K<strong>in</strong>d geworden, mehr Deutsch<br />

als jüdisch, geboren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en süddeutschen<br />

Dorf. Aber ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien geboren, me<strong>in</strong>e<br />

Muttersprache ist Spanisch. 1960 kam ich nach<br />

Deutschland.“ Dies ist Jean<strong>in</strong>e Meerapfels<br />

Ausgangssituation, von der aus sie ihre Suche nach<br />

möglichen Wurzeln ihrer eigenen jüdischen Identität beg<strong>in</strong>nt, e<strong>in</strong>e Suche, die<br />

immer wieder konfrontiert wird mit der deutschen Realität, die sie vorf<strong>in</strong>det.<br />

24.04.2013 ABSCHIED VON GESTERN<br />

Regie: Alexander Kluge, s/w, 88 M<strong>in</strong>., 1966<br />

Anita G., e<strong>in</strong>e Jüd<strong>in</strong>, kommt „von drüben“. Mit<br />

dem Koffer <strong>in</strong> der Hand trifft sie auf Fremde, die<br />

sie e<strong>in</strong> unbekanntes Land entdecken lassen: die<br />

Bun<strong>des</strong>republik im Jahre 1966.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

133 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Veranstaltungen<br />

30.04.2013 NACHRICHTEN AUS DER IDEOLOGISCHEN ANTIKE I<br />

Regie: Alexander Kluge, s/w u. Farbe, 570 M<strong>in</strong>., 2008<br />

Marx – Eisenste<strong>in</strong> – Das Kapital: Ende der<br />

zwanziger Jahre <strong>des</strong> letzten Jahrhunderts trug sich<br />

Sergej Eisenste<strong>in</strong> mit dem Plan, „Das Kapital“ zu<br />

verfilmen. Achtzig Jahre später greift Alexander<br />

Kluge Eisenste<strong>in</strong>s Idee wieder auf und montiert aus<br />

alten und neuen Bildern und Tönen e<strong>in</strong> Bild unserer<br />

„ideologischen Antike“.<br />

PROGRAMM IM MAI<br />

02.05.2013 Nachrichten aus der ideologischen Antike II<br />

03.05.2013 Nachrichten aus der ideologischen Antike III<br />

04.05.2013 Nachrichten aus der ideologischen Antike IV<br />

08.05.2013 DIE ARTISTEN IN DER ZIRKUSKUPPEL: RATLOS<br />

Regie: Alexander Kluge, s/w und Farbe, 103<br />

M<strong>in</strong>., 1968<br />

Zirkusdirektor<strong>in</strong> Leni Peikert versucht, den Zirkus<br />

der Zukunft aufzubauen. Dort sollen die Tiere<br />

nicht mehr kostümiert auftreten sondern ganz<br />

natürlich, die Künstler führen ke<strong>in</strong>e Zauberkünste<br />

mehr vor, erklären dafür physikalische Gesetze. Die<br />

Verwirklichung dieser Utopie stößt jedoch auf e<strong>in</strong>e<br />

nie enden wollende Kette von H<strong>in</strong>dernissen.<br />

15.05.2013 IN GEFAHR UND GRÖSSTER NOT BRINGT DER MITTELWEG DEN TOD<br />

Regie: Alexander Kluge, s/w, 86 M<strong>in</strong>., 1974<br />

Alexander Kluge und Edgar Reitz zogen zehn Tage<br />

lang mit ihrer Kamera durch Frankfurt. Ihr Film ist<br />

e<strong>in</strong>e Mischung aus Dokumentarbericht mit Bildern<br />

der Stadt, Demonstrationen, besetzten Häusern,<br />

Karnevalstrubel, heftigen Kontroversen beim SPD-<br />

Parteitag und zwei <strong>Geschichte</strong>n.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

134<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Veranstaltungen<br />

22.05.2013 DER EIFFELTURM, KING KONG UND DIE WEISSE FRAU<br />

Regie: Alexander Kluge, Farbe, 132 M<strong>in</strong>., 1988-1990<br />

29.05.2013 SERPENTINE GALLERY PROGRAM<br />

Der Eiffelturm, K<strong>in</strong>g Kong und die weiße Frau:<br />

Frühe Fernsehsendungen der Kulturmagaz<strong>in</strong>e<br />

der dctp aus den Jahren 1988-1990, die dem<br />

M<strong>in</strong>utenfilmpr<strong>in</strong>zip folgen, das den Anfang der<br />

Filmgeschichte kennzeichnet. Mann ohne Kopf:<br />

Balladen und Moritaten, Ground Zero. Katastrophen<br />

und Amokläufe. Dazu neu aufgenommene Lesungen<br />

von Alexander Kluge aus dem Jahr 2007.<br />

Regie: Alexander Kluge, Farbe, 100 M<strong>in</strong>., 1995-2005<br />

E<strong>in</strong>e Sammlung und e<strong>in</strong> Schatz von TV-Filmen.<br />

„Wer immer hofft, stirbt s<strong>in</strong>gend“, “Der flexible<br />

Unternehmer”, “Die Liebe stört der kalte Tod” und<br />

andere wahre <strong>Geschichte</strong>n.<br />

05.06.2013 MANN OHNE KOPF<br />

PROGRAMM IM JUNI<br />

Regie: Alexander Kluge, Farbe, 132 M<strong>in</strong>., 1994-2007<br />

Mann ohne Kopf: Balladen und Moritaten, Ground<br />

Zero. Katastrophen und Amokläufe. Dazu neu<br />

aufgenommene Lesungen von Alexander Kluge aus<br />

dem Jahr 2007.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

135 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Veranstaltungen<br />

12.06.2013 DIE UNBEZÄHMBARE LENI PEICKERT<br />

Regie: Alexander Kluge, 33 M<strong>in</strong>., s/w, 1970<br />

Die Zirkusunternehmer<strong>in</strong> setzt ihre Aktivitäten fort.<br />

Zirkus im W<strong>in</strong>ter. Bittere Zeiten.<br />

19.06.2013 DIE MACHT DER GEFÜHLE<br />

26.06.2013 GELEGENHEITSARBEIT EINER SKLAVIN<br />

Regie: Alexander Kluge, s/w und Farbe, 115 M<strong>in</strong>.,<br />

1983<br />

E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d stirbt im Krieg; e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d wird totgeprügelt;<br />

Staatsbegräbnis für e<strong>in</strong>en ermordeten Politiker;<br />

Abschied; Abfahrt e<strong>in</strong>es Zuges; Guiseppe Verdi,<br />

Rigoletto, letzter Akt. Fünf Zeitsprünge, fünf<br />

Ortsveränderungen - zahlreiche Fragmente und e<strong>in</strong><br />

Zeitraffer, der e<strong>in</strong>e andere Erfahrung vermittelt als<br />

der tatsächlich erlebte Augenblick.<br />

Regie: Alexander Kluge, s/w, 91 M<strong>in</strong>., 1973<br />

Roswitha Bronski, verheiratet, drei K<strong>in</strong>der, unterhält<br />

e<strong>in</strong>e Abtreibungspraxis, um ihren studierenden<br />

Gatten Franz zu ernähren und „um sich selbst mehr<br />

K<strong>in</strong>der leisten zu können“.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

136<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Veranstaltungen<br />

II. Casataller<br />

(Plaza El Cóndor)<br />

Jeweils der erste Donnerstag im Monat um 20.00 Uhr<br />

Für E<strong>in</strong>tritt Spende auf freiwilliger Basis willkommen!<br />

07.03.2013 TOUCH THE SOUND - A SOUND JOURNEY WITH EVELYN GLENNIE<br />

04.04.2013 GESUALDO - TOD FÜR FÜNF STIMMEN<br />

Regie: Thomas Riedelsheimer, 100 M<strong>in</strong>., Farbe, 2004<br />

Thomas Riedelsheimer porträtiert die gehörlose<br />

Perkussionist<strong>in</strong> Evelyn Glennie und versucht,<br />

Unsichtbares sichtbar werden zu lassen, oder, genauer,<br />

es mit den Mitteln <strong>des</strong> K<strong>in</strong>os erfahrbar zu machen und<br />

somit den Tönen e<strong>in</strong>e visuelle Gestalt zu geben. Dabei<br />

vere<strong>in</strong>en sich Methode und Ziel: Sie beruhen auf der<br />

Verschmelzung verschiedenartiger Empf<strong>in</strong>dungen und<br />

unterschiedlicher s<strong>in</strong>nlicher Wahrnehmungen.<br />

Regie: Werner Herzog, Farbe, 60 M<strong>in</strong>., 1995<br />

Aus heutiger Sicht waren Gesualdos Madrigale<br />

se<strong>in</strong>er Zeit um Jahrhunderte voraus. Zu se<strong>in</strong>er<br />

Bekanntheit hat auch e<strong>in</strong> Verbrechen beigetragen:<br />

1590 ermordete er aus Eifersucht se<strong>in</strong>e Ehefrau<br />

Maria d‘Avalos und ihren Geliebten. Später lebte er<br />

zurückgezogen auf se<strong>in</strong>em Schloss, er soll <strong>in</strong> dieser<br />

Zeit se<strong>in</strong>e größten Werke komponiert und stets mit<br />

Depressionen gekämpft haben; es heißt, er habe sich von Dienern auspeitschen<br />

lassen, zeitweise hätten ihn„Dämonen gejagt“.<br />

02.05.2013 KINSHASA SYMPHONY<br />

Regie: Claus Wischmann, Mart<strong>in</strong> Baer, Farbe, 90<br />

M<strong>in</strong>., 2009/2010<br />

Die Musiker und Sänger <strong>des</strong> “Orchestre Symphonique<br />

Kimbanguiste” <strong>in</strong> K<strong>in</strong>shasa, Demokratische Republik<br />

Kongo, bezeichnen sich als das e<strong>in</strong>zige “schwarze”<br />

Symphonie-Orchester. Sie s<strong>in</strong>d allesamt Amateure,<br />

die sich am Abend harter Arbeitstage zu den Proben<br />

e<strong>in</strong>f<strong>in</strong>den und am Ende <strong>in</strong> ihrer Metropole e<strong>in</strong><br />

h<strong>in</strong>reißen<strong>des</strong> Konzert geben.<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

137 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Veranstaltungen<br />

06.06.2013 PIANOMANIA<br />

Regie: Lilian Franck, Robert Cibis, Farbe, 94 M<strong>in</strong>.,<br />

2008/2009<br />

Pianomania ist e<strong>in</strong> Film über Perfektion, die Liebe zur<br />

Musik und e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es bisschen Wahns<strong>in</strong>n.<br />

INFORMATIONSVERANSTALTUNG: “DÍA DE LAS BECAS“<br />

(STIPENDIENTAG)<br />

25.05.2013<br />

10:00 – 15:00 Uhr<br />

Goethe-Institut La Paz (Av. Arce 2708 esq. Campos)<br />

Nach dem großen Erfolg der letzten Jahre, veranstaltet das Goethe-Institut La<br />

Paz <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der deutschen Botschaft und dem DAAD (Deutscher<br />

Akademischer Austauschdienst) am 25. Mai bereits zum 7. Mal den „Día de las<br />

Becas”.<br />

Diese Veranstaltung richtet sich sowohl an Studenten als auch an junge Berufstätige<br />

mit Universitätsabschluss, die e<strong>in</strong> Postgraduiertenstudium (Master und/oder<br />

Promotion) <strong>in</strong> Deutschland anstreben.<br />

Auch wenn für die Mehrzahl der an e<strong>in</strong>em Auslandsstudium <strong>in</strong>teressierten Bolivianer<br />

Deutschland nicht die erste Wahl se<strong>in</strong> dürfte – das s<strong>in</strong>d aus offensichtlichen<br />

Gründen wohl die USA, Spanien und andere südamerikanische Länder – , gibt es<br />

e<strong>in</strong>e Reihe von guten Gründen, die für e<strong>in</strong> Studium <strong>in</strong> Deutschland sprechen. Zu<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

138<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


Veranstaltungen<br />

nennen s<strong>in</strong>d hier nicht nur das äußerst breite Studienangebot, sondern auch die<br />

sehr gute <strong>in</strong>ternationale Anschlussfähigkeit, die deutsche Abschlüsse nach der<br />

erfolgreich vollzogenen Umstellung auf das Bachelor/Master-System auszeichnet,<br />

sowie die im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich hervorragende Qualität von Forschung und<br />

Lehre.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Grund für e<strong>in</strong> Studium <strong>in</strong> Deutschland s<strong>in</strong>d natürlich die zahlreichen<br />

Stipendien und F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten, die <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> vertretene<br />

deutsche Institutionen wie der DAAD, der KAAD (Katholischer Akademischer<br />

Ausländerdienst) und diverse andere Institutionen zur Verfügung stellen.<br />

Kulturagenda März – Juni 2013<br />

Bitte beachten Sie, dass Änderungen im Programmablauf auftreten können. Genaue<br />

Informationen entnehmen Sie bitte unserer Homepage, sodass Sie immer auf dem neusten<br />

Stand s<strong>in</strong>d: http://www.goethe.de/lapaz<br />

Datum Veranstaltung KünstlerIn Ort<br />

I K<strong>in</strong>o / Film<br />

März – Juni<br />

Jeden Freitag um<br />

19.30 Uhr<br />

„Freitag <strong>des</strong> deutschen K<strong>in</strong>os“<br />

im März - Frauen:<br />

22.03. Mary Wigman – Me<strong>in</strong> Leben ist<br />

Tanz<br />

22.03. Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> sehr gebranntes K<strong>in</strong>d<br />

– Erika Mann<br />

im April - Freunde:<br />

05.04. Mondsche<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der<br />

12.04. Der Sommer <strong>des</strong> Falken<br />

19.04. Renn wenn du kannst<br />

26.04. E<strong>in</strong> Freund von mir<br />

im Mai:<br />

03.05. W<strong>in</strong>tertochter<br />

10.05. Am Ende kommen Touristen<br />

17.05. Unter dir die Stadt<br />

24.05. Krabat<br />

31.05. Emmas Glück<br />

im Juni:<br />

07.06. Auge <strong>in</strong> Auge – E<strong>in</strong>e deutsche<br />

Filmgeschichte<br />

14.06. David wants to fly<br />

21.06. Cross<strong>in</strong>g the Bridge – The Sound<br />

of Istanbul<br />

28.06. Carte Blanche<br />

Verschiedene<br />

Fundación<br />

C<strong>in</strong>emateca<br />

Boliviana,<br />

C. Oscar Soria<br />

Ecke Rosendo<br />

Gutiérrez<br />

E<strong>in</strong>tritt: 16 Bs.<br />

Schüler <strong>des</strong><br />

Goethe-Instituts<br />

2x1<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

139 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Veranstaltungen<br />

März – Juni<br />

Jeden Mittwoch<br />

um 19.15 / 19.30<br />

Uhr<br />

März – Juni<br />

Jeweils der erste<br />

Donnerstag im<br />

Monat um 20.00<br />

Uhr<br />

„Deutsches K<strong>in</strong>o für Filmliebhaber“<br />

im März:<br />

27.03. Annas Sommer<br />

im April:<br />

03.04. Malou<br />

10.04. The Halfmoon Files<br />

17.04. Im Land me<strong>in</strong>er Eltern<br />

24.04. Abschied von gestern<br />

30.04. Nachrichten aus der<br />

ideologischen Antike I<br />

im Mai:<br />

02.05. Nachrichten aus der<br />

ideologischen Antike II<br />

03.05. Nachrichten aus der<br />

ideologischen Antike III<br />

04.05. Nachrichten aus der<br />

ideologischen Antike IV<br />

08.05. Die Artisten <strong>in</strong> der Zirkuskuppel:<br />

ratlos<br />

15.05. In Gefahr und größter Not br<strong>in</strong>gt<br />

der Mittelweg den Tod<br />

22.05. Der Eiffelturm, K<strong>in</strong>g Kong und die<br />

weiße Frau<br />

29.05. Serpent<strong>in</strong>e Gallery Program<br />

im Juni:<br />

05.06.2013 Mann ohne Kopf<br />

12.06. Die unbezähmbare Leni Peickert<br />

19.06. Die Macht der Gefühle<br />

26.06. Gelegenheitsarbeit e<strong>in</strong>er Sklav<strong>in</strong><br />

„Deutsches K<strong>in</strong>o für Filmliebhaber“<br />

Filmreihe „Musiker der Welt“<br />

07.03. Touch the Sound<br />

04.04. Gesualdo - Tod für fünf Stimmen<br />

02.05. K<strong>in</strong>shasa Symphony<br />

06.06. Pianomania<br />

Verschiedene<br />

Verschiedene<br />

Escuela<br />

Popular para la<br />

Comunicación<br />

(Chasquipampa<br />

calle 53 Nro. 3)<br />

Tel: 72515323<br />

Für E<strong>in</strong>tritt<br />

Spende auf<br />

freiwilliger Basis<br />

willkommen!<br />

Casataller<br />

(Plaza El<br />

Cóndor)<br />

Tel: 73061723<br />

Für E<strong>in</strong>tritt<br />

Spende auf<br />

freiwilliger Basis<br />

willkommen!<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

140<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013


März – Juni<br />

Jeden Samstag<br />

um 20.00 Uhr<br />

Mai<br />

25.05.2013<br />

10:00 – 15:00 Uhr<br />

Veranstaltungen<br />

„Deutsches K<strong>in</strong>o für Filmliebhaber“<br />

Filmreihe „Werner Herzog“<br />

Werner Herzog<br />

II. Vorträge/Sem<strong>in</strong>are/Workshop<br />

„Día de las Becas“ (Stipendientag)<br />

Das Goethe-Institut und andere<br />

Institutionen <strong>in</strong>formieren über<br />

Förderungsmöglichkeiten für e<strong>in</strong>en<br />

Studienaufenthalt <strong>in</strong> Deutschland.<br />

V. Sonstiges<br />

Verschiedene<br />

Institutionen<br />

Espejo C<strong>in</strong>e-<br />

Club<br />

(Av. 20 de<br />

Octubre #2659,<br />

zwischen<br />

Campos u.<br />

P<strong>in</strong>illa)<br />

Weitere<br />

Informationen<br />

folgen.<br />

Goethe-Institut<br />

La Paz<br />

(Av. Arce 2708<br />

esq. Campos)<br />

Freier E<strong>in</strong>tritt<br />

März<br />

27.03.2013<br />

Theater – Jubiläum 50. Jahre Elysee-<br />

Verträge:<br />

„Szenische Lesungen“<br />

Maritza Wilde<br />

Weitere<br />

Informationen<br />

folgen.<br />

März<br />

25.03.2013<br />

Beg<strong>in</strong>n der E<strong>in</strong>schreibungen für den 2.<br />

Kursabschnitt:<br />

“Deutsch lernen am Goethe-Institut”<br />

Goethe-Institut<br />

La Paz<br />

(Av. Arce 2708<br />

esq. Campos)<br />

April<br />

04.04.2013<br />

April<br />

04. & 05.04.2013<br />

April - Mai<br />

Jeden Samstag<br />

vom 13.04. bis<br />

18.05.<br />

Juni<br />

11.06.2013<br />

Beg<strong>in</strong>n <strong>des</strong> 2. Kursabschnitts:<br />

“Deutsch lernen am Goethe-Institut”<br />

Offizielle Prüfungen <strong>des</strong> Goethe-Instituts<br />

La Paz:<br />

“Deutsch lernen am Goethe-Institut”<br />

Spezialkurse:<br />

„Grammatikkurs <strong>des</strong> Niveaus B1“<br />

Anfang <strong>des</strong> 3. Kursabschnittes:<br />

“Deutsch lernen am Goethe-Institut”<br />

Goethe-Institut<br />

La Paz<br />

(Av. Arce 2708<br />

esq. Campos)<br />

Goethe-Institut<br />

La Paz<br />

(Av. Arce 2708<br />

esq. Campos)<br />

Goethe-Institut<br />

La Paz<br />

(Av. Arce 2708<br />

esq. Campos)<br />

Goethe-Institut<br />

La Paz<br />

(Av. Arce 2708<br />

esq. Campos)<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />

141 Der Bettler auf dem goldenen Thron


Juni<br />

Veranstaltungen<br />

Musik – Jubiläum 50. Jahre Elysee-<br />

Verträge:<br />

“Fiesta de la Música”<br />

Allianza<br />

Francesa<br />

(Calle Fernando<br />

Guachalla esq.<br />

20 de Octubre)<br />

Weitere Informationen<br />

folgen.<br />

Mehr Informationen zu den e<strong>in</strong>zelnen Veranstaltungen auf der Homepage <strong>des</strong><br />

Goethe-Instituts http://www.goethe.de/lapaz oder auf Facebook (http://www.<br />

facebook.com/goethe<strong>in</strong>stitutlp) und Twitter (@GI_LaPaz). Bitte berücksichtigen<br />

Sie, dass vere<strong>in</strong>zelt Änderungen im Programm vorkommen können.<br />

„Ups, davon habe ich nichts gewusst…“<br />

„Schade, das sehe ich erst heute!“<br />

„Was? Schon vorbei?“<br />

Damit so etwas nicht mehr vorkommt, abonnieren sie unseren Newsletter, <strong>in</strong><br />

dem wir regelmäßig über unsere kulturellen Aktivitäten <strong>in</strong>formieren. Schicken Sie<br />

e<strong>in</strong>fach Ihren Namen und Emailadresse mit dem Betreff Newsletter abonnieren<br />

an: newsletter@lapaz.goethe.org<br />

Sie erhalten dann automatisch wöchentlich unsere Informationen.<br />

Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />

142<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!