Geschichte des Bergbaus in Bolivien - CCA Monatsblatt
Geschichte des Bergbaus in Bolivien - CCA Monatsblatt
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Titel<br />
Me<strong>in</strong> erster E<strong>in</strong>druck von der M<strong>in</strong>e: Es ist kalt. Wir gehen <strong>in</strong> die Dunkelheit.<br />
Man sieht endlose dunkle Tunnel. Man kann die Kälte <strong>in</strong> den Füßen fühlen,<br />
obwohl man Gummistiefel trägt. In den Stollen gibt es Schienen, die den<br />
Weg kennzeichnen, und man muss immer zwischen diesen Schienen<br />
wandern, weil daneben kaum Platz ist. Zwischen den Schienen steht kaltes<br />
Wasser, das aus dem Berg kommt. Noch können wir normal atmen, und<br />
wir sehen viele glänzende M<strong>in</strong>eralien. Sie sehen aus wie Silber oder Gold,<br />
aber unser Führer erzählt uns, dass dies die „M<strong>in</strong>eralien der Idioten“ s<strong>in</strong>d,<br />
denn sie sehen zwar wertvoll aus, kosten aber weniger als 1 Boliviano.<br />
Als wir weiter <strong>in</strong> die M<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gehen, wird das Atmen schwieriger<br />
und man muss viel husten. Schritt für Schritt wird der Stollen enger,<br />
manchmal muss man sich bücken und manchmal auch kriechen. Auf dem<br />
ersten Teil <strong>des</strong> Weges haben wir niemanden gesehen, aber jetzt sehen wir<br />
viele Arbeiter, die uns grüßen und Witze machen. Wir geben ihnen die<br />
D<strong>in</strong>ge, die wir vorher gekauft haben, Kokablätter, Alkohol, Zigaretten und<br />
Getränke. Entlang <strong>des</strong> Stollens gibt es viele Gruppen von Arbeitern. Die<br />
Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d sehr schlecht. Die Arbeiter müssen<br />
von 10 Uhr morgens bis 18 Uhr abends M<strong>in</strong>eralien abbauen, bei sehr<br />
schlechter Luft, die das Atmen erschwert. Me<strong>in</strong>e Gruppe ist 2 km <strong>in</strong> die<br />
M<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gegangen, und die Arbeiter sagen uns, dass das e<strong>in</strong> Rekord<br />
ist. So tief <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>e ist es sehr heiß, ca. 45°C. Die Bergleute arbeiten<br />
wegen der Hitze hier ohne T-Shirts. Je tiefer man <strong>in</strong> den Berg geht, <strong>des</strong>to<br />
heißer wird es. Manchmal hört man das Wort „Achtung“, das bedeutet,<br />
dass e<strong>in</strong> Wagen voller M<strong>in</strong>eralien kommt und wir uns neben den Schienen<br />
positionieren müssen, damit der Wagen uns nicht überfährt. Je drei Arbeiter<br />
müssen die 2,5 Tonnen M<strong>in</strong>eralien <strong>in</strong> diesen Wagen transportieren.<br />
In die M<strong>in</strong>e zu gehen ist e<strong>in</strong>e der besten Erfahrungen, die man<br />
machen kann, da man sieht, wie schwer die Arbeit dort ist. Man sieht<br />
die katastrophalen Bed<strong>in</strong>gungen, unter denen die Bergmänner arbeiten<br />
müssen. Bevor sie <strong>in</strong> die M<strong>in</strong>e gehen, bitten sie Gott, dass sie noch e<strong>in</strong>en<br />
Tag leben dürfen. Sie essen fast gar nichts, kauen nur Kokablätter, das hilft<br />
beim Atmen und gegen die Müdigkeit. Sie müssen jeden Tag acht lange<br />
Stunden pausenlos arbeiten, fast ohne Licht. Da wir nach zwei Stunden <strong>in</strong><br />
der M<strong>in</strong>e schon sehr müde waren, kann man sich vorstellen, wie müde die<br />
Arbeiter sich nach acht Stunden fühlen müssen.<br />
Jimmy Oatman<br />
Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />
40<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013