II - CCA Monatsblatt
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In eigener TitelSache<br />
anschließend zu Stangen oder handtellergroßen Kugeln geformt und dann ein bis<br />
zwölf Monate in einer Kiste gelagert, in der sich mehrere Millionen Käsemilben<br />
befinden. Zur zusätzlichen Ernährung der Milben benutzt man Roggenmehl,<br />
damit diese den Käse selbst nicht zu stark abfressen. Der Speichel der Milben<br />
bewirkt vermutlich die Fermentation der Käserohmasse. Beim Verzehr des Käses<br />
In eigener TitelSache<br />
Vollendung wird der Grès des Vosges dann mit reinem Kirschwasser gewaschen.<br />
Auf der Rinde des Käses befindet sich ein Farnblatt. Dieses verleiht dem Käse<br />
eine sehr feine Verzierung und hat traditionelle Hintergründe. Der Ursprung des<br />
leben die Milben noch und werden mitgegessen.<br />
Casu Marzu ist ein überreifer Schafskäse aus Sardinien, der so lange reift, bis<br />
er Maden enthält. Die Herstellung ist ähnlich wie beim Pecorino sardo, jedoch<br />
legen Käsefliegen der Art Piophila casei (ich finde, der hübsche Name macht das<br />
Ganze auch nicht appetitlicher) ihre Eier auf dem Käse ab. Die Maden dringen in<br />
den Käse ein und wandeln ihn durch Verdauung. Er hat eine cremige Konsistenz<br />
und ein kräftiges Aroma. Die noch lebenden Maden werden nicht von jedem<br />
mitgegessen. Wer sich ein bisschen mit forensischer Entomologie beschäftigt,<br />
weiß, wo diese Maden sonst auch gerne speisen. Dazu trinkt man vorzugsweise<br />
einen robusten Rotwein wie den Cannonau (möglichst literweise, um nicht mehr<br />
an die Maden denken zu müssen...).<br />
Eine deutlich leckerere Variante ist der Petit Grès des Vosges, ein<br />
Rohmilchweichkäse von intensivem und fruchtigem Geschmack. Der Grès<br />
des Vosges mit gewaschener Rinde reift drei Wochen und wird dabei mit<br />
leicht gesalzenem Wasser zweimal wöchentlich gewaschen. Zum Ende seiner<br />
Reifungsphase wird das “Waschwasser” mit Kirschwasser verfeinert. Kurz vor der<br />
Käses liegt in den Vogesen. Sein Name lautet übersetzt: Gras der Vogesen.<br />
Zum Abschluß mein absoluter Liebling: der Tête de Moine (Mönchskopf). Die<br />
Ursprünge dieses Halbhartkäses liegen im 12. Jahrhundert in einem Schweizer<br />
Kloster. Traditionell wird Tête de Moine nicht in Scheiben geschnitten, sondern<br />
hauchfein geschabt. Dazu benutzt man ein spezielles Werkzeug, die Girolle. Diese<br />
besteht aus einem runden Holzteller mit senkrecht stehendem Stift in der Mitte<br />
und einer Kurbel. Der zylindrische Käse wird mittig auf den Stift gesetzt. Zuvor<br />
wird allerdings die Rinde von der Oberseite des Käses weggeschnitten, was dann<br />
entfernt an eine Tonsur erinnert. Dies gab dem Käse seinen Namen. Mit Hilfe<br />
der auf den Stift gesteckten Kurbel lassen sich nun Rosetten aus fein geschabtem<br />
Käse herstellen. Die so vergrößerte Oberfläche bringt den Geschmack besonders<br />
2/2011 22 Käseblatt<br />
Käseblatt 23<br />
2/2011