II - CCA Monatsblatt
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In eigener Kultur ReiseSache<br />
auch die Jahre, als man begann, sich für das musikalische Erbe der Chiquitania zu<br />
interessieren und systematische Forschungen anzustellen.<br />
Hast du auch jetzt noch Unterricht?<br />
Ja, bei dem Amerikaner Stephen Roberts – im März war ich in den USA, im Juli<br />
kommt er wieder hierher. Wir arbeiten vor allem an Werken der Romantik, ein<br />
ganz anderes Repertoire als mein bisheriges.<br />
Gibt es nicht in der Kathedrale hier in La Paz eine „romantische“ Orgel aus dem<br />
19. Jahrhundert?<br />
Das stimmt, aber sie funktioniert leider nicht mehr, und eine Renovierung wäre<br />
sehr kostspielig. Es wird überlegt, ob man sie nicht wieder mechanisch betreiben<br />
könnte, das würde die Reparaturkosten senken.<br />
Ein anderes Thema – Du spielst seit mehreren Jahren mit Deinem eigenen<br />
Ensemble Ars Nova.<br />
Ja, wir musizieren seit einer Reihe von Jahren zusammen und haben gemeinsam<br />
auch eine CD (Cantos Quechuas*) herausgebracht. Aber die Zusammensetzung<br />
des Ensembles variiert, je nach den Gegebenheiten. Es ist sehr schwierig, eine<br />
feste Formation über die Jahre aufrecht zu erhalten. Im Moment arbeite ich mehr<br />
mit einem anderen Ensemble, das Alvaro Montenegro, Samuel Nogales und ich<br />
gemeinsam gegründet haben, dem Ensemble „Barroco Hualaycho“. Mit dieser<br />
In eigener Kultur Sache<br />
Gruppe haben wir kürzlich eine neue CD aufgenommen, wo wir versuchen, die<br />
„Sonatas chiquitanas“ mit lateinamerikanischen Rhythmen zu verbinden.**<br />
Worin besteht für dich als Musikerin die größte Herausforderung in Bolivien?<br />
Für mich wäre es die Verwirklichung eines Traumes, in der Musikwelt etwas<br />
darstellen zu können, das spezifisch bolivianisch ist, das man mit Bolivien<br />
verbindet. Es gibt so viele Dinge hierzulande, die lange im Verborgenen lagen, die<br />
besonders sind. Nicht mit den Musikern Europas im immer gleichen Repertoire<br />
um die beste Interpretation zu wettstreiten, sondern etwas Eigenes – aber mit<br />
Qualität – zu zeigen.<br />
In welcher Weise könnte Deutschland, könnten Deutsche den Musikern hierzulande<br />
helfen?<br />
Oh, auf vielerlei Weise. Vielleicht am meisten durch die Entsendung und<br />
den Austausch von Lehrern und Professoren. Deutschland hat natürlich im<br />
musikalischen Bereich ein Niveau, das wohl kaum zu überbieten ist. In den<br />
Schulen hier wird Musik ja nicht sehr gut unterrichtet. Wer mehr lernen will, muss<br />
gleich auf das Konservatorium gehen. Vielleicht gibt es in Cochabamba einige<br />
Schulen, die besseren Unterricht anbieten. In jedem Fall kostet das viel Mühe und<br />
auch Geld.<br />
Das Beste wäre also mehr konkrete Zusammenarbeit, nicht nur technische<br />
Unterstützung, zum Beispiel bei der Restaurierung von Orgeln?<br />
Auch die Hilfe bei der Beschaffung und Reparatur von Orgeln ist für uns natürlich<br />
von großer Bedeutung, eigentlich ist sie eine Voraussetzung dafür, dass wir<br />
überhaupt Musik machen können. Glücklicherweise bekommen wir demnächst<br />
aus den USA zwei restaurierte Orgeln für die Chiquitania, die im August, wenn sie<br />
in Santa Cruz ankommen, feierlich eingeweiht werden sollen. Darüber sind wir<br />
sehr froh. Aber um langfristig auf eigenen Beinen stehen zu können, bedarf es vor<br />
allem vieler Hilfe bei der musikalischen Aus- und Fortbildung.<br />
Kannst du uns schon einige Konzerttermine für die nächste Zeit nennen?<br />
In allernächster Zeit wird es erst einmal Konzerte im Rahmen des europäischbolivianischen<br />
Barockfestivals Anfang Mai geben. Dann werden wir demnächst<br />
auf mehreren Festivals mit „Barroco Hualaycho“ unsere neue CD** vorstellen,<br />
und im Rahmen der „Willkommenszeremonie“ für die zwei Orgeln aus den USA<br />
im August wird es wohl auch ein Konzert geben.<br />
* Erhältlich in der Buchhandlung Plurales und in Escaparate Cultural<br />
** Erhältlich in Discolandia<br />
Das Interview führte Benita Schauer<br />
2/2011 48 Käseblatt<br />
Käseblatt 49<br />
2/2011