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II - CCA Monatsblatt

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In eigener LeuteSache<br />

In eigener LeuteSache<br />

gibt’s hier. Todesstraße in die Yungas? Nun, fahren Sie doch einmal von Uyuni<br />

über Atocha bis kurz vor Villazón (nebenbei gesagt, eine fürchterliche Piste, auf<br />

der alle Plomben im Gebiss los gerüttelt werden) und dann bei Mojo links ab in<br />

Richtung Tarija. Diese Strecke ist noch abrupter, noch spannender und noch spektakulärer<br />

als die alte Straße nach Coroico. Auf dem Rückweg von Tarija Richtung<br />

Potosi kamen wir an einer Stelle vorbei, wo wenige Minuten vor uns ein Reisebus<br />

von der Piste abkam und über die Klippe stürzte. Leider kein Handy-Empfang.<br />

Schnell einige Kilometer zurück zu den Entel-Antennen in der Hoffnung, dort<br />

gäbe es Festnetz. Tat es dann auch und so konnten wir den Notruf in Tarija verständigen.<br />

Und dann mithelfen, die Verletzten, Sterbenden und Toten zu bergen.<br />

An diesem Morgen starben 26 junge Menschen in einem völlig zerstörten Bus, der<br />

etwa 200 m in die Tiefe gestürzt war.<br />

Aber es gab auch fantastische Reisen mit unglaublichen (positiven) Eindrücken.<br />

Eine „Reise“ ging zu Fuß und zwar auf den Huayna Potosi. Schon eine rechte<br />

Schinderei und sicherlich kein Spaziergang im Park, aber wenn man dann oben<br />

steht – was für ein Gefühl. Insbesondere, wenn man ein Jahr vorher die Besteigung<br />

des Parinacota wegen eingefrorener Zehen abbrechen musste (der Parinacota ist<br />

der linke der Zwillingsvulkane, die man auf dem Weg nach Arica hinter dem<br />

Sajama sieht). Und den haben wir uns auch von oben angeschaut. Zu Fünft haben<br />

wir uns eine kleine sechssitzige Cessna gemietet und sind eine Woche kreuz<br />

und quer im Tiefflug über Bolivien geflogen. Ohne Worte, so etwas hatten wir<br />

noch nicht gemacht oder gesehen (und dabei sind Diplomaten ja durchaus Reise-<br />

Profis). Von El Alto über Copacabana und der Isla del Sol zum Illampu und dann<br />

weiter nach Norden zur Cordillera de Apolobamba an der peruanischen Grenze.<br />

Rurrenabaque, Trinidad und in den Nationalpark Noel Kempff, weiter über die<br />

Chiquitania nach Puerto Suarez. Dann an Roboré vorbei nach Santa Cruz, Parque<br />

Nacional de los Volcanes, Amboró und Samaipata, über Vallegrande, Pie de Monte<br />

nach Tarija. Dann über Tupiza, Sud Lipez, Laguna Verde, Laguna Colorada und<br />

den Salar nach Potosi und Sucre. Über den Nationalpark Toro Toro, Oruro, den<br />

Altiplano zum Sajaama und auf dem Rückweg Illimani, Mururata und die gesamte<br />

Cordillera Real wieder nach El Alto. Eine mitreisende Freundin kreierte den<br />

Begriff der Reise: „Überreizung der Sinne“. Zur Nachahmung empfohlen. Das<br />

Resultat: Gaby allein hat 1.103 Fotos geschossen.<br />

Aber auch beruflich war es nie langweilig. Suche nach einer verschwundenen<br />

Deutschen. Leider stellte sich im Laufe der Ermittlungen heraus, dass sie Opfer<br />

eines Raubmordes geworden war. Die Leiche war längst in einem Massengrab<br />

beerdigt, ohne dass es Aufzeichnungen darüber gab. Es hat insgesamt sechs<br />

Monate gedauert, bis wir das Massengrab lokalisieren konnten, der Leichnam exhumiert<br />

und von der Rechtsmedizin identifiziert werden konnte. Und als Konsul<br />

muss man eben auch dann anwesend sein.<br />

Und als man dann Freiwillige zur Verstärkung unserer Botschaft in Haiti brauchte,<br />

machte sich der Gerhard auf den Weg. Fünf Wochen im Erdbebengebiet waren<br />

kein Zuckerschlecken, und nicht nur deshalb, weil wir alle in Zelten auf dem Grundstück<br />

der Residenz des Botschafters kampierten (die beste Lösung bei all‘ den<br />

Nachbeben – wenn es nochmals rumpeln sollte, dann fällt einem ja bestenfalls das<br />

Zeltgestänge auf den Schädel). 230.000 Tote, für das menschliche Leid dort gab<br />

(und gibt) es keine Worte.<br />

Offenbar hatte sich Gaby zu diesem Zeitpunkt gelangweilt. Prompt gab es dann<br />

auch das nächste Beben - in Chile. Und weil Sie vier Jahre im Krisenreaktionszentrum<br />

des Auswärtigen Amts in Berlin gearbeitet hatte, wurde sie sofort nach<br />

Santiago und Concepción in Marsch gesetzt. Immerhin sind wir beide fast Zeit<br />

gleich von unseren Einsätzen in Chile und Haiti zurückgekehrt.<br />

2/2011 82 Käseblatt<br />

Käseblatt 83<br />

2/2011

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