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Pocking Aktuell September 2011

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KULTUR &FREIZEIT<br />

HansGöttler<br />

„Tanzen verboten!“,schreibtdaDoggda<br />

Es ist jetzt genau dreißig Jahre her, dass ich<br />

im August 1981 meine Heimat, die Weltstadt<br />

Simbach am Inn, verlassen habe, um<br />

mich hier zwischen <strong>Pocking</strong>, Bad Füssing<br />

und Kirchham anzusiedeln, in der „Freien<br />

und Volksrepublik Osterholzen“. Schon<br />

Anfang <strong>September</strong> brauchte ich wegen einer<br />

Erkältung einen gscheidn Doggda, und ich<br />

wählte natürlich den Doktor G. (– nicht<br />

identisch mit dem Erfinder des berühmten<br />

G-Punktes –), weil der früher schon mal<br />

in Simbach Arzt war. Dass Doktor G. genau<br />

der richtige Hausarzt für mich war,<br />

bemerkte ich sofort beim ersten Besuch:<br />

wir tranken nämlich eine frische Halbe Bier<br />

und tauschten Erinnerungen aus. Gråd<br />

schee war’s!<br />

Und grad soschön ist es die nächsten dreißig<br />

Jahre weitergegangen! Bei jeder Krankheit,<br />

bei jedem Risiko und jeder Nebenwirkung<br />

war der Doktor G. zur Stelle und<br />

half! Vagejdsgood, Doggda.<br />

Am 25. Februar des Jahres 1998 musste ich<br />

wieder einmal den Doktor aufsuchen. Es<br />

war der Aschermittwoch anno 1998, und<br />

mir fehlte es gewaltig im Kreuz. Der Doktor<br />

G. gab mir eine kleine Spritze zur Linderung<br />

der akuten Schmerzen, konnte sich aber folgende<br />

Bemerkung dann doch nicht verkneifen:<br />

„Ja, ja, iwoass äh, de oidn Manna,<br />

an Fasching müassns iweroi aufn Tanzbodn<br />

umanandhupfa, und am Aschermittwoch<br />

duad eana dann sKreiz weh!“ Da kam der<br />

Doktor G. bei mir aber an den Richtigen:<br />

„Oiso, bei mia is des ganz anders. Imåg ned<br />

tanzn und ikaned tanzn. Bei mia kimmd<br />

sKreizweh vo da Arwat!“<br />

Der Doktor verließ daraufhin rasch den<br />

Behandlungsraum, ein äußerst verschmitztes<br />

Lächeln auf den Lippen bzw. imGsicht. Als<br />

ich dann kurz darauf bei der Rezeption vorbeihumpelte,<br />

hielt mich eine der Damen<br />

dort auf und überreichte mir, verbunden mit<br />

einem schönen Gruß vom Doktor, ein von<br />

ihm in der Zwischenzeit ausgefertigtes und<br />

signiertes Attest, auf einem ganz normalen<br />

Rezeptblock geschrieben. Und da konnte ich<br />

lesen: „<strong>Pocking</strong>, den 25.02.98: Aus ärztlicher<br />

Sicht sind übertriebene Bewegungen,<br />

vor allem Tanzen, verboten.“<br />

Das war natürlich eine freudige Überraschung<br />

für mich; ich musste mächtig lachen,<br />

was jetzt auch gar nimmer weh tat, weil die<br />

Spritze ja schon langsam wirkte und wohl<br />

auch die Aussicht, in Zukunft von der leidigen<br />

Tanzerei befreit zu sein! Goethe-ähnlich<br />

reimte ich faustisch vor mich hin: „Vom<br />

Tanze befreit ist Dr. Hans Göttler/Durch des<br />

Doktor G. feines Attest!“ Und zum Dank<br />

für die Befreiungstherapie brachte ich dem<br />

Doktor G. schon bald eine gute Flasche<br />

Rotwein.<br />

Das Attest hat all die Jahre seinen guten<br />

Zweck erfüllt! Ich zückte bei jeder Tanzveranstaltung,<br />

zu der ich verurteilt wurde,<br />

Münchner Turmschreiber<br />

Dr.phil.HansGöttler<br />

Akademischer Direktor an der<br />

UniversitätPassau im<br />

Fachbereich Germanistik<br />

Geboren 1953 als GastwirtsundWeißbräu-Sohn<br />

in Simbach<br />

am Inn und dort aufgewachsen<br />

Herausgeber verschiedener<br />

Autorinnen undAutoren aus<br />

Niederbayern(z.B. Emerenz<br />

Meier,Wilhelm Diess,<br />

MaxPeinkofer)<br />

Schrift- und„Sprech“-Steller<br />

sowie Vorleser<br />

Öffentliche Lesungen von Dr. Hans Göttler von <strong>September</strong> <strong>2011</strong><br />

So, 18.09.<strong>2011</strong>, 15.oo Uhr:<br />

München,Künstlerhaus am Lenbachplatz:<br />

„Niederbayern an die Macht!“ Lesung zusammenmit denniederbayerischenTurmschreiberkollegen<br />

MichaelaKarlund Gerald Huber.Musik:CarolineSchmidt-Polex, M.A.<br />

(Konzertharfe).<br />

Kartenüber:ikf KULTUR (Tel.089/693656-33bzw.info@ikf-kultur.de)<br />

So, 25.09.<strong>2011</strong>, 18.oo Uhr:<br />

Simbach am Inn, Weißbräu Göttler,Pfarrkirchner Str.24:<br />

Literaturdinner undBuchpräsentation: “Maxund MoritzinWeißblau“.<br />

Musik:Caroline Schmidt-Polex, M.A. (Konzertharfe), Platzreservierung über08571/2311.<br />

gleich meinen Ausweis, und jede Frau<br />

machte um mich einen Riesenbogen! Und<br />

das war gut so!<br />

Bis zum Jahre 2004! Da hat dann meine<br />

Frau das Attest vom Jahre 1998 doch als<br />

längst veraltet und abgelaufen bezeichnet.<br />

Und so musste ich, da ich ja auch inden<br />

sechs Jahren keine Freude am Tanzen<br />

gefunden hatte, wieder zum Doktor G.,<br />

ein neues Attest in Auftrag geben!<br />

Wie das dann ausgegangen ist, erzähle ich<br />

ein anderes Mal!<br />

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