Jahresbericht vorletztes Jahr - Kantonsschule am Brühl
Jahresbericht vorletztes Jahr - Kantonsschule am Brühl
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Milchkühe im Stall<br />
Stadler, meinem Gastvater während des Westschweiz-Aufenthalts,<br />
der uns mit dem Auto abholt. Das Auto erkenne<br />
ich sofort, denn es sieht genauso aus, wie die F<strong>am</strong>ilie<br />
Stadler es im Mail beschrieben hat: ein dunkelblauer Audi,<br />
bei dem auf der Motorhaube die Farbe abbröckelt. Meine<br />
Mutter, die mich begleitet, steigt mit mir ins Auto ein,<br />
und ich bin gespannt auf die letzte Etappe meiner Reise zu<br />
meinem neuen Zuhause für die nächsten sieben Wochen.<br />
Wir fahren in Richtung Villars-Tiercelin, ein kleines Dorf<br />
oberhalb von Lausanne mit knapp 400 Einwohnern. An<br />
uns vorbei zieht eine hügelige grüne Landschaft mit grossen<br />
Waldflächen, den grössten der Schweiz, wie wir später von<br />
Roland erfahren. Als wir den Wald verlassen, sehe ich die<br />
saftigen grünen Wiesen, auf denen Rinder weiden. „Diese<br />
Rinder gehören auch zu unserem Hof“, sagt Roland stolz,<br />
ich hingegen werde nur noch nervöser, denn der Bauernhof<br />
kann jetzt nicht mehr weit sein, und ich werde nun endlich<br />
meine Gastf<strong>am</strong>ilie kennen lernen. Schon biegt der Wagen<br />
auf eine kleine Kopfsteinpflasterstrasse ab, und ich sehe <strong>am</strong><br />
Ende der Strasse den Bauernhof und das Wohnhaus der<br />
F<strong>am</strong>ilie Stadler. Kaum auf dem grossen Kiesplatz zwischen<br />
dem Stall und dem Wohnhaus angekommen, begrüsst uns<br />
S<strong>am</strong>i, der Hofhund, mit lautem Gebell, und es dauert auch<br />
nicht lange, da öffnet sich die Haustüre, und wir werden<br />
von Esther, der Hausfrau, in eine der drei Wohnungen des<br />
Hauses geführt.<br />
Es ist kurz nach zwölf Uhr mittags, und es duftet schon nach<br />
Essen, denn Esther hat etwas für uns gekocht. Wir setzen uns<br />
3 W M S<br />
Kälbchen Hugo<br />
an den grossen Tisch, müssen aber noch auf die beiden Kinder<br />
von Esther und Roland warten, die sich nicht so schnell<br />
von ihrem Tr<strong>am</strong>polin trennen können. Es dauert eine ganze<br />
Weile, bis die Kinder ins Haus kommen und meine Mutter<br />
und mich begrüssen. Nun ist die ganze F<strong>am</strong>ilie Stadler<br />
vers<strong>am</strong>melt: Esther, Roland und die zwei Schlitzohren Yann<br />
(11) und Arnaud (9). „Wer wohnt sonst noch in dem Haus?“,<br />
fragt meine Mutter Esther „Jean-Luc und Etienne, Brüder<br />
von Roland, die auch auf dem Hof arbeiten. Jean-Luc ist<br />
alleinstehend. Etienne ist geschieden und hat zwei Töchter,<br />
Laure (20) und Gaelle (18), jedoch wohnt nur noch Gaelle<br />
bei ihm, denn Laure ist zu ihrer Mutter gezogen.“ Während<br />
des Essens reden wir über alles Mögliche, und ich fühle<br />
mich sofort von der F<strong>am</strong>ilie akzeptiert.<br />
Am Nachmittag steht eine Führung durch Haus und Hof auf<br />
dem Progr<strong>am</strong>m. Zuerst zeigt mir Esther mein Zimmer. Es<br />
ist das Zimmer, das früher Laure gehörte, als sie noch bei<br />
ihrem Vater lebte. Der Raum ist gross, hell und hat alles, was<br />
man braucht: ein grosses Bett, ein Gestell, einen Pult, einen<br />
Kleiderschrank und sogar noch eine zweite Matratze auf<br />
dem Boden. Anschliessend gehen wir nach draussen zu den<br />
vier Ziegen, die auch zum Bauernhof gehören. Und dann<br />
geht es zum wichtigsten Ort: der Stall, mein Arbeitsplatz für<br />
die nächsten sieben Wochen.<br />
Esther führt uns zuerst zu den Milchkühen, danach zu den<br />
Masttieren, dann in den Melkstand und zu guter Letzt zu<br />
den Kälbern. „Ach, sind sie nicht niedlich“, höre ich meine<br />
Mutter mehrmals sagen, auch ich verliebe mich auf der Stel-<br />
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