Jahresbericht vorletztes Jahr - Kantonsschule am Brühl
Jahresbericht vorletztes Jahr - Kantonsschule am Brühl
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nicht lassen, sich in den kleinen Nischen zu verkriechen und<br />
mich zu erschrecken. Als wir aus dem Stollen wieder ans Tageslicht<br />
kommen, erstreckt sich vor uns das wunderschöne<br />
Baltschidertal. Überall gibt es Schmetterlinge, und die Aussicht<br />
auf die Berge und das Tal sind einfach nur atemberaubend.<br />
Der schmale und steinige Pfad führt dicht <strong>am</strong> Abgrund<br />
vorbei, und von weit unten hört man einen Bergbach<br />
rauschen. Der Weg führt an der linken Talseite entlang bis<br />
in ein kleines Dorf, das nur im Sommer bewohnt wird und<br />
weder Strom noch warmes Wasser hat. Doch in den Sommermonaten<br />
trifft man dort auf Schaf- und Rinderhirten<br />
sowie auf Kletterer und Wanderer, die einen Zwischenstopp<br />
machen. Auch wir verweilen ein wenig in diesem Dörfchen<br />
und essen dort unsere Sandwichs. Nach der Mittagsrast geht<br />
es wieder zurück, doch wir nehmen nicht denselben Weg.<br />
Anstatt den Stollen zu durchqueren, entscheiden wir uns<br />
dafür, den oberen Weg zu nehmen, der teilweise nur über<br />
Bretter an einem Drahtseil entlangführt. Der Nervenkitzel<br />
lohnt sich: Die Aussicht ist einfach nur wunderschön. Beim<br />
gemeins<strong>am</strong>en Betrachten der Landschaft spüre ich, dass ich<br />
dabei bin, ein Teil der F<strong>am</strong>ilie Stadler zu werden.<br />
Langs<strong>am</strong> neigen sich die sieben Wochen meines Sprachaufenthalts<br />
dem Ende zu. Es wird Zeit, mich von meiner<br />
Gastf<strong>am</strong>ilie zu verabschieden und wieder zurück in die<br />
Ostschweiz zu fahren. Doch meinen letzten Abend wollen<br />
wir nochmals alle zus<strong>am</strong>men feiern und so gehen wir in ein<br />
Alp-Restaurant und essen Fondue. Dabei denken wir nochmals<br />
über die sieben Wochen nach und verabschieden uns<br />
voneinander.<br />
Wenn ich heute an meinen Welschlandaufenthalt zurückdenke,<br />
so stelle ich fest, dass ich mich in vieler Hinsicht positiv<br />
verändert habe: Ich habe viel über die Führung eines<br />
landwirtschaftlichen Betriebes gelernt, mein Französisch<br />
hat grosse Fortschritte gemacht, und ich bin insges<strong>am</strong>t<br />
selbst-ständiger geworden. Ausserdem habe ich eine nette<br />
F<strong>am</strong>ilie und viele neue Kollegen und Kolleginnen kennen<br />
gelernt, zu denen ich den Kontakt sicherlich behalten werde.<br />
Somit hat sich das „Abenteuer Westschweiz“ in jeder Hinsicht<br />
gelohnt!<br />
Melanie Dobler<br />
3.4.3<br />
Meine Reise nach Conthey<br />
„Nächste Haltestelle: Sion“, höre ich die blecherne Computerstimme<br />
aus dem Zuglautsprecher sagen und wache fassungslos<br />
auf. Die Zeit scheint mir wie im Fluge vergangen zu<br />
sein, als ich völlig verkr<strong>am</strong>pft versuche, mein Reisegepäck<br />
aus dem ICN mit seinen viel zu schmalen Gängen auszuladen.<br />
Ich bin nervös, weil ich nicht weiss, was mich erwartet.<br />
3 W M S<br />
Ich warte auf den Bus, der mich weiter nach Conthey bringen<br />
soll und höre vor Aufregung mein Herz schlagen. „Attention“,<br />
ruft auf einmal eine ältere D<strong>am</strong>e und zieht mich ein<br />
Stück nach hinten, als der Bus einen Moment später genau<br />
dort hält, wo ich eben noch gestanden bin. Ich merke, dass<br />
ich ziemlich durcheinander bin und versuche mich im Bus<br />
wieder zu s<strong>am</strong>meln, bevor ich in Conthey ankomme. Das<br />
Wetter ist hier derzeit nicht so schön wie in der Ostschweiz,<br />
da die Wolken nach Regen aussehen und der Wind sehr<br />
kalt und stark weht. „Bonjour, Arban“, höre ich jemanden<br />
von draussen sagen, während ich mich vom Fahrer verabschiede.<br />
Ich steige aus und mein Gastvater, Herr Dauti, den<br />
ich vorher schon einmal getroffen habe, kommt mir entgegen<br />
und greift sich einen meiner Koffer.<br />
Nach einer kurzen Unterhaltung mit meinem Gastvater<br />
wird mir bewusst, wie verloren ich hier im Französischen<br />
bin, und gerne hätte ich in diesem Augenblick die Zeit zurück<br />
gedreht, um mich selbst davon abzuhalten, im Französischunterricht<br />
Bilder zu malen, anstatt zuzuhören!<br />
„Nous sommes arrivés“, sagt Herr Dauti mit einem Lächeln<br />
nach einer relativ kurzen und stillen Autofahrt. Ich selbst<br />
habe gemischte Gefühle, kann es aber nicht erwarten, das<br />
einzige Kind der dreiköpfigen F<strong>am</strong>ilie kennen zu lernen. Als<br />
Herr Dauti die Wohnungstür öffnet, kommt der kleine, fünf<br />
<strong>Jahr</strong>e alte Armin wie ein Blitz angeschossen und mustert<br />
mich misstrauisch von Kopf bis Fuss. Ich muss lachen, weil<br />
mich der kleine Junge gleich mit tausend Fragen löchert,<br />
die ich nur teilweise verstehe. Zusätzlich habe ich sehr viel<br />
Mühe mit der Geschwindigkeit, die der Fünfjährige beim<br />
Sprechen vorlegt.<br />
Am nächsten Tag beginnt offiziell meine Arbeit als Au-Pair<br />
bei F<strong>am</strong>ilie Dauti. Ich versuche die Arbeiten möglichst gut<br />
zu erledigen, die meine Gastmutter mir <strong>am</strong> Abend zuvor<br />
aufgetragen hat, bin jedoch nicht so erfolgreich beim Bügeln<br />
und beim Abwaschen. Es kommt mir vor, als wollte mich<br />
das Schicksal dafür bestrafen, dass ich mich zu Hause jedes<br />
Mal vor der Hausarbeit gedrückt habe. Die folgenden Wochen<br />
bestehen nur noch aus Putzen, Waschen, Einkaufen,<br />
Staubsaugen, Kinder hüten und Müll heraustragen.<br />
Mein einziger Trost sind die WM-Spiele, die ich mit meiner<br />
fussballbegeisterten Gastmutter sogar während meiner Arbeitszeit<br />
schauen darf.<br />
Nach sieben strengen, aber lehrreichen Wochen mache ich<br />
mich auf die Heimreise. Zuhause angekommen, bekomme<br />
ich, statt einer liebevollen Begrüssung, nur einen erschütternden<br />
Satz von meiner Mutter zu hören, die zu mir sagt:<br />
„Du kannst gleich da weitermachen, wo du in Conthey aufgehört<br />
hast!“<br />
Arban Hasani<br />
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