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Der Burgbote 1973 (Jahrgang 53)

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Am Kai von Beppu stand wieder mit sprich<br />

wörtlicher Pünktlichkeit unser Bus, der uns<br />

zum Hotel SUGINOI fuhr. <strong>Der</strong> Hotelkomplex,<br />

hinter dem Ort auf einer Anhöhe gelegen, war<br />

sozusagen eine kleine Stadt für sich. Den<br />

„Stadtkern" erkundeten mitten in der Nacht<br />

vier Damen der Reisegruppe auf ihre Art,<br />

dabei suchten sie nur das Schwimmbad. Bei<br />

dieser Exkursion fanden sie alles mögliche,<br />

aber davon später mehr.<br />

Zunächst wurden, wie schon so oft geprobt,<br />

die Zimmerschlüssel ausgegeben. Man zer<br />

stob in die diversen Geschosse und verteilte<br />

sich, wie gewohnt, paarweise in die Luxus<br />

höhlen. Hier kriegten wir im wahrsten Sinne<br />

des Wortes die Mäulchen nicht mehr zu: Zim<br />

mer von Ausmaßen einer respektablen Etagen-<br />

Wohnung boten sich unseren Augen. Im Raum<br />

selbst, mit 3 großen Fenstern von je 4 m Breite,<br />

mit Front auf die Stadt und die Bucht mit dem<br />

Hafen, war außer dem sogenannten europä<br />

ischen Teil noch ein japanischer Teil; Bad und<br />

Vorraum extra. Allein der japanische Teil von<br />

ca. 20 qm Größe war eines der schönsten Er<br />

lebnisse, was den gewohnten Hotelkomfort<br />

betrifft: Dieses Zimmer, 20 cm höher als der<br />

übrige Raum angeordnet, war mit Reisstroh<br />

matten ausgelegt; holzgerahmte Pergament-<br />

Schiebetüren ließen ihn offen oder geschlos<br />

sen vom übrigen Zimmer halten. Im Japan<br />

zimmer befand sich ein eingebauter Schrank,<br />

in dem das Bettzeug für die „Bodenbetten"<br />

aufbewahrt war. Ein niedriger Tisch mit Sitz<br />

kissen, ein in einer Bodenvase wundervoll ge<br />

steckter Blumenstrauß und ein Farbfernsehge<br />

rät waren die Einrichtungsgegenstände; natür<br />

lich fehlte auch nicht die Japan-Kugellampe.<br />

<strong>Der</strong> europäische Teil hatte mit Seidentapete<br />

bespannte Wände und bei den je 1,30 m brei<br />

ten Diwanbetten stellten wir fast alle einstim<br />

mig fest, daß sie viel zu schade waren, allein<br />

drin schlafen zu müssen. Sogar einen Panzer<br />

schrank entdeckten wir.<br />

Die übrigen, uns mittlerweile bekannten Be<br />

quemlichkeiten waren auch hier selbstver<br />

ständlich: Die Kanne mit heißem Wasser für<br />

Tee, eine zweite mit Eiswasser und jeweils<br />

steril verpackte Gläser, Tee-Aufgußbeutel,<br />

Zuckertütchen etc. Im Bad fehlte ebenfalls<br />

nicht die steril verpackte Zahnbürste mit<br />

Zahnpasta und das obligatorische Stückchen<br />

Seife, das allein der Hotelaufschrift wegen<br />

Sammlerwert hatte.<br />

Aber die drolligste Entdeckung machten wir<br />

in diesem Hause auch noch, die in dieser Hin<br />

sicht alles ähnliche hintanstellt:<br />

Das für Japaner mitunter noch unbekannte<br />

„westliche" WC besaß am Spüikasten ein<br />

Metallschild mit Benutzungsanleitung in Form<br />

von Strichmännchen für „zwei Möglichkeiten"<br />

und genauer Beschreibung, allerdings in japa<br />

nischer Zeichensprache.<br />

Unser Schmunzeln kann sich jeder vorstel<br />

len?!<br />

<strong>Der</strong> vorhin erwähnte nächtliche Erkundigungs<br />

gang durch das halbdunkle Gebäude ließ z. B.<br />

mich vor lauter Aufregung, daß wir uns ver<br />

laufen oder uns sonst irgendetwas widerfah<br />

ren könne, furchtbar in Rage geraten, derweil<br />

die anderen drei Damen tapfer - sogar an<br />

schlafenden Nachtwächtern vorbei - losmar<br />

schierten, ihre Neugierde zu stillen. Dieser<br />

Inspektionsgang hatte allerdings das Plus, daß<br />

wir uns anderntags einigermaßen in diesem<br />

Riesenkomplex zurechtfanden. Bezeichnun<br />

gen wie „Jungle Bath", „Dream Bath",<br />

„Green Bath" waren seit dieser nächtlichen<br />

Entdeckungsreise feste Begriffe.<br />

Daß es im Hause auch ein Bowling Center<br />

mit nur 36 Bahnen, ein Kino - man hatte<br />

„Tarzan" auf dem Spielplan —, eine Bar mit<br />

großer Showkapelle, ausziehbarer Bühne, mit<br />

Darbietungen und einer großen Anzahl<br />

Geishas gab, konnten wir den übrigen Mit<br />

reisenden am nächsten Tag kundtun.<br />

10. 9.<br />

Das Frühstück war ein Erlebnis besonderer<br />

Art:<br />

Herr Sera hatte uns auf der Reise nach<br />

Beppu darüber informiert, daß es im Kurhotel<br />

SUGINOI gestattet sei (es hat eigene Thermal<br />

quellen), im Gegensatz zu den übrigen Hotels<br />

des Landes, auch außerhalb des Zimmers den<br />

vom Hotel gestellten Kimono zu tragen. Man<br />

bewege sich, so sagte uns Herr Sera, unge<br />

niert im ganzen Hause sowohl als auch im<br />

Garten in dieser Tracht.<br />

Das flötete er keinem Doofen! Den Karneval<br />

als richtige Kölsche Mädche immer im Blut —<br />

die Imis, die wir bei uns hatten, waren schon<br />

mit angesteckt — ließen wir uns das nicht<br />

zweimal sagen und wie verabredet fand das<br />

Frühstück an diesem sonnigen Morgen in ein<br />

heitlicher Maskerade statt. Den Spaß kann<br />

uns keiner nachempfinden! Es mußte ein<br />

Fotograf her! Die Gruppenaufnahme in Farbe,<br />

matt, Format 14x20 cm, ließen wir uns für<br />

die Nachwelt was kosten!! Die Veröffentli<br />

chung im „BB" ist nur ein schwacher Abglanz<br />

des Ergebnisses!<br />

Eine kleine Gruppe inspizierte nach dem ame<br />

rikanischen Frühstück zunächst kurz das<br />

Shopping Center, um zu wissen, wo und was<br />

man kaufen kann. Dann schlug man den Weg<br />

zur Trimm-Dich-Station ein. Für nur 100 Yen

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