Der Burgbote 1973 (Jahrgang 53)
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an der ersten, von Professor Richard Trunk<br />
anempfohlenen und eingerichteten Chorschule<br />
(die zehn Monate dauerte) des KMGV und<br />
1926 Aufnahme in den Chor. Damit ward mein<br />
Jugendherzenswunsch erfüllt, denn dem Köl<br />
ner Männer-Gesang-Verein war ich seit 1909<br />
verfallen, da er beim Kaiserwettsingen in<br />
Frankfurt zum zweiten Mal die Kaiserkette ersungen<br />
hatte.<br />
Am Walirafpiatz erlebte ich den seltenen Ju<br />
bel, die Begeisterung der Kölner Bevölkerung,<br />
da die „siegreichen" Sänger in zahllosen<br />
Equipagen unter Voranreiten der Kürassier<br />
kapeile zum Empfang im Gürzenich geleitet<br />
wurden.<br />
Seitdem besuchte ich fast jedes Konzert. Oft<br />
war ich als junger Mensch so fasziniert, daß<br />
es mir „heiß und kalt über den Rücken gelau<br />
fen" ist. (Ein Ausdruck, der damals oft von<br />
passionierten Sängern als Zeichen höchster<br />
Anerkennung gebraucht wurde.) Die Zeit mei<br />
nes Mitwirkens im Chor hat mich glücklich<br />
gemacht. Ein Menschenleben lang habe ich<br />
mitsingen, mitgestalten dürfen. Noch heute<br />
habe ich die Gnade, „Stimme" zu haben.<br />
Es wurde mir Herzensbedürfnis, mein Leben<br />
ganz nach dem Plan und den Zielen des<br />
Chores auszurichten. Gewisse unvermeidbare<br />
Strapazen bedeuteten kein Opfer. Vor dem<br />
zweiten Weitkrieg wirkte ich sechs Jahre im<br />
Vorstand und übernahm es u. a., den Nach<br />
wuchs einzuführen, d. h. ihm mit Rat und Tat<br />
beizustehen. Nach dem Krieg wurde mir die<br />
ses wichtige Amt als Mitglied des neugebilde<br />
ten Einführungsausschusses erneut übertra<br />
gen. ich führte es bis 1970 aus. So betreute<br />
ich besonders die jungen Sänger, die dem<br />
Chor durch die Chorschule zugeführt wurden.<br />
Oft konnte ich ihnen versichern, daß mir mein<br />
Wirken in unserem weitberühmten, traditions<br />
reichen KMGV, das Bewußtsein, an einer<br />
„edlen Tat" mitzuwirken, die Zuhörer zu er<br />
greifen und den Beifall mit entgegennehmen<br />
zu dürfen, eine einzige, ungetrübte Lebens<br />
freude gegeben habe. <strong>Der</strong> Wille, den jungen<br />
Sängern in jeder Hinsicht Vorbild und Sanges<br />
bruder zu sein, hat mir bereits vor zehn Jah<br />
ren die Auszeichnung „Vater Pering" ver<br />
mittelt, Gebe Gott, daß mir dieser Ehrentitel<br />
noch eine Weile erhalten bleibt.<br />
Gern rufe ich allen Sangesbrüdern zu: „Un<br />
sere Sangesfreude, unsere Liebe zur Hei<br />
mat, unser Humor und echte Freundschaft soll<br />
uns für immer binden!" in beglückender Er<br />
kenntnis erinnere ich als alter Sänger die jün<br />
geren an so viel Schönes, an unbeschreiblich<br />
große Eindrücke, die mir Lebenswärme und<br />
Kraft schenkten. Ich kann in Wahrheit mit dem<br />
Türmer in Johann Woifgang von Goethes un<br />
sterblichem Gedicht versichern:<br />
„Ihr glücklichen Augen,<br />
Was je ihr geseh'n.<br />
Es sei, wie es wolle.<br />
Es war doch so schön!"<br />
Josef Pering<br />
Und noch ein Porträt — außer der Reihe:<br />
Donal James Mahoney<br />
<strong>Der</strong> KMGV ist nicht nur ein weithin berühm<br />
ter Kiangkörper, sondern zuzeiten auch noch<br />
eine Art Mini-Ausgabe der EG. Augenblickilch<br />
hospitiert beim Chor bis Ende des Jahres<br />
der Engländer Donai James Mahoney. Wie<br />
kam es zu dieser „Vöikerverbindung"?<br />
Donal James Mahoney (37) gehört der briti<br />
schen Armee als Mitglied der Ausbiidungstruppe<br />
an, ist als Sprachlehrer zur 11. Pan<br />
zerbrigade in Minden geschickt und zu einem<br />
dreimonatigen Sprachkurs beim Bundesspra<br />
chenamt nach Hürth zwecks Vervollkommnung<br />
seines (schon sehr guten) Deutschs abkom<br />
mandiert worden. Und weil die Waliser — Ma<br />
honey stammt aus Newport — nach seinen<br />
Worten zwei Religionen haben („Rugby und