AJOURE´Magazin Oktober 2018
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AJOURE / PEOPLE<br />
Raabs Werdegang<br />
Dass Raab ausgebildeter Metzger ist und<br />
seine Prüfung mit “sehr gut” abschloss,<br />
dürfte den meisten bekannt sein. Allerdings<br />
studierte er auch fünf Semester<br />
Rechtswissenschaften in Köln und Bielefeld.<br />
Zunächst verdiente Raab dann<br />
allerdings als Komponist von Jingles für<br />
TV-Sendungen und Werbespots sein<br />
Geld. Mit seinem Musikverlag Roof<br />
Groove Musikverlag Stefan Raab und<br />
dem Plattenlabel RARE (Raab Records)<br />
komponierte und produzierte Raab<br />
sowohl für sich selbst, als auch für Die<br />
Prinzen, Bürger Lars Dietrich und das<br />
RIAS-Rundfunkorchester.<br />
Als Raab dem Musiksender Viva eigens<br />
komponierte Jingles verkaufen wollte,<br />
entdeckte Aufnahmeleiter Markus<br />
Wolter Raabs Talent als Moderator und<br />
bot ihm die Sendung “Vivasion” an. Er<br />
moderierte die Show von 1993 bis 1998.<br />
Musikalisch hatte er in dieser Zeit Erfolge<br />
mit “Böörti Böörti Vogts” und “Hier<br />
kommt die Maus”.<br />
Mit Wolter entwickelte Raab dann die<br />
Kultshow “TV total”, die ihm fortan auch<br />
als Ausgangspunkt, um andere Formate<br />
zu entwickeln, diente. “TV total” selbst<br />
lief von 1999 bis zu Raabs Abschied vom<br />
Fernsehen im Jahr 2015. Aus “TV total”<br />
gingen dann zahlreiche Wettkampfformate<br />
wie die “Wok WM”, Pokernächte<br />
oder das große Promi-Turmspringen<br />
hervor. Raabs Ehrgeiz und Wille, sich<br />
mit anderen zu messen, gipfelte dann<br />
in “Schlag den Raab”, der großen Samstagabendshow,<br />
in der Raab mit einem<br />
Kandidaten in mehreren Wettkämpfen<br />
- sportlichen wie geistigen - wetteiferte.<br />
Neben seiner Tätigkeit als Moderator<br />
und Entertainer blieb Raab auch musikalisch<br />
aktiv - insbesondere beim Eurovision<br />
Song Contest, an dem er selbst<br />
teilnahm und mehrere Male als Produzent<br />
andere Künstler, darunter auch<br />
Lena Meyer-Landrut, die 2010 den Gesangswettbewerb<br />
für sich entschied, ins<br />
Rennen schickte.<br />
Auch im Bereich Politik mischte Raab<br />
mit. So war er einer der Interviewer<br />
beim Kanzlerduell 2013 und moderierte<br />
die Polittalkshow “Absolute Mehrheit”.<br />
Die Lücke, die Raab hinterließ<br />
Raab und ProSieben gaben am 17. Juni<br />
2015 bekannt, dass Raab seine Karriere<br />
vor der Kamera Ende 2015 beenden<br />
wolle. Die meisten Raab-Formate verschwanden<br />
ersatzlos in der Versenkung<br />
und bislang hat ProSieben die Lücke,<br />
die Raab hinterließ, nicht wirklich mit<br />
neuen Formaten füllen können, was<br />
wohl nicht zuletzt daran lag, dass die<br />
andere Allzweckwaffe, Joko und Klaas,<br />
ebenfalls wegfiel, als das Duo das Ende<br />
von “Circus Halligalli” bekannt gab und<br />
erklärte, dass es nun weitestgehend getrennte<br />
Wege gehen wolle. Zwar moderiert<br />
Klaas Heufer-Umlauf nun eine eigene<br />
Late-Night-Show, die zumindest am<br />
Montagabend den Sendeplatz von “TV<br />
total” füllt, aber weder an den Erfolg von<br />
Raabs Sendung, noch an den von Klaas’<br />
Shows mit Joko anknüpfen kann.<br />
Das einzige Raab-Format, das mit neuem<br />
Frontmann fortgesetzt wurde, ist “Schlag<br />
den Raab”. Raabs Platz nimmt hierbei<br />
der Fernsehkoch Steffen Henssler ein.<br />
Allerdings sind “Schlag den Henssler”<br />
und das verwandte Format “Schlag den<br />
Star” nicht ansatzweise so erfolgreich<br />
wie “Schlag den Raab”. Die Shows haben<br />
nicht nur schlechtere Quoten, nein,<br />
die Produktionsfirma bekommt nicht<br />
einmal die 500 Plätze im Studio besetzt:<br />
„Oft werden deshalb ganze Gruppen angekarrt.<br />
Die machen dann einen Ausflug<br />
und das Studio ist schnell gefüllt. Aber<br />
viele wollen früher gehen, weil man so<br />
lange sitzen muss.“ Das ist wohl mit ein<br />
Grund, warum ProSieben nun die Sendezeit<br />
der Formate kürzen will.<br />
Tätigkeit hinter der Kamera<br />
Raab mag am 19. Dezember seinen Abschied<br />
vom Dasein vor der Kamera genommen<br />
haben, doch im Hintergrund<br />
ist er weiter aktiv. Raabs Produktionsfirma<br />
Brainpool steht so weiterhin hinter<br />
“Schlag den Henssler” und “Schlag den<br />
Star”. Ferner arbeitet Raab an neuen Projekten.<br />
Als er 2017 bei Bits & Pretzels in<br />
München, einer drei Tage währenden<br />
Konferenz für Leute aus der Startup-Szene,<br />
sprach, arbeitete er an einer Show, die<br />
genau in dieses Themengebiet fiel und<br />
die <strong>2018</strong> auf ProSieben Premiere feierte:<br />
“Das Ding des Jahres”. Die Erfindershow<br />
(Raab selbst erfand ja bekanntlich einen<br />
Duschkopf) war zwar kein Raab-typischer<br />
Mega-Erfolg, präsentierte sich<br />
quotentechnisch aber solide genug, um<br />
2019 in eine zweite Runde zu gehen. Ob<br />
die Jury wieder aus Joko Winterscheidt,<br />
Lena Gercke und Hans-Jürgen Moog bestehen<br />
wird oder ob Raab sich vielleicht<br />
selbst wieder vor die Kamera traut, ist<br />
noch nicht geklärt.<br />
Streit um Brainpool<br />
Von Raabs Rückzug aus dem Fernsehgeschäft<br />
ist auch die Produktionsfirma,<br />
dessen prominentester Miteigentümer er<br />
ist, betroffen: Brainpool. Nicht nur, dass<br />
80 Mitarbeiter wegen Raabs Abschied<br />
vom Dasein vor der Kamera entlassen<br />
werden mussten, Raab möchte auch seine<br />
12,5 % an die französische Produktionsfirma<br />
Banijay verkaufen. Da Banijay<br />
bereits 50% von Brainpool gehören,<br />
würde sie mit Raabs Anteil an der Firma<br />
Mehrheitseigner. Dagegen wehren sich<br />
die beiden Mitgesellschafter Jörg Grabosch<br />
und Andreas Scheuermann, die<br />
ebenfalls je 12,5 % der Firma halten. Für<br />
Grabosch, Raabs Mentor, steht sein Lebenswerk<br />
auf dem Spiel. Grabosch selbst<br />
spricht von einer “feindlichen Übernahme”.<br />
Nun soll das Gericht entscheiden,<br />
ob es zum Verkauf an Banijay kommt.<br />
Live-Show in Köln<br />
Ende 2017 verkündete Raab, er wolle mit<br />
“Stefan Raab live!” ein Liveprogramm<br />
vor Publikum, aber ganz ohne Kameras,<br />
auf die Beine stellen. Das Event soll in<br />
der Kölner Lanxess Arena stattfinden.<br />
Zunächst war nur eine Show geplant,<br />
doch war die Nachfrage so groß, dass<br />
nun drei veranschlagt wurden. Über<br />
den Inhalt der Show ist noch nichts Genaues<br />
bekannt. Allerdings soll Raab von<br />
prominenten Gästen und seiner “TV total”-Band,<br />
den Heavy Tones, unterstützt<br />
werden.<br />
AJOURE MAGAZIN SEITE: 55 | OKTOBER <strong>2018</strong>