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10 LANDTAGSWAHL<br />
FOTO: PRIVAT<br />
FOTO: SWM<br />
BAYERN VOR DER LANDTAGSWAHL<br />
MIETE, WASSER, SICHERHEIT<br />
In seiner kommunalpolitischen<br />
Kolumne schreibt AZ-<br />
Lokalchef Felix Müller diesen Monat<br />
über Münchner Mieter-Proteste,<br />
die städtischen Schandis – und<br />
den neuen Krach ums Münchner<br />
Leitungswasser. Der Münchner<br />
Protest-Sommer will einfach nicht<br />
enden.<br />
Nach 40.000 Demonstranten gegen das<br />
Polizeiaufgabengesetz und 30.000 gegen<br />
politische Hetze waren jetzt mehr als<br />
10.000 gegen Mietwucher und Luxussanierungen<br />
auf der Straße. Das klingt im<br />
Vergleich wenig, ist es aber nicht. Denn<br />
während man bei den anderen Demos sehr<br />
viele Gruppen aus ganz Bayern beobachten<br />
konnte, ist das Mietproblem immer<br />
noch zuallererst ein münchnerisches. Fast<br />
nur Städter dürften auf der Straße gewesen<br />
sein. Aus Sorge um ihre Stadt, die immer<br />
noch teurer wird und zunehmend die<br />
Mischung in den Stadtvierteln zu verlieren<br />
droht. Die Verdrängung Alteingesessener<br />
hat längst auch die alten Kleine-Leute-<br />
Bezirke am Stadtrand erreicht – und Ecken<br />
der Innenstadt, in die mancher Münchner,<br />
wenn möglich, keinen Fuß setzt ebenfalls.<br />
Zum Beispiel die Schillerstraße im<br />
Bahnhofsviertel. Wo bisher unter anderem<br />
das Café Schiller war, wird bald großflächig<br />
abgerissen. Es entsteht – mal wieder – ein<br />
Motel One. „Wir sind nicht der Meinung,<br />
dass der Hauptbahnhof ein Ort zum<br />
Wohnen ist“, sagte der Projektentwickler<br />
lakonisch zur AZ. Nun ja, das mögen die 35<br />
Mieter anders sehen, die teils schon lange<br />
in dem Haus gewohnt haben.<br />
Das Wohn-Thema hat in München ebenso<br />
den Landtagswahlkampf geprägt. Auch<br />
wenn keine Partei den Masterplan für das<br />
Mega-Problem präsentieren kann: Die<br />
Stimmung hat sich gedreht. Der Verkauf<br />
großer öffentlicher Flächen für den Bau<br />
von Luxuswohnungen etwa – vor wenigen<br />
Jahren noch ganz normal – würde aktuell<br />
wohl kein Politiker mehr öffentlich verteidigen<br />
wollen. Sogar die CSU hat<br />
das Thema entdeckt. Ministerpräsident<br />
Markus Söder<br />
sprach zuletzt teils gar<br />
mehr über Wohnen als<br />
über Flüchtlinge.<br />
Worüber die CSU<br />
immer gerne spricht,<br />
ist die öffentliche<br />
Sicherheit. Söder<br />
will in München mehr<br />
Fußstreifen der Polizei<br />
sehen – und auch in<br />
den U-Bahnen. Die Stadt<br />
schickt ja seit ein paar Monaten<br />
schon eigene Sicherheitsleute ins<br />
Bahnhofsviertel, den Alten Botanischen<br />
Garten und den Nußbaumpark. Kürzlich<br />
FOTO: DANIEL VON LOEPER<br />
zog das KVR eine erste Zwischenbilanz:<br />
Man gibt sich – wenig überraschend – sehr<br />
zufrieden. Bisher gehen die Schandis<br />
vor allem gegen illegales Betteln vor und<br />
verteilen Platzverweise.<br />
Worüber derzeit sogar die Parteien<br />
schweigen, ist der neu auflodernde Streit<br />
ums Münchner Trinkwasser. Vor Jahren<br />
trieb das Thema die Münchner schon<br />
einmal um – als Brüssel diskutierte, ob die<br />
Trinkwasser-Versorgung ausgeschrieben<br />
werden sollte. Eine Privatisierung wäre<br />
dann denkbar gewesen. In der neuerlichen<br />
Diskussion geht es um das Gegenteil: um<br />
zu viel Macht der Münchner Stadtwerke.<br />
Das gute Wasser kommt aus dem Mangfalltal.<br />
Die Stadtwerke wollen einem<br />
Landesgesetz entsprechend<br />
den Wasserschutz ausweiten<br />
und verschärfen.<br />
Das soll sicherstellen,<br />
dass das Grundwasser<br />
auch in Zukunft<br />
nicht verunreinigt<br />
wird. „Unmöglich!“,<br />
schallt es aus dem<br />
Mangfalltal. Bauern<br />
dürften dann Felder<br />
nicht mehr bewirtschaften,<br />
Kühe dürften nicht<br />
mehr auf manche Weiden. Angeblich<br />
dürften auch manche Häuser<br />
nicht mehr gebaut werden, und selbst Bio-<br />
Landwirte zittern um ihre Existenz.