21.09.2018 Aufrufe

Leo Oktober 2018

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

10 LANDTAGSWAHL<br />

FOTO: PRIVAT<br />

FOTO: SWM<br />

BAYERN VOR DER LANDTAGSWAHL<br />

MIETE, WASSER, SICHERHEIT<br />

In seiner kommunalpolitischen<br />

Kolumne schreibt AZ-<br />

Lokalchef Felix Müller diesen Monat<br />

über Münchner Mieter-Proteste,<br />

die städtischen Schandis – und<br />

den neuen Krach ums Münchner<br />

Leitungswasser. Der Münchner<br />

Protest-Sommer will einfach nicht<br />

enden.<br />

Nach 40.000 Demonstranten gegen das<br />

Polizeiaufgabengesetz und 30.000 gegen<br />

politische Hetze waren jetzt mehr als<br />

10.000 gegen Mietwucher und Luxussanierungen<br />

auf der Straße. Das klingt im<br />

Vergleich wenig, ist es aber nicht. Denn<br />

während man bei den anderen Demos sehr<br />

viele Gruppen aus ganz Bayern beobachten<br />

konnte, ist das Mietproblem immer<br />

noch zuallererst ein münchnerisches. Fast<br />

nur Städter dürften auf der Straße gewesen<br />

sein. Aus Sorge um ihre Stadt, die immer<br />

noch teurer wird und zunehmend die<br />

Mischung in den Stadtvierteln zu verlieren<br />

droht. Die Verdrängung Alteingesessener<br />

hat längst auch die alten Kleine-Leute-<br />

Bezirke am Stadtrand erreicht – und Ecken<br />

der Innenstadt, in die mancher Münchner,<br />

wenn möglich, keinen Fuß setzt ebenfalls.<br />

Zum Beispiel die Schillerstraße im<br />

Bahnhofsviertel. Wo bisher unter anderem<br />

das Café Schiller war, wird bald großflächig<br />

abgerissen. Es entsteht – mal wieder – ein<br />

Motel One. „Wir sind nicht der Meinung,<br />

dass der Hauptbahnhof ein Ort zum<br />

Wohnen ist“, sagte der Projektentwickler<br />

lakonisch zur AZ. Nun ja, das mögen die 35<br />

Mieter anders sehen, die teils schon lange<br />

in dem Haus gewohnt haben.<br />

Das Wohn-Thema hat in München ebenso<br />

den Landtagswahlkampf geprägt. Auch<br />

wenn keine Partei den Masterplan für das<br />

Mega-Problem präsentieren kann: Die<br />

Stimmung hat sich gedreht. Der Verkauf<br />

großer öffentlicher Flächen für den Bau<br />

von Luxuswohnungen etwa – vor wenigen<br />

Jahren noch ganz normal – würde aktuell<br />

wohl kein Politiker mehr öffentlich verteidigen<br />

wollen. Sogar die CSU hat<br />

das Thema entdeckt. Ministerpräsident<br />

Markus Söder<br />

sprach zuletzt teils gar<br />

mehr über Wohnen als<br />

über Flüchtlinge.<br />

Worüber die CSU<br />

immer gerne spricht,<br />

ist die öffentliche<br />

Sicherheit. Söder<br />

will in München mehr<br />

Fußstreifen der Polizei<br />

sehen – und auch in<br />

den U-Bahnen. Die Stadt<br />

schickt ja seit ein paar Monaten<br />

schon eigene Sicherheitsleute ins<br />

Bahnhofsviertel, den Alten Botanischen<br />

Garten und den Nußbaumpark. Kürzlich<br />

FOTO: DANIEL VON LOEPER<br />

zog das KVR eine erste Zwischenbilanz:<br />

Man gibt sich – wenig überraschend – sehr<br />

zufrieden. Bisher gehen die Schandis<br />

vor allem gegen illegales Betteln vor und<br />

verteilen Platzverweise.<br />

Worüber derzeit sogar die Parteien<br />

schweigen, ist der neu auflodernde Streit<br />

ums Münchner Trinkwasser. Vor Jahren<br />

trieb das Thema die Münchner schon<br />

einmal um – als Brüssel diskutierte, ob die<br />

Trinkwasser-Versorgung ausgeschrieben<br />

werden sollte. Eine Privatisierung wäre<br />

dann denkbar gewesen. In der neuerlichen<br />

Diskussion geht es um das Gegenteil: um<br />

zu viel Macht der Münchner Stadtwerke.<br />

Das gute Wasser kommt aus dem Mangfalltal.<br />

Die Stadtwerke wollen einem<br />

Landesgesetz entsprechend<br />

den Wasserschutz ausweiten<br />

und verschärfen.<br />

Das soll sicherstellen,<br />

dass das Grundwasser<br />

auch in Zukunft<br />

nicht verunreinigt<br />

wird. „Unmöglich!“,<br />

schallt es aus dem<br />

Mangfalltal. Bauern<br />

dürften dann Felder<br />

nicht mehr bewirtschaften,<br />

Kühe dürften nicht<br />

mehr auf manche Weiden. Angeblich<br />

dürften auch manche Häuser<br />

nicht mehr gebaut werden, und selbst Bio-<br />

Landwirte zittern um ihre Existenz.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!