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Leo Oktober 2018

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FILM<br />

INTERVIEW<br />

BENNO FÜRMANN<br />

Einer der bekanntesten deutschen<br />

Schauspieler im exklusiven Interview.<br />

Herr Fürmann, Sie haben im Laufe<br />

Ihrer Karriere schon häufig im<br />

Ausland und in anderen Sprachen<br />

gedreht. Ist es trotzdem noch etwas<br />

Besonderes, wie nun in „Intrigo – Tod<br />

eines Autors“, die englischsprachige<br />

Hauptrolle in einem Film zu spielen?<br />

Ja, natürlich, denn so sehr ich mich auch<br />

im Englischen wohlfühle, ist es eben nicht<br />

meine Muttersprache, und deswegen<br />

kann ich zum Beispiel weniger problemlos<br />

improvisieren. Das Deutsche sitzt im<br />

Bauch, das Englische im Hals – vielleicht<br />

könnte man so beschreiben, wie die<br />

Sprachen in mir verankert sind. Aber die<br />

Extra-Anstrengung, die das Drehen in einer<br />

Fremdsprache bedeutet, macht auch<br />

Sinn, denn sie bringt eine andere Energie<br />

oder Konzentration mit sich. Weil ich<br />

länger brauche, um den Text zu studieren,<br />

studiere ich ihn auch besonders gründlich.<br />

Am Ende habe ich die Worte so parat wie<br />

im Deutschen, aber es ist in jedem Fall ein<br />

bisschen mehr Arbeit.<br />

Eine besonders spannende Arbeit?<br />

Ja, ich mag das Englische sehr. Ich bin<br />

ja mit 19 Jahren auch nicht zufällig auf<br />

die Schauspielschule nach New York<br />

gegangen. Aber wenn ich auf Englisch<br />

spiele, höre ich mir anfänglich selbst mehr<br />

zu, da ist ein leichter Vorhang zwischen<br />

mir und der Sprache. Das Ziel ist immer,<br />

dieses Gefühl während der Arbeit hinter<br />

mir zu lassen. Aber es ist eben ein sehr<br />

intensiver Umgang mit dem Text, weil ich<br />

mich viel intensiver mit einzelnen Worten<br />

beschäftige. Das ist intellektuell schon<br />

stimulierend.<br />

Was ist denn für Sie eigentlich wichtiger:<br />

was auf der Leinwand gesagt<br />

wird oder was nicht gesagt wird?<br />

Für mich ist es viel wichtiger, was nicht<br />

gesagt wird. Schauspielerei hat etwas mit<br />

Hindernissen und Widerständen zu tun,<br />

und es geht darum, diese zu überwinden.<br />

In der Regel will jede Figur in einer Szene<br />

etwas Bestimmtes, aber das, was du<br />

willst, sprichst du nicht unmittelbar aus,<br />

sondern du findest Wege, dein Ziel zu<br />

verfolgen. Mal plump, mal perfide. Das ist<br />

es, was ich als Schauspieler nie aus den<br />

Augen verliere, selbst wenn das, was ich<br />

dabei sage, manchmal Plänkelei ist. Die<br />

Essenz ist also immer das Nicht-Gesagte.<br />

Wo wir gerade beim Thema Sprache<br />

sind: Welches Verhältnis haben Sie<br />

zu Büchern und Autoren? Schreiben<br />

Sie selbst?<br />

Ich habe geschrieben und tue es immer<br />

wieder – aber immer eher fragmentarisch,<br />

als dass es je ein großes Ganzes ergeben<br />

hätte. Wobei: Wer weiß, was die Zukunft<br />

noch bringt? Jedenfalls bin ich gerade<br />

deswegen voller Demut und Bewunderung<br />

für Autoren, die ich toll finde.<br />

Einfach weil ich es noch nicht geschafft<br />

habe, eine Dramaturgie oder einen großen<br />

Bogen, jedenfalls eine wirkliche Gesamtwelt<br />

zu zaubern, in die andere Menschen<br />

eintauchen können. Denn das ist es ja,<br />

was Literatur macht: Wir sehen durch<br />

die Augen eines anderen Menschen eine<br />

Erfahrungswelt, die wir nicht haben. Es<br />

ist ein riesiges Geschenk, durch ein Buch<br />

klüger oder menschlicher zu werden.<br />

Sie lesen also privat viel?<br />

Wesentlich mehr, als ich zum Beispiel Filme<br />

oder Serien gucke. Und es wird auch<br />

nicht weniger, dass ich so viel lese. Als

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