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8 LANDTAGSWAHL<br />
MUT<br />
Claudia Stamm<br />
LANDTAGSSTIMMKREIS 109 MÜNCHEN-MITTE<br />
Claudia Stamm (47) ist Landtagsabgeordnete<br />
und Spitzenkandidatin<br />
der im März 2017 gegründeten Partei<br />
„mut“. Seit 2009 ist sie, zunächst als<br />
queerpolitische Sprecherin der Grünen, in<br />
der Szene präsent und die wohl engagierteste<br />
Politikerin im Maximilianeum, wenn<br />
es um die Belange der LGBTIQ*-Community<br />
geht. Im hart umkämpften Wahlkreis<br />
109 sollte sie von den Sympathien der<br />
LGBTIQ*-Community profitieren.<br />
Welche politischen Ziele sind im<br />
Programm Ihrer Partei für LGBTIQ*<br />
vorgesehen?<br />
Es ist viel passiert, und doch gibt es viel zu<br />
tun. Für mut ist die „Vollendung“ der rechtlichen<br />
Gleichstellung und volle gesellschaftliche<br />
Teilhabe von LSBTI* unverhandelbar.<br />
Wir wollen eine geschlechtergerechte Gesellschaft.<br />
Der Rechtspopulismus bedroht<br />
aktuell die bereits erlangten Fortschritte.<br />
Deswegen ist es wichtig, anderen Parteien<br />
zu zeigen, sie dürften sich nicht im Soge<br />
zurückziehen. Konkret sind<br />
Änderungen beim Adoptionsund<br />
Abstammungsrecht, ein<br />
neues Transsexuellen-Gesetz und<br />
gesetzliche Regelungen zum Schutz der<br />
intersexuellen Menschen notwendig. Hier<br />
gilt für mut, dass Gesetze die Selbstbestimmung<br />
der Menschen schützen und<br />
stärken und die bürokratische Fremdbestimmung<br />
ein Ende hat. Der verfassungsrechtliche<br />
Schutz (Ergänzung Art 3.3 GG)<br />
für die sexuelle Orientierung und<br />
Geschlechtsidentität ist längst überfällig.<br />
FOTO: CLAUDIA STAMM<br />
Claudia Stamm,<br />
Landtagsabgeordnete<br />
und Spitzenkandidatin<br />
Die Schaffung eines/einer bayernweiten<br />
Beauftragten für LGBTIQ*-<br />
Lebensweisen gilt vielen als Minimalziel<br />
für die nächste Legislaturperiode.<br />
Wie stehen Sie dazu?<br />
Einige Bundesländer haben entsprechende<br />
Beauftragte und einen Aktionsplan gegen<br />
Homophobie und Trans*feindlichkeit.<br />
Beides fehlt in Bayern und fehlt auf Bundesebene.<br />
Der unter der letzten Bundesregierung<br />
verabschiedete Aktionsplan<br />
ist ein Anhängsel im Aktionsplan gegen<br />
Rassismus. Für mut ist es, auch vor dem<br />
Hintergrund wieder steigender Zunahme im<br />
Bereich Gewalt gegen LSBTI*, ein politisches<br />
Ziel, eigenständige und mit genügend<br />
Mitteln ausgestattete Beauftragte auf<br />
Bundes- und Landesebene zu ernennen<br />
– ebenso wie einen eigenständigen, bundesweiten<br />
Aktionsplan zu erreichen. Die<br />
konsequente Zusammenarbeit zwischen<br />
Landes- und Bundesebene würde dann<br />
eine effektive Verbesserung der Zustände<br />
und schnelle Reaktion auf vorhandene<br />
Probleme ermöglichen.<br />
www.claudia-stamm.de<br />
DIE LINKE<br />
Ates Gürpinar<br />
LANDTAGSSTIMMKREIS 104 MÜNCHEN-MILBERTSHOFEN<br />
Ates Gürpinar,<br />
Landesvorsitzender<br />
der LINKEN<br />
Ates Gürpinar (33) ist seit 2016 Landesvorsitzender<br />
für Die Linke und deren Spitzenkandidat.<br />
Der Medienwissenschaftler wohnt im<br />
Glockenbachviertel, kandidiert aber für den Stimmbezirk<br />
Milbertshofen. Im sozialen Brennpunkt<br />
seiner Heimatstadt Darmstadt aufgewachsen,<br />
wurde er früh mit Fragen der Gerechtigkeit<br />
konfrontiert. Ein Thema, das ihn, ebenso<br />
wie der Kampf gegen Ausgrenzung, bis<br />
heute prägt.<br />
FOTO: MICKY WENNGATZ<br />
Welche politischen Ziele sind im<br />
Programm Ihrer Partei für LGBTIQ*<br />
vorgesehen?<br />
Wir unterstützen alle Schritte, die dabei<br />
helfen, mit gesellschaftlicher Heteronormativität<br />
und Zweigeschlechtlichkeit als<br />
Norm zu brechen. Unterschiedliche Formen<br />
des Zusammenlebens sind endlich<br />
anzuerkennen. Zusammenlebenden<br />
ist ein umfangreiches Besuchsrecht<br />
im Krankheitsfall, Adoptionsrecht und<br />
Aussageverweigerungsrecht einzuräumen.<br />
Gleichzeitig werden Zuwendungen<br />
fällig, wenn ein Angehöriger nach dem<br />
Wahlverwandtschaftsrecht gepflegt werden<br />
muss oder sich Kinder in einer Wahlverwandtschaft<br />
befinden. In den Lehrplänen der Bildungseinrichtungen<br />
muss sich die real existierende Vielfalt an Lebensentwürfen<br />
und Identitäten ganzheitlich abbilden, statt alte<br />
Rollenmuster zu bedienen. Projekte der Community<br />
sollten unterstützt und gefördert werden, um die<br />
gesellschaftliche Akzeptanz zu erhöhen.<br />
Die Schaffung eines/einer bayernweiten<br />
Beauftragten für LGBTIQ*-Lebensweisen<br />
gilt vielen als Minimalziel für die nächste<br />
Legislaturperiode. Wie stehen Sie dazu?<br />
Ein/e Beauftragte/r, wie es das in München schon<br />
gibt, wäre tatsächlich das Minimalziel für die nächste<br />
Legislatur. Außerdem braucht es einen konkreten Aktionsplan.<br />
Bayern ist das einzige Bundesland, das keinen<br />
„Aktionsplan gegen Homophobie und Transfeindlichkeit“<br />
umgesetzt hat bzw. plant. In anderen Bundesländern<br />
wie Berlin haben wir maßgeblich dazu beigetragen,<br />
dass die Akzeptanzinitiative auf den Weg gebracht<br />
wurde. Dies war der bundesweite Startschuss für<br />
weitere Initiativen. Bayern darf hier keinen Sonderweg<br />
gehen. Vereine und Organisationen aus der Community<br />
sollten partizipativ an dem Erarbeitungs- und späteren<br />
Evaluierungsprozess beteiligt werden.<br />
www.die-linke-bayern.de