der-Bergische-Unternehmer_1018
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AUS DER PRAXIS RECHT | STEUERN | FINANZEN<br />
Abzugsverbot für Schuldzinsen<br />
Nach § 4 Abs. 4a EStG sind betriebliche<br />
Schuldzinsen grundsätzlich nicht abzugsfähig,<br />
soweit sie auf Überentnahmen zurückzuführen<br />
sind. Eine Überentnahme<br />
liegt vor, wenn die Entnahmen in einem<br />
Wirtschaftsjahr höher sind als die Summe<br />
aus Gewinn und Einlagen; sind die<br />
Entnahmen niedriger als diese Summe,<br />
spricht man von Unterentnahmen. Nichtabzugsfähig<br />
sind Schuldzinsen in Höhe<br />
von 6 % <strong>der</strong> Überentnahmen des Wirtschaftsjahres<br />
zuzüglich <strong>der</strong> Überentnahmen<br />
und abzüglich <strong>der</strong> Unterentnahmen<br />
aus vorangegangenen Wirtschaftsjahren,<br />
(1) höchstens jedoch <strong>der</strong> tatsächliche<br />
Aufwand an Schuldzinsen, soweit er über<br />
2.050 Euro hinausgeht. Schuldzinsen, die<br />
im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Anschaffung<br />
von Anlagevermögen stehen, bleiben bei<br />
dieser Berechnung unberücksichtigt. Der<br />
Bundesfinanzhof hat in einem neuen Urteil<br />
(2) die Bemessungsgrundlage für die<br />
Ermittlung <strong>der</strong> nichtabziehbaren Schuldzinsen<br />
begrenzt. Danach können die<br />
nichtabziehbaren Schuldzinsen höchstens<br />
auf Basis des kumulierten Entnahmeüberschusses<br />
(d. h. aller Entnahmen abzüglich<br />
aller Einlagen) ermittelt werden.<br />
Das neue Urteil ist immer dann vorteilhaft,<br />
wenn die Summe <strong>der</strong> Verluste größer<br />
ist als die Summe <strong>der</strong> Gewinne;<br />
überwiegen die Gewinne, bleibt es im<br />
Ergebnis bei <strong>der</strong> bisherigen Berechnungsmethode.<br />
(1) Betrachtet werden alle<br />
Wirtschaftsjahre seit Betriebseröffnung,<br />
frühestens jedoch ab dem Wirtschaftsjahr<br />
1999 bzw. 1998/1999.<br />
(2) Vom 14. März 2018 X R 17/16.<br />
Quelle: Rinke Treuhand<br />
Wie ein Arbeitszeugnis<br />
aussehen muss<br />
Ein Arbeitnehmer hat nicht nur einen<br />
Anspruch auf ein sachlich richtiges<br />
Zeugnis, son<strong>der</strong>n er kann auch verlangen,<br />
dass die übliche äußere Form gewahrt<br />
ist. Für das Landesarbeitsgericht<br />
Mainz ist es nicht zu beanstanden, wenn<br />
Fotos: MEV<br />
das Zeugnis zweimal gefaltet ist, um den<br />
Zeugnisbogen in einem Geschäftsumschlag<br />
zu versenden – wenn das Originalzeugnis<br />
kopierfähig ist und die Knicke<br />
sich nicht auf den Kopien abzeichnen.<br />
Auch ist ein Zeugnis optisch<br />
ordnungsgemäß, wenn <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />
die Blätter mit einem Heftgerät miteinan<strong>der</strong><br />
verbindet (umgangssprachlich „tackert“).<br />
Ein vom Arbeitnehmer darin<br />
vermutetes „Geheimzeichen“ vermochten<br />
die Richter nicht zu erkennen. (Urteil des<br />
LAG Mainz vom 9. November 2017, 5 Sa<br />
314/17, AA 2018, 54).<br />
Kein Markenschutz für Domain<br />
mit beschreibendem Charakter<br />
Lediglich beschreibende Begriffe – etwa<br />
die Domain „billigermietwagen.de“ –<br />
können nach einer Entscheidung des Europäischen<br />
Gerichts nicht als Marke eingetragen<br />
werden. (Urteil des EuG vom 25.<br />
Januar 2018, T-866/16, K&R 2018, 172).<br />
Fristlose Kündigung wegen<br />
ausserdienstlicher Verfehlung?<br />
Die Polizei fand bei einem Mann 1,5 Kilogramm<br />
einer Mischung chemischer<br />
Stoffe, die als gefährlich bewertet wurden.<br />
In <strong>der</strong> Folge wurde er wegen des<br />
Versuchs eines Sprengstoffvergehens<br />
verurteilt. Als <strong>der</strong> Arbeitgeber, ein Chemieunternehmen,<br />
bei dem <strong>der</strong> Mann im<br />
Labor beschäftigt war, davon erfuhr,<br />
sprach er eine fristlose Kündigung aus.<br />
Nach Auffassung des Landesarbeitsgerichts<br />
Düsseldorf waren die Voraussetzungen<br />
einer personenbedingten Kündigung<br />
wegen außerdienstlichen<br />
Verhaltens nicht gegeben. Zwar kann<br />
auch bei außerdienstlichem Verhalten<br />
eine fristlose Kündigung des Arbeitsverhältnisses<br />
in Betracht kommen –<br />
aber nur, wenn <strong>der</strong> Arbeitnehmer durch<br />
sein Verhalten als ungeeignet o<strong>der</strong> unzuverlässig<br />
anzusehen ist. Dabei kommt<br />
es auf Art und Schwere des Delikts,<br />
die nach dem Arbeitsvertrag geschuldete<br />
Tätigkeit sowie die Stellung im Betrieb<br />
an. In diesem Fall rechtfertigte <strong>der</strong><br />
Versuch eines Sprengstoffvergehens als<br />
außerdienstliche Straftat keine fristlose<br />
Kündigung, wenn die Arbeitsaufgabe,<br />
die Stellung im Betrieb und die lange<br />
Betriebszugehörigkeit berücksichtigt<br />
wird. (Urteil des LAG Düsseldorf<br />
vom 12. April 2018, 11 Sa 319/17,<br />
AA 2018, 79).<br />
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