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Michael Cadenazzi ist Schafhirt. Den <strong>Sommer</strong> verbringt er mit seiner riesigen Herde auf einer Alp im Urserental.<br />
Im Winter durchwandert er mit einigen Hundert Schafen das Luzerner Mittelland. Ein traditioneller, doch in<br />
heutigen Zeiten aussergewöhnlicher Beruf, den der Hospentaler ausübt. Er lebt im Einklang mit der Natur und,<br />
unterstützt von seiner Familie, für das Wohl seiner Schafherde.<br />
Michael Cadenazzi is a shepherd. He spends the summer with a huge flock on an alpine peak in the Urseren Valley. In the<br />
winter he roams across the Lucerne Mittelland with a few hundred sheep. It is a traditional role for the man from Hospental,<br />
but an increasingly unusual one nowadays. He spends his life at one with nature and, supported by his family, dedicated to<br />
the well-being of his flock.<br />
Schafe so weit das Auge reicht: weisse, braune und<br />
gefleckte, Lämmer und Muttertiere. Sie alle gehören zur<br />
Herde von Michael Cadenazzi. 1’300 Tiere sind es insgesamt,<br />
die mit dem Schäfer und seiner Familie den <strong>Sommer</strong> auf der<br />
Isenmannsalp bei Realp verbringen. Gut hundert der Schafe<br />
gehören den Cadenazzis selber. Die restlichen haben ihnen<br />
Landwirte von Luzern bis Aargau anvertraut. Denn: Während<br />
es in den <strong>Sommer</strong>monaten im Tal und im Flachland für die<br />
Schafe zu heiss ist, profitieren sie hier oben am Fusse des<br />
Winterhorns von kühler Bergluft und saftigen Alpwiesen –<br />
und obendrein beste Betreuung durch den erfahrenen<br />
Schäfer, seine Frau Bea und die drei Kinder Mena, Mauro und<br />
Nando.<br />
Seit 27 Jahren fährt Michael Cadenazzi mit seinen Schafherden<br />
«z Alp». Wie kommt man überhaupt zu einem solch<br />
aussergewöhnlichen Beruf? Hat vielleicht bereits der<br />
Grossvater Schafe gehütet? «Ich bin der erste Schafhirte in<br />
meiner Familie», erklärt der Hospentaler. «Vererbt ist mein<br />
Beruf also nicht.» Aber sein Vater habe einige Schafe besessen<br />
und sei auf dem heimischen Hof regelmässig von einem<br />
alten Wanderschäfer mit einer gewaltigen Herde besucht<br />
worden. Das hat beim jungen Michael Cadenazzi grossen<br />
Eindruck hinterlassen und führte ihn später nach seiner<br />
Schreinerlehre auf diesen Weg, den er noch heute mit viel<br />
Herzblut verfolgt.<br />
Schutz, Futter und Pflege<br />
Eigentlicher Wanderschäfer wie sein frühes Vorbild sei er<br />
jedoch nur im Winter, betont der 46-Jährige. Dann nämlich<br />
zieht er mit weitaus weniger Tieren – rund 500 – durchs<br />
Luzerner Mittelland. Ein altes Gesetz und eine Bewilligung<br />
des Kantons erlauben es ihm, mit seinen Schafen auf der<br />
Suche nach geeignetem Futter von einem Landwirtschaftsbetrieb<br />
zum nächsten zu wandern. Von Mitte November<br />
bis Mitte März ist Michael Cadenazzi so auf den Talwiesen<br />
unterwegs – dann allerdings ohne seine Familie. Frau und<br />
Kinder sieht er während diesen langen Monaten nur, wenn sie<br />
zu Besuch kommen und natürlich an Weihnachten.<br />
Links: Mehrere Tausend Schafe verbringen den <strong>Sommer</strong> im Urserental.<br />
Left: Several thousand sheep spend the summer in the Urseren Valley.<br />
Traumberuf Schafhirt: Michael Cadenazzi. Shepherd – a dream job: Michael Cadenazzi.<br />
Sheep as far as the eye can see: white ones, brown and speckled, lambs and<br />
dams. They are all part of Michael Cadenazzi's herd. The shepherd and his family<br />
spend the summer at Isenmannsalp near Realp looking after 1,300 animals in<br />
total. Around a hundred of the sheep belong to Cadenazzi himself. The rest have<br />
been entrusted to him by farmers from Lucerne to Aargau. The reason is clear: in<br />
the summer months it is too warm for the sheep in the valley and the lowlands,<br />
whereas they prosper in the cool mountain air and lush alpine meadows up here<br />
at the foot of the Winterhorn – in tandem with the expert care provided by the<br />
experienced shepherd, his wife Bea and their three children, Mena, Mauro and<br />
Nando.<br />
Michael Cadenazzi has spent 27 years in the Alps with his sheep. How did he end<br />
up with such an unusual job? Was his grandfather a shepherd? “I am the first<br />
shepherd in my family,” explains Michael, a native of Hospental. “So no, the job<br />
doesn't run in the family.” But his father did keep a few sheep and their farmyard<br />
at home was regularly visited by an old nomadic shepherd and his large flock.<br />
This made a great impression on the young Michael Cadenazzi and, after working<br />
some time in his profession as a joiner, he eventually took up the work that was<br />
clearly in his blood.<br />
Protection, food and care<br />
However, the forty-six year old stresses that he only lives the life of a nomadic<br />
shepherd – like his early role model – in the winter months. That's when he<br />
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