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10 KULTUR JOKER LITERATUR<br />
Lesewut und Gedächtnislektüren<br />
Die BuchBasel bietet ein buntes Programm zwischen Literatur, Medien und aktuellen Diskursen<br />
Die BuchBasel bleibt ein<br />
Kontinuum in einer sich rasant<br />
ändernden Welt. Für<br />
diese Welt sucht sie aber auch<br />
Antworten, in Lesungen, Dialogen<br />
und Aktionen. Dieses<br />
Jahr, vom 9. bis <strong>11</strong>. November,<br />
geht es beim internationalen<br />
Literaturfesival<br />
schwepunktmäßig um Generationen<br />
und ihre Geschichten.<br />
Oft reicht der Blick weit<br />
zurück, spricht man mit den<br />
Großeltern über Kriege oder<br />
Revolutionen des 20. Jahrhunderts.<br />
Die Zukunft heute<br />
erscheint dabei wenig erbaulich.<br />
Die BuchBasel lenkt den<br />
Blick nach vorne und zurück.<br />
Am 10. November, 12.30 Uhr<br />
im Volkshaus sprechen drei<br />
unterschiedlich alte Frauen<br />
über Russland im Spiegel der<br />
Generationen: Irina Scherbakowa,<br />
Marina Stepanova und<br />
Anna Fatyanova. Francesca<br />
Melandri hingegen erzählt im<br />
Volkshaus um 15.30 Uhr eine<br />
Familiengeschichte, die bis in<br />
die italienische Kolonialzeit<br />
reicht, aber auch über einen<br />
Rassismus, den wir noch<br />
heute erleben. Sie spricht mit<br />
Ivana Sajko aus Kroatien wie<br />
auch mit Werner van Gent<br />
über die „Lost Generation“ in<br />
Süd- und Osteuropa. Von der<br />
Türkei weiß der ehemalige<br />
Chefredakteur der Tageszeitung<br />
Cumhuriyet, Can Dündar,<br />
am <strong>11</strong>. November, 14 Uhr<br />
im Volkshaus zu berichten.<br />
In der Klara-Bar am 9. November,<br />
17 Uhr präsentieren<br />
SchülerInnen die Ergebnisse<br />
vieler Gespräche mit Menschen<br />
älterer Generationen.<br />
Am selben Tag findet auch<br />
der furiose Auftakt im Volkshaus<br />
statt. Um 18.30 Uhr<br />
stimmen Festival-Teaser und<br />
Musik auf das Kommende<br />
ein. Und tatsächlich wird großer<br />
Abwechslungsreichtum<br />
geboten. Der Preisträger der<br />
Leipziger Buchmesse Serhij<br />
Zhadan (Kategorie: Übersetzung)<br />
liest am 9. November,<br />
20.30 Uhr im Philosophicum.<br />
Man erfährt von einem fast<br />
vergessenen Krieg in Europa.<br />
Wild und doch kritisch<br />
erzählt Helene Hegemann<br />
am 10. November im Club<br />
im Jazzcampus, 17 Uhr aus<br />
ihrem Nachbarschaftshorror<br />
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9. —<strong>11</strong>. November <strong>2018</strong><br />
Internationales LiteraturFestival<br />
Bungalow. Büchnerpreisträgerin<br />
Sibylle Lewitscharoff<br />
und Najem Wali unterhalten<br />
sich am <strong>11</strong>. November,<br />
15.30 Uhr im Unionssaal<br />
auf unideologische Art über<br />
die Gemeinsamkeiten von<br />
Bibel und Koran. Und auch<br />
der preisumtoste Roman Tyll<br />
wird von Daniel Kehlmann<br />
am <strong>11</strong>. November, 17 Uhr im<br />
Festsaal verlesen.<br />
Neben der Literatur gibt es<br />
aber auch weitere spannende<br />
Veranstaltungen. Etwa den<br />
literarischen Klangcomic von<br />
Natascha Gangl zusammen<br />
mit dem Elektroduo rdeča raketa<br />
am 9. November, 20 Uhr<br />
im Fahrradgeschäft Obst und<br />
Gemüse oder die Shot Stories,<br />
eine Bartour zwischen<br />
Erzählung und Alkohol am<br />
10. November, 21 Uhr. Und<br />
überhaupt wird die Nacht<br />
zum Tag. Am 9. November<br />
lädt die achte Basler Buchnacht<br />
zu später Lektüre. Ein<br />
pralles Programm, das man<br />
entdecken sollte.<br />
Weitere Infos:<br />
www.buchbasel.ch<br />
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Viel Worthunger<br />
Das 32. Freiburger Literaturgespräch wird von Herta Müller eröffnet<br />
So ganz kann sich das Freiburger<br />
Literaturgespräch anscheinend<br />
nicht von seinem<br />
angestammten Veranstaltungsort<br />
trennen. Auch die<br />
32. Ausgabe wird im Ratssaal<br />
des Neuen Rathauses eröffnet.<br />
Herta Müller wird diese<br />
Aufgabe am 8. November<br />
übernehmen und das diesjährige<br />
Motto „Lebensangst und<br />
Worthunger“ stammt auch<br />
aus einem Gesprächsband<br />
der deutsch-rumänischen<br />
Autorin mit Michael Lentz.<br />
Es ist ein vieldeutiges und<br />
spielerisches Motto, dürften<br />
Autoren doch gleichermaßen<br />
den Lebenshunger und<br />
die Wortangst kennen. Nach<br />
der Eröffnung zieht das 32.<br />
Freiburger Literaturgespräch<br />
ins Literaturhaus, bis Sonntag<br />
wird es jedoch noch zwei<br />
Abstecher geben. Die Lesung<br />
von Michael Köhlmeier aus<br />
seinem Familienroman „Bruder<br />
und Schwester Lenobel“<br />
wird im Winterer-Foyer des<br />
Theater Freiburg stattfinden<br />
und Katharina Adler aus ihrem<br />
Debütroman „Ida“ in der<br />
Uni-Bibliothek lesen. Kein<br />
unbedachter Ortswechsel,<br />
geht es doch in Adlers Text<br />
um Ida Bauer, besser bekannt<br />
als Freuds Fall Dora, an dem<br />
dieser seine Vorstellung der<br />
Hysterie entwickelte. Und um<br />
Adlers eigene Urgroßmutter.<br />
Ihr Roman ist einerseits Familiengeschichte,<br />
andererseits<br />
Wissenschaftsgeschichte.<br />
Wenn Franz Hohler den<br />
Auftakt im Literaturhaus mit<br />
einer Lesung aus „Am liebsten<br />
aß der Hamster Hugo<br />
Spaghetti mit Tomatensugo“<br />
gestaltet, würdigt dies auch<br />
die jüngsten Leser. Beim Literaturgespräch<br />
denkt man –<br />
und die 32. Ausgabe gibt dazu<br />
Anlass – in Generationen. Insgesamt<br />
sind die Lesungen und<br />
anschließenden Gespräche<br />
kompakter konzipiert geworden<br />
und am abschließenden<br />
Sonntag wird es mit den Lesungen<br />
von Maria Stepanova<br />
und Vladimir Sorokin sogar<br />
einen kleinen Russland-<br />
Schwerpunkt geben. Ansonsten<br />
wurde gut gemischt, mit<br />
Elke Erb und Jan Wagner<br />
findet sich Lyrik zwischen<br />
Romanschwergewichten wie<br />
Michael Lentz‘ Requiem für<br />
seinen Vater „Schattenfroh“<br />
und María Cecilia Barbettas<br />
Roman „Nachtleuchten“ über<br />
ein Viertel in Buenos Aires<br />
1972 oder Karen Duves literarische<br />
Aneignung der Dichterin<br />
Annette von Droste-<br />
Hülshoff als (scheiternde)<br />
Emanzipationsgeschichte in<br />
„Fräulein Nettes kurzer Sommer“.<br />
Auf ihre Lesung am<br />
Samstag folgt um 17 Uhr der<br />
serbische Autor Bora Ćosić,<br />
der sein Buch „Im Zustand<br />
stiller Auflösung“ vorstellen<br />
wird – eine ironische Hommage<br />
an Marcel Proust und<br />
eine Selbstvergewisserung<br />
als Autor. Der Titel von Brigitta<br />
Falkner „Strategien der<br />
Wirtsfindung“ klingt in seiner<br />
schlackenlosen Nüchternheit<br />
wie ein zeitgenössischer Lyrikband.<br />
Tatsächlich ist er das,<br />
was er verspricht: ein Sachbuch.<br />
Falkners 2017 in der<br />
Naturkunden-Reihe des Verlags<br />
Matthes & Seitz erschienener<br />
Band klärt über Zecken<br />
und ähnliche Parasiten in der<br />
Manier der Graphic Novel auf<br />
und zeigt wie auch die Poesiefilme,<br />
ebenfalls am Samstag,<br />
die Bandbreite dieses Leseherbstes<br />
auf.<br />
Das 32. Freiburger Literaturgespräch<br />
findet vom 8. bis<br />
<strong>11</strong>. November statt. Weitere<br />
Infos www.literaturhaus-freiburg.de<br />
Annette Hoffmann