_flip_joker_2018-11
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14 KULTUR JOKER KUNST<br />
Es ist bereits kurz vor Zwölf<br />
Familienausstellung „Mensch Biene!“ im Freiburger<br />
Museum Natur und Mensch<br />
Wie ein großes Stofftier sitzt<br />
sie da und taucht ihren Rüssel<br />
in einen flüssigen Klecks<br />
‚irgendwas’. Wunderschön ist<br />
sie, die Honigbiene. Mit einem<br />
richtigen Pelz um die Beine und<br />
den Oberkörper, den man am<br />
liebsten streicheln möchte. Ja,<br />
Ausstellungsvermittlung wird<br />
heute großgeschrieben – diese<br />
Biene sticht einem beim Betreten<br />
dieser Ausstellung sofort<br />
ins Auge. Wenn auch nur visuell,<br />
denn hierbei handelt es sich<br />
um eine große Nachbildung, die<br />
hinter Glas in einer gelben Holzwabe<br />
sitzt.<br />
Jeder kennt die Geschichte<br />
von den Bienchen und den<br />
Blümchen. Doch die wenigsten<br />
wissen über ihren beträchtlichen<br />
Einfluss auf das Leben<br />
der Menschen Bescheid. Manche<br />
allerdings schon längst und<br />
trotzdem haben sie es soweit<br />
kommen lassen. Nun bedroht<br />
das große Bienensterben auch<br />
unser Leben. Schon Albert<br />
Einstein sagte 1949: „Wenn die<br />
Biene einmal von der Erde verschwindet,<br />
hat der Mensch nur<br />
noch vier Jahre zu leben. Keine<br />
Bienen mehr, keine Bestäubung<br />
mehr, keine Pflanzen mehr, keine<br />
Tiere mehr, keine Menschen<br />
mehr.“<br />
Im Grunde ist das also harter<br />
Tobak, mit dem sich diese<br />
Ausstellung hier befasst. Doch<br />
tut sie es auf derart liebe- und<br />
fantasievolle Weise, dass der<br />
Besuch eine reine Freude ist.<br />
Und man lernt eine ganze Menge<br />
dabei. Zum Beispiel über die<br />
ethnologischen Gebräuche rund<br />
um die Honigerzeugung und<br />
Bienenhaltung von der Antike<br />
bis heute. Und natürlich gibt es<br />
hier auch echte Bienen. „Vorsichtig<br />
öffnen!“ steht auf einem<br />
Holzkasten, der an ein schmales<br />
Nachttischchen erinnert. Darin<br />
wuselt es hinter Glas – ein<br />
überaus geschäftiges Treiben.<br />
Welches genau, ist den ansprechend<br />
gestalteten und akribisch<br />
recherchierten Texttafeln zu<br />
entnehmen.<br />
Demnach ist das Bienenleben<br />
streng durchorganisiert, verschiedene<br />
Funktionen werden<br />
von der Königin über die Arbeiterin,<br />
Hebamme usw. bis hin zur<br />
Drohne übernommen. Unwillkürlich<br />
fragt man sich: Haben<br />
die auch ein bisschen Spaß im<br />
Leben? Doch. Bestimmt genießen<br />
sie es, wenn ihnen die Sonne<br />
auf den Pelz brennt oder sie<br />
in den Duftkreis einer Blume<br />
geraten. Eines aber ist sicher:<br />
Der Mensch, will heißen, die<br />
Landwirtschaft macht ihnen das<br />
Leben ganz schön zur Hölle.<br />
Sogar aus der Perspektive der<br />
Bienen vermag diese Ausstellung<br />
zu vermitteln. Etwa nach<br />
welchen Kriterien sie Pollen<br />
sammeln, welche nicht und warum.<br />
Und natürlich geht es viel<br />
um die Absurdität der intensiven<br />
Landwirtschaft mit ihren Umweltgiften,<br />
verschiedene Bienenarten<br />
und ihre Feinde. Schade,<br />
dass der Mensch erst dann<br />
Interesse für diese unsere Zeitgenossen<br />
zeigt, wenn es schon<br />
kurz vor Zwölf ist. Für etliche<br />
Arten, die bereits ausgestorben<br />
sind, kommt die zunehmende<br />
Geschäftiges Treiben: Das Leben der Bienen ist<br />
streng durchorganisiert<br />
Foto: © Städtische Museen Freiburg, Marco Sepulveda<br />
öffentliche Aufmerksamkeit<br />
bereits zu spät. Auf dem Boden<br />
des Raumes tanzt eine Biene per<br />
Projektion einen Bienentanz.<br />
Was sie uns wohl sagen will?<br />
Noch bis 10. Februar 2019,<br />
Museum Natur und Mensch,<br />
Gerberau 32, Freiburg. Di-So<br />
10-17 Uhr.<br />
Friederike Zimmermann<br />
Von Einem der auszog...<br />
Eine Retro-Schau von Bildern und Zeichnungen (1970-1977) des Musikers<br />
Friedemann Witecka in Bollschweil<br />
2. Mai 1970, Hafen von<br />
Dover / England, Einwanderungsbehörde.<br />
Die Unerbittlichkeit<br />
des Beamten ist erschreckend:<br />
„You cannot enter<br />
the UK. You have to return<br />
to Germany!“ Verstört und<br />
verloren steht der 19-jährige<br />
Friedemann Witecka neben<br />
seinem Gitarrenkoffer und<br />
einer kleinen Reisetasche in<br />
der zugigen Abfertigungshalle<br />
der britischen ‚Immigration<br />
Authority‘. War‘s das jetzt<br />
schon? ... bevor es überhaupt<br />
anfängt? Eine Idee muss her!<br />
Ja, Ideen hatte er, wie sich<br />
in der Folgezeit vielfach und<br />
nachhaltig zeigen sollte. Die<br />
erste war: Rufe Deine englischen<br />
Freunde an. Das sind<br />
‚honorable British Citizens‘.<br />
Und siehe da, sie konnten den<br />
strengen Officer am Telefon<br />
von der Rechtschaffenheit des<br />
mittellosen jungen Mannes aus<br />
Freiburg überzeugen und die<br />
ordnungsgemäße Unterbringung<br />
und Versorgung gewährleisten<br />
– obwohl sie keine Ahnung<br />
von den Einreiseplänen<br />
hatten! Gute Leute!<br />
Alsbald knallte der Stempel<br />
in den Reisepass: zack – drei<br />
Wohnstift<br />
„Augustinum“<br />
Jörg Hilfinger<br />
„Wasser, Nebel und mehr“<br />
Bilder in Öl und Acryl<br />
24. 10. <strong>2018</strong> – 6. 1. 2019<br />
Weierweg 10,<br />
Freiburg-St. Georgen,<br />
täglich 10 – 20 Uhr<br />
Friedemann Witecka:<br />
„Demon“, 1970<br />
Monate Aufenthaltsgenehmigung.<br />
Aus jenen zwölf Wochen<br />
wurden Jahre – schließlich ein<br />
ganzes Jahrzehnt, ausgefüllt<br />
mit Zeichnungen, Bildern, Fotografien<br />
und Musik. Mit letzterer<br />
ist er später einem internationalem<br />
Publikum bekannt<br />
geworden als ‚Friedemann‘.<br />
Schon während des Kunststudiums<br />
an den Londoner<br />
Hochschulen Hornsey College<br />
of Art (1971-1973) und dem<br />
anschließenden Diplomkurs<br />
‚professional Photography‘<br />
„The Road“ 1971<br />
am Ealing Technical College<br />
(1973-1975) wurde der visuelle<br />
Strang von Friedemanns<br />
Kreativität von seinen immer<br />
umfangreicheren musikalischen<br />
Aktivitäten bedrängt.<br />
Für Zeichnungen und Bilder,<br />
an denen er oft wochenlang,<br />
ja monatelang gefeilt und ziseliert<br />
hatte, war bald schon<br />
keine Zeit mehr. Was bis dahin<br />
entstanden war, verschwand<br />
im Keller, verpackt und verschnürt.<br />
Und jetzt, nach knapp<br />
fünf Jahrzehnten, jetzt, wo die<br />
musikalischen Aktivitäten (altersbedingt)<br />
zurück gefahren<br />
werden, jetzt werden einige<br />
dieser Werke aus den 1970er<br />
Jahren im Bollschweiler Alten<br />
Rathaus erstmals gezeigt.<br />
Geöffnet ist die Ausstellung<br />
im Alten Rathaus in<br />
Bollschweil am Sonntag, 18.<br />
November, 15-17 Uhr (Vernissage);<br />
25. November, 15-17<br />
Uhr; 2. Dezember, 15-17 Uhr<br />
(Finissage). Der Künstler ist<br />
anwesend.<br />
OFFENE<br />
ATELIERS<br />
Malerei Grafik Keramik<br />
18. <strong>11</strong>. <strong>2018</strong><br />
<strong>11</strong> - 17 Uhr<br />
Freiburg<br />
Bettackerstraße<br />
10 • 10a • 10b • 10c