Berliner Kurier 30.10.2018
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Schwestern, zur<br />
Freiheit! Alwara<br />
Höfels als Kämpferin<br />
für die Emanzipation<br />
im ZDF-Film<br />
Dienstag, 30. Oktober 2018<br />
WITZDES TAGES<br />
Der Trainer nach einer hohen Niederlage<br />
seiner Mannschaft: „Ihr solltet spielen,<br />
wie noch nie... Und nicht, als ob ihr noch<br />
nie gespielt hättet!“<br />
WUSSTEN SIE SCHON...<br />
... dass an den Berufsschulen einer Studie<br />
zufolge bis zum Jahr 2030 rund 60 000<br />
neue Lehrkräfte benötigt werden? Davon<br />
geht eine Expertise des Bildungsforschers<br />
Klaus Klemm im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung<br />
aus. Fast die Hälfte der aktuell<br />
etwa 125 000 Berufsschullehrer werde<br />
bis 2030 in Rente gehen. Neu ausgebildete<br />
Kräfte könnten die Lücke aber bei<br />
weitem nicht schließen.<br />
www.sam-4u.de<br />
AlwaraHöfels<br />
spielt ihre<br />
eigene<br />
Mutter<br />
www.sam-4u.de<br />
WASBEDEUTET...<br />
... Weltspartag? Der erste Weltspartag<br />
fand am 31.10.1925 statt und wurde ein<br />
Jahr zuvor auf dem 1. Internationalen<br />
Sparkassenkongress in Mailand, Italien,<br />
beschlossen. Ziel: Den Menschen das Sparen<br />
schmackhaft zu machen. Vor allem<br />
Kinder sollten auf diese Weise die Bedeutung<br />
des Sparens für ihre Zukunft verstehen<br />
lernen.<br />
ZULETZT<br />
Kostbarer Garten für die Königin<br />
Die Sommerresidenzder dänischen Königin<br />
MargretheII. (78) bekommt einen Küchengarten<br />
für umgerechnetrund 3Millionen<br />
Euro. Das berichteteder Dänische<br />
Rundfunk. Das im Schloss Gråsten unweit<br />
der deutschen Grenze angebauteObst und<br />
Gemüse soll ebenso wie die geernteten Gewürze<br />
undKräuter bei royalenAnlässendas<br />
Menüverfeinern. Der königlicheKüchengarten<br />
soll 2020 zum ersten Mal blühen.<br />
4<br />
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Sie diente der Tochter als Vorbild im Film<br />
über sexuelle Emanzipation in den 70ern<br />
Von<br />
BERND PETERS<br />
Gestern sahen sie Millionen<br />
als Freiheitskämpferin<br />
in den 70er-Jahren.<br />
Alwara Höfels (36, „Keinohrhasen“)<br />
riss dabei im<br />
ZDF-Film „Aufbruch in<br />
die Freiheit“ über den Abtreibungs-Paragrafen<br />
218<br />
und die (sexuelle) Emanzipation<br />
der Frauen in<br />
den 70ern alle mit. Das<br />
könnte auch am realen<br />
Vorbild gelegen haben …<br />
Denn was kaum einer der<br />
Zuschauer wusste: Die Ex-<br />
„Tatort“-Kommissarin<br />
spielte dabei quasi ihre eigene<br />
Mutter Klara Höfels<br />
(69), auch wenn sie in der<br />
Rolle „Charly“ heißt. Denn<br />
die Theaterregisseurin und<br />
Schauspielerin („Hinter<br />
Gittern“) protestierte Mitte<br />
der 70er selbst aktiv und inspirierte<br />
damit jetzt Jahrzehnte<br />
später noch die<br />
Tochter.<br />
Sie habe zwar „die Demonstrationen<br />
gegen den<br />
Paragrafen 218 nicht selbst<br />
miterlebt, aber dafür ihre<br />
Mutter“, erklärte Höfels<br />
im<br />
Interview. Deshalb nahm<br />
sie sich diese für die Rolle<br />
zum Vorbild. „Wir haben<br />
ganz offen über das Thema<br />
Sexualität gesprochen, über<br />
Verhütung und die Pille –<br />
über Möglichkeiten, die die<br />
Generation unserer Mütter<br />
sich hart erkämpfen musste:<br />
die Selbstbestimmung über<br />
ihren Körper, das Lustempfinden.<br />
Auch das Thema<br />
Abtreibung war in meiner<br />
Familie ein Thema – und<br />
wie dieser Eingriff in den<br />
70er-Jahren im Verborgenen<br />
stattfinden musste und<br />
früher niemals offen hätte<br />
angesprochen werden dürfen.<br />
Auch in unserem Schulunterricht<br />
sprachen wir<br />
schon darüber.“<br />
Sie könne auch nachvollziehen,<br />
warum die Frauen<br />
damals so leidenschaftlich<br />
kämpften. „Tendenziell<br />
kann ich genau das Verhalten<br />
unterschreiben, das<br />
Charly im Film an den Tag<br />
legt: für eine neue Selbstverantwortung<br />
der Frau zu<br />
Höfels Mutter Klaraist als<br />
Theater-Regisseurin und<br />
Schauspielerin erfolgreich.<br />
kämpfen.<br />
Sie lebte in Köln,<br />
in der Großstadt, wollte frei<br />
sein.“ Der Kampf sei auch<br />
immer noch nicht komplett<br />
abgeschlossen –auch unabhängig<br />
von „MeToo“-Missbrauchsdiskussionen.<br />
„Der<br />
Film ist aktueller, als wir<br />
uns das beim Dreh gedacht<br />
hatten. Einige Aspekte der<br />
damaligen Frauenbewegung<br />
werden ganz aktuell<br />
diskutiert, zum Beispiel die<br />
gleiche Bezahlung von<br />
Frauen und Männern.“<br />
Bleibt die Frage: Was kann<br />
ihr Film bewirken? „Dass er<br />
ein neues Bewusstsein<br />
schafft dafür, wie wichtig<br />
für eine Beziehung und ein<br />
glückliches Leben die Kommunikation<br />
zwischen den<br />
Partnern und überhaupt in<br />
der Familie ist“, betont Höfels.<br />
Die Schauspielerin bewies<br />
übrigens auch selbst unlängst,<br />
was für eine selbstbestimmte<br />
wie -bewusste<br />
Frau sie ist –und schmiss<br />
nach nur einem Jahr beim<br />
dem<br />
ARD-Flaggschiff<br />
„Tatort“<br />
hin, weil ihr die Drehbücher<br />
nicht mehr gefielen.<br />
Eine Entscheidung, die sie<br />
bis heute nicht bereut habe:<br />
„Es war die richtige Entscheidung,<br />
die Konsequenzen<br />
aus den Erfahrungen zu<br />
ziehen, die ich damit gemacht<br />
habe. Es gab einfach<br />
unterschiedliche Auffassungen<br />
zum Arbeitsprozess.<br />
Ein gutes Buch ist immer<br />
auch ein guter Film, der erzählt<br />
sich aus den Figuren<br />
heraus. Darum habe ich<br />
sehr gekämpft, aber ich hatte<br />
am Ende das Gefühl, dass<br />
man diese Verantwortung<br />
nicht wahrgenommen hat<br />
und auch nicht wahrnehmen<br />
wollte. Das habe ich<br />
mir sechsmal angeschaut,<br />
immer begleitet von großen<br />
Diskussionen, ohne dass<br />
sich etwas veränderte.“<br />
Immerhin: eine „Tatort“-<br />
Kollegin hat sie jetzt durch<br />
den gemeinsamen ZDF-<br />
Film ins Herz geschlossen.<br />
„Mit Anna Schudt drehe ich<br />
jederzeit wieder.“