GesteinsPerspektiven 07/18
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WIRTSCHAFT<br />
Rohstoffsituation in Nordrhein-Westfalen<br />
analysiert und erklärt<br />
Im Juli lud der Verband der Bau- und Rohstoffindustrie, vero, zu einem<br />
Presse-Hintergrundgespräch ein, um die Situation der Verfügbarkeiten bei<br />
Kies, Sand, Splitt und Natursteinen in Nordrhein-Westfalen zu erörtern.<br />
Vorausgegangen waren diverse regionale Presseberichte, in denen Knappheiten<br />
der genannten Produkte thematisiert worden sind, wobei die Kausalitäten<br />
zu wenig Berücksichtigung fanden. Dass sich viele Gewinnungsbetriebe<br />
mit drohenden Lieferengpässen konfrontiert sehen, hat schließlich<br />
Gründe – auch jenseits der gestiegenen Nachfrage.<br />
Der Bedarf an Gesteinskörnungen ist<br />
derzeit groß. Schon im letzten Jahr<br />
schlugen ordentliche Zuwachsraten zu<br />
Buche. So lag die Produktionsmenge von<br />
Kies und Sand (einschließlich Quarz) im<br />
Jahr 2017 bei rund 56 Mio. t (2015:<br />
53 Mio. t). Auch die Natursteinproduktion<br />
nahm in 2017 um 3 % zu. Ein an sich logischer<br />
Prozess, denn laut Statistischem<br />
Bundesamt sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />
die Auftragseingänge im<br />
Jahr 2017 beim öffentlichen Hochbau um<br />
28,6 % und im Tiefbau um 13,6 % angestiegen.<br />
„Dieser Trend spiegelt die Entwicklung<br />
wider“, erklärte vero-Hauptgeschäftsführer<br />
Raimo Benger. „Die derzeit<br />
benötigten Mengen an Rohstoffen können<br />
durch die Betriebe gerade noch gedeckt<br />
werden. Da in NRW jedoch viele<br />
Infrastrukturmaßnahmen anstehen, ist<br />
davon auszugehen, dass der Bedarf<br />
noch weiter steigen wird.“<br />
Laut Statistik legten bereits im vergangenen<br />
Jahr die Auftragseingänge im<br />
Straßenbau im Vorjahresvergleich um<br />
7,7 % zu, und die Landesregierung in<br />
NRW hat angekündigt, viele weitere Sanierungsprojekte<br />
umzusetzen. Im Jahr<br />
2015 lag der Umsatz noch bei 884 Mio.<br />
Euro, im Jahr 2017 bei 1,25 Milliarden<br />
Euro. „Der steigende Bedarf an Bau- und<br />
Rohstoffen, der dadurch entsteht, muss<br />
auch gedeckt werden können“, so Christian<br />
Strunk, vero-Präsident. Ob die Unternehmen<br />
diesen künftigen Bedarf tatsächlich<br />
decken können, sei ungewiss,<br />
denn insgesamt wird es für die Unternehmen<br />
immer schwieriger, die Gewinnung<br />
der Rohstoffe aufrechtzuerhalten.<br />
Das liegt vor allem an drei Faktoren:<br />
Gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
und Genehmigungen: Die maximalen<br />
Abbaumengen sind oft vorgeschrieben.<br />
Rohstoffvorkommen sind in NRW zwar<br />
ausreichend vorhanden, aber häufig<br />
werden Flächen ausgewiesen, die nicht<br />
genehmigungsfähig sind. Genehmigungen<br />
für Erweiterungen sind langwierige<br />
Prozesse und dauern mehrere Jahre. Die<br />
Gründe dafür sind: Es gibt keine Regelung<br />
zu vereinfachten Genehmigungsverfahren,<br />
es besteht ein erhöhter Prüfungsumfang<br />
durch Erlasse und auch die<br />
personelle Situation bei den Behörden<br />
sorgt für lange Bearbeitungszeiten.<br />
Hohe Umweltauflagen: Die Rohstoffgewinnung<br />
unterliegt hohen Umweltauflagen.<br />
Das Landeswassergesetz<br />
verhindert zum Beispiel mancherorts die<br />
Gewinnung von Rohstoffen, obwohl es<br />
keine hydrogeologischen Bedenken<br />
gäbe, selbst wenn es nur um eine Erweiterung<br />
(und nicht um einen Neuaufschluss)<br />
geht. Ebenfalls erschwerend:<br />
Diese Auflagen sind in den Ländern unterschiedlich<br />
geregelt. Eine einheitliche<br />
Regelung des Bundes (oder der EU) gibt<br />
es nur in Form einer Rahmengesetzgebung.<br />
NRW hat diese auf Landesebene<br />
noch verschärft.<br />
BERATUNG & SPAREFFEKTE<br />
Energieeffizienz-Netzwerk für Unternehmen<br />
Gemeinsames Ziel von Bundesregierung<br />
und Wirtschaft ist die Initiierung<br />
und Durchführung von rund 500 neuen<br />
Energieeffizienz-Netzwerken bis Ende<br />
2020, um 75 PJ Primärenergie einzusparen<br />
bzw. 5 Mio. t Treibhausgase zu<br />
vermeiden. Die Netzwerke und die teilnehmenden<br />
Unternehmen sollen einen<br />
wichtigen Beitrag zur Erreichung der<br />
klima- und energiepolitischen Ziele der<br />
Bundesrepublik leisten.<br />
In diesem Kontext startete Mitte<br />
September 20<strong>18</strong> auch das erste vero-Energieeffizienz-Netzwerk<br />
mit dem<br />
Ziel, in den kommenden drei Jahren den<br />
Energieverbrauch in den teilnehmenden<br />
Betrieben zu senken. Praktisch<br />
sieht das so aus, dass Energieverantwortliche<br />
in einem strukturierten Prozess<br />
und moderierten Erfahrungsaustausch<br />
zusammengebracht werden, um<br />
die Energieeffizienz in den jeweiligen<br />
Unternehmen stetig zu verbessern.<br />
Zusätzlich erhält jedes teilnehmende<br />
Unternehmen eine qualifizierte Energieberatung.<br />
Netzwerkträger ist der Verband<br />
der Bau- und Rohstoffindustrie,<br />
vero, der die Interessen von rund 600<br />
Unternehmen der Branchen Kies, Sand<br />
und Naturstein, Quarz, Naturwerkstein,<br />
Transportbeton, Asphalt, Betonbauteile,<br />
Werkmörtel und Recyclingbaustoffe<br />
vertritt.<br />
Die Ökotec Energiemanagement<br />
GmbH begleitet das vero-Netzwerk als<br />
energietechnischer Berater und Moderator.<br />
Das Unternehmen blickt auf eine<br />
über zehnjährige Erfahrung in der<br />
Unterstützung von Energieeffizienz-<br />
Netzwerken zurück und hat mittlerweile<br />
über 30 Netzwerke – davon fünf<br />
Branchennetzwerke – begleitet und organisiert.<br />
Vom Start weg haben Unternehmen<br />
wie das Diabaswerk Halbeswig,<br />
Teunesen Sand und Kies, Mendiger<br />
Basalt Schmitz, Franz Carl Nüdling,<br />
Mitteldeutsche Hartstein-Industrie und<br />
die Hermann Wegener GmbH & Co. KG<br />
ihre Energieeffizienznetzwerk-Partnerschaft<br />
bestätigt. Weitere Interessenten<br />
aus dem vero-Verbandsgebiet sind<br />
herz lich willkommen.<br />
www.vero-baustoffe.de<br />
GESTEINS PERSPEKTIVEN 7/20<strong>18</strong>