ADAC Motorwelt Januar 2019
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TITELTHEMA<br />
larnacht in den Wintermonaten lässt sich<br />
die Sonne entweder gar nicht oder nur für<br />
wenige Stunden am Horizont blicken,<br />
und die Temperaturen liegen zwischen<br />
November und März konstant im Minusvermutlich<br />
die gefährlichere Option gewesen,<br />
und eine Tierkollision auf den<br />
ersten Fahrkilometern in Finnland erschien<br />
uns ebenso wenig vorteilhaft. Immerhin,<br />
die Schleuderpartie konnte uns<br />
und unserem Auto nichts anhaben. Allerdings<br />
stecken wir nun fest. Als uns eine<br />
Stunde später ein freundlicher Finne mit<br />
seinem Geländewagen aus der weißen<br />
Knautschzone geschleppt hat, ist der<br />
Unfallgegner längst geflüchtet. Aber wir<br />
starten unser Lappland-Aben teuer, um<br />
die erste Lektion bereichert: Rentiere<br />
sind Verkehrsteilnehmer mit eingebauter<br />
Vorfahrt!<br />
Autofahren ist nicht das einzige Abenteuer,<br />
das der Norden Finnlands seinen<br />
Besuchern bietet. Dort, wo der Polarkreis<br />
bei Rovaniemi die Grenze zur Region Finnisch-Lappland<br />
zieht, beginnt die subarktische<br />
Wildnis. Nur vereinzelt liegen<br />
Häuser oder etwas größere Siedlungen in<br />
der dicht bewaldeten Landschaft, dazwischen<br />
riesige Seen, die als zugefrorene<br />
Flächen die weiße Weite vervielfachen.<br />
Gerade mal zwei Personen leben auf einem<br />
Quadratkilometer. Während der Po-<br />
In der Spur: Kilometerlange beleuchtete Loipen rund um das Kakslauttanen Arctic Resort<br />
Semen Bolshunov,<br />
Rentierführer<br />
„Im Sommer<br />
zieht es mich<br />
weiter nach<br />
Norden. Hier<br />
unten ist es mir<br />
dann nämlich<br />
viel zu warm!“<br />
bereich. Und doch vermag diese eigentlich<br />
so menschenfeindliche Umgebung<br />
Urlauber zu verzaubern. Weil es hier<br />
noch etwas gibt, was wir uns in unseren<br />
Breiten bei steigenden Schneefallgrenzen<br />
und sinkenden Chancen auf weiße<br />
Weihnachten immer sehnsüchtiger wünschen:<br />
echtes Winterwunderland.<br />
Eine magische Nacht im Glas-Iglu<br />
Unser Ziel, für das wir vom Flughafen<br />
Rovaniemi noch knapp 250 Kilometer<br />
nordwärts entlang der E75 fahren, heißt<br />
Kakslauttanen, übersetzt: „Zwei Rentierfleisch<br />
lager“. Dass zu diesem Flecken im<br />
Nirgendwo Touristen aus aller Welt reisen,<br />
ist Jussi Eiramo zu verdanken. Der<br />
Hotelier, weißer, zerzauster Bart und<br />
Holzfällerhemd, strandete dort 1974<br />
durch absoluten Zufall. „Aber ich hatte<br />
sofort eine Verbindung zu dem Ort“, erinnert<br />
er sich und erzählt, wie er an dieser<br />
Straßenkreuzung ein kleines Café eröffnete<br />
und Rentiersuppe verkaufte. Heute<br />
steht an dieser Stelle das Kakslauttanen<br />
Arctic Resort, ein Luxushotel mit 650 Betten.<br />
„Schlafen im Schnee“ lautet das Motto,<br />
das beinahe wörtlich zu nehmen ist.<br />
Wer hier bucht, nächtigt in urigen, W<br />
14 <strong>ADAC</strong> motorwelt 12/2018