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Das neueste aus der Welt der Bibel<br />
taufstelle am jordan<br />
Minenräumung<br />
Das verlassene franziskanische<br />
Gelände an der<br />
Zufahrt zur Taufstelle.<br />
Qasr al-Jahud Schon seit 2011 ist der<br />
britische Halo-Trust dabei, das Areal<br />
um die Taufstelle am Jordan nahe Jericho<br />
(Qasr al-Jahud) von Minen zu räumen.<br />
Die Taufstelle Jesu wird seit dem<br />
4. Jh. von Pilgern besucht. Klöster und<br />
Kirchen entstanden hier – der katholischen,<br />
äthiopischen, syrischen, rumänischen,<br />
griechisch-orthodoxen, russischorthodoxen<br />
und koptischen Kirche. Im<br />
Sechstagekrieg zwischen Israel und<br />
Jordanien <strong>19</strong>67 wurde das Gelände vermint<br />
und die Kirchen verlassen. Seitdem<br />
flankieren sie die Zufahrt zur Taufstelle<br />
– ein trauriger Anblick. Jetzt ist das Gelände<br />
des franziskanischen Klosters mit<br />
der Räumung an der Reihe, kündigte<br />
der Kustos des Heiligen Landes, Pater<br />
Francesco Patton, an. „Wir hoffen, dass<br />
wir mit der Minenräumung in der Lage<br />
sein werden, die Pilgerfahrt zu diesem<br />
Ort zu fördern, und vielleicht wird es<br />
eines Tages auch möglich sein, von hier<br />
an das jordanische Ufer zu gehen.“ Die<br />
Kapellen und Kirchen waren für die lokalen<br />
Christen bis <strong>19</strong>67 ein wichtiger<br />
Gottesdienstort. W (vatican news/wub)<br />
erste ergebnisse der ausgrabungen in kirjat-jearim veröffentlicht<br />
Und der Bauherr ist ... König Jerobeam II.<br />
Kirjat-Jearim In Kirjat-Jearim, 13 km<br />
nordwestlich von Jerusalem, nahe Abu<br />
Gosch, haben Israel Finkelstein und<br />
Thomas Römer 2017 erste Ausgrabungen<br />
durchgeführt. Laut 1 Sam 7 stand<br />
die Bundeslade hier 20 Jahre lang in einer<br />
Art Schrein. Ziel der Forschungen<br />
ist nicht, die biblische Erzählung zu<br />
„beweisen“, sondern die politisch-religiösen<br />
Hintergründe der Königszeit kennenzulernen<br />
und herauszufinden, ob es<br />
Spuren der Ortstradition – in Form eines<br />
Tempels o. ä. – gibt.<br />
Das Team stieß auf massive Mauern,<br />
die ein rechteckiges Plateau von 150 x<br />
110 m auf der Hügelspitze befestigten<br />
(vgl. <strong>WUB</strong> 2/18). Nach der These von<br />
Finkelstein/Römer stand hier möglicherweise<br />
ein Tempel. Am Fuß der Mauern<br />
fanden sich Scherben aus der Eisenzeit,<br />
weiter oben hellenistische Spuren. In<br />
der letzten antiken Bauphase wurde auf<br />
dem Plateau im 1. Jh. vC ein römisches<br />
Lager eingerichtet. Doch um herauszufinden,<br />
wer genau, wann und wozu das<br />
Plateau gebaut hat, bedurfte es genauerer<br />
Datierungen der Grundmauern. Dazu<br />
wurden Gesteinsproben vom Fuß einer<br />
Mauer aus Grabungsareal B mit der Luminiszenzanalyse<br />
(OSL) geprüft. Die<br />
OSL bestimmt den Zeitpunkt der letzten<br />
Sonnen-Belichtung von Mineralkörnern.<br />
In einem Vorab-Ausgrabungsbericht<br />
(Semitica 60, 2018) haben die Forscher<br />
nun erste Ergebnisse präsentiert: Die<br />
Mauer und damit die Plattform datieren<br />
sie auf die erste Hälfte des 8. Jh. vC. Laut<br />
Finkelstein konnte in diesen Jahren nur<br />
das potente Nordreich Israel unter König<br />
Jerobeam II. (788–747 vC) ein Bauwerk<br />
solcher Größe realisieren. Und zwar vor<br />
747 vC – ab da begann der langsame<br />
Niedergang des Nordreichs. Jerobeams<br />
Regierungszeit passe perfekt zum Keramik-<br />
und OSL-Befund. Kirjat-Jearim liege<br />
auf der alten Grenze der Stammesgebiete<br />
Juda und Benjamin, wobei Benjamin in<br />
der ersten Hälfte des 8. Jh. vC unter Joasch<br />
und Jerobeam II. die dominierende<br />
Macht in der Region gewesen sei. Nach<br />
dem Fall des Nordreichs durch die Assyrer<br />
(722 vC) sei die Stätte unter judäische<br />
Verwaltung gekommen, denn rege<br />
Bautätigkeit ist auch im 7. Jh. vC durch<br />
Keramik belegt. Eine Fortführung des<br />
Kultorts wird angenommen.<br />
Der Bericht spricht sich dagegen aus,<br />
dass die Assyrer hier – nach 722 oder 701<br />
vC (Feldzug des Sanherib) – eine Befestigung<br />
gebaut haben, um Juda und Jerusalem<br />
im Visier zu haben. Denn solche<br />
künstlichen Podien seien auch in Samaria<br />
und Penuel zu finden und zudem weise<br />
die Behauung einiger Quadersteine ins<br />
Nordreich des 8. Jh. vC. Die Plattform inklusive<br />
möglichem Kultgebäude könnte<br />
also, so das Fazit, in ihrer ursprünglichen<br />
Funktion eine Machtbasis für Jerobeam<br />
gewesen sein. Diese Informationen können<br />
helfen, die Entstehung der Bundeslade<br />
zu verstehen. Im Sommer 20<strong>19</strong> gehen<br />
die Ausgrabungen weiter. W (hk/wub)<br />
© screenshot Halotrust.com<br />
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welt und umwelt der bibel 1/20<strong>19</strong>