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*<br />
SPORT<br />
NACH-<br />
SCHUSS<br />
Von<br />
Patrick<br />
Berger<br />
Ibisevic meckert–<br />
und schadet Hertha<br />
Pal Dardai fordert von<br />
seinen Spielern vor allem<br />
eines: Disziplin! Schade,<br />
dass ausgerechnet der<br />
Kapitän das am Sonnabend<br />
missachtet hat. Vedad Ibisevic<br />
meckerte sich im Spiel<br />
gegen Werder Bremen zur<br />
Gelb-Sperre, fehlt nun beim<br />
schweren Spiel in München<br />
–und das, obwohl er nicht<br />
mal spielte. Dardai verteidigt<br />
seinen Spieler: „Der<br />
Referee war richtig gut,<br />
aber in der Szene lag er<br />
falsch. Bei diesem Tumult<br />
Vedad eine Karte zu geben,<br />
ist hart. Es hieß, er hätte da<br />
nix zu suchen. Aber wieso?<br />
Er ist Kapitän, wollte seine<br />
Jungs nur beruhigen.“<br />
Nach beruhigen sah das<br />
aber nicht aus. Weil Lazaro<br />
Bremens Klaassen den Ball<br />
in der Schlussphase kurz<br />
vorm Einwurf aus der Hand<br />
nimmt, kommt es zur Rudelbildung.<br />
Ibisevic springt<br />
sofort von der Ersatzbank<br />
auf, rennt zu Klaassen und<br />
schubst ihn weg. Der Bosnier<br />
musste sogar vom Vierten<br />
Offiziellen zurückgehalten<br />
werden. Eine unnötige<br />
Entgleisung, die vor allem<br />
einem erfahrenen Führungsspieler<br />
wie Ibisevic<br />
nicht passieren darf. Damit<br />
schadet er dem Team.<br />
DasTor für die Ewigkeit.Claudio Pizarro(Nr.4)hält in der Nachspielzeit bei einem Freistoß drauf –und trifft zum 1:1-Endstand.<br />
Huch,Pal klaut<br />
Pizarro das Rekordtor<br />
Hertha-Trainer zweifelt historischen Treffer zum 1:1 an. Wieentscheidet die DFL?<br />
Ibisevic (r.) und Schiri Storks.<br />
Nachschussverpasst?<br />
www.berliner-kurier.de/<br />
sport/nachschuss<br />
TV-TIPP<br />
Kein Live-SportimFree-TV<br />
Fragen?<br />
Wünsche?<br />
Tipps?<br />
E-Mail: berlin.sport@dumont.de<br />
Foto: City-Press<br />
Von<br />
PATRICK BERGER<br />
Berlin – Fußball-Deutschland<br />
feiert Claudio Pizarro (40).<br />
Mit seinem Last-Minute-Tor<br />
zum 1:1-Endstand bei Hertha<br />
BSC schreibt Werder Bremens<br />
Sturm-Oldie Geschichte.<br />
Doch Hertha-Trainer Pal<br />
Dardai zweifelt das Tor des<br />
Peruaners jetzt an. Wieso das<br />
denn?<br />
Pal Dardai war auch am Tag danach<br />
noch bedient. Zu sehr ärgerte<br />
den Trainer das „unnötige“<br />
1:1 gegen Werder. Er könne<br />
der Mannschaft aber keinen<br />
großen Vorwurf machen: „Das<br />
ist reines Pech!“<br />
In der Tat hatte Hertha die<br />
Partie über 90 Minuten voll im<br />
Griff. Das Team verteidigte<br />
hoch, agierte eher passiv und<br />
setzte mit vielen Kontern Nadelstiche.<br />
Und hinten ließ es<br />
keine nennenswerte Torchance<br />
zu. „Wir haben die Bremer<br />
überrascht und das richtig gut<br />
gemacht“, fand Dardai. „Sie<br />
hatten keine Lösungen<br />
gegen uns.“<br />
Doch dann kam in<br />
der sechsten Minute<br />
der Nachspielzeit<br />
Claudio Pizarro und<br />
fand irgendwie doch<br />
noch eine Lösung. Mit<br />
seinem Freistoß-Treffer<br />
egalisierte der Peruaner, der<br />
bei seiner Einwechslung in der<br />
61. Minute sowohl von den Bremer<br />
als auch Hertha-Fans gefeiert<br />
wurde, den vorigen 1:0-<br />
Treffer durch Davie Selke (25.).<br />
Pizarro hielt aus 18 Metern<br />
drauf, die Hertha-Mauer<br />
sprang hoch, drehte sich seitlich<br />
weg und fälschte den Ball<br />
erstmals ab. Das Leder wäre<br />
wohl links am Tor vorbei, wäre<br />
da nicht Valentino Lazaro gewesen.<br />
Der Ösi-Kicker hatte<br />
sich vorm Schuss hinter die<br />
Mauer bewegt und lenkte den<br />
Ball letztlich ins eigene Tor ab.<br />
Was hatte Lazaro da zu suchen?<br />
„Das müssen Sie ihn fragen“,<br />
sagt Dardai. „Entweder<br />
stellst du dich früher ins<br />
Tor ganz auf die Linie<br />
oder lässt es.“ Lazaro findet,<br />
„dass wir unseren<br />
Mann nicht gestanden<br />
haben. Es ist peinlich,<br />
dass wir uns bei dem Freistoß<br />
wegdrehen, statt Eier oder Gesicht<br />
hinzuhalten. Durch eine<br />
Dummheit haben wir zwei<br />
Punkte hergeschenkt.“<br />
Weil sich Pizarro mit seinem<br />
195. Bundesliga-Treffer unsterblich<br />
macht, verpasst Hertha<br />
den großen Sprung in Richtung<br />
Europa. Mit 40 Jahren<br />
und 136 Tagen ist der Werder-<br />
Star jetzt der älteste Bundesliga-Torschütze<br />
aller Zeiten. Der<br />
gefeierte Werder-Held bedankte<br />
sich noch in der Nacht um<br />
3Uhr nach dreistündiger Busfahrt<br />
zu Hause in Bremen in einem<br />
Livevideo auf Instagram<br />
bei den Fans: „Ich hoffe, dass<br />
der Rekord für immer bleibt.“<br />
Dardai allerdings hat da so<br />
seine Zweifel. Der Ungar erkennt<br />
Pizarro den Treffer<br />
schmunzelnd ab. „Ich muss ein<br />
bisschen böse sein, aber das<br />
war nicht sein Tor. Da kann er<br />
mir alles erzählen.“ Er habe<br />
Riesen-Respekt vor Pizarro<br />
und dem, was er in Deutschland<br />
geleistet hat. „Aber der Ball war<br />
abgeprallt, Tino hat ihn reingeleitet.<br />
Also ich würde mich da<br />
schon fragen, ob das ein Rekord<br />
ist oder nicht.“<br />
Dardai klaut Pizarro das Tor.<br />
Zieht die DFL mit? Die Regeln<br />
besagen, dass „ein Torschussversuch<br />
klar erkennbar“ sein<br />
muss. War bei Pizarro so. Als<br />
Eigentor gilt es nur dann, wenn<br />
„durch den abwehrenden Spieler<br />
eine kontrollierte Aktion in<br />
unbedrängter Situation vorliegt“.<br />
Heute entscheidet die Liga<br />
–hoffentlich pro Pizarro.