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*<br />
HINTERGRUND<br />
30 Jahrenach<br />
der Wende<br />
Dasärgert: 30 Jahrenach<br />
Maueröffnung hinken die<br />
Wirtschaft und die Löhne<br />
im Osten noch immer hinter<br />
dem Westen her.Bislang<br />
wurde zum Beispiel<br />
der Mangel an Firmenzentralen<br />
im Osten für die<br />
niedrigereProduktivität<br />
und die im Schnitt niedrigeren<br />
Löhne verantwortlich<br />
gemacht.Jetzt gibt es<br />
einen neuen Aspekt: Subventionen<br />
haben nicht benötigte<br />
Jobs erhalten.<br />
Fotos: Imago/<br />
Förderung soll künftig<br />
eher ins prosperierende<br />
Potsdam statt in<br />
schrumpfende Orte wie<br />
Letschin fließen.<br />
Forscher: Milliarden wurden<br />
zum Osten rausgeworfen<br />
Wirtschaftsexperten machen Subventionen für schlechtereEntwicklung in neuen Ländern verantwortlich<br />
Zwischen „blühenden<br />
Landschaften“ und<br />
Strukturproblemen: 30<br />
Jahre nach dem Mauerfall gibt<br />
es nach wie vor deutliche Ost-<br />
West-Unterschiede bei Wirtschaftsleistung,<br />
Löhnen und<br />
Fachkräften, wie eine Untersuchung<br />
des Leibniz-Institutsfür<br />
Wirtschaftsforschung Halle<br />
(IWH) zeigt.<br />
Als einen zentralen Befund<br />
nennen die Experten die immer<br />
noch geringere Produktivität in<br />
Ostdeutschland. Diese lag 2017<br />
in den neuen Ländern einschließlich<br />
Berlin bei durchschnittlich<br />
82 Prozent des<br />
Westniveaus. Kein ostdeutsches<br />
Flächenland reicht bislang<br />
an das westdeutsche<br />
Schlusslicht, das Saarland, heran.<br />
Dies liegt aus Sicht des IWH<br />
nicht nur an fehlenden Konzernzentralen.<br />
Nur 36 der 500<br />
größten deutschen Unternehmen<br />
haben ihren Sitz im Osten.<br />
Ostdeutsche Betriebe haben<br />
allerdings in jeder Größenklasse<br />
eine mindestens 20 Prozent<br />
niedrigere Produktivität. Die<br />
Experten bringen dies mit<br />
staatlichen Subventionen in<br />
Verbindung –seit 1991 sind 42<br />
Milliarden Euro in die Ostfirmen<br />
geflossen. Seien diese an<br />
die Bedingung geknüpft, Arbeitsplätze<br />
zu erhalten oder zu<br />
schaffen, könne das einer Erhöhung<br />
der Arbeitsproduktivität<br />
im Weg stehen, weil Jobs<br />
bestehen bleiben, die eigentlich<br />
nicht mehr gebraucht würden.<br />
Die „Bruchkante der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung“ verlaufe<br />
allerdings nicht nur entlang<br />
der ehemaligen Grenze, es<br />
gebe auch ein Süd-Nord- und<br />
ein Stadt-Land-Gefälle. In Ingolstadt<br />
etwa liegt der mittlere<br />
Lohn bei 144,4 Prozent des<br />
Bundesschnitts –inCloppenburg<br />
bei 81,3 Prozent.<br />
Wenn sich die Wirtschaftskraft<br />
in Ost und West annähern<br />
soll, müssen laut IWH-Präsident<br />
Reint Gropp die Städte gestärkt<br />
werden. Dort entstünden<br />
hochwertige Dienstleistungen,<br />
die die Wirtschaft zusehends<br />
Bruttowertschöpfung<br />
pro Kopf nach Betriebsgröße, in Tausend Euro<br />
Westdeutschland<br />
1bis 49<br />
Beschäftigte<br />
50 bis 249<br />
Beschäftigte<br />
über 250<br />
Beschäftigte<br />
Ostdeutschland<br />
bestimmten.<br />
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident<br />
Reiner Haseloff<br />
(CDU) widerspricht und sagt,<br />
man könne nicht die Mehrheit<br />
der Menschen und Regionen<br />
ausklammern. „Das ist undemokratisch,<br />
unsozial und politisch<br />
unhaltbar.“<br />
50,5<br />
45,3<br />
55,6<br />
74,8<br />
74,9<br />
Auch der Ostbeauftragte der<br />
Bundesregierung, Christian<br />
Hirte (CDU), warnt davor,<br />
wirtschaftlich schwache Gebiete<br />
im Osten aufzugeben.<br />
Dies sei „ökonomisch falsch<br />
und politisch völlig inakzeptabel“,<br />
sagt er dem Redaktions-<br />
Netzwerk Deutschland (RND).<br />
Wie aus der Studie weiter hervorgeht,<br />
verschärft sich der<br />
Fachkräftemangel im Osten.<br />
So hatte der Osten bis Anfang<br />
der 2000er-Jahre noch einen<br />
größeren Anteil hoch qualifizierter<br />
Beschäftigter. Dieser<br />
Vorsprung ging mittlerweile<br />
fast überall verloren. Zudem<br />
schrumpft die Zahl der Menschen<br />
im erwerbsfähigen Alter<br />
künftig schneller, und die<br />
Schulabbrecherquoten im Osten<br />
sind höher. Nicht zuletzt<br />
91,6<br />
ziehen hoch qualifizierte EU-<br />
Zuwanderer viel eher in westals<br />
in ostdeutsche Regionen.