Pack & Log 03/2019
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Aktuell Etiketten E-Commerce Lager/Kommissionieren<br />
BVL Dialog<br />
Shopping im Dark-Store<br />
Waren Sie schon einmal in einem Dark-Store? Keine Angst, das ist weder verboten noch unanständig. Aber trotz<br />
allem waren bis jetzt wohl die Wenigsten dort. Das ist jetzt auch nicht weiter verwunderlich, denn wenn Sie dort<br />
nicht arbeiten, haben Sie dort auch nichts verloren. Aber es hat mir gezeigt, wie wenig Vorstellung man davon<br />
hat, was E-Commerce in der Praxis für ein Unternehmen bedeutet. <strong>Pack</strong> & <strong>Log</strong> hat daher Thomas Kaiser, Sales<br />
Manager Market Sector Food Retail von SSI Schäfer, befragt, um Licht in das Dunkel des Dark-Store zu bringen.<br />
Was bedeutet der Einstieg in den E-Commerce für die Lagerstruktur<br />
eines Unternehmens?<br />
Nehmen Sie als Beispiel einen klassischen Retailer, der von einem<br />
Zentrallager aus mehrere Filialen versorgt. Bei E-Commerce wird<br />
oftmals hingegen jeder einzelne Kunde direkt – und nicht eine ganze<br />
Filiale – versorgt. D.h., die Aufträge werden wesentlich individueller<br />
und kleiner – zum Großteil nur mit ein bis zwei Produkten<br />
pro Orderline. Es geht somit nahezu ausschließlich Piece-Picking.<br />
Und über alldem stehen die kurzen Auslieferungszeiten, die das<br />
Tempo vorgeben. Geschwindigkeit ist daher ein wesentlicher Faktor<br />
in diesem Geschäftsmodell. Für ein bestehendes klassisches<br />
Retail-Unternehmen bedeutet das, dass die historisch gewachsenen<br />
Kommissionierformen mit dem Einstieg in das E-Commerce-Business<br />
komplett geändert werden müssen.<br />
Heißt das, dass der Kunde immer ein neues Lager braucht, oder<br />
kann das alte E-Commerce-tauglich gemacht werden?<br />
In der Praxis stellt ein klassisches Retail-Unternehmen Step by<br />
Step auf E-Commerce um, denn meistens wird er ja als zusätzlicher<br />
Vertriebs-Channel eingeführt. Daher erfolgt auch die Modifizierung<br />
des Lagers im Regelfall schrittweise.<br />
Aber natürlich stellen sich die Unternehmer die Frage: „Wie vereinheitliche<br />
ich den E-Commerce-Ansatz für meine Firma in einem<br />
<strong>Log</strong>istikkonzept?“ D.h. nehme ich die Ware aus meinem Laden<br />
oder aus einem existierenden Lager und passe dieses Lager dementsprechend<br />
an? Stichwort Piece Picking. Oder baue ich gleich einen<br />
Dark-Store? Zur Erklärung: Ein Dark-Store sieht fast so aus wie ein<br />
normaler Supermarkt. Hier steht Regalreihe an Regalreihe mit Waren<br />
jeder Art. Kunden betreten das Geschäft allerdings nie. Es handelt<br />
sich eben um ein Distributionszentrum für Online-Bestellungen.<br />
Und man darf sich keine falschen Vorstellungen machen: Hier<br />
läuft oftmals noch sehr vieles manuell ab. In vielen Fällen geht der<br />
Kommissionierer sozusagen mit dem Einkaufswagen durch den<br />
Dark-Store shoppen.<br />
Kaum Automatisierung, warum?<br />
Viele Unternehmen wollen E-Commerce vorerst einmal als Alternative<br />
zu anderen Absatzkanälen ausprobieren. Und mit manuellen<br />
Arbeitskräften ist man sehr flexibel. Je mehr E-Commerce aber an<br />
Bedeutung – und an Umsatz – für das Unternehmen gewinnt, desto<br />
mehr wird in weiterer Folge automatisiert.<br />
Wie darf man sich das vorstellen?<br />
Wichtig ist, dass man nicht gleich das ganze Lager umbauen<br />
muss, sondern man beginnt einzelne Prozesse zu automatisieren.<br />
Als Beispiel: Die größten Auslieferspitzen im Online-Handel sind<br />
oftmals Montag und Freitag, jeweils zwischen 16 und 17 Uhr. Für<br />
diese Tage bestellen die Kunden entweder Waren am Wochenende<br />
(für Montag), oder sie können sich die Zeit nehmen, um in Ruhe<br />
(Freitag) im Internet zu shoppen. Für das Unternehmen stellt sich<br />
nun die Frage, wie ich am besten kommissioniere, um diese Spitzen<br />
abzudecken und die Ware rechtzeitig zur Auslieferung und in<br />
weiterer Folge zum Kunden bringe.<br />
Denn die zentrale Phase im E-Commerce ist die Kommissionierung<br />
bis hin zum Shipping bzw. zur Auslieferung. Da steht alles unter<br />
enormem Zeitdruck. Es gilt Zeit zu gewinnen. Und genau in diesem<br />
Punkt kann Automatisierung – z.B. Shuttletechnologie oder<br />
Hängefördertechniktechnologie – eine entscheidende Rolle spielen.<br />
Durch den Einsatz der entsprechenden Technologien z.B. für kommissionierte<br />
Aufträge kann sich das Unternehmen beispielsweise<br />
ein automatisiertes Pufferlager zur Zwischenlagerung schaffen.<br />
Der Vorteil liegt dann darin, dass die Lieferfahrzeuge jederzeit für<br />
die Auslieferung zum Endkunden bestückt werden können und