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Berliner Zeitung 05.04.2019

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Familienbande: Wiesich ein <strong>Berliner</strong> Sportpolitiker und sein Verein entzweiten – Seite 3<br />

Arbeiterbilder<br />

in der<br />

U-Bahn<br />

Seite 10<br />

10°/20°<br />

Sonne und Wolken<br />

Wetter Seite 2<br />

Kostenloses Schulessen<br />

wird zum Problem<br />

Berlin Seite 9<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Abgelehnt: AfD-Kanditatin<br />

scheitert im Bundestag<br />

Politik Seite 4, Leitartikel Seite 8<br />

Freitag,5.April 2019 Nr.80HA-75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

70 Jahre Nato: Ein Streit<br />

zum Geburtstagsfest<br />

Tagesthema Seite 2<br />

Alfons Zitterbacke<br />

Er ist<br />

wieder<br />

da<br />

VonAnne Vorbringer<br />

ZweiEpisoden haben sich mir tief<br />

eingebrannt und werden sofort<br />

abgerufen, wenn dieser Name fällt:<br />

Alfons Zitterbacke. Zitterbacke, Kinderbuch-<br />

und Identifikationsfigur<br />

für Heranwachsende im Osten der<br />

Republik. Immer Ärger mit den Erwachsenen,<br />

zielsicher von einem<br />

Fettnapf in den nächsten tretend,<br />

und dann dieser Name!„Zitterbacke,<br />

Hühnerkacke!“<br />

Wer nicht zur<br />

Müller-Meier-<br />

Schulze-Fraktion<br />

gehört, der<br />

weiß um das unerschöpfliche<br />

Lästerpotenzial,<br />

das Kinder in<br />

Alfons Zitterbacke:<br />

Seine Geschichte wird<br />

Nachnamen auftun<br />

können.<br />

erneut verfilmt. Aber zurück<br />

zu den Episoden.<br />

Eine handelt vom Bau eines Haustelefons<br />

–ein Projekt, das Zitterbacke<br />

gemeinsam mit seinem besten<br />

Freund Bruno von nebenan ausheckte.<br />

Streng geheim, versteht sich.<br />

„Am Ende einer langen Strippe werden<br />

alte Schuhcremedeckel festgebunden,<br />

über die Deckel spannt<br />

man Pergamentpapier.“ Genial!<br />

Nach reichlich Ärger mit den Nachbarn<br />

spannte sich die Bindfadenleitung<br />

tatsächlich von Wohnung zu<br />

Wohnung. Mit dem Telefonieren<br />

klappte es trotzdem nicht. Kaum weniger<br />

einfach gestaltete sich Zitterbackes<br />

erster Kopfsprung. Jeder, der<br />

schon mal zitternd auf dem Dreimeterbrett<br />

gestanden hatte, konnte die<br />

Ängste verstehen, die den Elfjährigen<br />

umtrieben. Undals es dann endlich<br />

klappte mit dem Sprung, hat<br />

Papa nicht hingeschaut. Warjaklar.<br />

Es ist ein ganz normaler Junge,<br />

den der <strong>Berliner</strong> Schriftsteller und<br />

SED-Funktionär Gerhard Holtz-<br />

Baumert (1927–1996) da geschaffen<br />

hat. Einer,über den man lachen, mit<br />

dem man leiden konnte. Einer, der<br />

alles richtig machen will und dann<br />

doch wieder Pech hat. Der nie die<br />

Flinte ins Korn wirft, sondern Rückschläge<br />

tapfer wegsteckt. Kein Wunder,<br />

dass Alfons Zitterbacke zu einem<br />

der populärsten Kinderbuchhelden<br />

der DDR wurde.<br />

Auch 60 Jahre nach Erscheinen<br />

des ersten Bandes ist Zitterbacke<br />

nicht vergessen. Ab kommenderWoche<br />

kehrt ersogar auf die Kinoleinwand<br />

zurück –mit „Astro-Alex“ Alexander<br />

Gerst in einer Gastrolle.Denn<br />

natürlich hat Zitterbacke nicht nur<br />

Haustelefone im Kopf. Jetzt will er als<br />

Astronaut das Weltall erobern.<br />

Bund steigt bei der Charité ein<br />

Das <strong>Berliner</strong> Institut für Gesundheitsforschung wird dauerhaft finanziert.<br />

Eine solche Vereinbarung hat es bundesweit noch nicht gegeben<br />

Die Charité hat künftig drei Säulen: Fakultät, Uni-Klinikum und <strong>Berliner</strong> Institut für Gesundheitsforschung.Letzteres wird vom Bund direkt finanziert.<br />

VonTorsten Harmsen<br />

Große Erleichterung für<br />

Berlin: Nach langen Debatten<br />

kann das <strong>Berliner</strong><br />

Institut für Gesundheitsforschung<br />

(BIG) volle Fahrt aufnehmen.<br />

Es erhält eine unbefristete Förderung,<br />

allein fürs laufende Jahr 83,3<br />

Millionen Euro. Das Besondere: 90<br />

Prozent sind vom Bund, 10 Prozent<br />

vom Land Berlin. Grundlage ist eine<br />

noch nicht veröffentlichte Verwaltungsvereinbarung<br />

zwischen Bund<br />

und Land. Sie soll in Kürze vorgestellt<br />

werden.<br />

Nicht nur für Berlin, sondern<br />

auch bundesweit ist die Vereinbarung<br />

ein Novum. Zum ersten Mal<br />

wird hier die 2015 beschlossene<br />

Grundgesetzänderung angewandt,<br />

der zufolge der Bund Wissenschaftseinrichtungen<br />

eines Landes auch<br />

langfristig fördern kann. Bis dahin<br />

war dies nur im Rahmen befristeter<br />

Projekte und Programme möglich.<br />

Die Verwaltungsvereinbarung<br />

sieht vor, dass der Bund als Partner<br />

direkt in die Charité mit einsteigt.<br />

Bisher war das 2013 gegründete BIG<br />

gemeinsam von der Charité und<br />

dem Max-Delbrück-Centrum für<br />

MolekulareMedizin (MDC) getragen<br />

worden. Nun werde das BIG „in einen<br />

eigenständigen Exzellenzbereich<br />

innerhalb der Charité überführt“,<br />

wie es in der Vereinbarung<br />

heißt. DasBIG werdedamit zur dritten<br />

Säule der Charité –neben Medizinischer<br />

Fakultät und Uni-Klinikum.<br />

Vertreter des Bundes sitzen<br />

künftig im Aufsichtsrat der Charité<br />

und im Verwaltungsrat des BIG. Den<br />

Verantwortlichen ist es wichtig zu<br />

betonen, dass das BIG wirtschaftlich<br />

unabhängig ist und sein Vermögen<br />

eigenständig verwaltet. Das MDC<br />

soll „privilegierter Partner“ des BIG<br />

werden und eng in die Entwicklung<br />

des Instituts eingebunden sein.<br />

Insider sehen die direkte Einbindung<br />

des BIG in die Charité als beste<br />

Lösung an. Siebiete die größte Nähe<br />

zu den Patienten, denen die Forschung<br />

gilt, heißt es.Und sie beende<br />

eine jahrelange Unsicherheit über<br />

die Zukunft des BIG. DasInstitut war<br />

2013 gegründet worden. Es soll „innovative<br />

Gesundheitsforschung von<br />

übergreifender Bedeutung“ betreiben,<br />

heißt es in der Vereinbarung.<br />

Spitzenwissenschaftler aus aller Welt<br />

forschen hier an den Grundlagen<br />

neuer Therapien, die den Patienten<br />

Erstmalig wird die<br />

Grundgesetzänderung von 2015 angewandt.<br />

Seither kann der Bund<br />

Wissenschaftseinrichtungen eines Landes<br />

direkt und langfristig fördern.<br />

möglichst bald zugutekommen sollen<br />

– Translation genannt. Dabei<br />

geht es unter anderem um Therapien<br />

gegen Krebs, Alzheimer und<br />

Herz-Kreislauf-Krankheiten. Derzeit<br />

forschen am BIG 20 Professoren und<br />

drei Nachwuchsgruppen. Zu den berufenen<br />

Professoren gehören Immunologen,<br />

Mikrobiologen, Herz-<br />

Kreislauf-Forscher, Bioethiker, aber<br />

auch Spezialisten für Gehirnsimulationen<br />

oder mathematische Modellierung<br />

des neuronalen Lernens.<br />

IMAGO IMAGES/KARL-HEINZ SPREMBERG<br />

Doch trotz aller Erfolge geriet das<br />

BIG in den vergangenen Jahren ins<br />

Schlingern. Es kam zu Führungsquerelen.<br />

Grund war die komplizierte<br />

Zusammensetzung des Vorstands<br />

der gemeinsamen Einrichtung von<br />

Charité und MDC. DieFolgen waren<br />

Interessenkonflikte und eine erschwerte<br />

Profilbildung, wie es in einem<br />

Gutachten hieß. Um die Zukunft<br />

des BIG und auch die Bundesförderung<br />

dauerhaft zu sichern,<br />

brauchte es eine neue Konstruktion.<br />

EinJahr lang wurde über eineVereinbarung<br />

verhandelt. Nun sind die<br />

Staatssekretäre des Regierenden<br />

Bürgermeisters und <strong>Berliner</strong> Wissenschaftssenators<br />

Michael Müller<br />

(SPD) und der Bundesforschungsministerin<br />

Anja Karliczek (CDU) zu<br />

einem für beide Seiten annehmbarenErgebnis<br />

gekommen. DieVereinbarung<br />

muss im Juli noch den Bundesländern<br />

in der Gemeinsamen<br />

Wissenschaftskonferenz (GWK) zur<br />

Zustimmung vorgelegt werden.<br />

Die Vereinbarung stärkt die Bedeutung<br />

Berlins nicht nur finanziell,<br />

mit Bundesmitteln von jährlich<br />

mehr als 70 Millionen Euro,sondern<br />

auch auf anderer Ebene: DasBIG soll<br />

künftig deutschlandweit Projekte auf<br />

dem Gebiet der translationalen biomedizinischen<br />

Forschung fördern.<br />

Kommentar Seite8<br />

Cyberangriff<br />

auf den<br />

Bayer-Konzern<br />

Hinter der Hackergruppe<br />

könnte China stehen<br />

VonHendrik Geisler und<br />

Frank-Thomas Wenzel<br />

Die Hacker-Gruppe Winnti soll<br />

den Bayer-Konzern attackiert<br />

haben. Der Konzern bestätigte den<br />

Angriff. Winnti soll im Auftrag des<br />

chinesischen Staates agieren, vermuten<br />

Experten. Die Hackergruppe<br />

soll 2016 auch hinter einer Attacke<br />

gegen ThyssenKrupp gesteckt haben.<br />

Bayer habe umgehend das Löschen<br />

der Schadsoftware vorbereitet,<br />

jedoch nicht sofort eingegriffen,<br />

um das Verhalten der Hacker beobachten<br />

zu können, sagte ein Sprecher.<br />

Ende März 2019 seien die Systeme<br />

bereinigt worden: „Bis zu diesem<br />

Zeitpunkt sind die Angreifer<br />

nach unseren Erkenntnissen nicht<br />

aktiv geworden, um Informationen<br />

auszuleiten.“ Es sei jedoch nicht<br />

hundertprozentig auszuschließen,<br />

dass die Hacker Daten heruntergeladen<br />

hätten. Laut Bayerischem Rundfunk<br />

und NDR ist Winnti-Malwarein<br />

den vergangenen Wochen auch bei<br />

drei Firmen aus dem deutschen Mittelstand<br />

entdeckt worden. Sie sollen<br />

aus den Sparten Chemie, Maschinenbau<br />

und Softwarestammen.<br />

Dass hinter Winnti möglicherweise<br />

der chinesischen Staat steht,<br />

macht die Sache politisch brisant.<br />

Seit Wochen wird hierzulande darüber<br />

diskutiert, ob beim Ausbau des<br />

neuen 5G-Standards das chinesische<br />

Unternehmen Huawei beteiligt<br />

werden kann. DieUS-Regierung unterstellt<br />

dem Konzern, mit dem chinesischen<br />

Geheimdienst zu kooperieren.<br />

Beweise dafür wurden bislang<br />

aber nicht vorgelegt.<br />

Nicht nur Großkonzerne wie<br />

Bayer sind Ziel von solchen Angriffen.<br />

Auch Kleinunternehmer und<br />

Mittelständler müssen sich wehren.<br />

Made in Berlin Seite6<br />

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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Kanada<br />

Island<br />

Norwegen<br />

Estland<br />

2004<br />

CHRONIK<br />

1949<br />

•<br />

In Washington wird am 4. April der<br />

Nordatlantikvertrag unterzeichnet.<br />

1957<br />

•<br />

Die Nato verabschiedet ihre Strategie<br />

der „massiven Vergeltung“.<br />

1966<br />

•<br />

Frankreich verlässt das integrierte<br />

Militärkommando des Bündnisses.<br />

1983<br />

•<br />

Als Reaktion auf sowjetische SS 20 stationiertdie<br />

Nato Atomraketen in Westeuropa.<br />

1987<br />

•<br />

Die USA und die Sowjetunion schließen<br />

den INF-Vertrag.<br />

1991<br />

•<br />

Der als Reaktion auf die Nato gegründete<br />

Warschauer Pakt wird aufgelöst.<br />

1997<br />

•<br />

Die Nato sagt Russland zu, auf eine dauerhafte<br />

und umfangreiche Stationierung<br />

vonTruppen in Osteuropa zu verzichten.<br />

1999<br />

•<br />

Im Kosovo-Konflikt greift die Nato Serbien<br />

an –ohne völkerrechtliches Mandat.<br />

2003<br />

•<br />

Die Nato führtden Kampfeinsatz gegen<br />

die Taliban in Afghanistan.<br />

2014<br />

•<br />

Nach der Annexion der Krim durch Russland<br />

rüstet die Nato in Osteuropa auf.<br />

2019<br />

•<br />

Die USA kündigen den INF-Vertrag über<br />

atomare Mittelstreckenraketen.<br />

USA<br />

70 Jahre Nato<br />

Gemeinheiten<br />

zum<br />

Geburtstag<br />

Einen Eklat gibt es beim<br />

Jubiläumstreffen des<br />

Militärbündnisses nicht. Doch<br />

Deutschland steht am Pranger<br />

VonKarlDoemens, Washington<br />

Der deutsche Außenminister<br />

Heiko Maas hat<br />

den Veranstaltungssaal<br />

schon verlassen, als ihm<br />

unerwartet eine prominente Amerikanerin<br />

zur Seite springt. „Ich will<br />

auch, dass unsere Verbündeten<br />

mehr tun“, sagt Madeleine Albright,<br />

die unter US-Präsident Bill Clinton<br />

als erste Frau das State Department<br />

leitete:„Aber innerhalb einer Familie<br />

finde ich es effektiver zu überzeugen<br />

statt sich zu beschimpfen.“ Schließlich,<br />

erinnert die 81-Jährige, sei die<br />

Nato doch ein Bündnis,das gemeinsame<br />

Werteteile.<br />

Beim Washingtoner Außenministertreffen<br />

zum 70. Geburtstag der Allianz<br />

kann man das schon einmal<br />

vergessen. Zwar versammeln sich<br />

die 29 Top-Diplomaten zum freundlichen<br />

Gruppenfoto am Gründungsort<br />

im neoklassizistischen Andrew<br />

Mellon Auditorium, und manche<br />

von Pathos geschwängerte Festtagsrede<br />

wirdgehalten. Ausguten Gründen<br />

aber haben die Veranstalter eine<br />

pompöse Feier mit US-Präsident<br />

Donald Trump vermieden, der die<br />

Nato-Beistandsverpflichtung mehrfach<br />

in Zweifel gezogen hat und das<br />

Bündnis wie einen Privatclub mit<br />

hohen Zwangsbeiträgen betrachtet.<br />

Bewusst hält Nato-Generalsekretär<br />

Jens Stoltenbergseine große Rede im<br />

Kongress, der dem Bündnis mit minutenlangem,<br />

demonstrativem Applaus<br />

den Rücken stärkt.<br />

UnübersehbareRisse<br />

Gleichwohl sind die Risse unübersehbar,als<br />

sich die Minister am Donnerstag<br />

um den rundenTisch im LoyHenderson<br />

Room des State Departments<br />

versammeln. Die alphabetische Sitzordnung<br />

will es,dass Maas neben seinem<br />

griechischen Kollegen weit weg<br />

vonGeneralsekretär Jens Stoltenberg<br />

und US-Außenminister Mike Pompeo<br />

sitzt. „Jetzt ist nicht die Zeit für<br />

Ausreden, dass unsere Bürger keine<br />

Portugal<br />

Spanien<br />

1982<br />

höheren Verteidigungsausgaben unterstützen“,<br />

eröffnet Pompeo mahnend<br />

die Sitzung. Angesichts der Bedrohungen<br />

durch Russland, den Terrorismus<br />

und wachsende Unsicherheiten<br />

in vielen Regionen der Welt sei<br />

es eine Kernaufgabe jeder Regierung,<br />

„klarzumachen, weshalb wir diesen<br />

Gefahren begegnen müssen“. Das<br />

klingt wie eine Gardinenpredigt für<br />

die Bundesregierung, die von dem<br />

verabredeten Ziel, bis 2024 mindestens<br />

zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />

fürs Militär auszugeben,<br />

meilenweit entfernt ist. Immerhin<br />

nennt Pompeo die Übeltäter nicht<br />

beim Namen. US-Vizepräsident Mike<br />

Pence war am Vortag deutlich unfreundlicher<br />

gewesen. „Schlicht inakzeptabel“<br />

sei es, dass Deutschland<br />

das Zwei-Prozent-Ziel weit verfehle<br />

und selbst das Versprechen, bis 2024<br />

Belgien<br />

Frankreich<br />

Luxemburg<br />

Nato-Mitglieder<br />

Februar 2019<br />

Gründungsmitglieder<br />

Nato-Mitglieder mit Beitrittsjahr<br />

Zukünftige Nato-Mitglieder<br />

Bewerberländer<br />

Dänemark<br />

Ungarn<br />

1999<br />

Slowenien Bulgarien<br />

2004<br />

2004<br />

Bosnien und<br />

Herzegowina<br />

Kroatien<br />

Nordmazedonien<br />

2009<br />

Großbritannien<br />

Deutschland<br />

1955<br />

Italien<br />

BLZ/HECHER; QUELLE: NATO, DPA<br />

Polen<br />

1999<br />

Tschechien<br />

1999<br />

Lettland<br />

2004<br />

Litauen<br />

2004<br />

Slowakei<br />

2004<br />

Analyse: Das ergab eine Online-Umfragedes<br />

Meinungsforschungsinstituts<br />

Yougov anlässlich<br />

des Nato-Jubiläums.<br />

Niederlande<br />

Montenegro<br />

2017<br />

Albanien<br />

2009<br />

Rumänien<br />

2004<br />

Griechenland<br />

1952<br />

mindestens 1,5 Prozent aufzuwenden,<br />

nicht erreiche,wetterte er bei einer<br />

Konferenz: „Wir können nicht die<br />

Verteidigung desWestens gewährleisten,<br />

wenn unsere Verbündeten von<br />

Russland abhängig werden.“ Daswar<br />

ein Seitenhieb gegen das Pipeline-<br />

Projekt Nord Stream 2, das die deutsche<br />

Wirtschaft „buchstäblich zu einem<br />

Gefangenen Russlands“ mache.<br />

Ähnlich massiv wie Deutschland<br />

steht nur die Türkei am Pranger, die<br />

ein umstrittenes russisches Raketenabwehrsystem<br />

gekauft hat, weshalb<br />

die USA die Auslieferung vonMaterial<br />

für F-35-Kampfjets stoppte.<br />

Die Erwiderung von Maas fällt<br />

notgedrungen schwach aus.Ein ums<br />

andere Mal versichert er, dass Berlin<br />

zu seinen Verpflichtungen stehe.Seit<br />

2014 habe man die Verteidigungsausgaben<br />

schon um 40 Prozent erhöht,<br />

und 2024 würden 1,5 Prozent<br />

erreicht, versichert er. Die Diskrepanz<br />

zu jenen 1,25 Prozent, die für<br />

2023 in der Projektion der Bundesregierung<br />

stehen, kann er nur nebulös<br />

erklären:„Ich weiß, unser Haushaltsverfahren<br />

ist für Außenstehende<br />

manchmal schwer zu verstehen.“<br />

Diplomatischer Hochseilakt<br />

In dieser angespannten Lage muss<br />

Nato-Generalsekretär Stoltenberg einendiplomatischen<br />

Hochseilakt vollbringen.<br />

Die Aufgabe meistert der<br />

Norweger mit Sensibilität und Besonnenheit.<br />

Zwar lobt er Trumpdemonstrativ<br />

für dessen Unterstützung der<br />

Nato.„Ich erwarte, dassVersprechen<br />

gehalten werden“, schreibt er den<br />

Deutschenins Stammbuch. Zugleich<br />

aber betont er,dass Berlin großeFortschritte<br />

mache und man den Beitrag<br />

zum Bündnis nicht allein finanziell<br />

messen dürfe. „Unsere Handlungen<br />

zeigen, dass wir starksind, aber manches<br />

Gerede stellt das infrage“, mahnt<br />

Stoltenberg. Das kann man als Seitenhieb<br />

gegen Trumpverstehen.<br />

Die Militärallianz ist in die Jahre<br />

gekommen, und manche Beschwörung<br />

der glorreichen Geschichte<br />

klingt an ihrem 70. Geburtstag merkwürdig<br />

hohl. So ist es wohl kein Zufall,<br />

dass Pompeo beim Festakt hoffnungsvoll<br />

auf die bevorstehende Erweiterung<br />

des Bündnisses verweist:<br />

Noch in diesem Jahr soll die Republik<br />

Nordmazedonien als 30. Mitglied aufgenommen<br />

werden. Deren Außenminister<br />

Nikola Dimitrov trägt in Washington<br />

ein starkes Plädoyerfür den<br />

Zusammenhalt der Allianz vor: „Wir<br />

wissen, dass es draußen kalt ist und<br />

man einsam ist“, sagt der Schriftstellersohn<br />

in perfektem Englisch: „Viele,<br />

die drinnen sind, scheinen das vergessen<br />

zu haben.“<br />

KarlDoemens<br />

spürte beim Nato-Treffen<br />

wenig Feierlaune.<br />

Ukraine<br />

Türkei<br />

1952<br />

UMFRAGE<br />

Rückhalt: Die Nato hat an Rückhalt verloren.<br />

Während 2017 noch mehr als<br />

zwei Drittel der Deutschen (68 Prozent)<br />

eine Mitgliedschaft Deutschlands<br />

befürworteten, sind es 2019<br />

nur noch 54 Prozent. Ähnlich hat<br />

sich der Rückhalt in Großbritannien,<br />

Frankreich, Dänemark und Norwegen verringert.<br />

Der Großteil der befragten Europäer<br />

unterstützt das Bündnis weiterhin.<br />

Militärischer Beistand<br />

„Sind Sie im Falle eines Angriffs von<br />

Russland auf Polen bereit, den Nato-Partner<br />

militärisch zu verteidigen?“<br />

Anteile in Prozent, März 2019<br />

Dänemark<br />

Meinungen zur Nato<br />

„Unterstützen Sie die Mitgliedschaft Ihres<br />

Landes in der Nato oder lehnen Sie sie ab?“<br />

Anteile in Prozent<br />

starke Unterstützung<br />

eher Unterstützung<br />

neutral<br />

eher Ablehnung<br />

starkeAblehnung<br />

weiß nicht<br />

Deutschland<br />

USA<br />

Großbritannien<br />

Frankreich<br />

Dänemark<br />

wäre bereit<br />

wäre nichtbereit<br />

weiß nicht<br />

Großbritannien<br />

USA<br />

Deutschland<br />

Frankreich<br />

Georgien<br />

58 13 29<br />

52 17 31<br />

51 12 37<br />

42 32 26<br />

40 27 33<br />

BLZ/HECHER; QUELLE:YOU GOV<br />

22 32 20 8 5 14<br />

27 17 18 63 29<br />

25 34 14 11<br />

25<br />

9 30 27 7 8 20<br />

32 38 11 32 15<br />

Umfrage unter 1008 bis 2034 Personen<br />

(je Land verschieden), 13.-27.3.2019<br />

rundungsbedingte Differenzen<br />

BLZ/HECHER; QUELLE: YOU GOV, DPA<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute belaufen sich die Temperaturen auf maximal 18 bis 22Grad. Dazu<br />

kommt zuweilen die Sonne heraus. Sehr vereinzelt treten Schauer auf.<br />

Der Wind weht schwach bis mäßig aus südöstlichen Richtungen. In der<br />

Nacht ist es überwiegend wechselnd bewölkt. Ab und zu gibt es Regenschauer,<br />

und die Tiefstwerte sinken auf 10 bis 6Grad.<br />

Biowetter: Witterungsbedingt werden<br />

Kopfweh und Migräneattacken<br />

verstärkt. Wetterfühlige Menschen<br />

neigen daher häufig zu Beschwerden.<br />

Auch Schwindelgefühle können 8°/19°<br />

Wittenberge<br />

das Wohlbefinden beeinträchtigen.<br />

Pollenflug: Weiden- und Pappelpollen<br />

fliegen mäßig bis stark. Die Konzentration<br />

von Birken-, Ulmen-,<br />

Eschen- und Hainbuchenpollen istschwach<br />

bis mäßig.<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 20Grad.<br />

Wind: schwach aus Südost.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

6°/18° 10°/20°<br />

Luckenwalde<br />

5°/19°<br />

Sonnabend<br />

Sonntag<br />

Montag<br />

sonnig heiter wolkig<br />

10°/20° 9°/19° 7°/14°<br />

Prenzlau<br />

9°/20°<br />

Cottbus<br />

8°/21°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

9°/22°<br />

Mitteleuropa befindet sich im Übergangsbereich von milder Luft im Nordosten<br />

und kühler Luft im Südwesten. Im Kreisverkehr ziehen Regenbänder gegen den<br />

Uhrzeigersinn um Tiefdruckzentren über Nordwesteuropa und der Biskaya. Dabei<br />

regnet es von den Britischen Inseln bis zum südlichen Mittelmeerraum örtlich<br />

heftig. Über Nordskandinavien breitet sich ein Hochdruckgebiet aus.<br />

Sylt<br />

6°/12°<br />

Hannover<br />

6°/12°<br />

Köln<br />

5°/13°<br />

Saarbrücken<br />

1°/13°<br />

Konstanz<br />

1°/10°<br />

Hamburg<br />

7°/18°<br />

Erfurt<br />

7°/13°<br />

Frankfurt/Main<br />

6°/11°<br />

Stuttgart<br />

4°/11°<br />

Rostock<br />

9°/20°<br />

Magdeburg<br />

7°/14°<br />

Nürnberg<br />

4°/13°<br />

München<br />

5°/10°<br />

Rügen<br />

9°/17°<br />

Dresden<br />

8°/18°<br />

Deutschland: Heute sorgen viele<br />

Wolken für wenig Sonnenschein und<br />

lokalen Nieselregen oder Regen.<br />

Dabei werden im Tagesverlauf 10 bis<br />

22 Grad erreicht, nachts kühlt es<br />

dann auf 10bis 2Grad ab. Der Wind<br />

weht schwach aus Südost. Morgen<br />

scheint immer wieder die Sonne,<br />

doch teilweise ziehen Wolken vorüber.<br />

Die Temperaturen erreichen<br />

Wertevon 11 bis 20Grad, und der<br />

Wind weht schwach aus Ost.<br />

Schneehöhen:<br />

Thüringer Wald 0cm<br />

Harz 0cm<br />

Erzgebirge 0cm<br />

Bayerische Alpen bis 400 cm<br />

Mondphasen: 05.04. 12.04. 19.04. 26.04.<br />

Sonnenaufgang: 06:32 Uhr Sonnenuntergang: 19:47 Uhr Mondaufgang: 07:07 Uhr Monduntergang: 19:48 Uhr<br />

Lissabon<br />

14°<br />

Las Palmas<br />

22°<br />

Madrid<br />

11°<br />

Reykjavik<br />

7°<br />

Dublin<br />

10°<br />

London<br />

14°<br />

Paris<br />

14°<br />

Bordeaux<br />

13°<br />

Palma<br />

18°<br />

Algier<br />

18°<br />

Nizza<br />

18°<br />

Trondheim<br />

10°<br />

Oslo<br />

9°<br />

Stockholm<br />

12°<br />

Kopenhagen<br />

13°<br />

Berlin<br />

20°<br />

Mailand<br />

17°<br />

Tunis<br />

16°<br />

Rom<br />

17°<br />

Warschau<br />

18°<br />

Wien<br />

16° Budapest<br />

17°<br />

Palermo<br />

18°<br />

Kiruna<br />

-1°<br />

Oulu<br />

3°<br />

Dubrovnik<br />

15°<br />

Athen<br />

17°<br />

St. Petersburg<br />

11°<br />

Wilna<br />

14°<br />

Kiew<br />

13°<br />

Odessa<br />

11°<br />

Varna<br />

12°<br />

Istanbul<br />

17°<br />

Iraklio<br />

21°<br />

Archangelsk<br />

1°<br />

Moskau<br />

6°<br />

Ankara<br />

17°<br />

Antalya<br />

20°<br />

Acapulco 34° sonnig<br />

Bali 32° Gewitter<br />

Bangkok 38° heiter<br />

Barbados 27° heiter<br />

Buenos Aires 23° heiter<br />

Casablanca 14° Schauer<br />

Chicago 17° bewölkt<br />

Dakar 27° heiter<br />

Dubai 33° wolkig<br />

Hongkong 29° heiter<br />

Jerusalem 16° wolkig<br />

Johannesburg 20° Schauer<br />

Kairo 24° heiter<br />

Kapstadt 20° sonnig<br />

Los Angeles 17° wolkig<br />

Manila 35° heiter<br />

Miami 30° Gewitter<br />

Nairobi 32° wolkig<br />

Neu Delhi 41° heiter<br />

New York 10° Regen<br />

Peking 21° wolkig<br />

Perth 26° sonnig<br />

Phuket 35° Gewitter<br />

Rio de Janeiro 36° heiter<br />

San Francisco 14° Regen<br />

Santo Domingo 30° heiter<br />

Seychellen 30° heiter<br />

Singapur 34° wolkig<br />

Sydney 23° Schauer<br />

Tokio 22° wolkig<br />

Toronto 8° Regen


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 3 *<br />

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Seite 3<br />

Familiäres Umfeld<br />

Der Rasen ist sauber gestutzt, aber der innere Frieden ist dahin. Blick über die Havel auf das Grundstück des Vereins Wander-Paddler Havel<br />

BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

Die Havel ist ein langer, ruhiger<br />

Fluss. Keine Majestät, eher eine<br />

Matrone. Gemächlich bahnt sie<br />

sich in weiten Schleifen ihren<br />

Wegdurch Brandenburg, streift Berlin an seinem<br />

Rand und trägt gütig jede hitzige Regung<br />

auf ihren kleinen Wellen davon. Es<br />

muss viel zusammenkommen, damit sich<br />

Menschen an ihrem Ufer empören und zerstreiten<br />

und am Ende kaum noch miteinander<br />

reden. Noch dazu Menschen, die sich eigentlich<br />

nur am Fluss erfreuen wollen.<br />

Der31. August 2018 ist so ein Tag, an dem<br />

in Heiligensee die Emotionen so hoch schlagen<br />

wie die Havelwohl zuletzt beim legendärenTornado,der<br />

2012 in der Gegend wütete.<br />

Es gibt ein Protokoll von diesem Abend im<br />

Vereinsheim der Wander-Paddler Havel, eingetragenerVerein,<br />

gegründet 1925. Es ist eine<br />

schmucklose Baracke aus der Nachkriegszeit.<br />

Vonder Straße trennt sie ein Gitterzaun,<br />

vomFluss ein sorgsam gestutzter Rasen. Auf<br />

der Vereinshomepage sind Bilder von einfach<br />

eingerichteten Räumen zu sehen. Die<br />

Wander-Paddler scheinen hier nicht mehr<br />

Zeit zu verbringen als nötig. Der Vereinszweck<br />

ist ja auch der Kanusport, nicht das<br />

gemütliche Beisammensein – obwohl das<br />

den Wander-Paddlernvielleicht gut täte.<br />

An diesem lauen Freitagabend aber sind<br />

66 Vereinsmitglieder zur Mitgliederversammlung<br />

gekommen. Der Vorsitzende<br />

Aleksander Dzembritzki begrüßt sie. LängereHöflichkeiten<br />

verzeichnet das Protokoll<br />

nicht. Stattdessen hebt Dzembritzki zu einem<br />

eindringlichen Appell an. „Aleks<br />

möchte auf drei Punkte eingehen, die die<br />

weitere Tagesordnung erklären werden: Kameradschaft,<br />

Verantwortung und Persönliches“,<br />

so notiertdie Protokollantin.<br />

DerRetter vonder Rütli-Schule<br />

Was folgt, gleicht einer Abrechnung des 1.<br />

Vorsitzenden mit Teilen der Mitgliederschaft.<br />

„Wann gab es Lob für die Arbeit des<br />

Vorstandes?“, fragt Dzembritzki. Er verweist<br />

auf gestiegene Mitgliederzahlen und sportliche<br />

Erfolge. Einzelne Mitglieder suchten<br />

aber nur nach Fehlern. Es fehle an Kameradschaft.<br />

Im Verein sei „kein ordentlicher Prozess<br />

erkennbar“. Deshalb und aus weiteren<br />

Gründen –die in diesem Artikel noch zu erläutern<br />

sind –werde er auch nicht von seinem<br />

Amt zurücktreten, obwohl er das eigentlich<br />

müsse,weil er sich in einem Interessenkonflikt<br />

befinde.<br />

Aleksander Dzembritzki ist nämlich nicht<br />

nur 1. Vorsitzender der Wander-Paddler Havel.<br />

Der50-Jährige ist seit vorigem Jahr auch<br />

Sport-Staatssekretär und damit einer der<br />

einflussreichsten Sportpolitiker der Stadt. Im<br />

eigenen Verein jedoch ist Dzembritzki an<br />

Grenzen gestoßen. An diesem Sonnabend<br />

tagt erneut die Mitgliederversammlung. Er<br />

freue sich darauf, sagt er der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

DenVorsitz werdeernun aber definitiv<br />

niederlegen, wegen des Interessenkonflikts.<br />

Man darf davon ausgehen, dass ihm das<br />

nach langen Querelen nicht allzu schwer fallen<br />

wird. Dzembritzkis interne Gegner wollen<br />

sich nicht zitieren lassen. AusProtokollen<br />

WieBerlins heutiger Sport-Staatssekretär<br />

und seine Söhne den Vorstand eines <strong>Berliner</strong> Kanu-Klubs übernahmen –<br />

und an Vereinsmeiern und wohl auch an den Tücken der Buchführung<br />

scheiterten. Eine ernste Posse aus Heiligensee<br />

VonFrederik Bombosch<br />

und anderen Dokumenten, die der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> vorliegen, lässt sich dennoch ein Sittengemälde<br />

dieser kleinen, zerstrittenen<br />

Paddler-Gemeinschaft zeichnen.<br />

Im Mai 2015 übernahm Dzembritzki den<br />

Vorsitz des Vereins –auf Drängen aus der<br />

Mitgliederschaft, wie es in einem Protokoll<br />

heißt. Die Wander-Paddler waren zu dieser<br />

Zeit in einer schlechten Verfassung. Es habe<br />

im Verein immer eine „Holzkopffraktion“ gegeben,<br />

sagt jemand mit Einblick in die Interna.<br />

Das ist die böse Bezeichnung für ältere,<br />

verdiente Mitglieder. Einige von ihnen<br />

gehörten auf Lebenszeit zu den Bürgen, die<br />

laut Satzung den Vorstand kontrollieren sollen.<br />

Gerade war wieder ein Vorstand mit seinen<br />

Versuchen gescheitert, den Verein unter<br />

dieser strengen Aufsicht zu führen, fast hätte<br />

das Amtsgericht einen neuen eingesetzt.<br />

In dieser Situation schien einer wie<br />

Dzembritzki genau der Richtige zu sein. Seinerzeit<br />

arbeitete er als Seminarleiter für die<br />

Bildungsverwaltung. Der Öffentlichkeit war<br />

der Grund- und Hauptschullehrer aber bekannt<br />

geworden, als er 2006 die Leitung der<br />

Neuköllner Rütli-Schule übernahm. Nach<br />

der Kapitulation der früheren Schulleiterin<br />

schuf Dzembritzki die Grundlagen dafür,<br />

dass die Brennpunktschule heute als ordentliche<br />

Bildungsstätte gilt. Ein zupackender<br />

Typ, voller Tatendrang. Obendrein engagierte<br />

er sich in der Reinickendorfer SPD,<br />

was für einen Sportverein im Bezirk sicherlich<br />

keinen Nachteil bedeutet.<br />

Dzembritzki hielt, was sich viele von ihm<br />

versprachen. Er brachte seine beiden Söhne<br />

mit, die auch gleich Vorstandsposten übernahmen.<br />

Das Vereinsleben bekam neuen<br />

Schwung, die Mitgliederzahl verdoppelte<br />

sich auf rund 170, auch etliche Jugendliche<br />

traten den Wander-Paddlernbei.<br />

Dazu trug bei, dass Dzembritzki früh einen<br />

neuen Trend erkannte: das Stehpaddeln,<br />

neudeutsch Stand-up-Paddling. Man steht<br />

dabei auf einem Surfbrett und bewegt sich<br />

mithilfe eines Stechpaddels fort. Das sieht<br />

lässig aus, trainiert den Gleichgewichtssinn<br />

und ist damit angeblich auch eine gute Ergänzung<br />

zum klassischen Kanufahren. Die<br />

Wander-Paddler waren der erste <strong>Berliner</strong><br />

Sportverein, der Stehpaddeln anbot. Und<br />

weil Dzembritzki offenbar auch etwas von<br />

Vermarktung versteht, warb er für die Idee<br />

zwei Auszeichnungen ein, deren Logos seither<br />

das Briefpapier und die Homepage des<br />

Vereins schmücken.<br />

So vergingen die ersten zwei Jahre von<br />

Dzembritzkis Präsidentschaft, und auch<br />

manche seiner heutigen Gegner freuten sich,<br />

wie sich ihrVerein entwickelte.Schließlich ist<br />

es immer weniger selbstverständlich, dass<br />

sich ehrenamtliche Vorsitzende mit ganzer<br />

Kraft in ihrem Verein engagieren. In den <strong>Berliner</strong><br />

Kanuvereinen seien weniger als 70 Prozent<br />

der Vorstandsämter überhaupt besetzt,<br />

sagt Wolfgang Grothaus, der Präsident des<br />

„Meine Arbeit für den<br />

Verein war immer<br />

ehrenamtlich. Ich habe<br />

mich zu keiner Zeit<br />

persönlich bereichert.“<br />

Aleksander Dzembritzki, 1. Vorsitzender der<br />

Wander-Paddler Havel und seit vorigem Jahr<br />

auch Staatssekretär für Sport, in einer Mail<br />

an die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Landes-Kanu-Verbands Berlin. „Wir haben<br />

ein akutes Problem beim Funktionärsnachwuchs.“<br />

FriedhardTeuffel, Direktor des Landessportbunds<br />

Berlin, bestätigt das. Für<br />

klassische Vorstandsjobs fänden gerade kleinereVereine<br />

nur schwer Kandidaten.<br />

Dzembritzki aber machte weiter, scheinbar<br />

unermüdlich. Und möglicherweise<br />

merkte er in seinem Schwung zunächst gar<br />

nicht, dass im Verein eine Kluft wuchs. Aus<br />

Misstrauen wurde offener Streit. Blättertman<br />

in den Protokollen, dann findet man einen<br />

bunten Strauß an Konflikten. Arroganz wird<br />

Dzembritzki vorgeworfen. Mangelndes Engagement<br />

vieler Mitglieder beklagt er. Dawird<br />

festgestellt, dass ein neu angeschafftes Motorboot<br />

sich im verkrauteten Uferbereich nicht<br />

verwenden lasse. Dawird sich empört, ein<br />

aufblasbares Wasserpolo-Feld vergammle im<br />

Regen –worauf der Vorstand erwidert, man<br />

könne es doch wegräumen. Der Vorstand<br />

schlägt eine neue Satzungvor,einige Mitglieder<br />

fechten sie hinterher vordem Amtsgericht<br />

an –wegen zweier bedenkenswerter Formfehler.<br />

ImGespräch kritisieren sie aber auch<br />

Neuformulierungen, die exakt den Vorgaben<br />

desBürgerlichen Gesetzbuchs entsprechen.<br />

Die Nutzung der Wohnwagen ist ein wiederkehrendes<br />

Thema –18Stück lassen sich<br />

von der Straße aus auf dem Vereinsgelände<br />

erkennen, es sieht aus wie ein kleiner Campingplatz.<br />

Offiziell stehen sie als Unterkünfte<br />

für Sportler da. Inoffiziell treiben manche<br />

der Bewohner wohl eher unregelmäßig<br />

Sport, genießen die schönen Tage am Fluss<br />

und ärgernsichüber Ruhestörungen. Immer<br />

wieder ist die Rede davon, dass sich die„älterenMitglieder“<br />

missachtet fühlten.<br />

Zu diesem Gefühl trägt wohl wesentlich<br />

bei, dass immer öfter größere Gruppen von<br />

Jugendlichen auf das Gelände kommen.Der<br />

älteste Sohn des 1. Vorsitzenden ist nicht nur<br />

Vorstandsmitglied, sondernauch Inhaber einer<br />

Agentur,die Wandertage organisiert. Das<br />

macht eroffenbar nicht schlecht, jedenfalls<br />

nutzen viele Schulen das Angebot. Mitunter<br />

waren 16Schulklassen in einer Woche auf<br />

dem Gelände der Wander-Paddler, sogeht<br />

aus einem Schreiben von 2017 hervor. Zehn<br />

Euro für drei Stunden kostet nach Angaben<br />

auf der damaligen Homepage der Stehpaddelkurs.<br />

Viel Geldist das nicht, aber mitunter<br />

dürfte es sich geläpperthaben.<br />

Darf ein gemeinnütziger Verein sein Gelände<br />

einem privaten Anbieter zur Verfügung<br />

stellen? Ja, das darf er, versichert Lars<br />

Leuschner, Juraprofessor mit Spezialisierung<br />

auf dasVereinsrecht an der Universität Osnabrück.<br />

„Voraussetzung ist, dass ein Entgelt<br />

erhoben wird, das dem gemeinnützigen<br />

Zweck zugutekommt!“ Und tat es das, und<br />

sei es abzüglich einer Aufwandspauschale<br />

für den Veranstalter? Tja.<br />

„Ich sage meinen Mandanten immer:Ein<br />

Verein ist wie eine kleine Firma. Er braucht<br />

eine ordentliche Buchhaltung, und er muss<br />

wirtschaftlich sein“, erklärt Rechtsanwältin<br />

Christiane Paetsch-Friese, eine der wenigen<br />

Vereinsrechtlerinnen in Berlin. Buchhaltung<br />

ist aber nicht das, was Sportler am liebsten<br />

machen. Undsie ist offenbar auch nicht die<br />

starke Seite der Wander-Paddler und der<br />

Dzembritzkis. Auszug aus einem Revisionsbericht<br />

aus dem vorigen Jahr:Für die Zusammenarbeit<br />

mit derWandertags-Agentur gebe<br />

es keinenVertrag.Teilnehmerlisten seien von<br />

den Lehrernnicht gegengezeichnet worden.<br />

Die Grundlage für die auf das Vereinskonto<br />

eingezahlten Summen sei nicht nachvollziehbar.<br />

Die sehr knappe Erwiderung des<br />

Vorstands auf die ausführliche Darlegung:<br />

„Es sind hier viele Sachen unabsichtlich undurchsichtig<br />

gelaufen.“ Dzembritzkis Sohn<br />

habe sich deshalb aus dem Verein zurückgezogen.<br />

Jemand, der dem jungen Mann wohlgesonnen<br />

ist, sagt, einige Wander-Paddler<br />

hätten ihn „regelrecht zerfleischt“.<br />

Mängel in den Büchern<br />

Bei einigen steckt allerdings eine ernste<br />

Sorge hinter ihrer Empörung über die Wandertags-Aktivitäten:<br />

der mögliche Verlust der<br />

Gemeinnützigkeit. Dieser hätte weitreichende<br />

Folgen, derVerein verlöreseine Steuerprivilegien,<br />

hätte keinen Anspruch mehr<br />

auf Zuschüsse.Aus der Luft gegriffen ist dieses<br />

Szenario nicht. Sowohl der Revisionsbericht<br />

wie auch ein Bericht der Kassenprüfer<br />

stellen Mängel in der Buchführung fest, mitunter<br />

seien Einnahmen mit Ausgaben verrechnet<br />

worden –ein Verstoß gegen das Saldierungsverbot.<br />

Den vom Vorstand beauftragten<br />

Steuerprüfer kritisieren sie,seine Abschlusserstellung<br />

sei mangelhaft.<br />

Ein ernsthaftes Risiko? Nein, zu keiner<br />

Zeit, meint Aleksander Dzembritzki. DieAktivitäten<br />

desVereins seien im Übrigen immer<br />

mit dem Kanu-Landesverband abgestimmt<br />

gewesen. Die drei Juristen, denen die <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> den Fall schildert, sehen die Vorgänge<br />

kritischer. Rechtsanwältin Paetsch-<br />

Friese weist aber auch darauf hin: „Es lässt<br />

sich vieles entschärfen im Dialog mit dem Finanzamt.“<br />

DieBehörde hätte normalerweise<br />

kein Interesse daran, den Verein kaputt zu<br />

machen.<br />

An diesem Sonnabend nun treffen sich<br />

die Vereinsmitglieder und entscheiden unter<br />

anderem darüber, obsie ihren Vorsitzenden<br />

Aleksander Dzembritzki entlasten. Die Kassenprüfer<br />

haben dazu keine Empfehlung<br />

ausgesprochen, die Mitglieder sollen entscheiden.<br />

Siewerden wohl auch darüber diskutieren,<br />

wie es so weit kommen konnte,<br />

dass ihre Vereinsinterna in der <strong>Zeitung</strong> stehen.<br />

Vielleicht unterbrechen sie ihreSitzung<br />

ja ab und an und gehen runter an die Havel.<br />

Wasser hatsoeineberuhigende Wirkung.<br />

Frederik Bombosch<br />

verwechselt nach dieser Recherche nie<br />

wieder Kajaks mit Kanadiern.


4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Spur in AfD-Spendenaffäre<br />

führtzuDuisburger Milliardär<br />

Im Fall der mysteriösen Spende zugunsten<br />

der AfD-Fraktionschefin<br />

Alice Weidel führtMedienberichten<br />

zufolge eine Spur in das Umfeld des<br />

aus Duisburgstammenden, in der<br />

Schweiz und London lebenden Immobilien-Milliardärs<br />

Henning<br />

Conle.Dies ergaben Recherchen von<br />

Süddeutscher <strong>Zeitung</strong>, NDR, WDR<br />

und dem Schweizer Tages-Anzeiger,<br />

die am Donnerstag veröffentlicht<br />

wurden. Einmit der Angelegenheit<br />

Vertrauter habe das „Umfeld“ des<br />

verschwiegenen Milliardärs als eigentlichen,<br />

bislang geheimen Spender<br />

bestätigt. Über die Züricher<br />

Pharmafirma PWS waren vorder<br />

Bundestagswahl 2017 rund 130 000<br />

Euro auf das Konto des AfD-Kreisverbands<br />

Bodenseekreis geflossen,<br />

dem Weidel angehört. (AFP)<br />

Bund und Kohleländer einig<br />

über Sofortprogramm<br />

DieBundesregierung und die Kohleländer<br />

haben sich auf ein Sofortprogramm<br />

für den Strukturwandel in<br />

den vomKohleausstieg betroffenen<br />

Regionen geeinigt. Mitdiesem ersten<br />

Schritt sollen 260 Millionen Euro in<br />

gut 100 Projekte in Sachsen, Sachsen-<br />

Anhalt, Brandenburgund Nordrhein-<br />

Westfalen investiertwerden, wie Bundesfinanzminister<br />

Olaf Scholz (SPD)<br />

am Donnerstag sagte.Esgehe zum<br />

Beispiel um technologische Entwicklung<br />

oder Gewerbeparks.Dies könne<br />

dazu beitragen, dass zukunftsfähige<br />

Jobs entstehen könnten. (dpa)<br />

Oppostionskandidat liegt in<br />

Istanbul bei Nachzählung vorn<br />

Präsident Erdogans AKP geht aus den<br />

Wahlen geschwächt hervor.<br />

DPA<br />

In der türkischen Millionenmetropole<br />

Istanbul liegt bei der Nachzählung<br />

vonStimmen aus der Kommunalwahl<br />

weiter die Opposition in<br />

Führung. DerBürgermeisterkandidat<br />

der Mitte-Links-Partei CHP,<br />

EkremImamoglu, sagte am Donnerstag,<br />

er führemit rund 19 500<br />

Stimmen vordem Kandidaten der islamisch-konservativen<br />

Regierungspartei<br />

AKP vonPräsident Recep<br />

Tayyip Erdogan, Ex-Ministerpräsident<br />

Binali Yildirim. (dpa)<br />

US-Kongress fordert<br />

Rückzug aus dem Jemen<br />

DerUS-Kongress hat Präsident Donald<br />

Trump zu einem Ende des militärischen<br />

Engagements der USA im<br />

Jemen-Krieg aufgefordert. DasRepräsentantenhaus<br />

in Washington<br />

verabschiedete am Donnerstag eine<br />

bereits vomSenat gebilligte Resolution,<br />

die vomPräsidenten verlangt,<br />

binnen 30 Tagen die beteiligten US-<br />

Streitkräfte aus dem Konflikt abzuziehen.<br />

(dpa)<br />

Mordanklage gegen<br />

Attentäter von Christchurch<br />

Demmutmaßlichen Attentäter von<br />

Christchurch soll wegen 50-fachen<br />

Mordes der Prozess gemacht werden.<br />

Knapp drei Wochen nach dem<br />

Anschlag auf zwei Moscheen gab<br />

Neuseelands Polizei am Donnerstag<br />

die Anklagepunkte gegen den 28<br />

Jahrealten Rechtsextremisten aus<br />

Australien bekannt. (dpa)<br />

Der Superstar:Mehr als 14 000 Menschen kamen am Donnerstagabend in die ausverkaufte Lanxess-Arena, um Ex-US-Präsident Barack Obama zuhören zu können. DPA/INKA ENGLISCH<br />

„Ein Tisch ist ein Tisch und kein Baum“<br />

Barack Obama sprach in Köln über Fake News und Regierende. An diesem Freitag kommt er nach Berlin<br />

VonPeter Berger<br />

Nein, nein, nein, ich habe<br />

ihn noch nicht gesehen“,<br />

ruft Cristián Gálvez um<br />

19.45 Uhr indie Menge<br />

und beschreibt kurz die Charakterzüge<br />

jenes Prominenten, den er wenig<br />

später interviewen wird. Barack<br />

Obama sei eine „herausragende Persönlichkeit<br />

auf den politischen Bühnen“,<br />

sagt der Kölner Betriebswirt<br />

und Wirtschaftspsychologe, der das<br />

Privileg hat, ihn in der mit 14 000 Zuhörern<br />

ausverkauften Lanxess-Arena<br />

befragen zu dürfen. Undlässt eine E-<br />

Mail vom 5.November 2008 auf die<br />

Videowand werfen, die allen in der<br />

Halle zeigt, wie nah er dem ehemaligen<br />

US-Präsidenten schon gekommen<br />

ist. Direkt nach seiner ersten<br />

Wahl in das höchste Staatsamt der<br />

USA schickt der mächtigste Mann der<br />

Welt an Gálvez folgenden Satz. „How<br />

we made this.“ Wie wir das gemacht<br />

haben.<br />

Das Publikum ist angefüttert.<br />

20.07 Uhr. Zwei graue Sessel werden<br />

auf die Bühne getragen. DerModerator<br />

fragt: „Ist jemand vielleicht wegen<br />

dieses Moments hierhergekommen?“<br />

DieHalle erhebt sich –und es<br />

ist tatsächlich ein erhebender Moment,<br />

gar keine Frage.Barack Obama<br />

erobertdie Herzen der Halle sofort.<br />

Michelle und er hätten erstmal<br />

lange geschlafen, als er das Amt verlassen<br />

habe, sagt er.„Wir haben entdeckt,<br />

werwir eigentlich wirklich waren.“<br />

Underhabe das erste Malnach<br />

Durchgefallen<br />

Die AfD-Politikerin Harder-Kühnel scheitert bei der Wahl zur Vizepräsidentin des Bundestags<br />

VonJan Sternberg<br />

Die AfD-Abgeordnete Mariana<br />

Harder-Kühnel ist auch im dritten<br />

Anlauf nicht zur Vizepräsidentin<br />

des Bundestages gewählt worden.<br />

Die 44-Jährige bekam am Donnerstag<br />

in geheimer Abstimmung nur<br />

199 Ja-Stimmen. 423 Abgeordnete<br />

votierten gegen sie, 43 enthielten<br />

sich. Entgegen den Gepflogenheiten<br />

des Parlaments ist damit die größte<br />

Oppositionspartei weiterhin nicht<br />

im Präsidium des Bundestages vertreten.<br />

Zu Beginn der Wahlperiode<br />

hatten Union, SPD, FDP, Grüne und<br />

Linkspartei bereits den AfD-Kandidaten<br />

Albrecht Glaser in drei Wahlgängen<br />

durchfallen lassen.<br />

In den vergangenen Tagen war<br />

die Wahl Harder-Kühnels auf den Vizeposten<br />

durchaus für möglich erachtet<br />

worden. „Das hält der Bundestag<br />

aus“, hatte FDP-Fraktionschef<br />

Christian Lindner gesagt. In der<br />

Union hieß es, man wolle der AfD<br />

keine Märtyrerpose gestatten. Mit<br />

diesem Hinweis soll vor allem der<br />

Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion,<br />

Ralph Brinkhaus, argumentiert haben.<br />

Nach außen hin inszeniert<br />

sich Harder-<br />

Kühnel als „Gemäßigte“.<br />

Sie polarisierte weniger<br />

als Glaser.Der erste Kandidat<br />

der AfD für das Präsidium<br />

war in drei Wahlgängen<br />

glatt durchgefallen.<br />

Er war vor allem wegen<br />

seiner Äußerungen<br />

zum Islam gescheitert.<br />

Glaser hatte den Muslimen<br />

in Deutschland das<br />

im Grundgesetz verbriefte<br />

Recht auf Religionsfreiheit<br />

abgesprochen, weil seiner Auffassung<br />

nach der Islam selbst keine Religionsfreiheit<br />

kennt. Harder-Kühnel<br />

bezeichnete die Religionsfreiheit dagegen<br />

öffentlich als „ein Grundrecht,<br />

das nicht entzogen werden kann“<br />

Mariana<br />

Harder-Kühnel, 44<br />

vielen Jahren wieder Kaffee kochen<br />

müssen. „Aber der hat furchtbar geschmeckt.“<br />

Im Kleiderschrank ging<br />

der Kampf mit dem Alltag weiter. Da<br />

habe er sich einen Platz für seine Klamotten<br />

zurückerobernmüssen.<br />

Dann ist aber Schluss mit den<br />

Anekdoten. Es wird ein ernsthaftes<br />

Gespräch. Obama spricht zunächst<br />

über seine Hilfsorganisation, die<br />

Obama-Foundation und seine Philosophie,<br />

dass es darum gehe, Menschen<br />

so zu stärken, dass sie ihr Leben<br />

selbst in die Hand nehmen können.<br />

Er wolle ein weltweites Netzwerk<br />

schaffen, das Ideen wie diese um den<br />

Globus trage.„Darüber werdeich mit<br />

meiner Freundin Angela Merkel am<br />

Freitag in Berlin sprechen.“<br />

Er sei sieben Jahrealt gewesen, als<br />

Martin Luther King einem Attentat<br />

zum Opfer fiel. In seiner Jugendzeit<br />

habe es in den USA leider keine soziale<br />

Bewegung gegeben, der er sich<br />

hätte anschließen können. VonMartin<br />

Luther King habe er gelernt, dass<br />

eine Führungspersönlichkeit zunächst<br />

einmal ein guter Zuhörer sein<br />

müsse. Inseinem ersten Präsidentschaftswahlkampf<br />

sei es für die vielen<br />

Helfer zunächst nur darum gegangen,<br />

den Menschen zuzuhören.<br />

Waserzuden heutigen Führungskräften<br />

sage, will der Moderator wissen.<br />

„Nun“, antwortet Obama, „jeder,<br />

der in den USA Präsident werden will,<br />

braucht ein gutes Ego.“Aber sich nur<br />

in seiner Eitelkeit zu sonnen, sei deutlich<br />

zu wenig. Es gehe nicht darum,<br />

was man persönlich sein wolle, sondern<br />

welche Projekte man habe und<br />

durchsetzen wolle.<br />

„Den Kampf gegen Klimaerwärmung kann man<br />

nicht alten Leuten überlassen, auch nicht mir.“<br />

Barack Obama in Köln.<br />

und kritisierte Glaser: „Er hat vielleicht<br />

zu wenig zwischen dem politischen<br />

Islam und dem einzelnen<br />

Gläubigen differenziert.“<br />

In Begegnungen mit den Fraktionen<br />

außer der Linken<br />

soll sie unauffällig gewirkt<br />

haben. Vor der<br />

Wahl kündigten aber immer<br />

mehr Abgeordnete<br />

an, Harder-Kühnel auf<br />

keinen Fall zu wählen.<br />

SPD-Generalsekretär<br />

Lars Klingbeil nannte<br />

DPA<br />

Brinkhaus’ Unterstützung<br />

einen „Schlag ins<br />

Gesicht für alle Demokraten,<br />

die im Plenum<br />

gegen Hass und Hetze<br />

der AfD kämpfen“. Der sächsische<br />

CDU-Abgeordnete Marco Wanderwitz<br />

nannte die AfD eine „offen demokratieverachtende,<br />

rechtsradikale<br />

Partei“ und kündigte an, auch<br />

eine „gemäßigte Mitläuferin“ nicht<br />

zu wählen.<br />

Und Obama erinnert daran, was<br />

Demokratie bedeutet. Als Chef einer<br />

Regierung in einer Demokratie<br />

müsse man die Verantwortung delegieren<br />

und den Menschen vertrauen,<br />

die sie übernehmen. „Wir haben in<br />

den acht Jahren unserer Regierung<br />

vielleicht Fehler gemacht, aber das<br />

waren dann ehrliche Fehler. Wir haben<br />

niemanden ins Gefängnis gebracht.“<br />

Es ist äußerst geschickt und diplomatisch,<br />

wie Obama über seinen<br />

Nachfolger im Amt spricht, ohne<br />

Trump beim Namen zu nennen.<br />

Denn es ist ein ungeschriebenes Gesetz<br />

in den USA, dass ein Ex-Präsident<br />

niemals seinen Nachfolger im<br />

Amt offen kritisiert. Man dürfe seine<br />

politischen Entscheidungen niemals<br />

davon abhängig machen, ob sie die<br />

eigene Wiederwahl gefährden. Verantwortung<br />

zu übernehmen bedeute<br />

auch, sich die Hände schmutzig zu<br />

machen.<br />

Und noch ein Seitenhieb auf<br />

Trump und die Fake News. Ineiner<br />

Demokratie sei es völlig normal, dass<br />

man über Positionen streite. Aber<br />

man könne nicht über die Fakten<br />

streiten. „Ein Tisch ist ein Tisch und<br />

kein Baum.“ In seiner Amtszeit habe<br />

Twitter für die Regierungsgeschäfte<br />

eines Präsidenten noch keine Bedeutung<br />

gehabt.<br />

Und dann spricht Barack über<br />

seine Frau: „Sie ist einzigartig, wunderschön,<br />

lustig, und sie kann tanzen.<br />

Wir kamen beide aus einfachen Verhältnissen.<br />

Wirwaren beide klug und<br />

konnten alles erreichen. Aber wir<br />

mussten uns das alles harterarbeiten.<br />

Undwir waren nicht berühmt, bevor<br />

wir 45 Jahre alt wurden. Wir sind<br />

durch alle Schwierigkeiten des Alltags<br />

gegangen.“<br />

Das ist der Moment, an dem klar<br />

wird, warum Obama in Deutschland<br />

so viele Sympathien entgegen gebracht<br />

werden. Alle, die sich das vor<br />

seinem Auftritt am frühen Abend<br />

noch nicht erklären können, als sie im<br />

strömenden Regen vor der Lanxess-<br />

Arena auf den Einlass warten, sind<br />

dem Phänomen Obama ein gutes<br />

Stück näher gekommen.<br />

Auch in der AfD-Fraktion selbst<br />

wurden Bedenken laut: MehrereAbgeordnete,die<br />

nicht genannt werden<br />

wollten, kündigten an, Harder-Kühnel<br />

nicht zu wählen. Sie sei in Wahrheit<br />

eine heimliche Vertreterin des<br />

rechtsnationalen „Flügels“ innerhalb<br />

der AfD.Zumindest habe sie aktiv<br />

die Unterstützung der Radikalen<br />

gesucht und sich von ihnen abhängig<br />

gemacht. Öffentlich hat Harder-<br />

Kühnel sich nie vom rechtsnationalen„Flügel“<br />

und dem Thüringer AfD-<br />

Landeschef BjörnHöcke distanziert.<br />

AfD-Fraktionsgeschäftsführer<br />

Bernd Baumann hatte angekündigt,<br />

die AfD werde jede Sitzungswoche<br />

einen neuen Kandidaten präsentieren.<br />

Dann müsse dafür „kostbare<br />

Parlamentszeit“ auf „Kosten anderer<br />

Sachthemen“ verwendet werden.<br />

Genau diesen Weg werde die AfD<br />

jetzt gehen, kündigte nun ein Sprecher<br />

Lüth an. Der SPD-Abgeordnete<br />

Karamba Diabytwitterte:„Wir lassen<br />

uns nicht erpressen.“ (mit AFP)<br />

Lehrer<br />

müssen helfen<br />

können<br />

BGH betont die Pflicht zur<br />

Ersten Hilfe im Unterricht<br />

Das Üben einer Herzdruckmassage gehörtzujedem<br />

Erste-Hilfe-Kurs.<br />

DPA<br />

Sören Z. stand kurzvor dem Abitur<br />

und hatte große Pläne. Bis zu jenem<br />

Nachmittag am 13. Januar 2013.<br />

Fünf Minuten nach Beginn des Aufwärmtrainings<br />

im Sportunterricht<br />

hört der 18-Jährige mit dem Laufen<br />

auf. Der Gymnasiast aus Wiesbaden<br />

hat Kopfschmerzen. Er sackt an der<br />

Wand zusammen, ist nicht mehr ansprechbar.Die<br />

Lehrerin alarmiertden<br />

Notarzt. Doch bis der kommt, vergeht<br />

wertvolle Zeit. Acht Minuten Bewusstlosigkeit<br />

ohne jegliche Laienreanimation,<br />

heißt es später im Klinikbericht.<br />

Der Schüler erleidet<br />

schwerste Hirnschäden durch Sauerstoffmangel<br />

und ist heute zu 100 Prozent<br />

schwerbehindert. Er muss rund<br />

um die Uhrbetreut werden.<br />

Hätte das Schicksal des Jungen<br />

verhindertwerden können? DerBundesgerichtshof<br />

(BGH) betont am<br />

Donnerstag die Pflicht eines Sportlehrers<br />

für rechtzeitige Erste Hilfe und<br />

hebt ein Urteil des Oberlandesgerichts<br />

Frankfurt amMain auf. (Az. III<br />

ZR 35/18) Die höchsten deutschen<br />

Zivilrichter eröffnen dem jungen<br />

Mann damit eine Chance auf<br />

Schmerzensgeld und Schadenersatz.<br />

Derinzwischen 24-Jährige hat das<br />

Land Hessen wegen unzureichender<br />

Erste-Hilfe-Maßnahmen verklagt. Er<br />

fordert mindestens 500 000 Euro<br />

Schmerzensgeld, gut 100 000 Euro für<br />

die Erstattung materieller Schäden,<br />

eine monatliche Mehrbedarfsrente<br />

von etwa 3000 Euro sowie die Feststellung,<br />

dass Hessen auch für künftige<br />

Kosten aufkommen soll.<br />

In den Vorinstanzen hatte seine<br />

Klage keinen Erfolg. Es sei nicht sicher,<br />

obmögliche Fehler der Lehrer<br />

bei der Ersten Hilfe sich kausal auf<br />

den Gesundheitszustand des Klägers<br />

ausgewirkt hätten. Auf ein Gutachten<br />

wurde verzichtet. Dasfordertder<br />

BGH nun für den neuen Prozess ein.<br />

Das OLG muss in neuer Verhandlung<br />

mit Hilfe eines Gutachters klären,<br />

ob eine Amtspflichtverletzung<br />

ursächlich für die Behinderung war.<br />

Nur wenn ein Zusammenhang zwischen<br />

unterlassener Reanimation<br />

und der Behinderung bewiesen wird,<br />

hat Sören Z. Anspruch auf Schadenersatz<br />

und Schmerzensgeld.<br />

Dass nicht alles gut lief, wird bei<br />

der BGH-Verhandlung deutlich. Von<br />

einer „Verkettung unglücklicher Umstände“<br />

spricht die Anwältin des hessischen<br />

Kultusministeriums. Grobe<br />

Fahrlässigkeit weist sie zurück –und<br />

auch, dass acht Minuten nichts passiertsei.<br />

Sören Z. wurde in die stabile<br />

Seitenlage gebracht, der Puls gefühlt.<br />

Doch ob der Schüler noch atmet,<br />

wurde nicht kontrolliert. Es gibt weder<br />

eine Mund-zu-Mund-Beatmung<br />

noch eine Herzdruckmassage.<br />

DerVater, selbst lange Betriebssanitäter,versteht<br />

nicht, wie das passieren<br />

konnte.„Man kann nichts falsch<br />

machen bei einer Wiederbelebung.“<br />

Das betont auch der Bundesarzt des<br />

Deutschen Roten Kreuzes, Peter Sefrin.<br />

AusFurcht werdeinvielen Fällen<br />

nichts getan, bis der Notarzt kommt.<br />

Dabei, so sagt der Mediziner, sei es<br />

das einzig Falsche,nichts zu tun.<br />

DerVater des Jungen hofft nun auf<br />

ein OLG-Urteil zugunsten seines Sohnes:<br />

Der erneute Prozess werde psychisch<br />

noch einmal belastend. Doch,<br />

so sagte er nach dem Urteil in Karlsruhe:„Wir<br />

sind guter Dinge.“ (dpa)


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BERLINER BEKANNTE<br />

Produktion<br />

im<br />

freien Fall<br />

VonJochen Knoblach<br />

ImLichtenberger Kaskelkietz nördlich<br />

des S-Bahnhofs Rummelsburg<br />

überragt der rote Backsteinturm so<br />

ziemlich alles.Nur die nahe gelegene<br />

Erlöserkirche ist noch höher. Der sogenannte<br />

Schrotkugelturm bringt es<br />

auf 38 Meter. Niedriger durfte der<br />

Turm nicht sein, sollte er seinen<br />

Zweck erfüllen. Denn der 1908 durch<br />

die Nürnberger Firma Juhl &Söhne<br />

errichtete Bau diente tatsächlich der<br />

Herstellung vonSchrotkugeln.<br />

Oben im Turm wurde Blei geschmolzen.<br />

Arbeiter schöpften dann<br />

das flüssige Metall in ein Lochsieb,<br />

von dem aus das Blei in das Turminnere<br />

tropfte und während des Flugs<br />

zu kleinen Kugeln erstarrte, die<br />

schließlich im Fuß des Turms inein<br />

Wasserbecken fielen und dort abkühlten.<br />

Es soll sich um perfekt gerundete<br />

Schrotkugeln gehandelt haben,<br />

deren besondereTreffsicherheit<br />

unter Jägernlegendär war,heißt es.In<br />

besten Zeiten sollen in der heutigen<br />

Nöldnerstraße 16 bis zu vier Tonnen<br />

Blei am Tagverarbeitet worden sein,<br />

sagt Michael Voigtländer, der den<br />

Turm vonZeit zu Zeit für interessierte<br />

Besucher öffnet. DerOfen, in dem die<br />

Bleiplatten geschmolzen wurden,<br />

steht noch immer oben im Turm.Sogar<br />

eine Kelle,mit der die Arbeiter das<br />

flüssige Blei in das Sieb schöpften, hat<br />

überlebt, wenngleich ohne Stiel.<br />

Nahtlos ausVictoriastadt<br />

Der große Vorteil der Kugelproduktion<br />

im freien Fall war das nahtlose<br />

Endprodukt. Denn im zuvor angewandten<br />

Gussverfahren mussten die<br />

Schrotkugeln anschließend entgratet<br />

werden. DasVerfahren wurde Anfang<br />

des 19. Jahrhunderts in England erfunden<br />

und in Rummelsburg verfeinert.<br />

Denn hier hatte man zusätzlich<br />

noch ein Fallrohr von gut einem halben<br />

Meter Durchmesser in das Turminnere<br />

montiert, durch das die Kugeln<br />

bis nach unten fielen. So war deren<br />

Flug seitenwindunabhängig.<br />

Denn wegen der Kühlung hatten die<br />

Turmfenster keine Scheiben.<br />

Dass das englische Herstellungsverfahren<br />

ausgerechnet in den Kaskelkietz<br />

kam, ist kein Zufall. DieRummelsburger<br />

Woll- und Plüschwarenfabrikanten<br />

Anton und Albert Lehmann,<br />

die das Gelände 1871<br />

zusammen mit dem Fabrikbesitzer<br />

Albert Protzen kauften und parzellierten,<br />

umWohnungen für die Arbeiter<br />

der in Rummelsburg und Friedrichsfelde<br />

entstehenden Fabriken<br />

entstehen zu lassen, hatten eine enge<br />

Verbindung zum Vereinigten Königreich<br />

unter seiner Regentin Königin<br />

Victoria. Daher stammt auch der<br />

Name Victoriastadt für den Kietz. Es<br />

ist einmalig in der <strong>Berliner</strong> Baugeschichte,<br />

dass ein Stadtviertel nach<br />

einer ausländischen Monarchin benannt<br />

wurde.<br />

Dort wurden 1939 die letzten<br />

Schrotkugeln gefertigt. Zu DDR-Zeiten<br />

gehörte der Schrotkugelturm, der<br />

heute der letzte seiner Art inBerlin<br />

und Brandenburg ist, zum Weißenseer<br />

VEB Druckguß und Formbau,<br />

der in Rummelsburg eine Lehrwerkstatt<br />

unterhielt. Seit 1994 steht der<br />

Turm unter Denkmalschutz.<br />

Seit 80 Jahren außer Betrieb: der Rummelsburger<br />

Schrotkugelturm. IMAGO IMAGES/BERGER<br />

Diese Schäden entstehen<br />

Die Attacken führten zu<br />

wirtschaftlichen Schäden<br />

durch ...<br />

Kosten für Aufklärung und<br />

Datenwiederherstellung<br />

Organisierte<br />

Kriminalität<br />

Imageschaden bei Kunden oder Lieferanten<br />

Umsatzeinbußen durch nachgemachte Produkte<br />

Ehemalige<br />

bzw.<br />

derzeitige<br />

Mitarbeiter<br />

Privatpersonen/<br />

Hobby-Hacker<br />

Ausländischer<br />

Nachrichtendienst<br />

Unbekannte Täter/<br />

Weiß nicht/<br />

keine Angabe<br />

Sonstiges<br />

Erpressung mit gestohlenen Daten<br />

Datenschutzrechtliche Maßnahmen<br />

(z.B. Information von Kunden)<br />

Kosten für Rechtsstreitigkeiten<br />

59%<br />

Unterbrechung des Betriebsablaufs/der<br />

Produktion<br />

Reputationsschaden<br />

14%<br />

Diebstahl von Kunden-/<br />

Kreditkartendaten<br />

11%<br />

43%<br />

Diebstahl unternehmenseigener<br />

Daten/Betriebsgeheimnisse<br />

8%<br />

Zahlung von Lösegeld<br />

3%<br />

Zahlung von Geldbußen/Strafen<br />

2%<br />

sonstige finanzielle Schäden<br />

5%<br />

Wer hinter den<br />

Angriffen steckt<br />

Von welchem Täterkreis gingen<br />

diese Handlungen (vermutlich)<br />

in den letzten zwei Jahren aus?<br />

63%<br />

Kunden, Lieferanten,<br />

externe<br />

Dienstleister,<br />

Wettbewerber<br />

48%<br />

29%<br />

11%<br />

4%<br />

17%<br />

0,6<br />

0,3<br />

1,4<br />

So viel kosten Cyberattacken<br />

in den Jahren 2017 und 2018, Schäden in Milliarden Euro<br />

3,7<br />

8,8 8,5<br />

3,7<br />

Gesamt<br />

43,4<br />

In Milliarden Euro<br />

4,0<br />

5,7<br />

Patentrechtsverletzungen<br />

6,7<br />

Ausfall, Diebstahl oder Schädigung von<br />

Informations- und Produktionssystemen<br />

oder Betriebsabläufen<br />

Kosten für Ermittlungen und Ersatzmaßnahmen<br />

Umsatzeinbußen durch Verlust von Wettbewerbsvorteilen<br />

„Firmendaten stehen im<br />

Darknet zum Verkauf“<br />

Cybersecurity-Experte Oliver Falkenthal über<br />

toxische Online-Bewerbungen und Hotlines der Erpresser<br />

Digitalisierung ist in derWirtschaft<br />

längst kein Schlagwort mehr,<br />

sondernimmer mehr Alltag. Zugleich<br />

steigt aber auch die Zahl<br />

vonCyberangriffen. Laut Digitalverband Bitkom<br />

entstand der hiesigen Industrie allein<br />

2017 und 2018 durch Sabotage, Datendiebstahl<br />

und Spionage ein Gesamtschaden von<br />

43,4 Milliarden Euro.Vor allem mittelständische<br />

Firmen gelten als leichte Angriffsziele.<br />

Wir fragten nach bei Oliver Falkenthal. Der<br />

46-Jährige leitet den Bereich IT-Sicherheit<br />

bei dem <strong>Berliner</strong> IT-Dienstleister CCVossel.<br />

Herr Falkenthal, werden Sieauch vonFirmen<br />

beauftragt, sich in deren IT-System zu hacken?<br />

Ja, das gehört dazu, wenn Sicherheitslücken<br />

aufgespürtwerden sollen.<br />

Wiehoch ist IhreErfolgsquote?<br />

Ziemlich hoch. 70 bis 80 Prozent, würde<br />

ich sagen. Das heißt, wir finden eine offene<br />

Tür,die uns in das System hineinlässt. Damit<br />

haben wir noch nicht die Kronjuwelen,<br />

aber ist es dann nur noch<br />

eine Frage des Aufwands, umdort<br />

hinzukommen. Tatsächlich ist es<br />

bei einer großen Mehrheit vor allem<br />

kleinerer Firmen relativ leicht,<br />

in das IT-System einzudringen.<br />

Worauf haben es Hacker vor allem<br />

abgesehen?<br />

Es geht ihnen um den uneingeschränkten<br />

Zugriff auf das komplette<br />

IT-System einer Firma von der Gehaltsabrechnung<br />

bis zur Steuerung von Industrierobotern.<br />

Undwie wirddiese Herrschaft dann genutzt?<br />

Oftmals wirddas System blockiert, bis ein<br />

Lösegeld gezahlt wurde.<br />

Wieoft kommt das in Berlin vor?<br />

Schwer zu sagen. Die Dunkelziffer ist<br />

groß, weil kaum einer darüber redet. Ich<br />

schätze, hundertMal im Monat bestimmt.<br />

Haben die Hacker bestimmte Unternehmen<br />

imVisier?<br />

Viele Hacker nehmen, was zu bekommen<br />

ist. Es kann jede noch so kleine Firmatreffen,<br />

und die Hacker sind auch nur noch selten<br />

Einzeltäter in irgendeiner Dachkammer.Dabei<br />

stellt Erpressung ein extrem lukratives<br />

Geschäftsmodell dar, das mit vollautomatisierten<br />

Systemen und hochprofessionell betrieben<br />

wird. Es gibt sogar Hotlines,die Auskunft<br />

erteilen, wenn man nicht weiß, wie<br />

man mit einer Kryptowährung die Lösegeldsumme<br />

bezahlt. Da kann man dann quasi<br />

tatsächlich mit seinem Erpresser reden.<br />

Um welche Summen geht es dabei?<br />

Meist um 10 000 bis 50 000 Euro.<br />

Undumdie Daten geht es Hackern gar nicht?<br />

Nicht, wenn Erpressung das Ziel ist. Andererseits<br />

gibt es gezielte Angriffe, umanFirmendaten<br />

zu kommen. Dahinter kann die<br />

Konkurrenz stecken. Anderen Hackern geht<br />

es nicht um ein konkretes Unternehmen. Sie<br />

versuchen fast wahllos, in Firmensysteme<br />

einzudringen. Gelingt ihnen das, saugen sie<br />

alle verfügbaren Daten ab und bieten diese<br />

im Darknet zum Verkauf an. Das können<br />

Oliver Falkenthal,<br />

IT-Securityberater<br />

Kunden- und Entwicklungsdaten sein, Lieferkonditionen,<br />

Ausschreibungsangebote ...<br />

Das heißt aber auch, dass Unternehmen im<br />

Darknet nach interessanten Daten suchen.<br />

Das ist so. Es ist offenbar verlockend,<br />

etwa die Einkaufspreise eines Konkurrenten<br />

zu erfahren.<br />

Analysen zufolge gelangen Hacker zumeist<br />

mit fingierten E-Mails in ein System. Funktionieren<br />

dabei Katzenvideos noch immer?<br />

Bei Angriffen auf Firmen werden dafür<br />

meist per Mail eingesandte Bewerbungen<br />

mit Anhängen genutzt. InsbesondereWord-<br />

Dateien, die auf „doc“ statt auf „docx“ enden,<br />

sind potenziell gefährlich. Klugerweise<br />

gehen die Bewerbungen gar nicht an die Personalabteilung,<br />

sondernanMitarbeiter,und<br />

man hofft, eine Neugier auf den vermeintlich<br />

neuen Kollegen wecken zu können.Wird<br />

der Anhang geöffnet, geht mit ihm das Firmentor<br />

weit auf.<br />

CCVOSSEL<br />

Waspassiertdabei genau?<br />

In den meisten Fällen wirdeine<br />

Software installiert, die jeden Tastendruck<br />

am PC eins zu eins an<br />

den Hacker schickt. Wenn sich der<br />

Mitarbeiter dann innerhalb des<br />

Unternehmens in andereSysteme<br />

einloggt, kann das folglich auch<br />

der Hacker. So kann selbst ein<br />

Sachbearbeiter den Hacker zu den<br />

Kronjuwelen führen. Sehr gern<br />

werden dafür auch USB-Sticks genutzt, die<br />

mit der Anschrift „Sommerurlaub mit Katrin“<br />

oder „Lohn- und Gehaltsdaten 2018“<br />

voneiner Drohne auf dem Firmenparkplatz<br />

oder vor der Betriebskantine abgeworfen<br />

werden. Da reicht es dann schon, den Stick<br />

in den Rechner zu stecken.<br />

Computer lassen sich für USB-Sticks sperren.<br />

Nicht, wenn sich der Stick als Tastatur<br />

tarnt. Solche Sticks gibt es im Netz für 50 US-<br />

Dollar. Externe Datenträger sollten in Firmen<br />

überhaupt nicht verwendet werden.<br />

Waskönnen die Firmen sonst noch tun?<br />

Das größte Sicherheitsrisiko stellt der<br />

Mensch dar.Daher müssen Firmen ihreMitarbeiter<br />

für das Thema sensibilisieren. Cybersicherheit<br />

ist ein endloser Wettlauf mit<br />

den Hackern. Deshalb sollte es in jedem Unternehmen<br />

einen geben, der sich dafür verantwortlich<br />

fühlt, der die Mitarbeiter auf<br />

dem aktuellsten Stand hält und auch Ansprechpartner<br />

ist. Wenn jemand doch eine<br />

infizierte Mail geöffnet hat, muss er das sagen<br />

können, ohne Angst, dafür bestraft zu<br />

werden. Weiterewichtige Maßnahmen können<br />

die Sperrung des Rechners beim Verlassen<br />

des Arbeitsplatzes oder die Aufsicht von<br />

unternehmensfremden Personen sein.<br />

Ist der Handwerker oder Fensterputzer wirklich<br />

eine Gefahr?<br />

Er kann es sein.Wirbrauchen nur vier Minuten<br />

ohne Beobachtung, um jeden Windows-PC<br />

zu kapern und danach von außen<br />

alles mit dem Rechner machen zu können.<br />

Dagegen hilft nur eine Verschlüsselung der<br />

Festplatte.Das sollte man einfach wissen.<br />

DasGespräch führte Jochen Knoblach.<br />

So greifen Hacker an<br />

Mehrfachnennungen möglich,<br />

Erfolgreiche Cyberangriffe<br />

erfolgten durch ...<br />

Unkritische Business-<br />

Informationen<br />

Kommunikationsdaten<br />

z.B. E-Mails<br />

Kundendaten<br />

Finanzdaten<br />

21%<br />

20%<br />

Kritische Business-Informationen<br />

(z.B. Marktanalysen,<br />

Preisgestaltung)<br />

11%<br />

Mitarbeiterdaten<br />

10%<br />

Geistiges Eigentum<br />

(z.B. Patente, Informationen<br />

aus Forschung /Entwicklung)<br />

9%<br />

Weiß nicht/keine Angabe<br />

5%<br />

E-Mails<br />

59%<br />

Hackerangriffe<br />

26%<br />

Website-Attacken<br />

3%<br />

USB-Stick und andere<br />

externe Datenträger<br />

3%<br />

eigene Mitarbeiter<br />

2%<br />

auf andere Weise<br />

Ursache ungeklärt<br />

10%<br />

10%<br />

Was gestohlen wird<br />

Mehrfachnennungen möglich<br />

67%<br />

48%<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: BITKOM, GDV<br />

NEU IN DER STADT<br />

Reisen zu den<br />

fotogensten<br />

Orten<br />

VonTheresa Dräbing<br />

InZeiten von Instagram ist Reisen<br />

zu einem Statussymbol geworden.<br />

Werreist, der teilt seine schönsten Urlaubserinnerungen<br />

auf Social-Media-Plattformen.<br />

Diewiederum dann<br />

zum Bestandteil der Reiseplanung<br />

anderer werden: raue Steilküsten,<br />

menschenleere Sandstrände –solch<br />

traumhafte Motive animieren zu Gedanken<br />

wie „das sieht toll aus,dawill<br />

ich auch hin“. Dieses Phänomen hat<br />

sich das <strong>Berliner</strong> Start-up Mapify zunutze<br />

gemacht und eine App entwickelt,<br />

die eine fotogetriebene Reiseplanung<br />

ermöglicht. Mit Erfolg: Nur<br />

wenige Wochen nach dem Start im<br />

November 2017 listete Apple Mapify<br />

als „App des Tages“ und bescherte<br />

den Gründern seither viel Aufwind<br />

und steigende Nutzerzahlen. Seit Januar<br />

dieses Jahres ist Mapify auf iPhones<br />

in den Apple-Stores vorinstalliert<br />

–„die größte Auszeichnung, die wir<br />

bisher erreicht haben“, freut sich Mitgründer<br />

Patrick Häde.<br />

Auf Mapify können Nutzer Urlaubsfotos<br />

hochladen, die dann auf<br />

einer Karte verortet werden. Über<br />

ein Kommentarfeld können sie außerdem<br />

eine Bewertung hinterlassen,<br />

warum ihnen das Museum, der<br />

Strand oder das eine Café so gefallen<br />

hat –wovon dann wiederum andere<br />

Nutzer profitieren.<br />

Wer eine Reise plant, wird zunächst<br />

nach seinen Reisevorlieben<br />

gefragt, wo es im nächsten Urlaub<br />

hingehen soll und wie lange der Trip<br />

dauert. Anhand der Daten wirddem<br />

Nutzer eine Karte ausgespielt, auf<br />

der eine Reihe von Fotos anderer<br />

Nutzer verlinkt sind. Nach den<br />

schönsten Bildernkann er dann eine<br />

Auswahl treffen. Anschließend stellt<br />

Mapify bei Bedarf automatisch einen<br />

Reiseplan zusammen –von der<br />

geeigneten Reiseroute bis hin zu einem<br />

genauen Plan, wie viele Aktivitäten<br />

an einem Tagzuschaffen sind.<br />

Auch tauchen Links zu Airbnb<br />

oder der Flugsuchmaschine Skyscanner<br />

auf. Klickt der Nutzer auf den<br />

Link, erhält das Start-up eine Provision.<br />

Um sich darüber zu finanzieren,<br />

reicht es aber nicht. Noch stemmen<br />

die Gründer ihr Geschäft zum größten<br />

Teil aus Investorengeldern. Die<br />

App ansich ist kostenlos. Auch Werbung<br />

wirdnicht ausgespielt.<br />

Inhalte hauptsächlich auf Englisch<br />

Die Kooperationen mit den Buchungsplattformen<br />

sollen aber in Zukunft<br />

ausgeweitet werden. „Die Idee<br />

ist, langfristig eine Plattformzuschaffen,<br />

über die sich die komplette Reiseplanung<br />

abwickeln lässt“, sagt Mitgründer<br />

Magnus Langanke. Heute<br />

müsse man zig Plattformen ansteuern,<br />

will man nicht einfach auf eine<br />

Pauschalreise aus dem Reisebürozurückgreifen.<br />

AufMapify soll es künftig<br />

möglich sein, das Hotel, den Flug bis<br />

hin zu Ausstellungskarten direkt über<br />

die Plattform zubuchen und außerdem<br />

alle relevanten Informationen<br />

über das Reiseland zu finden.<br />

Derzeit sind bereits in 160 Ländern<br />

Orte mit Fotos verlinkt. Aber<br />

das macht es auch knifflig: Jeder<br />

Nutzer schreibt in seiner eigenen<br />

Sprache. 70bis 80 Prozent der Inhalte<br />

sind auf Englisch. „Wenn wir<br />

stärker in den asiatischen Marktvordringen,<br />

müssen wir auch über<br />

Übersetzungsfunktionen nachdenken“,<br />

sagt Langanke.Die Menüfunktionen<br />

hingegen sind bereits in 15<br />

Sprachen verfügbar. Die Nutzerzahl<br />

ist sechsstellig, verrät der Gründer.<br />

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8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Meinung<br />

Charité-Institut<br />

ZITAT<br />

Entscheidung im<br />

Sinne der Forschung<br />

Torsten Harmsen<br />

freut sich, dass ein Spitzen-Institut<br />

jetzt auf sicheren Füßen steht.<br />

„Es waren vor allem<br />

konservative Politiker,<br />

die Europa<br />

vorangebracht haben.“<br />

Endlich haben sich Bund und Land Berlin<br />

geeinigt. Es hatte schon fast so ausgesehen,<br />

als entwickle sich das 2013 gegründete<br />

<strong>Berliner</strong> Institut für Gesundheitsforschung<br />

(BIG) zu einer Art hauptstädtischem<br />

Wissenschafts-Flughafen. Am<br />

Anfang wollte man hoch hinaus. Doch<br />

bald landete man in Dauerproblemen, in<br />

Führungsquerelen und Profilstreit.<br />

Nun sind Bund und Land Berlin übereingekommen,<br />

das Institut als eigenständige<br />

Säule –wie es heißt –indie Charité<br />

einzubinden. Es erhält eine klare Struktur<br />

und eine üppige Förderung: jährlich etwa<br />

80 Millionen Euro, davon 90 Prozent vom<br />

Bund. Damit wird Berlin als Forschungsstandortnachhaltig<br />

aufgewertet.<br />

Aber es geht gar nicht ums Geld an sich,<br />

sondern umdie Forschung. Zum Beispiel<br />

um die des Herz-Kreislauf-Forschers Holger<br />

Gerhardt, der voretwa fünf Jahren aus<br />

London nach Berlin gekommen ist, um am<br />

BIG ein Netzwerk aufzubauen. Er arbeitet<br />

mit vielen Laboren weltweit zusammen.<br />

Sein Interesse gilt Fragen wie: Warum<br />

überstehen bestimmte Patienten einen<br />

Herzinfarkt besser als andere? Oder: Was<br />

trägt dazu bei, dass Tumore wachsen? Mit<br />

seinem Team ist er den Zellen vonBlutgefäßen<br />

auf der Spur,die dabei eine entscheidende<br />

Rolle spielen.<br />

Mit der Vereinbarung von Bund und<br />

Land eröffnet sich nicht nur die Chance,<br />

dass Ergebnisse seiner Forschung bald<br />

auch Charité-Patienten zugutekommen.<br />

Nein, sie war auch notwendig, um ein Abwandern<br />

von Spitzenforschern zuverhindern.<br />

Wissenschaft ist Wettbewerb.Holger<br />

Gerhardt gehört garantiert zujenen Forschern,<br />

die jetzt erleichtertaufatmen, dass<br />

die Unsicherheit über die Zukunft des <strong>Berliner</strong><br />

Spitzen-Instituts ein Ende hat.<br />

Türkei<br />

Panik bei Erdogans<br />

Günstlingen<br />

Frank Nordhausen<br />

hält die Situation nach der Kommunalwahl<br />

für äußerst unsicher.<br />

Die Türkei steht am Scheideweg. Die<br />

Niederlage des Dauerherrschers Recep<br />

Tayyip Erdogan bei den Kommunalwahlen<br />

in den großen Metropolen hat der<br />

Opposition im Land gutgetan. Wieerwartet,<br />

tut sich die AKP schwer, die Niederlage<br />

zu akzeptieren, und hat die Nachzählung<br />

vonStimmzetteln erwirkt. Dasist ihr<br />

gutes Recht und zumal bei einem so<br />

knappen Wahlausgang in Istanbul verständlich.<br />

Misstrauisch macht jedoch die<br />

völlig anderslautende Begründung für die<br />

Überprüfung durch AKP-Politiker und regierungsnahe<br />

Medien, die das Debakel als<br />

„Putsch“ bezeichnen und der Oppositionspartei<br />

CHP „Urnendiebstahl“ vorwerfen.<br />

Tatsächlich sind Tausende Erdogan-<br />

Günstlinge und Profiteureseines Patronagesystems<br />

in heller Panik, bangen um ihre<br />

Pfründen und setzen die Regierung unter<br />

Druck. Sie versuchen jetzt, die Wahlen in<br />

Istanbul mit allen Mitteln zu annullieren.<br />

Angesichts früherer Manipulationen<br />

ist die Angst vieler Oppositionswähler berechtigt,<br />

Erdogan könne ihnen den Sieg<br />

wieder stehlen. Der Präsident ist in einer<br />

Zwickmühle.Erkennt er den Triumph des<br />

CHP-Kandidaten Ekrem Imamoglu in Istanbul<br />

an, könnte ihm ein gefährlicher<br />

Präsidentschaftskonkurrent erwachsen.<br />

Missachtet er den Wählerwillen, überschritte<br />

er die rote Linie zur Diktatur. Er<br />

würde nicht nur einen Volksaufstand riskieren,<br />

sondern auch seine eigene Legitimität<br />

als regulär gewählter Präsident beschädigen.<br />

Niemand zweifelt, dass allein<br />

Erdogan die Entscheidung trifft. Aber<br />

Deutschland und die EU könnten sie ihm<br />

erleichtern –indem sie ihn daran erinnern,<br />

wie sehr sein Land ausländische Investitionen<br />

braucht und wie wichtig dafür<br />

ein rechtsstaatliches Umfeld ist.<br />

Lehrer Plaumann, Fridays for Future<br />

Wer im Bundestagspräsidium<br />

sitzt, ist im parlamentarischen<br />

System der Bundesrepublik<br />

angekommen.Werdas Amt einer<br />

Bundestags-Vizepräsidentin bekleidet,<br />

erteilt und entzieht nicht nur das Rederecht.<br />

Eine Vizepräsidentin verteilt Ordnungsrufe,<br />

sie kann Abgeordnete des Saales verweisen.<br />

Sie steht zumindest zeitweise der ersten Gewalt<br />

des Staates vor.<br />

Der AfD ist dieses Amt nun zum insgesamt<br />

sechsten Malverweigertworden. Dreimal<br />

dem Abgeordneten Albrecht Glaser,<br />

dreimal der Abgeordneten Mariana Harder-<br />

Kühnel. Das ist eine Premiere in der Geschichte<br />

der Bundesrepublik. Und esist das<br />

gute Recht der Abgeordneten, so zu agieren.<br />

Der Anspruch jeder Fraktion auf einen Posten<br />

im Präsidium steht dem freien Mandat<br />

der Abgeordneten entgegen. Eine Wahl ist<br />

eine Wahl –und kein Abnicken.<br />

Quer durch alle Fraktionen haben die Parlamentarier<br />

gegen die Hessin gestimmt,<br />

trotz der Wahlempfehlungen von Unions-<br />

Fraktionschef Ralph Brinkhaus und FDP-<br />

Chef Christian Lindner.Die Chefs haben sich<br />

verrannt mit ihrem Appell, der AfD auch mal<br />

etwas zu gönnen. Oder sie wollten nur die<br />

Verantwortung abschieben für ihre störrischen<br />

Fraktionsangehörigen, die der AfD<br />

nichts gönnen. Beides ist nicht glamourös<br />

für Brinkhaus und Lindner.Denn die Ablehnung<br />

von Harder-Kühnel ist keine Niederlage<br />

der Demokratie, sondern ein Sieg des<br />

Parlaments. Der Bundestag hat in seiner<br />

Mehrheit den schwierigeren Weggewählt.<br />

423 Abgeordnete fanden am Donnerstag,<br />

dass Mariana Harder-Kühnel, Juristin aus<br />

Hessen, ungeeignet für dieses Amt ist. 199<br />

stimmten für sie. Das ist ein äußerst klares<br />

Ergebnis. Eszeigt, dass eine klare Mehrheit<br />

Meine Kinder dabei zu beobachten, wie<br />

sie sich an den Protesten zum Thema<br />

Klimawandel beteiligen oder beim Abendbrot<br />

leidenschaftlich über Meinungsfreiheit<br />

und Artikel 13 diskutieren, ist für mich eines<br />

der aufregendsten Erlebnisse bei der Erziehung<br />

vonTeenagern.<br />

Ich kann mich noch gut daran erinnern,<br />

dass,als ich in ihrem Alter war,ein deutscher<br />

Austauschschüler an unserer amerikanischen<br />

Schule geschockt über den Mangel<br />

kritischen Denkens bei amerikanischen<br />

Teenagern war. Ersagte damals, ersei erschrocken<br />

darüber, wie wenig wir über den<br />

Rest der Welt wüssten und wie wenig wir unsere<br />

Lehrinhalte hinterfragten. Auch belgische<br />

oder französische Austauschschüler<br />

dachten so, und auch ich fragte mich damals,<br />

obwir wirklich apathischer und ignoranter<br />

waren als europäische Teenager.<br />

Das alles war in den 80er-Jahren, einer<br />

Zeit vor dem Internet, in der Transatlantikflüge<br />

für Amerikaner aus der Mittelklasse nahezu<br />

unerschwinglich waren. Waswir über<br />

das Leben in Europa wussten, lernten wir<br />

vonden Austauschschülernaus Übersee.<br />

Viele vonihnen hatten Probleme mit den<br />

Regeln, die ihnen ihreamerikanischen Gasteltern<br />

auferlegten. Während deutsche Austauschschüler<br />

nach eigenen Angaben<br />

manchmal sogar ein Bier mit ihren Eltern<br />

teilten, mussten gleichaltrige amerikanische<br />

Teenager Alkoholkonsum strikt verheimlichen.<br />

Europäische Teenager waren darüber<br />

aufgebracht, wie früh sie am Wochenende<br />

AfD-Pleite<br />

Sieg des<br />

Parlaments<br />

JanSternberg<br />

meint, dass der Bundestag es überstehen wird, wenn ein Vizepräsidenten-Posten<br />

bis zur nächsten Wahl unbesetzt bleibt.<br />

KOLUMNE<br />

Mehr Mut zum<br />

Protest,<br />

US-Teenager!<br />

Rose-Anne Clermont<br />

Autorin<br />

wieder zu Hause sein mussten. Unddie Liste<br />

weiterer Konfliktpunkte war lang …<br />

Als ich nach Deutschland kam, hat mich<br />

einiges verwundert: Es gibt Babys, die unbeaufsichtigt<br />

vor dem Geschäft im Kinderwagen<br />

geparkt werden, und Grundschüler, die<br />

alleine in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs<br />

sind. Ich wurde als Mutter wahrgenommen,<br />

die als „überbeschützend“ galt.<br />

Wenn meine Kinder stritten, dann belehrten<br />

BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />

des Bundestags kein Interesse an einer Normalisierung<br />

des Parlamentsbetriebs in dieser<br />

Legislaturperiode hat. Keine Normalisierung<br />

eines Parlaments, zudem die AfD gehört.<br />

In deren Reihen sitzen Rechtsradikale<br />

und Demokratieverächter genauso wie ehrlich<br />

engagierte Fachpolitiker.<br />

Als eine dieser ehrlich engagierten Fachpolitikerinnen<br />

galt auch Mariana Harder-<br />

Kühnel. Sanft im Auftreten, konservativ in<br />

der Sache. Aber an ihrer Person ist das Dilemma<br />

der AfD grell erkennbar. Die Juristin<br />

aus dem gediegenen Taunus ist alles andere<br />

als eine Krawallnudel. Sie marschiert nicht<br />

mit Pegida wie die ostdeutschen Landesvorsitzenden<br />

in Chemnitz. Aber auch sie suchte<br />

Unterstützer bei den Abgeordneten vom radikalen<br />

„Flügel“: Sieverzichtete auf jede Distanzierung<br />

vonden Rechtsradikalen in Partei<br />

und Fraktion. Am Donnerstag wurde bekannt,<br />

dass der Chef der deutschen „Identitären<br />

Bewegung“ für einen dieser AfD-Abgeordneten<br />

arbeitet. Mitglieder des Bundestags<br />

finanzieren also Rechtsextreme und machen<br />

sie salonfähig.<br />

DieAfD wirdauch nach zwei Pleiten nicht<br />

darauf verzichten, Kandidaten für den Posten<br />

aufzustellen. Daskostet wertvolle Zeit im<br />

Parlament, ist aber ebenso ihr gutes Recht.<br />

Dabei wird jeder einzelne ihrer Abgeordneten<br />

im Fokus stehen. Wie Glaser, der Muslimen<br />

das Recht auf freie Religionsausübung<br />

absprach. WieHarder-Kühnel.<br />

„Das hält der Deutsche Bundestag aus“,<br />

hatte FDP-Chef Christian Lindner gesagt, als<br />

er ankündigte, für Harder-Kühnel zu stimmen.<br />

Dasist ebenso richtig wie das Gegenteil.<br />

Denn der Bundestag muss es aushalten, dass<br />

die Gräben im Parlament so tief sind, dass ein<br />

Vizepräsidenten-Posten vermutlich eine<br />

ganzeLegislaturperiode unbesetzt bleibt.<br />

Einige Befürworter argumentieren, dass<br />

die AfD mit einem Posten im Präsidium in<br />

die Verantwortung genommen werden<br />

würde. Dass sich die Zivilisierung oder weitere<br />

Radikalisierung der Fraktion daran zeigen<br />

würde,wie Harder-Kühnel die Sitzungen<br />

leitet und ob sie auch gegen eigene Leute<br />

einschreitet. Diese Argumentation ist billig.<br />

Es geht ums Prinzip –und um die konkrete<br />

Person. Und vor allem geht es um die freie<br />

Entscheidung derAbgeordneten.<br />

Die AfD ist die Partei, deren Abgeordnete<br />

rechtsradikale Slogans ins Plenum bringen.<br />

Die AfD-Fraktion stellt die demokratischen<br />

Grundregeln infrage –und nicht jene Abgeordnete,<br />

die Mariana Harder-Kühnel die<br />

Stimme verwehrt haben.<br />

mich deutsche Eltern, es sei besser,wenn die<br />

Kinder das unter sich ausmachten.<br />

Obwohl es mir widerstrebte, kam ich zu<br />

der Einsicht, dass deutsche Kinder meistens<br />

tatsächlich unabhängiger sind und über<br />

mehr Selbstsicherheit und Verantwortungsbewusstsein<br />

verfügen. Und ich erkenne<br />

auch, dass meine in Europa aufgewachsenen<br />

Kinder mehr über die Welt nachdenken,<br />

als ich das in ihrem Alter getan habe.<br />

Mittlerweile sind auch amerikanische<br />

Teenager bereit, für ihre Themen zu kämpfen.<br />

Nach dem Amoklauf letztes Jahr an der<br />

Parkland-Schule hat eine Gruppe mutiger<br />

Teenager offen gegen Waffengesetze inden<br />

USA protestiert und Politiker konfrontiert.<br />

Kinder in NewYorks Fieldston School haben<br />

letzte Wochedie Schule besetzt und den Unterricht<br />

unterbrochen, um gegen Rassismus<br />

in der Schule zu protestieren.<br />

„Es ist nicht so, dass Klimawandel bei uns<br />

nicht wichtig ist, aber andere Themen sind<br />

uns im Moment wichtiger“, sagte mir eine alte<br />

Freundin in NewYork, deren Tochter nicht bei<br />

„Fridays for Future“ mitläuft. Eine weitere<br />

Freundin aus Oakland, die letztes Jahr ihr<br />

Haus aufgrund der Waldbrände verlassen<br />

musste,hatte bisher noch gar nichts von„Fridays<br />

for Future“ in ihrer Gegend gehört.<br />

Vielleicht eröffnet ihnen das Internet eine<br />

neue,erweiterte Perspektiveauf das,was europäische<br />

Kinder tun. Vielleicht können europäische<br />

Teenager amerikanische Kinder<br />

auf diese Weise davon überzeugen, dass es<br />

lohnt, um das Klima zu kämpfen.<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer,<br />

CDU-Vorsitzende und<br />

mutmaßliche Kanzlerkandidatin<br />

ihrer Partei, im Stern-Interview<br />

über ihre erste Zeit als<br />

Parteivorsitzende<br />

AUSLESE<br />

Die Nato und ihre<br />

Probleme<br />

Die Nato ist 70 geworden, aber die Feierlaune<br />

ist wegen vielfältiger Herausforderungen<br />

gedämpft. Die Süddeutsche<br />

<strong>Zeitung</strong> benennt diese: „In diesen Tagen,<br />

... ist die Nato ... der Ortder Entscheidung<br />

für die möglicherweise wichtigste außenpolitische<br />

Ordnungsfrage, die seit Ende<br />

des Zweiten Weltkriegs beantwortet werden<br />

muss: Werverbündet sich mit wem?<br />

Wofür steht der Klub, und wer trägt welche<br />

Last?“ Die Westfälischen Nachrichten<br />

sprechen ein weiteres Problem an: „Für<br />

Bundesaußenminister Maas wird die<br />

Party inWashington eher eine peinliche<br />

Angelegenheit“, heißt es dort. „Die Deutschen<br />

als Drückeberger? Die geforderten<br />

zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />

für den Verteidigungsetat sind jedenfalls<br />

nicht in Sicht.“<br />

Die deutschen Investitionen thematisiert<br />

auch die Neue Osnabrücker <strong>Zeitung</strong>.<br />

Die Forderung von US-Präsident Trump<br />

nach mehr Verantwortung Deutschlands<br />

sei richtig. „Aber pauschal mehr Geld für<br />

Verteidigung zu fordern, ist nicht sinnvoll.“<br />

„Die meisten Politiker und Bürger<br />

nehmen zu wenig zur Kenntnis, dass die<br />

Bedrohung unseres Lebensmodells nicht<br />

ein Szenario von gestern ist, sondern<br />

hochaktuell“, glaubt die Stuttgarter <strong>Zeitung</strong>.„DieNato<br />

ist daher heute gerade für<br />

die Deutschen genauso wichtig wie vor<br />

Jahrzehnten, ihr Wert unbezahlbar. Deshalb<br />

sind die Prioritäten der Bundesregierungin<br />

in ihrer Finanzplanung verwunderlich.“<br />

Christine Dankbar<br />

PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />

Mitglied der Chefredaktion: Elmar Jehn.<br />

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Regio: Arno Schupp, Karim Mahmoud.<br />

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Seite 3: Bettina Cosack.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Serie zum Wahljahr:<br />

Brandenburgs<br />

AfD-Chef Kalbitz<br />

im Interview<br />

Seite 15<br />

Franziska Giffeys Problem –Eine Ministerin und ihre Doktorarbeit Seite 11<br />

John Lennons Brille –Das Urteil gegen den Hehler des Diebesgutes Seite 14<br />

Stadtbild<br />

Willkommen<br />

in Berlin<br />

Lutz Schnedelbach<br />

wundertsich über den<br />

Tonfall am Flughafen Tegel.<br />

AnderthalbTage später als geplant<br />

landete der Airbus auf <strong>Berliner</strong><br />

Boden. Das Paar kam aus Thailand.<br />

Irgendwo auf dem Flug nach Tegel<br />

war der Flieger kaputt gegangen,<br />

und die Ersatzteilbeschaffung entpuppte<br />

sich als Problem.<br />

DasPaar gehörte allerdings zu jenen<br />

Passagieren, die über die Verspätung<br />

nicht erbost waren, nicht<br />

mal genervt. Sie genossen einfach<br />

die kostenlose Übernachtung in der<br />

finnischen Hauptstadt und dann<br />

den Weiterflug in den Sitzen der 1.<br />

Klasse.Sie waren noch im Bann ihres<br />

Asien-Urlaubs.Kurzund gut: Siewarenentspannt<br />

–ganz tief sogar.<br />

Entspannt aber war der Einweiser<br />

am Taxistand in Tegel ganz und gar<br />

nicht. Ich will nicht meckern über<br />

eine Zunft, über die viel gemeckert<br />

wird. Auch in dieser Branche gibt es<br />

allenthalben olle Meckerköppe,aber<br />

auch äußerst hilfsbereite Kutscher.<br />

Doch das Paar hatte Pech: Der<br />

Einweiser war ein genervter Meckerer.<br />

Alsdie beiden Heimkehrer ein etwas<br />

größeres Taxi in der Schlange<br />

ansteuerten, brüllte er:„Genommen<br />

wird inBerlin immer der erste Wagen.<br />

Aussuchen iss nicht!“<br />

DasPaar mit zwei großen Rucksäcken<br />

und einem kleinen Köfferchen<br />

fürs Handgepäck wollte nicht diskutieren.<br />

Wiebefohlen, trabten die beiden<br />

zum ersten der wohl mehr als<br />

100 Fahrzeuge. Dort stand ein Mercedes-Benz,<br />

E-Klasse. Der Fahrer<br />

schaute flüchtig auf das Gepäck, ließ<br />

die Scheibe runter und motzte, dass<br />

er die Säcke nicht ins Auto bekäme.<br />

„Dafür is der Wagen zu kleen“, blubberte<br />

er. Alle Versuche des Paares,<br />

den Mann wenigstens zum Probieren<br />

zuüberreden, scheiterten. „Der<br />

Kofferraum is zu kleen.“<br />

Ausgestiegen ist er nicht. DerEinweiser<br />

drehte sich vom Geschehen<br />

weg und ließ den Fahrer sowie die<br />

Gäste aus den Augen. Offenbar zweifelte<br />

er an den Worten des Fahrers.<br />

Also ging das Paar zum Fahrer des<br />

zweiten Wagens, der in einem Auto<br />

des gleichen Modells saß. Er hatte<br />

das Gespräch mitbekommen, denn<br />

er sagte: „Wenn der Kollege dit Jepäck<br />

nich rin kriegt, dann kriege ick<br />

dit och nich rin. Et is der selbe Autotyp.“<br />

Willkommen in Berlin.<br />

Dahinter stand ein Citroën. Etwas<br />

älter und viel kleiner als die Autos<br />

mit dem Stern. Der Fahrer stieg aus,<br />

lächelte und half beim Einladen. Es<br />

war sogar noch Platz für einen dritten<br />

Rucksack. Auf der Fahrt nach<br />

Hause dachten die beiden daran,<br />

dass in Thailand wirklich jeder Taxifahrer<br />

dankbar ist für jeden Gast.<br />

Warten auf Kunden. Taxischlange am<br />

Flughafen Tegel. IMAGO IMAGES/MARIUS SCHWARZ<br />

Im Zoo versucht das Panda-Weibchen Meng Meng,sich mit speziellen Lauten bei Männchen Jiao Qing die nötigeAufmerksamkeit zu verschaffen.<br />

Pandas mit Frühlingsgefühlen<br />

IMAGO IMAGES/OLAF WAGNER<br />

Nach dem Tierparkkönnte es auch im Zoologischen Garten bald bärigen<br />

Nachwuchs geben. Denn die Pandas Meng Meng und Jiao Qing, die<br />

seit 2017 in Berlin sind, zeigen gerade ihreLiebe und Zuneigung füreinander.„Schon<br />

in den kommenden Tagen könnte es passieren, dass sich<br />

die Tierepaaren“, sagte Zoo-Direktor Andreas Knieriem. Im Erfolgsfall<br />

würde im Sommer der Nachwuchs zur Welt kommen.<br />

Gratis-Essen sorgt für Chaos<br />

An der kostenlosen Schulspeisung werden mehrKinderteilnehmen. Doch oft fehlt es an Tischen undTechnik<br />

VonMartin Klesmann<br />

<strong>Berliner</strong> Schüler erhalten ab<br />

dem Sommer von der<br />

1. bis zur 6. Klasse ein kostenloses<br />

Schulessen. Das<br />

ist prinzipiell eine gute Sache, allerdings<br />

überfordert die kurzfristige<br />

Einführung dieser Regelung das logistische<br />

System vieler Schulen. An<br />

der Gesundbrunnen-Grundschule<br />

wird das besonders deutlich: Hier<br />

steigt die Zahl der täglichen Esser<br />

von bisher 200 auf 550 Schüler, wie<br />

Schulleiterin Manuela Krüger berechnet<br />

hat. Denn gleichzeitig fällt<br />

die Bedarfsprüfung für den Hort<br />

weg, auch Kinder arbeitsloser Eltern<br />

können endlich problemlos an Essen<br />

und Ganztag teilnehmen.<br />

Auch in anderen Grundschulen<br />

fehlt es nun an Tischen, Stühlen,<br />

selbst an Essgeschirr,das schnell beschafft<br />

werden müsste.Die Moabiter<br />

Grundschule etwa rechnet mit 150<br />

zusätzlichen Essensteilnehmern. In<br />

etlichen Fällen muss die Elektrik erneuert,<br />

der Küchenbereich ausgebaut<br />

oder oft ein zusätzlicher Essensraum<br />

hergerichtet werden.<br />

Noch ist nicht mal geklärt, was genau<br />

der Bezirkdavon bezahlen soll –und<br />

was der Caterer,sagt Carsten Spallek<br />

(CDU), Schulstadtrat in Mitte.<br />

Ist das der Fluch der guten Tat?<br />

Schulleiter aus dem Grundschulverband<br />

Berlin appellieren in einem offenen<br />

Brief an alle Fraktionsvorsitzenden<br />

im Abgeordnetenhaus, das<br />

kostenlose Essen nur schrittweise<br />

einzuführen. Wie etwa die Beitragsfreiheit<br />

für die Schulhorte. Doch das<br />

Abgeordnetenhaus hat das entsprechende<br />

Gesetz am Donnerstag beschlossen.<br />

Damit drohe vielerorts<br />

eineVerschlechterung des Ganztagsangebotes,<br />

weil die ohnehin knappen<br />

Mitarbeiter viel länger mit der<br />

Essensausgabe beschäftigt seien,<br />

formulieren die drei Schulleiterinnen<br />

KarinLaurenz, Lydia Sebold und<br />

Gerti Sinzinger in ihrem offenen<br />

Brief. Die überstürzte Ausweitung<br />

des Mittagessens werde auch dazu<br />

führen, dass „große Mengen an Nahrungsmitteln<br />

weggeworfen werden“.<br />

Zudem befürchten die Schulleiter<br />

schlechteres Essen: „Kleinere Caterer,<br />

die bekannt sind für ein qualitativ<br />

gutes Essensangebot, können<br />

diese Essensmengen aufgrund fehlender<br />

Kapazitäten nicht bewältigen,<br />

sodass die Gefahr einer Monopolbildung<br />

besteht.“<br />

Die Regierungsfraktionen hatten<br />

sich erst im Dezember überraschend<br />

auf das kostenlose Schulessen geeinigt.<br />

Elternmit zwei Grundschulkindern<br />

sparen immerhin 74 Euro im<br />

Monat. Vor allem aber sollen auf<br />

diese Weise mehr Kinder aus benachteiligten<br />

Familien am Schules-<br />

„Kinder müssen –selbst bei Anmeldung –<br />

nicht zum kostenlosen Mittagessen<br />

erscheinen, sodass dann große Mengen an<br />

Nahrungsmitteln weggeschmissen werden.“<br />

Der Vorstand des <strong>Berliner</strong> Grundschulverbandes in einem offenen Brief an die<br />

Fraktionsvorsitzenden aller im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien<br />

sen und am Ganztagsangebot teilnehmen.<br />

Es gibt inzwischen Gespräche<br />

zwischen Schulen, Bezirk und<br />

Schulaufsicht, Werkstattgespräche.<br />

Demnach stellt sich die Lage unterschiedlich<br />

dar.Anden gut 60 gebundenen<br />

Ganztagsgrundschulen, wo<br />

sich Unterricht und Freizeit bis in<br />

den Nachmittag hinein abwechseln,<br />

gibt es wenig Probleme. Hier nehmen<br />

bereits jetzt fast alle Schüler am<br />

Mittagessen teil. Doch anderswo<br />

wird esnoch enger.„Daher wird das<br />

Mittagessen in der Regel zeitlich gestaffelt<br />

organisiert“, bestätigte die<br />

Bildungsverwaltung. 25 Millionen<br />

Euro stehen 2019 zusätzlich zur Verfügung,<br />

um mehr Schüler zu verköstigen.<br />

Die Essenanbieter erhalten seit<br />

Erhöhung der Beiträge 2014 die gleiche<br />

Summe vom Land. Sie pochen<br />

inzwischen aber auf mehr Geld, um<br />

die Qualität auch nur annähernd<br />

halten zu können. Dabei entstehen<br />

zusätzlich Kosten. Allein für die<br />

Müllentsorgung müssen die Caterer<br />

derzeit schon insgesamt mehr als<br />

100 000 Euro aufbringen, teilte die<br />

Bildungsverwaltung mit. Diese Kosten<br />

dürften ab nächstem Schuljahr<br />

erheblich steigen.<br />

Verändern wird die Politik das<br />

neue Gesetz nicht mehr. Allerdings<br />

stellen manche einen interessanten<br />

Vergleich mit dem Rechtsanspruch<br />

auf einen Kitaplatz für Kinder ab<br />

dem ersten Geburtstag an. Auch der<br />

sei in Berlin nicht in jedem Fall einzulösen<br />

gewesen, deshalb übernahm<br />

das Land Kosten für die private<br />

Babysitter-Betreuung. Womöglich<br />

könnten sich auch Elterndas Essensgeld<br />

auszahlen lassen, falls es an<br />

einigen Schulen tatsächlich nicht<br />

klappen sollte,alle zu verköstigen.<br />

Gesünder und besser wird das<br />

Schulessen frühestens ab 2020,<br />

wenn die neuen Musterausschreibungen<br />

in Kraft treten<br />

NACHRICHTEN<br />

Schlappe für Senat<br />

beim Gasnetz<br />

BeiderVerstaatlichung des Gasnetzes<br />

hat der Senat eine weitereSchlappe<br />

erlitten. DasKammergericht wies am<br />

Donnerstag die Berufung gegen ein<br />

Urteil von2014 zurück und untersagte,die<br />

Konzession an das landeseigene<br />

Unternehmen Berlin Energie<br />

zu vergeben.Werdas Gasnetz künftig<br />

betreibt, bleibt somit unklar.Denn<br />

auch die Berufung der klagenden<br />

Gasag wies das Kammergericht zurück.<br />

Der<strong>Berliner</strong>Netzbetreiber hatte<br />

versucht, gerichtlich zu erwirken,<br />

dass der Senat einen Konzessionsvertrag<br />

mit ihr abschließt. Eine Urteilsbegründung<br />

liegt noch nicht vor. Das<br />

Urteil ist nicht rechtskräftig. (dpa)<br />

Name der U-Bahn-Station<br />

soll Nikolaiviertel stärken<br />

„Rotes Rathaus –Nikolaiviertel“, so<br />

soll die 2020 zu eröffnende U-Bahnstation<br />

der Linie 5heißen, statt nur<br />

„Rotes Rathaus“. Diese Namenserweiterung<br />

fordertdie Interessengemeinschaft<br />

Nikolaiviertel in einem<br />

offenen Brief an Senat, Abgeordnetenhaus<br />

und Bezirksparlament<br />

Mitte.Das Nikolaiviertel gehörezum<br />

klassischen touristischen Repertoire,<br />

sagt Annett Greiner-Bäuerle<br />

vonder IG Nikolaiviertel. (mtk.)<br />

Schüler starten „Attacke<br />

gegen Hundekacke“<br />

Schüler und Lehrer der Neuköllner<br />

Peter-Petersen-Grundschule werden<br />

an diesem Freitag im Körnerkiez<br />

gegen Vermüllung und Hundekot<br />

demonstrieren, Passanten ansprechen<br />

und Hinweisschildchen aufstellen.<br />

DieAktion findet bereits seit<br />

mehr als 20 Jahren statt. (mak.)<br />

Reallöhne um<br />

1,6 Prozent gesteigen<br />

In Berlin sind die Gehälter im vergangenen<br />

Jahr schneller gestiegen<br />

als die Preise.Wie das Statistische<br />

Landesamt mitteilte,wuchsen die<br />

Reallöhne in der Stadt um 1,6 Prozent.<br />

Vollzeitbeschäftigte hatten<br />

demnach 2018 einen durchschnittlichen<br />

Bruttomonatsverdienst von<br />

4228 Euro.InBrandenburglag dieser<br />

nur bei 3380 Euro. (BLZ)<br />

Abgeordnete würdigen<br />

gestorbenen Kosmonauten<br />

Miteiner Schweigeminute hat das<br />

Abgeordnetenhaus an den am 27.<br />

Märzverstorbenen sowjetischen<br />

Kosmonauten WaleriBykowski erinnert.<br />

DerFlug vonBykowski und<br />

DDR-Raumfahrer Sigmund Jähn<br />

1978 ins All sei für viele Deutsche ein<br />

„Jahrhundertereignis“ gewesen,<br />

sagte Parlamentspräsident Ralf Wieland.<br />

Bykowski und Jähn sind Ehrenbürger<br />

Berlins. (dpa)<br />

Zusammen im All: Waleri Bykowski (l.)<br />

und Sigmund Jähn.<br />

IMAGO IMAGES/TASS


10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />

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Berlin<br />

Das Bild „Gegen<br />

Atomtod“ zeigt<br />

die Schatten<br />

toter Menschen<br />

und die Umrisse<br />

einer anonymen<br />

Rakete.<br />

BLZ/MARKUS WÄCHTER (2)<br />

Klassenkampf<br />

im<br />

Untergrund<br />

DasRot im Bild<br />

„Oktoberrevolution“<br />

kann die Arbeiterfahne<br />

sein, aber<br />

auch Feuer als<br />

Sinnbild für revolutionären<br />

Terror.<br />

Dunkle gesichtslose Gestalten,<br />

grelle Farbexplosionen,<br />

Feuerstürme<br />

über Menschenmassen,<br />

Fratzen vor Flammenhöllen. An den<br />

20 neoexpressionistischen Bildern<br />

im Lichtenberger U-Bahnhof Magdalenenstraße<br />

scheiden sich seit ihrer<br />

Entstehung vor nunmehr 33 Jahrendie<br />

Geister.<br />

Die einen fühlen sich stets aufs<br />

Neue erschreckt und abgestoßen,<br />

wenn sie beim Warten auf die U-<br />

Bahn die drei mal vier Meter großen<br />

Wandgemälde an den gekachelten<br />

Bahnhofswänden betrachten. Andere<br />

sind begeistert, loben den Gestus<br />

der Figuren, die Dynamik der<br />

Komposition, die hohe Brillanz der<br />

schwarzen Farbe, die das Rot,<br />

Orange und Gelb in den Bildern erst<br />

richtig zum Leuchten bringt. Längst<br />

ist der Bahnhof Magdalenenstraße<br />

ein Geheimtipp für Kunstliebhaber<br />

aus aller Welt. Diestaunen nicht selten,<br />

dass die SED-Führung 1986 solche<br />

Nonkonformität im öffentlichen<br />

Raum ihrer normierten Gesellschaft<br />

zuließ, noch dazu in unmittelbarer<br />

Nähe zur Zentrale des gefürchteten<br />

DDR-Staatssicherheitsdienstes.<br />

Verlockendes Honorar<br />

Auch Hartmut Hornung, der zusammen<br />

mit dem international renommierten,<br />

2010 verstorbenen Maler<br />

und Grafiker Wolfgang Frankenstein<br />

die Untergrundgalerie geschaffen<br />

hat, kann es noch heute kaum fassen,<br />

was für ein Coup ihnen damals<br />

gelungen ist. „Das war ein richtiger<br />

Kampf, den wir ausgefochten haben“,<br />

sagt er. „Als die Kunstfunktionäre<br />

mitbekamen, was wir da an die<br />

Wände bringen, boten sie uns sogar<br />

100 000 Mark,wenn wir vomAuftrag<br />

zurücktreten. Aber wir haben das<br />

durchgezogen.“<br />

Hornung lebt heute in einem kleinen<br />

Dorf amStettiner Haff. Auf seinem<br />

Grundstück mit Wohnhaus,<br />

Atelier und Werkstätten stehen<br />

Skulpturen im Garten. Im Haus hängen<br />

Werke des 1952 geborenen Malers<br />

und Bildhauers, der in den<br />

1990er-Jahren in derWiener Meisterklasse<br />

vonAlfred Hrdlicka lehrte.Ein<br />

freundlicher, gelassener Mann ist<br />

dieser Hornung, der witzig plaudern<br />

kann und der immer dann temperamentvoll<br />

wird, wenn er auf Kunst zu<br />

sprechen kommt.<br />

Wiewar das nun mit der Bildergalerie<br />

im U-Bahnhof? Mitte der<br />

1980er-Jahre habe es einen Beschluss<br />

des Ost-<strong>Berliner</strong> Magistrats<br />

gegeben, elf abgenutzte und<br />

schmuddelige U-Bahnhöfe mit<br />

Kunstwerken zu verschönern, erinnert<br />

sich Hornung. Das 750-Jahre-<br />

Jubiläum Berlins 1987 hatte man dabei<br />

schon im Blick, aber fertig sein<br />

sollte alles ein Jahr früher, zum XI.<br />

SED-Parteitag. Ein Wettbewerb<br />

wurde ausgelobt, Künstler konnten<br />

sich bewerben. Allerdings waren die<br />

Themen für die einzelnen Bahnhöfe<br />

vorgegeben.<br />

Für den Bahnhof Magdalenenstraße,<br />

der neben der Stasi-Zentrale<br />

und auch an der Strecke der jährlichen<br />

Liebknecht-Luxemburg-Demo<br />

zur Gedenkstätte der Sozialisten in<br />

Friedrichsfelde lag, lautete das<br />

Thema „Geschichte der Arbeiterbewegung“.<br />

„Das wollte aber keiner<br />

machen, weil das so ideologisch befrachtet<br />

war“, sagt Hornung. „Da<br />

habe ich zu Frankenstein gesagt:<br />

Lass uns das doch machen.“ Natürlich<br />

habe ihn auch das Geld gelockt:<br />

100 000 Mark gab es als Honorar,<br />

und er sei als junger Künstler ziemlich<br />

klamm gewesen. „Die Schwierigkeiten<br />

dieses Projekts hatte ich allerdings<br />

unterschätzt. Im Nachhinein<br />

weiß ich, dass es ohne Frankenstein<br />

diese Bilder nie gegeben hätte.“<br />

Wolfgang Frankenstein, Jahrgang<br />

1918, war damals ein von der<br />

SED respektierter Künstler, auch<br />

wenn die Formensprache seiner<br />

Kunst weit weg vom sozialistischen<br />

Realismus lag. Sein Verfolgtenschicksal<br />

in der NS-Zeit aber<br />

schützte den zwar nicht linientreuen,<br />

doch politisch angepassten<br />

Künstler ebenso wie sein internationales<br />

Renommee als Ehrenpräsident<br />

der Association d'ArtPlastique<br />

in der Unesco vor allzu großem<br />

Druck der Partei. Frankensteins jüdischer<br />

Vater saß im KZ, er selbst<br />

hatte Berufsverbot und wurde nach<br />

einem missglückten Selbstmordversuch<br />

1944 in die Nervenheilanstalt<br />

Berlin-Nikolassee zwangseingewiesen.<br />

Hornung und Frankenstein kannten<br />

sich aus der Humboldt-Universität,<br />

wo der Jüngereindem vonFrankenstein<br />

bis 1983 geleiteten Bereich<br />

Kunsterziehung studiert hatte. Nach<br />

Abschluss des Studiums 1978 förderte<br />

der Professor seinen Schüler<br />

weiter, weil beide ein ähnliches Verständnis<br />

von moderner Kunst einte.<br />

Als 1985 der U-Bahn-Wettbewerb<br />

ausgelobt wurde, saßen sie gemeinsam<br />

im <strong>Berliner</strong> Vorstand des Verbandes<br />

Bildender Künstler.„Wirwaren<br />

uns einig, dass wir mit unseren<br />

Bildern keine Literatur, keine plakativen<br />

Illustrationen dieses Themas<br />

Im Jahre 1986 wurde die U-Bahnstation<br />

Magdalenenstraße in Lichtenberg mit<br />

20 Wandgemälden zur Geschichte<br />

der Arbeiterbewegung ausgestattet. An den<br />

Bildern scheiden sich heute noch die Geister.<br />

Am Sonntag gibt es eine Führung<br />

VonAndreas Förster<br />

Die Künstler Wolfgang Frankenstein (mit Brille) und Hartmut Hornung (mit<br />

Bart) 1986 bei der Arbeit im Atelier (unten) und auf dem U-Bahnhof Magdalenenstraße<br />

(oben).<br />

EBERHARDT KLÖPPEL<br />

Frankfurter<br />

Allee<br />

LICHTENBERG<br />

Magdalenenstr.<br />

Nöldnerplatz<br />

Frankfurter Allee<br />

Lichtenberg<br />

200 m<br />

BLZ/HECHER<br />

liefern wollten, wie es die Bonzen<br />

gerngehabt hätten“, sagt Hornung. „<br />

Wirwollten sehr emotional herangehen<br />

und uns auf eine Gestik konzentrieren,<br />

die bestimmte Situationen<br />

ausdrückt. Die –von vielen so empfundene<br />

–Düsternis unserer Bilder<br />

widersprach denn auch völlig dem<br />

heroisierenden, lichten Blick der<br />

SED auf die Arbeiterbewegung.<br />

Doch die Geschichte der Arbeiterbewegung<br />

kann man nicht beschönigen.<br />

Da gibt es Elend, Leiden, Gewalt<br />

und auch den Terror der kommunistischen<br />

Revolutionen. Das wollten<br />

wir zeigen.“<br />

Um den Zuschlag für die Magdalenenstraße<br />

zu bekommen, mussten<br />

sie ein Konzept bei einer staatlichen<br />

Kommission einreichen. Vertreter<br />

des Magistrats saßen darin, des Verbandes<br />

Bildender Künstler und der<br />

Partei. „Frankenstein war ja ein alter<br />

Hase, der war mit allen Wassern gewaschen“,<br />

erzählt Hornung. „Der<br />

sagte, wir machen da so ein paar<br />

Skizzen, da erkennen die sowieso<br />

nichts drauf, und erzählen denen,<br />

was sie hören wollen.“ So haben sie<br />

den Auftrag bekommen.<br />

Schikanen bei der Arbeit<br />

„Wir haben in der Anfangsphase getrennt<br />

gearbeitet“, sagt Hornung.<br />

„Das heißt, jeder hat in seinem Atelier<br />

Entwürfe gemacht, sie dem anderen<br />

geschickt, der malte drüber,<br />

dann ging das zurück, wieder wurde<br />

reingearbeitet …Auf diese Weise näherten<br />

wir uns an und fanden die gemeinsame<br />

Komposition. Jedes Bild,<br />

das da heute im Bahnhof hängt, haben<br />

wir gemeinsam gemalt.“<br />

Parallel dazu lief die technische<br />

Vorbereitung der Umsetzung. Die<br />

Bilder sollten fest mit dem Baukörper<br />

verbunden werden. Also keine<br />

Aufhängung, die ein Entfernen der<br />

Kunstwerke erleichtert hätte. Die<br />

Gemälde sollten vielmehr auf die Keramikkacheln<br />

gebrannt werden.<br />

Dazu mussten das richtige Material<br />

und die richtigen Schmelzfarben gefunden<br />

werden, die unter hoher<br />

Temperatur in die Kacheln eingebrannt<br />

werden sollten.<br />

Nachdem sich die beiden Künstler<br />

für Spaltkeramik aus Meißen und<br />

Aufglasurfarben aus Colditz entschieden<br />

hatten, wurden die Kacheln<br />

im VEB Elektrokeramik „Artur<br />

Winzer“ in Pankow gebrannt. Nun<br />

mussten sie nur noch vonden Arbeitern<br />

des VEB Fliesenleger Blankenfelde,<br />

die im gesamten Bahnhof die<br />

Kachelverkleidung erneuerten, angebracht<br />

werden. Doch dann schossen<br />

die SED-Kulturfunktionäredoch<br />

noch quer. Jekonkreter die Bildentwürfe<br />

wurden, desto mehr schwante<br />

ihnen, dass das nichts mehr mit sozialistischem<br />

Realismus zu tun hat.<br />

Die anfangs noch freundliche Kritik<br />

aus der Kommission des Magistrats<br />

ließen Frankenstein und Hornung<br />

an sich abperlen. Auch das bei einem<br />

privaten Essen vorgetragene Angebot<br />

eines vonder Partei offenbar vorgeschickten<br />

Vertreters von der Fachschule<br />

für angewandte Kunst in Berlin-Schöneweide,<br />

die beiden Künstler<br />

sollen von ihrem Vertrag<br />

zurücktreten und würden trotzdem<br />

das Honorar erhalten, lehnten sie ab.<br />

„Danach begannen die Schikanen“,<br />

Anzeige<br />

Lesen Sie am Wochenende<br />

Mobile Welten<br />

Achtung vor gefälschten<br />

Knöllchen: So wehren Sie sich<br />

Intelligente Kraftmaschine:<br />

Der BMW M850i im Test<br />

erinnert sich Hornung. „Termine<br />

wurden verschleppt, Genehmigungen<br />

nicht erteilt. Unsere Sorge war,<br />

dass die Fliesenleger mit dem Bahnhof<br />

fertig sind und abgezogen werden,<br />

bevor sie unsere Bilder anbringen<br />

können. Dann hätte sich das<br />

noch ewig hingezogen.“<br />

In dieser Situation schrieb Frankenstein<br />

einen Brief an Kurt Hager,<br />

der im SED-Politbüro für die Kulturpolitik<br />

zuständig war. Darin beschwerte<br />

sich der Professor über die<br />

Schwierigkeiten, die ihnen bereitet<br />

würden. „Eine Antwort auf diesen<br />

Brief hat er nie erhalten, aber auf einmal<br />

lief alles ohne Probleme“, sagt<br />

Hornung. Irgendwann im Frühjahr<br />

1986 war man schließlich fertig. Den<br />

genauen Termin weiß er nicht mehr.<br />

„Es gab ja auch keine Einweihung<br />

durch Vertreter des Magistrats, keinen<br />

Festakt, wie es üblich war für<br />

solche Projekte, nicht mal einen<br />

Empfang für uns im Rathaus“, erzählt<br />

Hornung. „Die haben das einfach<br />

totgeschwiegen. Uns war das<br />

egal. Hauptsache, unsere Bilder waren<br />

ander Wand. Undsie sind es bis<br />

heute.“<br />

DerVerein Bürgerkomitee 15. Januar e.V.lädt<br />

am Sonntagnachmittagzueiner Führung durch<br />

die Bildergalerie im U-Bahnhof Magdalenenstraße.<br />

Anmeldung,Zeitund Treff über<br />

E-Mail:bueko_1501_berlin2@web.de


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 11 *<br />

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Berlin<br />

Unverblümt und unverbindlich<br />

Franziska Giffey ist Hoffnungsträgerin der <strong>Berliner</strong> SPD. Überihre Zukunftwill sieöffentlichnicht sprechen. Wiesehr ihrihre Plagiatsaffäre schadet, wirdsich zeigen<br />

VonElmar Schütze<br />

Die <strong>Berliner</strong> Landespolitik<br />

ist in Bewegung wie selten<br />

in den zwei Jahren<br />

seit der Abgeordnetenhauswahl.<br />

Die Grünen sind stärkste<br />

Partei. DieLinke surft auf der Enteignungswelle.<br />

Die CDU wählt demnächst<br />

einen neuen Chef, der einen<br />

Neuanfang verspricht. Die FDP profitiert<br />

immer noch von der Debatte<br />

um den FlughafenTegel. DieAfD zerbröselt<br />

sich derzeit wenigstens nicht<br />

weiter selbst. Und die SPD? Verliert.<br />

Umfrage für Umfrage,Monat für Monat<br />

–scheinbar unaufhaltsam.<br />

Ebenso unaufhaltsam und folgerichtig<br />

drängt sich die Frage auf, ob<br />

der Regierende Bürgermeister und<br />

Parteivorsitzende Michael Müller<br />

noch der richtige Mann ist, mit dem<br />

die Sozialdemokraten bei der nächsten<br />

Wahl 2011 antreten sollten? Kann<br />

er den Trend umkehren und den ersten<br />

Machtverlust der SPD seit derVereinigung<br />

abwenden? Oder kann das<br />

Innensenator Andreas Geisel besser,<br />

wie es manche –auch in der Partei –<br />

glauben? Oder doch Franziska Giffey?<br />

Die 40-jährige Bildungsministerinist<br />

für viele immer noch ein Lichtblick<br />

in einer ansonsten blassen<br />

Bundesregierung. Das liegt auch<br />

daran, dass Giffey eine hervorragende<br />

Verkäuferin in eigener Sache<br />

ist.Wenn sie aus dem Namensmonster<br />

„Gesetz zur Weiterentwicklung<br />

der Qualität und zur Teilhabe in der<br />

Kindertagesbetreuung“ schlicht ein<br />

„Gute-Kita-Gesetz“ macht, freuen<br />

sich viele über diese volksnah-zupackende<br />

Artder Vereinfachung.<br />

In Berlin muss sich Giffey nicht<br />

ins Rampenlicht drängen. Seit ihrer<br />

Zeit als Bildungsstadträtin und später<br />

auch Bürgermeisterin von Neukölln<br />

ist sie hier ohnehin eine große<br />

Nummer. Und beliebt sowieso. Bei<br />

einer Umfrage des Instituts Forsa im<br />

Auftrag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> im vorigen<br />

Herbst erhielt sie von den <strong>Berliner</strong>n<br />

die mit Abstand besten Werte<br />

aller SPD-Politiker im Bund. Da wird<br />

jemand gemocht.<br />

Die Freie Universität prüft<br />

DieUmfrage fand statt, bevor im Februar<br />

bekannt wurde,dass es Zweifel<br />

an der Professionalität von Giffeys<br />

Doktorarbeit von 2009 gibt. In „Europas<br />

Wegzum Bürger“ geht es um<br />

die Frage,obesder EU-Kommission<br />

gelingt, mehr Bürgernähe herzustellen.<br />

Giffey untersuchte dies am Beispiel<br />

von Neukölln, wo sie als Europabeauftragte<br />

fürs Bezirksamt jahrelang<br />

Geldtöpfe in Brüssel angezapft<br />

hatte. Das Internetforum VroniPlag<br />

Wiki, auf der selbst ernannte Detektivenach<br />

Plagiaten in wissenschaftlichen<br />

Arbeiten fahnden und damit<br />

bereits diverse Politiker zu Fall<br />

brachten, hat auf 49 der 205 Textseiten<br />

problematische Stellen identifiziert.<br />

Jetzt prüft die Freie Universität.<br />

Es gehört zum Phänomen Franziska<br />

Giffey, dass die Öffentlichkeit<br />

Mag positive Menschen: SPD-Politikerin Franziska Giffey.<br />

DPA/BERND VON JUTRCZENKA<br />

die ersten Plagiatsvorwürfe eher beiläufig<br />

wahrgenommen hat. Anders<br />

als bei den Ex-Ministern Karl Theodor<br />

zu Guttenberg (Verteidigung,<br />

CSU) oder Annette Schavan (Bildung,<br />

CDU) schien man eher zu<br />

Milde zu neigen. Nach dem Motto:<br />

Schon wieder eine? Na und?<br />

Bis vor drei Tagen Peter Grottian,<br />

uralt-linker Politologe am Otto-<br />

Suhr-Institut der FU, an dem einst<br />

auch Giffey ihre Arbeit eingereicht<br />

hat, in einem Gastbeitrag in der Süddeutschen<br />

<strong>Zeitung</strong> schrieb: „Wenn<br />

Giffey klug ist, tritt sie zurück!“ Zu<br />

eindeutig seien die handwerklichen<br />

Fehler in ihrer Dissertation.<br />

Doch stimmt das? Ist ihr Ruf bereits<br />

so beschädigt, dass sie politisch<br />

nichts mehr werden kann? Endet<br />

hier eine Parteikarriere, die vorzwölf<br />

Jahren in Neukölln begonnen hat?<br />

Giffey spricht nicht öffentlich<br />

über ihre Doktorarbeit. Einen ihrer<br />

ersten öffentlichen Auftritte seit Veröffentlichung<br />

des Grottian-Texts absolvierte<br />

sie am Donnerstagmorgen<br />

bei der Industrie- und Handelskammer<br />

(IHK) an der Fasanenstraße.<br />

Auch dort: Kein Wort zur Doktorarbeit,<br />

und sie ist auch nicht gefragt<br />

worden.<br />

Stattdessen berichtete sie voller<br />

Verve von ihrem Job als Ministerin,<br />

von ihrer Lust, über Probleme nicht<br />

zu reden, sondern sie anzugehen.<br />

Die Sache sei doch so, sagt sie: Es<br />

gebe einerseits „die Mauerbauer“,<br />

die Miesmacher, Nörgler und Zweifler.<br />

Und es gebe auf der anderen<br />

Seite „die Windmühlenbauer“, die<br />

Anpacker und Optimisten. Wenn sie<br />

die Wahl habe,gehe sie lieber zu den<br />

Windmühlenbauern. Damit hatte<br />

sie all die Unternehmer im IHK-Saal<br />

auf ihrer Seite, die sich selbst unbedingt<br />

als Windmühlenbauer sehen.<br />

Warmer Applaus<br />

Und noch eine Frage fiel an diesem<br />

Morgen nicht: ob Giffey dazu bereit<br />

wäre, in zwei Jahren für die <strong>Berliner</strong><br />

SPD als Spitzenkandidatin anzutreten.<br />

Schon auf die Frage nach einem<br />

vorzeitigen Ende der Großen Koalition<br />

–was sie für Berlin frei machen<br />

würde –, reagiertsie fast schon allergisch:<br />

„Wenn ich jeden Tag fragen<br />

muss, wie lange ich noch lebe,<br />

schlägt mir das aufs Gemüt.“<br />

Eine flammende Bewerbungsrede<br />

klingt sicher anders. Lieber<br />

macht sie vor dem bürgerlichen Publikum<br />

kleine Punkte,etwa wenn sie<br />

sich in der Enteignungsdebatte bedeckt<br />

hält und lieber davon berichtet,<br />

dass sie auch jetzt noch hin und<br />

wieder U-Bahn fahre –„auch wenn<br />

das BKA dann immer entsetzt ist“.<br />

Für so etwas gab’s warmen Applaus<br />

Am Ende wurde sie von IHK-<br />

Hauptgeschäftsführer Jan Eder mit<br />

Komplimenten verabschiedet. Selten<br />

habe er einen Politiker erlebt, der<br />

„so outspoken“, so unverblümt, sei.<br />

Auf einem „virtuellen IHK-Applausometer“<br />

der letzten Jahre komme<br />

sie unter die Top3.<br />

Chefermittler gegen Clans<br />

und Banden muss gehen<br />

Dirk Jacob soll Differenzen mit SPD-Staatssekretär haben<br />

Berlins Chefermittler gegen die<br />

organisierte Kriminalität muss<br />

seinen Posten räumen. Nach Informationen<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> soll<br />

Dezernatsleiter Dirk Jacob –imLandeskriminalamt<br />

zuständig für organisierte<br />

Bandenkriminalität und arabische<br />

Clans –irgendeinen anderen<br />

Posten übernehmen.<br />

Wie Ermittler berichten, wurde<br />

schon vor mehreren Wochen der<br />

Stellvertreter des LKA-Leiters angehalten,<br />

für Jacob eine neue Verwendung<br />

zu suchen. Für Führungskräfte<br />

gilt seit längerem das Prinzip der Personalrotation,<br />

damit diese auch andereBereiche<br />

kennenlernen.„Personalentwicklung“<br />

wird das genannt.<br />

Den Informationen zufolge bat Jacob,<br />

ihm eine neue Dienststelle zu<br />

benennen, was bisher nicht geschah.<br />

Am Donnerstagmorgen meldete<br />

er sich krank. „Zu etwaigen Erkrankungen<br />

von einzelnen Kollegen<br />

äußern wir uns nicht“, sagte Polizeisprecher<br />

Thilo Cablitz.<br />

Jacob war vor einiger Zeit mit Innenstaatssekretär<br />

Torsten Akmann<br />

(SPD) aneinandergeraten. Er soll<br />

ihm widersprochen und bestimmte<br />

Angelegenheiten bei der Bekämpfung<br />

der Clan-Kriminalität anders<br />

gesehen haben.<br />

Die Gewerkschaft der Polizei<br />

(GdP) glaubt, dass das der Grund für<br />

die Versetzung ist. „Wir halten Dirk<br />

Jacob für einen sehr kompetenten<br />

Kollegen, der aufgrund seiner vielfältigen<br />

Erfahrungen im Bereich der organisierten<br />

Kriminalität über die<br />

<strong>Berliner</strong> Landesgrenzen hinweg<br />

hoch angesehen wird“, sagte GdP-<br />

Sprecher Benjamin Jendro. „Man<br />

kann unterschiedliche Ansichten<br />

haben, aber sich von politischer<br />

Ebene einzumischen, seine Stellung<br />

zu missbrauchen und jemand aus einer<br />

Position zu entfernen, nur weil<br />

einem die Nase nicht passt, übersteigt<br />

jeden Rahmen.“ Über die Besetzung<br />

von Führungspositionen<br />

habe allein die Polizeipräsidentin zu<br />

entscheiden. Zu den Vorwürfen war<br />

am Donnerstagabend von der Senatsinnenverwaltung<br />

keine Stellungnahme<br />

zu erhalten. (kop.)<br />

Gratis für Sie:<br />

NEU: Die aktuelle „digito“ jeden ersten<br />

Sonnabend imMonat in der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>!<br />

Morgen in<br />

der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong><br />

Kritik an Wohnungsverband<br />

Linke-Fraktionschefs werfen „unsachliche“ Äußerungen vor<br />

Die beiden Fraktionschefs der<br />

Linken im Abgeordnetenhaus,<br />

Carola Bluhm und UdoWolf, gehen<br />

im Streit um die Enteignung großer<br />

Immobilienkonzerne auf Distanz<br />

zum Verband Berlin-Brandenburgischer<br />

Wohnungsunternehmen<br />

(BBU). In einem Brief an BBU-Chefin<br />

Maren Kern kritisieren sie „unsachliche“<br />

Äußerungen des BBU nach<br />

Brandanschlägen auf Autos der Deutsche<br />

Wohnen sowie eine „polemisierende<br />

Art“ der Argumentation.<br />

So habe der BBU über den Kurznachrichtendienst<br />

Twitter die Enteignungsdiskussion<br />

für die „nicht zu tolerierenden<br />

Brandanschläge“ verantwortlich<br />

gemacht. Außerdem sei via<br />

Twitter verbreitet worden, die Initiativezur<br />

Enteignung großer Immobilienkonzerne<br />

richte sich „letztlich gegen<br />

die soziale Marktwirtschaft“, und<br />

die Steuerzahler müssten dies mit 36<br />

Milliarden Euro bezahlen. Das sei<br />

„keineVersachlichung der Debatte“.<br />

Es mache sie „etwas ratlos“, so<br />

Bluhm und Wolf, „wie ein eingetragener<br />

Verein mit mehrheitlich kommunalen<br />

und landeseigenenWohnungsbaugesellschaften<br />

oder genossenschaftlichen<br />

Wohnungsunternehmen<br />

in dieser Debatte nicht<br />

versachlichend, sondern zuspitzend<br />

eingreift“. (ulp.)


12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />

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Berlin<br />

Entschleunigung schult die Sinne: Das Käthe-Kollwitz-Museum in der Fasanenstraße bietet nun monatliche Slow-Art-Führungen für kleine Gruppen. Im Mittelpunkt steht jeweils nur ein Werk der Künstlerin.<br />

BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

In der Ruhe liegt die Kunst<br />

Slow Art heißt eine internationale Bewegung der entschleunigten Betrachtung. In Berlin wird dieser Trend nur langsam bekannt<br />

VonStefan Strauß<br />

Ein Bild und ganz viel Zeit.<br />

Besucher stehen schweigend<br />

voreinem Kunstwerk,<br />

manche setzen sich davor,<br />

sie betrachten es in Ruhe, lassen es<br />

auf sich wirken. Niemand stört, niemand<br />

hetzt und drängelt.<br />

Slow Art heißt eine neue Bewegung<br />

im internationalen Kunstbetrieb.Esist<br />

die Entdeckung der Langsamkeit.<br />

Denn auch in Museen, Galerien<br />

und Kunstausstellungen setzt<br />

sich das Getriebensein vieler Menschen<br />

fort–das steigende Tempo.<br />

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KaZa: 30 Schutzgebiete in Afrika<br />

vernetzen sich für die Tiere<br />

Hoch auf dem gelben Wagen: Mit<br />

4PSdurch die Lüneburger Heide<br />

Alles muss schnell gehen. Fünf bis<br />

elf Sekunden betrachten Besucher<br />

im Durchschnitt ein Kunstwerk, haben<br />

Forscher festgestellt. Doch wer<br />

Hegenbarth Sammlung:<br />

Das Haus in der Nürnberger<br />

Str.49lädt am Sonnabend<br />

(12–14 Uhr) zum Slow-Art-<br />

Workshop ein. Dabei geht es<br />

um Arbeiten mit Papier wie in<br />

der Ausstellung vonCorinne<br />

Laroche. Der Eintritt ist frei.<br />

SONNABEND IST SLOW ART DAY<br />

Museum Barberini: Das<br />

Potsdamer Museum (Humboldtstr.5–6)<br />

bietet unter<br />

dem Motto „Der ruhigeBlick“<br />

am Sonnabend 17 Uhr eine<br />

langsame Führung durch die<br />

Picasso-Ausstellung.Eintritt:<br />

14 Euro, Führung 3Euro.<br />

Kunst nur mit flüchtigen Blicken betrachtet,<br />

verpasst Details und Stimmungen.<br />

Die Slow-Art-Bewegung<br />

will den Kunstbetrieb entschleunigen.<br />

In Kunstmetropolen wie London<br />

und New York gehören solche<br />

Angebote längst zum Programm.<br />

Am internationalen Slow ArtDay,<br />

der am Sonnabend stattfindet, beteiligen<br />

sich fast 170 Einrichtungen<br />

weltweit. Doch in Berlin wirddie Bewegung<br />

nur langsam bekannt. Keines<br />

der großen Häuser ist beteiligt.<br />

Lediglich die Hegenbarth Sammlung<br />

in der Nürnberger Straße lädt<br />

Besucher am Slow Art Day zum<br />

Workshop ein. Derzeit werden dort<br />

Papierarbeiten der Künstlerin Corinne<br />

Laroche gezeigt. MitPapier arbeiten<br />

dann auch die Teilnehmer des<br />

Workshops. „Die Gäste können zur<br />

Ruhe kommen und sich viel Zeit lassen.<br />

Dasist ein Luxus in diesen hektischen<br />

Zeiten“, sagt die Kunsthistorikerin<br />

Katja Schöppe-Carstensen, die<br />

den Workshop organisierthat.<br />

In Potsdam lädt das Museum Barberini<br />

seine Besucher am Slow Art<br />

Day ein. Das Motto der Führung<br />

heißt „Der ruhige Blick“. Die Gäste<br />

setzen sich in der aktuellen Picasso-<br />

Ausstellung vor ein einzelnes Bild<br />

und betrachten es etwa zehn Minuten<br />

lang. Statt der üblichen Erklärungen<br />

und Interpretationen von Ausstellungsführernlassen<br />

die Besucher<br />

das Bild ohne fremde Hilfe auf sich<br />

wirken. „Das schult die eigene Wahrnehmung“,<br />

sagt Museumspädagogin<br />

Andrea Schmidt. Bereits, als die<br />

Picasso-Ausstellung aufgebaut<br />

wurde,haben die Mitarbeiter darauf<br />

geachtet, nicht zu viele Bilder in einen<br />

Raum zu hängen. Auch das gehört<br />

zur Slow-Art-Praxis: bloß keine<br />

Bilderflut. „Die luftige Hängung finden<br />

die Besucher sehr angenehm“,<br />

sagt Andrea Schmidt.<br />

Die Performancekünstlerin Marina<br />

Abramovic hat das hohe Tempo<br />

im Kunstbetrieb schon vor Jahren<br />

Käthe-Kollwitz-Museum:<br />

In der Fasanenstr.24inBerlin<br />

gibt es künftig Slow-Art-<br />

Führungen am letzten Mittwoch<br />

des Monats. Es geht<br />

immer um ein Bild der Künstlerin.<br />

Startist am 24. April<br />

um 18 Uhr.Eintritt: 7Euro<br />

kritisiert. Sie sagte, man zappe sich<br />

nur noch durch das Leben, besser<br />

wäre, die Bewegungen zu reduzieren<br />

und auf Stille zu setzen.<br />

Abramovic hat ihreIdee vonlangsamer<br />

Kunst in ihren Performances<br />

auf radikale Weise praktiziert. Vor<br />

neun Jahren saß sie zum Beispiel 75<br />

Tage lang auf einem Stuhl im New<br />

York Museum of Modern Art<br />

(Moma). Das waren 721 Stunden<br />

schmerzvollen Verharrens. Ihr gegenüber<br />

stand ein zweiter Stuhl, dort<br />

konnte sich jeweils ein Gast hinsetzen.<br />

Es gab keine Zeitvorgaben und<br />

viele emotionale Begegnungen. Marina<br />

Abramovic schaute ihr Gegen-<br />

über einfach nur an. Manche vonihnen<br />

weinten, auch die Künstlerin.<br />

Dass Ausstellungen und Museen<br />

zu den besten Ruhe- und Rückzugsorten<br />

gehören, erkannte das Moma<br />

gleich. Frühaufstehern bietet es seit<br />

ein paar Jahren„stille Morgende“ mit<br />

Meditation und Yoga an, bevor das<br />

Museum öffnet. Solche Morgensitzungen<br />

für Yoga und Meditation hat<br />

auch das Museum Barberini im Programm.<br />

„Es geht um den Blick nach<br />

innen“, sagt Museumspädagogin<br />

Andrea Schmidt.<br />

Seit etwa zehn Jahren gibt es die<br />

Slow-Art-Bewegung. DieTate Gallery<br />

of Modern Art in London hat ihre<br />

jüngste Ausstellung nach diesem<br />

Konzept gestaltet. Sie bittet Besucher,sich<br />

viel Zeit zu lassen beim Betrachten<br />

der etwa 100 Werke des<br />

französischen Post-Impressionisten<br />

PierreBonnard. In den Räumen hängen<br />

nur wenige Bilder, die Besucher<br />

können auf den Landschaftsbildern<br />

und Stillleben filigrane Details erkennen.<br />

In der Ruhe liegt die Kunst.<br />

Doch Ruhe ist in unserer Zeit eine<br />

Seltenheit. Und sogibt es in nahezu<br />

allen Lebensbereichen den Trend<br />

zur Entschleunigung. Slow Food, als<br />

Gegenbewegung zum Schnellimbiss,<br />

plädiert für eine geruhsame<br />

und gesunde Ernährung. Slow Travel<br />

lobt langsames Reisen, beim Slow<br />

Dating geht es ums Kennenlernen<br />

mit viel Zeit. UndinRatgebernraten<br />

Sexualtherapeuten im Zeitalter von<br />

Tempo und Leistungsdruck zum<br />

entspannten Slow Sex.<br />

„Man muss sich selbst zur Ruhe<br />

zwingen, um zur Ruhe zu kommen“,<br />

sagt Josephine Gabler, Direktorin<br />

des Käthe-Kollwitz-Museums. Sie<br />

setzt die Idee des entschleunigten<br />

Kunstgenusses mit einer Veranstaltungsreihe<br />

fort. DasMuseum bot bereits<br />

zur Langen Nacht der Museen<br />

2018 eine Slow-Art-Führung an, nun<br />

startet eine monatliche Reihe für<br />

kleine Gruppen. „Die Gäste können<br />

sehen lernen. Dasschult die Sinne.“<br />

Die Nachfragen mehren sich<br />

Auch bei den Staatlichen Museen<br />

mehren sich Nachfragen nach Slow<br />

Art. Ab Herbst wird essolche „entschleunigenden<br />

Angebote“ in der<br />

Gemäldegalerie und der Alten Nationalgalerie<br />

geben. Vor höchstens 25<br />

Teilnehmern wird ein Experte eine<br />

halbe Stunde lang ein Kunstwerk<br />

analysieren. Solche Angebote gebe<br />

es seit mehreren Jahren, sagt Markus<br />

Farr von der Pressestelle. Anfangs<br />

hießen sie Bildbetrachtungen, nun<br />

werden sie wegen des Slow-Art-<br />

Trends vermehrtangeboten.<br />

Das Schweigen der Gitarren<br />

Nach dem Rockhaus wirft auch der Bunker in Tempelhof seine Musiker raus. Sie müssen 47 Proberäume in nur einer Woche räumen. Die Mieter sind empört –und ratlos<br />

VonAnnika Leister<br />

Mehrere Autos warten mit offenen<br />

Türen vor einem Bunker<br />

im Süden Tempelhofs. Die Death-<br />

Metal-Bands Carnal Tomb und Evil<br />

Spirit räumen hastig ihr Equipment<br />

ein: Trommeln, Gitarren, Verstärker.<br />

Jahrelang haben die Bands in dem<br />

denkmalgeschützten Bunker geprobt<br />

–wie Dutzende andere auch.<br />

Bisdie Immobiliengesellschaft Covivio<br />

ihren Mietern am Freitag per<br />

Mail und Aushang an der Tür mitteilte:<br />

Ihrseid fristlos gekündigt.<br />

DieProberäume dürfen die Musiker<br />

ab sofortnicht mehr nutzen, Covivio<br />

begründet das mit Mängeln<br />

beim Brandschutz. NureineWoche –<br />

bis zum 7. April –lässt das Immobilienunternehmen<br />

den Musikern<br />

Zeit, ihre Habe auszuräumen. „So<br />

kurzfristig –das geht gar nicht“, sagt<br />

Marcelo Aguirre von Evil Spirit, der<br />

Lederjacke trägt. „Das ist ein Stil wie<br />

im Wilden Westen.“<br />

Wieder verliert Berlin 47 Proberäume,<br />

die über Untermietverträge<br />

zum Teil doppelt und dreifach belegt<br />

waren. Mehr als 100 Bands sind damit<br />

heimatlos, manche werden – wie<br />

Aguirres Band Evil Spirit –erst mal<br />

pausieren müssen. Berlin, das sich so<br />

gerne für seine kreativeSzene rühmt,<br />

wird immer mehr zu einer Stadt, in<br />

der Musiker gar keinen Platz haben.<br />

Mängel beim Brandschutz<br />

Denn die Lage auf dem Marktfür Proberäume<br />

ist hoffnungslos. Vor zwei<br />

Wochen erst kündigte der Betreiber<br />

des Rockhauses in Lichtenberg<br />

250 Proberäume,rund 1000 Musiker<br />

sind seither verzweifelt auf der Suche<br />

nach Ersatz. Die wenigen großen Alternativen,<br />

wie das Orwo-Haus in<br />

Marzahn-Hellersdorf, sind auf lange<br />

Zeit ausgebucht.<br />

In Tempelhof muss Covivio trotzdem<br />

nicht mit Protest rechnen. Die<br />

Bands fürchten die Zwangsräumung.<br />

Deshalb bringen sie ihre Instrumente<br />

lieber rasch in Sicherheit.<br />

„Bevor ein Sicherheitsunternehmen<br />

uns die Gitarren kaputt macht, räumen<br />

wir selbst“, sagt Aguirre.<br />

Die Covivio Immobilien GmbH<br />

mit Sitz in Stuttgart kauft seit 2011<br />

In dem Bunker in der Friedrich-Karl-Straße probten mehr als 100 Bands.<br />

Objekte verstärkt auch in Berlin und<br />

Potsdam auf. DerHochbunker in der<br />

Friedrich-Karl-Straße gehört dem<br />

Unternehmen seit September 2013.<br />

Er wurde in den 40er-Jahren im Rahmen<br />

des sogenannten Führer-Sofortprogramms<br />

errichtet, damals<br />

sollte er die Bevölkerung vor Bomben<br />

der Alliierten schützen. Wenig<br />

GERD ENGELSMANN<br />

kann man mit so einem fensterlosen<br />

Beton-Bollwerk heute anfangen.<br />

Drinnen sieht es nach Keller aus, es<br />

fehlen Fenster und natürliches Licht.<br />

Doch Mitte der 2000er-Jahre kam<br />

eine findige Immobilienfirma auf<br />

den Dreh: Sie vergrößerte die<br />

Räume, installierte Sanitäranlagen.<br />

Seither proben hier Bands. Die<br />

Wände des Bunkers schützen jetzt<br />

Nachbarnvor Lärm.<br />

In der Kündigung schreibt Covivio:<br />

„Die Stadt Berlin billigt aufgrund<br />

von Brandschutzauflagen gegenüber<br />

der Vermieterin die Nutzung in<br />

der bisherigen Form nicht mehr.“<br />

Die Stadt sehe eine Gefahr für „Leib<br />

und Leben“. Doch Bezirksamt und<br />

Senatsverwaltung verneinen –man<br />

habe keine Kontrollen in dem Bunker<br />

durchgeführt und von daher<br />

auch nichts zu beanstanden.<br />

„Sofortiges Handeln erforderlich“<br />

Auf Nachfrage der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

erklärtdann auch Covivio:„Die Stadt<br />

hat Covivio nicht informiert.“ Vielmehr<br />

habe das Unternehmen selbst<br />

bei Reparaturarbeiten Mängel beim<br />

Brandschutz festgestellt. „Mit dieser<br />

Erkenntnis war ein sofortiges Handeln<br />

erforderlich“, teilt eine Sprecherin<br />

von Covivio mit. Jetzt wolle<br />

das Unternehmen ein neues Brandschutzkonzept<br />

umsetzen. Nach dem<br />

Umbau soll der Bunker in Tempelhof<br />

wieder für Musiker offenstehen, versichertdie<br />

Sprecherin.<br />

Für viele Musiker aber wird es<br />

dann zu spät sein. Denn Covivio will<br />

oder kann nicht abschätzen, wie<br />

lange die Baumaßnahmen dauern<br />

werden. Eine gleichwertige Alternativehat<br />

niemand in Sicht. „Die wenigen<br />

freien Räume,die es gibt, sind unbezahlbar“,<br />

sagt Aguirre. Im Bunker<br />

hätten sich zwei Bands,die sich einen<br />

Proberaum teilten, 200 Euro im Monat<br />

gezahlt. Bei aktuell ausgeschriebenen<br />

Angeboten fingen die Mieten<br />

bei 600 Euro an. DieLage für Künstler<br />

sei in Berlin ohnehin extrem kritisch,<br />

sagt Aguirre. Das Aus für Rockhaus<br />

und Bunker seien „die letzten Nägel<br />

im Sarg der freien Szene“.<br />

Vom Senat haben die Musiker<br />

keine Hilfe zu erwarten. Es sei „tragisch<br />

und schmerzhaft“, wenn Proberäume<br />

wegbrechen, heißt es aus<br />

der Kulturverwaltung. Doch die Verträge<br />

seien zwischen Privatpersonen<br />

und Unternehmen geschlossen, der<br />

Handlungsraum der Politik beschränkt.<br />

„Wir können Gespräche<br />

führen, versuchen, zu vermitteln“,<br />

so Sprecher Daniel Bartsch, „mehr in<br />

der Regel aber auch nicht.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 13<br />

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Berlin<br />

„Die Lösung liegt in einem Ausbau des U-Bahnnetzes“<br />

Ist es richtig, die <strong>Berliner</strong> aufzufordern,<br />

ihr Auto abzuschaffen?<br />

Die Antwort ist eindeutig:<br />

Nein! Natürlich müssen die<br />

<strong>Berliner</strong> nicht auf ihr Auto verzichten.<br />

Allerdings sollten sie sich angesichts<br />

zunehmender Mobilitätsprobleme<br />

auf Einschränkungen einstellen.<br />

Der Verkehr auf den Straßen<br />

nimmt stetig zu. Mit dem anhaltenden<br />

Wachstum der Stadt wandeln<br />

sich die Mobilitätsbedürfnisse.Viele<br />

<strong>Berliner</strong> steigen vom Auto auf das<br />

Fahrrad und den Nahverkehr um,<br />

um rechtzeitig zum Ziel zu kommen.<br />

Es war daher an der Zeit, eine Mobilitätswende<br />

in Berlin einzuleiten,<br />

und dies haben wir als rot-rot-grüne<br />

Koalition nun getan. Mit dem ersten<br />

Mobilitätsgesetz in Deutschland<br />

schaffen wir mehr Sicherheit im<br />

Straßenverkehr und legen den Fokus<br />

auf die Mobilität der Zukunft –das ist<br />

für uns nicht unbedingt das Auto.<br />

Die SPD hat sich vorgenommen,<br />

den Anforderungen an eine gleichberechtigte,<br />

moderne, klimaverträgliche<br />

und zukunftsgerechte Mobilitätspolitik<br />

gerecht zu werden. Weder<br />

kann und wird Berlin ausschließlich<br />

eine Auto- noch ausschließlich eine<br />

Fahrradstadt sein. Wir müssen darauf<br />

achten, die Bedürfnisse aller <strong>Berliner</strong>innen<br />

und <strong>Berliner</strong>, obimZen-<br />

trum oder den Außenbezirken, in<br />

Einklang zu bringen. Menschen haben<br />

ein Recht darauf, mobil zu sein.<br />

Der Nahverkehr ist die Mobilität<br />

vonmorgen.Vondaher verfolgen wir<br />

eine stringente Verkehrspolitik: Wir<br />

wollen den Nahverkehr stärken und<br />

Verkehr von der Straße auf die<br />

Schiene verlagern. Der Erhalt und<br />

Ausbau der Infrastruktur ist hierbei<br />

entscheidend. Mit dem Nahverkehrsplan<br />

und dem Ausbauprogramm<br />

i2030 stärken wir die bestehende<br />

Infrastruktur, investieren in<br />

den Bau neuer Straßenbahnlinien,<br />

Haltestellen, Knotenpunkte und in<br />

sichereund barrierefreie Mobilität.<br />

Wir bauen das bestehende Streckennetz<br />

aus, setzen mehr Fahrzeuge<br />

ein und verdichten die Takte.<br />

Wir werden eingleisige S-Bahn-Strecken<br />

zweigleisig ausbauen und so<br />

Engpässe beseitigen. DerAusbau der<br />

Straßenbahn geht voran, hier eröffnen<br />

wir bis 2021 erste neue Strecken.<br />

Am Zehn-Minuten-Takt auf weiteren<br />

Buslinien in den Außenbezirken sind<br />

wir dran. Von 2021 an stellen wir<br />

viele neue S-Bahnen zur Verfügung.<br />

Beider U-Bahn wirdes1500 neue<br />

Wagen geben. Außerdem wird eine<br />

Gastbeitrag<br />

Die Verkehrspolitik darf nicht nur auf die Straßenbahn setzen,<br />

warnt der SPD-Politiker Tino Schopf<br />

in unserer Debatte zur Mobilität in Berlin<br />

„Wenn wir die Straßenbahn<br />

auf ein Riesen-Netz ausweiten,<br />

schaffen wir keine gesteigerte<br />

Effizienz, keine Effekte.“<br />

Tino Schopf,<br />

verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus<br />

OSTKREUZ/MARC BECKMANN<br />

Reihe vonNetzergänzungen und Lückenschlüssen<br />

erfolgen. Sinnvoll<br />

wäre zuallererst eine Weiterführung<br />

der U8 ins Märkische Viertel, ebenso<br />

kann ich mir eine Verlängerung der<br />

U2 vonPankownach PankowKirche<br />

vorstellen. Darüber hinaus würde<br />

auch Krumme Lanke –Mexikoplatz<br />

(U3) spürbare Angebotsverbesserungen<br />

bringen.<br />

Ich weiß, dass der Ausbau des U-<br />

Bahn-Netzes kontrovers diskutiert<br />

wird. Doch aus fachlicher Sicht gilt es<br />

festzuhalten: Eine Straßenbahn, die<br />

im Straßenverkehr mitfährt, hat das<br />

Problem, dass sie spezielle Vorrangschaltungen<br />

benötigt, um nicht im<br />

Stau steckenzubleiben. Weil eine U-<br />

Bahn unter der Erde fährt, ist sie per<br />

se vondiesen Zwängen entkoppelt.<br />

Verkehrspolitisch sollte es uns<br />

darum gehen, die Menschen möglichst<br />

schnell vonAnach Bzubewegen.<br />

Eine S-Bahn ist nur so schnell,<br />

weil sie in der Regel Halteabstände<br />

vondurchschnittlich rund zwei Kilometern<br />

hat. Die U-Bahn hat in der<br />

Regel Halteabstände zwischen<br />

500 und 1000 Metern. Bei der Straßenbahn<br />

sind es 300 bis 400 Meter,<br />

weshalb dieses Verkehrsmittel langsamer<br />

ist. Wenn wir die Straßenbahn<br />

auf ein Riesen-Netz ausweiten,<br />

schaffen wir keine gesteigerte Effizienz,<br />

keine Effekte.<br />

Ich bin der Auffassung, dass eine<br />

gute Infrastruktur über die Zukunftsfähigkeit<br />

einer Stadt entscheidet.<br />

Eine Umverteilung des Verkehrsaufkommens<br />

zugunsten des Nahverkehrs<br />

kann nur durch attraktiveNahverkehrsmittel<br />

erzielt werden. Dabei<br />

steht für mich neben der Beförderungsmenge<br />

vor allem auch die Reisegeschwindigkeit<br />

im Vordergrund.<br />

Wir müssen Anreize schaffen: gute<br />

Dienstleistung, hohe Geschwindigkeit,<br />

zum fairen Preis, mit guter Verfügbarkeit.<br />

Dasist mein Credo!<br />

Berlin ist Messestadt, ist Touristenattraktion,<br />

Regierungssitz. Städte<br />

wie Paris, Barcelona, Wien, London,<br />

aber auch Stuttgart, Frankfurt/Main,<br />

München und Hamburg bauen in<br />

Hinblick auf die Bevölkerungsentwicklung<br />

ihr U-Bahnnetz aus.<br />

Für mich gibt es kein Entwederoder,<br />

sondern ein Sowohl-als-auch.<br />

Aus meiner Sicht liegt die Lösung in<br />

einem intelligenten Ausbau des U-<br />

Bahnnetzes, in Kombination mit<br />

dem Ausbau vonStraßenbahnlinien.<br />

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www.praeventionstag.de/go/<br />

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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />

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Berlin<br />

Anzeige<br />

POLIZEIREPORT<br />

Tankstelle überfallen.<br />

In der Straße GrünerWeginBritz haben<br />

zwei maskierte Männer eine<br />

Tankstelle überfallen. Siebedrohten<br />

am Mittwoch gegen 22 Uhreinen<br />

Mitarbeiter und einen Kunden im<br />

Verkaufsraum mit einer Pistole und<br />

einem Messer.Von dem 45 Jahrealten<br />

Angestellten forderten sie die Einnahmen.<br />

Einer derTäter ging schließlich<br />

selbst an die Kasse,der andere<br />

entwendete mehrereSchachteln Zigaretten.<br />

Anschließend flüchtete das<br />

Duoineinem Auto.<br />

Einbruch beim Juwelier.<br />

Unbekannte Männer sind in der<br />

Nacht zum Donnerstag in ein Juweliergeschäft<br />

in der Müllerstraße in<br />

Wedding eingebrochen. Siegelangten<br />

in das Geschäft über ein angrenzendes<br />

Lokal. Siedurchbrachen<br />

demnach die Wand zwischen den<br />

beiden Geschäften und erbeuteten<br />

Schmuck.Wiehoch der Schaden insgesamt<br />

war,ist noch unklar.Die Täter<br />

entkamen.<br />

Lesen Sie am Wochenende<br />

Karriere<br />

Keine Berufsausbildung? Das<br />

lässt sich immer noch ändern<br />

Werbungskosten: Wasdas<br />

Finanzamt alles anerkennt<br />

Autos zusammengeprallt.<br />

In der Aroser Allee in Reinickendorf<br />

sind am Mittwochnachmittag zwei<br />

Autos zusammengestoßen. Ein21-<br />

Jähriger hatte in seinem Nissan den<br />

VW eines 35-Jährigen übersehen.<br />

DerNissan kippte um und rutschte<br />

auf dem Dach gegen eine Laterne.<br />

DerVWdrehte sich durch die Wucht<br />

des Aufpralls um 180 Grad und blieb<br />

dann stehen. Diebeiden Fahrer sowie<br />

die Begleiterin des 35-Jährigen<br />

wurden in Kliniken gebracht. Lebensgefahr<br />

besteht nicht.<br />

Dealer verhaftet.<br />

In einer Wohnung am Heckerdamm<br />

in Charlottenburghaben Polizisten<br />

einen 29 Jahrealten Mann verhaftet.<br />

Er hatte im Internet Drogen zumVerkauf<br />

angeboten. Beider Wohnungsdurchsuchung<br />

stellten die Beamten<br />

ein Kilogramm Heroin, 500 Gramm<br />

Kokain, Ecstasytabletten sowie 600<br />

Briefumschläge zum Versenden des<br />

Rauschgifts sicher.Der Dealer kam<br />

in Untersuchungshaft. (ls.)<br />

Legendäre Brille: Sieht aus wie eine Sehhilfe des Beatles-Musikersund soll ihm auch gehörthaben. So wurde die Brille 2017 von der Polizei präsentiert.<br />

Das Geschäft mit John Lennons Brille<br />

Ein Hehler hat den gestohlenen Nachlass des Ex-Beatles verkauft. Nun wurde er verurteilt<br />

VonKatrin Bischoff<br />

Es glich einer Sensation, als<br />

der gestohlene Nachlass<br />

John Lennons in Berlin auftauchte.Die<br />

Polizei präsentierte<br />

die Gegenstände im November<br />

2017 im Landeskriminalamt mit großem<br />

Bohei. Es waren sehr persönliche<br />

Dinge aus dem Nachlass des Ex-<br />

Beatles: Seine Tagebücher, eine<br />

Brille, ein Tonbandmitschnitt eines<br />

Beatles-Konzerts, ein Schulheft,<br />

Lennons Etui mit zehn Zigaretten<br />

der MarkeGitanes oder die mit Bleistift<br />

niedergeschriebenen Noten<br />

vom Beatles-Hit „Woman“. Dinge<br />

von„musikhistorischer Bedeutung“,<br />

wie es die Polizei damals formulierte.<br />

Dinge,die 2006 aus derWohnung der<br />

Lennon-WitweYoko Ono imDakota<br />

Building in NewYorkgestohlen worden<br />

waren.<br />

Wenige Tage vor der stolzen Präsentation<br />

des Diebesgutes hatte die<br />

Polizei den Mann festgenommen, der<br />

den geklauten Nachlass bei einem<br />

Online-Auktionshaus zu Geld gemacht<br />

hatte und bei dem die Fahnder<br />

noch weitere Lennon-Devotionalien<br />

fanden. Erhan G., ein Pizzeria-Betreiber<br />

aus Kreuzberg. Er gestand die Tat.<br />

Im November vergangenen Jahres<br />

wurde gegen ihn Anklage erhoben.<br />

Und dann? Wie die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

am Donnerstag erfuhr, wurde der<br />

59-jährige Erhan G. mittlerweile still<br />

und leise und ohne öffentliche<br />

Verhandlung<br />

vom Amtsgericht Tiergarten<br />

verurteilt.<br />

Nach Angaben von<br />

Lisa Jani, Sprecherin<br />

der Strafgerichte, habe<br />

Erhan G. bereits am 27.<br />

Februar einen Strafbefehl<br />

erhalten. Er sei<br />

darin wegen gemein-<br />

Yoko Ono und John Lennon,<br />

der 1980 getötet wurde.<br />

schaftlicher Hehlerei<br />

zu einer Freiheitsstrafe<br />

von einem Jahr verurteilt<br />

worden, die zur<br />

Bewährung ausgesetzt<br />

wurde. Das sei die<br />

höchstmögliche Strafe in einem<br />

Strafbefehlsverfahren, sagte Lisa<br />

Jani. Zudem müsse Erhan G. jeweils<br />

25 000 Euro an die Opferhilfe und die<br />

<strong>Berliner</strong> Justiz zahlen.<br />

Doch Erhan G. war nur derjenige,<br />

der im Oktober 2014 die 87 gestohlenen<br />

Gegenstände des Lennon-Nachlasses<br />

dem Online-Auktionshaus<br />

Auctionata zur Versteigerung angeboten<br />

hat und dafür einen Vorschuss<br />

in Höhe von 785150 Euro kassierte –<br />

25 Prozent des Schätzwertes der persönlichen<br />

Dinge des Ex-Beatles. Seinen<br />

Anteil an dem Geld, nämlich<br />

327830,76 Euro, habe<br />

Erhan G. bereits zurückgezahlt,<br />

sagte Jani.<br />

Undder andereTeil?<br />

Denhat vermutlich ein<br />

weiterer Tatverdächtiger,<br />

der mit Haftbefehl<br />

gesucht wird: Koral K.,<br />

der frühere Chauffeur<br />

und Leibwächter Lennons.<br />

Er soll die persönlichen<br />

Dinge seines<br />

ARCHIV<br />

einstigen Dienstherren<br />

heimlich Stück für<br />

Stück entwendet haben.<br />

Er wurde später<br />

festgenommen, nachdem<br />

er Yoko Ono erpresst hatte. Er<br />

hatte vonder Lennon-Witwe1,5 Millionen<br />

Dollar gefordert, ansonsten<br />

würde er pikante Fotos veröffentlichen.<br />

KoralK.saß vormehr als zehn<br />

Jahren in Haft, allerdings nicht lange.<br />

Er kam auf Kaution frei und setzte<br />

sich in die Türkei ab.<br />

Die Ermittler gehen davon aus,<br />

dass er das Diebesgut mit an den<br />

BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />

Bosporus nahm. Unddass er es später<br />

Erhan G. übergab, der es zu Geld<br />

machen sollte. Die Männer wurden<br />

Geschäftspartner, nachdem Erhan<br />

G. dem einstigen Lennon-Chauffeur<br />

in Berlin offenbar beim Kauf eines<br />

Hauses geholfen hatte.<br />

Erhan G. soll mehrfach versucht<br />

haben, die gestohlenen Gegenstände<br />

an den Mann zu bringen.<br />

Doch erst das <strong>Berliner</strong> Online-Auktionshaus<br />

zeigte Interesse. Die Firma<br />

habe zunächst nur eine Uhr mit einer<br />

Widmung Yoko Onos gekauft,<br />

dann die weiteren Gegenstände des<br />

Ex-Beatles, erklärte die Staatsanwaltschaft<br />

damals.Die Uhrwar Onos<br />

letztes Geburtstagsgeschenk an John<br />

Lennon, bevor er am 8. Dezember<br />

1980 in NewYorkvon einem verwirrten<br />

Mann erschossen wurde. Die<br />

Uhr wurde von dem Auktionshaus<br />

für 600 000 Euro weiterverkauft.<br />

Im Juli 2017 stieß der Insolvenzverwalter<br />

des Online-Auktionshauses<br />

auf die 86 noch vorhandenen<br />

persönliche Gegenstände Lennons,<br />

darunter die drei Tagebücher von<br />

1975, 1979 und 1980. Er informierte<br />

das Landeskriminalamt. Der sichergestellte<br />

Nachlass wurden dann dem<br />

Anwalt vonYoko Onoübergeben.<br />

SPD prüft<br />

Zwischenruf<br />

der AfD<br />

Hitzige Diskussion um<br />

Antisemitismus im Plenum<br />

VonMelanie Reinsch<br />

Während einer Rede des SPD-<br />

Fraktionsvorsitzenden Raed<br />

Saleh am Donnerstag in der Aktuellen<br />

Stunde im Abgeordnetenhaus<br />

sollen aus den Reihen der AfD Zwischenrufe<br />

getätigt worden sein, die<br />

rechtliche Konsequenzen haben<br />

könnten. Die Parlamentarier debattierten<br />

am Morgen darüber, wie sie<br />

in Berlin jüdisches Leben besser<br />

schützen können.<br />

Saleh hatte in seiner Rede einen<br />

Satz begonnen mit:„Es waren die Sozialdemokraten,<br />

die …“ Laut Plenarprotokoll<br />

soll der AfD-Abgeordnete<br />

Gunnar Lindemann den Satz vonSaleh<br />

beendet haben mit dem Zwischenruf:<br />

„… die Hitler ins Amt gebracht<br />

haben“. Andere Abgeordnete<br />

sagten, sie hätten von den AfD-Bänken<br />

gehört, dass die AfD behauptet<br />

habe, die Sozialdemokraten hätten<br />

den „Reichstag angezündet“. So<br />

hatte es auch die Linken-Abgeordnete<br />

Anne Helm verstanden und<br />

über Twitter verbreitet. Helm korrigierte<br />

sich später,dass der letzte Satz<br />

aber nicht im Plenarprotokoll stehe.<br />

DieSPD sagte,dass sie den Vorfall<br />

prüfen werde. Es sei erschreckend<br />

und entlarvend, dass der AfD-Fraktionsvorsitzende<br />

Georg Pazderski in<br />

seiner Rede zum Antisemitismus<br />

kein einzigesWort zum rechtsradikalen<br />

Judenhass und Antisemitismus<br />

in Deutschland verliere, sagte der<br />

Parlamentarische Geschäftsführer<br />

der SPD, Torsten Schneider. Stattdessen<br />

soll die AfD behauptet haben,<br />

die SPD habe Hitlers Machtergreifung<br />

ermöglicht und den Reichstag<br />

angezündet. Manlasse prüfen, ob es<br />

sich um eine Straftat handle, sagte<br />

Schneider, notfalls mithilfe der Tonbandaufnahmen.<br />

Die Aussage sei<br />

nicht nur eine „historische Lüge“, es<br />

sei „Nazi-Propaganda in Reinform“.<br />

Im Märzhatte der Senat ein Konzept<br />

mit Maßnahmen beschlossen,<br />

Antisemitismus stärker zu bekämpfen.<br />

So soll in den nächsten Wochen<br />

ein Antisemitismus-Beauftragter in<br />

der Justizverwaltung angesiedelt<br />

werden. Justizsenator Dirk Behrendt<br />

(Grüne) sagte im Plenum, dass man<br />

Antisemitismus mit „allen Mitteln<br />

des Rechtsstaates bekämpfen<br />

müsse“.<br />

Wichtige Information für unsere Anzeigenkunden:<br />

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Ostern 2019<br />

Erscheinungstag Anzeigenschluss Rubrik<br />

Sa./So., 20.04./21.04.2019<br />

Hauptprodukt Do., 18.04.19, 10 Uhr Bauen/Kapitalmarkt<br />

Dienstleistung u.a.<br />

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Vorprodukt „Wochenende“ Mi., 17.04.19, 10 Uhr<br />

Mi., 17.04.19, 12 Uhr<br />

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Immobilienwelten Mi., 17.04.19, 15 Uhr Immobilienmarkt<br />

Dienstag, 23.04.2019 Do., 18.04.19, 14 Uhr alle redaktionellen Anzeigen u. Rubriken<br />

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Am 19. und 22. April<br />

erscheint keine<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Am geschändeten Grab des Polizisten<br />

Der Sohn von Uwe Lieschied ist schockiert von der Tatauf dem Friedhof<br />

VonPhilippe Debionne<br />

Patrick Lieschied steht auf einem<br />

Friedhof in Neukölln vor einem<br />

Grab und blickt nachdenklich auf die<br />

Blumen und die frische Erde. Das<br />

Grab ist die letzte Ruhestätte des im<br />

Dienst erschossenen Polizisten Uwe<br />

Lieschied – seines Vaters. In der<br />

Nacht zu Mittwoch wurde das Grab<br />

von bislang Unbekannten verwüstet<br />

und mit Hakenkreuzen beschmiert.<br />

Nun spricht der Sohn des Toten<br />

über diese Tat. „Ich habe am Mittwoch<br />

einen Anruf vonder Friedhofsverwaltung<br />

bekommen. Die haben<br />

mir gesagt, was passiert ist“, erzählt<br />

der 32-Jährige. Schon die Nachricht<br />

als solche sei „ein Schock“ gewesen.<br />

Täter gab acht Schüsse ab<br />

Als er dann mit eigenen Augen gesehen<br />

habe, wie die Unbekannten auf<br />

„Papas Grab“ gewütet hätten, habe<br />

er die unfassbare Tat zunächst gar<br />

nicht richtig begreifen können.<br />

Auch zwei Tage später ist Patrick<br />

Lieschied noch völlig fassungslos<br />

über diese Tat. „Vor allem über die<br />

Energie,die diese Typen dafür aufgebracht<br />

haben“, sagt er. „Schockierend<br />

ist das.“<br />

VonKollegen neu bepflanzt: das Grab von<br />

UweLieschied.<br />

ERIC RICHARD<br />

Patrick Lieschied war gerade mal<br />

19 Jahre alt, als sein Vater im Dienst<br />

erschossen wurde. Der damals 42-<br />

jährige Hauptkommissar war zusammen<br />

mit zwei Kollegen im März<br />

2006 als Zivilfahnder in Neukölln unterwegs.<br />

Als sie zwei Männer sahen,<br />

die in der Flughafenstraße eine Frau<br />

beraubten, forderten sie den Täter<br />

auf, stehen zu bleiben. Der Mann<br />

schoss aber aus kurzer Entfernung<br />

acht Mal–und tötete UweLieschied.<br />

Der Sohn erzählt, dass er sehr,<br />

sehr lange gebraucht habe, umdas<br />

zu verarbeiten. Der32-Jährige nennt<br />

seinen Vater noch immer Papa, und<br />

dieser Papa sei „der wichtigste<br />

Mensch in meinem Leben“ gewesen.<br />

Noch heute sei er sehr oft an seinem<br />

Grab.„Die Nähe zu Papa ist mir einfach<br />

wichtig“, sagt er. Besonders<br />

dankbar ist Lieschied den Kollegen<br />

seines Vaters, die das völlig verwüstete<br />

Grab noch am selben Tagwieder<br />

hergerichtet haben.<br />

Suche nach den Unbekannten<br />

Unterdessen geht die Suche nach<br />

den Täternweiter.Bei der Polizei hat<br />

die Abteilung für politisch motivierte<br />

Kriminalität von Links mittlerweile<br />

die Ermittlungen übernommen.<br />

Auch Patrick Lieschied vermutet,<br />

dass der Anschlag auf das Grab seines<br />

Vaters von Leuten aus der linksradikalen<br />

Szene verübt wurde.<br />

So wie ein Anschlag im Jahr 2016:<br />

Damals wurde eine Gedenktafel für<br />

Uwe Lieschied geschändet, später<br />

bekannten sich Linksautonome<br />

dazu. „Wir verhöhnen tote Polizisten“,<br />

hieß es damals in einem Schreiben,<br />

das vonder Polizei als echt eingestuft<br />

wurde. Die Unbekannten<br />

verkündeten, man habe den Gedenkort„mit<br />

Feuer und brennenden<br />

Reifen“ entweiht.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 15<br />

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Brandenburg<br />

In Brandenburg zog die AfD<br />

2014 erstmals in den Landtag<br />

ein. Sie kam auf 12,2 Prozent,<br />

wurde damit viertstärkste Kraft<br />

und bekam doppelt so viele Stimmen<br />

wie die Grünen. Inzwischen<br />

wird die Nachwuchsorganisation<br />

Junge Alternative (JA) und der völkisch-nationalistische<br />

„Flügel“ der<br />

Partei um BjörnHöcke vomBundesamt<br />

für Verfassungsschutz als Verdachtsfall<br />

eingestuft –Begründung:<br />

Es lägen „gewichtige Anhaltspunkte<br />

vor, dass es sich um eine extremistische<br />

Bestrebung handelt“. DieJArespektiere<br />

die Menschenwürde nicht<br />

als obersten Verfassungswert und<br />

verunglimpfe Flüchtlinge pauschal.<br />

In Umfragen erreicht die Partei in<br />

Brandenburg seit mehr als einem<br />

Jahr zwischen 19 und 23 Prozent und<br />

war damit teilweise genauso stark<br />

wie die SPD und oft stärker als die<br />

CDU. Ein Gespräch mit Spitzenkandidat<br />

Andreas Kalbitz –der zur Führung<br />

des „Flügels“ gehört – über<br />

mögliche Koalitionen mit der CDU,<br />

über seinen oft kriegerischen Tonfall<br />

und seine Vergangenheit in rechtsradikalen<br />

Strukturen.<br />

Herr Kalbitz, Sie sind Spitzenkandidat.<br />

Möchten Sie Ministerpräsident<br />

vonBrandenburg werden?<br />

Die Frage stellt sich derzeit nicht.<br />

Natürlich wollen wir Verantwortung<br />

übernehmen. Sonst braucht man<br />

keine Partei zu gründen. Es geht mir<br />

nicht um Fundamentalopposition,<br />

sondernauch um Gestaltung.<br />

Da Sie nicht zum gemäßigten Kuschelflügel<br />

der AfD gehören, müssten<br />

Sie 51Prozent bekommen oder einen<br />

Partner finden. Sehen SieChancen?<br />

Nicht auf 51 Prozent. Aber die AfD<br />

hat sich als bleibende Kraft etabliert.<br />

Vorvier Jahren dachten viele: Dasist<br />

nur eine Blase. Jetzt ist klar: Die AfD<br />

ist gekommen, um zu bleiben.<br />

Siewürden nicht als Juniorpartner in<br />

eine Regierung gehen?<br />

In Brandenburg definitiv nicht.<br />

Als Juniorpartner käme nur die CDU<br />

infrage.Wenn ich sehe,wie es dortan<br />

der Basis bröckelt, sehe ich viel politischen<br />

Bewegungsspielraum. Ich<br />

glaube, mittel- und langfristig wird<br />

sich der Tonder Union ändern. Nach<br />

der Wahl gehe ich aber davon aus,<br />

dass es ein Machterhaltungsbündnis<br />

gibt, eine Art Regenbogenkoalition<br />

gegen die AfD.Die wirdaber sachpolitisch<br />

nicht tragfähig sein. Weil es<br />

nur diesen einen Minimalkonsens<br />

gibt: „Der Feind meines Feindes ist<br />

mein Freund.“<br />

Sie sagen, Brandenburgs CDU-Chef<br />

Ingo Senftleben könne nicht von der<br />

Tapete bis zur Wand denken. Torpedieren<br />

Sienicht den einzigen Partner?<br />

Wirsind imWahlkampf, natürlich<br />

ist der Tonharsch, aber nicht unbegründet.<br />

Ich halte die Koalitionsträume<br />

der CDU mit der Linken für<br />

strategisch äußert ungeschickt –vor<br />

allem gegenüber den eigenen Wählern.<br />

Die Menschen spüren: Der<br />

CDU geht es nur um Machterhalt.<br />

In Sachsen diskutieren einige in der<br />

CDU über eine Koalition mit der AfD.<br />

DieFrage ist nicht, ob wir regieren<br />

wollen, sondern wann und wie. In<br />

Sachsen ist es am möglichsten,<br />

stärkste Kraft zu werden. Wenn die<br />

Konstellation passt, kann ich es mir<br />

vorstellen. Dann gibt es bei der CDU<br />

einen Dammbruch, einen Domino-<br />

Effekt in anderen Ländern.<br />

IhreGemeinsamkeiten mit der CDU?<br />

Die AfD hat viele Themen aufgegriffen,<br />

die früher Unions-Themen<br />

waren. Ichsehe einen gemeinsamen<br />

Wertebezug, der in der Union durch<br />

dieVermerkelung und den Marsch in<br />

die Mitte völlig aufgeweicht wurde.<br />

Wir erleben aber Restaurationstendenzen:<br />

DieKonservativen sammeln<br />

sich, und es werden Positionen vertreten,<br />

die bislang AfD-eigen waren.<br />

Wasist Ihr Ziel für die Landtagswahl?<br />

20 Prozent plus x. Wirwerden um<br />

jede Stimme werben.<br />

Wassind IhreWahlkampfthemen?<br />

DasProgramm ist noch nicht verabschiedet,<br />

aber uns geht es um innereSicherheit<br />

und die Stärkung des<br />

ländlichen Raumes. Wir haben in<br />

Brandenburgnoch nicht mal überall<br />

normales Internet – und nun entdeckt<br />

die rot-rote Regierung kurzvor<br />

der Wahl 5G. Undesgeht uns um die<br />

Stärkung des Handwerks. Und ganz<br />

wichtig in Brandenburg: die Lausitz.<br />

Wieist da IhrePosition?<br />

Wasdapassiert, ist die falsche Abfolge:<br />

Erst wird ein Ausstiegsdatum<br />

definiert, dann ein Konzept gesucht.<br />

Wirwürden gar kein Datum nennen,<br />

sondernerst ein tragfähiges Konzept<br />

für den Strukturwandel erstellen.<br />

Die Menschen haben ein Recht auf<br />

Planbarkeit und Sicherheit. DieLausitz<br />

braucht einen Zukunftsplan, keinen<br />

Abwicklungsplan.<br />

Wiewichtig ist die Kommunalwahl?<br />

Sehr wichtig, damit wir uns lokal<br />

verankern und Sachpolitik vor Ort<br />

machen. Ich bin stolz, dass mehr als<br />

700 Kandidaten für uns antreten.<br />

Auf dem Parteitag plädierte die AfD<br />

dafür, das EU-Parlament abzuschaffen.Warum<br />

stellt SieKandidaten auf?<br />

Dasist so nicht richtig. Wirhaben<br />

einen langen Forderungskatalog für<br />

die EU-Institutionen. Unsgeht es vor<br />

allem um die Entschlackung der<br />

Überbürokratisierung. Erst ganz am<br />

Schluss steht: Und wenn das alles<br />

nicht funktioniert, erwägen wir auch<br />

diese Option. Es ist falsch, die AfD<br />

auf den Dexit zu reduzieren. DasGezerre<br />

umden Brexit schreckt derzeit<br />

„Ich schätze mich nicht<br />

als rechtsradikal ein“<br />

Serie zum Superwahljahr in Brandenburg: AfD-Spitzenkandidat Andreas Kalbitz über<br />

eine mögliche Zusammenarbeit mit der CDU und die lokale Verankerung seiner Partei<br />

Andreas Kalbitz sagt, es sei nur noch eine Frage der Zeit, wann die AfD in einem Bundesland regiert.<br />

natürlich ab. Aber der Supergau für<br />

den EU-Apparat wäre, wenn Großbritannien<br />

nach dem Brexit irgendwann<br />

besser dasteht. Dann können<br />

Siewarten, werinOsteuropa folgt.<br />

Sie wollen eine Festung Europa, fordern:<br />

Grenzen dicht. Waswürden Sie<br />

mit Flüchtlingen im Land machen?<br />

Mitder sogenannten Flüchtlingskrise<br />

kamen etwa eine Million Menschen,<br />

deren Identität oft nicht klar<br />

ist. Leute,die immer gernihren Pass<br />

verlieren, aber nie ihr Handy.Esgibt<br />

eine Asylindustrie,die das befördert.<br />

Deshalb: sorgsame Prüfung der<br />

Identität und der Aufenthaltsberechtigung.<br />

Wir fordern, dass Geldleistungen<br />

für sogenannte Flüchtlinge<br />

reduziert und durch Sachleistungen<br />

ersetzt werden. DieMasse vonihnen<br />

kommt doch nach Deutschland, weil<br />

es hier üppige Sozialleistungen gibt.<br />

Sie würden doch auch lieber in ein<br />

Land flüchten, in dem es keine extreme<br />

Arbeitslosigkeit gibt, oder?<br />

Das kann ich in der Motivation<br />

nachvollziehen. Es gibt auch viele,<br />

die sich integrieren, aber wir können<br />

nicht negieren, dass die Politik der<br />

planlosen Zuwanderung für massive<br />

Probleme in allen Bereichen sorgt.<br />

Die AfD steht zum Grundrecht auf<br />

Asyl. Werbleibeberechtigt ist, muss<br />

sich integrieren. Wernicht bleibeberechtigt<br />

ist, ist abzuschieben. Wie es<br />

der Rechtsgrundlage entspricht.<br />

ZUR PERSON<br />

Herkunft: Andreas Kalbitz, geboren 1972 in München, ist verheiratet und Vater dreier Kinder.<br />

Von1994 bis 2006 war er Fallschirmjäger,danach Geschäftsführer eines Hörbuchverlages in<br />

Königs Wusterhausen und nach dessen Insolvenz freiberuflicher IT-Berater.<br />

Politik: Kalbitz begann bei der Jungen Union, ging 1993 zu den rechtsradikalen Republikanern.<br />

Er war Mitglied oder hatte Kontrakt zu Organisationen, die vonFachleuten teils als<br />

rechtsradikal eingestuft werden. Seit 2014 sitzt er im Landtag und ist AfD-Fraktionschef.<br />

Washeißt das für Brandenburg?<br />

Wir fordern, dass kriminelle abschiebepflichtige<br />

Asylbewerber inhaftiert<br />

werden. Wir fordern, dass<br />

Abschiebungen auf Landesebene erfolgen,<br />

das soll nicht mehr den Landkreisen<br />

überlassen werden. Dort<br />

funktioniert esimRegelfall schlecht<br />

oder gar nicht. Es halten sich noch<br />

immer viel zu viele sogenannte<br />

Flüchtlinge illegal hier auf.<br />

Haben SiedaZahlen?<br />

Nein, ich halte nichts von der<br />

Dramatisierung mit Zahlen …<br />

Nurvon Dramatisierung mit Worten.<br />

Mut zur Wahrheit ist nicht zwingend<br />

eine Dramatisierung.<br />

Sie nennen Claudia Roth oder Margot<br />

Käßmann „Deutschland-Hasser“,<br />

„Deutschland-Abschaffer“. Waswürden<br />

Sie mit ihnen machen? Sie sagen<br />

ja auch: „Wer Deutschland nicht<br />

liebt, soll Deutschland verlassen.“<br />

Es ist keine politische Forderung.<br />

Es ist ein Wunsch, das kann als Aufforderung<br />

verstanden werden.<br />

Es ist also keine Drohung?<br />

Natürlich nicht.Wirhaben keinen<br />

politischen Alleinvertretungsanspruch.<br />

Es geht um Personen, denen<br />

ich persönlich nicht glaube, dass sie<br />

der Intention ihres Amtseides gerecht<br />

werden, nämlich das Wohl des<br />

deutschen Volkes zu mehren und<br />

BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

Schaden von ihm abzuwenden. Ich<br />

glaube, dass diese Menschen politisch<br />

nicht am richtigen Platz sind.<br />

Wastun sie dagegen?<br />

Ich überzeuge andere, dies auf<br />

demokratischem Wege – friedlich<br />

und gewaltfrei –zuverändern, indem<br />

man andere Mehrheiten<br />

schafft. So funktioniert Demokratie.<br />

Wenn das nicht funktioniert, bin ich<br />

halt demokratisch unterlegen.<br />

Aber bei Ihnen und Björn Höcke hört<br />

sich das anders an: „Die AfD ist die<br />

letzte evolutionäre, die letzte friedliche<br />

Chance für unser Vaterland.“ Das<br />

klingt nach Drohung: Wenn Ihr uns<br />

nicht wählt, gibt’s eine Revolution.<br />

Nein, keine Revolution. So ist es<br />

nicht gemeint. Es ist keine Drohung,<br />

es ist eine Befürchtung.Wenn die anderen<br />

ihren Jobrichtig gemacht hätten,<br />

gäbe es uns doch gar nicht.<br />

Siehaben auch gesagt:Wenn’s mit der<br />

AfD nicht klappt, dann: „Helm auf!“<br />

Es folgt aber dann noch der Satz,<br />

der immer weggelassen wird: „Und<br />

das möchte ich nicht.“<br />

Trotzdem klingt „Helm auf“ kriegerisch,<br />

wie ein Angriffsbefehl.<br />

Es ist eine Metapher.Inden meisten<br />

Ländernwurde die Polizei wie in<br />

Brandenburg kaputtgespart. Wenn<br />

es so weiter geht mit der inneren Sicherheit,<br />

bedarfman eines Schutzes.<br />

EinHelm ist ein passives Schutzmittel.<br />

Ich rede doch nicht von Waffen.<br />

Miteinem Helm greift man nicht an.<br />

Der Verfassungsschutz sieht Ihre<br />

Nachwuchsorganisation als Verdachtsfall.<br />

Wiestufen Siedie AfD ein?<br />

Als national-konservativ und fest<br />

auf dem Boden des Grundgesetzes<br />

verwurzelt.<br />

UndAndreas Kalbitz und den Flügel<br />

um Björn Höcke?<br />

Als ebenso national-konservativ.<br />

Siewaren bei den rechtsradikalen Republikanern<br />

und im völkischenWitikobund<br />

und 2007 im Sommerlager<br />

der Heimattreuen deutschen Jugend.<br />

Die wurde später verboten. Begründung:<br />

„Heranbildung einer neonazistischen<br />

Elite“. Sind Sierechtsradikal?<br />

Ichschätzemich nicht als rechtsradikal<br />

ein, sondern national-konservativ.Wenn<br />

Siesich auf Dinge beziehen,<br />

die 20 Jahrezurückliegen …<br />

…wieso zurückliegen? Sie waren bis<br />

2015 Chef der rechtsextremen Vereinigung<br />

Kultur- und Zeitgeschichte,<br />

gegründet von einem SS-Mann und<br />

NPD-Funktionär …<br />

Ich nehme für mich in Anspruch,<br />

mich entwickelt zu haben. Leute aus<br />

anderen Milieus werden da gnädiger<br />

behandelt. Als Joschka Fischer Umweltminister<br />

in Hessen wurde, flog<br />

doch fast noch der letzte Stein durch<br />

die Luft, den er geworfen hatte.<br />

Zur Gegenwart. In Ihrer Fraktion arbeitete<br />

ein ehemaliges NPD-Mitglied.<br />

Andere Parteien sagen, dass Leute<br />

vonder Identitären Bewegung bei Ihnen<br />

oft vorbeikommen. Stimmt das?<br />

Dasist falsch. Es gab einen Mitarbeiter,<br />

der mit 16 mal ein Jahr in der<br />

NPD war und der deshalb bei uns<br />

entlassen wurde. Wir haben einen<br />

klaren Abgrenzungsbeschluss. Es<br />

gibt keine Zusammenarbeit mit der<br />

Identitären Bewegung, und wir haben<br />

hier niemanden, der einer extremistischen<br />

Vereinigung angehört.<br />

Sie haben bei einer Demo der einwanderungsfeindlichen<br />

Bewegung<br />

„Zukunft Heimat“ geredet, wo Leute<br />

der Identitären dabei waren, von Pegida<br />

und „Ein Prozent“. Warum suchen<br />

Sie diese Nähe? Die Parteiführung<br />

sähe es doch lieber, wenn Mitglieder<br />

nur auf AfD-Demos gehen.<br />

Es ist eine Empfehlung des Bundesvorstandes,<br />

dem ich angehöre.<br />

Der Empfehlung kann man folgen,<br />

muss aber nicht. Ichglaube,die Mitglieder<br />

sind mündig genug, selbst zu<br />

entscheiden, wo sie ihr Recht auf Demonstrationsfreiheit<br />

wahrnehmen.<br />

Schauen wir nach vorn: Beim Wahlparteitag<br />

endete IhreRede mit einem<br />

Blick auf die rot-rote Regierung: „Die<br />

haben Angst, dass wir in den Keller<br />

gehen und die Akten abstauben. Und<br />

es reicht für 100 Jahre Knast.“ Wofür<br />

sollen die Minister ins Gefängnis?<br />

Das ist natürlich sprachlich<br />

„pointiert“. Die Motivation ist nicht,<br />

Menschen anlasslos wegen ihrer<br />

Einstellung zu inhaftieren. Gemeint<br />

ist, dass es wegen des rot-roten Filzes<br />

eine Menge eklatanter Missstände<br />

gibt, die es aufzuarbeiten gilt.<br />

Siesind Münchener,leben seit 16 JahreninBrandenburg.<br />

Gefällt es Ihnen?<br />

Ja, sehr – Brandenburg ist für<br />

meine Familie längst Heimat.<br />

Aber die AfD neigt doch dazu, die<br />

Lage im Land furchtbar zu finden.<br />

Bezogen auf die politische Lage<br />

leidet das Land schwer unter der<br />

Missregierung von Rot-Rot. Wasich<br />

aber liebe, ist nicht nur die Landschaft,<br />

es sind die Menschen. Im Osten<br />

ist die Wendeerfahrung gegenwärtiger,<br />

die Menschen sind kritischer,inder<br />

Mentalität nicht so festgefahren,<br />

und die Parteienbindung<br />

ist nicht so ausgeprägt. Diese Flexibilität<br />

halte ich für sehr progressiv.Die<br />

Leute sind veränderungsbereiter.<br />

Das heißt aber auch, dass die AfD<br />

nicht auf Dauer oben bleibt …<br />

Nichts ist für die Ewigkeit. Auch<br />

nach dem Römischen Reich kam etwas<br />

neues.Panta rhei, alles fließt.<br />

DasGespräch führten Jens<br />

Blankennagel und Annika Leister.


16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />

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Gesundheit<br />

Hightech gegen Karies<br />

Inzwischen gibt es neue Behandlungsmethoden bei Zahnschmerzen. Patienten müssen die Bohrer nicht mehr fürchten<br />

VonMichael Timm<br />

Rund 99 Prozent aller Erwachsenen<br />

haben Karies.<br />

Früher scheuten viele den<br />

Zahnarztbesuch, weil sie<br />

Angst vordem Bohrer hatten. Dasist<br />

heute nicht mehr nötig. Zahnarzt<br />

Martin E. Klaus erklärt, wie die moderne<br />

Kariesbehandlung aussieht<br />

und wie Sie Ihre Zähne schützen<br />

können.<br />

Wodurch entstehen die Löcher in den<br />

Zähnen?<br />

Karies ist tatsächlich die mit Abstand<br />

häufigste Krankheit des Menschen.<br />

Sieentsteht durch ein Zusammenwirken<br />

von Bakterien und Zucker.Inunserer<br />

Mundhöhle tummeln<br />

sich rund 700 verschiedene Bakterienarten.<br />

Dasist völlig normal und dagegen<br />

kann man auch nichts tun.Weil<br />

es so viele unterschiedliche Bakterien<br />

sind, helfen übrigens auch keine Antibiotika<br />

dagegen. Kommt jetzt auch<br />

noch zu viel Zucker aus der Nahrung<br />

hinzu, entsteht ein regelrechter Säureangriff<br />

auf die Zähne. Der Zucker<br />

wirkt wie Treibstoff für die Karies.<br />

Warumist Zucker so schädlich?<br />

Nach jeder Mahlzeit bilden die<br />

Bakterien gemeinsam mit winzigen<br />

Speiseresten und Eiweißstoffen aus<br />

dem Speichel eine zunächst klebrige<br />

Substanz, die Plaque,welche sich auf<br />

den Zähnen festsetzt und immer härter<br />

wird. Dortkönnen sich die Bakterien<br />

rasch vermehren, weil sie den<br />

Zucker aus süßen Speisen und Getränken<br />

abbauen und daraus die nötige<br />

Energie gewinnen. Dabei wandeln<br />

sie ihn in Säuren um, die wiederum<br />

den Zahnschmelz angreifen.<br />

Die äußere harte Schicht der Zähne<br />

wirdporös,die Bakterien dringen ein<br />

und zerstören den Zahn voninnen.<br />

Kann sich der Körper nicht dagegen<br />

wehren?<br />

Doch. Unser Speichel enthält Mineralstoffe,<br />

die den Zahnschmelz<br />

härten und kleine Schäden reparierenkönnen.<br />

Wenn wir jedoch zu viel<br />

Zucker zu uns nehmen oder die<br />

Zähne nicht mindestens zweimal<br />

proTag gründlich putzen, dauerndie<br />

Säureattacken an und sie werden<br />

nicht mehr neutralisiert. Außerdem<br />

sind bei jedem Mensch Speichelproduktion<br />

und Speichelqualität anders.<br />

Lässt sich Karies überhaupt verhindern?<br />

Durch vernünftige Ernährung,<br />

bessereZahnpflege und regelmäßige<br />

Besuche beim Zahnarzt wäredas sogar<br />

sehr gut möglich. Aber die meisten<br />

Menschen machen hier viele<br />

Fehler.<br />

Welche Fehler sind das?<br />

Zunächst geht es darum, die tägliche<br />

Zufuhr an Zucker und Säuren zu<br />

Vorsorgen ist besser als bohren.<br />

drosseln und besser zu dosieren. Zucker<br />

ist ja nicht nur in Süßigkeiten,<br />

sondern auch in Früchten und ganz<br />

besonders in Softdrinks, Cola oder<br />

Säften enthalten. Damit sollte man<br />

sehr sparsam sein. Man muss aber<br />

auch nicht auf Süßes verzichten oder<br />

sich pausenlos die Zähne putzen.<br />

Wichtig wäre esjedoch, nur dreimal<br />

pro Tag zu essen und danach die<br />

Zähne zu reinigen. Kleine Zwischenmahlzeiten<br />

oder Naschereien sollten<br />

lieber unterbleiben. Essen Sie lieber<br />

eine ganzeTafel Schokolade auf einmal<br />

und putzen Sie danach die<br />

Zähne, anstatt mehrere kleine Stücke<br />

über den Tagverteilt. Nach Zitrusfrüchten<br />

und sauren Speisen<br />

oder Getränken ist es hingegen besser,<br />

mit dem Putzen noch eine<br />

Stunde zu warten. Denn die Säuren<br />

weichen den Zahnschmelz auf. In<br />

solchen Momenten könnte die<br />

Zahnbürste sogar negative Folgen<br />

haben.<br />

SANFTER BOHRER<br />

Blaue Spitze: Die Zahnklinik der Charité in Steglitz und mehrere <strong>Berliner</strong> Zahnärzte setzen bereits<br />

den sanften Bohrer ein, der Karies vongesunder Zahnsubstanz unterscheiden kann. Das<br />

neue Gerät (Fachausdruck: PolyBur) hat eine blaue Spitze, die aus Kunststoffbesteht, nicht<br />

mehr aus Metall. Zu Beginn der Behandlung werden herkömmliche Bohrerspitzen eingesetzt.<br />

Später können sie aber jederzeit mit der neuen Kunststoffspitze ausgewechselt werden.<br />

Wirkung: Erst bei sehr tief gelegenen Kariesschäden kommt die blaue Bohrerspitze zum Einsatz.<br />

Sie kann helfen, wenn sich die Zahnfäule bis tief in den Zahn und nah an den Wurzelkanal<br />

gefressen hat. Würden die dortigen Nervengetroffen, sind Schmerzen und aufwändige<br />

Wurzelkanalbehandlungen die Folge. Um das zu verhindern, verformt sich der Bohrer,wenn er<br />

vomweichen Kariesgewebe auf die harte gesunde Zahnsubstanz trifft. Das konnte der Zahnarzt<br />

beim Einsatz herkömmlicher Metallspitzen nur schwer unterscheiden.<br />

Material: Das spezielle Material der Bohrerspitze ist zwar härter als Karies, aber weicherals<br />

das harte Zahnbein (Dentin), das nicht vomBohrer getroffen werden soll. Das Gerät bohrt<br />

auch nicht mehr weiter,wenn der Zahnarzt aus Versehen zu stark mit dem Bohrer auf den Zahn<br />

drückt. Denn seine Spitze ist elastisch und biegt sich durch, bevorgesundes Zahngewebe<br />

verletzt wird.<br />

GETTY IMAGES<br />

Wie oft soll ich zum Zahnarzt gehen?<br />

Auch wenn nichts wehtut, sollten<br />

Sie Zähne und Zahnfleisch mindestens<br />

einmal, besser noch zweimal pro<br />

Jahr untersuchen lassen. Dann kann<br />

der Zahnarzt schon bei kleinsten<br />

Schäden rechtzeitig eingreifen. Das<br />

zahlt die Kasse. Unabhängig davon<br />

sollten Sie zweimal pro Jahr zur professionellen<br />

Zahnreinigung gehen.<br />

Denn selbst bei optimaler Zahnpflege<br />

lassen sich nicht alle Beläge entfernen.<br />

Die Mund- oder Dentalhygienikerin<br />

holt das mit speziellen Instrumenten<br />

nach und poliert die Zähne,<br />

sodass sich erneute Plaques nicht<br />

allzu rasch festsetzen können.<br />

Übernimmt die Kasse diese Kosten?<br />

Dieprofessionelle Zahnreinigung<br />

kostet meist zwischen 50 und 120<br />

Euro. Viele Kassen übernehmen zumindest<br />

einen Teil davon. Aber die<br />

Ausgaben für die Zuzahlung lohnen<br />

sich trotzdem, weil sie tatsächlich<br />

viele Zahnschäden verhindert.<br />

Kann der Zahnarzt Karies erkennen,<br />

wenn ich noch gar keine Zahnschmerzen<br />

oder Löcher habe?<br />

Ja. Bei beginnender Karies sind<br />

oftnur kleine weiße Fleckenauf dem<br />

äußeren Zahnschmelz sichtbar, die<br />

in der Regel nicht wehtun. In diesem<br />

Stadium lässt sich ein Fortschreiten<br />

der Erkrankung oft noch mit dem<br />

Auftragen von Fluoriden stoppen.<br />

Durch Abtasten mit einer kleinen<br />

Sonde kann der Zahnarzt außerdem<br />

feststellen, ob ein Zahn schmerzempfindliche<br />

Stellenhat oder ob die<br />

Oberfläche eines Zahns durch Karies<br />

sogar schon weich geworden ist.<br />

Eine zusätzliche Röntgenaufnahme<br />

der Zähne zeigt, ob sich Karies in<br />

schwer einsehbaren Zahnzwischenräumen,<br />

unter Füllungen oder an<br />

Kronenrändernversteckt hat.<br />

Und dann wird gebohrt?<br />

Nein, nicht unbedingt. Moderne<br />

Zahnärzte bohren heute weniger und<br />

auch nicht mehr so radikal wie bisher.<br />

DasZiel besteht darin, möglichst viel<br />

gesunde Zahnsubstanz zu erhalten<br />

und möglichst selten in die Nähe der<br />

Nerven zu kommen. Je eher man beginnende<br />

Karies aufspürt, desto<br />

schonender kann man die Schäden<br />

behandeln. Mitder Technik derInfiltration<br />

geht das manchmal auch<br />

ohne Bohren.Dabei tragen wir zuerst<br />

ein ätzendes Gel auf die äußere<br />

Schicht auf. Das ist so ähnlich wie<br />

Bleichen und tut nicht weh. Aber es<br />

öffnet die feinen Poren imZahngewebe.<br />

Nach zwei Minuten wird der<br />

Zahn mit Alkohol gereinigt und desinfiziert.<br />

Nun tropfen wir aus einem<br />

Injektor flüssigen Kunststoff auf die<br />

Oberfläche, der sofort indie Poren<br />

eindringt. Mit einer UV-Lampe härten<br />

wir dann den Kunststoff aus.<br />

Wasbewirkt das?<br />

Der Zahn ist abgedichtet und die<br />

Karies-Bakterien sind von der Zuckerzufuhr<br />

getrennt. Ohne die Nährstoffe<br />

sterben sie ab und der Zahn<br />

kann sich regenerieren. Dasfunktioniert<br />

aber nur, solange sich die Karies<br />

im Anfangsstadium befindet.<br />

Diese moderne Therapie kostet etwa<br />

120 bis 150 Euro pro Zahn, die von<br />

den Kassen noch nicht übernommen<br />

werden.<br />

Sonst muss der Zahnarzt trotzdem<br />

bohren?<br />

Ja. Aber sehr viel schonender als<br />

bisher.Das gelingt mit neuen intelligenten<br />

Bohrern(siehe Kasten Mitte).<br />

Außerdem können wir heute mit einer<br />

Laser- oder Infrarot-Sonde Karies<br />

besser von gesunder Zahnsubstanzunterscheiden.<br />

Der Zahnarzt<br />

kann bakteriell infizierte Bereiche so<br />

sehr gezielt entfernen. Ganz wichtig<br />

ist das,wenn sich Karies schon bis in<br />

die Nähe der Nervenhöhle ausgebreitet<br />

hat. In diesen Fällen können<br />

wir den Wurzelkanal schützen.<br />

Mit Baldrian und Butterfly<br />

Anhaltender Stress und innere Unruhe können Hinweise auf eine Krankheit sein. Pflanzliche Wirkstoffe beruhigen<br />

VonSabine Meuter<br />

Innere Unruhe kennt wohl jeder:<br />

voreiner Prüfung, einer Rede oder<br />

vor dem Gang zum Traualtar. Inder<br />

Regel legt sich das nach der Ausnahmesituation<br />

wieder. Doch bei manchen<br />

bleibt die innereUnruhe länger<br />

oder sogar für immer, unabhängig<br />

von einem Anlass. Nachts schlafen<br />

Betroffene schlecht, tagsüber fühlen<br />

sie sich überfordertoder sind gereizt.<br />

Hinzu kommen Herzklopfen, Zittern<br />

oder Schweißausbrüche.<br />

Wer solche Symptome bei sich<br />

feststellt, sollte aktiv werden. „Dauern<br />

die Beschwerden länger als zwei<br />

Wochen, sollte ein Arzt aufgesucht<br />

werden“, rät Ursula Sellerberg von<br />

der Bundesapothekerkammer in<br />

Berlin.<br />

Innere Unruhe kann viele Ursachen<br />

haben und so zum Beispiel ein<br />

erster Hinweis auf eine Erkrankung<br />

sein. „Denkbar sind etwa eine<br />

Schilddrüsenüberfunktion oder<br />

Herzrhythmusstörungen“, erklärt<br />

der Präsident des Zentralverbands<br />

der Ärzte für Naturheilverfahren und<br />

Regulationsmedizin (ZAEN) Rainer<br />

Stange. Auch Depressionen oder<br />

niedriger Blutdruck können Ursachen<br />

sein. „Oft quält Frauen in den<br />

Wechseljahren eine innere Unruhe,<br />

die dann hormonbedingt ist“, ergänzt<br />

Stange.<br />

Wie im Einzelfall die Therapie<br />

aussieht, hängt vonder Diagnose ab.<br />

Es kommt aber auch vor, dass sich<br />

für innere Unruhe keine organische<br />

oder psychische Krankheit als Ursache<br />

finden lässt. Wasist dann zu tun?<br />

„Hier gibt es viele Strategien“, erklärt<br />

UteGietzen-Wieland, Business- und<br />

Mental-Coach in Bielefeld. Sie sieht<br />

innere Unruhe, die nicht mit einer<br />

Krankheit einhergeht, als eine Reaktion<br />

aus dem Unterbewusstsein.<br />

„Der Körper signalisiert, dass es im<br />

Leben womöglich eine Veränderung<br />

gibt, die unbewusst alsVerschlechterung<br />

wahrgenommen wird“, sagt<br />

Gietzen-Wieland. Hier könne es helfen,<br />

wenn man bei sich selbst Ursachenforschung<br />

betreibt.<br />

Das beginnt mit einer Liste: In<br />

welchem Lebensbereich macht sich<br />

die innere Unruhe bemerkbar? Was<br />

erlebe ich als unerträglich und wie<br />

könnte ich es abstellen?<br />

„Oft entsteht innereUnruhe auch<br />

durch das sogenannte Kopfkino“, so<br />

Gietzen-Wieland. Betroffene sind<br />

zum Beispiel davon überzeugt, etwas<br />

nicht zu schaffen oder einer Aufgabe<br />

nicht gewachsen zu sein. Solchen<br />

vermeintlichen Schwächen<br />

sollten Betroffene etwas entgegensetzen:<br />

„Etwa, indem man seine eigenen<br />

Erfolge und Stärken auf ein<br />

Blatt Papier schreibt und sie sich so<br />

klar vorAugen führt.“<br />

Um der inneren Unruhe den Garaus<br />

zu machen, können Betroffene<br />

auch pflanzliche Arzneimittel nehmen.<br />

„Ein beliebtes Mittel ist etwa<br />

Baldrian“, sagt Sellerberg. DerPflanzenstoff<br />

wirkt tagsüber beruhigend,<br />

abends eingenommen verbessert er<br />

die Schlafqualität. „Die volle Wirkung<br />

bei der regelmäßigen Einnahme<br />

von Baldrian wird allerdings<br />

erst nach etwa ein bis zwei Wochen<br />

erreicht.“<br />

Baldrian gibt es auch in Kombinationen<br />

mit anderen Heilpflanzen wie<br />

Hopfen, Melisse, Johanniskraut und<br />

Passionsblume. Aber Vorsicht: Die<br />

Baldrianwurzel kann möglicherweise<br />

die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen.<br />

„Daher sollte man vorsichtshalber<br />

bis zwei Stunden nach<br />

Einnahme eines Medikaments mit<br />

Baldrianwurzel nicht Auto fahren“,<br />

so Sellerberg.<br />

Autogenes Training oder Meditation<br />

können ebenfalls helfen. „Beides<br />

muss man allerdings gelernt haben.<br />

Eine Wirkung stellt sich nicht<br />

unbedingt mit den allerersten<br />

Übungen ein“, sagt Stange. Ein Entspannungsbad<br />

hingegen hilft oft<br />

auch kurzfristig.<br />

Ebenfalls hilfreich ist körperliche<br />

Bewegung. „Es muss kein Marathon<br />

sein, sondern vielleicht einfach eine<br />

halbe Stunde joggen oder spazieren<br />

gehen und das möglichst mehrmals<br />

in der Woche“, sagt Gietzen-Wieland.<br />

Positive Wirkung entfaltet vor<br />

allem ein Spaziergang im Wald, wie<br />

Sellerberg sagt: Das bewusste Wahrnehmen<br />

der Natur und die Luft dort<br />

könnten bei der Beruhigung helfen.<br />

Bei Unruhe vor einem bestimmten<br />

Ereignis hilft vielleicht die sogenannte<br />

Butterfly-Technik: Dabei<br />

kreuzt man erst die Arme vor der<br />

Brust. Im nächsten Schritt klopft<br />

man abwechselnd mit den Händen<br />

auf die Schultern und denkt an den<br />

bevorstehenden Auftritt. „Nach einer<br />

Weile lassen die belastenden Gefühle<br />

während des Klopfens nach<br />

und es macht sich Entspannung<br />

breit“, sagt Gietzen-Wieland. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 17<br />

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Lokalsport<br />

Für Einsteiger und Experten<br />

Auf wen und was man beim Saisonauftakt auf der Galopp-Rennbahn in Hoppegarten achten sollte<br />

VonBenedikt Paetzholdt<br />

und Markus Lotter<br />

Elf Renntage wird esindiesem<br />

Jahr auf der Galopprennbahn<br />

in Hoppegarten<br />

geben. DerAnfang wirdam<br />

Sonntag mit dem sogenannten<br />

„Landpartie Renntag“ gemacht. Das<br />

erste Rennen startet um 14 Uhr, das<br />

achte und damit letzte für den Tag<br />

gegen 17.45 Uhr. WirliefernIhnen an<br />

dieser Stelle schon mal eine kleine<br />

Gebrauchsanweisung für den Ausflug<br />

ins Grüne, natürlich ohne Anspruch<br />

auf Vollständigkeit.<br />

Die Jockette<br />

Ihrsportliches Ziel ist alles andereals<br />

bescheiden. Maike Riehl, 22, will<br />

Deutschlands beste Rennreiterin<br />

werden. Seit diesem einen Sommertag<br />

im Jahr 2015, als sie auf einem<br />

Schulausflug mit der Abiturklasse<br />

der Gesamtschule Meiersheide auf<br />

der Rennbahn Köln-Weidenpesch<br />

vomVollblutfieber gepackt wurde.<br />

Diese Anmut, diese Energie,diese<br />

Geschwindigkeit –Maike Riehl, die<br />

es als Judoka zur Deutschen Meisterschaft<br />

gebracht, ja in die Nationalmannschaft<br />

geschafft hatte, zögerte<br />

keinen Moment. Nach dem Abitur<br />

wurde sie bei Trainer Peter Schiergen<br />

vorstellig, fragte um ein Praktikum<br />

im Rennstall Alsterblüte und wurde<br />

schon bald in ihrem Verdacht bestätigt.<br />

„Ich wusste, das ist genau mein<br />

Ding.“ Und das, obwohl sie zuvor<br />

noch nicht einmal Kontakt zum Galopprennsporthatte.<br />

2016 startete sie bei Lehrmeister<br />

Schiergen ihre zweijährige Ausbildung<br />

als Pferdewirtin, Schwerpunkt<br />

Rennreiten, durfte nach der Zwischenprüfung<br />

und einem Kurzlehrgang<br />

an der Jockey-Schule ihreersten<br />

Rennen reiten. Der erste Sieg gelang<br />

ihr im September 2017 in Baden-Baden<br />

im Sattel von Usbekia bei einem<br />

Ausgleich-III-Rennen. „Als Frau ist es<br />

nicht einfach, sich gegen die Männer<br />

zu behaupten“, hat sie mal gesagt.<br />

„Man muss sich durchbeißen. Aber<br />

das kenne ich ja vomJudo.“<br />

Sie, die aus dem nordrhein-westfälischen<br />

Neunkirchen-Seelscheid<br />

stammt, scheint jedenfalls ein Naturtalent<br />

zu sein. Eine Rennreiterin,<br />

die unter der Anleitung von Schiergen<br />

und Trainer Jean-Pierre Carvalho,<br />

der sie in Bergheim schult,<br />

eine enorme Entwicklung genommen<br />

hat. In Hoppegarten geht sie am<br />

Sonntag beim sechsten Rennen an<br />

den Start, steuert für Besitzertrainer<br />

Guido Scholze aus Dresden den<br />

achtjährigen Wallach Sha Gino.Wobei<br />

es schon einer kleinen Sensation<br />

gleichkommen würde, wenn sie tatsächlich<br />

zum Sieg reiten sollte.<br />

Kopf-an-Kopf-an-Kopf-Rennen in Hoppegarten<br />

IMAGO IMAGES/GALOPPFOTO<br />

Die Stunde der Stuten<br />

Der Preis des Gestüt Röttgen (Start:<br />

16.55 Uhr) ist zweifellos der Höhepunkt<br />

des ersten Renntages des Jahres.<br />

Über 1600 Meter messen sich<br />

zwölf Stuten, die seit Juli 2018 entweder<br />

ein Listen-Rennen für sich entscheiden<br />

konnten oder eben bei einem<br />

Gruppenrennen als Zweiter<br />

oder Dritter über die Ziellinie geflogen<br />

sind. Aus den Teilnahmebedingungen<br />

lässt sich also allemal ein<br />

Schluss auf die Qualität des Feldes<br />

schließen. DieFavoritenrolle kommt<br />

Armance zu, die zum Abschluss der<br />

vergangenen Saison als Dreijährige<br />

bei einem Listenrennen in Hannover<br />

Gruppesieger Wonnemond zur<br />

Überraschung aller in den Schatten<br />

stellte konnte.Der Jockey damals wie<br />

am Sonntag heißt Martin Seidl. Trainiert<br />

wird Armance in Dresden von<br />

Stefan Richter.<br />

Als ärgster Konkurrent der Aufsteigerin<br />

gilt die vierjährige Fountain<br />

of Time,die vonSoufiane Saadi geritten<br />

wird, in den Farben des global<br />

operierenden Rennstalls Godolphin,<br />

der eines nicht in seinen Ställen hat:<br />

einen Außenseiter.<br />

Der Aufsteiger<br />

JanKorpas ist in der deutschen Turfszene<br />

längst ein Begriff. Während<br />

seiner Karriereals Jockey,die er 2015<br />

als 42-Jähriger beendete, hatte der<br />

gebürtige Tscheche 142 Siege in<br />

Flach- und 75 Siege in Hindernisrennen<br />

feiern dürfen. Höhepunkt war<br />

der Triumph beim slowakischen<br />

Derby2001 auf Saitensohn.<br />

Noch immer muss man sich aber<br />

an den Trainer Korpas gewöhnen.<br />

Erst im vergangenen Jahr hatte er<br />

sich selbstständig gemacht, nach-<br />

dem er zuvor am Rennstall Germanius<br />

als Assistent seiner Schwiegermutter<br />

Eva Fabianova wichtige Erfahrungen<br />

gesammelt hatte. Am4.<br />

Juli 2018 durfte er seinen ersten Sieg<br />

in neuer Funktion feiern. Am Ende<br />

der Premierensaison hatten seine<br />

Galopper achtmal als jeweils Erste<br />

die Ziellinie überquert. Bei der Hoppegartener<br />

Saisoneröffnung werden<br />

mit Waldana, Lubiane, Caracalla<br />

Queen, DelCampo und Zaphiras Adventure<br />

voraussichtlich fünf seiner<br />

Pferde in die Startboxgehen.<br />

Die neue Wettchance<br />

Seit diesem Jahr gibt es auf den deutschen<br />

Rennbahnen zusätzliche Wettmöglichkeiten.<br />

Die eine Wettart wird<br />

„Multi-Wette“ genannt, die andere„2<br />

aus 4“, dem französischen Beispiel<br />

„Deux sur Quatre“ folgend. DieMulti-<br />

Wette ist die vereinfachte Form der<br />

Viererwette,bei der bekanntermaßen<br />

die ersten vier Pferde in richtiger Reihenfolge<br />

vorherzusagen sind. Beider<br />

Multi 4ist die jeweilige Platzierung<br />

grundsätzlich egal, was auch für die<br />

Multi 5, 6oder 7gilt. Je weniger Galopper<br />

die Wetter angeben dürfen,<br />

desto attraktiver ist die Quote.Die sogenannte<br />

„Mini-Multi“ ist ab zehn<br />

Startern wettbar, die „Multi“ ab 14<br />

Pferden. Bei der „2 aus 4“ reicht es<br />

aus,zweider ersten vier Pferde richtig<br />

vorhergesagt zu haben, was insbesondereden<br />

NeueinsteigernSpaß bereiten<br />

könnte. Die Quoten sind allerdings<br />

dementsprechend.<br />

AKTIVES ABSEITS<br />

Eine Art<br />

Marathon-Geheimdienst<br />

VonKarin Bühler<br />

Der April hat begonnen und mit<br />

ihm die internationale Marathonsaison:<br />

Boston, Hamburg, Düsseldorf,<br />

Wien, Mailand, Rom, Leipzig,<br />

Paris, Zürich, London –überall<br />

stehen in diesem Marathonmonat<br />

Rennen über 42,195 Kilometer an.<br />

Berlin wartet an diesem Sonntag ab<br />

9.30 Uhr mit Start und Ziel auf der<br />

Straße des 17. Juni für Inlineskater,<br />

Rollstuhlfahrer,Handbiker und Läufer<br />

mit der halben Distanz auf, ehe<br />

am 29. September der Berlin Marathon<br />

folgt.<br />

Mark Milde vom<br />

SCC Running ist bei<br />

beidenVeranstaltungen<br />

Renndirektor. Diesen<br />

Dienstag war er dabei,<br />

als die Organisatoren<br />

der sechs größten Marathons,<br />

die sich als<br />

World-Marathon-Majors-Serie<br />

(WMM) zusammengeschlossen<br />

haben, bei einem Conference-Call<br />

eine Neuerung bekanntgaben:<br />

DieWMM intensivieren ihren<br />

Kampf gegen Doping.<br />

Sie tun dies in Zusammenarbeit<br />

mit dem Leichtathletik-Weltverband<br />

(IAAF) sowie dessen unabhängiger<br />

Integritätskommission (AIU). „Das<br />

Programm für unsere Topathleten<br />

läuft schon seit 2015. Jetzt wurde es<br />

feinjustiert“, sagt Milde. „Wir denken,<br />

dass das jetzt schon ein sehr hoher<br />

Standard ist und dass denjenigen,<br />

die betrügen wollen, das Vorhaben<br />

ziemlich schwer gemacht wird.“<br />

Ab sofortwirdbei der AIU in Monaco<br />

ein zusätzlicher Ermittler eingestellt,<br />

der die Testmöglichkeiten<br />

verbessern soll. „Das besitzt wegen<br />

des kommerziellen Erfolgs von Straßenrennen<br />

Priorität“, sagte AIU-<br />

Chef Brett Clothier: „Diese Rennen<br />

bieten das meiste Preisgeld weltweit,<br />

daher gibt es auch ein hohes Doping-Risiko.“<br />

Die großen Laufereignisse<br />

waren in den vergangenen Jahren<br />

durch Dopingfälle wie die der<br />

Olympiasiegerin Jemima Sumgong<br />

und Rita Jeptoo (beide Kenia), die<br />

dreimal den Boston- und zweimal<br />

den Chicago-Marathon gewonnen<br />

hatte,erschüttertworden. Beide waren<br />

positiv auf das Blutdopingmittel<br />

Epogetestet worden.<br />

„Es ist bemerkenswert, dass private<br />

Rennorganisatoren entschieden<br />

haben, den höchstmöglichen<br />

Standard anIntegrität für ihre Rennen<br />

zu verlangen“, sagte Clothier.<br />

Den noch engmaschiger angelegten<br />

Kampf gegen Doping finanzieren die<br />

Veranstalter der WMM in London,<br />

NewYork, Chicago, Boston,<br />

Tokio und Berlin gemeinsam.<br />

Offenbar handelt<br />

es sich um eine<br />

sechsstellige Summe,<br />

die höchste,die je für ein<br />

privates Testprogramm<br />

ausgegeben wurde.<br />

Mark Milde sagt, der<br />

zusätzliche Mitarbeiter<br />

in Monaco werde bei bestimmten<br />

Topathleten Auffälligkeiten nachgehen,<br />

den Biologischen Pass, ihre<br />

Leistungen, Aufenthaltsorte und ihr<br />

Wettkampfprogramm prüfen sowie<br />

eventuell Nachtests anordnen. „Er<br />

wird versuchen, wie ein Geheimdienstmensch<br />

zu denken und<br />

schneller zu sein als die möglichen<br />

Doper.“<br />

Beim Halbmarathon am Sonntag<br />

in Berlin greift die verfeinerte Spurensuche<br />

nicht, allerdings gibt es für<br />

die Topathleten die herkömmlichen<br />

Dopingtests.Ein Prozedere, das Läuferinnen<br />

und Läufer wie die die niederländische<br />

Halbmarathon Europarekordlerin<br />

Sifan Hassan oder die<br />

Olympiastarter Philipp Pflieger aus<br />

Regensburg, Richard Ringer oder<br />

Anna Hahner kennen.<br />

Prominentester Deutscher Teilnehmer<br />

ist am Sonntag vermutlich<br />

aber ein Triathlet: Patrick Lange,<br />

Ironman-Hawaii-Sieger von 2017<br />

und 2018 aus Darmstadt wird erstmals<br />

die 21,0975 Kilometer in Berlin<br />

absolvieren.<br />

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18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />

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Sport<br />

NACHRICHTEN<br />

Lustenberger fehlt Hertha<br />

mehrere Wochen<br />

FUSSBALL. Fabian Lustenberger<br />

wirdHertha BSC mehrereWochen<br />

fehlen. Miteinem Muskelfaserriss im<br />

Oberschenkel droht dem 30 Jahrealten<br />

Defensivallrounder in seiner<br />

letzten Saison für die <strong>Berliner</strong> sogar<br />

das vorzeitige Aus. „Es kann sein,<br />

dass es das war für dieses Jahr“, sagte<br />

Trainer PalDardai vordem Spiel gegen<br />

Fortuna DüsseldorfamSonnabend<br />

(15.30 Uhr). Nach Einschätzung<br />

des Teamarztes werdeesrund<br />

drei bis vier Wochen dauern. Lustenberger<br />

wirdHertha in diesem Sommer<br />

nach zwölf Jahren verlassen und<br />

in seine Schweizer Heimat zum BSC<br />

Young Boys aus Bern wechseln.<br />

Union verlängert<br />

mit Maloney<br />

FUSSBALL. Union Berlin hat den<br />

Vertragmit Nachwuchsspieler LennardMaloney<br />

verlängert. Dies teilte<br />

der Klub am Donnerstag mit. Der19<br />

Jahrealte Innenverteidiger unterschrieb<br />

bei den Köpenickerneinen<br />

neuen Zweijahresvertrag. Derursprüngliche<br />

Kontrakt des US-amerikanischen<br />

U20-Nationalspielers lief<br />

bis Saisonende.Bislang absolvierte<br />

der gebürtige <strong>Berliner</strong>,der seit 2012<br />

im Verein ist, eine Partie für Union in<br />

der Zweiten Liga.<br />

Deutsche Frauen starten mit<br />

Sieg in die Eishockey-WM<br />

Sichertihrem dem Team den Sieg:<br />

Laura Kluge.<br />

IMAGO IMAGES/NORDPHOTO<br />

EISHOCKEY. Diedeutschen Eishockey-Frauen<br />

haben das WM-Eröffnungsspiel<br />

gewonnen. DasTeam des<br />

neuen Bundestrainers Christian Künast<br />

schlug Schweden im finnischen<br />

Espoo mit 2:1 (0:0, 1:1, 0:0, 0:0, 1:0)<br />

nach Penaltyschießen und holte<br />

seine ersten zwei Punkte im Turnier.<br />

Für die Entscheidung zugunsten der<br />

Auswahl des Deutschen Eishockey-<br />

Bundes (DEB) sorgte LauraKluge<br />

vonder St.Cloud State University/USA.<br />

DasDEB-Team, Vierter bei<br />

der WM 2017, trifft in den weiteren<br />

Vorrundenspielen auf Japan, Frankreich<br />

und Tschechien.<br />

Lounge-Atmosphäre: Stefan Ustorf, Leiter für Spielerentwicklung,Geschäftsführer Peter John Lee und Sportdirektor Stéphane Richer (v.l.)<br />

Eine andere Richtung<br />

Die Eisbären bauen ihr Team umfassend um, neun Spieler müssen den Verein verlassen<br />

VonBenedikt Paetzholdt<br />

Entspannt sollte die Atmosphäresein,<br />

in der das Führungstrio<br />

der Eisbären die<br />

vergangene Saison beenden<br />

wollte. Ineines der zahlreichen<br />

Restaurants,die das Viertel rund um<br />

die Arena jetzt prägen, wurde geladen.<br />

Diebraune Ledercouch, auf der<br />

Geschäftsführer Peter John Lee,<br />

Sportdirektor Stéphane Richer und<br />

Stefan Ustorf, Leiter für Spielerentwicklung,<br />

fläzten, passte nicht so<br />

recht zu den schwerwiegenden Entscheidungen,<br />

die es zu verkünden<br />

gab: Neun Spieler erhalten keinen<br />

Vertragmehr für nächste Saison.<br />

Dass Jens Baxmann (Iserlohn)<br />

und Maximilian Adam (Wolfsburg)<br />

nicht mehr für die <strong>Berliner</strong> spielen<br />

werden, hatte der Verein in den letzten<br />

Tagen bereits verkündet. Dass<br />

sich alle drei ausländischen Verteidiger<br />

neu orientieren muss, war zumindest<br />

im Fall von Micki DuPont<br />

nicht zu erwarten gewesen. Der Kanadier<br />

bestritt immerhin alle Spiele<br />

in dieser Saison, brachte es durchschnittlich<br />

auf die meiste Eiszeit in<br />

der Hauptrunde und hatte insgesamt<br />

36 Scorerpunkte gesammelt.<br />

„Er war nicht nur ein sehr guter Eishockeyspieler,<br />

sondern vor allem<br />

auch ein toller Mensch“, sagte Richer.Aber<br />

der Umbruch soll nach einem<br />

erneut enttäuschenden Jahr<br />

konsequent vollzogen werden.<br />

Das gilt gerade auch im Sturm.<br />

Brendan Ranford und Colin Smith,<br />

die erst im vergangenen Sommer<br />

verpflichtet wurden, überzeugten<br />

nicht. Gleiches gilt für Daniel Fischbuch,<br />

der mit nur sechs Scorerpunkten<br />

weit unter den Erwartungen<br />

selbst eines Vierte-Reihe-Stürmers<br />

blieb.Erist der einzige,der sich trotz<br />

eines gültigen Vertrages einen neuen<br />

Verein suchen muss. Jamie Mac-<br />

Queen hingegen war bester EHC-<br />

Torjäger der Hauptrunde mit 21 Treffern.<br />

Minus 20 Punkte in der sogenannten<br />

Plus-Minus-Statistik, die<br />

die Differenz der Tore angibt, die gefallen<br />

sind, als ein Feldspieler auf<br />

dem Eis stand, offenbaren zugleich<br />

seine defensiven Schwächen. „Erhat<br />

viele Tore geschossen, aber wir haben<br />

uns jetzt für eine andere Richtung<br />

entschieden“, sagte Richer.<br />

Unklar ist noch, ob Kevin Poulin<br />

auch im nächsten Jahr noch das Eisbären-Tor<br />

hüten wird. Der zukünftige<br />

Headcoach, der „in den nächsten<br />

zwei bis drei Wochen“ bekannt<br />

gegeben werden soll, hat dabei auch<br />

Mitspracherecht. Mit Thomas Oppenheimer,<br />

der sich im ersten Saisonspiel<br />

so schwer an der Schulter<br />

verletzte,dass er keine weiterePartie<br />

bestreiten konnte,laufen die die Gespräche<br />

ebenfalls noch. Aber auch<br />

hier deuten die Signale eher auf Abschied<br />

hin. Richer sagt: „Wenn er einen<br />

Verein findet, kann er gehen.“<br />

Ortega fest verpflichtet<br />

In den kommenden Wochen und<br />

Monaten ist viel zu tun. Nationalstürmer<br />

Leo Pföderl steht als Zugang<br />

fest. Zudem konnte Austin Ortega,<br />

der von den Växjö Lakers zunächst<br />

nur ausgeliehen war,fest verpflichtet<br />

werden. Um mit den Spitzenmannschaften<br />

wie Mannheim oder München<br />

mithalten zu können, braucht<br />

es weitereVerstärkungen auf Schlüsselpositionen.<br />

Zwei ausländische<br />

Profis sind für die Verteidigung eingeplant,<br />

zwei weitere Importspieler<br />

sollen den Angriff verstärken.<br />

Ansonsten hat es den Anschein,<br />

dass die Eisbären kommende Saison<br />

mehr Gewicht auf die Entwicklung<br />

ihrer Jungprofis setzen. Als Vorbild<br />

taugen die Nationalspieler Jonas<br />

Das Undenkbare passiert<br />

Müller und KaiWissmann, die mit 23<br />

und 22 Jahren etabliert und von den<br />

Eisbären nun für längereZeit gebunden<br />

sind. Ab kommender Saison<br />

müssen zwei Profis in der Aufstellung<br />

zu finden sein, die für eine deutsche<br />

U23-Auswahl spielberechtigt<br />

sind.<br />

Derzeit sieht es so aus,als würden<br />

sieben Profis um diese zwei Plätze<br />

kämpfen. Eric Mik, 19, debütierte<br />

vergangene Saison bei den Profis<br />

und überzeugte als Verteidiger mit<br />

sehr soliden Aktionen. Im Sturm ist<br />

die Nachwuchs-Konkurrenz ungleich<br />

höher.Neu im Team ist Fabian<br />

Dietz, 20, der zuletzt nur beim Kooperationspartner<br />

Lausitzer Füchse<br />

spielte,zukünftig aber mit einer Förderlizenz<br />

ausgestattet wird. Nino<br />

Kinder,18, die Brüder Lukas,16, und<br />

Thomas, 19, Reichel sowie Charlie<br />

Jahnke und Vincent, beide 21, die<br />

sich immerhin DEL-Torschützen<br />

nennen dürfen, bilden nach derzeitigem<br />

Stand die engere Auswahl<br />

hierfür.Welche Chancen die Jugend<br />

erhält, liegt natürlich ganz wesentlich<br />

am neuen Trainer. Wer dieser<br />

werden könnte, ließen die EHC-Verantwortlichen<br />

auch in dieser lockerenAtmosphärenicht<br />

durchblicken.<br />

Am Wochenende dürfen erstmals Frauen den legendären Platz des Golf-Snobclubs in Augusta bespielen<br />

CITY-PRESS<br />

Im Monat<br />

des<br />

Dirks<br />

Nowitzkis Fans rüsten sich<br />

für eine spezielle Nacht<br />

Bei den Dallas Mavericks könnte<br />

dieser Tage die Band The Clash<br />

den Soundtrack zur ausklingenden<br />

Saison in der nordamerikanischen<br />

Basketball-Liga NBA spielen:<br />

„Should Istay or should Igo.“Geht er<br />

oder bleibt Dirk Nowitzki? Diese<br />

Frage stellen sich die Fans des texanischen<br />

Franchise derzeit, da ihr<br />

Team die Play-offs verpasst und in<br />

der Nacht zum kommenden Mittwoch<br />

hiesiger Zeit die Saison beendet.<br />

„We want Dirk!“, forderten sie<br />

zuletzt bei den Heimspielen der Mavericks.<br />

Bei der 108:110-Niederlage<br />

gegen die Minnesota Timberwolves<br />

trugen einige Tausend Nowitzkis<br />

Konterfei aus Pappe vor dem Gesicht.<br />

Der Verwaltungsbezirk Dallas<br />

hat den Apriloffiziell zum „Month of<br />

Dirk“ erklärt, da der Würzburger in<br />

der Nacht zu Donnerstag bei den San<br />

Antonio Spurs sein letztes NBA-Spiel<br />

nach 21 Jahren bestreiten könnte.<br />

DerSponsor sorgt vor<br />

Mark Cuban, der Besitzer der Mavericks<br />

hat angedeutet, dass es so sein<br />

wird. „Wer herkommen kann für das<br />

letzte Heimspiel, sollte herkommen“,<br />

sagte Cuban. „Es wird eine<br />

spezielle Nacht, ob Dirk das mag<br />

oder nicht. Und obereswill oder<br />

nicht.“ Dem Vernehmen nach hat<br />

Nowitzkis Sponsor, eine Bank, Vorkehrungen<br />

getroffen. Eine Art deutsches<br />

Haus ist geplant, eine besonderePressekonferenz.<br />

Should Istay or should Igo? Die<br />

Frage dürfte Nowitzki für sich zwar<br />

geklärthaben, doch hat er seine Antwort<br />

darauf der Öffentlichkeit noch<br />

nicht verraten. „Ich würde es lieben,<br />

für die jungen Spieler noch ein weiteres<br />

Jahr da zu sein“, hat der Würzburger<br />

unlängst gesagt: „Ich denke,<br />

es hängt auch davon ab,wie sich der<br />

Körper anfühlt. Ich hatte offensichtlich<br />

einige Schwierigkeiten in diesem<br />

Jahr. Aber nun fühle ich mich<br />

besser und stärker.“<br />

„Wewant Dirk“: Basketball-Star DirkNowitzki<br />

läuft in Dallas auf.<br />

DPA/OTERO<br />

Doping-Arzt aus Erfurt<br />

bleibt in Haft<br />

DOPING. DerimZuge des Seefelder<br />

Dopingskandals verhaftete Erfurter<br />

Sportmediziner Mark Schmidt muss<br />

nach Informationen der Bildzeitung<br />

vorerst im Gefängnis bleiben. „Der<br />

Haftrichter hat entschieden, dass<br />

mein Mandant nicht freikommt. Die<br />

Begründung halten wir aber für sehr<br />

dünn. Wirwerden daher,nachdem<br />

uns der Beschluss zugegangen ist,<br />

Rechtsmittel einlegen“, sagte sein<br />

Anwalt Andreas Kreysa. DerAnwalt<br />

rechnet damit, dass die schriftliche<br />

Begründung für die Fortsetzung der<br />

Haft in etwa einer Woche vorliegt,<br />

dann werdeman Beschwerde einlegen.<br />

DieStaatsanwaltschaft kann<br />

den Mediziner nun weiterhin vernehmen,<br />

wann sie es für richtig hält.<br />

DerErfurter Arzt und seine Komplizensollen<br />

seit Jahren Top-Athleten<br />

mit Blutdoping versorgt haben. Seit<br />

der Nordischen Ski-WM in Seefeld<br />

im Februar haben neun Athleten zugegeben,<br />

zum Netzwerkvon Mark S.<br />

zu gehören. Insgesamt sollen nach<br />

Auskunft der Staatsanwaltschaft<br />

21 Athleten aus acht Nationen<br />

beteiligt sein.<br />

VonBernd Müllender<br />

Interne Clubmeisterschaften sind<br />

in allen etwa 35 000 Golfclubs<br />

weltweit das Highlight des Jahres:<br />

CC, also Club Championship, das<br />

hat Magie. Nach allem was man<br />

weiß, gilt das an einem ganz besonderen<br />

Ort nicht, jedenfalls für die<br />

Mitgliederinnen. Denn im Augusta<br />

National Golf Club im US-Bundesstaat<br />

Georgia wären nur zwei Starterinnen<br />

dabei: die ehemalige Bush-<br />

Ministerin Condoleezza Rice und die<br />

Investmentbankerin Darla Mooreals<br />

einzige weibliche members. Da<br />

lohnt eine CC eher nicht.<br />

Rice und Moore sind auch erst<br />

seit 2012 Mitglieder. Vorher hatte<br />

sich der bornierte Herrenclub vehement<br />

gegen das andere Geschlecht<br />

gesperrt. Immer mit dem bigotten<br />

Rechtfertigung: Wir schließen<br />

Frauen ja gar nicht aus. Wir haben<br />

nur halt noch keine zum Mitglied ernannt.<br />

Das geschieht in Augusta per<br />

formloser Aufforderung, den symbolischen<br />

Jahresbeitrag zu überweisen.<br />

Jetzt passiert etwas lange völlig<br />

Undenkbares.AmFreitag und Sonnabend<br />

werden erstmals viele Frauen<br />

den Platz in Augusta bespielen, jenes<br />

heilige Terrain, das mit Nagelschere<br />

und Nasenhaartrimmer gepflegt zu<br />

sein scheint. Auf dem Maracana des<br />

Schlägerschwingens finden nicht die<br />

Masters der Männer statt, das wichtigste<br />

Turnier der Szene mit den<br />

hässlichen grünen<br />

Siegerjacketts, sondern<br />

zunächst die<br />

Augusta National<br />

Women’s Amateur,<br />

ein Turnier für die<br />

besten weiblichen<br />

Nichtprofis.<br />

Das ist eine sehr<br />

große PR-Nummer<br />

für den Snobclub,<br />

„die grüne Marketing-Maschine“,<br />

wie der Guardian<br />

schreibt, weil sogar<br />

die Coca Cola aus<br />

Atlanta nebenan nur in augustagrünen<br />

Bechern verkauft werden darf.<br />

Stundenlange Live-Übertragungen<br />

bei den großen Networks wirdesgeben.<br />

DieUS-Fans sind jedenfalls begeistert.<br />

Und inden sozialen Netzwerken<br />

wird schon gemutmaßt bis<br />

gelästert, ob es wohl pinke Siegerinnenkostüme<br />

gibt oder doch was in<br />

Pepita.<br />

Lange wurde auch spekuliert, ob<br />

Lucy Li gewinnen wird. Die 16-jährige<br />

Kalifornierin ist der große Shooting<br />

Star der Szene. Sie hatte allerdings<br />

Ärger wegen eines Werbespots<br />

für Apple –die Tantiemen gefährden<br />

umgehend den<br />

Amateurstatus. Da<br />

sind die Golfregeln<br />

unerbittlich. Jetzt<br />

ist Li verletzt. So<br />

kann sie nicht disqualifiziertwerden.<br />

Auch zwei Deutsche<br />

sind am Start.<br />

Da ist Sophie Hausmann,<br />

21, geboren<br />

Endlich willkommen: Leonie Harm<br />

freut sich auf Augusta DGV/STEBL<br />

im westfälischen<br />

Nottuln, jetzt in<br />

Idaho lebend, die<br />

zuletzt mit zwei<br />

spektakulären 64er<br />

Runden auffällig wurde. Und Leonie<br />

Harm,ebenfalls 21, die 2018 als erste<br />

Deutsche die British Amateur Open<br />

gewann (ausgespielt seit 1892), für<br />

St. Leon-Rot mehrfach deutsche<br />

Mannschaftsmeisterin wurde und<br />

mit tollen Handicap +4,8 gelistet ist.<br />

„Dieses Turnier setzt ein wichtiges<br />

Statement“, sagt die Studentin der<br />

Biochemie frauenbewusst.<br />

Zwei Runden werden bis Donnerstagabend<br />

auf einem Platz nebenan<br />

absolviert. Zum Finale am<br />

Sonnabend gehen die besten 30<br />

dann tatsächlich auf den legendären<br />

Platz, auf dem nächste Woche die<br />

Herren ihre Masters spielen, das<br />

erste Major der Saison. Clubchef<br />

Fred S. Ridley glaubt, „dass dieses<br />

Event einen bedeutenden und langanhaltenden<br />

Einfluss auf die Zukunft<br />

und Entwicklung des Frauengolfs<br />

haben wird“. Das könnte man<br />

glauben, machte nicht sein zeitgleiches<br />

Show-Turnier dem ersten Major<br />

der Profifrauen Konkurrenz.<br />

Zur Übungsrunde am Freitag<br />

dürfen auch die Ausgeschiedenen<br />

auf dem Augusta-Grün dabei sein.<br />

Diese Geste wirkt edel und tröstlich.<br />

Sie hat aber was von Dünkel und<br />

gönnerhafter Altherrenwohltat: Na<br />

gut, lassen wir die Loserinnen als<br />

Charity-Geste auch noch herumfuhrwerken.<br />

Hoffentlich machen sie<br />

nicht so viel kaputt.<br />

Die berühmten Magnolien übrigens,<br />

das Markenzeichen des Golfclubs,twitterte<br />

Augusta National gerade,<br />

stünden ab dem Wochenende<br />

in voller Blüte. Für Herren und<br />

Nichtherren.<br />

Maximilian Kleber würde sich<br />

freuen, wenn der Kollege auf der Position<br />

des Power Forwards in seinem<br />

Team, den Mavericks, bleiben<br />

würde. Ein cooler Typsei Nowitzki,<br />

sagte Kleber dem ZDF.„Aber es ist ja<br />

seine Entscheidung. Ichhab’ihn nie<br />

wirklich drauf angesprochen.“ Es<br />

sind schließlich noch vier Saisonspiele,<br />

die sie bestreiten: im heimischen<br />

American Airlines Center gegen<br />

die Memphis Grizzlies,zweiTage<br />

später bei ebendiesem Team und<br />

schließlich gegen die Suns und bei<br />

den Spurs.Gelegenheit für Nowitzki,<br />

seine atemberaubende Bilanz noch<br />

ein kleines bisschen auszubauen.<br />

Zuletzt war er in der ewigen NBA-<br />

Scorerliste an Wilt Chamberlain vorbei<br />

auf den sechsten Platz vorgerückt.<br />

Voreinem Monat machte Nowitzki<br />

bei Orlando Magic seine<br />

1505. Partie und kletterte auf Platz<br />

drei der Profis mit den meisten NBA-<br />

Spielen. Die meisten Spiele für ein<br />

und dasselbe Franchise hat er ohnehin<br />

absolviert. Seit 1999 ist er bei den<br />

Mavericks. Nun könnte sich der<br />

Kreis des Basketballprofis Dirk Nowitzki<br />

schließen. In der kommenden<br />

Woche.Wenn er geht und nicht vielleicht<br />

doch noch bleibt. (BLZ)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 19 *<br />

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Sport<br />

BER mit Happy End<br />

Tottenham Hotspur hat jetzt ein Stadion, das zum sportlichen Anspruch passt. Für das Herzstück des Prachtbaus diente die Arena von Borussia Dortmund als Vorbild<br />

VonHendrik Buchheister,London<br />

Heung-min Son war früher<br />

beim Hamburger SV<br />

und bei Bayer Leverkusen<br />

beschäftigt, jetzt<br />

spielt der Fußballer seine vierte Saison<br />

bei Tottenham Hotspur. Er ist<br />

seit seiner Ankunft in England zu einem<br />

der vielseitigsten Profis der Premier<br />

League aufgestiegen, ist<br />

schnell, technisch beschlagen, kreativ<br />

und kann mit beiden Füßen<br />

schießen. Zu seiner Beliebtheit beim<br />

Publikum und bei seinem Trainer<br />

Mauricio Pochettino trägt bei, dass<br />

er sich keine Allüren leistet und einen<br />

grenzenlosen Optimismus<br />

pflegt. Am Mittwochabend um 20.59<br />

UhrLondoner Zeit erreichte Heungmin<br />

Son eine neue Stufe seiner Popularität,<br />

der Südkoreaner erlangte<br />

eine Art Legendenstatus. Für alle<br />

Zeiten sicherte er sich den Eintrag in<br />

die Geschichtsbücher von Tottenham<br />

Hotspur.<br />

DieMannschaft hatte sich bis dahin<br />

schwergetan gegen Crystal Palace,<br />

eswar eine zähe Partie. Inder<br />

55. Minute bekam Son ander rechten<br />

Strafraumkante den Ball. Er zog<br />

in die Mitte,vorbei an zwei Gegnern,<br />

sein Schuss wurde von Luka Milivojevic<br />

abgefälscht und sprang ins Tor.<br />

Es war der historische erste Pflichtspiel-Treffer<br />

in Tottenhams neuer,<br />

rund einer Milliarde Pfund teuren<br />

Arena, die an der Stelle errichtet worden<br />

ist, an der bis 2017 die traditionsreiche<br />

White Harte Lane gestanden<br />

hatte.<br />

MitseinemTorlöste der Nationalspieler<br />

aus Südkorea eine Blockade.<br />

Tottenham kam durch Christian<br />

Eriksen noch zum 2:0-Endstand und<br />

gestaltete die Einweihung des neuen<br />

Prachtbaus für mehr als 62 000 Zuschauer<br />

erfolgreich. Es hatte ja<br />

durchaus die Sorge bestanden, dass<br />

die Mannschaft von Trainer Pochettino<br />

die eigene Party vermasseln<br />

würde.Sie hatte seit fast zwei Monaten<br />

kein Spiel in der Premier League<br />

mehr gewonnen. Vier Niederlagen<br />

aus fünf Begegnungen hatte die<br />

trübe Bilanz des Klubs gelautet, der<br />

in der Champions League Borussia<br />

Dortmund im Achtelfinale immerhin<br />

aus dem Wettbewerb geworfen<br />

geworfen hatte. Nach dem Sieg gegen<br />

Crystal Palace ist die Laune wieder<br />

bestens bei dem Klub aus der britischen<br />

Hauptstadt.<br />

Die WeltspitzeimBlick<br />

Beeindruckendes Stadion mit beeindruckendem Feuerwerk<br />

GETTY IMAGES/HEWITT<br />

Die Mannschaft ist zurück auf dem<br />

dritten Tabellenplatz und hat gute<br />

Aussichten darauf, zum vierten Mal<br />

nacheinander in die europäische<br />

Königsklasse einzuziehen. Vorallem<br />

ist Tottenham Horspur jetzt aber in<br />

einem Stadion zuhause, das dabei<br />

helfen soll, zu „einem der größten<br />

Klubs der Welt“ zu werden, wie Vorstand<br />

Daniel Levy in Vorbereitung<br />

auf die Eröffnung gesagt hatte. Trainer<br />

Pochettino nannte Vereine wie<br />

den FC Bayern München, Real Madrid<br />

oder den FC Barcelona als künftigen<br />

Maßstab.<br />

Schöne Worte sind das zum Abschluss<br />

einer schwierigen Geschichte.<br />

Die neue Arena war nämlich<br />

drauf und dran, zum dauerhaften<br />

Ärgernis zu werden, zu einer englischen<br />

Entsprechung des <strong>Berliner</strong><br />

Flughafens BER. Der Bau wurde immer<br />

kostspieliger,die Arbeiten zogen<br />

sich hin, die Eröffnung musste immer<br />

weiter nach hinten verlegt werden.<br />

Das alles schien allerdings vergessen<br />

zu sein mit der Partie gegen<br />

den Stadtrivalen Crystal Palace. Die<br />

Fans berauschten sich an ihrer<br />

neuen Heimat, die Stimmung war<br />

beeindruckend, gerade zu Beginn<br />

der Begegnung, nach der offiziellen<br />

Eröffnungs-Zeremonie mit Feuerwerk.<br />

Das Herzstück der neuen<br />

Arena ist der South Stand. Mit17500<br />

Plätzen ist er die größte Tribüne Englands,<br />

die aus nur einem Rang besteht.<br />

Vorbild ist die Dortmunder<br />

Südtribüne.<br />

Auffällig an Tottenhams neuem<br />

Stadion ist, dass es trotz seiner Größe<br />

recht kompakt wirkt wegen der steilen<br />

Ränge und der Nähe der Tribünen<br />

zum Spielfeld. Anders als zum<br />

Beispiel das Stadion des Nordlondoner<br />

Rivalen FC Arsenal, und vor allem<br />

anders als das überdimensionierteWembley-Stadion,<br />

in dem Tottenham<br />

fast zwei Spielzeiten im Exil<br />

zugebracht hatte.<br />

Der Rasen der neuen Arena lässt<br />

sich aus dem Stadion fahren. Darunter<br />

liegt eine Spielfläche für American<br />

Football. Schon im Herbst sollen<br />

zwei Spiele der nordamerikanischen<br />

Liga NFL in Tottenhams Heimat ausgetragen<br />

werden. DerVerein will zur<br />

Weltmarke werden.<br />

Einkünftiger Titelkandidat?<br />

Entscheidend dafür ist allerdings immer<br />

noch der Erfolg auf dem (Fußball-)Platz.<br />

Der Klub hat unter dem<br />

seit 2014 amtierenden Pochettino<br />

eine beachtliche Entwicklung genommen.<br />

Der Trainer betont allerdings<br />

immer wieder, manchmal indirekt,<br />

manchmal sehr direkt, dass er<br />

sich von Vorstand Levy mehr Geld<br />

für Verstärkungen wünscht, um den<br />

Klub auf die nächste Stufe zu heben<br />

und in den Kreis der Titelkandidaten<br />

in England und Europa eindringen<br />

zu können. Zum bislang letzten Mal<br />

gewann Tottenham 2008 eine Trophäe,den<br />

wenig bedeutsamen Ligapokal.<br />

Mitdem Stadion soll laut Pochettino<br />

ein neues Selbstverständnis<br />

Einzug erhalten. „Wir können nicht<br />

mehr so arbeiten wie vorfünf Jahren.<br />

Wir sind in einer anderen Dimension.Wirmüssen<br />

wie ein großer Klub<br />

denken“, sagt er. Die spannende<br />

Frage wird sein, ob der Verein den<br />

Ambitionen des Trainers entsprechen<br />

kann und künftig auch auf dem<br />

Transfermarkt operiert wie ein großer<br />

Klub –anders als in dieser Saison.<br />

Da verpflichtete Tottenham keinen<br />

einzigen Spieler.<br />

ZAHLEN<br />

Fußball<br />

DFB-Pokal, Viertelfinale<br />

SC Paderborn-Hmaburger SV 0:2 (0:0)<br />

FC Augsburg -RBLeipzig 1:2 (1:1, 0:0) n.V.<br />

Bayern München -1.FCHeidenheim 5:4 (1:2)<br />

Schalke04-Werder Bremen 0:2 (0:0)<br />

Die Auslosung der Halbfinalspiele findet am kommenden<br />

Sonntag ab 18 Uhr statt.<br />

Die weiteren Termine: Halbfinale: 23./24. April<br />

2019, Finale in Berlin: 25. Mai 2019<br />

Bundesliga, 28. Spieltag<br />

Mainz 05 −SCFreiburg 20.30<br />

FC Schalke04−Eintr.Frankfurt Sa., 15.30<br />

Leverkusen −RBLeipzig Sa., 15.30<br />

VfB Stuttgart−Nürnberg Sa., 15.30<br />

Hertha BSC−Düsseldorf Sa., 15.30<br />

VfL Wolfsburg−Hannover96 Sa., 15.30<br />

München−Bor.Dortmund Sa., 18.30<br />

FC Augsburg −Hoffenheim So., 15.30<br />

M'gladbach−SVWerderBremen So., 18.00<br />

1 Bor.Dortmund 27 66: 30 63<br />

2 München 27 69: 28 61<br />

3 RB Leipzig 27 49: 20 52<br />

4 Eintr.Frankfurt 27 54: 30 49<br />

5 M'gladbach 27 46: 34 47<br />

6 SV Werder Bremen 27 49: 39 42<br />

7 Leverkusen 27 48: 44 42<br />

8 VfL Wolfsburg 27 44: 41 42<br />

9 Hoffenheim 27 54: 39 41<br />

10 Hertha BSC 27 40: 44 35<br />

11 Düsseldorf 27 36: 51 34<br />

12 SC Freiburg 27 38: 43 32<br />

13 Mainz 05 27 28: 48 30<br />

14 FC Schalke04 27 28: 44 26<br />

15 FC Augsburg 27 37: 50 25<br />

16 VfB Stuttgart 27 26: 59 20<br />

17 Nürnberg 27 22: 52 16<br />

18 Hannover96 27 24: 62 14<br />

2. Bundesliga, Nachholspiel<br />

Greuther Fürth –Dynamo Dresden 0:0<br />

28.Spieltag<br />

Arm. Bielefeld−Erzg.Aue 18.30<br />

Regensburg−VfL Bochum 18.30<br />

Kiel −FCSt. Pauli Sa., 13.00<br />

Duisburg −Ingolstadt Sa., 13.00<br />

Sandhausen−SCPaderborn Sa., 13.00<br />

Heidenheim −1.FCKöln So., 13.30<br />

Dyn. Dresden−Union Berlin So., 13.30<br />

Gr.Fürth−Darmstadt 98 So., 13.30<br />

Hamburger SV −Magdeburg Mo., 20.30<br />

1 1. FC Köln 26 68: 31 54<br />

2 Hamburger SV 27 38: 29 51<br />

3 Union Berlin 27 43: 26 47<br />

4 SC Paderborn 27 61: 41 44<br />

5 FC St. Pauli 27 38: 40 44<br />

6 Heidenheim 27 40: 32 43<br />

7 Kiel 27 51: 41 42<br />

8 Regensburg 27 39: 39 38<br />

9 VfL Bochum 27 37: 39 35<br />

10 Arm. Bielefeld 27 40: 43 35<br />

11 Gr.Fürth 27 28: 43 34<br />

12 Darmstadt 98 27 38: 46 33<br />

13 Erzg.Aue 27 34: 38 32<br />

14 Dyn. Dresden 27 32: 39 32<br />

15 Sandhausen 27 31: 39 26<br />

16 Magdeburg 27 28: 41 24<br />

17 Duisburg 26 24: 42 22<br />

18 Ingolstadt 27 26: 47 19<br />

3. Liga, 32. Spieltag<br />

Pr.Münster−SVMeppen 19.00<br />

Kaiserslautern−VfR Aalen Sa., 14.00<br />

SF Lotte−KFC Uerdingen Sa., 14.00<br />

Hallescher FC −Würzb.Kickers Sa., 14.00<br />

Karlsruher SC−Unterhaching Sa., 14.00<br />

FSV Zwickau −SVWehen Sa., 14.00<br />

FC CZ Jena−Cottbus Sa., 14.00<br />

Fortuna Köln −Hansa Rostock So., 13.00<br />

VfL Osnabrück−Braunschweig So., 14.00<br />

Großaspach −München Mo., 19.00<br />

1 VfL Osnabrück 31 46: 22 64<br />

2 SV Wehen 31 59: 40 55<br />

3 Karlsruher SC 31 47: 32 55<br />

4 Hallescher FC 31 35: 29 50<br />

5 Hansa Rostock 31 39: 40 45<br />

6 München 31 43: 34 44<br />

7 Würzb.Kickers 31 46: 38 44<br />

8 Kaiserslautern 31 40: 41 44<br />

9 SV Meppen 31 41: 41 42<br />

10 Unterhaching 31 45: 34 41<br />

11 Pr.Münster 31 39: 39 41<br />

12 KFC Uerdingen 31 35: 47 41<br />

13 FSV Zwickau 31 35: 37 37<br />

14 SF Lotte 31 27: 33 36<br />

15 Braunschweig 31 37: 46 36<br />

16 Fortuna Köln 31 33: 51 36<br />

17 Großaspach 31 27: 32 34<br />

18 Cottbus 31 40: 50 34<br />

19 FC CZ Jena 31 32: 50 28<br />

20 VfR Aalen 31 38: 48 27<br />

Eishockey<br />

DEL-Play-offs, Halbfinale<br />

Köln -Mannheim 19.30 Uhr (Stand: 0:1)<br />

Augsburg -München 19.30 Uhr (Stand: 0:1)<br />

Tennis<br />

WTA-Turnier in Charleston<br />

2. Runde: Julia Görges (Bad Oldesloe/Nr.7)6:4,<br />

7:6 (7:0), Caroline Wozniacki (Dänemark/Nr.5)-<br />

Laura Siegemund (Metzingen) 6:2, 6:2, Madison<br />

Keys (USA/Nr.8) -Tatjana Maria (Bad Saulgau)<br />

7:6 (7:5), 4:6, 6:4, Maria Sakkari (Griechenland/Nr.15)<br />

-Andrea Petkovic (Darmstadt) 6:3,<br />

6:0, Sloane Stephens (USA/Nr.1)-Sara Sorribes<br />

(Spanien) 7:6 (7:4), 7:6 (7:4), Kiki Bertens (Niederlande/Nr.2)-Martina<br />

Trevisan (Italien) 6:2,<br />

6:1 Aryna Sabalenka (Weißrussland/Nr.3)-Kateryna<br />

Koslowa (Ukraine) 3:6, 6:3, 6:3<br />

NurSky zeigtDir alles live<br />

Live &involler Länge<br />

LIV<br />

TOT<br />

Di. 9.4. |21:00<br />

Auswahlnach den Hinspielen<br />

JUV<br />

BAR<br />

Di. 16.4.|21:00<br />

Derbeste Fußballlive.<br />

Mehr Infosunter:sky.de/UCL<br />

Alle Spiele in der2er-Konferenz<br />

POR<br />

MC<br />

Viertelfinal-Hinspiele<br />

AJX<br />

Viertelfinal-Rückspiele<br />

AJX<br />

MU<br />

Halbfinal-Hinspiele<br />

POR<br />

Di. 30.4.|21:00 Mi. 1.5. |21:00<br />

Di. 7.5. |21:00<br />

Spiel1<br />

Spiel2<br />

Sa.1.6.|21:00<br />

FINALE<br />

SkyDeutschlandFernsehen GmbH &Co. KG,Medienallee 26,85774 Unterföhring.Stand:April 2019.Änderungenvorbehalten.<br />

MU<br />

MC<br />

Mi. 10.4.|21:00<br />

Mi. 17.4.|21:00<br />

JUV<br />

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TOT<br />

Halbfinal-Rückspiele<br />

Spiel1<br />

Mi. 8.5. |21:00<br />

Spiel2


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 – S eite 20 *<br />

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Sport<br />

Wenn die Verlierer jubeln, ist auch beim Sieger irgendetwas schiefgelaufen: die Heidenheimer nach dem 4:5 im Pokal-Viertelfinale beim FC Bayern<br />

DPA/SCHULDT, IMAGO IMAGES<br />

Groteske Generalprobe<br />

Das wilde 5:4 im Pokalviertelfinale gegen Heidenheim fördert bei den Bayern im Hinblick auf das Duell gegen Dortmund die allgemeine Verunsicherung<br />

VonMaik Rosner,München<br />

Auch am Donnerstagnachmittag<br />

wirkte der irrwitzige<br />

Vorabend noch nach. Niko<br />

Kovac klang weiterhin<br />

recht kratzig, was vor allem daran<br />

lag, dass der Trainer des FC Bayern<br />

beim grotesk wilden 5:4 (1:2) im Pokalviertelfinale<br />

gegen den Zweitligisten<br />

1. FC Heidenheim seine Stimmbänder<br />

einer ähnlichen Belastungsprobe<br />

hatte aussetzen müssen wie<br />

seine Nerven. „Will ich verteidigen<br />

oder nicht? Bin ich mir zu schade<br />

oder nicht?“ Daswaren nur zwei der<br />

vielen Fragen, die Kovac mit Blick auf<br />

seine Spieler zwei Tage vordem Ligagipfel<br />

gegen den Tabellenführer Borussia<br />

Dortmund aufwarf. Seine Kicker<br />

verglich er dabei mit Kindern,<br />

denen man manche Dinge auch immer<br />

wieder argumentativ erklären<br />

müsse. „Natürlich wird man wahnsinnig“,<br />

sagte Kovac nach dem wiederholt<br />

instabilen Vortrag und bemängelte<br />

die Einstellung seiner Profis,„aber<br />

ich werdenicht aufgeben.“<br />

Für Uli Hoeneß steht ohnehin<br />

fest: „Am Samstag, 18.30 Uhr, darfes<br />

keine Ausreden geben. Da muss gegen<br />

Dortmund geliefertwerden.“ An<br />

eine Niederlage denke er gar nicht.<br />

„Wir müssen gewinnen, dazu gibt es<br />

„Am Samstag, 18.30 Uhr, darf eskeine<br />

Ausreden geben. Da muss gegen Dortmund<br />

geliefert werden.“<br />

Uli Hoeneß macht deutlich, was er im Spitzenspiel<br />

von seinen Bayern-Profis erwartet.<br />

für mich keine Alternative“, sagte der<br />

Präsident,„unsereMannschaft muss<br />

mit einem Sieg gegen Dortmund zeigen,<br />

dass sie Meister werden will.“<br />

Kovac gab sich optimistisch, dass<br />

auch die Angeschlagenen, Torwart<br />

Manuel Neuer und Linksverteidiger<br />

David Alaba, fit werden.<br />

Eigentlich sollte es nun nur um<br />

das Topspiel gehen, das die zwei<br />

Punkte hinter dem BVB zurückliegenden<br />

Bayern mit einem Sieg als<br />

Erster beschließen würden, musste<br />

erst einmal hinter der Aufarbeitung<br />

des äußerst zittrigen Halbfinaleinzugs<br />

im DFB-Pokal zurückstehen.<br />

1:0, 1:2, 4:2, 4:4, 5:4 lautete dabei die<br />

Torfolge aus Sicht der Bayern, die<br />

wegen der Roten Kartegegen Innenverteidiger<br />

Niklas Süle (15.) nach einer<br />

Notbremse gegen Robert Andrich<br />

zu zehnt in ein wogendes Spektakel<br />

geraten waren, das trotz der<br />

Willensleistung zu Beginn und am<br />

Ende der zweiten Halbzeit nicht gerade<br />

als Bestärkung für denVergleich<br />

mit dem BVBzuwerten war.<br />

„Dass wir nach einer 4:2-Führung<br />

auf 4:4 gehen, kann uns nicht gefallen“,<br />

sagte Thomas Müller.„Wenn du<br />

4:2 führst, ist es egal, ob du mit sieben,<br />

elf oder 15 Mann spielst. Das<br />

musst du über die Zeit bekommen“,<br />

ergänzte Süle schärfer. Und Sportdirektor<br />

Hasan Salihamidzic befand<br />

auch wegen der anstehenden Verabredung<br />

mit Dortmund: „Wenn man<br />

so ein Spiel sieht, dann muss man<br />

nachdenklich sein.“ Daseinzig Positive<br />

sei, das Halbfinale erreicht zu<br />

haben, das am Sonntag ausgelost<br />

wird. „Alles andere sollten wir vergessen,<br />

schnell löschen“, empfahl<br />

Salihamidzic.<br />

Dasdürfte in der Unruhe leichter<br />

gesagt sein als getan. Denn die Hei-<br />

denheimer hatten in ihrem „Spiel für<br />

die Ewigkeit“ (Dreifachtorschütze<br />

RobertGlatzel) einen weiteren Beleg<br />

erbracht, dass sogar ein scheinbar<br />

aussichtsloser Außenseiter die Bayernmit<br />

Mutund zügigem Umschaltspiel<br />

in defensiveTurbulenzen in Seriestürzenund<br />

den Branchenkrösus<br />

beinahe ganz havarieren lassen<br />

kann. Dass es nicht so weit kam, lag<br />

an Torwart Sven Ulreich, der beim<br />

Stande von4:4 gegen den freistehenden<br />

Denis Thomalla das fünfte Gegentor<br />

verhinderte (82.). Und eslag<br />

an Robert Lewandowski, der zunächst<br />

leicht kränkelnd geschont<br />

und wie Kingsley Coman erst zur<br />

zweiten Halbzeit eingewechselt worden<br />

war. Müllers 2:2 legte der Pole<br />

auf (53.), danach traf er zum 3:2 (56.)<br />

und per Handelfmeter zum 5:4 (84.).<br />

„Samstag gegen Dortmund ist es ein<br />

komplett anderes Spiel. Die ganze<br />

Mannschaft muss defensiv besser<br />

werden“, sagte Lewandowski. Dabei<br />

hatte es mit Leon Goretzkas 1:0 (12.)<br />

standesgemäß begonnen, ehe Süle<br />

nach einem Videobeweis vom Platz<br />

gestellt wurde und Heidenheim begann,<br />

die Münchner voneiner Verlegenheit<br />

in die nächste zu bringen.<br />

Glatzel glich aus (26.), Marc Schnatterer<br />

erzielte das 1:2 (39.). Undnachdem<br />

der Favorit durch Serge Gnabrys<br />

4:2 (65.) scheinbar vorentscheidend<br />

davongezogen war,trafder gebürtige<br />

Münchner Glatzel noch<br />

zweimal (74. und 77./Foulelfmeter).<br />

Undjetzt gegen den BVB? „Eines<br />

ist klar: Wir müssen die Kompaktheit<br />

herstellen“, hatte Kovac schon<br />

am Mittwoch maximal verärgertgesagt<br />

und seine unsouveräne Belegschaft<br />

angezählt, weil dieser die<br />

zwei Tore Vorsprung entglitten waren:<br />

„Dass man vier Stück kassiert,<br />

geht bei allem Respekt vor Heidenheim<br />

nicht, auch nicht in Unterzahl.“<br />

Tagtäglich versuche er,seinen<br />

Spielernseine Vorgaben „einzuimpfen“,<br />

sagte der frühere defensive<br />

Mittelfeldspieler, schließlich brauche<br />

auch die Abwehr „ein gutes Gefühl“.<br />

Aber, ergänzte er zum Verteidigen<br />

unterVerweis auf„Verantwortung<br />

und Disziplin“ am Donnerstag:<br />

„Man muss es auch aus sich<br />

heraus wollen.“<br />

Offenbar findet er wenig Gehör,<br />

wovon auch seine Stimmbänder<br />

kündeten, die er fast schon verzweifelnd<br />

schreiend während des aberwitzigen<br />

Viertelfinals ausbelastet<br />

hatte, ähnlich wie zuvor in der Liga<br />

beim enttäuschenden 1:1 in Freiburg.<br />

Nach dem zwischenzeitlichen<br />

Aufschwung steht der 47 Jahre alte<br />

Kroate nun wieder ähnlich stark in<br />

der Kritik wie im Krisenherbst. Damals<br />

hatten die Dortmunder neun<br />

Punkte Vorsprung. Nach dem Spiel<br />

am Sonnabend könnten es deren<br />

fünf sein, falls sich die zurückgekehrte<br />

Instabilität in der Defensive<br />

fortsetzen sollte.<br />

Maik Rosner<br />

wird Sie am Sonntag über<br />

das Topspiel informieren.<br />

Lust und Frust<br />

Während Werder Bremen von der Rückkehr in den Europapokal träumt, steht Schalke-Coach Huub Stevens nach dem Aus im Pokal-Viertelfinale vor einem Scherbenhaufen<br />

InGedanken war Max Kruse schon<br />

in Berlin. „Ein NordderbyimFinale<br />

wäre nicht schlecht“, sagte Werder<br />

Bremens Offensivspieler schmunzelnd.<br />

Nach dem 2:0 im Viertelfinale<br />

bei Schalke 04 darfbeim Bundesligasechsten<br />

geträumt werden –von der<br />

Rückkehr in den Europacup und vom<br />

Endspiel im DFB-Pokal, gerne gegen<br />

den Hamburger SV. Neun Jahre nach<br />

den letzten Spielen in der Champions<br />

League und zehn Jahre nach dem<br />

sechsten Pokaltriumph beginnt die<br />

Bremer Zukunft jetzt.<br />

„Ich will nicht auf das nächste<br />

Jahr warten“, sagte Trainer Florian<br />

Kohfeldt nach dem zwölften Pflichtspiel<br />

2019 ohne Niederlage. Die<br />

forsch formulierte Zielsetzung, nach<br />

Europa zurückzukehren – in der<br />

Winterpause auf Platz zehn noch belächelt<br />

–wirdimmer realistischer.<br />

Dort, wo die Hanseaten stehen,<br />

wollte Schalke nach seinem Selbstverständnis<br />

eigentlich auch sein –<br />

mindestens. Stattdessen steht Huub<br />

Stevens vor einem Scherbenhaufen.<br />

Werden hinterlassen hat, weiß der<br />

Interimstrainer natürlich. Öffentlich<br />

sagen will er es nicht. Schließlich ist<br />

der Schalker Jahrhunderttrainer, der<br />

in seiner dritten Amtszeit den Abstieg<br />

verhindern soll, auch Mitglied<br />

des Aufsichtsrates.<br />

„Ich weiß, woran es liegt“, sagte<br />

Stevens und fügte grummelnd<br />

hinzu:„Ich kann nicht mehr dazu sagen,<br />

ich bin doch nicht verrückt.“<br />

Auf die Frage, obdie Fehler in der<br />

Vergangenheit liegen, antwortete<br />

der Nachfolger des gefeuerten Domenico<br />

Tedesco ironisch: „Ich habe<br />

in den drei Wochen viele Fehler gemacht,<br />

ich weiß nur nicht, welche.“<br />

WerdersMilot Rashica jubelt, die Schalker lamentieren.<br />

AP/MEISSNER<br />

Werdie zwar bemühte, aber spielerisch<br />

arg limitierte Schalker Mannschaft<br />

bei ihrer wettbewerbsübergreifend<br />

zehnten Heimpleite der Saison<br />

sah, wusste genau, was der Niederländer<br />

meinte. Für 160 Millionen<br />

Euro hatte der inzwischen zurückgetretene<br />

Manager Christian Heidel das<br />

Team in knapp drei Jahren umgebaut.<br />

ZumVergleich: Werder gab in derselben<br />

Zeit 67 Millionen aus.Die Folgen<br />

der verfehlten Schalker Personalpolitik<br />

zeigen sichWoche fürWoche.<br />

Mitbeschränkten Mitteln<br />

Gegen Bremen verstolperte der 28<br />

Millionen Euro teure Rekordeinkauf<br />

Breel Embolo regelmäßig den Ball<br />

oder spielte haarsträubende Fehlpässe.<br />

Der vermeintliche Naldo-<br />

Nachfolger Salif Sané bewies neben<br />

Wacklerninder Abwehr wie beim 0:2<br />

durch Davy Klaassen (72.) erneut, wie<br />

harmlos er vordem gegnerischen Tor<br />

ist. Und der erschreckend schwache<br />

Linksverteidiger Bastian Oczipka leitete<br />

mit einem katastrophalen Fehlpass<br />

das 0:1 durch Milot Rashica (65.)<br />

ein. Zu viele Ausfälle, um die vage<br />

Hoffnung auf ein Happy End einer<br />

verkorksten Saison zu erhalten.<br />

Stevens muss mit beschränkten<br />

Mitteln den Super-GAU verhindern.<br />

Denn trotz mittlerweile wieder sechs<br />

Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz<br />

ist der Abstiegskampf noch<br />

nicht vorbei. Eine weitere Heimpleite<br />

am Sonnabend (15.30 Uhr) gegen<br />

Eintracht Frankfurt würde die<br />

Lage erneut verschärfen. Bremen<br />

dagegen kann am Sonntag (18 Uhr)<br />

bei Borussia Mönchengladbach den<br />

nächsten Schritt Richtung Europa<br />

machen. (sid)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 – S eite 21<br />

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Feuilleton<br />

Immer noch großer Pop:<br />

The Specials in der<br />

Max-Schmeling-Halle<br />

Seite 22<br />

„Stars sind die Brücke zum Publikum.“<br />

Carlo Chatrian, künstlerischer Leiter der Berlinale, im Gespräch über deren Zukunft Seite 22<br />

Deutscher Tanzpreis<br />

Wemdie<br />

Zukunft gehört<br />

Michaela Schlagenwerth<br />

bewertet „Community<br />

Dance“ als eigene Kategorie<br />

Heute werden in Essen die Träger<br />

des Deutschen Tanzpreises bekannt<br />

gegeben. Wie schon im vergangenen<br />

Jahr sind wieder zwei <strong>Berliner</strong><br />

Künstlerinnen mit dabei. Der<br />

Hauptpreis geht an den für den Tanz<br />

wohl wichtigsten Fotografen, den<br />

75-jährigen Gert Weigelt. Der Tanzpreis<br />

Zukunft aber geht an Berlin:<br />

Die Choreografin Isabelle Schad<br />

wird für ihre Körper-Recherchen<br />

ausgezeichnet und die Choreografin<br />

Jo Parkes für ihrewegweisenden Projekte<br />

im Community Dance. Indiesem<br />

Genre wurde zuletzt vor 14Jahren<br />

jemand berücksichtigt: Royston<br />

Maldoom für seine Kooperation mit<br />

den <strong>Berliner</strong> Philharmonikern bei<br />

dem Film „Rhythm is it“.<br />

Jo Parkes gründete vorfünf Jahren<br />

mit der Heilpädagogin Barbara<br />

Weidner das Projekt Junction, das<br />

Tanzworkshops für Asyl suchende<br />

Kinder und Mütter anbietet. Perspektivisch<br />

soll das auf Beteiligung,<br />

Verantwortung und sozialen Zusammenschluss<br />

setzende Konzept auch<br />

dort umgesetzt werden, wo die geflüchteten<br />

Menschen jetzt feststecken.<br />

In Italien und Spanien und an<br />

den RändernEuropas.Die Auszeichnung<br />

dürfte Jo Parkes sehr willkommen<br />

sein, um mehr Aufmerksamkeit<br />

für ihr Vorhaben zu bekommen. Natürlich<br />

freue sie sich über die Ehrung<br />

ihrer Person, sagt Parkes,aber vorallem<br />

darüber, dass mit der Auszeichnung<br />

Diversität und partizipative<br />

Praxis in den Fokus gerückt wird.<br />

Der Deutsche Tanzpreis hat sich<br />

erst vor zwei Jahren umstrukturiert.<br />

Aber eines hat er übersehen: Dass für<br />

den Bereich, der mit dem Begriff<br />

Community Dance nur begrenzt erfasst<br />

wird, eine eigene Kategorie angemessen<br />

wäre. Denn was auf diesem<br />

Feld geschieht, ist so lebendig,<br />

dynamisch und impulsgebend, dass<br />

es nicht nur alle 14 Jahre bedacht<br />

werden sollte.VieleTänzer haben ein<br />

Interesse,sich zu engagieren, sagt Jo<br />

Parkes, aber bislang gibt es dafür<br />

nicht einmal eine Ausbildung. In<br />

Berlin ist die zentrale Anlaufstelle<br />

dafür seit zehn Jahren –JoParkes.<br />

Vonder schwarzen Liste<br />

Das Label Soul Jazz Records erinnert an den wunderbaren und wichtigen Musiker Horace Tapscott<br />

VonMarkus Schneider<br />

Ohne ordentlichen Influencer<br />

hilft das beste Archiv<br />

nichts.Zum Beispiel<br />

kann man die Musik des<br />

Jazzmusikers Horace Tapscott<br />

durchaus auf den einschlägigen digitalen<br />

Plattformen hören. Aber es<br />

brauchte doch ein amtliches Revival,<br />

um sein Schaffen wenigstens ein<br />

bisschen wieder physisch zugänglich<br />

zu machen. Denn Tapscott ist<br />

eine Heldenfigur in Los Angeles –<br />

aber er bleibt auch 20 Jahrenach seinem<br />

TodimSchatten der mündlichen<br />

Überlieferung. Das Revival<br />

wirdnatürlich vonKamasi Washington<br />

betrieben, der nicht müde wird,<br />

den Einfluss Tapscotts auf die Jazzszene<br />

von Los Angeles und insbesondere<br />

seine eigene Crew The West<br />

Coast Get Down zubetonen, einem<br />

Netzwerk von Jazzern, Produzenten<br />

und Rappern wie Kendrick Lamar,<br />

die über die Genres hinweg durch<br />

die lokale Bindung verknüpft sind.<br />

Jetzt hat das geschmackssichere<br />

Londoner Archiv-Label Soul Jazz<br />

zwei Live-Stunden von Tapscotts<br />

Pan-Afrikan Peoples Arkestra als<br />

Triple-Vinyl und Doppel-CD wiederaufgelegt,<br />

die prall gefüllt sind mit<br />

sausendem, großformatigem Cosmic<br />

Jazz, mit Tapscotts dunklen, harten<br />

Akkorden und dicken Basslines<br />

als Schrittmacher, mit komplexer<br />

Percussion und schwelgerisch arrangierten,<br />

überwiegend holzbasierten<br />

Bläsern. Die nehmen sich bis in die<br />

großartigen Flöten solistisch alle<br />

Freiheiten, heben auch ekstatisch<br />

ins Spirituelle ab.Aber am Ende bleiben<br />

sie bodennah dem kollektiven<br />

Groove verpflichtet oder treten zurück<br />

für eine leidenschaftliche Spoken-Word-Anrufung<br />

Eric Dolphys.<br />

Die Westcoast steht praktisch<br />

synonym für den Cool Jazz der Fünfziger,<br />

für gebremste Leidenschaft,<br />

akademische (auch weiße) Kontrolliertheit.<br />

Bop-orientierte Bands wie<br />

Gerald Wilsons Orchester oder die<br />

avangardistischen Stömungen blieben<br />

gegenüber den NewYorkernimmer<br />

am Rand des Jazzdiskurses.<br />

Tapscott indes entschied sich bewusst<br />

gegen die Jazzöffentlichkeit<br />

und fürs Lokale. Sein Pan-Afrikan<br />

Peoples Arkestra, gegründet 1961,<br />

wirkte –wie die zwei Jahrespäter initiierte<br />

Union of God's Musicians<br />

Wäre heute 85 Jahre alt geworden: Horace Tapscott (1934–1999).<br />

and Artists Ascension Foundation<br />

(Ugmaa) – als eine Art Talentschmiede<br />

für die schwarzen Neighborhoods<br />

vonSouth L.A. Siespielten<br />

im Park, inGefängnissen oder Kirchen<br />

wie der Immanuel United<br />

Church of Christ, woher diese<br />

schöne Aufnahme stammt und wo<br />

sie von1973 an auch probten.<br />

Dabei stand Tapscott durchaus<br />

vor einer ganz amtlichen Karriere.<br />

GETTY IMAGES<br />

Geboren am 6. April 1934 im texanischen<br />

Houston, aufgewachsen in<br />

Los Angeles, spielte er, bis er sich<br />

eine Lippe ruinierte, zunächst Posaune<br />

und Klavier in der Army, in<br />

Lionel Hamptons Band, für Stars wie<br />

Sarah Vaughan und Julie London –<br />

aber die Arbeits- und Lebensbedingungen<br />

schwarzer Musiker in den<br />

segregierten USA stießen ihn direkt<br />

in die soziale und politische Arbeit<br />

ab.Das Arkestra–eine kulturelle Arche<br />

und Hommage an SunRa–sollte<br />

schwarze Kultur aus afroamerikanischer<br />

Sicht, selbstbewusst, stolz und<br />

mit dem ungeschönten historischen<br />

Hintergrund repräsentieren.<br />

Es gab regelmäßige Workshops<br />

und Unterricht für Kinder und Jugendliche,<br />

Gratiskonzerte und während<br />

der Aufstände in Watts 1965<br />

spielte die Band vom Lastwagen<br />

herab. Unter etlichen Hundert jungen<br />

Musikern des Arkestra imLaufe<br />

der Jahrefinden sich Post-Free-Stars<br />

wie Arthur Blythe und David Murray.<br />

Ende der Sechziger ließ Tapscott sich<br />

von Bob Thiele, einst Produzent der<br />

Impulseaufnahmen von u.a. John<br />

Coltrane, zu einer Quintett-Aufnahme<br />

für Thieles Firma Flying<br />

Dutchman überreden. Aber lieber<br />

arbeitete er mit Elaine Brown, u.a. an<br />

„The Message“,der Hymne der Black<br />

Panther Party, die Brown ab 1974<br />

auch anführen sollte. Diese Nähe –<br />

das Arkestra probte eine Weile im<br />

Stock unter dem Panthers-Hauptquartier<br />

– sorgte dafür, dass ihm<br />

künftige Avancen erspartblieben: Er<br />

wurde von FBI wie CIA überwacht<br />

und landete auf der schwarzenListe.<br />

Bis zuseinem Toderschienen zwar<br />

noch ein paar wenige Alben. Aber sie<br />

enstanden für Kleinstlabels aus dem<br />

Umfeld des Orchesters und sind<br />

sämtlich komplett vergriffen.<br />

„In den Siebzigerjahren“, zitieren<br />

die Liner Notes nun den großen Pianisten<br />

McCoy Tyner, „gab es keinen<br />

Musiker vonderWestküste,der nicht<br />

irgendwie aus der Schule Tapscotts<br />

kam.“ Auch in Kamasi Washingtons<br />

Musik lebt nicht nur der vielstimmige<br />

Jazzspiritualismus Tapscotts<br />

fort, sondernauch die Emphase,mit<br />

der Jazz als Musik für die Gemeinde<br />

und aus der Gemeinschaft verstanden<br />

wird. „Live AtIUCC“ hält –mit<br />

wenigen Längen –diese Lebendigkeit<br />

und Freiheit prachtvoll fest. Und<br />

gibt hoffentlich den Anstoß, diesen<br />

Musikeraus den Katakomben des digitalen<br />

Archivs ins Licht zu holen.<br />

Horace Tapscott withthe Pan-Afrikan Peoples<br />

Arkestra:„Live at I.U.C.C.“, Soul JazzRecords<br />

Markus Schneider<br />

wartet auf die Neuauflagen<br />

weitererTapscott-Alben.<br />

NACHRICHTEN<br />

Wechsel an der<br />

Verlagsspitze von S. Fischer<br />

Zum1.Juni wirdSiv Bublitz Verlegerische<br />

Geschäftsführerin der S. Fischer<br />

Verlage.Sie tritt die Nachfolge<br />

vonJörgBong an, der den Verlag verlässt.<br />

Wieerineinem Gespräch mit<br />

dem Börsenblatt vomDonnerstag<br />

mitteilt, wolle er sich jetzt vornehmlich<br />

dem eigenen Schreiben widmen.<br />

SivBublitz wechselte im September<br />

2017 als Geschäftsführerin<br />

Programm und Strategie zu S. Fischer<br />

und war zuvor zehn JahreVerlegerin<br />

bei Ullstein. JörgBong kam<br />

1997 zu S.Fischer,zunächst als Lektor<br />

und wurde 2002 Programmgeschäftsführer.Unter<br />

dem Pseudonym<br />

Jean-Luc Bannalec ist er mit<br />

bretonischen Kriminalromanen erfolgreich.<br />

(BLZ)<br />

Anwohner gegen Mahnmal<br />

von Libeskind in Amsterdam<br />

DerArchitekt Daniel Libeskind ist<br />

über einen Streit um ein Holocaust-<br />

Monument in Amsterdam tief beunruhigt,<br />

wie er am Mittwochabend in<br />

Amsterdam sagte.Mit einer einstweiligen<br />

Verfügung haben Anwohner<br />

die Errichtung eines vonLiebeskind<br />

im Auftrag des niederländischen<br />

Auschwitz-Komitees entworfenen<br />

Denkmals vorerst verhindert.<br />

Das„Namen-Monument“ besteht<br />

aus 102 000 Backsteinen für 102 000<br />

vonden Nazis ermordete niederländische<br />

Juden. DieAnwohner kritisieren,<br />

dass sie in die Planung nicht einbezogen<br />

wurden. DasGericht will<br />

Ende Maientscheiden. (dpa)<br />

Deutscher Nationalpreis an<br />

Anita Lasker-Wallfisch<br />

Dermit 30 000 Euro dotierte Deutsche<br />

Nationalpreis geht 2019 an die<br />

Holocaust-Überlebende Anita Lasker-Wallfisch.<br />

Damit werdeeine<br />

starke Streiterin im Kampf gegen den<br />

Antisemitismus ausgezeichnet, der<br />

in Deutschland und in vielen anderenwestlichen<br />

Ländernwieder zunehmend<br />

in Erscheinung trete,teilte<br />

die vonAltbundeskanzler Helmut<br />

Schmidt (SPD) gegründete Deutsche<br />

Nationalstiftung am Donnerstag in<br />

Hamburgmit. DieAuszeichnung<br />

wirdam10. September in Berlin verliehen.<br />

(dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Unsere Lehrer<br />

Herr Mahlow:<br />

Geographie<br />

VonKaroline Klemke<br />

Der Geographieraum lag in der oberen<br />

Etage in einer Ecke des Schulgebäudes<br />

und hatte einen Vorbereitungsraum, in dem<br />

sich Karten und Atlanten stapelten. Nicht<br />

nur Karten der DDR, sondern auch von<br />

Afrika, sogar Amerika und Australien. Ferne<br />

Sehnsuchtsorte, die, inzimmerhohe Rollen<br />

gewickelt, vorsich hin staubten.<br />

Der uneingeschränkte Herrscher über<br />

den Geographieraum war Herr Mahlow<br />

(Name geändert). Er trug abgeschrammelte<br />

Jeans zu schwarzer Lederjacke. Seine dunklen<br />

Haare waren schulterlang, er hatte eine<br />

helle Haut und seine Augen waren rotunterlaufen.<br />

Wirverehrten ihn schon allein wegen<br />

seines Anblicks.<br />

In unserer ersten Stunde bei ihm beobachtete<br />

er eine Weile schweigend, wie die<br />

hintereReihe weiter schwatze. Er drehte sich<br />

langsam zu seinem Tisch, und dann gab es<br />

kurzvor meinem Gesicht einen lauten Knall.<br />

Ich fuhr zusammen wie vom Blitz getroffen.<br />

Er hatte mit dem Zeigestock auf den Tisch<br />

geschlagen und wie nach einem Peitschenschlag<br />

saßen alle aufrecht da, und erschrockene<br />

Stille breitete sich aus.„Gut“, sagte er<br />

und grinste zufrieden, „dann können wir<br />

wohl beginnen.“<br />

Er war nicht nett. Streng examinierte er<br />

uns über die Steinkohlenanbaugebiete der<br />

UdSSR, alle 15 Sowjetrepubliken und ihre<br />

Hauptstädte und natürlich die Flüsse. Er<br />

lachte selten, aber manchmal ließ er nebenbei<br />

Bemerkungen fallen, bei denen wir vor<br />

Achtung erstarrten. „Wenn die DDR so weiterwirtschaftet,<br />

sind wir 1988 sowieso<br />

pleite“, war einer dieser Sätze. Eine undenkbareOffenheit.<br />

Dachten wir.<br />

NADIA BUDDE<br />

Also sprachen wir ihn an. „Warum haben<br />

wir in der DDR keine Reisefreiheit, und<br />

warum darfman nicht frei seine Meinung sagen,<br />

zum Beispiel über Tschernobyl?“ Er<br />

blätterte im Klassenbuch und schwieg. Ich<br />

dachte, wir müssten unsere Frage noch unterfüttern:<br />

„Die DDR ist Mitglied der UNO<br />

und darum gilt doch die UN-Menschenrechtskonvention.“<br />

Seine Antwort war ein<br />

geknurrtes Drohen: „Menschenrechtsdemagogie!“<br />

Er stand auf und verschwand Richtung<br />

Klassentür.Wir wunderten uns.<br />

Vorallem etwas später,als wir einzeln vorgeladen<br />

wurden. Hinter dem hellen Sprelacartschreibtisch<br />

saßen die übergewichtige Direktorin,<br />

Herr Mahlowund ein älterer Herr in<br />

braunem Anzug mit tiefhängenden Augenrändern,<br />

der stark schwitzte.„Setzen Sie sich<br />

bitte“, sagte die Direktorin, der Stuhl stand<br />

zwei Meter entfernt von ihrem Schreibtisch<br />

mitten im Raum: „Vor dem Genossen Parteisekretär<br />

Mahlow haben Sie eine imperialistische<br />

Menschenrechtskonzeption vorgetragen.“<br />

Ichsah ihn an. Ausblauen Augen blickte<br />

er zurück. „Unsere Deutsche Demokratische<br />

Republik bezahlt Ihre Schule, Ihren Krippenplatz,<br />

Ihre ärztlicheVersorgung“, mischte sich<br />

der schwitzende Fremde ein. „Sie haben bisher<br />

nur profitiert von den Errungenschaften<br />

der Werktätigen. Ihre gegen den Sozialismus<br />

gerichtete Hetzewerdenwir nicht dulden!“<br />

Es war der übliche Weg. Bildung gegen<br />

Systemtreue. Sechs Monate später war der<br />

Sozialismus in Auflösung begriffen und Herr<br />

Mahlow ein zerrissener Mensch. Vielleicht<br />

war er das immer schon. Als Sohn eines Professors,<br />

von dem er zeit seines Lebens verachtet<br />

wurde. Wenigstens im Klassenkampf<br />

wollte er ihm ebenbürtig sein. Er war ein<br />

schwerer Trinker. Man fand ihn ein paar<br />

Jahrenachder Wende in seiner Wohnung, an<br />

Erbrochenem erstickt. Wird fortgesetzt


22 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />

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Feuilleton<br />

Sie sind erst seit ein paar Wochen<br />

in ihren Büros am<br />

Potsdamer Platz: Mariette<br />

Rissenbeek und Carlo Chatrian,<br />

die neue Doppelspitzeder Berlinale.<br />

Sie verantwortet als Geschäftsführerin<br />

die wirtschaftliche<br />

Seite des Festivals,erist der künstlerische<br />

Leiter. Nun haben sie zu einem<br />

Gespräch eingeladen, um über<br />

ihre Ideen zu sprechen, auch wenn<br />

sie längst nicht am Ende mit ihren<br />

Überlegungen dazu sind, wie sie das<br />

Festival künftig gestalten wollen.<br />

Abgesehen vom Auswahlkomitee, in<br />

dem einige neue Leute aus Locarno<br />

sitzen, wirkt Ihre erste Berlinale wie<br />

ein Klon der letzen, etwa was die Sektionen<br />

angeht. Daswirdsich doch sicher<br />

noch ändern, oder?<br />

MARIETTE RISSENBEEK: In den<br />

nächsten Wochen und Monaten werden<br />

wir weitere Gespräche führen,<br />

uns verschiedenes anschauen, und<br />

vielleicht kommen wir dann noch mit<br />

weiteren Schlussfolgerungen.<br />

CARLO CHATRIAN: Mit dem<br />

Wort Klon …<br />

Daswar ein bisschen gemein …<br />

CHATRIAN: Die Berlinale wird<br />

auf jeden Fall anders sein, weil das<br />

Auswahlkomitee und die Festivalleitung<br />

neu sind. Andererseits hört die<br />

Geschichte der Berlinale nicht einfach<br />

auf und alles wird neu. Das<br />

braucht es nicht. Ichdenke zum Beispiel,<br />

dass die Beziehung zwischen<br />

dem Festival und der Stadt einzigartig<br />

ist. Diewollen wir stärken.Wirhaben<br />

das Auswahlkomitee neu aufgestellt,<br />

weil ich für meine Arbeitsweise<br />

eine kleine Gruppe bevorzuge, die<br />

sich völlig auf den Auswahlprozess<br />

konzentriert. Dieser Prozess hat für<br />

mich keinen Anfang und kein Ende.<br />

Es ist eine organische Arbeit. Ich<br />

sehe mir das ganze Jahr über Filme<br />

an, will entdecken und überrascht<br />

werden. Und wenn in dem Komitee<br />

Leute sitzen, die noch anderePflichten<br />

haben, im Filmmarkt, bei den Talents,<br />

dem WCF (World Cinema<br />

Fund) oder in einer Sektion, dann<br />

kann man nicht so arbeiten. Undwir<br />

wollten dem Komitee eine Perspektive<br />

geben, die internationaler ist,<br />

was nicht heißen soll, dass die deutsche<br />

Perspektivenicht Teil davon ist.<br />

Filme sind heute meistens das Ergebnis<br />

von Beziehungen zwischen<br />

Menschen, die in verschiedenen Teilen<br />

der Welt leben. Deshalb ist diese<br />

internationale Perspektiveein Plus.<br />

Herr Chatrian, Sie gelten als Hardcore-Cineast.Werden<br />

Siebei der Berlinale<br />

Kompromisse machen?<br />

CHATRIAN: Mir ist bewusst, dass<br />

Locarno das Label hat, sehr cinephil<br />

zu sein. Es stimmt, dass ich an<br />

Neuem interessiert bin. Aber ich<br />

habe immer eine starke Beziehung<br />

zum Publikum. In Locarno, einer<br />

Stadt mit 20 000 Einwohnern, gab es<br />

170 000 Kinobesuche.Kann man das<br />

sperrig nennen? Ichhabe in Locarno<br />

versucht, verschiedene Arten von<br />

Die neue Leitung der Berlinale: Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian.<br />

Publikum anzusprechen. Das soll in<br />

Berlin weitergehen. Ich habe kein<br />

Problem, einen Blockbuster neben<br />

einem Experimentalfilm zu zeigen.<br />

Natürlich nicht im selben Kino und<br />

nicht demselben Publikum.<br />

RISSENBEEK:Vielleicht nicht mal<br />

in derselben Sektion.<br />

CHATRIAN: Wahrscheinlich. Aber<br />

bei der Berlinale gibt es ja das Arsenal<br />

und den Berlinale Palast, das Kiezkino<br />

und den Friedrichstadt-Palast.<br />

Sie haben angekündigt, die Beziehung<br />

zwischen der Stadt und dem<br />

Festival stärken zu wollen. Wasstellen<br />

Siesich da vor?<br />

RISSENBEEK: Die nächste Berlinale<br />

ist ja die 70. Wirwollen die Stadt<br />

umarmen und Feedback aus Berlin<br />

ins Festival bringen. Gerade sprechen<br />

wir mit einer Reihe vonInstitutionen,<br />

um zu sehen, was für Projekte<br />

wir gemeinsam entwickeln<br />

können. Etwas,das mit dem Kino zu<br />

tun hat, aber nicht in dem Sinn, dass<br />

wir irgendwo Filme zeigen. Es soll etwas<br />

sein, das den Blick der Stadt auf<br />

Mariette Rissenbeek (Jahrgang 1956)<br />

studierte Germanistik, Soziologie und Theaterwissenschaft<br />

in den Niederlanden. Nach<br />

zwei Auslandssemesternander FU beschloss<br />

sie, in Deutschland zu bleiben. 2002 wechselte<br />

sie zu German Films, einer Einrichtung,<br />

die für den deutschen Film im Ausland wirbt.<br />

2011 wurde sie dortGeschäftsführerin.<br />

die Berlinale reflektiert. Wir wollen<br />

das nicht während des Festivals machen,<br />

sondern davor. Etwas, das auf<br />

die Berlinale hinführt.<br />

ZUR PERSON<br />

Carlo Chatrian (Jahrgang 1971) studierte<br />

Literatur und Philosophie in Turin, er schrieb<br />

dann zunächst für verschiedene Filmzeitschriften<br />

und veröffentlichtemehrere Bücher.<br />

2002 wurde er Mitglied im Auswahlkomitee<br />

des Internationalen Filmfestivals von<br />

Locarno in der Schweiz, 2012 wurde er<br />

dessen künstlerischer Leiter.<br />

Können Siedas konkreter machen?<br />

CHATRIAN: Für den 70. Geburtstag<br />

wollen wir hier verwurzelte Institutionen<br />

bitten, mit der Berlinale<br />

Berlin zu feiern. Das soll etwas mit<br />

den Leuten zu tun haben, die in Berlin<br />

leben.Wir wollen herausfinden,<br />

was die Stadt anzubieten hat.<br />

Dieter Kosslick hat immer betont, die<br />

Berlinale sei ein politisches Festival.<br />

Können Sie mit diesem Begriff etwas<br />

anfangen?<br />

RISSENBEEK: Für mich ist Kino<br />

in vieler Hinsicht politisch. Es bietet<br />

immer ein Spiegelbild der Gesellschaft.<br />

Unddamit gibt es auch Politik<br />

Wirwollen<br />

Berlin<br />

umarmen<br />

Mariette Rissenbeek und<br />

Carlo Chatrian über ihre Ideen<br />

für ihre erste Berlinale<br />

Interview: Susanne Lenz<br />

BERLIENR ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

wieder, aber das heißt jetzt nicht,<br />

dass man Filme zeigen muss, indenen<br />

es nur um Politik geht.<br />

CHATRIAN: Die Frage ist doch,<br />

was politisch ist. Die Filme von Lav<br />

Diaz zum Beispiel sind politisch,<br />

auch wenn die Leute darin in erster<br />

Linie etwas Sperriges sehen. Ichmag<br />

es, wenn Filme politisch sind, was<br />

ihre Form angeht und nicht nur das<br />

Thema. Die neue Ausgabe der Berlinale<br />

wird immer noch sogenannte<br />

politische Filme im Programm haben,<br />

auch weil es Teil ihrer Geschichte<br />

ist.<br />

Sind Stars wichtig für Sie?<br />

RISSENBEEK: Um Aufmerksamkeit<br />

für Filme,für ihreInhalte zu kriegen,<br />

braucht man Öffentlichkeit.<br />

Und die wird manchmal auch von<br />

Stars getriggert. Dasgehörtzueinem<br />

Festival. Bestenfalls hat man Stars<br />

wie MerylStreep,Tilda Swinton, Cate<br />

Blanchett oder Oliver Stone,die sich<br />

auch mit Politik auseinandersetzen.<br />

CHATRIAN: Stars sind die Brücke<br />

zum Publikum. Vorallem für ein Festival<br />

wie die Berlinale. Stars sind<br />

wichtig, weil sie uns zum Träumen<br />

bringen. Wenn man einen Star hat,<br />

wird der Menschen zum Festival<br />

bringen.<br />

Washalten Sievom deutschen Film?<br />

CHATRIAN: Mein Hintergrund,<br />

das sind die Filme vonWenders, Edgar<br />

Reitz, Werner Herzog. In den vergangenen<br />

zehn Jahren hat das deutsche<br />

Kino eine Reihe von großartigen<br />

Talenten hervorgebracht, Regisseure,<br />

die sich auf internationalen<br />

Festivals präsentiert haben, Maren<br />

Ade ist das jüngste Beispiel, auch<br />

Christian Petzold. Ichhatte die Gelegenheit,<br />

einige vonihnen in Locarno<br />

zu haben: Andreas Dresen, Thomas<br />

Arslan. Und esgefällt mir, dass die<br />

Dokumentarschule sehr starkist. Ich<br />

denke da an Thomas Heise. Die<br />

kommerziell arbeitenden Regisseure<br />

muss ich besser kennenlernen, und<br />

ich benutze dieses Wort nicht wertend,<br />

denn kommerzielle Filme sind<br />

ein Wegzum Publikum.<br />

RISSENBEEK: Carlo hat zum Beispiel<br />

im letzten Jahr in Locarno„Alles<br />

ist gut“ gezeigt, einen Nachwuchsfilm<br />

von Eva Trobisch. Er hat immer<br />

wieder Nachwuchsfilme gezeigt, die<br />

dann Karriere gemacht haben. Jetzt<br />

kommt mein German-Films-Herz<br />

ein bisschen heraus. Ich finde wirklich,<br />

dass es in Deutschland zu wenig<br />

Aufmerksamkeit dafür gibt, dass eine<br />

Reihe von deutschen Filmemachern<br />

im Ausland bei Festivals erfolgreich<br />

sind. Letztes Jahr lief etwa„Adam und<br />

Evelyn“ vonAndreas Goldstein in Venedig.<br />

Der deutsche Film muss sich<br />

nicht verstecken. Undich glaube,das<br />

wird erauch bei der nächsten Berlinale<br />

nicht tun müssen.<br />

Ihre Berlinale findet später als gewohnt<br />

statt, vom20. Februar bis zum<br />

1. März 2020. Wasist der Grund für<br />

diese Verschiebung?<br />

CHATRIAN: Wirhaben diese Entscheidung<br />

getroffen, weil es eine<br />

problematische Überschneidung<br />

gab mit dem Datum der Oscar-Verleihung.<br />

RISSENBEEK: 2020 werden die<br />

Oscars am 7. Februar verliehen. Das<br />

wäre das erste Berlinale-Wochenende<br />

gewesen, und die gesamte internationale<br />

Presse schaut auf die<br />

Oscars.<br />

CHATRIAN: Welche Aufmerksamkeit<br />

hätte der Film bekommen,<br />

der gleichzeitig mit der Oscar-Verleihung<br />

gezeigt worden wäre? Aber wir<br />

wollten auch unbedingt so nah wie<br />

möglich am ursprünglichen Datum<br />

bleiben. Für die <strong>Berliner</strong> ist einfach<br />

der Februar der Berlinale-Monat.<br />

Außerdem sind März und April sehr<br />

gute Monate, um Filme herauszubringen.<br />

Und ich möchte diese Beziehung<br />

zwischen Berlinale-Premiere<br />

und Erscheinungsdatum stärken,<br />

wenigstens in Deutschland. Außerdem<br />

ist es gut, das erste große<br />

Festival nach den Oscars zu sein,<br />

denn wir wollen auch die großen<br />

amerikanischen Filme haben.<br />

Es ist einfach nicht okay!<br />

So simpel kann man es sagen und das ist auch nach vierzig Jahren noch großer Pop. Die Post-Punk-Ska-Band The Specials spielte in der Max-Schmeling-Halle<br />

VonJohannes von Weizsäcker<br />

Coventry, im Zweiten Weltkrieg<br />

von den Deutschen stark zerbombt,<br />

in den Fünzigern und Sechzigern<br />

betonlastig neu gestaltet und<br />

durch den Boom der Automobilindustrie<br />

zum Zuwanderungsort geworden,<br />

wandelte sich während der<br />

Wirtschafts-Talfahrt der Siebziger<br />

für viele zu jenem Concrete Jungle,<br />

den die aus der Stadt stammende<br />

Ska-/Post-Punk-Gruppe The Specials<br />

gegen Ende der Dekade im<br />

gleichnamigen Stück besang; im<br />

Lied beschreibt Sänger Terry Hall,<br />

wie er auf den Straßen zwischen brutalistischer<br />

Architektur den Messerangriffen<br />

rechtsradikaler National-<br />

Front-Skins ausweichen muss.<br />

The Specials, eine Gruppe<br />

schwarzer und weißer Working-<br />

Class-Kids ohne Jobaussichten (eine<br />

der ersten Mixed-Race-Bands Englands),<br />

gründeten ihre Band, um ihren<br />

Ängsten und Frustrationen eine<br />

Stimme zu geben. Hundertausende<br />

Kids aus Großbritanniens zahlreichen<br />

weiteren Beton-Urwäldern der<br />

frühen Thatcher-Ära erkannten sich<br />

in den sozialrealistischen und<br />

gleichsam tanzbaren Stücken der<br />

Band wieder, und bereits die Single<br />

„Too Much TooYoung“ vom ersten<br />

Album wurde ein Nummer-Eins-Hit.<br />

Der Brit-Ska-Sound der Specials,<br />

die sich nach zwei Alben auflösten,<br />

seit 2009 wieder gelegentlich auf<br />

Tour sind und ein drittes Album namens<br />

„Encore“ (Zugabe) veröffentlichten,<br />

ist immer zeitlos und von<br />

den zyklischen Popmoden unberührtgeblieben;<br />

vielleicht ist es eher<br />

der Zyklismus politischer Stimmungen,<br />

welcher der Band heutzutage<br />

enormes Interesse beschert: Das<br />

<strong>Berliner</strong> Konzert, das die Band am<br />

Mittwochabend absolvierte, wurde<br />

jedenfalls aufgrund überhöhter<br />

Nachfrage von der Columbiahalle in<br />

Sind seit 2009 gelegentlich wieder auf Tour:The Specials.<br />

ROLAND OWSNITZKI<br />

die Max-Schmeling-Halle verlegt.<br />

Tatsächlich haben wir schon länger<br />

kein wohltuenderes, motivierenderes<br />

Popkonzert erlebt; toll, wie Hall<br />

das Anti-Rassismus-Stück „Doesn’t<br />

Make It Alright“ dank seiner kaum<br />

gealterten, typisch britisch dünnkehlig<br />

Post-Punk-haft intonierenden<br />

Jungsstimme auch heute noch so<br />

klar auf den Punkt bringt wie als<br />

Teenager: Esist einfach nicht okay!<br />

So simpel kann es sein, und alles ist<br />

gesagt –sofunktioniertgroßer Pop.<br />

Ebenso in den zahllosen weiteren<br />

Hits, die die Gründungsmitglieder<br />

Hall (welcher die Band übrigens als<br />

„Black Sabbath“ vorstellte), Lynval<br />

Holding an Gitarre und Gesang, Horace<br />

Panter am Bass sowie fünf weitere<br />

Musiker spielten; „Nite Klub“<br />

etwa (mit dem unvergessenen<br />

Schlachtruf: „And the beer just tastes<br />

like piss!“), „The Lunatics“ – ursprünglich<br />

von Golding und Halls<br />

Post-Specials-Band Fun Boy Three<br />

geschrieben und auf dem aktuellen<br />

Album neu aufgelegt, ein sehr<br />

schnelles „Too Much TooYoung“ sowie<br />

Coverversionen wie „Do The<br />

Dog“ vonRufus Thomas.<br />

Ein weiteres Highlight war der<br />

Auftritt der feministischen Aktivistin<br />

Saffiyah Khan, die auf „Encore“ eine<br />

Neuauflage von Prince Busters frauenbelehrendem<br />

„10 Commandments“<br />

einsprach; in der Schmeling-<br />

Halle gab sie ihrem Vortragmehr Volumen<br />

als auf der cool zurückhaltenden<br />

Albumversion und verlor so<br />

etwas an Nuance, aber nicht an Präsenz.<br />

Natürlich spielte die Band auch<br />

„Concrete Jungle“, und natürlich<br />

wurde das tanzende, stagedivende,<br />

grinsende Publikum nicht ohne den<br />

finsteren Dub „Ghost Town“ entlassen,<br />

jene Negativ-Ode an Coventry,<br />

die einst die britischen Charts anführte<br />

und hier vonHall prophetisch<br />

intendiert mit einem einzigen Wort<br />

anmoderiertwurde: „Brexit“.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 23 *<br />

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Feuilleton/Medien<br />

Die Flucht<br />

als<br />

Naherfahrung<br />

Lina Atfahs Lyrik ringt um<br />

Hoffnung in der Sprache<br />

VonBjörnHayer<br />

Wenn man die erfahrungsstarken<br />

Poeme Lina Atfahs liest,<br />

spürtman erst, wie gesättigt doch unsere<br />

in der Wohlstandsgesellschaft<br />

entstandene Lyrikeigentlich ist. Manche<br />

schreiben hierorts über den Flug<br />

der Bienen, anderesuchen nach dem<br />

adäquaten Ausdruck für neue Geschlechterverständnisse.<br />

Derweil<br />

berichten die Miniaturen der 2014<br />

aus Syrien emigrierten Autorin von<br />

fundamentalen Erlebnissen vonTerrorund<br />

Krieg im Nahen Osten.<br />

Überall finden sich in ihren Versen<br />

die Lakonie verbrannter Asche<br />

und „Narben des Abschieds“. „Seelen<br />

gingen in zwei Richtungen: zur<br />

Fata Morgana oder zum Grabstein“.<br />

Weraufbricht, folgt der Illusion von<br />

einer besseren Existenz im Irgendwo<br />

oder stirbt unterwegs. Vom Ersticken,<br />

Ertrinken und überhaupt dem<br />

völligenVerlust derVergangenheit ist<br />

immer wieder die Rede. Geschildert<br />

werden häufig anonyme Kollektivschicksale.<br />

Im Zentrum steht das<br />

„Wir“, das sich aus verletzten, namenlosen<br />

Individuen zusammensetzt.„Wunde<br />

umWunde flickten wir<br />

unsere Geschichten zusammen /<br />

und gingen weiter.“ Obgleich solcherlei<br />

Bilder von einem ungemeinen<br />

Nihilismus zeugen, bilden sie<br />

zugleich die Basis für das Dichten an<br />

sich. Poesie erweist sich als Modus<br />

der Traumabewältigung und Möglichkeit,<br />

für eigentlich Unaussprechliches<br />

Wortezufinden.<br />

Die Sprache und endlich wieder<br />

ein Gefühl wahrzunehmen, stellen<br />

die Ambition der 1989 in Salamiyah<br />

geborenen Schriftstellerin dar. Ihre<br />

Melancholie kreist um die Frage,was<br />

sie nach den beschwerlichen Jahren<br />

des Auszehrens und Leidens letztlich<br />

noch zu berühren vermag. Gibt es<br />

ein Jenseits der Leere? –Ja, nämlich<br />

in Geschichten und Reverien. Dominieren<br />

zwar in diesem Band die traurig-finsteren<br />

Poeme, trifft man hier<br />

und da ebenso auf erbauliche Texte<br />

wie „Inmeiner Hand erblühte“. Anaphorisch<br />

beginnen die Verse mit den<br />

Worten „eine Rose für“. Beschenkt<br />

werden mit ihr Bücher, die Einsamkeit<br />

oder die Liebe.Wie Rainer Maria<br />

Rilke nutzt Atfah die rote Blüte als<br />

Sinnbild einer Entfaltung von innen<br />

nach außen, als Idee eines geschützten<br />

Raumes,der im Wechselspiel mit<br />

der Umwelt steht. Die Rose signalisiert<br />

Offenheit und Gabe und steht<br />

überdies für die Schöpfungsgabe der<br />

Frau. In diesem etwas archaischen<br />

und essenzialistischen Imago, das<br />

zumindest die westliche Feminismusbewegung<br />

zur Distanzierung<br />

veranlassen dürfte, äußert sich der<br />

Gegenpol zur Destruktionskraft des<br />

Krieges.Seine Gewalt endet dort, wo<br />

Geburtneues Leben schafft.<br />

Damit wir an diesem zuletzt noch<br />

hoffnungsvollen Akt teilhaben können,<br />

haben namhafte deutsche Poeten,<br />

darunter JanWagner oder Hellmuth<br />

Opitz, die lyrischenWerkeLina<br />

Atfahs, die im zweiten Teil des Buches<br />

überdies in arabischer Schrift<br />

vorliegen, übersetzt oder nachgedichtet.<br />

Dokumentationen mögen<br />

die makropolitischen Ausmaße<br />

von Hass und Zorn in ihrer Heimat<br />

veranschaulichen, die Poesie verhilft<br />

uns hingegen dazu, den Schrecken<br />

mental nachvollziehen zu können.<br />

Wir lesen buchstäblich<br />

Syriens Asche<br />

auf: beklommen<br />

und mit<br />

großer Achtsamkeit.<br />

Lina Atfah:<br />

Das Buch von<br />

der fehlenden<br />

Ankunft<br />

Gedichte aus<br />

Syrien. Pendragon,<br />

Bielefeld 2018.<br />

152 S.,22Euro<br />

DuMont gut gerüstet für die Zukunft<br />

Das Medienunternehmen, in dem auch die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erscheint, präsentiert sein Geschäftsergebnis<br />

Das Medienunternehmen<br />

DuMont sieht sich mit<br />

einem erneut verbesserten<br />

Ergebnis im Geschäftsjahr<br />

2018 und nach der strategischen<br />

Neuausrichtung gut gerüstet<br />

für eine erfolgreiche Zukunft. Im<br />

vergangenen Jahr konnte DuMont<br />

den Gruppenumsatz auf 621 Millionen<br />

erhöhen, wie das Unternehmen<br />

mitteilt. Das konsolidierte operative<br />

Ebitda (operativer Gewinn vor Steuern,<br />

Zinsen und Abschreibungen)<br />

stieg auf 74,6 Millionen Euro.Das ist<br />

ein Plus vonmehr als drei Prozent im<br />

Vergleich zum Vorjahr.<br />

„Unsere Geschäftsentwicklung<br />

bestätigt, dass die Diversifikations-<br />

Strategie von DuMont und die Aufstellung<br />

als digitales Medienunternehmen<br />

mit drei Geschäftsfeldern<br />

aufgehen“, sagte der DuMont-CEO<br />

Christoph Bauer.<br />

Besonders positiv sieht DuMont<br />

die Entwicklung der digitalen Umsätze.<br />

Deren Anteil lag über alle drei<br />

Geschäftsfelder – Regionalmedien,<br />

Business Information, Marketing<br />

Technology –hinweg im abgelaufenen<br />

Geschäftsjahr bei 33 %. Ende<br />

März 2019 trugen die digitalen Erlöse<br />

bereits rund 40 %zum Unternehmensumsatz<br />

bei. DieMarktpositionierung<br />

in den digitalen Wachstumsfeldern<br />

wurde durch Zukäufe<br />

weiter ausgebaut.<br />

In den vergangenen fünf Jahren<br />

hat sich DuMont vor dem Hintergrund<br />

der Herausforderungen im<br />

Medienmarkt neu aufgestellt. DerErfolg<br />

dieses Prozesses spiegele sich in<br />

der positiven operativen Geschäftsentwicklung<br />

bei gleichzeitig solider<br />

Finanzierungssituation wider, sodie<br />

Unternehmensführung. Seit 2013<br />

sind die Umsätze bei DuMont kontinuierlich<br />

gewachsen: von 541,4 Millionen<br />

Euro (2013) auf die genannten<br />

621 Millionen Euro im vergangenen<br />

Jahr.Auch das in 2018 erwirtschaftete<br />

operative Ebitda stellt einen neuen<br />

Höchstwertseit 2013 dar.<br />

„Wir verzeichnen hohe Wachstumsraten<br />

in den beiden Geschäftsfeldern<br />

Business Information und<br />

Marketing Technology,und die Digitalisierung<br />

im Geschäftsfeld Regionalmedien<br />

zeigt sehr gute Ergebnisse“,<br />

so der CEO Christoph Bauer.<br />

Auch in Berlin –amneuen Standortinder<br />

Alten Jakobstraße 105 –hat<br />

DuMont in den vergangenen zweieinhalb<br />

Jahren stark indie Digitalisierung<br />

der Produkte und Prozesse<br />

investiert. Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, die<br />

im DuMont <strong>Berliner</strong> Verlag erscheint,<br />

ist die meistgelesene <strong>Zeitung</strong><br />

in Berlin mit 274 000 Lesern<br />

(MA 2018). Auch die E-Paper-Auflage<br />

VonDoris Meierhenrich<br />

Der Ferrati-Bau in Kreuzberg,hier wird die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> gemacht, die meistgelesene<br />

<strong>Zeitung</strong> Berlins.<br />

BERLINER ZEITUNG/MIKE FRÖHLING<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> ist auf einem<br />

neuen Höchststand und liegt gegenwärtig<br />

bei 20 252 Exemplaren (verkaufte<br />

Auflage Mo-Sa Q4/2018). Die<br />

Webportale der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und<br />

des <strong>Berliner</strong> Kurier erreichten im<br />

März 2019 insgesamt 5,7 Millionen<br />

Unique Visitors. Die Nutzung der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> liegt damit 24 %<br />

über der im Vorjahr und die des <strong>Berliner</strong><br />

Kurier 34 %. (Quelle AGOF<br />

2019). Um unsere Leser und User<br />

noch besser kennenzulernen und<br />

unsereProdukte stetig verbessernzu<br />

können, hat die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> in<br />

den vergangenen Wochen für be-<br />

DIE ZAHLEN<br />

621 Millionen Euro Umsatz machte DuMont im Geschäftsjahr 2018.<br />

74,6 Millionen Euro betrug der operativeGewinn (Ebitda).<br />

33 Prozent war der Anteil der digitalen Erlöse im Jahr 2018. Ende März 2019 trugen<br />

die digitalen Erlöse bereits rund 40 Prozent zum Unternehmensumsatz bei.<br />

Rund 4000 Mitarbeiter sind bei DuMont beschäftigt.<br />

stimmte Artikel eine Registrierungsmöglichkeit<br />

geschaffen, die uns auf<br />

diesem Weghilft.<br />

Dasneue Layout der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

wurde im vergangenen Aprilerfolgreich<br />

präsentiert. Mit neuen Seiten<br />

zur <strong>Berliner</strong> Wirtschaft und der<br />

Hauptstadtpolitik sowie einer noch<br />

größeren Wochenendausgabe hat<br />

die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> ihr Angebot für<br />

die Leserinnen und Leser noch einmal<br />

deutlich verbessert. MitSonderausgaben<br />

zur Vier-Millionen-Stadt-<br />

Berlin und dem Jubiläum des Mauerfalls<br />

sorgte die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> für<br />

Aufmerksamkeit in der Stadt und<br />

Freundschaft mit Fremden<br />

Das Festival „Timbuktu Is Back!“ zeigt nordafrikanischen Tanz in den HAUs<br />

In eigener Sache<br />

ckeln, sind geblieben. Und soeröffnete<br />

auch dieses Mal wieder der<br />

burkinische Meister-Choreograf Salia<br />

Sanou das Festival, das sein<br />

ebenso bekannter Landsmann<br />

Serge Aimé Coulibaly am Dienstag<br />

mit dem großen Historienstück „Kirina“<br />

beschließt.<br />

Interessanterweise kreisen beide<br />

Produktionen um Flucht- und Migrationsbewegungen,<br />

die innerhalb<br />

Afrikas selbst stattfinden und immer<br />

noch weit größer sind als die in<br />

Europa bekannten, dorthin strebenden.<br />

Um Menschen also,die mit<br />

ihrer Heimat auch ihre persönliche,<br />

körperliche Sicherheit verlieren.<br />

Unterwegs und in den Zwangsgemeinschaften<br />

der Flüchtlingscamps<br />

erfahren sie ganz neue Formen von<br />

Nähe, Aggression, Angst, Fremdheit,<br />

aber auch Freundschaft.<br />

Sanou und seine Tänzer waren in<br />

solchen Camps, in denen sie Geschichten<br />

hörten, die sie nun in zart<br />

steigerte den Einzelverkauf deutlich.<br />

Journalistinnen und Journalisten der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> gewannen im vergangenen<br />

Jahr angesehene Preise<br />

wie den Theodor-Wolff-Preis und<br />

den Otto-Brenner-Preis.<br />

Auch die Werbevermarktung<br />

spielt eine wesentliche Rolle in der<br />

Digitalisierung der Marke <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>. Für unsere Werbekunden<br />

haben wir neue digitale Produkte<br />

entwickelt. Mit der hauseigenen<br />

Werbeagentur MDS Creative bieten<br />

wir unseren Kunden professionelle<br />

Content-Marketing-Lösungen und<br />

produzieren im Auftrag Kundenmagazine.<br />

Mit der Reisemesse im<br />

Herbst 2019 bietet der DuMont <strong>Berliner</strong><br />

Verlag seinen Kunden und Lesern<br />

die Möglichkeit, sich bei mehr<br />

als 40 Ausstellern über Reisewünsche<br />

und -ziele für das Jahr 2020 zu<br />

informieren. DieMesse ist neben der<br />

ITB die einzige Reisemesse in Berlin.<br />

Der Verlag setzt sich auch für eine<br />

nachhaltige Verkehrspolitik in der<br />

Stadt Berlin ein und engagiert sich<br />

als Medienpartner bei der VELO<br />

Ende April2019.<br />

DuMont ist an fünf Hauptstandorten<br />

in Deutschland mit insgesamt<br />

rund 4000 Mitarbeiterntätig. Im Geschäftsfeld<br />

Regionalmedien erscheinen<br />

in den vier Medienhäusern in<br />

Köln, Berlin, Halle und Hamburgneben<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und dem<br />

<strong>Berliner</strong> Kurier unter anderem der<br />

Kölner Stadt-Anzeiger,die Kölnische<br />

Rundschau, EXPRESS, die Mitteldeutsche<br />

<strong>Zeitung</strong> und die Hamburger<br />

Morgenpost. Die Digitalangebote<br />

der DuMont-Regionalmedien<br />

gehören mit durchschnittlich knapp<br />

80 Millionen monatlichen Visits zu<br />

den reichweitenstärksten News-Portalen<br />

in Deutschland.<br />

Im Geschäftsfeld Business Information<br />

werden Daten für Unternehmen<br />

und Institutionen aufbereitet.<br />

Neben den öffentlichen Aufgaben<br />

der Evidenzzentrale gehören die<br />

Marken Reguvis für Fachmedien<br />

und Validatis für Datenservice sowie<br />

der DTAD Deutscher Auftragsdienst<br />

zu diesem Geschäftsfeld.<br />

Im Geschäftsfeld MarketingTechnology<br />

bietet DuMont Software für<br />

Vertriebs- und Kommunikationsaktivitäten<br />

vonUnternehmen mit dem<br />

Ziel, deren Inhalte optimal an ihre<br />

Zielgruppen zu bringen. DieMarken<br />

Facelift, censhare und upljft zählen<br />

große deutsche und internationale<br />

Firmen zu ihren Kunden.<br />

Geschäftsführung und Chefredaktion<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> bedanken<br />

sich an dieser Stelle herzlich bei<br />

allen Leserinnen und Lesern sowie<br />

Kunden und Partnernfür ihreTreue.<br />

Nein, ganzwörtlich darfman das<br />

Motto „Timbuktu Is Back!“<br />

nicht nehmen. Dasgesteht auch der<br />

in Berlin lebende Tanz- und Film-<br />

Kurator Alex Moussa Sawadogo ein,<br />

der seinem Tanzfestival im HAU,<br />

das seit Mittwoch fünf Choreografien<br />

und einen Film aus der nordafrikaischen<br />

Sahel-Region zeigt, dennoch<br />

den Titel mit Ausrufezeichen<br />

verpasst. Zurück auf der (Welt-)<br />

Bühne ist Timbuktu noch lange<br />

nicht, zu instabil, zu gefährlich ist<br />

das für Afrika so bedeutende Mali<br />

nach wie vor.<br />

2012 eroberten aus Libyen einfallende<br />

islamistische Truppen fast<br />

die gesamte Nordhälfte des Landes,<br />

was letztlich nur die Militärintervention<br />

Frankreichs stoppt. Mittlerweile<br />

sichern UN-Truppen die Region,<br />

doch schaut man sich die religiös<br />

und ethnisch motivierten Anschlagsmeldungen<br />

allein des<br />

vergangenen März an, ist Mali weit<br />

entfernt von Frieden. Und weit entfernt<br />

von jener ruhmreichen Geschichte,<br />

die Sawadogo mit seinem<br />

Motto in die Gegenwart, zumindest<br />

in nahe Zukunft zurückrufen will. Er<br />

meint jenes Mali, dessen Wüstenstadt<br />

Timbuktu immer wichtigster<br />

Kreuzungspunkt zwischen Nordund<br />

Südafrika war und als lebendiger<br />

Schmelztiegel vieler afrikanischer<br />

Kulturen und Ethnien als<br />

Symbol Afrikas selbst galt.<br />

Viel Wunschdenken spielt also<br />

mit bei der vierten Ausgabe des<br />

Afrika-Festivals, das Sawadogo unter<br />

wechselnden Motti seit 2011 im<br />

HAU veranstaltet. Aus anfänglich<br />

zehn Spieltagen sind mittlerweile<br />

vier geworden, aber die Handvoll<br />

bewährter Choreografen, die seit<br />

Jahren durch und für die finanzstarken<br />

europäischen Tanz- und Theaterzentren<br />

ihre Arbeiten entwitastende,<br />

ohnmächtig schlingernde,<br />

verschüchtert trippelnde<br />

und immer wieder beherzt ausgreifende<br />

Bewegungen umsetzten. „Du<br />

desir d’horizon/ Vom Wünschen<br />

nach Horizonten“ heißt das Stück,<br />

dessen Bewegungsbilder anschaulicher<br />

kaum sein könnten. Trotz der<br />

biederen Klischees, die es auch mitschleppt<br />

(Frauen straucheln, Männer<br />

fahren Moped), besticht die präzise<br />

getaktete Spannung zwischen einsamen,<br />

minimalistischen Muskelzuckungen<br />

und kraftvoll schaufelnden<br />

Simultansprüngen aller acht Tänzer.<br />

Eine sehr eigene Verbindung aus<br />

Grazie und Kraft eignet diesen Tänzern,deren<br />

sehr individuelle Körper<br />

weniger in Bewegung zu geraten<br />

scheinen als Bewegungen zu Körpernmachen.<br />

Lebensnah und klar.<br />

Timbuktu Is Back! Hebbel am Ufer 1-3, bis9.4.,<br />

www.hebbel-am-ufer.de<br />

Jetzt auch<br />

auf<br />

Deutsch<br />

Jane Comerford gab sich<br />

„Filmreif“ im BKA-Theater<br />

VonTorsten Wahl<br />

Erst als Zugabe singt sie ihren Hit,<br />

den sie 2006 mit der Band Texas<br />

Lightning beim Eurovision Song<br />

Contest präsentierte.„No No Never“<br />

ist eine schmissige Country-Nummer.<br />

Und so energisch, wie Jane Comerforddas<br />

Stück erst als Gospel am<br />

Piano, dann zwischen ihren Begleitern<br />

Michael Hagel am Akkordeon<br />

und Jürgen Attig am Kontrabass aufführt,<br />

gewinnt es sogar an Klasse.<br />

Bislang hat die gebürtige Australierin,<br />

die Anfang der 80er-Jahre als<br />

Musical-Sängerin nach Deutschland<br />

kam, stets auf Englisch gesungen.<br />

Nun, mit 60, wagt sie sich mit einem<br />

deutschsprachigen Solo-Programm<br />

auf die Bühnen, spielt „Filmreif“<br />

erstmals in Berlin. Mit Songs aus<br />

Filmklassikern wie „As Time Goes<br />

By“ aus „Casablanca“, „Moon River“<br />

à la Audrey Hepburn und Marilyn<br />

Monroes „Diamonds AreaGirl’s Best<br />

Friend“ eröffnet sie den Abend.<br />

„Filmreif“ ist<br />

auch ihre Garderobe,<br />

erst ein Kimono,<br />

dann ein<br />

enges rosa Glitzerkleid.<br />

Der Clou des<br />

Programms aber<br />

ist der fließende<br />

Übergang zwischen<br />

den Hollywood-Klassikern<br />

IMAGO IMAGES/HORST GALUSCHKA<br />

und den eigenen deutschen Songs.<br />

So widmet sie der Monroe und deren<br />

Affäremit JFK die Ballade „ImFilm“.<br />

Shirley Bassey holt sie erst mit dem<br />

Bond-Hit „Goldfinger“ auf die<br />

Bühne, umsich ihr dann mit dem<br />

Stück „Nitroglyzerin“ zu nähern.<br />

Nicht nur auf Liz Taylor zielt der eingängige<br />

neckische Song ab: „Ich wär<br />

so gern beziehungsweise“. Immer<br />

mehr rückt Jane Comerford sich<br />

selbst in die Ahnenreihe. Auf den<br />

Evergreen „Close to You“ folgt die<br />

Ballade über ihren früh verstorbenen<br />

Vater, der sie nicht nur für die<br />

Musik begeisterte,sondernder erste<br />

Mann war,der vorihr auf Knien lag.<br />

Nach der Pause veranstaltet sie<br />

bei „Tico Tico“ einen Workshop mit<br />

dem Publikum. Das Animieren ist<br />

ihr Hauptjob: Seit Jahrzehnten gibt<br />

Jane Comerford ander Hamburger<br />

Musikhochschule einen Popkurs,<br />

brachte Bands wie Wir sind Helden<br />

zusammen. Im Pyjama-Oberteil<br />

und mit Netzstrümpfen widmet sie<br />

sich nun dem Liebesleben ihrer<br />

Generation, besingt ein gescheitertes<br />

Treffen mit dem Ex und gibt einen<br />

todsicheren Tipp,das Alternzu<br />

verstecken: „Einfach früh sterben!“<br />

Anders als <strong>Berliner</strong> Kleinkunstgrößen<br />

versenkt sich Jane Comerford<br />

nie tiefernst in ihre Divenrolle,<br />

sondern quasselt gern, wirkt<br />

dabei mal wie eine kumpelige Frau<br />

von nebenan, mal wie ein Mädchen,<br />

das aus Spaß mit Flitter<br />

spielt. Sie habe als Kind im Duett<br />

mit ihrer großen Schwester immer<br />

den Mann geben müssen, erklärt<br />

sie. Mit „Filmreif“ kann sie sich<br />

endlich ausleben.<br />

TOP 10<br />

Mittwoch, 3. April<br />

Die Chansonniere<br />

Jane Comerford<br />

1 DFB-Pokal ARD 6,29 22 %<br />

2 Der Kommissar ... ZDF 5,44 17 %<br />

3 Tagesthemen ARD 5,32 17 %<br />

4 DFB-Pokal ARD 5,00 27 %<br />

5 Sportschau: Studio ARD 4,53 17 %<br />

6 Tagesschau ARD 4,52 15 %<br />

7 heute ZDF 3,81 16 %<br />

8 SokoWismar ZDF 3,79 20 %<br />

9 Wer weiß denn ...? ARD 3,39 18 %<br />

10 heute journal ZDF 3,33 12 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Ballhaus Ost (& 44 03 91 68)<br />

20.00: Knausgård (Das Helmi &Gäste)<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />

19.30: Der letzte Gast<br />

20.00: Kriegsbeute<br />

Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />

19.30: Rienzi, der letzte der Tribunen<br />

Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />

19.30: Nathan der Weise<br />

Dock 11 (& 448 12 22)<br />

19.00: Deeper F–ein kollektives Festival: Deeper /<br />

Berlin Episode 2(Deeper Foundation Collective)<br />

DT-Kammerspiele (& 28 44 12 25)<br />

19.00: Verirrten sich im Wald (Junges DT)<br />

20.30: Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht<br />

Galli Theater Berlin (& 27 59 69 71)<br />

20.00: Männerschlussverkauf<br />

Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />

19.30: Linie 1<br />

Hamburger Bahnhof /Museum für GegenwartBerlin<br />

(& 39 78 34 11)20.00:Flying Pictures (Flying<br />

Steps &Osgemeos)<br />

Heimathafen Neukölln (& 56 82 13 33)<br />

19.30: Beziehungskiste<br />

Kleines Theater (& 821 20 21)<br />

20.00: Die Rechnung<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(& 88 59 11 88) 20.00: Monsieur Pierre geht online<br />

Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />

19.30: Ein Bericht für eine Akademie<br />

20.30 Studio: The Making-of<br />

Prime Time Theater (& 49 90 79 58)<br />

20.15: Gutes Wedding,schlechtes Wedding (Sitcom –<br />

Folge122: Das Weddingstock-Festival)<br />

Reederei Riedel –Anlegestelle Fischerinsel (Fischerinsel)<br />

19.30: Krimi-Dinnerauf der Spree (Theater<br />

krimimobil Berlin)<br />

Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />

20.00: Nein zum Geld<br />

Schlosspark Theater (& 789 56 67 -1 00)<br />

20.00: Charlys Tante<br />

Schlossplatztheater (& 651 65 16)<br />

20.00: fastFaust<br />

Sophiensaele (& 283 52 66)<br />

20.00 Festsaal: Das weiße Rössl am Central Park<br />

(Johannes Müller /Philine Rinnert)<br />

Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />

19.30: Onegin (Staatsballett Berlin)<br />

Theater Thikwa (& 61 20 26 20)<br />

20.00: Oz, Oz, Oz! (W)Rap The Wizard!<br />

Vaganten Bühne (& 313 12 07)<br />

19.30: Der Untertan<br />

Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />

19.00 3. Stock: Benvolio +Mercutio –Dubist mein<br />

Lieblingsortauf der ganzen Welt, Babe! (P 14)<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />

20.00: Beat it! –Die Showüber den King of Pop<br />

Chamäleon (& 400 05 90)<br />

20.00: Memories of Fools (Cirk La Putyka)<br />

Distel (& 204 47 04)<br />

19.30 Studio: Die Zukunft istkeinPonyhof (Studio-Ensemble)<br />

20.00: Weltretten für Anfänger<br />

Estrel Festival Center (& 68 31 68 31)<br />

20.30: Stars in Concert<br />

Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Heimathafen Neukölln (& 56 82 13 33)<br />

20.00: Reporterslam (Jochen Markett (Mod.)<br />

Komische Oper Berlin (& 47 99 74 00)<br />

19.30: West Side Story<br />

Quatsch Comedy Club (& 47 99 74 13)<br />

20.00: Die LiveShow(Carsten Höfer,Bembers, Naim<br />

Sabani, David Leukert, Mod.: Johannes Flöck)<br />

23.00: Quatsch Talentschmiede (Mod.: Osan Yaran)<br />

StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group – The Show<br />

StageTheater am Potsdamer Platz<br />

(& 018 05 44 44) 20.00: Falco –Das Musical<br />

Tempodrom (& 69 53 38 85)<br />

20.00: Schmitzeljagd (Ralf Schmitz)<br />

Wintergarten Varieté (& 58 84 33)<br />

20.00: Let’s Twist Again! –Rockabilly Hits &Acrobatics<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: Leben im Plus (Chin Meyer)<br />

KLASSIK<br />

Konzerthaus Berlin (& 203 09 21 01)<br />

20.00 Kl. Saal: C. Bechstein Klavierabend: Daniel<br />

Ciobanu, Russische Werkevon Mussorgsky,Prokofjew,<br />

Strawinsky u. a.<br />

Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />

20.00: Ludovico Einaudi, Minimal Music, Filmmusik,<br />

zeitgenössische Musik<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal<br />

(& 254 88 -1 32) 20.00: Kammerorchester Capella<br />

Amadeus, Ltg.Chih-Yin Huang-Niemand, Andreas<br />

Neufeld (Violine), Anne Bretschneider (Sopran),<br />

Rossini: Ouvertüre zur Oper „Der Barbier vonSevilla“;<br />

Wagner:Siegfried-Idyll; Sarasate: Zigeunerweisen<br />

für Violine und Orchester op. 20; Mozart: „Exsultate,<br />

jubilate“, Motette; Rachmaninow: Vocalise op. 34 Nr.<br />

14; Mendelssohn Bartholdy: Bühnenmusik zu „Ein<br />

Sommernachtstraum“ op. 61, Auszüge<br />

Anzeige<br />

www.akbb.de/echt<br />

05.–07.<br />

April<br />

KINDER<br />

Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />

10.30: Jochen Vahle, DONIKKL, Arne Gedigk, Andi<br />

und die Affenbande, Markus Rohde, Suppi Huhn und<br />

Thomas Sutter,Dabba Dabba Du: Bewegende Lieder,<br />

Mitmachlieder,die Herz und Verstand bewegen–-–<br />

(ab 6J.)<br />

Puppentheater Felicio (& 44 67 35 30)<br />

16.30: Dornröschen (ab 4J.)<br />

Staatsoper Unter den Linden (& 20 35 45 55)<br />

18.00 alter Orchesterprobensaal: Schneewittchen<br />

(ab 6J.)<br />

Theater Adlershof (& 23 93 45 79)<br />

10.00: Die kleine Raupe Niemalssatt, Julia Krüger<br />

(ab 3J.)<br />

Zeiss-Großplanetarium (& /42 18 45 10)<br />

9.30: Raumschiff Erde<br />

15.00: MitRaketen zu Planeten<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Buchhändlerkeller (& 55 14 93 58)<br />

19.00: CreativeWriting Group,<br />

Literaturforum im Brecht-Haus (& 282 20 03)<br />

20.00: EinMeer,10Länder:Ostseedialoge#Schweden,<br />

Lesung und Gespräch mit Madeleine Gustafsson<br />

und Rebecka Kärde<br />

Moderation: Klaus-Jürgen Liedtke<br />

Literaturhaus Berlin (& 88 72 86 -0)<br />

19.30: My favorite kitab: DasTor zurSonne, vonElias<br />

Khoury, mit Najat Abdul Samad und Ramy Al-Asheq<br />

Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />

18.00, 21.00: Scharnow, Bela BFelsenheimer<br />

Schloss Britz (& 6097923-0)<br />

19.00 Festsaal: Das Birnenfeld, Nana Ekvtimishvili,<br />

Theater o.N. (& 440 92 14)<br />

20.00: Literatursalon am Kollwitzplatz, mit Marko<br />

Martin, Thomas Biebricher,Lesung undGespräch,<br />

Mod.: Martin Jankowski<br />

Buchvorstellung<br />

Dem<br />

Paradies<br />

so fern<br />

Martha Marckwald wurde<br />

am 8. Oktober 1857 als<br />

Tochter des Wollhändlerpaares<br />

Benjamin und Ottilie<br />

Markwald geboren. Siewar 27,<br />

als sie den Maler Max Liebermann<br />

heirate, mit dem sie bis<br />

zu dessen TodimJahre 1935<br />

zusammen war. Heute gibt es<br />

gleich zwei <strong>Berliner</strong> Wohnstätten,<br />

die an die Liebermanns<br />

erinnern. Im Palais am Pariser<br />

Platz 7 bewohnten sie von<br />

1892 an die zweite Etage, 1910<br />

bezogdie Familie das vonPaul<br />

Baumgarten errichtete Sommerhaus<br />

am Wannsee. Nach<br />

Liebermanns Todgeriet Martha<br />

Liebermann immer stärker<br />

unter den Druck der NS-Verfolgung,<br />

am 10. März beging<br />

sie am Tage vor der geplanten<br />

Deportation in das KZ Theresienstadt<br />

Suizid. In ihrem Buch<br />

„Dem Paradies so fern“ erzählt<br />

Sophia Mott von den letzten<br />

zwei Lebensjahren der Martha<br />

Liebermann. HarryNutt<br />

Buchvorstellung und Lesung mit<br />

Sophia Mott 19 Uhr,Liebermann-Villa,<br />

Colomierstraße 3, T.:80585900<br />

Frau Wirtin oder aber letzte Kundin?„Zwischen den Stühlen“ ,Farbradierung 1979 H.GÜNTHER/GAL.COPPI/VG BILDKUNSTBONN 2019(2)<br />

Ingeborg Ruthe<br />

vermisste zur Vernissagedieser<br />

Ausstellung die munteren, unverbissen<br />

feministischen Gespräche mit der<br />

Macherin der Frauen-Bildnisse.<br />

Herta Günther,Jahrgang 1934, ist letztes<br />

Jahr in aller Stille gestorben.<br />

Schon immer war es ein<br />

Traum, der sich zunächst<br />

und auf lange Sicht –zumindest<br />

bis zum Rentenalter,<br />

wo in der DDR endlich ein Reisepass<br />

erlaubt wurde –für Herta Günther<br />

nicht erfüllen ließ. Der Eiserne Vorhang<br />

war 40 Jahrelang dazwischen.<br />

Schon als Malerei-Studentin an<br />

der Hochschule für Bildende Kunst<br />

Dresden, bei Max Schwimmer und<br />

Hans Theo Richter, wünschte sie<br />

sich, einmal die Cafés von Paris zu<br />

besuchen. Jene legendären Etablissements,<br />

indenen einst Toulouse-<br />

Lautrec und Picasso ihreberühmten<br />

Bonjour-Tristesse-Modelle beobachtet<br />

und gezeichnet hatten.<br />

Nach dem Fall der Mauer,imJahr<br />

1991, suchte die Malerin mit ihrem<br />

Mann, einem Grafiker,endlich diese<br />

Sehnsuchtsorte auf. Den Montmartre,<br />

das Café de Flore, das Les<br />

Deux Margots, das einstmalige<br />

Greco. Schon lange davor hatte sie<br />

sich, in den Bars, Cafés, den Mitropa-Gaststätten<br />

von Dresden und<br />

anderen Städten des Ostens,zueiner<br />

exzellenten Beobachterin, vor allem<br />

ihrer Geschlechtsgenossinnen allen<br />

Alters, entwickelt. Diese Frauen ähneln<br />

auf ihren Bildern alle denen in<br />

den Motiven vieler Maler der „Goldenen<br />

Zwanziger“ oder denen der<br />

Pariser Szene um 1920, 1930. Es ist<br />

das Flair, die besondere öffentliche<br />

und doch zugleich auch intime Atmosphäre,<br />

diese Stimmungen der<br />

Einsamkeit, des Wartens auf Etwas,<br />

das dann doch nicht kommt, die<br />

auch aus Günthers kleinen Ölbildern,<br />

Pastellen, Aquarellen und<br />

Zeichnungen von Frauen mit oftmals<br />

hennaroten Haaren und<br />

schrill-mondänem Outfit spricht.<br />

„Zwischen den Stühlen“, diese<br />

Farbradierung von 1979, erzählt so<br />

manch ungeschriebene Geschichte.<br />

Wardie Rothaarige mit den großen,<br />

ins Leere blickenden Sternenaugen<br />

wie bestellt und nicht abgeholt?<br />

Oder so einsam, dass sie aus ihren<br />

vier Wänden in die Kneipe floh, wo<br />

sie wiederum nur bei sich landete?<br />

Es ist Sperrstunde, wie die hochgestellten<br />

Stühle es vermelden. Oder ist<br />

sie sie gar dieWirtinWundermild, die<br />

froh ist, endlich die Gäste aus dem<br />

Laden zu haben und einfach mal nur<br />

so dazusitzen? DieTischkante indes,<br />

die direkt auf die rechte Brust unterm<br />

roten Kleid zielt, wirkt störend,<br />

Da<br />

Pa<br />

Es w<br />

Frau<br />

Her<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (& 883 8551) Ein Gauner &<br />

Gentleman 15.15, 20.30; Green Book 17.30; The<br />

Sisters Brothers 22.45<br />

Cinema Paris (& 881 31 19) Monsieur Claude II<br />

(OmU) 14.00, 16.30, 19.00, 21.30<br />

DelphiFilmpalast (& 3121026) Monsieur Claude<br />

II 15.30,18.00, 20.30<br />

Delphi LUX (& 322 931040) Ein Gauner &Gentleman<br />

(OmU) 13.50, 20.40; Die Wiese 14.00,<br />

18.30; Free Solo (OmU) 16.10; Birds Of Passage:<br />

Das grüne Gold der Wayuu 15.00, 17.40, 20.20;<br />

Die Goldfische 15.15; Vice 17.10; Filmreihe 2030:<br />

The Human Scale (OmU) 18.00; Vice (OmU) 21.00;<br />

Of Fathers and Sons (OmU) 14.40; Another Day of<br />

Life 17.00, 19.00; Wir (OmU) 21.00; Trautmann<br />

14.40; Beale Street (OmU) 17.20; Asche ist reines<br />

Weiß 20.00;Das Haus am Meer 14.45;Green Book<br />

(OmU)20.00;Die Berufung (OmU) 16.00; Bohemian<br />

Rhapsody (OmU) 18.40; Mid90s (OmU) 21.30<br />

Filmkunst 66 (& 882 17 53) Ein Gauner &Gentleman<br />

18.15, 20.15; TheMule 22.15; RenzoPiano:<br />

Architekt des Lichts 18.30; The Sisters Brothers<br />

20.00; Kamikaze 1989 (DFmenglU) 22.30<br />

Kant Kino (& 319 9866) Unheimlich perfekte<br />

Freunde 14.00, 15.50; Ein Gauner &Gentleman<br />

16.00, 18.15, 20.30; Die Berufung 17.50, 20.30;<br />

Lampenfieber 14.00; Yuli 16.00; The Favourite<br />

18.15; Bohemian Rhapsody 20.50; Asterix und das<br />

Geheimnis des Zaubertranks 15.10; Green Book<br />

17.10, 20.00; Beale Street 15.00; Das Haus am<br />

Meer 17.40; Weil Du nur einmal lebst 20.00<br />

Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) 3D: Captain<br />

Marvel 17.45; Friedhof der Kuscheltiere 20.20,<br />

23.00; 3D: Dumbo 14.30, 17.20; 3D: Shazam!<br />

20.00, 23.00; Captain Marvel 14.50; Friedhof der<br />

Kuscheltiere 17.40; 3D: Captain Marvel 20.10; Escape<br />

Room 23.10; Shazam! 14.30; 3D: Shazam!<br />

17.30; Wir 20.30, 23.15; Die Goldfische 14.00,<br />

16.45; 3D: Dumbo 19.30; Bohemian Rhapsody<br />

22.10;The Hate UGive 14.25; Green Book 17.20;<br />

Die Goldfische 20.10; Friedhof der Kuscheltiere<br />

(OF) 22.50; Trautmann 14.10;BohemianRhapsody<br />

16.50;Green Book 19.50;Der GoldeneHandschuh<br />

22.45<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Beale Street<br />

(OmU) 11.00; Die Frau des Nobelpreisträgers –<br />

The Wife (OmU) 13.00; #Female Pleasure (OmU)<br />

14.40; Das Wolfshaus (OmU) 16.15; Of Fathers<br />

and Sons (OmU) 17.30; Ein Gauner &Gentleman<br />

(OmU) 19.00; Free Solo (OmU) 20.40;<br />

BlacKkKlansman (OmU) 22.20; Drei Gesichter<br />

(OmU) 11.00; Impulso (OmU) 12.45; Can You Ever<br />

Forgive Me? 14.15; The Favourite (OmU) 16.00;<br />

Unser Team (OmU) 18.00; Der Goldene Handschuh<br />

19.50; Bohemian Rhapsody (OmU) 21.45; Lords of<br />

Chaos (OmU) 23.55; Sibel (OmU) 11.00; 25km/h<br />

12.35; Vice (OmU) 14.30; Der Junge muss an die<br />

frische Luft 16.50; Die Wiese 18.30; Green Book<br />

(OmU) 20.15; Beach Bum (OF) 22.30<br />

Intimes (& 29 77 76 40) Wie gut ist deine Beziehung?<br />

16.45; Vorhang auf für Cyrano 19.00; Beach<br />

Bum 21.15; Victoria (DFmenglU) 23.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Die Wiese<br />

16.00; Free Solo (OmU) 18.00; The Sisters Brothers<br />

(OmU) 20.00; DerGoldene Handschuh 22.15;<br />

Stiller Kamerad 16.15; Rhinland. Fontane 18.00;<br />

Spreeland.Fontane 19.30;This Mountain Life –Die<br />

Magie der Berge (OmU) 21.00<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Pupille –Insicheren<br />

Händen (OmU) 13.45; Die Goldfische 13.45,<br />

16.45, 19.30, 22.15; Asterix und das Geheimnis<br />

desZaubertranks 13.45, 16.00; IMAX3D: Shazam!<br />

14.00, 17.00, 20.00, 23.00; Monsieur Claude II<br />

14.00,16.45,19.30, 22.15; Dumbo 14.00, 16.30,<br />

20.15; Unheimlich perfekte Freunde 14.15, 16.30;<br />

Shazam! 14.15, 16.45; Die Wiese 14.15; 3D:<br />

Shazam! (OF) 14.30; 3D: Dumbo 14.30, 17.15;<br />

Drachenzähmen leicht gemacht 3 14.30; Rocca<br />

verändert die Welt 14.45; Friedhof der Kuscheltiere<br />

14.45, 17.15, 20.15, 22.45; Vice 16.30; Captain<br />

Marvel 17.00; Die Berufung 17.15; Trautmann<br />

17.30; Escape Room 17.30, 20.15, 22.45; Ein<br />

Gauner &Gentleman 18.10, 20.30; Green Book<br />

19.15; Bohemian Rhapsody (OF) 19.30; Weil Du<br />

nur einmal lebst 19.45; Friedhof der Kuscheltiere<br />

(OF) 19.45; Hard Powder 20.00, 23.15; 3D: Captain<br />

Marvel 20.00, 23.00; Destroyer 20.30; Glass<br />

22.15; TheHateUGive22.30; 3D: Alita 22.30;Was<br />

Männer wollen 22.45; Captain Marvel (OF) 22.45;<br />

Iron Sky: The Coming Race 23.00; Midnight Movie:<br />

Controlled: Bewahren Sie Ruhe 23.00<br />

Zukunft (& 01 76/57861079) Die Wiese 18.00;<br />

Beach Bum (OF) 19.50; Lords of Chaos (OmU)<br />

21.45; Voll Rita! (OmenglU) 18.00; Mid90s (OmU)<br />

19.45;Wintermärchen 21.30; Mandy (OmU) 23.50<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (& 04 51/703 02 00) Dumbo 13.45,<br />

17.00, 20.10; Monsieur Claude II13.50, 17.10,<br />

19.45, 22.40; Drachenzähmen leicht gemacht 3:<br />

Die geheime Welt 14.00; Shazam! 14.10; Asterix<br />

und das Geheimnis des Zaubertranks 14.10; 3D:<br />

Dumbo 14.15; Unheimlich perfekte Freunde 14.20,<br />

17.20; 3D: Shazam! 16.30, 19.40,22.40;<br />

Die Goldfische 16.40, 19.30; Captain Marvel<br />

16.50; Friedhof der Kuscheltiere 17.00, 20.00,<br />

22.50; Wir 19.50, 22.50; 3D: Captain Marvel<br />

19.50, 22.50; Iron Sky: The Coming Race 22.50;<br />

Escape Room 23.00<br />

Kino Kiste (& 998 74 81) Vorhang auf für Cyrano<br />

13.15; Tito, der Professor und die Aliens 15.10;The<br />

Sisters Brothers 16.50; Wie gut ist deine Beziehung?<br />

19.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (& 038 71/211 4109) 3D: Dumbo<br />

14.20, 17.20; Shazam! 14.30, 19.40; Captain<br />

Marvel 14.30, 16.50, 20.00, 22.20; Asterix und<br />

das Geheimnis des Zaubertranks 14.40; Rocca<br />

verändert die Welt 14.45; Drachenzähmen leicht<br />

gemacht3:Die geheime Welt 14.45;Dumbo 14.50,<br />

17.30, 19.30; Unheimlich perfekte Freunde 15.00,<br />

17.20; Prinzessin Emmy 15.10; 3D: Shazam!<br />

17.00, 20.00, 22.35; Friedhof der Kuscheltiere<br />

17.10,20.10,22.50;Die Goldfische 17.10, 19.45;<br />

Misfit 17.15; Monsieur Claude II 17.40, 20.15,<br />

22.50; 3D: Captain Marvel 19.40; Wir 19.50,<br />

22.40;BeachBum 22.30; HardPowder22.45;Iron<br />

Sky: The Coming Race 23.00; Escape Room 23.00<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (& 61 60 96 93) A Ein Gauner &Gentleman(OmU)<br />

18.00; Vice (OmU) 20.15; B Wir(OmU)<br />

16.30, 21.30; The Favourite (OmU) 19.00<br />

fsk amOranienplatz (& 614 24 64) Another Day<br />

of Life –Jeszcze dzien zycia (OmU) 18.00, 22.15;<br />

Of Fathers and Sons (OmU) 18.15; Im Land meiner<br />

Kinder (m. Gast) 20.00; Bildbuch –Lelivre d‘image<br />

(OmU) 20.15; Asche ist reinesWeiß –Ash Is Purest<br />

White (OmU) 22.15<br />

Moviemento (& 692 47 85) Monsieur Claude II<br />

(OmU) 13.45, 16.00, 18.15, 20.30, 22.45; Unheimlich<br />

perfekte Freunde 10.00, 12.15; Birds Of<br />

Passage: Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros de<br />

verano (OmU) 14.30, 17.15, 20.00, 22.45; Kuddelmuddel<br />

bei Pettersson und Findus 10.30; Der<br />

kleine Drache Kokosnuss –Auf inden Dschungel!<br />

12.15; Unheimlich perfekte Freunde 14.15, 16.30;<br />

Of Fathers and Sons (OmU) 18.45; Yuli (OmU)<br />

21.00; Beach Bum (OF) 23.30<br />

Regenbogen Kino (& 69 57 95 17) Sweet Country<br />

(OmU) 20.30<br />

Sputnik (& 694 11 47) Tito, der Professor und<br />

dieAliens 15.00; Renzo Piano: Architekt des Lichts<br />

–Renzo Piano, an Architect for Santander (OmU)<br />

16.30; Die Berufung 18.00; Free Solo (OmU)<br />

20.00; Iron Sky: The Coming Race (OmU) 22.00;<br />

Mid90s (OmU) 15.00;<br />

This Mountain Life–Die Magie der Berge (OmU)<br />

16.30; Green Book (OmU) 18.00; Bildbuch –Le<br />

livre d‘image 20.30; Beale Street (OmU) 22.00;<br />

Kinobar im Sputnik B-Movie: Lust &Sound in West-<br />

Berlin (OmenglU) 22.30<br />

Yorck (& 78 91 32 40)Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks13.50; Monsieur Claude II 15.50,<br />

18.10, 20.30, 22.15; New Unheimlich perfekte<br />

Freunde 13.45, 15.45; Ein Gauner &Gentleman<br />

17.45, 20.00<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (& 538 95 90) 3D: Shazam!<br />

14.00, 17.00, 20.00; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 14.00, 16.00; Prinzessin Emmy<br />

14.15; Dumbo 15.00, 17.30, 20.15; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 15.00;<br />

Misfit 16.00;WeilDunur einmal lebst 17.30; Friedhof<br />

der Kuscheltiere 18.00, 20.30; Ein Gauner &<br />

Gentleman 18.00; Die Goldfische 20.00<br />

Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Monsieur<br />

Claude II13.00, 17.45, 20.15; Spreeland. Fontane<br />

13.30; Prinzessin Emmy 14.00; Die Goldfische<br />

15.20, 18.15; Ein Gauner & Gentleman 15.30,<br />

20.00; Die Wiese 16.00, 17.45; Iron Sky: The Coming<br />

Race 20.30<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60)<br />

Shazam! 14.00; Captain Marvel 14.00, 17.00,<br />

20.00; Dumbo 14.15, 17.00, 20.00; Ostwind 4<br />

–Aris Ankunft 14.30; Monsieur Claude II14.30,<br />

17.15, 20.00, 22.45; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheime Welt 14.30; Asterix und das<br />

Geheimnis des Zaubertranks 14.30; Unheimlich<br />

perfekte Freunde 14.45; Wir 17.00, 20.00, 23.00;<br />

3D: Shazam! 17.00, 19.45, 23.00; Misfit 17.00;<br />

Friedhof der Kuscheltiere 17.15, 20.15, 23.00; Die<br />

Goldfische 17.30, 20.15; Weil Du nur einmal lebst<br />

20.00; Iron Sky: The Coming Race 23.00; Midnight<br />

Movie: Controlled: Bewahren Sie Ruhe 23.00; 3D:<br />

Captain Marvel 23.00; Alita: Battle Angel 23.00<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Der kleine Drache Kokosnuss<br />

–Auf in den Dschungel! 17.00; Visionär<br />

Filmfestival: Impetus (OmenglU) 19.00; Visionär<br />

Filmfestival: Potential Victim (OmU) 21.00; Die<br />

Wiese 18.00; Visionär Filmfestival, Identity &Crisis:<br />

Kurzfilmprogramm(OmenglU)20.00; Of Fathers<br />

and Sons (OmU) 22.00<br />

Babylon (& 242 59 69) Lola Long List: Styx18.00;<br />

Voll Rita! (OmenglU) 18.15; IndoGerman Film: RomeoAkbarWalter<br />

(OmenglU) 20.00; Lola Long List:<br />

303 (OmenglU) 20.00; Vice (OmU) 22.15; Lola<br />

Long List: Of Fathers and Sons (OmU) 22.45; Lola<br />

Long List:Alles ist gut 22.45<br />

Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Monsieur<br />

Claude II (OmU) 13.45, 15.45,17.45,20.00,<br />

22.15; Ein Gauner & Gentleman (OmU) 11.00,<br />

17.15, 19.30; The Sisters Brothers (OmU) 13.00;<br />

Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten<br />

15.30;AStar Is Born (OmU) 21.45<br />

CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) Prinzessin<br />

Emmy 11.00, 13.00; Captain Marvel11.00, 17.40;<br />

Drachenzähmen leicht gemacht 3: Diegeheime Welt<br />

11.10, 13.45; 3D: Shazam! 11.15, 16.40, 19.50,<br />

22.40;Asterixund dasGeheimnisdes Zaubertranks<br />

11.20; Ostwind 4–Aris Ankunft 11.30; Dumbo<br />

11.40, 14.00, 17.20, 19.30, 22.10; Mascha und<br />

der Bär 11.50; Monsieur Claude II 12.30, 15.10,<br />

17.30, 20.10, 22.50; 3D: Captain Marvel 13.40,<br />

20.15, 23.00; Unheimlich perfekte Freunde 14.00,<br />

16.30; Shazam! 14.20; Rocca verändert die Welt<br />

14.20; 3D: Dumbo 14.30, 16.50; Rate Your Date<br />

15.05; Bohemian Rhapsody 16.20; Die Goldfische<br />

17.00, 20.00; Friedhof der Kuscheltiere 17.50,<br />

20.30, 23.15; Green Book 19.00; Wir 19.40,<br />

23.10; Escape Room 20.40, 23.15; Hard Powder<br />

22.30; Iron Sky: The Coming Race 23.15<br />

Hackesche Höfe (& 283 4603) Willkommen in<br />

Marwen –Welcome toMarwen (OmU) 14.30; Beale<br />

Street (OmU) 17.00; Birds Of Passage: Das grüne<br />

Gold der Wayuu –Pajaros deverano (OmU) 19.30,<br />

22.00; Berlin Babylon (Omdt+englU) 15.00; Free<br />

Solo (OmU) 17.00, 21.30; Das Haus am Meer –La<br />

villa (OmU) 19.15;Talking Money –Rendezvous bei<br />

derBank (OmU) 15.30; Die Berufung (OmU) 17.30;<br />

Beach Bum (OF) 20.00, 22.00; Another Day of Life<br />

–Jeszcze dzien zycia (OmU) 15.45, 19.45; Mid90s<br />

(OmU) 17.45; DerGoldene Handschuh(DFmenglU)<br />

21.45; Renzo Piano: Architekt des Lichts –Renzo<br />

Piano, an Architect for Santander (OmU) 17.30;<br />

Green Book (OmU) 19.30; Destroyer (OmU) 22.15<br />

Zeughauskino (& 20 30 47 70) Wiederentdeckt:<br />

Das Panzergewölbe (OmenglU) 18.30; Aus dem<br />

Fernseharchiv: Das Ende des Regenbogens 21.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />

Dumbo 14.00, 16.45, 19.30; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 14.00, 16.45; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 14.10;<br />

Rocca verändert die Welt 14.20; Shazam! 14.25,<br />

16.15, 19.30, 22.25; Captain Marvel 14.25,<br />

16.35, 19.30, 22.30; Ralph reichts 2: Chaos im<br />

Netz 14.30; Misfit 14.40;<br />

Unheimlich perfekte Freunde 15.00, 17.10; Wir<br />

16.40,19.45, 22.40; 3D: Dumbo 17.00; Monsieur<br />

Claude II 17.20, 20.00; Friedhof der Kuscheltiere<br />

17.30, 20.15, 22.55; Öldür beni sevgilim (OmU)<br />

19.30; Friedhof der Kuscheltiere (OF) 19.40;<br />

Shazam! (OF) 19.45; Captain Marvel (OF) 22.00;<br />

Wir (OF) 22.30; Iron Sky: The Coming Race 22.30;<br />

Willkommen in Marwen 22.40;EscapeRoom 22.50<br />

IL KINO (& 91 70 29 19) Vice (OmU) 10.00; The<br />

Sisters Brothers (OmU) 12.45; Das Haus am Meer<br />

(OmU)15.00; FreeSolo (OmU) 17.00, 23.45; Renzo<br />

Piano: Architekt des Lichts –Renzo Piano, an<br />

Architect for Santander (OmenglU) 20.00; Green<br />

Book (OmU) 21.30<br />

Neues Off (& 62 70 95 50) Birds Of Passage: Das<br />

grüne Gold der Wayuu –Pajaros deverano (OmU)<br />

16.50,19.30, 22.10<br />

Passage (& 68 23 70 18) Monsieur Claude II<br />

15.20, 17.40, 20.00, 22.20; Beale Street (OmU)<br />

15.45, 20.30; Die Wiese 16.00, 18.20; Die Goldfische<br />

16.00, 18.30, 21.00; Green Book (OmU)<br />

18.10;The Favourite (OmU) 21.00<br />

Rollberg (& 62 70 46 45) Friedhof der Kuscheltiere<br />

(OF) 17.20, 19.50, 22.10; The Sisters Brothers<br />

(OmU) 17.30; Free Solo (OF) 20.10, 22.30;<br />

Another Day ofLife –Jeszcze dzien zycia (OmU)<br />

16.40, 19.00; Destroyer (OmU) 16.50, 21.00; Wir<br />

(OmÜb) 18.40, 21.20; Beach Bum (OF) 16.45,<br />

19.30,21.45<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />

Shazam! 14.00; Captain Marvel 14.00, 22.45;<br />

Monsieur Claude II14.10, 16.45, 19.45; Dumbo<br />

14.30, 17.15, 20.10; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 14.40; Drachenzähmen leicht<br />

gemacht 3: Die geheime Welt 15.00; 3D: Captain<br />

Marvel 16.55; Wir 17.10, 19.55, 22.50; 3D:<br />

Shazam! 17.25, 20.20, 22.50; Friedhof der Kuscheltiere<br />

17.35, 20.30, 23.00; Die Goldfische<br />

20.00; Hard Powder 22.30<br />

Wolf (& 921 03 93 33) Das Wolfshaus (OmU)<br />

12.00,21.00; Asche ist reines Weiß –Ash Is Purest<br />

White (OmenglU) 12.00; Ein Gauner &Gentleman<br />

(OmU) 14.00, 19.10; Bildbuch –Lelivre d‘image<br />

(OmenglU; m. Gast) 14.40, 21.10; Kommissar<br />

Gordon &Buffy 16.00; Beale Street (OmU) 16.40,<br />

23.00; Mid90s (OmU) 17.20,23.00; ALFILM –ArabischesFilmfestival:<br />

Amraand theSecond Marriage<br />

(OmenglU) 19.00


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

s weibliche<br />

noptikum<br />

ar der Stoff in den einsamen<br />

enbildnissen der Dresdnerin<br />

ta Günther.EineSchau der<br />

Galerie Helle Coppi<br />

fast aggressiv.Diese drohende Spitze<br />

besagt, dass die Frau trotz der statuarischen<br />

Position wohl keineswegs<br />

zur Ruhe kommt. Entweder aus<br />

Kummer über ihre Einsamkeit oder<br />

weil in der Kneipenküche jetzt der<br />

Abwaschbergwartet. Flinke Spülmaschinen,<br />

wie heutzutage selbstverständlich,<br />

waren damals vor 40Jahrenzumeist<br />

noch Utopie in östlichen<br />

Gefilden.<br />

Und dawäre diese Kohle-Pastellzeichnung<br />

„Café Kehl“ von 1988, ein<br />

Jahr vor dem Mauerfall. Auf dem<br />

runden Tischchen ein Glas mit Rotwein,<br />

daneben eine Schachtel Zündhölzer,dem<br />

Aussehen nach wohl aus<br />

Riesaer Produktion. Zigaretten fehlen.<br />

Der Dame mit langem roten<br />

Haar, das Kinn auf die Rechte gestützt,<br />

scheint es kalt zu sein. Siehat<br />

sich den Mantel übergehängt, sinniert<br />

unfroh fröstelnd vor sich hin.<br />

Alleine, kein Partner, kein Gespräch,<br />

wir können nur raten, warum. So<br />

vage die Botschaft, so offensichtlich<br />

ist: Herta Günthers Frauen geht es<br />

nicht gerade gut. Undsie haben trotz<br />

ihrer Schminke, ihrer gefärbten<br />

Haareund ihrem schicken bis schrillen<br />

Aufputz einen Zug von Tragiko-<br />

Bonjour Tristesse: „Café Kehl“, 1988 (Ausschnitt), Kohle, Pastell<br />

MEIN BILD DER WOCHE<br />

Die Malerin: Herta Günther,geboren<br />

1934 in Dresden, dortverstorben 2018,<br />

setzte in der ostdeutschen Kunstszene einen<br />

ganz eigenen, halb naiven, halb melancholischen<br />

Ton.<br />

Die <strong>Berliner</strong> Galerie Helle Coppi<br />

begleitete das Werk der Dresdnerin über<br />

Jahrzehnte. Jetzt sind postum „Herta<br />

Günthers Frauen“ zu sehen. Im Kabinett<br />

werden Bilder der Dresdner Hermann<br />

Glöckner und Wilhelm Müller gezeigt.<br />

Bis 17. Mai, Auguststr.83. Di–Fr<br />

13–18/Sa 12–18 Uhr.Tel.: 283 53 31,<br />

www.coppi.de<br />

mik, ein bisschen wie die Harlekins<br />

von Picasso oder die Pierrots und<br />

Columbines des Protagonisten der<br />

<strong>Berliner</strong> Schule,HaraldMetzkes.<br />

Wie wir sehen, hatte die Malerin<br />

für ihr Bildpersonal auch kein<br />

Schönheits- oder Hässlichkeitsideal.<br />

Das machte sie zu einer Ausnahmeerscheinung,<br />

schon im DDR-Kunstbetrieb.<br />

Dieses Werk blieb auf Distanz<br />

zum idealen Frauenbild, denn<br />

solche Porträts haben nichts Kämpferisches,<br />

nichts Perfektes. Auch<br />

nichts Verruchtes. Ihre Anziehungskraft<br />

kommt ausder rätselhaften Mischung<br />

von Einsamkeit, Sehnsucht<br />

und einem trotzigen Etwas anFlaneurhaft-Weltstädtischem.<br />

Diese<br />

Wesensind, so hielten es auch Maler<br />

der Zwanzigerjahre wie die <strong>Berliner</strong>in<br />

Jeanne Mammen, wie Otto Dix<br />

und George Grosz, vom Leben gezeichnet,<br />

ganz sich selber zugewandt<br />

in ihrer Melancholie.<br />

HertaGünther hatihr eigenes Geschlecht<br />

ergründet. Wassie herausfand,<br />

stellte sie meisterhaft dar,ohne<br />

Anekdotisches, dafür knapp, lakonisch,<br />

meist schrill, auch melancholisch,<br />

doch nie sentimental. Undmit<br />

einem feinen Zugvon Sarkasmus.<br />

Fotografie<br />

Porträts<br />

von Größen<br />

der Literatur<br />

Ulrich Mack, vor 85Jahren<br />

geboren in Thüringen,<br />

Bergarbeiter im Ruhrpott, Fischer<br />

in Spanien, Holzfäller in<br />

Schweden, später Bildreporter<br />

beim Stern bis 1972, porträtierte<br />

Ende 70er-Jahre Bewohner<br />

der Halligen und von Pellworm<br />

im NationalparkSchleswig-Holsteinisches<br />

Wattenmeer.<br />

In den Achtzigern<br />

bannte er die Leute von Harkers<br />

Island, North Carolina,<br />

auf seine Filme.Nicht ganz nebenbei<br />

porträtierte er in Boston<br />

Größen der Literatur, so<br />

Halldór Laxness, Lawrence<br />

Durrell und Henry Miller, den<br />

er beim Tischtennis mit dem<br />

seine Hosenträger ausführenden<br />

Ledig-Rowohlt vordie Kamera<br />

bekam. Viele Fotos des<br />

späteren Professors für Visuelle<br />

Kommunikation an derFH<br />

Dortmund sind fast kubistisch<br />

komponiert. Linien kreuzen<br />

sich und hell-dunkle Flächen<br />

wettstreiten. Ingeborg Ruthe<br />

Ulrich Mack Vernissage18Uhr.Galerie<br />

ArgusFotokunst, Marienstr.26. Bis 25.<br />

Mai,Mi–Sa 14–18 Uhr<br />

KONZERT<br />

AstraKulturhaus (& 69 56 68 40)<br />

18.00: Out Of Line Weekender 2019<br />

Badenscher Hof Jazzclub (& 861 00 80)<br />

21.00: Pina Lopez’ Havanna Soul<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />

20.00: Golan, Ruben Keyko<br />

Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />

20.00: Sharon vanEtten<br />

Festsaal Kreuzberg (& 551 50 65 87)<br />

20.00: Omar Souleyman<br />

Gretchen (& 25 92 27 02)<br />

20.00: Gnar &Germ<br />

Junction Bar (& 694 66 02)<br />

22.00: The Blues Alligators<br />

Kiste (& 998 74 81)<br />

21.00: The Vibe<br />

Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />

20.00: JakeIsaac<br />

Kulturbrauerei/Maschinenhaus (& 44 31 51 00)<br />

20.00: Mt. Amber–Record Release Concert, Special<br />

Nachbarschaftshaus Friedenau<br />

(Holsteinische Str.30) 19.00: GustiDjus<br />

Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />

21.30: Orania.Jazz: Little JobofJazz<br />

Petruskirche Lichterfelde (& 81 80 99 66)<br />

20.00: Helt Oncale<br />

PrivatClub (& 61 67 59 62)<br />

20.00: Billy Lockett<br />

Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />

21.00: Skyline<br />

Roadrunner’sClub (Saarbrücker Str.24)<br />

21.00: Big Sandy&his Fly-Rite Boys<br />

Anzeige<br />

DIE GRÜNE BUNDESTAGSFRAKTION LÄDT EIN:<br />

GEWERBEMIETER*INNEN<br />

SCHÜTZEN UND STÄRKEN!<br />

Welche Gesetze müssen<br />

dafür geändert werden?<br />

FACHGESPRÄCH<br />

am 10. April 17 bis 20 Uhr<br />

im Deutschen Bundestag<br />

Infos &Anmeldung<br />

»gruene-bundestag.de/termine<br />

Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />

20.00: The Groovy Cellar –Record Release Party<br />

SO36 (& 61 40 13 06)<br />

20.30: The Partisans, FuneralDress, Cut My Skin,<br />

Punk ‚n’ Loud Concert#3<br />

Theater im Delphi (& 70 12 80 20)<br />

20.00: Komponistenviertel, KurtCobain –Acoustic<br />

Tribute<br />

TIPI am Kanzleramt (& 39 06 65 50)<br />

20.00: Maybebop, Edelvoice –A-cappella-Showtime:<br />

Ziel:los<br />

ufaFabrik (& 75 50 30)<br />

19.30 VarietéSalon: Chor Open Stage–Frühlingsedition:<br />

ProjektKiezchor,Tontäter,Die Ohrwürmer,Fatal<br />

Vokal, ChorFoBi –Lehrerinnenchor der CARUSOS-Fortbildung<br />

Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />

20.00: Palais Schaumburg<br />

20.00 Roter Salon: Peng Peng Parker mit Nora<br />

Gomringer und PhilippScholz<br />

Wild At Heart (& 611 70 10)<br />

22.00: Out Of Luck +The Monstrosities, Psycho Trash<br />

Night<br />

Yorckschlösschen (& 215 80 70)<br />

21.00: Mathias Harig Quartett<br />

Zig Zag Jazz Club (& 94 04 91)<br />

21.15: Shauli EinavQuintet<br />

CLUB<br />

Beate Uwe (Schillingstr.31)<br />

23.00: Finster/reigen, Raphael Hofman, Lilly &<br />

Kazan, Tvísker,Katerpan<br />

Begine (& 215 14 14)<br />

20.00: Party–Die Pop-Perlen der Tangoschlampe,<br />

Andrea<br />

Berghain (Am Wriezener Bahnhof)<br />

23.59 Panorama Bar:Get perlonized!, Ivan Iacobucci,<br />

Sammy Dee, Thomas Melchior,Zip<br />

Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />

23.00: Hit the Road Jack, Pepe Vargas, Barbecue<br />

Bob,2maniac, Balou<br />

Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />

21.00: Schwoof, Clärchen &Freunde<br />

Duncker (& 445 95 09)<br />

22.00: Independent Tanzkampagne, Alusie<br />

Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />

22.00: House vonzartbis hart,NicolasKany<br />

Gretchen (& 25 92 27 02)<br />

23.59: Afrohaus, MarSoul, Haizel,DJPremps, Afro<br />

Haus Soundsystem<br />

Humboldthain Club (& 46 90 53 65)<br />

23.00: 5Jahre „Das Zündet“-Party,XLMiddleton<br />

&Moniquea (live), EckePrenz, Diskohengst, Achim<br />

Funk,Toni Clarke, Will Spliff,CarlEdit (live)<br />

Insomnia (Alt-Tempelhof 17-19)<br />

22.00: Young Love<br />

Junction Bar (& 694 66 02)<br />

23.59: DJane B.B.<br />

KitKat/Sage-Club (Köpenicker Str.76)<br />

23.00: Apokalipstick –Dark Cabaret, Crashkitz, ST-<br />

VRM, Unerhört, Sanna Mun, Boudi Boudin &Salome,<br />

The Shredder u. a.<br />

Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />

22.00: Rebel Yell –Lovethe 80s!, DJ Hey, my<br />

Commander<br />

Kulturbrauerei/Soda (& 44 31 51 55)<br />

23.00: Ladies Night, Pizza, R’n’P,Miss IRiE, MixMasta<br />

Pumi, Chris B, Track, Guess, Mad Pete, Cooper,Bat,<br />

Match Hoffman, Jordan, Paxxi &Fixxi, John Kotti<br />

Lido (& 69 56 68 40)<br />

23.30: Let’sDance to JoyDivision–The Early Days<br />

Matrix (& 293 69 9- 90)<br />

22.00: Generation Wild, Bionic, Crazy Cutz, Zissa,<br />

Rough MC<br />

Maze (& 55 51 84 54)<br />

20.00: The ModernStyle, Big Leg,Jank Inc., Crimewav,<br />

Josj Corbett, Squish Kibosh, Bruce Hall<br />

23.00: Atomic, Pohl, DJ trust.the.girl, Marco Ward,<br />

Dirk Walsh, Doerte<br />

Mokum (Danziger Str.56)<br />

22.30: Bang What UWant, Kato Tee<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

21.00: DJ Little Mike<br />

Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />

23.59: Entropie, Markus Suckut, Electric Rescue,<br />

Analogue, Julius Henze<br />

WaterGate (& 61 28 03 94)<br />

23.55: Watergate 26 Release: WhoMadeWho, Who-<br />

MadeWho (DJ-Team), dOP,Artbat, Jimi Jules, Ruede<br />

Hagelstein, Jenia Tarsol<br />

Wilde Renate (& 26 94 86 91)<br />

23.55: Renates Heimkinder/w.PlayPal Music +<br />

Keller Label, Rigopolar,Powel, Thomass Jackson,<br />

O/Y,Skelesys, Teniente Castillo, Brigade, Acud, Lucas<br />

Hulan, Felix Lux, Jack Jenson, Swam:Thing<br />

Yaam (& 615 13 54)<br />

22.00: I-Livity I-Fi w/ Berlin Soundystem Kollektiv<br />

KINO<br />

PANKOW<br />

BlauerStern Pankow (& 47 61 18 98) Unheimlich<br />

perfekte Freunde 14.00, 16.00; Monsieur Claude<br />

II 15.30, 18.00, 20.20; Ein Gauner &Gentleman<br />

17.45,20.00<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Monsieur<br />

Claude II 15.40, 18.00, 20.20, 22.40; Ein Gauner<br />

&Gentleman 15.30, 17.45, 20.00, 22.15; Die Wiese<br />

15.00, 17.00; Ein Gauner &Gentleman (OmU)<br />

19.00; Wir (OmU) 21.10; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 13.45; Free Solo 18.20;Vice<br />

(OmU) 20.40; Unheimlich perfekte Freunde 14.00,<br />

16.00;BirdsOfPassage: Dasgrüne Gold derWayuu<br />

15.45, 20.45; Green Book 18.00<br />

Kino in der Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />

Die Goldfische 19.00; Ein Gauner & Gentleman<br />

19.30; Dumbo 19.30; Shazam! (OmU) 19.45,<br />

22.15; Captain Marvel (OmU) 19.45; Birds Of Passage:<br />

Das grüne Gold der Wayuu 19.50; Monsieur<br />

Claude II 20.00;Wir (OmU) 20.15, 23.00; Der Goldene<br />

Handschuh 21.40; Green Book (OmU) 22.00;<br />

Iron Sky: The Coming Race (OmU) 22.40; Monsieur<br />

Claude II (OmU) 22.45; Ein Gauner &Gentleman<br />

(OmU) 22.45; Destroyer (OmU) 22.50<br />

Krokodil (& 44 04 92 98) Vom Lokführer, der die<br />

Liebe suchte 17.15; Spreeland. Fontane 18.30;<br />

Another DayofLife (OmU) 20.00; Die Maske–Twarz<br />

(OmU) 21.30<br />

UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00)<br />

Shazam! 14.15; Monsieur Claude II14.20, 17.00,<br />

19.50, 22.40; Dumbo 14.20, 17.00, 19.50; Asterix<br />

und das Geheimnis des Zaubertranks 14.25,<br />

17.20; Captain Marvel 14.30, 17.00; Rocca verändert<br />

die Welt 14.35; Friedhof der Kuscheltiere<br />

14.35, 17.10, 19.45, 22.45; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3:Die geheime Welt 14.35; Misfit<br />

14.40, 17.25; Die Wiese 14.40; 3D: Shazam!<br />

16.35,19.40, 22.30; Alita: Battle Angel 16.50;Wir<br />

17.00,19.35, 22.30;Die Goldfische 17.05, 19.55;<br />

3D:Captain Marvel 19.40, 22.35; Bohemian Rhapsody<br />

19.40; 25km/h 19.50; Weil Du nur einmal<br />

lebst 20.00; Willkommen in Marwen 22.35; Escape<br />

Room 22.40; Sneak Preview 22.45; Midnight Movie:<br />

Controlled: Bewahren Sie Ruhe 22.45; Beach<br />

Bum 22.45<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (& 04 51/703 02 00) Dumbo<br />

13.30, 16.30, 19.50, 22.45; Shazam! 13.55; 3D:<br />

Dumbo 14.00; Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />

14.10, 17.50;<br />

Monsieur Claude II 14.15, 16.55, 19.45, 22.30;<br />

Green Book 14.15; Unheimlich perfekte Freunde<br />

14.30, 17.00; Captain Marvel 14.45, 19.40; Misfit<br />

15.10; 3D: Shazam! 16.30, 19.20, 22.35; Wir<br />

16.50, 20.20, 23.20; Friedhof der Kuscheltiere<br />

17.10,20.00, 23.00; Die Goldfische17.20, 20.15;<br />

3D: Captain Marvel 17.20, 20.10, 23.10; Escape<br />

Room 19.55, 22.45; Glass 22.40; Hard Powder<br />

23.15<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />

Der Junge muss an die frische Luft 15.00; Green<br />

Book 17.30, 20.30<br />

Cosima (& 85 07 58 02) Vice 18.00; Green Book<br />

20.15<br />

Odeon (& 78 70 40 19) Birds Of Passage: Das<br />

grüne Gold der Wayuu (OmU) 16.00, 20.50; Ein<br />

Gauner &Gentleman (OmU) 18.40<br />

Xenon (& 78 00 15 30) Die Berufung (OmU)<br />

18.00; Der verlorene Sohn –Boy Erased (OmU)<br />

20.30<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Unheimlich<br />

perfekte Freunde 10.00, 14.50; Prinzessin<br />

Emmy 10.00, 12.00; Dumbo 10.00,14.00,17.15,<br />

20.00; Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />

Welt 10.00, 12.30; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 10.00, 12.10; Captain Marvel<br />

11.50, 14.40, 22.50; Rocca verändert die Welt<br />

12.25, 15.00; Shazam! 14.25, 16.45; Friedhof<br />

der Kuscheltiere 17.30, 20.15, 22.45; Monsieur<br />

Claude II 17.35, 20.10; Die Goldfische 17.35; 3D:<br />

Shazam! 19.50, 23.00; Wir20.15, 22.45; Iron Sky:<br />

The Coming Race 23.00<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 6081) Der<br />

Junge muss andie frische Luft 13.30; Vom Lokführer,der<br />

die Liebe suchte 15.45; Green Book 17.45;<br />

Vice 20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 07 11) Monsieur Claude II<br />

15.00, 17.40, 20.15, 22.45<br />

Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />

Unheimlich perfekte Freunde 10.00,12.10, 14.30;<br />

Ralph reichts 2: Chaos imNetz 10.00; Prinzessin<br />

Emmy 10.00,11.50; Dumbo 10.00, 13.40,17.25,<br />

22.45; Checker Tobi und das Geheimnis unseres<br />

Planeten 10.00; Captain Marvel 10.00, 12.30,<br />

14.40, 16.30, 19.40, 23.00; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 10.00, 12.00, 17.50;<br />

Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />

Welt 12.00; Rocca verändertdie Welt 12.25, 15.15;<br />

Ostwind 4 – Aris Ankunft 12.40, 14.55; Misfit<br />

14.00; Shazam! 14.20, 16.30; 3D: Dumbo 16.50;<br />

Friedhof der Kuscheltiere 17.20, 20.15, 23.00;<br />

Die Goldfische 17.30, 20.10, 22.50; Tschaikowski:<br />

Swan Lake –Der Schwanensee –Tschaikowski:<br />

Swan Lake –Der Schwanensee (OF) 19.30; 3D:<br />

Shazam! 19.30, 22.40; Wir20.15, 22.30; Ein Gauner<br />

&Gentleman 20.15; Escape Room 22.50<br />

Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Asterix und<br />

das Geheimnis des Zaubertranks 15.00; Shazam!<br />

15.15, 20.30; Rocca verändert die Welt 15.30;<br />

Dumbo 15.30, 18.00; Monsieur Claude II 16.45,<br />

18.45; 3D: Shazam! 17.45; Friedhof der Kuscheltiere<br />

18.00, 20.30; Sneak Preview20.15; DieGoldfische<br />

20.45<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 95 51 00) Magical History Tour:<br />

Dragon Inn (OmU) 20.00; ALFILM – Arabisches<br />

Filmfestival: Chaos (OmenglU;m.Gastu.Gespräch)<br />

19.00; ALFILM – Arabisches Filmfestival: Zagros<br />

(OmenglU; m. Gast u. Gespräch) 21.00<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69 69)<br />

Prinzessin Emmy 12.30, 14.50; Monsieur Claude<br />

II 12.30, 14.20, 17.10, 20.00, 22.50; The Lego<br />

Movie II 12.40; 3D: Captain Marvel 13.00, 14.00,<br />

17.20, 20.40, 23.00; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 13.00, 15.40; Shazam! 13.10;<br />

3D: Dumbo 13.10, 16.10; Die Goldfische 13.10,<br />

16.10, 19.20, 23.00; Clubder roten Bänder 13.20;<br />

Misfit 13.30; Friedhof der Kuscheltiere 13.30,<br />

16.20, 19.30, 22.30; Dumbo 13.30, 17.00, 19.30,<br />

22.30; Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />

Welt 13.30; Ostwind 4–ArisAnkunft 13.40;<br />

Ein Gauner &Gentleman 13.40,16.30, 19.10; Unheimlich<br />

perfekteFreunde 13.50, 16.30; Rocca verändert<br />

die Welt 14.30; Mascha und der Bär 15.15;<br />

Captain Marvel 15.30, 19.00,22.30; Die Berufung<br />

16.00; The Sisters Brothers 16.20; Wir 16.40,<br />

19.50, 23.00; Rate Your Date 16.40; 3D: Shazam!<br />

16.50, 20.30, 22.40; Green Book 17.00, 20.20;<br />

Trautmann 17.20; Der Junge muss an die frische<br />

Luft 17.20; Was Männer wollen 17.30; Willkommen<br />

in Marwen 18.15; The Mule 19.10; Alita: Battle<br />

Angel 19.20; AStar IsBorn 19.20; Vice 19.40;<br />

Escape Room 20.00, 23.00; Iron Sky: The Coming<br />

Race 20.10; Hard Powder 20.40,22.40; Bohemian<br />

Rhapsody 20.50; Beach Bum 21.15; Der Goldene<br />

Handschuh 22.00; Glass 22.15; Creed 222.50<br />

CineStar im Sony Center (& 04 51/703 0200)<br />

The Hate UGive (OF) 13.30; 3D: Captain Marvel<br />

(OF) 13.30, 16.45, 20.00, 23.00; Bohemian Rhapsody<br />

(OF) 13.30; Vice (OF) 13.40; Dumbo (OF)<br />

13.45, 16.30, 19.15,22.00; Shazam! (OF) 14.00;<br />

Drachenzähmen leicht gemacht3:Die geheime Welt<br />

–How to Train Your Dragon III (OF) 14.15; Wir (OF)<br />

16.45, 20.10, 23.10; Friedhof der Kuscheltiere<br />

(OF) 16.45, 20.30, 23.15; 3D: Dumbo (OF) 17.00;<br />

Captain Marvel (OF) 17.10, 21.00; 3D: Shazam!<br />

(OF) 17.15, 19.45, 23.00; 3D: Alita: Battle Angel<br />

(OF) 18.00; Green Book (OF) 19.45; Ein Gauner &<br />

Gentleman (OF) 19.50; Iron Sky: The Coming Race<br />

(OF) 22.30; Escape Room (OF) 22.50<br />

CineStarIMAX (& 04 51/703 02 00) 3D: Shazam!<br />

(OF) 12.30,19.15, 22.40; 3D: Shazam! 15.45<br />

Filmrauschpalast (& 394 43 44) Wintermärchen<br />

18.00; Mid90s (OmU) 20.30<br />

Haus der Kulturen der Welt (& 397 87-0) Haus<br />

der Kulturen der Welt 1 Navigation Beyond Vision:<br />

Vortrag, Film und Diskussion 19.00<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 16 50) Prinzessin Emmy 14.00; Asterix<br />

und das Geheimnis des Zaubertranks 14.00;<br />

Shazam! 15.00, 17.30; Dumbo 15.00, 17.30,<br />

20.15; Die Goldfische 15.00, 17.30; Rocca verändert<br />

die Welt 15.45; Monsieur Claude II 16.00,<br />

18.00, 20.15, 22.30; Friedhof der Kuscheltiere<br />

18.00, 20.00, 22.30; Wir 20.00, 22.30; 3D:<br />

Shazam! 20.00,22.30; Captain Marvel 22.30<br />

Casablanca (& 677 57 52) Die Berufung 15.45;<br />

Wie gut ist deine Beziehung? 18.15; Halbe Treppe<br />

20.30<br />

CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 0200)<br />

Shazam! 14.00; Ralph reichts 2: Chaos imNetz<br />

14.00; Dumbo 14.15, 17.00, 20.15; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 14.15;<br />

Captain Marvel 14.20,16.45, 19.40; Misfit 14.30;<br />

Unheimlich perfekte Freunde 14.45, 17.15; 3D:<br />

Dumbo 14.45, 17.30; Monsieur Claude II 15.00,<br />

17.30,20.00,23.00;Die Goldfische 16.45,19.30;<br />

3D: Shazam! 17.05, 20.10, 22.55; Wir 17.20,<br />

20.10, 22.30; Friedhof der Kuscheltiere 17.20,<br />

20.15, 23.15; Iron Sky: The Coming Race 19.50,<br />

23.10; 3D: Captain Marvel 20.00, 23.00; Glass<br />

22.30; 3D: Alita: Battle Angel 22.40; Escape Room<br />

23.00<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11)<br />

Shazam! 14.00, 16.20, 19.30, 22.20; Asterix und<br />

das Geheimnis .... 14.00; Dumbo 14.10, 17.00,<br />

19.30; Misfit 14.20; Unheimlich perfekte Freunde<br />

14.30,17.40;Rocca 14.30; Captain Marvel14.40,<br />

17.00, 19.30, 22.30; Wir 16.30, 20.00, 22.45;<br />

Monsieur Claude II 17.00, 19.45; Friedhof der<br />

Kuscheltiere 17.10, 20.00, 22.45; Die Goldfische<br />

20.10; Friedhof der Kuscheltiere (OF) 22.20; Escape<br />

Room 22.50; Beach Bum 22.50<br />

City Kino Wedding (& 01 77/270 19 76) ALFILM<br />

:The Tower (OmenglU) 19.00; ALFILM: The Blessed<br />

(OmenglU) 21.00<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (& 4714001) FilmSchweiz: Shock<br />

Waves: Diary of My Mind (OmU; m.Vorfilm) 19.00;<br />

FilmSchweiz: Katzenball (OmU; m. Vorfilm) 21.00<br />

Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Monsieur Claude<br />

II 11.00, 15.30, 17.45, 20.00; Der Junge muss an<br />

die frische Luft 13.15; Checker Tobi 12.45; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 314.45; Asterix und<br />

das Geheimnis ... 17.00; Ein Gauner &Gentleman<br />

19.00,21.15<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Yuli 15.30;<br />

Das Haus am Meer (OmU) 18.00; Beale Street<br />

(OmU) 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Renzo Piano: Architekt<br />

des Lichts –Renzo Piano, anArchitect for<br />

Santander (OmU) 16.00; Beale Street 17.45<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 811 46 78) Die Winzlinge: Abenteuer in<br />

der Karibik 16.00; Womit haben wir das verdient?<br />

18.00; Die Blüte des Einklangs 20.30<br />

Capitol (& 831 64 17) Ein Gauner &Gentleman<br />

15.50,18.10, 20.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 81 12) The<br />

Favourite 17.00; Capernaum (OmU) 19.15; Bildbuch<br />

21.30<br />

Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) Ein Gauner<br />

&Gentleman 13.45, 18.45; Dumbo 14.00, 18.30,<br />

21.00; Rocca verändert die Welt 14.30; Free Solo<br />

(OmU) 14.30; Die Wiese 15.45; Monsieur Claude II<br />

16.30,18.45, 21.00; #fridaysforfuture: Fair Traders<br />

(OmU) 16.30; Unheimlich perfekte Freunde 16.45;<br />

Green Book 17.45;Weil Du nur einmal lebst 20.30;<br />

Birds Of Passage: Dasgrüne Goldder Wayuu–Pajaros<br />

de verano (OmU) 20.45<br />

UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 72 33)<br />

Shazam! 13.45; Ostwind 413.45; Dumbo 14.00,<br />

16.45, 19.30; Captain Marvel 14.00, 17.00; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt<br />

14.15; Asterixund das Geheimnis des Zaubertranks<br />

14.20; Unheimlich perfekte Freunde 14.30; Monsieur<br />

Claude II14.30, 17.15, 20.00, 22.45; Wir<br />

16.30, 20.00, 23.00; 3D: Shazam! 16.45, 19.45,<br />

23.00; Die Goldfische 16.45, 20.15; Friedhof der<br />

Kuscheltiere 17.00, 20.00, 23.00; Misfit 17.15;<br />

3D: Captain Marvel 19.45, 23.00; Weil Du nur einmal<br />

lebst20.00; EscapeRoom22.45;IronSky: The<br />

Coming Race 23.00; Hard Powder 23.00<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (& 033 22/279 8877) Prinzessin<br />

Emmy 15.20; Monsieur Claude II 17.30,20.00<br />

Capitol Königs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />

Capernaum –Stadt der Hoffnung 17.15; Sweethearts<br />

20.00<br />

CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) 3D: Dumbo<br />

14.30, 17.00; Drachenzähmen leicht gemacht 3<br />

14.30, 17.30; 3D: Captain Marvel 14.40, 20.00;<br />

Shazam! 14.45; Asterix und das Geheimnis des<br />

Zaubertranks 14.45; Misfit 14.50; Unheimlich perfekte<br />

Freunde 15.00, 17.30; Dumbo 15.00, 17.40,<br />

20.15; Monsieur Claude II15.10, 17.20, 20.00,<br />

22.40; Mascha und der Bär 15.15; 3D: Shazam!<br />

17.00,19.50,22.30;Die Goldfische 17.10,20.30,<br />

23.00; Ostwind 417.15; Captain Marvel 17.45,<br />

23.15; Friedhof der Kuscheltiere 17.50, 20.30,<br />

23.10; Wir 19.45, 22.45; Escape Room 19.50;<br />

Green Book 20.10; Hard Powder 20.20; The Possession<br />

of Hannah Grace 22.50; 3D: Alita 23.00;<br />

Was Männer wollen 23.15; Iron Sky II 23.15<br />

Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) Dumbo<br />

15.30; Rocca verändert die Welt 15.30;Asterix und<br />

dasGeheimnis ...15.45;Monsieur Claude II 18.00,<br />

20.30;Friedhof derKuscheltiere 18.00, 20.30; 3D:<br />

Dumbo 18.00; Die Goldfische 20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 48 28)<br />

Shazam! 14.45, 22.15; Dumbo 15.00, 17.15,<br />

19.45; Prinzessin Emmy 15.15; Rocca verändert<br />

die Welt 15.30; Captain Marvel17.00,22.30;Monsieur<br />

Claude II 17.30, 20.00, 23.00; 3D: Shazam!<br />

17.45,20.15; Die Goldfische 20.30; Escape Room<br />

23.00<br />

Kammerspiele Kleinmachnow (& 03 32 03/84 75 84)<br />

DieWinzlinge 16.00; Green Book18.00; Sneak Preview<br />

20.30<br />

Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Ostwind 4<br />

15.00; The Lego Movie II 16.00; Captain Marvel<br />

17.15,20.00; Die Goldfische 18.30, 21.00


26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

STREAMING<br />

Einstimmung<br />

auf „Game of<br />

Thrones“<br />

VonMarcus Posimski<br />

Der April steht ganz im Zeichen<br />

von „Game of Thrones“. Als<br />

echter Fankann man den Beginn der<br />

neuen Staffel kaum erwarten. Unter<br />

die Vorfreude mischt sich jedoch<br />

auch Wehmut, da die nun beginnende<br />

Staffel auch die letzte sein<br />

wird. Die Spannung steigt und für<br />

diejenigen, die noch nicht up-todate<br />

sind, was die Serieangeht, bleiben<br />

nur noch wenige Tage, umsich<br />

angemessen vorzubereiten. Aber die<br />

Stars der Serielaufen natürlich nicht<br />

nur in dicken Fell-Kostümen über<br />

das Set von „GoT“, sondern haben<br />

schon in ganz anderen Bereichen ihr<br />

Können unter Beweis stellen können.<br />

Hier eine kleine Auswahl.<br />

Sean Bean: Zu Beginn der Serie war<br />

der Engländer eindeutig der bekannteste<br />

unter den Akteuren. Seine<br />

schauspielerischen Leistungen reichen<br />

bin in die frühen 80er-Jahrezurück.<br />

Momentan ist er in der BBC-<br />

Serie„Broken“ zu sehen, in der er einen<br />

katholischen Priester spielt, der<br />

versucht, seiner Gemeinde in problematischen<br />

Zeiten zu helfen (sehr<br />

sehenswert!). In der zweiten Staffel<br />

des Historiendramas „Medici“, in<br />

dem es um politische und familiäre<br />

Machenschaften im Florenz des 15.<br />

Jahrhunderts geht, spielt Mr. Bean<br />

den einflussreichen Jacopo de’Pazzi.<br />

Sehr großes und pompös inszeniertes<br />

Drama, das selbst Nicht-Geschichts-Fans<br />

viel Freude macht.<br />

DieSerien „Broken“ und„Medici“ sind bei iTunes<br />

und Amazon Primezusehen.<br />

Richard Madden: Der Schauspieler<br />

hat, genauso wie Sean Bean, in der<br />

zuvor erwähnten Serie„Medici“ mitgespielt,<br />

hat aber auch in letzter Zeit<br />

mit seiner Rolle des David Budd in<br />

der Serie „Bodyguard“ für Aufsehen<br />

gesorgt. Obwohl „Bodyguard“ eine<br />

der erfolgreichsten Serien der BBC<br />

war, ist noch nicht sicher, ob und<br />

wann eine zweite Staffel folgen wird.<br />

DieSerie „Bodyguard“ist bei Netflix zu sehen.<br />

Richard Madden als Afghanistan-Veteran<br />

David Budd in „Bodyguard“<br />

NETFLIX<br />

Emilia Clarke: Khaleesi ist zweifellos<br />

die Lieblingsfigur vieler Fans und definitiv<br />

die stärkste Frauenfigur,die es<br />

derzeit überhaupt zu sehen gibt.<br />

Emilia Clarke hat in anderen Rollen<br />

auch ein breites Spektrum an Charakteren<br />

abdecken können. Neben<br />

Arnold Schwarzenegger hat sie in<br />

„Terminator Genisys“ die junge Sarah<br />

Connor verkörpert, neben dem<br />

wunderbaren Donald Glover war sie<br />

im Star-Wars-Film „Solo“ zu sehen<br />

und ihre romantische Seite konnte<br />

sie in der Bestsellerverfilmung „Me<br />

beforeYou“ aus dem Jahr 2017 unter<br />

Beweis stellen.<br />

DieFilme und die Serie „Terminator Genisys“,<br />

„Solo“ und „Me beforeYou“ sind bei iTunes und<br />

Amazon Prime zu sehen.<br />

Marcus Posimski hat<br />

amerikanische Kultur mit<br />

Schwerpunkt Film studiert.<br />

Analoges Entdecken und Lernen kann auch ganz schön sein.<br />

Offline ist das neue Bio<br />

Während hierzulande Schulen digitalisiert werden, geht der Trend im Silicon Valley in die analoge Richtung<br />

VonAdrian Lobe<br />

Die Zeiten des Frontalunterrichts,<br />

in denen der<br />

Lehrer Dinge mit der<br />

Kreide an der Tafel erklärt,<br />

sollen bald der Vergangenheit<br />

angehören. Zumindest, wenn es<br />

nach dem Willen der Bildungsminister<br />

geht. In den Industrienationen<br />

werden Milliarden in die Digitalisierung<br />

von Bildung gesteckt. In<br />

Deutschland stellt der Bund im<br />

Rahmen des Digitalpakts fünf Milliarden<br />

Euro zur Verfügung, unter anderem<br />

für die Anschaffung mobiler<br />

Geräte.<br />

In den Niederlanden sorgten die<br />

„Steve-Jobs-Schulen“ für Aufsehen,<br />

wo Schüler statt mit Büchern mit<br />

dem iPad lernen. Google hat in den<br />

USA in den vergangenen Jahren<br />

heimlich das Klassenzimmer erobert<br />

– mit Low-Cost-Laptops wie dem<br />

Chromebook, das mit Googles Betriebssystem<br />

läuft. Apple unterstützt<br />

weltweit 400 Bildungseinrichtungen,<br />

sogenannte „Apple Distinguished<br />

Schools“, mit digitalen Lerntechnologien.<br />

Facebook hat indes<br />

eine eigene Lernplattform lanciert,<br />

auf der 75 kostenlose Online-Kurse<br />

angeboten werden. Und imerzkonservativen<br />

Mormonenstaat Utah hat<br />

eine staatliche geförderte „Online-<br />

Only“-Vorschule eröffnet, wo schon<br />

Vierjährige computergestützten Unterricht<br />

erhalten.<br />

Doch ausgerechnet im Silicon<br />

Valley, wo die digitalen Lernwerkzeuge<br />

entwickelt werden und die Bildungsrevolution<br />

ausgerufen wird,<br />

findet nun ein Umdenken statt.<br />

Boom der Waldorf-Schulen<br />

Mitarbeiter großer Tech-Konzerne<br />

wie Google, Apple und Yahoo schicken<br />

ihreKinder vermehrtanSchulen,<br />

die auf eine technologiefreie<br />

Lernumgebung setzen. Waldorf-<br />

Schulen erleben im Silicon Valley<br />

gerade einen Boom. DieCanterbury<br />

Christian School in Los Altos, der<br />

Nachbargemeinde von Moutain<br />

View, dem Sitz von Google, kann<br />

sich vor Anmeldungen kaum retten<br />

– nicht wegen der Bibelverse, die<br />

dort jeden Morgen zitiert werden,<br />

sondern weil Laptops, Tablets und<br />

Smartphones aus dem Klassenzimmer<br />

verbannt werden. Die gut verdienenden<br />

Programmierer und Entrepreneure<br />

haben die Sorge, dass<br />

digitale Technologien die Konzentrationsfähigkeit<br />

und Entwicklung<br />

ihrer Kinder nachhaltig beeinträchtigen.<br />

Der ehemalige Wired-Chefredakteur<br />

und heutige Chef des Drohnenherstellers<br />

3D Robotics Chris Anderson<br />

sagte einmal, Bildschirme<br />

stünden auf einer Skala von Süßigkeiten<br />

bis Crack und Kokain eher bei<br />

Letzterem. Der ehemalige Google-<br />

Ingenieur Tristan Harris warnt mit<br />

seiner Bewegung „Time Well Spent“<br />

vor den Suchtgefahren von Smartphone-Apps.<br />

Die Apps seien so designt,<br />

dass sie mit Belohnungsmechanismen<br />

an den Dopamin-Rezeptoren<br />

im Gehirn andocken und abhängig<br />

machen. Der deutsche<br />

Psychiater und Bildungsforscher<br />

Manfred Spitzer vertritt diese These<br />

schon seit Jahren –für seine selektive<br />

Studienauswahl wurde er häufig kritisiert.<br />

Low-Tech statt High-Tech<br />

Die neue Low-Tech-Bewegung im<br />

SiliconValley kann sich auf durchaus<br />

prominente Vorreiter berufen. Microsoft-Gründer<br />

Bill Gates und Apple-<br />

Gründer Steve Jobs (beide Schulabbrecher)<br />

erzogen ihre Kinder technikfrei<br />

–zumindest, was die Nutzung<br />

von High-Tech-Geräten betraf. Die<br />

Töchter von Bill und Melinda Gates<br />

bekamen ihr erstes Mobiltelefon erst<br />

im Alter von 14Jahren. Steve Jobs<br />

verbot seinen Kindern sogar, das<br />

neue iPad zu nutzen. „Wir setzen<br />

eine Grenze, wie viel Technologie<br />

unsere Kinder zu Hause nutzen“,<br />

sagte der 2011 verstorbene Apple-<br />

Gründer in einem seiner letzten Interviews<br />

der NewYorkTimes.<br />

Für eine zeitliche Begrenzung<br />

mobiler Endgeräte sprechen triftige<br />

Gründe: das blaue Bildschirmlicht,<br />

das die Ausschüttung des Schlafhormons<br />

Melatonin hemmt. Schäden<br />

für die Augen. Ablenkungsgefahr.<br />

Konzentrationsdefizite. Doch wenn<br />

Kein Smartphone auf dem Mittagstisch: Microsoft-Gründer Bill Gates.<br />

„Unsere Kinder bekamen<br />

erst mit 14 Jahren Mobiltelefone.<br />

Sie beschwerten sich, andere Kinder hätten<br />

sie früher bekommen.“<br />

Bill Gates,<br />

Microsoft-Gründer, über den Umgang mit Handys in der Familie<br />

DPA<br />

ein Konzern ein Produkt an Schulen<br />

als Lernwerkzeug vermarktet, dessen<br />

Nutzung der Unternehmensgründer<br />

seinen eigenen Kindernverbietet<br />

–ist das nicht unglaubwürdig?<br />

Wissen die Entwickler um die Gefahrenihrer<br />

Produkte?<br />

Um die Langzeitfolgen des<br />

Smartphone-Konsums zu erforschen,<br />

führt das amerikanische National<br />

Institutes of Health (NIH) seit<br />

kurzem eine Langzeitstudie mit<br />

knapp 12 000 Jugendlichen im Alter<br />

zwischen neun und zehn Jahren im<br />

ganzen Land durch. Mit den Ergebnissen<br />

ist frühestens in ein paar Jahren<br />

zu rechnen. Was die digitalen<br />

Technologien mit den Köpfen der<br />

Kinder machen, ist noch nicht klar.<br />

BERLINER ZEITUNG /PAULUS PONIZAK<br />

Was sie mit der Gesellschaft machen,<br />

zeichnet sich dagegen schon<br />

ab. Laut einer Studie von Common<br />

Sense Media verbringen Teenager<br />

aus einkommensschwachen Familien<br />

in den USA durchschnittlich<br />

acht Stunden und sieben Minuten<br />

am TaganBildschirmen zur Unterhaltung,<br />

Jugendliche aus wohlhabenden<br />

Familien dagegen nur fünf<br />

Stunden und 42 Minuten.<br />

Das Mediennutzungsverhalten<br />

hängt also stark vom Einkommen<br />

der Eltern ab. Der digitale Graben<br />

verläuft somit nicht zwischen den<br />

haves und have-nots, also zwischen<br />

den Gerätebesitzernund Nichtbesitzern,<br />

sondern zwischen den Vielund<br />

Wenignutzern. Alternative(analoge)<br />

Beschäftigungen wie Klavierunterricht<br />

oder einen Sportverein<br />

muss man sich leisten können.<br />

DasSoziale im Digitalen<br />

Der Politikwissenschaftler Andre<br />

Wilkens beschrieb bereits in seinem<br />

2015 erschienenen Buch „Analog ist<br />

das neue Bio“ die Herausbildung einer<br />

neuen „Digitalen Schere“ zwischen<br />

denen, die es sich leisten können,<br />

nicht immer digital zu sein, und<br />

den anderen, die dies nicht mehr<br />

können, weil analoge Alternativen<br />

zu teuer sind. Damit bekommt die<br />

Digitalisierung eine soziale Dimension<br />

–obwohl das Bildungsversprechen<br />

ja immer lautet, dass alle Menschen<br />

angeschlossen und ermächtigt<br />

werden.<br />

DieZukunft könnte in den USA so<br />

aussehen, dass die Kinder der Google-<br />

und Facebook-Entwickler auf<br />

Privatschulen gehen, während das<br />

digitale Prekariat Online-Kurse belegt.<br />

Es ist also nicht damit getan, jedem<br />

Schüler ein iPad an die Hand zu<br />

geben, um Ungleichheiten in der Gesellschaft<br />

zu beseitigen.<br />

Die Steve-Jobs-Schulen in den<br />

Niederlanden, die mal als Vorbild für<br />

das digitale Klassenzimmer herangezogen<br />

wurden, gelten mittlerweile<br />

als gescheitert. DieStiftung O4NT ist<br />

pleite, von den geplanten 100 Schulen<br />

sind gerade mal 20 übrig geblieben.<br />

Der visionäre Apple-Gründer hat<br />

einmal gesagt, Computer seien<br />

„Fahrräder für den Geist“. Es geht<br />

nicht darum, Fahrräder zu besitzen,<br />

sonderndie (Kultur-)Technik zu vermitteln,<br />

wie man sie fährt.<br />

Adrian Lobe<br />

plant, den Urlaub ohne<br />

Handyzuverbingen.<br />

Nutzerdaten<br />

von Facebook<br />

offen im Web<br />

Accountnamen ungeschützt<br />

auf Servern gelagert<br />

Zwei Firmen haben Daten ihrer<br />

Nutzer aus dem Online-Netzwerk<br />

Facebook ungeschützt auf einem<br />

öffentlich erreichbaren Server<br />

gespeichert. Wie die IT-Sicherheitsfirma<br />

UpGuardherausfand, hatte die<br />

mexikanische Medienfirma Cultura<br />

ColectivaDaten wie Accountnamen,<br />

Kommentare und „Gefällt mir“-Angaben<br />

auf einem frei zugänglichen<br />

Bereich bei Amazons Cloud-Dienst<br />

AWSabgelegt. UpGuard stellte auch<br />

fest, dass die Entwickler der schon<br />

vor Jahren eingestellten App „At the<br />

Pool“ ebenfalls bis vorkurzemInformationen<br />

wie Facebook-Namen ungeschützt<br />

lagerten. Anwender in<br />

Deutschland dürften von dem Daten-Leck<br />

kaum betroffen sein.<br />

Obwohl Facebook an der Daten-<br />

Panne nur indirekt beteiligt ist,<br />

könnte der Vorfall die Debatte über<br />

die Datenschutz-Verantwortung von<br />

Facebook neu entfachen. Facebook<br />

betonte in einer Reaktion, dass es für<br />

App-Entwickler verboten ist, Daten<br />

aus der Plattform des Online-Netzwerks<br />

ungeschützt zu speichern.<br />

Man habe nach dem Hinweis zusammen<br />

mit Amazon daran gearbeitet,<br />

die Datenbank vomNetz zu nehmen.<br />

Facebook wolle weiter mit den<br />

Entwicklern daran arbeiten, die Daten<br />

der Nutzer zu schützen.<br />

Es blieb zunächst unklar,wie viele<br />

Facebook-Nutzer, die ihre Daten<br />

CulturaColectiva oder den Entwicklernvon<br />

„Atthe Pool“anvertraut haben,<br />

vondem nun entdecktenVorfall<br />

betroffen sind. UpGuard sprach von<br />

einer 146 Gigabyte großen Datenbank<br />

mit 540 Millionen Datensätzen.<br />

Die Datenbank von„At the Pool“ sei<br />

kleiner, aber potenziell gefährlicher:<br />

Denn dortseien im Klartext auch die<br />

Passwörter von 22000 Nutzern für<br />

die App gespeichert gewesen. Auch<br />

wenn es sich dabei nicht um die eigentlichen<br />

Facebook-Passwörter<br />

handelt, könnten Datendiebe damit<br />

versuchen, in Accounts bei Facebook<br />

selbst und anderen Diensten<br />

reinzukommen. Viele Nutzer verwenden<br />

nämlich oft dieselbe Kombinationen<br />

aus E-Mail-Adresse und<br />

Passwort für ein Login, obwohl Experten<br />

seit Jahren davorwarnen.<br />

Der Vorfall unterstreicht das<br />

Problem, dass Facebook keine direkte<br />

Kontrolle darüber hat, was mit<br />

den Daten passiert, die von App-<br />

Partnern auf der Plattform erhoben<br />

werden. Insbesonderenach dem Datenskandal<br />

um Cambridge Analytica<br />

war gefordert worden, dass Facebook<br />

mehr für den Schutz seiner<br />

Nutzer auch in diesen Fällen unternehmen<br />

müsse. (dpa)<br />

AUSDER REDAKTION<br />

Berlin Mitte,<br />

der Podcast<br />

von<br />

Jochen Arntz<br />

Freitags<br />

ab sechs<br />

Jetzt gibt’s unter www.berliner-zeitung.de<br />

auch was zum Hören –direkt<br />

aus der Chefredaktion. „Berlin<br />

Mitte“ heißt der Podcast, in dem ich<br />

Ihnen jeden Freitag ab sechs Uhr<br />

morgens Neues aus der Redaktion<br />

und Neues aus Berlin präsentiere.<br />

Diesmal spreche ich mit Sabine<br />

Rennefanz über die anhaltende Ostund<br />

Westdebatte – 30 Jahre nach<br />

dem Mauerfall.<br />

Wirhören uns,<br />

Ihr Jochen Arntz, Chefredakteur<br />

bei Twitter @JochenArntz


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 27 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) LivenachNeun 9.55<br />

(für HG)Sturm der Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />

des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />

12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG)<br />

ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />

Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für HG)<br />

Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />

16.10 (für HG)Hallo Schatz –Vom Plunder zum<br />

Prachtstück 17.00 (für HG) Tagesschau 17.15<br />

(für HG) Brisant 18.00 (für HG) Werweiß denn<br />

sowas? 18.50 (für HG)Quizduell –Der Olymp<br />

19.45 (für HG) Sportschau voracht 19.55 (für<br />

HG)Börse voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Die Drei von der<br />

Müllabfuhr –Baby anBord<br />

TV-Komödie,D2019<br />

Mit Uwe Ochsenknecht, Jörn Hentschel,<br />

Daniel Rodic u.a.<br />

21.45 (für HG) Tagesthemen<br />

22.00 (für HG) Polizeiruf 110 Sumpfgebiete<br />

TV-Kriminalfilm, D2016<br />

Mit Matthias Brandt, Ulrich Noethen,<br />

Niels Bormann u.a.<br />

23.30 (für HG) Mordkommission Istanbul<br />

Rettet Tarlabasi. TV-Kriminalfilm, D’13<br />

1.00 (für HG) Tagesschau<br />

RTL<br />

6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />

Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />

Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Der<br />

Blaulicht-Report 11.00 Der Blaulicht-Report<br />

12.00 Punkt 12 14.00 Die Superhändler –4<br />

Räume, 1Deal 15.00 Auf fremden Sofas<br />

16.00 Meine Geschichte –Mein Leben 17.00<br />

Freundinnen –Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie<br />

17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv<br />

–Das Magazin. Moderation: Elena<br />

Bruhn 18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin. Moderation:<br />

Frauke Ludowig 18.45 aktuell 19.05<br />

(für HG) Alles was zählt Classics. Soap 19.40<br />

(für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />

20.15 (für HG) Let's Dance<br />

Show<br />

Jury: Joachim Llambi, Motsi Mabuse,<br />

Jorge González<br />

Moderation:Victoria Swarovski,Daniel<br />

Hartwich<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.30 Willkommen bei Mario Barth<br />

Gäste: Paul Panzer,Isabel Edvardsson<br />

Mit Mario Barth<br />

1.40 Willkommen bei Mario Barth<br />

Gäste: Katrin Bauerfeind, Willy Astor<br />

Mit Mario Barth<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

MDR WDR nimmtsie unter seine Fittiche.Als siefür Arte<br />

11.00 (für HG) MDR um elf 11.45 (für HG) In<br />

aller Freundschaft 12.30 (für HG) Die schöne<br />

Müllerin. Heimatfilm, D1954 14.00 (für HG)<br />

MDR um zwei 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

16.00 (für HG) MDR um vier 17.45 (für HG)<br />

Aktuell 18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG)<br />

Sandmann 19.00 (für HG) MDR Regional<br />

19.30 (für HG) Aktuell 19.50 (für HG) Elefant,<br />

Tiger &Co. 20.15 (für HG) Die Schlager des<br />

Monats 21.45 (für HG) Aktuell 22.00 (für HG)<br />

Riverboat 0.15 MDR Kultur –Filmmagazin<br />

0.30 (für HG) Sushi in Suhl. Komödie, D2012<br />

Bayern<br />

16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir<br />

in Bayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />

Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />

(für HG) Unser Land 19.30 (für HG) Landgasthäuser<br />

Alpenküche 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Hubert und Staller 21.00 (für HG) Hubert<br />

und Staller 21.45 (für HG) Rundschau<br />

Magazin 22.00 Normal is des ned! 22.45 (für<br />

HG) Der Teufelshauptmann. Western, USA<br />

1949 0.25 (für HG) Landgasthäuser Alpenküche<br />

1.00 (für HG) Wir inBayern 2.15 Frankenschau<br />

aktuell 2.45 Abendschau –Der Süden<br />

Vox<br />

16.00 4Hochzeiten und eineTraumreise<br />

17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First<br />

Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte<br />

Dinner 20.00 Prominent! 20.15 (für HG) Law<br />

&Order: Special Victims Unit 21.15 (für HG)<br />

Law &Order: Special Victims Unit 22.10 (für<br />

HG) Law &Order: SpecialVictims Unit 23.05<br />

(für HG) Chicago P.D. 0.00 nachrichten 0.20<br />

(für HG) Medical Detectives –Geheimnisse der<br />

Gerichtsmedizin. Im Namen des Volkes 1.15<br />

(für HG) Medical Detectives –Geheimnisse der<br />

Gerichtsmedizin. Zerstörerische Gewalt<br />

Super RTL<br />

13.35 Angelo! 14.05 Coop gegen Kat 14.35<br />

Bugs Bunny und LooneyTunes 14.55 Dragons<br />

–Auf zu neuen Ufern 15.20 ALVINNN!!!<br />

und die Chipmunks 15.50 Ninjago –ImLand<br />

der Drachen 16.15 Ritter hoch 3 16.45 Voll zu<br />

spät! 17.10 Grizzy &die Lemminge 17.40<br />

Spirit: wild und frei 18.05 Bugs Bunny und<br />

LooneyTunes 18.35 WOW Die Entdeckerzone<br />

19.05 ALVINNN!!! und die Chipmunks 19.40<br />

Super ToyClub 20.15 Asterix erobert Rom.<br />

Zeichentrickfilm, F/B 1976 21.50 Alf 22.20<br />

Alf 22.45 Alf 23.15 Alf<br />

Sport1<br />

14.30 Cajun Pawn Stars –Pfandhaus Louisiana.<br />

Die Wahlmaschine 15.30 Storage Hunters.<br />

Heiße Ware 16.30 Find It, Fix It, Flog It –<br />

Schätze aus der Scheune 17.30 Container<br />

Wars. Schadensbegrenzung 18.00 Goooal! –<br />

Das internationale Fußball-Magazin 18.30<br />

Bundesliga aktuell spezial. Spezial. Titelduell<br />

19.25 Eishockey: Deutsche Eishockey Liga.<br />

Play-offs, Halbfinale, Spiel 2 22.00 FC Bayern<br />

Inside 22.30 Sky Sport News –Die 2. Bundesliga.<br />

28. Spieltag 23.30 Bundesliga aktuell<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />

Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante. Hoteldiebe<br />

11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. Zu viel des<br />

Guten. Krimiserie 12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />

13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die Küchenschlacht<br />

15.00 (für HG) heute Xpress<br />

15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />

heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />

Irren ist mörderisch 17.00 (für<br />

HG) heute 17.10 (für HG) hallo deutschland<br />

17.45 (für HG) Leute heute 18.00 (für HG)<br />

SOKO Wien. Alte Indianer 19.00 (für HG) heute<br />

19.25 (für HG) Bettys Diagnose. Verplant<br />

20.15 (für HG) Der Alte<br />

Schuld und Sühne. Krimiserie<br />

Mit Jan-Gregor Kremp, Stephanie<br />

Stumph, Ludwig Blochberger u.a.<br />

21.15 (für HG) Letzte Spur Berlin<br />

Freigang.Krimiserie<br />

22.00 (für HG) heute-journal<br />

22.30 (für HG) heute-show<br />

Mit Oliver Welke<br />

23.00 aspekte Lotte Laserstein –<br />

Wiederentdeckung der <strong>Berliner</strong> Malerin<br />

23.45 heute+<br />

0.00 Neo Magazin Royale<br />

5.30 Frühstücksfernsehen 10.00 Im Namen<br />

der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit<br />

Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 11.00 Im Namen der<br />

Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />

Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 12.00 Anwälte im<br />

Einsatz 13.00 Anwälte imEinsatz 14.00 Auf<br />

Streife. Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die<br />

Spezialisten 16.00 Klinik am Südring 17.00<br />

Meine Klasse –Voll das Leben 17.30 Fünf Leben<br />

–Die Schicksale 18.00 Endlich Feierabend!<br />

Moderation: Annett Möller,Matthias<br />

Killing 19.00 Genial daneben –Das Quiz<br />

19.55 Nachrichten<br />

20.15 Catch! Die Deutsche Meisterschaft<br />

im Fangen<br />

Rateteam: Jasmin Gerat, Edin<br />

Hasanovic, Mike Singer,Oliver<br />

Mommsen. Moderation: Luke<br />

Mockridge, Andrea Kaiser<br />

22.20 Bülent Ceylan Live –Lassmalache<br />

0.15 Knallerfrauen<br />

0.45 Knallerfrauen<br />

1.10 Switch Reloaded<br />

1.35 Switch Reloaded<br />

1.55 Sechserpack Total verknallt<br />

2.20 Sechserpack Ab ins Grüne<br />

13.05 (für HG) Planet Wissen 14.05 (für HG)<br />

In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte 14.55<br />

(für HG) In aller Freundschaft –Die jungen Ärzte<br />

15.45 (für HG) Aktuell 16.05 Hier und heute<br />

18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit 18.15<br />

(für HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle<br />

Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Dschungel in der Stadt –<br />

Der Kölner Zoo 21.00 (für HG) Der Vorkoster<br />

21.45 (für HG) Aktuell 22.00 (für HG) Kölner<br />

Treff 23.30 (für HG) Prix Pantheon 2.00 Lokalzeit<br />

aus Köln 2.30 Lokalzeit aus Aachen<br />

NDR<br />

13.10 (für HG) Inaller Freundschaft. Wahlverwandtschaften<br />

14.00 (für HG) aktuell 14.15<br />

(für HG) die nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –<br />

Gejagt 16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG)<br />

Mein Nachmittag 17.10 (für HG) Seehund,<br />

Puma &Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 (für<br />

HG) Hofgeschichten 18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />

Ländermagazine 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) die nordstory 21.15 (für HG)<br />

Kampf den Kaffeefahrten 21.45 (für HG) aktuell<br />

22.00 (für HG) 3nach 9 0.00 (für HG) Inas<br />

Nacht 1.00 (für HG) 3nach 9<br />

Kabel eins<br />

11.10 Without aTrace 12.05 Numb3rs 13.00<br />

Castle 14.00 The Mentalist 14.55 Navy CIS:<br />

L.A. 15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />

Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein<br />

Lokal –Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle!<br />

Wir kümmern uns drum 20.15 Elementary.<br />

Blinde Wut 21.15 Navy CIS. Falscher Ort,<br />

falsche Zeit 22.15 Navy CIS. Die Spinne im<br />

Netz 23.15 Navy CIS: L.A. Wie der Vater,so<br />

der Sohn 0.05 Navy CIS. In der Falle 0.55<br />

Late News 1.00 Navy CIS. Falscher Ort, falsche<br />

Zeit 1.40 Navy CIS. Die Spinne im Netz<br />

RTL 2<br />

12.10 Die Geissens –Eine schrecklich glamouröse<br />

Familie! 13.10 Die Geissens –Eine<br />

schrecklich glamouröse Familie! 14.10 Die<br />

Wollnys –Eine schrecklich große Familie!<br />

15.10 Die Wollnys –Eine schrecklich große<br />

Familie! 16.05 Krass Schule –Die jungen Lehrer<br />

17.00 News 17.10 Krass Schule –Die jungen<br />

Lehrer 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –<br />

Tag&Nacht 20.15 Iron Man. Sci-Fi-Film, USA<br />

2008 22.45 Kill Command –Die Zukunft ist<br />

unbesiegbar. Sci-Fi-Horror,GB2016 0.40 Iron<br />

Man. Sci-Fi-Film, USA 2008<br />

Eurosport 1<br />

8.30 Snooker:World Main Tour 11.30 Snooker:<br />

World Main Tour 12.00 Superbike: WM<br />

12.45 Superbike: WM 13.25 Snooker: World<br />

Main Tour 17.00 Snooker:World Main Tour<br />

17.55 Eurosport News 18.00 Radsport: Quer<br />

durch Flandern 19.00 Matchday live –Warmup<br />

19.30 #TGIM –Stream Team 20.15 Sammer<br />

Time 20.45 Fußball. Freitag International<br />

22.15 Mann gegen Mann –Das Bundesliga-<br />

Duell 23.25 Curling: Weltmeisterschaft der<br />

Herren 1.00 Superbike: Weltmeisterschaft<br />

ARD, 20.15 UHR TV-KOMÖDIE<br />

Die Drei von der Müllabfuhr –BabyanBord<br />

Nachdem die Müllmänner Werner (Uwe Ochsenknecht), Tarik(Daniel Rodic)und<br />

Ralle (Jörn Hentschel, v.l.n.r.) in ihrem erstenTV-Auftritterfolgreich<br />

ihreArbeitsplätzeverteidigt haben,folgt bereits das nächste Abenteuer für<br />

die drei Männer in Orange.Esbeginntdamit,dasssie aufdem Betriebshof ein<br />

kleines Baby finden. DasFindelkind kommtden Kollegen bekanntvor:Auf ihrer<br />

Tagestourmeinen sie es mit der 16-jährigen MarieThieme gesehen zu haben.<br />

Die drei machen sichauf den Wegzuder alleinerziehenden Teenie-Mutter,treffen<br />

vorOrt aber niemanden an. Notgedrungen nehmen die drei Mülltitalente die<br />

kleine Leabei sich auf. Es istder zweite Einsatzfür Daniel Rodic,Jörn Hentschel<br />

und UweOchsenknechtals <strong>Berliner</strong>Müllmänner,die diesmal aufden Spuren<br />

des Komödienklassikers „Drei Männer und ein Baby“ wandeln.<br />

(Dtl./2019)<br />

Anzeige<br />

PROSIEBEN, 20.15 UHR KOMÖDIE<br />

Focus<br />

unveu-news.de<br />

Foto: ARD<br />

Die Kleinkriminelle Jess Barrett(Margot<br />

Robbie) versucht, den professionellen<br />

Hochstapler und Trickbetrüger Nicky Spurgeon(Will<br />

Smith) reinzulegen. Dieser jedoch<br />

ist mitallen Wassern gewaschen und<br />

durchschautihrePläne.Dochererkennt<br />

das Potential der charmanten Gaunerin und<br />

JETZT<br />

einander Gefühle entwickeln, beendet er<br />

die Zusammenarbeit.DreiJahrespäter treffen<br />

sie in Buenos Aires, wo Nicky den Coup<br />

seines Lebens plant, erneut aufeinander.Im<br />

Anschluss an dieGaunerkomödie läuft mit<br />

„I am Legend“ ein weiterer Film mit Hollywood-Superstar<br />

Will Smith.<br />

(USA/Arg./2015)<br />

Foto: ProSieben<br />

am Kiosk<br />

SUDOKU<br />

NORMALVARIANTE -mittel<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL<br />

3 9 6<br />

1 7 4<br />

5 2<br />

9<br />

7 1<br />

6 7 8 5<br />

4 1 3 9 5<br />

2<br />

8<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT DIAGONALEN –SCHWER<br />

2 7<br />

6 1 3<br />

8 9<br />

3<br />

5 4<br />

9<br />

3 6<br />

7 8<br />

2<br />

AUFLÖSUNG Auflösung<br />

vom VOM 4.4.2019<br />

MITTEL mittel<br />

9 8 3 5 1 2 4 6 7<br />

1 4 6 9 8 7 5 3 2<br />

2 7 5 4 6 3 8 9 1<br />

4 3 1 7 5 6 2 8 9<br />

5 9 8 1 2 4 3 7 6<br />

6 2 7 8 3 9 1 5 4<br />

7 1 9 3 4 8 6 2 5<br />

3 6 4 2 9 5 7 1 8<br />

8 5 2 6 7 1 9 4 3<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

vom<br />

VOM 4.<br />

4.4.2019<br />

4. 2019<br />

SCHWER schwer<br />

4 2 3 9 1 5 6 8 7<br />

5 7 8 2 6 3 9 1 4<br />

1 9 6 7 8 4 3 5 2<br />

7 8 9 1 4 6 2 3 5<br />

2 5 4 3 9 7 8 6 1<br />

6 3 1 5 2 8 4 7 9<br />

3 1 2 6 7 9 5 4 8<br />

9 4 5 8 3 1 7 2 6<br />

8 6 7 4 5 2 1 9 3<br />

5.25 Potsdam erwacht 5.35 tierisch gut! 6.20<br />

zibb. zuhause in berlin &brandenburg 7.20<br />

Brisant 8.00 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />

8.30 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />

9.00 In aller Freundschaft 9.45 In aller<br />

Freundschaft 10.30 Rote Rosen 11.20 Sturm<br />

der Liebe 12.10 Die Stein 13.00 rbb24 13.10<br />

Verrückt nach Meer 14.00 Lichters Schnitzeljagd<br />

(3) 14.45 Hessen-Reporter 15.15 Panda,<br />

Gorilla &Co. 16.00 rbb24 16.15 Gefragt –<br />

Gejagt 17.00 rbb24 17.05 Nashorn, Zebra &<br />

Co. 17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das<br />

Ländermagazin 18.30 zibb. zuhause in berlin<br />

&brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />

Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Die 30 spannendsten <strong>Berliner</strong> Kieze<br />

Dokumentation<br />

Prominente wie Marijam Agischewa,<br />

Heidi Hetzer und Gregor Gysi erzählen<br />

persönliche Kiez-Geschichten.<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Riverboat<br />

Gäste: Thomas de Maizière,Magdalena<br />

Neuner, Devid Striesow, Cornelia<br />

Gröschel, Margarita Broich, Rolando<br />

Villazón, Nico Santos<br />

0.15 Ein Kessel Buntes<br />

Moderation: Wolfgang Lippert<br />

ProSieben<br />

5.00 2Broke Girls 5.40 Mike &Molly 6.00<br />

Twoand aHalf Men 7.10 The Big Bang Theory<br />

8.45 The Middle 9.40 Fresh off the Boat<br />

10.30 Mike &Molly 10.55 How IMet Your Mother.Comedyserie<br />

11.50 2Broke Girls 12.40<br />

Mom. Comedyserie 13.00 Twoand aHalf<br />

Men. Die Standuhr/Das wird kein gutes Ende<br />

nehmen/Tubensahne. Comedyserie 14.25 The<br />

Middle. Das Straßenfest/Die Haustür.Comedyserie<br />

15.15 The Big Bang Theory. Comedyserie<br />

17.00 taff. Rockin Cape Town 18.00 Newstime<br />

18.10 Die Simpsons. Das böse Wort/Die unglaubliche<br />

Reise in einem verrückten Privatflugzeug.Zeichentrickserie<br />

19.05 Galileo. Die<br />

Höhlen-Menschen von Granada<br />

20.15 Focus<br />

Komödie, USA/ARG 2015<br />

Mit Will Smith, Margot Robbie, Rodrigo<br />

Santoro, Gerald McRaney, B.D. Wong,<br />

RobertTaylor,Dominic Fumusa u.a.<br />

Regie: John Requa, Glenn Ficarra<br />

22.30 IamLegend<br />

Sci-Fi-Film, USA 2007<br />

Mit Will Smith, Alice Braga, Charlie<br />

Tahan, Salli Richardson u.a.<br />

0.20 Parallels –Reise in neue Welten<br />

Sci-Fi-Film, USA 2015<br />

Mit Mark Hapka, Jessica Rothe u.a.<br />

13.00 Stadt Land Kunst 13.45 (für HG) Mord<br />

im Mittsommer (1/3)Tod im Schärengarten.<br />

TV-Kriminalfilm, S2012 16.00 (für HG) Der<br />

Retter der Bienen 16.45 (für HG) Märkte –Im<br />

Bauch von …17.35 X:enius 18.05 Leben mit<br />

Vulkanen 18.30 Geheimnisvolle Wildblumen<br />

19.20 Arte Journal 19.40 Re: 20.15 (für HG)<br />

Größer als imFernsehen. TV-Komödie, D2019<br />

21.45 (für HG) Chuck Berry 23.25 Tracks 0.05<br />

Berlin Live 1.05 Arte Journal 1.25 Streetphilosophy<br />

1.55 Pigalle –Pariser Geschichten. Dokumentarfilm,<br />

F2017 3.00 Terra Mater<br />

3Sat<br />

13.20 Mission Arche Noah (1/4) 14.05 Mission<br />

Arche Noah (2/4) 14.50 MissionArche<br />

Noah (3/4) 15.35 MissionArche Noah (4/4)<br />

16.20 WinzigeWunder: Insekten (1/3) 17.00<br />

WinzigeWunder: Insekten (2/3) 17.45 Winzige<br />

Wunder: Insekten (3/3) 18.30 nano 19.00<br />

(für HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 (für HG) betrifft 21.00 makro<br />

21.30 auslandsjournal extra 22.00 (für HG)<br />

ZIB 2 22.25 Verleihung des 55. Grimme-Preises<br />

2019 0.05 (für HG) Der Chinese. TV-Thriller,D/S/A<br />

2011 1.35 10vor10<br />

Phoenix<br />

15.45 phoenix plus. Sehnsucht nach Europa<br />

16.00 maybrit illner.Endstation harter Brexit _<br />

ohne Vertrag ins Chaos? 17.05 augstein und<br />

blome 17.15 Zurück in die Heimat? Dokumentarfilm,<br />

D2019 17.30 phoenix der tag 18.00<br />

phoenix persönlich 18.30 Auf Sand gebaut:<br />

Senegals Kampf um dieKüste 19.15 Paradies<br />

Zartbitter 20.00 (für HG)Tagesschau 20.15<br />

Rom am Rhein 21.00 Rom am Rhein 21.45<br />

Rom am Rhein 22.30 Preußen am Rhein 23.00<br />

phoenix der tag 0.00 phoenix persönlich 0.30<br />

augstein und blome 0.45 Rom am Rhein<br />

Kika<br />

12.55 Marcus Level 13.20 Max &Maestro<br />

13.40 Tiere bis unters Dach 14.10 Schloss<br />

Einstein 15.00 (für HG) Dance Academy<br />

15.50 (für HG) H2O –Abenteuer Meerjungfrau<br />

16.40 (für HG) 4½Freunde 17.25 (für HG)<br />

Insectibles 18.00 (für HG) Wir Kinder aus dem<br />

Möwenweg 18.10 (für HG) Die Biene Maja<br />

18.35 Mama Fuchs und Papa Dachs 18.50<br />

Sandmann 19.00 (für HG) Arthur und die<br />

Freunde der Tafelrunde 19.30 Die unglaubliche<br />

Geschichte von der Riesenbirne. Animationsfilm,<br />

DK 2018 20.50 Bernd &Friends<br />

Dmax<br />

16.15 Border Control 16.45 Border Control –<br />

Spaniens Grenzschützer 17.15 Fast 'N' Loud<br />

18.15 Garage Rehab –Die Werkstatt-Retter<br />

19.15 Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte<br />

20.15 Fang des Lebens –Der gefährlichste Job<br />

Alaskas 21.15 Ed Stafford: Das Survival-Duell<br />

22.15 Moonshiners –Die Schwarzbrenner von<br />

Virginia 23.15 Die Monster-Jäger –Bestien auf<br />

der Spur 0.15 Zerstört inSekunden 0.45 Zerstört<br />

inSekunden 1.10 Zerstört inSekunden<br />

1.40 Zerstört inSekunden<br />

5.02 hessenschau 5.30 ARD-Morgenmagazin<br />

9.00 Tagesschau-Nachrichten 9.15 Zapp 9.45<br />

Shift 10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.15 quer<br />

11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.15<br />

Mex –Das Marktmagazin 20.00 Tagesschau<br />

20.15 Monitor 20.45 Die rbb-Reporter 21.17 Der<br />

Stahlbaron. Dokumentarfilm, D2019 22.00 Tagesthemen<br />

22.15 mehr/wert 22.45 Extra 23.00 Tagesthemen<br />

23.15 Extreme –das neue Normal?<br />

Klimawandel in Bayern 0.00 Tagesthemen 0.15<br />

Fakt ist! 1.15 Tagesschau 1.25 mehr/wert 1.55<br />

Extra 2.00 Tagesschau 2.10 DieTagesschauvor<br />

20 Jahren 2.25 Sachsen-Anhalt Heute<br />

ONE<br />

10.55 In allerFreundschaft –Die jungen Ärzte<br />

11.45 Verrücktnach Meer 12.35 Sturmder Liebe<br />

13.20 Sturmder Liebe 14.10 PfarrerBraun. Kur<br />

mit Schatten. TV-Kriminalfilm, D2010 15.40 In<br />

aller Freundschaft –Die jungen Ärzte 16.30 Bezaubernde<br />

Jeannie 16.55 Bezaubernde Jeannie<br />

17.20 Lindenstraße 17.50 Der Dicke 18.40 Sturm<br />

der Liebe 19.25 Sturmder Liebe 20.15 Nuhr im<br />

Ersten 21.00 LongIsland Blues. Familiendrama,<br />

USA2008 22.30 Großstadtrevier 23.15 Großstadtrevier<br />

0.05 Polizeiruf110. Sumpfgebiete.<br />

TV-Kriminalfilm,D2016 1.35 LongIsland Blues.<br />

Familiendrama, USA 2008 3.05 extra 3 3.35 Der<br />

Dicke 4.25 Lindenstraße 4.55 Verrückt nach Meer<br />

ZDF NEO<br />

5.05 Bad Banks 5.55 Bad Banks 6.50 Gätjens<br />

großes Kino 7.00 Heldt 7.45 Topfgeldjäger 8.35<br />

Lafer! Lichter! Lecker! 9.20 Bares fürRares 10.15<br />

Bares für Rares 11.05 Der Nachbar in meinem<br />

Beet 11.50 Die Rettungsflieger 12.35 Die Rettungsflieger<br />

13.25 Monk 14.05 Monk 14.45 Heldt<br />

15.30 Die Rettungsflieger 16.15 Die Rettungsflieger<br />

17.05 Monk 17.45 Monk 18.30 Bares für<br />

Rares 19.20 Bares fürRares 20.15 Shakespeare<br />

&Hathaway –Private Investigators 21.00 Shakespeare<br />

&Hathaway–Private Investigators 21.45<br />

Shakespeare &Hathaway–PrivateInvestigators<br />

22.30 Silent Witness 3.45 Shakespeare &<br />

Hathaway –Private Investigators<br />

ZDF INFO<br />

7.45 forumamfreitag 8.00 auslandsjournal 8.30<br />

PatientenimVisier 9.15 (für HG)Globuli und guter<br />

Glaube 9.45 Pillen,Pulver,Wunderheiler 10.15 (für<br />

HG) Wiegut sind unsereÄrzte? 11.00 LeschsKosmos<br />

11.30 UnsereZukunft 12.15 Leschs Kosmos<br />

12.45 Täterjagd 15.00 Dem Todauf der Spur –<br />

Die Männer vomKriminaldauerdienst 15.45 Anklage<br />

Mord–Der Fall Pagenstecher 16.30 Kriminelle<br />

Karrieren 17.15 Abgezockt! 18.00 Geheimnisse<br />

derSowjet-Technik 18.45 (für HG)planet e. 19.30<br />

Risiko Felsstürze –Wenn Bergebröckeln 20.15<br />

One strange Rock –UnsereErde 23.15 (für HG)<br />

Faszination Universum 0.45 heute-journal 1.15 Geheimnisse<br />

desUniversums<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Alte Musik Streicherkunst des Barock –Das<br />

Ensemble Cordarte., ca. 46 Minuten<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Internationaler Max Rostal Wettbewerb Finalisten<br />

musizieren mit der Hamburger Camerata<br />

und Werken von Hoffmeister,Benda, Denisov,<br />

J. Haydn, W.A. Mozart,Pärt, ca. 147 Minuten<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Blindverkostung Das heitere Interpretenraten.<br />

César Franck: Violinsonate A-Dur.Mit Christine<br />

Lemke-Matwey,Andreas Göbel, Kai Luehrs-Kaiser.,<br />

ca. 116 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Julian Barnes: „Die einzige Geschichte”<br />

(15/22). Es liest Frank Arnold, ca.30Min.<br />

22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

„Auerhaus” Hörspiel nach dem gleichnamigen<br />

Roman von Bov Bjerg., ca. 56 Minuten<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Julian Barnes: „Die einzige Geschichte”<br />

(15/22), ca. 31 Minuten<br />

0.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

„Die vergessene Welt” Kriminalhörspiel nach<br />

Arthur Conan Doyle., ca. 55 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Mikrokosmos –die Kulturreportage Amateure<br />

am Braukessel., ca. 45 Minuten<br />

19.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Zeitfragen Literatur.Koffermenschen, Donauschwaben,<br />

Partisanen. Deutsche in der<br />

neuen kroatischen Literatur., ca. 30 Minuten<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Coaching für U-Bahn-Bettler.Es<br />

darf ein bisschen mehr sein!, ca. 50 Minuten<br />

0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Lange Nacht Fremdes Leben in fernen Ländern.<br />

Eine Lange Nacht exotischer Genüsse.<br />

VonAntje Allroggen, ca. 175 Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Marilyn Moore., ca. 30 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

On stage Metamorphosen der Schwestern. Die<br />

US-Band Larkin Poe., ca. 55 Minuten<br />

22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Lied- und Folk-Geschichte(n) Schnörkellos<br />

ehrlich. Der Liedermacher Josef Hien. Von Michael<br />

Frank, ca. 45 Minuten<br />

1.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Deutschlandfunk Radionacht Lied &Chanson.Liederbestenliste,ca.<br />

235 Minuten


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 – S eite 28<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

Jacinda Ardern (38) zeigt sich jeder Situation<br />

gewachsen. Gerade noch<br />

wurde die neuseeländische Regierungschefin<br />

allenthalben für ihr besonnenes,anpackendes<br />

und zugleich<br />

anteilnehmendes Auftreten nach den<br />

rassistischen Terroranschlägen in<br />

Christchurch gelobt. Am Donnerstag<br />

zeigte Ardernerneut, dass sie auf dem<br />

Quiviveist: In einem Supermarkt bezahlte<br />

die Sozialdemokratin für eine<br />

Mutter vonzweiKindern, die ihr<br />

Portemonnaie vergessen hatte,die<br />

Einkäufe.Auf die Frage,warum sie<br />

das gemacht habe,erklärte sie:„Weil<br />

sie eine Mutter ist.“ Ardernhat selbst<br />

eine kleine Tochter.<br />

Nicole Pedneault und Roger Larocque<br />

aus der kanadischen Provinz<br />

Quebec haben einen Enkel. Wasfür<br />

ein Glück: DerJunge wollte sich von<br />

seinen Großelternein Buch ausleihen,<br />

Pedneault zogesaus dem Regal<br />

und fand im Inneren einen Lottoschein<br />

–erwar nur noch zwei Tage<br />

gültig und einen Gewinn voneiner<br />

Million kanadischer Dollar (670 000<br />

Euro)wert. Diese Geschichte veröffentlichte<br />

die Lottogesellschaft in<br />

Montreal jetzt per Twitter,selbstverständlich<br />

nicht, ohne das HappyEnd<br />

zu verschweigen: DasRentnerpaar<br />

gab den Schein rechtzeitig ab.<br />

BritneySpears (37) braucht mehr Zeit<br />

für sich selbst. So müssen wir jedenfalls<br />

einen Post verstehen, den die<br />

Sängerin jetzt auf Instagram veröffentlichte.Dortkommentierte<br />

sie einen<br />

Appell, sich„um sich selbst zu<br />

kümmern“, mit denWorten:„Wir alle<br />

müssen uns Zeit für etwas ,Ich-Zeit‘<br />

nehmen.“ Einlächelnder Smiley<br />

schloss den Post ab.Der ernste Hintergrund:Wegen<br />

einer<br />

schweren Erkrankung<br />

ihresVaters Jamie<br />

Spears (66) hatte sie<br />

bereits im Januar alle<br />

Auftritte abgesagt.<br />

DasPromiportal<br />

TMZ.com berichtete<br />

am Donnerstag,<br />

die Erkrankung belaste<br />

Britney so<br />

sehr,dass sie sich<br />

zur Behandlung<br />

in eine psychiatrische<br />

Klinik begeben<br />

habe.<br />

(schl./mit dpa)<br />

Die Erkrankung ihres Vaters<br />

belastet sie sehr. IMAGO/FAVIER<br />

TIERE<br />

Ausgewachsene Exemplare werden<br />

bis zu drei Meter lang. AFP<br />

Weil sie gelegentlich Ziegen reißen<br />

oder zum Trocknen aufgehängten<br />

Fisch verspeisen, sind Komodowarane<br />

bei der einheimischen Bevölkerung<br />

nicht sonderlich beliebt. Ganz<br />

anders die Touristen, die extrawegen<br />

der massigen Echsen auf die indonesische<br />

Insel Komodo pilgern. So viele<br />

sind es inzwischen, dass die Behörden<br />

über eine Sperrung des Eilands<br />

nachdenken. AufKomodo leben<br />

etwa 2300 der drachenähnlichen<br />

Tiere. Damit die gefährdete Art, die<br />

auch immer wieder in die Hände von<br />

Schmugglerbanden gerät, sich erholen<br />

kann, könnte 2020 Schluss sein<br />

mit Reisen nach Komodo.Und dann<br />

ist endlich Ruhe im Karton! (avo.)<br />

Auf eine Zigarette mit …<br />

VonJohannes Dieterich<br />

Der US-Flugzeugbauer<br />

Boeing steht vor der<br />

größten Krise seiner<br />

über 100-jährigen Geschichte.<br />

Nachdem ein am Donnerstag<br />

veröffentlichter vorläufiger Untersuchungsbericht<br />

die äthiopischen Piloten<br />

des Flugs ET 302 von jeglicher<br />

Verantwortung für den Absturz einer<br />

Boeing 737 Max 8am10. März nahe<br />

Addis Abeba freigesprochen hat,<br />

bleibt der Schwarze Peter für das Unglück<br />

bei den Flugzeugbauern aus<br />

Chicago hängen.<br />

Entschädigung in Milliardenhöhe<br />

„Zieh hoch, zieh hoch“<br />

Trägt der Flugzeugkonzern Boeing die alleinige Schuld am Todvon 346 Menschen?<br />

Die Absturzstelle bei Addis Abeba<br />

Verantwortlich für das Desaster, das<br />

157 Menschen –149 Passagiere und<br />

acht Besatzungsmitglieder –das Leben<br />

kostete, ist offensichtlich ein<br />

nach seinem englischen Namen<br />

MCAS abgekürztes Kontrollsystem<br />

des Flugzeugs –auch wenn die Autoren<br />

des vorläufigen Berichts internationaler<br />

Gepflogenheit entsprechend<br />

zu diesem Zeitpunkt noch niemandem<br />

die Schuld für das Unglück zuschrieben.<br />

Dennoch drohen Boeing<br />

nun Entschädigungsklagen in Milliardenhöhe:<br />

Das Unglück könne zum<br />

„umfangreichsten Rückversicherungsfall<br />

in der zivilen Luftfahrt“ werden,<br />

heißt es beim internationalen<br />

VersicherungsbrokerWillis.<br />

Schon vor der um mehrere Tage<br />

verzögerten Veröffentlichung des Berichts<br />

hatten Medienorgane wie die<br />

NewYorkTimes,das Wall Street Journal<br />

und Reuters genügend Material<br />

zusammengetragen, um die Ursache<br />

des Absturzesder Ethiopian-Airlines-<br />

Maschine rekonstruieren zu können.<br />

Nach Aussagen an der Untersuchung<br />

beteiligter Experten war beim Crash<br />

der äthiopischen Max 8genauso wie<br />

bei ihrem knapp fünf Monate zuvor<br />

verunglückten indonesischen Pendant<br />

das MCA-Kontrollsystem eingeschaltet.<br />

Dieses drückt die Nase einer<br />

Maschine automatisch nach unten,<br />

falls sie für ihre Geschwindigkeit zu<br />

steil ansteigt und wegen zu geringer<br />

Auftriebskraft abzustürzendroht.<br />

Nach dem Crash der indonesischen<br />

Lion-Air-Maschine mit 189 Totenhieß<br />

es,dass ein schadhafter Sensor<br />

das Kontrollsystem mit fehlerhaften<br />

Datenversorgt habe,sodass sich<br />

die Flugkorrektur grundlos vonselbst<br />

einschaltete.Die indonesischen Piloten<br />

versuchten mehrere Minuten<br />

lang, das MCA-System wieder auszuschalten,<br />

doch dieses soll immer wieder<br />

automatisch die Regie übernommen<br />

haben.<br />

Mit demselben Phänomen sahen<br />

sich deräthiopische Flugzeugkapitän<br />

YaredGetachew und sein Kopilot Ahmednur<br />

Mohamed wenige Minuten<br />

nach ihrem Start vom Flughafen in<br />

Addis Abeba am10. März um8.38<br />

Uhrkonfrontiert. Noch beim Aufstieg<br />

senkte sich die Nase der Boeing-Maschine<br />

plötzlich nach unten: „Zieh<br />

hoch, zieh hoch“, rief ein Pilot dem<br />

anderen nach den Aufzeichnungen<br />

aus der BlackBox zu. Offenbar gelang<br />

es den beiden Flugzeugführern, das<br />

fehlerhafte MCAS vorübergehend<br />

AP<br />

SUDAN<br />

SÜD-<br />

SUDAN<br />

UGANDA<br />

Nairobi<br />

TANSANIA<br />

ERITREA<br />

ÄTHIOPIEN<br />

Addis Abeba<br />

KENIA<br />

JEMEN<br />

Absturzstelle<br />

SOMALIA<br />

300 km<br />

BLZ/HECHER; QUELLE: DPA<br />

auszuschalten: Doch wie beim indonesischen<br />

Lion-Air-Flug meldete sich<br />

das Kontrollsystem immer wieder automatisch<br />

zurück.<br />

An den beiden Piloten habe es<br />

nicht gelegen, dass die Maschine<br />

sechs Minuten nach dem Start rund<br />

50 Kilometer westlich von Addis<br />

Abeba abstürzte, sagte Äthiopiens<br />

Verkehrsministerin Dagmawit Moges<br />

bei der Veröffentlichung des Berichts<br />

am Donnerstag in Addis Abeba: Sie<br />

seien sämtlichen von Boeing empfohlenen<br />

Prozeduren korrekt gefolgt,<br />

hätten die Maschine aber trotzdem<br />

nicht stabilisieren können.<br />

Kritik an Boeing war bereits nach<br />

dem Absturz der Lion-Air-Maschine<br />

laut geworden: Der Flugzeugbauer<br />

habe Piloten der Max 8nicht ausreichend<br />

über die Absturzursachen informiert,<br />

klagte eine Pilotenvereinigung<br />

in den USA. Boeing istseit dem<br />

indonesischen Absturz mit einer<br />

Überarbeitung der MCAS-Software<br />

beschäftigt. Diese sei allerdings erst<br />

„in den kommenden Wochen“ installationsbereit,<br />

teilte der Konzernkürzlich<br />

mit.<br />

Um ein Flugverbot seiner äußerst<br />

erfolgreichen Kurz- und Mittelstreckenmaschine<br />

zu verhindern, hatte<br />

DPA/DANIEL REINHARDT<br />

Wasbleibt, sind die Dinge, die Andenken an einen großen Mann und<br />

eine außergewöhnliche politische Laufbahn. Undnatürlich der Geruch<br />

nach seinen geliebten Menthol-Zigaretten. Denn dass Helmut Schmidt<br />

auch in seinen eigenen vier Wänden rauchte, dürfte als sicher gelten.<br />

Ab diesem Freitag nun können sich die Besucher des Hauses von Helmut<br />

und Loki Schmidt, deren Gemälde man in der Mitte des Fotos sehen<br />

kann, ein Bild vonden Privaträumen des 2015 verstorbenen früheren<br />

Bundeskanzlers machen. Ein halbes Jahrhundert lang lebten Loki<br />

und Helmut Schmidt in Hamburg-Langenhorn. DasHaus am Neubergerweg80,<br />

in das die Familie Schmidt 1961 eingezogen war,fungierte in<br />

den 70er-Jahren neben dem Kanzlerbungalow inBonn quasi als zweiter,<br />

inoffizieller Regierungssitz. Wer esnicht nach Hamburg schafft,<br />

kann auf der Website www.helmut-schmidt.de einen virtuellen Rundgang<br />

durch das Haus machen. (mpw.)<br />

Boeing-Konzernchef Dennis A. Muilenburg<br />

nach dem Absturz inÄthiopien<br />

mit US-Präsident DonaldTrump<br />

telefoniertund ihm die Sicherheit der<br />

737 Max 8garantiert. Obwohl er zu<br />

diesem Zeitpunkt vom Problem mit<br />

dem Kontrollsystem längst gewusst<br />

haben muss.Auf den vorläufigen Untersuchungsbericht<br />

reagierte der<br />

Flugzeugbauer bislang lediglich mit<br />

dem Hinweis, der Report müsse zunächst<br />

eingehend studiertwerden.<br />

Irreführende Angaben<br />

Auch an derZulassung der 737 Max8<br />

durchdie amerikanische FederalAviation<br />

Administration (FAA) kam inzwischen<br />

Kritik auf. Die Justizbehörde<br />

in Washington untersucht derzeit,<br />

ob Boeing nicht ausreichende<br />

oder irreführende Angaben gegenüber<br />

den Aufsichtsbehörden gemacht<br />

hat, um den Lizenzierungsprozess<br />

der 2017 auf den Markt gebrachten<br />

Maschine zu beschleunigen.<br />

Die Max 8 ist das sich am<br />

schnellsten verkaufende Flugzeug in<br />

der Geschichte des Konzerns. Nun<br />

muss der Flugzeugbauer jedoch Stornierungen<br />

der Kaufverträge befürchten:<br />

Die norwegische Fluggesellschaft<br />

Norwegian Air Shuttle will Boeing<br />

auch für die im Zusammenhang<br />

mit dem Flugverbot entstandenen<br />

Kosten zurVerantwortung ziehen.<br />

Und schließlich muss der nach<br />

Airbus zweitgrößte Flugzeugkonstrukteur<br />

der Welt auch mit Schadensersatzansprüchen<br />

von Hinterbliebenen<br />

der insgesamt 346 bei den beiden<br />

Unglücken ums Leben gekommenen<br />

Passagieren und Crewmitgliedern<br />

rechnen.<br />

Johannes Dieterich<br />

ist schon oft mit Ethiopian<br />

Airlines geflogen.<br />

Jetzt acht Beschuldigte und<br />

40 Opfer in Lügde<br />

Im Fall des massenhaften Missbrauchs<br />

vonKindernauf einem<br />

Campingplatz in Lügde in Nordrhein-Westfalen<br />

hat sich die Zahl der<br />

Beschuldigten auf acht erhöht. Das<br />

teilte Landesinnenminister Herbert<br />

Reul (CDU) am Donnerstag im Innenausschuss<br />

des nordrhein-westfälischen<br />

Landtags mit. Auch die<br />

Zahl der öffentlich bekannten Opfer<br />

steigt weiter an. Inzwischen seien 40<br />

Opfer festgestellt worden. Dazu kämen<br />

zwölf Verdachtsfälle,sagte Reul.<br />

Aufdem Campingplatz in Lügde soll<br />

ein 56-jähriger Dauercamper mit einem<br />

Komplizen über Jahrehinweg<br />

Kinder missbraucht und dabei gefilmt<br />

haben. (dpa)<br />

E-Zigaretten könnten<br />

Krampfanfälle auslösen<br />

DieUS-Gesundheitsbehörde FDA<br />

prüft einen möglichen Zusammenhang<br />

zwischen dem Auftreten von<br />

Krampfanfällen und der Nutzung<br />

vonE-Zigaretten. Derzeit würden 35<br />

Fälle aus den Jahren 2010 bis 2019<br />

untersucht, in denen der Gebrauch<br />

solche Anfälle ausgelöst haben soll.<br />

Betroffen waren demnach vorallem<br />

junge Menschen. „Auch wenn 35<br />

Fälle nicht viel scheinen mögen im<br />

Vergleich zur Gesamtzahl der Menschen,<br />

die E-Zigaretten nutzen, sind<br />

wir gleichwohl besorgt über die berichteten<br />

Fälle“, schrieb die FDA am<br />

Mittwoch (Ortszeit). (dpa)<br />

Immer weniger neue Korallen<br />

im Great Barrier Reef<br />

Die Zahl der Korallen-Larven am Great<br />

Barrier Reef geht zurück.<br />

DPA<br />

Im weltgrößten Korallenriff, dem<br />

Great Barrier Reef vorder Küste Australiens,gibt<br />

es nach einer neuen<br />

Studie nur noch wenige neue Korallen.<br />

DieZahl der Korallen-Larven<br />

ging nach der Untersuchung australischer<br />

Wissenschaftler im vergangenen<br />

Jahr um 89 Prozent zurück. In<br />

manchen Gebieten im Norden des<br />

Riffs waren es sogar 95 Prozent, wie<br />

das Team im Fachmagazin Nature<br />

berichtet. Grundlage für den Vergleich<br />

waren Jahremit normalem<br />

Wachstum. Dasmehr als 2300 Kilometer<br />

lange Riff war 2016 und 2017<br />

vonsogenannten Korallenbleichen<br />

betroffen, vermutlich wegen überhöhter<br />

Temperaturen infolge des Klimawandels.<br />

(dpa)<br />

Schule in Bad Oeynhausen<br />

verbietet Jogginghosen<br />

Eine Realschule in Nordrhein-Westfalen<br />

hat Schmuddel-Jogginghosen<br />

aus dem Schulalltag verbannt. Mehrere<br />

Schüler seien immer wieder in<br />

grauen Schlabberhosen zum Unterricht<br />

an die Realschule Süd in Bad<br />

Oeynhausen gekommen, sagte die<br />

Direktorin Anja Sprengel am Donnerstag<br />

der Deutschen Presse-Agentur.Das<br />

sah aus „wie frisch vom<br />

Sofa“. Vorgut einem Jahr habe sich<br />

die Schulkonferenz der Sache angenommen.<br />

DasGremium aus Eltern-,<br />

Lehrer-und Schülervertretern<br />

stimmte laut Sprengel für ein Verbot.<br />

Seitdem sind Jogginghosen und<br />

Kappen im Unterricht tabu. (dpa)

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