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Familienbande: Wiesich ein <strong>Berliner</strong> Sportpolitiker und sein Verein entzweiten – Seite 3<br />
Arbeiterbilder<br />
in der<br />
U-Bahn<br />
Seite 10<br />
10°/20°<br />
Sonne und Wolken<br />
Wetter Seite 2<br />
Kostenloses Schulessen<br />
wird zum Problem<br />
Berlin Seite 9<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Abgelehnt: AfD-Kanditatin<br />
scheitert im Bundestag<br />
Politik Seite 4, Leitartikel Seite 8<br />
Freitag,5.April 2019 Nr.80HA-75. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
70 Jahre Nato: Ein Streit<br />
zum Geburtstagsfest<br />
Tagesthema Seite 2<br />
Alfons Zitterbacke<br />
Er ist<br />
wieder<br />
da<br />
VonAnne Vorbringer<br />
ZweiEpisoden haben sich mir tief<br />
eingebrannt und werden sofort<br />
abgerufen, wenn dieser Name fällt:<br />
Alfons Zitterbacke. Zitterbacke, Kinderbuch-<br />
und Identifikationsfigur<br />
für Heranwachsende im Osten der<br />
Republik. Immer Ärger mit den Erwachsenen,<br />
zielsicher von einem<br />
Fettnapf in den nächsten tretend,<br />
und dann dieser Name!„Zitterbacke,<br />
Hühnerkacke!“<br />
Wer nicht zur<br />
Müller-Meier-<br />
Schulze-Fraktion<br />
gehört, der<br />
weiß um das unerschöpfliche<br />
Lästerpotenzial,<br />
das Kinder in<br />
Alfons Zitterbacke:<br />
Seine Geschichte wird<br />
Nachnamen auftun<br />
können.<br />
erneut verfilmt. Aber zurück<br />
zu den Episoden.<br />
Eine handelt vom Bau eines Haustelefons<br />
–ein Projekt, das Zitterbacke<br />
gemeinsam mit seinem besten<br />
Freund Bruno von nebenan ausheckte.<br />
Streng geheim, versteht sich.<br />
„Am Ende einer langen Strippe werden<br />
alte Schuhcremedeckel festgebunden,<br />
über die Deckel spannt<br />
man Pergamentpapier.“ Genial!<br />
Nach reichlich Ärger mit den Nachbarn<br />
spannte sich die Bindfadenleitung<br />
tatsächlich von Wohnung zu<br />
Wohnung. Mit dem Telefonieren<br />
klappte es trotzdem nicht. Kaum weniger<br />
einfach gestaltete sich Zitterbackes<br />
erster Kopfsprung. Jeder, der<br />
schon mal zitternd auf dem Dreimeterbrett<br />
gestanden hatte, konnte die<br />
Ängste verstehen, die den Elfjährigen<br />
umtrieben. Undals es dann endlich<br />
klappte mit dem Sprung, hat<br />
Papa nicht hingeschaut. Warjaklar.<br />
Es ist ein ganz normaler Junge,<br />
den der <strong>Berliner</strong> Schriftsteller und<br />
SED-Funktionär Gerhard Holtz-<br />
Baumert (1927–1996) da geschaffen<br />
hat. Einer,über den man lachen, mit<br />
dem man leiden konnte. Einer, der<br />
alles richtig machen will und dann<br />
doch wieder Pech hat. Der nie die<br />
Flinte ins Korn wirft, sondern Rückschläge<br />
tapfer wegsteckt. Kein Wunder,<br />
dass Alfons Zitterbacke zu einem<br />
der populärsten Kinderbuchhelden<br />
der DDR wurde.<br />
Auch 60 Jahre nach Erscheinen<br />
des ersten Bandes ist Zitterbacke<br />
nicht vergessen. Ab kommenderWoche<br />
kehrt ersogar auf die Kinoleinwand<br />
zurück –mit „Astro-Alex“ Alexander<br />
Gerst in einer Gastrolle.Denn<br />
natürlich hat Zitterbacke nicht nur<br />
Haustelefone im Kopf. Jetzt will er als<br />
Astronaut das Weltall erobern.<br />
Bund steigt bei der Charité ein<br />
Das <strong>Berliner</strong> Institut für Gesundheitsforschung wird dauerhaft finanziert.<br />
Eine solche Vereinbarung hat es bundesweit noch nicht gegeben<br />
Die Charité hat künftig drei Säulen: Fakultät, Uni-Klinikum und <strong>Berliner</strong> Institut für Gesundheitsforschung.Letzteres wird vom Bund direkt finanziert.<br />
VonTorsten Harmsen<br />
Große Erleichterung für<br />
Berlin: Nach langen Debatten<br />
kann das <strong>Berliner</strong><br />
Institut für Gesundheitsforschung<br />
(BIG) volle Fahrt aufnehmen.<br />
Es erhält eine unbefristete Förderung,<br />
allein fürs laufende Jahr 83,3<br />
Millionen Euro. Das Besondere: 90<br />
Prozent sind vom Bund, 10 Prozent<br />
vom Land Berlin. Grundlage ist eine<br />
noch nicht veröffentlichte Verwaltungsvereinbarung<br />
zwischen Bund<br />
und Land. Sie soll in Kürze vorgestellt<br />
werden.<br />
Nicht nur für Berlin, sondern<br />
auch bundesweit ist die Vereinbarung<br />
ein Novum. Zum ersten Mal<br />
wird hier die 2015 beschlossene<br />
Grundgesetzänderung angewandt,<br />
der zufolge der Bund Wissenschaftseinrichtungen<br />
eines Landes auch<br />
langfristig fördern kann. Bis dahin<br />
war dies nur im Rahmen befristeter<br />
Projekte und Programme möglich.<br />
Die Verwaltungsvereinbarung<br />
sieht vor, dass der Bund als Partner<br />
direkt in die Charité mit einsteigt.<br />
Bisher war das 2013 gegründete BIG<br />
gemeinsam von der Charité und<br />
dem Max-Delbrück-Centrum für<br />
MolekulareMedizin (MDC) getragen<br />
worden. Nun werde das BIG „in einen<br />
eigenständigen Exzellenzbereich<br />
innerhalb der Charité überführt“,<br />
wie es in der Vereinbarung<br />
heißt. DasBIG werdedamit zur dritten<br />
Säule der Charité –neben Medizinischer<br />
Fakultät und Uni-Klinikum.<br />
Vertreter des Bundes sitzen<br />
künftig im Aufsichtsrat der Charité<br />
und im Verwaltungsrat des BIG. Den<br />
Verantwortlichen ist es wichtig zu<br />
betonen, dass das BIG wirtschaftlich<br />
unabhängig ist und sein Vermögen<br />
eigenständig verwaltet. Das MDC<br />
soll „privilegierter Partner“ des BIG<br />
werden und eng in die Entwicklung<br />
des Instituts eingebunden sein.<br />
Insider sehen die direkte Einbindung<br />
des BIG in die Charité als beste<br />
Lösung an. Siebiete die größte Nähe<br />
zu den Patienten, denen die Forschung<br />
gilt, heißt es.Und sie beende<br />
eine jahrelange Unsicherheit über<br />
die Zukunft des BIG. DasInstitut war<br />
2013 gegründet worden. Es soll „innovative<br />
Gesundheitsforschung von<br />
übergreifender Bedeutung“ betreiben,<br />
heißt es in der Vereinbarung.<br />
Spitzenwissenschaftler aus aller Welt<br />
forschen hier an den Grundlagen<br />
neuer Therapien, die den Patienten<br />
Erstmalig wird die<br />
Grundgesetzänderung von 2015 angewandt.<br />
Seither kann der Bund<br />
Wissenschaftseinrichtungen eines Landes<br />
direkt und langfristig fördern.<br />
möglichst bald zugutekommen sollen<br />
– Translation genannt. Dabei<br />
geht es unter anderem um Therapien<br />
gegen Krebs, Alzheimer und<br />
Herz-Kreislauf-Krankheiten. Derzeit<br />
forschen am BIG 20 Professoren und<br />
drei Nachwuchsgruppen. Zu den berufenen<br />
Professoren gehören Immunologen,<br />
Mikrobiologen, Herz-<br />
Kreislauf-Forscher, Bioethiker, aber<br />
auch Spezialisten für Gehirnsimulationen<br />
oder mathematische Modellierung<br />
des neuronalen Lernens.<br />
IMAGO IMAGES/KARL-HEINZ SPREMBERG<br />
Doch trotz aller Erfolge geriet das<br />
BIG in den vergangenen Jahren ins<br />
Schlingern. Es kam zu Führungsquerelen.<br />
Grund war die komplizierte<br />
Zusammensetzung des Vorstands<br />
der gemeinsamen Einrichtung von<br />
Charité und MDC. DieFolgen waren<br />
Interessenkonflikte und eine erschwerte<br />
Profilbildung, wie es in einem<br />
Gutachten hieß. Um die Zukunft<br />
des BIG und auch die Bundesförderung<br />
dauerhaft zu sichern,<br />
brauchte es eine neue Konstruktion.<br />
EinJahr lang wurde über eineVereinbarung<br />
verhandelt. Nun sind die<br />
Staatssekretäre des Regierenden<br />
Bürgermeisters und <strong>Berliner</strong> Wissenschaftssenators<br />
Michael Müller<br />
(SPD) und der Bundesforschungsministerin<br />
Anja Karliczek (CDU) zu<br />
einem für beide Seiten annehmbarenErgebnis<br />
gekommen. DieVereinbarung<br />
muss im Juli noch den Bundesländern<br />
in der Gemeinsamen<br />
Wissenschaftskonferenz (GWK) zur<br />
Zustimmung vorgelegt werden.<br />
Die Vereinbarung stärkt die Bedeutung<br />
Berlins nicht nur finanziell,<br />
mit Bundesmitteln von jährlich<br />
mehr als 70 Millionen Euro,sondern<br />
auch auf anderer Ebene: DasBIG soll<br />
künftig deutschlandweit Projekte auf<br />
dem Gebiet der translationalen biomedizinischen<br />
Forschung fördern.<br />
Kommentar Seite8<br />
Cyberangriff<br />
auf den<br />
Bayer-Konzern<br />
Hinter der Hackergruppe<br />
könnte China stehen<br />
VonHendrik Geisler und<br />
Frank-Thomas Wenzel<br />
Die Hacker-Gruppe Winnti soll<br />
den Bayer-Konzern attackiert<br />
haben. Der Konzern bestätigte den<br />
Angriff. Winnti soll im Auftrag des<br />
chinesischen Staates agieren, vermuten<br />
Experten. Die Hackergruppe<br />
soll 2016 auch hinter einer Attacke<br />
gegen ThyssenKrupp gesteckt haben.<br />
Bayer habe umgehend das Löschen<br />
der Schadsoftware vorbereitet,<br />
jedoch nicht sofort eingegriffen,<br />
um das Verhalten der Hacker beobachten<br />
zu können, sagte ein Sprecher.<br />
Ende März 2019 seien die Systeme<br />
bereinigt worden: „Bis zu diesem<br />
Zeitpunkt sind die Angreifer<br />
nach unseren Erkenntnissen nicht<br />
aktiv geworden, um Informationen<br />
auszuleiten.“ Es sei jedoch nicht<br />
hundertprozentig auszuschließen,<br />
dass die Hacker Daten heruntergeladen<br />
hätten. Laut Bayerischem Rundfunk<br />
und NDR ist Winnti-Malwarein<br />
den vergangenen Wochen auch bei<br />
drei Firmen aus dem deutschen Mittelstand<br />
entdeckt worden. Sie sollen<br />
aus den Sparten Chemie, Maschinenbau<br />
und Softwarestammen.<br />
Dass hinter Winnti möglicherweise<br />
der chinesischen Staat steht,<br />
macht die Sache politisch brisant.<br />
Seit Wochen wird hierzulande darüber<br />
diskutiert, ob beim Ausbau des<br />
neuen 5G-Standards das chinesische<br />
Unternehmen Huawei beteiligt<br />
werden kann. DieUS-Regierung unterstellt<br />
dem Konzern, mit dem chinesischen<br />
Geheimdienst zu kooperieren.<br />
Beweise dafür wurden bislang<br />
aber nicht vorgelegt.<br />
Nicht nur Großkonzerne wie<br />
Bayer sind Ziel von solchen Angriffen.<br />
Auch Kleinunternehmer und<br />
Mittelständler müssen sich wehren.<br />
Made in Berlin Seite6<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />
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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Kanada<br />
Island<br />
Norwegen<br />
Estland<br />
2004<br />
CHRONIK<br />
1949<br />
•<br />
In Washington wird am 4. April der<br />
Nordatlantikvertrag unterzeichnet.<br />
1957<br />
•<br />
Die Nato verabschiedet ihre Strategie<br />
der „massiven Vergeltung“.<br />
1966<br />
•<br />
Frankreich verlässt das integrierte<br />
Militärkommando des Bündnisses.<br />
1983<br />
•<br />
Als Reaktion auf sowjetische SS 20 stationiertdie<br />
Nato Atomraketen in Westeuropa.<br />
1987<br />
•<br />
Die USA und die Sowjetunion schließen<br />
den INF-Vertrag.<br />
1991<br />
•<br />
Der als Reaktion auf die Nato gegründete<br />
Warschauer Pakt wird aufgelöst.<br />
1997<br />
•<br />
Die Nato sagt Russland zu, auf eine dauerhafte<br />
und umfangreiche Stationierung<br />
vonTruppen in Osteuropa zu verzichten.<br />
1999<br />
•<br />
Im Kosovo-Konflikt greift die Nato Serbien<br />
an –ohne völkerrechtliches Mandat.<br />
2003<br />
•<br />
Die Nato führtden Kampfeinsatz gegen<br />
die Taliban in Afghanistan.<br />
2014<br />
•<br />
Nach der Annexion der Krim durch Russland<br />
rüstet die Nato in Osteuropa auf.<br />
2019<br />
•<br />
Die USA kündigen den INF-Vertrag über<br />
atomare Mittelstreckenraketen.<br />
USA<br />
70 Jahre Nato<br />
Gemeinheiten<br />
zum<br />
Geburtstag<br />
Einen Eklat gibt es beim<br />
Jubiläumstreffen des<br />
Militärbündnisses nicht. Doch<br />
Deutschland steht am Pranger<br />
VonKarlDoemens, Washington<br />
Der deutsche Außenminister<br />
Heiko Maas hat<br />
den Veranstaltungssaal<br />
schon verlassen, als ihm<br />
unerwartet eine prominente Amerikanerin<br />
zur Seite springt. „Ich will<br />
auch, dass unsere Verbündeten<br />
mehr tun“, sagt Madeleine Albright,<br />
die unter US-Präsident Bill Clinton<br />
als erste Frau das State Department<br />
leitete:„Aber innerhalb einer Familie<br />
finde ich es effektiver zu überzeugen<br />
statt sich zu beschimpfen.“ Schließlich,<br />
erinnert die 81-Jährige, sei die<br />
Nato doch ein Bündnis,das gemeinsame<br />
Werteteile.<br />
Beim Washingtoner Außenministertreffen<br />
zum 70. Geburtstag der Allianz<br />
kann man das schon einmal<br />
vergessen. Zwar versammeln sich<br />
die 29 Top-Diplomaten zum freundlichen<br />
Gruppenfoto am Gründungsort<br />
im neoklassizistischen Andrew<br />
Mellon Auditorium, und manche<br />
von Pathos geschwängerte Festtagsrede<br />
wirdgehalten. Ausguten Gründen<br />
aber haben die Veranstalter eine<br />
pompöse Feier mit US-Präsident<br />
Donald Trump vermieden, der die<br />
Nato-Beistandsverpflichtung mehrfach<br />
in Zweifel gezogen hat und das<br />
Bündnis wie einen Privatclub mit<br />
hohen Zwangsbeiträgen betrachtet.<br />
Bewusst hält Nato-Generalsekretär<br />
Jens Stoltenbergseine große Rede im<br />
Kongress, der dem Bündnis mit minutenlangem,<br />
demonstrativem Applaus<br />
den Rücken stärkt.<br />
UnübersehbareRisse<br />
Gleichwohl sind die Risse unübersehbar,als<br />
sich die Minister am Donnerstag<br />
um den rundenTisch im LoyHenderson<br />
Room des State Departments<br />
versammeln. Die alphabetische Sitzordnung<br />
will es,dass Maas neben seinem<br />
griechischen Kollegen weit weg<br />
vonGeneralsekretär Jens Stoltenberg<br />
und US-Außenminister Mike Pompeo<br />
sitzt. „Jetzt ist nicht die Zeit für<br />
Ausreden, dass unsere Bürger keine<br />
Portugal<br />
Spanien<br />
1982<br />
höheren Verteidigungsausgaben unterstützen“,<br />
eröffnet Pompeo mahnend<br />
die Sitzung. Angesichts der Bedrohungen<br />
durch Russland, den Terrorismus<br />
und wachsende Unsicherheiten<br />
in vielen Regionen der Welt sei<br />
es eine Kernaufgabe jeder Regierung,<br />
„klarzumachen, weshalb wir diesen<br />
Gefahren begegnen müssen“. Das<br />
klingt wie eine Gardinenpredigt für<br />
die Bundesregierung, die von dem<br />
verabredeten Ziel, bis 2024 mindestens<br />
zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />
fürs Militär auszugeben,<br />
meilenweit entfernt ist. Immerhin<br />
nennt Pompeo die Übeltäter nicht<br />
beim Namen. US-Vizepräsident Mike<br />
Pence war am Vortag deutlich unfreundlicher<br />
gewesen. „Schlicht inakzeptabel“<br />
sei es, dass Deutschland<br />
das Zwei-Prozent-Ziel weit verfehle<br />
und selbst das Versprechen, bis 2024<br />
Belgien<br />
Frankreich<br />
Luxemburg<br />
Nato-Mitglieder<br />
Februar 2019<br />
Gründungsmitglieder<br />
Nato-Mitglieder mit Beitrittsjahr<br />
Zukünftige Nato-Mitglieder<br />
Bewerberländer<br />
Dänemark<br />
Ungarn<br />
1999<br />
Slowenien Bulgarien<br />
2004<br />
2004<br />
Bosnien und<br />
Herzegowina<br />
Kroatien<br />
Nordmazedonien<br />
2009<br />
Großbritannien<br />
Deutschland<br />
1955<br />
Italien<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: NATO, DPA<br />
Polen<br />
1999<br />
Tschechien<br />
1999<br />
Lettland<br />
2004<br />
Litauen<br />
2004<br />
Slowakei<br />
2004<br />
Analyse: Das ergab eine Online-Umfragedes<br />
Meinungsforschungsinstituts<br />
Yougov anlässlich<br />
des Nato-Jubiläums.<br />
Niederlande<br />
Montenegro<br />
2017<br />
Albanien<br />
2009<br />
Rumänien<br />
2004<br />
Griechenland<br />
1952<br />
mindestens 1,5 Prozent aufzuwenden,<br />
nicht erreiche,wetterte er bei einer<br />
Konferenz: „Wir können nicht die<br />
Verteidigung desWestens gewährleisten,<br />
wenn unsere Verbündeten von<br />
Russland abhängig werden.“ Daswar<br />
ein Seitenhieb gegen das Pipeline-<br />
Projekt Nord Stream 2, das die deutsche<br />
Wirtschaft „buchstäblich zu einem<br />
Gefangenen Russlands“ mache.<br />
Ähnlich massiv wie Deutschland<br />
steht nur die Türkei am Pranger, die<br />
ein umstrittenes russisches Raketenabwehrsystem<br />
gekauft hat, weshalb<br />
die USA die Auslieferung vonMaterial<br />
für F-35-Kampfjets stoppte.<br />
Die Erwiderung von Maas fällt<br />
notgedrungen schwach aus.Ein ums<br />
andere Mal versichert er, dass Berlin<br />
zu seinen Verpflichtungen stehe.Seit<br />
2014 habe man die Verteidigungsausgaben<br />
schon um 40 Prozent erhöht,<br />
und 2024 würden 1,5 Prozent<br />
erreicht, versichert er. Die Diskrepanz<br />
zu jenen 1,25 Prozent, die für<br />
2023 in der Projektion der Bundesregierung<br />
stehen, kann er nur nebulös<br />
erklären:„Ich weiß, unser Haushaltsverfahren<br />
ist für Außenstehende<br />
manchmal schwer zu verstehen.“<br />
Diplomatischer Hochseilakt<br />
In dieser angespannten Lage muss<br />
Nato-Generalsekretär Stoltenberg einendiplomatischen<br />
Hochseilakt vollbringen.<br />
Die Aufgabe meistert der<br />
Norweger mit Sensibilität und Besonnenheit.<br />
Zwar lobt er Trumpdemonstrativ<br />
für dessen Unterstützung der<br />
Nato.„Ich erwarte, dassVersprechen<br />
gehalten werden“, schreibt er den<br />
Deutschenins Stammbuch. Zugleich<br />
aber betont er,dass Berlin großeFortschritte<br />
mache und man den Beitrag<br />
zum Bündnis nicht allein finanziell<br />
messen dürfe. „Unsere Handlungen<br />
zeigen, dass wir starksind, aber manches<br />
Gerede stellt das infrage“, mahnt<br />
Stoltenberg. Das kann man als Seitenhieb<br />
gegen Trumpverstehen.<br />
Die Militärallianz ist in die Jahre<br />
gekommen, und manche Beschwörung<br />
der glorreichen Geschichte<br />
klingt an ihrem 70. Geburtstag merkwürdig<br />
hohl. So ist es wohl kein Zufall,<br />
dass Pompeo beim Festakt hoffnungsvoll<br />
auf die bevorstehende Erweiterung<br />
des Bündnisses verweist:<br />
Noch in diesem Jahr soll die Republik<br />
Nordmazedonien als 30. Mitglied aufgenommen<br />
werden. Deren Außenminister<br />
Nikola Dimitrov trägt in Washington<br />
ein starkes Plädoyerfür den<br />
Zusammenhalt der Allianz vor: „Wir<br />
wissen, dass es draußen kalt ist und<br />
man einsam ist“, sagt der Schriftstellersohn<br />
in perfektem Englisch: „Viele,<br />
die drinnen sind, scheinen das vergessen<br />
zu haben.“<br />
KarlDoemens<br />
spürte beim Nato-Treffen<br />
wenig Feierlaune.<br />
Ukraine<br />
Türkei<br />
1952<br />
UMFRAGE<br />
Rückhalt: Die Nato hat an Rückhalt verloren.<br />
Während 2017 noch mehr als<br />
zwei Drittel der Deutschen (68 Prozent)<br />
eine Mitgliedschaft Deutschlands<br />
befürworteten, sind es 2019<br />
nur noch 54 Prozent. Ähnlich hat<br />
sich der Rückhalt in Großbritannien,<br />
Frankreich, Dänemark und Norwegen verringert.<br />
Der Großteil der befragten Europäer<br />
unterstützt das Bündnis weiterhin.<br />
Militärischer Beistand<br />
„Sind Sie im Falle eines Angriffs von<br />
Russland auf Polen bereit, den Nato-Partner<br />
militärisch zu verteidigen?“<br />
Anteile in Prozent, März 2019<br />
Dänemark<br />
Meinungen zur Nato<br />
„Unterstützen Sie die Mitgliedschaft Ihres<br />
Landes in der Nato oder lehnen Sie sie ab?“<br />
Anteile in Prozent<br />
starke Unterstützung<br />
eher Unterstützung<br />
neutral<br />
eher Ablehnung<br />
starkeAblehnung<br />
weiß nicht<br />
Deutschland<br />
USA<br />
Großbritannien<br />
Frankreich<br />
Dänemark<br />
wäre bereit<br />
wäre nichtbereit<br />
weiß nicht<br />
Großbritannien<br />
USA<br />
Deutschland<br />
Frankreich<br />
Georgien<br />
58 13 29<br />
52 17 31<br />
51 12 37<br />
42 32 26<br />
40 27 33<br />
BLZ/HECHER; QUELLE:YOU GOV<br />
22 32 20 8 5 14<br />
27 17 18 63 29<br />
25 34 14 11<br />
25<br />
9 30 27 7 8 20<br />
32 38 11 32 15<br />
Umfrage unter 1008 bis 2034 Personen<br />
(je Land verschieden), 13.-27.3.2019<br />
rundungsbedingte Differenzen<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: YOU GOV, DPA<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute belaufen sich die Temperaturen auf maximal 18 bis 22Grad. Dazu<br />
kommt zuweilen die Sonne heraus. Sehr vereinzelt treten Schauer auf.<br />
Der Wind weht schwach bis mäßig aus südöstlichen Richtungen. In der<br />
Nacht ist es überwiegend wechselnd bewölkt. Ab und zu gibt es Regenschauer,<br />
und die Tiefstwerte sinken auf 10 bis 6Grad.<br />
Biowetter: Witterungsbedingt werden<br />
Kopfweh und Migräneattacken<br />
verstärkt. Wetterfühlige Menschen<br />
neigen daher häufig zu Beschwerden.<br />
Auch Schwindelgefühle können 8°/19°<br />
Wittenberge<br />
das Wohlbefinden beeinträchtigen.<br />
Pollenflug: Weiden- und Pappelpollen<br />
fliegen mäßig bis stark. Die Konzentration<br />
von Birken-, Ulmen-,<br />
Eschen- und Hainbuchenpollen istschwach<br />
bis mäßig.<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 20Grad.<br />
Wind: schwach aus Südost.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
6°/18° 10°/20°<br />
Luckenwalde<br />
5°/19°<br />
Sonnabend<br />
Sonntag<br />
Montag<br />
sonnig heiter wolkig<br />
10°/20° 9°/19° 7°/14°<br />
Prenzlau<br />
9°/20°<br />
Cottbus<br />
8°/21°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
9°/22°<br />
Mitteleuropa befindet sich im Übergangsbereich von milder Luft im Nordosten<br />
und kühler Luft im Südwesten. Im Kreisverkehr ziehen Regenbänder gegen den<br />
Uhrzeigersinn um Tiefdruckzentren über Nordwesteuropa und der Biskaya. Dabei<br />
regnet es von den Britischen Inseln bis zum südlichen Mittelmeerraum örtlich<br />
heftig. Über Nordskandinavien breitet sich ein Hochdruckgebiet aus.<br />
Sylt<br />
6°/12°<br />
Hannover<br />
6°/12°<br />
Köln<br />
5°/13°<br />
Saarbrücken<br />
1°/13°<br />
Konstanz<br />
1°/10°<br />
Hamburg<br />
7°/18°<br />
Erfurt<br />
7°/13°<br />
Frankfurt/Main<br />
6°/11°<br />
Stuttgart<br />
4°/11°<br />
Rostock<br />
9°/20°<br />
Magdeburg<br />
7°/14°<br />
Nürnberg<br />
4°/13°<br />
München<br />
5°/10°<br />
Rügen<br />
9°/17°<br />
Dresden<br />
8°/18°<br />
Deutschland: Heute sorgen viele<br />
Wolken für wenig Sonnenschein und<br />
lokalen Nieselregen oder Regen.<br />
Dabei werden im Tagesverlauf 10 bis<br />
22 Grad erreicht, nachts kühlt es<br />
dann auf 10bis 2Grad ab. Der Wind<br />
weht schwach aus Südost. Morgen<br />
scheint immer wieder die Sonne,<br />
doch teilweise ziehen Wolken vorüber.<br />
Die Temperaturen erreichen<br />
Wertevon 11 bis 20Grad, und der<br />
Wind weht schwach aus Ost.<br />
Schneehöhen:<br />
Thüringer Wald 0cm<br />
Harz 0cm<br />
Erzgebirge 0cm<br />
Bayerische Alpen bis 400 cm<br />
Mondphasen: 05.04. 12.04. 19.04. 26.04.<br />
Sonnenaufgang: 06:32 Uhr Sonnenuntergang: 19:47 Uhr Mondaufgang: 07:07 Uhr Monduntergang: 19:48 Uhr<br />
Lissabon<br />
14°<br />
Las Palmas<br />
22°<br />
Madrid<br />
11°<br />
Reykjavik<br />
7°<br />
Dublin<br />
10°<br />
London<br />
14°<br />
Paris<br />
14°<br />
Bordeaux<br />
13°<br />
Palma<br />
18°<br />
Algier<br />
18°<br />
Nizza<br />
18°<br />
Trondheim<br />
10°<br />
Oslo<br />
9°<br />
Stockholm<br />
12°<br />
Kopenhagen<br />
13°<br />
Berlin<br />
20°<br />
Mailand<br />
17°<br />
Tunis<br />
16°<br />
Rom<br />
17°<br />
Warschau<br />
18°<br />
Wien<br />
16° Budapest<br />
17°<br />
Palermo<br />
18°<br />
Kiruna<br />
-1°<br />
Oulu<br />
3°<br />
Dubrovnik<br />
15°<br />
Athen<br />
17°<br />
St. Petersburg<br />
11°<br />
Wilna<br />
14°<br />
Kiew<br />
13°<br />
Odessa<br />
11°<br />
Varna<br />
12°<br />
Istanbul<br />
17°<br />
Iraklio<br />
21°<br />
Archangelsk<br />
1°<br />
Moskau<br />
6°<br />
Ankara<br />
17°<br />
Antalya<br />
20°<br />
Acapulco 34° sonnig<br />
Bali 32° Gewitter<br />
Bangkok 38° heiter<br />
Barbados 27° heiter<br />
Buenos Aires 23° heiter<br />
Casablanca 14° Schauer<br />
Chicago 17° bewölkt<br />
Dakar 27° heiter<br />
Dubai 33° wolkig<br />
Hongkong 29° heiter<br />
Jerusalem 16° wolkig<br />
Johannesburg 20° Schauer<br />
Kairo 24° heiter<br />
Kapstadt 20° sonnig<br />
Los Angeles 17° wolkig<br />
Manila 35° heiter<br />
Miami 30° Gewitter<br />
Nairobi 32° wolkig<br />
Neu Delhi 41° heiter<br />
New York 10° Regen<br />
Peking 21° wolkig<br />
Perth 26° sonnig<br />
Phuket 35° Gewitter<br />
Rio de Janeiro 36° heiter<br />
San Francisco 14° Regen<br />
Santo Domingo 30° heiter<br />
Seychellen 30° heiter<br />
Singapur 34° wolkig<br />
Sydney 23° Schauer<br />
Tokio 22° wolkig<br />
Toronto 8° Regen
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 3 *<br />
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Seite 3<br />
Familiäres Umfeld<br />
Der Rasen ist sauber gestutzt, aber der innere Frieden ist dahin. Blick über die Havel auf das Grundstück des Vereins Wander-Paddler Havel<br />
BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
Die Havel ist ein langer, ruhiger<br />
Fluss. Keine Majestät, eher eine<br />
Matrone. Gemächlich bahnt sie<br />
sich in weiten Schleifen ihren<br />
Wegdurch Brandenburg, streift Berlin an seinem<br />
Rand und trägt gütig jede hitzige Regung<br />
auf ihren kleinen Wellen davon. Es<br />
muss viel zusammenkommen, damit sich<br />
Menschen an ihrem Ufer empören und zerstreiten<br />
und am Ende kaum noch miteinander<br />
reden. Noch dazu Menschen, die sich eigentlich<br />
nur am Fluss erfreuen wollen.<br />
Der31. August 2018 ist so ein Tag, an dem<br />
in Heiligensee die Emotionen so hoch schlagen<br />
wie die Havelwohl zuletzt beim legendärenTornado,der<br />
2012 in der Gegend wütete.<br />
Es gibt ein Protokoll von diesem Abend im<br />
Vereinsheim der Wander-Paddler Havel, eingetragenerVerein,<br />
gegründet 1925. Es ist eine<br />
schmucklose Baracke aus der Nachkriegszeit.<br />
Vonder Straße trennt sie ein Gitterzaun,<br />
vomFluss ein sorgsam gestutzter Rasen. Auf<br />
der Vereinshomepage sind Bilder von einfach<br />
eingerichteten Räumen zu sehen. Die<br />
Wander-Paddler scheinen hier nicht mehr<br />
Zeit zu verbringen als nötig. Der Vereinszweck<br />
ist ja auch der Kanusport, nicht das<br />
gemütliche Beisammensein – obwohl das<br />
den Wander-Paddlernvielleicht gut täte.<br />
An diesem lauen Freitagabend aber sind<br />
66 Vereinsmitglieder zur Mitgliederversammlung<br />
gekommen. Der Vorsitzende<br />
Aleksander Dzembritzki begrüßt sie. LängereHöflichkeiten<br />
verzeichnet das Protokoll<br />
nicht. Stattdessen hebt Dzembritzki zu einem<br />
eindringlichen Appell an. „Aleks<br />
möchte auf drei Punkte eingehen, die die<br />
weitere Tagesordnung erklären werden: Kameradschaft,<br />
Verantwortung und Persönliches“,<br />
so notiertdie Protokollantin.<br />
DerRetter vonder Rütli-Schule<br />
Was folgt, gleicht einer Abrechnung des 1.<br />
Vorsitzenden mit Teilen der Mitgliederschaft.<br />
„Wann gab es Lob für die Arbeit des<br />
Vorstandes?“, fragt Dzembritzki. Er verweist<br />
auf gestiegene Mitgliederzahlen und sportliche<br />
Erfolge. Einzelne Mitglieder suchten<br />
aber nur nach Fehlern. Es fehle an Kameradschaft.<br />
Im Verein sei „kein ordentlicher Prozess<br />
erkennbar“. Deshalb und aus weiteren<br />
Gründen –die in diesem Artikel noch zu erläutern<br />
sind –werde er auch nicht von seinem<br />
Amt zurücktreten, obwohl er das eigentlich<br />
müsse,weil er sich in einem Interessenkonflikt<br />
befinde.<br />
Aleksander Dzembritzki ist nämlich nicht<br />
nur 1. Vorsitzender der Wander-Paddler Havel.<br />
Der50-Jährige ist seit vorigem Jahr auch<br />
Sport-Staatssekretär und damit einer der<br />
einflussreichsten Sportpolitiker der Stadt. Im<br />
eigenen Verein jedoch ist Dzembritzki an<br />
Grenzen gestoßen. An diesem Sonnabend<br />
tagt erneut die Mitgliederversammlung. Er<br />
freue sich darauf, sagt er der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
DenVorsitz werdeernun aber definitiv<br />
niederlegen, wegen des Interessenkonflikts.<br />
Man darf davon ausgehen, dass ihm das<br />
nach langen Querelen nicht allzu schwer fallen<br />
wird. Dzembritzkis interne Gegner wollen<br />
sich nicht zitieren lassen. AusProtokollen<br />
WieBerlins heutiger Sport-Staatssekretär<br />
und seine Söhne den Vorstand eines <strong>Berliner</strong> Kanu-Klubs übernahmen –<br />
und an Vereinsmeiern und wohl auch an den Tücken der Buchführung<br />
scheiterten. Eine ernste Posse aus Heiligensee<br />
VonFrederik Bombosch<br />
und anderen Dokumenten, die der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> vorliegen, lässt sich dennoch ein Sittengemälde<br />
dieser kleinen, zerstrittenen<br />
Paddler-Gemeinschaft zeichnen.<br />
Im Mai 2015 übernahm Dzembritzki den<br />
Vorsitz des Vereins –auf Drängen aus der<br />
Mitgliederschaft, wie es in einem Protokoll<br />
heißt. Die Wander-Paddler waren zu dieser<br />
Zeit in einer schlechten Verfassung. Es habe<br />
im Verein immer eine „Holzkopffraktion“ gegeben,<br />
sagt jemand mit Einblick in die Interna.<br />
Das ist die böse Bezeichnung für ältere,<br />
verdiente Mitglieder. Einige von ihnen<br />
gehörten auf Lebenszeit zu den Bürgen, die<br />
laut Satzung den Vorstand kontrollieren sollen.<br />
Gerade war wieder ein Vorstand mit seinen<br />
Versuchen gescheitert, den Verein unter<br />
dieser strengen Aufsicht zu führen, fast hätte<br />
das Amtsgericht einen neuen eingesetzt.<br />
In dieser Situation schien einer wie<br />
Dzembritzki genau der Richtige zu sein. Seinerzeit<br />
arbeitete er als Seminarleiter für die<br />
Bildungsverwaltung. Der Öffentlichkeit war<br />
der Grund- und Hauptschullehrer aber bekannt<br />
geworden, als er 2006 die Leitung der<br />
Neuköllner Rütli-Schule übernahm. Nach<br />
der Kapitulation der früheren Schulleiterin<br />
schuf Dzembritzki die Grundlagen dafür,<br />
dass die Brennpunktschule heute als ordentliche<br />
Bildungsstätte gilt. Ein zupackender<br />
Typ, voller Tatendrang. Obendrein engagierte<br />
er sich in der Reinickendorfer SPD,<br />
was für einen Sportverein im Bezirk sicherlich<br />
keinen Nachteil bedeutet.<br />
Dzembritzki hielt, was sich viele von ihm<br />
versprachen. Er brachte seine beiden Söhne<br />
mit, die auch gleich Vorstandsposten übernahmen.<br />
Das Vereinsleben bekam neuen<br />
Schwung, die Mitgliederzahl verdoppelte<br />
sich auf rund 170, auch etliche Jugendliche<br />
traten den Wander-Paddlernbei.<br />
Dazu trug bei, dass Dzembritzki früh einen<br />
neuen Trend erkannte: das Stehpaddeln,<br />
neudeutsch Stand-up-Paddling. Man steht<br />
dabei auf einem Surfbrett und bewegt sich<br />
mithilfe eines Stechpaddels fort. Das sieht<br />
lässig aus, trainiert den Gleichgewichtssinn<br />
und ist damit angeblich auch eine gute Ergänzung<br />
zum klassischen Kanufahren. Die<br />
Wander-Paddler waren der erste <strong>Berliner</strong><br />
Sportverein, der Stehpaddeln anbot. Und<br />
weil Dzembritzki offenbar auch etwas von<br />
Vermarktung versteht, warb er für die Idee<br />
zwei Auszeichnungen ein, deren Logos seither<br />
das Briefpapier und die Homepage des<br />
Vereins schmücken.<br />
So vergingen die ersten zwei Jahre von<br />
Dzembritzkis Präsidentschaft, und auch<br />
manche seiner heutigen Gegner freuten sich,<br />
wie sich ihrVerein entwickelte.Schließlich ist<br />
es immer weniger selbstverständlich, dass<br />
sich ehrenamtliche Vorsitzende mit ganzer<br />
Kraft in ihrem Verein engagieren. In den <strong>Berliner</strong><br />
Kanuvereinen seien weniger als 70 Prozent<br />
der Vorstandsämter überhaupt besetzt,<br />
sagt Wolfgang Grothaus, der Präsident des<br />
„Meine Arbeit für den<br />
Verein war immer<br />
ehrenamtlich. Ich habe<br />
mich zu keiner Zeit<br />
persönlich bereichert.“<br />
Aleksander Dzembritzki, 1. Vorsitzender der<br />
Wander-Paddler Havel und seit vorigem Jahr<br />
auch Staatssekretär für Sport, in einer Mail<br />
an die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Landes-Kanu-Verbands Berlin. „Wir haben<br />
ein akutes Problem beim Funktionärsnachwuchs.“<br />
FriedhardTeuffel, Direktor des Landessportbunds<br />
Berlin, bestätigt das. Für<br />
klassische Vorstandsjobs fänden gerade kleinereVereine<br />
nur schwer Kandidaten.<br />
Dzembritzki aber machte weiter, scheinbar<br />
unermüdlich. Und möglicherweise<br />
merkte er in seinem Schwung zunächst gar<br />
nicht, dass im Verein eine Kluft wuchs. Aus<br />
Misstrauen wurde offener Streit. Blättertman<br />
in den Protokollen, dann findet man einen<br />
bunten Strauß an Konflikten. Arroganz wird<br />
Dzembritzki vorgeworfen. Mangelndes Engagement<br />
vieler Mitglieder beklagt er. Dawird<br />
festgestellt, dass ein neu angeschafftes Motorboot<br />
sich im verkrauteten Uferbereich nicht<br />
verwenden lasse. Dawird sich empört, ein<br />
aufblasbares Wasserpolo-Feld vergammle im<br />
Regen –worauf der Vorstand erwidert, man<br />
könne es doch wegräumen. Der Vorstand<br />
schlägt eine neue Satzungvor,einige Mitglieder<br />
fechten sie hinterher vordem Amtsgericht<br />
an –wegen zweier bedenkenswerter Formfehler.<br />
ImGespräch kritisieren sie aber auch<br />
Neuformulierungen, die exakt den Vorgaben<br />
desBürgerlichen Gesetzbuchs entsprechen.<br />
Die Nutzung der Wohnwagen ist ein wiederkehrendes<br />
Thema –18Stück lassen sich<br />
von der Straße aus auf dem Vereinsgelände<br />
erkennen, es sieht aus wie ein kleiner Campingplatz.<br />
Offiziell stehen sie als Unterkünfte<br />
für Sportler da. Inoffiziell treiben manche<br />
der Bewohner wohl eher unregelmäßig<br />
Sport, genießen die schönen Tage am Fluss<br />
und ärgernsichüber Ruhestörungen. Immer<br />
wieder ist die Rede davon, dass sich die„älterenMitglieder“<br />
missachtet fühlten.<br />
Zu diesem Gefühl trägt wohl wesentlich<br />
bei, dass immer öfter größere Gruppen von<br />
Jugendlichen auf das Gelände kommen.Der<br />
älteste Sohn des 1. Vorsitzenden ist nicht nur<br />
Vorstandsmitglied, sondernauch Inhaber einer<br />
Agentur,die Wandertage organisiert. Das<br />
macht eroffenbar nicht schlecht, jedenfalls<br />
nutzen viele Schulen das Angebot. Mitunter<br />
waren 16Schulklassen in einer Woche auf<br />
dem Gelände der Wander-Paddler, sogeht<br />
aus einem Schreiben von 2017 hervor. Zehn<br />
Euro für drei Stunden kostet nach Angaben<br />
auf der damaligen Homepage der Stehpaddelkurs.<br />
Viel Geldist das nicht, aber mitunter<br />
dürfte es sich geläpperthaben.<br />
Darf ein gemeinnütziger Verein sein Gelände<br />
einem privaten Anbieter zur Verfügung<br />
stellen? Ja, das darf er, versichert Lars<br />
Leuschner, Juraprofessor mit Spezialisierung<br />
auf dasVereinsrecht an der Universität Osnabrück.<br />
„Voraussetzung ist, dass ein Entgelt<br />
erhoben wird, das dem gemeinnützigen<br />
Zweck zugutekommt!“ Und tat es das, und<br />
sei es abzüglich einer Aufwandspauschale<br />
für den Veranstalter? Tja.<br />
„Ich sage meinen Mandanten immer:Ein<br />
Verein ist wie eine kleine Firma. Er braucht<br />
eine ordentliche Buchhaltung, und er muss<br />
wirtschaftlich sein“, erklärt Rechtsanwältin<br />
Christiane Paetsch-Friese, eine der wenigen<br />
Vereinsrechtlerinnen in Berlin. Buchhaltung<br />
ist aber nicht das, was Sportler am liebsten<br />
machen. Undsie ist offenbar auch nicht die<br />
starke Seite der Wander-Paddler und der<br />
Dzembritzkis. Auszug aus einem Revisionsbericht<br />
aus dem vorigen Jahr:Für die Zusammenarbeit<br />
mit derWandertags-Agentur gebe<br />
es keinenVertrag.Teilnehmerlisten seien von<br />
den Lehrernnicht gegengezeichnet worden.<br />
Die Grundlage für die auf das Vereinskonto<br />
eingezahlten Summen sei nicht nachvollziehbar.<br />
Die sehr knappe Erwiderung des<br />
Vorstands auf die ausführliche Darlegung:<br />
„Es sind hier viele Sachen unabsichtlich undurchsichtig<br />
gelaufen.“ Dzembritzkis Sohn<br />
habe sich deshalb aus dem Verein zurückgezogen.<br />
Jemand, der dem jungen Mann wohlgesonnen<br />
ist, sagt, einige Wander-Paddler<br />
hätten ihn „regelrecht zerfleischt“.<br />
Mängel in den Büchern<br />
Bei einigen steckt allerdings eine ernste<br />
Sorge hinter ihrer Empörung über die Wandertags-Aktivitäten:<br />
der mögliche Verlust der<br />
Gemeinnützigkeit. Dieser hätte weitreichende<br />
Folgen, derVerein verlöreseine Steuerprivilegien,<br />
hätte keinen Anspruch mehr<br />
auf Zuschüsse.Aus der Luft gegriffen ist dieses<br />
Szenario nicht. Sowohl der Revisionsbericht<br />
wie auch ein Bericht der Kassenprüfer<br />
stellen Mängel in der Buchführung fest, mitunter<br />
seien Einnahmen mit Ausgaben verrechnet<br />
worden –ein Verstoß gegen das Saldierungsverbot.<br />
Den vom Vorstand beauftragten<br />
Steuerprüfer kritisieren sie,seine Abschlusserstellung<br />
sei mangelhaft.<br />
Ein ernsthaftes Risiko? Nein, zu keiner<br />
Zeit, meint Aleksander Dzembritzki. DieAktivitäten<br />
desVereins seien im Übrigen immer<br />
mit dem Kanu-Landesverband abgestimmt<br />
gewesen. Die drei Juristen, denen die <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> den Fall schildert, sehen die Vorgänge<br />
kritischer. Rechtsanwältin Paetsch-<br />
Friese weist aber auch darauf hin: „Es lässt<br />
sich vieles entschärfen im Dialog mit dem Finanzamt.“<br />
DieBehörde hätte normalerweise<br />
kein Interesse daran, den Verein kaputt zu<br />
machen.<br />
An diesem Sonnabend nun treffen sich<br />
die Vereinsmitglieder und entscheiden unter<br />
anderem darüber, obsie ihren Vorsitzenden<br />
Aleksander Dzembritzki entlasten. Die Kassenprüfer<br />
haben dazu keine Empfehlung<br />
ausgesprochen, die Mitglieder sollen entscheiden.<br />
Siewerden wohl auch darüber diskutieren,<br />
wie es so weit kommen konnte,<br />
dass ihre Vereinsinterna in der <strong>Zeitung</strong> stehen.<br />
Vielleicht unterbrechen sie ihreSitzung<br />
ja ab und an und gehen runter an die Havel.<br />
Wasser hatsoeineberuhigende Wirkung.<br />
Frederik Bombosch<br />
verwechselt nach dieser Recherche nie<br />
wieder Kajaks mit Kanadiern.
4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Spur in AfD-Spendenaffäre<br />
führtzuDuisburger Milliardär<br />
Im Fall der mysteriösen Spende zugunsten<br />
der AfD-Fraktionschefin<br />
Alice Weidel führtMedienberichten<br />
zufolge eine Spur in das Umfeld des<br />
aus Duisburgstammenden, in der<br />
Schweiz und London lebenden Immobilien-Milliardärs<br />
Henning<br />
Conle.Dies ergaben Recherchen von<br />
Süddeutscher <strong>Zeitung</strong>, NDR, WDR<br />
und dem Schweizer Tages-Anzeiger,<br />
die am Donnerstag veröffentlicht<br />
wurden. Einmit der Angelegenheit<br />
Vertrauter habe das „Umfeld“ des<br />
verschwiegenen Milliardärs als eigentlichen,<br />
bislang geheimen Spender<br />
bestätigt. Über die Züricher<br />
Pharmafirma PWS waren vorder<br />
Bundestagswahl 2017 rund 130 000<br />
Euro auf das Konto des AfD-Kreisverbands<br />
Bodenseekreis geflossen,<br />
dem Weidel angehört. (AFP)<br />
Bund und Kohleländer einig<br />
über Sofortprogramm<br />
DieBundesregierung und die Kohleländer<br />
haben sich auf ein Sofortprogramm<br />
für den Strukturwandel in<br />
den vomKohleausstieg betroffenen<br />
Regionen geeinigt. Mitdiesem ersten<br />
Schritt sollen 260 Millionen Euro in<br />
gut 100 Projekte in Sachsen, Sachsen-<br />
Anhalt, Brandenburgund Nordrhein-<br />
Westfalen investiertwerden, wie Bundesfinanzminister<br />
Olaf Scholz (SPD)<br />
am Donnerstag sagte.Esgehe zum<br />
Beispiel um technologische Entwicklung<br />
oder Gewerbeparks.Dies könne<br />
dazu beitragen, dass zukunftsfähige<br />
Jobs entstehen könnten. (dpa)<br />
Oppostionskandidat liegt in<br />
Istanbul bei Nachzählung vorn<br />
Präsident Erdogans AKP geht aus den<br />
Wahlen geschwächt hervor.<br />
DPA<br />
In der türkischen Millionenmetropole<br />
Istanbul liegt bei der Nachzählung<br />
vonStimmen aus der Kommunalwahl<br />
weiter die Opposition in<br />
Führung. DerBürgermeisterkandidat<br />
der Mitte-Links-Partei CHP,<br />
EkremImamoglu, sagte am Donnerstag,<br />
er führemit rund 19 500<br />
Stimmen vordem Kandidaten der islamisch-konservativen<br />
Regierungspartei<br />
AKP vonPräsident Recep<br />
Tayyip Erdogan, Ex-Ministerpräsident<br />
Binali Yildirim. (dpa)<br />
US-Kongress fordert<br />
Rückzug aus dem Jemen<br />
DerUS-Kongress hat Präsident Donald<br />
Trump zu einem Ende des militärischen<br />
Engagements der USA im<br />
Jemen-Krieg aufgefordert. DasRepräsentantenhaus<br />
in Washington<br />
verabschiedete am Donnerstag eine<br />
bereits vomSenat gebilligte Resolution,<br />
die vomPräsidenten verlangt,<br />
binnen 30 Tagen die beteiligten US-<br />
Streitkräfte aus dem Konflikt abzuziehen.<br />
(dpa)<br />
Mordanklage gegen<br />
Attentäter von Christchurch<br />
Demmutmaßlichen Attentäter von<br />
Christchurch soll wegen 50-fachen<br />
Mordes der Prozess gemacht werden.<br />
Knapp drei Wochen nach dem<br />
Anschlag auf zwei Moscheen gab<br />
Neuseelands Polizei am Donnerstag<br />
die Anklagepunkte gegen den 28<br />
Jahrealten Rechtsextremisten aus<br />
Australien bekannt. (dpa)<br />
Der Superstar:Mehr als 14 000 Menschen kamen am Donnerstagabend in die ausverkaufte Lanxess-Arena, um Ex-US-Präsident Barack Obama zuhören zu können. DPA/INKA ENGLISCH<br />
„Ein Tisch ist ein Tisch und kein Baum“<br />
Barack Obama sprach in Köln über Fake News und Regierende. An diesem Freitag kommt er nach Berlin<br />
VonPeter Berger<br />
Nein, nein, nein, ich habe<br />
ihn noch nicht gesehen“,<br />
ruft Cristián Gálvez um<br />
19.45 Uhr indie Menge<br />
und beschreibt kurz die Charakterzüge<br />
jenes Prominenten, den er wenig<br />
später interviewen wird. Barack<br />
Obama sei eine „herausragende Persönlichkeit<br />
auf den politischen Bühnen“,<br />
sagt der Kölner Betriebswirt<br />
und Wirtschaftspsychologe, der das<br />
Privileg hat, ihn in der mit 14 000 Zuhörern<br />
ausverkauften Lanxess-Arena<br />
befragen zu dürfen. Undlässt eine E-<br />
Mail vom 5.November 2008 auf die<br />
Videowand werfen, die allen in der<br />
Halle zeigt, wie nah er dem ehemaligen<br />
US-Präsidenten schon gekommen<br />
ist. Direkt nach seiner ersten<br />
Wahl in das höchste Staatsamt der<br />
USA schickt der mächtigste Mann der<br />
Welt an Gálvez folgenden Satz. „How<br />
we made this.“ Wie wir das gemacht<br />
haben.<br />
Das Publikum ist angefüttert.<br />
20.07 Uhr. Zwei graue Sessel werden<br />
auf die Bühne getragen. DerModerator<br />
fragt: „Ist jemand vielleicht wegen<br />
dieses Moments hierhergekommen?“<br />
DieHalle erhebt sich –und es<br />
ist tatsächlich ein erhebender Moment,<br />
gar keine Frage.Barack Obama<br />
erobertdie Herzen der Halle sofort.<br />
Michelle und er hätten erstmal<br />
lange geschlafen, als er das Amt verlassen<br />
habe, sagt er.„Wir haben entdeckt,<br />
werwir eigentlich wirklich waren.“<br />
Underhabe das erste Malnach<br />
Durchgefallen<br />
Die AfD-Politikerin Harder-Kühnel scheitert bei der Wahl zur Vizepräsidentin des Bundestags<br />
VonJan Sternberg<br />
Die AfD-Abgeordnete Mariana<br />
Harder-Kühnel ist auch im dritten<br />
Anlauf nicht zur Vizepräsidentin<br />
des Bundestages gewählt worden.<br />
Die 44-Jährige bekam am Donnerstag<br />
in geheimer Abstimmung nur<br />
199 Ja-Stimmen. 423 Abgeordnete<br />
votierten gegen sie, 43 enthielten<br />
sich. Entgegen den Gepflogenheiten<br />
des Parlaments ist damit die größte<br />
Oppositionspartei weiterhin nicht<br />
im Präsidium des Bundestages vertreten.<br />
Zu Beginn der Wahlperiode<br />
hatten Union, SPD, FDP, Grüne und<br />
Linkspartei bereits den AfD-Kandidaten<br />
Albrecht Glaser in drei Wahlgängen<br />
durchfallen lassen.<br />
In den vergangenen Tagen war<br />
die Wahl Harder-Kühnels auf den Vizeposten<br />
durchaus für möglich erachtet<br />
worden. „Das hält der Bundestag<br />
aus“, hatte FDP-Fraktionschef<br />
Christian Lindner gesagt. In der<br />
Union hieß es, man wolle der AfD<br />
keine Märtyrerpose gestatten. Mit<br />
diesem Hinweis soll vor allem der<br />
Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion,<br />
Ralph Brinkhaus, argumentiert haben.<br />
Nach außen hin inszeniert<br />
sich Harder-<br />
Kühnel als „Gemäßigte“.<br />
Sie polarisierte weniger<br />
als Glaser.Der erste Kandidat<br />
der AfD für das Präsidium<br />
war in drei Wahlgängen<br />
glatt durchgefallen.<br />
Er war vor allem wegen<br />
seiner Äußerungen<br />
zum Islam gescheitert.<br />
Glaser hatte den Muslimen<br />
in Deutschland das<br />
im Grundgesetz verbriefte<br />
Recht auf Religionsfreiheit<br />
abgesprochen, weil seiner Auffassung<br />
nach der Islam selbst keine Religionsfreiheit<br />
kennt. Harder-Kühnel<br />
bezeichnete die Religionsfreiheit dagegen<br />
öffentlich als „ein Grundrecht,<br />
das nicht entzogen werden kann“<br />
Mariana<br />
Harder-Kühnel, 44<br />
vielen Jahren wieder Kaffee kochen<br />
müssen. „Aber der hat furchtbar geschmeckt.“<br />
Im Kleiderschrank ging<br />
der Kampf mit dem Alltag weiter. Da<br />
habe er sich einen Platz für seine Klamotten<br />
zurückerobernmüssen.<br />
Dann ist aber Schluss mit den<br />
Anekdoten. Es wird ein ernsthaftes<br />
Gespräch. Obama spricht zunächst<br />
über seine Hilfsorganisation, die<br />
Obama-Foundation und seine Philosophie,<br />
dass es darum gehe, Menschen<br />
so zu stärken, dass sie ihr Leben<br />
selbst in die Hand nehmen können.<br />
Er wolle ein weltweites Netzwerk<br />
schaffen, das Ideen wie diese um den<br />
Globus trage.„Darüber werdeich mit<br />
meiner Freundin Angela Merkel am<br />
Freitag in Berlin sprechen.“<br />
Er sei sieben Jahrealt gewesen, als<br />
Martin Luther King einem Attentat<br />
zum Opfer fiel. In seiner Jugendzeit<br />
habe es in den USA leider keine soziale<br />
Bewegung gegeben, der er sich<br />
hätte anschließen können. VonMartin<br />
Luther King habe er gelernt, dass<br />
eine Führungspersönlichkeit zunächst<br />
einmal ein guter Zuhörer sein<br />
müsse. Inseinem ersten Präsidentschaftswahlkampf<br />
sei es für die vielen<br />
Helfer zunächst nur darum gegangen,<br />
den Menschen zuzuhören.<br />
Waserzuden heutigen Führungskräften<br />
sage, will der Moderator wissen.<br />
„Nun“, antwortet Obama, „jeder,<br />
der in den USA Präsident werden will,<br />
braucht ein gutes Ego.“Aber sich nur<br />
in seiner Eitelkeit zu sonnen, sei deutlich<br />
zu wenig. Es gehe nicht darum,<br />
was man persönlich sein wolle, sondern<br />
welche Projekte man habe und<br />
durchsetzen wolle.<br />
„Den Kampf gegen Klimaerwärmung kann man<br />
nicht alten Leuten überlassen, auch nicht mir.“<br />
Barack Obama in Köln.<br />
und kritisierte Glaser: „Er hat vielleicht<br />
zu wenig zwischen dem politischen<br />
Islam und dem einzelnen<br />
Gläubigen differenziert.“<br />
In Begegnungen mit den Fraktionen<br />
außer der Linken<br />
soll sie unauffällig gewirkt<br />
haben. Vor der<br />
Wahl kündigten aber immer<br />
mehr Abgeordnete<br />
an, Harder-Kühnel auf<br />
keinen Fall zu wählen.<br />
SPD-Generalsekretär<br />
Lars Klingbeil nannte<br />
DPA<br />
Brinkhaus’ Unterstützung<br />
einen „Schlag ins<br />
Gesicht für alle Demokraten,<br />
die im Plenum<br />
gegen Hass und Hetze<br />
der AfD kämpfen“. Der sächsische<br />
CDU-Abgeordnete Marco Wanderwitz<br />
nannte die AfD eine „offen demokratieverachtende,<br />
rechtsradikale<br />
Partei“ und kündigte an, auch<br />
eine „gemäßigte Mitläuferin“ nicht<br />
zu wählen.<br />
Und Obama erinnert daran, was<br />
Demokratie bedeutet. Als Chef einer<br />
Regierung in einer Demokratie<br />
müsse man die Verantwortung delegieren<br />
und den Menschen vertrauen,<br />
die sie übernehmen. „Wir haben in<br />
den acht Jahren unserer Regierung<br />
vielleicht Fehler gemacht, aber das<br />
waren dann ehrliche Fehler. Wir haben<br />
niemanden ins Gefängnis gebracht.“<br />
Es ist äußerst geschickt und diplomatisch,<br />
wie Obama über seinen<br />
Nachfolger im Amt spricht, ohne<br />
Trump beim Namen zu nennen.<br />
Denn es ist ein ungeschriebenes Gesetz<br />
in den USA, dass ein Ex-Präsident<br />
niemals seinen Nachfolger im<br />
Amt offen kritisiert. Man dürfe seine<br />
politischen Entscheidungen niemals<br />
davon abhängig machen, ob sie die<br />
eigene Wiederwahl gefährden. Verantwortung<br />
zu übernehmen bedeute<br />
auch, sich die Hände schmutzig zu<br />
machen.<br />
Und noch ein Seitenhieb auf<br />
Trump und die Fake News. Ineiner<br />
Demokratie sei es völlig normal, dass<br />
man über Positionen streite. Aber<br />
man könne nicht über die Fakten<br />
streiten. „Ein Tisch ist ein Tisch und<br />
kein Baum.“ In seiner Amtszeit habe<br />
Twitter für die Regierungsgeschäfte<br />
eines Präsidenten noch keine Bedeutung<br />
gehabt.<br />
Und dann spricht Barack über<br />
seine Frau: „Sie ist einzigartig, wunderschön,<br />
lustig, und sie kann tanzen.<br />
Wir kamen beide aus einfachen Verhältnissen.<br />
Wirwaren beide klug und<br />
konnten alles erreichen. Aber wir<br />
mussten uns das alles harterarbeiten.<br />
Undwir waren nicht berühmt, bevor<br />
wir 45 Jahre alt wurden. Wir sind<br />
durch alle Schwierigkeiten des Alltags<br />
gegangen.“<br />
Das ist der Moment, an dem klar<br />
wird, warum Obama in Deutschland<br />
so viele Sympathien entgegen gebracht<br />
werden. Alle, die sich das vor<br />
seinem Auftritt am frühen Abend<br />
noch nicht erklären können, als sie im<br />
strömenden Regen vor der Lanxess-<br />
Arena auf den Einlass warten, sind<br />
dem Phänomen Obama ein gutes<br />
Stück näher gekommen.<br />
Auch in der AfD-Fraktion selbst<br />
wurden Bedenken laut: MehrereAbgeordnete,die<br />
nicht genannt werden<br />
wollten, kündigten an, Harder-Kühnel<br />
nicht zu wählen. Sie sei in Wahrheit<br />
eine heimliche Vertreterin des<br />
rechtsnationalen „Flügels“ innerhalb<br />
der AfD.Zumindest habe sie aktiv<br />
die Unterstützung der Radikalen<br />
gesucht und sich von ihnen abhängig<br />
gemacht. Öffentlich hat Harder-<br />
Kühnel sich nie vom rechtsnationalen„Flügel“<br />
und dem Thüringer AfD-<br />
Landeschef BjörnHöcke distanziert.<br />
AfD-Fraktionsgeschäftsführer<br />
Bernd Baumann hatte angekündigt,<br />
die AfD werde jede Sitzungswoche<br />
einen neuen Kandidaten präsentieren.<br />
Dann müsse dafür „kostbare<br />
Parlamentszeit“ auf „Kosten anderer<br />
Sachthemen“ verwendet werden.<br />
Genau diesen Weg werde die AfD<br />
jetzt gehen, kündigte nun ein Sprecher<br />
Lüth an. Der SPD-Abgeordnete<br />
Karamba Diabytwitterte:„Wir lassen<br />
uns nicht erpressen.“ (mit AFP)<br />
Lehrer<br />
müssen helfen<br />
können<br />
BGH betont die Pflicht zur<br />
Ersten Hilfe im Unterricht<br />
Das Üben einer Herzdruckmassage gehörtzujedem<br />
Erste-Hilfe-Kurs.<br />
DPA<br />
Sören Z. stand kurzvor dem Abitur<br />
und hatte große Pläne. Bis zu jenem<br />
Nachmittag am 13. Januar 2013.<br />
Fünf Minuten nach Beginn des Aufwärmtrainings<br />
im Sportunterricht<br />
hört der 18-Jährige mit dem Laufen<br />
auf. Der Gymnasiast aus Wiesbaden<br />
hat Kopfschmerzen. Er sackt an der<br />
Wand zusammen, ist nicht mehr ansprechbar.Die<br />
Lehrerin alarmiertden<br />
Notarzt. Doch bis der kommt, vergeht<br />
wertvolle Zeit. Acht Minuten Bewusstlosigkeit<br />
ohne jegliche Laienreanimation,<br />
heißt es später im Klinikbericht.<br />
Der Schüler erleidet<br />
schwerste Hirnschäden durch Sauerstoffmangel<br />
und ist heute zu 100 Prozent<br />
schwerbehindert. Er muss rund<br />
um die Uhrbetreut werden.<br />
Hätte das Schicksal des Jungen<br />
verhindertwerden können? DerBundesgerichtshof<br />
(BGH) betont am<br />
Donnerstag die Pflicht eines Sportlehrers<br />
für rechtzeitige Erste Hilfe und<br />
hebt ein Urteil des Oberlandesgerichts<br />
Frankfurt amMain auf. (Az. III<br />
ZR 35/18) Die höchsten deutschen<br />
Zivilrichter eröffnen dem jungen<br />
Mann damit eine Chance auf<br />
Schmerzensgeld und Schadenersatz.<br />
Derinzwischen 24-Jährige hat das<br />
Land Hessen wegen unzureichender<br />
Erste-Hilfe-Maßnahmen verklagt. Er<br />
fordert mindestens 500 000 Euro<br />
Schmerzensgeld, gut 100 000 Euro für<br />
die Erstattung materieller Schäden,<br />
eine monatliche Mehrbedarfsrente<br />
von etwa 3000 Euro sowie die Feststellung,<br />
dass Hessen auch für künftige<br />
Kosten aufkommen soll.<br />
In den Vorinstanzen hatte seine<br />
Klage keinen Erfolg. Es sei nicht sicher,<br />
obmögliche Fehler der Lehrer<br />
bei der Ersten Hilfe sich kausal auf<br />
den Gesundheitszustand des Klägers<br />
ausgewirkt hätten. Auf ein Gutachten<br />
wurde verzichtet. Dasfordertder<br />
BGH nun für den neuen Prozess ein.<br />
Das OLG muss in neuer Verhandlung<br />
mit Hilfe eines Gutachters klären,<br />
ob eine Amtspflichtverletzung<br />
ursächlich für die Behinderung war.<br />
Nur wenn ein Zusammenhang zwischen<br />
unterlassener Reanimation<br />
und der Behinderung bewiesen wird,<br />
hat Sören Z. Anspruch auf Schadenersatz<br />
und Schmerzensgeld.<br />
Dass nicht alles gut lief, wird bei<br />
der BGH-Verhandlung deutlich. Von<br />
einer „Verkettung unglücklicher Umstände“<br />
spricht die Anwältin des hessischen<br />
Kultusministeriums. Grobe<br />
Fahrlässigkeit weist sie zurück –und<br />
auch, dass acht Minuten nichts passiertsei.<br />
Sören Z. wurde in die stabile<br />
Seitenlage gebracht, der Puls gefühlt.<br />
Doch ob der Schüler noch atmet,<br />
wurde nicht kontrolliert. Es gibt weder<br />
eine Mund-zu-Mund-Beatmung<br />
noch eine Herzdruckmassage.<br />
DerVater, selbst lange Betriebssanitäter,versteht<br />
nicht, wie das passieren<br />
konnte.„Man kann nichts falsch<br />
machen bei einer Wiederbelebung.“<br />
Das betont auch der Bundesarzt des<br />
Deutschen Roten Kreuzes, Peter Sefrin.<br />
AusFurcht werdeinvielen Fällen<br />
nichts getan, bis der Notarzt kommt.<br />
Dabei, so sagt der Mediziner, sei es<br />
das einzig Falsche,nichts zu tun.<br />
DerVater des Jungen hofft nun auf<br />
ein OLG-Urteil zugunsten seines Sohnes:<br />
Der erneute Prozess werde psychisch<br />
noch einmal belastend. Doch,<br />
so sagte er nach dem Urteil in Karlsruhe:„Wir<br />
sind guter Dinge.“ (dpa)
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6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />
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Produktion<br />
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VonJochen Knoblach<br />
ImLichtenberger Kaskelkietz nördlich<br />
des S-Bahnhofs Rummelsburg<br />
überragt der rote Backsteinturm so<br />
ziemlich alles.Nur die nahe gelegene<br />
Erlöserkirche ist noch höher. Der sogenannte<br />
Schrotkugelturm bringt es<br />
auf 38 Meter. Niedriger durfte der<br />
Turm nicht sein, sollte er seinen<br />
Zweck erfüllen. Denn der 1908 durch<br />
die Nürnberger Firma Juhl &Söhne<br />
errichtete Bau diente tatsächlich der<br />
Herstellung vonSchrotkugeln.<br />
Oben im Turm wurde Blei geschmolzen.<br />
Arbeiter schöpften dann<br />
das flüssige Metall in ein Lochsieb,<br />
von dem aus das Blei in das Turminnere<br />
tropfte und während des Flugs<br />
zu kleinen Kugeln erstarrte, die<br />
schließlich im Fuß des Turms inein<br />
Wasserbecken fielen und dort abkühlten.<br />
Es soll sich um perfekt gerundete<br />
Schrotkugeln gehandelt haben,<br />
deren besondereTreffsicherheit<br />
unter Jägernlegendär war,heißt es.In<br />
besten Zeiten sollen in der heutigen<br />
Nöldnerstraße 16 bis zu vier Tonnen<br />
Blei am Tagverarbeitet worden sein,<br />
sagt Michael Voigtländer, der den<br />
Turm vonZeit zu Zeit für interessierte<br />
Besucher öffnet. DerOfen, in dem die<br />
Bleiplatten geschmolzen wurden,<br />
steht noch immer oben im Turm.Sogar<br />
eine Kelle,mit der die Arbeiter das<br />
flüssige Blei in das Sieb schöpften, hat<br />
überlebt, wenngleich ohne Stiel.<br />
Nahtlos ausVictoriastadt<br />
Der große Vorteil der Kugelproduktion<br />
im freien Fall war das nahtlose<br />
Endprodukt. Denn im zuvor angewandten<br />
Gussverfahren mussten die<br />
Schrotkugeln anschließend entgratet<br />
werden. DasVerfahren wurde Anfang<br />
des 19. Jahrhunderts in England erfunden<br />
und in Rummelsburg verfeinert.<br />
Denn hier hatte man zusätzlich<br />
noch ein Fallrohr von gut einem halben<br />
Meter Durchmesser in das Turminnere<br />
montiert, durch das die Kugeln<br />
bis nach unten fielen. So war deren<br />
Flug seitenwindunabhängig.<br />
Denn wegen der Kühlung hatten die<br />
Turmfenster keine Scheiben.<br />
Dass das englische Herstellungsverfahren<br />
ausgerechnet in den Kaskelkietz<br />
kam, ist kein Zufall. DieRummelsburger<br />
Woll- und Plüschwarenfabrikanten<br />
Anton und Albert Lehmann,<br />
die das Gelände 1871<br />
zusammen mit dem Fabrikbesitzer<br />
Albert Protzen kauften und parzellierten,<br />
umWohnungen für die Arbeiter<br />
der in Rummelsburg und Friedrichsfelde<br />
entstehenden Fabriken<br />
entstehen zu lassen, hatten eine enge<br />
Verbindung zum Vereinigten Königreich<br />
unter seiner Regentin Königin<br />
Victoria. Daher stammt auch der<br />
Name Victoriastadt für den Kietz. Es<br />
ist einmalig in der <strong>Berliner</strong> Baugeschichte,<br />
dass ein Stadtviertel nach<br />
einer ausländischen Monarchin benannt<br />
wurde.<br />
Dort wurden 1939 die letzten<br />
Schrotkugeln gefertigt. Zu DDR-Zeiten<br />
gehörte der Schrotkugelturm, der<br />
heute der letzte seiner Art inBerlin<br />
und Brandenburg ist, zum Weißenseer<br />
VEB Druckguß und Formbau,<br />
der in Rummelsburg eine Lehrwerkstatt<br />
unterhielt. Seit 1994 steht der<br />
Turm unter Denkmalschutz.<br />
Seit 80 Jahren außer Betrieb: der Rummelsburger<br />
Schrotkugelturm. IMAGO IMAGES/BERGER<br />
Diese Schäden entstehen<br />
Die Attacken führten zu<br />
wirtschaftlichen Schäden<br />
durch ...<br />
Kosten für Aufklärung und<br />
Datenwiederherstellung<br />
Organisierte<br />
Kriminalität<br />
Imageschaden bei Kunden oder Lieferanten<br />
Umsatzeinbußen durch nachgemachte Produkte<br />
Ehemalige<br />
bzw.<br />
derzeitige<br />
Mitarbeiter<br />
Privatpersonen/<br />
Hobby-Hacker<br />
Ausländischer<br />
Nachrichtendienst<br />
Unbekannte Täter/<br />
Weiß nicht/<br />
keine Angabe<br />
Sonstiges<br />
Erpressung mit gestohlenen Daten<br />
Datenschutzrechtliche Maßnahmen<br />
(z.B. Information von Kunden)<br />
Kosten für Rechtsstreitigkeiten<br />
59%<br />
Unterbrechung des Betriebsablaufs/der<br />
Produktion<br />
Reputationsschaden<br />
14%<br />
Diebstahl von Kunden-/<br />
Kreditkartendaten<br />
11%<br />
43%<br />
Diebstahl unternehmenseigener<br />
Daten/Betriebsgeheimnisse<br />
8%<br />
Zahlung von Lösegeld<br />
3%<br />
Zahlung von Geldbußen/Strafen<br />
2%<br />
sonstige finanzielle Schäden<br />
5%<br />
Wer hinter den<br />
Angriffen steckt<br />
Von welchem Täterkreis gingen<br />
diese Handlungen (vermutlich)<br />
in den letzten zwei Jahren aus?<br />
63%<br />
Kunden, Lieferanten,<br />
externe<br />
Dienstleister,<br />
Wettbewerber<br />
48%<br />
29%<br />
11%<br />
4%<br />
17%<br />
0,6<br />
0,3<br />
1,4<br />
So viel kosten Cyberattacken<br />
in den Jahren 2017 und 2018, Schäden in Milliarden Euro<br />
3,7<br />
8,8 8,5<br />
3,7<br />
Gesamt<br />
43,4<br />
In Milliarden Euro<br />
4,0<br />
5,7<br />
Patentrechtsverletzungen<br />
6,7<br />
Ausfall, Diebstahl oder Schädigung von<br />
Informations- und Produktionssystemen<br />
oder Betriebsabläufen<br />
Kosten für Ermittlungen und Ersatzmaßnahmen<br />
Umsatzeinbußen durch Verlust von Wettbewerbsvorteilen<br />
„Firmendaten stehen im<br />
Darknet zum Verkauf“<br />
Cybersecurity-Experte Oliver Falkenthal über<br />
toxische Online-Bewerbungen und Hotlines der Erpresser<br />
Digitalisierung ist in derWirtschaft<br />
längst kein Schlagwort mehr,<br />
sondernimmer mehr Alltag. Zugleich<br />
steigt aber auch die Zahl<br />
vonCyberangriffen. Laut Digitalverband Bitkom<br />
entstand der hiesigen Industrie allein<br />
2017 und 2018 durch Sabotage, Datendiebstahl<br />
und Spionage ein Gesamtschaden von<br />
43,4 Milliarden Euro.Vor allem mittelständische<br />
Firmen gelten als leichte Angriffsziele.<br />
Wir fragten nach bei Oliver Falkenthal. Der<br />
46-Jährige leitet den Bereich IT-Sicherheit<br />
bei dem <strong>Berliner</strong> IT-Dienstleister CCVossel.<br />
Herr Falkenthal, werden Sieauch vonFirmen<br />
beauftragt, sich in deren IT-System zu hacken?<br />
Ja, das gehört dazu, wenn Sicherheitslücken<br />
aufgespürtwerden sollen.<br />
Wiehoch ist IhreErfolgsquote?<br />
Ziemlich hoch. 70 bis 80 Prozent, würde<br />
ich sagen. Das heißt, wir finden eine offene<br />
Tür,die uns in das System hineinlässt. Damit<br />
haben wir noch nicht die Kronjuwelen,<br />
aber ist es dann nur noch<br />
eine Frage des Aufwands, umdort<br />
hinzukommen. Tatsächlich ist es<br />
bei einer großen Mehrheit vor allem<br />
kleinerer Firmen relativ leicht,<br />
in das IT-System einzudringen.<br />
Worauf haben es Hacker vor allem<br />
abgesehen?<br />
Es geht ihnen um den uneingeschränkten<br />
Zugriff auf das komplette<br />
IT-System einer Firma von der Gehaltsabrechnung<br />
bis zur Steuerung von Industrierobotern.<br />
Undwie wirddiese Herrschaft dann genutzt?<br />
Oftmals wirddas System blockiert, bis ein<br />
Lösegeld gezahlt wurde.<br />
Wieoft kommt das in Berlin vor?<br />
Schwer zu sagen. Die Dunkelziffer ist<br />
groß, weil kaum einer darüber redet. Ich<br />
schätze, hundertMal im Monat bestimmt.<br />
Haben die Hacker bestimmte Unternehmen<br />
imVisier?<br />
Viele Hacker nehmen, was zu bekommen<br />
ist. Es kann jede noch so kleine Firmatreffen,<br />
und die Hacker sind auch nur noch selten<br />
Einzeltäter in irgendeiner Dachkammer.Dabei<br />
stellt Erpressung ein extrem lukratives<br />
Geschäftsmodell dar, das mit vollautomatisierten<br />
Systemen und hochprofessionell betrieben<br />
wird. Es gibt sogar Hotlines,die Auskunft<br />
erteilen, wenn man nicht weiß, wie<br />
man mit einer Kryptowährung die Lösegeldsumme<br />
bezahlt. Da kann man dann quasi<br />
tatsächlich mit seinem Erpresser reden.<br />
Um welche Summen geht es dabei?<br />
Meist um 10 000 bis 50 000 Euro.<br />
Undumdie Daten geht es Hackern gar nicht?<br />
Nicht, wenn Erpressung das Ziel ist. Andererseits<br />
gibt es gezielte Angriffe, umanFirmendaten<br />
zu kommen. Dahinter kann die<br />
Konkurrenz stecken. Anderen Hackern geht<br />
es nicht um ein konkretes Unternehmen. Sie<br />
versuchen fast wahllos, in Firmensysteme<br />
einzudringen. Gelingt ihnen das, saugen sie<br />
alle verfügbaren Daten ab und bieten diese<br />
im Darknet zum Verkauf an. Das können<br />
Oliver Falkenthal,<br />
IT-Securityberater<br />
Kunden- und Entwicklungsdaten sein, Lieferkonditionen,<br />
Ausschreibungsangebote ...<br />
Das heißt aber auch, dass Unternehmen im<br />
Darknet nach interessanten Daten suchen.<br />
Das ist so. Es ist offenbar verlockend,<br />
etwa die Einkaufspreise eines Konkurrenten<br />
zu erfahren.<br />
Analysen zufolge gelangen Hacker zumeist<br />
mit fingierten E-Mails in ein System. Funktionieren<br />
dabei Katzenvideos noch immer?<br />
Bei Angriffen auf Firmen werden dafür<br />
meist per Mail eingesandte Bewerbungen<br />
mit Anhängen genutzt. InsbesondereWord-<br />
Dateien, die auf „doc“ statt auf „docx“ enden,<br />
sind potenziell gefährlich. Klugerweise<br />
gehen die Bewerbungen gar nicht an die Personalabteilung,<br />
sondernanMitarbeiter,und<br />
man hofft, eine Neugier auf den vermeintlich<br />
neuen Kollegen wecken zu können.Wird<br />
der Anhang geöffnet, geht mit ihm das Firmentor<br />
weit auf.<br />
CCVOSSEL<br />
Waspassiertdabei genau?<br />
In den meisten Fällen wirdeine<br />
Software installiert, die jeden Tastendruck<br />
am PC eins zu eins an<br />
den Hacker schickt. Wenn sich der<br />
Mitarbeiter dann innerhalb des<br />
Unternehmens in andereSysteme<br />
einloggt, kann das folglich auch<br />
der Hacker. So kann selbst ein<br />
Sachbearbeiter den Hacker zu den<br />
Kronjuwelen führen. Sehr gern<br />
werden dafür auch USB-Sticks genutzt, die<br />
mit der Anschrift „Sommerurlaub mit Katrin“<br />
oder „Lohn- und Gehaltsdaten 2018“<br />
voneiner Drohne auf dem Firmenparkplatz<br />
oder vor der Betriebskantine abgeworfen<br />
werden. Da reicht es dann schon, den Stick<br />
in den Rechner zu stecken.<br />
Computer lassen sich für USB-Sticks sperren.<br />
Nicht, wenn sich der Stick als Tastatur<br />
tarnt. Solche Sticks gibt es im Netz für 50 US-<br />
Dollar. Externe Datenträger sollten in Firmen<br />
überhaupt nicht verwendet werden.<br />
Waskönnen die Firmen sonst noch tun?<br />
Das größte Sicherheitsrisiko stellt der<br />
Mensch dar.Daher müssen Firmen ihreMitarbeiter<br />
für das Thema sensibilisieren. Cybersicherheit<br />
ist ein endloser Wettlauf mit<br />
den Hackern. Deshalb sollte es in jedem Unternehmen<br />
einen geben, der sich dafür verantwortlich<br />
fühlt, der die Mitarbeiter auf<br />
dem aktuellsten Stand hält und auch Ansprechpartner<br />
ist. Wenn jemand doch eine<br />
infizierte Mail geöffnet hat, muss er das sagen<br />
können, ohne Angst, dafür bestraft zu<br />
werden. Weiterewichtige Maßnahmen können<br />
die Sperrung des Rechners beim Verlassen<br />
des Arbeitsplatzes oder die Aufsicht von<br />
unternehmensfremden Personen sein.<br />
Ist der Handwerker oder Fensterputzer wirklich<br />
eine Gefahr?<br />
Er kann es sein.Wirbrauchen nur vier Minuten<br />
ohne Beobachtung, um jeden Windows-PC<br />
zu kapern und danach von außen<br />
alles mit dem Rechner machen zu können.<br />
Dagegen hilft nur eine Verschlüsselung der<br />
Festplatte.Das sollte man einfach wissen.<br />
DasGespräch führte Jochen Knoblach.<br />
So greifen Hacker an<br />
Mehrfachnennungen möglich,<br />
Erfolgreiche Cyberangriffe<br />
erfolgten durch ...<br />
Unkritische Business-<br />
Informationen<br />
Kommunikationsdaten<br />
z.B. E-Mails<br />
Kundendaten<br />
Finanzdaten<br />
21%<br />
20%<br />
Kritische Business-Informationen<br />
(z.B. Marktanalysen,<br />
Preisgestaltung)<br />
11%<br />
Mitarbeiterdaten<br />
10%<br />
Geistiges Eigentum<br />
(z.B. Patente, Informationen<br />
aus Forschung /Entwicklung)<br />
9%<br />
Weiß nicht/keine Angabe<br />
5%<br />
E-Mails<br />
59%<br />
Hackerangriffe<br />
26%<br />
Website-Attacken<br />
3%<br />
USB-Stick und andere<br />
externe Datenträger<br />
3%<br />
eigene Mitarbeiter<br />
2%<br />
auf andere Weise<br />
Ursache ungeklärt<br />
10%<br />
10%<br />
Was gestohlen wird<br />
Mehrfachnennungen möglich<br />
67%<br />
48%<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: BITKOM, GDV<br />
NEU IN DER STADT<br />
Reisen zu den<br />
fotogensten<br />
Orten<br />
VonTheresa Dräbing<br />
InZeiten von Instagram ist Reisen<br />
zu einem Statussymbol geworden.<br />
Werreist, der teilt seine schönsten Urlaubserinnerungen<br />
auf Social-Media-Plattformen.<br />
Diewiederum dann<br />
zum Bestandteil der Reiseplanung<br />
anderer werden: raue Steilküsten,<br />
menschenleere Sandstrände –solch<br />
traumhafte Motive animieren zu Gedanken<br />
wie „das sieht toll aus,dawill<br />
ich auch hin“. Dieses Phänomen hat<br />
sich das <strong>Berliner</strong> Start-up Mapify zunutze<br />
gemacht und eine App entwickelt,<br />
die eine fotogetriebene Reiseplanung<br />
ermöglicht. Mit Erfolg: Nur<br />
wenige Wochen nach dem Start im<br />
November 2017 listete Apple Mapify<br />
als „App des Tages“ und bescherte<br />
den Gründern seither viel Aufwind<br />
und steigende Nutzerzahlen. Seit Januar<br />
dieses Jahres ist Mapify auf iPhones<br />
in den Apple-Stores vorinstalliert<br />
–„die größte Auszeichnung, die wir<br />
bisher erreicht haben“, freut sich Mitgründer<br />
Patrick Häde.<br />
Auf Mapify können Nutzer Urlaubsfotos<br />
hochladen, die dann auf<br />
einer Karte verortet werden. Über<br />
ein Kommentarfeld können sie außerdem<br />
eine Bewertung hinterlassen,<br />
warum ihnen das Museum, der<br />
Strand oder das eine Café so gefallen<br />
hat –wovon dann wiederum andere<br />
Nutzer profitieren.<br />
Wer eine Reise plant, wird zunächst<br />
nach seinen Reisevorlieben<br />
gefragt, wo es im nächsten Urlaub<br />
hingehen soll und wie lange der Trip<br />
dauert. Anhand der Daten wirddem<br />
Nutzer eine Karte ausgespielt, auf<br />
der eine Reihe von Fotos anderer<br />
Nutzer verlinkt sind. Nach den<br />
schönsten Bildernkann er dann eine<br />
Auswahl treffen. Anschließend stellt<br />
Mapify bei Bedarf automatisch einen<br />
Reiseplan zusammen –von der<br />
geeigneten Reiseroute bis hin zu einem<br />
genauen Plan, wie viele Aktivitäten<br />
an einem Tagzuschaffen sind.<br />
Auch tauchen Links zu Airbnb<br />
oder der Flugsuchmaschine Skyscanner<br />
auf. Klickt der Nutzer auf den<br />
Link, erhält das Start-up eine Provision.<br />
Um sich darüber zu finanzieren,<br />
reicht es aber nicht. Noch stemmen<br />
die Gründer ihr Geschäft zum größten<br />
Teil aus Investorengeldern. Die<br />
App ansich ist kostenlos. Auch Werbung<br />
wirdnicht ausgespielt.<br />
Inhalte hauptsächlich auf Englisch<br />
Die Kooperationen mit den Buchungsplattformen<br />
sollen aber in Zukunft<br />
ausgeweitet werden. „Die Idee<br />
ist, langfristig eine Plattformzuschaffen,<br />
über die sich die komplette Reiseplanung<br />
abwickeln lässt“, sagt Mitgründer<br />
Magnus Langanke. Heute<br />
müsse man zig Plattformen ansteuern,<br />
will man nicht einfach auf eine<br />
Pauschalreise aus dem Reisebürozurückgreifen.<br />
AufMapify soll es künftig<br />
möglich sein, das Hotel, den Flug bis<br />
hin zu Ausstellungskarten direkt über<br />
die Plattform zubuchen und außerdem<br />
alle relevanten Informationen<br />
über das Reiseland zu finden.<br />
Derzeit sind bereits in 160 Ländern<br />
Orte mit Fotos verlinkt. Aber<br />
das macht es auch knifflig: Jeder<br />
Nutzer schreibt in seiner eigenen<br />
Sprache. 70bis 80 Prozent der Inhalte<br />
sind auf Englisch. „Wenn wir<br />
stärker in den asiatischen Marktvordringen,<br />
müssen wir auch über<br />
Übersetzungsfunktionen nachdenken“,<br />
sagt Langanke.Die Menüfunktionen<br />
hingegen sind bereits in 15<br />
Sprachen verfügbar. Die Nutzerzahl<br />
ist sechsstellig, verrät der Gründer.<br />
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8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />
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Meinung<br />
Charité-Institut<br />
ZITAT<br />
Entscheidung im<br />
Sinne der Forschung<br />
Torsten Harmsen<br />
freut sich, dass ein Spitzen-Institut<br />
jetzt auf sicheren Füßen steht.<br />
„Es waren vor allem<br />
konservative Politiker,<br />
die Europa<br />
vorangebracht haben.“<br />
Endlich haben sich Bund und Land Berlin<br />
geeinigt. Es hatte schon fast so ausgesehen,<br />
als entwickle sich das 2013 gegründete<br />
<strong>Berliner</strong> Institut für Gesundheitsforschung<br />
(BIG) zu einer Art hauptstädtischem<br />
Wissenschafts-Flughafen. Am<br />
Anfang wollte man hoch hinaus. Doch<br />
bald landete man in Dauerproblemen, in<br />
Führungsquerelen und Profilstreit.<br />
Nun sind Bund und Land Berlin übereingekommen,<br />
das Institut als eigenständige<br />
Säule –wie es heißt –indie Charité<br />
einzubinden. Es erhält eine klare Struktur<br />
und eine üppige Förderung: jährlich etwa<br />
80 Millionen Euro, davon 90 Prozent vom<br />
Bund. Damit wird Berlin als Forschungsstandortnachhaltig<br />
aufgewertet.<br />
Aber es geht gar nicht ums Geld an sich,<br />
sondern umdie Forschung. Zum Beispiel<br />
um die des Herz-Kreislauf-Forschers Holger<br />
Gerhardt, der voretwa fünf Jahren aus<br />
London nach Berlin gekommen ist, um am<br />
BIG ein Netzwerk aufzubauen. Er arbeitet<br />
mit vielen Laboren weltweit zusammen.<br />
Sein Interesse gilt Fragen wie: Warum<br />
überstehen bestimmte Patienten einen<br />
Herzinfarkt besser als andere? Oder: Was<br />
trägt dazu bei, dass Tumore wachsen? Mit<br />
seinem Team ist er den Zellen vonBlutgefäßen<br />
auf der Spur,die dabei eine entscheidende<br />
Rolle spielen.<br />
Mit der Vereinbarung von Bund und<br />
Land eröffnet sich nicht nur die Chance,<br />
dass Ergebnisse seiner Forschung bald<br />
auch Charité-Patienten zugutekommen.<br />
Nein, sie war auch notwendig, um ein Abwandern<br />
von Spitzenforschern zuverhindern.<br />
Wissenschaft ist Wettbewerb.Holger<br />
Gerhardt gehört garantiert zujenen Forschern,<br />
die jetzt erleichtertaufatmen, dass<br />
die Unsicherheit über die Zukunft des <strong>Berliner</strong><br />
Spitzen-Instituts ein Ende hat.<br />
Türkei<br />
Panik bei Erdogans<br />
Günstlingen<br />
Frank Nordhausen<br />
hält die Situation nach der Kommunalwahl<br />
für äußerst unsicher.<br />
Die Türkei steht am Scheideweg. Die<br />
Niederlage des Dauerherrschers Recep<br />
Tayyip Erdogan bei den Kommunalwahlen<br />
in den großen Metropolen hat der<br />
Opposition im Land gutgetan. Wieerwartet,<br />
tut sich die AKP schwer, die Niederlage<br />
zu akzeptieren, und hat die Nachzählung<br />
vonStimmzetteln erwirkt. Dasist ihr<br />
gutes Recht und zumal bei einem so<br />
knappen Wahlausgang in Istanbul verständlich.<br />
Misstrauisch macht jedoch die<br />
völlig anderslautende Begründung für die<br />
Überprüfung durch AKP-Politiker und regierungsnahe<br />
Medien, die das Debakel als<br />
„Putsch“ bezeichnen und der Oppositionspartei<br />
CHP „Urnendiebstahl“ vorwerfen.<br />
Tatsächlich sind Tausende Erdogan-<br />
Günstlinge und Profiteureseines Patronagesystems<br />
in heller Panik, bangen um ihre<br />
Pfründen und setzen die Regierung unter<br />
Druck. Sie versuchen jetzt, die Wahlen in<br />
Istanbul mit allen Mitteln zu annullieren.<br />
Angesichts früherer Manipulationen<br />
ist die Angst vieler Oppositionswähler berechtigt,<br />
Erdogan könne ihnen den Sieg<br />
wieder stehlen. Der Präsident ist in einer<br />
Zwickmühle.Erkennt er den Triumph des<br />
CHP-Kandidaten Ekrem Imamoglu in Istanbul<br />
an, könnte ihm ein gefährlicher<br />
Präsidentschaftskonkurrent erwachsen.<br />
Missachtet er den Wählerwillen, überschritte<br />
er die rote Linie zur Diktatur. Er<br />
würde nicht nur einen Volksaufstand riskieren,<br />
sondern auch seine eigene Legitimität<br />
als regulär gewählter Präsident beschädigen.<br />
Niemand zweifelt, dass allein<br />
Erdogan die Entscheidung trifft. Aber<br />
Deutschland und die EU könnten sie ihm<br />
erleichtern –indem sie ihn daran erinnern,<br />
wie sehr sein Land ausländische Investitionen<br />
braucht und wie wichtig dafür<br />
ein rechtsstaatliches Umfeld ist.<br />
Lehrer Plaumann, Fridays for Future<br />
Wer im Bundestagspräsidium<br />
sitzt, ist im parlamentarischen<br />
System der Bundesrepublik<br />
angekommen.Werdas Amt einer<br />
Bundestags-Vizepräsidentin bekleidet,<br />
erteilt und entzieht nicht nur das Rederecht.<br />
Eine Vizepräsidentin verteilt Ordnungsrufe,<br />
sie kann Abgeordnete des Saales verweisen.<br />
Sie steht zumindest zeitweise der ersten Gewalt<br />
des Staates vor.<br />
Der AfD ist dieses Amt nun zum insgesamt<br />
sechsten Malverweigertworden. Dreimal<br />
dem Abgeordneten Albrecht Glaser,<br />
dreimal der Abgeordneten Mariana Harder-<br />
Kühnel. Das ist eine Premiere in der Geschichte<br />
der Bundesrepublik. Und esist das<br />
gute Recht der Abgeordneten, so zu agieren.<br />
Der Anspruch jeder Fraktion auf einen Posten<br />
im Präsidium steht dem freien Mandat<br />
der Abgeordneten entgegen. Eine Wahl ist<br />
eine Wahl –und kein Abnicken.<br />
Quer durch alle Fraktionen haben die Parlamentarier<br />
gegen die Hessin gestimmt,<br />
trotz der Wahlempfehlungen von Unions-<br />
Fraktionschef Ralph Brinkhaus und FDP-<br />
Chef Christian Lindner.Die Chefs haben sich<br />
verrannt mit ihrem Appell, der AfD auch mal<br />
etwas zu gönnen. Oder sie wollten nur die<br />
Verantwortung abschieben für ihre störrischen<br />
Fraktionsangehörigen, die der AfD<br />
nichts gönnen. Beides ist nicht glamourös<br />
für Brinkhaus und Lindner.Denn die Ablehnung<br />
von Harder-Kühnel ist keine Niederlage<br />
der Demokratie, sondern ein Sieg des<br />
Parlaments. Der Bundestag hat in seiner<br />
Mehrheit den schwierigeren Weggewählt.<br />
423 Abgeordnete fanden am Donnerstag,<br />
dass Mariana Harder-Kühnel, Juristin aus<br />
Hessen, ungeeignet für dieses Amt ist. 199<br />
stimmten für sie. Das ist ein äußerst klares<br />
Ergebnis. Eszeigt, dass eine klare Mehrheit<br />
Meine Kinder dabei zu beobachten, wie<br />
sie sich an den Protesten zum Thema<br />
Klimawandel beteiligen oder beim Abendbrot<br />
leidenschaftlich über Meinungsfreiheit<br />
und Artikel 13 diskutieren, ist für mich eines<br />
der aufregendsten Erlebnisse bei der Erziehung<br />
vonTeenagern.<br />
Ich kann mich noch gut daran erinnern,<br />
dass,als ich in ihrem Alter war,ein deutscher<br />
Austauschschüler an unserer amerikanischen<br />
Schule geschockt über den Mangel<br />
kritischen Denkens bei amerikanischen<br />
Teenagern war. Ersagte damals, ersei erschrocken<br />
darüber, wie wenig wir über den<br />
Rest der Welt wüssten und wie wenig wir unsere<br />
Lehrinhalte hinterfragten. Auch belgische<br />
oder französische Austauschschüler<br />
dachten so, und auch ich fragte mich damals,<br />
obwir wirklich apathischer und ignoranter<br />
waren als europäische Teenager.<br />
Das alles war in den 80er-Jahren, einer<br />
Zeit vor dem Internet, in der Transatlantikflüge<br />
für Amerikaner aus der Mittelklasse nahezu<br />
unerschwinglich waren. Waswir über<br />
das Leben in Europa wussten, lernten wir<br />
vonden Austauschschülernaus Übersee.<br />
Viele vonihnen hatten Probleme mit den<br />
Regeln, die ihnen ihreamerikanischen Gasteltern<br />
auferlegten. Während deutsche Austauschschüler<br />
nach eigenen Angaben<br />
manchmal sogar ein Bier mit ihren Eltern<br />
teilten, mussten gleichaltrige amerikanische<br />
Teenager Alkoholkonsum strikt verheimlichen.<br />
Europäische Teenager waren darüber<br />
aufgebracht, wie früh sie am Wochenende<br />
AfD-Pleite<br />
Sieg des<br />
Parlaments<br />
JanSternberg<br />
meint, dass der Bundestag es überstehen wird, wenn ein Vizepräsidenten-Posten<br />
bis zur nächsten Wahl unbesetzt bleibt.<br />
KOLUMNE<br />
Mehr Mut zum<br />
Protest,<br />
US-Teenager!<br />
Rose-Anne Clermont<br />
Autorin<br />
wieder zu Hause sein mussten. Unddie Liste<br />
weiterer Konfliktpunkte war lang …<br />
Als ich nach Deutschland kam, hat mich<br />
einiges verwundert: Es gibt Babys, die unbeaufsichtigt<br />
vor dem Geschäft im Kinderwagen<br />
geparkt werden, und Grundschüler, die<br />
alleine in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs<br />
sind. Ich wurde als Mutter wahrgenommen,<br />
die als „überbeschützend“ galt.<br />
Wenn meine Kinder stritten, dann belehrten<br />
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />
des Bundestags kein Interesse an einer Normalisierung<br />
des Parlamentsbetriebs in dieser<br />
Legislaturperiode hat. Keine Normalisierung<br />
eines Parlaments, zudem die AfD gehört.<br />
In deren Reihen sitzen Rechtsradikale<br />
und Demokratieverächter genauso wie ehrlich<br />
engagierte Fachpolitiker.<br />
Als eine dieser ehrlich engagierten Fachpolitikerinnen<br />
galt auch Mariana Harder-<br />
Kühnel. Sanft im Auftreten, konservativ in<br />
der Sache. Aber an ihrer Person ist das Dilemma<br />
der AfD grell erkennbar. Die Juristin<br />
aus dem gediegenen Taunus ist alles andere<br />
als eine Krawallnudel. Sie marschiert nicht<br />
mit Pegida wie die ostdeutschen Landesvorsitzenden<br />
in Chemnitz. Aber auch sie suchte<br />
Unterstützer bei den Abgeordneten vom radikalen<br />
„Flügel“: Sieverzichtete auf jede Distanzierung<br />
vonden Rechtsradikalen in Partei<br />
und Fraktion. Am Donnerstag wurde bekannt,<br />
dass der Chef der deutschen „Identitären<br />
Bewegung“ für einen dieser AfD-Abgeordneten<br />
arbeitet. Mitglieder des Bundestags<br />
finanzieren also Rechtsextreme und machen<br />
sie salonfähig.<br />
DieAfD wirdauch nach zwei Pleiten nicht<br />
darauf verzichten, Kandidaten für den Posten<br />
aufzustellen. Daskostet wertvolle Zeit im<br />
Parlament, ist aber ebenso ihr gutes Recht.<br />
Dabei wird jeder einzelne ihrer Abgeordneten<br />
im Fokus stehen. Wie Glaser, der Muslimen<br />
das Recht auf freie Religionsausübung<br />
absprach. WieHarder-Kühnel.<br />
„Das hält der Deutsche Bundestag aus“,<br />
hatte FDP-Chef Christian Lindner gesagt, als<br />
er ankündigte, für Harder-Kühnel zu stimmen.<br />
Dasist ebenso richtig wie das Gegenteil.<br />
Denn der Bundestag muss es aushalten, dass<br />
die Gräben im Parlament so tief sind, dass ein<br />
Vizepräsidenten-Posten vermutlich eine<br />
ganzeLegislaturperiode unbesetzt bleibt.<br />
Einige Befürworter argumentieren, dass<br />
die AfD mit einem Posten im Präsidium in<br />
die Verantwortung genommen werden<br />
würde. Dass sich die Zivilisierung oder weitere<br />
Radikalisierung der Fraktion daran zeigen<br />
würde,wie Harder-Kühnel die Sitzungen<br />
leitet und ob sie auch gegen eigene Leute<br />
einschreitet. Diese Argumentation ist billig.<br />
Es geht ums Prinzip –und um die konkrete<br />
Person. Und vor allem geht es um die freie<br />
Entscheidung derAbgeordneten.<br />
Die AfD ist die Partei, deren Abgeordnete<br />
rechtsradikale Slogans ins Plenum bringen.<br />
Die AfD-Fraktion stellt die demokratischen<br />
Grundregeln infrage –und nicht jene Abgeordnete,<br />
die Mariana Harder-Kühnel die<br />
Stimme verwehrt haben.<br />
mich deutsche Eltern, es sei besser,wenn die<br />
Kinder das unter sich ausmachten.<br />
Obwohl es mir widerstrebte, kam ich zu<br />
der Einsicht, dass deutsche Kinder meistens<br />
tatsächlich unabhängiger sind und über<br />
mehr Selbstsicherheit und Verantwortungsbewusstsein<br />
verfügen. Und ich erkenne<br />
auch, dass meine in Europa aufgewachsenen<br />
Kinder mehr über die Welt nachdenken,<br />
als ich das in ihrem Alter getan habe.<br />
Mittlerweile sind auch amerikanische<br />
Teenager bereit, für ihre Themen zu kämpfen.<br />
Nach dem Amoklauf letztes Jahr an der<br />
Parkland-Schule hat eine Gruppe mutiger<br />
Teenager offen gegen Waffengesetze inden<br />
USA protestiert und Politiker konfrontiert.<br />
Kinder in NewYorks Fieldston School haben<br />
letzte Wochedie Schule besetzt und den Unterricht<br />
unterbrochen, um gegen Rassismus<br />
in der Schule zu protestieren.<br />
„Es ist nicht so, dass Klimawandel bei uns<br />
nicht wichtig ist, aber andere Themen sind<br />
uns im Moment wichtiger“, sagte mir eine alte<br />
Freundin in NewYork, deren Tochter nicht bei<br />
„Fridays for Future“ mitläuft. Eine weitere<br />
Freundin aus Oakland, die letztes Jahr ihr<br />
Haus aufgrund der Waldbrände verlassen<br />
musste,hatte bisher noch gar nichts von„Fridays<br />
for Future“ in ihrer Gegend gehört.<br />
Vielleicht eröffnet ihnen das Internet eine<br />
neue,erweiterte Perspektiveauf das,was europäische<br />
Kinder tun. Vielleicht können europäische<br />
Teenager amerikanische Kinder<br />
auf diese Weise davon überzeugen, dass es<br />
lohnt, um das Klima zu kämpfen.<br />
Annegret Kramp-Karrenbauer,<br />
CDU-Vorsitzende und<br />
mutmaßliche Kanzlerkandidatin<br />
ihrer Partei, im Stern-Interview<br />
über ihre erste Zeit als<br />
Parteivorsitzende<br />
AUSLESE<br />
Die Nato und ihre<br />
Probleme<br />
Die Nato ist 70 geworden, aber die Feierlaune<br />
ist wegen vielfältiger Herausforderungen<br />
gedämpft. Die Süddeutsche<br />
<strong>Zeitung</strong> benennt diese: „In diesen Tagen,<br />
... ist die Nato ... der Ortder Entscheidung<br />
für die möglicherweise wichtigste außenpolitische<br />
Ordnungsfrage, die seit Ende<br />
des Zweiten Weltkriegs beantwortet werden<br />
muss: Werverbündet sich mit wem?<br />
Wofür steht der Klub, und wer trägt welche<br />
Last?“ Die Westfälischen Nachrichten<br />
sprechen ein weiteres Problem an: „Für<br />
Bundesaußenminister Maas wird die<br />
Party inWashington eher eine peinliche<br />
Angelegenheit“, heißt es dort. „Die Deutschen<br />
als Drückeberger? Die geforderten<br />
zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />
für den Verteidigungsetat sind jedenfalls<br />
nicht in Sicht.“<br />
Die deutschen Investitionen thematisiert<br />
auch die Neue Osnabrücker <strong>Zeitung</strong>.<br />
Die Forderung von US-Präsident Trump<br />
nach mehr Verantwortung Deutschlands<br />
sei richtig. „Aber pauschal mehr Geld für<br />
Verteidigung zu fordern, ist nicht sinnvoll.“<br />
„Die meisten Politiker und Bürger<br />
nehmen zu wenig zur Kenntnis, dass die<br />
Bedrohung unseres Lebensmodells nicht<br />
ein Szenario von gestern ist, sondern<br />
hochaktuell“, glaubt die Stuttgarter <strong>Zeitung</strong>.„DieNato<br />
ist daher heute gerade für<br />
die Deutschen genauso wichtig wie vor<br />
Jahrzehnten, ihr Wert unbezahlbar. Deshalb<br />
sind die Prioritäten der Bundesregierungin<br />
in ihrer Finanzplanung verwunderlich.“<br />
Christine Dankbar<br />
PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />
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Brandenburg täglich 274 000 Leser.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 – S eite 9 *<br />
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Berlin<br />
Serie zum Wahljahr:<br />
Brandenburgs<br />
AfD-Chef Kalbitz<br />
im Interview<br />
Seite 15<br />
Franziska Giffeys Problem –Eine Ministerin und ihre Doktorarbeit Seite 11<br />
John Lennons Brille –Das Urteil gegen den Hehler des Diebesgutes Seite 14<br />
Stadtbild<br />
Willkommen<br />
in Berlin<br />
Lutz Schnedelbach<br />
wundertsich über den<br />
Tonfall am Flughafen Tegel.<br />
AnderthalbTage später als geplant<br />
landete der Airbus auf <strong>Berliner</strong><br />
Boden. Das Paar kam aus Thailand.<br />
Irgendwo auf dem Flug nach Tegel<br />
war der Flieger kaputt gegangen,<br />
und die Ersatzteilbeschaffung entpuppte<br />
sich als Problem.<br />
DasPaar gehörte allerdings zu jenen<br />
Passagieren, die über die Verspätung<br />
nicht erbost waren, nicht<br />
mal genervt. Sie genossen einfach<br />
die kostenlose Übernachtung in der<br />
finnischen Hauptstadt und dann<br />
den Weiterflug in den Sitzen der 1.<br />
Klasse.Sie waren noch im Bann ihres<br />
Asien-Urlaubs.Kurzund gut: Siewarenentspannt<br />
–ganz tief sogar.<br />
Entspannt aber war der Einweiser<br />
am Taxistand in Tegel ganz und gar<br />
nicht. Ich will nicht meckern über<br />
eine Zunft, über die viel gemeckert<br />
wird. Auch in dieser Branche gibt es<br />
allenthalben olle Meckerköppe,aber<br />
auch äußerst hilfsbereite Kutscher.<br />
Doch das Paar hatte Pech: Der<br />
Einweiser war ein genervter Meckerer.<br />
Alsdie beiden Heimkehrer ein etwas<br />
größeres Taxi in der Schlange<br />
ansteuerten, brüllte er:„Genommen<br />
wird inBerlin immer der erste Wagen.<br />
Aussuchen iss nicht!“<br />
DasPaar mit zwei großen Rucksäcken<br />
und einem kleinen Köfferchen<br />
fürs Handgepäck wollte nicht diskutieren.<br />
Wiebefohlen, trabten die beiden<br />
zum ersten der wohl mehr als<br />
100 Fahrzeuge. Dort stand ein Mercedes-Benz,<br />
E-Klasse. Der Fahrer<br />
schaute flüchtig auf das Gepäck, ließ<br />
die Scheibe runter und motzte, dass<br />
er die Säcke nicht ins Auto bekäme.<br />
„Dafür is der Wagen zu kleen“, blubberte<br />
er. Alle Versuche des Paares,<br />
den Mann wenigstens zum Probieren<br />
zuüberreden, scheiterten. „Der<br />
Kofferraum is zu kleen.“<br />
Ausgestiegen ist er nicht. DerEinweiser<br />
drehte sich vom Geschehen<br />
weg und ließ den Fahrer sowie die<br />
Gäste aus den Augen. Offenbar zweifelte<br />
er an den Worten des Fahrers.<br />
Also ging das Paar zum Fahrer des<br />
zweiten Wagens, der in einem Auto<br />
des gleichen Modells saß. Er hatte<br />
das Gespräch mitbekommen, denn<br />
er sagte: „Wenn der Kollege dit Jepäck<br />
nich rin kriegt, dann kriege ick<br />
dit och nich rin. Et is der selbe Autotyp.“<br />
Willkommen in Berlin.<br />
Dahinter stand ein Citroën. Etwas<br />
älter und viel kleiner als die Autos<br />
mit dem Stern. Der Fahrer stieg aus,<br />
lächelte und half beim Einladen. Es<br />
war sogar noch Platz für einen dritten<br />
Rucksack. Auf der Fahrt nach<br />
Hause dachten die beiden daran,<br />
dass in Thailand wirklich jeder Taxifahrer<br />
dankbar ist für jeden Gast.<br />
Warten auf Kunden. Taxischlange am<br />
Flughafen Tegel. IMAGO IMAGES/MARIUS SCHWARZ<br />
Im Zoo versucht das Panda-Weibchen Meng Meng,sich mit speziellen Lauten bei Männchen Jiao Qing die nötigeAufmerksamkeit zu verschaffen.<br />
Pandas mit Frühlingsgefühlen<br />
IMAGO IMAGES/OLAF WAGNER<br />
Nach dem Tierparkkönnte es auch im Zoologischen Garten bald bärigen<br />
Nachwuchs geben. Denn die Pandas Meng Meng und Jiao Qing, die<br />
seit 2017 in Berlin sind, zeigen gerade ihreLiebe und Zuneigung füreinander.„Schon<br />
in den kommenden Tagen könnte es passieren, dass sich<br />
die Tierepaaren“, sagte Zoo-Direktor Andreas Knieriem. Im Erfolgsfall<br />
würde im Sommer der Nachwuchs zur Welt kommen.<br />
Gratis-Essen sorgt für Chaos<br />
An der kostenlosen Schulspeisung werden mehrKinderteilnehmen. Doch oft fehlt es an Tischen undTechnik<br />
VonMartin Klesmann<br />
<strong>Berliner</strong> Schüler erhalten ab<br />
dem Sommer von der<br />
1. bis zur 6. Klasse ein kostenloses<br />
Schulessen. Das<br />
ist prinzipiell eine gute Sache, allerdings<br />
überfordert die kurzfristige<br />
Einführung dieser Regelung das logistische<br />
System vieler Schulen. An<br />
der Gesundbrunnen-Grundschule<br />
wird das besonders deutlich: Hier<br />
steigt die Zahl der täglichen Esser<br />
von bisher 200 auf 550 Schüler, wie<br />
Schulleiterin Manuela Krüger berechnet<br />
hat. Denn gleichzeitig fällt<br />
die Bedarfsprüfung für den Hort<br />
weg, auch Kinder arbeitsloser Eltern<br />
können endlich problemlos an Essen<br />
und Ganztag teilnehmen.<br />
Auch in anderen Grundschulen<br />
fehlt es nun an Tischen, Stühlen,<br />
selbst an Essgeschirr,das schnell beschafft<br />
werden müsste.Die Moabiter<br />
Grundschule etwa rechnet mit 150<br />
zusätzlichen Essensteilnehmern. In<br />
etlichen Fällen muss die Elektrik erneuert,<br />
der Küchenbereich ausgebaut<br />
oder oft ein zusätzlicher Essensraum<br />
hergerichtet werden.<br />
Noch ist nicht mal geklärt, was genau<br />
der Bezirkdavon bezahlen soll –und<br />
was der Caterer,sagt Carsten Spallek<br />
(CDU), Schulstadtrat in Mitte.<br />
Ist das der Fluch der guten Tat?<br />
Schulleiter aus dem Grundschulverband<br />
Berlin appellieren in einem offenen<br />
Brief an alle Fraktionsvorsitzenden<br />
im Abgeordnetenhaus, das<br />
kostenlose Essen nur schrittweise<br />
einzuführen. Wie etwa die Beitragsfreiheit<br />
für die Schulhorte. Doch das<br />
Abgeordnetenhaus hat das entsprechende<br />
Gesetz am Donnerstag beschlossen.<br />
Damit drohe vielerorts<br />
eineVerschlechterung des Ganztagsangebotes,<br />
weil die ohnehin knappen<br />
Mitarbeiter viel länger mit der<br />
Essensausgabe beschäftigt seien,<br />
formulieren die drei Schulleiterinnen<br />
KarinLaurenz, Lydia Sebold und<br />
Gerti Sinzinger in ihrem offenen<br />
Brief. Die überstürzte Ausweitung<br />
des Mittagessens werde auch dazu<br />
führen, dass „große Mengen an Nahrungsmitteln<br />
weggeworfen werden“.<br />
Zudem befürchten die Schulleiter<br />
schlechteres Essen: „Kleinere Caterer,<br />
die bekannt sind für ein qualitativ<br />
gutes Essensangebot, können<br />
diese Essensmengen aufgrund fehlender<br />
Kapazitäten nicht bewältigen,<br />
sodass die Gefahr einer Monopolbildung<br />
besteht.“<br />
Die Regierungsfraktionen hatten<br />
sich erst im Dezember überraschend<br />
auf das kostenlose Schulessen geeinigt.<br />
Elternmit zwei Grundschulkindern<br />
sparen immerhin 74 Euro im<br />
Monat. Vor allem aber sollen auf<br />
diese Weise mehr Kinder aus benachteiligten<br />
Familien am Schules-<br />
„Kinder müssen –selbst bei Anmeldung –<br />
nicht zum kostenlosen Mittagessen<br />
erscheinen, sodass dann große Mengen an<br />
Nahrungsmitteln weggeschmissen werden.“<br />
Der Vorstand des <strong>Berliner</strong> Grundschulverbandes in einem offenen Brief an die<br />
Fraktionsvorsitzenden aller im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien<br />
sen und am Ganztagsangebot teilnehmen.<br />
Es gibt inzwischen Gespräche<br />
zwischen Schulen, Bezirk und<br />
Schulaufsicht, Werkstattgespräche.<br />
Demnach stellt sich die Lage unterschiedlich<br />
dar.Anden gut 60 gebundenen<br />
Ganztagsgrundschulen, wo<br />
sich Unterricht und Freizeit bis in<br />
den Nachmittag hinein abwechseln,<br />
gibt es wenig Probleme. Hier nehmen<br />
bereits jetzt fast alle Schüler am<br />
Mittagessen teil. Doch anderswo<br />
wird esnoch enger.„Daher wird das<br />
Mittagessen in der Regel zeitlich gestaffelt<br />
organisiert“, bestätigte die<br />
Bildungsverwaltung. 25 Millionen<br />
Euro stehen 2019 zusätzlich zur Verfügung,<br />
um mehr Schüler zu verköstigen.<br />
Die Essenanbieter erhalten seit<br />
Erhöhung der Beiträge 2014 die gleiche<br />
Summe vom Land. Sie pochen<br />
inzwischen aber auf mehr Geld, um<br />
die Qualität auch nur annähernd<br />
halten zu können. Dabei entstehen<br />
zusätzlich Kosten. Allein für die<br />
Müllentsorgung müssen die Caterer<br />
derzeit schon insgesamt mehr als<br />
100 000 Euro aufbringen, teilte die<br />
Bildungsverwaltung mit. Diese Kosten<br />
dürften ab nächstem Schuljahr<br />
erheblich steigen.<br />
Verändern wird die Politik das<br />
neue Gesetz nicht mehr. Allerdings<br />
stellen manche einen interessanten<br />
Vergleich mit dem Rechtsanspruch<br />
auf einen Kitaplatz für Kinder ab<br />
dem ersten Geburtstag an. Auch der<br />
sei in Berlin nicht in jedem Fall einzulösen<br />
gewesen, deshalb übernahm<br />
das Land Kosten für die private<br />
Babysitter-Betreuung. Womöglich<br />
könnten sich auch Elterndas Essensgeld<br />
auszahlen lassen, falls es an<br />
einigen Schulen tatsächlich nicht<br />
klappen sollte,alle zu verköstigen.<br />
Gesünder und besser wird das<br />
Schulessen frühestens ab 2020,<br />
wenn die neuen Musterausschreibungen<br />
in Kraft treten<br />
NACHRICHTEN<br />
Schlappe für Senat<br />
beim Gasnetz<br />
BeiderVerstaatlichung des Gasnetzes<br />
hat der Senat eine weitereSchlappe<br />
erlitten. DasKammergericht wies am<br />
Donnerstag die Berufung gegen ein<br />
Urteil von2014 zurück und untersagte,die<br />
Konzession an das landeseigene<br />
Unternehmen Berlin Energie<br />
zu vergeben.Werdas Gasnetz künftig<br />
betreibt, bleibt somit unklar.Denn<br />
auch die Berufung der klagenden<br />
Gasag wies das Kammergericht zurück.<br />
Der<strong>Berliner</strong>Netzbetreiber hatte<br />
versucht, gerichtlich zu erwirken,<br />
dass der Senat einen Konzessionsvertrag<br />
mit ihr abschließt. Eine Urteilsbegründung<br />
liegt noch nicht vor. Das<br />
Urteil ist nicht rechtskräftig. (dpa)<br />
Name der U-Bahn-Station<br />
soll Nikolaiviertel stärken<br />
„Rotes Rathaus –Nikolaiviertel“, so<br />
soll die 2020 zu eröffnende U-Bahnstation<br />
der Linie 5heißen, statt nur<br />
„Rotes Rathaus“. Diese Namenserweiterung<br />
fordertdie Interessengemeinschaft<br />
Nikolaiviertel in einem<br />
offenen Brief an Senat, Abgeordnetenhaus<br />
und Bezirksparlament<br />
Mitte.Das Nikolaiviertel gehörezum<br />
klassischen touristischen Repertoire,<br />
sagt Annett Greiner-Bäuerle<br />
vonder IG Nikolaiviertel. (mtk.)<br />
Schüler starten „Attacke<br />
gegen Hundekacke“<br />
Schüler und Lehrer der Neuköllner<br />
Peter-Petersen-Grundschule werden<br />
an diesem Freitag im Körnerkiez<br />
gegen Vermüllung und Hundekot<br />
demonstrieren, Passanten ansprechen<br />
und Hinweisschildchen aufstellen.<br />
DieAktion findet bereits seit<br />
mehr als 20 Jahren statt. (mak.)<br />
Reallöhne um<br />
1,6 Prozent gesteigen<br />
In Berlin sind die Gehälter im vergangenen<br />
Jahr schneller gestiegen<br />
als die Preise.Wie das Statistische<br />
Landesamt mitteilte,wuchsen die<br />
Reallöhne in der Stadt um 1,6 Prozent.<br />
Vollzeitbeschäftigte hatten<br />
demnach 2018 einen durchschnittlichen<br />
Bruttomonatsverdienst von<br />
4228 Euro.InBrandenburglag dieser<br />
nur bei 3380 Euro. (BLZ)<br />
Abgeordnete würdigen<br />
gestorbenen Kosmonauten<br />
Miteiner Schweigeminute hat das<br />
Abgeordnetenhaus an den am 27.<br />
Märzverstorbenen sowjetischen<br />
Kosmonauten WaleriBykowski erinnert.<br />
DerFlug vonBykowski und<br />
DDR-Raumfahrer Sigmund Jähn<br />
1978 ins All sei für viele Deutsche ein<br />
„Jahrhundertereignis“ gewesen,<br />
sagte Parlamentspräsident Ralf Wieland.<br />
Bykowski und Jähn sind Ehrenbürger<br />
Berlins. (dpa)<br />
Zusammen im All: Waleri Bykowski (l.)<br />
und Sigmund Jähn.<br />
IMAGO IMAGES/TASS
10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Das Bild „Gegen<br />
Atomtod“ zeigt<br />
die Schatten<br />
toter Menschen<br />
und die Umrisse<br />
einer anonymen<br />
Rakete.<br />
BLZ/MARKUS WÄCHTER (2)<br />
Klassenkampf<br />
im<br />
Untergrund<br />
DasRot im Bild<br />
„Oktoberrevolution“<br />
kann die Arbeiterfahne<br />
sein, aber<br />
auch Feuer als<br />
Sinnbild für revolutionären<br />
Terror.<br />
Dunkle gesichtslose Gestalten,<br />
grelle Farbexplosionen,<br />
Feuerstürme<br />
über Menschenmassen,<br />
Fratzen vor Flammenhöllen. An den<br />
20 neoexpressionistischen Bildern<br />
im Lichtenberger U-Bahnhof Magdalenenstraße<br />
scheiden sich seit ihrer<br />
Entstehung vor nunmehr 33 Jahrendie<br />
Geister.<br />
Die einen fühlen sich stets aufs<br />
Neue erschreckt und abgestoßen,<br />
wenn sie beim Warten auf die U-<br />
Bahn die drei mal vier Meter großen<br />
Wandgemälde an den gekachelten<br />
Bahnhofswänden betrachten. Andere<br />
sind begeistert, loben den Gestus<br />
der Figuren, die Dynamik der<br />
Komposition, die hohe Brillanz der<br />
schwarzen Farbe, die das Rot,<br />
Orange und Gelb in den Bildern erst<br />
richtig zum Leuchten bringt. Längst<br />
ist der Bahnhof Magdalenenstraße<br />
ein Geheimtipp für Kunstliebhaber<br />
aus aller Welt. Diestaunen nicht selten,<br />
dass die SED-Führung 1986 solche<br />
Nonkonformität im öffentlichen<br />
Raum ihrer normierten Gesellschaft<br />
zuließ, noch dazu in unmittelbarer<br />
Nähe zur Zentrale des gefürchteten<br />
DDR-Staatssicherheitsdienstes.<br />
Verlockendes Honorar<br />
Auch Hartmut Hornung, der zusammen<br />
mit dem international renommierten,<br />
2010 verstorbenen Maler<br />
und Grafiker Wolfgang Frankenstein<br />
die Untergrundgalerie geschaffen<br />
hat, kann es noch heute kaum fassen,<br />
was für ein Coup ihnen damals<br />
gelungen ist. „Das war ein richtiger<br />
Kampf, den wir ausgefochten haben“,<br />
sagt er. „Als die Kunstfunktionäre<br />
mitbekamen, was wir da an die<br />
Wände bringen, boten sie uns sogar<br />
100 000 Mark,wenn wir vomAuftrag<br />
zurücktreten. Aber wir haben das<br />
durchgezogen.“<br />
Hornung lebt heute in einem kleinen<br />
Dorf amStettiner Haff. Auf seinem<br />
Grundstück mit Wohnhaus,<br />
Atelier und Werkstätten stehen<br />
Skulpturen im Garten. Im Haus hängen<br />
Werke des 1952 geborenen Malers<br />
und Bildhauers, der in den<br />
1990er-Jahren in derWiener Meisterklasse<br />
vonAlfred Hrdlicka lehrte.Ein<br />
freundlicher, gelassener Mann ist<br />
dieser Hornung, der witzig plaudern<br />
kann und der immer dann temperamentvoll<br />
wird, wenn er auf Kunst zu<br />
sprechen kommt.<br />
Wiewar das nun mit der Bildergalerie<br />
im U-Bahnhof? Mitte der<br />
1980er-Jahre habe es einen Beschluss<br />
des Ost-<strong>Berliner</strong> Magistrats<br />
gegeben, elf abgenutzte und<br />
schmuddelige U-Bahnhöfe mit<br />
Kunstwerken zu verschönern, erinnert<br />
sich Hornung. Das 750-Jahre-<br />
Jubiläum Berlins 1987 hatte man dabei<br />
schon im Blick, aber fertig sein<br />
sollte alles ein Jahr früher, zum XI.<br />
SED-Parteitag. Ein Wettbewerb<br />
wurde ausgelobt, Künstler konnten<br />
sich bewerben. Allerdings waren die<br />
Themen für die einzelnen Bahnhöfe<br />
vorgegeben.<br />
Für den Bahnhof Magdalenenstraße,<br />
der neben der Stasi-Zentrale<br />
und auch an der Strecke der jährlichen<br />
Liebknecht-Luxemburg-Demo<br />
zur Gedenkstätte der Sozialisten in<br />
Friedrichsfelde lag, lautete das<br />
Thema „Geschichte der Arbeiterbewegung“.<br />
„Das wollte aber keiner<br />
machen, weil das so ideologisch befrachtet<br />
war“, sagt Hornung. „Da<br />
habe ich zu Frankenstein gesagt:<br />
Lass uns das doch machen.“ Natürlich<br />
habe ihn auch das Geld gelockt:<br />
100 000 Mark gab es als Honorar,<br />
und er sei als junger Künstler ziemlich<br />
klamm gewesen. „Die Schwierigkeiten<br />
dieses Projekts hatte ich allerdings<br />
unterschätzt. Im Nachhinein<br />
weiß ich, dass es ohne Frankenstein<br />
diese Bilder nie gegeben hätte.“<br />
Wolfgang Frankenstein, Jahrgang<br />
1918, war damals ein von der<br />
SED respektierter Künstler, auch<br />
wenn die Formensprache seiner<br />
Kunst weit weg vom sozialistischen<br />
Realismus lag. Sein Verfolgtenschicksal<br />
in der NS-Zeit aber<br />
schützte den zwar nicht linientreuen,<br />
doch politisch angepassten<br />
Künstler ebenso wie sein internationales<br />
Renommee als Ehrenpräsident<br />
der Association d'ArtPlastique<br />
in der Unesco vor allzu großem<br />
Druck der Partei. Frankensteins jüdischer<br />
Vater saß im KZ, er selbst<br />
hatte Berufsverbot und wurde nach<br />
einem missglückten Selbstmordversuch<br />
1944 in die Nervenheilanstalt<br />
Berlin-Nikolassee zwangseingewiesen.<br />
Hornung und Frankenstein kannten<br />
sich aus der Humboldt-Universität,<br />
wo der Jüngereindem vonFrankenstein<br />
bis 1983 geleiteten Bereich<br />
Kunsterziehung studiert hatte. Nach<br />
Abschluss des Studiums 1978 förderte<br />
der Professor seinen Schüler<br />
weiter, weil beide ein ähnliches Verständnis<br />
von moderner Kunst einte.<br />
Als 1985 der U-Bahn-Wettbewerb<br />
ausgelobt wurde, saßen sie gemeinsam<br />
im <strong>Berliner</strong> Vorstand des Verbandes<br />
Bildender Künstler.„Wirwaren<br />
uns einig, dass wir mit unseren<br />
Bildern keine Literatur, keine plakativen<br />
Illustrationen dieses Themas<br />
Im Jahre 1986 wurde die U-Bahnstation<br />
Magdalenenstraße in Lichtenberg mit<br />
20 Wandgemälden zur Geschichte<br />
der Arbeiterbewegung ausgestattet. An den<br />
Bildern scheiden sich heute noch die Geister.<br />
Am Sonntag gibt es eine Führung<br />
VonAndreas Förster<br />
Die Künstler Wolfgang Frankenstein (mit Brille) und Hartmut Hornung (mit<br />
Bart) 1986 bei der Arbeit im Atelier (unten) und auf dem U-Bahnhof Magdalenenstraße<br />
(oben).<br />
EBERHARDT KLÖPPEL<br />
Frankfurter<br />
Allee<br />
LICHTENBERG<br />
Magdalenenstr.<br />
Nöldnerplatz<br />
Frankfurter Allee<br />
Lichtenberg<br />
200 m<br />
BLZ/HECHER<br />
liefern wollten, wie es die Bonzen<br />
gerngehabt hätten“, sagt Hornung. „<br />
Wirwollten sehr emotional herangehen<br />
und uns auf eine Gestik konzentrieren,<br />
die bestimmte Situationen<br />
ausdrückt. Die –von vielen so empfundene<br />
–Düsternis unserer Bilder<br />
widersprach denn auch völlig dem<br />
heroisierenden, lichten Blick der<br />
SED auf die Arbeiterbewegung.<br />
Doch die Geschichte der Arbeiterbewegung<br />
kann man nicht beschönigen.<br />
Da gibt es Elend, Leiden, Gewalt<br />
und auch den Terror der kommunistischen<br />
Revolutionen. Das wollten<br />
wir zeigen.“<br />
Um den Zuschlag für die Magdalenenstraße<br />
zu bekommen, mussten<br />
sie ein Konzept bei einer staatlichen<br />
Kommission einreichen. Vertreter<br />
des Magistrats saßen darin, des Verbandes<br />
Bildender Künstler und der<br />
Partei. „Frankenstein war ja ein alter<br />
Hase, der war mit allen Wassern gewaschen“,<br />
erzählt Hornung. „Der<br />
sagte, wir machen da so ein paar<br />
Skizzen, da erkennen die sowieso<br />
nichts drauf, und erzählen denen,<br />
was sie hören wollen.“ So haben sie<br />
den Auftrag bekommen.<br />
Schikanen bei der Arbeit<br />
„Wir haben in der Anfangsphase getrennt<br />
gearbeitet“, sagt Hornung.<br />
„Das heißt, jeder hat in seinem Atelier<br />
Entwürfe gemacht, sie dem anderen<br />
geschickt, der malte drüber,<br />
dann ging das zurück, wieder wurde<br />
reingearbeitet …Auf diese Weise näherten<br />
wir uns an und fanden die gemeinsame<br />
Komposition. Jedes Bild,<br />
das da heute im Bahnhof hängt, haben<br />
wir gemeinsam gemalt.“<br />
Parallel dazu lief die technische<br />
Vorbereitung der Umsetzung. Die<br />
Bilder sollten fest mit dem Baukörper<br />
verbunden werden. Also keine<br />
Aufhängung, die ein Entfernen der<br />
Kunstwerke erleichtert hätte. Die<br />
Gemälde sollten vielmehr auf die Keramikkacheln<br />
gebrannt werden.<br />
Dazu mussten das richtige Material<br />
und die richtigen Schmelzfarben gefunden<br />
werden, die unter hoher<br />
Temperatur in die Kacheln eingebrannt<br />
werden sollten.<br />
Nachdem sich die beiden Künstler<br />
für Spaltkeramik aus Meißen und<br />
Aufglasurfarben aus Colditz entschieden<br />
hatten, wurden die Kacheln<br />
im VEB Elektrokeramik „Artur<br />
Winzer“ in Pankow gebrannt. Nun<br />
mussten sie nur noch vonden Arbeitern<br />
des VEB Fliesenleger Blankenfelde,<br />
die im gesamten Bahnhof die<br />
Kachelverkleidung erneuerten, angebracht<br />
werden. Doch dann schossen<br />
die SED-Kulturfunktionäredoch<br />
noch quer. Jekonkreter die Bildentwürfe<br />
wurden, desto mehr schwante<br />
ihnen, dass das nichts mehr mit sozialistischem<br />
Realismus zu tun hat.<br />
Die anfangs noch freundliche Kritik<br />
aus der Kommission des Magistrats<br />
ließen Frankenstein und Hornung<br />
an sich abperlen. Auch das bei einem<br />
privaten Essen vorgetragene Angebot<br />
eines vonder Partei offenbar vorgeschickten<br />
Vertreters von der Fachschule<br />
für angewandte Kunst in Berlin-Schöneweide,<br />
die beiden Künstler<br />
sollen von ihrem Vertrag<br />
zurücktreten und würden trotzdem<br />
das Honorar erhalten, lehnten sie ab.<br />
„Danach begannen die Schikanen“,<br />
Anzeige<br />
Lesen Sie am Wochenende<br />
Mobile Welten<br />
Achtung vor gefälschten<br />
Knöllchen: So wehren Sie sich<br />
Intelligente Kraftmaschine:<br />
Der BMW M850i im Test<br />
erinnert sich Hornung. „Termine<br />
wurden verschleppt, Genehmigungen<br />
nicht erteilt. Unsere Sorge war,<br />
dass die Fliesenleger mit dem Bahnhof<br />
fertig sind und abgezogen werden,<br />
bevor sie unsere Bilder anbringen<br />
können. Dann hätte sich das<br />
noch ewig hingezogen.“<br />
In dieser Situation schrieb Frankenstein<br />
einen Brief an Kurt Hager,<br />
der im SED-Politbüro für die Kulturpolitik<br />
zuständig war. Darin beschwerte<br />
sich der Professor über die<br />
Schwierigkeiten, die ihnen bereitet<br />
würden. „Eine Antwort auf diesen<br />
Brief hat er nie erhalten, aber auf einmal<br />
lief alles ohne Probleme“, sagt<br />
Hornung. Irgendwann im Frühjahr<br />
1986 war man schließlich fertig. Den<br />
genauen Termin weiß er nicht mehr.<br />
„Es gab ja auch keine Einweihung<br />
durch Vertreter des Magistrats, keinen<br />
Festakt, wie es üblich war für<br />
solche Projekte, nicht mal einen<br />
Empfang für uns im Rathaus“, erzählt<br />
Hornung. „Die haben das einfach<br />
totgeschwiegen. Uns war das<br />
egal. Hauptsache, unsere Bilder waren<br />
ander Wand. Undsie sind es bis<br />
heute.“<br />
DerVerein Bürgerkomitee 15. Januar e.V.lädt<br />
am Sonntagnachmittagzueiner Führung durch<br />
die Bildergalerie im U-Bahnhof Magdalenenstraße.<br />
Anmeldung,Zeitund Treff über<br />
E-Mail:bueko_1501_berlin2@web.de
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 11 *<br />
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Berlin<br />
Unverblümt und unverbindlich<br />
Franziska Giffey ist Hoffnungsträgerin der <strong>Berliner</strong> SPD. Überihre Zukunftwill sieöffentlichnicht sprechen. Wiesehr ihrihre Plagiatsaffäre schadet, wirdsich zeigen<br />
VonElmar Schütze<br />
Die <strong>Berliner</strong> Landespolitik<br />
ist in Bewegung wie selten<br />
in den zwei Jahren<br />
seit der Abgeordnetenhauswahl.<br />
Die Grünen sind stärkste<br />
Partei. DieLinke surft auf der Enteignungswelle.<br />
Die CDU wählt demnächst<br />
einen neuen Chef, der einen<br />
Neuanfang verspricht. Die FDP profitiert<br />
immer noch von der Debatte<br />
um den FlughafenTegel. DieAfD zerbröselt<br />
sich derzeit wenigstens nicht<br />
weiter selbst. Und die SPD? Verliert.<br />
Umfrage für Umfrage,Monat für Monat<br />
–scheinbar unaufhaltsam.<br />
Ebenso unaufhaltsam und folgerichtig<br />
drängt sich die Frage auf, ob<br />
der Regierende Bürgermeister und<br />
Parteivorsitzende Michael Müller<br />
noch der richtige Mann ist, mit dem<br />
die Sozialdemokraten bei der nächsten<br />
Wahl 2011 antreten sollten? Kann<br />
er den Trend umkehren und den ersten<br />
Machtverlust der SPD seit derVereinigung<br />
abwenden? Oder kann das<br />
Innensenator Andreas Geisel besser,<br />
wie es manche –auch in der Partei –<br />
glauben? Oder doch Franziska Giffey?<br />
Die 40-jährige Bildungsministerinist<br />
für viele immer noch ein Lichtblick<br />
in einer ansonsten blassen<br />
Bundesregierung. Das liegt auch<br />
daran, dass Giffey eine hervorragende<br />
Verkäuferin in eigener Sache<br />
ist.Wenn sie aus dem Namensmonster<br />
„Gesetz zur Weiterentwicklung<br />
der Qualität und zur Teilhabe in der<br />
Kindertagesbetreuung“ schlicht ein<br />
„Gute-Kita-Gesetz“ macht, freuen<br />
sich viele über diese volksnah-zupackende<br />
Artder Vereinfachung.<br />
In Berlin muss sich Giffey nicht<br />
ins Rampenlicht drängen. Seit ihrer<br />
Zeit als Bildungsstadträtin und später<br />
auch Bürgermeisterin von Neukölln<br />
ist sie hier ohnehin eine große<br />
Nummer. Und beliebt sowieso. Bei<br />
einer Umfrage des Instituts Forsa im<br />
Auftrag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> im vorigen<br />
Herbst erhielt sie von den <strong>Berliner</strong>n<br />
die mit Abstand besten Werte<br />
aller SPD-Politiker im Bund. Da wird<br />
jemand gemocht.<br />
Die Freie Universität prüft<br />
DieUmfrage fand statt, bevor im Februar<br />
bekannt wurde,dass es Zweifel<br />
an der Professionalität von Giffeys<br />
Doktorarbeit von 2009 gibt. In „Europas<br />
Wegzum Bürger“ geht es um<br />
die Frage,obesder EU-Kommission<br />
gelingt, mehr Bürgernähe herzustellen.<br />
Giffey untersuchte dies am Beispiel<br />
von Neukölln, wo sie als Europabeauftragte<br />
fürs Bezirksamt jahrelang<br />
Geldtöpfe in Brüssel angezapft<br />
hatte. Das Internetforum VroniPlag<br />
Wiki, auf der selbst ernannte Detektivenach<br />
Plagiaten in wissenschaftlichen<br />
Arbeiten fahnden und damit<br />
bereits diverse Politiker zu Fall<br />
brachten, hat auf 49 der 205 Textseiten<br />
problematische Stellen identifiziert.<br />
Jetzt prüft die Freie Universität.<br />
Es gehört zum Phänomen Franziska<br />
Giffey, dass die Öffentlichkeit<br />
Mag positive Menschen: SPD-Politikerin Franziska Giffey.<br />
DPA/BERND VON JUTRCZENKA<br />
die ersten Plagiatsvorwürfe eher beiläufig<br />
wahrgenommen hat. Anders<br />
als bei den Ex-Ministern Karl Theodor<br />
zu Guttenberg (Verteidigung,<br />
CSU) oder Annette Schavan (Bildung,<br />
CDU) schien man eher zu<br />
Milde zu neigen. Nach dem Motto:<br />
Schon wieder eine? Na und?<br />
Bis vor drei Tagen Peter Grottian,<br />
uralt-linker Politologe am Otto-<br />
Suhr-Institut der FU, an dem einst<br />
auch Giffey ihre Arbeit eingereicht<br />
hat, in einem Gastbeitrag in der Süddeutschen<br />
<strong>Zeitung</strong> schrieb: „Wenn<br />
Giffey klug ist, tritt sie zurück!“ Zu<br />
eindeutig seien die handwerklichen<br />
Fehler in ihrer Dissertation.<br />
Doch stimmt das? Ist ihr Ruf bereits<br />
so beschädigt, dass sie politisch<br />
nichts mehr werden kann? Endet<br />
hier eine Parteikarriere, die vorzwölf<br />
Jahren in Neukölln begonnen hat?<br />
Giffey spricht nicht öffentlich<br />
über ihre Doktorarbeit. Einen ihrer<br />
ersten öffentlichen Auftritte seit Veröffentlichung<br />
des Grottian-Texts absolvierte<br />
sie am Donnerstagmorgen<br />
bei der Industrie- und Handelskammer<br />
(IHK) an der Fasanenstraße.<br />
Auch dort: Kein Wort zur Doktorarbeit,<br />
und sie ist auch nicht gefragt<br />
worden.<br />
Stattdessen berichtete sie voller<br />
Verve von ihrem Job als Ministerin,<br />
von ihrer Lust, über Probleme nicht<br />
zu reden, sondern sie anzugehen.<br />
Die Sache sei doch so, sagt sie: Es<br />
gebe einerseits „die Mauerbauer“,<br />
die Miesmacher, Nörgler und Zweifler.<br />
Und es gebe auf der anderen<br />
Seite „die Windmühlenbauer“, die<br />
Anpacker und Optimisten. Wenn sie<br />
die Wahl habe,gehe sie lieber zu den<br />
Windmühlenbauern. Damit hatte<br />
sie all die Unternehmer im IHK-Saal<br />
auf ihrer Seite, die sich selbst unbedingt<br />
als Windmühlenbauer sehen.<br />
Warmer Applaus<br />
Und noch eine Frage fiel an diesem<br />
Morgen nicht: ob Giffey dazu bereit<br />
wäre, in zwei Jahren für die <strong>Berliner</strong><br />
SPD als Spitzenkandidatin anzutreten.<br />
Schon auf die Frage nach einem<br />
vorzeitigen Ende der Großen Koalition<br />
–was sie für Berlin frei machen<br />
würde –, reagiertsie fast schon allergisch:<br />
„Wenn ich jeden Tag fragen<br />
muss, wie lange ich noch lebe,<br />
schlägt mir das aufs Gemüt.“<br />
Eine flammende Bewerbungsrede<br />
klingt sicher anders. Lieber<br />
macht sie vor dem bürgerlichen Publikum<br />
kleine Punkte,etwa wenn sie<br />
sich in der Enteignungsdebatte bedeckt<br />
hält und lieber davon berichtet,<br />
dass sie auch jetzt noch hin und<br />
wieder U-Bahn fahre –„auch wenn<br />
das BKA dann immer entsetzt ist“.<br />
Für so etwas gab’s warmen Applaus<br />
Am Ende wurde sie von IHK-<br />
Hauptgeschäftsführer Jan Eder mit<br />
Komplimenten verabschiedet. Selten<br />
habe er einen Politiker erlebt, der<br />
„so outspoken“, so unverblümt, sei.<br />
Auf einem „virtuellen IHK-Applausometer“<br />
der letzten Jahre komme<br />
sie unter die Top3.<br />
Chefermittler gegen Clans<br />
und Banden muss gehen<br />
Dirk Jacob soll Differenzen mit SPD-Staatssekretär haben<br />
Berlins Chefermittler gegen die<br />
organisierte Kriminalität muss<br />
seinen Posten räumen. Nach Informationen<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> soll<br />
Dezernatsleiter Dirk Jacob –imLandeskriminalamt<br />
zuständig für organisierte<br />
Bandenkriminalität und arabische<br />
Clans –irgendeinen anderen<br />
Posten übernehmen.<br />
Wie Ermittler berichten, wurde<br />
schon vor mehreren Wochen der<br />
Stellvertreter des LKA-Leiters angehalten,<br />
für Jacob eine neue Verwendung<br />
zu suchen. Für Führungskräfte<br />
gilt seit längerem das Prinzip der Personalrotation,<br />
damit diese auch andereBereiche<br />
kennenlernen.„Personalentwicklung“<br />
wird das genannt.<br />
Den Informationen zufolge bat Jacob,<br />
ihm eine neue Dienststelle zu<br />
benennen, was bisher nicht geschah.<br />
Am Donnerstagmorgen meldete<br />
er sich krank. „Zu etwaigen Erkrankungen<br />
von einzelnen Kollegen<br />
äußern wir uns nicht“, sagte Polizeisprecher<br />
Thilo Cablitz.<br />
Jacob war vor einiger Zeit mit Innenstaatssekretär<br />
Torsten Akmann<br />
(SPD) aneinandergeraten. Er soll<br />
ihm widersprochen und bestimmte<br />
Angelegenheiten bei der Bekämpfung<br />
der Clan-Kriminalität anders<br />
gesehen haben.<br />
Die Gewerkschaft der Polizei<br />
(GdP) glaubt, dass das der Grund für<br />
die Versetzung ist. „Wir halten Dirk<br />
Jacob für einen sehr kompetenten<br />
Kollegen, der aufgrund seiner vielfältigen<br />
Erfahrungen im Bereich der organisierten<br />
Kriminalität über die<br />
<strong>Berliner</strong> Landesgrenzen hinweg<br />
hoch angesehen wird“, sagte GdP-<br />
Sprecher Benjamin Jendro. „Man<br />
kann unterschiedliche Ansichten<br />
haben, aber sich von politischer<br />
Ebene einzumischen, seine Stellung<br />
zu missbrauchen und jemand aus einer<br />
Position zu entfernen, nur weil<br />
einem die Nase nicht passt, übersteigt<br />
jeden Rahmen.“ Über die Besetzung<br />
von Führungspositionen<br />
habe allein die Polizeipräsidentin zu<br />
entscheiden. Zu den Vorwürfen war<br />
am Donnerstagabend von der Senatsinnenverwaltung<br />
keine Stellungnahme<br />
zu erhalten. (kop.)<br />
Gratis für Sie:<br />
NEU: Die aktuelle „digito“ jeden ersten<br />
Sonnabend imMonat in der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>!<br />
Morgen in<br />
der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong><br />
Kritik an Wohnungsverband<br />
Linke-Fraktionschefs werfen „unsachliche“ Äußerungen vor<br />
Die beiden Fraktionschefs der<br />
Linken im Abgeordnetenhaus,<br />
Carola Bluhm und UdoWolf, gehen<br />
im Streit um die Enteignung großer<br />
Immobilienkonzerne auf Distanz<br />
zum Verband Berlin-Brandenburgischer<br />
Wohnungsunternehmen<br />
(BBU). In einem Brief an BBU-Chefin<br />
Maren Kern kritisieren sie „unsachliche“<br />
Äußerungen des BBU nach<br />
Brandanschlägen auf Autos der Deutsche<br />
Wohnen sowie eine „polemisierende<br />
Art“ der Argumentation.<br />
So habe der BBU über den Kurznachrichtendienst<br />
Twitter die Enteignungsdiskussion<br />
für die „nicht zu tolerierenden<br />
Brandanschläge“ verantwortlich<br />
gemacht. Außerdem sei via<br />
Twitter verbreitet worden, die Initiativezur<br />
Enteignung großer Immobilienkonzerne<br />
richte sich „letztlich gegen<br />
die soziale Marktwirtschaft“, und<br />
die Steuerzahler müssten dies mit 36<br />
Milliarden Euro bezahlen. Das sei<br />
„keineVersachlichung der Debatte“.<br />
Es mache sie „etwas ratlos“, so<br />
Bluhm und Wolf, „wie ein eingetragener<br />
Verein mit mehrheitlich kommunalen<br />
und landeseigenenWohnungsbaugesellschaften<br />
oder genossenschaftlichen<br />
Wohnungsunternehmen<br />
in dieser Debatte nicht<br />
versachlichend, sondern zuspitzend<br />
eingreift“. (ulp.)
12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />
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Berlin<br />
Entschleunigung schult die Sinne: Das Käthe-Kollwitz-Museum in der Fasanenstraße bietet nun monatliche Slow-Art-Führungen für kleine Gruppen. Im Mittelpunkt steht jeweils nur ein Werk der Künstlerin.<br />
BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
In der Ruhe liegt die Kunst<br />
Slow Art heißt eine internationale Bewegung der entschleunigten Betrachtung. In Berlin wird dieser Trend nur langsam bekannt<br />
VonStefan Strauß<br />
Ein Bild und ganz viel Zeit.<br />
Besucher stehen schweigend<br />
voreinem Kunstwerk,<br />
manche setzen sich davor,<br />
sie betrachten es in Ruhe, lassen es<br />
auf sich wirken. Niemand stört, niemand<br />
hetzt und drängelt.<br />
Slow Art heißt eine neue Bewegung<br />
im internationalen Kunstbetrieb.Esist<br />
die Entdeckung der Langsamkeit.<br />
Denn auch in Museen, Galerien<br />
und Kunstausstellungen setzt<br />
sich das Getriebensein vieler Menschen<br />
fort–das steigende Tempo.<br />
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Alles muss schnell gehen. Fünf bis<br />
elf Sekunden betrachten Besucher<br />
im Durchschnitt ein Kunstwerk, haben<br />
Forscher festgestellt. Doch wer<br />
Hegenbarth Sammlung:<br />
Das Haus in der Nürnberger<br />
Str.49lädt am Sonnabend<br />
(12–14 Uhr) zum Slow-Art-<br />
Workshop ein. Dabei geht es<br />
um Arbeiten mit Papier wie in<br />
der Ausstellung vonCorinne<br />
Laroche. Der Eintritt ist frei.<br />
SONNABEND IST SLOW ART DAY<br />
Museum Barberini: Das<br />
Potsdamer Museum (Humboldtstr.5–6)<br />
bietet unter<br />
dem Motto „Der ruhigeBlick“<br />
am Sonnabend 17 Uhr eine<br />
langsame Führung durch die<br />
Picasso-Ausstellung.Eintritt:<br />
14 Euro, Führung 3Euro.<br />
Kunst nur mit flüchtigen Blicken betrachtet,<br />
verpasst Details und Stimmungen.<br />
Die Slow-Art-Bewegung<br />
will den Kunstbetrieb entschleunigen.<br />
In Kunstmetropolen wie London<br />
und New York gehören solche<br />
Angebote längst zum Programm.<br />
Am internationalen Slow ArtDay,<br />
der am Sonnabend stattfindet, beteiligen<br />
sich fast 170 Einrichtungen<br />
weltweit. Doch in Berlin wirddie Bewegung<br />
nur langsam bekannt. Keines<br />
der großen Häuser ist beteiligt.<br />
Lediglich die Hegenbarth Sammlung<br />
in der Nürnberger Straße lädt<br />
Besucher am Slow Art Day zum<br />
Workshop ein. Derzeit werden dort<br />
Papierarbeiten der Künstlerin Corinne<br />
Laroche gezeigt. MitPapier arbeiten<br />
dann auch die Teilnehmer des<br />
Workshops. „Die Gäste können zur<br />
Ruhe kommen und sich viel Zeit lassen.<br />
Dasist ein Luxus in diesen hektischen<br />
Zeiten“, sagt die Kunsthistorikerin<br />
Katja Schöppe-Carstensen, die<br />
den Workshop organisierthat.<br />
In Potsdam lädt das Museum Barberini<br />
seine Besucher am Slow Art<br />
Day ein. Das Motto der Führung<br />
heißt „Der ruhige Blick“. Die Gäste<br />
setzen sich in der aktuellen Picasso-<br />
Ausstellung vor ein einzelnes Bild<br />
und betrachten es etwa zehn Minuten<br />
lang. Statt der üblichen Erklärungen<br />
und Interpretationen von Ausstellungsführernlassen<br />
die Besucher<br />
das Bild ohne fremde Hilfe auf sich<br />
wirken. „Das schult die eigene Wahrnehmung“,<br />
sagt Museumspädagogin<br />
Andrea Schmidt. Bereits, als die<br />
Picasso-Ausstellung aufgebaut<br />
wurde,haben die Mitarbeiter darauf<br />
geachtet, nicht zu viele Bilder in einen<br />
Raum zu hängen. Auch das gehört<br />
zur Slow-Art-Praxis: bloß keine<br />
Bilderflut. „Die luftige Hängung finden<br />
die Besucher sehr angenehm“,<br />
sagt Andrea Schmidt.<br />
Die Performancekünstlerin Marina<br />
Abramovic hat das hohe Tempo<br />
im Kunstbetrieb schon vor Jahren<br />
Käthe-Kollwitz-Museum:<br />
In der Fasanenstr.24inBerlin<br />
gibt es künftig Slow-Art-<br />
Führungen am letzten Mittwoch<br />
des Monats. Es geht<br />
immer um ein Bild der Künstlerin.<br />
Startist am 24. April<br />
um 18 Uhr.Eintritt: 7Euro<br />
kritisiert. Sie sagte, man zappe sich<br />
nur noch durch das Leben, besser<br />
wäre, die Bewegungen zu reduzieren<br />
und auf Stille zu setzen.<br />
Abramovic hat ihreIdee vonlangsamer<br />
Kunst in ihren Performances<br />
auf radikale Weise praktiziert. Vor<br />
neun Jahren saß sie zum Beispiel 75<br />
Tage lang auf einem Stuhl im New<br />
York Museum of Modern Art<br />
(Moma). Das waren 721 Stunden<br />
schmerzvollen Verharrens. Ihr gegenüber<br />
stand ein zweiter Stuhl, dort<br />
konnte sich jeweils ein Gast hinsetzen.<br />
Es gab keine Zeitvorgaben und<br />
viele emotionale Begegnungen. Marina<br />
Abramovic schaute ihr Gegen-<br />
über einfach nur an. Manche vonihnen<br />
weinten, auch die Künstlerin.<br />
Dass Ausstellungen und Museen<br />
zu den besten Ruhe- und Rückzugsorten<br />
gehören, erkannte das Moma<br />
gleich. Frühaufstehern bietet es seit<br />
ein paar Jahren„stille Morgende“ mit<br />
Meditation und Yoga an, bevor das<br />
Museum öffnet. Solche Morgensitzungen<br />
für Yoga und Meditation hat<br />
auch das Museum Barberini im Programm.<br />
„Es geht um den Blick nach<br />
innen“, sagt Museumspädagogin<br />
Andrea Schmidt.<br />
Seit etwa zehn Jahren gibt es die<br />
Slow-Art-Bewegung. DieTate Gallery<br />
of Modern Art in London hat ihre<br />
jüngste Ausstellung nach diesem<br />
Konzept gestaltet. Sie bittet Besucher,sich<br />
viel Zeit zu lassen beim Betrachten<br />
der etwa 100 Werke des<br />
französischen Post-Impressionisten<br />
PierreBonnard. In den Räumen hängen<br />
nur wenige Bilder, die Besucher<br />
können auf den Landschaftsbildern<br />
und Stillleben filigrane Details erkennen.<br />
In der Ruhe liegt die Kunst.<br />
Doch Ruhe ist in unserer Zeit eine<br />
Seltenheit. Und sogibt es in nahezu<br />
allen Lebensbereichen den Trend<br />
zur Entschleunigung. Slow Food, als<br />
Gegenbewegung zum Schnellimbiss,<br />
plädiert für eine geruhsame<br />
und gesunde Ernährung. Slow Travel<br />
lobt langsames Reisen, beim Slow<br />
Dating geht es ums Kennenlernen<br />
mit viel Zeit. UndinRatgebernraten<br />
Sexualtherapeuten im Zeitalter von<br />
Tempo und Leistungsdruck zum<br />
entspannten Slow Sex.<br />
„Man muss sich selbst zur Ruhe<br />
zwingen, um zur Ruhe zu kommen“,<br />
sagt Josephine Gabler, Direktorin<br />
des Käthe-Kollwitz-Museums. Sie<br />
setzt die Idee des entschleunigten<br />
Kunstgenusses mit einer Veranstaltungsreihe<br />
fort. DasMuseum bot bereits<br />
zur Langen Nacht der Museen<br />
2018 eine Slow-Art-Führung an, nun<br />
startet eine monatliche Reihe für<br />
kleine Gruppen. „Die Gäste können<br />
sehen lernen. Dasschult die Sinne.“<br />
Die Nachfragen mehren sich<br />
Auch bei den Staatlichen Museen<br />
mehren sich Nachfragen nach Slow<br />
Art. Ab Herbst wird essolche „entschleunigenden<br />
Angebote“ in der<br />
Gemäldegalerie und der Alten Nationalgalerie<br />
geben. Vor höchstens 25<br />
Teilnehmern wird ein Experte eine<br />
halbe Stunde lang ein Kunstwerk<br />
analysieren. Solche Angebote gebe<br />
es seit mehreren Jahren, sagt Markus<br />
Farr von der Pressestelle. Anfangs<br />
hießen sie Bildbetrachtungen, nun<br />
werden sie wegen des Slow-Art-<br />
Trends vermehrtangeboten.<br />
Das Schweigen der Gitarren<br />
Nach dem Rockhaus wirft auch der Bunker in Tempelhof seine Musiker raus. Sie müssen 47 Proberäume in nur einer Woche räumen. Die Mieter sind empört –und ratlos<br />
VonAnnika Leister<br />
Mehrere Autos warten mit offenen<br />
Türen vor einem Bunker<br />
im Süden Tempelhofs. Die Death-<br />
Metal-Bands Carnal Tomb und Evil<br />
Spirit räumen hastig ihr Equipment<br />
ein: Trommeln, Gitarren, Verstärker.<br />
Jahrelang haben die Bands in dem<br />
denkmalgeschützten Bunker geprobt<br />
–wie Dutzende andere auch.<br />
Bisdie Immobiliengesellschaft Covivio<br />
ihren Mietern am Freitag per<br />
Mail und Aushang an der Tür mitteilte:<br />
Ihrseid fristlos gekündigt.<br />
DieProberäume dürfen die Musiker<br />
ab sofortnicht mehr nutzen, Covivio<br />
begründet das mit Mängeln<br />
beim Brandschutz. NureineWoche –<br />
bis zum 7. April –lässt das Immobilienunternehmen<br />
den Musikern<br />
Zeit, ihre Habe auszuräumen. „So<br />
kurzfristig –das geht gar nicht“, sagt<br />
Marcelo Aguirre von Evil Spirit, der<br />
Lederjacke trägt. „Das ist ein Stil wie<br />
im Wilden Westen.“<br />
Wieder verliert Berlin 47 Proberäume,<br />
die über Untermietverträge<br />
zum Teil doppelt und dreifach belegt<br />
waren. Mehr als 100 Bands sind damit<br />
heimatlos, manche werden – wie<br />
Aguirres Band Evil Spirit –erst mal<br />
pausieren müssen. Berlin, das sich so<br />
gerne für seine kreativeSzene rühmt,<br />
wird immer mehr zu einer Stadt, in<br />
der Musiker gar keinen Platz haben.<br />
Mängel beim Brandschutz<br />
Denn die Lage auf dem Marktfür Proberäume<br />
ist hoffnungslos. Vor zwei<br />
Wochen erst kündigte der Betreiber<br />
des Rockhauses in Lichtenberg<br />
250 Proberäume,rund 1000 Musiker<br />
sind seither verzweifelt auf der Suche<br />
nach Ersatz. Die wenigen großen Alternativen,<br />
wie das Orwo-Haus in<br />
Marzahn-Hellersdorf, sind auf lange<br />
Zeit ausgebucht.<br />
In Tempelhof muss Covivio trotzdem<br />
nicht mit Protest rechnen. Die<br />
Bands fürchten die Zwangsräumung.<br />
Deshalb bringen sie ihre Instrumente<br />
lieber rasch in Sicherheit.<br />
„Bevor ein Sicherheitsunternehmen<br />
uns die Gitarren kaputt macht, räumen<br />
wir selbst“, sagt Aguirre.<br />
Die Covivio Immobilien GmbH<br />
mit Sitz in Stuttgart kauft seit 2011<br />
In dem Bunker in der Friedrich-Karl-Straße probten mehr als 100 Bands.<br />
Objekte verstärkt auch in Berlin und<br />
Potsdam auf. DerHochbunker in der<br />
Friedrich-Karl-Straße gehört dem<br />
Unternehmen seit September 2013.<br />
Er wurde in den 40er-Jahren im Rahmen<br />
des sogenannten Führer-Sofortprogramms<br />
errichtet, damals<br />
sollte er die Bevölkerung vor Bomben<br />
der Alliierten schützen. Wenig<br />
GERD ENGELSMANN<br />
kann man mit so einem fensterlosen<br />
Beton-Bollwerk heute anfangen.<br />
Drinnen sieht es nach Keller aus, es<br />
fehlen Fenster und natürliches Licht.<br />
Doch Mitte der 2000er-Jahre kam<br />
eine findige Immobilienfirma auf<br />
den Dreh: Sie vergrößerte die<br />
Räume, installierte Sanitäranlagen.<br />
Seither proben hier Bands. Die<br />
Wände des Bunkers schützen jetzt<br />
Nachbarnvor Lärm.<br />
In der Kündigung schreibt Covivio:<br />
„Die Stadt Berlin billigt aufgrund<br />
von Brandschutzauflagen gegenüber<br />
der Vermieterin die Nutzung in<br />
der bisherigen Form nicht mehr.“<br />
Die Stadt sehe eine Gefahr für „Leib<br />
und Leben“. Doch Bezirksamt und<br />
Senatsverwaltung verneinen –man<br />
habe keine Kontrollen in dem Bunker<br />
durchgeführt und von daher<br />
auch nichts zu beanstanden.<br />
„Sofortiges Handeln erforderlich“<br />
Auf Nachfrage der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
erklärtdann auch Covivio:„Die Stadt<br />
hat Covivio nicht informiert.“ Vielmehr<br />
habe das Unternehmen selbst<br />
bei Reparaturarbeiten Mängel beim<br />
Brandschutz festgestellt. „Mit dieser<br />
Erkenntnis war ein sofortiges Handeln<br />
erforderlich“, teilt eine Sprecherin<br />
von Covivio mit. Jetzt wolle<br />
das Unternehmen ein neues Brandschutzkonzept<br />
umsetzen. Nach dem<br />
Umbau soll der Bunker in Tempelhof<br />
wieder für Musiker offenstehen, versichertdie<br />
Sprecherin.<br />
Für viele Musiker aber wird es<br />
dann zu spät sein. Denn Covivio will<br />
oder kann nicht abschätzen, wie<br />
lange die Baumaßnahmen dauern<br />
werden. Eine gleichwertige Alternativehat<br />
niemand in Sicht. „Die wenigen<br />
freien Räume,die es gibt, sind unbezahlbar“,<br />
sagt Aguirre. Im Bunker<br />
hätten sich zwei Bands,die sich einen<br />
Proberaum teilten, 200 Euro im Monat<br />
gezahlt. Bei aktuell ausgeschriebenen<br />
Angeboten fingen die Mieten<br />
bei 600 Euro an. DieLage für Künstler<br />
sei in Berlin ohnehin extrem kritisch,<br />
sagt Aguirre. Das Aus für Rockhaus<br />
und Bunker seien „die letzten Nägel<br />
im Sarg der freien Szene“.<br />
Vom Senat haben die Musiker<br />
keine Hilfe zu erwarten. Es sei „tragisch<br />
und schmerzhaft“, wenn Proberäume<br />
wegbrechen, heißt es aus<br />
der Kulturverwaltung. Doch die Verträge<br />
seien zwischen Privatpersonen<br />
und Unternehmen geschlossen, der<br />
Handlungsraum der Politik beschränkt.<br />
„Wir können Gespräche<br />
führen, versuchen, zu vermitteln“,<br />
so Sprecher Daniel Bartsch, „mehr in<br />
der Regel aber auch nicht.“
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 13<br />
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Berlin<br />
„Die Lösung liegt in einem Ausbau des U-Bahnnetzes“<br />
Ist es richtig, die <strong>Berliner</strong> aufzufordern,<br />
ihr Auto abzuschaffen?<br />
Die Antwort ist eindeutig:<br />
Nein! Natürlich müssen die<br />
<strong>Berliner</strong> nicht auf ihr Auto verzichten.<br />
Allerdings sollten sie sich angesichts<br />
zunehmender Mobilitätsprobleme<br />
auf Einschränkungen einstellen.<br />
Der Verkehr auf den Straßen<br />
nimmt stetig zu. Mit dem anhaltenden<br />
Wachstum der Stadt wandeln<br />
sich die Mobilitätsbedürfnisse.Viele<br />
<strong>Berliner</strong> steigen vom Auto auf das<br />
Fahrrad und den Nahverkehr um,<br />
um rechtzeitig zum Ziel zu kommen.<br />
Es war daher an der Zeit, eine Mobilitätswende<br />
in Berlin einzuleiten,<br />
und dies haben wir als rot-rot-grüne<br />
Koalition nun getan. Mit dem ersten<br />
Mobilitätsgesetz in Deutschland<br />
schaffen wir mehr Sicherheit im<br />
Straßenverkehr und legen den Fokus<br />
auf die Mobilität der Zukunft –das ist<br />
für uns nicht unbedingt das Auto.<br />
Die SPD hat sich vorgenommen,<br />
den Anforderungen an eine gleichberechtigte,<br />
moderne, klimaverträgliche<br />
und zukunftsgerechte Mobilitätspolitik<br />
gerecht zu werden. Weder<br />
kann und wird Berlin ausschließlich<br />
eine Auto- noch ausschließlich eine<br />
Fahrradstadt sein. Wir müssen darauf<br />
achten, die Bedürfnisse aller <strong>Berliner</strong>innen<br />
und <strong>Berliner</strong>, obimZen-<br />
trum oder den Außenbezirken, in<br />
Einklang zu bringen. Menschen haben<br />
ein Recht darauf, mobil zu sein.<br />
Der Nahverkehr ist die Mobilität<br />
vonmorgen.Vondaher verfolgen wir<br />
eine stringente Verkehrspolitik: Wir<br />
wollen den Nahverkehr stärken und<br />
Verkehr von der Straße auf die<br />
Schiene verlagern. Der Erhalt und<br />
Ausbau der Infrastruktur ist hierbei<br />
entscheidend. Mit dem Nahverkehrsplan<br />
und dem Ausbauprogramm<br />
i2030 stärken wir die bestehende<br />
Infrastruktur, investieren in<br />
den Bau neuer Straßenbahnlinien,<br />
Haltestellen, Knotenpunkte und in<br />
sichereund barrierefreie Mobilität.<br />
Wir bauen das bestehende Streckennetz<br />
aus, setzen mehr Fahrzeuge<br />
ein und verdichten die Takte.<br />
Wir werden eingleisige S-Bahn-Strecken<br />
zweigleisig ausbauen und so<br />
Engpässe beseitigen. DerAusbau der<br />
Straßenbahn geht voran, hier eröffnen<br />
wir bis 2021 erste neue Strecken.<br />
Am Zehn-Minuten-Takt auf weiteren<br />
Buslinien in den Außenbezirken sind<br />
wir dran. Von 2021 an stellen wir<br />
viele neue S-Bahnen zur Verfügung.<br />
Beider U-Bahn wirdes1500 neue<br />
Wagen geben. Außerdem wird eine<br />
Gastbeitrag<br />
Die Verkehrspolitik darf nicht nur auf die Straßenbahn setzen,<br />
warnt der SPD-Politiker Tino Schopf<br />
in unserer Debatte zur Mobilität in Berlin<br />
„Wenn wir die Straßenbahn<br />
auf ein Riesen-Netz ausweiten,<br />
schaffen wir keine gesteigerte<br />
Effizienz, keine Effekte.“<br />
Tino Schopf,<br />
verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus<br />
OSTKREUZ/MARC BECKMANN<br />
Reihe vonNetzergänzungen und Lückenschlüssen<br />
erfolgen. Sinnvoll<br />
wäre zuallererst eine Weiterführung<br />
der U8 ins Märkische Viertel, ebenso<br />
kann ich mir eine Verlängerung der<br />
U2 vonPankownach PankowKirche<br />
vorstellen. Darüber hinaus würde<br />
auch Krumme Lanke –Mexikoplatz<br />
(U3) spürbare Angebotsverbesserungen<br />
bringen.<br />
Ich weiß, dass der Ausbau des U-<br />
Bahn-Netzes kontrovers diskutiert<br />
wird. Doch aus fachlicher Sicht gilt es<br />
festzuhalten: Eine Straßenbahn, die<br />
im Straßenverkehr mitfährt, hat das<br />
Problem, dass sie spezielle Vorrangschaltungen<br />
benötigt, um nicht im<br />
Stau steckenzubleiben. Weil eine U-<br />
Bahn unter der Erde fährt, ist sie per<br />
se vondiesen Zwängen entkoppelt.<br />
Verkehrspolitisch sollte es uns<br />
darum gehen, die Menschen möglichst<br />
schnell vonAnach Bzubewegen.<br />
Eine S-Bahn ist nur so schnell,<br />
weil sie in der Regel Halteabstände<br />
vondurchschnittlich rund zwei Kilometern<br />
hat. Die U-Bahn hat in der<br />
Regel Halteabstände zwischen<br />
500 und 1000 Metern. Bei der Straßenbahn<br />
sind es 300 bis 400 Meter,<br />
weshalb dieses Verkehrsmittel langsamer<br />
ist. Wenn wir die Straßenbahn<br />
auf ein Riesen-Netz ausweiten,<br />
schaffen wir keine gesteigerte Effizienz,<br />
keine Effekte.<br />
Ich bin der Auffassung, dass eine<br />
gute Infrastruktur über die Zukunftsfähigkeit<br />
einer Stadt entscheidet.<br />
Eine Umverteilung des Verkehrsaufkommens<br />
zugunsten des Nahverkehrs<br />
kann nur durch attraktiveNahverkehrsmittel<br />
erzielt werden. Dabei<br />
steht für mich neben der Beförderungsmenge<br />
vor allem auch die Reisegeschwindigkeit<br />
im Vordergrund.<br />
Wir müssen Anreize schaffen: gute<br />
Dienstleistung, hohe Geschwindigkeit,<br />
zum fairen Preis, mit guter Verfügbarkeit.<br />
Dasist mein Credo!<br />
Berlin ist Messestadt, ist Touristenattraktion,<br />
Regierungssitz. Städte<br />
wie Paris, Barcelona, Wien, London,<br />
aber auch Stuttgart, Frankfurt/Main,<br />
München und Hamburg bauen in<br />
Hinblick auf die Bevölkerungsentwicklung<br />
ihr U-Bahnnetz aus.<br />
Für mich gibt es kein Entwederoder,<br />
sondern ein Sowohl-als-auch.<br />
Aus meiner Sicht liegt die Lösung in<br />
einem intelligenten Ausbau des U-<br />
Bahnnetzes, in Kombination mit<br />
dem Ausbau vonStraßenbahnlinien.<br />
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www.praeventionstag.de/go/<br />
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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />
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Berlin<br />
Anzeige<br />
POLIZEIREPORT<br />
Tankstelle überfallen.<br />
In der Straße GrünerWeginBritz haben<br />
zwei maskierte Männer eine<br />
Tankstelle überfallen. Siebedrohten<br />
am Mittwoch gegen 22 Uhreinen<br />
Mitarbeiter und einen Kunden im<br />
Verkaufsraum mit einer Pistole und<br />
einem Messer.Von dem 45 Jahrealten<br />
Angestellten forderten sie die Einnahmen.<br />
Einer derTäter ging schließlich<br />
selbst an die Kasse,der andere<br />
entwendete mehrereSchachteln Zigaretten.<br />
Anschließend flüchtete das<br />
Duoineinem Auto.<br />
Einbruch beim Juwelier.<br />
Unbekannte Männer sind in der<br />
Nacht zum Donnerstag in ein Juweliergeschäft<br />
in der Müllerstraße in<br />
Wedding eingebrochen. Siegelangten<br />
in das Geschäft über ein angrenzendes<br />
Lokal. Siedurchbrachen<br />
demnach die Wand zwischen den<br />
beiden Geschäften und erbeuteten<br />
Schmuck.Wiehoch der Schaden insgesamt<br />
war,ist noch unklar.Die Täter<br />
entkamen.<br />
Lesen Sie am Wochenende<br />
Karriere<br />
Keine Berufsausbildung? Das<br />
lässt sich immer noch ändern<br />
Werbungskosten: Wasdas<br />
Finanzamt alles anerkennt<br />
Autos zusammengeprallt.<br />
In der Aroser Allee in Reinickendorf<br />
sind am Mittwochnachmittag zwei<br />
Autos zusammengestoßen. Ein21-<br />
Jähriger hatte in seinem Nissan den<br />
VW eines 35-Jährigen übersehen.<br />
DerNissan kippte um und rutschte<br />
auf dem Dach gegen eine Laterne.<br />
DerVWdrehte sich durch die Wucht<br />
des Aufpralls um 180 Grad und blieb<br />
dann stehen. Diebeiden Fahrer sowie<br />
die Begleiterin des 35-Jährigen<br />
wurden in Kliniken gebracht. Lebensgefahr<br />
besteht nicht.<br />
Dealer verhaftet.<br />
In einer Wohnung am Heckerdamm<br />
in Charlottenburghaben Polizisten<br />
einen 29 Jahrealten Mann verhaftet.<br />
Er hatte im Internet Drogen zumVerkauf<br />
angeboten. Beider Wohnungsdurchsuchung<br />
stellten die Beamten<br />
ein Kilogramm Heroin, 500 Gramm<br />
Kokain, Ecstasytabletten sowie 600<br />
Briefumschläge zum Versenden des<br />
Rauschgifts sicher.Der Dealer kam<br />
in Untersuchungshaft. (ls.)<br />
Legendäre Brille: Sieht aus wie eine Sehhilfe des Beatles-Musikersund soll ihm auch gehörthaben. So wurde die Brille 2017 von der Polizei präsentiert.<br />
Das Geschäft mit John Lennons Brille<br />
Ein Hehler hat den gestohlenen Nachlass des Ex-Beatles verkauft. Nun wurde er verurteilt<br />
VonKatrin Bischoff<br />
Es glich einer Sensation, als<br />
der gestohlene Nachlass<br />
John Lennons in Berlin auftauchte.Die<br />
Polizei präsentierte<br />
die Gegenstände im November<br />
2017 im Landeskriminalamt mit großem<br />
Bohei. Es waren sehr persönliche<br />
Dinge aus dem Nachlass des Ex-<br />
Beatles: Seine Tagebücher, eine<br />
Brille, ein Tonbandmitschnitt eines<br />
Beatles-Konzerts, ein Schulheft,<br />
Lennons Etui mit zehn Zigaretten<br />
der MarkeGitanes oder die mit Bleistift<br />
niedergeschriebenen Noten<br />
vom Beatles-Hit „Woman“. Dinge<br />
von„musikhistorischer Bedeutung“,<br />
wie es die Polizei damals formulierte.<br />
Dinge,die 2006 aus derWohnung der<br />
Lennon-WitweYoko Ono imDakota<br />
Building in NewYorkgestohlen worden<br />
waren.<br />
Wenige Tage vor der stolzen Präsentation<br />
des Diebesgutes hatte die<br />
Polizei den Mann festgenommen, der<br />
den geklauten Nachlass bei einem<br />
Online-Auktionshaus zu Geld gemacht<br />
hatte und bei dem die Fahnder<br />
noch weitere Lennon-Devotionalien<br />
fanden. Erhan G., ein Pizzeria-Betreiber<br />
aus Kreuzberg. Er gestand die Tat.<br />
Im November vergangenen Jahres<br />
wurde gegen ihn Anklage erhoben.<br />
Und dann? Wie die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
am Donnerstag erfuhr, wurde der<br />
59-jährige Erhan G. mittlerweile still<br />
und leise und ohne öffentliche<br />
Verhandlung<br />
vom Amtsgericht Tiergarten<br />
verurteilt.<br />
Nach Angaben von<br />
Lisa Jani, Sprecherin<br />
der Strafgerichte, habe<br />
Erhan G. bereits am 27.<br />
Februar einen Strafbefehl<br />
erhalten. Er sei<br />
darin wegen gemein-<br />
Yoko Ono und John Lennon,<br />
der 1980 getötet wurde.<br />
schaftlicher Hehlerei<br />
zu einer Freiheitsstrafe<br />
von einem Jahr verurteilt<br />
worden, die zur<br />
Bewährung ausgesetzt<br />
wurde. Das sei die<br />
höchstmögliche Strafe in einem<br />
Strafbefehlsverfahren, sagte Lisa<br />
Jani. Zudem müsse Erhan G. jeweils<br />
25 000 Euro an die Opferhilfe und die<br />
<strong>Berliner</strong> Justiz zahlen.<br />
Doch Erhan G. war nur derjenige,<br />
der im Oktober 2014 die 87 gestohlenen<br />
Gegenstände des Lennon-Nachlasses<br />
dem Online-Auktionshaus<br />
Auctionata zur Versteigerung angeboten<br />
hat und dafür einen Vorschuss<br />
in Höhe von 785150 Euro kassierte –<br />
25 Prozent des Schätzwertes der persönlichen<br />
Dinge des Ex-Beatles. Seinen<br />
Anteil an dem Geld, nämlich<br />
327830,76 Euro, habe<br />
Erhan G. bereits zurückgezahlt,<br />
sagte Jani.<br />
Undder andereTeil?<br />
Denhat vermutlich ein<br />
weiterer Tatverdächtiger,<br />
der mit Haftbefehl<br />
gesucht wird: Koral K.,<br />
der frühere Chauffeur<br />
und Leibwächter Lennons.<br />
Er soll die persönlichen<br />
Dinge seines<br />
ARCHIV<br />
einstigen Dienstherren<br />
heimlich Stück für<br />
Stück entwendet haben.<br />
Er wurde später<br />
festgenommen, nachdem<br />
er Yoko Ono erpresst hatte. Er<br />
hatte vonder Lennon-Witwe1,5 Millionen<br />
Dollar gefordert, ansonsten<br />
würde er pikante Fotos veröffentlichen.<br />
KoralK.saß vormehr als zehn<br />
Jahren in Haft, allerdings nicht lange.<br />
Er kam auf Kaution frei und setzte<br />
sich in die Türkei ab.<br />
Die Ermittler gehen davon aus,<br />
dass er das Diebesgut mit an den<br />
BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />
Bosporus nahm. Unddass er es später<br />
Erhan G. übergab, der es zu Geld<br />
machen sollte. Die Männer wurden<br />
Geschäftspartner, nachdem Erhan<br />
G. dem einstigen Lennon-Chauffeur<br />
in Berlin offenbar beim Kauf eines<br />
Hauses geholfen hatte.<br />
Erhan G. soll mehrfach versucht<br />
haben, die gestohlenen Gegenstände<br />
an den Mann zu bringen.<br />
Doch erst das <strong>Berliner</strong> Online-Auktionshaus<br />
zeigte Interesse. Die Firma<br />
habe zunächst nur eine Uhr mit einer<br />
Widmung Yoko Onos gekauft,<br />
dann die weiteren Gegenstände des<br />
Ex-Beatles, erklärte die Staatsanwaltschaft<br />
damals.Die Uhrwar Onos<br />
letztes Geburtstagsgeschenk an John<br />
Lennon, bevor er am 8. Dezember<br />
1980 in NewYorkvon einem verwirrten<br />
Mann erschossen wurde. Die<br />
Uhr wurde von dem Auktionshaus<br />
für 600 000 Euro weiterverkauft.<br />
Im Juli 2017 stieß der Insolvenzverwalter<br />
des Online-Auktionshauses<br />
auf die 86 noch vorhandenen<br />
persönliche Gegenstände Lennons,<br />
darunter die drei Tagebücher von<br />
1975, 1979 und 1980. Er informierte<br />
das Landeskriminalamt. Der sichergestellte<br />
Nachlass wurden dann dem<br />
Anwalt vonYoko Onoübergeben.<br />
SPD prüft<br />
Zwischenruf<br />
der AfD<br />
Hitzige Diskussion um<br />
Antisemitismus im Plenum<br />
VonMelanie Reinsch<br />
Während einer Rede des SPD-<br />
Fraktionsvorsitzenden Raed<br />
Saleh am Donnerstag in der Aktuellen<br />
Stunde im Abgeordnetenhaus<br />
sollen aus den Reihen der AfD Zwischenrufe<br />
getätigt worden sein, die<br />
rechtliche Konsequenzen haben<br />
könnten. Die Parlamentarier debattierten<br />
am Morgen darüber, wie sie<br />
in Berlin jüdisches Leben besser<br />
schützen können.<br />
Saleh hatte in seiner Rede einen<br />
Satz begonnen mit:„Es waren die Sozialdemokraten,<br />
die …“ Laut Plenarprotokoll<br />
soll der AfD-Abgeordnete<br />
Gunnar Lindemann den Satz vonSaleh<br />
beendet haben mit dem Zwischenruf:<br />
„… die Hitler ins Amt gebracht<br />
haben“. Andere Abgeordnete<br />
sagten, sie hätten von den AfD-Bänken<br />
gehört, dass die AfD behauptet<br />
habe, die Sozialdemokraten hätten<br />
den „Reichstag angezündet“. So<br />
hatte es auch die Linken-Abgeordnete<br />
Anne Helm verstanden und<br />
über Twitter verbreitet. Helm korrigierte<br />
sich später,dass der letzte Satz<br />
aber nicht im Plenarprotokoll stehe.<br />
DieSPD sagte,dass sie den Vorfall<br />
prüfen werde. Es sei erschreckend<br />
und entlarvend, dass der AfD-Fraktionsvorsitzende<br />
Georg Pazderski in<br />
seiner Rede zum Antisemitismus<br />
kein einzigesWort zum rechtsradikalen<br />
Judenhass und Antisemitismus<br />
in Deutschland verliere, sagte der<br />
Parlamentarische Geschäftsführer<br />
der SPD, Torsten Schneider. Stattdessen<br />
soll die AfD behauptet haben,<br />
die SPD habe Hitlers Machtergreifung<br />
ermöglicht und den Reichstag<br />
angezündet. Manlasse prüfen, ob es<br />
sich um eine Straftat handle, sagte<br />
Schneider, notfalls mithilfe der Tonbandaufnahmen.<br />
Die Aussage sei<br />
nicht nur eine „historische Lüge“, es<br />
sei „Nazi-Propaganda in Reinform“.<br />
Im Märzhatte der Senat ein Konzept<br />
mit Maßnahmen beschlossen,<br />
Antisemitismus stärker zu bekämpfen.<br />
So soll in den nächsten Wochen<br />
ein Antisemitismus-Beauftragter in<br />
der Justizverwaltung angesiedelt<br />
werden. Justizsenator Dirk Behrendt<br />
(Grüne) sagte im Plenum, dass man<br />
Antisemitismus mit „allen Mitteln<br />
des Rechtsstaates bekämpfen<br />
müsse“.<br />
Wichtige Information für unsere Anzeigenkunden:<br />
Vorgezogener<br />
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Ostern 2019<br />
Erscheinungstag Anzeigenschluss Rubrik<br />
Sa./So., 20.04./21.04.2019<br />
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Am 19. und 22. April<br />
erscheint keine<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Am geschändeten Grab des Polizisten<br />
Der Sohn von Uwe Lieschied ist schockiert von der Tatauf dem Friedhof<br />
VonPhilippe Debionne<br />
Patrick Lieschied steht auf einem<br />
Friedhof in Neukölln vor einem<br />
Grab und blickt nachdenklich auf die<br />
Blumen und die frische Erde. Das<br />
Grab ist die letzte Ruhestätte des im<br />
Dienst erschossenen Polizisten Uwe<br />
Lieschied – seines Vaters. In der<br />
Nacht zu Mittwoch wurde das Grab<br />
von bislang Unbekannten verwüstet<br />
und mit Hakenkreuzen beschmiert.<br />
Nun spricht der Sohn des Toten<br />
über diese Tat. „Ich habe am Mittwoch<br />
einen Anruf vonder Friedhofsverwaltung<br />
bekommen. Die haben<br />
mir gesagt, was passiert ist“, erzählt<br />
der 32-Jährige. Schon die Nachricht<br />
als solche sei „ein Schock“ gewesen.<br />
Täter gab acht Schüsse ab<br />
Als er dann mit eigenen Augen gesehen<br />
habe, wie die Unbekannten auf<br />
„Papas Grab“ gewütet hätten, habe<br />
er die unfassbare Tat zunächst gar<br />
nicht richtig begreifen können.<br />
Auch zwei Tage später ist Patrick<br />
Lieschied noch völlig fassungslos<br />
über diese Tat. „Vor allem über die<br />
Energie,die diese Typen dafür aufgebracht<br />
haben“, sagt er. „Schockierend<br />
ist das.“<br />
VonKollegen neu bepflanzt: das Grab von<br />
UweLieschied.<br />
ERIC RICHARD<br />
Patrick Lieschied war gerade mal<br />
19 Jahre alt, als sein Vater im Dienst<br />
erschossen wurde. Der damals 42-<br />
jährige Hauptkommissar war zusammen<br />
mit zwei Kollegen im März<br />
2006 als Zivilfahnder in Neukölln unterwegs.<br />
Als sie zwei Männer sahen,<br />
die in der Flughafenstraße eine Frau<br />
beraubten, forderten sie den Täter<br />
auf, stehen zu bleiben. Der Mann<br />
schoss aber aus kurzer Entfernung<br />
acht Mal–und tötete UweLieschied.<br />
Der Sohn erzählt, dass er sehr,<br />
sehr lange gebraucht habe, umdas<br />
zu verarbeiten. Der32-Jährige nennt<br />
seinen Vater noch immer Papa, und<br />
dieser Papa sei „der wichtigste<br />
Mensch in meinem Leben“ gewesen.<br />
Noch heute sei er sehr oft an seinem<br />
Grab.„Die Nähe zu Papa ist mir einfach<br />
wichtig“, sagt er. Besonders<br />
dankbar ist Lieschied den Kollegen<br />
seines Vaters, die das völlig verwüstete<br />
Grab noch am selben Tagwieder<br />
hergerichtet haben.<br />
Suche nach den Unbekannten<br />
Unterdessen geht die Suche nach<br />
den Täternweiter.Bei der Polizei hat<br />
die Abteilung für politisch motivierte<br />
Kriminalität von Links mittlerweile<br />
die Ermittlungen übernommen.<br />
Auch Patrick Lieschied vermutet,<br />
dass der Anschlag auf das Grab seines<br />
Vaters von Leuten aus der linksradikalen<br />
Szene verübt wurde.<br />
So wie ein Anschlag im Jahr 2016:<br />
Damals wurde eine Gedenktafel für<br />
Uwe Lieschied geschändet, später<br />
bekannten sich Linksautonome<br />
dazu. „Wir verhöhnen tote Polizisten“,<br />
hieß es damals in einem Schreiben,<br />
das vonder Polizei als echt eingestuft<br />
wurde. Die Unbekannten<br />
verkündeten, man habe den Gedenkort„mit<br />
Feuer und brennenden<br />
Reifen“ entweiht.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 15<br />
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Brandenburg<br />
In Brandenburg zog die AfD<br />
2014 erstmals in den Landtag<br />
ein. Sie kam auf 12,2 Prozent,<br />
wurde damit viertstärkste Kraft<br />
und bekam doppelt so viele Stimmen<br />
wie die Grünen. Inzwischen<br />
wird die Nachwuchsorganisation<br />
Junge Alternative (JA) und der völkisch-nationalistische<br />
„Flügel“ der<br />
Partei um BjörnHöcke vomBundesamt<br />
für Verfassungsschutz als Verdachtsfall<br />
eingestuft –Begründung:<br />
Es lägen „gewichtige Anhaltspunkte<br />
vor, dass es sich um eine extremistische<br />
Bestrebung handelt“. DieJArespektiere<br />
die Menschenwürde nicht<br />
als obersten Verfassungswert und<br />
verunglimpfe Flüchtlinge pauschal.<br />
In Umfragen erreicht die Partei in<br />
Brandenburg seit mehr als einem<br />
Jahr zwischen 19 und 23 Prozent und<br />
war damit teilweise genauso stark<br />
wie die SPD und oft stärker als die<br />
CDU. Ein Gespräch mit Spitzenkandidat<br />
Andreas Kalbitz –der zur Führung<br />
des „Flügels“ gehört – über<br />
mögliche Koalitionen mit der CDU,<br />
über seinen oft kriegerischen Tonfall<br />
und seine Vergangenheit in rechtsradikalen<br />
Strukturen.<br />
Herr Kalbitz, Sie sind Spitzenkandidat.<br />
Möchten Sie Ministerpräsident<br />
vonBrandenburg werden?<br />
Die Frage stellt sich derzeit nicht.<br />
Natürlich wollen wir Verantwortung<br />
übernehmen. Sonst braucht man<br />
keine Partei zu gründen. Es geht mir<br />
nicht um Fundamentalopposition,<br />
sondernauch um Gestaltung.<br />
Da Sie nicht zum gemäßigten Kuschelflügel<br />
der AfD gehören, müssten<br />
Sie 51Prozent bekommen oder einen<br />
Partner finden. Sehen SieChancen?<br />
Nicht auf 51 Prozent. Aber die AfD<br />
hat sich als bleibende Kraft etabliert.<br />
Vorvier Jahren dachten viele: Dasist<br />
nur eine Blase. Jetzt ist klar: Die AfD<br />
ist gekommen, um zu bleiben.<br />
Siewürden nicht als Juniorpartner in<br />
eine Regierung gehen?<br />
In Brandenburg definitiv nicht.<br />
Als Juniorpartner käme nur die CDU<br />
infrage.Wenn ich sehe,wie es dortan<br />
der Basis bröckelt, sehe ich viel politischen<br />
Bewegungsspielraum. Ich<br />
glaube, mittel- und langfristig wird<br />
sich der Tonder Union ändern. Nach<br />
der Wahl gehe ich aber davon aus,<br />
dass es ein Machterhaltungsbündnis<br />
gibt, eine Art Regenbogenkoalition<br />
gegen die AfD.Die wirdaber sachpolitisch<br />
nicht tragfähig sein. Weil es<br />
nur diesen einen Minimalkonsens<br />
gibt: „Der Feind meines Feindes ist<br />
mein Freund.“<br />
Sie sagen, Brandenburgs CDU-Chef<br />
Ingo Senftleben könne nicht von der<br />
Tapete bis zur Wand denken. Torpedieren<br />
Sienicht den einzigen Partner?<br />
Wirsind imWahlkampf, natürlich<br />
ist der Tonharsch, aber nicht unbegründet.<br />
Ich halte die Koalitionsträume<br />
der CDU mit der Linken für<br />
strategisch äußert ungeschickt –vor<br />
allem gegenüber den eigenen Wählern.<br />
Die Menschen spüren: Der<br />
CDU geht es nur um Machterhalt.<br />
In Sachsen diskutieren einige in der<br />
CDU über eine Koalition mit der AfD.<br />
DieFrage ist nicht, ob wir regieren<br />
wollen, sondern wann und wie. In<br />
Sachsen ist es am möglichsten,<br />
stärkste Kraft zu werden. Wenn die<br />
Konstellation passt, kann ich es mir<br />
vorstellen. Dann gibt es bei der CDU<br />
einen Dammbruch, einen Domino-<br />
Effekt in anderen Ländern.<br />
IhreGemeinsamkeiten mit der CDU?<br />
Die AfD hat viele Themen aufgegriffen,<br />
die früher Unions-Themen<br />
waren. Ichsehe einen gemeinsamen<br />
Wertebezug, der in der Union durch<br />
dieVermerkelung und den Marsch in<br />
die Mitte völlig aufgeweicht wurde.<br />
Wir erleben aber Restaurationstendenzen:<br />
DieKonservativen sammeln<br />
sich, und es werden Positionen vertreten,<br />
die bislang AfD-eigen waren.<br />
Wasist Ihr Ziel für die Landtagswahl?<br />
20 Prozent plus x. Wirwerden um<br />
jede Stimme werben.<br />
Wassind IhreWahlkampfthemen?<br />
DasProgramm ist noch nicht verabschiedet,<br />
aber uns geht es um innereSicherheit<br />
und die Stärkung des<br />
ländlichen Raumes. Wir haben in<br />
Brandenburgnoch nicht mal überall<br />
normales Internet – und nun entdeckt<br />
die rot-rote Regierung kurzvor<br />
der Wahl 5G. Undesgeht uns um die<br />
Stärkung des Handwerks. Und ganz<br />
wichtig in Brandenburg: die Lausitz.<br />
Wieist da IhrePosition?<br />
Wasdapassiert, ist die falsche Abfolge:<br />
Erst wird ein Ausstiegsdatum<br />
definiert, dann ein Konzept gesucht.<br />
Wirwürden gar kein Datum nennen,<br />
sondernerst ein tragfähiges Konzept<br />
für den Strukturwandel erstellen.<br />
Die Menschen haben ein Recht auf<br />
Planbarkeit und Sicherheit. DieLausitz<br />
braucht einen Zukunftsplan, keinen<br />
Abwicklungsplan.<br />
Wiewichtig ist die Kommunalwahl?<br />
Sehr wichtig, damit wir uns lokal<br />
verankern und Sachpolitik vor Ort<br />
machen. Ich bin stolz, dass mehr als<br />
700 Kandidaten für uns antreten.<br />
Auf dem Parteitag plädierte die AfD<br />
dafür, das EU-Parlament abzuschaffen.Warum<br />
stellt SieKandidaten auf?<br />
Dasist so nicht richtig. Wirhaben<br />
einen langen Forderungskatalog für<br />
die EU-Institutionen. Unsgeht es vor<br />
allem um die Entschlackung der<br />
Überbürokratisierung. Erst ganz am<br />
Schluss steht: Und wenn das alles<br />
nicht funktioniert, erwägen wir auch<br />
diese Option. Es ist falsch, die AfD<br />
auf den Dexit zu reduzieren. DasGezerre<br />
umden Brexit schreckt derzeit<br />
„Ich schätze mich nicht<br />
als rechtsradikal ein“<br />
Serie zum Superwahljahr in Brandenburg: AfD-Spitzenkandidat Andreas Kalbitz über<br />
eine mögliche Zusammenarbeit mit der CDU und die lokale Verankerung seiner Partei<br />
Andreas Kalbitz sagt, es sei nur noch eine Frage der Zeit, wann die AfD in einem Bundesland regiert.<br />
natürlich ab. Aber der Supergau für<br />
den EU-Apparat wäre, wenn Großbritannien<br />
nach dem Brexit irgendwann<br />
besser dasteht. Dann können<br />
Siewarten, werinOsteuropa folgt.<br />
Sie wollen eine Festung Europa, fordern:<br />
Grenzen dicht. Waswürden Sie<br />
mit Flüchtlingen im Land machen?<br />
Mitder sogenannten Flüchtlingskrise<br />
kamen etwa eine Million Menschen,<br />
deren Identität oft nicht klar<br />
ist. Leute,die immer gernihren Pass<br />
verlieren, aber nie ihr Handy.Esgibt<br />
eine Asylindustrie,die das befördert.<br />
Deshalb: sorgsame Prüfung der<br />
Identität und der Aufenthaltsberechtigung.<br />
Wir fordern, dass Geldleistungen<br />
für sogenannte Flüchtlinge<br />
reduziert und durch Sachleistungen<br />
ersetzt werden. DieMasse vonihnen<br />
kommt doch nach Deutschland, weil<br />
es hier üppige Sozialleistungen gibt.<br />
Sie würden doch auch lieber in ein<br />
Land flüchten, in dem es keine extreme<br />
Arbeitslosigkeit gibt, oder?<br />
Das kann ich in der Motivation<br />
nachvollziehen. Es gibt auch viele,<br />
die sich integrieren, aber wir können<br />
nicht negieren, dass die Politik der<br />
planlosen Zuwanderung für massive<br />
Probleme in allen Bereichen sorgt.<br />
Die AfD steht zum Grundrecht auf<br />
Asyl. Werbleibeberechtigt ist, muss<br />
sich integrieren. Wernicht bleibeberechtigt<br />
ist, ist abzuschieben. Wie es<br />
der Rechtsgrundlage entspricht.<br />
ZUR PERSON<br />
Herkunft: Andreas Kalbitz, geboren 1972 in München, ist verheiratet und Vater dreier Kinder.<br />
Von1994 bis 2006 war er Fallschirmjäger,danach Geschäftsführer eines Hörbuchverlages in<br />
Königs Wusterhausen und nach dessen Insolvenz freiberuflicher IT-Berater.<br />
Politik: Kalbitz begann bei der Jungen Union, ging 1993 zu den rechtsradikalen Republikanern.<br />
Er war Mitglied oder hatte Kontrakt zu Organisationen, die vonFachleuten teils als<br />
rechtsradikal eingestuft werden. Seit 2014 sitzt er im Landtag und ist AfD-Fraktionschef.<br />
Washeißt das für Brandenburg?<br />
Wir fordern, dass kriminelle abschiebepflichtige<br />
Asylbewerber inhaftiert<br />
werden. Wir fordern, dass<br />
Abschiebungen auf Landesebene erfolgen,<br />
das soll nicht mehr den Landkreisen<br />
überlassen werden. Dort<br />
funktioniert esimRegelfall schlecht<br />
oder gar nicht. Es halten sich noch<br />
immer viel zu viele sogenannte<br />
Flüchtlinge illegal hier auf.<br />
Haben SiedaZahlen?<br />
Nein, ich halte nichts von der<br />
Dramatisierung mit Zahlen …<br />
Nurvon Dramatisierung mit Worten.<br />
Mut zur Wahrheit ist nicht zwingend<br />
eine Dramatisierung.<br />
Sie nennen Claudia Roth oder Margot<br />
Käßmann „Deutschland-Hasser“,<br />
„Deutschland-Abschaffer“. Waswürden<br />
Sie mit ihnen machen? Sie sagen<br />
ja auch: „Wer Deutschland nicht<br />
liebt, soll Deutschland verlassen.“<br />
Es ist keine politische Forderung.<br />
Es ist ein Wunsch, das kann als Aufforderung<br />
verstanden werden.<br />
Es ist also keine Drohung?<br />
Natürlich nicht.Wirhaben keinen<br />
politischen Alleinvertretungsanspruch.<br />
Es geht um Personen, denen<br />
ich persönlich nicht glaube, dass sie<br />
der Intention ihres Amtseides gerecht<br />
werden, nämlich das Wohl des<br />
deutschen Volkes zu mehren und<br />
BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
Schaden von ihm abzuwenden. Ich<br />
glaube, dass diese Menschen politisch<br />
nicht am richtigen Platz sind.<br />
Wastun sie dagegen?<br />
Ich überzeuge andere, dies auf<br />
demokratischem Wege – friedlich<br />
und gewaltfrei –zuverändern, indem<br />
man andere Mehrheiten<br />
schafft. So funktioniert Demokratie.<br />
Wenn das nicht funktioniert, bin ich<br />
halt demokratisch unterlegen.<br />
Aber bei Ihnen und Björn Höcke hört<br />
sich das anders an: „Die AfD ist die<br />
letzte evolutionäre, die letzte friedliche<br />
Chance für unser Vaterland.“ Das<br />
klingt nach Drohung: Wenn Ihr uns<br />
nicht wählt, gibt’s eine Revolution.<br />
Nein, keine Revolution. So ist es<br />
nicht gemeint. Es ist keine Drohung,<br />
es ist eine Befürchtung.Wenn die anderen<br />
ihren Jobrichtig gemacht hätten,<br />
gäbe es uns doch gar nicht.<br />
Siehaben auch gesagt:Wenn’s mit der<br />
AfD nicht klappt, dann: „Helm auf!“<br />
Es folgt aber dann noch der Satz,<br />
der immer weggelassen wird: „Und<br />
das möchte ich nicht.“<br />
Trotzdem klingt „Helm auf“ kriegerisch,<br />
wie ein Angriffsbefehl.<br />
Es ist eine Metapher.Inden meisten<br />
Ländernwurde die Polizei wie in<br />
Brandenburg kaputtgespart. Wenn<br />
es so weiter geht mit der inneren Sicherheit,<br />
bedarfman eines Schutzes.<br />
EinHelm ist ein passives Schutzmittel.<br />
Ich rede doch nicht von Waffen.<br />
Miteinem Helm greift man nicht an.<br />
Der Verfassungsschutz sieht Ihre<br />
Nachwuchsorganisation als Verdachtsfall.<br />
Wiestufen Siedie AfD ein?<br />
Als national-konservativ und fest<br />
auf dem Boden des Grundgesetzes<br />
verwurzelt.<br />
UndAndreas Kalbitz und den Flügel<br />
um Björn Höcke?<br />
Als ebenso national-konservativ.<br />
Siewaren bei den rechtsradikalen Republikanern<br />
und im völkischenWitikobund<br />
und 2007 im Sommerlager<br />
der Heimattreuen deutschen Jugend.<br />
Die wurde später verboten. Begründung:<br />
„Heranbildung einer neonazistischen<br />
Elite“. Sind Sierechtsradikal?<br />
Ichschätzemich nicht als rechtsradikal<br />
ein, sondern national-konservativ.Wenn<br />
Siesich auf Dinge beziehen,<br />
die 20 Jahrezurückliegen …<br />
…wieso zurückliegen? Sie waren bis<br />
2015 Chef der rechtsextremen Vereinigung<br />
Kultur- und Zeitgeschichte,<br />
gegründet von einem SS-Mann und<br />
NPD-Funktionär …<br />
Ich nehme für mich in Anspruch,<br />
mich entwickelt zu haben. Leute aus<br />
anderen Milieus werden da gnädiger<br />
behandelt. Als Joschka Fischer Umweltminister<br />
in Hessen wurde, flog<br />
doch fast noch der letzte Stein durch<br />
die Luft, den er geworfen hatte.<br />
Zur Gegenwart. In Ihrer Fraktion arbeitete<br />
ein ehemaliges NPD-Mitglied.<br />
Andere Parteien sagen, dass Leute<br />
vonder Identitären Bewegung bei Ihnen<br />
oft vorbeikommen. Stimmt das?<br />
Dasist falsch. Es gab einen Mitarbeiter,<br />
der mit 16 mal ein Jahr in der<br />
NPD war und der deshalb bei uns<br />
entlassen wurde. Wir haben einen<br />
klaren Abgrenzungsbeschluss. Es<br />
gibt keine Zusammenarbeit mit der<br />
Identitären Bewegung, und wir haben<br />
hier niemanden, der einer extremistischen<br />
Vereinigung angehört.<br />
Sie haben bei einer Demo der einwanderungsfeindlichen<br />
Bewegung<br />
„Zukunft Heimat“ geredet, wo Leute<br />
der Identitären dabei waren, von Pegida<br />
und „Ein Prozent“. Warum suchen<br />
Sie diese Nähe? Die Parteiführung<br />
sähe es doch lieber, wenn Mitglieder<br />
nur auf AfD-Demos gehen.<br />
Es ist eine Empfehlung des Bundesvorstandes,<br />
dem ich angehöre.<br />
Der Empfehlung kann man folgen,<br />
muss aber nicht. Ichglaube,die Mitglieder<br />
sind mündig genug, selbst zu<br />
entscheiden, wo sie ihr Recht auf Demonstrationsfreiheit<br />
wahrnehmen.<br />
Schauen wir nach vorn: Beim Wahlparteitag<br />
endete IhreRede mit einem<br />
Blick auf die rot-rote Regierung: „Die<br />
haben Angst, dass wir in den Keller<br />
gehen und die Akten abstauben. Und<br />
es reicht für 100 Jahre Knast.“ Wofür<br />
sollen die Minister ins Gefängnis?<br />
Das ist natürlich sprachlich<br />
„pointiert“. Die Motivation ist nicht,<br />
Menschen anlasslos wegen ihrer<br />
Einstellung zu inhaftieren. Gemeint<br />
ist, dass es wegen des rot-roten Filzes<br />
eine Menge eklatanter Missstände<br />
gibt, die es aufzuarbeiten gilt.<br />
Siesind Münchener,leben seit 16 JahreninBrandenburg.<br />
Gefällt es Ihnen?<br />
Ja, sehr – Brandenburg ist für<br />
meine Familie längst Heimat.<br />
Aber die AfD neigt doch dazu, die<br />
Lage im Land furchtbar zu finden.<br />
Bezogen auf die politische Lage<br />
leidet das Land schwer unter der<br />
Missregierung von Rot-Rot. Wasich<br />
aber liebe, ist nicht nur die Landschaft,<br />
es sind die Menschen. Im Osten<br />
ist die Wendeerfahrung gegenwärtiger,<br />
die Menschen sind kritischer,inder<br />
Mentalität nicht so festgefahren,<br />
und die Parteienbindung<br />
ist nicht so ausgeprägt. Diese Flexibilität<br />
halte ich für sehr progressiv.Die<br />
Leute sind veränderungsbereiter.<br />
Das heißt aber auch, dass die AfD<br />
nicht auf Dauer oben bleibt …<br />
Nichts ist für die Ewigkeit. Auch<br />
nach dem Römischen Reich kam etwas<br />
neues.Panta rhei, alles fließt.<br />
DasGespräch führten Jens<br />
Blankennagel und Annika Leister.
16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />
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Gesundheit<br />
Hightech gegen Karies<br />
Inzwischen gibt es neue Behandlungsmethoden bei Zahnschmerzen. Patienten müssen die Bohrer nicht mehr fürchten<br />
VonMichael Timm<br />
Rund 99 Prozent aller Erwachsenen<br />
haben Karies.<br />
Früher scheuten viele den<br />
Zahnarztbesuch, weil sie<br />
Angst vordem Bohrer hatten. Dasist<br />
heute nicht mehr nötig. Zahnarzt<br />
Martin E. Klaus erklärt, wie die moderne<br />
Kariesbehandlung aussieht<br />
und wie Sie Ihre Zähne schützen<br />
können.<br />
Wodurch entstehen die Löcher in den<br />
Zähnen?<br />
Karies ist tatsächlich die mit Abstand<br />
häufigste Krankheit des Menschen.<br />
Sieentsteht durch ein Zusammenwirken<br />
von Bakterien und Zucker.Inunserer<br />
Mundhöhle tummeln<br />
sich rund 700 verschiedene Bakterienarten.<br />
Dasist völlig normal und dagegen<br />
kann man auch nichts tun.Weil<br />
es so viele unterschiedliche Bakterien<br />
sind, helfen übrigens auch keine Antibiotika<br />
dagegen. Kommt jetzt auch<br />
noch zu viel Zucker aus der Nahrung<br />
hinzu, entsteht ein regelrechter Säureangriff<br />
auf die Zähne. Der Zucker<br />
wirkt wie Treibstoff für die Karies.<br />
Warumist Zucker so schädlich?<br />
Nach jeder Mahlzeit bilden die<br />
Bakterien gemeinsam mit winzigen<br />
Speiseresten und Eiweißstoffen aus<br />
dem Speichel eine zunächst klebrige<br />
Substanz, die Plaque,welche sich auf<br />
den Zähnen festsetzt und immer härter<br />
wird. Dortkönnen sich die Bakterien<br />
rasch vermehren, weil sie den<br />
Zucker aus süßen Speisen und Getränken<br />
abbauen und daraus die nötige<br />
Energie gewinnen. Dabei wandeln<br />
sie ihn in Säuren um, die wiederum<br />
den Zahnschmelz angreifen.<br />
Die äußere harte Schicht der Zähne<br />
wirdporös,die Bakterien dringen ein<br />
und zerstören den Zahn voninnen.<br />
Kann sich der Körper nicht dagegen<br />
wehren?<br />
Doch. Unser Speichel enthält Mineralstoffe,<br />
die den Zahnschmelz<br />
härten und kleine Schäden reparierenkönnen.<br />
Wenn wir jedoch zu viel<br />
Zucker zu uns nehmen oder die<br />
Zähne nicht mindestens zweimal<br />
proTag gründlich putzen, dauerndie<br />
Säureattacken an und sie werden<br />
nicht mehr neutralisiert. Außerdem<br />
sind bei jedem Mensch Speichelproduktion<br />
und Speichelqualität anders.<br />
Lässt sich Karies überhaupt verhindern?<br />
Durch vernünftige Ernährung,<br />
bessereZahnpflege und regelmäßige<br />
Besuche beim Zahnarzt wäredas sogar<br />
sehr gut möglich. Aber die meisten<br />
Menschen machen hier viele<br />
Fehler.<br />
Welche Fehler sind das?<br />
Zunächst geht es darum, die tägliche<br />
Zufuhr an Zucker und Säuren zu<br />
Vorsorgen ist besser als bohren.<br />
drosseln und besser zu dosieren. Zucker<br />
ist ja nicht nur in Süßigkeiten,<br />
sondern auch in Früchten und ganz<br />
besonders in Softdrinks, Cola oder<br />
Säften enthalten. Damit sollte man<br />
sehr sparsam sein. Man muss aber<br />
auch nicht auf Süßes verzichten oder<br />
sich pausenlos die Zähne putzen.<br />
Wichtig wäre esjedoch, nur dreimal<br />
pro Tag zu essen und danach die<br />
Zähne zu reinigen. Kleine Zwischenmahlzeiten<br />
oder Naschereien sollten<br />
lieber unterbleiben. Essen Sie lieber<br />
eine ganzeTafel Schokolade auf einmal<br />
und putzen Sie danach die<br />
Zähne, anstatt mehrere kleine Stücke<br />
über den Tagverteilt. Nach Zitrusfrüchten<br />
und sauren Speisen<br />
oder Getränken ist es hingegen besser,<br />
mit dem Putzen noch eine<br />
Stunde zu warten. Denn die Säuren<br />
weichen den Zahnschmelz auf. In<br />
solchen Momenten könnte die<br />
Zahnbürste sogar negative Folgen<br />
haben.<br />
SANFTER BOHRER<br />
Blaue Spitze: Die Zahnklinik der Charité in Steglitz und mehrere <strong>Berliner</strong> Zahnärzte setzen bereits<br />
den sanften Bohrer ein, der Karies vongesunder Zahnsubstanz unterscheiden kann. Das<br />
neue Gerät (Fachausdruck: PolyBur) hat eine blaue Spitze, die aus Kunststoffbesteht, nicht<br />
mehr aus Metall. Zu Beginn der Behandlung werden herkömmliche Bohrerspitzen eingesetzt.<br />
Später können sie aber jederzeit mit der neuen Kunststoffspitze ausgewechselt werden.<br />
Wirkung: Erst bei sehr tief gelegenen Kariesschäden kommt die blaue Bohrerspitze zum Einsatz.<br />
Sie kann helfen, wenn sich die Zahnfäule bis tief in den Zahn und nah an den Wurzelkanal<br />
gefressen hat. Würden die dortigen Nervengetroffen, sind Schmerzen und aufwändige<br />
Wurzelkanalbehandlungen die Folge. Um das zu verhindern, verformt sich der Bohrer,wenn er<br />
vomweichen Kariesgewebe auf die harte gesunde Zahnsubstanz trifft. Das konnte der Zahnarzt<br />
beim Einsatz herkömmlicher Metallspitzen nur schwer unterscheiden.<br />
Material: Das spezielle Material der Bohrerspitze ist zwar härter als Karies, aber weicherals<br />
das harte Zahnbein (Dentin), das nicht vomBohrer getroffen werden soll. Das Gerät bohrt<br />
auch nicht mehr weiter,wenn der Zahnarzt aus Versehen zu stark mit dem Bohrer auf den Zahn<br />
drückt. Denn seine Spitze ist elastisch und biegt sich durch, bevorgesundes Zahngewebe<br />
verletzt wird.<br />
GETTY IMAGES<br />
Wie oft soll ich zum Zahnarzt gehen?<br />
Auch wenn nichts wehtut, sollten<br />
Sie Zähne und Zahnfleisch mindestens<br />
einmal, besser noch zweimal pro<br />
Jahr untersuchen lassen. Dann kann<br />
der Zahnarzt schon bei kleinsten<br />
Schäden rechtzeitig eingreifen. Das<br />
zahlt die Kasse. Unabhängig davon<br />
sollten Sie zweimal pro Jahr zur professionellen<br />
Zahnreinigung gehen.<br />
Denn selbst bei optimaler Zahnpflege<br />
lassen sich nicht alle Beläge entfernen.<br />
Die Mund- oder Dentalhygienikerin<br />
holt das mit speziellen Instrumenten<br />
nach und poliert die Zähne,<br />
sodass sich erneute Plaques nicht<br />
allzu rasch festsetzen können.<br />
Übernimmt die Kasse diese Kosten?<br />
Dieprofessionelle Zahnreinigung<br />
kostet meist zwischen 50 und 120<br />
Euro. Viele Kassen übernehmen zumindest<br />
einen Teil davon. Aber die<br />
Ausgaben für die Zuzahlung lohnen<br />
sich trotzdem, weil sie tatsächlich<br />
viele Zahnschäden verhindert.<br />
Kann der Zahnarzt Karies erkennen,<br />
wenn ich noch gar keine Zahnschmerzen<br />
oder Löcher habe?<br />
Ja. Bei beginnender Karies sind<br />
oftnur kleine weiße Fleckenauf dem<br />
äußeren Zahnschmelz sichtbar, die<br />
in der Regel nicht wehtun. In diesem<br />
Stadium lässt sich ein Fortschreiten<br />
der Erkrankung oft noch mit dem<br />
Auftragen von Fluoriden stoppen.<br />
Durch Abtasten mit einer kleinen<br />
Sonde kann der Zahnarzt außerdem<br />
feststellen, ob ein Zahn schmerzempfindliche<br />
Stellenhat oder ob die<br />
Oberfläche eines Zahns durch Karies<br />
sogar schon weich geworden ist.<br />
Eine zusätzliche Röntgenaufnahme<br />
der Zähne zeigt, ob sich Karies in<br />
schwer einsehbaren Zahnzwischenräumen,<br />
unter Füllungen oder an<br />
Kronenrändernversteckt hat.<br />
Und dann wird gebohrt?<br />
Nein, nicht unbedingt. Moderne<br />
Zahnärzte bohren heute weniger und<br />
auch nicht mehr so radikal wie bisher.<br />
DasZiel besteht darin, möglichst viel<br />
gesunde Zahnsubstanz zu erhalten<br />
und möglichst selten in die Nähe der<br />
Nerven zu kommen. Je eher man beginnende<br />
Karies aufspürt, desto<br />
schonender kann man die Schäden<br />
behandeln. Mitder Technik derInfiltration<br />
geht das manchmal auch<br />
ohne Bohren.Dabei tragen wir zuerst<br />
ein ätzendes Gel auf die äußere<br />
Schicht auf. Das ist so ähnlich wie<br />
Bleichen und tut nicht weh. Aber es<br />
öffnet die feinen Poren imZahngewebe.<br />
Nach zwei Minuten wird der<br />
Zahn mit Alkohol gereinigt und desinfiziert.<br />
Nun tropfen wir aus einem<br />
Injektor flüssigen Kunststoff auf die<br />
Oberfläche, der sofort indie Poren<br />
eindringt. Mit einer UV-Lampe härten<br />
wir dann den Kunststoff aus.<br />
Wasbewirkt das?<br />
Der Zahn ist abgedichtet und die<br />
Karies-Bakterien sind von der Zuckerzufuhr<br />
getrennt. Ohne die Nährstoffe<br />
sterben sie ab und der Zahn<br />
kann sich regenerieren. Dasfunktioniert<br />
aber nur, solange sich die Karies<br />
im Anfangsstadium befindet.<br />
Diese moderne Therapie kostet etwa<br />
120 bis 150 Euro pro Zahn, die von<br />
den Kassen noch nicht übernommen<br />
werden.<br />
Sonst muss der Zahnarzt trotzdem<br />
bohren?<br />
Ja. Aber sehr viel schonender als<br />
bisher.Das gelingt mit neuen intelligenten<br />
Bohrern(siehe Kasten Mitte).<br />
Außerdem können wir heute mit einer<br />
Laser- oder Infrarot-Sonde Karies<br />
besser von gesunder Zahnsubstanzunterscheiden.<br />
Der Zahnarzt<br />
kann bakteriell infizierte Bereiche so<br />
sehr gezielt entfernen. Ganz wichtig<br />
ist das,wenn sich Karies schon bis in<br />
die Nähe der Nervenhöhle ausgebreitet<br />
hat. In diesen Fällen können<br />
wir den Wurzelkanal schützen.<br />
Mit Baldrian und Butterfly<br />
Anhaltender Stress und innere Unruhe können Hinweise auf eine Krankheit sein. Pflanzliche Wirkstoffe beruhigen<br />
VonSabine Meuter<br />
Innere Unruhe kennt wohl jeder:<br />
voreiner Prüfung, einer Rede oder<br />
vor dem Gang zum Traualtar. Inder<br />
Regel legt sich das nach der Ausnahmesituation<br />
wieder. Doch bei manchen<br />
bleibt die innereUnruhe länger<br />
oder sogar für immer, unabhängig<br />
von einem Anlass. Nachts schlafen<br />
Betroffene schlecht, tagsüber fühlen<br />
sie sich überfordertoder sind gereizt.<br />
Hinzu kommen Herzklopfen, Zittern<br />
oder Schweißausbrüche.<br />
Wer solche Symptome bei sich<br />
feststellt, sollte aktiv werden. „Dauern<br />
die Beschwerden länger als zwei<br />
Wochen, sollte ein Arzt aufgesucht<br />
werden“, rät Ursula Sellerberg von<br />
der Bundesapothekerkammer in<br />
Berlin.<br />
Innere Unruhe kann viele Ursachen<br />
haben und so zum Beispiel ein<br />
erster Hinweis auf eine Erkrankung<br />
sein. „Denkbar sind etwa eine<br />
Schilddrüsenüberfunktion oder<br />
Herzrhythmusstörungen“, erklärt<br />
der Präsident des Zentralverbands<br />
der Ärzte für Naturheilverfahren und<br />
Regulationsmedizin (ZAEN) Rainer<br />
Stange. Auch Depressionen oder<br />
niedriger Blutdruck können Ursachen<br />
sein. „Oft quält Frauen in den<br />
Wechseljahren eine innere Unruhe,<br />
die dann hormonbedingt ist“, ergänzt<br />
Stange.<br />
Wie im Einzelfall die Therapie<br />
aussieht, hängt vonder Diagnose ab.<br />
Es kommt aber auch vor, dass sich<br />
für innere Unruhe keine organische<br />
oder psychische Krankheit als Ursache<br />
finden lässt. Wasist dann zu tun?<br />
„Hier gibt es viele Strategien“, erklärt<br />
UteGietzen-Wieland, Business- und<br />
Mental-Coach in Bielefeld. Sie sieht<br />
innere Unruhe, die nicht mit einer<br />
Krankheit einhergeht, als eine Reaktion<br />
aus dem Unterbewusstsein.<br />
„Der Körper signalisiert, dass es im<br />
Leben womöglich eine Veränderung<br />
gibt, die unbewusst alsVerschlechterung<br />
wahrgenommen wird“, sagt<br />
Gietzen-Wieland. Hier könne es helfen,<br />
wenn man bei sich selbst Ursachenforschung<br />
betreibt.<br />
Das beginnt mit einer Liste: In<br />
welchem Lebensbereich macht sich<br />
die innere Unruhe bemerkbar? Was<br />
erlebe ich als unerträglich und wie<br />
könnte ich es abstellen?<br />
„Oft entsteht innereUnruhe auch<br />
durch das sogenannte Kopfkino“, so<br />
Gietzen-Wieland. Betroffene sind<br />
zum Beispiel davon überzeugt, etwas<br />
nicht zu schaffen oder einer Aufgabe<br />
nicht gewachsen zu sein. Solchen<br />
vermeintlichen Schwächen<br />
sollten Betroffene etwas entgegensetzen:<br />
„Etwa, indem man seine eigenen<br />
Erfolge und Stärken auf ein<br />
Blatt Papier schreibt und sie sich so<br />
klar vorAugen führt.“<br />
Um der inneren Unruhe den Garaus<br />
zu machen, können Betroffene<br />
auch pflanzliche Arzneimittel nehmen.<br />
„Ein beliebtes Mittel ist etwa<br />
Baldrian“, sagt Sellerberg. DerPflanzenstoff<br />
wirkt tagsüber beruhigend,<br />
abends eingenommen verbessert er<br />
die Schlafqualität. „Die volle Wirkung<br />
bei der regelmäßigen Einnahme<br />
von Baldrian wird allerdings<br />
erst nach etwa ein bis zwei Wochen<br />
erreicht.“<br />
Baldrian gibt es auch in Kombinationen<br />
mit anderen Heilpflanzen wie<br />
Hopfen, Melisse, Johanniskraut und<br />
Passionsblume. Aber Vorsicht: Die<br />
Baldrianwurzel kann möglicherweise<br />
die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen.<br />
„Daher sollte man vorsichtshalber<br />
bis zwei Stunden nach<br />
Einnahme eines Medikaments mit<br />
Baldrianwurzel nicht Auto fahren“,<br />
so Sellerberg.<br />
Autogenes Training oder Meditation<br />
können ebenfalls helfen. „Beides<br />
muss man allerdings gelernt haben.<br />
Eine Wirkung stellt sich nicht<br />
unbedingt mit den allerersten<br />
Übungen ein“, sagt Stange. Ein Entspannungsbad<br />
hingegen hilft oft<br />
auch kurzfristig.<br />
Ebenfalls hilfreich ist körperliche<br />
Bewegung. „Es muss kein Marathon<br />
sein, sondern vielleicht einfach eine<br />
halbe Stunde joggen oder spazieren<br />
gehen und das möglichst mehrmals<br />
in der Woche“, sagt Gietzen-Wieland.<br />
Positive Wirkung entfaltet vor<br />
allem ein Spaziergang im Wald, wie<br />
Sellerberg sagt: Das bewusste Wahrnehmen<br />
der Natur und die Luft dort<br />
könnten bei der Beruhigung helfen.<br />
Bei Unruhe vor einem bestimmten<br />
Ereignis hilft vielleicht die sogenannte<br />
Butterfly-Technik: Dabei<br />
kreuzt man erst die Arme vor der<br />
Brust. Im nächsten Schritt klopft<br />
man abwechselnd mit den Händen<br />
auf die Schultern und denkt an den<br />
bevorstehenden Auftritt. „Nach einer<br />
Weile lassen die belastenden Gefühle<br />
während des Klopfens nach<br />
und es macht sich Entspannung<br />
breit“, sagt Gietzen-Wieland. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 17<br />
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Lokalsport<br />
Für Einsteiger und Experten<br />
Auf wen und was man beim Saisonauftakt auf der Galopp-Rennbahn in Hoppegarten achten sollte<br />
VonBenedikt Paetzholdt<br />
und Markus Lotter<br />
Elf Renntage wird esindiesem<br />
Jahr auf der Galopprennbahn<br />
in Hoppegarten<br />
geben. DerAnfang wirdam<br />
Sonntag mit dem sogenannten<br />
„Landpartie Renntag“ gemacht. Das<br />
erste Rennen startet um 14 Uhr, das<br />
achte und damit letzte für den Tag<br />
gegen 17.45 Uhr. WirliefernIhnen an<br />
dieser Stelle schon mal eine kleine<br />
Gebrauchsanweisung für den Ausflug<br />
ins Grüne, natürlich ohne Anspruch<br />
auf Vollständigkeit.<br />
Die Jockette<br />
Ihrsportliches Ziel ist alles andereals<br />
bescheiden. Maike Riehl, 22, will<br />
Deutschlands beste Rennreiterin<br />
werden. Seit diesem einen Sommertag<br />
im Jahr 2015, als sie auf einem<br />
Schulausflug mit der Abiturklasse<br />
der Gesamtschule Meiersheide auf<br />
der Rennbahn Köln-Weidenpesch<br />
vomVollblutfieber gepackt wurde.<br />
Diese Anmut, diese Energie,diese<br />
Geschwindigkeit –Maike Riehl, die<br />
es als Judoka zur Deutschen Meisterschaft<br />
gebracht, ja in die Nationalmannschaft<br />
geschafft hatte, zögerte<br />
keinen Moment. Nach dem Abitur<br />
wurde sie bei Trainer Peter Schiergen<br />
vorstellig, fragte um ein Praktikum<br />
im Rennstall Alsterblüte und wurde<br />
schon bald in ihrem Verdacht bestätigt.<br />
„Ich wusste, das ist genau mein<br />
Ding.“ Und das, obwohl sie zuvor<br />
noch nicht einmal Kontakt zum Galopprennsporthatte.<br />
2016 startete sie bei Lehrmeister<br />
Schiergen ihre zweijährige Ausbildung<br />
als Pferdewirtin, Schwerpunkt<br />
Rennreiten, durfte nach der Zwischenprüfung<br />
und einem Kurzlehrgang<br />
an der Jockey-Schule ihreersten<br />
Rennen reiten. Der erste Sieg gelang<br />
ihr im September 2017 in Baden-Baden<br />
im Sattel von Usbekia bei einem<br />
Ausgleich-III-Rennen. „Als Frau ist es<br />
nicht einfach, sich gegen die Männer<br />
zu behaupten“, hat sie mal gesagt.<br />
„Man muss sich durchbeißen. Aber<br />
das kenne ich ja vomJudo.“<br />
Sie, die aus dem nordrhein-westfälischen<br />
Neunkirchen-Seelscheid<br />
stammt, scheint jedenfalls ein Naturtalent<br />
zu sein. Eine Rennreiterin,<br />
die unter der Anleitung von Schiergen<br />
und Trainer Jean-Pierre Carvalho,<br />
der sie in Bergheim schult,<br />
eine enorme Entwicklung genommen<br />
hat. In Hoppegarten geht sie am<br />
Sonntag beim sechsten Rennen an<br />
den Start, steuert für Besitzertrainer<br />
Guido Scholze aus Dresden den<br />
achtjährigen Wallach Sha Gino.Wobei<br />
es schon einer kleinen Sensation<br />
gleichkommen würde, wenn sie tatsächlich<br />
zum Sieg reiten sollte.<br />
Kopf-an-Kopf-an-Kopf-Rennen in Hoppegarten<br />
IMAGO IMAGES/GALOPPFOTO<br />
Die Stunde der Stuten<br />
Der Preis des Gestüt Röttgen (Start:<br />
16.55 Uhr) ist zweifellos der Höhepunkt<br />
des ersten Renntages des Jahres.<br />
Über 1600 Meter messen sich<br />
zwölf Stuten, die seit Juli 2018 entweder<br />
ein Listen-Rennen für sich entscheiden<br />
konnten oder eben bei einem<br />
Gruppenrennen als Zweiter<br />
oder Dritter über die Ziellinie geflogen<br />
sind. Aus den Teilnahmebedingungen<br />
lässt sich also allemal ein<br />
Schluss auf die Qualität des Feldes<br />
schließen. DieFavoritenrolle kommt<br />
Armance zu, die zum Abschluss der<br />
vergangenen Saison als Dreijährige<br />
bei einem Listenrennen in Hannover<br />
Gruppesieger Wonnemond zur<br />
Überraschung aller in den Schatten<br />
stellte konnte.Der Jockey damals wie<br />
am Sonntag heißt Martin Seidl. Trainiert<br />
wird Armance in Dresden von<br />
Stefan Richter.<br />
Als ärgster Konkurrent der Aufsteigerin<br />
gilt die vierjährige Fountain<br />
of Time,die vonSoufiane Saadi geritten<br />
wird, in den Farben des global<br />
operierenden Rennstalls Godolphin,<br />
der eines nicht in seinen Ställen hat:<br />
einen Außenseiter.<br />
Der Aufsteiger<br />
JanKorpas ist in der deutschen Turfszene<br />
längst ein Begriff. Während<br />
seiner Karriereals Jockey,die er 2015<br />
als 42-Jähriger beendete, hatte der<br />
gebürtige Tscheche 142 Siege in<br />
Flach- und 75 Siege in Hindernisrennen<br />
feiern dürfen. Höhepunkt war<br />
der Triumph beim slowakischen<br />
Derby2001 auf Saitensohn.<br />
Noch immer muss man sich aber<br />
an den Trainer Korpas gewöhnen.<br />
Erst im vergangenen Jahr hatte er<br />
sich selbstständig gemacht, nach-<br />
dem er zuvor am Rennstall Germanius<br />
als Assistent seiner Schwiegermutter<br />
Eva Fabianova wichtige Erfahrungen<br />
gesammelt hatte. Am4.<br />
Juli 2018 durfte er seinen ersten Sieg<br />
in neuer Funktion feiern. Am Ende<br />
der Premierensaison hatten seine<br />
Galopper achtmal als jeweils Erste<br />
die Ziellinie überquert. Bei der Hoppegartener<br />
Saisoneröffnung werden<br />
mit Waldana, Lubiane, Caracalla<br />
Queen, DelCampo und Zaphiras Adventure<br />
voraussichtlich fünf seiner<br />
Pferde in die Startboxgehen.<br />
Die neue Wettchance<br />
Seit diesem Jahr gibt es auf den deutschen<br />
Rennbahnen zusätzliche Wettmöglichkeiten.<br />
Die eine Wettart wird<br />
„Multi-Wette“ genannt, die andere„2<br />
aus 4“, dem französischen Beispiel<br />
„Deux sur Quatre“ folgend. DieMulti-<br />
Wette ist die vereinfachte Form der<br />
Viererwette,bei der bekanntermaßen<br />
die ersten vier Pferde in richtiger Reihenfolge<br />
vorherzusagen sind. Beider<br />
Multi 4ist die jeweilige Platzierung<br />
grundsätzlich egal, was auch für die<br />
Multi 5, 6oder 7gilt. Je weniger Galopper<br />
die Wetter angeben dürfen,<br />
desto attraktiver ist die Quote.Die sogenannte<br />
„Mini-Multi“ ist ab zehn<br />
Startern wettbar, die „Multi“ ab 14<br />
Pferden. Bei der „2 aus 4“ reicht es<br />
aus,zweider ersten vier Pferde richtig<br />
vorhergesagt zu haben, was insbesondereden<br />
NeueinsteigernSpaß bereiten<br />
könnte. Die Quoten sind allerdings<br />
dementsprechend.<br />
AKTIVES ABSEITS<br />
Eine Art<br />
Marathon-Geheimdienst<br />
VonKarin Bühler<br />
Der April hat begonnen und mit<br />
ihm die internationale Marathonsaison:<br />
Boston, Hamburg, Düsseldorf,<br />
Wien, Mailand, Rom, Leipzig,<br />
Paris, Zürich, London –überall<br />
stehen in diesem Marathonmonat<br />
Rennen über 42,195 Kilometer an.<br />
Berlin wartet an diesem Sonntag ab<br />
9.30 Uhr mit Start und Ziel auf der<br />
Straße des 17. Juni für Inlineskater,<br />
Rollstuhlfahrer,Handbiker und Läufer<br />
mit der halben Distanz auf, ehe<br />
am 29. September der Berlin Marathon<br />
folgt.<br />
Mark Milde vom<br />
SCC Running ist bei<br />
beidenVeranstaltungen<br />
Renndirektor. Diesen<br />
Dienstag war er dabei,<br />
als die Organisatoren<br />
der sechs größten Marathons,<br />
die sich als<br />
World-Marathon-Majors-Serie<br />
(WMM) zusammengeschlossen<br />
haben, bei einem Conference-Call<br />
eine Neuerung bekanntgaben:<br />
DieWMM intensivieren ihren<br />
Kampf gegen Doping.<br />
Sie tun dies in Zusammenarbeit<br />
mit dem Leichtathletik-Weltverband<br />
(IAAF) sowie dessen unabhängiger<br />
Integritätskommission (AIU). „Das<br />
Programm für unsere Topathleten<br />
läuft schon seit 2015. Jetzt wurde es<br />
feinjustiert“, sagt Milde. „Wir denken,<br />
dass das jetzt schon ein sehr hoher<br />
Standard ist und dass denjenigen,<br />
die betrügen wollen, das Vorhaben<br />
ziemlich schwer gemacht wird.“<br />
Ab sofortwirdbei der AIU in Monaco<br />
ein zusätzlicher Ermittler eingestellt,<br />
der die Testmöglichkeiten<br />
verbessern soll. „Das besitzt wegen<br />
des kommerziellen Erfolgs von Straßenrennen<br />
Priorität“, sagte AIU-<br />
Chef Brett Clothier: „Diese Rennen<br />
bieten das meiste Preisgeld weltweit,<br />
daher gibt es auch ein hohes Doping-Risiko.“<br />
Die großen Laufereignisse<br />
waren in den vergangenen Jahren<br />
durch Dopingfälle wie die der<br />
Olympiasiegerin Jemima Sumgong<br />
und Rita Jeptoo (beide Kenia), die<br />
dreimal den Boston- und zweimal<br />
den Chicago-Marathon gewonnen<br />
hatte,erschüttertworden. Beide waren<br />
positiv auf das Blutdopingmittel<br />
Epogetestet worden.<br />
„Es ist bemerkenswert, dass private<br />
Rennorganisatoren entschieden<br />
haben, den höchstmöglichen<br />
Standard anIntegrität für ihre Rennen<br />
zu verlangen“, sagte Clothier.<br />
Den noch engmaschiger angelegten<br />
Kampf gegen Doping finanzieren die<br />
Veranstalter der WMM in London,<br />
NewYork, Chicago, Boston,<br />
Tokio und Berlin gemeinsam.<br />
Offenbar handelt<br />
es sich um eine<br />
sechsstellige Summe,<br />
die höchste,die je für ein<br />
privates Testprogramm<br />
ausgegeben wurde.<br />
Mark Milde sagt, der<br />
zusätzliche Mitarbeiter<br />
in Monaco werde bei bestimmten<br />
Topathleten Auffälligkeiten nachgehen,<br />
den Biologischen Pass, ihre<br />
Leistungen, Aufenthaltsorte und ihr<br />
Wettkampfprogramm prüfen sowie<br />
eventuell Nachtests anordnen. „Er<br />
wird versuchen, wie ein Geheimdienstmensch<br />
zu denken und<br />
schneller zu sein als die möglichen<br />
Doper.“<br />
Beim Halbmarathon am Sonntag<br />
in Berlin greift die verfeinerte Spurensuche<br />
nicht, allerdings gibt es für<br />
die Topathleten die herkömmlichen<br />
Dopingtests.Ein Prozedere, das Läuferinnen<br />
und Läufer wie die die niederländische<br />
Halbmarathon Europarekordlerin<br />
Sifan Hassan oder die<br />
Olympiastarter Philipp Pflieger aus<br />
Regensburg, Richard Ringer oder<br />
Anna Hahner kennen.<br />
Prominentester Deutscher Teilnehmer<br />
ist am Sonntag vermutlich<br />
aber ein Triathlet: Patrick Lange,<br />
Ironman-Hawaii-Sieger von 2017<br />
und 2018 aus Darmstadt wird erstmals<br />
die 21,0975 Kilometer in Berlin<br />
absolvieren.<br />
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18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />
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Sport<br />
NACHRICHTEN<br />
Lustenberger fehlt Hertha<br />
mehrere Wochen<br />
FUSSBALL. Fabian Lustenberger<br />
wirdHertha BSC mehrereWochen<br />
fehlen. Miteinem Muskelfaserriss im<br />
Oberschenkel droht dem 30 Jahrealten<br />
Defensivallrounder in seiner<br />
letzten Saison für die <strong>Berliner</strong> sogar<br />
das vorzeitige Aus. „Es kann sein,<br />
dass es das war für dieses Jahr“, sagte<br />
Trainer PalDardai vordem Spiel gegen<br />
Fortuna DüsseldorfamSonnabend<br />
(15.30 Uhr). Nach Einschätzung<br />
des Teamarztes werdeesrund<br />
drei bis vier Wochen dauern. Lustenberger<br />
wirdHertha in diesem Sommer<br />
nach zwölf Jahren verlassen und<br />
in seine Schweizer Heimat zum BSC<br />
Young Boys aus Bern wechseln.<br />
Union verlängert<br />
mit Maloney<br />
FUSSBALL. Union Berlin hat den<br />
Vertragmit Nachwuchsspieler LennardMaloney<br />
verlängert. Dies teilte<br />
der Klub am Donnerstag mit. Der19<br />
Jahrealte Innenverteidiger unterschrieb<br />
bei den Köpenickerneinen<br />
neuen Zweijahresvertrag. Derursprüngliche<br />
Kontrakt des US-amerikanischen<br />
U20-Nationalspielers lief<br />
bis Saisonende.Bislang absolvierte<br />
der gebürtige <strong>Berliner</strong>,der seit 2012<br />
im Verein ist, eine Partie für Union in<br />
der Zweiten Liga.<br />
Deutsche Frauen starten mit<br />
Sieg in die Eishockey-WM<br />
Sichertihrem dem Team den Sieg:<br />
Laura Kluge.<br />
IMAGO IMAGES/NORDPHOTO<br />
EISHOCKEY. Diedeutschen Eishockey-Frauen<br />
haben das WM-Eröffnungsspiel<br />
gewonnen. DasTeam des<br />
neuen Bundestrainers Christian Künast<br />
schlug Schweden im finnischen<br />
Espoo mit 2:1 (0:0, 1:1, 0:0, 0:0, 1:0)<br />
nach Penaltyschießen und holte<br />
seine ersten zwei Punkte im Turnier.<br />
Für die Entscheidung zugunsten der<br />
Auswahl des Deutschen Eishockey-<br />
Bundes (DEB) sorgte LauraKluge<br />
vonder St.Cloud State University/USA.<br />
DasDEB-Team, Vierter bei<br />
der WM 2017, trifft in den weiteren<br />
Vorrundenspielen auf Japan, Frankreich<br />
und Tschechien.<br />
Lounge-Atmosphäre: Stefan Ustorf, Leiter für Spielerentwicklung,Geschäftsführer Peter John Lee und Sportdirektor Stéphane Richer (v.l.)<br />
Eine andere Richtung<br />
Die Eisbären bauen ihr Team umfassend um, neun Spieler müssen den Verein verlassen<br />
VonBenedikt Paetzholdt<br />
Entspannt sollte die Atmosphäresein,<br />
in der das Führungstrio<br />
der Eisbären die<br />
vergangene Saison beenden<br />
wollte. Ineines der zahlreichen<br />
Restaurants,die das Viertel rund um<br />
die Arena jetzt prägen, wurde geladen.<br />
Diebraune Ledercouch, auf der<br />
Geschäftsführer Peter John Lee,<br />
Sportdirektor Stéphane Richer und<br />
Stefan Ustorf, Leiter für Spielerentwicklung,<br />
fläzten, passte nicht so<br />
recht zu den schwerwiegenden Entscheidungen,<br />
die es zu verkünden<br />
gab: Neun Spieler erhalten keinen<br />
Vertragmehr für nächste Saison.<br />
Dass Jens Baxmann (Iserlohn)<br />
und Maximilian Adam (Wolfsburg)<br />
nicht mehr für die <strong>Berliner</strong> spielen<br />
werden, hatte der Verein in den letzten<br />
Tagen bereits verkündet. Dass<br />
sich alle drei ausländischen Verteidiger<br />
neu orientieren muss, war zumindest<br />
im Fall von Micki DuPont<br />
nicht zu erwarten gewesen. Der Kanadier<br />
bestritt immerhin alle Spiele<br />
in dieser Saison, brachte es durchschnittlich<br />
auf die meiste Eiszeit in<br />
der Hauptrunde und hatte insgesamt<br />
36 Scorerpunkte gesammelt.<br />
„Er war nicht nur ein sehr guter Eishockeyspieler,<br />
sondern vor allem<br />
auch ein toller Mensch“, sagte Richer.Aber<br />
der Umbruch soll nach einem<br />
erneut enttäuschenden Jahr<br />
konsequent vollzogen werden.<br />
Das gilt gerade auch im Sturm.<br />
Brendan Ranford und Colin Smith,<br />
die erst im vergangenen Sommer<br />
verpflichtet wurden, überzeugten<br />
nicht. Gleiches gilt für Daniel Fischbuch,<br />
der mit nur sechs Scorerpunkten<br />
weit unter den Erwartungen<br />
selbst eines Vierte-Reihe-Stürmers<br />
blieb.Erist der einzige,der sich trotz<br />
eines gültigen Vertrages einen neuen<br />
Verein suchen muss. Jamie Mac-<br />
Queen hingegen war bester EHC-<br />
Torjäger der Hauptrunde mit 21 Treffern.<br />
Minus 20 Punkte in der sogenannten<br />
Plus-Minus-Statistik, die<br />
die Differenz der Tore angibt, die gefallen<br />
sind, als ein Feldspieler auf<br />
dem Eis stand, offenbaren zugleich<br />
seine defensiven Schwächen. „Erhat<br />
viele Tore geschossen, aber wir haben<br />
uns jetzt für eine andere Richtung<br />
entschieden“, sagte Richer.<br />
Unklar ist noch, ob Kevin Poulin<br />
auch im nächsten Jahr noch das Eisbären-Tor<br />
hüten wird. Der zukünftige<br />
Headcoach, der „in den nächsten<br />
zwei bis drei Wochen“ bekannt<br />
gegeben werden soll, hat dabei auch<br />
Mitspracherecht. Mit Thomas Oppenheimer,<br />
der sich im ersten Saisonspiel<br />
so schwer an der Schulter<br />
verletzte,dass er keine weiterePartie<br />
bestreiten konnte,laufen die die Gespräche<br />
ebenfalls noch. Aber auch<br />
hier deuten die Signale eher auf Abschied<br />
hin. Richer sagt: „Wenn er einen<br />
Verein findet, kann er gehen.“<br />
Ortega fest verpflichtet<br />
In den kommenden Wochen und<br />
Monaten ist viel zu tun. Nationalstürmer<br />
Leo Pföderl steht als Zugang<br />
fest. Zudem konnte Austin Ortega,<br />
der von den Växjö Lakers zunächst<br />
nur ausgeliehen war,fest verpflichtet<br />
werden. Um mit den Spitzenmannschaften<br />
wie Mannheim oder München<br />
mithalten zu können, braucht<br />
es weitereVerstärkungen auf Schlüsselpositionen.<br />
Zwei ausländische<br />
Profis sind für die Verteidigung eingeplant,<br />
zwei weitere Importspieler<br />
sollen den Angriff verstärken.<br />
Ansonsten hat es den Anschein,<br />
dass die Eisbären kommende Saison<br />
mehr Gewicht auf die Entwicklung<br />
ihrer Jungprofis setzen. Als Vorbild<br />
taugen die Nationalspieler Jonas<br />
Das Undenkbare passiert<br />
Müller und KaiWissmann, die mit 23<br />
und 22 Jahren etabliert und von den<br />
Eisbären nun für längereZeit gebunden<br />
sind. Ab kommender Saison<br />
müssen zwei Profis in der Aufstellung<br />
zu finden sein, die für eine deutsche<br />
U23-Auswahl spielberechtigt<br />
sind.<br />
Derzeit sieht es so aus,als würden<br />
sieben Profis um diese zwei Plätze<br />
kämpfen. Eric Mik, 19, debütierte<br />
vergangene Saison bei den Profis<br />
und überzeugte als Verteidiger mit<br />
sehr soliden Aktionen. Im Sturm ist<br />
die Nachwuchs-Konkurrenz ungleich<br />
höher.Neu im Team ist Fabian<br />
Dietz, 20, der zuletzt nur beim Kooperationspartner<br />
Lausitzer Füchse<br />
spielte,zukünftig aber mit einer Förderlizenz<br />
ausgestattet wird. Nino<br />
Kinder,18, die Brüder Lukas,16, und<br />
Thomas, 19, Reichel sowie Charlie<br />
Jahnke und Vincent, beide 21, die<br />
sich immerhin DEL-Torschützen<br />
nennen dürfen, bilden nach derzeitigem<br />
Stand die engere Auswahl<br />
hierfür.Welche Chancen die Jugend<br />
erhält, liegt natürlich ganz wesentlich<br />
am neuen Trainer. Wer dieser<br />
werden könnte, ließen die EHC-Verantwortlichen<br />
auch in dieser lockerenAtmosphärenicht<br />
durchblicken.<br />
Am Wochenende dürfen erstmals Frauen den legendären Platz des Golf-Snobclubs in Augusta bespielen<br />
CITY-PRESS<br />
Im Monat<br />
des<br />
Dirks<br />
Nowitzkis Fans rüsten sich<br />
für eine spezielle Nacht<br />
Bei den Dallas Mavericks könnte<br />
dieser Tage die Band The Clash<br />
den Soundtrack zur ausklingenden<br />
Saison in der nordamerikanischen<br />
Basketball-Liga NBA spielen:<br />
„Should Istay or should Igo.“Geht er<br />
oder bleibt Dirk Nowitzki? Diese<br />
Frage stellen sich die Fans des texanischen<br />
Franchise derzeit, da ihr<br />
Team die Play-offs verpasst und in<br />
der Nacht zum kommenden Mittwoch<br />
hiesiger Zeit die Saison beendet.<br />
„We want Dirk!“, forderten sie<br />
zuletzt bei den Heimspielen der Mavericks.<br />
Bei der 108:110-Niederlage<br />
gegen die Minnesota Timberwolves<br />
trugen einige Tausend Nowitzkis<br />
Konterfei aus Pappe vor dem Gesicht.<br />
Der Verwaltungsbezirk Dallas<br />
hat den Apriloffiziell zum „Month of<br />
Dirk“ erklärt, da der Würzburger in<br />
der Nacht zu Donnerstag bei den San<br />
Antonio Spurs sein letztes NBA-Spiel<br />
nach 21 Jahren bestreiten könnte.<br />
DerSponsor sorgt vor<br />
Mark Cuban, der Besitzer der Mavericks<br />
hat angedeutet, dass es so sein<br />
wird. „Wer herkommen kann für das<br />
letzte Heimspiel, sollte herkommen“,<br />
sagte Cuban. „Es wird eine<br />
spezielle Nacht, ob Dirk das mag<br />
oder nicht. Und obereswill oder<br />
nicht.“ Dem Vernehmen nach hat<br />
Nowitzkis Sponsor, eine Bank, Vorkehrungen<br />
getroffen. Eine Art deutsches<br />
Haus ist geplant, eine besonderePressekonferenz.<br />
Should Istay or should Igo? Die<br />
Frage dürfte Nowitzki für sich zwar<br />
geklärthaben, doch hat er seine Antwort<br />
darauf der Öffentlichkeit noch<br />
nicht verraten. „Ich würde es lieben,<br />
für die jungen Spieler noch ein weiteres<br />
Jahr da zu sein“, hat der Würzburger<br />
unlängst gesagt: „Ich denke,<br />
es hängt auch davon ab,wie sich der<br />
Körper anfühlt. Ich hatte offensichtlich<br />
einige Schwierigkeiten in diesem<br />
Jahr. Aber nun fühle ich mich<br />
besser und stärker.“<br />
„Wewant Dirk“: Basketball-Star DirkNowitzki<br />
läuft in Dallas auf.<br />
DPA/OTERO<br />
Doping-Arzt aus Erfurt<br />
bleibt in Haft<br />
DOPING. DerimZuge des Seefelder<br />
Dopingskandals verhaftete Erfurter<br />
Sportmediziner Mark Schmidt muss<br />
nach Informationen der Bildzeitung<br />
vorerst im Gefängnis bleiben. „Der<br />
Haftrichter hat entschieden, dass<br />
mein Mandant nicht freikommt. Die<br />
Begründung halten wir aber für sehr<br />
dünn. Wirwerden daher,nachdem<br />
uns der Beschluss zugegangen ist,<br />
Rechtsmittel einlegen“, sagte sein<br />
Anwalt Andreas Kreysa. DerAnwalt<br />
rechnet damit, dass die schriftliche<br />
Begründung für die Fortsetzung der<br />
Haft in etwa einer Woche vorliegt,<br />
dann werdeman Beschwerde einlegen.<br />
DieStaatsanwaltschaft kann<br />
den Mediziner nun weiterhin vernehmen,<br />
wann sie es für richtig hält.<br />
DerErfurter Arzt und seine Komplizensollen<br />
seit Jahren Top-Athleten<br />
mit Blutdoping versorgt haben. Seit<br />
der Nordischen Ski-WM in Seefeld<br />
im Februar haben neun Athleten zugegeben,<br />
zum Netzwerkvon Mark S.<br />
zu gehören. Insgesamt sollen nach<br />
Auskunft der Staatsanwaltschaft<br />
21 Athleten aus acht Nationen<br />
beteiligt sein.<br />
VonBernd Müllender<br />
Interne Clubmeisterschaften sind<br />
in allen etwa 35 000 Golfclubs<br />
weltweit das Highlight des Jahres:<br />
CC, also Club Championship, das<br />
hat Magie. Nach allem was man<br />
weiß, gilt das an einem ganz besonderen<br />
Ort nicht, jedenfalls für die<br />
Mitgliederinnen. Denn im Augusta<br />
National Golf Club im US-Bundesstaat<br />
Georgia wären nur zwei Starterinnen<br />
dabei: die ehemalige Bush-<br />
Ministerin Condoleezza Rice und die<br />
Investmentbankerin Darla Mooreals<br />
einzige weibliche members. Da<br />
lohnt eine CC eher nicht.<br />
Rice und Moore sind auch erst<br />
seit 2012 Mitglieder. Vorher hatte<br />
sich der bornierte Herrenclub vehement<br />
gegen das andere Geschlecht<br />
gesperrt. Immer mit dem bigotten<br />
Rechtfertigung: Wir schließen<br />
Frauen ja gar nicht aus. Wir haben<br />
nur halt noch keine zum Mitglied ernannt.<br />
Das geschieht in Augusta per<br />
formloser Aufforderung, den symbolischen<br />
Jahresbeitrag zu überweisen.<br />
Jetzt passiert etwas lange völlig<br />
Undenkbares.AmFreitag und Sonnabend<br />
werden erstmals viele Frauen<br />
den Platz in Augusta bespielen, jenes<br />
heilige Terrain, das mit Nagelschere<br />
und Nasenhaartrimmer gepflegt zu<br />
sein scheint. Auf dem Maracana des<br />
Schlägerschwingens finden nicht die<br />
Masters der Männer statt, das wichtigste<br />
Turnier der Szene mit den<br />
hässlichen grünen<br />
Siegerjacketts, sondern<br />
zunächst die<br />
Augusta National<br />
Women’s Amateur,<br />
ein Turnier für die<br />
besten weiblichen<br />
Nichtprofis.<br />
Das ist eine sehr<br />
große PR-Nummer<br />
für den Snobclub,<br />
„die grüne Marketing-Maschine“,<br />
wie der Guardian<br />
schreibt, weil sogar<br />
die Coca Cola aus<br />
Atlanta nebenan nur in augustagrünen<br />
Bechern verkauft werden darf.<br />
Stundenlange Live-Übertragungen<br />
bei den großen Networks wirdesgeben.<br />
DieUS-Fans sind jedenfalls begeistert.<br />
Und inden sozialen Netzwerken<br />
wird schon gemutmaßt bis<br />
gelästert, ob es wohl pinke Siegerinnenkostüme<br />
gibt oder doch was in<br />
Pepita.<br />
Lange wurde auch spekuliert, ob<br />
Lucy Li gewinnen wird. Die 16-jährige<br />
Kalifornierin ist der große Shooting<br />
Star der Szene. Sie hatte allerdings<br />
Ärger wegen eines Werbespots<br />
für Apple –die Tantiemen gefährden<br />
umgehend den<br />
Amateurstatus. Da<br />
sind die Golfregeln<br />
unerbittlich. Jetzt<br />
ist Li verletzt. So<br />
kann sie nicht disqualifiziertwerden.<br />
Auch zwei Deutsche<br />
sind am Start.<br />
Da ist Sophie Hausmann,<br />
21, geboren<br />
Endlich willkommen: Leonie Harm<br />
freut sich auf Augusta DGV/STEBL<br />
im westfälischen<br />
Nottuln, jetzt in<br />
Idaho lebend, die<br />
zuletzt mit zwei<br />
spektakulären 64er<br />
Runden auffällig wurde. Und Leonie<br />
Harm,ebenfalls 21, die 2018 als erste<br />
Deutsche die British Amateur Open<br />
gewann (ausgespielt seit 1892), für<br />
St. Leon-Rot mehrfach deutsche<br />
Mannschaftsmeisterin wurde und<br />
mit tollen Handicap +4,8 gelistet ist.<br />
„Dieses Turnier setzt ein wichtiges<br />
Statement“, sagt die Studentin der<br />
Biochemie frauenbewusst.<br />
Zwei Runden werden bis Donnerstagabend<br />
auf einem Platz nebenan<br />
absolviert. Zum Finale am<br />
Sonnabend gehen die besten 30<br />
dann tatsächlich auf den legendären<br />
Platz, auf dem nächste Woche die<br />
Herren ihre Masters spielen, das<br />
erste Major der Saison. Clubchef<br />
Fred S. Ridley glaubt, „dass dieses<br />
Event einen bedeutenden und langanhaltenden<br />
Einfluss auf die Zukunft<br />
und Entwicklung des Frauengolfs<br />
haben wird“. Das könnte man<br />
glauben, machte nicht sein zeitgleiches<br />
Show-Turnier dem ersten Major<br />
der Profifrauen Konkurrenz.<br />
Zur Übungsrunde am Freitag<br />
dürfen auch die Ausgeschiedenen<br />
auf dem Augusta-Grün dabei sein.<br />
Diese Geste wirkt edel und tröstlich.<br />
Sie hat aber was von Dünkel und<br />
gönnerhafter Altherrenwohltat: Na<br />
gut, lassen wir die Loserinnen als<br />
Charity-Geste auch noch herumfuhrwerken.<br />
Hoffentlich machen sie<br />
nicht so viel kaputt.<br />
Die berühmten Magnolien übrigens,<br />
das Markenzeichen des Golfclubs,twitterte<br />
Augusta National gerade,<br />
stünden ab dem Wochenende<br />
in voller Blüte. Für Herren und<br />
Nichtherren.<br />
Maximilian Kleber würde sich<br />
freuen, wenn der Kollege auf der Position<br />
des Power Forwards in seinem<br />
Team, den Mavericks, bleiben<br />
würde. Ein cooler Typsei Nowitzki,<br />
sagte Kleber dem ZDF.„Aber es ist ja<br />
seine Entscheidung. Ichhab’ihn nie<br />
wirklich drauf angesprochen.“ Es<br />
sind schließlich noch vier Saisonspiele,<br />
die sie bestreiten: im heimischen<br />
American Airlines Center gegen<br />
die Memphis Grizzlies,zweiTage<br />
später bei ebendiesem Team und<br />
schließlich gegen die Suns und bei<br />
den Spurs.Gelegenheit für Nowitzki,<br />
seine atemberaubende Bilanz noch<br />
ein kleines bisschen auszubauen.<br />
Zuletzt war er in der ewigen NBA-<br />
Scorerliste an Wilt Chamberlain vorbei<br />
auf den sechsten Platz vorgerückt.<br />
Voreinem Monat machte Nowitzki<br />
bei Orlando Magic seine<br />
1505. Partie und kletterte auf Platz<br />
drei der Profis mit den meisten NBA-<br />
Spielen. Die meisten Spiele für ein<br />
und dasselbe Franchise hat er ohnehin<br />
absolviert. Seit 1999 ist er bei den<br />
Mavericks. Nun könnte sich der<br />
Kreis des Basketballprofis Dirk Nowitzki<br />
schließen. In der kommenden<br />
Woche.Wenn er geht und nicht vielleicht<br />
doch noch bleibt. (BLZ)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 19 *<br />
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Sport<br />
BER mit Happy End<br />
Tottenham Hotspur hat jetzt ein Stadion, das zum sportlichen Anspruch passt. Für das Herzstück des Prachtbaus diente die Arena von Borussia Dortmund als Vorbild<br />
VonHendrik Buchheister,London<br />
Heung-min Son war früher<br />
beim Hamburger SV<br />
und bei Bayer Leverkusen<br />
beschäftigt, jetzt<br />
spielt der Fußballer seine vierte Saison<br />
bei Tottenham Hotspur. Er ist<br />
seit seiner Ankunft in England zu einem<br />
der vielseitigsten Profis der Premier<br />
League aufgestiegen, ist<br />
schnell, technisch beschlagen, kreativ<br />
und kann mit beiden Füßen<br />
schießen. Zu seiner Beliebtheit beim<br />
Publikum und bei seinem Trainer<br />
Mauricio Pochettino trägt bei, dass<br />
er sich keine Allüren leistet und einen<br />
grenzenlosen Optimismus<br />
pflegt. Am Mittwochabend um 20.59<br />
UhrLondoner Zeit erreichte Heungmin<br />
Son eine neue Stufe seiner Popularität,<br />
der Südkoreaner erlangte<br />
eine Art Legendenstatus. Für alle<br />
Zeiten sicherte er sich den Eintrag in<br />
die Geschichtsbücher von Tottenham<br />
Hotspur.<br />
DieMannschaft hatte sich bis dahin<br />
schwergetan gegen Crystal Palace,<br />
eswar eine zähe Partie. Inder<br />
55. Minute bekam Son ander rechten<br />
Strafraumkante den Ball. Er zog<br />
in die Mitte,vorbei an zwei Gegnern,<br />
sein Schuss wurde von Luka Milivojevic<br />
abgefälscht und sprang ins Tor.<br />
Es war der historische erste Pflichtspiel-Treffer<br />
in Tottenhams neuer,<br />
rund einer Milliarde Pfund teuren<br />
Arena, die an der Stelle errichtet worden<br />
ist, an der bis 2017 die traditionsreiche<br />
White Harte Lane gestanden<br />
hatte.<br />
MitseinemTorlöste der Nationalspieler<br />
aus Südkorea eine Blockade.<br />
Tottenham kam durch Christian<br />
Eriksen noch zum 2:0-Endstand und<br />
gestaltete die Einweihung des neuen<br />
Prachtbaus für mehr als 62 000 Zuschauer<br />
erfolgreich. Es hatte ja<br />
durchaus die Sorge bestanden, dass<br />
die Mannschaft von Trainer Pochettino<br />
die eigene Party vermasseln<br />
würde.Sie hatte seit fast zwei Monaten<br />
kein Spiel in der Premier League<br />
mehr gewonnen. Vier Niederlagen<br />
aus fünf Begegnungen hatte die<br />
trübe Bilanz des Klubs gelautet, der<br />
in der Champions League Borussia<br />
Dortmund im Achtelfinale immerhin<br />
aus dem Wettbewerb geworfen<br />
geworfen hatte. Nach dem Sieg gegen<br />
Crystal Palace ist die Laune wieder<br />
bestens bei dem Klub aus der britischen<br />
Hauptstadt.<br />
Die WeltspitzeimBlick<br />
Beeindruckendes Stadion mit beeindruckendem Feuerwerk<br />
GETTY IMAGES/HEWITT<br />
Die Mannschaft ist zurück auf dem<br />
dritten Tabellenplatz und hat gute<br />
Aussichten darauf, zum vierten Mal<br />
nacheinander in die europäische<br />
Königsklasse einzuziehen. Vorallem<br />
ist Tottenham Horspur jetzt aber in<br />
einem Stadion zuhause, das dabei<br />
helfen soll, zu „einem der größten<br />
Klubs der Welt“ zu werden, wie Vorstand<br />
Daniel Levy in Vorbereitung<br />
auf die Eröffnung gesagt hatte. Trainer<br />
Pochettino nannte Vereine wie<br />
den FC Bayern München, Real Madrid<br />
oder den FC Barcelona als künftigen<br />
Maßstab.<br />
Schöne Worte sind das zum Abschluss<br />
einer schwierigen Geschichte.<br />
Die neue Arena war nämlich<br />
drauf und dran, zum dauerhaften<br />
Ärgernis zu werden, zu einer englischen<br />
Entsprechung des <strong>Berliner</strong><br />
Flughafens BER. Der Bau wurde immer<br />
kostspieliger,die Arbeiten zogen<br />
sich hin, die Eröffnung musste immer<br />
weiter nach hinten verlegt werden.<br />
Das alles schien allerdings vergessen<br />
zu sein mit der Partie gegen<br />
den Stadtrivalen Crystal Palace. Die<br />
Fans berauschten sich an ihrer<br />
neuen Heimat, die Stimmung war<br />
beeindruckend, gerade zu Beginn<br />
der Begegnung, nach der offiziellen<br />
Eröffnungs-Zeremonie mit Feuerwerk.<br />
Das Herzstück der neuen<br />
Arena ist der South Stand. Mit17500<br />
Plätzen ist er die größte Tribüne Englands,<br />
die aus nur einem Rang besteht.<br />
Vorbild ist die Dortmunder<br />
Südtribüne.<br />
Auffällig an Tottenhams neuem<br />
Stadion ist, dass es trotz seiner Größe<br />
recht kompakt wirkt wegen der steilen<br />
Ränge und der Nähe der Tribünen<br />
zum Spielfeld. Anders als zum<br />
Beispiel das Stadion des Nordlondoner<br />
Rivalen FC Arsenal, und vor allem<br />
anders als das überdimensionierteWembley-Stadion,<br />
in dem Tottenham<br />
fast zwei Spielzeiten im Exil<br />
zugebracht hatte.<br />
Der Rasen der neuen Arena lässt<br />
sich aus dem Stadion fahren. Darunter<br />
liegt eine Spielfläche für American<br />
Football. Schon im Herbst sollen<br />
zwei Spiele der nordamerikanischen<br />
Liga NFL in Tottenhams Heimat ausgetragen<br />
werden. DerVerein will zur<br />
Weltmarke werden.<br />
Einkünftiger Titelkandidat?<br />
Entscheidend dafür ist allerdings immer<br />
noch der Erfolg auf dem (Fußball-)Platz.<br />
Der Klub hat unter dem<br />
seit 2014 amtierenden Pochettino<br />
eine beachtliche Entwicklung genommen.<br />
Der Trainer betont allerdings<br />
immer wieder, manchmal indirekt,<br />
manchmal sehr direkt, dass er<br />
sich von Vorstand Levy mehr Geld<br />
für Verstärkungen wünscht, um den<br />
Klub auf die nächste Stufe zu heben<br />
und in den Kreis der Titelkandidaten<br />
in England und Europa eindringen<br />
zu können. Zum bislang letzten Mal<br />
gewann Tottenham 2008 eine Trophäe,den<br />
wenig bedeutsamen Ligapokal.<br />
Mitdem Stadion soll laut Pochettino<br />
ein neues Selbstverständnis<br />
Einzug erhalten. „Wir können nicht<br />
mehr so arbeiten wie vorfünf Jahren.<br />
Wir sind in einer anderen Dimension.Wirmüssen<br />
wie ein großer Klub<br />
denken“, sagt er. Die spannende<br />
Frage wird sein, ob der Verein den<br />
Ambitionen des Trainers entsprechen<br />
kann und künftig auch auf dem<br />
Transfermarkt operiert wie ein großer<br />
Klub –anders als in dieser Saison.<br />
Da verpflichtete Tottenham keinen<br />
einzigen Spieler.<br />
ZAHLEN<br />
Fußball<br />
DFB-Pokal, Viertelfinale<br />
SC Paderborn-Hmaburger SV 0:2 (0:0)<br />
FC Augsburg -RBLeipzig 1:2 (1:1, 0:0) n.V.<br />
Bayern München -1.FCHeidenheim 5:4 (1:2)<br />
Schalke04-Werder Bremen 0:2 (0:0)<br />
Die Auslosung der Halbfinalspiele findet am kommenden<br />
Sonntag ab 18 Uhr statt.<br />
Die weiteren Termine: Halbfinale: 23./24. April<br />
2019, Finale in Berlin: 25. Mai 2019<br />
Bundesliga, 28. Spieltag<br />
Mainz 05 −SCFreiburg 20.30<br />
FC Schalke04−Eintr.Frankfurt Sa., 15.30<br />
Leverkusen −RBLeipzig Sa., 15.30<br />
VfB Stuttgart−Nürnberg Sa., 15.30<br />
Hertha BSC−Düsseldorf Sa., 15.30<br />
VfL Wolfsburg−Hannover96 Sa., 15.30<br />
München−Bor.Dortmund Sa., 18.30<br />
FC Augsburg −Hoffenheim So., 15.30<br />
M'gladbach−SVWerderBremen So., 18.00<br />
1 Bor.Dortmund 27 66: 30 63<br />
2 München 27 69: 28 61<br />
3 RB Leipzig 27 49: 20 52<br />
4 Eintr.Frankfurt 27 54: 30 49<br />
5 M'gladbach 27 46: 34 47<br />
6 SV Werder Bremen 27 49: 39 42<br />
7 Leverkusen 27 48: 44 42<br />
8 VfL Wolfsburg 27 44: 41 42<br />
9 Hoffenheim 27 54: 39 41<br />
10 Hertha BSC 27 40: 44 35<br />
11 Düsseldorf 27 36: 51 34<br />
12 SC Freiburg 27 38: 43 32<br />
13 Mainz 05 27 28: 48 30<br />
14 FC Schalke04 27 28: 44 26<br />
15 FC Augsburg 27 37: 50 25<br />
16 VfB Stuttgart 27 26: 59 20<br />
17 Nürnberg 27 22: 52 16<br />
18 Hannover96 27 24: 62 14<br />
2. Bundesliga, Nachholspiel<br />
Greuther Fürth –Dynamo Dresden 0:0<br />
28.Spieltag<br />
Arm. Bielefeld−Erzg.Aue 18.30<br />
Regensburg−VfL Bochum 18.30<br />
Kiel −FCSt. Pauli Sa., 13.00<br />
Duisburg −Ingolstadt Sa., 13.00<br />
Sandhausen−SCPaderborn Sa., 13.00<br />
Heidenheim −1.FCKöln So., 13.30<br />
Dyn. Dresden−Union Berlin So., 13.30<br />
Gr.Fürth−Darmstadt 98 So., 13.30<br />
Hamburger SV −Magdeburg Mo., 20.30<br />
1 1. FC Köln 26 68: 31 54<br />
2 Hamburger SV 27 38: 29 51<br />
3 Union Berlin 27 43: 26 47<br />
4 SC Paderborn 27 61: 41 44<br />
5 FC St. Pauli 27 38: 40 44<br />
6 Heidenheim 27 40: 32 43<br />
7 Kiel 27 51: 41 42<br />
8 Regensburg 27 39: 39 38<br />
9 VfL Bochum 27 37: 39 35<br />
10 Arm. Bielefeld 27 40: 43 35<br />
11 Gr.Fürth 27 28: 43 34<br />
12 Darmstadt 98 27 38: 46 33<br />
13 Erzg.Aue 27 34: 38 32<br />
14 Dyn. Dresden 27 32: 39 32<br />
15 Sandhausen 27 31: 39 26<br />
16 Magdeburg 27 28: 41 24<br />
17 Duisburg 26 24: 42 22<br />
18 Ingolstadt 27 26: 47 19<br />
3. Liga, 32. Spieltag<br />
Pr.Münster−SVMeppen 19.00<br />
Kaiserslautern−VfR Aalen Sa., 14.00<br />
SF Lotte−KFC Uerdingen Sa., 14.00<br />
Hallescher FC −Würzb.Kickers Sa., 14.00<br />
Karlsruher SC−Unterhaching Sa., 14.00<br />
FSV Zwickau −SVWehen Sa., 14.00<br />
FC CZ Jena−Cottbus Sa., 14.00<br />
Fortuna Köln −Hansa Rostock So., 13.00<br />
VfL Osnabrück−Braunschweig So., 14.00<br />
Großaspach −München Mo., 19.00<br />
1 VfL Osnabrück 31 46: 22 64<br />
2 SV Wehen 31 59: 40 55<br />
3 Karlsruher SC 31 47: 32 55<br />
4 Hallescher FC 31 35: 29 50<br />
5 Hansa Rostock 31 39: 40 45<br />
6 München 31 43: 34 44<br />
7 Würzb.Kickers 31 46: 38 44<br />
8 Kaiserslautern 31 40: 41 44<br />
9 SV Meppen 31 41: 41 42<br />
10 Unterhaching 31 45: 34 41<br />
11 Pr.Münster 31 39: 39 41<br />
12 KFC Uerdingen 31 35: 47 41<br />
13 FSV Zwickau 31 35: 37 37<br />
14 SF Lotte 31 27: 33 36<br />
15 Braunschweig 31 37: 46 36<br />
16 Fortuna Köln 31 33: 51 36<br />
17 Großaspach 31 27: 32 34<br />
18 Cottbus 31 40: 50 34<br />
19 FC CZ Jena 31 32: 50 28<br />
20 VfR Aalen 31 38: 48 27<br />
Eishockey<br />
DEL-Play-offs, Halbfinale<br />
Köln -Mannheim 19.30 Uhr (Stand: 0:1)<br />
Augsburg -München 19.30 Uhr (Stand: 0:1)<br />
Tennis<br />
WTA-Turnier in Charleston<br />
2. Runde: Julia Görges (Bad Oldesloe/Nr.7)6:4,<br />
7:6 (7:0), Caroline Wozniacki (Dänemark/Nr.5)-<br />
Laura Siegemund (Metzingen) 6:2, 6:2, Madison<br />
Keys (USA/Nr.8) -Tatjana Maria (Bad Saulgau)<br />
7:6 (7:5), 4:6, 6:4, Maria Sakkari (Griechenland/Nr.15)<br />
-Andrea Petkovic (Darmstadt) 6:3,<br />
6:0, Sloane Stephens (USA/Nr.1)-Sara Sorribes<br />
(Spanien) 7:6 (7:4), 7:6 (7:4), Kiki Bertens (Niederlande/Nr.2)-Martina<br />
Trevisan (Italien) 6:2,<br />
6:1 Aryna Sabalenka (Weißrussland/Nr.3)-Kateryna<br />
Koslowa (Ukraine) 3:6, 6:3, 6:3<br />
NurSky zeigtDir alles live<br />
Live &involler Länge<br />
LIV<br />
TOT<br />
Di. 9.4. |21:00<br />
Auswahlnach den Hinspielen<br />
JUV<br />
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Di. 16.4.|21:00<br />
Derbeste Fußballlive.<br />
Mehr Infosunter:sky.de/UCL<br />
Alle Spiele in der2er-Konferenz<br />
POR<br />
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Viertelfinal-Hinspiele<br />
AJX<br />
Viertelfinal-Rückspiele<br />
AJX<br />
MU<br />
Halbfinal-Hinspiele<br />
POR<br />
Di. 30.4.|21:00 Mi. 1.5. |21:00<br />
Di. 7.5. |21:00<br />
Spiel1<br />
Spiel2<br />
Sa.1.6.|21:00<br />
FINALE<br />
SkyDeutschlandFernsehen GmbH &Co. KG,Medienallee 26,85774 Unterföhring.Stand:April 2019.Änderungenvorbehalten.<br />
MU<br />
MC<br />
Mi. 10.4.|21:00<br />
Mi. 17.4.|21:00<br />
JUV<br />
BAR<br />
LIV<br />
TOT<br />
Halbfinal-Rückspiele<br />
Spiel1<br />
Mi. 8.5. |21:00<br />
Spiel2
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 – S eite 20 *<br />
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Sport<br />
Wenn die Verlierer jubeln, ist auch beim Sieger irgendetwas schiefgelaufen: die Heidenheimer nach dem 4:5 im Pokal-Viertelfinale beim FC Bayern<br />
DPA/SCHULDT, IMAGO IMAGES<br />
Groteske Generalprobe<br />
Das wilde 5:4 im Pokalviertelfinale gegen Heidenheim fördert bei den Bayern im Hinblick auf das Duell gegen Dortmund die allgemeine Verunsicherung<br />
VonMaik Rosner,München<br />
Auch am Donnerstagnachmittag<br />
wirkte der irrwitzige<br />
Vorabend noch nach. Niko<br />
Kovac klang weiterhin<br />
recht kratzig, was vor allem daran<br />
lag, dass der Trainer des FC Bayern<br />
beim grotesk wilden 5:4 (1:2) im Pokalviertelfinale<br />
gegen den Zweitligisten<br />
1. FC Heidenheim seine Stimmbänder<br />
einer ähnlichen Belastungsprobe<br />
hatte aussetzen müssen wie<br />
seine Nerven. „Will ich verteidigen<br />
oder nicht? Bin ich mir zu schade<br />
oder nicht?“ Daswaren nur zwei der<br />
vielen Fragen, die Kovac mit Blick auf<br />
seine Spieler zwei Tage vordem Ligagipfel<br />
gegen den Tabellenführer Borussia<br />
Dortmund aufwarf. Seine Kicker<br />
verglich er dabei mit Kindern,<br />
denen man manche Dinge auch immer<br />
wieder argumentativ erklären<br />
müsse. „Natürlich wird man wahnsinnig“,<br />
sagte Kovac nach dem wiederholt<br />
instabilen Vortrag und bemängelte<br />
die Einstellung seiner Profis,„aber<br />
ich werdenicht aufgeben.“<br />
Für Uli Hoeneß steht ohnehin<br />
fest: „Am Samstag, 18.30 Uhr, darfes<br />
keine Ausreden geben. Da muss gegen<br />
Dortmund geliefertwerden.“ An<br />
eine Niederlage denke er gar nicht.<br />
„Wir müssen gewinnen, dazu gibt es<br />
„Am Samstag, 18.30 Uhr, darf eskeine<br />
Ausreden geben. Da muss gegen Dortmund<br />
geliefert werden.“<br />
Uli Hoeneß macht deutlich, was er im Spitzenspiel<br />
von seinen Bayern-Profis erwartet.<br />
für mich keine Alternative“, sagte der<br />
Präsident,„unsereMannschaft muss<br />
mit einem Sieg gegen Dortmund zeigen,<br />
dass sie Meister werden will.“<br />
Kovac gab sich optimistisch, dass<br />
auch die Angeschlagenen, Torwart<br />
Manuel Neuer und Linksverteidiger<br />
David Alaba, fit werden.<br />
Eigentlich sollte es nun nur um<br />
das Topspiel gehen, das die zwei<br />
Punkte hinter dem BVB zurückliegenden<br />
Bayern mit einem Sieg als<br />
Erster beschließen würden, musste<br />
erst einmal hinter der Aufarbeitung<br />
des äußerst zittrigen Halbfinaleinzugs<br />
im DFB-Pokal zurückstehen.<br />
1:0, 1:2, 4:2, 4:4, 5:4 lautete dabei die<br />
Torfolge aus Sicht der Bayern, die<br />
wegen der Roten Kartegegen Innenverteidiger<br />
Niklas Süle (15.) nach einer<br />
Notbremse gegen Robert Andrich<br />
zu zehnt in ein wogendes Spektakel<br />
geraten waren, das trotz der<br />
Willensleistung zu Beginn und am<br />
Ende der zweiten Halbzeit nicht gerade<br />
als Bestärkung für denVergleich<br />
mit dem BVBzuwerten war.<br />
„Dass wir nach einer 4:2-Führung<br />
auf 4:4 gehen, kann uns nicht gefallen“,<br />
sagte Thomas Müller.„Wenn du<br />
4:2 führst, ist es egal, ob du mit sieben,<br />
elf oder 15 Mann spielst. Das<br />
musst du über die Zeit bekommen“,<br />
ergänzte Süle schärfer. Und Sportdirektor<br />
Hasan Salihamidzic befand<br />
auch wegen der anstehenden Verabredung<br />
mit Dortmund: „Wenn man<br />
so ein Spiel sieht, dann muss man<br />
nachdenklich sein.“ Daseinzig Positive<br />
sei, das Halbfinale erreicht zu<br />
haben, das am Sonntag ausgelost<br />
wird. „Alles andere sollten wir vergessen,<br />
schnell löschen“, empfahl<br />
Salihamidzic.<br />
Dasdürfte in der Unruhe leichter<br />
gesagt sein als getan. Denn die Hei-<br />
denheimer hatten in ihrem „Spiel für<br />
die Ewigkeit“ (Dreifachtorschütze<br />
RobertGlatzel) einen weiteren Beleg<br />
erbracht, dass sogar ein scheinbar<br />
aussichtsloser Außenseiter die Bayernmit<br />
Mutund zügigem Umschaltspiel<br />
in defensiveTurbulenzen in Seriestürzenund<br />
den Branchenkrösus<br />
beinahe ganz havarieren lassen<br />
kann. Dass es nicht so weit kam, lag<br />
an Torwart Sven Ulreich, der beim<br />
Stande von4:4 gegen den freistehenden<br />
Denis Thomalla das fünfte Gegentor<br />
verhinderte (82.). Und eslag<br />
an Robert Lewandowski, der zunächst<br />
leicht kränkelnd geschont<br />
und wie Kingsley Coman erst zur<br />
zweiten Halbzeit eingewechselt worden<br />
war. Müllers 2:2 legte der Pole<br />
auf (53.), danach traf er zum 3:2 (56.)<br />
und per Handelfmeter zum 5:4 (84.).<br />
„Samstag gegen Dortmund ist es ein<br />
komplett anderes Spiel. Die ganze<br />
Mannschaft muss defensiv besser<br />
werden“, sagte Lewandowski. Dabei<br />
hatte es mit Leon Goretzkas 1:0 (12.)<br />
standesgemäß begonnen, ehe Süle<br />
nach einem Videobeweis vom Platz<br />
gestellt wurde und Heidenheim begann,<br />
die Münchner voneiner Verlegenheit<br />
in die nächste zu bringen.<br />
Glatzel glich aus (26.), Marc Schnatterer<br />
erzielte das 1:2 (39.). Undnachdem<br />
der Favorit durch Serge Gnabrys<br />
4:2 (65.) scheinbar vorentscheidend<br />
davongezogen war,trafder gebürtige<br />
Münchner Glatzel noch<br />
zweimal (74. und 77./Foulelfmeter).<br />
Undjetzt gegen den BVB? „Eines<br />
ist klar: Wir müssen die Kompaktheit<br />
herstellen“, hatte Kovac schon<br />
am Mittwoch maximal verärgertgesagt<br />
und seine unsouveräne Belegschaft<br />
angezählt, weil dieser die<br />
zwei Tore Vorsprung entglitten waren:<br />
„Dass man vier Stück kassiert,<br />
geht bei allem Respekt vor Heidenheim<br />
nicht, auch nicht in Unterzahl.“<br />
Tagtäglich versuche er,seinen<br />
Spielernseine Vorgaben „einzuimpfen“,<br />
sagte der frühere defensive<br />
Mittelfeldspieler, schließlich brauche<br />
auch die Abwehr „ein gutes Gefühl“.<br />
Aber, ergänzte er zum Verteidigen<br />
unterVerweis auf„Verantwortung<br />
und Disziplin“ am Donnerstag:<br />
„Man muss es auch aus sich<br />
heraus wollen.“<br />
Offenbar findet er wenig Gehör,<br />
wovon auch seine Stimmbänder<br />
kündeten, die er fast schon verzweifelnd<br />
schreiend während des aberwitzigen<br />
Viertelfinals ausbelastet<br />
hatte, ähnlich wie zuvor in der Liga<br />
beim enttäuschenden 1:1 in Freiburg.<br />
Nach dem zwischenzeitlichen<br />
Aufschwung steht der 47 Jahre alte<br />
Kroate nun wieder ähnlich stark in<br />
der Kritik wie im Krisenherbst. Damals<br />
hatten die Dortmunder neun<br />
Punkte Vorsprung. Nach dem Spiel<br />
am Sonnabend könnten es deren<br />
fünf sein, falls sich die zurückgekehrte<br />
Instabilität in der Defensive<br />
fortsetzen sollte.<br />
Maik Rosner<br />
wird Sie am Sonntag über<br />
das Topspiel informieren.<br />
Lust und Frust<br />
Während Werder Bremen von der Rückkehr in den Europapokal träumt, steht Schalke-Coach Huub Stevens nach dem Aus im Pokal-Viertelfinale vor einem Scherbenhaufen<br />
InGedanken war Max Kruse schon<br />
in Berlin. „Ein NordderbyimFinale<br />
wäre nicht schlecht“, sagte Werder<br />
Bremens Offensivspieler schmunzelnd.<br />
Nach dem 2:0 im Viertelfinale<br />
bei Schalke 04 darfbeim Bundesligasechsten<br />
geträumt werden –von der<br />
Rückkehr in den Europacup und vom<br />
Endspiel im DFB-Pokal, gerne gegen<br />
den Hamburger SV. Neun Jahre nach<br />
den letzten Spielen in der Champions<br />
League und zehn Jahre nach dem<br />
sechsten Pokaltriumph beginnt die<br />
Bremer Zukunft jetzt.<br />
„Ich will nicht auf das nächste<br />
Jahr warten“, sagte Trainer Florian<br />
Kohfeldt nach dem zwölften Pflichtspiel<br />
2019 ohne Niederlage. Die<br />
forsch formulierte Zielsetzung, nach<br />
Europa zurückzukehren – in der<br />
Winterpause auf Platz zehn noch belächelt<br />
–wirdimmer realistischer.<br />
Dort, wo die Hanseaten stehen,<br />
wollte Schalke nach seinem Selbstverständnis<br />
eigentlich auch sein –<br />
mindestens. Stattdessen steht Huub<br />
Stevens vor einem Scherbenhaufen.<br />
Werden hinterlassen hat, weiß der<br />
Interimstrainer natürlich. Öffentlich<br />
sagen will er es nicht. Schließlich ist<br />
der Schalker Jahrhunderttrainer, der<br />
in seiner dritten Amtszeit den Abstieg<br />
verhindern soll, auch Mitglied<br />
des Aufsichtsrates.<br />
„Ich weiß, woran es liegt“, sagte<br />
Stevens und fügte grummelnd<br />
hinzu:„Ich kann nicht mehr dazu sagen,<br />
ich bin doch nicht verrückt.“<br />
Auf die Frage, obdie Fehler in der<br />
Vergangenheit liegen, antwortete<br />
der Nachfolger des gefeuerten Domenico<br />
Tedesco ironisch: „Ich habe<br />
in den drei Wochen viele Fehler gemacht,<br />
ich weiß nur nicht, welche.“<br />
WerdersMilot Rashica jubelt, die Schalker lamentieren.<br />
AP/MEISSNER<br />
Werdie zwar bemühte, aber spielerisch<br />
arg limitierte Schalker Mannschaft<br />
bei ihrer wettbewerbsübergreifend<br />
zehnten Heimpleite der Saison<br />
sah, wusste genau, was der Niederländer<br />
meinte. Für 160 Millionen<br />
Euro hatte der inzwischen zurückgetretene<br />
Manager Christian Heidel das<br />
Team in knapp drei Jahren umgebaut.<br />
ZumVergleich: Werder gab in derselben<br />
Zeit 67 Millionen aus.Die Folgen<br />
der verfehlten Schalker Personalpolitik<br />
zeigen sichWoche fürWoche.<br />
Mitbeschränkten Mitteln<br />
Gegen Bremen verstolperte der 28<br />
Millionen Euro teure Rekordeinkauf<br />
Breel Embolo regelmäßig den Ball<br />
oder spielte haarsträubende Fehlpässe.<br />
Der vermeintliche Naldo-<br />
Nachfolger Salif Sané bewies neben<br />
Wacklerninder Abwehr wie beim 0:2<br />
durch Davy Klaassen (72.) erneut, wie<br />
harmlos er vordem gegnerischen Tor<br />
ist. Und der erschreckend schwache<br />
Linksverteidiger Bastian Oczipka leitete<br />
mit einem katastrophalen Fehlpass<br />
das 0:1 durch Milot Rashica (65.)<br />
ein. Zu viele Ausfälle, um die vage<br />
Hoffnung auf ein Happy End einer<br />
verkorksten Saison zu erhalten.<br />
Stevens muss mit beschränkten<br />
Mitteln den Super-GAU verhindern.<br />
Denn trotz mittlerweile wieder sechs<br />
Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz<br />
ist der Abstiegskampf noch<br />
nicht vorbei. Eine weitere Heimpleite<br />
am Sonnabend (15.30 Uhr) gegen<br />
Eintracht Frankfurt würde die<br />
Lage erneut verschärfen. Bremen<br />
dagegen kann am Sonntag (18 Uhr)<br />
bei Borussia Mönchengladbach den<br />
nächsten Schritt Richtung Europa<br />
machen. (sid)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 – S eite 21<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Immer noch großer Pop:<br />
The Specials in der<br />
Max-Schmeling-Halle<br />
Seite 22<br />
„Stars sind die Brücke zum Publikum.“<br />
Carlo Chatrian, künstlerischer Leiter der Berlinale, im Gespräch über deren Zukunft Seite 22<br />
Deutscher Tanzpreis<br />
Wemdie<br />
Zukunft gehört<br />
Michaela Schlagenwerth<br />
bewertet „Community<br />
Dance“ als eigene Kategorie<br />
Heute werden in Essen die Träger<br />
des Deutschen Tanzpreises bekannt<br />
gegeben. Wie schon im vergangenen<br />
Jahr sind wieder zwei <strong>Berliner</strong><br />
Künstlerinnen mit dabei. Der<br />
Hauptpreis geht an den für den Tanz<br />
wohl wichtigsten Fotografen, den<br />
75-jährigen Gert Weigelt. Der Tanzpreis<br />
Zukunft aber geht an Berlin:<br />
Die Choreografin Isabelle Schad<br />
wird für ihre Körper-Recherchen<br />
ausgezeichnet und die Choreografin<br />
Jo Parkes für ihrewegweisenden Projekte<br />
im Community Dance. Indiesem<br />
Genre wurde zuletzt vor 14Jahren<br />
jemand berücksichtigt: Royston<br />
Maldoom für seine Kooperation mit<br />
den <strong>Berliner</strong> Philharmonikern bei<br />
dem Film „Rhythm is it“.<br />
Jo Parkes gründete vorfünf Jahren<br />
mit der Heilpädagogin Barbara<br />
Weidner das Projekt Junction, das<br />
Tanzworkshops für Asyl suchende<br />
Kinder und Mütter anbietet. Perspektivisch<br />
soll das auf Beteiligung,<br />
Verantwortung und sozialen Zusammenschluss<br />
setzende Konzept auch<br />
dort umgesetzt werden, wo die geflüchteten<br />
Menschen jetzt feststecken.<br />
In Italien und Spanien und an<br />
den RändernEuropas.Die Auszeichnung<br />
dürfte Jo Parkes sehr willkommen<br />
sein, um mehr Aufmerksamkeit<br />
für ihr Vorhaben zu bekommen. Natürlich<br />
freue sie sich über die Ehrung<br />
ihrer Person, sagt Parkes,aber vorallem<br />
darüber, dass mit der Auszeichnung<br />
Diversität und partizipative<br />
Praxis in den Fokus gerückt wird.<br />
Der Deutsche Tanzpreis hat sich<br />
erst vor zwei Jahren umstrukturiert.<br />
Aber eines hat er übersehen: Dass für<br />
den Bereich, der mit dem Begriff<br />
Community Dance nur begrenzt erfasst<br />
wird, eine eigene Kategorie angemessen<br />
wäre. Denn was auf diesem<br />
Feld geschieht, ist so lebendig,<br />
dynamisch und impulsgebend, dass<br />
es nicht nur alle 14 Jahre bedacht<br />
werden sollte.VieleTänzer haben ein<br />
Interesse,sich zu engagieren, sagt Jo<br />
Parkes, aber bislang gibt es dafür<br />
nicht einmal eine Ausbildung. In<br />
Berlin ist die zentrale Anlaufstelle<br />
dafür seit zehn Jahren –JoParkes.<br />
Vonder schwarzen Liste<br />
Das Label Soul Jazz Records erinnert an den wunderbaren und wichtigen Musiker Horace Tapscott<br />
VonMarkus Schneider<br />
Ohne ordentlichen Influencer<br />
hilft das beste Archiv<br />
nichts.Zum Beispiel<br />
kann man die Musik des<br />
Jazzmusikers Horace Tapscott<br />
durchaus auf den einschlägigen digitalen<br />
Plattformen hören. Aber es<br />
brauchte doch ein amtliches Revival,<br />
um sein Schaffen wenigstens ein<br />
bisschen wieder physisch zugänglich<br />
zu machen. Denn Tapscott ist<br />
eine Heldenfigur in Los Angeles –<br />
aber er bleibt auch 20 Jahrenach seinem<br />
TodimSchatten der mündlichen<br />
Überlieferung. Das Revival<br />
wirdnatürlich vonKamasi Washington<br />
betrieben, der nicht müde wird,<br />
den Einfluss Tapscotts auf die Jazzszene<br />
von Los Angeles und insbesondere<br />
seine eigene Crew The West<br />
Coast Get Down zubetonen, einem<br />
Netzwerk von Jazzern, Produzenten<br />
und Rappern wie Kendrick Lamar,<br />
die über die Genres hinweg durch<br />
die lokale Bindung verknüpft sind.<br />
Jetzt hat das geschmackssichere<br />
Londoner Archiv-Label Soul Jazz<br />
zwei Live-Stunden von Tapscotts<br />
Pan-Afrikan Peoples Arkestra als<br />
Triple-Vinyl und Doppel-CD wiederaufgelegt,<br />
die prall gefüllt sind mit<br />
sausendem, großformatigem Cosmic<br />
Jazz, mit Tapscotts dunklen, harten<br />
Akkorden und dicken Basslines<br />
als Schrittmacher, mit komplexer<br />
Percussion und schwelgerisch arrangierten,<br />
überwiegend holzbasierten<br />
Bläsern. Die nehmen sich bis in die<br />
großartigen Flöten solistisch alle<br />
Freiheiten, heben auch ekstatisch<br />
ins Spirituelle ab.Aber am Ende bleiben<br />
sie bodennah dem kollektiven<br />
Groove verpflichtet oder treten zurück<br />
für eine leidenschaftliche Spoken-Word-Anrufung<br />
Eric Dolphys.<br />
Die Westcoast steht praktisch<br />
synonym für den Cool Jazz der Fünfziger,<br />
für gebremste Leidenschaft,<br />
akademische (auch weiße) Kontrolliertheit.<br />
Bop-orientierte Bands wie<br />
Gerald Wilsons Orchester oder die<br />
avangardistischen Stömungen blieben<br />
gegenüber den NewYorkernimmer<br />
am Rand des Jazzdiskurses.<br />
Tapscott indes entschied sich bewusst<br />
gegen die Jazzöffentlichkeit<br />
und fürs Lokale. Sein Pan-Afrikan<br />
Peoples Arkestra, gegründet 1961,<br />
wirkte –wie die zwei Jahrespäter initiierte<br />
Union of God's Musicians<br />
Wäre heute 85 Jahre alt geworden: Horace Tapscott (1934–1999).<br />
and Artists Ascension Foundation<br />
(Ugmaa) – als eine Art Talentschmiede<br />
für die schwarzen Neighborhoods<br />
vonSouth L.A. Siespielten<br />
im Park, inGefängnissen oder Kirchen<br />
wie der Immanuel United<br />
Church of Christ, woher diese<br />
schöne Aufnahme stammt und wo<br />
sie von1973 an auch probten.<br />
Dabei stand Tapscott durchaus<br />
vor einer ganz amtlichen Karriere.<br />
GETTY IMAGES<br />
Geboren am 6. April 1934 im texanischen<br />
Houston, aufgewachsen in<br />
Los Angeles, spielte er, bis er sich<br />
eine Lippe ruinierte, zunächst Posaune<br />
und Klavier in der Army, in<br />
Lionel Hamptons Band, für Stars wie<br />
Sarah Vaughan und Julie London –<br />
aber die Arbeits- und Lebensbedingungen<br />
schwarzer Musiker in den<br />
segregierten USA stießen ihn direkt<br />
in die soziale und politische Arbeit<br />
ab.Das Arkestra–eine kulturelle Arche<br />
und Hommage an SunRa–sollte<br />
schwarze Kultur aus afroamerikanischer<br />
Sicht, selbstbewusst, stolz und<br />
mit dem ungeschönten historischen<br />
Hintergrund repräsentieren.<br />
Es gab regelmäßige Workshops<br />
und Unterricht für Kinder und Jugendliche,<br />
Gratiskonzerte und während<br />
der Aufstände in Watts 1965<br />
spielte die Band vom Lastwagen<br />
herab. Unter etlichen Hundert jungen<br />
Musikern des Arkestra imLaufe<br />
der Jahrefinden sich Post-Free-Stars<br />
wie Arthur Blythe und David Murray.<br />
Ende der Sechziger ließ Tapscott sich<br />
von Bob Thiele, einst Produzent der<br />
Impulseaufnahmen von u.a. John<br />
Coltrane, zu einer Quintett-Aufnahme<br />
für Thieles Firma Flying<br />
Dutchman überreden. Aber lieber<br />
arbeitete er mit Elaine Brown, u.a. an<br />
„The Message“,der Hymne der Black<br />
Panther Party, die Brown ab 1974<br />
auch anführen sollte. Diese Nähe –<br />
das Arkestra probte eine Weile im<br />
Stock unter dem Panthers-Hauptquartier<br />
– sorgte dafür, dass ihm<br />
künftige Avancen erspartblieben: Er<br />
wurde von FBI wie CIA überwacht<br />
und landete auf der schwarzenListe.<br />
Bis zuseinem Toderschienen zwar<br />
noch ein paar wenige Alben. Aber sie<br />
enstanden für Kleinstlabels aus dem<br />
Umfeld des Orchesters und sind<br />
sämtlich komplett vergriffen.<br />
„In den Siebzigerjahren“, zitieren<br />
die Liner Notes nun den großen Pianisten<br />
McCoy Tyner, „gab es keinen<br />
Musiker vonderWestküste,der nicht<br />
irgendwie aus der Schule Tapscotts<br />
kam.“ Auch in Kamasi Washingtons<br />
Musik lebt nicht nur der vielstimmige<br />
Jazzspiritualismus Tapscotts<br />
fort, sondernauch die Emphase,mit<br />
der Jazz als Musik für die Gemeinde<br />
und aus der Gemeinschaft verstanden<br />
wird. „Live AtIUCC“ hält –mit<br />
wenigen Längen –diese Lebendigkeit<br />
und Freiheit prachtvoll fest. Und<br />
gibt hoffentlich den Anstoß, diesen<br />
Musikeraus den Katakomben des digitalen<br />
Archivs ins Licht zu holen.<br />
Horace Tapscott withthe Pan-Afrikan Peoples<br />
Arkestra:„Live at I.U.C.C.“, Soul JazzRecords<br />
Markus Schneider<br />
wartet auf die Neuauflagen<br />
weitererTapscott-Alben.<br />
NACHRICHTEN<br />
Wechsel an der<br />
Verlagsspitze von S. Fischer<br />
Zum1.Juni wirdSiv Bublitz Verlegerische<br />
Geschäftsführerin der S. Fischer<br />
Verlage.Sie tritt die Nachfolge<br />
vonJörgBong an, der den Verlag verlässt.<br />
Wieerineinem Gespräch mit<br />
dem Börsenblatt vomDonnerstag<br />
mitteilt, wolle er sich jetzt vornehmlich<br />
dem eigenen Schreiben widmen.<br />
SivBublitz wechselte im September<br />
2017 als Geschäftsführerin<br />
Programm und Strategie zu S. Fischer<br />
und war zuvor zehn JahreVerlegerin<br />
bei Ullstein. JörgBong kam<br />
1997 zu S.Fischer,zunächst als Lektor<br />
und wurde 2002 Programmgeschäftsführer.Unter<br />
dem Pseudonym<br />
Jean-Luc Bannalec ist er mit<br />
bretonischen Kriminalromanen erfolgreich.<br />
(BLZ)<br />
Anwohner gegen Mahnmal<br />
von Libeskind in Amsterdam<br />
DerArchitekt Daniel Libeskind ist<br />
über einen Streit um ein Holocaust-<br />
Monument in Amsterdam tief beunruhigt,<br />
wie er am Mittwochabend in<br />
Amsterdam sagte.Mit einer einstweiligen<br />
Verfügung haben Anwohner<br />
die Errichtung eines vonLiebeskind<br />
im Auftrag des niederländischen<br />
Auschwitz-Komitees entworfenen<br />
Denkmals vorerst verhindert.<br />
Das„Namen-Monument“ besteht<br />
aus 102 000 Backsteinen für 102 000<br />
vonden Nazis ermordete niederländische<br />
Juden. DieAnwohner kritisieren,<br />
dass sie in die Planung nicht einbezogen<br />
wurden. DasGericht will<br />
Ende Maientscheiden. (dpa)<br />
Deutscher Nationalpreis an<br />
Anita Lasker-Wallfisch<br />
Dermit 30 000 Euro dotierte Deutsche<br />
Nationalpreis geht 2019 an die<br />
Holocaust-Überlebende Anita Lasker-Wallfisch.<br />
Damit werdeeine<br />
starke Streiterin im Kampf gegen den<br />
Antisemitismus ausgezeichnet, der<br />
in Deutschland und in vielen anderenwestlichen<br />
Ländernwieder zunehmend<br />
in Erscheinung trete,teilte<br />
die vonAltbundeskanzler Helmut<br />
Schmidt (SPD) gegründete Deutsche<br />
Nationalstiftung am Donnerstag in<br />
Hamburgmit. DieAuszeichnung<br />
wirdam10. September in Berlin verliehen.<br />
(dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Unsere Lehrer<br />
Herr Mahlow:<br />
Geographie<br />
VonKaroline Klemke<br />
Der Geographieraum lag in der oberen<br />
Etage in einer Ecke des Schulgebäudes<br />
und hatte einen Vorbereitungsraum, in dem<br />
sich Karten und Atlanten stapelten. Nicht<br />
nur Karten der DDR, sondern auch von<br />
Afrika, sogar Amerika und Australien. Ferne<br />
Sehnsuchtsorte, die, inzimmerhohe Rollen<br />
gewickelt, vorsich hin staubten.<br />
Der uneingeschränkte Herrscher über<br />
den Geographieraum war Herr Mahlow<br />
(Name geändert). Er trug abgeschrammelte<br />
Jeans zu schwarzer Lederjacke. Seine dunklen<br />
Haare waren schulterlang, er hatte eine<br />
helle Haut und seine Augen waren rotunterlaufen.<br />
Wirverehrten ihn schon allein wegen<br />
seines Anblicks.<br />
In unserer ersten Stunde bei ihm beobachtete<br />
er eine Weile schweigend, wie die<br />
hintereReihe weiter schwatze. Er drehte sich<br />
langsam zu seinem Tisch, und dann gab es<br />
kurzvor meinem Gesicht einen lauten Knall.<br />
Ich fuhr zusammen wie vom Blitz getroffen.<br />
Er hatte mit dem Zeigestock auf den Tisch<br />
geschlagen und wie nach einem Peitschenschlag<br />
saßen alle aufrecht da, und erschrockene<br />
Stille breitete sich aus.„Gut“, sagte er<br />
und grinste zufrieden, „dann können wir<br />
wohl beginnen.“<br />
Er war nicht nett. Streng examinierte er<br />
uns über die Steinkohlenanbaugebiete der<br />
UdSSR, alle 15 Sowjetrepubliken und ihre<br />
Hauptstädte und natürlich die Flüsse. Er<br />
lachte selten, aber manchmal ließ er nebenbei<br />
Bemerkungen fallen, bei denen wir vor<br />
Achtung erstarrten. „Wenn die DDR so weiterwirtschaftet,<br />
sind wir 1988 sowieso<br />
pleite“, war einer dieser Sätze. Eine undenkbareOffenheit.<br />
Dachten wir.<br />
NADIA BUDDE<br />
Also sprachen wir ihn an. „Warum haben<br />
wir in der DDR keine Reisefreiheit, und<br />
warum darfman nicht frei seine Meinung sagen,<br />
zum Beispiel über Tschernobyl?“ Er<br />
blätterte im Klassenbuch und schwieg. Ich<br />
dachte, wir müssten unsere Frage noch unterfüttern:<br />
„Die DDR ist Mitglied der UNO<br />
und darum gilt doch die UN-Menschenrechtskonvention.“<br />
Seine Antwort war ein<br />
geknurrtes Drohen: „Menschenrechtsdemagogie!“<br />
Er stand auf und verschwand Richtung<br />
Klassentür.Wir wunderten uns.<br />
Vorallem etwas später,als wir einzeln vorgeladen<br />
wurden. Hinter dem hellen Sprelacartschreibtisch<br />
saßen die übergewichtige Direktorin,<br />
Herr Mahlowund ein älterer Herr in<br />
braunem Anzug mit tiefhängenden Augenrändern,<br />
der stark schwitzte.„Setzen Sie sich<br />
bitte“, sagte die Direktorin, der Stuhl stand<br />
zwei Meter entfernt von ihrem Schreibtisch<br />
mitten im Raum: „Vor dem Genossen Parteisekretär<br />
Mahlow haben Sie eine imperialistische<br />
Menschenrechtskonzeption vorgetragen.“<br />
Ichsah ihn an. Ausblauen Augen blickte<br />
er zurück. „Unsere Deutsche Demokratische<br />
Republik bezahlt Ihre Schule, Ihren Krippenplatz,<br />
Ihre ärztlicheVersorgung“, mischte sich<br />
der schwitzende Fremde ein. „Sie haben bisher<br />
nur profitiert von den Errungenschaften<br />
der Werktätigen. Ihre gegen den Sozialismus<br />
gerichtete Hetzewerdenwir nicht dulden!“<br />
Es war der übliche Weg. Bildung gegen<br />
Systemtreue. Sechs Monate später war der<br />
Sozialismus in Auflösung begriffen und Herr<br />
Mahlow ein zerrissener Mensch. Vielleicht<br />
war er das immer schon. Als Sohn eines Professors,<br />
von dem er zeit seines Lebens verachtet<br />
wurde. Wenigstens im Klassenkampf<br />
wollte er ihm ebenbürtig sein. Er war ein<br />
schwerer Trinker. Man fand ihn ein paar<br />
Jahrenachder Wende in seiner Wohnung, an<br />
Erbrochenem erstickt. Wird fortgesetzt
22 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />
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Feuilleton<br />
Sie sind erst seit ein paar Wochen<br />
in ihren Büros am<br />
Potsdamer Platz: Mariette<br />
Rissenbeek und Carlo Chatrian,<br />
die neue Doppelspitzeder Berlinale.<br />
Sie verantwortet als Geschäftsführerin<br />
die wirtschaftliche<br />
Seite des Festivals,erist der künstlerische<br />
Leiter. Nun haben sie zu einem<br />
Gespräch eingeladen, um über<br />
ihre Ideen zu sprechen, auch wenn<br />
sie längst nicht am Ende mit ihren<br />
Überlegungen dazu sind, wie sie das<br />
Festival künftig gestalten wollen.<br />
Abgesehen vom Auswahlkomitee, in<br />
dem einige neue Leute aus Locarno<br />
sitzen, wirkt Ihre erste Berlinale wie<br />
ein Klon der letzen, etwa was die Sektionen<br />
angeht. Daswirdsich doch sicher<br />
noch ändern, oder?<br />
MARIETTE RISSENBEEK: In den<br />
nächsten Wochen und Monaten werden<br />
wir weitere Gespräche führen,<br />
uns verschiedenes anschauen, und<br />
vielleicht kommen wir dann noch mit<br />
weiteren Schlussfolgerungen.<br />
CARLO CHATRIAN: Mit dem<br />
Wort Klon …<br />
Daswar ein bisschen gemein …<br />
CHATRIAN: Die Berlinale wird<br />
auf jeden Fall anders sein, weil das<br />
Auswahlkomitee und die Festivalleitung<br />
neu sind. Andererseits hört die<br />
Geschichte der Berlinale nicht einfach<br />
auf und alles wird neu. Das<br />
braucht es nicht. Ichdenke zum Beispiel,<br />
dass die Beziehung zwischen<br />
dem Festival und der Stadt einzigartig<br />
ist. Diewollen wir stärken.Wirhaben<br />
das Auswahlkomitee neu aufgestellt,<br />
weil ich für meine Arbeitsweise<br />
eine kleine Gruppe bevorzuge, die<br />
sich völlig auf den Auswahlprozess<br />
konzentriert. Dieser Prozess hat für<br />
mich keinen Anfang und kein Ende.<br />
Es ist eine organische Arbeit. Ich<br />
sehe mir das ganze Jahr über Filme<br />
an, will entdecken und überrascht<br />
werden. Und wenn in dem Komitee<br />
Leute sitzen, die noch anderePflichten<br />
haben, im Filmmarkt, bei den Talents,<br />
dem WCF (World Cinema<br />
Fund) oder in einer Sektion, dann<br />
kann man nicht so arbeiten. Undwir<br />
wollten dem Komitee eine Perspektive<br />
geben, die internationaler ist,<br />
was nicht heißen soll, dass die deutsche<br />
Perspektivenicht Teil davon ist.<br />
Filme sind heute meistens das Ergebnis<br />
von Beziehungen zwischen<br />
Menschen, die in verschiedenen Teilen<br />
der Welt leben. Deshalb ist diese<br />
internationale Perspektiveein Plus.<br />
Herr Chatrian, Sie gelten als Hardcore-Cineast.Werden<br />
Siebei der Berlinale<br />
Kompromisse machen?<br />
CHATRIAN: Mir ist bewusst, dass<br />
Locarno das Label hat, sehr cinephil<br />
zu sein. Es stimmt, dass ich an<br />
Neuem interessiert bin. Aber ich<br />
habe immer eine starke Beziehung<br />
zum Publikum. In Locarno, einer<br />
Stadt mit 20 000 Einwohnern, gab es<br />
170 000 Kinobesuche.Kann man das<br />
sperrig nennen? Ichhabe in Locarno<br />
versucht, verschiedene Arten von<br />
Die neue Leitung der Berlinale: Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian.<br />
Publikum anzusprechen. Das soll in<br />
Berlin weitergehen. Ich habe kein<br />
Problem, einen Blockbuster neben<br />
einem Experimentalfilm zu zeigen.<br />
Natürlich nicht im selben Kino und<br />
nicht demselben Publikum.<br />
RISSENBEEK:Vielleicht nicht mal<br />
in derselben Sektion.<br />
CHATRIAN: Wahrscheinlich. Aber<br />
bei der Berlinale gibt es ja das Arsenal<br />
und den Berlinale Palast, das Kiezkino<br />
und den Friedrichstadt-Palast.<br />
Sie haben angekündigt, die Beziehung<br />
zwischen der Stadt und dem<br />
Festival stärken zu wollen. Wasstellen<br />
Siesich da vor?<br />
RISSENBEEK: Die nächste Berlinale<br />
ist ja die 70. Wirwollen die Stadt<br />
umarmen und Feedback aus Berlin<br />
ins Festival bringen. Gerade sprechen<br />
wir mit einer Reihe vonInstitutionen,<br />
um zu sehen, was für Projekte<br />
wir gemeinsam entwickeln<br />
können. Etwas,das mit dem Kino zu<br />
tun hat, aber nicht in dem Sinn, dass<br />
wir irgendwo Filme zeigen. Es soll etwas<br />
sein, das den Blick der Stadt auf<br />
Mariette Rissenbeek (Jahrgang 1956)<br />
studierte Germanistik, Soziologie und Theaterwissenschaft<br />
in den Niederlanden. Nach<br />
zwei Auslandssemesternander FU beschloss<br />
sie, in Deutschland zu bleiben. 2002 wechselte<br />
sie zu German Films, einer Einrichtung,<br />
die für den deutschen Film im Ausland wirbt.<br />
2011 wurde sie dortGeschäftsführerin.<br />
die Berlinale reflektiert. Wir wollen<br />
das nicht während des Festivals machen,<br />
sondern davor. Etwas, das auf<br />
die Berlinale hinführt.<br />
ZUR PERSON<br />
Carlo Chatrian (Jahrgang 1971) studierte<br />
Literatur und Philosophie in Turin, er schrieb<br />
dann zunächst für verschiedene Filmzeitschriften<br />
und veröffentlichtemehrere Bücher.<br />
2002 wurde er Mitglied im Auswahlkomitee<br />
des Internationalen Filmfestivals von<br />
Locarno in der Schweiz, 2012 wurde er<br />
dessen künstlerischer Leiter.<br />
Können Siedas konkreter machen?<br />
CHATRIAN: Für den 70. Geburtstag<br />
wollen wir hier verwurzelte Institutionen<br />
bitten, mit der Berlinale<br />
Berlin zu feiern. Das soll etwas mit<br />
den Leuten zu tun haben, die in Berlin<br />
leben.Wir wollen herausfinden,<br />
was die Stadt anzubieten hat.<br />
Dieter Kosslick hat immer betont, die<br />
Berlinale sei ein politisches Festival.<br />
Können Sie mit diesem Begriff etwas<br />
anfangen?<br />
RISSENBEEK: Für mich ist Kino<br />
in vieler Hinsicht politisch. Es bietet<br />
immer ein Spiegelbild der Gesellschaft.<br />
Unddamit gibt es auch Politik<br />
Wirwollen<br />
Berlin<br />
umarmen<br />
Mariette Rissenbeek und<br />
Carlo Chatrian über ihre Ideen<br />
für ihre erste Berlinale<br />
Interview: Susanne Lenz<br />
BERLIENR ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
wieder, aber das heißt jetzt nicht,<br />
dass man Filme zeigen muss, indenen<br />
es nur um Politik geht.<br />
CHATRIAN: Die Frage ist doch,<br />
was politisch ist. Die Filme von Lav<br />
Diaz zum Beispiel sind politisch,<br />
auch wenn die Leute darin in erster<br />
Linie etwas Sperriges sehen. Ichmag<br />
es, wenn Filme politisch sind, was<br />
ihre Form angeht und nicht nur das<br />
Thema. Die neue Ausgabe der Berlinale<br />
wird immer noch sogenannte<br />
politische Filme im Programm haben,<br />
auch weil es Teil ihrer Geschichte<br />
ist.<br />
Sind Stars wichtig für Sie?<br />
RISSENBEEK: Um Aufmerksamkeit<br />
für Filme,für ihreInhalte zu kriegen,<br />
braucht man Öffentlichkeit.<br />
Und die wird manchmal auch von<br />
Stars getriggert. Dasgehörtzueinem<br />
Festival. Bestenfalls hat man Stars<br />
wie MerylStreep,Tilda Swinton, Cate<br />
Blanchett oder Oliver Stone,die sich<br />
auch mit Politik auseinandersetzen.<br />
CHATRIAN: Stars sind die Brücke<br />
zum Publikum. Vorallem für ein Festival<br />
wie die Berlinale. Stars sind<br />
wichtig, weil sie uns zum Träumen<br />
bringen. Wenn man einen Star hat,<br />
wird der Menschen zum Festival<br />
bringen.<br />
Washalten Sievom deutschen Film?<br />
CHATRIAN: Mein Hintergrund,<br />
das sind die Filme vonWenders, Edgar<br />
Reitz, Werner Herzog. In den vergangenen<br />
zehn Jahren hat das deutsche<br />
Kino eine Reihe von großartigen<br />
Talenten hervorgebracht, Regisseure,<br />
die sich auf internationalen<br />
Festivals präsentiert haben, Maren<br />
Ade ist das jüngste Beispiel, auch<br />
Christian Petzold. Ichhatte die Gelegenheit,<br />
einige vonihnen in Locarno<br />
zu haben: Andreas Dresen, Thomas<br />
Arslan. Und esgefällt mir, dass die<br />
Dokumentarschule sehr starkist. Ich<br />
denke da an Thomas Heise. Die<br />
kommerziell arbeitenden Regisseure<br />
muss ich besser kennenlernen, und<br />
ich benutze dieses Wort nicht wertend,<br />
denn kommerzielle Filme sind<br />
ein Wegzum Publikum.<br />
RISSENBEEK: Carlo hat zum Beispiel<br />
im letzten Jahr in Locarno„Alles<br />
ist gut“ gezeigt, einen Nachwuchsfilm<br />
von Eva Trobisch. Er hat immer<br />
wieder Nachwuchsfilme gezeigt, die<br />
dann Karriere gemacht haben. Jetzt<br />
kommt mein German-Films-Herz<br />
ein bisschen heraus. Ich finde wirklich,<br />
dass es in Deutschland zu wenig<br />
Aufmerksamkeit dafür gibt, dass eine<br />
Reihe von deutschen Filmemachern<br />
im Ausland bei Festivals erfolgreich<br />
sind. Letztes Jahr lief etwa„Adam und<br />
Evelyn“ vonAndreas Goldstein in Venedig.<br />
Der deutsche Film muss sich<br />
nicht verstecken. Undich glaube,das<br />
wird erauch bei der nächsten Berlinale<br />
nicht tun müssen.<br />
Ihre Berlinale findet später als gewohnt<br />
statt, vom20. Februar bis zum<br />
1. März 2020. Wasist der Grund für<br />
diese Verschiebung?<br />
CHATRIAN: Wirhaben diese Entscheidung<br />
getroffen, weil es eine<br />
problematische Überschneidung<br />
gab mit dem Datum der Oscar-Verleihung.<br />
RISSENBEEK: 2020 werden die<br />
Oscars am 7. Februar verliehen. Das<br />
wäre das erste Berlinale-Wochenende<br />
gewesen, und die gesamte internationale<br />
Presse schaut auf die<br />
Oscars.<br />
CHATRIAN: Welche Aufmerksamkeit<br />
hätte der Film bekommen,<br />
der gleichzeitig mit der Oscar-Verleihung<br />
gezeigt worden wäre? Aber wir<br />
wollten auch unbedingt so nah wie<br />
möglich am ursprünglichen Datum<br />
bleiben. Für die <strong>Berliner</strong> ist einfach<br />
der Februar der Berlinale-Monat.<br />
Außerdem sind März und April sehr<br />
gute Monate, um Filme herauszubringen.<br />
Und ich möchte diese Beziehung<br />
zwischen Berlinale-Premiere<br />
und Erscheinungsdatum stärken,<br />
wenigstens in Deutschland. Außerdem<br />
ist es gut, das erste große<br />
Festival nach den Oscars zu sein,<br />
denn wir wollen auch die großen<br />
amerikanischen Filme haben.<br />
Es ist einfach nicht okay!<br />
So simpel kann man es sagen und das ist auch nach vierzig Jahren noch großer Pop. Die Post-Punk-Ska-Band The Specials spielte in der Max-Schmeling-Halle<br />
VonJohannes von Weizsäcker<br />
Coventry, im Zweiten Weltkrieg<br />
von den Deutschen stark zerbombt,<br />
in den Fünzigern und Sechzigern<br />
betonlastig neu gestaltet und<br />
durch den Boom der Automobilindustrie<br />
zum Zuwanderungsort geworden,<br />
wandelte sich während der<br />
Wirtschafts-Talfahrt der Siebziger<br />
für viele zu jenem Concrete Jungle,<br />
den die aus der Stadt stammende<br />
Ska-/Post-Punk-Gruppe The Specials<br />
gegen Ende der Dekade im<br />
gleichnamigen Stück besang; im<br />
Lied beschreibt Sänger Terry Hall,<br />
wie er auf den Straßen zwischen brutalistischer<br />
Architektur den Messerangriffen<br />
rechtsradikaler National-<br />
Front-Skins ausweichen muss.<br />
The Specials, eine Gruppe<br />
schwarzer und weißer Working-<br />
Class-Kids ohne Jobaussichten (eine<br />
der ersten Mixed-Race-Bands Englands),<br />
gründeten ihre Band, um ihren<br />
Ängsten und Frustrationen eine<br />
Stimme zu geben. Hundertausende<br />
Kids aus Großbritanniens zahlreichen<br />
weiteren Beton-Urwäldern der<br />
frühen Thatcher-Ära erkannten sich<br />
in den sozialrealistischen und<br />
gleichsam tanzbaren Stücken der<br />
Band wieder, und bereits die Single<br />
„Too Much TooYoung“ vom ersten<br />
Album wurde ein Nummer-Eins-Hit.<br />
Der Brit-Ska-Sound der Specials,<br />
die sich nach zwei Alben auflösten,<br />
seit 2009 wieder gelegentlich auf<br />
Tour sind und ein drittes Album namens<br />
„Encore“ (Zugabe) veröffentlichten,<br />
ist immer zeitlos und von<br />
den zyklischen Popmoden unberührtgeblieben;<br />
vielleicht ist es eher<br />
der Zyklismus politischer Stimmungen,<br />
welcher der Band heutzutage<br />
enormes Interesse beschert: Das<br />
<strong>Berliner</strong> Konzert, das die Band am<br />
Mittwochabend absolvierte, wurde<br />
jedenfalls aufgrund überhöhter<br />
Nachfrage von der Columbiahalle in<br />
Sind seit 2009 gelegentlich wieder auf Tour:The Specials.<br />
ROLAND OWSNITZKI<br />
die Max-Schmeling-Halle verlegt.<br />
Tatsächlich haben wir schon länger<br />
kein wohltuenderes, motivierenderes<br />
Popkonzert erlebt; toll, wie Hall<br />
das Anti-Rassismus-Stück „Doesn’t<br />
Make It Alright“ dank seiner kaum<br />
gealterten, typisch britisch dünnkehlig<br />
Post-Punk-haft intonierenden<br />
Jungsstimme auch heute noch so<br />
klar auf den Punkt bringt wie als<br />
Teenager: Esist einfach nicht okay!<br />
So simpel kann es sein, und alles ist<br />
gesagt –sofunktioniertgroßer Pop.<br />
Ebenso in den zahllosen weiteren<br />
Hits, die die Gründungsmitglieder<br />
Hall (welcher die Band übrigens als<br />
„Black Sabbath“ vorstellte), Lynval<br />
Holding an Gitarre und Gesang, Horace<br />
Panter am Bass sowie fünf weitere<br />
Musiker spielten; „Nite Klub“<br />
etwa (mit dem unvergessenen<br />
Schlachtruf: „And the beer just tastes<br />
like piss!“), „The Lunatics“ – ursprünglich<br />
von Golding und Halls<br />
Post-Specials-Band Fun Boy Three<br />
geschrieben und auf dem aktuellen<br />
Album neu aufgelegt, ein sehr<br />
schnelles „Too Much TooYoung“ sowie<br />
Coverversionen wie „Do The<br />
Dog“ vonRufus Thomas.<br />
Ein weiteres Highlight war der<br />
Auftritt der feministischen Aktivistin<br />
Saffiyah Khan, die auf „Encore“ eine<br />
Neuauflage von Prince Busters frauenbelehrendem<br />
„10 Commandments“<br />
einsprach; in der Schmeling-<br />
Halle gab sie ihrem Vortragmehr Volumen<br />
als auf der cool zurückhaltenden<br />
Albumversion und verlor so<br />
etwas an Nuance, aber nicht an Präsenz.<br />
Natürlich spielte die Band auch<br />
„Concrete Jungle“, und natürlich<br />
wurde das tanzende, stagedivende,<br />
grinsende Publikum nicht ohne den<br />
finsteren Dub „Ghost Town“ entlassen,<br />
jene Negativ-Ode an Coventry,<br />
die einst die britischen Charts anführte<br />
und hier vonHall prophetisch<br />
intendiert mit einem einzigen Wort<br />
anmoderiertwurde: „Brexit“.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 23 *<br />
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Feuilleton/Medien<br />
Die Flucht<br />
als<br />
Naherfahrung<br />
Lina Atfahs Lyrik ringt um<br />
Hoffnung in der Sprache<br />
VonBjörnHayer<br />
Wenn man die erfahrungsstarken<br />
Poeme Lina Atfahs liest,<br />
spürtman erst, wie gesättigt doch unsere<br />
in der Wohlstandsgesellschaft<br />
entstandene Lyrikeigentlich ist. Manche<br />
schreiben hierorts über den Flug<br />
der Bienen, anderesuchen nach dem<br />
adäquaten Ausdruck für neue Geschlechterverständnisse.<br />
Derweil<br />
berichten die Miniaturen der 2014<br />
aus Syrien emigrierten Autorin von<br />
fundamentalen Erlebnissen vonTerrorund<br />
Krieg im Nahen Osten.<br />
Überall finden sich in ihren Versen<br />
die Lakonie verbrannter Asche<br />
und „Narben des Abschieds“. „Seelen<br />
gingen in zwei Richtungen: zur<br />
Fata Morgana oder zum Grabstein“.<br />
Weraufbricht, folgt der Illusion von<br />
einer besseren Existenz im Irgendwo<br />
oder stirbt unterwegs. Vom Ersticken,<br />
Ertrinken und überhaupt dem<br />
völligenVerlust derVergangenheit ist<br />
immer wieder die Rede. Geschildert<br />
werden häufig anonyme Kollektivschicksale.<br />
Im Zentrum steht das<br />
„Wir“, das sich aus verletzten, namenlosen<br />
Individuen zusammensetzt.„Wunde<br />
umWunde flickten wir<br />
unsere Geschichten zusammen /<br />
und gingen weiter.“ Obgleich solcherlei<br />
Bilder von einem ungemeinen<br />
Nihilismus zeugen, bilden sie<br />
zugleich die Basis für das Dichten an<br />
sich. Poesie erweist sich als Modus<br />
der Traumabewältigung und Möglichkeit,<br />
für eigentlich Unaussprechliches<br />
Wortezufinden.<br />
Die Sprache und endlich wieder<br />
ein Gefühl wahrzunehmen, stellen<br />
die Ambition der 1989 in Salamiyah<br />
geborenen Schriftstellerin dar. Ihre<br />
Melancholie kreist um die Frage,was<br />
sie nach den beschwerlichen Jahren<br />
des Auszehrens und Leidens letztlich<br />
noch zu berühren vermag. Gibt es<br />
ein Jenseits der Leere? –Ja, nämlich<br />
in Geschichten und Reverien. Dominieren<br />
zwar in diesem Band die traurig-finsteren<br />
Poeme, trifft man hier<br />
und da ebenso auf erbauliche Texte<br />
wie „Inmeiner Hand erblühte“. Anaphorisch<br />
beginnen die Verse mit den<br />
Worten „eine Rose für“. Beschenkt<br />
werden mit ihr Bücher, die Einsamkeit<br />
oder die Liebe.Wie Rainer Maria<br />
Rilke nutzt Atfah die rote Blüte als<br />
Sinnbild einer Entfaltung von innen<br />
nach außen, als Idee eines geschützten<br />
Raumes,der im Wechselspiel mit<br />
der Umwelt steht. Die Rose signalisiert<br />
Offenheit und Gabe und steht<br />
überdies für die Schöpfungsgabe der<br />
Frau. In diesem etwas archaischen<br />
und essenzialistischen Imago, das<br />
zumindest die westliche Feminismusbewegung<br />
zur Distanzierung<br />
veranlassen dürfte, äußert sich der<br />
Gegenpol zur Destruktionskraft des<br />
Krieges.Seine Gewalt endet dort, wo<br />
Geburtneues Leben schafft.<br />
Damit wir an diesem zuletzt noch<br />
hoffnungsvollen Akt teilhaben können,<br />
haben namhafte deutsche Poeten,<br />
darunter JanWagner oder Hellmuth<br />
Opitz, die lyrischenWerkeLina<br />
Atfahs, die im zweiten Teil des Buches<br />
überdies in arabischer Schrift<br />
vorliegen, übersetzt oder nachgedichtet.<br />
Dokumentationen mögen<br />
die makropolitischen Ausmaße<br />
von Hass und Zorn in ihrer Heimat<br />
veranschaulichen, die Poesie verhilft<br />
uns hingegen dazu, den Schrecken<br />
mental nachvollziehen zu können.<br />
Wir lesen buchstäblich<br />
Syriens Asche<br />
auf: beklommen<br />
und mit<br />
großer Achtsamkeit.<br />
Lina Atfah:<br />
Das Buch von<br />
der fehlenden<br />
Ankunft<br />
Gedichte aus<br />
Syrien. Pendragon,<br />
Bielefeld 2018.<br />
152 S.,22Euro<br />
DuMont gut gerüstet für die Zukunft<br />
Das Medienunternehmen, in dem auch die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erscheint, präsentiert sein Geschäftsergebnis<br />
Das Medienunternehmen<br />
DuMont sieht sich mit<br />
einem erneut verbesserten<br />
Ergebnis im Geschäftsjahr<br />
2018 und nach der strategischen<br />
Neuausrichtung gut gerüstet<br />
für eine erfolgreiche Zukunft. Im<br />
vergangenen Jahr konnte DuMont<br />
den Gruppenumsatz auf 621 Millionen<br />
erhöhen, wie das Unternehmen<br />
mitteilt. Das konsolidierte operative<br />
Ebitda (operativer Gewinn vor Steuern,<br />
Zinsen und Abschreibungen)<br />
stieg auf 74,6 Millionen Euro.Das ist<br />
ein Plus vonmehr als drei Prozent im<br />
Vergleich zum Vorjahr.<br />
„Unsere Geschäftsentwicklung<br />
bestätigt, dass die Diversifikations-<br />
Strategie von DuMont und die Aufstellung<br />
als digitales Medienunternehmen<br />
mit drei Geschäftsfeldern<br />
aufgehen“, sagte der DuMont-CEO<br />
Christoph Bauer.<br />
Besonders positiv sieht DuMont<br />
die Entwicklung der digitalen Umsätze.<br />
Deren Anteil lag über alle drei<br />
Geschäftsfelder – Regionalmedien,<br />
Business Information, Marketing<br />
Technology –hinweg im abgelaufenen<br />
Geschäftsjahr bei 33 %. Ende<br />
März 2019 trugen die digitalen Erlöse<br />
bereits rund 40 %zum Unternehmensumsatz<br />
bei. DieMarktpositionierung<br />
in den digitalen Wachstumsfeldern<br />
wurde durch Zukäufe<br />
weiter ausgebaut.<br />
In den vergangenen fünf Jahren<br />
hat sich DuMont vor dem Hintergrund<br />
der Herausforderungen im<br />
Medienmarkt neu aufgestellt. DerErfolg<br />
dieses Prozesses spiegele sich in<br />
der positiven operativen Geschäftsentwicklung<br />
bei gleichzeitig solider<br />
Finanzierungssituation wider, sodie<br />
Unternehmensführung. Seit 2013<br />
sind die Umsätze bei DuMont kontinuierlich<br />
gewachsen: von 541,4 Millionen<br />
Euro (2013) auf die genannten<br />
621 Millionen Euro im vergangenen<br />
Jahr.Auch das in 2018 erwirtschaftete<br />
operative Ebitda stellt einen neuen<br />
Höchstwertseit 2013 dar.<br />
„Wir verzeichnen hohe Wachstumsraten<br />
in den beiden Geschäftsfeldern<br />
Business Information und<br />
Marketing Technology,und die Digitalisierung<br />
im Geschäftsfeld Regionalmedien<br />
zeigt sehr gute Ergebnisse“,<br />
so der CEO Christoph Bauer.<br />
Auch in Berlin –amneuen Standortinder<br />
Alten Jakobstraße 105 –hat<br />
DuMont in den vergangenen zweieinhalb<br />
Jahren stark indie Digitalisierung<br />
der Produkte und Prozesse<br />
investiert. Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, die<br />
im DuMont <strong>Berliner</strong> Verlag erscheint,<br />
ist die meistgelesene <strong>Zeitung</strong><br />
in Berlin mit 274 000 Lesern<br />
(MA 2018). Auch die E-Paper-Auflage<br />
VonDoris Meierhenrich<br />
Der Ferrati-Bau in Kreuzberg,hier wird die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> gemacht, die meistgelesene<br />
<strong>Zeitung</strong> Berlins.<br />
BERLINER ZEITUNG/MIKE FRÖHLING<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> ist auf einem<br />
neuen Höchststand und liegt gegenwärtig<br />
bei 20 252 Exemplaren (verkaufte<br />
Auflage Mo-Sa Q4/2018). Die<br />
Webportale der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und<br />
des <strong>Berliner</strong> Kurier erreichten im<br />
März 2019 insgesamt 5,7 Millionen<br />
Unique Visitors. Die Nutzung der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> liegt damit 24 %<br />
über der im Vorjahr und die des <strong>Berliner</strong><br />
Kurier 34 %. (Quelle AGOF<br />
2019). Um unsere Leser und User<br />
noch besser kennenzulernen und<br />
unsereProdukte stetig verbessernzu<br />
können, hat die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> in<br />
den vergangenen Wochen für be-<br />
DIE ZAHLEN<br />
621 Millionen Euro Umsatz machte DuMont im Geschäftsjahr 2018.<br />
74,6 Millionen Euro betrug der operativeGewinn (Ebitda).<br />
33 Prozent war der Anteil der digitalen Erlöse im Jahr 2018. Ende März 2019 trugen<br />
die digitalen Erlöse bereits rund 40 Prozent zum Unternehmensumsatz bei.<br />
Rund 4000 Mitarbeiter sind bei DuMont beschäftigt.<br />
stimmte Artikel eine Registrierungsmöglichkeit<br />
geschaffen, die uns auf<br />
diesem Weghilft.<br />
Dasneue Layout der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
wurde im vergangenen Aprilerfolgreich<br />
präsentiert. Mit neuen Seiten<br />
zur <strong>Berliner</strong> Wirtschaft und der<br />
Hauptstadtpolitik sowie einer noch<br />
größeren Wochenendausgabe hat<br />
die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> ihr Angebot für<br />
die Leserinnen und Leser noch einmal<br />
deutlich verbessert. MitSonderausgaben<br />
zur Vier-Millionen-Stadt-<br />
Berlin und dem Jubiläum des Mauerfalls<br />
sorgte die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> für<br />
Aufmerksamkeit in der Stadt und<br />
Freundschaft mit Fremden<br />
Das Festival „Timbuktu Is Back!“ zeigt nordafrikanischen Tanz in den HAUs<br />
In eigener Sache<br />
ckeln, sind geblieben. Und soeröffnete<br />
auch dieses Mal wieder der<br />
burkinische Meister-Choreograf Salia<br />
Sanou das Festival, das sein<br />
ebenso bekannter Landsmann<br />
Serge Aimé Coulibaly am Dienstag<br />
mit dem großen Historienstück „Kirina“<br />
beschließt.<br />
Interessanterweise kreisen beide<br />
Produktionen um Flucht- und Migrationsbewegungen,<br />
die innerhalb<br />
Afrikas selbst stattfinden und immer<br />
noch weit größer sind als die in<br />
Europa bekannten, dorthin strebenden.<br />
Um Menschen also,die mit<br />
ihrer Heimat auch ihre persönliche,<br />
körperliche Sicherheit verlieren.<br />
Unterwegs und in den Zwangsgemeinschaften<br />
der Flüchtlingscamps<br />
erfahren sie ganz neue Formen von<br />
Nähe, Aggression, Angst, Fremdheit,<br />
aber auch Freundschaft.<br />
Sanou und seine Tänzer waren in<br />
solchen Camps, in denen sie Geschichten<br />
hörten, die sie nun in zart<br />
steigerte den Einzelverkauf deutlich.<br />
Journalistinnen und Journalisten der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> gewannen im vergangenen<br />
Jahr angesehene Preise<br />
wie den Theodor-Wolff-Preis und<br />
den Otto-Brenner-Preis.<br />
Auch die Werbevermarktung<br />
spielt eine wesentliche Rolle in der<br />
Digitalisierung der Marke <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>. Für unsere Werbekunden<br />
haben wir neue digitale Produkte<br />
entwickelt. Mit der hauseigenen<br />
Werbeagentur MDS Creative bieten<br />
wir unseren Kunden professionelle<br />
Content-Marketing-Lösungen und<br />
produzieren im Auftrag Kundenmagazine.<br />
Mit der Reisemesse im<br />
Herbst 2019 bietet der DuMont <strong>Berliner</strong><br />
Verlag seinen Kunden und Lesern<br />
die Möglichkeit, sich bei mehr<br />
als 40 Ausstellern über Reisewünsche<br />
und -ziele für das Jahr 2020 zu<br />
informieren. DieMesse ist neben der<br />
ITB die einzige Reisemesse in Berlin.<br />
Der Verlag setzt sich auch für eine<br />
nachhaltige Verkehrspolitik in der<br />
Stadt Berlin ein und engagiert sich<br />
als Medienpartner bei der VELO<br />
Ende April2019.<br />
DuMont ist an fünf Hauptstandorten<br />
in Deutschland mit insgesamt<br />
rund 4000 Mitarbeiterntätig. Im Geschäftsfeld<br />
Regionalmedien erscheinen<br />
in den vier Medienhäusern in<br />
Köln, Berlin, Halle und Hamburgneben<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und dem<br />
<strong>Berliner</strong> Kurier unter anderem der<br />
Kölner Stadt-Anzeiger,die Kölnische<br />
Rundschau, EXPRESS, die Mitteldeutsche<br />
<strong>Zeitung</strong> und die Hamburger<br />
Morgenpost. Die Digitalangebote<br />
der DuMont-Regionalmedien<br />
gehören mit durchschnittlich knapp<br />
80 Millionen monatlichen Visits zu<br />
den reichweitenstärksten News-Portalen<br />
in Deutschland.<br />
Im Geschäftsfeld Business Information<br />
werden Daten für Unternehmen<br />
und Institutionen aufbereitet.<br />
Neben den öffentlichen Aufgaben<br />
der Evidenzzentrale gehören die<br />
Marken Reguvis für Fachmedien<br />
und Validatis für Datenservice sowie<br />
der DTAD Deutscher Auftragsdienst<br />
zu diesem Geschäftsfeld.<br />
Im Geschäftsfeld MarketingTechnology<br />
bietet DuMont Software für<br />
Vertriebs- und Kommunikationsaktivitäten<br />
vonUnternehmen mit dem<br />
Ziel, deren Inhalte optimal an ihre<br />
Zielgruppen zu bringen. DieMarken<br />
Facelift, censhare und upljft zählen<br />
große deutsche und internationale<br />
Firmen zu ihren Kunden.<br />
Geschäftsführung und Chefredaktion<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> bedanken<br />
sich an dieser Stelle herzlich bei<br />
allen Leserinnen und Lesern sowie<br />
Kunden und Partnernfür ihreTreue.<br />
Nein, ganzwörtlich darfman das<br />
Motto „Timbuktu Is Back!“<br />
nicht nehmen. Dasgesteht auch der<br />
in Berlin lebende Tanz- und Film-<br />
Kurator Alex Moussa Sawadogo ein,<br />
der seinem Tanzfestival im HAU,<br />
das seit Mittwoch fünf Choreografien<br />
und einen Film aus der nordafrikaischen<br />
Sahel-Region zeigt, dennoch<br />
den Titel mit Ausrufezeichen<br />
verpasst. Zurück auf der (Welt-)<br />
Bühne ist Timbuktu noch lange<br />
nicht, zu instabil, zu gefährlich ist<br />
das für Afrika so bedeutende Mali<br />
nach wie vor.<br />
2012 eroberten aus Libyen einfallende<br />
islamistische Truppen fast<br />
die gesamte Nordhälfte des Landes,<br />
was letztlich nur die Militärintervention<br />
Frankreichs stoppt. Mittlerweile<br />
sichern UN-Truppen die Region,<br />
doch schaut man sich die religiös<br />
und ethnisch motivierten Anschlagsmeldungen<br />
allein des<br />
vergangenen März an, ist Mali weit<br />
entfernt von Frieden. Und weit entfernt<br />
von jener ruhmreichen Geschichte,<br />
die Sawadogo mit seinem<br />
Motto in die Gegenwart, zumindest<br />
in nahe Zukunft zurückrufen will. Er<br />
meint jenes Mali, dessen Wüstenstadt<br />
Timbuktu immer wichtigster<br />
Kreuzungspunkt zwischen Nordund<br />
Südafrika war und als lebendiger<br />
Schmelztiegel vieler afrikanischer<br />
Kulturen und Ethnien als<br />
Symbol Afrikas selbst galt.<br />
Viel Wunschdenken spielt also<br />
mit bei der vierten Ausgabe des<br />
Afrika-Festivals, das Sawadogo unter<br />
wechselnden Motti seit 2011 im<br />
HAU veranstaltet. Aus anfänglich<br />
zehn Spieltagen sind mittlerweile<br />
vier geworden, aber die Handvoll<br />
bewährter Choreografen, die seit<br />
Jahren durch und für die finanzstarken<br />
europäischen Tanz- und Theaterzentren<br />
ihre Arbeiten entwitastende,<br />
ohnmächtig schlingernde,<br />
verschüchtert trippelnde<br />
und immer wieder beherzt ausgreifende<br />
Bewegungen umsetzten. „Du<br />
desir d’horizon/ Vom Wünschen<br />
nach Horizonten“ heißt das Stück,<br />
dessen Bewegungsbilder anschaulicher<br />
kaum sein könnten. Trotz der<br />
biederen Klischees, die es auch mitschleppt<br />
(Frauen straucheln, Männer<br />
fahren Moped), besticht die präzise<br />
getaktete Spannung zwischen einsamen,<br />
minimalistischen Muskelzuckungen<br />
und kraftvoll schaufelnden<br />
Simultansprüngen aller acht Tänzer.<br />
Eine sehr eigene Verbindung aus<br />
Grazie und Kraft eignet diesen Tänzern,deren<br />
sehr individuelle Körper<br />
weniger in Bewegung zu geraten<br />
scheinen als Bewegungen zu Körpernmachen.<br />
Lebensnah und klar.<br />
Timbuktu Is Back! Hebbel am Ufer 1-3, bis9.4.,<br />
www.hebbel-am-ufer.de<br />
Jetzt auch<br />
auf<br />
Deutsch<br />
Jane Comerford gab sich<br />
„Filmreif“ im BKA-Theater<br />
VonTorsten Wahl<br />
Erst als Zugabe singt sie ihren Hit,<br />
den sie 2006 mit der Band Texas<br />
Lightning beim Eurovision Song<br />
Contest präsentierte.„No No Never“<br />
ist eine schmissige Country-Nummer.<br />
Und so energisch, wie Jane Comerforddas<br />
Stück erst als Gospel am<br />
Piano, dann zwischen ihren Begleitern<br />
Michael Hagel am Akkordeon<br />
und Jürgen Attig am Kontrabass aufführt,<br />
gewinnt es sogar an Klasse.<br />
Bislang hat die gebürtige Australierin,<br />
die Anfang der 80er-Jahre als<br />
Musical-Sängerin nach Deutschland<br />
kam, stets auf Englisch gesungen.<br />
Nun, mit 60, wagt sie sich mit einem<br />
deutschsprachigen Solo-Programm<br />
auf die Bühnen, spielt „Filmreif“<br />
erstmals in Berlin. Mit Songs aus<br />
Filmklassikern wie „As Time Goes<br />
By“ aus „Casablanca“, „Moon River“<br />
à la Audrey Hepburn und Marilyn<br />
Monroes „Diamonds AreaGirl’s Best<br />
Friend“ eröffnet sie den Abend.<br />
„Filmreif“ ist<br />
auch ihre Garderobe,<br />
erst ein Kimono,<br />
dann ein<br />
enges rosa Glitzerkleid.<br />
Der Clou des<br />
Programms aber<br />
ist der fließende<br />
Übergang zwischen<br />
den Hollywood-Klassikern<br />
IMAGO IMAGES/HORST GALUSCHKA<br />
und den eigenen deutschen Songs.<br />
So widmet sie der Monroe und deren<br />
Affäremit JFK die Ballade „ImFilm“.<br />
Shirley Bassey holt sie erst mit dem<br />
Bond-Hit „Goldfinger“ auf die<br />
Bühne, umsich ihr dann mit dem<br />
Stück „Nitroglyzerin“ zu nähern.<br />
Nicht nur auf Liz Taylor zielt der eingängige<br />
neckische Song ab: „Ich wär<br />
so gern beziehungsweise“. Immer<br />
mehr rückt Jane Comerford sich<br />
selbst in die Ahnenreihe. Auf den<br />
Evergreen „Close to You“ folgt die<br />
Ballade über ihren früh verstorbenen<br />
Vater, der sie nicht nur für die<br />
Musik begeisterte,sondernder erste<br />
Mann war,der vorihr auf Knien lag.<br />
Nach der Pause veranstaltet sie<br />
bei „Tico Tico“ einen Workshop mit<br />
dem Publikum. Das Animieren ist<br />
ihr Hauptjob: Seit Jahrzehnten gibt<br />
Jane Comerford ander Hamburger<br />
Musikhochschule einen Popkurs,<br />
brachte Bands wie Wir sind Helden<br />
zusammen. Im Pyjama-Oberteil<br />
und mit Netzstrümpfen widmet sie<br />
sich nun dem Liebesleben ihrer<br />
Generation, besingt ein gescheitertes<br />
Treffen mit dem Ex und gibt einen<br />
todsicheren Tipp,das Alternzu<br />
verstecken: „Einfach früh sterben!“<br />
Anders als <strong>Berliner</strong> Kleinkunstgrößen<br />
versenkt sich Jane Comerford<br />
nie tiefernst in ihre Divenrolle,<br />
sondern quasselt gern, wirkt<br />
dabei mal wie eine kumpelige Frau<br />
von nebenan, mal wie ein Mädchen,<br />
das aus Spaß mit Flitter<br />
spielt. Sie habe als Kind im Duett<br />
mit ihrer großen Schwester immer<br />
den Mann geben müssen, erklärt<br />
sie. Mit „Filmreif“ kann sie sich<br />
endlich ausleben.<br />
TOP 10<br />
Mittwoch, 3. April<br />
Die Chansonniere<br />
Jane Comerford<br />
1 DFB-Pokal ARD 6,29 22 %<br />
2 Der Kommissar ... ZDF 5,44 17 %<br />
3 Tagesthemen ARD 5,32 17 %<br />
4 DFB-Pokal ARD 5,00 27 %<br />
5 Sportschau: Studio ARD 4,53 17 %<br />
6 Tagesschau ARD 4,52 15 %<br />
7 heute ZDF 3,81 16 %<br />
8 SokoWismar ZDF 3,79 20 %<br />
9 Wer weiß denn ...? ARD 3,39 18 %<br />
10 heute journal ZDF 3,33 12 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
Ballhaus Ost (& 44 03 91 68)<br />
20.00: Knausgård (Das Helmi &Gäste)<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />
19.30: Der letzte Gast<br />
20.00: Kriegsbeute<br />
Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />
19.30: Rienzi, der letzte der Tribunen<br />
Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />
19.30: Nathan der Weise<br />
Dock 11 (& 448 12 22)<br />
19.00: Deeper F–ein kollektives Festival: Deeper /<br />
Berlin Episode 2(Deeper Foundation Collective)<br />
DT-Kammerspiele (& 28 44 12 25)<br />
19.00: Verirrten sich im Wald (Junges DT)<br />
20.30: Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht<br />
Galli Theater Berlin (& 27 59 69 71)<br />
20.00: Männerschlussverkauf<br />
Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />
19.30: Linie 1<br />
Hamburger Bahnhof /Museum für GegenwartBerlin<br />
(& 39 78 34 11)20.00:Flying Pictures (Flying<br />
Steps &Osgemeos)<br />
Heimathafen Neukölln (& 56 82 13 33)<br />
19.30: Beziehungskiste<br />
Kleines Theater (& 821 20 21)<br />
20.00: Die Rechnung<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(& 88 59 11 88) 20.00: Monsieur Pierre geht online<br />
Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />
19.30: Ein Bericht für eine Akademie<br />
20.30 Studio: The Making-of<br />
Prime Time Theater (& 49 90 79 58)<br />
20.15: Gutes Wedding,schlechtes Wedding (Sitcom –<br />
Folge122: Das Weddingstock-Festival)<br />
Reederei Riedel –Anlegestelle Fischerinsel (Fischerinsel)<br />
19.30: Krimi-Dinnerauf der Spree (Theater<br />
krimimobil Berlin)<br />
Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />
20.00: Nein zum Geld<br />
Schlosspark Theater (& 789 56 67 -1 00)<br />
20.00: Charlys Tante<br />
Schlossplatztheater (& 651 65 16)<br />
20.00: fastFaust<br />
Sophiensaele (& 283 52 66)<br />
20.00 Festsaal: Das weiße Rössl am Central Park<br />
(Johannes Müller /Philine Rinnert)<br />
Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />
19.30: Onegin (Staatsballett Berlin)<br />
Theater Thikwa (& 61 20 26 20)<br />
20.00: Oz, Oz, Oz! (W)Rap The Wizard!<br />
Vaganten Bühne (& 313 12 07)<br />
19.30: Der Untertan<br />
Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />
19.00 3. Stock: Benvolio +Mercutio –Dubist mein<br />
Lieblingsortauf der ganzen Welt, Babe! (P 14)<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />
20.00: Beat it! –Die Showüber den King of Pop<br />
Chamäleon (& 400 05 90)<br />
20.00: Memories of Fools (Cirk La Putyka)<br />
Distel (& 204 47 04)<br />
19.30 Studio: Die Zukunft istkeinPonyhof (Studio-Ensemble)<br />
20.00: Weltretten für Anfänger<br />
Estrel Festival Center (& 68 31 68 31)<br />
20.30: Stars in Concert<br />
Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />
19.30: Vivid<br />
Heimathafen Neukölln (& 56 82 13 33)<br />
20.00: Reporterslam (Jochen Markett (Mod.)<br />
Komische Oper Berlin (& 47 99 74 00)<br />
19.30: West Side Story<br />
Quatsch Comedy Club (& 47 99 74 13)<br />
20.00: Die LiveShow(Carsten Höfer,Bembers, Naim<br />
Sabani, David Leukert, Mod.: Johannes Flöck)<br />
23.00: Quatsch Talentschmiede (Mod.: Osan Yaran)<br />
StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group – The Show<br />
StageTheater am Potsdamer Platz<br />
(& 018 05 44 44) 20.00: Falco –Das Musical<br />
Tempodrom (& 69 53 38 85)<br />
20.00: Schmitzeljagd (Ralf Schmitz)<br />
Wintergarten Varieté (& 58 84 33)<br />
20.00: Let’s Twist Again! –Rockabilly Hits &Acrobatics<br />
Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />
20.00: Leben im Plus (Chin Meyer)<br />
KLASSIK<br />
Konzerthaus Berlin (& 203 09 21 01)<br />
20.00 Kl. Saal: C. Bechstein Klavierabend: Daniel<br />
Ciobanu, Russische Werkevon Mussorgsky,Prokofjew,<br />
Strawinsky u. a.<br />
Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />
20.00: Ludovico Einaudi, Minimal Music, Filmmusik,<br />
zeitgenössische Musik<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal<br />
(& 254 88 -1 32) 20.00: Kammerorchester Capella<br />
Amadeus, Ltg.Chih-Yin Huang-Niemand, Andreas<br />
Neufeld (Violine), Anne Bretschneider (Sopran),<br />
Rossini: Ouvertüre zur Oper „Der Barbier vonSevilla“;<br />
Wagner:Siegfried-Idyll; Sarasate: Zigeunerweisen<br />
für Violine und Orchester op. 20; Mozart: „Exsultate,<br />
jubilate“, Motette; Rachmaninow: Vocalise op. 34 Nr.<br />
14; Mendelssohn Bartholdy: Bühnenmusik zu „Ein<br />
Sommernachtstraum“ op. 61, Auszüge<br />
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www.akbb.de/echt<br />
05.–07.<br />
April<br />
KINDER<br />
Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />
10.30: Jochen Vahle, DONIKKL, Arne Gedigk, Andi<br />
und die Affenbande, Markus Rohde, Suppi Huhn und<br />
Thomas Sutter,Dabba Dabba Du: Bewegende Lieder,<br />
Mitmachlieder,die Herz und Verstand bewegen–-–<br />
(ab 6J.)<br />
Puppentheater Felicio (& 44 67 35 30)<br />
16.30: Dornröschen (ab 4J.)<br />
Staatsoper Unter den Linden (& 20 35 45 55)<br />
18.00 alter Orchesterprobensaal: Schneewittchen<br />
(ab 6J.)<br />
Theater Adlershof (& 23 93 45 79)<br />
10.00: Die kleine Raupe Niemalssatt, Julia Krüger<br />
(ab 3J.)<br />
Zeiss-Großplanetarium (& /42 18 45 10)<br />
9.30: Raumschiff Erde<br />
15.00: MitRaketen zu Planeten<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Buchhändlerkeller (& 55 14 93 58)<br />
19.00: CreativeWriting Group,<br />
Literaturforum im Brecht-Haus (& 282 20 03)<br />
20.00: EinMeer,10Länder:Ostseedialoge#Schweden,<br />
Lesung und Gespräch mit Madeleine Gustafsson<br />
und Rebecka Kärde<br />
Moderation: Klaus-Jürgen Liedtke<br />
Literaturhaus Berlin (& 88 72 86 -0)<br />
19.30: My favorite kitab: DasTor zurSonne, vonElias<br />
Khoury, mit Najat Abdul Samad und Ramy Al-Asheq<br />
Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />
18.00, 21.00: Scharnow, Bela BFelsenheimer<br />
Schloss Britz (& 6097923-0)<br />
19.00 Festsaal: Das Birnenfeld, Nana Ekvtimishvili,<br />
Theater o.N. (& 440 92 14)<br />
20.00: Literatursalon am Kollwitzplatz, mit Marko<br />
Martin, Thomas Biebricher,Lesung undGespräch,<br />
Mod.: Martin Jankowski<br />
Buchvorstellung<br />
Dem<br />
Paradies<br />
so fern<br />
Martha Marckwald wurde<br />
am 8. Oktober 1857 als<br />
Tochter des Wollhändlerpaares<br />
Benjamin und Ottilie<br />
Markwald geboren. Siewar 27,<br />
als sie den Maler Max Liebermann<br />
heirate, mit dem sie bis<br />
zu dessen TodimJahre 1935<br />
zusammen war. Heute gibt es<br />
gleich zwei <strong>Berliner</strong> Wohnstätten,<br />
die an die Liebermanns<br />
erinnern. Im Palais am Pariser<br />
Platz 7 bewohnten sie von<br />
1892 an die zweite Etage, 1910<br />
bezogdie Familie das vonPaul<br />
Baumgarten errichtete Sommerhaus<br />
am Wannsee. Nach<br />
Liebermanns Todgeriet Martha<br />
Liebermann immer stärker<br />
unter den Druck der NS-Verfolgung,<br />
am 10. März beging<br />
sie am Tage vor der geplanten<br />
Deportation in das KZ Theresienstadt<br />
Suizid. In ihrem Buch<br />
„Dem Paradies so fern“ erzählt<br />
Sophia Mott von den letzten<br />
zwei Lebensjahren der Martha<br />
Liebermann. HarryNutt<br />
Buchvorstellung und Lesung mit<br />
Sophia Mott 19 Uhr,Liebermann-Villa,<br />
Colomierstraße 3, T.:80585900<br />
Frau Wirtin oder aber letzte Kundin?„Zwischen den Stühlen“ ,Farbradierung 1979 H.GÜNTHER/GAL.COPPI/VG BILDKUNSTBONN 2019(2)<br />
Ingeborg Ruthe<br />
vermisste zur Vernissagedieser<br />
Ausstellung die munteren, unverbissen<br />
feministischen Gespräche mit der<br />
Macherin der Frauen-Bildnisse.<br />
Herta Günther,Jahrgang 1934, ist letztes<br />
Jahr in aller Stille gestorben.<br />
Schon immer war es ein<br />
Traum, der sich zunächst<br />
und auf lange Sicht –zumindest<br />
bis zum Rentenalter,<br />
wo in der DDR endlich ein Reisepass<br />
erlaubt wurde –für Herta Günther<br />
nicht erfüllen ließ. Der Eiserne Vorhang<br />
war 40 Jahrelang dazwischen.<br />
Schon als Malerei-Studentin an<br />
der Hochschule für Bildende Kunst<br />
Dresden, bei Max Schwimmer und<br />
Hans Theo Richter, wünschte sie<br />
sich, einmal die Cafés von Paris zu<br />
besuchen. Jene legendären Etablissements,<br />
indenen einst Toulouse-<br />
Lautrec und Picasso ihreberühmten<br />
Bonjour-Tristesse-Modelle beobachtet<br />
und gezeichnet hatten.<br />
Nach dem Fall der Mauer,imJahr<br />
1991, suchte die Malerin mit ihrem<br />
Mann, einem Grafiker,endlich diese<br />
Sehnsuchtsorte auf. Den Montmartre,<br />
das Café de Flore, das Les<br />
Deux Margots, das einstmalige<br />
Greco. Schon lange davor hatte sie<br />
sich, in den Bars, Cafés, den Mitropa-Gaststätten<br />
von Dresden und<br />
anderen Städten des Ostens,zueiner<br />
exzellenten Beobachterin, vor allem<br />
ihrer Geschlechtsgenossinnen allen<br />
Alters, entwickelt. Diese Frauen ähneln<br />
auf ihren Bildern alle denen in<br />
den Motiven vieler Maler der „Goldenen<br />
Zwanziger“ oder denen der<br />
Pariser Szene um 1920, 1930. Es ist<br />
das Flair, die besondere öffentliche<br />
und doch zugleich auch intime Atmosphäre,<br />
diese Stimmungen der<br />
Einsamkeit, des Wartens auf Etwas,<br />
das dann doch nicht kommt, die<br />
auch aus Günthers kleinen Ölbildern,<br />
Pastellen, Aquarellen und<br />
Zeichnungen von Frauen mit oftmals<br />
hennaroten Haaren und<br />
schrill-mondänem Outfit spricht.<br />
„Zwischen den Stühlen“, diese<br />
Farbradierung von 1979, erzählt so<br />
manch ungeschriebene Geschichte.<br />
Wardie Rothaarige mit den großen,<br />
ins Leere blickenden Sternenaugen<br />
wie bestellt und nicht abgeholt?<br />
Oder so einsam, dass sie aus ihren<br />
vier Wänden in die Kneipe floh, wo<br />
sie wiederum nur bei sich landete?<br />
Es ist Sperrstunde, wie die hochgestellten<br />
Stühle es vermelden. Oder ist<br />
sie sie gar dieWirtinWundermild, die<br />
froh ist, endlich die Gäste aus dem<br />
Laden zu haben und einfach mal nur<br />
so dazusitzen? DieTischkante indes,<br />
die direkt auf die rechte Brust unterm<br />
roten Kleid zielt, wirkt störend,<br />
Da<br />
Pa<br />
Es w<br />
Frau<br />
Her<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (& 883 8551) Ein Gauner &<br />
Gentleman 15.15, 20.30; Green Book 17.30; The<br />
Sisters Brothers 22.45<br />
Cinema Paris (& 881 31 19) Monsieur Claude II<br />
(OmU) 14.00, 16.30, 19.00, 21.30<br />
DelphiFilmpalast (& 3121026) Monsieur Claude<br />
II 15.30,18.00, 20.30<br />
Delphi LUX (& 322 931040) Ein Gauner &Gentleman<br />
(OmU) 13.50, 20.40; Die Wiese 14.00,<br />
18.30; Free Solo (OmU) 16.10; Birds Of Passage:<br />
Das grüne Gold der Wayuu 15.00, 17.40, 20.20;<br />
Die Goldfische 15.15; Vice 17.10; Filmreihe 2030:<br />
The Human Scale (OmU) 18.00; Vice (OmU) 21.00;<br />
Of Fathers and Sons (OmU) 14.40; Another Day of<br />
Life 17.00, 19.00; Wir (OmU) 21.00; Trautmann<br />
14.40; Beale Street (OmU) 17.20; Asche ist reines<br />
Weiß 20.00;Das Haus am Meer 14.45;Green Book<br />
(OmU)20.00;Die Berufung (OmU) 16.00; Bohemian<br />
Rhapsody (OmU) 18.40; Mid90s (OmU) 21.30<br />
Filmkunst 66 (& 882 17 53) Ein Gauner &Gentleman<br />
18.15, 20.15; TheMule 22.15; RenzoPiano:<br />
Architekt des Lichts 18.30; The Sisters Brothers<br />
20.00; Kamikaze 1989 (DFmenglU) 22.30<br />
Kant Kino (& 319 9866) Unheimlich perfekte<br />
Freunde 14.00, 15.50; Ein Gauner &Gentleman<br />
16.00, 18.15, 20.30; Die Berufung 17.50, 20.30;<br />
Lampenfieber 14.00; Yuli 16.00; The Favourite<br />
18.15; Bohemian Rhapsody 20.50; Asterix und das<br />
Geheimnis des Zaubertranks 15.10; Green Book<br />
17.10, 20.00; Beale Street 15.00; Das Haus am<br />
Meer 17.40; Weil Du nur einmal lebst 20.00<br />
Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) 3D: Captain<br />
Marvel 17.45; Friedhof der Kuscheltiere 20.20,<br />
23.00; 3D: Dumbo 14.30, 17.20; 3D: Shazam!<br />
20.00, 23.00; Captain Marvel 14.50; Friedhof der<br />
Kuscheltiere 17.40; 3D: Captain Marvel 20.10; Escape<br />
Room 23.10; Shazam! 14.30; 3D: Shazam!<br />
17.30; Wir 20.30, 23.15; Die Goldfische 14.00,<br />
16.45; 3D: Dumbo 19.30; Bohemian Rhapsody<br />
22.10;The Hate UGive 14.25; Green Book 17.20;<br />
Die Goldfische 20.10; Friedhof der Kuscheltiere<br />
(OF) 22.50; Trautmann 14.10;BohemianRhapsody<br />
16.50;Green Book 19.50;Der GoldeneHandschuh<br />
22.45<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Beale Street<br />
(OmU) 11.00; Die Frau des Nobelpreisträgers –<br />
The Wife (OmU) 13.00; #Female Pleasure (OmU)<br />
14.40; Das Wolfshaus (OmU) 16.15; Of Fathers<br />
and Sons (OmU) 17.30; Ein Gauner &Gentleman<br />
(OmU) 19.00; Free Solo (OmU) 20.40;<br />
BlacKkKlansman (OmU) 22.20; Drei Gesichter<br />
(OmU) 11.00; Impulso (OmU) 12.45; Can You Ever<br />
Forgive Me? 14.15; The Favourite (OmU) 16.00;<br />
Unser Team (OmU) 18.00; Der Goldene Handschuh<br />
19.50; Bohemian Rhapsody (OmU) 21.45; Lords of<br />
Chaos (OmU) 23.55; Sibel (OmU) 11.00; 25km/h<br />
12.35; Vice (OmU) 14.30; Der Junge muss an die<br />
frische Luft 16.50; Die Wiese 18.30; Green Book<br />
(OmU) 20.15; Beach Bum (OF) 22.30<br />
Intimes (& 29 77 76 40) Wie gut ist deine Beziehung?<br />
16.45; Vorhang auf für Cyrano 19.00; Beach<br />
Bum 21.15; Victoria (DFmenglU) 23.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Die Wiese<br />
16.00; Free Solo (OmU) 18.00; The Sisters Brothers<br />
(OmU) 20.00; DerGoldene Handschuh 22.15;<br />
Stiller Kamerad 16.15; Rhinland. Fontane 18.00;<br />
Spreeland.Fontane 19.30;This Mountain Life –Die<br />
Magie der Berge (OmU) 21.00<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Pupille –Insicheren<br />
Händen (OmU) 13.45; Die Goldfische 13.45,<br />
16.45, 19.30, 22.15; Asterix und das Geheimnis<br />
desZaubertranks 13.45, 16.00; IMAX3D: Shazam!<br />
14.00, 17.00, 20.00, 23.00; Monsieur Claude II<br />
14.00,16.45,19.30, 22.15; Dumbo 14.00, 16.30,<br />
20.15; Unheimlich perfekte Freunde 14.15, 16.30;<br />
Shazam! 14.15, 16.45; Die Wiese 14.15; 3D:<br />
Shazam! (OF) 14.30; 3D: Dumbo 14.30, 17.15;<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 3 14.30; Rocca<br />
verändert die Welt 14.45; Friedhof der Kuscheltiere<br />
14.45, 17.15, 20.15, 22.45; Vice 16.30; Captain<br />
Marvel 17.00; Die Berufung 17.15; Trautmann<br />
17.30; Escape Room 17.30, 20.15, 22.45; Ein<br />
Gauner &Gentleman 18.10, 20.30; Green Book<br />
19.15; Bohemian Rhapsody (OF) 19.30; Weil Du<br />
nur einmal lebst 19.45; Friedhof der Kuscheltiere<br />
(OF) 19.45; Hard Powder 20.00, 23.15; 3D: Captain<br />
Marvel 20.00, 23.00; Destroyer 20.30; Glass<br />
22.15; TheHateUGive22.30; 3D: Alita 22.30;Was<br />
Männer wollen 22.45; Captain Marvel (OF) 22.45;<br />
Iron Sky: The Coming Race 23.00; Midnight Movie:<br />
Controlled: Bewahren Sie Ruhe 23.00<br />
Zukunft (& 01 76/57861079) Die Wiese 18.00;<br />
Beach Bum (OF) 19.50; Lords of Chaos (OmU)<br />
21.45; Voll Rita! (OmenglU) 18.00; Mid90s (OmU)<br />
19.45;Wintermärchen 21.30; Mandy (OmU) 23.50<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (& 04 51/703 02 00) Dumbo 13.45,<br />
17.00, 20.10; Monsieur Claude II13.50, 17.10,<br />
19.45, 22.40; Drachenzähmen leicht gemacht 3:<br />
Die geheime Welt 14.00; Shazam! 14.10; Asterix<br />
und das Geheimnis des Zaubertranks 14.10; 3D:<br />
Dumbo 14.15; Unheimlich perfekte Freunde 14.20,<br />
17.20; 3D: Shazam! 16.30, 19.40,22.40;<br />
Die Goldfische 16.40, 19.30; Captain Marvel<br />
16.50; Friedhof der Kuscheltiere 17.00, 20.00,<br />
22.50; Wir 19.50, 22.50; 3D: Captain Marvel<br />
19.50, 22.50; Iron Sky: The Coming Race 22.50;<br />
Escape Room 23.00<br />
Kino Kiste (& 998 74 81) Vorhang auf für Cyrano<br />
13.15; Tito, der Professor und die Aliens 15.10;The<br />
Sisters Brothers 16.50; Wie gut ist deine Beziehung?<br />
19.00<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (& 038 71/211 4109) 3D: Dumbo<br />
14.20, 17.20; Shazam! 14.30, 19.40; Captain<br />
Marvel 14.30, 16.50, 20.00, 22.20; Asterix und<br />
das Geheimnis des Zaubertranks 14.40; Rocca<br />
verändert die Welt 14.45; Drachenzähmen leicht<br />
gemacht3:Die geheime Welt 14.45;Dumbo 14.50,<br />
17.30, 19.30; Unheimlich perfekte Freunde 15.00,<br />
17.20; Prinzessin Emmy 15.10; 3D: Shazam!<br />
17.00, 20.00, 22.35; Friedhof der Kuscheltiere<br />
17.10,20.10,22.50;Die Goldfische 17.10, 19.45;<br />
Misfit 17.15; Monsieur Claude II 17.40, 20.15,<br />
22.50; 3D: Captain Marvel 19.40; Wir 19.50,<br />
22.40;BeachBum 22.30; HardPowder22.45;Iron<br />
Sky: The Coming Race 23.00; Escape Room 23.00<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (& 61 60 96 93) A Ein Gauner &Gentleman(OmU)<br />
18.00; Vice (OmU) 20.15; B Wir(OmU)<br />
16.30, 21.30; The Favourite (OmU) 19.00<br />
fsk amOranienplatz (& 614 24 64) Another Day<br />
of Life –Jeszcze dzien zycia (OmU) 18.00, 22.15;<br />
Of Fathers and Sons (OmU) 18.15; Im Land meiner<br />
Kinder (m. Gast) 20.00; Bildbuch –Lelivre d‘image<br />
(OmU) 20.15; Asche ist reinesWeiß –Ash Is Purest<br />
White (OmU) 22.15<br />
Moviemento (& 692 47 85) Monsieur Claude II<br />
(OmU) 13.45, 16.00, 18.15, 20.30, 22.45; Unheimlich<br />
perfekte Freunde 10.00, 12.15; Birds Of<br />
Passage: Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros de<br />
verano (OmU) 14.30, 17.15, 20.00, 22.45; Kuddelmuddel<br />
bei Pettersson und Findus 10.30; Der<br />
kleine Drache Kokosnuss –Auf inden Dschungel!<br />
12.15; Unheimlich perfekte Freunde 14.15, 16.30;<br />
Of Fathers and Sons (OmU) 18.45; Yuli (OmU)<br />
21.00; Beach Bum (OF) 23.30<br />
Regenbogen Kino (& 69 57 95 17) Sweet Country<br />
(OmU) 20.30<br />
Sputnik (& 694 11 47) Tito, der Professor und<br />
dieAliens 15.00; Renzo Piano: Architekt des Lichts<br />
–Renzo Piano, an Architect for Santander (OmU)<br />
16.30; Die Berufung 18.00; Free Solo (OmU)<br />
20.00; Iron Sky: The Coming Race (OmU) 22.00;<br />
Mid90s (OmU) 15.00;<br />
This Mountain Life–Die Magie der Berge (OmU)<br />
16.30; Green Book (OmU) 18.00; Bildbuch –Le<br />
livre d‘image 20.30; Beale Street (OmU) 22.00;<br />
Kinobar im Sputnik B-Movie: Lust &Sound in West-<br />
Berlin (OmenglU) 22.30<br />
Yorck (& 78 91 32 40)Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks13.50; Monsieur Claude II 15.50,<br />
18.10, 20.30, 22.15; New Unheimlich perfekte<br />
Freunde 13.45, 15.45; Ein Gauner &Gentleman<br />
17.45, 20.00<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (& 538 95 90) 3D: Shazam!<br />
14.00, 17.00, 20.00; Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 14.00, 16.00; Prinzessin Emmy<br />
14.15; Dumbo 15.00, 17.30, 20.15; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3: Die geheime Welt 15.00;<br />
Misfit 16.00;WeilDunur einmal lebst 17.30; Friedhof<br />
der Kuscheltiere 18.00, 20.30; Ein Gauner &<br />
Gentleman 18.00; Die Goldfische 20.00<br />
Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Monsieur<br />
Claude II13.00, 17.45, 20.15; Spreeland. Fontane<br />
13.30; Prinzessin Emmy 14.00; Die Goldfische<br />
15.20, 18.15; Ein Gauner & Gentleman 15.30,<br />
20.00; Die Wiese 16.00, 17.45; Iron Sky: The Coming<br />
Race 20.30<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60)<br />
Shazam! 14.00; Captain Marvel 14.00, 17.00,<br />
20.00; Dumbo 14.15, 17.00, 20.00; Ostwind 4<br />
–Aris Ankunft 14.30; Monsieur Claude II14.30,<br />
17.15, 20.00, 22.45; Drachenzähmen leicht gemacht<br />
3: Die geheime Welt 14.30; Asterix und das<br />
Geheimnis des Zaubertranks 14.30; Unheimlich<br />
perfekte Freunde 14.45; Wir 17.00, 20.00, 23.00;<br />
3D: Shazam! 17.00, 19.45, 23.00; Misfit 17.00;<br />
Friedhof der Kuscheltiere 17.15, 20.15, 23.00; Die<br />
Goldfische 17.30, 20.15; Weil Du nur einmal lebst<br />
20.00; Iron Sky: The Coming Race 23.00; Midnight<br />
Movie: Controlled: Bewahren Sie Ruhe 23.00; 3D:<br />
Captain Marvel 23.00; Alita: Battle Angel 23.00<br />
MITTE<br />
Acud (& 44 35 94 98) Der kleine Drache Kokosnuss<br />
–Auf in den Dschungel! 17.00; Visionär<br />
Filmfestival: Impetus (OmenglU) 19.00; Visionär<br />
Filmfestival: Potential Victim (OmU) 21.00; Die<br />
Wiese 18.00; Visionär Filmfestival, Identity &Crisis:<br />
Kurzfilmprogramm(OmenglU)20.00; Of Fathers<br />
and Sons (OmU) 22.00<br />
Babylon (& 242 59 69) Lola Long List: Styx18.00;<br />
Voll Rita! (OmenglU) 18.15; IndoGerman Film: RomeoAkbarWalter<br />
(OmenglU) 20.00; Lola Long List:<br />
303 (OmenglU) 20.00; Vice (OmU) 22.15; Lola<br />
Long List: Of Fathers and Sons (OmU) 22.45; Lola<br />
Long List:Alles ist gut 22.45<br />
Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Monsieur<br />
Claude II (OmU) 13.45, 15.45,17.45,20.00,<br />
22.15; Ein Gauner & Gentleman (OmU) 11.00,<br />
17.15, 19.30; The Sisters Brothers (OmU) 13.00;<br />
Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten<br />
15.30;AStar Is Born (OmU) 21.45<br />
CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) Prinzessin<br />
Emmy 11.00, 13.00; Captain Marvel11.00, 17.40;<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 3: Diegeheime Welt<br />
11.10, 13.45; 3D: Shazam! 11.15, 16.40, 19.50,<br />
22.40;Asterixund dasGeheimnisdes Zaubertranks<br />
11.20; Ostwind 4–Aris Ankunft 11.30; Dumbo<br />
11.40, 14.00, 17.20, 19.30, 22.10; Mascha und<br />
der Bär 11.50; Monsieur Claude II 12.30, 15.10,<br />
17.30, 20.10, 22.50; 3D: Captain Marvel 13.40,<br />
20.15, 23.00; Unheimlich perfekte Freunde 14.00,<br />
16.30; Shazam! 14.20; Rocca verändert die Welt<br />
14.20; 3D: Dumbo 14.30, 16.50; Rate Your Date<br />
15.05; Bohemian Rhapsody 16.20; Die Goldfische<br />
17.00, 20.00; Friedhof der Kuscheltiere 17.50,<br />
20.30, 23.15; Green Book 19.00; Wir 19.40,<br />
23.10; Escape Room 20.40, 23.15; Hard Powder<br />
22.30; Iron Sky: The Coming Race 23.15<br />
Hackesche Höfe (& 283 4603) Willkommen in<br />
Marwen –Welcome toMarwen (OmU) 14.30; Beale<br />
Street (OmU) 17.00; Birds Of Passage: Das grüne<br />
Gold der Wayuu –Pajaros deverano (OmU) 19.30,<br />
22.00; Berlin Babylon (Omdt+englU) 15.00; Free<br />
Solo (OmU) 17.00, 21.30; Das Haus am Meer –La<br />
villa (OmU) 19.15;Talking Money –Rendezvous bei<br />
derBank (OmU) 15.30; Die Berufung (OmU) 17.30;<br />
Beach Bum (OF) 20.00, 22.00; Another Day of Life<br />
–Jeszcze dzien zycia (OmU) 15.45, 19.45; Mid90s<br />
(OmU) 17.45; DerGoldene Handschuh(DFmenglU)<br />
21.45; Renzo Piano: Architekt des Lichts –Renzo<br />
Piano, an Architect for Santander (OmU) 17.30;<br />
Green Book (OmU) 19.30; Destroyer (OmU) 22.15<br />
Zeughauskino (& 20 30 47 70) Wiederentdeckt:<br />
Das Panzergewölbe (OmenglU) 18.30; Aus dem<br />
Fernseharchiv: Das Ende des Regenbogens 21.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />
Dumbo 14.00, 16.45, 19.30; Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 14.00, 16.45; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3: Die geheime Welt 14.10;<br />
Rocca verändert die Welt 14.20; Shazam! 14.25,<br />
16.15, 19.30, 22.25; Captain Marvel 14.25,<br />
16.35, 19.30, 22.30; Ralph reichts 2: Chaos im<br />
Netz 14.30; Misfit 14.40;<br />
Unheimlich perfekte Freunde 15.00, 17.10; Wir<br />
16.40,19.45, 22.40; 3D: Dumbo 17.00; Monsieur<br />
Claude II 17.20, 20.00; Friedhof der Kuscheltiere<br />
17.30, 20.15, 22.55; Öldür beni sevgilim (OmU)<br />
19.30; Friedhof der Kuscheltiere (OF) 19.40;<br />
Shazam! (OF) 19.45; Captain Marvel (OF) 22.00;<br />
Wir (OF) 22.30; Iron Sky: The Coming Race 22.30;<br />
Willkommen in Marwen 22.40;EscapeRoom 22.50<br />
IL KINO (& 91 70 29 19) Vice (OmU) 10.00; The<br />
Sisters Brothers (OmU) 12.45; Das Haus am Meer<br />
(OmU)15.00; FreeSolo (OmU) 17.00, 23.45; Renzo<br />
Piano: Architekt des Lichts –Renzo Piano, an<br />
Architect for Santander (OmenglU) 20.00; Green<br />
Book (OmU) 21.30<br />
Neues Off (& 62 70 95 50) Birds Of Passage: Das<br />
grüne Gold der Wayuu –Pajaros deverano (OmU)<br />
16.50,19.30, 22.10<br />
Passage (& 68 23 70 18) Monsieur Claude II<br />
15.20, 17.40, 20.00, 22.20; Beale Street (OmU)<br />
15.45, 20.30; Die Wiese 16.00, 18.20; Die Goldfische<br />
16.00, 18.30, 21.00; Green Book (OmU)<br />
18.10;The Favourite (OmU) 21.00<br />
Rollberg (& 62 70 46 45) Friedhof der Kuscheltiere<br />
(OF) 17.20, 19.50, 22.10; The Sisters Brothers<br />
(OmU) 17.30; Free Solo (OF) 20.10, 22.30;<br />
Another Day ofLife –Jeszcze dzien zycia (OmU)<br />
16.40, 19.00; Destroyer (OmU) 16.50, 21.00; Wir<br />
(OmÜb) 18.40, 21.20; Beach Bum (OF) 16.45,<br />
19.30,21.45<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />
Shazam! 14.00; Captain Marvel 14.00, 22.45;<br />
Monsieur Claude II14.10, 16.45, 19.45; Dumbo<br />
14.30, 17.15, 20.10; Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 14.40; Drachenzähmen leicht<br />
gemacht 3: Die geheime Welt 15.00; 3D: Captain<br />
Marvel 16.55; Wir 17.10, 19.55, 22.50; 3D:<br />
Shazam! 17.25, 20.20, 22.50; Friedhof der Kuscheltiere<br />
17.35, 20.30, 23.00; Die Goldfische<br />
20.00; Hard Powder 22.30<br />
Wolf (& 921 03 93 33) Das Wolfshaus (OmU)<br />
12.00,21.00; Asche ist reines Weiß –Ash Is Purest<br />
White (OmenglU) 12.00; Ein Gauner &Gentleman<br />
(OmU) 14.00, 19.10; Bildbuch –Lelivre d‘image<br />
(OmenglU; m. Gast) 14.40, 21.10; Kommissar<br />
Gordon &Buffy 16.00; Beale Street (OmU) 16.40,<br />
23.00; Mid90s (OmU) 17.20,23.00; ALFILM –ArabischesFilmfestival:<br />
Amraand theSecond Marriage<br />
(OmenglU) 19.00
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
s weibliche<br />
noptikum<br />
ar der Stoff in den einsamen<br />
enbildnissen der Dresdnerin<br />
ta Günther.EineSchau der<br />
Galerie Helle Coppi<br />
fast aggressiv.Diese drohende Spitze<br />
besagt, dass die Frau trotz der statuarischen<br />
Position wohl keineswegs<br />
zur Ruhe kommt. Entweder aus<br />
Kummer über ihre Einsamkeit oder<br />
weil in der Kneipenküche jetzt der<br />
Abwaschbergwartet. Flinke Spülmaschinen,<br />
wie heutzutage selbstverständlich,<br />
waren damals vor 40Jahrenzumeist<br />
noch Utopie in östlichen<br />
Gefilden.<br />
Und dawäre diese Kohle-Pastellzeichnung<br />
„Café Kehl“ von 1988, ein<br />
Jahr vor dem Mauerfall. Auf dem<br />
runden Tischchen ein Glas mit Rotwein,<br />
daneben eine Schachtel Zündhölzer,dem<br />
Aussehen nach wohl aus<br />
Riesaer Produktion. Zigaretten fehlen.<br />
Der Dame mit langem roten<br />
Haar, das Kinn auf die Rechte gestützt,<br />
scheint es kalt zu sein. Siehat<br />
sich den Mantel übergehängt, sinniert<br />
unfroh fröstelnd vor sich hin.<br />
Alleine, kein Partner, kein Gespräch,<br />
wir können nur raten, warum. So<br />
vage die Botschaft, so offensichtlich<br />
ist: Herta Günthers Frauen geht es<br />
nicht gerade gut. Undsie haben trotz<br />
ihrer Schminke, ihrer gefärbten<br />
Haareund ihrem schicken bis schrillen<br />
Aufputz einen Zug von Tragiko-<br />
Bonjour Tristesse: „Café Kehl“, 1988 (Ausschnitt), Kohle, Pastell<br />
MEIN BILD DER WOCHE<br />
Die Malerin: Herta Günther,geboren<br />
1934 in Dresden, dortverstorben 2018,<br />
setzte in der ostdeutschen Kunstszene einen<br />
ganz eigenen, halb naiven, halb melancholischen<br />
Ton.<br />
Die <strong>Berliner</strong> Galerie Helle Coppi<br />
begleitete das Werk der Dresdnerin über<br />
Jahrzehnte. Jetzt sind postum „Herta<br />
Günthers Frauen“ zu sehen. Im Kabinett<br />
werden Bilder der Dresdner Hermann<br />
Glöckner und Wilhelm Müller gezeigt.<br />
Bis 17. Mai, Auguststr.83. Di–Fr<br />
13–18/Sa 12–18 Uhr.Tel.: 283 53 31,<br />
www.coppi.de<br />
mik, ein bisschen wie die Harlekins<br />
von Picasso oder die Pierrots und<br />
Columbines des Protagonisten der<br />
<strong>Berliner</strong> Schule,HaraldMetzkes.<br />
Wie wir sehen, hatte die Malerin<br />
für ihr Bildpersonal auch kein<br />
Schönheits- oder Hässlichkeitsideal.<br />
Das machte sie zu einer Ausnahmeerscheinung,<br />
schon im DDR-Kunstbetrieb.<br />
Dieses Werk blieb auf Distanz<br />
zum idealen Frauenbild, denn<br />
solche Porträts haben nichts Kämpferisches,<br />
nichts Perfektes. Auch<br />
nichts Verruchtes. Ihre Anziehungskraft<br />
kommt ausder rätselhaften Mischung<br />
von Einsamkeit, Sehnsucht<br />
und einem trotzigen Etwas anFlaneurhaft-Weltstädtischem.<br />
Diese<br />
Wesensind, so hielten es auch Maler<br />
der Zwanzigerjahre wie die <strong>Berliner</strong>in<br />
Jeanne Mammen, wie Otto Dix<br />
und George Grosz, vom Leben gezeichnet,<br />
ganz sich selber zugewandt<br />
in ihrer Melancholie.<br />
HertaGünther hatihr eigenes Geschlecht<br />
ergründet. Wassie herausfand,<br />
stellte sie meisterhaft dar,ohne<br />
Anekdotisches, dafür knapp, lakonisch,<br />
meist schrill, auch melancholisch,<br />
doch nie sentimental. Undmit<br />
einem feinen Zugvon Sarkasmus.<br />
Fotografie<br />
Porträts<br />
von Größen<br />
der Literatur<br />
Ulrich Mack, vor 85Jahren<br />
geboren in Thüringen,<br />
Bergarbeiter im Ruhrpott, Fischer<br />
in Spanien, Holzfäller in<br />
Schweden, später Bildreporter<br />
beim Stern bis 1972, porträtierte<br />
Ende 70er-Jahre Bewohner<br />
der Halligen und von Pellworm<br />
im NationalparkSchleswig-Holsteinisches<br />
Wattenmeer.<br />
In den Achtzigern<br />
bannte er die Leute von Harkers<br />
Island, North Carolina,<br />
auf seine Filme.Nicht ganz nebenbei<br />
porträtierte er in Boston<br />
Größen der Literatur, so<br />
Halldór Laxness, Lawrence<br />
Durrell und Henry Miller, den<br />
er beim Tischtennis mit dem<br />
seine Hosenträger ausführenden<br />
Ledig-Rowohlt vordie Kamera<br />
bekam. Viele Fotos des<br />
späteren Professors für Visuelle<br />
Kommunikation an derFH<br />
Dortmund sind fast kubistisch<br />
komponiert. Linien kreuzen<br />
sich und hell-dunkle Flächen<br />
wettstreiten. Ingeborg Ruthe<br />
Ulrich Mack Vernissage18Uhr.Galerie<br />
ArgusFotokunst, Marienstr.26. Bis 25.<br />
Mai,Mi–Sa 14–18 Uhr<br />
KONZERT<br />
AstraKulturhaus (& 69 56 68 40)<br />
18.00: Out Of Line Weekender 2019<br />
Badenscher Hof Jazzclub (& 861 00 80)<br />
21.00: Pina Lopez’ Havanna Soul<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
20.00: Golan, Ruben Keyko<br />
Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />
20.00: Sharon vanEtten<br />
Festsaal Kreuzberg (& 551 50 65 87)<br />
20.00: Omar Souleyman<br />
Gretchen (& 25 92 27 02)<br />
20.00: Gnar &Germ<br />
Junction Bar (& 694 66 02)<br />
22.00: The Blues Alligators<br />
Kiste (& 998 74 81)<br />
21.00: The Vibe<br />
Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />
20.00: JakeIsaac<br />
Kulturbrauerei/Maschinenhaus (& 44 31 51 00)<br />
20.00: Mt. Amber–Record Release Concert, Special<br />
Nachbarschaftshaus Friedenau<br />
(Holsteinische Str.30) 19.00: GustiDjus<br />
Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />
21.30: Orania.Jazz: Little JobofJazz<br />
Petruskirche Lichterfelde (& 81 80 99 66)<br />
20.00: Helt Oncale<br />
PrivatClub (& 61 67 59 62)<br />
20.00: Billy Lockett<br />
Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />
21.00: Skyline<br />
Roadrunner’sClub (Saarbrücker Str.24)<br />
21.00: Big Sandy&his Fly-Rite Boys<br />
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DIE GRÜNE BUNDESTAGSFRAKTION LÄDT EIN:<br />
GEWERBEMIETER*INNEN<br />
SCHÜTZEN UND STÄRKEN!<br />
Welche Gesetze müssen<br />
dafür geändert werden?<br />
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am 10. April 17 bis 20 Uhr<br />
im Deutschen Bundestag<br />
Infos &Anmeldung<br />
»gruene-bundestag.de/termine<br />
Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />
20.00: The Groovy Cellar –Record Release Party<br />
SO36 (& 61 40 13 06)<br />
20.30: The Partisans, FuneralDress, Cut My Skin,<br />
Punk ‚n’ Loud Concert#3<br />
Theater im Delphi (& 70 12 80 20)<br />
20.00: Komponistenviertel, KurtCobain –Acoustic<br />
Tribute<br />
TIPI am Kanzleramt (& 39 06 65 50)<br />
20.00: Maybebop, Edelvoice –A-cappella-Showtime:<br />
Ziel:los<br />
ufaFabrik (& 75 50 30)<br />
19.30 VarietéSalon: Chor Open Stage–Frühlingsedition:<br />
ProjektKiezchor,Tontäter,Die Ohrwürmer,Fatal<br />
Vokal, ChorFoBi –Lehrerinnenchor der CARUSOS-Fortbildung<br />
Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />
20.00: Palais Schaumburg<br />
20.00 Roter Salon: Peng Peng Parker mit Nora<br />
Gomringer und PhilippScholz<br />
Wild At Heart (& 611 70 10)<br />
22.00: Out Of Luck +The Monstrosities, Psycho Trash<br />
Night<br />
Yorckschlösschen (& 215 80 70)<br />
21.00: Mathias Harig Quartett<br />
Zig Zag Jazz Club (& 94 04 91)<br />
21.15: Shauli EinavQuintet<br />
CLUB<br />
Beate Uwe (Schillingstr.31)<br />
23.00: Finster/reigen, Raphael Hofman, Lilly &<br />
Kazan, Tvísker,Katerpan<br />
Begine (& 215 14 14)<br />
20.00: Party–Die Pop-Perlen der Tangoschlampe,<br />
Andrea<br />
Berghain (Am Wriezener Bahnhof)<br />
23.59 Panorama Bar:Get perlonized!, Ivan Iacobucci,<br />
Sammy Dee, Thomas Melchior,Zip<br />
Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />
23.00: Hit the Road Jack, Pepe Vargas, Barbecue<br />
Bob,2maniac, Balou<br />
Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />
21.00: Schwoof, Clärchen &Freunde<br />
Duncker (& 445 95 09)<br />
22.00: Independent Tanzkampagne, Alusie<br />
Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />
22.00: House vonzartbis hart,NicolasKany<br />
Gretchen (& 25 92 27 02)<br />
23.59: Afrohaus, MarSoul, Haizel,DJPremps, Afro<br />
Haus Soundsystem<br />
Humboldthain Club (& 46 90 53 65)<br />
23.00: 5Jahre „Das Zündet“-Party,XLMiddleton<br />
&Moniquea (live), EckePrenz, Diskohengst, Achim<br />
Funk,Toni Clarke, Will Spliff,CarlEdit (live)<br />
Insomnia (Alt-Tempelhof 17-19)<br />
22.00: Young Love<br />
Junction Bar (& 694 66 02)<br />
23.59: DJane B.B.<br />
KitKat/Sage-Club (Köpenicker Str.76)<br />
23.00: Apokalipstick –Dark Cabaret, Crashkitz, ST-<br />
VRM, Unerhört, Sanna Mun, Boudi Boudin &Salome,<br />
The Shredder u. a.<br />
Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />
22.00: Rebel Yell –Lovethe 80s!, DJ Hey, my<br />
Commander<br />
Kulturbrauerei/Soda (& 44 31 51 55)<br />
23.00: Ladies Night, Pizza, R’n’P,Miss IRiE, MixMasta<br />
Pumi, Chris B, Track, Guess, Mad Pete, Cooper,Bat,<br />
Match Hoffman, Jordan, Paxxi &Fixxi, John Kotti<br />
Lido (& 69 56 68 40)<br />
23.30: Let’sDance to JoyDivision–The Early Days<br />
Matrix (& 293 69 9- 90)<br />
22.00: Generation Wild, Bionic, Crazy Cutz, Zissa,<br />
Rough MC<br />
Maze (& 55 51 84 54)<br />
20.00: The ModernStyle, Big Leg,Jank Inc., Crimewav,<br />
Josj Corbett, Squish Kibosh, Bruce Hall<br />
23.00: Atomic, Pohl, DJ trust.the.girl, Marco Ward,<br />
Dirk Walsh, Doerte<br />
Mokum (Danziger Str.56)<br />
22.30: Bang What UWant, Kato Tee<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
21.00: DJ Little Mike<br />
Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />
23.59: Entropie, Markus Suckut, Electric Rescue,<br />
Analogue, Julius Henze<br />
WaterGate (& 61 28 03 94)<br />
23.55: Watergate 26 Release: WhoMadeWho, Who-<br />
MadeWho (DJ-Team), dOP,Artbat, Jimi Jules, Ruede<br />
Hagelstein, Jenia Tarsol<br />
Wilde Renate (& 26 94 86 91)<br />
23.55: Renates Heimkinder/w.PlayPal Music +<br />
Keller Label, Rigopolar,Powel, Thomass Jackson,<br />
O/Y,Skelesys, Teniente Castillo, Brigade, Acud, Lucas<br />
Hulan, Felix Lux, Jack Jenson, Swam:Thing<br />
Yaam (& 615 13 54)<br />
22.00: I-Livity I-Fi w/ Berlin Soundystem Kollektiv<br />
KINO<br />
PANKOW<br />
BlauerStern Pankow (& 47 61 18 98) Unheimlich<br />
perfekte Freunde 14.00, 16.00; Monsieur Claude<br />
II 15.30, 18.00, 20.20; Ein Gauner &Gentleman<br />
17.45,20.00<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Monsieur<br />
Claude II 15.40, 18.00, 20.20, 22.40; Ein Gauner<br />
&Gentleman 15.30, 17.45, 20.00, 22.15; Die Wiese<br />
15.00, 17.00; Ein Gauner &Gentleman (OmU)<br />
19.00; Wir (OmU) 21.10; Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 13.45; Free Solo 18.20;Vice<br />
(OmU) 20.40; Unheimlich perfekte Freunde 14.00,<br />
16.00;BirdsOfPassage: Dasgrüne Gold derWayuu<br />
15.45, 20.45; Green Book 18.00<br />
Kino in der Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />
Die Goldfische 19.00; Ein Gauner & Gentleman<br />
19.30; Dumbo 19.30; Shazam! (OmU) 19.45,<br />
22.15; Captain Marvel (OmU) 19.45; Birds Of Passage:<br />
Das grüne Gold der Wayuu 19.50; Monsieur<br />
Claude II 20.00;Wir (OmU) 20.15, 23.00; Der Goldene<br />
Handschuh 21.40; Green Book (OmU) 22.00;<br />
Iron Sky: The Coming Race (OmU) 22.40; Monsieur<br />
Claude II (OmU) 22.45; Ein Gauner &Gentleman<br />
(OmU) 22.45; Destroyer (OmU) 22.50<br />
Krokodil (& 44 04 92 98) Vom Lokführer, der die<br />
Liebe suchte 17.15; Spreeland. Fontane 18.30;<br />
Another DayofLife (OmU) 20.00; Die Maske–Twarz<br />
(OmU) 21.30<br />
UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00)<br />
Shazam! 14.15; Monsieur Claude II14.20, 17.00,<br />
19.50, 22.40; Dumbo 14.20, 17.00, 19.50; Asterix<br />
und das Geheimnis des Zaubertranks 14.25,<br />
17.20; Captain Marvel 14.30, 17.00; Rocca verändert<br />
die Welt 14.35; Friedhof der Kuscheltiere<br />
14.35, 17.10, 19.45, 22.45; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3:Die geheime Welt 14.35; Misfit<br />
14.40, 17.25; Die Wiese 14.40; 3D: Shazam!<br />
16.35,19.40, 22.30; Alita: Battle Angel 16.50;Wir<br />
17.00,19.35, 22.30;Die Goldfische 17.05, 19.55;<br />
3D:Captain Marvel 19.40, 22.35; Bohemian Rhapsody<br />
19.40; 25km/h 19.50; Weil Du nur einmal<br />
lebst 20.00; Willkommen in Marwen 22.35; Escape<br />
Room 22.40; Sneak Preview 22.45; Midnight Movie:<br />
Controlled: Bewahren Sie Ruhe 22.45; Beach<br />
Bum 22.45<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (& 04 51/703 02 00) Dumbo<br />
13.30, 16.30, 19.50, 22.45; Shazam! 13.55; 3D:<br />
Dumbo 14.00; Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />
14.10, 17.50;<br />
Monsieur Claude II 14.15, 16.55, 19.45, 22.30;<br />
Green Book 14.15; Unheimlich perfekte Freunde<br />
14.30, 17.00; Captain Marvel 14.45, 19.40; Misfit<br />
15.10; 3D: Shazam! 16.30, 19.20, 22.35; Wir<br />
16.50, 20.20, 23.20; Friedhof der Kuscheltiere<br />
17.10,20.00, 23.00; Die Goldfische17.20, 20.15;<br />
3D: Captain Marvel 17.20, 20.10, 23.10; Escape<br />
Room 19.55, 22.45; Glass 22.40; Hard Powder<br />
23.15<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />
Der Junge muss an die frische Luft 15.00; Green<br />
Book 17.30, 20.30<br />
Cosima (& 85 07 58 02) Vice 18.00; Green Book<br />
20.15<br />
Odeon (& 78 70 40 19) Birds Of Passage: Das<br />
grüne Gold der Wayuu (OmU) 16.00, 20.50; Ein<br />
Gauner &Gentleman (OmU) 18.40<br />
Xenon (& 78 00 15 30) Die Berufung (OmU)<br />
18.00; Der verlorene Sohn –Boy Erased (OmU)<br />
20.30<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Unheimlich<br />
perfekte Freunde 10.00, 14.50; Prinzessin<br />
Emmy 10.00, 12.00; Dumbo 10.00,14.00,17.15,<br />
20.00; Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />
Welt 10.00, 12.30; Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 10.00, 12.10; Captain Marvel<br />
11.50, 14.40, 22.50; Rocca verändert die Welt<br />
12.25, 15.00; Shazam! 14.25, 16.45; Friedhof<br />
der Kuscheltiere 17.30, 20.15, 22.45; Monsieur<br />
Claude II 17.35, 20.10; Die Goldfische 17.35; 3D:<br />
Shazam! 19.50, 23.00; Wir20.15, 22.45; Iron Sky:<br />
The Coming Race 23.00<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 6081) Der<br />
Junge muss andie frische Luft 13.30; Vom Lokführer,der<br />
die Liebe suchte 15.45; Green Book 17.45;<br />
Vice 20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (& 01 80/505 07 11) Monsieur Claude II<br />
15.00, 17.40, 20.15, 22.45<br />
Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />
Unheimlich perfekte Freunde 10.00,12.10, 14.30;<br />
Ralph reichts 2: Chaos imNetz 10.00; Prinzessin<br />
Emmy 10.00,11.50; Dumbo 10.00, 13.40,17.25,<br />
22.45; Checker Tobi und das Geheimnis unseres<br />
Planeten 10.00; Captain Marvel 10.00, 12.30,<br />
14.40, 16.30, 19.40, 23.00; Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 10.00, 12.00, 17.50;<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />
Welt 12.00; Rocca verändertdie Welt 12.25, 15.15;<br />
Ostwind 4 – Aris Ankunft 12.40, 14.55; Misfit<br />
14.00; Shazam! 14.20, 16.30; 3D: Dumbo 16.50;<br />
Friedhof der Kuscheltiere 17.20, 20.15, 23.00;<br />
Die Goldfische 17.30, 20.10, 22.50; Tschaikowski:<br />
Swan Lake –Der Schwanensee –Tschaikowski:<br />
Swan Lake –Der Schwanensee (OF) 19.30; 3D:<br />
Shazam! 19.30, 22.40; Wir20.15, 22.30; Ein Gauner<br />
&Gentleman 20.15; Escape Room 22.50<br />
Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Asterix und<br />
das Geheimnis des Zaubertranks 15.00; Shazam!<br />
15.15, 20.30; Rocca verändert die Welt 15.30;<br />
Dumbo 15.30, 18.00; Monsieur Claude II 16.45,<br />
18.45; 3D: Shazam! 17.45; Friedhof der Kuscheltiere<br />
18.00, 20.30; Sneak Preview20.15; DieGoldfische<br />
20.45<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (& 26 95 51 00) Magical History Tour:<br />
Dragon Inn (OmU) 20.00; ALFILM – Arabisches<br />
Filmfestival: Chaos (OmenglU;m.Gastu.Gespräch)<br />
19.00; ALFILM – Arabisches Filmfestival: Zagros<br />
(OmenglU; m. Gast u. Gespräch) 21.00<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69 69)<br />
Prinzessin Emmy 12.30, 14.50; Monsieur Claude<br />
II 12.30, 14.20, 17.10, 20.00, 22.50; The Lego<br />
Movie II 12.40; 3D: Captain Marvel 13.00, 14.00,<br />
17.20, 20.40, 23.00; Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 13.00, 15.40; Shazam! 13.10;<br />
3D: Dumbo 13.10, 16.10; Die Goldfische 13.10,<br />
16.10, 19.20, 23.00; Clubder roten Bänder 13.20;<br />
Misfit 13.30; Friedhof der Kuscheltiere 13.30,<br />
16.20, 19.30, 22.30; Dumbo 13.30, 17.00, 19.30,<br />
22.30; Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />
Welt 13.30; Ostwind 4–ArisAnkunft 13.40;<br />
Ein Gauner &Gentleman 13.40,16.30, 19.10; Unheimlich<br />
perfekteFreunde 13.50, 16.30; Rocca verändert<br />
die Welt 14.30; Mascha und der Bär 15.15;<br />
Captain Marvel 15.30, 19.00,22.30; Die Berufung<br />
16.00; The Sisters Brothers 16.20; Wir 16.40,<br />
19.50, 23.00; Rate Your Date 16.40; 3D: Shazam!<br />
16.50, 20.30, 22.40; Green Book 17.00, 20.20;<br />
Trautmann 17.20; Der Junge muss an die frische<br />
Luft 17.20; Was Männer wollen 17.30; Willkommen<br />
in Marwen 18.15; The Mule 19.10; Alita: Battle<br />
Angel 19.20; AStar IsBorn 19.20; Vice 19.40;<br />
Escape Room 20.00, 23.00; Iron Sky: The Coming<br />
Race 20.10; Hard Powder 20.40,22.40; Bohemian<br />
Rhapsody 20.50; Beach Bum 21.15; Der Goldene<br />
Handschuh 22.00; Glass 22.15; Creed 222.50<br />
CineStar im Sony Center (& 04 51/703 0200)<br />
The Hate UGive (OF) 13.30; 3D: Captain Marvel<br />
(OF) 13.30, 16.45, 20.00, 23.00; Bohemian Rhapsody<br />
(OF) 13.30; Vice (OF) 13.40; Dumbo (OF)<br />
13.45, 16.30, 19.15,22.00; Shazam! (OF) 14.00;<br />
Drachenzähmen leicht gemacht3:Die geheime Welt<br />
–How to Train Your Dragon III (OF) 14.15; Wir (OF)<br />
16.45, 20.10, 23.10; Friedhof der Kuscheltiere<br />
(OF) 16.45, 20.30, 23.15; 3D: Dumbo (OF) 17.00;<br />
Captain Marvel (OF) 17.10, 21.00; 3D: Shazam!<br />
(OF) 17.15, 19.45, 23.00; 3D: Alita: Battle Angel<br />
(OF) 18.00; Green Book (OF) 19.45; Ein Gauner &<br />
Gentleman (OF) 19.50; Iron Sky: The Coming Race<br />
(OF) 22.30; Escape Room (OF) 22.50<br />
CineStarIMAX (& 04 51/703 02 00) 3D: Shazam!<br />
(OF) 12.30,19.15, 22.40; 3D: Shazam! 15.45<br />
Filmrauschpalast (& 394 43 44) Wintermärchen<br />
18.00; Mid90s (OmU) 20.30<br />
Haus der Kulturen der Welt (& 397 87-0) Haus<br />
der Kulturen der Welt 1 Navigation Beyond Vision:<br />
Vortrag, Film und Diskussion 19.00<br />
TREPTOW<br />
Astra (& 636 16 50) Prinzessin Emmy 14.00; Asterix<br />
und das Geheimnis des Zaubertranks 14.00;<br />
Shazam! 15.00, 17.30; Dumbo 15.00, 17.30,<br />
20.15; Die Goldfische 15.00, 17.30; Rocca verändert<br />
die Welt 15.45; Monsieur Claude II 16.00,<br />
18.00, 20.15, 22.30; Friedhof der Kuscheltiere<br />
18.00, 20.00, 22.30; Wir 20.00, 22.30; 3D:<br />
Shazam! 20.00,22.30; Captain Marvel 22.30<br />
Casablanca (& 677 57 52) Die Berufung 15.45;<br />
Wie gut ist deine Beziehung? 18.15; Halbe Treppe<br />
20.30<br />
CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 0200)<br />
Shazam! 14.00; Ralph reichts 2: Chaos imNetz<br />
14.00; Dumbo 14.15, 17.00, 20.15; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3: Die geheime Welt 14.15;<br />
Captain Marvel 14.20,16.45, 19.40; Misfit 14.30;<br />
Unheimlich perfekte Freunde 14.45, 17.15; 3D:<br />
Dumbo 14.45, 17.30; Monsieur Claude II 15.00,<br />
17.30,20.00,23.00;Die Goldfische 16.45,19.30;<br />
3D: Shazam! 17.05, 20.10, 22.55; Wir 17.20,<br />
20.10, 22.30; Friedhof der Kuscheltiere 17.20,<br />
20.15, 23.15; Iron Sky: The Coming Race 19.50,<br />
23.10; 3D: Captain Marvel 20.00, 23.00; Glass<br />
22.30; 3D: Alita: Battle Angel 22.40; Escape Room<br />
23.00<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11)<br />
Shazam! 14.00, 16.20, 19.30, 22.20; Asterix und<br />
das Geheimnis .... 14.00; Dumbo 14.10, 17.00,<br />
19.30; Misfit 14.20; Unheimlich perfekte Freunde<br />
14.30,17.40;Rocca 14.30; Captain Marvel14.40,<br />
17.00, 19.30, 22.30; Wir 16.30, 20.00, 22.45;<br />
Monsieur Claude II 17.00, 19.45; Friedhof der<br />
Kuscheltiere 17.10, 20.00, 22.45; Die Goldfische<br />
20.10; Friedhof der Kuscheltiere (OF) 22.20; Escape<br />
Room 22.50; Beach Bum 22.50<br />
City Kino Wedding (& 01 77/270 19 76) ALFILM<br />
:The Tower (OmenglU) 19.00; ALFILM: The Blessed<br />
(OmenglU) 21.00<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (& 4714001) FilmSchweiz: Shock<br />
Waves: Diary of My Mind (OmU; m.Vorfilm) 19.00;<br />
FilmSchweiz: Katzenball (OmU; m. Vorfilm) 21.00<br />
Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Monsieur Claude<br />
II 11.00, 15.30, 17.45, 20.00; Der Junge muss an<br />
die frische Luft 13.15; Checker Tobi 12.45; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 314.45; Asterix und<br />
das Geheimnis ... 17.00; Ein Gauner &Gentleman<br />
19.00,21.15<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Yuli 15.30;<br />
Das Haus am Meer (OmU) 18.00; Beale Street<br />
(OmU) 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Renzo Piano: Architekt<br />
des Lichts –Renzo Piano, anArchitect for<br />
Santander (OmU) 16.00; Beale Street 17.45<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (& 811 46 78) Die Winzlinge: Abenteuer in<br />
der Karibik 16.00; Womit haben wir das verdient?<br />
18.00; Die Blüte des Einklangs 20.30<br />
Capitol (& 831 64 17) Ein Gauner &Gentleman<br />
15.50,18.10, 20.30<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 81 12) The<br />
Favourite 17.00; Capernaum (OmU) 19.15; Bildbuch<br />
21.30<br />
Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) Ein Gauner<br />
&Gentleman 13.45, 18.45; Dumbo 14.00, 18.30,<br />
21.00; Rocca verändert die Welt 14.30; Free Solo<br />
(OmU) 14.30; Die Wiese 15.45; Monsieur Claude II<br />
16.30,18.45, 21.00; #fridaysforfuture: Fair Traders<br />
(OmU) 16.30; Unheimlich perfekte Freunde 16.45;<br />
Green Book 17.45;Weil Du nur einmal lebst 20.30;<br />
Birds Of Passage: Dasgrüne Goldder Wayuu–Pajaros<br />
de verano (OmU) 20.45<br />
UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 72 33)<br />
Shazam! 13.45; Ostwind 413.45; Dumbo 14.00,<br />
16.45, 19.30; Captain Marvel 14.00, 17.00; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3: Die geheime Welt<br />
14.15; Asterixund das Geheimnis des Zaubertranks<br />
14.20; Unheimlich perfekte Freunde 14.30; Monsieur<br />
Claude II14.30, 17.15, 20.00, 22.45; Wir<br />
16.30, 20.00, 23.00; 3D: Shazam! 16.45, 19.45,<br />
23.00; Die Goldfische 16.45, 20.15; Friedhof der<br />
Kuscheltiere 17.00, 20.00, 23.00; Misfit 17.15;<br />
3D: Captain Marvel 19.45, 23.00; Weil Du nur einmal<br />
lebst20.00; EscapeRoom22.45;IronSky: The<br />
Coming Race 23.00; Hard Powder 23.00<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (& 033 22/279 8877) Prinzessin<br />
Emmy 15.20; Monsieur Claude II 17.30,20.00<br />
Capitol Königs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />
Capernaum –Stadt der Hoffnung 17.15; Sweethearts<br />
20.00<br />
CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) 3D: Dumbo<br />
14.30, 17.00; Drachenzähmen leicht gemacht 3<br />
14.30, 17.30; 3D: Captain Marvel 14.40, 20.00;<br />
Shazam! 14.45; Asterix und das Geheimnis des<br />
Zaubertranks 14.45; Misfit 14.50; Unheimlich perfekte<br />
Freunde 15.00, 17.30; Dumbo 15.00, 17.40,<br />
20.15; Monsieur Claude II15.10, 17.20, 20.00,<br />
22.40; Mascha und der Bär 15.15; 3D: Shazam!<br />
17.00,19.50,22.30;Die Goldfische 17.10,20.30,<br />
23.00; Ostwind 417.15; Captain Marvel 17.45,<br />
23.15; Friedhof der Kuscheltiere 17.50, 20.30,<br />
23.10; Wir 19.45, 22.45; Escape Room 19.50;<br />
Green Book 20.10; Hard Powder 20.20; The Possession<br />
of Hannah Grace 22.50; 3D: Alita 23.00;<br />
Was Männer wollen 23.15; Iron Sky II 23.15<br />
Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) Dumbo<br />
15.30; Rocca verändert die Welt 15.30;Asterix und<br />
dasGeheimnis ...15.45;Monsieur Claude II 18.00,<br />
20.30;Friedhof derKuscheltiere 18.00, 20.30; 3D:<br />
Dumbo 18.00; Die Goldfische 20.30<br />
Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 48 28)<br />
Shazam! 14.45, 22.15; Dumbo 15.00, 17.15,<br />
19.45; Prinzessin Emmy 15.15; Rocca verändert<br />
die Welt 15.30; Captain Marvel17.00,22.30;Monsieur<br />
Claude II 17.30, 20.00, 23.00; 3D: Shazam!<br />
17.45,20.15; Die Goldfische 20.30; Escape Room<br />
23.00<br />
Kammerspiele Kleinmachnow (& 03 32 03/84 75 84)<br />
DieWinzlinge 16.00; Green Book18.00; Sneak Preview<br />
20.30<br />
Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Ostwind 4<br />
15.00; The Lego Movie II 16.00; Captain Marvel<br />
17.15,20.00; Die Goldfische 18.30, 21.00
26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
STREAMING<br />
Einstimmung<br />
auf „Game of<br />
Thrones“<br />
VonMarcus Posimski<br />
Der April steht ganz im Zeichen<br />
von „Game of Thrones“. Als<br />
echter Fankann man den Beginn der<br />
neuen Staffel kaum erwarten. Unter<br />
die Vorfreude mischt sich jedoch<br />
auch Wehmut, da die nun beginnende<br />
Staffel auch die letzte sein<br />
wird. Die Spannung steigt und für<br />
diejenigen, die noch nicht up-todate<br />
sind, was die Serieangeht, bleiben<br />
nur noch wenige Tage, umsich<br />
angemessen vorzubereiten. Aber die<br />
Stars der Serielaufen natürlich nicht<br />
nur in dicken Fell-Kostümen über<br />
das Set von „GoT“, sondern haben<br />
schon in ganz anderen Bereichen ihr<br />
Können unter Beweis stellen können.<br />
Hier eine kleine Auswahl.<br />
Sean Bean: Zu Beginn der Serie war<br />
der Engländer eindeutig der bekannteste<br />
unter den Akteuren. Seine<br />
schauspielerischen Leistungen reichen<br />
bin in die frühen 80er-Jahrezurück.<br />
Momentan ist er in der BBC-<br />
Serie„Broken“ zu sehen, in der er einen<br />
katholischen Priester spielt, der<br />
versucht, seiner Gemeinde in problematischen<br />
Zeiten zu helfen (sehr<br />
sehenswert!). In der zweiten Staffel<br />
des Historiendramas „Medici“, in<br />
dem es um politische und familiäre<br />
Machenschaften im Florenz des 15.<br />
Jahrhunderts geht, spielt Mr. Bean<br />
den einflussreichen Jacopo de’Pazzi.<br />
Sehr großes und pompös inszeniertes<br />
Drama, das selbst Nicht-Geschichts-Fans<br />
viel Freude macht.<br />
DieSerien „Broken“ und„Medici“ sind bei iTunes<br />
und Amazon Primezusehen.<br />
Richard Madden: Der Schauspieler<br />
hat, genauso wie Sean Bean, in der<br />
zuvor erwähnten Serie„Medici“ mitgespielt,<br />
hat aber auch in letzter Zeit<br />
mit seiner Rolle des David Budd in<br />
der Serie „Bodyguard“ für Aufsehen<br />
gesorgt. Obwohl „Bodyguard“ eine<br />
der erfolgreichsten Serien der BBC<br />
war, ist noch nicht sicher, ob und<br />
wann eine zweite Staffel folgen wird.<br />
DieSerie „Bodyguard“ist bei Netflix zu sehen.<br />
Richard Madden als Afghanistan-Veteran<br />
David Budd in „Bodyguard“<br />
NETFLIX<br />
Emilia Clarke: Khaleesi ist zweifellos<br />
die Lieblingsfigur vieler Fans und definitiv<br />
die stärkste Frauenfigur,die es<br />
derzeit überhaupt zu sehen gibt.<br />
Emilia Clarke hat in anderen Rollen<br />
auch ein breites Spektrum an Charakteren<br />
abdecken können. Neben<br />
Arnold Schwarzenegger hat sie in<br />
„Terminator Genisys“ die junge Sarah<br />
Connor verkörpert, neben dem<br />
wunderbaren Donald Glover war sie<br />
im Star-Wars-Film „Solo“ zu sehen<br />
und ihre romantische Seite konnte<br />
sie in der Bestsellerverfilmung „Me<br />
beforeYou“ aus dem Jahr 2017 unter<br />
Beweis stellen.<br />
DieFilme und die Serie „Terminator Genisys“,<br />
„Solo“ und „Me beforeYou“ sind bei iTunes und<br />
Amazon Prime zu sehen.<br />
Marcus Posimski hat<br />
amerikanische Kultur mit<br />
Schwerpunkt Film studiert.<br />
Analoges Entdecken und Lernen kann auch ganz schön sein.<br />
Offline ist das neue Bio<br />
Während hierzulande Schulen digitalisiert werden, geht der Trend im Silicon Valley in die analoge Richtung<br />
VonAdrian Lobe<br />
Die Zeiten des Frontalunterrichts,<br />
in denen der<br />
Lehrer Dinge mit der<br />
Kreide an der Tafel erklärt,<br />
sollen bald der Vergangenheit<br />
angehören. Zumindest, wenn es<br />
nach dem Willen der Bildungsminister<br />
geht. In den Industrienationen<br />
werden Milliarden in die Digitalisierung<br />
von Bildung gesteckt. In<br />
Deutschland stellt der Bund im<br />
Rahmen des Digitalpakts fünf Milliarden<br />
Euro zur Verfügung, unter anderem<br />
für die Anschaffung mobiler<br />
Geräte.<br />
In den Niederlanden sorgten die<br />
„Steve-Jobs-Schulen“ für Aufsehen,<br />
wo Schüler statt mit Büchern mit<br />
dem iPad lernen. Google hat in den<br />
USA in den vergangenen Jahren<br />
heimlich das Klassenzimmer erobert<br />
– mit Low-Cost-Laptops wie dem<br />
Chromebook, das mit Googles Betriebssystem<br />
läuft. Apple unterstützt<br />
weltweit 400 Bildungseinrichtungen,<br />
sogenannte „Apple Distinguished<br />
Schools“, mit digitalen Lerntechnologien.<br />
Facebook hat indes<br />
eine eigene Lernplattform lanciert,<br />
auf der 75 kostenlose Online-Kurse<br />
angeboten werden. Und imerzkonservativen<br />
Mormonenstaat Utah hat<br />
eine staatliche geförderte „Online-<br />
Only“-Vorschule eröffnet, wo schon<br />
Vierjährige computergestützten Unterricht<br />
erhalten.<br />
Doch ausgerechnet im Silicon<br />
Valley, wo die digitalen Lernwerkzeuge<br />
entwickelt werden und die Bildungsrevolution<br />
ausgerufen wird,<br />
findet nun ein Umdenken statt.<br />
Boom der Waldorf-Schulen<br />
Mitarbeiter großer Tech-Konzerne<br />
wie Google, Apple und Yahoo schicken<br />
ihreKinder vermehrtanSchulen,<br />
die auf eine technologiefreie<br />
Lernumgebung setzen. Waldorf-<br />
Schulen erleben im Silicon Valley<br />
gerade einen Boom. DieCanterbury<br />
Christian School in Los Altos, der<br />
Nachbargemeinde von Moutain<br />
View, dem Sitz von Google, kann<br />
sich vor Anmeldungen kaum retten<br />
– nicht wegen der Bibelverse, die<br />
dort jeden Morgen zitiert werden,<br />
sondern weil Laptops, Tablets und<br />
Smartphones aus dem Klassenzimmer<br />
verbannt werden. Die gut verdienenden<br />
Programmierer und Entrepreneure<br />
haben die Sorge, dass<br />
digitale Technologien die Konzentrationsfähigkeit<br />
und Entwicklung<br />
ihrer Kinder nachhaltig beeinträchtigen.<br />
Der ehemalige Wired-Chefredakteur<br />
und heutige Chef des Drohnenherstellers<br />
3D Robotics Chris Anderson<br />
sagte einmal, Bildschirme<br />
stünden auf einer Skala von Süßigkeiten<br />
bis Crack und Kokain eher bei<br />
Letzterem. Der ehemalige Google-<br />
Ingenieur Tristan Harris warnt mit<br />
seiner Bewegung „Time Well Spent“<br />
vor den Suchtgefahren von Smartphone-Apps.<br />
Die Apps seien so designt,<br />
dass sie mit Belohnungsmechanismen<br />
an den Dopamin-Rezeptoren<br />
im Gehirn andocken und abhängig<br />
machen. Der deutsche<br />
Psychiater und Bildungsforscher<br />
Manfred Spitzer vertritt diese These<br />
schon seit Jahren –für seine selektive<br />
Studienauswahl wurde er häufig kritisiert.<br />
Low-Tech statt High-Tech<br />
Die neue Low-Tech-Bewegung im<br />
SiliconValley kann sich auf durchaus<br />
prominente Vorreiter berufen. Microsoft-Gründer<br />
Bill Gates und Apple-<br />
Gründer Steve Jobs (beide Schulabbrecher)<br />
erzogen ihre Kinder technikfrei<br />
–zumindest, was die Nutzung<br />
von High-Tech-Geräten betraf. Die<br />
Töchter von Bill und Melinda Gates<br />
bekamen ihr erstes Mobiltelefon erst<br />
im Alter von 14Jahren. Steve Jobs<br />
verbot seinen Kindern sogar, das<br />
neue iPad zu nutzen. „Wir setzen<br />
eine Grenze, wie viel Technologie<br />
unsere Kinder zu Hause nutzen“,<br />
sagte der 2011 verstorbene Apple-<br />
Gründer in einem seiner letzten Interviews<br />
der NewYorkTimes.<br />
Für eine zeitliche Begrenzung<br />
mobiler Endgeräte sprechen triftige<br />
Gründe: das blaue Bildschirmlicht,<br />
das die Ausschüttung des Schlafhormons<br />
Melatonin hemmt. Schäden<br />
für die Augen. Ablenkungsgefahr.<br />
Konzentrationsdefizite. Doch wenn<br />
Kein Smartphone auf dem Mittagstisch: Microsoft-Gründer Bill Gates.<br />
„Unsere Kinder bekamen<br />
erst mit 14 Jahren Mobiltelefone.<br />
Sie beschwerten sich, andere Kinder hätten<br />
sie früher bekommen.“<br />
Bill Gates,<br />
Microsoft-Gründer, über den Umgang mit Handys in der Familie<br />
DPA<br />
ein Konzern ein Produkt an Schulen<br />
als Lernwerkzeug vermarktet, dessen<br />
Nutzung der Unternehmensgründer<br />
seinen eigenen Kindernverbietet<br />
–ist das nicht unglaubwürdig?<br />
Wissen die Entwickler um die Gefahrenihrer<br />
Produkte?<br />
Um die Langzeitfolgen des<br />
Smartphone-Konsums zu erforschen,<br />
führt das amerikanische National<br />
Institutes of Health (NIH) seit<br />
kurzem eine Langzeitstudie mit<br />
knapp 12 000 Jugendlichen im Alter<br />
zwischen neun und zehn Jahren im<br />
ganzen Land durch. Mit den Ergebnissen<br />
ist frühestens in ein paar Jahren<br />
zu rechnen. Was die digitalen<br />
Technologien mit den Köpfen der<br />
Kinder machen, ist noch nicht klar.<br />
BERLINER ZEITUNG /PAULUS PONIZAK<br />
Was sie mit der Gesellschaft machen,<br />
zeichnet sich dagegen schon<br />
ab. Laut einer Studie von Common<br />
Sense Media verbringen Teenager<br />
aus einkommensschwachen Familien<br />
in den USA durchschnittlich<br />
acht Stunden und sieben Minuten<br />
am TaganBildschirmen zur Unterhaltung,<br />
Jugendliche aus wohlhabenden<br />
Familien dagegen nur fünf<br />
Stunden und 42 Minuten.<br />
Das Mediennutzungsverhalten<br />
hängt also stark vom Einkommen<br />
der Eltern ab. Der digitale Graben<br />
verläuft somit nicht zwischen den<br />
haves und have-nots, also zwischen<br />
den Gerätebesitzernund Nichtbesitzern,<br />
sondern zwischen den Vielund<br />
Wenignutzern. Alternative(analoge)<br />
Beschäftigungen wie Klavierunterricht<br />
oder einen Sportverein<br />
muss man sich leisten können.<br />
DasSoziale im Digitalen<br />
Der Politikwissenschaftler Andre<br />
Wilkens beschrieb bereits in seinem<br />
2015 erschienenen Buch „Analog ist<br />
das neue Bio“ die Herausbildung einer<br />
neuen „Digitalen Schere“ zwischen<br />
denen, die es sich leisten können,<br />
nicht immer digital zu sein, und<br />
den anderen, die dies nicht mehr<br />
können, weil analoge Alternativen<br />
zu teuer sind. Damit bekommt die<br />
Digitalisierung eine soziale Dimension<br />
–obwohl das Bildungsversprechen<br />
ja immer lautet, dass alle Menschen<br />
angeschlossen und ermächtigt<br />
werden.<br />
DieZukunft könnte in den USA so<br />
aussehen, dass die Kinder der Google-<br />
und Facebook-Entwickler auf<br />
Privatschulen gehen, während das<br />
digitale Prekariat Online-Kurse belegt.<br />
Es ist also nicht damit getan, jedem<br />
Schüler ein iPad an die Hand zu<br />
geben, um Ungleichheiten in der Gesellschaft<br />
zu beseitigen.<br />
Die Steve-Jobs-Schulen in den<br />
Niederlanden, die mal als Vorbild für<br />
das digitale Klassenzimmer herangezogen<br />
wurden, gelten mittlerweile<br />
als gescheitert. DieStiftung O4NT ist<br />
pleite, von den geplanten 100 Schulen<br />
sind gerade mal 20 übrig geblieben.<br />
Der visionäre Apple-Gründer hat<br />
einmal gesagt, Computer seien<br />
„Fahrräder für den Geist“. Es geht<br />
nicht darum, Fahrräder zu besitzen,<br />
sonderndie (Kultur-)Technik zu vermitteln,<br />
wie man sie fährt.<br />
Adrian Lobe<br />
plant, den Urlaub ohne<br />
Handyzuverbingen.<br />
Nutzerdaten<br />
von Facebook<br />
offen im Web<br />
Accountnamen ungeschützt<br />
auf Servern gelagert<br />
Zwei Firmen haben Daten ihrer<br />
Nutzer aus dem Online-Netzwerk<br />
Facebook ungeschützt auf einem<br />
öffentlich erreichbaren Server<br />
gespeichert. Wie die IT-Sicherheitsfirma<br />
UpGuardherausfand, hatte die<br />
mexikanische Medienfirma Cultura<br />
ColectivaDaten wie Accountnamen,<br />
Kommentare und „Gefällt mir“-Angaben<br />
auf einem frei zugänglichen<br />
Bereich bei Amazons Cloud-Dienst<br />
AWSabgelegt. UpGuard stellte auch<br />
fest, dass die Entwickler der schon<br />
vor Jahren eingestellten App „At the<br />
Pool“ ebenfalls bis vorkurzemInformationen<br />
wie Facebook-Namen ungeschützt<br />
lagerten. Anwender in<br />
Deutschland dürften von dem Daten-Leck<br />
kaum betroffen sein.<br />
Obwohl Facebook an der Daten-<br />
Panne nur indirekt beteiligt ist,<br />
könnte der Vorfall die Debatte über<br />
die Datenschutz-Verantwortung von<br />
Facebook neu entfachen. Facebook<br />
betonte in einer Reaktion, dass es für<br />
App-Entwickler verboten ist, Daten<br />
aus der Plattform des Online-Netzwerks<br />
ungeschützt zu speichern.<br />
Man habe nach dem Hinweis zusammen<br />
mit Amazon daran gearbeitet,<br />
die Datenbank vomNetz zu nehmen.<br />
Facebook wolle weiter mit den<br />
Entwicklern daran arbeiten, die Daten<br />
der Nutzer zu schützen.<br />
Es blieb zunächst unklar,wie viele<br />
Facebook-Nutzer, die ihre Daten<br />
CulturaColectiva oder den Entwicklernvon<br />
„Atthe Pool“anvertraut haben,<br />
vondem nun entdecktenVorfall<br />
betroffen sind. UpGuard sprach von<br />
einer 146 Gigabyte großen Datenbank<br />
mit 540 Millionen Datensätzen.<br />
Die Datenbank von„At the Pool“ sei<br />
kleiner, aber potenziell gefährlicher:<br />
Denn dortseien im Klartext auch die<br />
Passwörter von 22000 Nutzern für<br />
die App gespeichert gewesen. Auch<br />
wenn es sich dabei nicht um die eigentlichen<br />
Facebook-Passwörter<br />
handelt, könnten Datendiebe damit<br />
versuchen, in Accounts bei Facebook<br />
selbst und anderen Diensten<br />
reinzukommen. Viele Nutzer verwenden<br />
nämlich oft dieselbe Kombinationen<br />
aus E-Mail-Adresse und<br />
Passwort für ein Login, obwohl Experten<br />
seit Jahren davorwarnen.<br />
Der Vorfall unterstreicht das<br />
Problem, dass Facebook keine direkte<br />
Kontrolle darüber hat, was mit<br />
den Daten passiert, die von App-<br />
Partnern auf der Plattform erhoben<br />
werden. Insbesonderenach dem Datenskandal<br />
um Cambridge Analytica<br />
war gefordert worden, dass Facebook<br />
mehr für den Schutz seiner<br />
Nutzer auch in diesen Fällen unternehmen<br />
müsse. (dpa)<br />
AUSDER REDAKTION<br />
Berlin Mitte,<br />
der Podcast<br />
von<br />
Jochen Arntz<br />
Freitags<br />
ab sechs<br />
Jetzt gibt’s unter www.berliner-zeitung.de<br />
auch was zum Hören –direkt<br />
aus der Chefredaktion. „Berlin<br />
Mitte“ heißt der Podcast, in dem ich<br />
Ihnen jeden Freitag ab sechs Uhr<br />
morgens Neues aus der Redaktion<br />
und Neues aus Berlin präsentiere.<br />
Diesmal spreche ich mit Sabine<br />
Rennefanz über die anhaltende Ostund<br />
Westdebatte – 30 Jahre nach<br />
dem Mauerfall.<br />
Wirhören uns,<br />
Ihr Jochen Arntz, Chefredakteur<br />
bei Twitter @JochenArntz
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 27 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
Tagesschau 9.05 (für HG) LivenachNeun 9.55<br />
(für HG)Sturm der Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />
des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />
12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG)<br />
ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />
Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für HG)<br />
Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />
16.10 (für HG)Hallo Schatz –Vom Plunder zum<br />
Prachtstück 17.00 (für HG) Tagesschau 17.15<br />
(für HG) Brisant 18.00 (für HG) Werweiß denn<br />
sowas? 18.50 (für HG)Quizduell –Der Olymp<br />
19.45 (für HG) Sportschau voracht 19.55 (für<br />
HG)Börse voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Die Drei von der<br />
Müllabfuhr –Baby anBord<br />
TV-Komödie,D2019<br />
Mit Uwe Ochsenknecht, Jörn Hentschel,<br />
Daniel Rodic u.a.<br />
21.45 (für HG) Tagesthemen<br />
22.00 (für HG) Polizeiruf 110 Sumpfgebiete<br />
TV-Kriminalfilm, D2016<br />
Mit Matthias Brandt, Ulrich Noethen,<br />
Niels Bormann u.a.<br />
23.30 (für HG) Mordkommission Istanbul<br />
Rettet Tarlabasi. TV-Kriminalfilm, D’13<br />
1.00 (für HG) Tagesschau<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />
Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Der<br />
Blaulicht-Report 11.00 Der Blaulicht-Report<br />
12.00 Punkt 12 14.00 Die Superhändler –4<br />
Räume, 1Deal 15.00 Auf fremden Sofas<br />
16.00 Meine Geschichte –Mein Leben 17.00<br />
Freundinnen –Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie<br />
17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv<br />
–Das Magazin. Moderation: Elena<br />
Bruhn 18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin. Moderation:<br />
Frauke Ludowig 18.45 aktuell 19.05<br />
(für HG) Alles was zählt Classics. Soap 19.40<br />
(für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />
20.15 (für HG) Let's Dance<br />
Show<br />
Jury: Joachim Llambi, Motsi Mabuse,<br />
Jorge González<br />
Moderation:Victoria Swarovski,Daniel<br />
Hartwich<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.30 Willkommen bei Mario Barth<br />
Gäste: Paul Panzer,Isabel Edvardsson<br />
Mit Mario Barth<br />
1.40 Willkommen bei Mario Barth<br />
Gäste: Katrin Bauerfeind, Willy Astor<br />
Mit Mario Barth<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
MDR WDR nimmtsie unter seine Fittiche.Als siefür Arte<br />
11.00 (für HG) MDR um elf 11.45 (für HG) In<br />
aller Freundschaft 12.30 (für HG) Die schöne<br />
Müllerin. Heimatfilm, D1954 14.00 (für HG)<br />
MDR um zwei 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />
16.00 (für HG) MDR um vier 17.45 (für HG)<br />
Aktuell 18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG)<br />
Sandmann 19.00 (für HG) MDR Regional<br />
19.30 (für HG) Aktuell 19.50 (für HG) Elefant,<br />
Tiger &Co. 20.15 (für HG) Die Schlager des<br />
Monats 21.45 (für HG) Aktuell 22.00 (für HG)<br />
Riverboat 0.15 MDR Kultur –Filmmagazin<br />
0.30 (für HG) Sushi in Suhl. Komödie, D2012<br />
Bayern<br />
16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir<br />
in Bayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />
Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />
(für HG) Unser Land 19.30 (für HG) Landgasthäuser<br />
Alpenküche 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Hubert und Staller 21.00 (für HG) Hubert<br />
und Staller 21.45 (für HG) Rundschau<br />
Magazin 22.00 Normal is des ned! 22.45 (für<br />
HG) Der Teufelshauptmann. Western, USA<br />
1949 0.25 (für HG) Landgasthäuser Alpenküche<br />
1.00 (für HG) Wir inBayern 2.15 Frankenschau<br />
aktuell 2.45 Abendschau –Der Süden<br />
Vox<br />
16.00 4Hochzeiten und eineTraumreise<br />
17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First<br />
Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte<br />
Dinner 20.00 Prominent! 20.15 (für HG) Law<br />
&Order: Special Victims Unit 21.15 (für HG)<br />
Law &Order: Special Victims Unit 22.10 (für<br />
HG) Law &Order: SpecialVictims Unit 23.05<br />
(für HG) Chicago P.D. 0.00 nachrichten 0.20<br />
(für HG) Medical Detectives –Geheimnisse der<br />
Gerichtsmedizin. Im Namen des Volkes 1.15<br />
(für HG) Medical Detectives –Geheimnisse der<br />
Gerichtsmedizin. Zerstörerische Gewalt<br />
Super RTL<br />
13.35 Angelo! 14.05 Coop gegen Kat 14.35<br />
Bugs Bunny und LooneyTunes 14.55 Dragons<br />
–Auf zu neuen Ufern 15.20 ALVINNN!!!<br />
und die Chipmunks 15.50 Ninjago –ImLand<br />
der Drachen 16.15 Ritter hoch 3 16.45 Voll zu<br />
spät! 17.10 Grizzy &die Lemminge 17.40<br />
Spirit: wild und frei 18.05 Bugs Bunny und<br />
LooneyTunes 18.35 WOW Die Entdeckerzone<br />
19.05 ALVINNN!!! und die Chipmunks 19.40<br />
Super ToyClub 20.15 Asterix erobert Rom.<br />
Zeichentrickfilm, F/B 1976 21.50 Alf 22.20<br />
Alf 22.45 Alf 23.15 Alf<br />
Sport1<br />
14.30 Cajun Pawn Stars –Pfandhaus Louisiana.<br />
Die Wahlmaschine 15.30 Storage Hunters.<br />
Heiße Ware 16.30 Find It, Fix It, Flog It –<br />
Schätze aus der Scheune 17.30 Container<br />
Wars. Schadensbegrenzung 18.00 Goooal! –<br />
Das internationale Fußball-Magazin 18.30<br />
Bundesliga aktuell spezial. Spezial. Titelduell<br />
19.25 Eishockey: Deutsche Eishockey Liga.<br />
Play-offs, Halbfinale, Spiel 2 22.00 FC Bayern<br />
Inside 22.30 Sky Sport News –Die 2. Bundesliga.<br />
28. Spieltag 23.30 Bundesliga aktuell<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante. Hoteldiebe<br />
11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. Zu viel des<br />
Guten. Krimiserie 12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />
13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die Küchenschlacht<br />
15.00 (für HG) heute Xpress<br />
15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />
heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />
Irren ist mörderisch 17.00 (für<br />
HG) heute 17.10 (für HG) hallo deutschland<br />
17.45 (für HG) Leute heute 18.00 (für HG)<br />
SOKO Wien. Alte Indianer 19.00 (für HG) heute<br />
19.25 (für HG) Bettys Diagnose. Verplant<br />
20.15 (für HG) Der Alte<br />
Schuld und Sühne. Krimiserie<br />
Mit Jan-Gregor Kremp, Stephanie<br />
Stumph, Ludwig Blochberger u.a.<br />
21.15 (für HG) Letzte Spur Berlin<br />
Freigang.Krimiserie<br />
22.00 (für HG) heute-journal<br />
22.30 (für HG) heute-show<br />
Mit Oliver Welke<br />
23.00 aspekte Lotte Laserstein –<br />
Wiederentdeckung der <strong>Berliner</strong> Malerin<br />
23.45 heute+<br />
0.00 Neo Magazin Royale<br />
5.30 Frühstücksfernsehen 10.00 Im Namen<br />
der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit<br />
Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />
Isabella Schulien 11.00 Im Namen der<br />
Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />
Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />
Isabella Schulien 12.00 Anwälte im<br />
Einsatz 13.00 Anwälte imEinsatz 14.00 Auf<br />
Streife. Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die<br />
Spezialisten 16.00 Klinik am Südring 17.00<br />
Meine Klasse –Voll das Leben 17.30 Fünf Leben<br />
–Die Schicksale 18.00 Endlich Feierabend!<br />
Moderation: Annett Möller,Matthias<br />
Killing 19.00 Genial daneben –Das Quiz<br />
19.55 Nachrichten<br />
20.15 Catch! Die Deutsche Meisterschaft<br />
im Fangen<br />
Rateteam: Jasmin Gerat, Edin<br />
Hasanovic, Mike Singer,Oliver<br />
Mommsen. Moderation: Luke<br />
Mockridge, Andrea Kaiser<br />
22.20 Bülent Ceylan Live –Lassmalache<br />
0.15 Knallerfrauen<br />
0.45 Knallerfrauen<br />
1.10 Switch Reloaded<br />
1.35 Switch Reloaded<br />
1.55 Sechserpack Total verknallt<br />
2.20 Sechserpack Ab ins Grüne<br />
13.05 (für HG) Planet Wissen 14.05 (für HG)<br />
In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte 14.55<br />
(für HG) In aller Freundschaft –Die jungen Ärzte<br />
15.45 (für HG) Aktuell 16.05 Hier und heute<br />
18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit 18.15<br />
(für HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle<br />
Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Dschungel in der Stadt –<br />
Der Kölner Zoo 21.00 (für HG) Der Vorkoster<br />
21.45 (für HG) Aktuell 22.00 (für HG) Kölner<br />
Treff 23.30 (für HG) Prix Pantheon 2.00 Lokalzeit<br />
aus Köln 2.30 Lokalzeit aus Aachen<br />
NDR<br />
13.10 (für HG) Inaller Freundschaft. Wahlverwandtschaften<br />
14.00 (für HG) aktuell 14.15<br />
(für HG) die nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –<br />
Gejagt 16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG)<br />
Mein Nachmittag 17.10 (für HG) Seehund,<br />
Puma &Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 (für<br />
HG) Hofgeschichten 18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />
Ländermagazine 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) die nordstory 21.15 (für HG)<br />
Kampf den Kaffeefahrten 21.45 (für HG) aktuell<br />
22.00 (für HG) 3nach 9 0.00 (für HG) Inas<br />
Nacht 1.00 (für HG) 3nach 9<br />
Kabel eins<br />
11.10 Without aTrace 12.05 Numb3rs 13.00<br />
Castle 14.00 The Mentalist 14.55 Navy CIS:<br />
L.A. 15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />
Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein<br />
Lokal –Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle!<br />
Wir kümmern uns drum 20.15 Elementary.<br />
Blinde Wut 21.15 Navy CIS. Falscher Ort,<br />
falsche Zeit 22.15 Navy CIS. Die Spinne im<br />
Netz 23.15 Navy CIS: L.A. Wie der Vater,so<br />
der Sohn 0.05 Navy CIS. In der Falle 0.55<br />
Late News 1.00 Navy CIS. Falscher Ort, falsche<br />
Zeit 1.40 Navy CIS. Die Spinne im Netz<br />
RTL 2<br />
12.10 Die Geissens –Eine schrecklich glamouröse<br />
Familie! 13.10 Die Geissens –Eine<br />
schrecklich glamouröse Familie! 14.10 Die<br />
Wollnys –Eine schrecklich große Familie!<br />
15.10 Die Wollnys –Eine schrecklich große<br />
Familie! 16.05 Krass Schule –Die jungen Lehrer<br />
17.00 News 17.10 Krass Schule –Die jungen<br />
Lehrer 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –<br />
Tag&Nacht 20.15 Iron Man. Sci-Fi-Film, USA<br />
2008 22.45 Kill Command –Die Zukunft ist<br />
unbesiegbar. Sci-Fi-Horror,GB2016 0.40 Iron<br />
Man. Sci-Fi-Film, USA 2008<br />
Eurosport 1<br />
8.30 Snooker:World Main Tour 11.30 Snooker:<br />
World Main Tour 12.00 Superbike: WM<br />
12.45 Superbike: WM 13.25 Snooker: World<br />
Main Tour 17.00 Snooker:World Main Tour<br />
17.55 Eurosport News 18.00 Radsport: Quer<br />
durch Flandern 19.00 Matchday live –Warmup<br />
19.30 #TGIM –Stream Team 20.15 Sammer<br />
Time 20.45 Fußball. Freitag International<br />
22.15 Mann gegen Mann –Das Bundesliga-<br />
Duell 23.25 Curling: Weltmeisterschaft der<br />
Herren 1.00 Superbike: Weltmeisterschaft<br />
ARD, 20.15 UHR TV-KOMÖDIE<br />
Die Drei von der Müllabfuhr –BabyanBord<br />
Nachdem die Müllmänner Werner (Uwe Ochsenknecht), Tarik(Daniel Rodic)und<br />
Ralle (Jörn Hentschel, v.l.n.r.) in ihrem erstenTV-Auftritterfolgreich<br />
ihreArbeitsplätzeverteidigt haben,folgt bereits das nächste Abenteuer für<br />
die drei Männer in Orange.Esbeginntdamit,dasssie aufdem Betriebshof ein<br />
kleines Baby finden. DasFindelkind kommtden Kollegen bekanntvor:Auf ihrer<br />
Tagestourmeinen sie es mit der 16-jährigen MarieThieme gesehen zu haben.<br />
Die drei machen sichauf den Wegzuder alleinerziehenden Teenie-Mutter,treffen<br />
vorOrt aber niemanden an. Notgedrungen nehmen die drei Mülltitalente die<br />
kleine Leabei sich auf. Es istder zweite Einsatzfür Daniel Rodic,Jörn Hentschel<br />
und UweOchsenknechtals <strong>Berliner</strong>Müllmänner,die diesmal aufden Spuren<br />
des Komödienklassikers „Drei Männer und ein Baby“ wandeln.<br />
(Dtl./2019)<br />
Anzeige<br />
PROSIEBEN, 20.15 UHR KOMÖDIE<br />
Focus<br />
unveu-news.de<br />
Foto: ARD<br />
Die Kleinkriminelle Jess Barrett(Margot<br />
Robbie) versucht, den professionellen<br />
Hochstapler und Trickbetrüger Nicky Spurgeon(Will<br />
Smith) reinzulegen. Dieser jedoch<br />
ist mitallen Wassern gewaschen und<br />
durchschautihrePläne.Dochererkennt<br />
das Potential der charmanten Gaunerin und<br />
JETZT<br />
einander Gefühle entwickeln, beendet er<br />
die Zusammenarbeit.DreiJahrespäter treffen<br />
sie in Buenos Aires, wo Nicky den Coup<br />
seines Lebens plant, erneut aufeinander.Im<br />
Anschluss an dieGaunerkomödie läuft mit<br />
„I am Legend“ ein weiterer Film mit Hollywood-Superstar<br />
Will Smith.<br />
(USA/Arg./2015)<br />
Foto: ProSieben<br />
am Kiosk<br />
SUDOKU<br />
NORMALVARIANTE -mittel<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL<br />
3 9 6<br />
1 7 4<br />
5 2<br />
9<br />
7 1<br />
6 7 8 5<br />
4 1 3 9 5<br />
2<br />
8<br />
MitDIAGONALEN-schwer<br />
MIT DIAGONALEN –SCHWER<br />
2 7<br />
6 1 3<br />
8 9<br />
3<br />
5 4<br />
9<br />
3 6<br />
7 8<br />
2<br />
AUFLÖSUNG Auflösung<br />
vom VOM 4.4.2019<br />
MITTEL mittel<br />
9 8 3 5 1 2 4 6 7<br />
1 4 6 9 8 7 5 3 2<br />
2 7 5 4 6 3 8 9 1<br />
4 3 1 7 5 6 2 8 9<br />
5 9 8 1 2 4 3 7 6<br />
6 2 7 8 3 9 1 5 4<br />
7 1 9 3 4 8 6 2 5<br />
3 6 4 2 9 5 7 1 8<br />
8 5 2 6 7 1 9 4 3<br />
AUFLÖSUNG<br />
Auflösung<br />
vom<br />
VOM 4.<br />
4.4.2019<br />
4. 2019<br />
SCHWER schwer<br />
4 2 3 9 1 5 6 8 7<br />
5 7 8 2 6 3 9 1 4<br />
1 9 6 7 8 4 3 5 2<br />
7 8 9 1 4 6 2 3 5<br />
2 5 4 3 9 7 8 6 1<br />
6 3 1 5 2 8 4 7 9<br />
3 1 2 6 7 9 5 4 8<br />
9 4 5 8 3 1 7 2 6<br />
8 6 7 4 5 2 1 9 3<br />
5.25 Potsdam erwacht 5.35 tierisch gut! 6.20<br />
zibb. zuhause in berlin &brandenburg 7.20<br />
Brisant 8.00 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />
8.30 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />
9.00 In aller Freundschaft 9.45 In aller<br />
Freundschaft 10.30 Rote Rosen 11.20 Sturm<br />
der Liebe 12.10 Die Stein 13.00 rbb24 13.10<br />
Verrückt nach Meer 14.00 Lichters Schnitzeljagd<br />
(3) 14.45 Hessen-Reporter 15.15 Panda,<br />
Gorilla &Co. 16.00 rbb24 16.15 Gefragt –<br />
Gejagt 17.00 rbb24 17.05 Nashorn, Zebra &<br />
Co. 17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das<br />
Ländermagazin 18.30 zibb. zuhause in berlin<br />
&brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Die 30 spannendsten <strong>Berliner</strong> Kieze<br />
Dokumentation<br />
Prominente wie Marijam Agischewa,<br />
Heidi Hetzer und Gregor Gysi erzählen<br />
persönliche Kiez-Geschichten.<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Riverboat<br />
Gäste: Thomas de Maizière,Magdalena<br />
Neuner, Devid Striesow, Cornelia<br />
Gröschel, Margarita Broich, Rolando<br />
Villazón, Nico Santos<br />
0.15 Ein Kessel Buntes<br />
Moderation: Wolfgang Lippert<br />
ProSieben<br />
5.00 2Broke Girls 5.40 Mike &Molly 6.00<br />
Twoand aHalf Men 7.10 The Big Bang Theory<br />
8.45 The Middle 9.40 Fresh off the Boat<br />
10.30 Mike &Molly 10.55 How IMet Your Mother.Comedyserie<br />
11.50 2Broke Girls 12.40<br />
Mom. Comedyserie 13.00 Twoand aHalf<br />
Men. Die Standuhr/Das wird kein gutes Ende<br />
nehmen/Tubensahne. Comedyserie 14.25 The<br />
Middle. Das Straßenfest/Die Haustür.Comedyserie<br />
15.15 The Big Bang Theory. Comedyserie<br />
17.00 taff. Rockin Cape Town 18.00 Newstime<br />
18.10 Die Simpsons. Das böse Wort/Die unglaubliche<br />
Reise in einem verrückten Privatflugzeug.Zeichentrickserie<br />
19.05 Galileo. Die<br />
Höhlen-Menschen von Granada<br />
20.15 Focus<br />
Komödie, USA/ARG 2015<br />
Mit Will Smith, Margot Robbie, Rodrigo<br />
Santoro, Gerald McRaney, B.D. Wong,<br />
RobertTaylor,Dominic Fumusa u.a.<br />
Regie: John Requa, Glenn Ficarra<br />
22.30 IamLegend<br />
Sci-Fi-Film, USA 2007<br />
Mit Will Smith, Alice Braga, Charlie<br />
Tahan, Salli Richardson u.a.<br />
0.20 Parallels –Reise in neue Welten<br />
Sci-Fi-Film, USA 2015<br />
Mit Mark Hapka, Jessica Rothe u.a.<br />
13.00 Stadt Land Kunst 13.45 (für HG) Mord<br />
im Mittsommer (1/3)Tod im Schärengarten.<br />
TV-Kriminalfilm, S2012 16.00 (für HG) Der<br />
Retter der Bienen 16.45 (für HG) Märkte –Im<br />
Bauch von …17.35 X:enius 18.05 Leben mit<br />
Vulkanen 18.30 Geheimnisvolle Wildblumen<br />
19.20 Arte Journal 19.40 Re: 20.15 (für HG)<br />
Größer als imFernsehen. TV-Komödie, D2019<br />
21.45 (für HG) Chuck Berry 23.25 Tracks 0.05<br />
Berlin Live 1.05 Arte Journal 1.25 Streetphilosophy<br />
1.55 Pigalle –Pariser Geschichten. Dokumentarfilm,<br />
F2017 3.00 Terra Mater<br />
3Sat<br />
13.20 Mission Arche Noah (1/4) 14.05 Mission<br />
Arche Noah (2/4) 14.50 MissionArche<br />
Noah (3/4) 15.35 MissionArche Noah (4/4)<br />
16.20 WinzigeWunder: Insekten (1/3) 17.00<br />
WinzigeWunder: Insekten (2/3) 17.45 Winzige<br />
Wunder: Insekten (3/3) 18.30 nano 19.00<br />
(für HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 (für HG) betrifft 21.00 makro<br />
21.30 auslandsjournal extra 22.00 (für HG)<br />
ZIB 2 22.25 Verleihung des 55. Grimme-Preises<br />
2019 0.05 (für HG) Der Chinese. TV-Thriller,D/S/A<br />
2011 1.35 10vor10<br />
Phoenix<br />
15.45 phoenix plus. Sehnsucht nach Europa<br />
16.00 maybrit illner.Endstation harter Brexit _<br />
ohne Vertrag ins Chaos? 17.05 augstein und<br />
blome 17.15 Zurück in die Heimat? Dokumentarfilm,<br />
D2019 17.30 phoenix der tag 18.00<br />
phoenix persönlich 18.30 Auf Sand gebaut:<br />
Senegals Kampf um dieKüste 19.15 Paradies<br />
Zartbitter 20.00 (für HG)Tagesschau 20.15<br />
Rom am Rhein 21.00 Rom am Rhein 21.45<br />
Rom am Rhein 22.30 Preußen am Rhein 23.00<br />
phoenix der tag 0.00 phoenix persönlich 0.30<br />
augstein und blome 0.45 Rom am Rhein<br />
Kika<br />
12.55 Marcus Level 13.20 Max &Maestro<br />
13.40 Tiere bis unters Dach 14.10 Schloss<br />
Einstein 15.00 (für HG) Dance Academy<br />
15.50 (für HG) H2O –Abenteuer Meerjungfrau<br />
16.40 (für HG) 4½Freunde 17.25 (für HG)<br />
Insectibles 18.00 (für HG) Wir Kinder aus dem<br />
Möwenweg 18.10 (für HG) Die Biene Maja<br />
18.35 Mama Fuchs und Papa Dachs 18.50<br />
Sandmann 19.00 (für HG) Arthur und die<br />
Freunde der Tafelrunde 19.30 Die unglaubliche<br />
Geschichte von der Riesenbirne. Animationsfilm,<br />
DK 2018 20.50 Bernd &Friends<br />
Dmax<br />
16.15 Border Control 16.45 Border Control –<br />
Spaniens Grenzschützer 17.15 Fast 'N' Loud<br />
18.15 Garage Rehab –Die Werkstatt-Retter<br />
19.15 Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte<br />
20.15 Fang des Lebens –Der gefährlichste Job<br />
Alaskas 21.15 Ed Stafford: Das Survival-Duell<br />
22.15 Moonshiners –Die Schwarzbrenner von<br />
Virginia 23.15 Die Monster-Jäger –Bestien auf<br />
der Spur 0.15 Zerstört inSekunden 0.45 Zerstört<br />
inSekunden 1.10 Zerstört inSekunden<br />
1.40 Zerstört inSekunden<br />
5.02 hessenschau 5.30 ARD-Morgenmagazin<br />
9.00 Tagesschau-Nachrichten 9.15 Zapp 9.45<br />
Shift 10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.15 quer<br />
11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.15<br />
Mex –Das Marktmagazin 20.00 Tagesschau<br />
20.15 Monitor 20.45 Die rbb-Reporter 21.17 Der<br />
Stahlbaron. Dokumentarfilm, D2019 22.00 Tagesthemen<br />
22.15 mehr/wert 22.45 Extra 23.00 Tagesthemen<br />
23.15 Extreme –das neue Normal?<br />
Klimawandel in Bayern 0.00 Tagesthemen 0.15<br />
Fakt ist! 1.15 Tagesschau 1.25 mehr/wert 1.55<br />
Extra 2.00 Tagesschau 2.10 DieTagesschauvor<br />
20 Jahren 2.25 Sachsen-Anhalt Heute<br />
ONE<br />
10.55 In allerFreundschaft –Die jungen Ärzte<br />
11.45 Verrücktnach Meer 12.35 Sturmder Liebe<br />
13.20 Sturmder Liebe 14.10 PfarrerBraun. Kur<br />
mit Schatten. TV-Kriminalfilm, D2010 15.40 In<br />
aller Freundschaft –Die jungen Ärzte 16.30 Bezaubernde<br />
Jeannie 16.55 Bezaubernde Jeannie<br />
17.20 Lindenstraße 17.50 Der Dicke 18.40 Sturm<br />
der Liebe 19.25 Sturmder Liebe 20.15 Nuhr im<br />
Ersten 21.00 LongIsland Blues. Familiendrama,<br />
USA2008 22.30 Großstadtrevier 23.15 Großstadtrevier<br />
0.05 Polizeiruf110. Sumpfgebiete.<br />
TV-Kriminalfilm,D2016 1.35 LongIsland Blues.<br />
Familiendrama, USA 2008 3.05 extra 3 3.35 Der<br />
Dicke 4.25 Lindenstraße 4.55 Verrückt nach Meer<br />
ZDF NEO<br />
5.05 Bad Banks 5.55 Bad Banks 6.50 Gätjens<br />
großes Kino 7.00 Heldt 7.45 Topfgeldjäger 8.35<br />
Lafer! Lichter! Lecker! 9.20 Bares fürRares 10.15<br />
Bares für Rares 11.05 Der Nachbar in meinem<br />
Beet 11.50 Die Rettungsflieger 12.35 Die Rettungsflieger<br />
13.25 Monk 14.05 Monk 14.45 Heldt<br />
15.30 Die Rettungsflieger 16.15 Die Rettungsflieger<br />
17.05 Monk 17.45 Monk 18.30 Bares für<br />
Rares 19.20 Bares fürRares 20.15 Shakespeare<br />
&Hathaway –Private Investigators 21.00 Shakespeare<br />
&Hathaway–Private Investigators 21.45<br />
Shakespeare &Hathaway–PrivateInvestigators<br />
22.30 Silent Witness 3.45 Shakespeare &<br />
Hathaway –Private Investigators<br />
ZDF INFO<br />
7.45 forumamfreitag 8.00 auslandsjournal 8.30<br />
PatientenimVisier 9.15 (für HG)Globuli und guter<br />
Glaube 9.45 Pillen,Pulver,Wunderheiler 10.15 (für<br />
HG) Wiegut sind unsereÄrzte? 11.00 LeschsKosmos<br />
11.30 UnsereZukunft 12.15 Leschs Kosmos<br />
12.45 Täterjagd 15.00 Dem Todauf der Spur –<br />
Die Männer vomKriminaldauerdienst 15.45 Anklage<br />
Mord–Der Fall Pagenstecher 16.30 Kriminelle<br />
Karrieren 17.15 Abgezockt! 18.00 Geheimnisse<br />
derSowjet-Technik 18.45 (für HG)planet e. 19.30<br />
Risiko Felsstürze –Wenn Bergebröckeln 20.15<br />
One strange Rock –UnsereErde 23.15 (für HG)<br />
Faszination Universum 0.45 heute-journal 1.15 Geheimnisse<br />
desUniversums<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik Streicherkunst des Barock –Das<br />
Ensemble Cordarte., ca. 46 Minuten<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Internationaler Max Rostal Wettbewerb Finalisten<br />
musizieren mit der Hamburger Camerata<br />
und Werken von Hoffmeister,Benda, Denisov,<br />
J. Haydn, W.A. Mozart,Pärt, ca. 147 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Blindverkostung Das heitere Interpretenraten.<br />
César Franck: Violinsonate A-Dur.Mit Christine<br />
Lemke-Matwey,Andreas Göbel, Kai Luehrs-Kaiser.,<br />
ca. 116 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Julian Barnes: „Die einzige Geschichte”<br />
(15/22). Es liest Frank Arnold, ca.30Min.<br />
22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
„Auerhaus” Hörspiel nach dem gleichnamigen<br />
Roman von Bov Bjerg., ca. 56 Minuten<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Julian Barnes: „Die einzige Geschichte”<br />
(15/22), ca. 31 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
„Die vergessene Welt” Kriminalhörspiel nach<br />
Arthur Conan Doyle., ca. 55 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Mikrokosmos –die Kulturreportage Amateure<br />
am Braukessel., ca. 45 Minuten<br />
19.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Zeitfragen Literatur.Koffermenschen, Donauschwaben,<br />
Partisanen. Deutsche in der<br />
neuen kroatischen Literatur., ca. 30 Minuten<br />
20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Das Feature Coaching für U-Bahn-Bettler.Es<br />
darf ein bisschen mehr sein!, ca. 50 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Lange Nacht Fremdes Leben in fernen Ländern.<br />
Eine Lange Nacht exotischer Genüsse.<br />
VonAntje Allroggen, ca. 175 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Marilyn Moore., ca. 30 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
On stage Metamorphosen der Schwestern. Die<br />
US-Band Larkin Poe., ca. 55 Minuten<br />
22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Lied- und Folk-Geschichte(n) Schnörkellos<br />
ehrlich. Der Liedermacher Josef Hien. Von Michael<br />
Frank, ca. 45 Minuten<br />
1.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Deutschlandfunk Radionacht Lied &Chanson.Liederbestenliste,ca.<br />
235 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 80 · F reitag, 5. April 2019 – S eite 28<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
Jacinda Ardern (38) zeigt sich jeder Situation<br />
gewachsen. Gerade noch<br />
wurde die neuseeländische Regierungschefin<br />
allenthalben für ihr besonnenes,anpackendes<br />
und zugleich<br />
anteilnehmendes Auftreten nach den<br />
rassistischen Terroranschlägen in<br />
Christchurch gelobt. Am Donnerstag<br />
zeigte Ardernerneut, dass sie auf dem<br />
Quiviveist: In einem Supermarkt bezahlte<br />
die Sozialdemokratin für eine<br />
Mutter vonzweiKindern, die ihr<br />
Portemonnaie vergessen hatte,die<br />
Einkäufe.Auf die Frage,warum sie<br />
das gemacht habe,erklärte sie:„Weil<br />
sie eine Mutter ist.“ Ardernhat selbst<br />
eine kleine Tochter.<br />
Nicole Pedneault und Roger Larocque<br />
aus der kanadischen Provinz<br />
Quebec haben einen Enkel. Wasfür<br />
ein Glück: DerJunge wollte sich von<br />
seinen Großelternein Buch ausleihen,<br />
Pedneault zogesaus dem Regal<br />
und fand im Inneren einen Lottoschein<br />
–erwar nur noch zwei Tage<br />
gültig und einen Gewinn voneiner<br />
Million kanadischer Dollar (670 000<br />
Euro)wert. Diese Geschichte veröffentlichte<br />
die Lottogesellschaft in<br />
Montreal jetzt per Twitter,selbstverständlich<br />
nicht, ohne das HappyEnd<br />
zu verschweigen: DasRentnerpaar<br />
gab den Schein rechtzeitig ab.<br />
BritneySpears (37) braucht mehr Zeit<br />
für sich selbst. So müssen wir jedenfalls<br />
einen Post verstehen, den die<br />
Sängerin jetzt auf Instagram veröffentlichte.Dortkommentierte<br />
sie einen<br />
Appell, sich„um sich selbst zu<br />
kümmern“, mit denWorten:„Wir alle<br />
müssen uns Zeit für etwas ,Ich-Zeit‘<br />
nehmen.“ Einlächelnder Smiley<br />
schloss den Post ab.Der ernste Hintergrund:Wegen<br />
einer<br />
schweren Erkrankung<br />
ihresVaters Jamie<br />
Spears (66) hatte sie<br />
bereits im Januar alle<br />
Auftritte abgesagt.<br />
DasPromiportal<br />
TMZ.com berichtete<br />
am Donnerstag,<br />
die Erkrankung belaste<br />
Britney so<br />
sehr,dass sie sich<br />
zur Behandlung<br />
in eine psychiatrische<br />
Klinik begeben<br />
habe.<br />
(schl./mit dpa)<br />
Die Erkrankung ihres Vaters<br />
belastet sie sehr. IMAGO/FAVIER<br />
TIERE<br />
Ausgewachsene Exemplare werden<br />
bis zu drei Meter lang. AFP<br />
Weil sie gelegentlich Ziegen reißen<br />
oder zum Trocknen aufgehängten<br />
Fisch verspeisen, sind Komodowarane<br />
bei der einheimischen Bevölkerung<br />
nicht sonderlich beliebt. Ganz<br />
anders die Touristen, die extrawegen<br />
der massigen Echsen auf die indonesische<br />
Insel Komodo pilgern. So viele<br />
sind es inzwischen, dass die Behörden<br />
über eine Sperrung des Eilands<br />
nachdenken. AufKomodo leben<br />
etwa 2300 der drachenähnlichen<br />
Tiere. Damit die gefährdete Art, die<br />
auch immer wieder in die Hände von<br />
Schmugglerbanden gerät, sich erholen<br />
kann, könnte 2020 Schluss sein<br />
mit Reisen nach Komodo.Und dann<br />
ist endlich Ruhe im Karton! (avo.)<br />
Auf eine Zigarette mit …<br />
VonJohannes Dieterich<br />
Der US-Flugzeugbauer<br />
Boeing steht vor der<br />
größten Krise seiner<br />
über 100-jährigen Geschichte.<br />
Nachdem ein am Donnerstag<br />
veröffentlichter vorläufiger Untersuchungsbericht<br />
die äthiopischen Piloten<br />
des Flugs ET 302 von jeglicher<br />
Verantwortung für den Absturz einer<br />
Boeing 737 Max 8am10. März nahe<br />
Addis Abeba freigesprochen hat,<br />
bleibt der Schwarze Peter für das Unglück<br />
bei den Flugzeugbauern aus<br />
Chicago hängen.<br />
Entschädigung in Milliardenhöhe<br />
„Zieh hoch, zieh hoch“<br />
Trägt der Flugzeugkonzern Boeing die alleinige Schuld am Todvon 346 Menschen?<br />
Die Absturzstelle bei Addis Abeba<br />
Verantwortlich für das Desaster, das<br />
157 Menschen –149 Passagiere und<br />
acht Besatzungsmitglieder –das Leben<br />
kostete, ist offensichtlich ein<br />
nach seinem englischen Namen<br />
MCAS abgekürztes Kontrollsystem<br />
des Flugzeugs –auch wenn die Autoren<br />
des vorläufigen Berichts internationaler<br />
Gepflogenheit entsprechend<br />
zu diesem Zeitpunkt noch niemandem<br />
die Schuld für das Unglück zuschrieben.<br />
Dennoch drohen Boeing<br />
nun Entschädigungsklagen in Milliardenhöhe:<br />
Das Unglück könne zum<br />
„umfangreichsten Rückversicherungsfall<br />
in der zivilen Luftfahrt“ werden,<br />
heißt es beim internationalen<br />
VersicherungsbrokerWillis.<br />
Schon vor der um mehrere Tage<br />
verzögerten Veröffentlichung des Berichts<br />
hatten Medienorgane wie die<br />
NewYorkTimes,das Wall Street Journal<br />
und Reuters genügend Material<br />
zusammengetragen, um die Ursache<br />
des Absturzesder Ethiopian-Airlines-<br />
Maschine rekonstruieren zu können.<br />
Nach Aussagen an der Untersuchung<br />
beteiligter Experten war beim Crash<br />
der äthiopischen Max 8genauso wie<br />
bei ihrem knapp fünf Monate zuvor<br />
verunglückten indonesischen Pendant<br />
das MCA-Kontrollsystem eingeschaltet.<br />
Dieses drückt die Nase einer<br />
Maschine automatisch nach unten,<br />
falls sie für ihre Geschwindigkeit zu<br />
steil ansteigt und wegen zu geringer<br />
Auftriebskraft abzustürzendroht.<br />
Nach dem Crash der indonesischen<br />
Lion-Air-Maschine mit 189 Totenhieß<br />
es,dass ein schadhafter Sensor<br />
das Kontrollsystem mit fehlerhaften<br />
Datenversorgt habe,sodass sich<br />
die Flugkorrektur grundlos vonselbst<br />
einschaltete.Die indonesischen Piloten<br />
versuchten mehrere Minuten<br />
lang, das MCA-System wieder auszuschalten,<br />
doch dieses soll immer wieder<br />
automatisch die Regie übernommen<br />
haben.<br />
Mit demselben Phänomen sahen<br />
sich deräthiopische Flugzeugkapitän<br />
YaredGetachew und sein Kopilot Ahmednur<br />
Mohamed wenige Minuten<br />
nach ihrem Start vom Flughafen in<br />
Addis Abeba am10. März um8.38<br />
Uhrkonfrontiert. Noch beim Aufstieg<br />
senkte sich die Nase der Boeing-Maschine<br />
plötzlich nach unten: „Zieh<br />
hoch, zieh hoch“, rief ein Pilot dem<br />
anderen nach den Aufzeichnungen<br />
aus der BlackBox zu. Offenbar gelang<br />
es den beiden Flugzeugführern, das<br />
fehlerhafte MCAS vorübergehend<br />
AP<br />
SUDAN<br />
SÜD-<br />
SUDAN<br />
UGANDA<br />
Nairobi<br />
TANSANIA<br />
ERITREA<br />
ÄTHIOPIEN<br />
Addis Abeba<br />
KENIA<br />
JEMEN<br />
Absturzstelle<br />
SOMALIA<br />
300 km<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: DPA<br />
auszuschalten: Doch wie beim indonesischen<br />
Lion-Air-Flug meldete sich<br />
das Kontrollsystem immer wieder automatisch<br />
zurück.<br />
An den beiden Piloten habe es<br />
nicht gelegen, dass die Maschine<br />
sechs Minuten nach dem Start rund<br />
50 Kilometer westlich von Addis<br />
Abeba abstürzte, sagte Äthiopiens<br />
Verkehrsministerin Dagmawit Moges<br />
bei der Veröffentlichung des Berichts<br />
am Donnerstag in Addis Abeba: Sie<br />
seien sämtlichen von Boeing empfohlenen<br />
Prozeduren korrekt gefolgt,<br />
hätten die Maschine aber trotzdem<br />
nicht stabilisieren können.<br />
Kritik an Boeing war bereits nach<br />
dem Absturz der Lion-Air-Maschine<br />
laut geworden: Der Flugzeugbauer<br />
habe Piloten der Max 8nicht ausreichend<br />
über die Absturzursachen informiert,<br />
klagte eine Pilotenvereinigung<br />
in den USA. Boeing istseit dem<br />
indonesischen Absturz mit einer<br />
Überarbeitung der MCAS-Software<br />
beschäftigt. Diese sei allerdings erst<br />
„in den kommenden Wochen“ installationsbereit,<br />
teilte der Konzernkürzlich<br />
mit.<br />
Um ein Flugverbot seiner äußerst<br />
erfolgreichen Kurz- und Mittelstreckenmaschine<br />
zu verhindern, hatte<br />
DPA/DANIEL REINHARDT<br />
Wasbleibt, sind die Dinge, die Andenken an einen großen Mann und<br />
eine außergewöhnliche politische Laufbahn. Undnatürlich der Geruch<br />
nach seinen geliebten Menthol-Zigaretten. Denn dass Helmut Schmidt<br />
auch in seinen eigenen vier Wänden rauchte, dürfte als sicher gelten.<br />
Ab diesem Freitag nun können sich die Besucher des Hauses von Helmut<br />
und Loki Schmidt, deren Gemälde man in der Mitte des Fotos sehen<br />
kann, ein Bild vonden Privaträumen des 2015 verstorbenen früheren<br />
Bundeskanzlers machen. Ein halbes Jahrhundert lang lebten Loki<br />
und Helmut Schmidt in Hamburg-Langenhorn. DasHaus am Neubergerweg80,<br />
in das die Familie Schmidt 1961 eingezogen war,fungierte in<br />
den 70er-Jahren neben dem Kanzlerbungalow inBonn quasi als zweiter,<br />
inoffizieller Regierungssitz. Wer esnicht nach Hamburg schafft,<br />
kann auf der Website www.helmut-schmidt.de einen virtuellen Rundgang<br />
durch das Haus machen. (mpw.)<br />
Boeing-Konzernchef Dennis A. Muilenburg<br />
nach dem Absturz inÄthiopien<br />
mit US-Präsident DonaldTrump<br />
telefoniertund ihm die Sicherheit der<br />
737 Max 8garantiert. Obwohl er zu<br />
diesem Zeitpunkt vom Problem mit<br />
dem Kontrollsystem längst gewusst<br />
haben muss.Auf den vorläufigen Untersuchungsbericht<br />
reagierte der<br />
Flugzeugbauer bislang lediglich mit<br />
dem Hinweis, der Report müsse zunächst<br />
eingehend studiertwerden.<br />
Irreführende Angaben<br />
Auch an derZulassung der 737 Max8<br />
durchdie amerikanische FederalAviation<br />
Administration (FAA) kam inzwischen<br />
Kritik auf. Die Justizbehörde<br />
in Washington untersucht derzeit,<br />
ob Boeing nicht ausreichende<br />
oder irreführende Angaben gegenüber<br />
den Aufsichtsbehörden gemacht<br />
hat, um den Lizenzierungsprozess<br />
der 2017 auf den Markt gebrachten<br />
Maschine zu beschleunigen.<br />
Die Max 8 ist das sich am<br />
schnellsten verkaufende Flugzeug in<br />
der Geschichte des Konzerns. Nun<br />
muss der Flugzeugbauer jedoch Stornierungen<br />
der Kaufverträge befürchten:<br />
Die norwegische Fluggesellschaft<br />
Norwegian Air Shuttle will Boeing<br />
auch für die im Zusammenhang<br />
mit dem Flugverbot entstandenen<br />
Kosten zurVerantwortung ziehen.<br />
Und schließlich muss der nach<br />
Airbus zweitgrößte Flugzeugkonstrukteur<br />
der Welt auch mit Schadensersatzansprüchen<br />
von Hinterbliebenen<br />
der insgesamt 346 bei den beiden<br />
Unglücken ums Leben gekommenen<br />
Passagieren und Crewmitgliedern<br />
rechnen.<br />
Johannes Dieterich<br />
ist schon oft mit Ethiopian<br />
Airlines geflogen.<br />
Jetzt acht Beschuldigte und<br />
40 Opfer in Lügde<br />
Im Fall des massenhaften Missbrauchs<br />
vonKindernauf einem<br />
Campingplatz in Lügde in Nordrhein-Westfalen<br />
hat sich die Zahl der<br />
Beschuldigten auf acht erhöht. Das<br />
teilte Landesinnenminister Herbert<br />
Reul (CDU) am Donnerstag im Innenausschuss<br />
des nordrhein-westfälischen<br />
Landtags mit. Auch die<br />
Zahl der öffentlich bekannten Opfer<br />
steigt weiter an. Inzwischen seien 40<br />
Opfer festgestellt worden. Dazu kämen<br />
zwölf Verdachtsfälle,sagte Reul.<br />
Aufdem Campingplatz in Lügde soll<br />
ein 56-jähriger Dauercamper mit einem<br />
Komplizen über Jahrehinweg<br />
Kinder missbraucht und dabei gefilmt<br />
haben. (dpa)<br />
E-Zigaretten könnten<br />
Krampfanfälle auslösen<br />
DieUS-Gesundheitsbehörde FDA<br />
prüft einen möglichen Zusammenhang<br />
zwischen dem Auftreten von<br />
Krampfanfällen und der Nutzung<br />
vonE-Zigaretten. Derzeit würden 35<br />
Fälle aus den Jahren 2010 bis 2019<br />
untersucht, in denen der Gebrauch<br />
solche Anfälle ausgelöst haben soll.<br />
Betroffen waren demnach vorallem<br />
junge Menschen. „Auch wenn 35<br />
Fälle nicht viel scheinen mögen im<br />
Vergleich zur Gesamtzahl der Menschen,<br />
die E-Zigaretten nutzen, sind<br />
wir gleichwohl besorgt über die berichteten<br />
Fälle“, schrieb die FDA am<br />
Mittwoch (Ortszeit). (dpa)<br />
Immer weniger neue Korallen<br />
im Great Barrier Reef<br />
Die Zahl der Korallen-Larven am Great<br />
Barrier Reef geht zurück.<br />
DPA<br />
Im weltgrößten Korallenriff, dem<br />
Great Barrier Reef vorder Küste Australiens,gibt<br />
es nach einer neuen<br />
Studie nur noch wenige neue Korallen.<br />
DieZahl der Korallen-Larven<br />
ging nach der Untersuchung australischer<br />
Wissenschaftler im vergangenen<br />
Jahr um 89 Prozent zurück. In<br />
manchen Gebieten im Norden des<br />
Riffs waren es sogar 95 Prozent, wie<br />
das Team im Fachmagazin Nature<br />
berichtet. Grundlage für den Vergleich<br />
waren Jahremit normalem<br />
Wachstum. Dasmehr als 2300 Kilometer<br />
lange Riff war 2016 und 2017<br />
vonsogenannten Korallenbleichen<br />
betroffen, vermutlich wegen überhöhter<br />
Temperaturen infolge des Klimawandels.<br />
(dpa)<br />
Schule in Bad Oeynhausen<br />
verbietet Jogginghosen<br />
Eine Realschule in Nordrhein-Westfalen<br />
hat Schmuddel-Jogginghosen<br />
aus dem Schulalltag verbannt. Mehrere<br />
Schüler seien immer wieder in<br />
grauen Schlabberhosen zum Unterricht<br />
an die Realschule Süd in Bad<br />
Oeynhausen gekommen, sagte die<br />
Direktorin Anja Sprengel am Donnerstag<br />
der Deutschen Presse-Agentur.Das<br />
sah aus „wie frisch vom<br />
Sofa“. Vorgut einem Jahr habe sich<br />
die Schulkonferenz der Sache angenommen.<br />
DasGremium aus Eltern-,<br />
Lehrer-und Schülervertretern<br />
stimmte laut Sprengel für ein Verbot.<br />
Seitdem sind Jogginghosen und<br />
Kappen im Unterricht tabu. (dpa)