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Stehlen, weil die Rente nicht reicht? Eine 85-Jährige vor Gericht – Politik Seite 4<br />
Test: Die<br />
neuen Berlin-<br />
Toiletten<br />
Seite 11<br />
3°/9°<br />
Wechselnd bewölkt<br />
Wetter Seite 2<br />
Echt jetzt? So realistisch<br />
sind Politik-TV-Serien<br />
Hauptstadt Seite 5<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Prozess: Die IS-Kämpferin<br />
und das tote Mädchen<br />
Seite3<br />
Mittwoch, 10. April 2019 Nr.84HA-75. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Forscher: Fahrverbote<br />
bringen zu wenig<br />
Tagesthema Seite 2, Kommentar Seite 8<br />
Staatssekretärin<br />
Scheeres’<br />
letzte<br />
Vertraute<br />
VonMartin Klesmann<br />
Die Personalie überraschte selbst<br />
enge Parteifreunde. Bildungssenatorin<br />
Sandra Scheeres hat auf der<br />
Senatssitzung am Dienstag ihrelangjährige<br />
Pressesprecherin Beate Stoffers<br />
als neue Bildungsstaatssekretärin<br />
durchgesetzt. Die 51-jährige Stoffers<br />
ist eine ihrer engsten Vertrauten,<br />
spricht mit der ihr eigenen forschen<br />
Art seit dem Amtsantritt der Senatorin<br />
imJahr 2011<br />
für Scheeres.<br />
Letztere geizte<br />
am Dienstag<br />
nicht mit Lobeshymnen<br />
auf die<br />
Nachfolgerin des<br />
in den einstweiligen<br />
Ruhestand<br />
Beate Stoffers, versetzten Vorgängers<br />
Mark<br />
neue Staatssekretärin<br />
für Bildung Rackles. Stoffers<br />
sei „eine sehr<br />
qualifizierte Frau“ und ermögliche einen<br />
nahtlosen Übergang, weil sie in<br />
alle Themen eingearbeitet sei, sagte<br />
Scheeres.„Siekennt meine politische<br />
Linie“, fuhr die Senatorin weiter fort<br />
und sie verfüge über „wahnsinniges<br />
Detailwissen“.<br />
Beate Stoffers, die als Baby über<br />
Unterhändler Wolfgang Vogel aus der<br />
DDR freigekauft wurde,ist Politikwissenschaftlerin<br />
und trat nach einer<br />
Verwaltungs-Ausbildung in den Landesdienst<br />
ein. Erste Berufserfahrungen<br />
sammelte sie in der Senatsverwaltung<br />
für Stadtentwicklung noch<br />
unter Peter Strieder (SPD). Die dort<br />
erworbenen Kenntnisse könnten ihr<br />
jetzt nutzen, soll sie doch auch die<br />
Taskforce Schulbau leiten.<br />
Zur Jahrtausendwende wechselte<br />
Stoffers für zehn Jahre indie Privatwirtschaft,<br />
leitete die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
der Wall AG. Die<br />
dreifache Mutter hat also auch den<br />
Außenblick auf die Landesverwaltung.<br />
Schließlich aber verband sie ihr<br />
berufliches Fortkommen mit Sandra<br />
Scheeres, schirmte sie bei öffentlichen<br />
Terminen vorunliebsamen Fragen<br />
ab oder gab ihr Stichwörter. Neben<br />
dem Schulbau soll Stoffers, im<br />
November wieder in die SPD eingetreten,<br />
für eine bessere Schulqualität<br />
sorgen. Bereits voreinigen Jahren besuchte<br />
sie für längereZeit das Ofsted-<br />
Institute in England, wo ein strikterer<br />
Umgang mit öffentlichen Schulen gepflegt<br />
wird. Diese <strong>Berliner</strong> Senatsverwaltung<br />
ist nun die erste, die allein<br />
von Frauen geführt wird: Neben<br />
Scheeres und Stoffers noch von Jugendstaatssekretärin<br />
Sigrid Klebba.<br />
Kommentar Seite 8,<br />
Berlin Seite 9<br />
Berlin ist noch weit davon entfernt, fahrradfreundlich zu sein. Das hat viele Gründe.<br />
VonPeter Neumann<br />
Die Frage lautet: Wie fahrradfreundlich<br />
ist Berlin?<br />
DieAntwortfällt eindeutig<br />
aus: nicht besonders!<br />
Beim bundesweiten Fahrradklimatest<br />
des Allgemeinen Deutschen<br />
Fahrrad-Clubs (ADFC) hat die<br />
Hauptstadt wieder einmal schlecht<br />
abgeschnitten. Aufder Rangliste,die<br />
alle 14 Städte mit mehr als einer halben<br />
Million Einwohner aufführt,<br />
kam Berlin nur auf Platz 12. Als Gesamtbewertung<br />
erhielt die Stadt auf<br />
einer Schulnotenskala von1bis 6die<br />
Note 4,27. „Politisch hat sich Berlin<br />
auf den Wegzueiner fahrradfreundlicheren<br />
Stadt gemacht“, sagt ADFC-<br />
Landesvorstand Beate Mücke.<br />
„Doch auf der Straße war davon in<br />
den letzten zwei Jahren noch wenig<br />
zu sehen.“<br />
Für Kinder unsicher<br />
Berlin abgehängt<br />
Auf der Rangliste der fahrradfreundlichen deutschen Großstädte<br />
landet die Hauptstadt auf dem vorvorletzten Platz –<br />
ein Problem für den rot-rot-grünen Senat<br />
Beim Fahrradklimatest wird festgestellt,<br />
wie zufrieden Radfahrer mit ihrer<br />
Lage sind. Voriges Jahr nahmen<br />
mehr als 170 000 Menschen an der<br />
Umfrage teil, davon 4546 in Berlin.<br />
Sie stellen der entsprechenden Senatsverwaltung,<br />
die sich seit Ende<br />
2016 im Einflussbereich der Grünen<br />
befindet, und den Bezirken kein gutes<br />
Zeugnis aus.Zwar hat sich die Bewertung<br />
leicht verbessert: Beim letzten<br />
Klimatest 2016 bekam Berlin die Gesamtbewertung<br />
4,34. Dennoch sei<br />
Radfahren in Berlin stressig und unsicher,erst<br />
recht für Kinder.<br />
Das Fahrrad- und Verkehrsklima<br />
in Berlin wurde wie 2016 mit einer<br />
4,0 bewertet. Für Sicherheit gab es<br />
sogar nur die Note 4,8 –auch das ist<br />
keine Verbesserung. Es gibt aber<br />
auch positiveEntwicklungen. So verbesserte<br />
sich die Infrastruktur von<br />
3,3 auf 3,1. Der Stellenwert des Radverkehrs<br />
wurde von5,0 auf 4,8 korrigiert.<br />
„Die Bewertung der Fahrradförderung<br />
in jüngster Zeit verbesserte<br />
sich von 4,5 auf 4,2“, so der<br />
ADFC. Die Reinigung der Radwege,<br />
Ampelschaltungen für Radfahrer<br />
aber auch die Falschparkerkontrolle<br />
wurden besser bewertet.<br />
Trotzdem: Radfahrer fühlten sich<br />
in Berlin nicht ernst genommen und<br />
gaben an, häufig in Konflikt mit dem<br />
Kraftfahrzeugverkehr zu geraten.„Ein<br />
Großteil gab an, von Autos bedrängt<br />
und behindert zuwerden, wenn sie<br />
sich die Fahrbahn teilen müssen“,<br />
„Radfahren darf nicht nur etwas<br />
für die Mutigen und Trainierten sein.<br />
Wir brauchen Radwege, die für alle<br />
Generationen funktionieren.“<br />
Beate Mücke, Landesvorstand des ADFC<br />
heißt es.89Prozent gaben an, dass sie<br />
mit Kraftfahrzeugen häufig in Konflikt<br />
geraten. „Wir brauchen breite<br />
Radwege, auf denen sich alle sicher<br />
fühlen“, fordert Beate Mücke. „Radfahren<br />
darf nicht nur etwas für die<br />
Mutigen und Trainierten sein.“<br />
86 Prozent der Radfahrer wollen<br />
vom Autoverkehr getrennt fahren.<br />
Mitden ersten geschützten Radstreifen<br />
in der Holzmarktstraße und der<br />
Hasenheide gehe Berlin den richtigen<br />
Weg“, lobt das Vorstandsmitglied.<br />
„Die Poller schaffen einen si-<br />
IMAGO IMAGES/KARL-HEINZ SPREMBERG<br />
cheren Bereich für Radfahrende und<br />
halten Falschparker fern.“<br />
In einer gesonderten Auswertung<br />
ging es darum, wie familienfreundlich<br />
das Radverkehrsnetz ist. Hier errang<br />
Berlin den achten Platz. 88 Prozent<br />
sagen jedoch, dass man Kinder<br />
nur mit schlechtem Gefühl allein mit<br />
dem Radfahren lässt. Mitder Durchschnittsnote<br />
von 4,9 teilt sich Berlin<br />
den zweitschlechtesten Platz mit<br />
Düsseldorfund Stuttgart, gefolgt von<br />
Dortmund und Köln (je 5,0). „Vor den<br />
Schulen herrscht Elterntaxi-Chaos,<br />
weil Eltern denken, dass Kinder nur<br />
im Auto sicher sind“, sagt Mücke.<br />
„Wir brauchen Radwege, die für alle<br />
Generationen funktionieren.“<br />
Schmeichelhafte Auszeichnung<br />
Unterden Städtenmit mehr als einer<br />
halben Million Einwohner schnitt<br />
Bremen mit der Gesamtbewertung<br />
3,55 am besten ab. Schlechtere Noten<br />
als Berlin bekamen Dortmund<br />
(4,35) und Köln (4,38).<br />
Verkehrssenatorin Regine Günther<br />
(für Grüne) freut sich, dass der<br />
ADFC Berlin das Prädikat „Aufholer“-Großstadt<br />
verliehen hat. „Wir<br />
nehmen das Ergebnisaber vorallem<br />
als Ansporn auf dem langen Weg,<br />
Berlins Radinfrastruktur entscheidend<br />
zu verbessern, schnell und gut<br />
voranzukommen“, sagt sie.<br />
EU kommt<br />
den Briten<br />
entgegen<br />
Brüssel ist offenbar für<br />
Brexit-Fristverlängerung<br />
VonDamir Fras, Brüssel<br />
Die EU ist sich offenbar im Grundsatz<br />
einig. DieBriten sollen noch<br />
eine Fristverlängerung bekommen,<br />
um geordnet aus der Europäischen<br />
Union austreten zu können. Kurz vor<br />
dem entscheidenden Brexit-Gipfel<br />
am Mittwochabend hieß es in Brüssel,<br />
es stelle sich aller Voraussicht<br />
nach nicht mehr die Frage nach dem<br />
Ob,sondernnur noch nach der Länge<br />
der neuen Frist.<br />
„Unsere Erfahrung und die tiefe<br />
Spaltung innerhalb des Unterhauses<br />
geben uns wenig Grund zur Annahme,<br />
dass der Ratifizierungsprozess<br />
bis Ende Juni abgeschlossen werden<br />
kann“, schrieb EU-Ratspräsident<br />
Donald Tusk am Dienstag in seiner<br />
Einladung an Kanzlerin Angela Merkelund<br />
ihreEU-Kollegen zum Brexit-<br />
Gipfel an diesem Mittwoch in Brüssel.<br />
Eine kurze Brexit-Verschiebung berge<br />
das Risiko immer neuer Sondergipfel<br />
und immer neuer Fristen. „Deshalb<br />
glaube ich, dass wir über eine alternative,<br />
längereFristverlängerung diskutieren<br />
sollten.“ Dann könne auch<br />
Großbritannien noch einmal über<br />
seine Strategie nachdenken.<br />
Voraussetzung sei allerdings in jedem<br />
Fall die Teilnahme Großbritanniens<br />
an den Europa-Wahlen Ende<br />
Mai, so EU-Diplomaten. Auch werde<br />
der Austrittsvertrag, den die britische<br />
Premierministerin Theresa May<br />
Ende November vergangenen Jahres<br />
mit der EU-Spitze ausgehandelt<br />
hatte, definitiv nicht noch einmal<br />
aufgemacht. Eine konkrete Entscheidung<br />
der Staats- und Regierungschefs<br />
fällt allerdings frühestens<br />
am Mittwochabend, möglicherweise<br />
sogar erst in der NachtzuDonnerstag<br />
und damit nur knapp vor<br />
dem bisherigen Brexit-Termin am<br />
12. April. (mit dpa) PolitikSeite 4<br />
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12. —22.<br />
APR
2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Der Verkehrssektor trägt vor allem durch Brems- und Reifenabrieb zur Feinstaubbelastung bei.<br />
In der Debatte um Stickoxide<br />
und Dieselfahrverbote haben<br />
Wissenschaftler ein klares Wort<br />
gesprochen. In einer am<br />
Dienstag in Berlin vorgestellten Stellungnahme<br />
zum Thema Luftschadstoffe<br />
mahnt die Nationale Akademie<br />
der Wissenschaften Leopoldina,<br />
sich nicht am Problem der Stickoxide<br />
festzubeißen, sondern den<br />
Blick zu weiten. Dabei werdeschnell<br />
klar, dass Feinstaub deutlich gesundheitsschädlicher<br />
und damit das<br />
größereProblem sei. Darüber hinaus<br />
sei im Verkehrssektor vor allem der<br />
Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid<br />
problematisch. Daher rufen<br />
die Forscher zu einer nachhaltigen<br />
Verkehrswende auf und halten eine<br />
bundesweite ressortübergreifende<br />
Strategie zur Luftreinhaltung für erforderlich.<br />
Auch zum Thema Fahrverbote<br />
finden sie eindeutige Worte: „Luftschadstoffe<br />
sind ein langfristiges<br />
und großräumiges Problem. Es geht<br />
darum, die Belastung insgesamt zu<br />
senken. Lokale Fahrverbote sind in<br />
dieser Hinsicht wenig zielführend“,<br />
sagte Martin Lohse, Chef des Max-<br />
Delbrück-Centrums für Molekulare<br />
Medizin in Berlin und Sprecher der<br />
Leopoldina-Arbeitsgruppe, die sich<br />
in den vergangenen zwei Monaten<br />
mit dem Thema Luftverschmutzung<br />
und Grenzwerte befasst hat.<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />
(CDU) hatte die Leopoldina Ende Januar<br />
gebeten, sich mit dem Thema<br />
auseinanderzusetzen. Das 20-köpfige<br />
interdisziplinär besetzte Gremium<br />
hat für Akademieverhältnisse<br />
blitzschnell gearbeitet. Anlass für die<br />
Hau-Ruck-Aktion war das sogenannte<br />
Köhler-Papier.<br />
Der Pneumologie-Professor Dieter<br />
Köhler hatte Ende Januar ein von<br />
mehr als 100 Fachkollegen unterzeichnetes<br />
Statement veröffentlicht,<br />
in dem er die Grenzwerte für Stickoxide<br />
und Feinstaub anzweifelte. Er<br />
zog die Aussagekraft der zugehörigen<br />
Studien in Zweifel, forderte die<br />
Aussetzung der Grenzwerte – und<br />
tingelte durch Fernsehtalkrunden.<br />
Seine Botschaft fand breite Beachtung,<br />
für einige kam sie wie gerufen in<br />
der Diskussion um Dieselfahrverbote<br />
zur Einhaltung der Stickoxidgrenzwerte.<br />
„Mit seiner Kritik an der wissenschaftlichen<br />
Basis der Grenzwerte<br />
liegt Dieter Köhler falsch. Aber er kritisiertzuRecht<br />
die Hysterie um Stickstoffdioxid.<br />
Er hat also gewissermaßen<br />
den Finger in die Wunde gelegt“,<br />
sagte Martin Lohse.<br />
Stickstoffdioxid ist also keineswegs<br />
harmlos,wie Köhler behauptet.<br />
Es könne bei Asthmatikern auch bei<br />
kurzem Aufenthalt in besonders<br />
schadstoffbelasteter Umgebung einen<br />
Asthmaanfall auslösen. Bei<br />
langfristiger Belastung könne es<br />
Atemwegserkrankungen wie Asthma<br />
hervorrufen, heißt es in der Stellungnahme<br />
der Leopoldina.<br />
Die Gesundheitsfolgen von Feinstaub<br />
seien jedoch gravierender. Er<br />
könne in die Lunge gelangen –und<br />
zwar umso tiefer, jekleiner die Partikel<br />
sind. Feinstaub kann die Sterblichkeit<br />
erhöhen und Erkrankungen<br />
der Atemwege, des Herz-Kreislauf-<br />
Emissionen ausgewählter Luftschadstoffe<br />
Veränderung seit dem Basisjahr (1990/1995) in Prozent<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Schwefeldioxid Stickstoffoxide Feinstaub (PM 2,5*)<br />
0<br />
1990 1995 2000 2005 2010<br />
*Durchmesser bis 2,5 Millionstel Meter<br />
Saubere Luft<br />
Die Nationalakademie Leopoldina empfiehlt für eine bessere<br />
Luftqualität eine nachhaltige Verkehrswende.<br />
Dabei soll vor allem Feinstaub beachtet werden.<br />
Lokale Fahrverbote<br />
bringen wenig<br />
VonAnne Brüning<br />
Ammoniak<br />
2015<br />
BLZ/REEG; QUELLE: UMWELTBUNDESAMT<br />
DIGITAL VISION VECTORS<br />
Systems und unter anderem Lungenkrebs<br />
verursachen. Das Gremium<br />
empfiehlt daher, die Anstrengungen<br />
zur Luftreinhaltung auf die Feinstaub-Reduktion<br />
zu konzentrieren.<br />
Mit Empfehlungen für Grenzwerte<br />
halten sich die Experten eher<br />
zurück. Es sei Sache der Politik, diese<br />
zum vorsorglichen Gesundheitsschutz<br />
festzulegen. Unddas sei nicht<br />
einfach, weil weder für Stickstoffdioxid<br />
noch für Feinstaub eine exakte<br />
Grenzziehung zwischen gefährlich<br />
und ungefährlich möglich sei. „Es<br />
gibt keinen Schwellenwert, unterhalb<br />
dem keine Gesundheitseffekte<br />
zu erwarten sind“, betonte Lohse.<br />
Allerdings machten die Experten<br />
deutlich, dass eine Herabsetzung<br />
des Grenzwerts für Feinstaub eigentlich<br />
dringend erforderlich ist.„Bisher<br />
war dieser Luftschadstoff weniger im<br />
Fokus, weil bundesweit die Grenzwerte<br />
weitestgehend eingehalten<br />
werden“, sagte Jos Lelieveld, Direktor<br />
am Max-Planck-Institut für Chemie<br />
in Mainz und Mitglied der Arbeitsgruppe.<br />
Für die als besonders<br />
gefährlich eingestuften Partikel mit<br />
einem Durchmesser bis 2,5 Mikrometer<br />
(Millionstel Meter) betragen<br />
die Grenzwerte EU-weit 25 Mikrogramm<br />
pro Kubikmeter Luft. Die<br />
WHO-Empfehlung jedoch liege bei<br />
10 Mikrogramm –und werde nach<br />
der zurzeit laufenden Neubewertung<br />
vermutlich noch weiter herabgesetzt,<br />
sagte Lelieveld.<br />
Der Max-Planck-Forscher hat<br />
Mitte März eine Studie veröffentlicht,<br />
die belegt, dass es in Deutschland<br />
pro Jahr 120 000 vorzeitige Todesfälle<br />
durch Luftverschmutzung<br />
gibt. „90 Prozent davon sind dem<br />
Feinstaub zuzuschreiben“, sagte Lelieveld.<br />
Würde der WHO-Wertvon 10<br />
Mikrogramm eingehalten, lasse sich<br />
die Zahl der vorzeitigen Todesfälle<br />
deutlich drosseln.<br />
Das Problem beim Feinstaub ist<br />
jedoch die Vielzahl an Quellen. Er<br />
entsteht zum Beispiel auch durch Industrieprozesse,<br />
Holzfeuerung und<br />
Landwirtschaft. DerVerkehr trage zu<br />
20 bis 25 Prozent zur Belastung bei,<br />
sagt der Experte. Dabei seien weniger<br />
die Abgase der Motoren das<br />
Problem –vor allem wenn diese modern<br />
sind. Von Bedeutung sei vielmehr<br />
der Reifen- und Bremsabrieb.<br />
Dagegen beziffert Lelieveld den<br />
Anteil landwirtschaftlicher Emissionen<br />
an der Feinstaubbelastung auf<br />
45 Prozent.„Die Landwirtschaft trägt<br />
sekundär zur Feinstaubbildung bei,<br />
indem sie große Mengen Gülle auf<br />
den Äckern verteilt. Dadurch wird<br />
Ammoniak freigesetzt, das in der Atmosphärezum<br />
Beispiel mit Stickoxiden<br />
zu Ammoniumnitrat reagiert,<br />
also zu Feinstaubpartikeln“, erläutertder<br />
Experte.<br />
Problematisch sei vor allem die<br />
intensive Landwirtschaft, die ökologische<br />
dünge viel gezielter. Anders<br />
als bei den anderen Luftschadstoffen<br />
gebe es beim Ammoniak keine abnehmende<br />
Tendenz, betont Lelieveld.<br />
Er sieht dringenden Handlungsbedarf:<br />
„Im Grunde brauchen<br />
wir für saubere Luft nicht nur eine<br />
Verkehrswende, sondern auch eine<br />
Agrarwende.“<br />
Die Ergebnisse und Empfehlungen<br />
der Forscher der Leopoldina<br />
können gleich an diesem Mittwoch<br />
von ihrem Auftraggeber, der<br />
Bundesregierung, diskutiertwerden.<br />
In Berlin wird andiesem Mittwoch<br />
erstmals das sogenannte Klimakabinett<br />
tagen. Das Gremium wurde geschaffen,<br />
weil der Klimaschutz-Gesetzentwurf<br />
von Umweltministerin<br />
Svenja Schulze(SPD) für Streit in der<br />
Koalition gesorgt hatte.<br />
Schulze hatte die Klimaziele der<br />
Bundesregierung verschärft. Undsie<br />
hat ihren Ministerkollegen aufgegeben,<br />
in denWirtschaftsbranchen, die<br />
zu ihren Geschäftsbereichen gehören,<br />
für das Erreichen der Ziele aktiv<br />
zu werden. Das CSU-geführte Verkehrsministerium<br />
zum Beispiel<br />
hätte dann selbst (gesetzliche) Maßnahmen<br />
für einen klimafreundlichen<br />
Verkehr vorschlagen müssen.<br />
Das provozierte Widerstand. In dem<br />
Ministerausschuss sind die Ressorts<br />
Umwelt, Verkehr,Wirtschaft, Bauen,<br />
Landwirtschaft und Finanzen vertreten.<br />
Die Gruppe soll die „rechtlich<br />
verbindliche Umsetzung der Klimaschutzziele<br />
für das Jahr 2030 vorbereiten“.<br />
Genauer ist die Aufgabe<br />
nicht beschrieben.<br />
Die kritische Haltung der Forscher<br />
zu den Fahrverboten freute vor<br />
allem Verkehrsminister Andreas<br />
Scheuer,der sich gleich am Dienstag<br />
Regierung<br />
Hausaufgaben für das Klimakabinett<br />
zu Wort meldete. Ersehe seine Strategie<br />
durch die Leopoldina bestätigt.<br />
„Wir haben mit unserem zwei Milliarden<br />
Euro schweren Paket für saubere<br />
Luft ein wirksames Maßnahmenbündel<br />
aufgelegt: Vonder Umrüstung<br />
von Diesel-Bussen, schweren<br />
Kommunalfahrzeugen,<br />
Handwerker- und Lieferfahrzeugen<br />
sowie Taxen bis hin zur Digitalisierung,<br />
dem Ausbau der Elektromobilität<br />
und des ÖPNV“, lobt er sich.<br />
Man habe den Kommunen ermöglicht,<br />
ihre Luftreinhaltepläne zu aktualisieren<br />
und moderne Mobilitätskonzepte<br />
zu entwickeln. Die Stellungnahme<br />
der Leopoldina zeige<br />
ganz klar, dass streckenbezogene<br />
Fahrverbote der falsche Weg seien.<br />
Jetzt müsse schnell ein Gesetzespaket<br />
Elektromobilität auf den Weggebracht<br />
werden. „Daneben müssen<br />
wir eine zusätzliche Milliarde Euro<br />
für den Ausbau der Ladeinfrastruktur<br />
investieren“, so Scheuer. Damit<br />
dürfte der Konflikt mit der Umweltministerin<br />
noch nicht beigelegt sein,<br />
die auf ihren Entwurfpocht. DasKlimakabinett<br />
wirdvon BundeskanzlerinAngela<br />
Merkel (CDU) geleitet.<br />
Grüne für Verschärfung<br />
Die Grünen fordern ineinem Bundestagsantrag,<br />
der der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
(Redaktionsnetzwerk Deutschland)<br />
vorliegt, eine Verschärfung der<br />
Grenzwert-Vorschriften – insbesonderefür<br />
Feinstaub.„Damit die Bürgerinnen<br />
und Bürger überall in<br />
Deutschland saubere und gesunde<br />
Luft atmen können, muss die Luftreinhaltepolitik<br />
der Bundesregierung<br />
deutlich ambitionierter werden“,<br />
heißt es in dem Entwurf. DieGrünen<br />
fordern unter anderem, dass der zulässige<br />
Tagesgrenzwertvon 50 Mikrogramm<br />
je Kubikmeter Feinstaub mit<br />
einer Partikelgröße von 10Mikrometer<br />
nur noch an drei Tagen pro Jahr<br />
überschritten werden darf. Aktuell<br />
liegt die Grenze bei 35 Tagen. Bei<br />
Stickstoffoxid sollten keine Überschreitungen<br />
des Stundenwerts von<br />
200 Mikrogramm je Kubikmeter Luft<br />
mehr erlaubt sein. Aktuell ist dies an<br />
18 Tagen im Jahr zulässig.<br />
In dem Antrag verlangen die Grünen,<br />
bis 2030 die Stickoxid-Emissionen<br />
in Deutschland um 71 Prozent<br />
zu reduzieren sowie den Ausstoß von<br />
Feinstaub mit einem Durchmesser<br />
von bis zu 2,5 Mikrometer um 47<br />
Prozent. Von der Bundesregierung<br />
erwarten die Grünen eine Strategie<br />
zur Senkung der Ammoniak-Emissionen<br />
in der Landwirtschaft. Konkret<br />
wirdgefordert, den Viehbestand<br />
in Deutschland bis 2030 auf„ein umweltverträgliches<br />
Maß von maximal<br />
2,0 Großvieheinheiten pro Hektar“<br />
zu reduzieren. Das entspricht zwei<br />
Kühen proHektar. (rb., tom.)<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />
Heute kommt bei wechselnd bewölktem Himmel die Sonne gelegentlich<br />
hervor. Dabei werden Höchstwerte von 8bis 13 Grad erwartet, und der<br />
Wind weht schwach bis mäßig, inBöen frisch aus nordöstlichen Richtungen.<br />
Inder Nacht ist mit Temperaturen von 0bis minus 4Grad zu rechnen.<br />
Dazu kann man vielerortsdie Sterne sehen.<br />
Biowetter: Die Witterung bringt<br />
einen beschleunigten Stoffwechsel.<br />
Die Reaktionszeit ist verlängert,<br />
somit besteht eine erhöhte Unfallgefahr.<br />
Zudem kann eszurheumati-<br />
-2°/10°<br />
Wittenberge<br />
schen Beschwerden kommen.<br />
Pollenflug: Derzeit fliegen Pollen<br />
von Weiden, Pappeln, Ulmen und<br />
Hainbuchen mäßig. Die Belastung<br />
durch Birken- und Eschenpollen ist<br />
schwach bis mäßig.<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 9Grad.<br />
Wind: schwach aus Nordost.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
-2°/9° 3°/9°<br />
Luckenwalde<br />
-1°/11°<br />
Cottbus<br />
0°/13°<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
Sonnabend<br />
wolkig stark bewölkt bedeckt<br />
1°/8° 0°/6° 1°/9°<br />
Prenzlau<br />
-2°/8°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
1°/10°<br />
Über dem südwestlichen Mitteleuropa dominiert tiefer Luftdruck. Verbreitet gibt<br />
es Schauerwetter. Über Skandinavien und dem Nordmeer liegt dagegen Hoch<br />
Katharina. Es sorgt dort für vielfach sonniges und trockenes Wetter. ImMittelmeerraum<br />
geht es ebenfalls wechselhaft mit Schauern und Gewittern weiter, tiefer<br />
Luftdruck über dem Balkan hat diese Region fest im Griff.<br />
Sylt<br />
0°/8°<br />
Hannover<br />
0°/11°<br />
Köln<br />
4°/14°<br />
Saarbrücken<br />
7°/13°<br />
Konstanz<br />
7°/13°<br />
Hamburg<br />
-1°/9°<br />
Erfurt<br />
-1°/10°<br />
Frankfurt/Main<br />
7°/15°<br />
Stuttgart<br />
9°/14°<br />
Rostock<br />
-1°/8°<br />
Magdeburg<br />
0°/10°<br />
Nürnberg<br />
5°/17°<br />
München<br />
8°/10°<br />
Rügen<br />
0°/7°<br />
Dresden<br />
2°/11°<br />
Deutschland: Heute scheint zuweilen<br />
die Sonne. Sonst fällt aus dichteren<br />
Wolken etwas Regen. Tagsüber müssen<br />
wir uns auf 7bis 17 Grad einstellen.<br />
Die tiefsten Temperaturen<br />
liegen bei 6bis minus 4Grad. Der<br />
Wind weht schwach bis mäßig aus<br />
Nordost. Morgen gibt es viel Sonne,<br />
stellenweise aber auch Wolkenfelder,<br />
und die Höchsttemperaturen steigen<br />
auf 6bis 12 Grad. Der Wind weht<br />
schwach bis mäßig aus Nordost.<br />
Schneehöhen:<br />
Thüringer Wald 0cm<br />
Harz 0cm<br />
Erzgebirge 0cm<br />
Bayerische Alpen bis 400 cm<br />
Mondphasen: 12.04. 19.04. 26.04. 04.05.<br />
Sonnenaufgang: 06:20 Uhr Sonnenuntergang: 19:56 Uhr Mondaufgang: 09:11 Uhr Monduntergang: 00:34 Uhr<br />
Lissabon<br />
17°<br />
Las Palmas<br />
21°<br />
Madrid<br />
14°<br />
Reykjavik<br />
10°<br />
Dublin<br />
12°<br />
London<br />
13°<br />
Paris<br />
12°<br />
Bordeaux<br />
16°<br />
Palma<br />
18°<br />
Algier<br />
17°<br />
Nizza<br />
18°<br />
Trondheim<br />
3°<br />
Oslo<br />
7°<br />
Stockholm<br />
3°<br />
Kopenhagen<br />
8°<br />
Berlin<br />
9°<br />
Mailand<br />
19°<br />
Tunis<br />
21°<br />
Rom<br />
14°<br />
Warschau<br />
11°<br />
Wien<br />
15° Budapest<br />
21°<br />
Palermo<br />
21°<br />
Kiruna<br />
-3°<br />
Oulu<br />
1°<br />
Dubrovnik<br />
16°<br />
Athen<br />
22°<br />
St. Petersburg<br />
7°<br />
Wilna<br />
7°<br />
Kiew<br />
20°<br />
Odessa<br />
14°<br />
Varna<br />
15°<br />
Istanbul<br />
17°<br />
Iraklio<br />
20°<br />
Archangelsk<br />
-2°<br />
Moskau<br />
15°<br />
Ankara<br />
13°<br />
Antalya<br />
15°<br />
Acapulco 34° sonnig<br />
Bali 31° Gewitter<br />
Bangkok 39° heiter<br />
Barbados 28° heiter<br />
Buenos Aires 29° wolkig<br />
Casablanca 16° heiter<br />
Chicago 9° Regen<br />
Dakar 29° sonnig<br />
Dubai 30° wolkig<br />
Hongkong 30° wolkig<br />
Jerusalem 19° wolkig<br />
Johannesburg 23° wolkig<br />
Kairo 25° sonnig<br />
Kapstadt 26° sonnig<br />
Los Angeles 24° wolkig<br />
Manila 36° heiter<br />
Miami 32° wolkig<br />
Nairobi 30° wolkig<br />
Neu Delhi 40° heiter<br />
New York 15° wolkig<br />
Peking 18° sonnig<br />
Perth 30° sonnig<br />
Phuket 35° wolkig<br />
Rio de Janeiro 25° bewölkt<br />
San Francisco 18° wolkig<br />
Santo Domingo 32° heiter<br />
Seychellen 30° bewölkt<br />
Singapur 35° wolkig<br />
Sydney 21° sonnig<br />
Tokio 12° Regen<br />
Toronto 8° heiter
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 3 *<br />
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Seite 3<br />
Tatenlos zugeschaut<br />
Vollverschleierte Frauen bei der Kundgebung eines radikalen PredigersinDeutschland<br />
DPA/BORIS ROESSLER<br />
Das soll eine deutsche IS-Kämpferin<br />
sein? Diese Frage stellt sich<br />
am Dienstagmorgen, als Jennifer<br />
W. im Münchner Oberlandesgericht<br />
erscheint. Diese Frau soll für die Terrortruppe<br />
Islamischer Staat mit Kalaschnikow<br />
und Sprengstoffweste durch Falludscha und<br />
Mossul patrouilliert sein? Diese Frau soll tatenlos<br />
zugesehen haben, wie ein fünfjähriges<br />
Mädchen verdurstete? Vor einem Dreivierteljahr<br />
wurde JenniferW. bei demVersuch gefasst,<br />
mit ihrer zweijährigen Tochter nach Syrien<br />
zurückzukehren, zu ihren –wie sie sie<br />
nennt –„Brüdern“ vomIS.<br />
Und nun steht da eine 28-Jährige in der<br />
Anklagebank, die sich zurechtgemacht hat<br />
wie für einen Businesstermin. Weiße Bluse,<br />
schwarzer Blazer, dunkle Hose, moderne<br />
Brille, Ohrstecker. Das lange schwarze Haar<br />
ist zu einem Zopf geflochten, das Haupt ist<br />
unbedeckt. Kein Kopftuch. Soll das ein Signal<br />
an das Gericht sein, dass sie sich vonder fundamentalistischen<br />
Auslegung ihrer Religion,<br />
dem Islam, in der Untersuchungshaft abgewandt<br />
hat? Ihr Pflichtverteidiger Ali Aydin<br />
drückt sich um eine klare Antwort herum.<br />
„Es ist eine freiwillige Entscheidung meiner<br />
Mandantin, ohne Kopftuch heute zu erscheinen“,<br />
sagt er nach der Verhandlung.<br />
Der erste Verhandlungstag dauert keine<br />
halbe Stunde.Nach dem Verlesen der Anklageschrift<br />
ist schon wieder Schluss, das Gericht<br />
vertagt sich um drei Wochen, um allen<br />
Prozessbeteiligten die Möglichkeit zu geben,<br />
mehrere Hundert Blatt neuer Ermittlungsunterlagen<br />
zu lesen. Die Akten wurden vergangeneWoche<br />
vonder Bundesanwaltschaft<br />
ins Verfahren „nachgeschossen“. Es handelt<br />
sich dabei um die Zeugenvernehmungen der<br />
Mutter des Mädchens, das vor den Augen<br />
vonJennifer W. verdurstete.<br />
Erst Kopftuch, dann Nikab<br />
Nora B.,soheißt die Mutter,ist erst vorwenigen<br />
Monaten gefunden worden. Sie ist eine<br />
Jesidin, der die Flucht aus der IS-Gefangenschaft<br />
glückte und die heute in Deutschland<br />
bei Verwandten untergekommen ist. Ihre<br />
Aussagen könnten den schweren Tatvorwurf<br />
gegen die Angeklagte –Morddurch Unterlassen,Verstoß<br />
gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz<br />
und Mitgliedschaft in einer ausländischen<br />
terroristischen Vereinigung – noch<br />
einmal deutlich verschärfen. Nämlich um<br />
das Delikt der Sklaverei, ein Tatbestand aus<br />
dem Völkerstrafrecht. Gelingt es den Anklägern,<br />
die Schuld vonJennifer W. vollumfänglich<br />
nachzuweisen, muss die junge Deutsche<br />
mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen.<br />
So weit ist es aber noch lange nicht, auch<br />
weil der Prozess durchaus einige Unwägbarkeiten<br />
in sich birgt. Da dürfte heftig gestritten<br />
werden über die juristische Verwertbarkeit abgehörter<br />
Gespräche, über die Rolle eines Behördenspitzels<br />
und die Frage,obJennifer W. in<br />
Jennifer W. ist die erste deutsche IS-Rückkehrerin,<br />
die nach ihrer Heimkehr vor Gericht steht. Sie muss sich in München<br />
wegen der Mitgliedschaft in einer ausländischen<br />
Terrorvereinigung verantworten. Und wegen der Tötung eines Kindes:<br />
Laut Anklage ließ sie im Irak ein fünfjähriges Mädchen verdursten,<br />
das sie mit ihrem Mann als Sklavin gekauft hatte<br />
VonAndreas Förster,München<br />
„Hoffentlich<br />
wird Gott ihnen<br />
das zurückgeben,<br />
hoffentlich werden sie<br />
für ihre Taten<br />
bestraft.“<br />
Nora B., Mutter des ermordeten Mädchens.<br />
Sie war zusammen mit der kleinen Tochter drei<br />
Jahre lang Gefangene des IS.<br />
der Männerdiktatur des IS als Frau überhaupt<br />
die Chance hatte,selbstbestimmt zu handeln.<br />
Die monströse Anklage lässt sich schwer<br />
mit der bieder erscheinenden Angeklagten<br />
in Verbindung bringen. Jennifer W. ist bei ihrer<br />
Mutter in Lohne aufgewachsen, einer<br />
kleinen Stadt im Landkreis Vechta. DieTochter<br />
besuchte die Realschule, wurde evangelisch<br />
getauft. Da war sie 14. KurzeZeit später<br />
verließ sie die Schule, sie hatte gerade mal<br />
acht Klassen geschafft. Eine Lehre machte<br />
sie nicht, vorGericht beantwortet sie am die<br />
Frage nach ihrem Berufmit Kopfschütteln.<br />
Mit 17begann sie, sich für den Islam zu<br />
interessieren. Sie trug erst Kopftuch, dann<br />
den Nikab, den Gesichtsschleier, der nur einen<br />
Sehschlitz für die Augen hat. So lief sie<br />
durch ihr Städtchen, eine Tasche mit der arabischen<br />
Aufschrift „Märtyrerin“ über die<br />
Schulter.2013, da war JenniferW. 22 Jahrealt,<br />
konvertierte sie zum Islam. Ein Jahr später,<br />
im August 2014, stieg sie in ein Flugzeug und<br />
reiste nach Istanbul. Vondortging es auf verschlungenen<br />
Pfaden nach Syrien. In der von<br />
den Terroristen kontrollierten Stadt Rakka<br />
wurde sie offiziell in den IS aufgenommen<br />
und bekam einen Kampfnamen: Sahida Al<br />
Gariba, auf Deutsch „Märtyrerin aus der<br />
fremden Familie“.<br />
Im Juni 2015 ging sie nach Mossul und<br />
Falludscha. W. hatte inzwischen geheiratet –<br />
den Iraker AbuMaawi, der zu dieser Zeit das<br />
Büro für Geisteraustreibungen in Rakka leitete.Laut<br />
Anklage wurde sie nun vomMinisterium<br />
für religiöse Angelegenheiten in<br />
Dienst gestellt, das sie der Hisbazuteilte,der<br />
Sittenpolizei des IS. Mindestens drei Monate<br />
lang patrouillierte die Deutsche bewaffnet<br />
durch die Parks von Mossul und Falludscha<br />
und schüchterte Frauen ein „zur Einhaltung<br />
der Verhaltens- und Bekleidungsvorschriften“,<br />
wie es in der Anklageschrift heißt. Der<br />
Nachweis ihrer Mitarbeit bei der Hisba wird<br />
im Laufe des Prozesses von Bedeutung sein<br />
für den Nachweis einer IS-Mitgliedschaft.<br />
Dabei erscheinen dem Prozessbeobachter<br />
diese Patrouillengänge vergleichsweise läppisch<br />
gegenüber dem Hauptvorwurf der Anklage,dem<br />
Mord durch Unterlassen. DerVorfall,<br />
der diesem Anklagepunkt zugrunde liegt,<br />
trug sich zwischen Anfang Juli und September<br />
2015 zu. Konkreter lässt sich das Datum des<br />
Verbrechens nicht mehr ermitteln. Der Anklage<br />
zufolge hatten Jennifer W. und ihr Ehemann<br />
AbuMaawi Ende Juni 2015 einem anderen<br />
IS-Mitglied die Jesidin Nora B. und deren<br />
fünfjährige Tochter abgekauft, um sie in<br />
ihrem neuen Heim als Sklaven zu halten. Die<br />
Jesidin war einige Jahrezuvor mit ihrer Familie<br />
vomISgefangen genommen worden, ihre<br />
beiden Söhne wurden ihr weggenommen.<br />
An einem TagimSommer 2015 hatte die<br />
kleine Tochter eingenässt, „krankheitsbedingt“,<br />
wie es in der Anklage heißt. Abu<br />
Maawi sei so erbost gewesen, dass er das<br />
Mädchen im Hof ankettete, woesden ganzen<br />
Tag Temperaturen von 45Grad ausgesetzt<br />
war. „Obwohl die Angeschuldigte erkannte,<br />
dass das Mädchen mangels Flüssigkeit<br />
versterben würde, blieb sie untätig und<br />
versorgte es weder mit Wasser noch löste sie<br />
die Handschellen. DasMädchen verdurstete<br />
in der Folge“, heißt es in der Anklage. Als<br />
Oberstaatsanwältin Claudia Gorf diese Passage<br />
in der Verhandlung vorliest, bleibt Jennifer<br />
W. teilnahmslos.Sie sitzt entspannt zurückgelehnt<br />
auf ihrem Stuhl, lauscht mit unbewegtem<br />
Gesicht und gesenktem Blick.<br />
Wird sie, inzwischen selbst Mutter, so regungslos<br />
bleiben, wenn Nora B. im Laufe des<br />
Prozesses als Zeugin vorGericht erscheint?<br />
Bei einer Hilfsorganisation und gegenüber<br />
der Bundesanwaltschaft hat die Jesidin<br />
die Todesqualen ihrer Tochter bereits eindrücklich<br />
geschildert. Zuerst hatte die Süddeutsche<br />
<strong>Zeitung</strong> aus diesen Aussagen zitiert.<br />
Demnach hatte die Mutter gesagt, dass<br />
ihr das Bild ihrer sterbenden Tochter noch<br />
immer vor Augen stehe. Ein pinkfarbenes<br />
Kleid und kleine rote Schuhe habe das Mädchen<br />
getragen, als Abu Maawi es in den Hof<br />
zerrte und in der sengenden Sonne mit<br />
Handschellen an das Gitterfenster kettete.<br />
Jennifer W. sei die ganze Zeit hindurch im<br />
Haus gewesen. Geweint habe ihr Kind, dann<br />
nur noch geröchelt und immer wieder mit<br />
leiser werdender Stimme „Mama“ gerufen,<br />
erinnerte sich die Frau. Dann war das Mädchen<br />
plötzlich still, eine halbe Stunde später<br />
hörte es auf zu atmen. Sie, die Mutter, habe<br />
im Haus am Fenster gestanden und hilflos<br />
zuschauen müssen, gab sie den Befragernzu<br />
Protokoll. AusAngst vorihrem Peiniger habe<br />
sie es aber nicht gewagt, zu ihrer Tochter in<br />
den Hof zugehen. Zudem sei sie noch geschwächt<br />
gewesen, weil Maawi tags zuvor<br />
auch sie elf Stunden lang gefesselt und ohne<br />
Wasser in derHitze hatte darben lassen.<br />
In die Anklageschrift, die Mitte Dezember<br />
2018 bei Gericht eingereicht worden war,<br />
konnten die Aussagen derMutter noch nicht<br />
einfließen. Nora B. wurde erst Ende Märzvon<br />
der Bundesanwaltschaft vernommen. Bis<br />
dahin stützten die Ermittler ihreAnklage nur<br />
auf die Angaben einer Vertrauensperson und<br />
den Mitschnitt vonGesprächen, die Jennifer<br />
W. mit dieser Quelle führte. Der Mann soll<br />
eine Quelle der US-Bundespolizei FBI gewesen<br />
sein. Er hatte zuder Angeklagten eine<br />
Vertrauensbeziehung aufbauen können.<br />
Nach ihrer Rückkehr aus Syrien im Herbst<br />
2015 war Jennifer W. in der radikalislamischen<br />
Szene hierzulande aktiv geworden. In<br />
dieser Zeit soll sie unter anderem als Administratorin<br />
einer Telegram-Chatgruppe<br />
agiert haben, die sich um die Unterstützung<br />
gefangener Islamisten kümmert.<br />
Der auf Jennifer W. angesetzte Spitzel<br />
sollte sie und ihre zweijährige Tochter im<br />
Sommer letzten Jahres über Griechenland in<br />
die Türkei fahren, von wo aus sie weiter<br />
wollte zum IS. DemFahrer hatte sie viel über<br />
ihreVergangenheit in Syrien erzählt. DasFBI,<br />
das den Wagen seiner Quelle verkabelt hatte,<br />
hörte zu, wie Jennifer W. von ihren Patrouillen<br />
für die Tugendpolizei Hisba erzählte und<br />
vondem Mädchen, das ihr Mann verdursten<br />
ließ. Sie sagte in diesen Gesprächen auch,<br />
dass sie ihren Mann gewarnt habe,das Mädchen<br />
könne die Tortur nicht überleben.<br />
Mit Nora B.hat die Bundesanwaltschaft<br />
über die Abhörbänder hinaus nun eine Augenzeugin.<br />
Sie kann nicht nur beschreiben,<br />
wie ihreTochter zu Tode kam. Sondern auch<br />
berichten, wie sie während ihrer dreijährigen<br />
Gefangenschaft bei wechselnden IS-Kämpfern<br />
als Sklavin gehalten wurde. Wie sie geschlagen,<br />
gequält, missbraucht wurde. Das<br />
dürfte dazu führen, dass die Bundesanwaltschaft<br />
ihreAnklage auf Sklaverei ausweitet.<br />
Immer wieder wurden sie geschlagen<br />
Denn bei der Bundesanwaltschaft schilderte<br />
Nora B. auch, was sie im Haus von Abu<br />
Maawi und Jennifer W. erleiden musste.Einmal<br />
habe sie Maawi zusammen mit ihrer<br />
Tochter ins Badeingesperrt, ein anderes Mal<br />
musste sie eine halbe Stunde lang mit nackten<br />
Füßen im heißen Hofstehen.Vorden Augen<br />
ihres Kindes sei sie vonMaawi wegen eines<br />
nichtigen Anlasses zusammengeschlagen<br />
worden, schilderte Nora B. weiter. Auch<br />
die kleine Tochter sei vondem Mann immer<br />
wieder geschlagen und bedroht worden.<br />
Undeshabe fast nichts zu essen gegeben.<br />
Im Münchner Prozess tritt die Jesidin als<br />
Nebenklägerin auf. Am Dienstag war sie noch<br />
nicht im Gericht. Vertreten wirdsie unter anderem<br />
von der Kanzlei der Menschenrechtsanwältin<br />
Amal Clooney. Wann Nora B. als<br />
Zeugin vorGericht aussagen wird, steht nicht<br />
fest. Mankann aber vermuten, dass sie bei der<br />
Urteilsverkündung gewiss in München sein<br />
wird. DenBundesanwälten hat sie voneinem<br />
Stoßgebet erzählt, dass sie im Angesicht des<br />
Todeskampfes ihrerTochter ausrief.„Hoffentlich<br />
wird Gott ihnen das zurückgeben, hoffentlich<br />
werden sie für ihre Taten bestraft“,<br />
habe sie gerufen, so Nora B. Die Hoffnung<br />
könnte sich in Deutschland erfüllen.<br />
Andreas Förster glaubt, dass der Prozess<br />
gegendie deutsche IS-Kämpferin<br />
kompliziertund langwierig wird.
4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Enteignung: Kretschmann<br />
geht auf Distanz zu Habeck<br />
Baden-Württembergs Grünen-Ministerpräsident<br />
Winfried Kretschmann<br />
ist auf Distanz zum Vorstoß<br />
vonParteichef RobertHabeck gegangen,<br />
notfalls große Wohnungsbauunternehmen<br />
zu enteignen.„Die<br />
Debatten um Enteignung vonWohnungsbaugesellschaften<br />
führen wir<br />
mit Sicherheit nicht. Diesind unsinnig<br />
meiner Meinung nach“, sagte er<br />
am Dienstag in Stuttgart. Wenn man<br />
Wohnungsbaugesellschaften enteigne,müsse<br />
man sie entschädigen.<br />
DasGeld stecke man besser in den<br />
Bauneuer Wohnungen. (dpa)<br />
AfD will erneut über<br />
Bundestagsvize abstimmen<br />
DieAfD will nach dem ScheiternihrerAbgeordneten<br />
Mariana Harder-<br />
Kühnel bei derWahl zur Bundestagsvizepräsidentin<br />
noch in dieser Woche<br />
über einen neuen Bewerber für<br />
den Posten abstimmen lassen. Der<br />
Wahlgang solle auf die Tagesordnung<br />
des Plenums gesetzt werden,<br />
sagte der AfD-Parlamentsgeschäftsführer<br />
BerndBaumann am Dienstag<br />
in Berlin. (AFP)<br />
Mindestens 690 Menschen<br />
wurden 2018 hingerichtet<br />
Im vergangenen Jahr wurden nach<br />
Angaben vonAmnesty International<br />
weltweit so wenige Hinrichtungen<br />
dokumentiertwie zuletzt vorzehn<br />
Jahren. DieMenschenrechtsorganisation<br />
verzeichnet in Jahresbericht<br />
2018 zur Todesstrafe mindestens 690<br />
Hinrichtungen in 20 Staaten. Im Vorjahr<br />
waren es noch 993 Exekutionen<br />
in 23 Staaten. Allerdings gebe es eine<br />
erhebliche Dunkelziffer vorallem in<br />
China, wo auch 2018 mutmaßlich<br />
mehrereTausend Menschen hingerichtet<br />
worden seien, heißt es in dem<br />
Bericht. Vier Länder waren demnach<br />
für 78 Prozent der dokumentierten<br />
Exekutionen verantwortlich: Iran<br />
(mindestens 253), Saudi-Arabien<br />
(149), Vietnam (mindestens 85) und<br />
der Irak (mindestens 52). (dpa)<br />
Russland wird wegen Arrests<br />
gegen Nawalnyverurteilt<br />
Alexej Nawalnywurde 2014 monatelang<br />
unter Hausarrest gestellt.<br />
AP<br />
DerEuropäische Gerichtshof für<br />
Menschenrechte hat Russland wegen<br />
derVerhängung vonzehn Monaten<br />
Hausarrest gegen den Kremlkritiker<br />
Alexej Nawalny verurteilt. DieStraßburger<br />
Richter sehen hinter dem 2014<br />
angeordneten Arrest politische<br />
Gründe,wie es in einem am Dienstag<br />
schriftlich verkündeten Urteil heißt<br />
(Beschwerdenummer 43734/14). Der<br />
russische Staat muss Nawalny nun<br />
mehr als 22 600 Euro Entschädigung<br />
zahlen. DieEntscheidung ist noch<br />
nicht rechtskräftig. (dpa)<br />
Bensalah wird algerischer<br />
Übergangspräsident<br />
Dasalgerische Parlament hat nach<br />
dem Rücktritt vonLangzeitpräsident<br />
Abdelaziz Bouteflika einen Übergangspräsidenten<br />
benannt. Diebeiden<br />
Kammerndes Parlaments bestätigten<br />
am Dienstag laut Staatsfernsehen<br />
mit großer Mehrheit Abdelkader<br />
Bensalah als<br />
Interimspräsidenten. (dpa)<br />
Ingrid Millgramm bezieht Grundsicherung,trotzdem bleiben ihr nach allen Abzügen nur 100 Euro im Monat zum Leben.<br />
DPA/KARL-JOSEF HILDENBRAND<br />
Klauen, um sich die Würde zu bewahren<br />
Eine Rentnerin steht vor Gericht, weil sie gestohlen hat –angeblich aus der Not heraus. Sie ist kein Einzelfall<br />
VonJulia Rathcke<br />
Auch im Rollstuhl will Ingrid<br />
Millgramm Haltung bewahren.<br />
Als sie an diesem<br />
Dienstag in den Verhandlungssaal<br />
des Landgerichts Memmingen<br />
gebracht wird, trägt sie ein<br />
orangerotes Jackett mit goldenen<br />
Knöpfen, farblich passenden Lippenstift<br />
und ihr blondiertes Haar ist<br />
frisch frisiert. Wofür sie sich verantworten<br />
muss,soll ihr niemand ansehen:<br />
Die 85-Jährige aus Bad Wörishofen<br />
im Unterallgäu klaut in Supermärkten,<br />
sie ist eine Wiederholungstäterin,<br />
eine Diebin aus Armut, wie<br />
sie sagt. Damit wurde sie bundesweit<br />
bekannt.<br />
Am Ende hatten sie 84,65 Euro ins<br />
Gefängnis gebracht. Geld, das Ingrid<br />
Millgramm nicht hatte,als sie etwa im<br />
Frühjahr 2013 an der Supermarktkasse<br />
stand und ein Pfund Hackfleisch<br />
in ihrem Korb versteckte.Oder<br />
als sie im Juni 2014 ein paar Tütensuppen<br />
und die Flasche Rum mitgehen<br />
ließ. Später waren es eine Gesichtscreme,Puder<br />
und Mascara.<br />
Für die Summe ihrer Diebstähle<br />
im Gesamtwert von 84,65 Euro saß<br />
Ingrid Millgramm bereits im Gefängnis.<br />
ImJahr 2017 hatte das Amtsgericht<br />
die Rentnerin zu einer dreimonatigen<br />
Haftstrafe verurteilt. Nach<br />
55 Tagen wurde sie vorzeitig entlassen.<br />
Sie stahl wieder, noch während<br />
der Bewährungszeit. Wieder wurde<br />
sie verurteilt, zu vier Monaten Haft<br />
ohne Bewährung. Um jenes Urteil<br />
geht es nun am Landgericht.<br />
Die 85-jährige Seniorin lebt von<br />
einer Minirente, Grundsicherung<br />
Armutsgefährdungsquote<br />
der 65 Jahre und älteren Menschen und insgesamt (2005 =100)<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
Armutsgefährdungsquote<br />
65 Jahre und älter<br />
Armutsgefährdungsquote<br />
insgesamt<br />
90<br />
’05 ’06 ’07 ’08 ’09 ’10 ’11 ’12 ’13 ’14 ’15 ’16<br />
BLZ/REEG; QUELLE: STATISTISCHES BUNDESAMT<br />
Äußerst knapper Wahlausgang in Israel<br />
und Wohnhilfe. Und hat nach allen<br />
Abzügen weniger als 100 Euro im<br />
Monat zur Verfügung.<br />
Rund 550 000 Rentner in Deutschland<br />
beziehen laut statistischem Bundesamt<br />
Grundsicherung, 2003 waren<br />
es noch halb so viele.Die Zahl der Senioren,<br />
die ihre Rente mit Grundsicherung<br />
aufbessern, steigt seit Jahren.<br />
DieZahl derjenigen, denen diese<br />
Form der Sozialhilfe im Alter zustünde,ist<br />
noch besorgniserregender.<br />
Viele stellen erst gar keinen Antrag,<br />
aus Scham, Stolz oder schlicht aus<br />
Unwissenheit. In der Armutsforschung<br />
geht man davon aus,dass auf<br />
jeden Antragsteller bis zu zwei Rentner<br />
kommen, die keine Grundsicherung<br />
in Anspruch nehmen, obwohl<br />
sie dazu berechtigt wären.<br />
Altersarmut, das trifft überdurchschnittlich<br />
viele Frauen. Frauen, die<br />
sich in den 60er- und 70er-Jahren an<br />
das gängige Ehemodell gehalten haben:<br />
der Mann voll berufstätig, die<br />
Frau für die Kinder zu Hause.<br />
Millgramm, gelernte Maßschneiderin,<br />
geboren 1933 in Wuppertal,<br />
heiratet zweimal. Ihr erster Ehemann,<br />
Besitzer einiger Tabakläden<br />
und Zigarettenautomaten, stirbt an<br />
Leukämie und hinterlässt ihr<br />
285 000 Mark Schulden, ein Insolvenzverfahren<br />
und jede Menge Ärger<br />
mit den beiden gemeinsamen Töchtern.<br />
Kontakt haben sie seitdem keinen.<br />
Ihrzweiter Ehemann, ein Großhändler<br />
aus Bayern, ermöglicht ihr<br />
ein gutes Leben, ein Haus in München<br />
und schicke Autos. Doch vom<br />
Luxus bleibt nicht viel übrig. So erzählt<br />
es Ingrid Millgramm dem Spiegel<br />
in einer Homestory imSommer<br />
2018. IhrMann habe das in den USA<br />
angelegte Vermögen durch einen<br />
Börsencrash verloren. Als er drei Monate<br />
später stirbt, ebenfalls an Krebs,<br />
hinterlässt er ihr 380 Mark Witwenrente<br />
im Monat. Ingrid Millgramm<br />
veräußerteiniges,behält vieles,zieht<br />
zunächst in eine 150-Quadratmeter-<br />
Wohnung, halbiert ihren Lebensraum<br />
schließlich.<br />
Wenn Seniorinnen ihre Männer<br />
und damit ihren Lebensstandardverlieren,<br />
ist Würde oft das, worin sie<br />
noch investieren. „Frauen bleiben<br />
häufig in ihren zu großen Wohnungen,<br />
dieser Lebensraum ist für sie geradezu<br />
existenziell“, sagt Stefan Sell,<br />
Professor für Volkswirtschaftslehre<br />
und Sozialpolitik an der Hochschule<br />
Koblenz. Viele meldeten sich auch<br />
deshalb nicht beim Amt, weil sie<br />
fürchten, ihre Wohnung, ihr letzter<br />
Luxus könnte ihnen dann weggenommen<br />
werden.<br />
Ulrich Schneider vom Paritätischen<br />
Gesamtverband bestätigt das:<br />
„Das Nichtbeantragen von Hilfe hat<br />
viele Gründe.Zum einen ist da große<br />
Scham, am Ende seines oft erwerbstätigen<br />
Lebens als Verlierer zu gelten,<br />
als jemand, der auf den Staat angewiesen<br />
ist“, sagt Schneider.„Zumanderen<br />
spielt die Angst vor Ämtern<br />
eine Rolle, die schlichte Überforderung<br />
mit Bürokratie.“<br />
Die von Bundesarbeitsminister<br />
Hubertus Heil geplante Grundrente<br />
gehe in eine gute Richtung, sagt<br />
Schneider.Doch sie soll nur für Menschen<br />
mit 35 Jahren durchgehender<br />
Erwerbstätigkeit gelten. DerParitätische<br />
Gesamtverband fordert eine<br />
Grundrente ab 25 Beitragsjahren,<br />
plus zusätzliche Freibeträge. „Dass<br />
das Land mit diesem Problem nicht<br />
fertig wird, ist ein Trauerspiel“, sagt<br />
Ulrich Schneider. „So gilt Altersarmut<br />
leider bis ans Lebensende.“<br />
Premier Netanjahu und sein Herausforderer Gantz liegen gleichauf. Beide Kandidaten erklären sich zu Siegern<br />
Bei der Parlamentswahl in Israel<br />
zeichnet sich ein knappes Rennen<br />
zwischen dem konservativen<br />
Regierungschef Benjamin Netanjahu<br />
und seinem oppositionellen<br />
Herausforderer Benny Gantz ab.Netanjahus<br />
Likud kam laut TV-Prognosen<br />
auf 33 bis 36 Mandate und<br />
Gantz' Mitte-Bündnis Blau-Weiß auf<br />
36 bis 37 Mandate. Beide Seiten erklärten<br />
sich anschließend jeweils zu<br />
Siegern.<br />
Zwei Fernsehsender sahen das<br />
rechte Siedlerlager mit Netanjahus<br />
konservativem Likud, den strengreligiösen<br />
Parteien und den rechten Parteien<br />
mit 64 bis 66 Mandaten klar<br />
vorn. Das Mitte-Links-Lager mit<br />
Gantz' Bündnis Blau-Weiß, der Arbeitspartei,<br />
der linken Merez-Partei<br />
und den arabischen Parteien erhielt<br />
dabei 54 bis 56 Mandate. Bei einem<br />
weiteren Fernsehsender kamen<br />
beide Lager auf jeweils 60 Mandate.<br />
Für eine Regierungsmehrheit sind<br />
mindestens 61 von 120 Mandaten<br />
notwendig.<br />
„Der rechte Block unter Führung<br />
des Likud hat eindeutig gesiegt“,<br />
sagte der 69-jährige Netanjahu am<br />
Dienstagabend. „Ich danke den israelischen<br />
Bürgernfür ihr Vertrauen.<br />
Ich werde noch heute Nacht damit<br />
beginnen, gemeinsam mit meinen<br />
natürlichen Partnerneine rechte Regierung<br />
aufzubauen.“<br />
Gantz, 59 Jahre alt, und sein Mitstreiter<br />
Jair Lapid erklärten dagegen<br />
gemeinsam: „Wir haben gesiegt!<br />
Diese Wahl hat einen klaren Sieger<br />
134,5<br />
106,8<br />
und einen klaren Verlierer. Netanjahu<br />
hat 40 Sitze versprochen und<br />
verloren.“<br />
Rechnerisch möglich ist nach den<br />
Prognosen auch eine große Koalition<br />
vonLikud und Blau-Weiß. Allerdings<br />
hatten sowohl Netanjahu als auch<br />
Gantz imWahlkampf gesagt, sie würden<br />
nicht mit dem jeweils anderen in<br />
einer Regierung sitzen.<br />
Mögliche Koalitionspartner für<br />
Likud und Blau-Weiß erhielten lediglich<br />
Mandate im mittleren einstelligen<br />
Bereich: Die Arbeitspartei<br />
erhielt nur sechs bis acht Sitze. Die<br />
Partei die Neue Rechte von Erziehungsminister<br />
Naftali Bennett und<br />
Justizministerin Ajelet Schaked verpasste<br />
vermutlich den Einzug in das<br />
Parlament. Die linke Merez-Partei<br />
kommt laut Prognosen auf vier bis<br />
fünf Sitze. Wer drittstärkste Kraft<br />
wird, war zunächst unklar.Erst Mittwochmorgen<br />
liegt das Ergebnis vor.<br />
Netanjahu führte zuletzt eine Regierungskoalition<br />
mit den rechten<br />
und strengreligiösen Parteien an.<br />
Die Wahl waren wegen einer Regierungskrise<br />
vorgezogenworden.<br />
Netanjahu ist seit 2009 durchgängig<br />
im Amt, war schon von 1996 bis<br />
1999 Ministerpräsident. Er steht aktuell<br />
wegen Korruptionsvorwürfen<br />
unter Druck. Israels Generalstaatsanwalt<br />
will in drei Fällen Anklage gegen<br />
ihn erheben. Bevor entschieden<br />
wird, ob der Regierungschef wirklich<br />
vor Gericht muss, hat noch eine Anhörung<br />
zu erfolgen. Netanjahu weist<br />
alle Vorwürfe zurück. (dpa)<br />
May sucht<br />
Hilfe bei<br />
Merkel<br />
Britische Premierministerin<br />
wirbt für Brexit-Aufschub<br />
VonMarkus Decker<br />
Kanzlerin Angela Merkel(l.) steht Theresa<br />
Mays Bitte wohlwollend gegenüber. AFP<br />
Vor dem Sondergipfel der EU-<br />
Staats- und Regierungschefs begab<br />
sich die britische Premierministerin<br />
Theresa May amDienstag auf<br />
Reisen. Zunächst steuerte sie Berlin<br />
an und traf sich dort umzwölf Uhr<br />
mit Kanzlerin Angela Merkel. Anschließend<br />
wartete Frankreichs Präsident<br />
Emmanuel Macron. Grobgesagt<br />
ging es hier wie dort umdie Alternative:<br />
ungeordneter Brexit oderVerlängerung<br />
der Austrittsfrist, wie vonLondon<br />
gewünscht, bis zum 30. Juni.<br />
In Berlin traf May auf eine Kollegin,<br />
die den Briten in der Sache wohlgesonnen<br />
ist. Merkel ist bereit, den<br />
Briten erneut mehr Zeit zu geben, um<br />
die verfahrene Situation doch noch<br />
irgendwie zu klären. Andererseits ist<br />
das Kanzleramt entschlossen, die EU<br />
beieinanderzuhalten. Das ist bisher<br />
ganz gut gelungen und in gewisser<br />
Weise ohnehin zwingend. Denn die<br />
Brexit-Entscheidungen in Brüssel<br />
müssen einstimmig fallen.<br />
Der Vorsitzende des Auswärtigen<br />
Ausschusses des Bundestages, Norbert<br />
Röttgen (CDU), sagte der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland): „Die Verlängerung der<br />
Brexit-Frist nur bis Ende Juni löst kein<br />
Problem. Parteien, Parlament und<br />
Regierung, ja das ganze Land, sind<br />
tief gespalten. Der Europäische Rat<br />
sollte daher dem Vorschlag vonRatspräsident<br />
Donald Tusk folgen und<br />
Großbritannien eine flexible Verlängerung<br />
vonbis zu einem Jahr gewähren.“<br />
Er fuhr fort: „Die Briten brauchen<br />
jetzt vor allem Zeit, sich zu sortieren<br />
und Kompromisse zu finden.“<br />
Es sei im europäischen Interesse,den<br />
Briten diese Selbstfindung zu ermöglichen.<br />
In Paris war die Lage für May<br />
schwieriger. Frankreich will einem<br />
weiteren Aufschub des Brexits nur<br />
unter strikten Bedingungen zustimmen.<br />
Die ins Spiel gebrachte Verschiebung<br />
um ein Jahr erscheine zu<br />
lang, hieß es am Dienstag in Pariser<br />
Élyséekreisen. DieEUzusammenzuhalten,<br />
bedeutet also auch: Macron<br />
im Falle einer abermaligen Verschiebung<br />
einzubinden.<br />
Dabei scheint unter den EU-Staaten<br />
nach Angaben von Diplomaten<br />
längst Einigkeit über einen weiteren<br />
Aufschub zu bestehen. Es werdenur<br />
noch über Details diskutiert, heißt<br />
es.Ein Teil der Mitgliedstaaten ist dafür,die<br />
Austrittsfrist bis zum 30. Juni<br />
zu verlängern. Einanderer Teil präferiert<br />
einen längeren Aufschub, um<br />
das Risiko erneuter Diskussionen im<br />
Sommer auszuschließen. Eine Bedingung<br />
soll sein, dass die Briten im<br />
Mai ander Europawahl teilnehmen.<br />
Dies soll sicherstellen, dass es keine<br />
rechtlichen Schwierigkeiten gibt,<br />
wenn Großbritannien im Sommer<br />
noch EU-Mitglied sein sollte, aber<br />
keine Abgeordneten gewählt hat.<br />
Beobachter in Brüssel gaben sich<br />
am Dienstag desillusioniert. Einer<br />
vonihnen sagte,man werdeimApril<br />
2020 wahrscheinlich kaum weiter<br />
sein als heute.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 5 *<br />
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Hauptstadt<br />
Machtspieler<br />
„The West Wing“ und „House of Cards“ sind Klassiker im Politik-TV.Doch es muss nicht immer die US-Präsidentschaft sein. Auch andere Ämter<br />
und Länder bieten Stoff für Drama. Unterhaltung ist das eine –abergeht es im Parlament wirklich so zu wie auf dem Bildschirm?<br />
Ein subjektiver Realitätscheck<br />
Weltfrieden mit Bilderbuchfamilie<br />
Die Wahrheit im Hinterzimmer<br />
Im Königreich regiert die Frau<br />
„Madame Secretary“, USA, CBS, seit 2014<br />
Realitätsfaktor:<br />
Seit 2014 wird die Serie umdie fiktive US-Außenministerin Elizabeth<br />
McCord (dargestellt vonTéa Leoni) bei CBS ausgestrahlt. In den USA<br />
läuft gerade die 18. Folge der fünften Staffel. Die deutschen Zuschauer<br />
von Sky hinken in der synchronisierten Fassung ein Jahr hinterher, was<br />
wegen der aktuellen Bezüge ein Nachteil ist. Das Handlungsmuster ist<br />
einfach: McCord muss als aufrechte Vorkämpferin linksliberalerWertedie<br />
Welt retten. Wer„The West Wing“ mochte, dem wird Madame Secretary<br />
gefallen.<br />
Wirklichkeit und Fiktion fließen ineinander: McCord streitet mit den<br />
Chinesen über Menschenrechte, befreit Geiseln in Afghanistan und kümmertsich<br />
um die verfolgten Rohingya in Myanmar.Sogar ein Spendenaufruf<br />
von Unicef wird eingeblendet. Nach einem Terroranschlag aufs Weiße<br />
Haus berät sie sich mit ihren Vorgängern, wobei die echte Hillary Clinton<br />
über „die Perversion des Patriotismus“ referiert. Das ist ein schöner Kontrast<br />
zu Trump.Dass die SerieumMcCordund ihreBilderbuchfamilie nicht<br />
ganz realistisch ist, ahnt man jedoch spätestens,wenn die Titelheldin persönlich<br />
in Kriegsgebiete aufbricht, um Frieden zu stiften und Konflikte moralisch<br />
stets korrekt aus der Welt zu schaffen. Karl Doemens<br />
„Kanzleramt“, ZDF,2005<br />
Realitätsfaktor:<br />
ImMärz2005 startete „Kanzleramt“ mit dem Anspruch, die deutsche Version<br />
von„The West Wing“ zu werden, der Serieüber den US-Präsidenten,<br />
die Maßstäbe in Sachen Polit-TV setzte. Inder ZDF-Produktion stehen der<br />
Kanzler und sein engster Kreis im Mittelpunkt der Handlung, die sich um politische<br />
Intrigen und persönliche Krisen dreht: Vertrauliche Dokumente fallen<br />
der Presse in die Hände,esgilt, den Staatsbesuch eines Diktators zu verhindern,<br />
und die Kanzlertochter büxt ihren Personenschützernaus.Gespielt<br />
wird von der allerersten deutschen Schauspiel-Riege: Klaus J. Behrendt als<br />
Kanzler,RobertAtzorn, HerbertKnaup,Claudia Michelsen und und und.<br />
Zwischenmenschlich seifenopert es, manch eine Krise löst sich arg einfach<br />
auf. Berater aus dem politischen Milieu und (Politik-)Journalisten als<br />
Drehbuchschreiber sorgten aber dafür, dass die Handlung ziemlich realitätsnah<br />
ausfällt. Das war Teil des Problems: Dass „Kanzleramt“ floppte, lag<br />
nurzum Teil an der mit dem sympathischen „Tatort“-Macho Behrendt fehlbesetzten<br />
Titelrolle.Ineiner Zeit, in der noch nicht jeder Politiker twitterte,<br />
war das öffentliche InteresseamBlick hinter die Regierungskulissen gering.<br />
2016 schrieb ein Rezensent rückblickend, das Publikum sei einfachnoch nicht<br />
reif gewesen. Ob das stimmt?Wirwerdenesnie erfahren. Tanja Brandes<br />
„Borgen“, Dänemark, 2010–2013, Februar 2012 auf Arte<br />
Realitätsfaktor:<br />
Zunächst wollen wir einer Stellungnahme des dänischen Schweinezüchterverbandes<br />
Raum geben: DieFernsehserie„Borgen“ ,soerklärten<br />
die ehrbaren Tierhalter 2012, zeichne ein Zerrbild von ihrem Berufsstand,<br />
mitnichten seien sie geldbesessene Zyniker. Nachdem diese dringende<br />
Korrektur vermerkt ist, lässt sich festhalten: Kritteln kann man viel<br />
an „Borgen“. Warumetwa schließt Birgitte NyborgChristensen, die bis zu<br />
ihrer Wahl zur Ministerpräsidentin noch mit dem Fahrrad durch Kopenhagen<br />
fährt, selbiges nie an? Undwarum sollte die Opposition auf Koalitionsstimmen<br />
angewiesen sein, um einen Untersuchungsausschuss einzusetzen?<br />
DieZerrissenheit der Charakterezwischen Idealen und den machtpolitischen<br />
Notwendigkeiten ist hingegen so realistisch dargestellt, dass in Dänemarknicht<br />
darüber debattiertwurde,wie dicht „Borgen“ an der Realität<br />
ist –sondernwie sich der politische Betrieb an„Borgen“ orientiert. Mindestens<br />
in einem Punkt setzte die Serie einen Maßstab für die Wirklichkeit:<br />
2011 wurde mit Helle Thorning Schmidt im Königreich die erste Frau an die<br />
Regierungsspitze gewählt. Birgitte Nyborg Christensen regierte da schon<br />
seit einem Jahr –zumindest im Fernsehen. Frederik Bombosch<br />
Ahnungslos im Bundestag<br />
Keine Helden mehr<br />
Schräger als Trump<br />
„Eichwald MdB“, ZDF,seit 2015<br />
Realitätsfaktor:<br />
Mich musste nicht überzeugen, dass du kein perverses Dreckschwein<br />
bist. Aber die dadraußen, Hajo.“ Hajo, das ist Hajo Eichwald: unscheinbarer,<br />
grau melierter Mittfünfziger, Hinterbänkler im Bundestag.<br />
Hajo hat keine Ahnung und baut ständig Mist. Deswegen ist er Politiker geworden<br />
und Protagonist der gleichnamigen ZDF-Satire. Dieeloquente,eingangs<br />
zitierte Dame,die ihm, dem Abgeordneten aus Bochum ohne Eigenschaften,<br />
in der Serie öfter die Leviten liest, ist seine Fraktionschefin. Die<br />
Szene stammt aus der hinreißend-zynischen ersten Staffel, an der sich der<br />
geneigte Zuschauer bereits vorvier Jahren erfreuen durfte –wer sucht, findet<br />
die Folgen noch auf YouTube.<br />
DieFortsetzung soll voraussichtlich im Sommer gesendet werden.Eichwald,<br />
könnte man meinen, ist eine Art Stromberg im Bundestag. Das<br />
stimmt allerdings nur bedingt. Ja,jeneungelenke,rhetorische und motorische<br />
Rumhampelei, die nahezu jeden Gesprächspartner peinlich berührt,<br />
erinnert anChristoph Maria Herbsts Alter Ego. Aber der feine Hauptdarsteller,BernhardSchütz,<br />
und sein formidables Büro-Ensemble emanzipierensich<br />
schnell. Selten hat Demokratie im Fernsehen so viel Spaß gemacht.<br />
Undwar –vermutlich–sonah an derWahrheit. JanScheper<br />
„Bodyguard“, Großbritannien, Netflix, seit 2018<br />
Realitätsfaktor:<br />
Allein die ersten 20 Minuten dieses sechsteiligen Politdramas rauben einem<br />
den Atem: Wirsind in einem vollen Vorortzug auf seiner vielleicht<br />
letzten Fahrt: An Bord ist eine Selbstmordattentäterin, an Bord ist aber auch<br />
ein Polizist, der versucht, sie vonihremVorhaben abzubringen: Einfalsches<br />
Wort, eine unbedachte Bewegung, und keiner würde überleben. Ihm gelingt<br />
das Wunder –auch weil er als Afghanistan-Veteran die Sprache der<br />
Frau spricht und offenbar ähnliche emotionale Verheerungen davongetragen<br />
hat: „Duund ich“, sagt er ihr,„wir sind nur Kollateralschäden.“<br />
An Durchschnaufen ist auch danach nicht zu denken: Der von Richard<br />
Madden gespielte Polizist David Budd steigt zum Leibwächter der Innenministerin<br />
auf, einer an Theresa May angelehnten rechten Hardlinerin; er<br />
muss also beschützen, was er verachtet: eine politische Elite,die so zynisch<br />
und korrupt dargestellt ist, wie sie wohl nicht einmal in Britannien ist. Es<br />
wirdeinen weiteren Anschlag geben, und Budd kann ihn nicht verhindern.<br />
Aber steckt womöglich die Regierung dahinter,umihr restriktives Anti-Terror-Programm<br />
zu rechtfertigen? Oder ist der Held am Ende selbst ein Attentäter?<br />
Oder ist all das gar nicht die Frage,sonderneher,obpolitisches Heldentum<br />
überhaupt noch möglich ist in Zeiten wie diesen. Christian Seidl<br />
„Veep“, USA, HBO,seit 2012<br />
Realitätsfaktor:<br />
Die bitterböse Politsatire um die fiktive US-Vizepräsidentin Selina<br />
Meyer (brillant dargestellt von Julia Louis-Dreyfus) läuft in den USA<br />
bei HBO seit sieben Jahren. In Deutschland kann man die Preview auf Abruf<br />
bei Sky ansehen. Gerade ist die siebte und letzte Staffel angelaufen, in der<br />
Meyermit dem hohlen Slogan „New.Selina. Now.“ endlich den Sprung ins<br />
Präsidentenamt schaffen will:„Das Land schuldet mir acht JahreimWeißen<br />
Haus.“ Ihre in der Serie sarkastisch übersteigerte Geltungssucht kennt<br />
keine Grenzen, wird jedoch immer wieder durch die Unfähigkeit der<br />
Hauptfigur und ihrer trotteligen Beratertruppe konterkariert.<br />
Magdie Realität der Trump-Präsidentschaft auch noch so absurdsein,<br />
schafft es Veep tatsächlich, die Mechanismen von Politik auf einer noch<br />
überdrehteren Ebene zynisch vorzuführen. Selina Meyer ist weder eine<br />
Spiegelung vonDonald Trump noch ein finsterer Machtstratege wie Frank<br />
Underwood in „House of Cards“. Ihre Dialoge verletzen die Grenzen der<br />
politischen Korrektheit, entlarvenaber zugleich urkomisch respektlos die<br />
eigenen Schwächen. Wiesich die Geschichte grundsätzlich anders entwickelt,<br />
als man dies erwartet, bereitet beim Zuschauen höchstes Vergnügen.<br />
Karl Doemens<br />
ZDF NEO; HR/WDR/ARTE FRANCE/DR; ZDF; HBO; NETFLIX; CBS<br />
PLATZ DER REPUBLIK<br />
Das sichtbare<br />
Geschlecht<br />
Christine Dankbar<br />
freut sich über Nachwuchskolleginnen.<br />
Die Zukunft ist weiblich. Zu diesem<br />
Schluss muss unweigerlich<br />
kommen, wer in der vergangenen<br />
Woche den Medienworkshop der Jugendpresse<br />
Deutschland im Bundestag<br />
besuchte.30Nachwuchsjournalistinnen<br />
und -journalisten treffen<br />
sich hier jedes Jahr für eine sehr intensive<br />
und arbeitsreiche Woche in<br />
der Hauptstadt.<br />
SiebenTage lang leben sie gemeinsam<br />
in einem Hostel in Mitte, treffen<br />
sich mit den Abgeordneten der Wahlkreise,<br />
aus denen sie angereist sind,<br />
sprechen mit Expertinnen und Experten,<br />
hospitieren für einen Tagin<br />
einer Hauptstadtredaktion und diskutieren<br />
vor allem untereinander<br />
über ihren Themenschwerpunkt, aus<br />
dem am Ende eine komplette Zeitschrift<br />
entstehen soll. Eine voll gepackte<br />
Woche, der Arbeitstag erstreckt<br />
sich bis in den späten Abend.<br />
In diesem Jahr hatten sich vor allem<br />
Mädchen und junge Frauen zwischen<br />
16 und 20 Jahren um die Teilnahme<br />
beworben. Das mag nicht<br />
unwesentlich am Thema liegen.<br />
Zum 100. Geburtstag des Frauenwahlrechtes<br />
ging es um die Gleichstellung<br />
von Frauen, um #Metoo,<br />
Quotendiskussion und Gender Pay<br />
Gap. Nicht mein Ding, müssen sich<br />
die meisten männlichen Jugendlichen<br />
gedacht haben und verzichteten.<br />
Die Gruppe der Nachwuchsjournalistinnen,<br />
die deshalb nur<br />
noch in der weiblichen Form genannt<br />
sein soll, bestand demzufolge<br />
aus 27 Mädchen und gerade mal drei<br />
Jungen.<br />
Dasist schon deshalb schön, weil<br />
die Organisatoren als umfassendes<br />
Thema dem Jugendmedienworkshop<br />
den Titel „Das unsichtbare Geschlecht“<br />
gegeben hatten. Und jetzt<br />
war das unsichtbare Geschlecht<br />
ganz schön sichtbar.Inder Mitte der<br />
Woche findet bei dem Workshop traditionell<br />
ein Abendessen im Bundestag<br />
statt, zu dem nicht nur Teilnehmerinnen<br />
und Bundestagsabgeordnete<br />
kommen, sondernauch die Medienleute<br />
der <strong>Zeitung</strong>en und Sender,<br />
bei denen die Teilnehmerinnen hospitierten.<br />
Und daesinRedaktionen<br />
und Pressestellen üblich zu sein<br />
scheint, dass sich vorallem Kolleginnen<br />
mit dem Medien-Nachwuchs<br />
befassen –schließlich ist das ja ihr<br />
Ding, nicht wahr –, standen um die<br />
Stehtische im Veranstaltungsfoyer<br />
des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses<br />
in der Mehrzahl weibliche Gäste.<br />
Bundestagsvizepräsident Wolfgang<br />
Kubicki (FDP) war auch kurzda<br />
und las eine kleine Ansprache vom<br />
Blatt ab.Ansonsten hielt seine Anwesenheit<br />
nur für einen kurzen Scherz<br />
einer TV-Kollegin her: „Bemerkenswert,dass<br />
Herr Kubicki Veranstaltungen<br />
besucht, bei denen es keinen<br />
Wein gibt“, sagte sie frech und lachte.<br />
Angesichts der meist minderjährigen<br />
Gäste hatte man das Getränkeangebot<br />
auf Mineralwasser und Biosäfte<br />
beschränkt. Außerdem gab es Eintopf.Vorallem<br />
aber richtig gute,interessante<br />
Gespräche.Ein echter Ideenaustausch<br />
zwischen jung und älter.<br />
Die Jüngeren fragten nach Tipps für<br />
ihre Arbeit und schrieben sich Kontakte<br />
für Praktika auf. DieÄlteren ließen<br />
sich noch mal Instagram genauer<br />
erklären. Dertestosteronarme Abend<br />
hätte länger dauern dürfen. Leider<br />
wurden die Jungjournalistinnen zur<br />
nächsten Redaktionssitzung abgeholt.<br />
DieRedaktionsleiter waren zwei<br />
sehr nette junge Männer.
6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />
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Wirtschaft<br />
NACHRICHTEN<br />
MÄRKTE<br />
Mehrausgaben von<br />
11 Milliarden Euro für Rente<br />
DieimSommer anstehende Rentenerhöhung<br />
um 3,18 Prozent im Westen<br />
sowie 3,91 Prozent im Osten<br />
führtzujährlichen Mehrausgaben<br />
vonknapp 11 Milliarden Euro.Das<br />
geht aus der „Rentenwertbestimmungsverordnung<br />
2019“ des Bundesarbeitsministeriums<br />
hervor, die<br />
demRedaktionsNetzwerkDeutschland<br />
(RND) im Entwurfvorliegt und<br />
noch in diesem Monat vomKabinett<br />
auf den Weggebracht werden soll.<br />
DieRentenerhöhung erfolgt zum<br />
1. Juli. DerVerordnung zufolge ergeben<br />
sich dadurch bis Ende 2019 zunächst<br />
Mehraufwendungen von<br />
5,47 Milliarden Euro,davon entfallen<br />
5,24 Milliarden Euro auf die gesetzliche<br />
Rentenversicherung. (rb)<br />
1,6 Millionen Erstanträge<br />
auf Pflegeleistungen<br />
2018 haben rund 1,61 Millionen<br />
Menschen in Deutschland erstmals<br />
Pflegeleistungen beantragt. Dasgeht<br />
aus der Antwortdes Gesundheitsministeriums<br />
auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten<br />
Sabine<br />
Zimmermann hervor, diedem<br />
RedaktionsNetzwerkDeutschland<br />
(RND) vorliegt. DieAblehnungsquote<br />
lag bei 15 Prozent. Jede fünfte Bewilligung<br />
führte lediglich zu Pflegegrad<br />
eins,der für Hilfsbedürftige gedacht<br />
ist, die in ihrer Selbstständigkeit<br />
nur gering beeinträchtigt sind.<br />
DieBetroffenen erhalten dann keine<br />
Geld- oder Sachleistungen wie bei<br />
höheren Pflegegraden. Stattdessen<br />
gibt es einen monatlichen Entlastungsbetrag<br />
von125 Euro. (rb)<br />
Flaute auf Chinas<br />
Automarkt reißt nicht ab<br />
VW verkauft deutlich weniger Neuwagen<br />
in China.<br />
FOTO: GATEAU/DPA<br />
DieAutoindustrie bleibt angesichts<br />
des schwächelnden chinesischen<br />
Automarkts unter Druck. Dereinst<br />
so rasant wachsende wichtigste Einzelmarkt<br />
der deutschen Autobauer<br />
bleibt auch im zehnten Monat nacheinander<br />
auf Talfahrt. Im Märzgingen<br />
die Verkäufe an Privatkunden<br />
im Land im Vergleich zum Vorjahresmonat<br />
um 12 Prozent auf<br />
1,78 Millionen Wagen zurück, wie<br />
der Branchenverband PCA mitteilte.<br />
Im vergangenen Jahr hatte der chinesische<br />
Automarkt zum ersten Mal<br />
seit über 20 Jahren einen Rückgang<br />
verzeichnet. (dpa)<br />
Dekabank kündigt<br />
Abbau von 400 Stellen an<br />
DieDekabank baut jede zehnte Vollzeitstelle<br />
ab.400 Jobs sollen in den<br />
kommenden Jahren gestrichen werden,<br />
kündigte Vorstandschef Michael<br />
Rüdiger am Dienstag an.<br />
„Unser Ziel ist es,dass wir den Aufwand<br />
2021 auf eine Milliarde Euro<br />
begrenzen.“ Im vergangenen Jahr<br />
summierten sich die Kosten auf<br />
1,057 Milliarden Euro.Gemessen an<br />
den ursprünglich für 2021 erwarteten<br />
Kosten will die Deka 100 Millionen<br />
Euro einsparen. DerGroßteil<br />
des Stellenabbaus solle „über natürliche<br />
Fluktuation und über Vorruhestandsregelungen“<br />
bewältigt werden,<br />
sagte Rüdiger.„Wirbefinden<br />
uns mit den Mitarbeitervertretungen<br />
in Gesprächen.“ (dpa)<br />
Flugzeugbaubei Airbus im französischen Toulouse.<br />
Von Timot Szent-Ivanyi<br />
Unbeeindruckt von Kritik insbesondereaus<br />
Bayern und vonder<br />
Union hat Bundesfinanzminister<br />
OlafScholz(SPD)seinePlänefüreine<br />
Reformder Grundsteuer auf den Weg<br />
gebracht. Scholz verschickte am<br />
Dienstag einen Gesetzentwurf an<br />
seine Kabinettskollegen, der entgegen<br />
der Forderung aus der Union<br />
keine Öffnungsklausel vorsieht. Insbesondere<br />
Bayern verlangt eine solche<br />
Klausel, um vondem Bundesgesetz<br />
abweichen und eigene Steuerregeln<br />
erlassen zu können.<br />
Hintergrund ist ein grundsätzlicher<br />
Streit über die Frage, wie die<br />
Grundsteuer auf Immobilien berechnet<br />
werden soll. Berechnungs-<br />
Die nächste Provokation<br />
Im Streit um Subventionen für Airbus droht die US-Regierung mit Strafzöllen auch auf Käse<br />
Von Frank-Thomas Wenzel<br />
Eine neue Provokation der<br />
US-Regierung: Siedroht mit<br />
Strafzöllen auf EU-Importe<br />
im Wert von knapp 10 Milliarden<br />
Euro jährlich –als Vergeltung<br />
für die Subventionen für den europäischen<br />
Flugzeugbauer Airbus. Wir<br />
erläutern, was hinter der Eskalation<br />
des Handelsstreits steckt.<br />
Wie begründen die USA die Zölle?<br />
Die EUhabe die USA im Handel<br />
viele Jahrelang ausgenutzt, twitterte<br />
US-Präsident Donald Trump. „Das<br />
wird bald aufhören!“ Nachdem die<br />
Welthandelsorganisation (WTO)<br />
festgestellt habe,dass die Subventionen<br />
für Airbus den USA schaden,<br />
würden diese nun zusätzliche Zölle<br />
auf EU-Produkte im Wert von11Milliarden<br />
Dollar (9,8 Milliarden Euro)<br />
verhängen, kündigte Trump an. Auf<br />
diesen Wert beziffern die USA ihren<br />
angeblichen jährlichen Schaden<br />
durch EU-Beihilfen für Airbus.<br />
Worumgeht es in dem Streit?<br />
Es handelt sich um einen Streit vor<br />
der WTO, der dortseit 15 Jahren ausgefochten<br />
wird. DieWTO dient dabei<br />
als eine ArtSchiedsrichter.Zunächst<br />
klagten die Amerikaner gegen milliardenschwere<br />
Hilfen für den europäischen<br />
Flugzeugbauer Airbus bei<br />
der Entwicklung des A380-Riesenjets<br />
und des A350, der ein besonders<br />
spritsparendes Langstreckenflugzeug<br />
ist. Beide sind Konkurrenten für<br />
Boeing-Flieger: den Jumbojet (747)<br />
und den Dreamliner (787). Die EU<br />
reichte vor der WTO postwendend<br />
eine Gegenklage ein.<br />
Wie steht es um die Verfahren?<br />
Die Verfahren sind noch nicht<br />
endgültig abgeschlossen. Es ist aber<br />
erkennbar, dass es auf eine Art Unentschieden<br />
hinausläuft. Die WTO<br />
hat voriges Jahr festgestellt, dass es illegale<br />
Subventionen gab, die Boeing<br />
geschadethätten.Unteranderemhat<br />
der deutsche Staat günstige Kredite<br />
mit bequemen Rückzahlungsmodalitäten<br />
gewährt. So wirdmit der Auslieferung<br />
jedes A380 ein Teil des Darlehens<br />
abgestottert. Die Höhe des<br />
Schadens für den US-Konzernwurde<br />
aber noch nicht endgültig festgelegt –<br />
das soll im Sommer geschehen. Die<br />
US-Regierung ist also vorgeprescht.<br />
Wie beurteilt Airbus die Drohung?<br />
DasAirbus-Management hält die<br />
Drohung für „völlig ungerechtfertigt“.<br />
Man habe seit dem Urteil von<br />
2018 mit Blick auf die von den USA<br />
monierten Subventionen alle notwendigen<br />
Maßnahmen ergriffen, um<br />
den Regularien der WTOzuentsprechen.<br />
grundlage des Scholz-Modells ist der<br />
Wert einer Immobilie.ErwirdimWesentlichen<br />
durch den Bodenwert<br />
und die Nettokaltmiete bestimmt.<br />
Einfließen soll zudem das Alter des<br />
Gebäudes.<br />
Als Zugeständnis an die Unionsseite<br />
hat Scholz gegenüber früheren<br />
Plänen lediglich die Einbeziehung<br />
der Miete geändert: Es soll nicht<br />
mehr die tatsächliche Nettokaltmiete<br />
herangezogen werden, sondern<br />
ein pauschaler Wert, der sich aus<br />
Daten des Statistischen Bundesamts<br />
für vergleichbareImmobilien in dieser<br />
Lage ergibt.<br />
Scholz’ Pläne bedeuten, dass die<br />
Grundsteuer in begehrten Lagen<br />
tendenziell steigt, während sie zum<br />
Beispiel in ländlichen Regionen eher<br />
Auf welche Produkte wollen die USA<br />
jetzt Zölle erheben?<br />
Unter anderem auf Hubschrauber,<br />
Flugzeuge und Komponenten<br />
für Luftfahrzeuge, die aus Deutschland,<br />
Frankreich, Spanien und Großbritannien<br />
kommen. Das sind die<br />
Länder mit großen Airbus-Beteiligungen.<br />
Hinzu sollen Einfuhraufschläge<br />
für die (noch) 28 EU-Staaten<br />
unter anderem auf Olivenöl, Käse,<br />
Fisch, Wein, Skibekleidung und Motorräder<br />
kommen. Vorallem Spanien<br />
und Frankreich wären davon betroffen.<br />
Warum hat das Verfahren 15 Jahre<br />
lang gedauert?<br />
Einerseits wird der WTO immer<br />
wieder vorgeworfen, dass sie zu langsam<br />
und ineffizient sei. Andererseits<br />
ist die Frage der Subventionierung<br />
der beiden Flugzeugbauer sehr komplex.<br />
Auf dem Weltmarkt gibt es bei<br />
großen Passagiermaschinen nur Airbus<br />
und Boeing. Seit Jahren versuchen<br />
unter anderem China und<br />
Russland bislang erfolglos, Konkurrenzprodukte<br />
zu lancieren. Das<br />
scheitert ander technischen Komplexität<br />
der Maschinen. DieEntwicklung<br />
neuer Jets ist ohne staatliche<br />
Subventionen nicht möglich –wegen<br />
gigantischer Kosten und genauso hoher<br />
Risiken.<br />
Kann es faire Subventionen überhaupt<br />
geben?<br />
Die Angelegenheit ist tatsächlich<br />
vertrackt. Weil man es dort mit großen<br />
Grauzonen zu tun hat. So ist ein<br />
Faktor, dass Boeing und Airbus gewissermaßen<br />
auch durch die Hintertür<br />
subventioniert werden können:<br />
indem die Regierungen ihnen Rüstungsaufträge<br />
oder Forschungsprojekte<br />
zuschanzen, die gut dotiert<br />
sind. Boeing hat davon massiv profitiert.<br />
So war die Entwicklung der 747<br />
zunächst ein Rüstungsprojekt. Das<br />
Bayern kommt nicht zum Zug<br />
Finanzminister Scholzbringt Reform der Grundsteuer ohneÖffnungsklausel aufden Weg<br />
sinkt. Bayern und die Unionsfraktion<br />
im Bundestag bevorzugen dagegen<br />
ein sogenanntes Flächenmodell, bei<br />
dem die Grundsteuer nur vonder jeweiligen<br />
Grundstücks- und der Gebäudefläche<br />
abhängt. Das lehnt<br />
Scholz strikt ab.<br />
DieReformist nötig, weil das Bundesverfassungsgericht<br />
im April die<br />
bei der Berechnung der Grundsteuer<br />
bisher zugrunde gelegten Grundstückswerte<br />
für verfassungswidrig<br />
erklärt hatte. Derzeit werden die sogenannten<br />
Einheitswerte verwendet,<br />
die hoffnungslos veraltet sind: In<br />
den westdeutschen Bundesländern<br />
wurden diese 1964 festgelegt, in den<br />
ostdeutschen Bundesländern reichen<br />
sie sogar bis 1935 zurück.<br />
Nach dem Urteil muss es bis Ende<br />
FOTO: CAROLINE BLUMENBERG/DPA<br />
Problem lässt sich wohl nur lösen,<br />
wenn sich EU und USA bilateral über<br />
Subventionen verständigen und sich<br />
auch gegenseitige Transparenz zusichern.<br />
Welche Rolle spielt der Streit um die<br />
Jets in Zusammenhang mit anderen<br />
Handelskonflikten?<br />
Präsident Trump hat die Konflikte<br />
mit seinem Vorstoß eskaliert. Er will<br />
den Druck auf die EU erhöhen. Erlassen<br />
kann die US-Regierung die Strafzölle<br />
zwar erst im Sommer,wenndas<br />
endgültige Votum der WTO vorliegt.<br />
Aber nicht umsonst kommt die Drohung<br />
jetzt unmittelbar vor neuen<br />
Verhandlungen zwischen den USA<br />
und der EU –esging dabei bisher vor<br />
allem um Strafzölle auf Autos, die in<br />
die USA importiert werden. Trump<br />
muss im Maientscheiden, ob er diese<br />
Abgaben erhöht.<br />
Wie können sich die Europäer nun<br />
wehren?<br />
Mit Vergeltungszöllen. Das ist in<br />
diesem Fall relativ offensichtlich. Die<br />
WTO hat kürzlich festgestellt, dass<br />
ein Großteil der Boeing-Subventionen<br />
mittlerweile zulässig ist. Es gibt<br />
aber unter anderem noch Steuererleichterungen<br />
in Höhe von<br />
325 Millionen Dollar für Boeing, die<br />
der Bundesstaat Washington nach<br />
wie vor gewährt, obwohl die WTO<br />
mehrfach angemahnt hat, die Vergünstigungen<br />
zu streichen. Damit<br />
könnte die EU Zusatzabgaben auf<br />
US-Waren begründen, und zwar im<br />
Einklang mit den WTO-Regeln.<br />
2019 eine Neuregelung geben, sonst<br />
kann die Steuernicht mehr erhoben<br />
werden. Das wäre fatal für die Kommunen,<br />
denn mit den Einnahmen<br />
von fast 15 Milliarden Euro ist die<br />
GrundsteuerihredrittwichtigsteEinnahmequelle.<br />
Die Steuer muss zwar<br />
vom Immobilienbesitzer gezahlt<br />
werden, er kann die Abgabe aber auf<br />
die Mieter umlegen.<br />
Scholz verteidigte seine Pläne am<br />
Dienstag als fair, sozial gerecht, verfassungsfest<br />
und bürgerfreundlich.<br />
DieBerechnung sei wesentlich einfacher<br />
als heute; fast alle Daten seien<br />
bekannt beziehungsweise online abrufbar.<br />
Der Finanzminister sicherte<br />
erneut zu, dass die Reform unterm<br />
Strich nicht zu einer Mehrbelastung<br />
der Steuerzahler führen werde.<br />
DAX-30 in Punkten<br />
10.1.19<br />
10.1.19<br />
▼ 11850,57 (–0,94 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
10.1.19<br />
Stand der Daten: 09.04.2019 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
9.4.19<br />
▼ 70,68 (–0,59 %)<br />
9.4.19<br />
▲ 1,1277 (+0,28 %)<br />
Quelle<br />
aus DAXund MDAX vom09.04.zum Vortag<br />
Carl Zeiss Meditec 75,30 +1,89 WWWWWW<br />
Axel SpringervNA 48,60 +1,55 WWWWW<br />
Gerresheimer 69,85 +1,45 WWWWW<br />
Beiersdorf 94,28 +0,83 WWW<br />
Commerzbank 7,40 +0,72 WWW<br />
Fielmann 59,45 +0,68 WWW<br />
Verlierer<br />
9.4.19<br />
ausDAX und MDAXvom 09.04. zumVortag<br />
MTUAero Engines 203,20 WWWWWWWWWWW –3,70<br />
Rocket Internet 22,56 WWWWWWWWWW –3,51<br />
SAP 98,38 WWWWWWWWWW –3,44<br />
DeliveryHero 34,34 WWWWWWWWW –2,99<br />
Hugo Boss NA 60,00 WWWWWWWWW –2,85<br />
Merck 99,76 WWWWWWWW –2,63<br />
Leitbörsen im Überblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 09.04. ±% z. 08.04.<br />
Euro Stoxx 50(EU) –0,61<br />
3596/2909 3417,22<br />
CAC 40(FR) – 0,65<br />
5657/4556 5436,42<br />
S&P UK(UK) – 0,32<br />
1590/1323 1505,95<br />
RTS (RU) +0,66<br />
1253/1033 1248,38<br />
IBEX (ES) –0,32<br />
10291/8286 9407,80<br />
Dow Jones (US) –0,70<br />
26952/21713 26156,88<br />
Bovespa (BR) – 1,15<br />
100439/69069 96249,38<br />
Nikkei (JP) +0,19<br />
24448/18949 21802,59<br />
Hang Seng (HK) +0,25<br />
31593/24541 30133,15<br />
Stx Singap. 20 (SG) +0,30<br />
1590/1350 1579,26<br />
Ratenkredite 10.000 Euro<br />
Kreditzinsen, bonitätsunabhängigbzw.2/3 Zins<br />
Kundenkontakt 36 Mon. 48 Mon. 60 Mon.<br />
Deutsche Skatbank<br />
skatbank.de 2,94 2,94 2,94<br />
EthikBank<br />
ethikbank.de 2,95 2,95 2,95<br />
DKB Deutsche Kreditbank<br />
dkb.de 3,49 3,49 3,49<br />
SKG Bank<br />
skgbank.de 3,69 3,69 3,69<br />
netbank<br />
netbank.de 3,88 3,88 3,88<br />
Targobank<br />
targobank.de 3,10 3,10 3,10<br />
Commerzbank<br />
069/98660966 3,73 4,73 4,73<br />
Postbank<br />
postbank.de 3,78 3,78 3,78<br />
Deutsche Bank<br />
deutsche-bank.de 3,79 3,79 3,79<br />
ING<br />
ing-diba.de 3,99 3,99 3,99<br />
PSD Berlin-Brandenburg<br />
psd-bb.de 2,99 2,99 3,19<br />
Sparda-Bank Berlin<br />
sparda-b.de 4,95 5,95 6,25<br />
ABK Allgemeine Beamten Bank<br />
030/28535200 5,19 5,19 4,69<br />
BBBank<br />
030 202480 5,82 5,61 5,40<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />
0331/898989 8,99 8,99 8,99<br />
Mittelwert von 70 Banken 4,21 4,29 4,38<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle: FMH-Finanzberatung
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 7· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
„Keine Einmischung, danke“<br />
Italien ist in der Rezession. Die populistische Regierung verbittet sich Ratschläge und verzichtet auf Bußgeld für nicht bezahlte Verkehrsstrafen<br />
Von Alvise Armellini<br />
Anfang Februar sprach Italiens<br />
Ministerpräsident<br />
Giuseppe Conte noch davon,<br />
wie „bellissimo“ das<br />
Jahr 2019 werde. Gut zwei Monate<br />
später wirkt der Optimismus ziemlich<br />
unangebracht. Denn „wunderschön“<br />
ist gerade überhaupt nicht<br />
das Wort,das die wirtschaftliche Entwicklung<br />
der Nation beschreibt.<br />
Wenn die Regierung diesen Dienstag<br />
ihreHaushaltsziele vorstellt, fällt das<br />
Schlaglicht wieder einmal auf die Irrungen<br />
und Wirrungen der italienischen<br />
Wirtschaftspolitik. Als einziges<br />
Land innerhalb der EU und der G-7-<br />
Staaten ist Italien in der Rezession.<br />
Unddie populistische Regierung verschlechtertdie<br />
Dinge noch –zumindest<br />
nach Ansicht des Internationalen<br />
Währungsfonds (IWF) und der<br />
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
(OECD).<br />
In den vergangenen sechs Monaten<br />
sind die Wachstumsperspektiven<br />
auf null oder darunter gesunken. In<br />
ihren am 1. April veröffentlichten<br />
Prognosen geht die OECD davon aus,<br />
dass die Wirtschaftsleistung 2019 um<br />
0,2 Prozent schrumpft. Die verschlechterten<br />
Aussichten sind zwar<br />
auch die Folge eines weltweiten Abschwungs.<br />
Nach Einschätzung von<br />
Volkswirten wirkt sich aber die Wirtschaftspolitik<br />
der Regierungskoalition<br />
aus der rechten Partei Lega und<br />
der populistischen Fünf-Sterne-Be-<br />
Eigentlich hatteMinisterpräsident Giuseppe Conteangekündigt,dass in diesemJahr alles „bellissimo“ werde.<br />
wegung(M5S)negativaus.DieRegie-<br />
rung hat eine teure Rentenreform<br />
und neue Sozialleistungen beschlossen<br />
–finanziert durch ein höheres<br />
Haushaltsdefizit. Dies führte zum<br />
Streit mit der Europäischen Union<br />
und schürte an den Finanzmärkten<br />
Ängste wegen Italiens extrem hoher<br />
Verschuldung.<br />
Noch sind die Reformen nicht in<br />
Kraft. Aber die Risikoprämien für Italiens<br />
Schuldentitel sind schon gestiegen.<br />
Menschen früher in Rente zu<br />
schicken oder Armen und Arbeitslosen<br />
über das sogenannte Bürgereinkommen<br />
Geld zukommen zu lassen<br />
steigere nicht wirklich die Produktivität<br />
des Landes, warnten IWF und<br />
OECD.DieOECD hat Italienempfohlen,<br />
die Reformen zur Frühverrentung<br />
zurückzunehmen, die Ausgaben<br />
für das Bürgereinkommen zu<br />
drosseln und schleunigst mehr<br />
Haushaltsdisziplin an den Tagzulegen.<br />
Italiens Schuldenquote liegt bei<br />
mehr als 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />
(BIP) und damit mehr<br />
als doppelt so hoch wie die eigentlich<br />
zulässige Grenze inder Euro-Zone.<br />
Das Land ist mittelfristig gegenüber<br />
der EU verpflichtet, Schulden abzubauen.<br />
DieRegierungallerdings sagt,<br />
dass sie mit ihren Maßnahmen auf<br />
jahrelange wirtschaftliche Stagnation<br />
und gestiegene Armut reagiere.<br />
Der Vorsitzende der Fünf Sterne<br />
(M5S) und Vizeregierungschef Luigi<br />
Di Maio siehtin der OECD-Kritik eine<br />
Bestätigung, dass seine Regierung<br />
FOTO: GREGORIO BORSA/AP<br />
„die richtige Richtung“ einschlage.<br />
WerItalien aus der Ferne eine Sparpolitik<br />
vorschreibe, solle erst einmal<br />
bei sich zu Hause anfangen, sagte Di<br />
Maio kürzlich. „Keine Einmischung,<br />
danke.Wir wissen, was wir tun.“<br />
Die Regierung hofft, dass höhere<br />
Ausgaben im öffentlichen Sektor die<br />
Nachfrage erhöhen und so der Rezession<br />
entgegenwirken. Zudem arbeitet<br />
Rom aneinem „Wachstumsdekret“<br />
und weiteren Maßnahmen, um<br />
die Bauwirtschaft und den öffentlichen<br />
Sektor anzukurbeln. Es besteht<br />
aber die Gefahr,dass all die Maßnahmen<br />
rein kosmetische Wirkung haben.<br />
Das „Wachstumsdekret“ sieht<br />
neben Steuererleichterungen auch<br />
unkonventionelle Maßnahmen wie<br />
den Erlass von Bußgeldern für nicht<br />
bezahlte Verkehrsstrafen vor.<br />
DerFondsmanager Fabio Scacciavillani<br />
etwa glaubt nicht, dass Italien<br />
so seine Wirtschaft ankurbelt. Diese<br />
Regierunghabeüberhaupt keine Vorstellung,<br />
„wie auch immer die Wirtschaft<br />
in Gang gebracht werden<br />
könnte“, so der frühere IWF-Mitarbeiter.Vor<br />
denEuropawahlen Ende<br />
MaischwächenzudemQuerelenzwischenden<br />
Koalitionspartnerndie Regierung.EinigsindsichM5Sund<br />
Lega<br />
ausgerechnet in ihrer Feindschaft<br />
gegenüber Finanzminister Giovanni<br />
Tria, der als Parteiloser versucht,<br />
einen mäßigenden Tonindie Politik<br />
zu bringen.Die Etatplanung für 2020<br />
wird für die Regierung zu einergewaltigen<br />
Herausforderung: Darin müssten<br />
die immensen neuen Ausgaben<br />
für die Sozialreformen ausgeglichen<br />
werden –essei denn, Romlegtesauf<br />
einen weiteren Haushaltsstreit mit<br />
Brüssel an. Nach Schätzungvon Wolfango<br />
Piccoli von der Denkfabrik Teneo<br />
geht es bereits um 40 Milliarden<br />
Euro, die aufgebracht werden müssten,<br />
um den EU-Defizitzielen von<br />
2020 zu entsprechenund gleichzeitig<br />
das Versprechen einzulösen, Erhöhungen<br />
bei der Mehrwertsteuer zu<br />
vermeiden. (dpa)<br />
Früherer Nissan-Chef<br />
spricht von Verschwörung<br />
Carlos Ghosn greiftineinem Video Ex-Kollegen an<br />
Von Takehiko Kambayashi<br />
Der in Japan inhaftierte ehemalige<br />
Nissan-Chef Carlos Ghosn<br />
sieht sich als Opfer einer Verschwörung<br />
und hat Ex-Kollegen frontal angegriffen.<br />
„Es geht hier nicht um spezifische<br />
Ereignisse.Esgeht hier nicht<br />
um Gier.Esgeht hier nicht um Diktatur“,<br />
sagte Ghosn in einer am Dienstag<br />
in Tokio veröffentlichten Videobotschaft.<br />
„Es geht hier um eine Verschwörung.<br />
Es geht um einen hinterhältigen<br />
Angriff“, so der 65-Jährige.<br />
Einigen Managern des Autobauers<br />
warfervor,aus eigenen Interessen<br />
heraus „jede Menge Wertvernichtung“<br />
zu betreiben. „Wir sprechen<br />
von Leuten, die…ein schmutziges<br />
Spiel gespielt haben“, sagte<br />
Ghosn in der von seinem Anwaltsteam<br />
im Presseclub für Auslandskorrespondenten<br />
veröffentlichten Videobotschaft<br />
weiter. Die Namen derer,<br />
die Ghosn für seine Verhaftung<br />
verantwortlich macht, wurden laut<br />
seinem Anwalt Junichiro Hironaka<br />
aus dem Clip entfernt.<br />
Ghosn sitzt seit vergangenem<br />
Donnerstag erneut in Untersuchungshaft<br />
in Tokio.Erist wegen angeblichen<br />
Verstoßes gegen japanische<br />
Börsenauflagen angeklagt. Zudem<br />
soll er private Investitionsverluste<br />
auf Nissan übertragen haben.<br />
Überdies wird ihm Missbrauch von<br />
Nissan-Geldern zugunsten eines<br />
Vertriebspartners im arabischen<br />
Oman vorgeworfen. Der japanische<br />
Renault-Partner Nissan hatte seinen<br />
einstigen Konzernchef am Montag<br />
aus dem Verwaltungsrat geworfen.<br />
„Ich mache mir Sorgen, weil der<br />
Wert von Nissan nach unten geht.<br />
Aber ich sorge mich auch, weil ich<br />
nicht glaube,dass es derzeit eine Vision<br />
für die Allianz gibt“, sagte Ghosn<br />
in dem Video weiter. Die Nissan-Aktie<br />
fiel am Dienstag um 21,7 Prozent<br />
auf 937,6 Yen(rund 7,47 Euro). Der<br />
Autobauererwartetfürdasvergangene,<br />
am 31. März abgelaufene Geschäftsjahr<br />
einen Nettogewinn von<br />
410 Milliarden Yen (rund 3,3 Mrd.<br />
Euro). Das entspricht einem Rückgang<br />
um 45 Prozent.<br />
Einstieg vonRenault gemanagt<br />
Das Video sei ursprünglich gemacht<br />
worden, weil man befürchtet habe,<br />
dass die Staatsanwaltschaft eine für<br />
Donnerstag geplante Pressekonferenz<br />
Ghosns verhindernwürde,sagte<br />
Hironaka. Nunkam die erneute Verhaftung<br />
des ehemaligen Nissan-<br />
Chefs dazwischen. EinGerichtinTokio<br />
entschied am Freitag, dass die<br />
Staatsanwaltschaft Ghosn noch bis<br />
zum 14. April festhalten darf. Diese<br />
Frist kann auf Anfrage um weitere<br />
zehn Tage verlängertwerden.<br />
Ghosnhatte1999denEinstiegvon<br />
Renault bei Nissan gemanagt. Am<br />
19.November2018warerzusammen<br />
mit seiner früheren rechten Hand<br />
Greg Kelly in Tokio wegen angeblichen<br />
Verstoßes gegen Börsenauflagen<br />
in Untersuchungshaft genommen<br />
worden. Nur wenige Tage danach<br />
feuerte Nissan Ghosn. (dpa)<br />
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CarlosGhosn stelltineinem Video seine Sicht der Dingedar.<br />
FOTO: TOMOHIRO OHSUMI/GETTY IMAGES
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Stickoxide<br />
ZITAT<br />
Bitte wenden,<br />
Herr Scheuer<br />
Anne Brüning<br />
wünscht sich mehr Beachtung für<br />
wissenschaftsbasierte Ratschläge.<br />
Empfehlungen von Wissenschaftlern<br />
zu verstehen ist nicht immer einfach.<br />
Das liegt daran, dass sie für gewöhnlich<br />
Dinge von allen möglichen Seiten beleuchten,<br />
offene Fragen selten mit hundertprozentiger<br />
Sicherheit beantworten<br />
können und oft genug Einerseits-Andererseits-Antworten<br />
geben. Die amDienstag<br />
vorgelegten Empfehlungen der Nationalakademie<br />
Leopoldina über Stickoxide<br />
und Feinstaub in der Atemluft sind jedoch<br />
vergleichsweise klar.<br />
Die Experten kommen in ihrer Stellungnahme<br />
zu dem Schluss, dass beide<br />
Luftschadstoffe die Gesundheit gefährden.<br />
Stickoxide seien dabei jedoch zu sehr<br />
in den Blickpunkt geraten, Feinstaub zu<br />
wenig. Dashalten sie für falsch, weil Feinstaub<br />
deutlich gesundheitsschädlicher<br />
sei als Stickoxide. Sie fordern zusätzliche<br />
Anstrengungen, um die Konzentration<br />
von Schadstoffen in der Luft zu reduzierenund<br />
halten eine nachhaltigeVerkehrswende<br />
für erforderlich. Ein gewichtiges<br />
Argument dafür seien auch die Kohlendioxidemissionen<br />
durch den Verkehr, bei<br />
denen sich viel zu wenig tue.<br />
In der besten aller Welten würde Verkehrsminister<br />
Andreas Scheuer nun zusammen<br />
mit Kabinettskollegen ein Konzept<br />
zur Beschleunigung der Verkehrswende<br />
und für eine ressortübergreifende<br />
Strategie zur Reinhaltung der Luft vorlegen.<br />
Doch der CSU-Politiker hält erstmal<br />
Kurs und schimpft weiter über Grenzwerte.<br />
Sie dürften nicht politisch-ideologisch<br />
festgesetzt und müssten erreichbar<br />
sein, sagte er in Reaktion auf die Leopoldina-Stellungnahme.<br />
Bitte lesen Sie das ganze Papier doch<br />
einmal in Ruhe durch, lieber Herr Scheuer.<br />
Es sind nur 46 Seiten, verständlich geschrieben.<br />
Unddanach gerne wenden.<br />
Bildung<br />
Scheeres’ Position<br />
ist geschwächt<br />
Martin Klesmann<br />
sieht die Bildungssenatorin in ihrer<br />
eigenen Partei in der Kritik.<br />
Inder <strong>Berliner</strong> SPD offenbaren sich erneut<br />
tiefe Risse. Bildungssenatorin<br />
SandraScheeres (SPD) hat ihren Staatssekretär<br />
Mark Rackles nach sieben Jahren<br />
Zusammenarbeit in den einstweiligen<br />
Ruhestand versetzen lassen. Zu viel Konfliktstoff<br />
hatte sich zwischen beiden aufgestaut,<br />
zuletzt die leidigeVerbeamtungsdebatte.<br />
Hinzu kam das enorme Arbeitspensum.<br />
Mit Rackles Abgang verliert die<br />
Senatorin eine wichtige Kontaktperson in<br />
die eigene Partei und Fraktion hinein.<br />
Denn Rackles, ein politischer Mensch<br />
durch und durch, galt vielen dort als Vertrauensperson<br />
und eigentlicher Vordenker<br />
in der Bildungsverwaltung. Auch beim<br />
Koalitionspartner Linke und bei den Grünen<br />
genießt er hohes Ansehen, bei manchen<br />
Schulleiterneher nicht.<br />
Das Regieren wird für Scheeres, deren<br />
Machtposition durch die versiegenden<br />
Kontakte in die Koalitionsfraktionen geschwächt<br />
wird, keineswegs leichter. Zumal<br />
viele ihrer Parteifreunde auffällig reserviertbis<br />
skeptisch auf die vonScheeres<br />
auserkorene Rackles-Nachfolgerin Beate<br />
Stoffers reagieren. Dabei hat die langjährige<br />
Pressesprecherin Verwaltungserfahrung,<br />
kennt die einschlägigen Themen im<br />
Detail. Zweieinhalb Jahre vor der nächstenWahl<br />
dürfte es zudem schwer gewesen<br />
sein, Alternativen zu finden. Doch in der<br />
SPD liegen wegen schlechter Umfragewertedie<br />
Nerven blank. DieBildungspolitik<br />
gilt <strong>Berliner</strong> Sozialdemokraten als zentrales<br />
Politikfeld. Angesichts der Debatte<br />
um Quereinsteiger und schlechte Lernerfolge<br />
ist damit aber kaum ein Blumentopf<br />
zu gewinnen. Der Regierende Bürgermeister<br />
Michael Müller soll über den Personalwechsel<br />
in der Bildungsverwaltung<br />
keineswegs erfreut gewesen sein.<br />
Suboptimale Zustände CXXIII<br />
Eins muss man US-Präsident Donald<br />
Trump lassen. Wenn er Krawall<br />
macht, dann mit einem beinahe<br />
perfekten Timing. So auch bei<br />
der Drohung, die Subventionen für Airbus<br />
mit Strafzöllen auf Erzeugnisse der Luftfahrtbranche<br />
und allerlei andereProdukte aus der<br />
EU zu vergelten. Das kommt in dem Moment,<br />
da der Rivale Boeing in eine schwere<br />
Krise geraten ist –nachdem zwei Flugzeuge<br />
des Typs 737 Maxoffensichtlich wegen mangelhafter<br />
Softwareabgestürzt sind. Daskann<br />
zu einem massiven Einbruch des Geschäfts<br />
führen und Tausende Arbeitsplätze kosten.<br />
Mit der Attacke gegen die Europäer signalisiertder<br />
Präsident seinen Anhängern, dass er<br />
zu seinem Credo „America first“, in diesem<br />
Fall „Boeing first“ steht.<br />
Die Drohung kommt überdies in dem<br />
Moment, da neue Handelsgespräche zwischen<br />
der USA und der EU anstehen. Trump<br />
hofft offenbar,mit dem überraschendenVorpreschen<br />
den Gegner auf dem falschen Fuß<br />
zu erwischen. Zumal die EU-Kommission<br />
mit dem Brexit-Schlamassel ohnehin mehr<br />
als genug Probleme am Hals hat. Nun wird<br />
die Drohkulisse für den Transatlantik-Handel<br />
noch vergrößert. Zu möglichen Strafzöllen<br />
auf Autos,über die Trump bald entscheiden<br />
muss, sollen im Sommer noch zusätzliche<br />
Einfuhrabgaben auf Hubschrauber,<br />
Flugzeuge, Pecorino-Käse und Ski-Klamotten<br />
kommen. Wobei all dies auch der US-<br />
Wirtschaft schaden würde.Trump geht aber<br />
davon aus, dass die Einbußen für die Europäer<br />
noch erheblich schwerer wiegen –zumindest<br />
bei den Autos wäre das wohl auch<br />
der Fall. Was aus Sicht der US-Regierung<br />
günstige Voraussetzungen für einen Deal<br />
schafft, durch den letztlich die US-Firmen<br />
als Gewinner hervorgehen sollen.<br />
Soriecht das Frühjahr.Flieder war gestern.<br />
Heute gibt es diese Hornbach-Reklame,<br />
in der eine Asiatin sich am verschwitzten Unterhemd<br />
eines deutschen Hobbygärtners<br />
zum olfaktorischen Höhepunkt schnüffelt.<br />
DemTV-Spot wird, was sonst, Sexismus vorgeworfen.<br />
Und, selbstverständlich, Rassismus.<br />
Medien zufolge drohen in Fernost<br />
Volksaufstände.Die Baumarktkette lässt den<br />
anrüchig berüchtigten Kurzfilm zwar weiter<br />
zeigen, hat ihn aber um die Internetadresse<br />
hornbach.de/unserehaltung ergänzt. Der<br />
Link führt zu einer Art Begleithandbuch.<br />
Darin legen die Werbetreibenden in vier<br />
Sprachen und 18 Abschnitten ein feierliches<br />
Bekenntnis zu Offenheit und Diversity ab.<br />
Sieverweisen auf ihr Spiel mit Rollenbildern<br />
und auf die Legende von japanischen Automaten<br />
für vorgetragene Schlüpfer.Bestimmt<br />
erklären bald auch Komiker ihrePointen per<br />
Gebrauchsanleitung.<br />
Für Hornbach ist die Angelegenheit damit<br />
erledigt. Für mich nicht. Jetzt bin auch<br />
ich bereit, mich diskriminiert zufühlen. Am<br />
Anfang der Werbung sind stark behaarte<br />
Männer zu sehen. Sie wühlen in Erde und<br />
werfen Baumwurzeln. Es wirkt wie eine<br />
Doku aus dem Neandertal. Diese Darstellung<br />
mittelalter, weißer Baumarktkunden<br />
verletzt meine Würde. Ich gehorche keinem<br />
archaischen Klischee. Als moderner metrosexueller<br />
Mann habe ich mein Testosteron<br />
und biologisches Geschlecht überwunden.<br />
Ich kann und mag nämlich gar nicht richtig<br />
zupacken. Ich habe zarte Haut und linke<br />
Handelsstreit<br />
Trumps<br />
Attacke<br />
Frank-Thomas Wenzel<br />
hält den Streit umAirbus und Boeing für ein Scheingefecht, das<br />
die Schwächen der Welthandelsorganisation offenbart.<br />
Ironischerweise eskaliert das alles jetzt<br />
mittels eines 15 Jahre währenden Streits vor<br />
der Welthandelsorganisation (WTO) um<br />
Subventionen für Flugzeugbauer.Man muss<br />
sich fragen, warum die Firmen Airbus und<br />
Boeing das so lange ausgehalten haben. Die<br />
Antwortist einfach: Es hat sie trotz allem verbalen<br />
Getöse nicht daran gehindert, lukrative<br />
Geschäfte zu machen. Boeing und Airbus<br />
haben sich den Weltmarkt bei großen<br />
Passagierflugzeugen untereinander aufgeteilt.<br />
AuflängereFrist betrachtet, tun sie sich<br />
nicht wirklich weh. Auch nicht mit einer Art<br />
Fingerhakel-Showvor der WTO.<br />
Aber der Streit wirft ein bezeichnendes<br />
Licht auf eben jeneWTO. Siesoll ein Schiedsrichter<br />
für den weltweiten Handel sein. Dass<br />
KOLUMNE<br />
Anrüchiges<br />
aus dem<br />
Baumarkt<br />
André Mielke<br />
Autor<br />
Hände. Manchmal benutze ich sogar Gummihandschuhe.<br />
Ja, während des Handwerks<br />
transpiriereauch ich, jedoch weniger infolge<br />
körperlicher Beanspruchung als aus Versagensangst.<br />
Doch ich kann ein Leibchen drei<br />
Monate lang tragen, ohne dass –fragen Sie<br />
meine Frau! –neben mir jemand in Ohnmacht<br />
fällt oder lustvoll die Augen verdreht.<br />
Darin ähnele ich dem Serienmörder Grenouille<br />
aus Patrick Süskinds „Das Parfum“.<br />
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />
15 Jahre lang wegen der Flieger gestritten<br />
wurde, zeigt aber am allerbesten, wie dysfunktional<br />
die Organisation arbeitet.<br />
15 Jahre, das sind in manchen Branchen<br />
halbe Ewigkeiten –das iPhone etwa, das unsere<br />
Art zu kommunizieren revolutionierte,<br />
ist gerade einmal zwölf Jahrealt.<br />
Istdie Schlussfolgerung daraus,dass man<br />
eine Organisation wie die WTO ambesten<br />
ganz abschaffen sollte? Das wäre wohl ganz<br />
im Sinne von Donald Trump. Aber das Gegenteil<br />
ist richtig. Wirbrauchen in einer sich<br />
beschleunigenden globalen Ökonomie einen<br />
besseren Schiedsrichter, der wirksam<br />
die Einhaltung vonRegeln durchsetzt. Denn<br />
mit der Beschleunigung, oft als Digitalisierung<br />
tituliert, wachsen die Asymmetrien. Am<br />
geringsten in der Luftfahrt mit ihren extrem<br />
langen Produktzyklen.<br />
Erkennbar ist dies aber an der Hegemonie,<br />
die US-Giganten wie Apple, Facebook,<br />
Google oder Amazon entwickelt haben, und<br />
zwar durch staatliche Unterstützung, allerdings<br />
der diskreten Art–sostabilisieren US-<br />
Behörden als wichtigste Kunden der Clouddienste<br />
von Amazon den Konzern. Die<br />
nächsteWelle mit neuen hegemonialen Konzernen<br />
wird aus China kommen, etwa mit<br />
dem Multi-Internet-Konglomerat Tencent<br />
oder dem Handelsriesen Alibaba. Diese Unternehmen<br />
sind durch eine rigorose Industriepolitik<br />
– eine Mischung aus staatlicher<br />
Unterstützung und Missachtung geistigen<br />
Eigentums – groß geworden. Sicher, das<br />
Brett, das hier gebohrt werden muss, ist extrem<br />
dick. Doch nur so kann das Entstehen<br />
globaler Monopole verhindert werden, vor<br />
denen der Internationale Währungsfonds<br />
gerade nachdrücklich gewarnt hat. Strafzölle<br />
und bilaterale Deals àlaTrump verstärken<br />
hingegen nur das Entstehen der Monopole.<br />
Wenn überhaupt, dann stinken meine Sachen<br />
nicht nach Schweiß, sondern nach einem<br />
günstigen Imitat vonDior Sauvage.<br />
Zu meinem Diskriminierungshintergrund<br />
gehört meine ausgeprägte Körperbehaarung.<br />
Erst recht am Rücken. Viele Frauen<br />
finden so etwas eklig. Statt Vorurteile aufzubrechen,<br />
stellt der Werbespot uns Pseudogorillas<br />
in eine Geruchsassoziationskette mit<br />
Turnhallenumkleidekabinen. Das ist ein<br />
Stigma. Außerdem bin ich Ostdeutscher.<br />
Ostler werden sowieso immer, überall, total<br />
und extra benachteiligt. So ähnlich steht es<br />
gerade in einer Studie. Ich erwarte von den<br />
Hornbachochsen eine Entschuldigung. Das<br />
Mindeste ist ja wohl, dass sie sich nun auch<br />
18-teilig und kultursensibel mit meiner Opferbiografie<br />
beschäftigen.<br />
Damit wären wir noch nicht am Ende: Ist<br />
hier jemandem aufgefallen, worin die für<br />
den Export bestimmten Fetisch-Buxen im<br />
Werbespot geruchsdicht verpackt werden?<br />
In Plastikfolie. Das ist Kunststoffverherrlichung.<br />
Das landet alles im ozeanischen<br />
Müllstrudel. Moderne Wale verschlucken<br />
Tüten und keine Propheten wie Jona oder<br />
Greta. Damit ihr Image nicht endgültig den<br />
Hornbach runtergeht, wird die Firma sich<br />
auch zu Nachhaltigkeit und Gewässerschutz<br />
positionieren müssen, mit 18 weiteren Fragen<br />
und Antworten. Bisdie Werbefuzzis dieses<br />
Haltungspapier ausgeschwitzt haben, ist<br />
mir garantierteine neue Empörung eingefallen.<br />
Es gibt immer was zu tun. Yippie-ja-ja<br />
yippie-yippie-yeah.<br />
„Ihr Mutsollte uns Ansporn<br />
bleiben, gegen Rassismus<br />
und Antisemitismus<br />
einzustehen, immer<br />
und überall.“<br />
HeikoMaas, Bundesaußenminister und SPD-Politiker,<br />
gedachte am Dienstag Dietrich Bonhoeffer, Wilhelm<br />
Canaris, Ludwig Gehre, Hans Oster und Karl Sack,<br />
die vor 74Jahren im KZ Flossenbürg von<br />
den Nazis hingerichtet wurden.<br />
AUSLESE<br />
Die Rechten<br />
und Europa<br />
Die rechten Europafeinde wollen eine<br />
Allianz im neuen Europaparlament<br />
bilden –unter Federführung von Italiens<br />
Innenminister Matteo Salvini. Dazu<br />
schreibt die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong>: „Salvinis<br />
Projekt leidet an einem fundamentalen<br />
Überlegungsfehler. Nationalisten<br />
kümmertjanur das Wohl ihres jeweiligen<br />
Heimatlandes: die eigene Kultur, die eigene<br />
Sprache, das eigene Geld ... Wie soll<br />
das zusammengehen? Eigentlich eint Europas<br />
extreme Rechte nurder Hass aufalles<br />
Fremde, Weltoffene und Gemeinschaftliche.<br />
Der Wunsch nach Abschottung,<br />
er ist der einzige Kitt dieser Internationalen.<br />
Unddas ist etwas argwenig.“<br />
„Das Austarierender Positionen aus 27<br />
oder 28 Mitgliedsländern verlangt weiter<br />
die Bereitschaft zum Kompromiss“, kommentiert<br />
das Badische Tagblatt. „Salvini<br />
und Meuthen tun so, als gehe es ohne<br />
Kompromisse und bauen falsche Fronten<br />
auf. Denn keiner will die Nationen im EU-<br />
Superstaat auflösen. Die Krakeeler rufen<br />
die Nation als Alternative aus. Künftig<br />
noch lauter. Richtiger wird der Ruf dadurch<br />
nicht.“<br />
„Seit Monaten laborieren die erstarkenden<br />
Rechten aneiner solchen Allianz,<br />
bislang allerdings mit mäßigem Erfolg“,<br />
meint die tageszeitung. „Nur eine<br />
einzige der großen europäischen<br />
Rechtsparteien –nämlich die AfD –erschien<br />
am Montag ... in Mailand, um die<br />
Gründung des neuen Rechtsblocks zu<br />
verkünden.“ Christine Dankbar<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 – S eite 9 **<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Für 50 Cent:<br />
Der Prototyp der neuen<br />
„<strong>Berliner</strong> Toilette“<br />
Seite 11<br />
Die Enteignung: Wasdazu im Grundgesetz steht Seite 10<br />
Der Erfolg: Polizei verhaftet Mann im Fall des getöteten Union-Fans Seite 12<br />
Stadtbild<br />
Bitte passend<br />
zahlen<br />
Torsten Landsberg<br />
umrundet diesmal<br />
den Äquator.<br />
Zugegeben, an dieser Stelle geht<br />
es mittwochs häufig um Berlins<br />
Kuriositäten und das befremdliche<br />
Verhalten seiner Bewohnerinnen<br />
und Bewohner. Dieses Mal war es<br />
anders geplant, eine total liebreizende<br />
Miniatur aus dem sonst so gehetzten<br />
Stadtleben sollte es werden –<br />
bis zu dieser morgendlichen Fahrtin<br />
der Straßenbahn.<br />
DieM10 ist am Morgen verspätet.<br />
Nicht zwei, drei Minuten, sondern<br />
eine Viertelstunde. Die Anzeigetafel<br />
gibt einen Verkehrsstau als Grund<br />
an. In Berufsverkehrszeit umgerechnet,<br />
entsprechen 15 Minuten ja mindestens<br />
einer Äquatorumrundung,<br />
die Haltestellen und erst recht die<br />
eintrudelnde Bahn platzen folgerichtig<br />
aus allen Nähten. In der Tram<br />
mühen sich einige Fahrgäste mit<br />
dem Ticketautomaten ab: DasKleingeld<br />
fällt durch, immer wieder,selbst<br />
nach mehrmaligem Reiben der<br />
Münzen an der ehemals metallenen,<br />
inzwischen aber durch tausendfache<br />
Reibevorgänge raugeschabten<br />
Fläche am Automaten.<br />
Es folgt der Blick auf die kleine digitale<br />
Anzeige,über der ein analoges<br />
gelbes Schild darum bittet, passend<br />
zu zahlen. Lustig daran ist, dass anschließend<br />
eine Frau, die eben dabei<br />
zugesehen hat, nun lemminghaft genau<br />
das gleiche Prozedere durchzieht.<br />
Als wären ihre Münzen was<br />
Besseres.<br />
DerWeg zum anderen Automaten<br />
vorne inder Bahn ist versperrt, wie<br />
gesagt: Es ist voll. Wird schon nicht<br />
so schlimm sein, die Sache mit dem<br />
fehlenden Ticket, angesichts derVerhältnisse<br />
würde jeder Kontrolleur<br />
ein Einsehen haben. Und überhaupt:<br />
Als würde die BVG indieser<br />
Situation kontrollieren! Also wirklich!<br />
Die Tram verharrt derweil an<br />
der nächsten Haltestelle,obwohl das<br />
Aussteigen mancher und das Reinströmen<br />
unzähliger neuer Menschen<br />
längst abgeschlossen ist. Auf<br />
der anderen Straßenseite winkt ein<br />
Mann der BVG-Betriebsaufsicht, die<br />
Bahn möge ihreFahrtfortsetzen.<br />
An der Husemannstraße stellt<br />
sich heraus, dass die Sache mit dem<br />
Ticket für jene Ticketlosen blöd enden<br />
kann, die dortraus müssen. Dort<br />
warten nämlich fünf, sechs BVG-<br />
Kontrolleure ander Haltestelle und<br />
lassen sich von allen die Fahrausweise<br />
zeigen, die gerade aussteigen.<br />
Das ist mal eine originelle Interpretation<br />
vonFingerspitzengefühl.<br />
Eine Station später kommt eine<br />
Durchsage vom Fahrer. Die Fahrt<br />
ende am Jahn-Sportpark, man möge<br />
bitte in die nachfolgende Bahn umsteigen.<br />
Auch ein Mikrokosmos: die Straßenbahn<br />
der Linie M10.<br />
IMAGO IMAGES<br />
Über Details spricht sie nicht: Bildungssenatorin Sandra Scheeres hat ihren Staatssekretär entlassen.<br />
Schon fünf mussten gehen<br />
Mit Staatssekretär Mark Rackles verliert der Senat erneut einen kompetenten Fachmann<br />
VonMelanie Reinsch<br />
und Martin Klesmann<br />
Fünf Staatssekretäre mussten<br />
in den vergangenen<br />
zweieinhalb Jahren rot-rotgrüne<br />
Koalition überraschend<br />
ihren Hut nehmen: Andrej<br />
Holm in der Bauverwaltung, Boris<br />
Velter in der Gesundheitsverwaltung,<br />
Henner Bunde in der Wirtschaftsverwaltung,<br />
Jens-Holger<br />
Kirchner in der Verkehrsverwaltung<br />
und nun auch Mark Rackles, der<br />
Mann hinter Bildungssenatorin<br />
SandraScheeres (SPD).<br />
So unterschiedlich die Gründe<br />
dafür auch sind, eint die fünf Personalien<br />
eines: Kompetenz auf ihrem<br />
Fachgebiet. Doch gehen mussten die<br />
Staatssekretäre<br />
trotzdem – ein<br />
Ruhegehalt ist<br />
ihnen jedoch sicher.<br />
Mit Staatssekretär<br />
Mark<br />
Rackles geht ein<br />
Mark erfahrener SPD-<br />
Rackles Linker, Scheeres<br />
versetzte ihn am<br />
Dienstag in den einstweiligen Ruhestand.<br />
Alles ganz einvernehmlich, so<br />
schreibt es Rackles in einer internen<br />
Mail an die Mitarbeiter seiner Verwaltung.<br />
Und sobeschreibt es auch<br />
Bildungssenatorin Scheeres: „Wir<br />
verstehen uns gut. Es gibt keine Zerwürfnisse“,<br />
sagte die SPD-Politikerin<br />
nach der Senatssitzung am Dienstag.<br />
Rackles habe vor allem beim Thema<br />
Schulbauoffensive wichtige Strukturengeschaffen.<br />
Aber an der ein oder anderen<br />
Stelle habe es Reibungen gegeben<br />
und man sei unterschiedlicher Meinung<br />
gewesen. „Nichts Dramatisches“,<br />
betonte Scheeres.Wenn man<br />
aber siebeneinhalb Jahregemeinsam<br />
arbeite,passiereeseben, dass sich die<br />
gemeinsame Basis ausdünne.Und da<br />
müsse man eine Entscheidung treffen.<br />
Konkreter wollte Scheeres diese<br />
Differenzen nicht benennen: „Sie<br />
müssen Verständnis dafür haben,<br />
dass ich da im Detail nicht drüber reden<br />
werde“, sagte Scheeres. Das<br />
BERLIN.DE<br />
EX-STAATSSEKRETÄRE IN DER ROT-ROT-GRÜNEN KOALITION<br />
BLZ/FRÖHLING<br />
Andrej Holm –Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />
und Wohnen:<br />
Im Januar 2017 gabBaustaatssekretär<br />
Andrej Holm nach nur fünf Wochen seinen<br />
Rücktritt bekannt. Bausenatorin Katrin<br />
Lompscher (Linke) entließ den versierten<br />
Stadtsoziologen nach wochenlangem Druck<br />
vonSeiten der Koalitionspartner und der Öffentlichkeit.<br />
Vorausgegangen war eine Debatte<br />
über Holms Stasi-Vergangenheit: Holm<br />
war mit 18 Jahren für einigeMonate hauptberuflicher<br />
Stasi-Mitarbeiter gewesen.<br />
Seit 2017 berät der 48-jährigeGentrifizierungsexperte<br />
als Mitglied des „Begleitkreises<br />
zum Stadtentwicklungsplan Wohnen<br />
2030“ die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.<br />
DPA/ZINKEN<br />
Jens-Holger Kirchner –Senatsverwaltung<br />
für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz:<br />
Im Dezember 2018 ließ Verkehrssenatorin<br />
Regine Günther (für Grüne) den an Krebs erkrankten<br />
Staatssekretär und Verwaltungsfachmann<br />
Jens-HolgerKirchnergegen<br />
seinen Willen in deneinstweiligenRuhestandversetzen.<br />
Es folgte massiver Protest,<br />
Kritikkam auchaus deneigenen Reihen.<br />
Nach seiner Genesungsollder 59-jährige<br />
Kirchner nun einen leitenden,vergleichbaren<br />
Posten in der Senatskanzlei bekommen:<br />
Er soll sich dortumden Wiederaufbau der<br />
historischen Siemensbahn kümmern.Wann<br />
er seine Stelle im RotenRathaus antritt, ist<br />
noch nicht klar.<br />
LOPATA/AXENTIS.DE<br />
Henner Bunde –Senatsverwaltung für<br />
Wirtschaft, Energie und Betriebe:<br />
Im Februar 2019 entließ Wirtschaftssenatorin<br />
Ramona Pop(Grüne) Henner Bunde (54),<br />
einen verwaltungserfahrenen Wirtschaftsund<br />
Finanzexperten, aber ein CDU-Mann.<br />
Pophatte Bunde vonCornelia Yzer,der<br />
damaligen CDU-Wirtschaftssenatorin,<br />
übernommen, wollte aber mit Blick auf die<br />
kommende Wahl 2021 ihren Stab neu<br />
sortieren. Ein CDU-Staatssekretär passte<br />
nicht in die Farbpalette. Bunde gilt als loyal<br />
undkompetent –die Kritik fiel entsprechend<br />
aus. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Burkard<br />
Dregger berief Bunde daraufhin in seinen<br />
Beraterkreis für Wirtschafts- und Haushaltsfragen.<br />
GUDATH<br />
Boris Velter –Senatsverwaltung für Gesundheit,<br />
Pflege und Gleichstellung:<br />
Im Dezember 2018 trennte sich Gesundheitssenatorin<br />
Dilek Kolat (SPD) überraschend<br />
vonihrem Staatssekretär Boris Velter.<br />
„Die in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode<br />
anstehenden Herausforderungen haben<br />
diesen Wechsel erforderlich gemacht“,<br />
hieß es. Der 51-jährigeExperte im Gesundheitsbereich<br />
war seit 2016 Staatssekretär<br />
der Senatorin. Ende März wurde Velter<br />
auf der Bundeskonferenz der Arbeitsgemeinschaft<br />
der Sozialdemokratinnen und<br />
Sozialdemokraten im Gesundheitswesen<br />
(ASG )erneut zum Bundesvorsitzenden gewählt.<br />
DPA/MONIKA SKOLIMOWSKA<br />
Thema Verbeamtung von <strong>Berliner</strong><br />
Lehrern hätte dabei keine Rolle gespielt,<br />
betonte sie. Rackles und<br />
Scheeres sind in diesem Punkt uneins.<br />
Auf dem SPD-Parteitag Ende<br />
März setzte sich Scheeres in einer<br />
stundenlangen Debatte für dieVerbeamtung<br />
vonLehrernein. Rackles war<br />
dagegen. DieGenossenstimmten am<br />
Ende weder dafür,noch dagegen.<br />
Er habe das Thema jedoch immer<br />
„sehr loyal“ bearbeitet, betonte die<br />
Bildungssenatorin. Zudem soll die<br />
einvernehmliche Trennung schon<br />
vor Wochen getroffen worden sein.<br />
Den Zeitpunkt der Entlassung erklärte<br />
Scheeres damit, dass sie für die<br />
zweite Hälfte der Legislaturperiode<br />
„neue Impulse“ setzen wolle. Und<br />
das könne ihr mit der Rackles-Nachfolgerin<br />
Beate Stoffers gut gelingen.<br />
Keine Details zu Trennungsgründen<br />
Aus SPD-Kreisen bestätigten einige<br />
die einvernehmliche Trennung. Offenbar<br />
soll für den Staatssekretär<br />
auch die doppelte Aufgabenteilung<br />
eine Rolle gespielt haben: Hier die<br />
Senatsverwaltung Bildung, da die<br />
Taskforce Schuloffensive. Einzelne<br />
Parteifreunde sagten, es werde jetzt<br />
sehr eng für Scheeres.Immerhin soll<br />
künftig Jugendstaatssekretärin Sigrid<br />
Klebba einen Teil von Rackles<br />
Verwaltungsaufgaben übernehmen.<br />
CDU-Bildungspolitikerin Hildegard<br />
Bentele sagte, dass Scheeres<br />
„ihren langjährigen Blitzableiter<br />
zum Bauernopfer verfehlter Schulund<br />
Bildungspolitik“ mache.Eswäre<br />
besser gewesen, sie selbst hätte ihren<br />
Platz und damit denWegfür eine bildungspolitische<br />
Wende zum Besserenfreigemacht“,<br />
so Bentele.<br />
Staatssekretäre beziehen ein<br />
Grundgehalt von 9430 Euro brutto<br />
im Monat. Waren sie mindestens<br />
fünf Jahreimöffentlichen Dienst, erhalten<br />
sie für die folgenden drei Monate<br />
ihr Gehalt weiter. Danach bekommen<br />
sie mindestens sechs Monate,<br />
maximal drei Jahre lang 71, 75<br />
Prozent ihres Lohns als Ruhegehalt.<br />
Auch nach dieser Zeit sind noch<br />
mindestens 35 Prozent der ruhegehaltfähigen<br />
Bezüge drin. Ein neuer<br />
Jobwirdverrechnet.<br />
NACHRICHTEN<br />
Sozialarbeiter sprechen<br />
junge Arbeitslose an<br />
Sozialarbeiter haben im vergangenen<br />
Jahr Tausende jugendliche Arbeitslose<br />
in Berlin angesprochen,<br />
um ihnen berufliche Perspektiven<br />
aufzuzeigen. Mehr als 7000 junge<br />
Menschen, die teils jahrelang keinen<br />
Kontakt mehr mit Behörden hatten,<br />
seien auf öffentlichen Plätzen aufgesucht<br />
worden, sagte JugendsenatorinSandraScheeres<br />
(SPD) am Dienstag<br />
nach der Sitzung des Senats.<br />
Rund ein Drittel vonihnen sei an einen<br />
Standortder Jugendberufsagentur<br />
weitervermittelt worden. Seit<br />
2018 läuft das Sozialarbeiter-Konzept.<br />
DieBezirke erhalten dafür jährlich<br />
250 000 Euro. (dpa)<br />
Sicherungsverwahrung für<br />
Sexualstraftäter<br />
EinSexualstraftäter,der in Berlin<br />
nach einer Justizpanne aus der<br />
Sicherungsverwahrung entlassen<br />
werden musste und dann rückfällig<br />
wurde,ist erneut verurteilt worden.<br />
Sechs JahreHaft verhängte das<br />
Landgericht am Dienstag gegen den<br />
57-Jährigen und ordnete erneut anschließende<br />
Sicherungsverwahrung<br />
an. DerAngeklagte habe sich des<br />
mehrfachen Missbrauchs eines<br />
achtjährigen Mädchens sowie der<br />
Herstellung vonKinderpornografie<br />
schuldig gemacht, begründeten die<br />
Richter.Zuden Taten sei es vonMärz<br />
bis August 2018 gekommen. (dpa)<br />
Erzieher nach Missbrauch zu<br />
fünf Jahren Haft verurteilt<br />
EinErzieher aus Berlin ist wegen sexueller<br />
Übergriffe auf zwei Kinder eines<br />
befreundeten Paares zu fünf JahrenGefängnis<br />
verurteilt worden. Das<br />
Landgericht sprach den 38-Jährigen<br />
am Dienstag des Missbrauchs in<br />
mehr als 30 Fällen sowie des Besitzes<br />
und der Herstellung vonKinderpornografie<br />
schuldig. DerAngeklagte<br />
hatte in dem zum Teil nichtöffentlichen<br />
Prozess ein Geständnis abgelegt.<br />
Ihmwurden Taten von2009 bis<br />
2017 zur Last gelegt. (dpa)<br />
Frühlingsbasar<br />
in der JVATegel<br />
WerDekorationsgegenstände für die<br />
Osterzeit sucht, hat am kommenden<br />
Sonnabend von10bis 15 Uhrim<br />
Shop der Justizvollzugsanstalt Tegel<br />
Seidelstraße 41, Gelegenheit zum<br />
Kauf. Seit 2003 findet im Shop der<br />
JVATegel jedes Jahr ein Frühlingsbasar<br />
statt. An zahlreichen Ständen<br />
werden Produkte aus den Betrieben<br />
der JVATegel und der JVAfür Frauen<br />
angeboten. Dazu gehören Ostergestecke<br />
und -dekoartikel, Feuerschalen,<br />
Kerzenhalter,Kleinmöbel und anderes.<br />
(BLZ)<br />
Im Angebot: Österliches zum Verschönerndes<br />
eigenen Heims. IMAGO IMAGES/INA PEEK
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />
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Berlin<br />
Greller Protest: Am Sonnabend begann die Unterschriftensammlung für das Volksbegehren „Deutsche Wohnen &Co. enteignen“. Vonden in der ersten Phase benötigten 20000 Unterschriften sind bereits 15000 zusammen gekommen.<br />
IMAGO IMAGES/IPON, DPA<br />
Der doppelte Dregger<br />
Berlins CDU-Fraktionschef sorgt mit einer Äußerung zum Volksbegehren zur Enteignung der Deutsche Wohnen für Aufregung und versucht sich zu korrigieren<br />
VonUlrich Paul<br />
Die Sache war offenbar<br />
sehr eilig. Der CDU-<br />
Fraktionsvorsitzende im<br />
<strong>Berliner</strong> Abgeordnetenhaus<br />
BurkardDregger hat sich in der<br />
Debatte um das Volksbegehren<br />
„DeutscheWohnen &Co. enteignen“<br />
noch in der Nacht zum Dienstag zu<br />
Wort gemeldet, um eine brisante Bemerkung<br />
zurechtzurücken –eine Bemerkung<br />
vonsich selbst.<br />
Zunächst hatte Dregger in einem<br />
Interview mit dem Inforadio des RBB<br />
am Montag um 15.05 UhrzumVolksbegehren<br />
erklärt: „Wenn es ein entsprechendes<br />
Votum gibt, dann wird<br />
eine Landesregierung, an der wir beteiligt<br />
sind, das nicht ignorieren können,<br />
sondern muss diesen Willen<br />
ausführen.“ Das war insoweit brisant,<br />
weil sich Dregger damit politisch<br />
darauf festlegte, eine Entscheidung,<br />
auch wenn sie nicht der eigenen<br />
Auffassung entspricht, umzusetzen,<br />
sofern er politische<br />
Verantwortung bekommt. DieÄußerung<br />
war aber auch deswegen von<br />
Belang, weil die Aussage zugleich<br />
beinhaltete,dass es überhaupt zu einem<br />
Votum kommen könnte, das<br />
Volksbegehren also verfassungsrechtlich<br />
zulässig sei. Gut sieben<br />
Stunden später versuchte Dregger<br />
die vom RBB unter der Überschrift<br />
„CDU würde Votum eines Volksbegehrens<br />
respektieren“ verbreitete<br />
Äußerung geradezurücken. In einer<br />
um 22.18 Uhr verbreiteten Pressemitteilung<br />
erklärte Dregger: „Die<br />
heutige Meldung eines Radiosenders,<br />
die <strong>Berliner</strong> CDU würde das<br />
Volksbegehren für Enteignungen respektieren<br />
und eine Landesregierung<br />
mit CDU-Beteiligung würde einen<br />
Volksentscheid als bindend erachten,<br />
weise ich zurück.“ Er habe<br />
dies „weder gesagt, noch gemeint“.<br />
„Der falsche Weg“<br />
Und dann stellte Dregger klar: „Wir<br />
halten das Volksbegehren für verfassungswidrig.“<br />
Für den Fall, dass der<br />
Senat es dennoch zulasse,werde die<br />
CDU „für eine verfassungsrechtliche<br />
Überprüfung sorgen“, so Dregger.<br />
„Enteignungen sind kein Mittel gegen<br />
steigende Mieten, sie sind der<br />
falsche Weg. Denn sie schaffen keine<br />
neuen Wohnungen“, erklärte der<br />
CDU-Fraktionschef. „Sollte es wider<br />
Erwarten zum Volksentscheid kommen<br />
und dieser erfolgreich sein,<br />
werden wir verantwortungsvoll damit<br />
umgehen aus Respekt gegenüber<br />
den Wählern.“<br />
Die Initiative „Deutsche Wohnen<br />
&Co. enteignen“ will, wie berichtet,<br />
per Volksbegehren erreichen, dass<br />
„Wenn es ein entsprechendes Votum gibt,<br />
dann wird eine Landesregierung,<br />
an der wir beteiligt sind,<br />
das nicht ignorieren können, sondern muss<br />
diesen Willen ausführen.“<br />
Burkard Dregger, CDU-Fraktionschef, am Montag um 15.05 Uhr im Inforadio zum<br />
Volksbegehren „Deutsche Wohnen &Co. enteignen“<br />
„Sollte es wider Erwarten zum Volksentscheid<br />
kommen und dieser erfolgreich<br />
sein, werden wir<br />
verantwortungsvoll damit umgehen aus<br />
Respekt gegenüber den<br />
Wählern. Rechtlich bindend ist er nicht.“<br />
Burkard Dregger, CDU-Fraktionschef,<br />
am Montag um 22.18 Uhr in einer Pressemitteilung<br />
die Häuser von privaten Vermietern<br />
mit mehr als 3000 Wohnungen vergesellschaftet<br />
werden. Siestützt sich<br />
dabei auf Artikel 15 des Grundgesetzes<br />
(siehe Text unten). Am Sonnabend<br />
begann die Unterschriftensammlung<br />
für das Volksbegehren.<br />
Bereits am ersten Tagkamen laut Initiative<br />
mehr als 15 000 Unterschriften<br />
zusammen –20000 werden in<br />
der ersten Phase benötigt.<br />
DerVorstoß aus Berlin beschäftigt<br />
mehr und mehr die Diskussion auf<br />
Bundesebene. Axel Gedaschko, Präsident<br />
des Spitzenverbandes der<br />
Wohnungswirtschaft GdW, warnt:<br />
„Eine Rückbesinnung auf überkommene<br />
sozialistische Ideale wie Enteignungen<br />
wäre für die Zukunft des<br />
Wohnungsmarktes in unserer sozialen<br />
Marktwirtschaft extrem schädlich.“<br />
Neben der CDU weist auch die<br />
FDP die Idee zurück. Der Chef der<br />
Grünen-Bundestagsfraktion Anton<br />
Hofreiter wirft FDP und Union„Heuchelei<br />
und Bigotterie“ vor. „Um<br />
Braunkohletagebau zu ermöglichen,<br />
haben sie Tausende von Familien<br />
aus ihren Häusern vertrieben“, so<br />
Hofreiter.UmAutobahnen durchzusetzen,<br />
hätten sie „Unmengen Bauern<br />
ihren Hof“ weggenommen.<br />
„Wenn es aber darum geht, bezahlbaren<br />
Wohnraum zu schaffen und<br />
Menschen vor Abzocke durch Miethaie<br />
zu schützen, setzen sie auf ideologische<br />
Blockade“, so der Grünen-<br />
Fraktionschef. In Berlin bekommt<br />
die Enteignungsinitiative prominente<br />
Unterstützung: Der Politik-<br />
Professor Peter Grottian erklärte, er<br />
habe bereits für das Volksbegehren<br />
unterschrieben. Bis ein Gesetz vorliege,werde<br />
es jedoch Jahredauern.<br />
Vorstoß auf EU-Ebene<br />
Der Deutsche Mieterbund und der<br />
Deutsche Gewerkschaftsbund gehen<br />
derweil noch einen anderen<br />
Weg. Sie unterstützen eine Europäische<br />
Bürgerinitiative, die Unterschriften<br />
für bezahlbares Wohnen<br />
sammelt. Sie fordern die EU unter<br />
anderem auf, sozialen Wohnungsbau<br />
zu erleichtern und öffentliche<br />
Investitionen in Wohnraum von den<br />
EU-Regeln zur Staatsverschuldung<br />
zu befreien. Gemeinnützige Wohnbauträger<br />
sollen zudem schneller<br />
Zugang zu EU-Finanzmitteln erhalten.<br />
Die Initiative hat ein Jahr lang<br />
Zeit, um mindestens eine Million<br />
Unterschriften aus wenigstens sieben<br />
EU-Ländern zusammeln. Aus<br />
Deutschland müssen allein mindestens<br />
72 000 Unterschriften kommen.<br />
Sollte die Initiative erfolgreich sein,<br />
müssen sich EU-Kommission und<br />
EU-Parlament mit den Forderungen<br />
auseinandersetzen.<br />
Eine Frage des Rechts<br />
Das Grundgesetz erlaubt die Vergesellschaftung ganzer Wirtschaftsbranchen. Dies kommt den Staat aber teuer zu stehen<br />
Die Initiative Deutsche Wohnen<br />
und Co enteignen hat am Sonnabend<br />
die Unterschriftensammlung<br />
für ein Volksbegehren gestartet, um<br />
Wohnungsunternehmen mit mehr als<br />
3000 Wohnungen zu vergesellschaften.<br />
So sollen günstige Mieten für etwa<br />
240000 <strong>Berliner</strong> Wohnungen garantiertwerden.<br />
DasVorhaben hat in Umfragen<br />
hohe Sympathiewerte.Wir liefern<br />
hier Antworten auf die wichtigsten<br />
Fragen zum Thema.<br />
Wassagt das Grundgesetz?<br />
Das Grundgesetz erlaubt in Artikel<br />
15 solche Sozialisierungen:<br />
„Grund und Boden, Naturschätze<br />
und Produktionsmittel können zum<br />
Zwecke der Vergesellschaftung<br />
durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß<br />
der Entschädigung regelt, in<br />
Gemeineigentum oder in andere<br />
Formen der Gemeinwirtschaft überführtwerden.“<br />
Seit wann gibt es diesen Artikel?<br />
Er war schon bei der Entstehung<br />
des Grundgesetzes 1949 enthalten.<br />
Allerdings war dies kein Novum.<br />
Schon in der Weimarer Reichsverfassung<br />
von 1919 gab es einen ähnlichen<br />
Artikel.<br />
Warum wurde diese Vorschrift ins<br />
Grundgesetz aufgenommen?<br />
Die Vergesellschaftung von<br />
Schlüsselindustrien war damals kurz<br />
nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs<br />
ein breit diskutiertes Thema.<br />
Sogar die CDU Nordrhein-Westfalen<br />
forderte in ihrem Ahlener Programm,<br />
das „kapitalistische Gewinn-<br />
und Machtstreben“ durch<br />
eine „gemeinwirtschaftliche Ord-<br />
Ist bei der Sozialisierung das Verhältnismäßigkeitsprinzip<br />
zu beachten?<br />
Ja. Das Prinzip der Verhältnismäßigkeit<br />
der Mittel ist immer zu beachten,<br />
wenn der Gesetzgeber oder<br />
die Behörden in Grundrechte eingreifen.<br />
Es besagt, dass ein Eingriff<br />
geeignet und erforderlich sein muss.<br />
Der Nachteil darf imVergleich zum<br />
angestrebten Nutzen nicht unproportional<br />
sein. Zumindest bei Eignung“<br />
zu ersetzen. Auch die westlichen<br />
Siegermächte USA, Großbritannien<br />
und Frankreich standen der<br />
deutschen Industrie wegen ihrer<br />
Verbundenheit mit dem NS-Regime<br />
skeptisch gegenüber.<br />
Wasist der Unterschied zwischen Sozialisierung<br />
laut Artikel 15 und Enteignung<br />
laut Artikel 14 ?<br />
Artikel 15 ermöglicht nicht nur<br />
die Enteignung einzelner Grundstücke<br />
und Gegenstände, sondern ganzerWirtschaftsbranchen.<br />
Wie oft wurde von dieser Vorschrift<br />
Gebrauch gemacht?<br />
Bisher kein einziges Mal. In den<br />
1950er-Jahren drehte sich die Stimmung<br />
schnell, als im kapitalistischen<br />
Westdeutschland das „Wirtschaftswunder“<br />
gelang, während im<br />
Staatssozialismus der DDR schlechtere<br />
Lebensbedingungen herrschten.<br />
Um wirtschaftspolitische Ziele<br />
zu erreichen, ist es in der Regel effizienter,<br />
den Unternehmen per Gesetz<br />
Regeln vorzugeben, als sie mit<br />
viel Geld zu verstaatlichen. Artikel<br />
15 enthält keinen Auftrag zur Sozialisierung,<br />
sondern nur eine Ermächtigung.<br />
nung und Erforderlichkeit hat der<br />
Staat aber einen weiten Einschätzungs-<br />
und Gestaltungsspielraum.<br />
Muss der Staat bei einer Sozialisierung<br />
die bisherigen Eigentümer entschädigen?<br />
Ja. Wie bei einer Enteignung ist<br />
auch eine Sozialisierung nur gegen<br />
Entschädigung möglich. Da es hier<br />
schnell um Milliardensummen gehen<br />
kann, wirkt auch die Entschädigungspflicht<br />
als Sozialisierungsbremse.<br />
Muss zum Verkehrswert entschädigt<br />
werden?<br />
Nein. Die Höhe der Entschädigung<br />
ist laut Grundgesetz „unter gerechter<br />
Abwägung der Interessen der<br />
Allgemeinheit und der Beteiligten“<br />
zu bestimmen. Dies muss nicht immer<br />
der Verkehrswert sein. Es kann<br />
zum Beispiel berücksichtigt werden,<br />
dass dem Eigentum alternativ auch<br />
einschränkende gesetzliche Regeln<br />
hätten auferlegt werden können. Jedenfalls<br />
sind die Hoffnungen auf zukünftigen<br />
Wertzuwachs und zukünftige<br />
Gewinne nicht zu entschädigen.<br />
Ist das Eigentum das wichtigste<br />
Grundrecht im Kapitalismus?<br />
Verfassungsrechtlich ist das deutsche<br />
Grundrecht auf Eigentum eines<br />
der schwächsten Grundrechte.<br />
Denn der Inhalt des Eigentums wird<br />
durch den Gesetzgeber definiert.<br />
Wenn der Gesetzgeber Regeln zum<br />
Gebrauch des Eigentums aufstellt,<br />
hat der Eigentümer dies grundsätzlich<br />
zu akzeptieren. Ein Beispiel ist<br />
der Kündigungsschutz im Mietrecht<br />
oder im Arbeitsrecht. Christian Rath
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 11 *<br />
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Berlin<br />
Neue Drohmail<br />
von angeblicher<br />
Terrorgruppe<br />
Staatsanwaltschaft geht von<br />
zweitem Verdächtigen aus<br />
Die bundesweit verschickten<br />
Mails mit rechtsextremistischem<br />
Inhalt sollen nach Erkenntnissen<br />
der <strong>Berliner</strong> Staatsanwaltschaft<br />
von mindestens zwei Verdächtigen<br />
stammen. Nachdem in<br />
der vergangenen Woche ein mutmaßlicher<br />
Täter in Schleswig-Holstein<br />
gefasst wurde, gebe es jetzt einen<br />
weiterenVerdächtigen, sagte der<br />
Sprecher der Staatsanwaltschaft,<br />
Martin Steltner.<br />
Er bestätigte eine neue Drohmail,<br />
die sich gegen Generalstaatsanwältin<br />
Margarete Koppers richtet und<br />
auf ein sogenanntes „Staatsstreichorchester“<br />
zurückgehen soll. „Diese<br />
Mail ist uns bekannt, wir nehmen sie<br />
sehr ernst und gehen dem mit Hochdruck<br />
nach.“ Ob eine oder mehrere<br />
konkrete verdächtige Personen des<br />
„Staatsstreichorchesters“ bekannt<br />
sind, war zunächst unklar.<br />
Laut Sender RBB liegt die neue<br />
Mail dem ARD-Magazin „Kontraste“<br />
vor. „Sie möchten sicher nicht, dass<br />
eines Tages Frau Generalstaatsanwältin<br />
Margarete Koppers etwas zustößt,<br />
oder?“ zitierte daraus der RBB.<br />
Die angebliche Gruppe „Staatsstreichorchester“<br />
fordere darin 100<br />
Millionen Euro in der Kryptowährung<br />
„Monero“. Anderenfalls werde<br />
eine neue Terrorgruppe entstehen.<br />
„Wir werden alles daran setzen, dass<br />
es bald wieder Pogrome in diesem<br />
Land gibt und dass sich kein Jude,<br />
Moslem (…) oder auch linke Journalisten<br />
und Politiker sicher fühlen“,<br />
heißt es demnach in dem Schreiben.<br />
Das „Staatsstreichorchester“ sei<br />
aus anderen Mails bekannt, sagte<br />
Steltner. Ob es einen Zusammenhang<br />
zwischen der möglichen Gruppierung<br />
und dem Mann gibt, der in<br />
Schleswig-Holstein in Haft sitzt, sei<br />
Gegenstand der Ermittlungen. Der<br />
Verdächtige,zudem weder das Alter<br />
noch die Staatsangehörigkeit mitgeteilt<br />
wurden, soll in eine Haftanstalt<br />
in der Hauptstadt überführtwerden.<br />
Berlin hat die Federführung bei<br />
den Ermittlungen. Es geht laut<br />
Staatsanwaltschaft um die Störung<br />
des öffentlichen Friedens durch die<br />
Androhung von Straftaten. Bisher<br />
war die Staatsanwaltschaft von einem<br />
allein handelnden Mann ausgegangen.<br />
Polizisten hatten am vergangenen<br />
Donnerstag die Wohnung<br />
des Verdächtigen in Schleswig-Holstein<br />
durchsucht und Beweismittel<br />
sichergestellt. Laut Staatsanwaltschaft<br />
gab es bei dem Schriftmaterial<br />
Indizien, „dass der Mann sich möglicherweise<br />
kundig gemacht hat, wie<br />
man eine Bombe baut“. (dpa)<br />
Mit der App aufs Klo<br />
Die erste neue „<strong>Berliner</strong> Toilette“ wurde in Gesundbrunnen vorgestellt. 190 sollen stadtweit folgen<br />
VonHannah Spät<br />
und Elmar Schütze<br />
Herzlich willkommen in<br />
der City-Toilette“. Eine<br />
Stimme aus einem Lautsprecher<br />
begrüßt<br />
freundlich die Benutzer der neuen<br />
Stadttoiletten. Auf Deutsch und auf<br />
Englisch. Für 50 Cent öffnet sich die<br />
Tür des grauen Würfels –vier mal<br />
vier Meter groß, grau, schlicht, funktional.<br />
Wereinen Euro eingeworfen<br />
hat, hat allerdings Pech: Rückgeld<br />
gibt es nicht.<br />
Passendes Kleingeld wäre also<br />
angebracht oder eine Kreditkarte<br />
mit NFC-Funktion –die kurzvor das<br />
Lesegerät gehalten wird. So geschah<br />
es am Dienstagvormittag beim<br />
neuen Klohäuschen an der Gustav-<br />
Meyer-Allee in Gesundbrunnen.<br />
Doch da streikte das elektronische<br />
Bezahlsystem. Kann ja mal passieren<br />
–estat dem Stolz vonUmweltstaatssekretär<br />
Ingmar Streese und Vertreternder<br />
FirmaWall keinen Abbruch.<br />
Schließlich hatten sie etwas vorzuzeigen:<br />
die erste neue „<strong>Berliner</strong> Toilette“,<br />
entwickelt und produziert in<br />
Velten. 190 weitere sollen Ende 2020<br />
vielerorts in Berlin stehen.<br />
Wechselvolle Historie<br />
Istman erst einmal ins Klohäuschen<br />
gelangt, steht man in einer Pfütze.<br />
Denn sobald jemand das Häuschen<br />
verlassen hat, reinigen sich die Toilettenschüssel<br />
und der Boden drumherum<br />
selbstständig. Doch das Wasser<br />
läuft offenbar nicht so richtig ab.<br />
Dafür lässt sich bei Bedarfder 20-<br />
minütige Besuch per Knopfdruck<br />
auf 40 Minuten verlängern. Danach<br />
öffnet sich die Tür automatisch.<br />
Auch einen SOS-Knopf gibt es. Neben<br />
der Verbindung mit der Wall-<br />
Leitzentrale fängt die Toilette dann<br />
erneut an zu sprechen und bittet per<br />
Lautsprecher mögliche Passanten in<br />
der Umgebung um Hilfe.<br />
Der erste Eindruck nach dem<br />
Test: Spülung und Waschbecken<br />
müssen per Knopfdruck betätigt<br />
werden, nur der Handtrockner funktioniert<br />
per Sensor. Hinzu kommt<br />
eine ungewöhnlich hohe Rückenlehne,<br />
die Rollstuhlfahrern das Sitzenerleichternsoll.<br />
Das neue Modell wirkt modern<br />
und sauber. Vor allem aber soll es<br />
barrierefrei und damit auch für Rollstuhlfahrer<br />
nutzbar sein. An diesem<br />
Dienstag bei der Präsentation des<br />
neuen Modells hatten sich auch Vertreter<br />
von Behindertenverbänden<br />
eingefunden. Ihr Fazit: Leider ist die<br />
Barrierefreiheit nicht komplett gegeben,<br />
am Eingang gibt es eine, wenn<br />
auch nur wenige Millimeter hohe<br />
Schwelle –eine hohe Hürde für manchen<br />
Rollifahrer.<br />
Schwelle genommen: Die „<strong>Berliner</strong> Toilette“ wird getestet.<br />
TOILETTENGESCHICHTE<br />
1820 ab 1834 1857<br />
• • •<br />
In jenem Jahr stand angeblich<br />
nahe der Nikolaikirche<br />
die erste öffentliche Latrine<br />
Berlins. Knapp 60 Jahre später,also<br />
ab 1878, folgten<br />
gusseiserne Häuschen, die<br />
„Café Achteck“ genannten<br />
wurden. Wasserwerkeund -<br />
leitungen besitzt Berlin erst<br />
seit 1856. Vorher holten die<br />
Bewohner ihr Wasser aus der<br />
Spree oder Brunnen.<br />
In dieser Zeit hatten nur die<br />
besseren Wohnungen Klosetträume<br />
–aber ohne Abfluss.<br />
Der Inhalt landete in<br />
geschlossenen Wagen, die<br />
Platz für etwa 100 verdeckte<br />
Eimer hatten. Der Inhalt der<br />
Eimer landete in den ersten<br />
unterirdischen Kloaken, die<br />
auch abfließenden Unrat<br />
aus Häusernund Rinnsteinen<br />
aufnahm.<br />
DPA/PAUL ZINKEN<br />
In diesem Jahr waren 341<br />
Häuser,hiervon314 Privathäuser,mit<br />
fließendem Wasser<br />
(kein Trinkwasser!) versehen<br />
–die Nachfragewar anfangs<br />
gering,die Leute waren<br />
skeptisch. Die ersten<br />
WCs soll es in den 70-ern<br />
gegeben haben, Baubeginn<br />
der Kanalisation war 1873,<br />
erst 20 Jahre später war das<br />
Radialsystem fertig.<br />
Zu einer modernen Toilette –vier<br />
Tonnen schwer,150 000 Euro teuer –<br />
gehört indigitalen Zeiten auch eine<br />
App. Wall hat unter dem Namen<br />
„<strong>Berliner</strong> Toilette“ einen Service fürs<br />
Smartphone aufgelegt, mit dem Besucher<br />
das nächste stille Örtchen in<br />
der Stadt finden, den Eintritt bezahlen<br />
und den Zustand desselben melden<br />
können. Praktische neue Welt.<br />
Am Gesundbrunnen steht nun<br />
die einfachste von vier Wall-Toiletten-Varianten.<br />
Anderehaben entweder<br />
noch ein kostenloses Urinal an<br />
der Seite,eine zusätzliche zweite Kabine<br />
oder einen Kiosk inklusive.<br />
Die „<strong>Berliner</strong> Toilette“ ist die<br />
nächste Generation der Klos von<br />
Wall in Berlin. Das 1976 im badischen<br />
Ettlingen gegründete Unternehmen<br />
gewann 1984 die Ausschreibung<br />
für BVG-Wartehallen und verlegte<br />
bald danach seinen Unternehmenssitz<br />
nach West-Berlin.<br />
DieWall AG erhielt 1993 den Zuschlag<br />
zum Betrieb von Toilettenhäuschen<br />
in Berlin. Es sollte ein qualitativer<br />
Höhepunkt in der äußerst<br />
wechselvollen Geschichte <strong>Berliner</strong><br />
Klokultur werden (siehe Kasten).<br />
FürWall lohnte sich der Toilettenbetrieb<br />
allein deswegen, weil die<br />
Firma das Recht erhielt, auf zahlreichen<br />
öffentlichen Flächen zu werben.<br />
Vorallem die aus dem eigenen<br />
Hause stammenden Buswartehäuschen<br />
waren eine Geldgrube.<br />
Doch mit der Bildung des rot-rotgrünen<br />
Senats war diese Form des<br />
privat-öffentlichen Gebens und<br />
Nehmens vorbei. Im Zuge seiner Rekommunalisierungskampagne<br />
kündigte<br />
Rot-Rot-Grün den Vertrag zum<br />
Jahresende 2018. Werbung und Klobetrieb<br />
wurden getrennt. Im vergangenen<br />
Juni wurde bekannt, dass Wall<br />
erneut den Klo-Zuschlag bekam.<br />
Jährlich zehn Millionen Euro<br />
Das Unternehmen verpflichtete<br />
sich, eine neue,barrierefreie Klo-Serie<br />
zu entwickeln, zu produzieren<br />
und zu betreiben: die „<strong>Berliner</strong> Toilette“.<br />
Heute stehen sieben Stück, 88<br />
weitere werden noch in diesem Jahr<br />
dazukommen. Ende 2020 sollen es<br />
190 Stück sein, insgesamt werden es<br />
281 Anlagen sein. Der 15Jahre lang<br />
laufende Vertrag hat ein Volumen<br />
von 240 Millionen Euro, das Land<br />
Berlin stellt dafür jährlich 10 Millionen<br />
Euro in den Haushalt ein.<br />
Die Werbeflächen wurden unterdessen<br />
in vier Lose aufgeteilt. Los 1<br />
(maximal 169 Großwerbevitrinen<br />
und bis zu 883 Standardvitrinen oder<br />
Säulen) ging erneut an Wall. Los 2<br />
(2 500 Litfaßsäulen) erhielt die Firma<br />
ILG aus Stuttgart, Los 3(4000 Schilder<br />
an Masten) erhielt Mediateam<br />
Stadtservice aus Berlin, Los 4<br />
(430 Uhren) ging an die FirmaStröer.<br />
Linksextreme<br />
zieht es zum<br />
Wismarplatz<br />
1. Mai: Angeblich keine<br />
Demo mehr in Kreuzberg<br />
Der 1. Mai rückt näher und alles<br />
deutet darauf hin, dass Kreuzbergnicht<br />
mehr im Zentrum der traditionellen<br />
linksextremen Demonstration<br />
steht. Auf Plakaten wird<br />
schon länger zum„Revolutionären 1.<br />
Mai 2019“ am Wismarplatz in Friedrichshain<br />
aufgerufen. Motto: „Gegen<br />
die Stadt der Reichen“. Die gleiche<br />
Ankündigung steht im Internet.<br />
Bei der Polizei wurde die Demonstration<br />
zunächst nicht angemeldet.<br />
Das entspricht dem Vorgehen<br />
der vergangenen Jahre. Die Organisatoren<br />
verweigerten die Anmeldung,<br />
weil sie nicht mit der<br />
Polizei über die Strecke der Demonstration<br />
verhandeln wollten.<br />
Zuvor war schon auf der linksradikalen<br />
Internetseite Indymedia in<br />
diese Richtung diskutiert worden.<br />
Wegen des ausufernden Straßenfestes<br />
mit Zehntausenden Partybesuchernsei<br />
Kreuzbergfür die Demonstration<br />
nicht mehr geeignet, hieß es.<br />
Gleichzeitig spekuliert man möglicherweise<br />
in Friedrichshain auf die<br />
Nähe zu den früher besetzten Häuserninder<br />
Rigaer Straße.<br />
Der Abend des 1. Mai verlief im<br />
vergangenen Jahr in Kreuzberg so<br />
wenig gewalttätig wie lange nicht.<br />
Die linksautonome Demonstration<br />
mit Tausenden Teilnehmern endete<br />
noch im Hellen ohne den üblichen<br />
großen Gewaltausbruch.<br />
In diesem Jahr könnte der Protest<br />
wegen der Debatten um steigende<br />
Mieten und Enteignungen wieder<br />
mehr Zulauf finden. Zudem heizte<br />
ein Polizeieinsatz gegen eine Ladenbesetzung<br />
am Sonnabend die Stimmung<br />
in der Szene auf.<br />
Zwei weiterelinke Demonstrationen<br />
rund um den 1. Mai stehen<br />
schon fest. Erneut wollen am Abend<br />
des 30. April zahlreiche Menschen<br />
durch Wedding ziehen. „Unsere<br />
Häuser –unser Kiez –gegen die Stadt<br />
der Reichen“, lautet die Ankündigung.<br />
Am Mittag des 1. Maiist wieder<br />
eine teils satirische Aktion in Grunewald<br />
geplant. Im vergangenen Jahr<br />
liefen dort3000 Demonstranten am<br />
Nachmittag durch die Straßen. Einige<br />
bemalten, beklebten und beschädigten<br />
Autos und Häuser, was<br />
Ermittlungen der Polizei auslöste.<br />
Kreuzberg wird aber in diesem<br />
Jahr wieder mit den Folgen des „Myfest“<br />
kämpfen. Zwar bemüht sich das<br />
Bezirksamt, das Partygeschehen zu<br />
reduzieren. Es soll weniger Musikbühnen<br />
und mehr politische Reden<br />
geben. Ob diese Beschränkungen<br />
Zehntausende Partytouristen beeindrucken,<br />
ist ungewiss. (dpa)<br />
Meinen Ausbildungsplatz habe<br />
ich auf azubis.de gefunden!
12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />
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Berlin<br />
Wildbienen<br />
contra<br />
Radfahrer<br />
Insekten-Fund macht<br />
Radwegbau zum Problem<br />
VonNorbertKoch-Klaucke<br />
Für die Grünen in Berlin ist der<br />
Ausbau des umweltfreundlichen<br />
Radverkehrs genauso wichtig wie<br />
der Naturschutz. Doch das sorgt jetzt<br />
im BezirkSteglitz-Zehlendorffür ein<br />
Problem. Dort plant die grüne Umweltstadträtin<br />
Maren Schellenberg<br />
den Bau eines Teilstücks des Fernradweges<br />
Berlin-Leipzig mitten im<br />
GemeindeparkLankwitz, in dem gerade<br />
Wildbienen entdeckt wurden,<br />
die unter Artenschutz stehen.<br />
Zwischen Mühlenstraße und<br />
Sondershauser Straße ist die Anbindung<br />
an den Fernradweg geplant.<br />
Die EUzahlt dafür 705 000 Euro. Ein<br />
Teil der Strecke soll nach Willen des<br />
Bezirks mit etwa 100 Metern Länge<br />
und 3,20 Metern Breite durch den<br />
Park führen und nun gebaut werden.<br />
Bisher ist dort eine Wiesenallee, auf<br />
der jetzt der Naturschützer Nicolas<br />
Bramke (44) und seine Frau Kathrin<br />
(35) zahlreiche Wildbienennester<br />
entdeckten.<br />
Die kleinen Sandhügel auf dem<br />
Wiesenboden sind gut zu erkennen.<br />
Das Ehepaar sah, wie aus den Öffnungen<br />
Bienen herauskamen, fotografierten<br />
sie.„Etwa 50 Nester haben<br />
wir gezählt, aus denen unter anderem<br />
die Fuchsrote Sandbiene<br />
kroch“, sagt Nicolas Bramke. „Wildbienen<br />
stehen laut Bundesartenschutzverordnung<br />
unter besonderen<br />
Schutz. Der geplante Bau des<br />
Radweges im Park würde ihreNester<br />
und ihreBrutvernichten.“<br />
Dasbestätigt Dr.Melanie vonOrlow,<br />
Bienen-Expertin beim NABU<br />
Berlin. Über 320 Wildbienenarten<br />
gibt es in der Stadt. „Etwa die Hälfte<br />
ist vom Aussterben bedroht“, sagt<br />
sie.Wie in Lankwitz bauen Wildbienen<br />
gerade überall auf Wiesen Brutnester.<br />
Bis zu 70 Zentimeter tief ins<br />
Erdreich, um dort ihre Eier abzulegen.<br />
Etwa zehn Larven bleiben dort<br />
proNest ein Jahr lang im Boden, um<br />
im nächsten Frühjahr als neue Wildbienen-Generation<br />
zu schlüpfen.<br />
„Doch baut man darüber einen Asphaltweg,<br />
schließt man die Schlupflöcher<br />
der Nester, die nächste Bienengeneration<br />
kommt nicht heraus<br />
und stirbt“, sagt auch Experte Dr.<br />
Christian Schmid-Egger von der<br />
Deutschen Wildtierstiftung. „Die<br />
beste Alternative wäre, den Radweg<br />
auf eine andereStelle zu verlegen.“<br />
Diegäbe es 50 Meter entfernt vom<br />
Park an der Mühlenstraße bis zur<br />
Gallwitzallee. Die Strecke war vor<br />
Jahren noch für den Fernradweg vorgesehen<br />
–und nicht der Park. Aber<br />
der Bezirkänderte den Plan. „Für die<br />
Alternative Mühlenstraße müssten<br />
Ampelbereich und Teile der Fahrbahn<br />
für den Radweg umgebaut<br />
werden. Dafür müssten Bäume gefällt<br />
werden“, sagt die zuständige<br />
Stadträtin Schellenberg. Sie will nun<br />
die Bienen-Nester begutachten lassen,<br />
aber nicht den Park-Radweg<br />
aufgeben. „Bestätigt sich der Fund,<br />
werden wir eine Ausnahmegenehmigung<br />
beantragen, mit den Behörden<br />
nach einer Lösung suchen“, sagt<br />
Schellenberg. Doch Experte Schmid-<br />
Egger warnt bereits: „Eine denkbare<br />
Umsetzung der Nester geht nicht.“<br />
BMW feiert dreimillionstes Motorrad aus Spandau<br />
Es hätte sehr gut in die Zeit gepasst, hätte man sich bei BMW zur Feier<br />
des Jubiläums für den Elektroroller aus eigener Fertigung entschieden.<br />
Tatman aber nicht. Stattdessen setzte man auf vier Zylinder,207 PS und<br />
mögliche 299 km/h. So rollte am Dienstag im Spandauer BMW-Werk<br />
eine BMW S1000 RR als das dreimillionste Motorrad vom Band, das<br />
dortinden vergangenen 50 Jahren produziertwurde.1969 hatte BMW<br />
die vollständigeVerlagerung seiner Motorradproduktion vonMünchen<br />
Toter Union-Fan: Verdächtiger gefasst<br />
29-Jähriger soll sein Opfer vor Supermarkt in Prenzlauer Berg getötet haben. Festnahme in Finsterwalde<br />
VonPhilippe Debionne<br />
und Klaus Oberst<br />
ImFall des im Februar erstochenen<br />
Union-Fans hat die Polizei<br />
einen Tatverdächtigen im brandenburgischen<br />
Finsterwalde<br />
festgenommen. Nach Informationen<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> handelt sich dabei<br />
um den 29 Jahre alten Razvan C.,<br />
der bereits wegen Körperverletzung<br />
polizeibekannt ist. Der Mann mit rumänischenWurzeln<br />
soll ursprünglich<br />
aus Berlin stammen. Er war vor der<br />
tödlichen Messerattacke in die Kleinstadt<br />
im Landkreis Elbe-Elster gezogen,<br />
weil dort seine Lebensgefährtin<br />
wohnt. Die Polizei kam durch einen<br />
Hinweis aus der Bevölkerung auf die<br />
Spur desVerdächtigen, sagte ein Sprecher<br />
am Dienstag.<br />
Untersuchungshaft beantragt<br />
Der Mann wurde nach wochenlangen<br />
Ermittlungen der ersten Mordkommission,<br />
der <strong>Berliner</strong> Staatsanwaltschaft<br />
sowie des Brandenburger<br />
Landeskriminalamtes am Dienstag<br />
gegen acht Uhr morgens von der<br />
<strong>Berliner</strong> Bereitschaftspolizei überwältigt<br />
und festgenommen. Er<br />
wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft<br />
wenig später nach Berlin<br />
gebracht, wo er einem Ermittlungsrichter<br />
vorgeführtwurde.Gegen den<br />
Mann war bereits vorder Festnahme<br />
ein Haftbefehl wegen Mordes erwirkt<br />
worden. Dieser wurde ihm am<br />
Dienstagnachmittag verkündet. Anschließend<br />
wurde Razvan C. in Untersuchungshaft<br />
genommen.<br />
Die Sicherheitsbehörden stufen<br />
die Tat nach derzeitigem Ermittlungsstand<br />
als Mord ein. Nach Einschätzungen<br />
eines Ermittlers sei<br />
„das Mordmerkmal niederer Beweggrund<br />
in diesem Fall durchaus gegeben“,<br />
hieß es.<br />
Der Tatverdächtige soll den 19-<br />
jährigen Karl M. am Sonnabend, den<br />
9. Februar 2019 auf einem Supermarktparkplatz<br />
an der Stahlheimer<br />
Straße in Prenzlauer Berg aus nichtigem<br />
Grund erstochen haben. Nachdem<br />
er M. und dessen Begleiter zunächst<br />
als „Schwuchteln“ und „Hurensöhne“<br />
beschimpft hatte, zog er<br />
ein Messer und rammte es Karl M.<br />
unvermittelt in den Rücken. DasOpfer<br />
trug zum Zeitpunkt der Tateinen<br />
Rucksack mit dem Vereinsemblem<br />
des 1. FC Union Berlin. EinBegleiter,<br />
nach Berlin abgeschlossen. Seitdem hat so ziemlich jedes fabrikneue<br />
BMW-Motorrad, das weltweit gekauft wird, <strong>Berliner</strong> Luft in den Reifen.<br />
Mehr als 2000 Menschen arbeiten derzeit in dem Spandauer Werk.<br />
Täglich werden bis zu 800 Motorräder und Scooter gefertigt, aber mittlerweile<br />
geschieht das auch in Thailand, Brasilien, China und Indien –<br />
zum Teil aus Montagekits,die aus Berlin geliefertwerden. 2018 wurden<br />
in Spandau 122 000 Bikes produziert. DerElektroroller kam auf 2000.<br />
Trauer um KarlM.mit Blumen, Kerzen und<br />
einem Fan-Schal.<br />
DPA<br />
ein 15 Jahre alter Freund, hatte der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erzählt, er könne<br />
nicht ausschließen, dass Karl M. wegen<br />
seiner„Union-Klamotten“ angegriffen<br />
wurde. Der 15-Jährige wurde<br />
dem Vernehmen nach nicht attackiert.<br />
Direkt nach der Bluttat flüchtete<br />
der Täter in unbekannte Richtung.<br />
DerMann soll während der Tatin<br />
Begleitung einer Frau und eines<br />
Hundes gewesen sein. Die Polizei<br />
veröffentlichte später unscharfe Videosequenzen<br />
aus der Überwachungskamerades<br />
Supermarktes,in<br />
denen die Beine der Frau sowie der<br />
Feuer in Müggelheimer Ausflugslokal<br />
Ursache für den Brand ist noch unklar.Verletzt wurde niemand<br />
BMW<br />
Hund zu sehen waren. Laut Beschreibung<br />
der Beamten habe die<br />
Begleiterin schulterlanges dunkles<br />
Haar, sei hellhäutig, trug eine enge<br />
blaue Hose, dunkle Schuhe und einen<br />
roten Rucksack mit sich.<br />
UnklareRolle der Begleiterin<br />
Welche Rolle sie bei der Tatspielte,<br />
ist noch unklar. Ebenso, ob ihre<br />
Identität mittlerweile bekannt ist.<br />
Aus Polizeikreisen war zu erfahren,<br />
dass die Fahndungsmaßnahmen abgeschlossen<br />
seien. Weitere Festnahmen<br />
seien derzeit nicht geplant, hieß<br />
es.Für Hinweise wurden vonder Ermittlungsbehörden<br />
5000 Euro Belohnung<br />
ausgesetzt.<br />
Wasmit dem Hund des 29-jährigen<br />
Verdächtigen geschieht, ist unklar.<br />
Das Tier, ein Husky, war dabei,<br />
als Razvan C. von der Polizei gefasst<br />
wurde. Wenige Stunden nach der<br />
Festnahme saß der Hund vor dem<br />
Polizeirevier in Finsterwalde.Ein Polizist<br />
hielt ihn an der Leine,ein Maulkorb<br />
war nicht nötig. Unklar war zunächst,<br />
ob das Tier bei Bekannten<br />
des Verdächtigen unterkommen<br />
kann oder in ein Tierheim gebracht<br />
werden muss.<br />
POLIZEIREPORT<br />
Polizisten verletzt.<br />
In einem Rewe-Supermarkt in der<br />
Wrangelstraße in Kreuzbergkam es<br />
am Montagabend zu einer Rangelei<br />
zwischen einem Wachmann und einem<br />
starkalkoholisierten 44-Jährigen.<br />
Als der den Marktbetreten<br />
wollte,stellte sich ihm der Wachmann<br />
entgegen und verweigerte den<br />
Zutritt, weil ihm das Betreten des<br />
Hauses verboten worden war.Der<br />
44-Jährige nahm das Verbot nicht<br />
ernst. Als er auch einen Platzverweis<br />
negierte,rief der Sicherheitsmitarbeiter<br />
die Polizei. DerMann wurde<br />
festgenommen und in den Gewahrsam<br />
gebracht. Dabei verletzte er eine<br />
Beamtin und deren Kollegin.<br />
Gestochen und geschlagen.<br />
In einer Wohnung in der Schmidt-<br />
Knobelsdorf-Straße in Spandau haben<br />
sich am Abend zwei Männer gestritten<br />
und dabei gegenseitig<br />
schwer verletzt. Nach ersten Information<br />
der Polizei hatte der 41-jährige<br />
Wohnungsmieter einen flüchtigen<br />
Bekannten zu sich eingeladen.<br />
Beide tranken Alkohol. Dabei kam es<br />
aus bislang ungeklärter Ursache<br />
zum Streit. In dessen Verlauf schlug<br />
der Bekannte dem Mieter mit einem<br />
Totschläger ins Gesicht. Daraufhin<br />
stach der Mieter seinem Bekannten<br />
mit einem Messer in den Oberkörper.Der<br />
Messerstecher flüchtete anschließend<br />
aus der Wohnung. Ein<br />
Nachbar alarmierte Polizei und Feuerwehr.Der<br />
41-Jährige kam mit<br />
schweren Gesichtsverletzungen in<br />
eine Klinik. Sein Bekannter musste<br />
ebenfalls behandelt werden.<br />
Grünfläche in Brand gesetzt.<br />
Unbekannte setzten gesternNachmittag<br />
eine Grünfläche in Hohenschönhausen<br />
in Brand. Anwohner<br />
alarmierten gegen 15.30 UhrPolizei<br />
und Feuerwehr,nachdem sie den<br />
Brand in einer Grünanlage an der<br />
Falkenberger Chaussee bemerkt hatten.<br />
Rettungskräfte löschten die<br />
Flammen an einer Grasnarbe auf einer<br />
Fläche vonrund 2000 Quadratmetern.Verletzt<br />
wurde niemand. Polizisten<br />
leiteten ein Strafverfahren<br />
wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung<br />
ein.<br />
Opfer schwer verletzt.<br />
Bereits Anfang Aprilist ein 20-Jähriger<br />
bei einem versuchten Diebstahl<br />
in Kreuzbergschwer verletzt worden.<br />
Erst nach seinem Aufenthalt im<br />
Krankenhaus erstattete er am Montag<br />
Anzeige.Demnach war er am 1.<br />
April2019 gegen 19.30 Uhrvon einem<br />
Unbekannten im Park am<br />
Gleisdreieck geschlagen worden. Zuvorsaß<br />
er gemeinsam mit zwei Bekannten<br />
auf einer Treppe,als eine<br />
Gruppe junger Männer versuchte,<br />
seinen Rucksack und sein Mobiltelefon<br />
zu stehlen. Einer der Täter griff<br />
dann den 20-Jährigen unvermittelt<br />
an und schlug ihm wiederholt mit<br />
der Faust ins Gesicht. Er ließ von<br />
dem jungen Mann erst ab,als Passanten<br />
auf das Geschehen aufmerksam<br />
wurden. DieGruppe flüchtete.<br />
DasOpfer erlitt schwereGesichtsverletzungen.<br />
Sprayer erwischt.<br />
Zivilfahnder der Bundespolizei haben<br />
in Blankenburginder Nacht<br />
zum Dienstag zwei Sprayerauf frischer<br />
Tatfestgenommen. Diebeiden<br />
Ungarnwaren beobachtet worden,<br />
als sie eine abgestellte S-Bahn auf<br />
27 Quadratmeternbesprühten. Die<br />
Männer,32und 34 Jahrealt, wurden<br />
vernommen und anschließend freigelassen.<br />
Gegen sie wirdwegen<br />
Sachbeschädigung ermittelt.<br />
Im GemeindeparkLankwitz lebt auch die<br />
Fuchsrote Sandbiene. IMAGO IMAGES/STOCK&PEOPLE<br />
VonLutz Schnedelbach<br />
Nein, nicht schon wieder, sobeschrieben<br />
Köpenicker Feuerwehrleute<br />
das Gefühl, mit dem sie<br />
am Dienstagmorgen nach Müggelheim<br />
ausrückten. Sie waren alarmiertworden,<br />
weil im Neuhelgoländer<br />
Wegeine Gaststätte brannte. In<br />
dieser Straße befindet sich das Ausflugslokal<br />
„Neu-Helgoland“. Dieses<br />
Restaurant ist für Feuerwehrleute<br />
ein bekannter Ort. Das Lokal stand<br />
seit der Jahrtausendwende bereits<br />
zweimal in Flammen. 2002 brannte<br />
der Gebäudekomplex bis auf die<br />
Grundmauern nieder. Vor zwei Jahrenwurde<br />
das Areal durch Flammen<br />
erneut stark beschädigt. Diesmal<br />
brannte ein italienisches Lokal in<br />
derselben Straße.<br />
Das Feuer am Dienstagmorgen<br />
war im italienischen Restaurant „Di<br />
Mare“ ausgebrochen. Es befindet<br />
sich in derselben Straße,neben dem<br />
Hotel und Restaurant „Neu-Helgoland“,<br />
an der Mündung der Müggelspree<br />
in den Kleinen Müggelsee.<br />
150 Quadratmeter Dachfläche<br />
standen in Flammen. Die Feuerwehr<br />
brachte vier Menschen in Sicherheit.<br />
Verletzt wurde niemand.<br />
Nach vier Stunden waren die<br />
Flammen gelöscht. Ein Übergreifen<br />
der Flammen auf andere Gebäude<br />
konnte die Feuerwehr verhindern.<br />
Die Höhe des Schadens<br />
ist unklar. Auch die Ursache für<br />
das Feuer kennen die Mitarbeiter<br />
des Brandkommissariats nicht.<br />
Die Feuerwehrleute waren mit 60<br />
Beamten und mehreren Tankfahrzeugen<br />
angerückt. Denn in der<br />
Vergangenheit hatte es immer<br />
wieder Probleme mit der Wasserversorgung<br />
gegeben, weil ein Hydrant<br />
nicht gewartet war. „Dem<br />
wollten wir von Anfang an aus<br />
dem Weg gehen. Deshalb haben<br />
wir unser Wasser mitgenommen“,<br />
sagten Feuerwehrleute.<br />
Die Betreiber des Lokals wissen<br />
noch nicht, wann sie wieder öffnen<br />
werden. Trotz des schonenden Löschens<br />
mit Schaum sei der Schaden<br />
beträchtlich, hieß es.<br />
Sexualstraftäter stellten sich.<br />
Diemit Bildernaus einer Überwachungskamerastadtweit<br />
öffentlich<br />
gesuchten Sexualstraftäter haben<br />
sich am Montagabend auf einer Polizeiwache<br />
gestellt. Diebeiden Männer<br />
werden verdächtigt, am 12. August<br />
vergangenen Jahres an der Bushaltestelle<br />
Alt-PichelsdorfinSpandau<br />
eine Frau festgehalten, sexuell<br />
berührtund anschließend geschlagen<br />
zu haben. DieFrauerkannte die<br />
beiden Männer am Folgetag in einem<br />
Buswieder. (ls.)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 13 *<br />
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Berlin<br />
Partner in<br />
Diversität und<br />
Freiheit<br />
Regierender Bürgermeister<br />
besucht Buenos Aires<br />
Zum 25. Jubiläum der Partnerschaft<br />
zwischen Berlin und Buenos<br />
Aires haben beide Großstädte<br />
den Wunsch nach kultureller Zusammenarbeit<br />
bekräftigt. Berlins Regierender<br />
Bürgermeister Michael<br />
Müller (SPD) sagte am Montagabend<br />
(Ortszeit) in der argentinischen<br />
Hauptstadt, die Freiheit der<br />
Kultur sei wichtig für Entwicklung<br />
und Zusammenleben in den Metropolen.<br />
Der Kulturminister von Buenos<br />
Aires, Enrique Avogadro, sagte,<br />
die Partnerschaft beider Städte basiere<br />
auf freier Kultur, Erinnerung<br />
und Anerkennung der Diversität.<br />
Müller war bei der Einweihung eines<br />
gemeinsamen Werks der <strong>Berliner</strong><br />
Urban-Art-Künstler Die Dixons,<br />
Boogie und Size Twosowie der Argentinierin<br />
Fio Silva dabei. Auf der<br />
Wandmalerei an der Front des Kulturzentrums<br />
Carlos Gardel gesellt<br />
sich ein <strong>Berliner</strong> Bär zu argentinischen<br />
Vögeln.<br />
Müller sagte, man erlebe vor den<br />
Europa-Wahlen in vielen Ländern,<br />
dass rechte wie linke Populisten die<br />
Freiheit in Medien und Wissenschaft<br />
sowie die Gleichberechtigung von<br />
Mann und Frau infrage stellten. Er<br />
besuchte am Montag in Buenos Airesauch<br />
das jüdische Forschungsinstitut<br />
IWO, dessen Archive der jüdischen<br />
Emigration aus der NS-Zeit<br />
1994 durch einen Bombenanschlag<br />
gegen das jüdische Gemeindehaus<br />
AMIA schwer beschädigt worden<br />
waren. Damals wurden 85 Menschen<br />
getötet. Tausende geborgene<br />
Fragmente der Dokumente werden<br />
seit Ende 2018 mit Scanner-Technik<br />
des <strong>Berliner</strong> Fraunhofer IPK virtuell<br />
rekonstruiert. (dpa)<br />
Spaß in Buenos Aires: Michael Müller und<br />
Enrique Avogadro (Mitte l.). DPA/VILLALOBOS<br />
Weddinger Pharma-Zentrale: Der Leverkusener Bayer-Konzernhatte 2006 die Schering AG übernommen. Heute führtBayer von dortaus seine gesamte Pharmasparte. IMAGO IMAGES<br />
Unruhiger Wedding<br />
Bayer streicht jede siebte Stelle in Deutschland. Möglicherweise sind in Berlin bis zu 600 Jobs betroffen<br />
VonJochen Knoblach<br />
Nachdem der Leverkusener<br />
Bayer-Konzern im<br />
vergangenen Herbst die<br />
Streichung von weltweit<br />
12000 Stellen angekündigt hatte,wird<br />
man nun konkreter:4500 Jobs sollen<br />
davon bis 2021 in Deutschland wegfallen.<br />
Das ist jeder siebente Bayer-<br />
Arbeitsplatz im Land. Mehr Wettbewerbsfähigkeit<br />
und mehr Profitabilität<br />
sei das Ziel, hieß es.Durch die Restrukturierung<br />
will der Konzern<br />
weltweit ab 2022 pro Jahr 2,6 Milliarden<br />
Euro einsparen.<br />
Wenngleich betriebsbedingte<br />
Kündigungen bis 2025 ausgeschlossen<br />
sind, und Bayer den Mitarbeitern<br />
in den betroffenen Bereichen<br />
Abfindungen sowie Frühverrentung<br />
anbietet, ist die Unsicherheit groß.<br />
Denn was der Stellenbau für die einzelnen<br />
Bayer-Standorte bedeutet, ist<br />
weiterhin offen. Genaueres könne<br />
man noch nicht sagen, hieß es am<br />
Dienstag in der Firmenzentrale in<br />
Leverkusen. Wann dann? Keine Auskunft.<br />
„Die Projekte machen Fortschritte“,<br />
so ein Sprecher.<br />
Auch in Berlin müssen somit viele<br />
Mitarbeiter weiter um ihren Job<br />
fürchten. Bayer gehört in dieser<br />
Stadt zu den 20 größten Arbeitgebern.<br />
Vomfrüheren Schering-Komplex<br />
an der Weddinger Müllerstraße<br />
aus wird die gesamte Pharma-Division<br />
des Leverkusener Konzerns geführt.<br />
Die brachte es zuletzt auf einen<br />
Jahresumsatz vonknapp 17 Milliarden<br />
Euro und verantwortete damit<br />
immerhin gut 40 Prozent des<br />
gesamten Konzernumsatzes. Etwa<br />
5000 Mitarbeiter hat das Unternehmen<br />
in Berlin.<br />
Aber ist das vonDauer? „Berlin ist<br />
und bleibt der Sitz der Leitung des<br />
weltweiten Pharmageschäfts von<br />
Bayer“, versicherte Oliver Renner,<br />
Sprecher der Pharma-Sparte des<br />
Konzerns,amDienstag. Wohl zu wenig,<br />
um die Stimmung insbesondere<br />
unter den etwa 2000 Mitarbeiternim<br />
Weddinger Forschungs- und Entwicklungsbereich<br />
zu beruhigen.<br />
Grund für die Verunsicherung ist ein<br />
internes Umstrukturierungsprogramm<br />
namens „Super Bowl“, mit<br />
dem Bayer seine weltweite Pharma-<br />
Forschung neu ausrichten will. Dem<br />
Vernehmen nach sollen Forschungsaufträge<br />
stärker als bisher nach außen<br />
vergeben werden, was intern<br />
skeptisch und sogar als äußerst risikoreich<br />
für das Unternehmen betrachtet<br />
wird. Wenngleich Firmen-<br />
„Die Pläne des Unternehmens<br />
gehen an die Substanz.“<br />
Aus einer Information des Bayer-Gesamtbetriebsrats<br />
sprecher Renner am Dienstag erneut<br />
beteuerte, dass Berlin als Forschungsstandort<br />
nicht von Bayer<br />
aufgegeben werde, befürchtet man<br />
in der Belegschaft hier den Verlust<br />
vonbis zu 600 Jobs in der Forschung.<br />
Tatsächlich entwickelt sich das<br />
Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten<br />
träge. Vor allem aber müssen<br />
bei den verschreibungspflichtigen<br />
Arzneien neue Wachstumstreiber<br />
geschaffen werden, da in einigen<br />
Jahren der Patentschutz für wichtige<br />
Umsatzbringer wie den Gerinnungshemmer<br />
Xarelto oder das Augenmedikament<br />
Eylea wegfallen wird. Insbesondere<br />
Xarelto gilt mit einem Erlös<br />
von 3,6 Milliarden Euro und einem<br />
Wachstum von zehn Prozent<br />
allein im vergangenen Jahr als das<br />
mit Abstand umsatzstärkste Medikament<br />
des Konzerns.<br />
Allerdings hat Bayermit eben diesem<br />
Medikament auch einigen Ärger.Vor<br />
gut zwei Wochen erst zogder<br />
Konzern einen Schlussstrich unter<br />
etwa 25 000 Klagen wegen möglicher<br />
Gesundheitsschäden durch Xarelto.<br />
WieBayer selbst mitteilte,hatte man<br />
sich zusammen mit Partnerunternehmen<br />
Janssen Pharmaceuticals<br />
mit den Klägern grundsätzlich auf<br />
die Zahlung von zusammen umgerechnet<br />
686 Millionen Euro geeinigt.<br />
EinVergleich, der Bayer gut 340 Millionen<br />
Euro kostete.<br />
Darüber hinaus hat Bayer nach<br />
wie vormit den Auswirkungen der 63<br />
Milliarden teuren Übernahme des<br />
US-Unternehmens und Glyphosat-<br />
Herstellers Monsanto zu kämpfen.<br />
Tausende Glyphosat-Klagen sind allein<br />
in den USA anhängig und beunruhigen<br />
die Anleger. Mussten für<br />
eine Bayer-Aktie im Mai vergangenen<br />
Jahres noch 103 Euro gezahlt<br />
werden, so kostete das Papier gestern<br />
nur noch 61 Euro. Der Börsenwert<br />
des Konzerns schrumpfte in elf<br />
Monaten um 40 Milliarden Euro.<br />
Brandbrief<br />
an<br />
Akelius<br />
Lichtenbergs Bürgermeister<br />
ärgert sich über hohe Mieten<br />
Michael Grunst (Linke) hat sich<br />
mit einem Brief beim Wohnungskonzern<br />
Akelius beschwert.<br />
Der Grund: Für eine 45,92 Quadratmeter-Wohnung<br />
in der Egmontstraße<br />
4anahe des S-Bahnhofs Lichtenberg<br />
verlangt der Konzern eine<br />
Kaltmiete von800 Euro.Viel zu teuer<br />
sei das,findet der Bürgermeister.<br />
Grunst hat die Warmmiete für die<br />
Wohnung auf etwa 920 Euro geschätzt.<br />
„Das entspricht einem<br />
Quadratmeterpreis von 20Euro. Sie<br />
haben offenkundig keineVorstellung<br />
darüber, was die Lichtenberger derzeit<br />
an Einkommen generieren. Ihr<br />
Wohnungsangebot greift aus meiner<br />
Sicht in das soziale Gefüge des Kiezes<br />
ein“ ,schreibt er in dem Brief, der der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegt. Mit dem<br />
durchschnittlichen Einkommen von<br />
1600 Euro sei die Wohnung für <strong>Berliner</strong><br />
nicht bezahlbar, schreibt er weiter.<br />
Der Mietspiegel liege im Wohngebiet<br />
um die<br />
Egmontstraße<br />
zwischen 4,81<br />
Euro und 9,21<br />
Euro. „Diese<br />
Wohnung kostet<br />
nun 17,80 Euro<br />
kalt den Quadratmeter.<br />
Mit<br />
Ausstattung<br />
kann man dafür<br />
aber maximal 8<br />
SABINE GUDATH<br />
Michael Gunst<br />
(Linke)<br />
Euro verlangen. Wirwerden alles unternehmen,<br />
um gegen solche Angebote<br />
vorzugehen“, sagte er gestern<br />
auf Nachfrage.Michael Grunst bittet<br />
Akelius, die in Berlin 13 700 Wohnungen<br />
vermietet, zu einem Gespräch.<br />
Rechtlich gesehen hat er wenig<br />
Möglichkeiten Zwang auszuüben.<br />
DasHaus in der Egmontstraße<br />
4a gehört Akelius.„Der neue Mieter<br />
kann sich beschweren. Wir werden<br />
als Bezirk versuchen, dass Milieuschutzgebiet<br />
auszuweiten“, sagte er.<br />
Akelius teilt mit: „Die Miethäuser<br />
werden behutsam modernisiert.<br />
Mieterhöhungen nach Modernisierungen<br />
werden auf etwa 3–5 Jahre<br />
gestreckt. Kein Mieter soll aufgrund<br />
von Modernisierungen ausziehen<br />
müssen.“ DieEntwicklung in der Egmontstraße<br />
4a sei konform mit der<br />
Mietpreisbremse. Die Wohnung sei<br />
umfassend saniert worden, nachdem<br />
der Mieter ordentlich im Frühjahr<br />
2018 gekündigt hatte.Die Nachfrage<br />
sei aktuell sehr hoch. (chg.)<br />
an- und Verkäufe<br />
stellenmarkt<br />
Verkäufe<br />
Lotte Laserstein Aus einer Schwedischen<br />
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Berlin<br />
Der nächste Schritt<br />
ELYASM’BAREK<br />
wurde mit Filmen wie denen der<br />
„Fack ju Göhte“-Trilogie berühmt,<br />
war inzwischen auch in „Willkommen<br />
bei den Hartmanns“ und „Dieses<br />
bescheuerte Herz“ zu sehen.<br />
M“Barek ist seit Jahren einer der<br />
größten Filmstars Deutschlands.Mit<br />
„Der Fall Collini“, der am 18. Aprilin<br />
die Kinos kommt und dessen Premiere<br />
am Dienstagabend im Zoo-<br />
Palast gefeiertwurde,geht er nun einen<br />
weiteren Schritt in seiner Entwicklung.<br />
Die Buchvorlage von Ferdinand<br />
von Schirach kannte<br />
M“Barek, bevor ihm die Filmrolle<br />
angeboten wurde. „Ich bin ein großer<br />
Fan und habe alle seine Bücher<br />
gelesen, bis auf das Neueste.“<br />
Weil er zur Vorbereitung bei Verhandlungen<br />
war, hat der Schauspieler<br />
den Vergleich: „So groß, wie im<br />
Film, sind Gerichtssäle normalerweise<br />
nicht. Wir haben versucht,<br />
große Bilder zu erzeugen.“<br />
Den Altstar des Films, Franco Nero,<br />
kannte M„Barek zuvor nicht.„Wir sind<br />
bei den Dreharbeiten Fans voneinander<br />
geworden. Ichhabe ihn gerade in<br />
Rombesucht, war dortmit ihm in seinem<br />
Lieblingsrestaurant.“ Unddann<br />
hat Franco Nero dafür gesorgt, dass er<br />
in denVatikan konnte,ohne sich in die<br />
Touristenschlange einreihen zu müssen.<br />
M Barek spricht entsprechend<br />
begeistert von ihm: „Ich kann jedem,<br />
der nach Rom reist, nur empfehlen,<br />
Franco Nero anzurufen.“<br />
CHRISTOPH MÜLLER<br />
freut sich angesichts des Ergebnisses<br />
über den Besetzungscoup mit Elyas<br />
M“Barek: „Ich bin begeistert, wie<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
Elyas M’Barek spielt im großen<br />
Kino-Drama „Der Fall Collini“<br />
einen Anwalt<br />
Leben als Film: Inka Bessin Zusammen im Vatikan: Elyas M'Barek mit Schauspieler Franco Nero<br />
Alexandra Maria Lara mit Mann C. SCHULZ (3)<br />
sich Elyas in diese Anwaltsrolle reingefuchst<br />
hat. Sein Engagement ist<br />
das Beste, was dem Film passieren<br />
konnte.“ Der Produzent wusste<br />
schnell, dass er dieses Buch verfilmen<br />
wollte: „Toll, wie Ferdinand von<br />
Schirach hier eine hoch emotionale<br />
Story mit einem skandalösen Ereignis<br />
in der deutschen Nachkriegsgeschichte<br />
kombinierthat –und dabei<br />
auch so wichtige Fragen aufwirft:<br />
Wasist Gerechtigkeit? Wasist Recht?<br />
Wie starr ist ein Justizsystem?“ Für<br />
Müller war MarcoKreuzpaintner der<br />
richtige Regisseur für diese schwierige<br />
Aufgabe: „Weil er ein politisch<br />
versierter Regisseur ist, der stets eine<br />
Haltung zeigt.“<br />
FRANCO NERO<br />
las sich zuerst das Drehbuch durch.<br />
Dann schaute sich der 77-Jährige<br />
den Film „Trade“ von Regisseur<br />
Marco Kreuzpaintner an. Die Einladung<br />
für Kreuzpaintner auf die<br />
Terrasse von Neros Wohnung in<br />
Rom vermittelte dann schon mal<br />
die Botschaft, dass die Filmlegende<br />
nicht abgeneigt war. Nero erinnert<br />
sich: „Ich mochte das Drehbuch,<br />
ich mochte die Geschichte, aber<br />
erst der Besuch von Marco Kreuzpaintner<br />
bei mir zu Hause inRom<br />
hat mich dazu gebracht, die Rolle<br />
anzunehmen. Wir hatten ein sehr<br />
nettes Mittagessen, bei dem wir<br />
über die Filmfigur sprachen. Marco<br />
war mir äußerst sympathisch und<br />
hat mich davon überzeugt, Collini<br />
zu spielen.“ Die Rolle, inder er als<br />
unbescholtener Bürger zum Mörder<br />
wird, weil ihn ein reeller Justizskandal<br />
um die Chance auf Gerechtigkeit<br />
gebracht hat, war für<br />
ihn eine besondere: „Collini ist ein<br />
sehr einsamer und schweigsamer<br />
Mensch, der nicht viele Worte<br />
spricht. Deshalb musste ich fast alles<br />
nur mit meinem Gesicht ausdrücken.“<br />
ALEXANDRA MARIA LARA<br />
freut sich, dass es endlich mal geklappt<br />
hat: „Marco und ich wollen<br />
schon seit Jahren zusammen arbeiten.“<br />
Dieses Projekt war dafür perfekt:<br />
„Wir erzählen so eine wichtige<br />
Geschichte mit Spannung und Moral.“Bgleitet<br />
wurdesie vonEhemann<br />
SamRiley,ebenfalls Schauspieler.<br />
JANNIS NIEWÖHNER<br />
freut sich über die Rolle, die er spielendurfte.<br />
Über dieaber zuvornicht<br />
viel verraten werden darf, umnicht<br />
die Spannung zu verderben. Nur<br />
dies:„Solche bösen Rollenbekomme<br />
ichnicht oftangeboten. Dasist nicht<br />
der Typ, als den man mich sonst<br />
sieht.“<br />
ILKA BESSIN<br />
ging besonders gut gelaunt zur Premiere.<br />
Die Künstlerin, die als Cindy<br />
aus Marzahn berühmt wurde, erzählte<br />
am Rande, dass das Projekt<br />
der Verfilmung ihres Lebens Fortschritte<br />
macht. „Ich bin schon besonders<br />
gespannt, wermich als Kind<br />
spielen wird.“<br />
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(030) 63 33 11-457<br />
Wegen der großen Zahl der Zuschriften<br />
ist es uns leider nicht möglich, alle Briefe zu<br />
beantworten oder abzudrucken.<br />
Die Redaktion behält sich das Recht<br />
sinnwahrender Kürzungen vor.<br />
Unter Kollegen spielt<br />
so etwas keine Rolle<br />
Thema: „Grenzerfahrungen in Ost und<br />
West“ von Sabine Rennefanz<br />
(4. April)<br />
Mirerscheint die Diskussion zu dem<br />
Thema sehr selbstausgedacht von<br />
Leuten, die keine wirklichen Probleme<br />
haben. Meine Chefin und<br />
meine direkte Vorgesetzte sind beide<br />
„Ossis“, vermute ich. Unter den Kollegen<br />
spielt so etwas keine Rolle. Ich<br />
weiß gar nicht bei allen, ob er oder<br />
sie sich als Ossi oder Wessi fühlt.<br />
Thomas Markt, per E-Mail<br />
Um es gleich zu sagen: Ich bin ein<br />
Ossi und stolz darauf! Wasmich 30<br />
Jahre nach der Angliederung der<br />
DDR an die BRD verwundertund erregt,<br />
ist die in seltsamer Stärke aufkommende<br />
Diskussion über die Benachteiligung<br />
der „Ossis“. Warum<br />
erst jetzt? Respekt wirdeingefordert.<br />
Etwas,das der überwiegende Teil der<br />
DDR-Bürger 1989/1990 vermissen<br />
ließ. Man ersehnte das Schlaraffenland,<br />
folgte der D-Mark und musste<br />
dann die Bauchlandung im wahren<br />
Leben wahrnehmen. Respekt kann<br />
man nicht per Dekret einfordern.<br />
Man muss ihn sich durch Leistung,<br />
Selbstbewusstsein und persönliche<br />
Haltung verdienen, erkämpfen. Die<br />
Unterwürfigkeit vieler meiner ehemaligen<br />
Landsleute unter das System<br />
der Alt-BRD ließ genau das vermissen.<br />
Dabei hätten wir alle in der<br />
sogenannten Zeit der Wende allen<br />
Grund gehabt, auf uns und das<br />
durch uns Erreichte stolz zu sein.<br />
Wasjetzt in vielen ostdeutschen Regionen<br />
geschieht, ist fatal und gefährlich.<br />
Aber wurde es nicht über<br />
Jahre hinweg durch Ignoranz gefördert<br />
und geschürt? Der Trend, sich<br />
radikalen Parteien und Gruppierungen<br />
anzuschließen oder ihren<br />
dumpfen Parolen zu folgen: Enttäuschte<br />
Seelen sind leider ein wirklich<br />
guter Nährboden dafür.<br />
Bernd Heyde, per E-Mail<br />
Also Leute, nehmt den<br />
Klimawandel endlich ernst<br />
Magazin: „Halleluja, Kinder“ von Jochen-Martin<br />
Gutsch<br />
(30. März)<br />
Wir werden als Ältere die Katastrophe<br />
wahrscheinlich nicht mehr erleben.<br />
Aber bei den Jugendlichen ist<br />
deren Leben in großer Gefahr. Deswegen<br />
ist die Diskussion über das<br />
Schuleschwänzen am Freitag nichtig.Wenn<br />
in zehn Jahren Holland untergegangen<br />
ist, wird sich kein<br />
Mensch über das Schuleschwänzen<br />
in Deutschland zehn Jahrevorher erregen.<br />
Also liebe Leute,steigt voneurem<br />
hohen Ross, habt Verständnis<br />
für die Jugend, nehmt den Klimawandel<br />
endlich ernst.<br />
Götz Heinze,<br />
Berlin-Charlottenburg<br />
Greta Thunberg hat einen weltfremden<br />
Kinderkreuzzug ausgelöst. Die<br />
Gesetzesverstöße gegen die Schulpflicht<br />
müssen unterbunden werden.<br />
Es könnte ebenso nach Schulschluss<br />
oder samstags demonstriert<br />
werden.<br />
Utz Römer,<br />
per E-Mail<br />
Aufräumarbeiten nach dem Zweiten WeltkrieginOst-Berlin, Sommer 1945<br />
Wirwollten leben<br />
Titel: „Ostdeutsche fordernmehr Respekt“<br />
(4. April)<br />
Joachim Gauck sagt: „Die SED hat doch das Land 40 Jahreheruntergewirtschaftet!“Wir,<br />
besonders die Frauen und die Jungen, haben damals<br />
in vielen vielen Aufbaustunden nach der eigentlichen Arbeit die Trümmer<br />
des kaputten und besiegten Deutschland weggeräumt. Daswaren<br />
tatsächliche wie geistige Trümmer.Dem Osten half kein Marshall-Plan.<br />
Lieber Palast-Blume als Einheits-Wippe<br />
Report: „Die Frage der Blume“ von Maritta<br />
Tkalec<br />
(6. April)<br />
Ich fordere nachdrücklich die Aufstellung<br />
der originalen Gläsernen<br />
Blume und nicht irgend eines Surrogates<br />
im neuen <strong>Berliner</strong> Schloss,um<br />
die Würde des Ortes und seiner Geschichte<br />
zu bewahren. Der Abriss<br />
des Palastes der Republik erinnertin<br />
beschämender Weise an das hasserfüllte<br />
Kultur-Banausentum, das Walter<br />
Ulbricht mit dem Abriss des alten<br />
<strong>Berliner</strong> Schlosses an den Taglegte.<br />
Nurerscheint der Abriss des Palastes<br />
der Republik noch peinlicher,weil er<br />
erst in unserer Zeit und in einem demokratischen<br />
Staat verfügt und<br />
durchgeführt wurde. Dem schließt<br />
sich die Nicht-Aufstellung der originalen<br />
Gläsernen Blume in dem<br />
neuen Schloss nahtlos an.<br />
Joachim Bohm,<br />
Berlin-Altglienicke<br />
Am Ende gibt es nur ein Fazit: Es ist<br />
politisch einfach nicht gewünscht,<br />
das Ostberliner Erinnerungsstück zu<br />
zeigen. Die Aufstellung der Miniatur<br />
in einer Größe von 50Zentimetern<br />
ist eher einer Verhöhnung. Für eine<br />
nichtssagende, hässliche und total<br />
überteuerte Wippe sind 17 Millionen<br />
Euro kein Problem. Unsensibles<br />
Protzen, das kann Berlin besonders<br />
gut. Um endlich mal zu zeigen, dass<br />
man diese Handlungsweisen nicht<br />
mehr hinnimmt, sollte tatsächlich<br />
demontiertwerden. Ichbin dabei!<br />
Margit Möllers,<br />
per E-Mail<br />
Als der Palast der Republik abgerissen<br />
wurde, war ich traurig und erbost<br />
über die Entscheidung. Andere<br />
asbestbelastete Gebäude wie das<br />
ICC wurden nicht abgerissen. Ich<br />
hielt das für eine politische Entscheidung.<br />
Bloß alles „Böse“ der DDR<br />
weg. Deshalb habe ich das Humboldt<br />
Forum anfangs abgelehnt.<br />
Nachdem ich es letztes Jahr zur Langen<br />
Nacht der Museen anschauen<br />
konnte, bin ich schon gespannt auf<br />
das fertige Gebäude.<br />
Ich würde es gut finden, wenn<br />
Teile der Innenausstattung vom Palast<br />
im Humboldt Forumstehen. Die<br />
Gläserne Blume wäre für mich ein<br />
besseres Zeichen (wegen der schönen<br />
Erinnerungen, die man dort<br />
hatte) als die Einheitswippe, die davoraufgestellt<br />
werden soll.<br />
GabyFalk, per E-Mail<br />
Der Beitrag zum Umgang mit der<br />
Gläsernen Blume hat uns erneut vor<br />
Augen geführt, wie nicht nur beim<br />
Abriss des Palastes der Republik Meinungen<br />
und Hoffnungen der Menschen<br />
mit Füßen getreten wurden.<br />
Sogar nach 30 Jahren Einheit<br />
Deutschlands wird weiter nach Kolonialherrenmanier<br />
gehandelt. Die<br />
Gläserne Blume,die Millionen Menschen<br />
erfreut hat, wurde zugemüllt.<br />
Das Schaffen des Künstlers wurde<br />
nicht nur negiert, sondern beim<br />
Nachbau eines kleinen Modells<br />
wurde er nicht einmal befragt oder<br />
einbezogen.<br />
Heinz Birch, per E-Mail<br />
Leider habe ich die Gläserne Blume<br />
als West-<strong>Berliner</strong>in nie gesehen, obwohl<br />
nach der Maueröffnung der Palast<br />
der Republik noch stand. Ich<br />
wusste schlicht nichts vonihrer Existenz.<br />
Wieschade! Umso mehr würde<br />
ich mich über ein Wiederauferstehen<br />
in ihrer ganzen Pracht im Humboldt<br />
Forumsehr freuen.<br />
Regina Hirschmann, per E-Mail<br />
Die Blume ist als DDR-Kulturgut<br />
auch Teil der deutschen Kulturgeschichte<br />
und gehörtnicht vergraben.<br />
Im übrigen sehe ich sie auch als<br />
Symbol zur Unterstützung der 16-<br />
jährigen schwedischen Klimaaktivistin.<br />
Das Zerwürfnis der beiden<br />
Schöpfer halte ich angesichts der<br />
Problematik für schade.<br />
Dieter Pohl, per E-Mail<br />
Die „Gläserne Blume“ genannte<br />
Großplastik zierte zum Vergnügen<br />
eines Millionen zählenden Publikums<br />
das Foyer des Palastes der Republik.<br />
Dass die vomDeutschen Historischen<br />
Museum eingelagerten<br />
Bestandteile der Plastik in einer Abstellkammer<br />
gelandet sind, die vor<br />
Gutachtern und Restaurierungsfachleuten<br />
sorgfältig verschlossen<br />
wird, soll wohl die Aufstellung verhindern.<br />
Stattdessen soll –gegen den<br />
Protest eines der beiden Urheber –<br />
ein Miniatur-Modell die Gläserne<br />
Blume sowohl in einer Ausstellung<br />
des Stadtmuseums wie später im<br />
Humboldt Foruminder „Geschichte<br />
des Ortes“ vertreten. Abgesehen von<br />
INTERFOTO/GRANGER, NYC<br />
Die Russen litten durch den Krieg mehr als die Deutschen. Bei denen<br />
war nichts zu holen. An sie musste Ostdeutschland eher noch Reparationen<br />
liefern. Wir, die Jungen, wollten mit großem Enthusiasmus dieses<br />
kaputte Leben, das uns die alte Generation hinterließ, überwinden.<br />
Wir wollten leben. Man sollte doch bei der Wahrheit bleiben, die Vergangenheit<br />
und ihreZeit differenzierter beurteilen.<br />
Rita Kuba, per E-Mail<br />
der urheberrechtlichen Absurdität<br />
ist dies eine Verlegenheitslösung, die<br />
Protest herausfordert. Offenbar sollen<br />
Besucher nicht wahrnehmen,<br />
dass der abgerissene Vorgängerbau<br />
ein beispielhaftes Werk auf dem Feld<br />
architekturbezogener Kunst enthielt.<br />
Das ist ein Umgang mit kulturellem<br />
Erbe überwundener geschichtlicher<br />
Perioden, ohne Stärke<br />
und Selbstbewusstsein.<br />
Friedrich Dieckmann,<br />
Berlin-Treptow<br />
Wichtige Information für unsere Anzeigenkunden:<br />
Vorgezogener<br />
Anzeigenschluss<br />
Ostern 2019<br />
Erscheinungstag Anzeigenschluss Rubrik<br />
Sa./So., 20.04./21.04.2019<br />
Hauptprodukt Do., 18.04.19, 10 Uhr Bauen/Kapitalmarkt<br />
Dienstleistung u.a.<br />
Veranstaltungen<br />
Traueranzeigen<br />
redaktionelle Anzeigen<br />
Vorprodukt „Wochenende“ Mi., 17.04.19, 10 Uhr<br />
Mi., 17.04.19, 12 Uhr<br />
Automarkt<br />
Stellenmarkt<br />
Bildungsmarkt<br />
Reisemarkt<br />
Immobilienwelten Mi., 17.04.19, 15 Uhr Immobilienmarkt<br />
Zusätzlich zu den Radfahrern<br />
auch rasende Rollerfahrer<br />
Titel: „Da rollt wasauf uns zu“ von Theresa<br />
Dräbing<br />
(4. April)<br />
Weder Herr Scheuer oder seine Ministerialbeamten<br />
haben in den letzten<br />
zehn Jahren jemals ihren Fußauf<br />
einen Bürgersteig in einer deutschen<br />
Großstadt gesetzt. Denn ansonsten<br />
würden sie nicht auf so eine absurde<br />
Idee kommen. Erstaunlich auch das<br />
Tempo, mit dem dieses Gesetz<br />
durchgesetzt werden soll.Wemnutzt<br />
es also, dass zusätzlich zu den Radfahrernnun<br />
auch noch rasende Rollerfahrer<br />
die Fußgänger von den<br />
Fußwegen verdrängen. Unddas alles<br />
unter dem Ökomäntelchen. Ökologisch<br />
korrekt wären dann doch eher<br />
Tretroller –gut für die Gesundheit<br />
und gut für die Umwelt.<br />
B. Manteufel, Berlin-Wilhelmshagen<br />
Selbst anpacken: Da wird<br />
der Subbotnik neu erfunden<br />
Facebook: „Berlin soll schöner werden:<br />
Selbst anpacken, wo Politik<br />
nichts auf die Reihe bekommt“ von<br />
Ruth Herzberg<br />
(9. April)<br />
Das wäre doch zur Abwechslung<br />
eine sinnvolle Tätigkeit für die „Fridays<br />
for Future“ Aktivisten.<br />
Petra Messemer<br />
Sie meinen, die Kinder sollten in jeder<br />
Beziehung den Dreck der Erwachsenen<br />
wegmachen? Anne Ly Bu<br />
Wassollen Kinder heutzutage denn<br />
noch alles geradebiegen, was Sieund<br />
Ihresgleichen jahrzehntelang vermüllt<br />
haben? Etwas Eigenverantwortung<br />
stünde Ihnen ganz gut.<br />
Clara-Sophie Clemen<br />
Da wird der Subbotnik neu erfunden.<br />
Ich bin begeistert. Mal wieder<br />
hat es nur 30 Jahregedauert, um mitzubekommen,<br />
dass nicht alles<br />
schlecht war. Mirko Westphal<br />
Ich bin im Westen aufgewachsen,<br />
und auch wir hatten eine super<br />
Nachbarschaft. Heute wohne ich im<br />
Speckgürtel von Berlin, und um<br />
mich herum sind fast alles ehemalige<br />
West-<strong>Berliner</strong>. Auch hier sind<br />
Nachbarschaft, Nachbarschaftshilfe<br />
und Straßenfeste immer ein positivesThema.Willi<br />
Bark<br />
Ich mache das schon die ganze Zeit<br />
und für mich ist das eine Selbstverständlichkeit<br />
das zu tun. Durch das<br />
Internet hat der gesellschaftliche Zusammenhalt<br />
stark gelitten. Es ist<br />
jetzt Zeit, dass wir wieder zusammenkommen.<br />
Daina Weinland<br />
Am 19. und 22. April<br />
erscheint keine<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Dienstag, 23.04.2019 Do., 18.04.19, 14 Uhr alle redaktionellen Anzeigen u. Rubriken<br />
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Telefon: 030 2327-50, Fax: 030 2327-6697, E-Mail: berlin.anzeigen@dumont.de
16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />
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Brandenburg<br />
NACHRICHTEN<br />
Mehr Geld für mehr<br />
Professoren-Stellen<br />
Insgesamt 30 neue Professuren sollen<br />
gemäß den neuen Hochschulverträgen<br />
in den nächsten Jahren entstehen.<br />
Denstärksten Zuwachs darf<br />
die UniPotsdam erwarten: Dortsind<br />
für die Jahre2019 und 2020 insgesamt<br />
22 zusätzliche Professoren-<br />
Stellen geplant, wie das Wissenschaftsministerium<br />
mitteilte.Allein<br />
16 dieser Stellen sollen für Lehramt-<br />
Studiengänge eingerichtet werden.<br />
Rund 1,8 Milliarden Euro sollen die<br />
Brandenburger Hochschulen bis<br />
2023 vomLand erhalten. (dpa)<br />
GesperrteHavel: Rot-Rot<br />
will über Hilfen beraten<br />
Nach Sperrung der Oder-Havel-Wasserstraße<br />
bei Oranienburghaben<br />
sich die rot-roten Regierungsfraktionen<br />
für finanzielle Hilfen für die<br />
Schifffahrtund den Wassertourismus<br />
ausgesprochen. „Die Sperrung<br />
dieser Wasserstraße über Wochen<br />
hat erhebliche wirtschaftliche und<br />
touristische Auswirkungen“, sagte<br />
Linke-Fraktionschef Ralf Christoffers<br />
am Dienstag. Aufeiner Kleingartenanlage<br />
am Havelufer war vergangene<br />
Woche in sieben MeternTiefe<br />
ein Objekt entdeckt worden, bei dem<br />
es sich wohl um eine Zehn-Zentner-<br />
Bombe handelt. Da zur Freilegung<br />
wegen des hohen Grundwasserspiegels<br />
Spundwände gebaut werden,<br />
bleibt die Wasserstraße bis mindestens<br />
Ende Maigesperrt. (dpa)<br />
Umfrage: SPD,Linkeund AfD<br />
verlieren Stimmen<br />
Fünf Monate vorder Landtagswahl<br />
verlieren die Parteien der rot-roten<br />
Koalition weiter an Zustimmung.<br />
Daszeigt der neue Brandenburg-<br />
Trend des Meinungsforschungsinstituts<br />
infratest dimap im Auftrag<br />
vonRBB und Antenne Brandenburg.<br />
Wenn am Sonntag Wahl wäre, käme<br />
die SPD auf 22 Prozent, die Linke auf<br />
16 Prozent. Beide liegen in der Umfrage<br />
damit so niedrig wie nie zuvor.<br />
Nach Verlust vonvier Punkten fällt<br />
die AfD auf 19 Prozent und liegt auf<br />
Platz 3knapp hinter SPD und CDU.<br />
DieCDU käme auf 20 Prozent. Die<br />
Grünen legen als einzige Partei deutlich<br />
auf 12 Prozent zu. (dpa)<br />
Höhentraining<br />
Wenn bei der Reparatur von Windrädern etwas schief geht, müssen sich Techniker gegenseitig helfen<br />
VonJeanette Bederke, Bernau<br />
Dunkelheit, Nebel, ohrenbetäubender<br />
Lärm: Die<br />
Bedingungen, unter denen<br />
sich die Servicetechniker<br />
durch einen mehrstöckigen,<br />
engen und labyrinthartigen Hindernisparcours<br />
arbeiten müssen, sind<br />
äußerst schwierig. „Wir warten und<br />
reparieren Windkraftanlagen“, sagt<br />
Christian Dornstrey vonder österreichischen<br />
Firma RTS. „Dazu müssen<br />
wir auch in die Rotorblätter kriechen<br />
–und da sind die Bedingungen ähnlich.“<br />
Gemeinsam mit seinen fünf<br />
Kollegen trainiert erbei der Windhunter<br />
Academy Bernau (Barnim).<br />
Auf einem Gewerbegelände am<br />
Rande der Stadt nordöstlich vonBerlin<br />
ist vor gut zwei Jahren ein Trainingszentrum<br />
für den Ernstfall in<br />
luftiger Höhe entstanden. Nach Angaben<br />
des Bundesverbandes Windenergie<br />
(BWE) gibt es bundesweit<br />
derzeit 28 675 Windräder, die regelmäßig<br />
gewartet werden müssen.<br />
Erste Hilfe und Brandbekämpfung<br />
werden in Bernau ebenso geübt<br />
wie das Bergen von Verletzten.<br />
„Rund 2500 Schulungen hatten wir<br />
im vergangenen Jahr“, sagt Windhunter-Prokurist<br />
Daniel Berthé.<br />
Zwei Drittel der Teilnehmer<br />
stammten von der Firma Enercon.<br />
Sie ist nach Angaben der <strong>Berliner</strong><br />
Agentur für Erneuerbare Energien<br />
der größte deutsche Hersteller von<br />
Windenergieanlagen. Mit ihr haben<br />
die Bernauer einen Kooperationsvertragabgeschlossen.„Hintergrund<br />
ist die hohe Nachfrage nach Schulungen“,<br />
sagt Enercon-Sprecher Felix<br />
Rehwald.„Die Professionalität der<br />
Trainer in Bernau und das gute praktische<br />
Ausbildungskonzept im Bereich<br />
der Höhenarbeit sowie neue<br />
Erkenntnisse im Bereich der Arbeitssicherheit<br />
haben uns überzeugt.“<br />
Unfallrisiko verringern<br />
Weltweit hat das Unternehmen<br />
knapp 30 000 Windkraftanlagen installiert.<br />
Die meisten dieser Windräder<br />
werden durch die Mitarbeiter<br />
von Enercon Service betreut. Rehwald<br />
sagt, die Sicherheit der Servicemitarbeiter<br />
habe höchste Bedeutung,<br />
regelmäßige Schulungen seinen<br />
unabdingbar, umdas Unfallrisiko<br />
zu verringern.<br />
Training: Marc Fechner (oben) und Ausbilderkollege Martin Sommer.<br />
Auch andere Firmen schicken<br />
Servicetechniker regelmäßig nach<br />
Bernau, denn im Ernstfall zählt jede<br />
Sekunde, jeder Handgriff muss sitzen.<br />
„Da kannst du nicht auf Hilfe<br />
von außen warten“, sagt der Österreicher<br />
Dornstrey.„Sicherheit ist neben<br />
körperlicher Fitness und Höhentauglichkeit<br />
definitiv wichtig in<br />
dem Job. Das müssen wir schon aus<br />
Selbstschutz ernst nehmen.“<br />
DPA/PATRICK PLEUL<br />
Sich vorwärts zu tasten und vor<br />
allem miteinander zu reden, sei die<br />
richtige Strategie im finsteren Labyrinth,<br />
rät Trainer Matthias Herrmann,<br />
der hauptberuflich Feuerwehrmann<br />
in Berlin ist. „Wir setzen<br />
sie unter Stress,damit sie lernen, ruhig<br />
und konzentriertvorzugehen.“<br />
Es gibt nach Angaben der Akademie<br />
viele Sicherungssysteme an<br />
Windrädern. Deswegen seien Unfälle<br />
oder Havarien auch sehr selten,<br />
sagt Prokurist Berthé.<br />
Allerdings: „Wenn was passiert,<br />
ist es schwerwiegend“, sagt Marc<br />
Fechner. Der Industriekletterer ist<br />
wie Herrmann einer von30Trainern,<br />
mit denen die Windhunter Academy<br />
zusammenarbeitet. Auf den ersten<br />
Blick klingen die Szenarien gar nicht<br />
so dramatisch: ein Kollege hat einen<br />
elektrischen Schlag bekommen,<br />
Schnittverletzungen oder einen verstauchten<br />
Knöchel oder hängt bewusstlos<br />
in den Seilen. Wenn dies<br />
aber in 100 Metern Höhe passiert,<br />
seien die Konsequenzen durchaus<br />
problematisch, sagt Industriekletterer<br />
Fechner, ein Experte für das Abseilen<br />
vonPersonen.<br />
Direkt am Windrad zu trainieren,<br />
sei schwierig, weil viele Genehmigungen<br />
notwendig sind, sagt Berthé.<br />
Außerdem müssten die jeweiligen<br />
Anlagen für die Trainingszeit außer<br />
Betrieb genommen werden. „In der<br />
Zeit kann mit dem Windrad kein<br />
Geld verdient werden und darauf<br />
lassen sich die Firmen nur ungern<br />
ein“, sagt er.<br />
Neun Kameras livedabei<br />
Auf das Bernauer Gelände soll demnächst<br />
eine Windradattrappe kommen,<br />
damit das Training noch realitätsechter<br />
wird. Künftig sollen dort<br />
nicht nur Servicetechniker, sondern<br />
auch Feuerwehrleute und andere<br />
Rettungskräfte geschult werden. In<br />
das Schulungskonzept für Rettungskräfte<br />
soll einfließen, wie man dort<br />
hineinkommt, wie es im Inneren<br />
aussieht, wann man Aufzüge benutzen<br />
oder die Steigleitern hochgehen<br />
muss.<br />
Die technischen Hilfsmittel seien<br />
ausgereift und vorhanden, aber der<br />
Mensch müsse sie auch beherrschen<br />
und dabei Ängste abbauen, sagt Industriekletterer<br />
Fechner. Dornstrey<br />
und dessen Kollegen erweisen sich<br />
als Musterbeispiel. Mit schlafwandlerischer<br />
Sicherheit und ohne Hektik<br />
arbeiten sie sich in voller Sicherheitsmontur<br />
durch das undurchschaubare<br />
Labyrinth auf der Suche<br />
nach einer angeblich verunglückten<br />
Person. Neun Kameras zeichnen ihr<br />
Vorgehen auf, senden Schwarz-<br />
Weiß-Aufnahmen der Männer auf<br />
Monitore außerhalb der Trainingsanlage.<br />
(dpa)<br />
Mehrere<br />
Verstöße bei<br />
der Polizei<br />
Datenschutzbeauftragte übt<br />
Kritik an neuem Gesetz<br />
Die<br />
Landesdatenschutzbeauftragte<br />
Dagmar Hartge hat den<br />
Umgang der Brandenburger Polizei<br />
mit dem Datenschutz gerügt. Ihre<br />
Behörde habe bei der Überprüfung<br />
des polizeilichen Einsatzleitsystems,<br />
in dem auch Einsätzeund Daten Betroffener<br />
gespeichert werden, gleich<br />
mehrere datenschutzrechtliche Verstöße<br />
festgestellt. Das teilte Hartge<br />
am Dienstag bei der Vorstellung des<br />
Datenschutzberichtes 2018 in Potsdam<br />
mit.<br />
So hatten über 5000 Polizisten<br />
Zugriff, konnten Einsatzprotokolle<br />
mitlesen oder in bereits beendeten<br />
Einsätzen Recherchen führen, ohne<br />
dass nachvollziehbar sei, aus welchem<br />
Grund sie diesen Zugriff hatten.„Wenn<br />
Siesich vorstellen, es gibt<br />
circa 7000 bis 8000 Polizisten im<br />
Land, ist das schon eine ganz erhebliche<br />
Anzahl“, sagte Hartges Stellvertreter<br />
Thomas Reinke. Zwar sei die<br />
Zahl der Zugriffsberechtigten nach<br />
Gesprächen mit der Datenschutzbehörde<br />
auf 2300 Polizisten reduziert<br />
worden. Jedoch habe die Polizei<br />
noch immer kein nach dem Gesetz<br />
erforderliches,vollständiges IT-Konzept<br />
vorgelegt, welches nachweise,<br />
dass der Zugriff auf das System sicher<br />
betrieben werde.<br />
DieDatenschutzbeauftragte übte<br />
auch Kritik am neuen Polizeigesetz.<br />
Obwohl starke Eingriffe wie die Online-Durchsuchung<br />
gestrichen worden<br />
seien, weite die Regelung polizeiliche<br />
Befugnisse zur Datenverarbeitung<br />
erheblich aus.Die Verlängerung<br />
der Speicherfrist für<br />
Videoaufnahmen vonzweiTagen auf<br />
zwei Wochen sei unverhältnismäßig.<br />
Neben dem Polizeigesetz und der<br />
Schulung von Unternehmen und<br />
Behörden zu der im März 2018 in<br />
Kraft getretenen Datenschutz-<br />
Grundverordnung (DSGVO) hatte<br />
die Behörde vorallem mit Fragen zu<br />
Facebook-Fanpages und dem<br />
dienstlichen Einsatz des Messenger-<br />
Dienstes WhatsApp zu tun. „Ich<br />
empfehle,nur solche Kommunikationskanäle<br />
zu nutzen, die unter eigener<br />
Kontrolle stehen“, sagte Hartge.<br />
WhatsApp gehörenicht dazu. (dpa)<br />
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E-Mail:recepcja@rezydencja-bielik.pl·www.rezydencja-bielik.pl<br />
Foto: Jakob Studnar|Gestaltung: Ralf Krämer,AngelaRichter<br />
„Ich träume<br />
davon,<br />
zur Schule<br />
gehen zu<br />
können.“<br />
kindernothilfe.de/patenschaft
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 17<br />
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Wissenschaft<br />
Rote Hand<br />
warnt vor<br />
Antibiotika<br />
Bestimmte Gruppe nur noch<br />
begrenzt verschreibbar<br />
VonUlrikeHofsähs<br />
Die rote Hand hat es in sich:<br />
Künftig sollen bestimmte Antibiotika<br />
nur noch eingeschränkt verschrieben<br />
werden. Dabei geht es um<br />
die weit verbreitete Gruppe der Fluorchinolone.<br />
Sie können schwere<br />
Nebenwirkungen verursachen, heißt<br />
es in einem sogenannten Rote-<br />
Hand-Brief an Ärzte und Krankenhäuser.Darin<br />
heißt es,dass fluorchinolonhaltige<br />
Antibiotika nur nach<br />
einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Bewertung<br />
im Einzelfall verschrieben<br />
werden sollen.<br />
Es gehe um alle Fluorchinolone,<br />
die über den Mund eingenommen,<br />
gespritzt oder inhaliert werden,<br />
schreibt das Bundesinstitut für Arzneimittel<br />
und Medizinprodukte<br />
(Bfarm) in einer Mitteilung. Dazu gehören<br />
die in Deutschland zugelassenen<br />
Wirkstoffe Ciprofloxacin, Levofloxacin,<br />
Moxifloxacin, Norfloxacin<br />
und Ofloxacin. Insgesamt sind über<br />
30 Hersteller betroffen. Diese Antibiotika<br />
werden schon länger mit<br />
schwerwiegenden Nebenwirkungen<br />
in Zusammenhang gebracht. Bereits<br />
in derVergangenheit war die Anwendung<br />
auf europäischer Ebene eingeschränkt<br />
worden.<br />
Laut dem Wissenschaftlichen Institut<br />
der AOK wurden 2017 von niedergelassenen<br />
Ärzten etwa fünf Millionen<br />
Packungen mit fluorchinolonhaltigen<br />
Antibiotika verschrieben. Zu<br />
den „sehr seltenen schwerwiegenden<br />
und anhaltenden, möglicherweise irreversiblen<br />
Nebenwirkungen“ gehörten<br />
laut Bfarm Entzündungen oder<br />
Risse der Sehnen, Muskelschwäche,<br />
Gelenkschmerzen, Schwierigkeiten<br />
beim Gehen, Müdigkeit, Depressionen,<br />
Schlafstörungen oder Probleme<br />
beim Sehen oder Hören. Behandlungen<br />
sollten beim ersten Anzeichen einer<br />
dieser Nebenwirkungen beendet<br />
werden.<br />
Nach Angaben des Bfarmwerden<br />
bei jährlich 350 Millionen in der EU<br />
verordneten Dosen Chinolon und<br />
Fluorchinolon etwa 30 Fälle dieser<br />
„sehr seltenen“ Fälle gemeldet. Bekannt<br />
ist, dass nur ein Teil der Nebenwirkungen<br />
gemeldet wird. Chinolone<br />
sind in Deutschland nicht<br />
zugelassen.<br />
Ein sogenannter Rote-Hand-Brief warnt<br />
Praxen und Kliniken.<br />
DPA/STRATENSCHULTE<br />
Das Bundesinstitut hatte 2017<br />
selbst ein europäisches Risikobewertungsverfahren<br />
angestoßen. Im<br />
Juni 2018 gab es eine Anhörung bei<br />
der Europäischen Arzneimittel-<br />
Agentur in London.<br />
Den neuen Warnhinweisen zufolge<br />
sollen Mediziner Fluorchinolone<br />
nur starkeingeschränkt verordnen.<br />
Bei Infektionen, die von selbst<br />
abklingen, sollte man sie nicht einsetzen,<br />
heißt es. Auch bei „leichten<br />
bis mittelschweren Infektionen“<br />
sollten sie in der Regel nicht verordnet<br />
werden. Nicht verschrieben werden<br />
sollten sie etwa bei Mandelentzündung,<br />
akuter Bronchitis oder zur<br />
Vorbeugung von Reisedurchfall. Die<br />
Hinweise für Patienten und Ärzte<br />
werden entsprechend verändert.<br />
DasBfarmstellt aber auch klar:„Fluorchinolone<br />
sind eine wichtige Behandlungsoption<br />
gegen verschiedene<br />
Infektionserkrankungen, darunter<br />
einige lebensbedrohliche, bei<br />
denen andere Antibiotika nicht ausreichend<br />
wirksam sind.“(dpa)<br />
Eine Mischung zwischen Walund Huftier<br />
In Peru haben belgische Forscher fossile Überreste eines vierbeinigen<br />
Urwals entdeckt. DasSäugetier konnte sowohl schwimmen als auch an<br />
Land laufen. Der Urwal wurde bis zu vier Meter lang. Sein Schwanz<br />
habe denen von Bibern und Ottern geähnelt, teilen die Forscher vom<br />
Royal Belgian Institute of Natural Sciences im Fachblatt Current Biology<br />
mit. An Fingernund Zehen fanden sich kleine Hufe.Das Fossil sei<br />
das erste eines Urwals,das im Pazifikraum gefunden wurde,berichten<br />
Neue Ansätze gegen Parkinson<br />
Trotz jüngster Rückschläge bei Alzheimer verfolgen Forscher weiter den Wegmöglicher Immuntherapien<br />
VonWalter Willems<br />
Je größer die Hoffnung, desto<br />
schlimmer die Enttäuschung:<br />
Als jüngst zwei große Alzheimer-Studien<br />
überraschend abgebrochen<br />
wurden, traf der Schock<br />
die gesamte Fachwelt. „Das war eine<br />
große Enttäuschung für die ganze<br />
Neurologie“, sagt Lars Tönges vom<br />
St.Josef-Hospital der Ruhr-Universität<br />
Bochum (RUB). „Unsere Hoffnungen<br />
wurden nicht bestätigt.“<br />
Neben Alzheimer-Patienten behandelt<br />
der Neurologe auch Menschen<br />
mit Morbus Parkinson. Beide<br />
Krankheiten haben viele Parallelen:<br />
Es sind die wichtigsten neurodegenerativen<br />
Erkrankungen, beide sind<br />
bislang unheilbar, bei beiden gelten<br />
Protein-Verklumpungen im Gehirn<br />
als zentrale Ursache. Und: Die größten<br />
Hoffnungen ruhen auf einem<br />
neuen Behandlungsansatz, der erstmals<br />
auf die Ursachen abzielt. Bei<br />
den Immuntherapien sollen speziell<br />
entworfene Antikörper an die jeweiligen<br />
verklumpenden Proteine binden,<br />
sie aus dem Gehirn entfernen<br />
und so Nervenzellen retten.<br />
Bereits Studien an Patienten<br />
Bei der Alzheimer-Krankheit hatten<br />
Publikationen im Fachblatt Nature<br />
2016 die Hoffnung geweckt, dass der<br />
Antikörper Aducanumab die Plaques<br />
des Proteins Amyloid-beta aus<br />
dem Gehirnentfernt und Symptome<br />
mindert. Doch im März brachen die<br />
Firmen Biogen und Eisai zwei Zulassungsstudien<br />
ab. Der Grund: fehlende<br />
Aussicht auf Erfolg.<br />
Dennoch hoffen Experten auf<br />
Fortschritte der Antikörper-Therapie<br />
bei Parkinson.Vielleicht sind hier<br />
die Chancen tatsächlich größer.<br />
Denn während als Ursache der Alzheimer-Krankheit<br />
zwei Eiweiße diskutiert<br />
werden, Amyloid-beta und<br />
Symptome. DieParkinson-<br />
Krankheit (früher: „Schüttellähmung“)zeigtsich<br />
in Symptomen<br />
wie Muskelzittern<br />
und -starre, rhythmischem<br />
Zitternder Extremitäten sowie<br />
Bewegungsstörungen bis zur<br />
Bewegungslosigkeit.<br />
Tau, ist es bei Parkinson nur eins: Alpha-Synuclein.<br />
Dieses Protein, dessen<br />
Funktionen noch nicht umfassend<br />
geklärtsind, spielt bei der Kommunikation<br />
von Nervenzellen eine<br />
zentrale Rolle. Manches deutet darauf<br />
hin, dass fehlgefaltete Formen<br />
des Proteins sich im zentralen Nervensystem<br />
zwischen Zellen ausbreiten,<br />
Nervenzellen zerstören und so<br />
die Krankheit auslösen. Zum einen<br />
ist Alpha-Synuclein der Hauptbestandteil<br />
der Lewy-Körperchen, die<br />
im Gehirn von Parkinson-Patienten<br />
nachweisbar und am Absterben von<br />
Nervenzellen beteiligt sind. Zumanderen<br />
sind Mutationen in jenem<br />
Gen, das den Bauplan für Alpha-Synuclein<br />
trägt, ein bedeutender Parkinson-Risikofaktor.<br />
Zwar ist nicht zweifelsfrei bewiesen,<br />
dass Alpha-Synuclein die Ursache<br />
der Parkinson-Krankheit ist,<br />
aber:„Es spricht alles dafür, dass Alpha-Synuclein<br />
ein zentraler Angriffspunkt<br />
für die Therapie ist“, sagt<br />
Günter Höglinger von der Neurologischen<br />
Klinik der Technischen Universität<br />
München. Die Hoffnungen<br />
richten sich hauptsächlich auf zwei<br />
internationale Studien mit passiven<br />
Impfungen. In der Pasadena-Studie<br />
ABSTERBEN VON NERVENZELLEN<br />
Vorgänge. DieKrankheit ist<br />
gekennzeichnetdurchdas<br />
AbsterbendopaminproduzierenderNervenzellen<br />
im<br />
Gehirn. Der Mangel am BotenstoffDopaminvermindert<br />
diemotorisch aktivierende<br />
Wirkung der Basalganglien.<br />
Therapie. Eingesetzt werden<br />
Medikamente, die zu einer Erhöhung<br />
des Dopamin-Angebots<br />
im Gehirnführen,sowie<br />
Stoffe, die das fehlendeDopamin<br />
ersetzen.Auch tiefe Hirnstimulation<br />
mittels Impulsgenerator<br />
kommt zum Einsatz.<br />
prüft der Konzern Hoffmann-La Roche<br />
den Antikörper Prasinezumab.<br />
Eine sogenannte Phase-1-Studie an<br />
90 Patienten soll bereits gezeigt haben,<br />
dass der Wirkstoff beim Menschen<br />
sicher ist und die Synuclein-<br />
WerteimBlut senkt. Dasberichteten<br />
Forscher aus Houston voriges Jahr<br />
im Fachblatt JAMA Neurology.<br />
Die jetzige Phase-2-Studie untersucht<br />
an rund 300 Patienten, die Parkinson<br />
im Frühstadium haben, auch<br />
die Wirksamkeit. In etwa 45 Zentren<br />
weltweit – darunter die Neurologische<br />
Klinik der TU München –bekommen<br />
die Teilnehmer den Wirkstoff<br />
alle vier Wochen per Infusion<br />
verabreicht. Nach 52Wochen wirdgeprüft,<br />
ob die Krankheit gebremst, gestoppt<br />
oder sogar gebessertwurde.In<br />
einer anderen Studie untersucht die<br />
US-Firma Biogen, die an den abgebrochenen<br />
Alzheimer-Studien beteiligt<br />
war, den Nutzen eines anderen<br />
Antikörpers. Auch dieser wirdalle vier<br />
Wochen per Infusion intravenös an<br />
rund 300 Patienten verabreicht.<br />
Höglinger, dessen Team an beiden<br />
Studien teilnimmt, erwartet für<br />
die etwas weiter fortgeschrittene Pasadena-Studie<br />
Resultate bis Mitte<br />
2020. Auch wenn die Therapien das<br />
A. GENNARI<br />
die Forscher.Sie gehen davon aus,dass sich die Tierevor Jahrmillionen<br />
vonSüdasien aus in Richtung Afrika verbreiteten. Vondortging es über<br />
den Atlantik in den Pazifik und so nach Südamerika. Die Forscher datierten<br />
die Sedimentschichten, in denen sich das Fossil fand, auf ein Alter<br />
von 42,6 Millionen Jahren –also auf das mittlere Eozän. Der Urwal<br />
erhielt den Namen Peregocetus pacificus –„der wanderndeWal, der den<br />
Pazifik erreichte“. (dpa)<br />
Fortschreiten der Krankheit nur<br />
bremsen würden, wäre dies schon<br />
ein großer Erfolg. Es würde nicht nur<br />
Patienten helfen, sondern auch bestätigen,<br />
dass die Immuntherapien<br />
grundsätzlich funktionieren. Sollten<br />
die Studien erfolgreich sein, könnten<br />
Antikörper laut Höglinger in vier bis<br />
fünf Jahren auf den Marktkommen.<br />
Zahl der Kranken steigt rasant<br />
„Der Ansatz könnte funktionieren“,<br />
sagt auch Günther Deuschl von der<br />
Universität Kiel, der Präsident der<br />
Europäischen Akademie für Neurologie.„Wenn<br />
es gelingt, die Krankheit<br />
zu stoppen, wäredas für jene Patienten<br />
wichtig, die die Krankheit im frühen<br />
Stadium haben.“ Das bedeute<br />
aber nicht zwangsläufig, dass sich<br />
die Krankheit auch bessere. „Es gibt<br />
beim Menschen bisher noch keine<br />
Daten dazu, ob eine Reduktion des<br />
Alpha-Synucleins die Symptome<br />
bessern kann“, sagt der Bochumer<br />
Neurologe Lars Tönges, dessen Klinik<br />
an der Spark-Studie teilnimmt.<br />
„Deshalb ist eine gewisse Vorsicht<br />
angebracht.“<br />
Wie dringend dennoch kausale<br />
Therapien gebraucht werden, zeigte<br />
eine Studie im Herbst: Forscher der<br />
University of Rochester im US-Bundesstaat<br />
New York berichteten, die<br />
Zahl der Parkinson-Patienten habe<br />
sich innerhalb einer Generation<br />
mehr als verdoppelt: von 2,5 Millionen<br />
im Jahr 1990 auf 6,1 Millionen<br />
im Jahr 2016. Männer sind häufiger<br />
betroffen als Frauen. In Deutschland<br />
sind Schätzungen zufolge zwischen<br />
200 000 und 400 000 Menschen erkrankt.<br />
Tönges erklärt den Anstieg<br />
der Zahlen insbesondere mit der<br />
weltweit zunehmenden Lebenserwartung,<br />
mit der besseren Diagnosestellung<br />
und mit der Tatsache, dass<br />
die Patienten dank besserer Behandlungen<br />
länger leben. (dpa/fwt)<br />
Alpengletscher<br />
könnten<br />
verschwinden<br />
Forscher simulieren<br />
Entwicklung bis 2100<br />
Die Gletscher in den Alpen könnten<br />
bis 2100 weitgehend geschmolzen<br />
sein. Das schreiben<br />
Schweizer Forscher im Fachblatt The<br />
Cryosphere. Sie stützen sich auf ein<br />
Computer-Modell, das Eisfluss und<br />
Schmelzprozesse berücksichtigt, sowie<br />
auf Beobachtungsdaten.<br />
Die Forscher entwarfen zwei Szenarien:<br />
Sollte die Erderwärmung bis<br />
zum Ende des Jahrhunderts auf unter<br />
zwei Grad –verglichen mit der vorindustriellen<br />
Zeit – begrenzt werden,<br />
gingen zwischen 2017 und 2100 etwa<br />
zwei Drittel der Gletscher in den Alpen<br />
verloren. Sollte sich das Klima<br />
stärker erwärmen, könnten am Ende<br />
des Jahrhunderts mehr als 90 Prozent<br />
der Eismasse verschwunden sein.<br />
Nur einzelne Flecken verblieben „in<br />
diesem pessimistischen Fall“, sagte<br />
Matthias Huss vonder ETH Zürich.<br />
Weitgehend unabhängig davon,<br />
wie sich der Klimagasausstoß weiter<br />
entwickelt, gehen dieWissenschaftler<br />
davon aus, dass die Gletscher in den<br />
Alpen zwischen 2017 und 2050 etwa<br />
50 Prozent ihrer Masse einbüßen werden.<br />
Die Studie bestätige im Wesentlichen<br />
bisherige Annahmen, sagt der<br />
Bremer Klimaforscher BenMarzeion,<br />
der nicht an der Studie beteiligt war.<br />
Das Neue sei, dass in der Studie die<br />
Bewegung des Eises berücksichtigt<br />
wurde. (dpa)<br />
Der Rhonegletscher wareinst der größte<br />
Gletscher in den Alpen. DPA/EGU/M. HUSS<br />
Forscher wollen<br />
2,7 Kilometer<br />
tief bohren<br />
Millionen Jahre altes Eis<br />
soll Klimadaten bringen<br />
Mit einer 2,7 Kilometer tiefen<br />
Bohrung in der Antarktis wollen<br />
Forscher an Klimadaten aus den<br />
vergangenen 1,5 Millionen Jahren<br />
kommen. Es wäreder älteste jemals<br />
geborgene Eiskern, der klimarelevante<br />
Informationen enthält, erklärten<br />
Experten am Dienstag auf<br />
der Generalversammlung der European<br />
Geosciences Union in Wien.<br />
An dem EU-Projekt sind Forscher<br />
aus zehn europäischen Ländern<br />
und weitere wissenschaftliche Partner<br />
beteiligt. Auch das Alfred-Wegener-Institut<br />
für Polar- und Meeresforschung<br />
(Awi) in Bremerhaven ist<br />
mit dabei.<br />
Nach langer Suche nach einem<br />
geeigneten Ort hätten die Wissenschaftler<br />
„einen der kältesten, trockensten<br />
und leblosesten Plätze, die<br />
es auf der Erde gibt“, ausgewählt,<br />
hieß es.Inder Region Little Dome C<br />
liege die Temperatur im Jahresmittel<br />
bei minus 54,5 Grad. Gibt die EU<br />
wie erhofft grünes Licht, würden<br />
Ende 2021 erste Eiskerne mittels<br />
Bohrung gewonnen werden. 2024<br />
solle eine Tiefe von2730 Meternerreicht<br />
werden. In dem Eis sind winzige<br />
Luftbläschen enthalten, die<br />
Auskunft über die Zusammensetzung<br />
der Atmosphäre geben können.<br />
Die Forscher erhoffen sich<br />
auch Auskunft auf die Frage,warum<br />
sich der Wechsel von Kalt- und<br />
Warmzeiten veränderthat. (dpa)
18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
„Wer die längere Nas’n hat, gewinnt“<br />
Alpenvollyes-Manager Hannes Kronthaler über das Halbfinale gegen die BR Volleys, Sahnehäubchen, Kopfzerbrechen und widerspenstige Tiroler Medien<br />
Nach den packendenViertelfinals<br />
gegen Düren<br />
beginnen für die BR Volleys<br />
an diesem Mittwoch<br />
die Halbfinals um die deutsche Volleyball-Meisterschaft<br />
gegen die<br />
Hypo Tirol Alpenvolleys Haching.<br />
Das Team, das im zweiten Jahr mit<br />
einer Wildcard in der Bundesliga<br />
spielt, führte lange Zeit die Tabelle<br />
an, ehe es vonFriedrichshafen überflügelt<br />
wurde. Die <strong>Berliner</strong> starten<br />
die Best-of-five-Serie in Innsbruck<br />
(19 Uhr, www.sporttotal.tv) und tragen<br />
damit zum ersten Mal ein Playoff-Spiel<br />
in Österreich aus. Dort hat<br />
Alpenvolleys-Manager Hannes<br />
Kronthaler, 53, seit Monaten viel Arbeit<br />
in die Vorbereitungen gesteckt.<br />
Und beinahe wäre im letzten Moment<br />
noch alles schiefgegangen.<br />
Herr Kronthaler, Volleys-Manager<br />
Kaweh Niroomand sagt, Sieseien sein<br />
Freund, er finde es gut, was Sie machen.<br />
Haben Sie mit ihm telefoniert,<br />
seit die Halbfinals feststehen?<br />
DasKompliment kann ich nur zurückgeben.<br />
Wir haben über die Trainingszeiten<br />
der Teams gesprochen.<br />
Wirsind uns schnell einig geworden.<br />
Wir sind beide Champions-League-<br />
Teilnehmer.Wir wissen, dass wir nebenbei<br />
keine Spielchen brauchen.<br />
Dabei wäre esIhnen lieber gewesen,<br />
Berlin und Friedrichshafen hätten<br />
sich im Halbfinale gegenseitig ausgeschaltet<br />
und Siewären erst im Finale<br />
auf einen der Topklubs getroffen.<br />
Wir hatten die Chance, die<br />
Hauptrunde als Erster abzuschließen.<br />
Dashaben wir leider nicht geschafft.<br />
Da hat man die Verkrampfung<br />
des Teams gesehen. Ich freue<br />
mich jetzt auf ein sehr attraktives<br />
Halbfinale.<br />
Voriges Jahr hatten die Alpenvolleys<br />
gegen Friedrichshafen im Halbfinale<br />
keine Chance.<br />
Da habe ich nicht die Mannschaft<br />
gehabt wie heuer,dawar die Überraschung<br />
schon der Halbfinaleinzug.<br />
Heuer schaut das anders aus.Wir haben<br />
Friedrichshafen zweimal besiegt.<br />
Bei Berlin gegen Alpenvolleys<br />
steht es 1:1. Und Düren hat bewiesen,<br />
dass man Berlin auch mit Sergej<br />
Grankin schlagen kann.<br />
Sie sagen, seit Grankin in Berlin Zuspieler<br />
ist, kann man das Team nicht<br />
mit dem der Hinrunde vergleichen?<br />
Ich habe sogar gesagt, ohne die<br />
Verpflichtung von Grankin würde<br />
Berlin nicht im Semifinale stehen.<br />
Dabei mussten auch die Alpenvolleys<br />
im Viertelfinale gegen Herrsching in<br />
ein drittes, entscheidendes Spiel …<br />
Volleyballriesen aus dem Alpenraum: Kirill Klets, MatthewPollock und Hugo de León (v.n.).<br />
Ja, dawar ich sehr unter Druck.<br />
Ich habe alles auf diese Halbfinals<br />
aufgebaut, was die Zuschauer betrifft,<br />
die Vermarktung. Es hätte mir<br />
sehr wehgetan, wenn wir das nicht<br />
geschafft hätten. Für die Alpenvolleys<br />
ist jetzt das Wichtigste: gute Veranstaltungen<br />
mit guten Spielen. Das<br />
Finale wäre das Sahnehäubchen,<br />
nicht das Pflichtprogramm.<br />
In der Rückrunde war bei Ihrem<br />
Team die Leichtigkeit dahin.<br />
Nachdem wir in Friedrichshafen<br />
gewonnen hatten, haben plötzlich<br />
alle gemerkt, dass es jetzt wirklich<br />
sein kann, dass wir Erster bleiben.<br />
Dann waren wir gegen Frankfurtund<br />
Düren verkrampft. Im Viertelfinale<br />
haben wir einfach schlecht gespielt<br />
und mussten in ein drittes Spiel, das<br />
niemand gebraucht hat.<br />
Entsprechend sauer waren Sie, sprachen<br />
von einer Frechheit und kritisierten<br />
explizit zwei Ihrer Spieler.<br />
So ist es. Ich lobe meine Spieler<br />
gern. Aber wenn sie nicht gelobt werden<br />
können, sage ich es auch offen.<br />
Ausgerechnet Ihr Sohn Niklas hat im<br />
dritten Spiel gegen Herrsching dann<br />
ZUR PERSON<br />
Hannes Kronthaler ist Österreichs Volleyball-Rekordnationalspieler.Weil es dem 53-Jährigen<br />
nach zehn Meistertiteln für Innsbruck und zuletzt vier in Serie in der österreichischen Ligazu<br />
langweilig wurde, beantragte er 2017 eine Wildcard in der Bundesliga. Dortspielt Innsbruck<br />
mit der Lizenz des TSV Unterhaching,der 2014 in die Insolvenz ging.Vor allem Deutschlands<br />
Topvereine stimmten bei der Ligaversammlung (7:3) für eine Wildcard an den Betriebswirtaus<br />
Tirol, der in seinem Bauunternehmen 400 Mitarbeiter beschäftigt. Kronthalers Sohn Niklas,<br />
24, ist Außenangreifer bei den Hypo Tirol Alpenvolleys Haching.<br />
den gescholtenen Außenangreifer<br />
Hugo de León ersetzt –und das Spiel<br />
nach 0:1-Satzrückstand gedreht.<br />
Mein Sohn hat mir viel Kopfzerbrechen<br />
genommen. Ein Jahr wäre<br />
umsonst gewesen. Es wäre für mich<br />
eine Schmach gewesen. Herrsching<br />
hat guteVolleyballer,aber es wäregegen<br />
meine Gedankenwelt, denn ich<br />
sage: Professionalität setzt sich immer<br />
durch. Wenn jemand zigmal<br />
trainieren geht, einen Physiotherapeuten<br />
hat und einen Fitnesscoach,<br />
dann gewinnt er so ein Spiel gegen<br />
einen, der das alles nicht hat. Dashat<br />
sich Gott sei Dank bewahrheitet.<br />
Ihr Drei-Jahres-Plan sieht im zweiten<br />
Jahr die Halbfinalteilnahme vor.<br />
Spielt Ihr Team also ohne Druck auf?<br />
IMAGO IMAGES/AMIR BEGANOVIC<br />
Das könnte unser Vorteil sein.<br />
Man hat sofort gemerkt in der Kabine<br />
beim Duscheaufdrehen, dass<br />
alle durchschnaufen und sich<br />
freuen, dass mehr möglich ist.<br />
Sie hoffen auf 1800 Zuschauer an<br />
diesem Mittwoch. In die Innsbrucker<br />
Olympiahalle passen aber mehr?<br />
Es passen bis zu 8000 rein. Wir<br />
haben in der Ebene 600, 700 Plätze,<br />
dann sperre ich jetzt noch 1500 auf.<br />
Es gäbe in der Ebene B1500 auf Ost,<br />
1500 auf West und dann auf Cnoch<br />
mal so viel. Ichhabe alles getimet für<br />
das Halbfinale.<br />
Washaben Siekonkret getan?<br />
Ich habe Vereinsaktionen gemacht,<br />
1000 Tickets im Vorfeld abgesetzt.<br />
Jetzt kommen die normalen<br />
Zuschauer noch dazu. Beim ersten<br />
Spiel gegen Berlin haben wir 1200<br />
gehabt, ich denke,dass jetzt 600, 700<br />
mehr kommen.<br />
Wasmeinen Siemit Vereinsaktionen?<br />
Es gibt in TirolFachverbände.Der<br />
Allgemeine Sportverband Österreich<br />
ASÖ hat 13 000 Mitglieder, dahabe<br />
ich mit dem Tirol-Präsidenten ausgemacht:<br />
Wenn wir im Halbfinale<br />
sind, sind seine Vereinsmitglieder<br />
eingeladen. 800 Leute haben sich gemeldet.<br />
Im dritten Halbfinale habe<br />
ich alle Mitarbeiter meiner 26 Sponsoren<br />
eingeladen. Da habe ich den<br />
Plan, dass von den 800, die zum ersten<br />
Mal dawaren, im dritten Halbfinale,<br />
wenn es 1:1 steht, wieder 300<br />
kommen. Plus die Sponsorenmitarbeiter.Und<br />
wenn es ein fünftes Spiel<br />
geben sollte,wenn es 2:2 steht, brauche<br />
ich niemanden mehr einladen.<br />
Dann kommen alle vonselber.<br />
Istdas so?<br />
Jeder, der Volleyball einmal bei<br />
uns gesehen hat, das in einem ähnlichen<br />
Rahmen wie in Berlin aufgezogen<br />
wird–nur statt mit 6000 Leuten<br />
mit 1800 –, ist begeistert von der<br />
Stimmung, vom Sport, von der Professionalität.<br />
Wir müssen schauen,<br />
dass wir mehr Leuten dieses erste<br />
Malzeigen. Da arbeite ich hartdran,<br />
da habe ich ein Produkt mit der<br />
deutschen Liga, das dafür absolut<br />
geeignet ist. Jetzt habe ich ein Top-<br />
Halbfinale. Da kann keiner sagen,<br />
ich hätte Blödsinn geredet.<br />
Warum haben Sie sich zuletzt über<br />
die mangelnde Anerkennung in den<br />
Medien beklagt?<br />
Wirhaben eine sehr gute Presse in<br />
Deutschland. Ich habe mich mit einer<br />
<strong>Zeitung</strong> in Tirolangelegt. Weil sie<br />
zu wenig machen. Jetzt bin ich in<br />
Deutschland Tabellenführer, bin der<br />
Erste, der eine Wildcard bekommen<br />
hat –und wir in Österreich schreiben<br />
immer nur noch übers Skifahren. Ich<br />
mache professionellen Volleyball auf<br />
Topniveau. Als wir noch in der österreichischen<br />
Liga gespielt haben,<br />
habe ich mich nicht beklagt. Da waren<br />
janur die Play-offs interessant<br />
und die drei Champions-League-<br />
Spiele. Aber jetzt spiele ich in der<br />
viertbesten Liga Europas mit Fernsehverträgen<br />
–gegen Berlin, Friedrichshafen,<br />
Lüneburg.<br />
Warum hat es Volleyball so schwer?<br />
Manche sagen:„Duhast nur 1000<br />
Zuschauer? Ja, der FC Wacker Innsbruck<br />
hat 5000.“ Das ist aber Fußball.<br />
Wenn ich 2000 Zuschauer habe<br />
und die haben fünfmal soviel Geld,<br />
dann müsste der Fußball ja 10 000<br />
Zuschauer haben.<br />
Waserwarten Sie von der Halbfinalserie<br />
gegen Berlin?<br />
Ich erwarte eine ausgeglichene<br />
Serie von zwei Mannschaften, die<br />
unerschrocken hochklassigen Volleyball<br />
bieten –und wer die längere<br />
Nas’nhat, gewinnt.<br />
DasGespräch führte<br />
Karin Bühler.<br />
Siege ohne Wert<br />
Das nahezu perfekt funktionierende Team von Tampa Bay Lightning geht als Favorit in die Play-offs der NHL, aus gutem Grund wehrt man sich in Florida aber gegen diese Einschätzung<br />
VonMatti Lieske<br />
Esfällt nicht schwer sich vorzustellen,<br />
wie Gary Bettman, der<br />
Commissioner der Eishockeyliga<br />
NHL, und seine Mitstreiter zusammensitzen,<br />
sich die Haare raufen<br />
und verzweifelt fragen, wie es passieren<br />
konnte, dass Connor McDavid<br />
ausgerechnet bei den Edmonton Oilers<br />
mit ihrem überforderten Management<br />
landete. Wenn heute die<br />
Play-offs beginnen, weilt der beste<br />
Spieler der National Hockey League<br />
schon wieder im Urlaub,zum dritten<br />
Mal inMcDavids vier NHL-Jahren.<br />
So müssen die Eishockeyfans in der<br />
entscheidenden Phase wieder auf eines<br />
der attraktivsten Angriffsduos<br />
der Liga verzichten. Neben McDavid<br />
glänzte bei den Oilers auch der deutsche<br />
Nationalspieler Leon Draisaitl,<br />
der 50 Treffer erzielte und in der Torjägerwertung<br />
nur Washingtons Alexander<br />
Owetschkin (51) den Vortritt<br />
lassen musste.<br />
Vorallem wegen der schwachen<br />
Defensive reichte es aber wieder<br />
nicht, ein Novum in der NHL, wo es<br />
Cracks wie Wayne Gretzky,Mario Lemieux,<br />
Sidney Crosbyoder Owetschkin<br />
eigentlich immer schafften, ihre<br />
Mannschaft in die Play-offs zu befördern.<br />
Besserung ist vorerst nicht in<br />
Sicht, McDavid hat 2017, warum<br />
auch immer, einen Achtjahresvertrag<br />
in Edmonton unterschrieben.<br />
Trotz aller Kunstfertigkeit und 116<br />
Punkten war der 22-Jährige jedoch<br />
nicht der Topscorer der NHL-Saison.<br />
Diesen Titel holte sich mit 128 Zählern<br />
der Russe Nikita Kutscherow,<br />
der seine Tore und Assists,anders als<br />
McDavid, bei einer nahezu perfekt<br />
funktionierenden Mannschaft sammelte.<br />
Die Tampa Bay Lightning<br />
stellten mit 62 Siegen den Rekordder<br />
Detroit RedWings von 1996 ein und<br />
standen schon Anfang März als Gewinner<br />
der President’s Trophy für das<br />
beste Team fest. Das garantiert<br />
Heimvorteil bis zum Finale –nicht<br />
dass Tampa dies nötig hätte, 30Partien<br />
gewann man auswärts.<br />
Seit Trainer Jon Cooper 2014 sein<br />
Amt antrat, hat Tampa Baydie meisten<br />
Saisonsiege in der NHL geschafft<br />
und 2015 auch den Einzug ins Finale,<br />
das gegen die Chicago Blackhawks<br />
verlorenging. „Jeder sprach damals<br />
darüber, wie unerfahren wir waren<br />
und dass sie Tonnen an Erfahrung<br />
hatten“, sagt Kapitän Steven Stamkos,<br />
mit 45 Treffern viertbester Torschützeder<br />
Saison,„nun, jetzt haben<br />
wir Tonnen an Erfahrung.“<br />
Aufs Herzlichste verabscheuen<br />
Natürlich ist der Stanley-Cup-Gewinner<br />
von 2004 aus Florida der<br />
große Favorit auf den Titel, doch in<br />
Tampa hört man das gar nicht so<br />
gern. Seit 2005 haben nur zwei als<br />
Nummer eins in die Play-offs gegangene<br />
Teams den Titel gewonnen.<br />
Dreimal ereilte dieWashington Capitals<br />
ein frühes Aus, insofern war das<br />
Team um Owetschkin fast froh, als<br />
Topscorer der NHL: Tampa Bays<br />
Nikita Kutscherow<br />
AP/SANCYA<br />
vor einem Jahr noch die Nashville<br />
Predators an ihnen vorbeizogen.<br />
Prompt holten die Capitals im Finale<br />
gegen die Las Vegas Golden Knights<br />
ihren ersten Titel –nachdem sie eine<br />
dramatische Halbfinalserie gegen<br />
Tampa Bayinsieben Spielen gewonnen<br />
hatten.<br />
Eine Neuauflage mit den beiden<br />
Mannschaften, die sich gegenseitig<br />
aufs Herzlichste verabscheuen, ist<br />
durchaus möglich, einen Vorgeschmack<br />
gaben zwei hitzige Duelle<br />
Ende März. Zunächst gewann<br />
Tampa Bay 5:4 in der Verlängerung,<br />
wobei Lightning-Keeper Andrei<br />
Wassilewski 54 Schüsse parierte, elf<br />
von Owetschkin, danach siegte Washington<br />
in Tampa 6:3, Owetschkin<br />
traf zweimal. Eine Reminiszenz an<br />
Spiel sieben des Halbfinales 2018,<br />
welches die Lightning in eigener<br />
Halle 0:4 verloren hatten. „Der saure<br />
Geschmack“ dieser Niederlage sei<br />
eine besondere Motivation, sagt<br />
Stürmer Adam Erne.<br />
In Runde eins muss Tampa Bay<br />
aber erst mal die Columbus Blue Jackets<br />
aus dem Weg räumen und<br />
dann mit den Toronto Maple Leafs<br />
oder den Boston Bruins ein weiteres<br />
bärenstarkes Team. Die Blue Jackets<br />
sind mit sieben Siegen aus den letzten<br />
acht Partien noch in die Play-offs<br />
gestürmt. Eine tückische Aufgabe für<br />
den Favoriten, der seit einem Monat<br />
praktisch nur Vorbereitungsspiele<br />
absolvierthat.<br />
Spieler und Trainer sind sich der<br />
Gefahr zu großer Siegessicherheit<br />
bewusst, und ihreKommentareklingen<br />
fast wie Beschwörungsformeln.<br />
„Es ist immer noch dasselbe Spiel,<br />
das wir die ganzeSaison gespielt haben<br />
und bei dem wir ziemlich gut<br />
waren“, sagt beispielsweise der Kanadier<br />
Stamkos. „Wenn wir irgendwo<br />
hinwollen, müssen wir uns<br />
steigern“, meint hingegen Coach<br />
Cooper. „Wenn die Play-offs beginnen,<br />
kannst du die 60 Siege an deinen<br />
Huthängen.“
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 19 *<br />
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Sport<br />
Keine Zeit<br />
für<br />
Experimente<br />
Die DHB-Auswahl muss in<br />
der EM-Qualifikation liefern<br />
Die Forderung an die deutschen<br />
Handballer ist klar, und sie<br />
kommt aus der Führungsspitze.<br />
„Jetzt müssen wir einfach liefern“,<br />
sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning<br />
vorden beiden EM-Qualifikationsspielen<br />
gegen Polen. In den Partien<br />
am Mittwoch (18 Uhr/ARD) in<br />
Gleiwitz und am Sonnabend in<br />
Halle/Westfalen soll die Mannschaft<br />
von Bundestrainer Christian Prokop<br />
wie bei der Heim-WM Begeisterung<br />
entfachen und die Teilnahme an der<br />
Endrunde 2020 in Norwegen, Österreich<br />
und Schweden sichern. „Wir<br />
sind mit zwei Siegen gegen Polen in<br />
der Situation, dass wir für die EM<br />
planen können“, sagte Hanning.<br />
Dafür muss sich die DHB-Auswahl<br />
im Vergleich zu ihrem jüngsten<br />
Auftritt aber deutlich steigern. Im<br />
Testspiel gegen die international<br />
höchstens zweitklassige Schweiz<br />
hatte der WM-Vierte Anfang März<br />
nach einem schwachen Auftritt<br />
überraschend eine 27:29-Niederlage<br />
kassiert.„Das ist nicht mehr im Kopf.<br />
In der Schweiz-Woche haben wir<br />
eine sehr gute Trainingswoche hingelegt,<br />
aber sicherlich ein enttäuschendes<br />
Spiel“, sagte Prokop.<br />
Soll sich als Spielmacher ausprobieren:<br />
Fabian Wiede<br />
IMAGO IMAGES/RUDEL<br />
Für das anstehende Länderspiel-<br />
Doppel ist der Bundestrainer optimistisch,<br />
weil er wieder auf seine bewährten<br />
Kräfte setzen kann. Auch<br />
der zuletzt fehlende Kapitän Uwe<br />
Gensheimer ist wieder mit dabei. Lediglich<br />
der erkrankte Abwehrhüne<br />
Finn Lemke musste seine Teilnahme<br />
kurzfristig absagen. Für den 26-Jährigen<br />
rückte Marian Michalczik, 22,<br />
vonGWD Minden ins Aufgebot.<br />
Unabhängig davon geht die DHB-<br />
Auswahl als klarer Favorit in die<br />
Spiele gegen die Polen, die nach dem<br />
Abtritt ihrer goldenen Generation<br />
2016 nicht mehr zur Handball-Elite<br />
zählen. „Ich sehe sehr, sehr gute<br />
Chancen, dass wir diese beiden<br />
Spiele für uns entscheiden können<br />
und uns frühzeitig qualifizieren“,<br />
sagte Gensheimer.<br />
Spielmacher gesucht<br />
Das dürfte auch davon abhängen,<br />
wie sich die deutsche Mannschaft<br />
auf der Spielmacher-Position präsentiert.<br />
Schon im Vorfeld der Heim-<br />
WM hatte die DHB-Auswahl auf dieser<br />
Position Probleme,die aber dank<br />
Routinier Martin Strobel über weite<br />
Strecken des Turniers kompensiert<br />
wurden. Doch dann verletzte sich<br />
der 32-Jährige schwer am Knie –in<br />
der EM-Qualifikation werden sich<br />
daher nun wohl abwechselnd Tim<br />
Suton, Paul Drux, Fabian Wiede und<br />
Michalczik im zentralen Rückraum<br />
ausprobieren dürfen.<br />
Ansonsten wird eskeine Experimente<br />
geben. Neben Weltklasse-<br />
Linksaußen Gensheimer wird eserneut<br />
auf das Kieler Abwehr-Duo<br />
Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek<br />
ankommen. Die beiden Kreisläufer<br />
stabilisierten schon bei der<br />
WM die Defensive und schufen damit<br />
die Grundlage für die teils begeisternden<br />
Auftritte des Teams.<br />
Ähnliches erwartet Hanning gegen<br />
Polen. Seine Vorgabe: „Keine Experimente,zweiSiege.Und<br />
danach kann<br />
man sehen was passiert.“ (dpa)<br />
Ab durch die Mitte: Valencias Pointguard Antoine Diot setzt sich gegen Johannes Thiemann (r.) durch.<br />
Nicht genug geknabbert<br />
Alba Berlin verliert das erste Finalspiel um den Eurocup in Valencia trotz Aufholjagd mit 75:89<br />
VonChristian Kattner<br />
Sie hatten sich noch einmal<br />
herangekämpft, den Rückstand<br />
sogar halbiert. Dieser<br />
Wurf von Bojan Dublejevic,<br />
dieser Dreier zum 83:67 aber war<br />
noch einmal ein Genickschlag für<br />
die Basketballer von Alba Berlin. Es<br />
war ein Wurf zur Entscheidung im<br />
ersten Finalspiel um den Eurocup,<br />
das Valencia Basket am Dienstagabend<br />
mit 89:75 gewinnen und in<br />
der Best-of-three-Serie mit 1:0 in<br />
Führung gehen sollte.<br />
Bereits vor dem Spiel hatte es<br />
schon so etwas wie einen Triumphmarsch<br />
gegeben. Als Valencias Spieler<br />
gut zwei Stunden vor Spielbeginn<br />
in Richtung des Halleneingangs<br />
steuerten, war der Weg von<br />
spanischen Fans gesäumt, wurde<br />
mit Trommeln und Trompeten Musik<br />
gespielt. Die Alba-Spieler nutzten<br />
den Seiteneingang, wurden allerdings<br />
fair begrüßt: Neben Valencia-Rufen<br />
klatschten die Anhänger<br />
des Heimteams mit den <strong>Berliner</strong>n<br />
ab. Das war es aber auch schon an<br />
Nettigkeiten. Beim Einlauf gab es<br />
für die Albatrosse Pfiffe von den<br />
Rängen, lediglich Luke Sikma, der<br />
vor seinem Alba-Engagement zwei<br />
Jahre in Valencia gespielt hatte,<br />
wurde mit Applaus bedacht. Fast logisch,<br />
dass der US-Amerikaner in<br />
der Halbzeitpause vordas Mikrofon<br />
des spanischen Fernsehens musste.<br />
„Wir sind wieder im Spiel, aber wir<br />
müssen am eigenen Brett besser<br />
ausboxen“, sagte Sikma.<br />
Probleme untermeigenen Korb<br />
Schöne Abwechslung<br />
DPA/FRANCESC JUAN<br />
Auf 38:41 hatte er sich mit seinen<br />
Teamkollegen beim Seitenwechsel<br />
wieder herangekämpft, zwischenzeitlich<br />
aber schon mit 13:23 hinten<br />
gelegen. Gerade unter dem eigenen<br />
Korb hatte Alba Berlin Probleme.<br />
Sieben Offensivrebounds konnten<br />
die Gastgeber allein im ersten Viertel<br />
sammeln, Alba brachte es lediglich<br />
auf fünf –defensiv und offensiv<br />
zusammen. Zudem waren zwei<br />
Spieler mit dem Familiennamen<br />
Thomas nicht in den Griff zu bekommen.<br />
ZumZeitpunkt des 13:23-<br />
Rückstands zu Beginn des zweiten<br />
Viertel brachten es Will und Matt<br />
Thomas zusammen auf 17 Zähler.<br />
Wenn Alba Berlin in dieser Saison<br />
aber etwas auszeichnet, dann ist es<br />
die Ruhe in solchen Situationen.<br />
Mit einer höheren Intensität in der<br />
Verteidigung und besserer Arbeit<br />
beim Defensivrebound knabberten<br />
die Albatrosse Stück für Stück vom<br />
Rückstand ab.<br />
Auch das zwischenzeitlich dritte<br />
Foul von Landry Nnoko (15.) änderte<br />
nichts daran, dass Martin Hermannsson<br />
mit einem verwandelten<br />
Bonusfreiwurf zum 35:35 ausgleichen<br />
konnte. Auch wenn im Anschluss<br />
sein Alley-oop-Anspiel auf<br />
Tim Schneider missglückte, sowar<br />
es auch ein Zeichen –von Selbstvertrauen.<br />
Mitdiesem kam vorallem Peyton<br />
Siva aus der Kabine. Albas Aufbauspieler<br />
war nicht nur treffsicher von<br />
der Dreierlinie,sondernsetzte seine<br />
Teamkollegen wieder einmal großartig<br />
in Szene. Allein auf das Ergebnis<br />
sollten sich Sivasvier Dreier und<br />
sechs Assists zu diesem Zeitpunkt<br />
nicht positiv auswirken. Die von<br />
Luke Sikma angesprochenen und<br />
aus der Statistik abzulesenden Probleme<br />
beim Rebound konnte Alba<br />
einfach nicht abstellen.<br />
Abgezockt heruntergespielt<br />
Nach drei Vierteln hatte Valencia<br />
doppelt so viele Abpraller eingesammelt<br />
wie die <strong>Berliner</strong> (32:16).<br />
Auch in der Offensive erhöhten die<br />
Spanier die Trefferquote, setzten<br />
sich immer weiter ab und lagen vor<br />
dem Schlussviertel mit 71:53 in<br />
Front. Mit 15:30 hatten die <strong>Berliner</strong><br />
den dritten Abschnitt abgegeben,<br />
das Spiel allerdings noch nicht.<br />
Keine vier Minuten waren gespielt,<br />
da hatte Alba den Rückstand<br />
mit einem 9:0-Lauf auf 62:71 verkürzt.<br />
Viel weniger sollte es allerdings<br />
nicht werden. Valencia beendete<br />
die kurze Schwächephase. Abgezockt<br />
wurden die eigenen Angriffe<br />
runtergespielt und mit<br />
Punkten abgeschlossen.<br />
Jürgen Klopps FC Liverpool erspielt sich gegen den FC Porto eine sehr gute Ausgangslage in der Champions League<br />
VonHendrik Buchheister,Liverpool<br />
Der FC Liverpool hat es sich in<br />
den vergangenen Wochen zur<br />
Gewohnheit gemacht, seine Spiele<br />
auf dramatische Weise zu gewinnen,<br />
mit viel Kampf, späten Toren und<br />
auch ein bisschen Glück. Da war die<br />
Partie gegen den FC PortoimViertelfinale<br />
der Champions League an der<br />
heimischen Anfield Road eine<br />
schöne Abwechslung.<br />
Die Mannschaft von Trainer Jürgen<br />
Klopp gewann 2:0 durch die<br />
Treffer der ehemaligen Bundesliga-<br />
Profis Naby Keïta und Roberto Firmino<br />
schon in der ersten halben<br />
Stunde und konnte Kraft sparen für<br />
den Meisterschaftskampf in der Liga<br />
mit Manchester City.Vor dem Rückspiel<br />
in Porto amkommenden Mittwoch<br />
steht der englische Tabellenführer<br />
dank einer vor allem in der<br />
ersten Halbzeit kontrollierten Leistung<br />
mit mehr als einem Bein im<br />
Halbfinale der Champions League.<br />
Zwar verpasste es Liverpool, den<br />
Sieg noch höher zu gestalten und das<br />
Viertelfinale schon vor dem zweiten<br />
Treffen zu entscheiden. Dafür gelang<br />
es der Mannschaft, trotz einer engen<br />
Schlussphase ohne Gegentor zu<br />
bleiben.<br />
Die erste Aktion vor dem aufgepeitschten<br />
Publikum gehörte dem<br />
Besuch aus Portugal. Angreifer<br />
Moussa Marega kam aus zentraler<br />
Position zum Abschluss,<br />
der Ball flog knapp am Tor<br />
vorbei. Liverpool schüttelte<br />
sich kurznach diesem<br />
Schreckmoment, übernahm<br />
die Kontrolle und<br />
wurde schon in der fünften<br />
Minute belohnt. Sadio<br />
Mané sprintete über den<br />
linken Flügel und brachte<br />
den Ball in die Mitte. Firmino<br />
legte zurück, Keïta<br />
traf. Torwart-Legende Iker Casillas<br />
hatte gegen seinen abgefälschten<br />
Schuss keine Chance.<br />
Keïta kommt so langsam in Liverpool<br />
an. Nach seinem ersten Liga-<br />
Treffer beim 3:1 am vorigen Freitag<br />
gegen den FC Southampton erzielte<br />
der frühere Leipziger sein Premieren-Tor<br />
in der Champions League<br />
für seinen neuen Klub.Auch danach<br />
hatte er immer die Füße im Spiel,<br />
wenn Liverpool gefährlich wurde. In<br />
der 22. Minute hätte Mohamed Salah<br />
auf 2:0 erhöhen müssen. Nach einem<br />
Fehlpass aus Portos Mittelfeld<br />
lief er alleine auf Casillas zu, doch er<br />
setzte den Ball neben das Ziel. Dem<br />
Angreifer aus Ägypten fehlt in dieser<br />
Saison die Gnadenlosigkeit<br />
der vorigen Spielzeit.<br />
In der 26. Minute war<br />
die Partie vorentschieden.<br />
Kapitän Jordan Henderson<br />
passt steil auf Trent Alexander-Arnold<br />
auf dem<br />
GETTY IMAGES/JULIAN FINNEY<br />
rechten Flügel. Dessen flache<br />
Hereingabe musste<br />
Hat gut lachen: Firmino nur noch über die<br />
Jürgen Klopp Linie drücken. Es war ein<br />
Torwie am Reißbrett entworfen.<br />
EinTor,wie es eigentlich die<br />
Spezialität des Meisterschafts-Konkurrenten<br />
Manchester City ist –ein<br />
Guardiola-Tor.<br />
Nach einer halbe Stunde musste<br />
Liverpool ein leichtes Unwetter<br />
überstehen. Erst rettete Torhüter<br />
Alisson gegen Marega, danach überprüfte<br />
der Video-Schiedsrichter ein<br />
mögliches Handspiel vonAlexander-<br />
Arnold. Die Entscheidung: kein Elf-<br />
meter. Der Prozess ging zügig vonstatten<br />
und wurde den Zuschauern<br />
über die Lautsprecher erklärt, in<br />
Englisch und Portugiesisch.<br />
Kurz nach der Pause lag der Ball<br />
ein drittes Mal imTor, doch Referee<br />
Antonio Mateu Lahoz gab den Treffer<br />
von Mané nicht. Diesmal<br />
brauchte er keine technische Unterstützung<br />
für seinen Entschluss. Danach<br />
drängte Liverpool weiter auf<br />
das 3:0, um das Viertelfinale schon<br />
vor der Reise nach Portugal zu entschieden.<br />
Vorallem Salah war in der<br />
Frühphase der zweiten Halbzeit ein<br />
Aktivposten. Ihm fehlte allerdings<br />
die Präzision. Nach einer Stunde verrutschte<br />
seine Direktabnahme und<br />
flog weit am Torvorbei. Auch Keïta<br />
hatte noch einen guten Versuch.<br />
So spielte Klopps Mannschaft in<br />
der zweiten Halbzeit ein riskantes<br />
Spiel. Ein Gegentreffer im eigenen<br />
Stadion hätte die Ausgangslage für<br />
das Rückspiel deutlich getrübt. Die<br />
Gäste hatten ihre Gelegenheiten in<br />
der Schlussphase.Marega kam zweimal<br />
aus spitzem Winkel zum Abschluss<br />
und prüfte damit die Nerven<br />
der Zuschauer.<br />
NACHRICHTEN<br />
Augsburg trennt sich von<br />
Baum und Lehmann<br />
FUSSBALL. Bundesligist FC Augsburghat<br />
sich vonCheftrainer Manuel<br />
Baum, Co-Trainer Jens Lehmann<br />
und seinem Technischen Direktor<br />
Stephan Schwarzgetrennt.<br />
Dasteilte der Tabellen-15. am Dienstagnachmittag<br />
mit. Als Nachfolger<br />
vonBaum soll der Schweizer Martin<br />
Schmidt mit dem FCA den Klassenerhalt<br />
sichern. DerfrühereMainzer<br />
und Wolfsburger Coach wirdbereits<br />
am Mittwoch das Training bei den<br />
bayerischen Schwaben leiten.<br />
Innenraumverbot und<br />
Geldstrafe für Trainer Wollitz<br />
FUSSBALL. Claus-Dieter Wollitz von<br />
Drittligist Energie Cottbus ist„wegen<br />
eines fortgesetzten unsportlichen<br />
Verhaltens“ mit einem Innenraumverbot<br />
für ein Spiel bestraft worden.<br />
Außerdem muss Wollitz eine Geldstrafe<br />
in Höhe von2000 Euro zahlen.<br />
Sanktioniertwurde Wollitz’Verhalten<br />
während des Spiels in Zwickau,<br />
als sich der Trainer mit den Schiedsrichternangelegt<br />
hatte.<br />
Hannover 96 trennt sich von<br />
Manager Horst Heldt<br />
FUSSBALL. Derstarkabstiegsbedrohte<br />
Bundesligist Hannover96hat<br />
sich mit sofortiger Wirkung vonManager<br />
Horst Heldt, 49, getrennt. Dem<br />
früheren Nationalspieler,der seit<br />
März2017 für 96 gearbeitet hatte<br />
und mit einem Vertragbis 2021 ausgestattet<br />
war,wurde die sportliche<br />
Talfahrtzum Verhängnis.<br />
Deutsche Fußballerinnen<br />
spielen 2:2 gegen Japan<br />
FUSSBALL. Zwei Patzer vonAlmuth<br />
Schult haben der neuen Bundestrainerin<br />
Martina Voss-Tecklenburgdie<br />
Heimpremiereverdorben. Beim<br />
Härtetest zwei Monate vorWM-Start<br />
gegen Japan verschuldete die Torhüterin<br />
beim 2:2 (0:1) beide Gegentore.<br />
AlexandraPopp und Svenja Huth erzielten<br />
die deutschen Treffer.<br />
TeBe setzt sich im <strong>Berliner</strong><br />
Pokal-Halbfinale durch<br />
FUSSBALL. Oberligist Tennis Borussia<br />
hat sich im <strong>Berliner</strong> Pokal-Halbfinale<br />
mit 7:6 nach Elfmeterschießen<br />
gegen Regionalligist VSG Altglienicke<br />
durchgesetzt. Beim Stand von<br />
2:2 verschoss Benjamin Förster einen<br />
Foulelfmeter (114.). Beide<br />
Teams legten vor478 Zuschauernrasant<br />
los.TeBe-Keeper Bjarne Rogall<br />
verschätzte sich Sekunden nach Anpfiff,<br />
Altglienickes Christian Skoda<br />
schob zum 1:0 für die VSG ein. Nur<br />
fünf Minuten später flankte Karim<br />
Benyamina auf Rifat Gelici, der per<br />
Kopf ausglich. Enes Aydin (28.)<br />
brachte TeBe in Führung, doch kurz<br />
vorder Pause patzte Rogall erneut:<br />
Förster staubte zum 2:2 ab.ImElfmeterschießen<br />
verschoss er.Der<br />
Finalgegner wirdheute zwischen<br />
den Regionalligisten BFC Dynamo<br />
und FC Viktoria 89 (18 Uhr, Jahnsportpark)<br />
ermittelt. Dortsteigt am<br />
25. Maiauch das Finale.<br />
ZAHLEN<br />
Fussball<br />
Champions League, Viertelfinale<br />
FC Liverpool -FCPorto 2:0 (2:0)<br />
Tottenham Hotspur -Manchester City 1:0 (0:0)<br />
Ajax Amsterdam -Juventus Turin 21 Uhr<br />
Manchester United -FCBarcelona 21 Uhr<br />
Rückspiele finden am 16. und 17. April statt.<br />
Eishockey<br />
DEL Play-off-Halbfinale, 4. Spiel<br />
Köln -Mannheim 2:4 (0:1, 0:3, 2:0)<br />
Stand/Serie 0:4 –damit ist Mannheim im Finale<br />
Augsburg -München (Stand/Serie 2:1) 19.30 Uhr
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 – S eite 20 *<br />
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Sport<br />
Schummel-Schumi &Co.<br />
In Schanghai wird am Wochenende das 1000. Formel-1-Rennen gestartet. Dieses Jubiläum der Königsklasse<br />
des Motorsports verdient zumindest eine Mini-Serie, Teil 1: die größten Skandale<br />
VonElmar Brümmer<br />
Sichere Kurvenlage: Charles Leclerc im Ferrari<br />
GETTY<br />
Neunhundertneunundneunzig<br />
mal Formel 1–<br />
und am Wochenende<br />
wird in Schanghai der<br />
1000. Grand Prix gefahren. Europäische<br />
Traditionalisten mögen das bedauern,<br />
aber die chinesische Metropole<br />
vereint Tradition und Moderne<br />
gleichermaßen in sich, das Leben<br />
dort ist rasend schnell und maßlos.<br />
Genau das sind die Attribute, die<br />
perfekt zur Königsklasse des Motorsports<br />
passen. Die Skandale, die im<br />
Mittelpunkt der ersten Folge dieser<br />
Serie stehen, belegen das auf ihre<br />
ganz eigene Art.<br />
Nebulöses, 1973: Beim Großen Preis<br />
von Kanada herrscht in Mosport<br />
dichter Nebel, der Sieger kann nicht<br />
ermittelt werden. Gleich drei Piloten<br />
behaupten, das Rennen gewonnen<br />
zu haben: Emerson Fittipaldi im Lotus,Jackie<br />
Oliver im Shadowund Peter<br />
Revson im McLaren. DieZeitnehmer<br />
haben den Überblick verloren,<br />
nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />
triumphiertRevson.<br />
Die rasende Kopie, 1978: Ende 1977<br />
desertieren drei Techniker vom Shadow-Rennstall<br />
und gründen ein<br />
neues Team: Arrows. Sie brauchen<br />
kaum mehr als 50 Tage,umeinen eigenen<br />
Rennwagen zu bauen. Schnell<br />
ist auch klar,warum: der ArrowsFA1<br />
ist eine glatte Kopie des neuen ShadowDN9.<br />
Konstrukteur Tony Southgate<br />
hat beim Firmenwechsel einfach<br />
alle Zeichnungen mitgenommen.<br />
Und die Kopie funktioniert<br />
besser als das Original, bis ein Gericht<br />
das Plagiat für immer in die Garage<br />
verbannt.<br />
Blei-Affäre, 1984: Der Tyrrell-Rennstall<br />
liefert den Beweis dafür, dass<br />
Tankmanipulationen zwar beliebt<br />
sind, aber praktisch immer auffliegen.<br />
Die Briten sehen mit ihren herkömmlichen<br />
Saugmotoren gegen<br />
die Turbos immer weniger Land,<br />
doch plötzlich kommen Stefan Bellof<br />
und Martin Brundle regelmäßig<br />
aufs Treppchen. In einem Zusatztank<br />
werden Bleikugeln gefunden,<br />
damit der Wagen beim Wiegen das<br />
erforderliche Mindestgewicht hat,<br />
nachdem zuvor mehr Benzin verbraucht<br />
wurde als erlaubt. Beide Autos<br />
werden von der Weltmeisterschaft<br />
ausgeschlossen.<br />
Hass-Duell, 1989/90: Zwei Egomanen<br />
mit einem Überschuss an Talent,<br />
das bringt der Formel 1 die<br />
größte In-Team-Feindschaft ihrer<br />
Geschichte. Ayrton Senna drängt<br />
den McLaren-Kollegen Alain Prost<br />
1988 in Portugal in die Mauer,damit<br />
geht der Stallkrieg los. 1989 in Suzuka<br />
eskaliert die Fehde. Beide Mc-<br />
Laren sind gleichauf, doch Prost lässt<br />
seinen Teamkollegen nicht vorbei. Er<br />
macht die Tür zu und schießt Senna<br />
ab. Beide landen ineinander verkeilt<br />
in der Auslaufzone.Damit wäreProst<br />
Weltmeister. Doch Senna schafft es<br />
mit Hilfe der Streckenposten, sein<br />
Auto wieder freizubekommen, wird<br />
aber später dennoch disqualifiziert.<br />
Die Revanche folgt im Jahr darauf,<br />
als Prost für Ferrari fährt und Senna<br />
ihm eiskalt absichtlich ins Auto rast.<br />
Rennfeinde: Prost und Senna 1988 Rennfreude: Schumacher 1991<br />
Skandalfunktionäre: Max Mosleyund Bernie Ecclestone 2000 IMAGO IMAGES (3)<br />
Benetton-Schummeleien, 1994: Den<br />
Schimpfnamen „Schummel-<br />
Schumi“ ist der Rekordweltmeister<br />
nach dem ersten Titelgewinn nie<br />
mehr losgeworden, dabei waren die<br />
wahren Schummler die Techniker im<br />
Benetton-Team. Vorallem die illegale<br />
Traktionskontrolle bringt dem Auto<br />
Vorteile.Aber es ist nicht nur die Startautomatik.<br />
Die Tankanlage ist manipuliert,<br />
das kommt nach einem Boxenfeuer<br />
in Hockenheim raus.Sowie<br />
der Unterboden, der Schumacher<br />
1994 den Sieg in Spakostet. Zumersten<br />
Titel reicht es trotzdem.<br />
Nackte Tatsachen, 2003:Wersich als<br />
Fußgänger auf die Rennstrecke wagt,<br />
braucht Gottes Beistand: Derfrühere<br />
Geistliche Cornelius „Neil“ Horan<br />
flitzt in Silverstone nackt auf die Piste.<br />
Er rennt, um zu missionieren: „Lest<br />
die Bibel. DieBibel hat immer recht.“<br />
Er wirdfast umgefahren. Im Jahr darauf,<br />
reißt der Verwirrte beim Olympia-Marathon<br />
den Führenden um.<br />
Geisterrennen, 2005: Lediglich sechs<br />
Autos im riesigen Nudeltopf von Indianapolis<br />
und Hunderttausende<br />
Fans toben, nachdem alle Michelinbereiften<br />
Autos nach der Einführungsrunde<br />
wieder in die Boxfahren.<br />
Im Freitagstraining war Ralf Schumacher<br />
mit seinem Toyota in der Steilkurve<br />
nach einem Reifenschaden in<br />
die Mauer eingeschlagen, die Pneus<br />
der Franzosen halten dem High<br />
Speed nicht stand. Michael Schumacher<br />
gewinnt den Geister-Grand-Prix,<br />
und wirdmit Bierdosen beworfen.<br />
Spygate, 2007: Ein liegengelassenes<br />
Dokument in einem Londoner Copy-<br />
Shop kostet McLaren-Mercedes 100<br />
Millionen Dollar –die höchste Strafe,<br />
die es je gab. Die Frau des Chefingenieurs<br />
Mike Coughlan hatte 780 Seiten<br />
Ferrari-Dokumente kopiert, die<br />
vom beleidigten Ferrari-Chefmechaniker<br />
Nigel Stepney stammten. Pikant:<br />
DerTipp war vonMcLaren-Pilot<br />
Fernando Alonso gekommen, der<br />
sich im internen Duell mit Lewis Hamilton<br />
benachteiligt sah.<br />
Crashgate, 2008: Das erste Nachtrennen<br />
der Formel-1-Geschichte,alle<br />
sind verzaubert. Bis herauskommt:<br />
Der Unfall des Renault-Werksfahrers<br />
Nelson Piquet junior in der 14. Runde<br />
ist absichtlich passiert, auf Befehl des<br />
Kommandostands. Durch die Neutralisierung<br />
wirdAlonso zum Gewinner,<br />
weil er kurz vorher zum Tanken<br />
und Reifenwechsel an der Boxgewesen<br />
ist. Kronzeuge Piquet packt erst<br />
aus, nachdem er vom Team geschasst<br />
wird. Die Sperren gegen die<br />
Drahtzieher Flavio Briatore und Pat<br />
Symonds werden später wieder aufgehoben.<br />
Der Sex-Skandal, 2008: Fia-Präsident<br />
Max Mosley haben viele Rennfahrer<br />
ihr Leben zu verdanken, er<br />
ist ein unermüdlicher Vorkämpfer<br />
für die Sicherheit. Er muss um seinen<br />
Ruf ringen, nachdem ein Boulevardblatt<br />
heimlich aufgenommene<br />
Bilder von einer sadomasochistischen<br />
Sex-Party mit Prostituierten<br />
veröffentlicht. Der damals<br />
68 Jahrealte Mosley beharrtauf seiner<br />
Privatsphäre, betont die Volljährigkeit<br />
der Beteiligten und die<br />
Freiwilligkeit der Aktionen. Er wird<br />
nach einem Misstrauensvotum mit<br />
deutlicher Mehrheit im Amt bestätigt,<br />
gibt aber den Fia-Vorsitz ein<br />
Jahr später ab –und gewinnt den<br />
Musterprozess gegen Google.<br />
Korruptionsprozess, 2014: Bernie<br />
Ecclestone, seit den Siebzigern der<br />
Zampano der Königsklasse, muss<br />
sich vordem Münchner Landgericht<br />
in einem Bestechungsprozess im Zusammenhang<br />
mit dem Verkauf von<br />
Formel-1-Anteilen verantworten.<br />
DasVerfahren wirdgegen eine Geldauflage<br />
von100 Millionen US-Dollar<br />
ohne Urteil eingestellt.<br />
LesenSie morgen im zweiten Serienteil:<br />
die 10 bestenTypen aus 1000 Formel-1-Rennen.<br />
Die Sache mit dem Geld<br />
Boxer und Trainer beklagen das Aus für den Chemiepokal in Halle an der Saale. Statt des Traditionsturniers findet ab diesem Mittwoch der Cologne Boxing World Cup in Köln statt<br />
VonKarin Bühler<br />
Esgib so viele Geschichten vom<br />
Chemiepokal in Halle. Boxtrainer<br />
Ulli Wegner zum Beispiel bekommt<br />
die vielen Sieger und Medaillengewinner,<br />
die er dort inder Ecke<br />
begleitet hat, gar nicht mehr alle zusammen:<br />
„Nach den Finalkämpfen<br />
gab es immer ein Bankett mit der<br />
Weltspitze. Es war ein besonderes<br />
Turnier.“ DieKubaner schickten ihre<br />
Staffeln, Russen, Briten, Franzosen.<br />
Henry Maske gewann den Chemiepokal<br />
fünfmal. Beiseinem ersten<br />
Auftritt 1982 war er 19 Jahre alt, besiegte<br />
seinen kubanischen Angstgegner<br />
Ángel Espinosa, obwohl er<br />
gegen den breitschultrigen Kerl drei<br />
Runden lang nur rückwärts lief. Der<br />
frühere Profi-Weltmeister im Cruisergewicht<br />
Yoan Pablo Hernández<br />
setzte sich 2005 bei dem Boxturnier<br />
in Halle vonseiner kubanischen Nationalstaffel<br />
ab.Erwar damals Junioren-Weltmeister.<br />
Er wollte mit seinem<br />
Sport Geld verdienen, um seiner<br />
Familie zu helfen.<br />
DieSache mit dem Geld ist in diesem<br />
Jahr dem Chemiepokal selbst<br />
zum Verhängnis geworden, der Etat<br />
von 230 000 Euro hatte den Deutschen<br />
Boxsportverband (DBV) überfordert,<br />
er war schon im Vorjahr auf<br />
einem Minus sitzen geblieben. DBV-<br />
Präsident Jürgen Kyas, nannte die<br />
dreißigprozentige Kürzung<br />
der benötigten finanziellen<br />
Mittel durch Lotto<br />
Sachsen-Anhalt sowie<br />
„bürokratische Hürden“<br />
und die angeblich nicht erfolgte<br />
Genehmigung des<br />
Fördermittelantrages<br />
durch das Landesverwaltungsamt<br />
als Grund, worüber<br />
das Amt wiederum<br />
überrascht war,daesoffenbar wie in<br />
den Jahren zuvor Mittel in Höhe von<br />
50 000 Euro freigegeben hatte.<br />
Fakt ist: Das Turnier in Halle an<br />
der Saale gibt es nicht mehr. Stattdessen<br />
beginnt an diesem Mittwoch<br />
der „Cologne Boxing World Cup“ in<br />
Erzürnt:<br />
Ulli Wegner<br />
IMAGO IMAGES/SPÖTTEL<br />
der Sporthalle Süd in Köln.<br />
Trainer Wegner ist erzürnt:<br />
„Das ist nicht in Ordnung,<br />
dass man so ein Weltklasse-Turnier<br />
verlegt. Damit<br />
macht man Boxen in<br />
Ostdeutschland weiter kaputt.<br />
DerChemiepokal gehört<br />
nicht nach Köln. Ich<br />
bin sehr enttäuscht, dass<br />
sich die Funktionäre da<br />
keinen Kopf drum machen.“<br />
Henry Maske beklagt ebenfalls<br />
das Ende einer Legende. Immerhin<br />
fand der Chemiepokal, der seine<br />
Wurzeln im SC Chemie Halle hatte,<br />
seit 1970 an der Saale statt. Dreimal<br />
fiel das Turnier seither aus,1975 weil<br />
die Jugend-EM stattfand, 1991 wegen<br />
des Golfkrieges, 2010 war der<br />
Etat schon mal das Problem.<br />
Zum ersten Turnier kamen 82<br />
Sportler aus zehn Ländern in die<br />
ausverkaufte Eissporthalle am Gimritzer<br />
Damm. Der Generaldirektor<br />
des VEB Chemische Werke Buna<br />
wurde Leiter des ersten Turnierkomitees.<br />
Auch die Chemiekombinate<br />
aus Schkopau, Leuna und Bitterfeld<br />
standen später Pate.Das DDR-Fernsehen<br />
zeigte die Finalkämpfe im<br />
Sonntagsprogramm. Zuletzt boxten<br />
die Athleten in der Sportarena in<br />
Halle-Neustadt.<br />
Der <strong>Berliner</strong> Bundestrainer Ralf<br />
Dickert bedauert das Aus für Halle<br />
ebenfalls. „Es war über Jahrzehnte<br />
das letzte große Traditionsturnier.Es<br />
war schon zu DDR-Zeiten ein Höhepunkt.<br />
Da schon das TSC-Turnier in<br />
Berlin nach der Wende weggefallen<br />
ist, ist das umso bedauerlicher.“<br />
Andererseits ist Dickert froh, dass<br />
Köln als Veranstalter eingesprungen<br />
ist. Er ist gerade mit den <strong>Berliner</strong> Boxern<br />
Umar Bajwa (56 kg), Hamsat<br />
Shadalov (60 kg), Murat Yildirim (63<br />
kg), Paul Wall (69 kg), AbuLubdeh (81<br />
kg) und Alexander Müller vom Berge<br />
(+91 kg) dort. Für sie geht es um<br />
Punkte für die deutsche Rangliste,um<br />
ihreFörderung, um ihreZukunft. Um<br />
etwas also, das der Chemiepokal in<br />
Halle wohl nicht mehr hat.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 – S eite 21<br />
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Feuilleton<br />
Klassik in Berlin: Peter<br />
Uehling stellt das Programmder<br />
Woche vor.<br />
Seiten 24 und 25<br />
„In den Kritiken Fontanes werden heutige Debatten berührt.“<br />
Petra Kohse über Theodor Fontanes Theaterkritiken aus einem Vierteljahrhundert Seite 22<br />
Kunst im Kanzleramt<br />
Die leere<br />
Wand<br />
Harry Nutt<br />
beobachtet dasAuf- undAbhängen<br />
vonBildern.<br />
Das Kanzleramt ist, auch wenn<br />
man nicht gleich darauf<br />
kommt, ein Ausstellungsort für<br />
Kunst. Die Politik leistet sich am<br />
Ende jeder Kanzlerschaft dieVergabe<br />
einer Auftragsarbeit an einen zeitgenössischen<br />
Künstler. Inder Ahnengalerie<br />
der Bundeskanzler spiegeln<br />
sich individueller Geschmack und<br />
Zeitgeist gleichermaßen. Helmut<br />
Schmidt ließ sich vom DDR-Maler<br />
Bernd Heisig malen, er entschied<br />
sich dafür noch während der deutschen<br />
Teilung. Helmut Kohl wurde<br />
vom Heisig-Schüler Albrecht Gehse<br />
gemalt, Gerhard Schröders Wahl fiel<br />
auf Jörg Immendorf. Angela Merkels<br />
Entscheidung steht noch aus.<br />
Ein gravierendes Kunstproblem<br />
hat sie trotzdem. Zwei Gemälde Emil<br />
Noldes, die bis vor kurzem inihrem<br />
Arbeitszimmer hingen, sollen, nachdem<br />
das Gemälde „Brecher“ als<br />
Leihgabe in der am Wochenende im<br />
Hamburger Bahnhof eröffnenden<br />
Ausstellung „Emil Nolde –Eine deutsche<br />
Legende. Der Künstler im Nationalsozialismus“<br />
zu sehen sein<br />
wird, ebensowenig ins Kanzleramt<br />
zurückkehren wie Noldes „Blumengarten<br />
(Thersens Haus)“. Die Legende,<br />
dass Nolde sich von den Nazis<br />
abgewandt habe, lässt sich nicht<br />
aufrechterhalten. Tatsächlich hat<br />
sich Nolde den Nazis angebiedert.<br />
Zeit also für einen Bilderwechsel im<br />
Kanzleramt.<br />
Um die Wände wieder zu füllen,<br />
war ein Bild des Expressionisten Karl<br />
Schmidt-Rottluff ins Spiel gebracht<br />
worden. Nunhat Merkel auch davon<br />
Abstand genommen, nachdem antisemitische<br />
Zitate Schmidt-Rottluffs<br />
bekannt geworden waren. Die<br />
Kunsthistorikerin AyaSoika hat eindeutige<br />
Belege gefunden. Demnach<br />
nannte Schmidt-Rottluff die Briten<br />
während des Ersten Weltkriegs ein<br />
„Volk, das vollkommen durch die Juden<br />
verseucht ist“. Inzwischen will<br />
die Kanzlerin gar kein Bild aus der<br />
Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />
mehr leihen. Die weitere Suche wird<br />
wohl trotzdem nicht ohne kunsthistorische<br />
Expertise stattfinden.<br />
Kosmos, Chaos und Klamauk<br />
Der Regisseur Mark Schlichter hat den Kinderbuchklassiker „Alfons Zitterbacke“ zeitgemäß adaptiert<br />
VonTorsten Wahl<br />
Hey Alfons: Du wolltest<br />
doch eigentlich Kosmonaut<br />
werden –und nicht<br />
Astronaut! Wer sich in<br />
den Sechziger- oder Siebzigerjahren<br />
mit dem populären Helden aus den<br />
Kinderbüchern von Gerhard Holtz-<br />
Baumertanfreundete,würde gernin<br />
den ersten Minuten des Kinofilms<br />
seinen vertrauten Zitterbacke verteidigen,<br />
ihn so behalten, wie er ihn<br />
kennt. Ich hatte zur Einstimmung<br />
meine Litera-Schallplatte aus dem<br />
Jahre 1970 hervorgekramt, auf der<br />
Helga Raumer und HerbertKöfer als<br />
Eltern zu hören sind, und war erstaunt,<br />
dass ich fast jeden Satz noch<br />
mitsprechen konnte.<br />
Ebenso erstaunlich, dass ein aus<br />
Münster stammender Regisseur wie<br />
Mark Schlichter überhaupt auf ein<br />
DDR-Kinderbuch gestoßen ist, in<br />
der sich der Held gegen Figuren wie<br />
einen Pionierleiter behaupten muss.<br />
Doch da Schlichters Kinder genauso<br />
über die Geschichten des ewigen<br />
Pechvogels lachen konnten, muss<br />
dieser Alfons Zitterbacke doch einiges<br />
besitzen, das über den Ostbezug<br />
hinausweist. Mark Schlichter hat erkannt,<br />
dass dieser Alfons nicht etwa<br />
ein notorischer Außenseiter oder gar<br />
Systemverweigerer ist, sondern dass<br />
er zum Chaosstifter wird, weil er alles<br />
besonders gut machen will.<br />
Jetzt auch mit Mädchen<br />
Schlichters Entscheidung, das Buch<br />
gemeinsam mit seinen Autoren in<br />
die Jetztzeit zu versetzen, ist gut<br />
nachvollziehbar. Nicht nur, weil die<br />
Bücher zu DDR-Zeiten schon verfilmt<br />
worden waren, erst 1966 von<br />
Konrad Petzold für die Defa, in den<br />
Achtzigern dann als Serie fürs Fernsehen.<br />
Junge Zuschauer von heute<br />
würden nicht nur die politischen<br />
Umstände, sondern auch den Alltag<br />
der Sechziger kaum verstehen. So<br />
bastelt sich Alfons im Buch mit seinemKumpel<br />
ein Telefon aus Schnüren<br />
und Schuhputzdosen –imFilm<br />
skypt er mit seinem Freund. Zeitgemäß<br />
dazugedichtet wurde auch eine<br />
Freundin für Alfons –imBuch spielten<br />
Mädchen noch gar keine Rolle.<br />
Geblieben aber ist eine zentrale<br />
Idee –die Sehnsucht nach demWeltall.<br />
Der klassische Alfons wollte Juri<br />
Gagarin nacheifern, er trainierte für<br />
Vater Zitterbacke(Devid Striesow,l.) und sein Sohn Alfons (Tilman Döbler)<br />
den Raumflug das Essen aus Tuben,<br />
er fuhr Karussell, bis ihm schlecht<br />
wurde und machte sich schließlich<br />
zu Fußzum Moskauer Sternenstädtchen<br />
auf. Der neue Alfons (Tilman<br />
Döbler) träumt sich in der knalligen<br />
Ouvertüre, die mit Science-Fiction-<br />
Klassikern wie „Star Trek“ spielt, als<br />
Raumfahrer an die Seite des populären<br />
Alexander Gerst. Dass der reale<br />
Astronaut tatsächlich auf der ISS für<br />
EDITH HELD<br />
den Film schauspielerte, ist schon<br />
mal ein Coup. Bürger Lars Dietrich<br />
als Ko-Kosmonaut Sergej Krumow<br />
bringt eine komische Note in die<br />
kosmische Szenerie.<br />
Zitterbackes Schule trägt zwar<br />
den Namen von Sigmund Jähn, begegnet<br />
dem Himmelsstürmer Alfons<br />
aber mit Ignoranz. Der Lehrer<br />
(Thorsten Merten) interessiert sich<br />
nicht für seinen Vortrag über die Astronautentoilette,<br />
seine fiesen Mitschüler,<br />
die ihn auch in diesem Film<br />
wieder mit dem Spruch„Zitterbacke,<br />
Hühnerkacke“ mobben, zerfleddern<br />
erst die Modellbaupläne für den<br />
Flugwettbewerb und versuchen<br />
dann, mit gekauften Drohnen Alfons<br />
und seine Freunde zu übertrumpfen<br />
– ihr arroganter Sponsor wird gespielt<br />
vonWolfgang Stumph.<br />
Sprung vomDreimeterbrett<br />
Die Schulszenen sind, wie bei Paukerfilmen<br />
üblich, mit viel Klamauk<br />
angereichert. Alle Erwachsenen, ob<br />
nun Olaf Schubertals verpeilter Chemielehrer<br />
oder Katharina Thalbach<br />
als diktatorische Direktorin, erscheinen<br />
als überzeichnete Knallköpfe.<br />
Genauer, leiser gespielt wird der Alltag<br />
der Familie Zitterbacke.Wie Alexandra<br />
Maria Lara und Devid Striesowals<br />
Elternpaar immer wieder hin<br />
und hergerissen werden zwischen<br />
Verzweiflung über und Verständnis<br />
für ihren Sohn, das ist wunderbar<br />
anzusehen. Viele vertraute Szenen,<br />
etwa die Auftritte von Alfons als falscher<br />
Betrunkener oder mit einem<br />
missglückten Aprilscherz, funktionieren<br />
hier so gut wie einst. Auch in<br />
den Versuchen des Vaters, seinem<br />
schwächlichen Alfons endlich den<br />
Kopfsprung vomDreimeterbrett beizubringen,<br />
kann sich jeder wiederfinden<br />
–als Vater wie als Sohn.<br />
Der12-jährige Tilman Döbler,der<br />
schon in Dirk Kummers DDR-Drama<br />
„Zuckersand“ sein Talent bewiesen<br />
hatte, trägt mit seiner Unbekümmertheit<br />
den gesamten Film. Als Gag<br />
am Rande trifft er den Alfons Zitterbacke<br />
von 1966: Helmut Rossmann,<br />
inzwischen Mitte sechzig, spielt einen<br />
Bratwurstverkäufer und findet,<br />
Alfons sei doch ein schöner Name.<br />
Alfons Zitterbacke:Das Chaos ist zurück<br />
Dtl.2018. Regie: Mark Schlichter;Drehbuch:<br />
AnjaFlade-Kruse,JohnChambers, Mark Schlichter<br />
(nach der Romanvorlagevon Gerhard Holtz-<br />
Baumert); Darsteller:TilmanDöbler,Alexandra<br />
Maria Lara,Devid Striesow, Thorsten Merten, BürgerLarsDietrich,KatharinaThalbach,<br />
Alexander<br />
Gerst u.a., 90 Minuten, Farbe FSK: frei.<br />
Der Film kommtamDonnerstag in die Kinos<br />
Torsten Wahl<br />
fühlte sich im Kino in seine<br />
Kindheit zurückversetzt<br />
NACHRICHTEN<br />
Weiße ungarische Sänger<br />
geben sich als schwarz aus<br />
15 weiße Sänger und Sängerinnen<br />
der ungarischen Staatsoper haben<br />
schriftlich erklärt, dass die „afroamerikanische<br />
Herkunft und das<br />
afro-amerikanische Bewusstsein einen<br />
untrennbaren Teil“ ihrer Identität<br />
ausmachen würde.Dies sagte<br />
Staatsopern-Intendant Szilveszter<br />
Okovacs am Montagabend im Fernsehsender<br />
ATV. Hintergrund ist ein<br />
Streit mit den Rechteinhabernder<br />
Oper „Porgy und Bess“ vonGeorge<br />
Gershwin, die darauf bestehen, dass<br />
das Werk nur vonSchwarzenaufgeführtwird.<br />
DieOper in Budapest, die<br />
„Porgy und Bess“ mit Weißen aufführt,<br />
hofft, im Fall einer Klage ihre<br />
Position zu verbessern. (dpa)<br />
Komische Oper holt Kirill<br />
Serebrennikow nach Berlin<br />
DieKomische Oper holt den am<br />
Montag aus dem Hausarrest in Moskau<br />
entlassenen russischen Regisseur<br />
Kirill Serebrennikownach Berlin.<br />
Serebrennikowwerde in der<br />
nächsten Spielzeit Igor Strawinskys<br />
Oper „The Rake’s Progress“ inszenieren,<br />
kündigte Intendant Barrie Kosky<br />
am Dienstag an und äußerte sich zuversichtlich,<br />
dass Serebrennikow<br />
auch ausreisen dürfe.Der Regisseur<br />
war am Montag überraschend nach<br />
rund anderthalb Jahren auf freien<br />
Fußgesetzt worden, darfMoskau<br />
aber nicht unerlaubt verlassen. (dpa)<br />
Museen geben Leichname<br />
aus Australien zurück<br />
Diesterblichen Überreste eines indigenen<br />
Mannes aus Australien sind<br />
am Dienstag im Münchner Museum<br />
Fünf Kontinente an seine Nachfahrenvon<br />
der Gemeinschaft der Gimuy<br />
WalubaraYidindji zurückgegeben<br />
worden. Forscher hatten die mumifizierte<br />
Leiche 1876 bei einer Bestattungszeremonie<br />
im Gebiet des heutigen<br />
Queensland gestohlen. München<br />
ist nur die erste Station der<br />
Reise.Die Gruppe,zuder auch Vertreter<br />
der Yawurugehören, will die<br />
Überreste von52weiteren Vorfahren<br />
in Empfang nehmen. Sielagernin<br />
Stuttgart, Dresden, Freiburgund<br />
Halle und sollen jetzt in Australien<br />
bestattet werden. (dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Fontane der Woche<br />
Immer Ärger<br />
mit Jenny<br />
VonRalf Schenk<br />
Im Oktober 1951, das Wetter war schon<br />
winterlich, bog ein zurückgeschlagener<br />
Landauer vom Spittelmarkt her in die Kurund<br />
dann in die Adlerstraße ein und hielt<br />
gleich danach vor einem ansehnlichen, im<br />
übrigen aber altmodischen Hause.ImFonds<br />
des Wagens saß die berühmte Schauspielerin<br />
und Diseuse Trude Hesterberg, die von<br />
der Defa verpflichtet worden war, ineinem<br />
Film als Theodor Fontanes Kommerzienrätin<br />
Frau Jenny Treibel aufzutreten.<br />
Die Premierenbesucher im Kino Babylon<br />
dankten Frau Hesterbergmit viel Beifall, hatte<br />
sie doch alles gegeben, was der Roman ihr abverlangte.Mit<br />
vollem Einsatz vonStimme und<br />
Körper, mal aufgeplustert wie ein Pfau, mal<br />
leise intrigierend, führte sie vor, dass Geld einen<br />
Menschen nicht weiser macht; stattdessen<br />
zeichnete sie, wie von Fontane gewünscht,<br />
„das Hohle, Phrasenhafte, Lügnerische,<br />
Hochmütige, Hartherzige des<br />
Bourgeoisstandpunktes“ aufs Trefflichste.<br />
Umso erstaunter waren die Premierengäste,<br />
dass dies der Defa offenbar nicht genügt<br />
hatte. Denn noch vor Frau Hesterberg<br />
zeigte der Film eine Gruppe vonArbeitslosen,<br />
die auf den Stellenanzeiger warteten, um endlich,<br />
wenn auch vielleicht nur für ein paar<br />
Stunden, zu Lohn zu gelangen, und die sich<br />
dann doch, aufmüpfige Reden führend, einem<br />
reichen Herrnverweigerten, der dieWartenden<br />
Faulpelzeund Hungerleider nannte.<br />
Was, um Gottes Willen, war bei der Defa<br />
mit dem alten Fontane geschehen? Glaubten<br />
die Dramaturgen, angefeuert von ihrem aus<br />
Moskauer Exil heimgekehrten Direktor Sepp<br />
Schwab,erkannt zu haben, dass dem Roman<br />
eine kräftige Prise Klassenkampf gut tun<br />
BARBARA WREDE<br />
würde? GanzeSzenenkomplexe waren erfunden<br />
worden: wie Kinder und Frauen nachts<br />
zur Schichtarbeit schleichen, wie die Sozialdemokratie<br />
von Bismarck verboten wird und<br />
daraufhin die Arbeiter Tarnvereine gründen,<br />
wie unter denTreibel’schen DienernimLivree<br />
aufrechte Genossen sind, vondenen einer sogar<br />
die rote Fahne tragen darf. Am Ende des<br />
Films erklang gar das Motiv von jenen Brüdern,<br />
die zur Sonne,zur Freiheitströmen.<br />
Auch der Titelhatte sich verwandelt. Nicht<br />
mehr der Name der Kommerzienrätin zierte<br />
die Kinoplakate, sondern der von Corinna<br />
Schmidt, der jungen Lehrertochter,die es zunächst<br />
auf Treibels Sohn abgesehen hat, dann<br />
aber doch ihrenVetter Marcell heiratet. Und<br />
während das Buch mit der Hochzeitsreise<br />
nach Italien endete,wirdMarcell im Film,weil<br />
sozialdemokratischer Journalist, aus<br />
Deutschland ausgewiesen. Beim Abschied<br />
am Bahnsteig war Corinna von Proletariern<br />
umrahmt, und einer übersprudelnd aufrechten<br />
Arbeiterin, gespielt von der blutjungen<br />
Käthe Reichel, gehörten die letzten Worte: „Ja,<br />
wir haben doch den gleichenWeg!“<br />
Als„Corinna Schmidt“ nun das Licht der<br />
Leinwand erblickt hatte und die Defa<br />
glaubte,alles richtiggemacht zu haben, meldete<br />
sich die Tägliche Rundschau, das Blatt<br />
der sowjetischen Militär-Administration,<br />
und kritisierte, das Auftreten der Arbeiterklasse<br />
bleibe reine Staffage. Hermann Axen<br />
vom SED-Zentralkomitee nannte den Film<br />
einen schweren Fehler, indem „in den Stoff<br />
von Fontane mit Gewalt, und daher unzulänglich,<br />
Episoden des Kampfes gegen das<br />
Sozialistengesetz hineingepresst wurden“.<br />
Und genau so wie der alte Schmidt am<br />
Schlusse des Romans mag wohl auch Regisseur<br />
Artur Pohl mit Blick auf Fontanes Text<br />
gemurmelt haben: „Ich hätte doch am Ende<br />
dabei bleiben sollen …“
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />
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Feuilleton<br />
Kunst ist ein ganz besonderer Saft<br />
Drei Gründe, warum die Theaterkritiken von Theodor Fontane auch heute noch lesenswert sind<br />
VonPetraKohse<br />
Eigentlich braucht niemand<br />
2000 Buchseiten voll Kritiken<br />
über das <strong>Berliner</strong><br />
Theater vor 150 Jahren.<br />
Menschen, denen das Theater fern<br />
ist, sowieso nicht. Diejenigen, denen<br />
das Theater nah ist, aber auch<br />
nicht. Denn was inden 70er-Jahren<br />
des 19. Jahrhunderts auf den Bühnen<br />
geboten wurde, gehört zuden<br />
uninteressanten Kapiteln derTheatergeschichte.<br />
Jekursorischer man<br />
sich damit befassen kann, desto<br />
besser. Erst Mitte der 1880er-Jahre<br />
nahm das Geschehen mit dem aufkommenden<br />
Realismus Fahrt auf<br />
und wurde mit der Gründung der<br />
Freien Bühne in Berlin im Jahr 1889<br />
dann sogar richtig aufregend. Aber<br />
da war Theodor Fontanes Zeit als<br />
hauptamtlicher Theaterkritiker der<br />
Vossischen <strong>Zeitung</strong> schon zu Ende,<br />
unddie Handvoll Artikel, die er über<br />
die Aufführungen der –umdie Zensur<br />
umgehen zu können als Verein<br />
gegründeten –Freien Bühne noch<br />
schrieb,waren bloß die Bonustracks<br />
seines diesbezüglichen Schaffens.<br />
Trotzdem sei empfohlen, in die<br />
vier Bände der Großen Brandenburger<br />
Fontane-Ausgabe, die sich mit<br />
seinen Theaterkritiken von 1870 bis<br />
1894 befassen (drei Bände mit 649<br />
Kritiken, ein Band mit Kommentaren)<br />
wenigstens hineinzulesen.<br />
Denn sofortwirdmehreres spürbar.<br />
Erstens: die offenbare und sehr<br />
inspirierende Muße der damaligen<br />
Kulturgesellschaft. Ohne Multitasking,<br />
Newsfeeds und Netflix konnten<br />
den Lesern bis zu drei Artikel<br />
über eine einzige Aufführung zugemutet<br />
werden. Zuweilen eine<br />
Nachtkritik als ersten Eindruck,<br />
durchaus schon in der Länge eines<br />
heutigen Beitrags in einem Fachmagazin.<br />
Dann bei neuen Stücken oft<br />
zwei weitere Beiträge: einen nur<br />
über das Drama, einen über das<br />
Spiel, die sich beide ohne raffinierte<br />
Einstiege darauf verließen, eine<br />
wartende Leserschaft vorzufinden,<br />
die den mäandernden Gedankengängen<br />
Fontanes zu folgen bereit<br />
war.<br />
Dessen meistunorthodoxes Herangehen,<br />
die Tatsache, dass er stets<br />
mehr Fragen stellte als beantwortete<br />
und auch als Kritiker ein Plauderer<br />
war,unterschied ihn zwar von<br />
seinen eher akademisch schreibenden<br />
Kollegen (etwa Karl Frenzel in<br />
der National-<strong>Zeitung</strong>), heißt aber<br />
nicht, dass seine Texte leichte Lektüre<br />
waren. Anders als Jahrzehnte<br />
später Friedrich Luft, der als Plauderer<br />
durchaus ein Nachfolger war,<br />
sprach Fontane zu Vorgebildeten,<br />
Das Königliche Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, aus dem Theodor Fontane von 1870 bis 1894 für die Vossische <strong>Zeitung</strong> berichtete, um 1890.<br />
Eingeweihten. In wachsender<br />
Selbstbegeisterung breitete er zuweilen<br />
Winzigkeiten aus, während<br />
er den Inhalt von Stücken, die in<br />
Berlin schon einmal zu sehen gewesen<br />
waren, umstandslos als bekannt<br />
voraussetzte.<br />
Wobei man wissen muss, dass<br />
Fontane,der erst als50-Jähriger zur<br />
kontinuierlichen Theaterkritik kam,<br />
vor allem für die Aufführungen im<br />
Königlichen Schauspielhaus (heutigen<br />
Konzerthaus) am Gendarmenmarkt<br />
zuständig war. Und dieses<br />
hatte bei Fontanes Dienstantrittgerade<br />
das jahrzehntelange Hoftheater-Privileg<br />
auf die Aufführung von<br />
Tragödien verloren. Mit dem Beschluss<br />
über die Gewerbefreiheit für<br />
Theater im Jahr 1869 durften alle<br />
Theater –imRahmen der Zensur –<br />
spielen, was sie wollten. Natürlich<br />
waren die meisten Theater-Neugründungen<br />
in den 1870er-Jahren<br />
gewinnorientierte Unterhaltungsbetriebe.<br />
Dennoch war der Druck<br />
auf die Hoftheater, ihre kulturelle<br />
Vorrangstellung zu behaupten, gewachsen,<br />
und Fontane zögerte<br />
nicht, sich auf seine legere Weise<br />
zum Vorredner eines nach wie vor<br />
elitären Clubs zu machen.<br />
Zweitens lohnen Fontanes Kritiken<br />
auch über zu Recht vergessene<br />
Stücke und Aufführungen, weil er<br />
aus jedem Anlass seine Lust auslebt,<br />
sich mit dem Gebotenen weltanschaulich<br />
auseinanderzusetzen.<br />
Dass sich im Theater Haltung ausdrückt,<br />
ist gerade heute einerseits<br />
selbstverständlich, wird andererseits<br />
aber meist anhand der Stoffwahl,<br />
also thematisch entschieden<br />
und nicht, wie Fontane es tut, an der<br />
Dramaturgie oder den Figuren entlang<br />
diskutiert. An dem Stück „Fe-<br />
„Die Welt liegt in Wehen; wer will sagen, was<br />
geboren wird. (...) Gut, die Dinge gehen ihren<br />
ewigen Gang; thut eure Maulwurfsarbeit, ihr,<br />
die ihr untenseid.<br />
Theodor Fontane in der Kritik zu „Feenhände“ von Eugène Scribe am 2.11.1871<br />
enhände“ von Eugène Scribe etwa<br />
störtihn,dasshierausgerechnet ein<br />
Angehöriger der Oberschicht das<br />
Undercover-Dasein einer Aristokratin<br />
als Näherin romantisiere.<br />
„DieWelt liegt inWehen“, schrieb<br />
er am 2.11.1871, also wenige Monate<br />
nach Ende des deutsch-französischen<br />
Krieges,indessen Verlauf er<br />
selbst als deutscher Spion festgenommen<br />
worden und nur auf Betreiben<br />
Bismarcks wieder freigekommen<br />
war. Aber es sei „Wahnsinn<br />
und Verbrechen“, wenn diejenigen,<br />
die bei einem Umsturz der<br />
Gesellschaftsordnung nur verlieren<br />
SOPHUS WILLIAMS /AKG-IMAGES<br />
können, „wenn diese, sag ich, aus<br />
Eitelkeit, aus Popularitätshascherei<br />
und Gewinnsucht von heut auf<br />
morgen (...) sich selber das Brett unter<br />
den Füßen fortziehen“. Das Unauthentische<br />
stört ihn bei Scribe,<br />
nicht die moralische Aufwertung<br />
des Werktätigendaseins.<br />
Fontane war konservativ,ein Verfechter<br />
der Stabilität. Aber er war<br />
aufgeschlossen. Sein Intellektualismus<br />
verbot ihm ein Parteigängertum<br />
und auch sein künstlerisches<br />
Empfinden war autonom genug,<br />
nicht vorzuverurteilen. Durchaus<br />
etwas sprunghaft im Urteil, legte er<br />
dessen Entstehung aber jeweils ausführlich<br />
dar und ließ die Leser so am<br />
Denkprozess teilhaben. Ganz Kind<br />
seiner Zeit war Fontane indessen in<br />
den nationalen Stereotypen und<br />
Rassismen.Wasdeutsch sei, was slawisch,<br />
was französisch, war für ihn<br />
unumstößlich gesetzt, kaum jemals<br />
etwa könnte ein englische Fräulein<br />
von einer deutschen Schauspielerinnen<br />
angemessen verkörpert werden.<br />
Und von dem „Enkelkinde einer<br />
Negerin“ sei Tugend ja wohl<br />
kaum zu erwarten –auchdas.<br />
Drittens interessiert, wie Fontane<br />
die Ankunft des Realismus auf<br />
deutschen Bühnen (Henrik Ibsen)<br />
und dessen Umschlagen in den Naturalismus<br />
(Gerhart Hauptmann)<br />
begleitet. Denn die damalige Frage<br />
der zahlreichen Gegner der neuen<br />
Richtung, ob es denn eigentlich sein<br />
müsse,auf der Bühne gegen Eintritt<br />
all das gezeigt zu bekommen, was<br />
man im wirklichen Leben auf der<br />
Straße umsonst haben könne, wieviel<br />
Dokumentarisches also die<br />
Kunst vertrage,ist ja auch der heutigen<br />
ästhetischen Debatte nicht<br />
fremd.<br />
Fontane, der begeisterte Shakespearianer,<br />
der an der „Noth“ des<br />
„Aufführungspomps“ bei klassischen<br />
Stücken leidet, wächst in die<br />
neue Richtung gewissermaßen hinein.<br />
Die vergleichsweise alltägliche<br />
Sprache Ibsens gefällt ihm sofort,<br />
die Thematisierung häuslicher Fragen<br />
ebenfalls. Mit dem missionarischen<br />
Eifer des Norwegers, Herzensentscheidungen<br />
undden sogenannten<br />
freien Willen zu verherrlichen,<br />
kann er indessen nichts<br />
anfangen. Aus einer ordentlichen<br />
Vernunftehe, soFontane, sei wohl<br />
noch niemandem Unheil entstanden.<br />
Gerhart Hauptmann schließlich,<br />
der mit dem sozialkritischen<br />
Drama „Vor Sonnenaufgang“ 1889<br />
das Publikum und die Kritik spaltete,<br />
war für ihn künstlerisch von<br />
Anfang an eine „Erfüllung“. DasLeben<br />
selbst komme bei ihm auf die<br />
Bühne, aber eben durch die Theatralisierung<br />
„räthselvoll“ umgewandelt<br />
–„Kunst ist ein ganz besonderer<br />
Saft.“<br />
WasanFontanes Theaterkritiken<br />
am meisten anregt, ist diese Bereitschaft,<br />
Kunst als Aussage zur Gegenwarternst<br />
zu nehmen und seine eigenen<br />
Positionen daran immer wieder<br />
zu überprüfen. Ein Mann, der<br />
seinen Geist und sein Empfinden<br />
als Testsystem zur Verfügung stellte<br />
und dem es in der Beurteilung von<br />
Kunst nicht um das Rechthaben,<br />
sondernumdie ästhetische und intellektuelle<br />
Erfahrung ging, die er<br />
dadurch mitteilen konnte. Verglichen<br />
mit der Reflexhaftigkeit und<br />
Destruktivität heutiger Diskurse ist<br />
dieses mäandernde Tasten geradezu<br />
ein utopischer Ansatz.<br />
Theodor Fontane: Theaterkritik 1870–1894,<br />
Große BrandenburgerAusgabe, vier Bände, 3104<br />
Seiten, Aufbau Verlag,Berlin 2018, 180 Euro<br />
PetraKohse<br />
versteht Theaterkritik immer<br />
als Spiegel der Zeit<br />
Die Beschreibung von Realität kann helfen, sie zu verändern<br />
Zum 80. Geburtstag des italienischen Schriftstellers Claudio Magris, der als einer der ersten die Parole „Mitteleuropa“ ausgab<br />
VonArnoWidmann<br />
Claudio Magris wurde vor 80Jahren<br />
inTriest geboren. 1963 erschien<br />
sein Buch über den „Habsburg-Mythos<br />
in der modernen österreichischen<br />
Literatur“. Es war seine<br />
Dissertation und hat dennoch Epoche<br />
gemacht. Nicht nur, weil er zu<br />
den ersten gehörte,die Mitteleuropa<br />
und die Rolle des Judentums darin<br />
wiederentdeckten. Er hatte, wohl<br />
ohne es zu wissen, beim Blick in die<br />
Vergangenheit einen in die Zukunft<br />
getan.<br />
„Mitteleuropa“ wurde bald danach<br />
zu einer zentralen Parole.Intellektuelle<br />
in Ungarn, der Tschechoslowakei<br />
und Polen benutzten sie,<br />
um daran zu erinnern, dass sie keineswegs<br />
zu Osteuropa zählten. Es<br />
ging um eine Revision der in Ostund<br />
West zweigeteilten Welt.<br />
Claudio Magris hatte mit seiner<br />
germanistischen Abhandlung nichts<br />
dergleichen beabsichtigt. Aber er<br />
machte die Erfahrung, dass die Beschreibung<br />
einer Realität helfen<br />
kann, sie zu verändern. Das war<br />
nicht angelesen, sondern an sich<br />
selbst, an dem, was er dachte und<br />
fühlte,erlebt.<br />
Er sei Triestiner, da sei es ihm<br />
quasi in die Wiege gelegt worden,<br />
über den Tellerrand des Ost-West-<br />
Konflikts hinauszusehen, wird oft<br />
gesagt. Die Bürger des geteilten<br />
Deutschland fragen sich da allerdings,<br />
wieso keinem von ihnen das<br />
nicht einmal in zartesten Ansätzen<br />
so gut gelang wie Claudio Magris.<br />
Wenn man darüber nachdenkt, zeigt<br />
sein Fall, wie wichtig nicht nur das<br />
Timing, sondern auch das Standing<br />
ist. Der Standort, von dem aus man<br />
in die Welt blickt, prägt das Weltbild.<br />
Mit Nähe ist nichts und mit Distanz<br />
ist auch nichts gewonnen. Es kommt<br />
auf das Verhältnis von beidem zu<br />
dem Gefühls- und Verstandslebens<br />
dessen an, der versucht, über den<br />
Tellerrand des Status quo zu blicken.<br />
Triest allein hätte nicht genügt. Es<br />
bedurfte auch eines Claudio Magris.<br />
Zeigt, wie man Ich wird, indem man das Du einlässt: der Triestiner Claudio Magris.<br />
Er schrieb eines der schönsten<br />
Bücher über Mitteleuropa, das jemals<br />
geschrieben wurde: sein Buch<br />
über die Donau, Sachbuch und Roman<br />
in einem. Spätestens von daan<br />
(1986) war Claudio Magris kein Germanist<br />
mehr, der auch Erzählungen<br />
DPA<br />
schrieb, sondern einer der unsere<br />
Welt prägenden Autoren.<br />
Das Verhältnis von Realität und<br />
Fiktion interessierte ihn von Anfang<br />
an. Viele Jahre lang nur als Wissenschaftler.<br />
Seit Jahrzehnten inzwischen<br />
auch als Autor.Seinem neues-<br />
ten Roman „Verfahren eingestellt“,<br />
der 2017 im Carl Hanser Verlag erschien,<br />
ist eine Betrachtung beigefügt,<br />
in der er klarstellt, dass sein Roman<br />
über einen Mann, der sein Leben<br />
lang für ein zu schaffendes<br />
„Kriegsmuseum für den Frieden“<br />
Waffen kaufte,ein reales Vorbild hat:<br />
Diego de Henriquez (1909–1974).<br />
Sein Museum gibt es. Heute hat es<br />
seit 10 Uhrgeöffnet. Magris schreibt,<br />
ohne diesen Mann hätte es seinen<br />
Roman niemals gegeben, aber zugleich<br />
ist der ohne diese Realität undenkbare<br />
Held seines Romanes<br />
gänzlich erfunden. DieWirklichkeit,<br />
ihre erfindungsreiche Beschreibung<br />
und ihreVeränderung, das ist ein von<br />
Claudio Magris immer wieder beschworener<br />
Zusammenhang. Wer<br />
schreibt, entkommt ihm nicht.<br />
An einer anderen Stelle des Romans<br />
heißt es: „‚Papa, wer ist ich?'<br />
‚Das bist du’, antwortete er mir.“ Wo<br />
Es ist, muss ich Ich werden, schrieb<br />
Freud.Jedes Du dem Icheinzuverleiben<br />
–das ist die Arbeit des Autors.<br />
„Madame Bovary bin ich“, sagte<br />
Flaubert. Das Kind, das wissen will,<br />
wer ich ist und erfahren muss, dass<br />
du ich ist, ist verwirrt, fühlt sich unwohl.<br />
Ein dummes Kind, wie die<br />
meisten von uns, wird sich einfach<br />
daran gewöhnen, dass die anderen<br />
du zu meinem Ich sagen. Und es<br />
wird lernen, selbst du zu sagen zu<br />
den anderen Ichs.<br />
Ein Kind, das klug ist und sich<br />
weigert, die Spiele, die es nicht<br />
durchschaut, einfach mitzuspielen,<br />
wird in immer neuen Dus immer<br />
neue Seiten seiner selbst entdecken.<br />
Wirbeginnen zu ahnen, wie mühsam<br />
es für jeden von uns ist, ein Ich<br />
zu sein. Claudio Magris zeigt uns,<br />
wie man das macht und wie man<br />
dieses Ichimmer größer,immer umfassender<br />
werden lässt. Nichtindem<br />
man es aufbläst, sondern indem<br />
man immer mehr Duseinlässt. Auch<br />
darum wünschen wir ihm nicht nur<br />
alles Gute zum Geburtstag, sondern<br />
auch noch viele neue Bücher. Zur<br />
Pflege unserer Selbste.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 23<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Brummende<br />
Bässe und<br />
Sternenstaub<br />
The Comet is Coming spielte<br />
im Kreuzberger Bi Nuu<br />
VonMarkus Schneider<br />
Wenn es überwiegend jüngere<br />
Leute sind, die dafür sorgen,<br />
dass ein montägliches Jazzkonzert<br />
ausverkauft ist –und sei’s auch nur<br />
im kleinen Bi Nuu unterm Schlesischen<br />
Tor–soist es doch bemerkenswert.<br />
The Comet Is Coming<br />
heißt das Londoner Jazztrio, umdas<br />
es geht, eine der Bands des Saxophonisten<br />
Shabaka Hutchings oder in<br />
diesem Falle King Shabaka, der seit<br />
einigen Jahren mit einer aufregenden<br />
Jazz-Fusion die britische Jazzszene<br />
aufmischt. Nach einer brütend<br />
psychedelischen Einleitung geriet<br />
auch das Bi Nuu inWallung. „Super<br />
Zodiac“ bretterte als erster von etlichen<br />
Uptempo-Tracks unter einem<br />
typischen, schubweise repetierten<br />
Kürzelriff vonHutchings zu abfallenden<br />
Harmonien und dicht zischenden<br />
Drums in den Saal: ein herrlicher,<br />
spaciger Sound, dunkel, voll<br />
schwerer Bässe und Elektro-Effekte<br />
von Keyboarder Dan „Danalogue“<br />
Leavers, worunter Drummer Max<br />
„Betamax“ Hallett eine Artforcierten<br />
Halsbrecher-Breakbeat spielte.<br />
Mit ihrem Album „Channel the<br />
Spirits“ waren die drei 2016 auf der<br />
ShortList des MercuryPrizesnotiert;<br />
im Bi Nuu vorgestellt wurde der<br />
Nachfolger „Trust in the Lifeforce of<br />
the Deep Mystery“, beide beim berühmten<br />
Impulselabel veröffentlicht.<br />
Dessen Ruhm gründet auf den<br />
großen Sixties-Alben John Coltranes<br />
und Pharoah Sanders’, Letzteren erkennt<br />
man auch im heiseren Spiel<br />
Hutchings’. Anders als die Alten<br />
nimmt er jedoch kaum Soli im herkömmlichen<br />
Sinn, er führt die Band<br />
eher wie ein Sänger mit seinen dynamisch<br />
pulsenden Figuren, die er nur<br />
sacht koloriert.<br />
Unter afro-karibischem Einfluss: Shabaka<br />
Hutchings am Saxophon ROLAND OWSNITZKI<br />
Das mag daher kommen, dass er<br />
Jazz, wie er sagt, zunächst nicht<br />
mochte. Die quasi-akademische<br />
Komplexität schien ihm zu abgehoben.<br />
Ähnlich wie die Jazz-Neuerer<br />
vonder US-Westküste mit ihren Hip-<br />
Hop- und R&B-Bezügen löste er das<br />
Problem, indem er sich auf die britische<br />
Clubkultur und deren afro-karibischen<br />
Einfluss besann. Mitseinem<br />
Projekt Sons of Kemet geht er analoger<br />
vor, mit viel afrikanischer Perkussion<br />
und karibischen Beats,die er als<br />
Teenager auf Barbados kennenlernte.<br />
Ihr Mercury-nominiertes Debüt<br />
„Your Queen Is aReptile“ feierte<br />
im letzten Jahr afro-diasporische Königinnen<br />
als Alternativezur Queen.<br />
Sein Comet huldigt erklärtermaßen<br />
dem Afro-Futurismus.Während<br />
Danalogue Brummbässe wummern<br />
und andromedische Nebel steigen<br />
lässt, arbeitet sich der Drummer an<br />
Jungle, anHouse- und Garagebeats,<br />
auch mal metal-artiger Stumpfheit<br />
ab, und Hutchings tutet und flirrt<br />
und streift stratosphärisch durch die<br />
dichten, sternbestaubten Texturen.<br />
ZumOutroerinnertdas Trio noch<br />
einmal an den frühen kosmischen<br />
Jazz nach Artdes Sanders-Klassikers<br />
„The Creator Has aMasterplan“. Ob<br />
ein Schöpfer einen Plan hat, kann<br />
ich nicht beurteilen. Sähe er aus wie<br />
diese aufrüttelnde, zuRecht tobend<br />
bejubelte Musik –ich wär’dabei.<br />
Jenseits<br />
der Schwerkraft<br />
Nicht einfach Breakdance:<br />
Die Flying Steps überschreiben Mussorgskys<br />
„Bilder einer Ausstellung“<br />
VonBirgit Walter<br />
Eine der Riesenfiguren auf dem Wegindie vertanzte Ausstellung.<br />
SMB, NATIONALGALERIE/KOONE<br />
Der Gnom ist ein wild<br />
zappelnder und herumspringender<br />
Zwerg,<br />
den drei Meter hohe<br />
Riesengestalten mit erhabenem<br />
Interesse beäugen. Aus dem Ballett<br />
der Küken mausert sich eine<br />
auf Spitze tanzende Ballerina. Der<br />
Marktplatz wird zueiner schrillen<br />
Umkleide- und Flanierschlacht, in<br />
der ein Tänzer als zugeschnürter<br />
Lumpensack durch die Gegend<br />
fliegt. Und Babajaga ist eine gefährlich<br />
schöne Hexe in knallrot.<br />
So sieht es aus, wenn Breakdancer<br />
und Street-Art-Künstler den alten<br />
Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“<br />
von Modest Mussorgsky<br />
zum Tanzen bringen: Sie erzählen<br />
knappe Theaterepisoden.<br />
Der Choreograf Vartan Bassil<br />
und seine Flying Steps halten sich<br />
in ihrer Inszenierung durchaus an<br />
die Reihenfolge der zehn Gemälde,<br />
die die Musik beschreibt.<br />
Trotzdem stellen sie alles auf den<br />
Kopf und setzen ihre eigenen Bilder<br />
mit einer Energie dagegen,<br />
dass die Bühne des Hamburger<br />
Bahnhofs am Ende im johlenden<br />
Zuschauerjubel versinkt. Dabei<br />
war das Publikum bei der Premiere<br />
gut durchmischt mit Staatssekretären,<br />
Managern und Kunstsachverständigen.<br />
Vartan Bassil, Sohn libanesischer<br />
Flüchtlinge in Berlin, war 15,<br />
als er zum ersten Mal Breakdancer<br />
in Aktion sah. Er bezweifelte, dass<br />
die Bewegungen echt waren.<br />
Spulte seine Kassette immer wieder<br />
zurück, langsam, um die Kameratricks<br />
zu entdecken. Stattdessen<br />
verfiel er dem Breakdance,<br />
gründete die Flying Steps, und sie<br />
wurden die Besten –viermal Weltmeister.<br />
Der Zuschauer aber sitzt noch<br />
heute vor der Bühne, beobachtet<br />
die Tänzer und fragt sich: Wo ist<br />
der Punkt? In welchem Moment<br />
überlisten diese Tanz-Akrobaten<br />
die Gesetze von Kraft und Gravitation,<br />
um ihre Körper waagerecht<br />
durch die Luft zu kreiseln, gestützt<br />
nur auf eine Hand? Oder um aus<br />
dem Stand durch die Luft zu fliegen<br />
und zu neunt gefahrlos über<br />
die kleine Bühne in Boxringgröße<br />
zu springen? Manchmal sogar synchron.<br />
Bevor nun diese neue Inszenierung<br />
gewürdigt und die<br />
Künste zueinander in Beziehung<br />
gesetzt werden, sei nochmal klargestellt,<br />
dass hier nur absolute<br />
Ausnahmetänzer am Start sind.<br />
Wenn Udo Kittelmann, Direktor<br />
der Nationalgalerie mit sechs<br />
Standorten in Berlin, den Hamburger<br />
Bahnhof für die Flying<br />
Steps öffnet, geht er damit kein<br />
Wagnis ein. Er lud die Flying Steps<br />
schon vor neun Jahren in die Neue<br />
Nationalgalerie ein. Dort entstand<br />
mit dem Opernregisseur Christoph<br />
Hagel, einem Klavier und einem<br />
Cello ihre erste abendfüllende<br />
Inszenierung „Flying Bach“.<br />
Der Erfolg ging sofort durch die<br />
Decke. Sogar die China News berichteten<br />
am nächsten Tag.<br />
„Flying Bach“ machte sich dann<br />
auf den Weg durch die großen<br />
Theater und Hallen in Wien, Sydney,<br />
Tokio, läuft noch heute. Und<br />
brauchte nicht mal Werbung –es<br />
verbreitete sich weltweit über Youtube-Kanäle.<br />
Der Echo-Klassik erfand<br />
dafür einen Sonderpreis. Der<br />
Nachfolger „Flying Illusion“ von<br />
2014, aufgeführt mit einem technischen<br />
Mega-Aufwand, erreichte<br />
nicht ansatzweise die Magie des<br />
Auftakts – zu überladen die Vorstellung,<br />
zu austauschbar die Musik,<br />
zu schlicht die Handlung.<br />
Gespannt sein durfte man also<br />
auf die Nummer drei „Flying Pictures“.<br />
Dazu verbündeten sich die<br />
Tänzer mit dem brasilianischen<br />
Künstlerduo Osgemeos, die als<br />
Straßenmaler in Brasilien angefangen<br />
hatten, sympathische,<br />
schmallippige Riesenfiguren auf<br />
Güterwagen und Hauswände zu<br />
malen –mit Farbe und Pinsel, weil<br />
sie sich keine Spraydosen leisten<br />
konnten. Heute wird das Duo von<br />
den etablierten Galerien der Welt<br />
vertreten und in einer Reihe mit<br />
Banksy genannt. Es stellt sicher,<br />
dass die Musik nicht nur eine tänzerische,<br />
sondern mit ihren Figuren<br />
auch eine bildhafte Entsprechung<br />
bekommt. Einweiteres Bruderpaar,<br />
die deutsch-indischen<br />
Komponisten Vivian und Ketan<br />
Bhati, sorgte dafür, dass die berühmte<br />
Musik erkennbar Mussorgsky<br />
bleibt und trotzdem<br />
groovt.<br />
Sie wurde nicht einfach gesampelt,<br />
sondern „überschrieben“,<br />
strenger rhythmisiert, von einer<br />
Beatbox verfremdet und von dem<br />
streicher-dominierten Berlin Music<br />
Ensemble live gespielt. Bis Juni<br />
laufen die Vorstellungen, und<br />
wenn jeder Platz verkauft wird,<br />
hört man, macht niemand Verluste.<br />
Soläuft es bei nichtsubventionierten<br />
Künstlern. Ihren langjährigen<br />
Sponsor Red Bull haben<br />
die Flying Steps nun nicht mehr an<br />
Bord – die Kulturwelt reagiert<br />
empfindlich auf einen Geldgeber,<br />
der seinen Namen noch vor den<br />
von Bach setzen lässt. „Was wir<br />
machen, ist Kunst!“, sagt ein Tänzer.<br />
„Kunst! Nicht einfach Breakdance.“<br />
Als sei daran irgendetwas<br />
einfach. Aber auf diese Anerkennung<br />
legen sie wert, jetzt, wo sie<br />
wissen, was sie alles erreichen können.<br />
Wenn der Kurator und Museumsmann<br />
Kittelmann attestiert:<br />
„Das ist ein Gesamtkunstwerk“,<br />
dann klingt das wie ein Ritterschlag.<br />
FlyingPictures, bis 2. Juni, Mi,Fr, Sa, So, verschiedene<br />
Anfangszeiten, Hamburger Bahnhof,<br />
Invalidenstr.50/51<br />
Subtil die Lasur,zugespitzt bis ins Groteske<br />
Eine postume Hommage: Der <strong>Berliner</strong> Porträtmaler Clemens Gröszer im Zentrum für aktuelle Kunst, Zitadelle Spandau<br />
VonIngeborg Ruthe<br />
Das Gesicht ist die menschliche<br />
Visitenkarte. Bei dem <strong>Berliner</strong><br />
Porträtisten Clemens Gröszer<br />
(1951–2014) war es aber nie nur Äußerlichkeit.<br />
Er malte am liebsten<br />
Frauen, einige Männer,die ihm nahe<br />
waren, wie die Dichter Karl Mickel<br />
und Volker Braun, aber dessen Porträt<br />
blieb unvollendet.<br />
Freunde, die eigene Familie saßen<br />
ihm Modell und berühmte<br />
Künstler wie die Komponistin Ruth<br />
Zechlin. Er malte die Haut durchlässig<br />
für Gefühle. Und Augen, Münder<br />
samt schrillem Aufputz als Ausdruck<br />
für Sehnsüchte, für Desillusion, Melancholie<br />
und Ironie. Bisweilen<br />
schaut man auf laszive Posen und<br />
verstörende Masken einer wie in<br />
Trance erstarrten Gesellschaft –mit<br />
Noblesse gemalte Großstadt-Gestalten,<br />
so im allerletzten Gemälde „Versuchung“,<br />
einem Triptychon.<br />
Im ZAK der Zitadelle Spandau<br />
sind jetzt die Porträts und Selbstporträts<br />
des 2014 früh verstorbenen Malers<br />
ausgebreitet, eine<br />
postume Hommage<br />
für diesen eigenwilligen<br />
Maler aus dem Osten<br />
der Stadt. Zu DDR-<br />
Zeit ausgebildet an der<br />
Kunsthochschule Weißensee,<br />
AdK-Meisterschüler<br />
des Bildhauers<br />
Wieland Förster,<br />
wurde Gröszer in den<br />
Achtzigern Mitglied<br />
der schrill-realistischen<br />
Gruppe Neon<br />
Real. Und durchweg<br />
rieb er sich, was in seinem<br />
Werk, auch den<br />
ausgestellten meisterlichen<br />
Grafiken nicht<br />
zu übersehen ist, im<br />
Stil, in der Maniera an<br />
den markantesten Veristen<br />
der 1920er-<br />
Jahre: Dix, Schad,<br />
Schrimpf. Zuweilen<br />
auch an Surrealisten<br />
und Metaphysikern<br />
wie Magritte oder de<br />
„Selbst mit Modell“,<br />
gemalt 1988<br />
BRANDENBURGISCHE KUNSTSAMMLUNGEN /VG BILDKUNST BONN 2019<br />
Chirico. Und an Alten<br />
Meistern wie Cranach.<br />
Damit galt Gröszer,der<br />
seine Modelle gernmit<br />
mittelalterlicher Kleidung<br />
und mit extrem<br />
spitzen Schuhen versah,<br />
als exzentrisch –<br />
über 1989/90 hinaus.<br />
Und doch sind es<br />
allesamt gegenwärtige,<br />
moderne Gestalten,<br />
diese stark geschminkten<br />
Gesichter<br />
und Frauenakte mit<br />
Kopfputz und exotischem<br />
Zubehör, etwa<br />
toten, bunten Vögeln,<br />
magischen Kugeln,<br />
Früchten, Pflanzen wie<br />
aus alten Vanitas-Motiven.<br />
Oder mit chimärenhaften<br />
Puppen und<br />
schillernden Fabelwesen<br />
wie aus dem Kosmos<br />
eines Hieronymus<br />
Bosch. Gröszer<br />
wusste seine wohlausgesuchten<br />
Modelle in Szene zu setzen,<br />
so dass sie auf einen zuzukommen<br />
scheinen, sich quasi vom Bildgrund<br />
lösen. Die beinahe porentiefen<br />
Porträts zeigen Blöße und<br />
meinen Vergänglichkeit. Alles entstand<br />
aus der malerischen Faszination<br />
des Körperlichen heraus, das<br />
zugleich Wesenhaftigkeit meinte.<br />
Gröszers virtuoses Spiel mit perfekten<br />
Lasuren war auf das Hervorheben<br />
von Individuellem gerichtet,<br />
kühn gemischt mit Trivialem. In „Reunion“,<br />
2007, setzte er sich in einer<br />
vertikal komponierten Tafel ans<br />
obere Ende des Abendmahls-Tisches,auf<br />
dem eine Frau wie ein Opfer<br />
liegt. Die Hure Babylon-Berlin.<br />
Links und rechts Freunde, ratlose<br />
Jünger der Kunst. Gröszer war kein<br />
Gesellschaftskritiker,sondernein ästhetischer<br />
Beobachter und das immer<br />
mit gehöriger Distanz.<br />
Zitadelle Spandau/ZAK Galerie<br />
AlteKaserne, EG. Bis 28. Juli, Fr–Mi 10–17/Do<br />
13–20 Uhr. Parallel ist im ObergeschossKunst<br />
der altenund neuenLeipziger Schule zu sehen.<br />
Her<br />
mit dem<br />
Publikum<br />
Die Stiftung Preußischer<br />
Kulturbesitz will sich öffnen<br />
VonNikolaus Bernau<br />
Die Staatlichen Museen zu Berlin<br />
haben den Ruf, leer zu stehen.<br />
Zumindest im Vergleich zu den Museen<br />
in London, Parisoder Rom. Der<br />
Vergleich sei aber unfair, monierte<br />
der Generaldirektor der staatlichen<br />
Museen Michael Eissenhauer am<br />
Dienstag auf einer Pressekonferenz<br />
zur Publikumsentwicklung der Stiftung<br />
Preußischer Kulturbesitz. Prozentual<br />
gesehen zögen Berlins Institutionen<br />
nämlich genausoviel Prozent<br />
des verfügbaren Publikums aus<br />
Ansässigen und Touristen an wie die<br />
hochgelobten Schwestern in London,<br />
Paris oder New York: zwischen<br />
20 und 30 Prozent. Nur ist Berlin<br />
eben deutlich kleiner als etwa London,<br />
Parisoder NewYork.<br />
In Sachen Digitalisierung ist die<br />
Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />
trotz ihrer erlesenen Bestände allerdings<br />
tatsächlich immer noch weit<br />
hinterher, das gestand sogar Stiftungs-Präsident<br />
Hermann Parzinger<br />
implizit ein: In Amsterdam oder New<br />
York sind die gesamten Museumsbestände<br />
im Netz zu recherchieren –in<br />
Berlin nicht einmal alle Sammlungskataloge.400<br />
000 Nummernwurden<br />
inzwischen verzeichnet –aber von<br />
einer Voll-Digitalisierung auch nur<br />
der im Humboldt-Forum bald ausgestellten<br />
Objekte ist man weit entfernt,<br />
und selbst das wären erst ungefähr<br />
drei Prozent des Gesamtbestands<br />
des Ethnologischen Museums<br />
und des Museums für<br />
Asiatische Kunst.<br />
Wemgenau nutzt was?<br />
Auch sonst ist noch Luft nach oben.<br />
DiePreußen-Stiftung weiß etwa derzeit<br />
gar nicht, wem der rühmenswertefreie<br />
Eintritt für Menschen unter<br />
18 Jahren eigentlich nützt: Schulklassen<br />
und Familien mit Kindern,<br />
aber sind es <strong>Berliner</strong> oder auswärtige<br />
Klassen und welche sozialen Kreise<br />
oder Altersklassen sind in ihnen vertreten?<br />
Undwie steht es mit dem Publikum<br />
insgesamt? In den Niederlanden<br />
wissen selbst kleine Museen<br />
so etwas.<br />
Immerhin gibt es mit dem Bode-<br />
Lab eine Fortbildungsmöglichkeit<br />
für junge Museumsleute, etwa hinsichtlich<br />
eines stärkeren Einbezugs<br />
vonPublikumsideen. Angesichts des<br />
konservativen Ästhetizismus, der in<br />
Berlin seit den 90er-Jahren dominiertund<br />
die Erfolge der Bildungsreformer<br />
aus den Siebzigern fast vollständig<br />
zunichte machte, darf man<br />
das durchaus eine Sensation nennen.<br />
Im Staatsarchiv darf man jetzt<br />
auch Akten selbst fotografieren, in<br />
den Museen gibt es kostenloses<br />
Wlan, und die Staatsbibliothek wird<br />
nicht nur –jedenfalls für eine Probezeit<br />
von zwei Jahren –die Öffnungszeiten<br />
erheblich ausweiten, sondern<br />
auch die Nutzungsgebühr abschaffen.<br />
Ob ausgerechnet ein vor allem<br />
der Forschung dienendes Institut so<br />
in die Breite geöffnet werden muss,<br />
kann man debattieren. Aber es ist ein<br />
Signal der Stiftung: Wir wollen uns<br />
öffnen. Wemauch immer.<br />
TOP 10<br />
Montag,8.April<br />
1 Und tot bist Du! ZDF 6,08 19 %<br />
2 Tagesschau ARD 4,74 16 %<br />
3 Wer wird Millionär? RTL 4,64 15 %<br />
4 heute-journal ZDF 3,92 14 %<br />
5 heute ZDF 3,67 16 %<br />
6 SokoMünchen ZDF 3,58 19 %<br />
7 Wer weiß denn ...? ARD 3,26 18 %<br />
8 RTL aktuell RTL 2,88 13 %<br />
9 Wilde Dynastien ARD 2,83 9%<br />
10 GZSZ RTL 2,78 10 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
Ballhaus Naunynstraße (& 75 45 37 25)<br />
20.00: Jung,giftig und schwarz(Amina Eisner und<br />
Thandi Sebe)<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />
20.00: Blutroter Waschgang<br />
Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />
20.00: In der Sache J. RobertOppenheimer<br />
DT-Kammerspiele (& 28 44 12 25)<br />
19.30: Der Plan vonder Abschaffung des Dunkels<br />
(Junges DT)<br />
20.00: König Ubu<br />
Galli Theater Berlin (& 27 59 69 71)<br />
20.00: Schlagersüsstafel<br />
Kleines Theater (& 821 20 21)<br />
20.00: Switzerland<br />
Komische Oper Berlin (& 47 99 74 00)<br />
19.30: Petruschka /L’Enfant et les Sortilèges<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(& 88 59 11 88) 16.00: Monsieur Pierre geht online<br />
Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />
20.00: Nein zumGeld<br />
Schaubühne (& 89 00 23)<br />
17.00, 21.00 Studio: Festival Internationale Neue<br />
Dramatik: Post Humains<br />
19.30 Saal C: Festival Internationale Neue Dramatik:<br />
Trans (més enllà)<br />
21.00 Saal B: Festival Internationale Neue Dramatik:<br />
Popular Mechanics<br />
Schlosspark Theater (& 789 56 67 -1 00)<br />
20.00: Monsieur Claude undseine Töchter<br />
Sophiensaele (& 283 52 66)<br />
20.00 Hochzeitssaal: Quest –Schüttgüter undSternenstaub<br />
(Kornblum-Rettenmund)<br />
Spiegelpalast am Bahnhof Zoo (Hertzallee 41)<br />
19.00: Hoodoo<br />
Theaterdiscounter (& 28 09 30 62)<br />
20.00: Ein anarchistischer Bankier<br />
Theater im Palais (& 201 06 93)<br />
19.30: RätselhafteVariationen –Enigma<br />
ufaFabrik (& 75 50 30)<br />
20.00 Varieté Salon: Rumänisches Roulette<br />
(Mercedes Echerer &Band)<br />
Vaganten Bühne (& 313 12 07)<br />
20.00: Indien<br />
Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />
19.00, 21.30: Coming Society<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
AHA Berlin e. V. (& 89 62 79 48)<br />
20.00: Go West ComedyShowcase (LukeBurrage,<br />
Julieta, HP Loveshaft, Simone Hudson)<br />
Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />
20.00: Die Werkschau –2.Satz: LargoMaggiore<br />
(Ass-Dur)<br />
<strong>Berliner</strong> Schnauze –MundArt&Comedy Theater<br />
(& 017 95 34 66 96) 20.00: Männer,Midlife und<br />
Miseren (MargaBach)<br />
BlackBoxx –Theater in der Mecklenburgischen<br />
Straße (& 31 01 62 49) 20.00 BloxxBar:Ton von<br />
Band (Marvin Weinstein &die Edellauchs und Special<br />
Guests)<br />
BühnenRausch (& 44 67 32 64)<br />
20.00: Impro-Überra(u)schungs-Show<br />
Chamäleon (& 400 05 90)<br />
20.00: Memories of Fools (Cirk La Putyka)<br />
Distel (& 204 47 04)<br />
19.30: Die Ding Show (ImproBerlin)<br />
20.00: Zwei Zimmer,Küche: Staat!<br />
Estrel Festival Center (& 68 31 68 31)<br />
20.30: Stars in Concert<br />
Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />
20.00: #verantwortungsbewusstlos (Jochen Prang)<br />
Mehringhof-Theater (& 691 50 99)<br />
20.00: Ohne Oben (Maik Martschinkowsky)<br />
Scheinbar Varieté (& 784 55 39)<br />
20.00: Open StageVarieté (Korff &Ludewig (Mod.)<br />
Stachelschweine (& 261 47 95)<br />
20.00: Menschen. Ämter.Katastrophen.<br />
StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />
17.00, 20.30: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater am Potsdamer Platz<br />
(& 018 05 44 44) 19.30: Shadowland –Das<br />
Original<br />
Tempodrom (& 69 53 38 85)<br />
20.00: Road to Nowhere (Azis Ansari)<br />
Wintergarten Varieté (& 58 84 33)<br />
20.00: Let’sTwist Again! –RockabillyHits &Acrobatics<br />
Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />
20.00: Selfies für Blindschleichen (Kerim Pamuk)<br />
KLASSIK<br />
Konzerthaus Berlin (& 203 09 21 01)<br />
20.00Kl. Saal: Studierende der Hochschulefür Musik<br />
Hanns Eisler Berlin,Preisträger Internationaler Wettbewerbe,<br />
Musikforum Gendarmenmarkt, Prokofjew:<br />
Klaviersonate Nr.7B-Dur op.83; Donizetti: „Edancor<br />
la tremenda porta“, Arie aus „Roberto Devereux“;<br />
Léhar:„Freunde, das Leben ist lebenswert“, Arie aus<br />
„Giuditta“;Massenet: „Jesuis seul! ... Ah! Fuyez,<br />
douce image“, Arie aus „Manon“; Françaix: Tema con<br />
Variazioni für Klarinette und Klavier;Mozart: „Aprite<br />
un po’ quegl’occhi“, Arie aus „Le nozze di Figaro“;<br />
Schubert: „Auf der Bruck“ für Stimme und Klavier op.<br />
93 Nr.2;Ravel: „Don Quichotte àDulcinée“, drei Gedichte<br />
vonPaulMorand für Stimmeund Klavie u. a.<br />
20.00 Gr.Saal: K&K Philharmoniker,K&K Opernchor,<br />
Ltg.Taras Lenko, Die schönsten Opernchöre<br />
Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />
20.00: GrigorySokolov(Klavier), Beethoven:Klaviersonate<br />
Nr.3C-Dur op. 2Nr. 3, Elf Bagatellen op.<br />
119; Brahms: Sechs Klavierstückeop. 118, Vier<br />
Klavierstückeop. 119<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal<br />
(& 254 88 -1 32) 20.00:Quadro Nuevo,Argentinischer<br />
Tango, Arabesken, Balladen und Improvisationen<br />
KINDER<br />
Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />
10.00 Studio: Frau Holle(ab 5J.)<br />
10.30: Ben liebt Anna (ab 8J.)<br />
Berlin mit Kindern (& 33 02 98 70)<br />
11.00: Familienführung: Am Brandenburger Torist viel<br />
passiert–Berlingeschichte von1700 bis heute (ab 8<br />
bis 16 J.). Anm. erf.<br />
Brotfabrik (& 471 40 01)<br />
10.00: Mein Jahreszeitenquartett: Frühlingskitzel (ab<br />
2bis 5J.)<br />
Charlottchen (& 324 47 17)<br />
10.30, 16.00: Kanin Kurzohr,Theater Lingulino (ab<br />
3bis 7J.)<br />
FigurentheaterGrashüpfer (& 536 95 15 0/ 52)<br />
10.00: In der Hasenschule, Ute Kahmann (ab 4J.)<br />
Fliegendes Theater (& 692 21 00)<br />
10.30: Die sieben Raben, Figurentheater mit Masken<br />
und Livemusik (ab 5bis 9J.)<br />
Grips Podewil (& 39 74 74 77)<br />
10.00: Vier sind hier (ab 2J.)<br />
Jaro Theater (& 341 04 42)<br />
10.30: Sei mutig,kleiner Pfeil, Puppen- und Schauspiel<br />
(ab 3bis 8J.)<br />
Puppentheater Berlin (& 342 19 50)<br />
9.30, 11.00: Ein Ostermärchen (ab4J.)<br />
Puppentheater Felicio (& 44 67 35 30)<br />
10.00, 16.30: Kasper und Rotkäppchen<br />
Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />
10.30 Gr.Salon: Die Bremer Stadtmusikanten &Die<br />
lustigePaula, Johannes Gahl, Erzählung mit Musik<br />
(ab 5bis 8J.)<br />
Theater an derParkaue (& 55 77 52 52)<br />
10.00: Die Zertrennlichen (ab 9bis 13 J.)<br />
10.00: Unterscheidet euch!, Turbo Pascal, Ein<br />
Gesellschaftsspiel –interaktiveInszenierung (ab 10<br />
bis 14 J.)<br />
Film<br />
Immersion<br />
ins<br />
Wimmelbild<br />
Die meisten Gemälde zeigen<br />
Gott, wie er die Wolken<br />
zerteilt und wie er mit<br />
Missfallen auf die Welt herabsieht.<br />
In meinem Gemälde<br />
wird der Müller seinen Platz<br />
einnehmen. Er ist der große<br />
Müller im Himmel. Nun sind<br />
alle Vorbereitungen getroffen.“<br />
Lech Majewskis Film<br />
„Die Mühle und das Kreuz“<br />
von2011 ist ein Traum vomLeben<br />
auf der Grundlage eines<br />
Gemäldes, dessen Maler den<br />
Traum vom Sterben träumte.<br />
Der polnische Regisseur erzählt<br />
die Entstehung von Pieter<br />
Bruegels „Die Kreuztragung<br />
Christi“ von 1564 als Sozial-<br />
und Kunstgeschichte und<br />
große Oper zugleich. Ein<br />
phantastisch-museales Abtauchen<br />
in das 16. Jahrhundert<br />
unserer Kunstüberlieferung<br />
mit Rudgar Hauer als Pieter<br />
Bruegel. Das Zeughauskino<br />
leitet hiermit eine Reihe von<br />
Filmen zur Passionsgeschichte<br />
ein. PetraKohse<br />
DieMühle und dasKreuz,20Uhr,Zeughauskino,<br />
Unter den Linden 2<br />
Die amerikanische Performerin Meow Meow tritt diese Woche mit dem Ensemble UnitedBerlin im Konzerthaus auf.<br />
Das ist natürlich einfach:<br />
Zwei erste Symphonien<br />
auf die Konzerthälften<br />
verteilen, fertig ist das<br />
Programm. So macht es Daniel Barenboim,<br />
wenn er das Gastspiel der<br />
Wiener Philharmoniker anlässlich<br />
der Staatsopern-Festtage dirigiert.<br />
DieErsten vonSergej Prokofjew und<br />
Gustav Mahler fassen das Moment<br />
des Jugendlichen jeweils anders:<br />
Mahler als eine Angelegenheit erzromantischer<br />
Subjektivität, Prokofjew<br />
dagegen versetzt sich in die Jugend<br />
der Gattung zurück und schreibt<br />
eine „Symphonie classique“ à la<br />
Haydn.<br />
Die meisten Musiker machen es<br />
sich in der kommenden Woche<br />
schwerer und stellen ihre Programme<br />
aus lauter kleinen Teilen zusammen.<br />
Grigory Sokolov etwa<br />
spielt in seinem Klavierabend eine<br />
frühe Beethoven-Sonate, die große<br />
konzertante in C-Dur aus der Sammlung<br />
opus 2, ansonsten Klavierstücke<br />
vonBeethovenund Brahms –allerdings<br />
in der Folge der von den<br />
Komponisten selbst arrangierten<br />
Sammlungen: Beethovens lockerer<br />
Bagatellen-Zyklus op. 119 wirft mit<br />
Peter Uehling<br />
will Musik hören und keine Interpreten.<br />
Im <strong>Berliner</strong> Musikleben sucht er nach<br />
Veranstaltungen, die musikalische<br />
Erfahrungen bieten könnten –neuartige,<br />
begeisternde, interessante oder<br />
herzerwärmende. Ob sie sich<br />
tatsächlich einstellen, ist allerdings eine<br />
Fragedes Glücks.<br />
Ideen nur so um sich, klangräumliche<br />
Experimente wie das „À l’Allemande“<br />
mit seiner beharrlich wiederholten<br />
glitzernden Figur; das<br />
nach gewundenden Bewegungen<br />
am Ende schier explodierende C-<br />
Dur-Stück; ein in15Sekunden vorbeihuschendes<br />
Fragment, dem der<br />
Anfang fehlt. Brahms’ letzte Klavierstück-Sammlungen<br />
op. 118 und 119<br />
münden dagegen beide in es-Moll,<br />
dem ungefähr Finstersten, was die<br />
Tonalität bietet. Op. 118 verliert<br />
Stück für Stück an Aktivität, das<br />
letzte ist nur noch ein verdüstertes<br />
Anrollen dissonanter Akkorde, op.<br />
119 beginnt in dieser Stimmung, so<br />
dass sich das letzte Stückmit kurzatmiger<br />
Begeisterung noch einmal<br />
aufraffen möchte,umdann in einem<br />
Höllenritt zusammenzubrechen.<br />
Das Urbild kleinteiliger Programme<br />
ist der Liederabend, und<br />
gernhätte ich hier auf das Programm<br />
„Wahn und Sinn“ mit Liedern von<br />
Schubert, Wolf, Strauss und Rihm<br />
aufmerksam gemacht, aber leider ist<br />
die Sopranistin Anna Lucia Richter<br />
erkrankt. Sie singt auch nicht wie<br />
vorgesehen morgen auf der „Venezianischen<br />
Reise“ des Freiburger Ba-<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (& 883 8551) Ein Gauner &<br />
Gentleman 15.15, 20.30; Green Book 17.30<br />
Cinema Paris (& 881 31 19) Monsieur Claude II<br />
(OmU) 15.30, 18.00, 20.30<br />
DelphiFilmpalast (& 312 10 26)Monsieur Claude<br />
II 15.30,18.00, 20.30<br />
Delphi LUX (& 322 93 10 40) Ein Gauner &<br />
Gentleman (OmU) 13.50, 20.40; Die Wiese –Ein<br />
Paradies nebenan 14.00, 18.30; Free Solo (OmU)<br />
16.10; Birds OfPassage: Das grüne Gold der Wayuu<br />
15.00, 17.40, 20.20; Queerfilmnacht: Konsequenzen<br />
–Posledice (OmU) 21.00; Die Goldfische<br />
15.15; Vice –Der zweite Mann 17.50; Vice –Der<br />
zweite Mann (OmU) 20.40; OfFathers and Sons<br />
–Die Kinder des Kalifats (OmU) 14.40; Another<br />
Day ofLife 17.00, 19.00; Wir –Us (OmU) 21.00;<br />
Trautmann 14.40; Beale Street (OmU) 17.20;<br />
Asche ist reines Weiß 20.00; Das Haus amMeer<br />
15.00; Green Book (OmU) 17.30; Die Berufung:<br />
Ihr Kampf für Gerechtigkeit –Onthe Basis ofSex<br />
(OmU) 16.00; Bohemian Rhapsody (OmU) 18.40;<br />
Mid90s (OmU) 21.30<br />
Filmkunst 66 (& 882 1753) Ein Gauner &Gentleman<br />
18.15, 20.15; Renzo Piano: Architekt des<br />
Lichts 18.30; The Sisters Brothers 20.00<br />
Kant Kino (& 319 98 66) Unheimlich perfekte<br />
Freunde 14.00, 15.50; Ein Gauner &Gentleman<br />
16.00, 18.15, 20.30; Die Berufung: Ihr Kampf für<br />
Gerechtigkeit 17.50, 20.30; Lampenfieber 14.00;<br />
Yuli 16.00; The Favourite – Intrigen und Irrsinn<br />
18.15; Bohemian Rhapsody 20.50; Asterix und das<br />
Geheimnis des Zaubertranks 15.10; Green Book<br />
17.10, 20.00; Beale Street 15.00; Das Haus am<br />
Meer 17.40; Weil Du nur einmal lebst –Die Toten<br />
Hosen aufTour 20.00<br />
Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) 3D: Dumbo<br />
14.45; 3D: Captain Marvel 17.45; Friedhof der Kuscheltiere20.20,<br />
23.00; 3D:CaptainMarvel14.30;<br />
3D: Dumbo 17.20; 3D: Shazam! 20.00, 23.00;<br />
Captain Marvel 14.50; Friedhof der Kuscheltiere<br />
17.40; 3D: Captain Marvel 20.10; Escape Room<br />
23.10; Shazam! 14.30; 3D: Shazam! 17.30; Wir<br />
20.30, 23.15; Die Goldfische 14.00, 16.45; 3D:<br />
Dumbo 19.30; Bohemian Rhapsody 22.10; Green<br />
Book 17.20; Die Goldfische 20.10; Friedhof der<br />
Kuscheltiere –Pet Sematary (OF) 22.50; Trautmann<br />
14.10; Bohemian Rhapsody 16.50; Green Book<br />
19.50; Der Goldene Handschuh 22.45<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Free Solo<br />
(OmU) 11.00, 20.40; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />
–The Wife (OmU) 12.45; #Female Pleasure<br />
(OmU) 14.30; Iron Sky: The Coming Race (OmU)<br />
16.00; Of Fathers and Sons (OmU) 17.30; Ein<br />
Gauner & Gentleman (OmU) 19.00; The House<br />
That Jack Built (OmU) 22.20; Drei Gesichter (OmU)<br />
11.00; Cold War: Der Breitengrad der Liebe (OmU)<br />
12.45; Can You Ever Forgive Me? 14.15; Beale<br />
Street (OmU) 16.00; Unser Team (OmU) 18.00;<br />
Der Goldene Handschuh 19.50; Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 21.45; Westwood: Punk. Ikone.Aktivistin.<br />
–Westwood: Punk, Icon, Activist (OmU) 11.00;<br />
Capernaum (OmU) 12.30; Vice –Der zweite Mann<br />
14.30; Der Junge muss an die frische Luft 16.50;<br />
Die Wiese 18.30; Green Book (OmU) 20.15; Beach<br />
Bum (OF) 22.30<br />
Intimes (& 29 77 76 40) Wie gut ist deine Beziehung?<br />
16.45; Vorhang auf für Cyrano –Edmond<br />
(OmU) 19.00; Beach Bum 21.15; Der Himmel über<br />
Berlin (DFmenglU) 23.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (& 426 8129) DieWiese –Ein<br />
Paradies nebenan 16.00; Free Solo (OmU) 18.00;<br />
The Sisters Brothers (OmU) 20.00; Der Goldene<br />
Handschuh 22.15; Winter in Havanna (OmU)<br />
16.15; Oderland. Fontane 18.00; Spreeland. Fontane<br />
19.30; RBG –Ein Leben für die Gerechtigkeit<br />
(OmU) 21.30<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Die Goldfische<br />
13.45, 16.45, 20.30; Asterix und das Geheimnis<br />
desZaubertranks13.45, 16.00; IMAX3D: Shazam!<br />
14.00,17.00,20.15;Dumbo 14.00, 16.30, 20.15;<br />
Unheimlich perfekte Freunde 14.15, 16.30; Die<br />
Wiese –Ein Paradies nebenan 14.15; 3D: Dumbo<br />
14.30,17.15; Rocca verändert die Welt 14.45; 3D:<br />
Shazam! (OF) 15.30; Monsieur Claude II15.30,<br />
18.00, 20.30; Drachenzähmen leicht gemacht<br />
3: Die geheime Welt 15.30; Pupille –Insicheren<br />
Händen (OmU) 15.45; Friedhof der Kuscheltiere<br />
15.45, 18.15, 20.15; Shazam! 16.15, 16.45; Die<br />
Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit 17.15; Captain<br />
Marvel 18.00; Ein Gauner &Gentleman 18.10,<br />
21.30; Vice –Der zweite Mann 18.30; Trautmann<br />
18.30; 3D: Alita: Battle Angel 19.00; Green Book<br />
19.15; 3D: Captain Marvel 20.00; Preview: After<br />
Passion 20.00; Friedhof der Kuscheltiere –Pet Sematary<br />
(OF) 20.45; Hard Powder 21.00; Destroyer<br />
21.30<br />
Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Die Wiese –Ein<br />
Paradies nebenan 18.00; Beach Bum (OF) 19.50;<br />
Beale Street (OmU) 21.45; Mid90s (OmU) 18.00;<br />
Voll Rita! (OmenglU) 19.45; Wintermärchen 22.00<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (& 04 51/703 02 00) Dumbo 13.45,<br />
17.00, 20.10; Monsieur Claude II 13.50, 17.10,<br />
19.45; Drachenzähmen leicht gemacht 3:Die geheime<br />
Welt 14.00; Shazam! 14.10;Asterix und das<br />
Geheimnis des Zaubertranks 14.10; 3D: Dumbo<br />
14.15; Unheimlich perfekte Freunde 14.20,17.20;<br />
3D: Shazam! 16.30, 19.40; Die Goldfische 16.40;<br />
Captain Marvel 16.50; Friedhof der Kuscheltiere<br />
17.00, 20.00; Preview: After Passion 19.45; Wir<br />
19.50; 3D: Captain Marvel 19.50<br />
Kino Kiste (& 998 7481) Wie gut ist deine Beziehung?<br />
14.00; Tito, der Professor und die Aliens<br />
16.05; Vorhang auf für Cyrano 18.00; The Sisters<br />
Brothers 20.00<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (& 038 71/211 4109) 3D: Dumbo<br />
14.20, 17.20; Shazam! 14.30, 19.40; Captain<br />
Marvel 14.30, 16.50, 20.00; Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 14.40; Rocca verändert<br />
die Welt 14.45; Drachenzähmen leicht gemacht 3:<br />
Die geheime Welt 14.45; Dumbo 14.50, 17.30;Unheimlich<br />
perfekte Freunde 15.00, 17.20; Prinzessin<br />
Emmy 15.10; 3D: Shazam! 17.00, 20.00; Friedhof<br />
der Kuscheltiere 17.10, 20.10; Die Goldfische<br />
17.10, 19.45; Monsieur Claude II 17.15, 20.15;<br />
12 Tage 17.30; Wir 19.50; Preview: After Passion<br />
20.00<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (& 61 60 96 93) A Ein Gauner &Gentleman<br />
(OmU) 18.00; Vice –Der zweite Mann (OmU)<br />
20.15; B Wir –Us(OmU) 16.30, 21.30; The Favourite<br />
–Intrigen und Irrsinn (OmU) 19.00<br />
fsk am Oranienplatz (& 614 2464) Im Land meiner<br />
Kinder 18.00; OfFathers and Sons –Die Kinder<br />
des Kalifats(OmU) 18.15;Another DayofLife–Jeszczedzien<br />
zycia (OmU) 19.45, 22.15; Bildbuch –Le<br />
livre d‘image (OmU) 20.15; Asche ist reines Weiß<br />
–Ash Is Purest White (OmU) 21.30<br />
Moviemento (& 692 47 85) Der kleine Drache<br />
Kokosnuss –Auf in den Dschungel! 12.30; Birds<br />
Of Passage: Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros<br />
de verano (OmU) 14.30, 17.15; Monsieur Claude<br />
II (OmU) 20.00, 22.15; Die Winzlinge: Abenteuer<br />
in der Karibik 10.00; Monsieur Claude II (OmU)<br />
12.15, 14.30, 16.45; Beach Bum (OF) 21.30;<br />
Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten<br />
10.00; Unheimlich perfekte Freunde 12.00, 14.15,<br />
16.30; OfFathers and Sons –Die Kinder des Kalifats<br />
(OmU) 18.45; Birds Of Passage: Das grüne<br />
Gold der Wayuu –Pajaros de verano (OmU) 21.00<br />
Sputnik (& 694 11 47) Peter Hase 15.00; Renzo<br />
Piano: Architekt des Lichts (OmenglU) 16.45; Free<br />
Solo (OmU) 18.15; Vice –Der zweite Mann (OmU)<br />
20.00; Iron Sky: The Coming Race (OmU) 22.30;<br />
This Mountain Life –Die Magie der Berge (OmU)<br />
15.00; Bildbuch –Lelivre d‘image 16.30; Die Berufung:<br />
Ihr Kampf für Gerechtigkeit –Onthe Basis<br />
of Sex (OmU) 18.00;Weil Du nur einmal lebst –Die<br />
Toten Hosen auf Tour 20.00; Mid90s (OmU) 22.00<br />
Yorck (& 78 91 32 40)Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks13.50; Monsieur Claude II 15.50,<br />
18.10, 20.30; New Unheimlich perfekte Freunde<br />
13.45, 15.45; Ein Gauner & Gentleman 17.45,<br />
20.00<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (& 538 95 90) 3D: Shazam!<br />
14.00, 17.00, 20.00; Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 14.00; The Lego Movie II 14.30;<br />
Dumbo 15.00, 17.30, 20.15; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3: Diegeheime Welt 15.00; Die Wiese<br />
–Ein Paradies nebenan 16.00; Die Goldfische<br />
17.30, 20.00; Friedhof der Kuscheltiere 18.00,<br />
20.30; Ein Gauner &Gentleman 18.00<br />
Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Unser Team<br />
–Nossa Chape 10.00; Of Fathers and Sons –Die<br />
Kinder des Kalifats 10.15; Die Goldfische 10.30,<br />
20.15; Monsieur Claude II 13.00, 15.15, 17.30;<br />
Ein Gauner &Gentleman 13.30, 18.15; Die Wiese<br />
–Ein Paradies nebenan 14.00, 18.00; Spreeland.<br />
Fontane 16.00; Prinzessin Emmy 16.15; Reise-Doku:<br />
Kuba 20.15; Iron Sky: The Coming Race 20.30<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60)<br />
Shazam! 14.00, 19.45; Captain Marvel 14.00,<br />
17.00, 20.00; Dumbo 14.15, 17.00; Ostwind 4<br />
–Aris Ankunft 14.30; Monsieur Claude II14.30,<br />
17.15, 20.00; Drachenzähmen leicht gemacht 3:<br />
Die geheime Welt 14.30; Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 14.30; Unheimlich perfekte<br />
Freunde 14.45; Wir 17.00, 20.00; 3D: Shazam!<br />
17.00; Misfit 17.00; Friedhof der Kuscheltiere<br />
17.15, 20.15; Die Goldfische 17.30, 20.15; Preview:<br />
After Passion 20.00<br />
MITTE<br />
Acud (& 44 35 94 98) Tito, der Professor und die<br />
Aliens 17.00; Der Junge muss an die frische Luft<br />
19.00; Der Fall Sarah &Saleem –The Reports on<br />
Sarah and Saleem (OmU) 20.45; Die Wiese –Ein<br />
Paradies nebenan (OmU) 18.00; russisch dok<br />
#22: Boris Ryzhy (OmenglU) 20.00;Wintermärchen<br />
21.45<br />
Babylon (& 242 59 69) KinderwagenKino: Vice –<br />
Der zweite Mann 11.00; Lola Long List: Styx 18.00;<br />
Lola Long List: Transit (OmenglU) 18.00; Fräulein<br />
Else (OmenglU; m. Live-Musikbegleitung) 19.30;<br />
Lola Long List: 303 (OmenglU) 20.00; Lola Long<br />
List: 25 km/h 20.00; Lola Long List:Werk ohne Autor<br />
(OmenglU) 22.15; Lola Long List: Der Goldene<br />
Handschuh (OmenglU) 22.45<br />
Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Monsieur<br />
Claude II(OmU) 13.45,15.45, 17.45,20.00,<br />
22.15; Ein Gauner & Gentleman (OmU) 11.00,<br />
17.15, 19.30; The Sisters Brothers (OmU) 13.00;<br />
Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten<br />
15.30;AStar Is Born (OmU) 21.45<br />
CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) Prinzessin<br />
Emmy 11.00,13.10; Captain Marvel 11.00,17.40;<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />
Welt 11.10, 13.45; 3D: Shazam! 11.15, 16.40,<br />
19.50,22.40; Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />
11.20; Trautmann 11.30; Dumbo 11.40,<br />
14.00, 17.20, 19.30, 22.10; Mascha und der Bär<br />
11.50; Monsieur Claude II 12.30, 15.10, 17.30,<br />
20.10, 22.50; 3D: Captain Marvel 13.40, 20.15,<br />
23.00; Unheimlich perfekte Freunde 14.00, 16.30;<br />
Shazam! 14.20; Rocca verändert die Welt 14.20;<br />
3D: Dumbo 14.30, 16.50; Der Junge muss an die<br />
frische Luft 15.15; Wir 16.20, 20.00, 23.10; Die<br />
Goldfische 17.00; Friedhof der Kuscheltiere 17.50,<br />
20.30, 23.15; Green Book 19.00; Preview: After<br />
Passion 19.45; Escape Room 20.40, 23.15; Hard<br />
Powder 22.30; Iron Sky: The Coming Race 23.15<br />
Hackesche Höfe (& 283 4603) Willkommen in<br />
Marwen –Welcome toMarwen (OmU) 14.30; Birds<br />
Of Passage: Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros<br />
de verano (OmU) 19.30, 22.00; Berlin Babylon<br />
(Omdt+englU) 15.00; Free Solo (OmU) 17.00,<br />
21.30; Das Haus amMeer –Lavilla (OmU) 19.15;<br />
Talking Money –Rendezvous bei der Bank (OmU)<br />
15.30; Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit –<br />
On the Basis of Sex (OmU) 17.30; Beach Bum (OF)<br />
20.00, 22.00; Another Day ofLife –Jeszcze dzien<br />
zycia (OmU) 15.45, 19.45; Mid90s (OmU) 17.45;<br />
Der Goldene Handschuh (DFmenglU) 21.45; Fair<br />
Traders (OmU) 15.30; Renzo Piano: Architekt des<br />
Lichts –Renzo Piano, an Architect for Santander<br />
(OmU) 17.30; Green Book (OmU) 19.30; Destroyer<br />
(OmU) 22.15<br />
International (& 24 75 60 11) Monsieur Claude<br />
II 14.50, 17.10; Achtung Berlin Eröffnung: Kim hat<br />
einen Penis 20.00<br />
Zeughauskino (& 20 30 47 70) Passionsgeschichten:<br />
Die Mühle und das Kreuz –The Mill and the<br />
Cross (OmU) 20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex NeuköllnArcaden (& 01 80/505 06 44)<br />
Dumbo 14.00, 16.45, 19.30; Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 14.00, 16.45; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3: Die geheimeWelt 14.10;<br />
Rocca verändert die Welt 14.20; Shazam! 14.25,<br />
16.15, 19.30; Captain Marvel 14.25, 16.35,<br />
19.30; Misfit 14.40; Unheimlich perfekte Freunde<br />
15.00, 17.10; Manhattan Queen 15.00; Wir<br />
16.40, 19.45; 3D: Dumbo 17.00; Monsieur Claude<br />
II 17.20, 20.00; Friedhof der Kuscheltiere 17.30,<br />
20.15; Öldür beni sevgilim (OmU) 19.30; Friedhof<br />
der Kuscheltiere –Pet Sematary (OF) 19.40;<br />
Shazam! (OF) 19.45<br />
IL KINO (& 91 70 29 19) Vice –Der zweite Mann<br />
(OmU) 10.00; The Sisters Brothers (OmU) 12.30,<br />
22.00; Green Book (OmU) 14.40; Free Solo (OmU)<br />
17.00; Renzo Piano: Architekt des Lichts –Renzo<br />
Piano,anArchitect for Santander (OmenglU) 18.45;<br />
Ohrensausen –Orecchie (OmU) 20.15<br />
Neues Off (& 62 70 95 50) Birds Of Passage: Das<br />
grüne Gold der Wayuu –Pajaros deverano (OmU)<br />
16.50,19.30, 22.10<br />
Passage (& 68 23 70 18) Monsieur Claude II<br />
15.20, 17.40, 20.00, 22.20; Beale Street (OmU)<br />
15.45, 20.30; Die Wiese –Ein Paradies nebenan<br />
16.00, 18.20; Die Goldfische 16.00<br />
Rollberg (& 62 70 46 45) Friedhof der Kuscheltiere<br />
–Pet Sematary (OF) 17.20, 19.50, 22.10;<br />
The Sisters Brothers (OmU) 17.30; Free Solo (OF)<br />
20.10, 22.30; Another Day ofLife –Jeszcze dzien<br />
zycia (OmU) 16.40, 19.00; Destroyer(OmU)16.50,<br />
21.00;Wir –Us(OmÜb) 18.40, 21.20; Beach Bum<br />
(OF) 16.45, 19.30, 21.45<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />
Shazam! 14.00; Captain Marvel 14.00; Monsieur<br />
Claude II 14.10, 16.45, 19.45; Dumbo 14.10,<br />
17.15,20.10;Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />
14.40; Drachenzähmen leicht gemacht<br />
3: Die geheime Welt 15.00; 3D: Shazam! 16.50,<br />
20.00; 3D: Captain Marvel 16.55; Wir 17.10,<br />
19.55; Friedhof der Kuscheltiere 17.35, 20.00;<br />
Preview: After Passion 20.00<br />
Wolf (& 921 03 93 33) Asche istreinesWeiß –Ash<br />
Is Purest White (OmenglU) 12.00; Mid90s (OmU)<br />
12.10; Ein Gauner & Gentleman (OmU) 14.00,<br />
19.10; Bildbuch –Lelivre d‘image (OmenglU; m.<br />
Gast) 14.40; Kommissar Gordon &Buffy 16.00;<br />
Beale Street (OmU) 16.40; La casa lobo –Das<br />
Wolfshaus (OmU) 17.20, 21.20; ALFILM –Arabisches<br />
Filmfestival: Awdat alibn al dal –Die Rückkehr<br />
des verlorenen Sohnes: Return ofthe Lost Son<br />
(OmU) 19.00; Bildbuch 21.10
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
rockorchesters.Stattdessen singt Karina<br />
Gauvin Arien des Venedig-Reisenden<br />
Georg Friedrich Händel, des<br />
Venezianers Agostino Steffani und<br />
des Venedig-Ruheständlers Johann<br />
Adolph Hasse. Vor allem wegen seines<br />
Opernhauses war Venedig zur<br />
Barockzeit ein Anziehungspunkt für<br />
Musiker, entsprechend gibt es Container<br />
voll Noten. Ein effektvolles<br />
Programm setzt strikte Auswahl voraus,und<br />
sicher wirddas FBO dergleichen<br />
vollbracht haben. Jedoch muss<br />
ich mein Nicht-gefesselt-Sein eingestehen:<br />
Venezianische Reise,Neapolitanische<br />
Reise,Londoner Reise,Pariser<br />
Reise … das Spiel kann man<br />
lange spielen, aktueller wirdesnicht.<br />
Dramaturgischen Ehrgeiz zeigen<br />
das Deutsche Symphonie-Orchester<br />
und sein Chefdirigent Robin Ticciati:<br />
Da treffen sich Strauss’ „Don Juan“<br />
und Wagners „Tristan“-Vorspiel und<br />
„Liebestod“, der tragisch endende<br />
erotische Libertin und die tragisch<br />
endenden Liebenden –soweit verständlich.<br />
Dazwischen erklingen die<br />
sechs Orchesterstücke von Anton<br />
Webern, eine von Liebe und Erotik<br />
weit entfernte, expressionistische<br />
Angst-Musik; wir verstehen sie als<br />
Die<br />
Liebenden<br />
und der<br />
Libertin<br />
Kleine Stücke, große Linien:<br />
Programmgestaltung ist eine Kunst,<br />
die man sich leicht und schwer<br />
KLASSIK<br />
Sokolov<br />
10.4., 20 Uhr,Philharmonie,<br />
Herbert-von-Karajan-Str.1<br />
Venezianische Reise<br />
11.4., 20 Uhr,Kammermusiksaal, Herbert-von-Karajan-Str.1<br />
Erste Symphonien<br />
12.4., 20 Uhr,Philharmonie<br />
Deutsches Symphonie-Orchester<br />
13.4., 20 Uhr,Philharmonie<br />
Sieben Todsünden<br />
15.4., 20 Uhr,Konzerthaus am<br />
Gendarmenmarkt<br />
machen kann<br />
GETTY IMAGES/ASIAPAC<br />
kontrastierende Fortsetzung einer<br />
kompositionsgeschichtlichen Linie,<br />
die vonWagner und Strauss ausgeht<br />
–alles klar. Harrison Birtwistles Orchesternocturne<br />
„Night’s Black Bird“<br />
wiederum verknüpfen wir mit den<br />
nächtlichen Schauplätzen von„Tristan“<br />
und „Don Juan“ und der<br />
schwarzen Seelenwelt der Webern-<br />
Stücke – geht auch. Vor Ravels G-<br />
Dur-Klavierkonzert kapituliere ich:<br />
Dieses helle, klassizistisch-zirzensische<br />
Werk kann ichinkeinen plausiblen<br />
Zusammenhang mit dem Rest<br />
bringen.<br />
Ganz einfach wirdesdannwieder<br />
beim Ensemble UnitedBerlin, das<br />
mit der amerikanischen Performerin<br />
Meow Meow auftritt: Die„Suite from<br />
the Twenties“ des in die USA ausgewanderten<br />
<strong>Berliner</strong>s Stefan Wolpe,<br />
die geistreich-parodistische „Facade“<br />
des späteren Akademikers<br />
William Walton fokussieren die<br />
Goldenen Zwanziger. Kurt Weills<br />
letztes Zusammenarbeit mit Brecht,<br />
die grandiosen „Die sieben Todsünden“,<br />
treibt den Song-Stil bereits aus<br />
der Rückschau in expressive Extreme:<br />
Sie entstanden in den 30er-<br />
Jahren im Pariser Exil.<br />
Literatur<br />
Der<br />
Schriftsteller<br />
als Vermittler<br />
ImRahmen der Tagung der<br />
Gruppe 47 in Princeton im<br />
Mai1966 geriet der Schriftsteller<br />
Hans-Christoph Buch zusammen<br />
mit seinem Kollegen<br />
Friedrich Christian Delius<br />
in ein Konzert des Free-<br />
Jazzers Albert Ayler. Wenn<br />
man Delius und seiner Erzählung<br />
„Die Zukunft der<br />
Schönheit“ glauben darf,<br />
dann war es vor allem auch<br />
eine Einübung in eine Ästhetik<br />
der Verweigerung. Hans-<br />
Christoph Buch hat sich in<br />
seinen literarischen und politischen<br />
Interventionen indes<br />
stets um Vermittlung bemüht.<br />
Kurz nach der Wende hat er im<br />
Literarischen Colloquium am<br />
Wannsee Schriftsteller um sich<br />
versammelt, um über das<br />
Schreiben in Ost und West zu<br />
sprechen. In seinem Buch<br />
„Tunnel über der Spree.<br />
Traumpfade der Literatur“,<br />
zieht Buch, der diese Woche<br />
75 Jahrealt wird, auch eine persönliche<br />
Bilanz. HarryNutt<br />
Hans-Christoph Buch 19.30 Uhr,LiterarischesColloquium,<br />
Am Sandwerder 5<br />
Theater Zitadelle (& 335 37 94)<br />
10.00: Frieda unddie freche Möwe,Gastspiel Theater<br />
Couturier (ab 4J.)<br />
Zeiss-Großplanetarium (& /42 18 45 10)<br />
11.00: Mit Raketen zu Planeten<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Akademie der Künste am Pariser Platz<br />
(& 200 57 10 00) 19.00: Alfred-Döblin-Stipendiaten<br />
2018, Andreas Baum, Carmen Buttjer,Rabea Edel,<br />
FrederikeFrei, Stephan Grötzner u. a., Gesprächund<br />
Lesung.Moderation Jörg Feßmann<br />
Buchhandlung Braun &Hassenpflug<br />
(& 802 93 04) 20.00: Wasdann nachher so schön<br />
fliegt, Hilmar Klute, Lesung und Gespräch mitHilmar<br />
Klute<br />
Geistesblüten (& 49 96 17 92)<br />
19.00: Benzin, Gunther Geltinger<br />
HAU1(&25 90 04 27)<br />
20.00: Ausdem Dachsbau, Dirk vonLowtzow, Lesung<br />
und Tocotronic-Songs mit der Akustikgitarre<br />
Heimathafen Neukölln (& 56 82 13 33)<br />
20.00: Best Of PoetrySlam,<br />
Institut Francais Berlin –Maison de France<br />
(Kurfürstendamm 211) 19.00 Saal Boris Vian: Die<br />
Farben des Feuers, Pierre Lemaitre. Anm. erf.<br />
Kulturhaus Karlshorst (& 475 94 06 10)<br />
19.00: Der aufrechte Gang in einem Meer desgroßen<br />
Schweigens, mit Prof. em. Dr.Anneliese Löffler und<br />
Eike-Jürgen Tolzien<br />
Lettrétage (& 692 45 38)<br />
20.00: Christa Wolf: Medea. Stimmen, Christa Wolf,<br />
Stephanie Manz, Karola Elßner und Bettina Schinko,<br />
Szenische Lesung an drei Tagen<br />
Literarisches Colloquium Berlin (& 816 99 60)<br />
19.30: Traumpfade der Literatur,Hans Christoph<br />
Buch, Moderation: Helmut Böttiger<br />
Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />
20.00: Literatur Live: Wiegut ist IhrDeutsch? Teil 2,<br />
Bastian Sick<br />
Schloss Schönhausen (& 033 19 69 42 00)<br />
20.00: Wo wir zu Hause sind, Maxim Leo<br />
KONZERT<br />
A-Trane (& 313 25 50)<br />
21.00: Daniel Herskedal<br />
b-flat (& 283 31 23)<br />
21.00: Robin’sNest Jam Session<br />
Babylon Mitte (& 242 59 69)<br />
19.30: Babylon Orchester Berlin –Stummfilm-Livekonzert:<br />
Fräulein Else (Eröffnungsfilm Babylon<br />
11.4.1929)<br />
Badehaus (& 95 59 27 76)<br />
19.30: Gastspiel #4: Lejo, Little Big Sea, Exclusive<br />
Badenscher Hof Jazzclub (& 861 00 80)<br />
21.00: Roland Satterwhite’sTolyqyn<br />
BKA (& 202 20 07)<br />
20.00: C. Heiland, Simon Eickhoff &Andi Rüttger,Der<br />
große C. auf Simons Sofa<br />
Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />
22.00: Die Couchies, HappyBirthday, Eschschloraque<br />
Rümschrümp! –Geburtstagsspecial zum 24.<br />
Festsaal Kreuzberg (& 551 50 65 87)<br />
20.00 Festsaal: Cave In &Old Man Gloom, Support:<br />
Bossk<br />
Gretchen (& 25 92 27 02)<br />
21.00: Hailu Mergia<br />
Gropius-Passagen (& /67 06 66 40)<br />
17.00 1. OG, Food Court: Talent Kitchen: Scharfe<br />
Sounds mit jungen Neuköllner Talenten<br />
Huxleys Neue Welt (& 301 06 80 88)<br />
20.00: Gluecifer, Ondt Blod<br />
Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />
20.00: Keywest, support: Ruthanne<br />
Lido (& 69 56 68 40)<br />
20.30: Tess Parks<br />
Monarch (Skalitzer Str.134)<br />
20.00: Dowdelin<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00: John JPresley<br />
PrivatClub (& 61 67 59 62)<br />
20.30: Tiny Ruins<br />
Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />
21.00: Jovi’sMainstream Session–Rock &Pop<br />
Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />
19.00: Sun June +Brabrabra, Fourtrack On Stage<br />
TIPI am Kanzleramt (& 39 06 65 50)<br />
20.00: Basta, Edelvoice –A-cappella-Showtime: In<br />
Farbe<br />
Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />
20.00 Roter Salon: Xylouris White<br />
Wild At Heart (& 611 70 10)<br />
21.00: Noise Affection, Wild Wednesday<br />
Yorckschlösschen (& 215 80 70)<br />
21.00: Roger &The Evolution<br />
Zig Zag Jazz Club (& 94 04 91)<br />
21.15: Bob Reynolds Group<br />
Anzeige<br />
Morgen in Ihrer <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Die Beilage des Deutschen<br />
Symphonie-Orchesters Berlin<br />
Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre!<br />
CLUB<br />
Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />
20.00: Slowmojo, Moji u. a.<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (& 44 31 50)<br />
22.00: Mittwochs<br />
Maze (& 55 51 84 54)<br />
20.00: FlauschigeMittwochsrunde mit Freunden,<br />
Techno Jesus u. a.<br />
Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />
(& 89 75 13 27) 19.00: BoxHappyHour<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />
23.59: Tresor NewFaces,Centrific, Another Alias,<br />
hosted by Marcus<br />
WaterGate (& 61 28 03 94)<br />
23.55: Circle Sessions, Carlo, Black Loops, Turkish<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />
21.00: Clärchen swingt, Evan &Friends<br />
Insomnia (Alt-Tempelhof 17-19)<br />
20.00: TangoVicioso<br />
Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />
19.00: El Ocaso–TangoArgentino, Frank &James<br />
KINO<br />
PANKOW<br />
BlauerStern Pankow (& 47 61 18 98) Unheimlich<br />
perfekte Freunde 14.00, 16.00; Monsieur Claude<br />
II 15.30, 18.00, 20.20; Ein Gauner &Gentleman<br />
17.45,20.00<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Monsieur<br />
Claude II 15.40, 18.00, 20.20; Ein Gauner &<br />
Gentleman 15.30, 17.45, 20.00; Die Wiese 15.00,<br />
17.00; Ein Gauner & Gentleman (OmU) 19.00;<br />
Wir (OmU) 21.10; Asterix und das Geheimnis des<br />
Zaubertranks 13.45; Free Solo 18.20; Vice (OmU)<br />
20.40; Unheimlich perfekte Freunde 13.45, 16.00;<br />
Birds Of Passage: Das grüne Gold der Wayuu 15.45,<br />
20.45; Green Book 18.00<br />
Kino inder Kulturbrauerei (& 04 51/703 0200)<br />
Ein Gauner &Gentleman 13.45, 19.00; Dumbo<br />
13.45, 16.30, 19.30; Unheimlich perfekte Freunde<br />
13.50, 16.15; Willkommen in Marwen 14.00;<br />
Shazam! (OmU) 14.00, 16.40, 19.45, 22.15;<br />
Monsieur Claude II14.15, 16.50, 19.30; Asterix<br />
und das Geheimnis des Zaubertranks 14.20; Birds<br />
Of Passage: Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros<br />
de verano (OmU) 14.30; Die Goldfische 16.20,<br />
19.00; Captain Marvel (OmU) 16.40, 19.45; The<br />
Sisters Brothers 17.00; Wir (OmU) 17.15, 20.15,<br />
23.00;GreenBook 19.40; Birds Of Passage21.30;<br />
Der Goldene Handschuh 21.40; Monsieur Claude II<br />
(OmU) 22.15; Green Book (OmU) 22.40; Ein Gauner<br />
&Gentleman (OmU) 22.45; Beach Bum 22.50<br />
Krokodil (& 44 04 92 98) Spreeland. Fontane<br />
17.00;Another Day ofLife (OmU) 18.30; Premiere:<br />
Der Funktionär (m. Gast) 20.00<br />
Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Frauen der ersten<br />
Stunde (OmU) 17.30; Bildbuch 19.00; Das Gegenteil<br />
von Grau (OmenglU) 20.30; Der Himmel über<br />
Berlin (OmenglU) 22.30<br />
UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00)<br />
Shazam! 14.15; Monsieur Claude II14.20, 17.00,<br />
19.50,22.40;Dumbo 14.20, 17.00, 19.50, 22.45;<br />
Asterix und das Geheimnisdes Zaubertranks 14.25,<br />
17.20; Captain Marvel 14.30, 17.00; Rocca verändert<br />
die Welt 14.35; Friedhof der Kuscheltiere<br />
14.35,17.10, 19.45, 22.45; Drachenzähmen leicht<br />
gemacht 3: Die geheime Welt 14.35; Misfit 14.40,<br />
17.25; Die Wiese –Ein Paradies nebenan 14.40;<br />
3D: Shazam! 16.35,19.40,22.30; Alita:Battle Angel16.50;<br />
Wir17.00,19.35, 22.30; Die Goldfische<br />
17.05, 19.55; 3D: Captain Marvel 19.40, 22.35;<br />
Green Book 19.45; Preview: After Passion 20.00;<br />
Willkommen in Marwen 22.35; Escape Room<br />
22.40; Beach Bum 22.45<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (& 04 51/703 02 00) Dumbo<br />
13.30,16.30,19.50; Shazam! 13.55; 3D: Dumbo<br />
14.00;Asterix und das Geheimnisdes Zaubertranks<br />
14.10, 17.50; Monsieur Claude II14.15, 16.55,<br />
19.45; Unheimlich perfekte Freunde 14.30, 17.00;<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 3: Diegeheime Welt<br />
14.40; Captain Marvel 14.45,19.40; Misfit 15.10;<br />
3D: Shazam! 16.30, 19.20; Wir 16.50, 20.20;<br />
Friedhof der Kuscheltiere 17.10, 20.00; Die Goldfische<br />
17.20, 20.15; 3D: Captain Marvel 17.20,<br />
20.10; Preview:After Passion 19.45<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />
Der Junge muss an die frische Luft 15.00; Green<br />
Book 17.30, 20.30<br />
Cosima (& 85 07 58 02) Vice –Der zweite Mann<br />
18.00; Green Book 20.15<br />
Odeon (& 78 70 40 19) Birds Of Passage: Das<br />
grüne Gold der Wayuu –Pajaros de verano (OmU)<br />
16.00, 20.50; Ein Gauner & Gentleman (OmU)<br />
18.40<br />
Urania-Filmbühne (& 218 90 91) Generation<br />
Wealth 16.30, 19.00<br />
Xenon (& 78 00 15 30) DieBerufung: IhrKampf für<br />
Gerechtigkeit –Onthe Basis ofSex (OmU) 18.00;<br />
Der verlorene Sohn –Boy Erased (OmU) 20.30<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Unheimlich<br />
perfekte Freunde 10.00, 14.50; Prinzessin<br />
Emmy 10.00, 12.00; Dumbo 10.00, 14.00, 17.15;<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />
Welt 10.00, 12.30; Asterix und das Geheimnis des<br />
Zaubertranks 10.00, 12.10; Captain Marvel 11.50;<br />
Rocca verändert die Welt 12.25, 15.00; Shazam!<br />
14.25, 16.45; Manhattan Queen 15.00; Friedhof<br />
der Kuscheltiere 17.30, 20.15; Monsieur Claude II<br />
17.35, 20.10; Die Goldfische 17.35; 3D: Shazam!<br />
20.00; Preview: After Passion 20.00; Wir 20.15<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 60 81) Der<br />
Junge muss an die frische Luft 13.30; Vom Lokführer,der<br />
die Liebe suchte 15.45; Green Book 17.45;<br />
Vice –Der zweite Mann 20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (& 01 80/505 07 11) Monsieur Claude II<br />
15.00, 17.40, 20.15<br />
Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />
Unheimlich perfekte Freunde 10.00,12.10, 14.30;<br />
Ralph reichts 2 10.00; Dumbo 10.00, 13.40,<br />
17.25, 20.00, 22.45; Checker Tobi 10.00; Captain<br />
Marvel 10.00, 12.30,16.30, 19.40, 23.00; Asterix<br />
unddas Geheimnis desZaubertranks10.00,12.00,<br />
17.50; Prinzessin Emmy 11.50; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 312.00; Rocca verändert die Welt<br />
12.25, 15.15; Ostwind 4 12.40, 14.55; Misfit<br />
14.00; Shazam! 14.20, 16.30; Manhattan Queen<br />
15.00; 3D: Dumbo16.50; Friedhof derKuscheltiere<br />
17.20, 20.15, 23.00; Die Goldfische 17.30, 22.50;<br />
3D: Shazam! 19.30, 22.40; Preview: After Passion<br />
20.00; Wir 20.15, 22.30; Ein Gauner &Gentleman<br />
20.15; Escape Room 22.50<br />
Thalia Movie Magic (& 774 3440) Asterix und<br />
das Geheimnis des Zaubertranks 15.00; Shazam!<br />
15.15; Rocca verändert die Welt 15.30; Dumbo<br />
15.30, 18.00; Monsieur Claude II 16.45, 18.45;<br />
3D: Shazam! 17.45; Friedhof der Kuscheltiere<br />
18.00, 20.30; Captain Marvel 20.30; Preview: After<br />
Passion 20.30; Die Goldfische 20.45<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (& 26 95 51 00) Narcissister Organ Player<br />
(OV; m. Gästen u.Gespräch) 20.00; Magical History<br />
Tour: Salome (EngZt; m.Live-Musikbegleitung)<br />
19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69 69)<br />
Prinzessin Emmy 12.30, 14.50; Monsieur Claude II<br />
12.30, 14.20, 17.10, 20.00, 22.50; The Lego Movie<br />
II 12.40; Shazam! 12.50; Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 13.00, 15.40; 3D: Dumbo<br />
13.10, 16.10; Die Goldfische 13.10, 16.10,<br />
19.20, 23.00; Club der roten Bänder 13.20; Misfit<br />
13.30; Friedhof der Kuscheltiere 13.30, 16.20,<br />
19.30, 22.30; Dumbo13.30,17.00, 19.30, 22.30;<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 313.30; Ostwind<br />
413.40; Ein Gauner &Gentleman 13.40, 16.30,<br />
19.10; Unheimlich perfekte Freunde 13.50, 16.30;<br />
3D: Captain Marvel 14.00, 17.20, 20.40, 23.00;<br />
Rocca verändert die Welt 14.30; Mascha und der<br />
Bär 15.10; Captain Marvel 15.30, 19.00, 22.30;<br />
AStar IsBorn 15.50; Wir 16.20, 19.50, 22.15;<br />
The Sisters Brothers 16.20; Rate Your Date 16.40;<br />
3D: Shazam! 16.50, 20.30, 22.40; Trautmann<br />
17.20; Der Junge muss andie frische Luft 17.20;<br />
Was Männer wollen 17.30; Preview: After Passion<br />
17.30, 20.30; Willkommen in Marwen 18.15; The<br />
Mule 19.10;Alita 19.20; Vice 19.40; Escape Room<br />
20.00, 23.00; Green Book 20.10; Hard Powder<br />
20.40, 22.40; Bohemian Rhapsody 20.50; Beach<br />
Bum 21.15; Iron Sky: The Coming Race 22.00<br />
CineStar im Sony Center (& 04 51/703 02 00)<br />
Willkommen in Marwen –Welcome to Marwen (OF)<br />
13.30; The Hate UGive (OF) 13.30; Dumbo (OF)<br />
13.30, 16.00, 19.15, 22.00; Vice – Der zweite<br />
Mann (OF) 13.40; Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit<br />
–Onthe Basis ofSex (OF) 13.45; 3D:<br />
Captain Marvel (OF) 13.50, 16.45, 20.00, 23.00;<br />
Shazam! (OF) 14.00; Drachenzähmen leicht gemacht<br />
3: Die geheime Welt –How to Train Your<br />
Dragon III (OF) 14.15; Wir –Us (OF) 16.20, 20.10,<br />
23.10; 3D: Alita: Battle Angel (OF) 16.40; Friedhof<br />
der Kuscheltiere –Pet Sematary (OF) 16.45, 20.30,<br />
23.15; 3D: Dumbo (OF) 17.00; Captain Marvel<br />
(OF) 17.10; 3D: Shazam! (OF) 17.15, 19.45,<br />
23.00; Green Book (OF) 19.45; After Passion (OF)<br />
19.45; Iron Sky: The Coming Race (OF) 22.30; Escape<br />
Room (OF) 22.50; Beach Bum (OF) 23.15<br />
CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D:Shazam!<br />
(OF) 12.30, 15.45, 19.15; 3D: Shazam! 22.40<br />
Filmrauschpalast (& 394 43 44) Wintermärchen<br />
17.30; Wundkanal –Hinrichtung für vier Stimmen<br />
20.00<br />
TREPTOW<br />
Astra (& 636 16 50) Shazam! 10.00, 12.30,<br />
15.00, 17.30; Rocca verändert die Welt 10.00,<br />
12.30, 15.45; Monsieur Claude II 10.00, 12.00,<br />
16.00,18.00,20.15,22.30; Friedhof der Kuscheltiere<br />
10.00, 12.00, 18.00, 20.00, 22.30; Dumbo<br />
10.00, 12.30, 15.00, 17.30, 20.15; Prinzessin<br />
Emmy 14.00; Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />
14.00; Die Goldfische 15.00, 17.30; Wir<br />
20.00, 22.30; 3D: Shazam! 20.00, 22.30; Captain<br />
Marvel 22.30<br />
Casablanca (& 677 5752) Trautmann 16.00; Die<br />
Frau des Nobelpreisträgers 18.15; Vice –Der zweite<br />
Mann 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 02 00)<br />
Shazam! 14.00; Ralph reichts 2: Chaos imNetz<br />
14.00; Dumbo 14.15,17.00,20.15; Captain Marvel<br />
14.20, 16.45, 19.40; Misfit 14.30; Unheimlich<br />
perfekte Freunde 14.45, 17.15; 3D: Dumbo 14.45,<br />
17.30; Monsieur Claude II 15.00, 17.30, 20.00;<br />
Die Goldfische 16.45, 19.30; 3D: Shazam! 17.05,<br />
20.10; Friedhof der Kuscheltiere 17.20, 20.15;<br />
Preview:After Passion 19.45; Iron Sky: The Coming<br />
Race 19.50;Wir 20.10<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11)<br />
Shazam! 14.00, 16.20, 19.30; Asterix und das<br />
Geheimnis des Zaubertranks 14.00; Dumbo 14.10,<br />
17.00, 19.30; Unheimlich perfekte Freunde 14.30,<br />
17.40; Rocca verändert die Welt 14.30;<br />
Captain Marvel 14.40, 17.00, 19.30; Manhattan<br />
Queen 15.00; Wir 16.30, 20.00; Monsieur Claude<br />
II 17.00, 20.00; Friedhof der Kuscheltiere 17.30,<br />
20.00; Preview: After Passion 20.00<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (& 471 40 01) FilmSchweiz: Bäckerei<br />
Zürrer (m. Vorfilm) 18.00; FilmSchweiz: Beresina<br />
oder dieletztenTageder Schweiz (m.Vorfilmen)<br />
20.00<br />
Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Spatzenkino: Lotte<br />
im Dorf der Erfinder 10.00; Der Junge muss an<br />
die frische Luft 13.45; Monsieur Claude II 16.00,<br />
18.15, 20.30; Wildhexe 10.15; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 312.30; Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 14.45; Ein Gauner &Gentleman<br />
16.45,21.15; AfricAvenir präsentiert: In meinenAugen<br />
(m. Diskussion) 19.00<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Yuli 15.30;<br />
Das Haus am Meer 18.00; Beale Street 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Deraltedeutsche<br />
Film: Das Bad auf der Tenne 15.45; Beale Street<br />
(OmU) 17.45<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (& 811 46 78)Womithaben wir dasverdient?<br />
18.00; Die Blüte des Einklangs 20.30<br />
Capitol (& 831 6417) Ein Gauner &Gentleman<br />
15.50,18.10,20.30<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 81 12) Bildbuch<br />
17.00<br />
Thalia Potsdam (& 03 31/743 7020) Rocca verändert<br />
dieWelt 14.30; Free Solo (OmU) 14.30; Ein<br />
Gauner &Gentleman 14.30,18.30,20.30; Dumbo<br />
15.30, 18.00, 20.30; Monsieur Claude II16.30,<br />
18.45, 21.00; Die Wiese 16.30; Unheimlich perfekte<br />
Freunde 16.45; Dark Eden 18.45; Birds Of<br />
Passage: Das grüne Gold der Wayuu (OmU) 20.45<br />
UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 72 33)<br />
Shazam! 13.45; Rocca verändert die Welt 13.45;<br />
Dumbo 14.00, 16.45, 19.45; Captain Marvel<br />
14.00, 17.00; Drachenzähmen leicht gemacht 3:<br />
Die geheime Welt 14.15; Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 14.20; Unheimlich perfekte<br />
Freunde 14.30; Monsieur Claude II 14.30, 17.15,<br />
20.00; Wir 16.30, 20.00; 3D: Shazam! 16.45,<br />
19.45; Die Goldfische 16.45; Friedhof der Kuscheltiere<br />
17.00,20.00; Misfit 17.15; 3D: Captain Marvel<br />
19.45; Preview: After Passion 20.00<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (& 033 22/279 8877) Manhattan<br />
Queen 15.00; Monsieur Claude II 17.30,20.00<br />
CapitolKönigs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />
Capernaum –Stadt der Hoffnung 17.15; Sweethearts<br />
20.00<br />
CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) 3D:<br />
Dumbo 14.30, 17.00; Drachenzähmen leicht<br />
gemacht 3: Die geheime Welt 14.30, 17.30; 3D:<br />
Captain Marvel 14.40, 20.00; Shazam! 14.45;<br />
Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />
14.45; Misfit 14.50; Unheimlich perfekte Freunde<br />
15.00, 17.30; Dumbo 15.00, 17.40, 20.15;<br />
Monsieur Claude II 15.10, 17.20, 20.00; Mascha<br />
und der Bär 15.15; 3D: Shazam! 17.00, 19.50;<br />
Die Goldfische 17.10, 20.30; Ostwind 4–Aris Ankunft<br />
17.30; Captain Marvel 17.45; Friedhof der<br />
Kuscheltiere 17.50, 20.30; Preview: After Passion<br />
19.45; Escape Room 19.50; Green Book 20.10;<br />
Hard Powder 20.20<br />
Concerthaus Brandenburg (& 033 81/22 99 35)<br />
Shazam! 14.30; Prinzessin Emmy 14.50; Dumbo<br />
15.00,17.30;Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />
15.10; Rocca verändert die Welt 15.20;<br />
Friedhof der Kuscheltiere 16.50, 20.20; Captain<br />
Marvel 17.10; 3D: Shazam! 17.20, 20.00; Monsieur<br />
Claude II17.50, 20.15; Die Goldfische 19.00;<br />
Preview:After Passion 20.00; Wir 20.55<br />
Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) Dumbo<br />
15.30; Rocca verändert die Welt 15.30;Asterix und<br />
das Geheimnis des Zaubertranks 15.45; Monsieur<br />
Claude II 18.00, 20.30; Friedhof der Kuscheltiere<br />
18.00, 20.30; 3D: Dumbo 18.00; Preview: After<br />
Passion 20.30; Die Goldfische 20.30<br />
Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 48 28)<br />
Shazam! 14.45; Dumbo 15.00, 17.15; Prinzessin<br />
Emmy 15.15; Rocca verändert die Welt 15.30;<br />
Captain Marvel 17.00, 19.45; Monsieur Claude<br />
II 17.30, 20.00; 3D: Shazam! 17.45, 20.15; Die<br />
Goldfische 20.30<br />
Kammerspiele Kleinmachnow (& 03 32 03/84 75 84)<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 3: DiegeheimeWelt<br />
16.00; Fahrenheit 11/9 18.00; Green Book 20.30<br />
Linden-Kino Wusterhausen (& 03 39 79/145 93)<br />
Dumbo 16.00, 20.00; Die Goldfische 18.00<br />
Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Ostwind 4<br />
–Aris Ankunft 15.00; The Lego Movie II 16.00; Captain<br />
Marvel 17.15, 20.00; Die Goldfische 18.30;<br />
Escape Room 21.00
26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
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hervorzurufen. Dadurch<br />
würden sie schneller unbrauchbar<br />
und müssten ausgetauscht werden.<br />
Ob so etwas wie diese sogenannte<br />
geplante Obsoleszenz tatsächlich<br />
existiert, lässt sich allerdings kaum<br />
belegen. Dazu müssten Behörden<br />
den Herstellern einen bewussten<br />
Vorsatz nachweisen. Bisher ist das<br />
noch nicht geschehen. Dass manche<br />
Geräte Schwachpunkte haben, die<br />
ihre Lebensdauer verkürzen, steht<br />
aber außer Frage.<br />
Einwichtiger Aspekt sind die verwendeten<br />
Materialien. Teile aus<br />
Plastik wie zum Beispiel Kunststoffzahnräder<br />
nutzten sich für gewöhnlich<br />
viel schneller ab als Komponenten<br />
aus Metall. Gleichzeitig verleihen<br />
metallische Werkstoffe einem Produkt<br />
Stabilität. Aluminium-Notebooks<br />
sind im Vergleich zu tragbaren<br />
Computern mit dünnen Plastik-<br />
Chassis wesentlich besser vorVerformungen<br />
und damit vor Schäden geschützt.<br />
Die zweite Schwachstelle kann<br />
die grundlegende Konstruktion des<br />
Produkts und die Anordnung der<br />
Bestandteile sein. Elektrolytkondensatoren<br />
etwa, die die Stromspannung<br />
auf Platinen gewährleisten,<br />
sollten sich nie in der Nähe von<br />
Wärme abgebenden Komponenten<br />
befinden. Denn je höher ihreUmgebungstemperatur<br />
ist, desto niedriger<br />
ist ihre Lebensdauer. Ein Kondensator<br />
hält bei durchschnittlich<br />
45 Grad Celsius rund 14, bei 65 Grad<br />
keine vier Jahre.<br />
Außerdem sollten Verbraucher<br />
vor dem Kauf eines Produktes prüfen,<br />
ob die Herstellung eine Reparatur<br />
oder den Austausch eines Bauteils<br />
erschwertoder sogar unmöglich<br />
macht. Ist das Gehäuse nicht verschraubt,<br />
sondern geklebt, muss die<br />
Hülle im Reparaturfall mit Gewalt<br />
geöffnet werden. Dabei können weitere<br />
Elemente beschädigt werden.<br />
Undselbst eine erfolgreiche Mängelbeseitigung<br />
bedeutet deshalb nicht,<br />
dass das Gerät danach wieder voll<br />
einsatzbereit ist –schließlich muss<br />
es wieder einwandfrei verklebt werden<br />
können.<br />
Egal ob gewollt oder fahrlässig<br />
verursacht: Wer als Käufer die<br />
Schwachstellen kennt, kann sich online<br />
oder beimVerkäufer vorOrt über<br />
das Verschleißpotenzial eines Produkts<br />
informieren lassen. Beider Suche<br />
nach guten Geräten helfen unter<br />
anderem Prüfsiegel und Kundenbewertungsportale.<br />
Auf seiner Internet-Plattform beschäftigt<br />
sich der Verein<br />
„Murks?Nein danke!“ mit nachhaltiger<br />
Produktqualität. Treibende Kraft<br />
ist der <strong>Berliner</strong> Betriebswirt Stefan<br />
Schridde.Erarbeitete lange als Controller<br />
in Industrieunternehmen und<br />
ist davon überzeugt, dass Unternehmen<br />
ganz genau wissen, wie sie ihre<br />
Produkte gestalten, um ihren Umsatz<br />
zu steigern.<br />
Daniel Dangelmaier<br />
schreibt seit 17 Jahren<br />
über Digitales.<br />
VonJörg Hunke<br />
Vater,Mutter Kind –das war<br />
das Ziel, als an der Universität<br />
in Stanford die ersten<br />
Experimente mit digitaler<br />
Partnervermittlung gemacht wurden.<br />
49 Frauen und Männer waren<br />
beteiligt an dem Projekt, das „Glückliche<br />
Familienplanung“ hieß. Zur<br />
Ausstattung gehörten ein Fragebogen<br />
und der Rechner IBM 650, der<br />
bei der Arbeit half.<br />
Komplett daneben lagen die Macher<br />
vor 60Jahren nicht. Denn inzwischen<br />
gibt es weltweit ungefähr<br />
8000 Dating-Seiten, in Deutschland<br />
sucht jeder Dritte die Liebe fürs Leben<br />
oder zumindest einen Flirt-Partner<br />
online. Aber was passiert, wenn<br />
die glücklich Verliebten tatsächlich<br />
zu einem Paar geworden sind und<br />
die Alltagsprobleme aufkommen?<br />
Reden statt schreiben<br />
Das ist eine der Lieblingsfragen von<br />
Esther Perel. Die inNew York tätige<br />
Psychotherapeutin kümmert sich<br />
um die Sorgen und Nöte der Paare,<br />
die in Zeiten von Smartphones,<br />
Chat-Funktionen und gefilterten<br />
Liebesfotos die Orientierung verlieren.<br />
Bei weltweit bedeutenden Digitalkonferenzen<br />
wie South by Southwest<br />
(SXSW) inTexas ist sie seit Jahren<br />
dabei und die global agierenden<br />
Eventmacher von Ted Talks haben<br />
sie auch als Rednerin entdeckt. In ihremPodcast<br />
(„WhereShould We Begin?“)<br />
lädt sie verzweifelte Paare in<br />
ihrePraxisein und lässt sie erzählen.<br />
Um das Projekt vorzustellen, trat sie<br />
vor einiger Zeit in Berlin in der Audible<br />
Academy auf.<br />
Perelselbst ist verheiratet und hat<br />
zwei Kinder, sie stammt aus Belgien<br />
und lebt in New York. Ihren Tag beginnt<br />
sie morgens, indem sie Alexa<br />
bittet, die Nachrichten abzuspielen,<br />
dann schaut sie auf dem Smartphone<br />
nach den Terminen des Tages<br />
und prüft, ob sie dringende Mails erhalten<br />
hat. Sie weiß also, wovon sie<br />
spricht.<br />
Wassollten Paare nun wissen in<br />
Zeiten der digitalen Reizüberflutung,<br />
der ständigen Erreichbarkeit,<br />
dem lästigen Gefühl der Überforderung<br />
und der Alarmstimmung, ständig<br />
etwas zu verpassen? Wenn es um<br />
moderne Kommunikationsformen<br />
wie SMS oder Chats geht, dann rät<br />
Esther PerelPaaren und Familien allerdings<br />
zur Vorsicht. „Die Stimme“,<br />
sagt sie, „ist das kräftigste, intimste<br />
und deutlichste Ausdrucksmittel,<br />
das wir haben.“ Schon als Babyshätten<br />
wir zuerst gelernt, den Elternzuzuhören.<br />
Eine Textnachricht biete<br />
die Gefahr der Missinterpretation,<br />
weil Nuancen und Tonfall nicht vermittelt<br />
werden. Und weil es keine<br />
Möglichkeit gibt, die erste Reaktion<br />
auf die Botschaft mitzubekommen.<br />
Neben der psychologischen Wirkung<br />
fallen ihr noch zwei weitereArgumente<br />
ein, um nicht gleich loszutippen.<br />
Erstens: Effektivität. In einem<br />
direkten Telefongespräch können<br />
Sachen viel schneller geklärt<br />
werden als in einem unpräzisen<br />
Liebe oder Lüge?<br />
Die Psychotherapeutin Ester Perel über das Beziehungsleben in digitalen Zeiten<br />
Der durchschnittliche deutsche Online-Dater ...<br />
ist 1,80 Meter groß<br />
hat braune kurze Haare<br />
mag: Extremsportarten, Hunde<br />
und Autos<br />
31,9%<br />
ist 1,73 Meter groß<br />
Männer<br />
Frauen<br />
Die Therapeutin: Esther Perel<br />
ist in Belgien zur Welt gekommen<br />
und lebt in New<br />
York. Sie hat in Jerusalem<br />
studiertund arbeitet als<br />
Psychotherapeutin. Ihr<br />
Thema ist die Partnerschaft<br />
zwischen dem Wunsch nach<br />
Sicherheit und dem Bedürfnis<br />
nach Freiheit.<br />
Verteilung<br />
in Deutschland<br />
68,1%<br />
Männer<br />
Die durchschnittliche deutsche Online-Daterin ...<br />
Geschlechterverteilung nach Altersklassen Angaben in Prozent<br />
18-24<br />
25-34<br />
35-44<br />
45-54<br />
55+<br />
Brandenburg<br />
Berlin<br />
Hessen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Baden-Württ.<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Saarland<br />
Hamburg<br />
Bayern<br />
NRW<br />
Frauen<br />
hat lange braune Haare<br />
mag: Sonnenuntergänge,<br />
Pferde und Yoga<br />
7,71<br />
16,51<br />
24,27<br />
Wo wird online die meiste<br />
nackte Haut gezeigt?<br />
Angaben in Prozent<br />
28,18<br />
0 2 4 6 8 10<br />
39,15<br />
Hamburg<br />
Bayern<br />
ZUR PERSON<br />
Schleswig-H.<br />
Meckl.-Vorp.<br />
Bremen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Niedersachsen<br />
Hessen<br />
Baden-Württ.<br />
NRW<br />
60,85<br />
BRITTA PEDERSEN/DPA<br />
ist 27,9 Jahre alt<br />
ist eine Naschkatze<br />
reist gerne nach: New York,<br />
Kapstadt und London<br />
71,82<br />
ist 30,1 Jahre alt<br />
trägt häufig einen Bart<br />
reist gerne nach: Las Vegas,<br />
Amsterdam und San Francisco<br />
75,73<br />
83,49<br />
92,29<br />
Welche deutschen Online-Dater<br />
zeigen gerne ihren Luxus?<br />
Angaben in Prozent<br />
0 2 4 6 8 10<br />
BLZ/REEG; QUELLE: WWW.ZU-ZWEIT.DE<br />
Die Autorin: Esther Perel<br />
betreibt bei Audible den<br />
Podcast „Where Should We<br />
Begin?“ und hat mehrere<br />
Bücher geschrieben. Gerade<br />
erschienen ist „Die<br />
Macht der Affäre“ (Harper-<br />
Collins). Sie war auch Beraterin<br />
bei der Serie „The Affair“.<br />
Kurznachrichten-Austausch. Zweitens:<br />
„Wenn wir uns zu sehr auf das<br />
Schreiben von Nachrichten fokussieren,<br />
dann werden die Muskeln<br />
vernachlässigt, mit denen wir einfühlsam<br />
auf Emotionen und nuancierte<br />
Kommunikation reagieren<br />
können“, sagt sie.<br />
In ihrer Familie gibt es daher klare<br />
Vereinbarungen. Kommunikation<br />
per Anruf, wenn möglich. Bei längeren<br />
Gesprächen setzt sie auf Video-<br />
Telefonie mit FaceTime. Textnachrichtenwerden<br />
nur dann verschickt,<br />
wenn es um einfache Dinge geht und<br />
Fotos oder Links ausgetauscht werden.<br />
Smartphone als mieser Verräter<br />
Auch im Umgang mit den sozialen<br />
Medien rät sie zur Wachsamkeit. Oft<br />
würden Paare sich im Netz nur von<br />
ihrer besten Seite zeigen, Fotos der<br />
Verliebtheit posten. KurzeZeit später<br />
komme es dann zur Trennung, erzählt<br />
sie, und niemand wisse den<br />
Grund. „Liebe oder Lügen? In den<br />
sozialen Medien erfahren wir nicht<br />
wirklich, wie es anderen Paaren<br />
geht“, sagt sie und warnt davor, sich<br />
von der Scheinwelt blenden zu lassen.<br />
Keine Beziehung verlaufe problemlos.<br />
Also noch weiter zurück zum Anfang:Wieüberhaupt<br />
denPartner fürs<br />
Leben finden? Statistiken zeigen, wie<br />
sich Männer und Frauen auf Dating-<br />
Plattformen darstellen. Sie wollen<br />
sich natürlich immer von ihrer bestenSeite<br />
zeigen und wissen, dass sie<br />
mit unzählig vielen Kontrahenten im<br />
Wettbewerb stehen. Wenn sich also<br />
ein Paar gefunden hat, dann haben<br />
beide Partner in der Regel sehr hohe<br />
Erwartungen an den anderen. Perel<br />
erzählt, dass der Traumpartner alle<br />
Wünsche erfüllen muss, also intellektuell<br />
sein soll, aber nicht abgehoben,<br />
zuverlässig und abenteuerlustig<br />
zugleich, sportlich, aber nicht zu aktiv<br />
–und so weiter.„Es gibt aber niemanden,<br />
der uns alles geben kann“,<br />
sagt Perel. Wasalso bleibt: DieSuche<br />
nach einem Partner, mit dem man<br />
gemeinsam eine Geschichte schreiben<br />
will. Eine mit glücklichen, aber<br />
auch enttäuschenden Momenten.<br />
Undwenn es dann doch knirscht<br />
in der Beziehung, Eifersucht aufkommt?<br />
Das Smartphone sei da ein<br />
mieser Verräter, warnt sie in ihrem<br />
gerade erschienenen Buch „Die<br />
Macht der Affäre“. Es kann Dialoge<br />
verraten, die das Liebespaar eigentlich<br />
geheim halten wollte. Und es<br />
entlarvt möglicherweise denjenigen,<br />
der seinem Partner misstraut und<br />
versucht, ihn zu überwachen. Was<br />
Perel insolchen Krisen rät, passt zu<br />
ihrer Grundthese: Paaresollten offen<br />
miteinander sprechen und dem anderen<br />
zuhören. Falls esschwerfällt,<br />
seinen Partner nicht zu unterbrechen,<br />
empfiehlt Perel: einfach tief<br />
durchatmen.<br />
Nationalversammlung stimmt für Digitalsteuer<br />
Jörg Hunke hat seine Frau<br />
klassisch an einem Abend<br />
in einer Bar kennengelernt.<br />
Nach Österreich beschließt auch das französische Parlament, Abgaben von den Tech-Giganten zu fordern<br />
Die französische Nationalversammlung<br />
hat in erster Lesung<br />
für die geplante Digitalsteuer für Internetkonzerne<br />
gestimmt. DieAbgeordneten<br />
votierten am Montagabend<br />
in Parisfür das Vorhaben, das<br />
von der US-Regierung scharf kritisiert<br />
wird. Der französische Wirtschafts-<br />
und Finanzminister Bruno<br />
Le Maire begrüßte das Votum und<br />
zeigte sich zuversichtlich, dass „viele<br />
Länder“ dem Beispiel Frankreichs<br />
folgen würden.<br />
Die Steuer zielt auf international<br />
tätige Internetriesen ab, die in Europa<br />
häufig nur sehr geringe Steuern<br />
gene Woche vor einer Einführung<br />
der Steuer gewarnt. Diese hätte<br />
„negative Folgen für große US-<br />
Technologieunternehmen und die<br />
französischen Bürger“, die deren<br />
Dienste nutzen. Die EU-weite Einführung<br />
einer Digitalsteuer war<br />
Mitte März amWiderstand Dänemarks,<br />
Finnlands, Irlands und<br />
Schwedens gescheitert. Die Pläne<br />
sollen nun nur wieder aufgegriffen<br />
werden, wenn bis Ende 2020 auf<br />
weltweiter Ebene keine solche<br />
Steuer vereinbartwird.<br />
Die rechtskonservative Regierung<br />
in Österreich hatte vor weni-<br />
zahlen. Die sogenannte Gafa-Steuer<br />
(das Akronym steht für Google,Amazon,<br />
Facebook und Apple) soll rückwirkend<br />
zum 1. Januar greifen. Geplant<br />
ist eine Abgabe für Konzerne,<br />
die mit ihrem Digitalgeschäft mehr<br />
als 25 Millionen Euro Umsatz in<br />
Frankreich machen und mehr als<br />
750 Millionen Euro weltweit.<br />
Die inFrankreich erzielten Umsätze<br />
sollen mit drei Prozent besteuert<br />
werden. Die Regierung erwartet<br />
allein für dieses Jahr Einnahmen<br />
in Höhe von400 Millionen<br />
Euro. US-Außenminister Mike<br />
Pompeo hatte Frankreich vergangen<br />
Tagen ebenfalls die Einführung<br />
einer nationalen Digitalsteuer beschlossen.<br />
Internet-Unternehmen<br />
mit einem weltweiten Jahresumsatz<br />
von ebenfalls 750 Millionen<br />
Euro sollen in Österreich künftig<br />
allerdings fünf Prozent Steuern auf<br />
online erzielten Werbegewinn zahlen,<br />
sagte Finanzminister Hartwig<br />
Löger (ÖVP) am Mittwoch nach einer<br />
Kabinettssitzung in Wien. Die<br />
Regierung erhofft sich dadurch<br />
Einnahmen von mehr als 200 Millionen<br />
Euro. „Was Europa nicht<br />
schafft –Österreich macht’s“, sagte<br />
Löger. (AFP,dpa)<br />
NACHRICHTEN<br />
Computerspiel aus Berlin<br />
ausgezeichnet<br />
DasinBerlin entwickelte Computerspiel<br />
„Trüberbrook“ ist am Dienstagabend<br />
mit dem wichtigsten Preis der<br />
deutschen Computerspielebranche<br />
ausgezeichnet worden. DasEntwickerstudio<br />
Bildundtonfabrik erhielt<br />
die Auszeichnung „Bestes Deutsches<br />
Spiel“ bei der Festveranstaltung im<br />
Admiralspalast. DerDeutsche Computerspielepreis<br />
wirdseit 2009 einmal<br />
proJahr vergeben, auf die Gewinner<br />
der 14 Kategorien wurde ein<br />
Preisgeld voninsgesamt 590 000<br />
Euro verteilt. Getrübt wurde die<br />
Stimmung dadurch, dass es der<br />
Branche nicht sonderlich gut geht.<br />
DieZahl der Einreichungen war im<br />
Vergleich zum Vorjahr überraschend<br />
deutlich zurückgegangen –von<br />
mehr als 430 auf 272. (BLZ)<br />
Barmer will Ausschreibung<br />
für Patientenakte starten<br />
DieBarmer-Krankenkasse mit rund<br />
neun Millionen Versicherten startet<br />
konkrete Schritte für die geplanten<br />
digitalen Patientenakten. „Ende<br />
Aprilsoll die Ausschreibung herausgehen“,<br />
sagte Vorstandschef Christoph<br />
Straub am Dienstag in Berlin.<br />
Nach der politischen Klärung der<br />
Rahmenbedingungen sei nun die<br />
Zeit dafür gekommen. DerZuschlag<br />
ist für Oktober vorgesehen. DenVersicherten<br />
soll die E-Akte zum 1. Januar<br />
2021 angeboten werden. Es<br />
gehe darum, auch einen Nutzen mit<br />
sinnvollen Funktionen zu bieten,<br />
sagte Straub.Einige andereKrankenkassen<br />
haben bereits elektronische<br />
Akten in Angriff genommen. (dpa)<br />
Social-Media-StarsLisa und<br />
Lena wollen schauspielern<br />
Die Zwillinge Lisa und Lena haben sich eine<br />
neue Aufgabe gesucht. DPA/HENNING KAISER<br />
DieSocial-Media-Stars Lisa und<br />
Lena wollen sich künftig auf ihre<br />
Schauspielkarrieren konzentrieren.<br />
Dassagten die 16-jährigen Zwillinge.<br />
BeiInstagram hatten die beiden kürzlich<br />
ihren Abschied vonderVideo-<br />
PlattformTik Tokbekanntgegeben –<br />
auch weil die Plattformzuunsicher<br />
sei. DerAbschied vonTik Tokhabe<br />
auch mit Sicherheitsbedenken zu<br />
tun.„Viele Leute posten einfach unüberlegt<br />
und wissen gar nicht, wer<br />
das alles sieht“, sagte Lisa. Lena verwies<br />
diesbezüglich auf ihreVorbildfunktion.<br />
DieVorgänger-App,Musical.ly,stand<br />
beiVerbraucherschützern<br />
unter anderem wegen mangelhaften<br />
Kinder-und Jugendschutzes<br />
in der Kritik. AufInstagram haben die<br />
beiden mehr als 14 Millionen Followerund<br />
liegen damit in Deutschland<br />
auf Rang drei hinter den Fußballprofis<br />
Toni Kroos und Mesut Özil. (dpa)<br />
Julianne Moore arbeitet<br />
mit Apple zusammen<br />
Apple hat für seinen neuen Streamingdienst<br />
Oscar-Gewinnerin Julianne<br />
Moore(58) gewinnen können.<br />
DieUS-Schauspielerin („Still Alice“)<br />
soll in der achtteiligen Horror-Romanze„Lisey’sStory“<br />
die Hauptrolle<br />
spielen, wie mehrereUS-Medien berichteten.<br />
DieSerie basiertauf dem<br />
gleichnamigen Roman vonStephen<br />
King, der in Deutschland 2006 unter<br />
dem Namen „Love“veröffentlicht<br />
worden war. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 27<br />
·························································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für<br />
HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun<br />
9.55 (für HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG)<br />
Meister des Alltags 11.15 (für HG) Wer weiß<br />
denn sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau<br />
12.15 (für HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG)<br />
ARD-Mittagsmagazin 14.00 (für HG) Tagesschau<br />
14.10 (für HG) Rote Rosen 15.00 (für<br />
HG) Tagesschau 15.10 (für HG) Sturm der Liebe<br />
16.00 (für HG) Tagesschau 16.10 (für HG)<br />
Verrückt nach Meer. Herzklopfen zwischen zwei<br />
Kontinenten 17.00 (für HG) Tagesschau 17.15<br />
(für HG) Brisant 17.50 (für HG) Handball: EM-<br />
Qualifikation. Polen –Deutschland 19.55 (für<br />
HG) Börse vor acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Katharina Luther<br />
TV-Drama,D2016<br />
Mit Karoline Schuch, Devid Striesow,<br />
Ludwig Trepte, Martin Ontrop, Claudia<br />
Messner,Mala Emde u.a.<br />
Regie: Julia von Heinz<br />
22.00 (für HG) Plusminus<br />
Das ARD-Wirtschaftsmagazin<br />
22.30 (für HG) Tagesthemen<br />
23.00 (für HG) Maischberger<br />
Misstrauen gegen Schulmedizin: Weiße<br />
Kittel, nein danke?<br />
0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />
Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Der<br />
Blaulicht-Report 11.00 Der Blaulicht-Report.<br />
Aufregende Geschichten aus dem Berufsalltag<br />
von Polizisten,Sanitätern und Notärzten 12.00<br />
Punkt 12 14.00 Die Superhändler –4Räume,<br />
1Deal 15.00 Auf fremden Sofas 16.00 Meine<br />
Geschichte –Mein Leben 17.00 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht 17.30 Unter uns. Daily Soap<br />
18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30 Exclusiv<br />
–Das Star-Magazin 18.45 aktuell 19.05<br />
(für HG) Alles was zählt Classics. Soap 19.40<br />
(für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />
20.15 Mario Barth räumt auf!<br />
Show<br />
Gäste: Chris Tall, Angela Finger-Erben,<br />
Jürgen Vogel. Mit: Hubertus Primus, Dr.<br />
med. Yael Adler,Ralph Knispel<br />
Mit Mario Barth<br />
22.15 sternTVSteuer-Millionen für Polizeieinsätze:<br />
Sollten Fußball-Vereine die<br />
Kosten selbst tragen müssen?<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.30 CSI: Den Tätern auf der Spur<br />
Sport ist Mord /Achterbahn der<br />
Gefühle. Krimiserie<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
MDR WDR AgentBachmann (Philip Seymour Hoffman) Arte<br />
12.35 (für HG)Friss oder stirb. Westernkomödie,<br />
E/I 1969 14.00 (für HG) MDR um zwei 15.15<br />
(für HG) Gefragt–Gejagt 16.00 (für HG) MDR<br />
um vier 17.45 (für HG) Aktuell 18.10 Brisant<br />
18.54 (für HG)Sandmann 19.00 (für HG) MDR<br />
Regional 19.30 (für HG) Aktuell 19.50 (für HG)<br />
Tierisch, tierisch 20.15 (für HG) Exakt 20.45<br />
Rechtsrockland 21.15 (für HG) Die Spur der<br />
Täter 21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für HG) Tatort.<br />
Blutschrift. TV-Kriminalfilm, D2006 23.35<br />
(für HG)KanzleramtPforte D 0.20 unicato 1.20<br />
(für HG) Lindenstraße 1.50 (für HG) Exakt<br />
Bayern<br />
15.30 (für HG) Schnittgut. Alles aus dem Garten<br />
16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG)<br />
Wir inBayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />
Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />
(für HG) Stationen 19.30 (für HG) Dahoam is<br />
Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Jetzt red i21.00 (für HG) Kontrovers<br />
21.45 (für HG) Rundschau Magazin 22.00 (für<br />
HG) ZwischenWolf und Hund –Wie gefährlich<br />
sind Wolfshybriden? 22.45 (für HG) Der Bernd.<br />
Dokumentarfilm,D2012 0.15 kinokino 0.30<br />
(für HG) 3096 Tage. Drama, D2013<br />
Vox<br />
16.00 4Hochzeiten und eine Traumreise<br />
17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First<br />
Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte<br />
Dinner 20.00 Prominent! 20.15 (für HG) New<br />
Amsterdam 21.05 (für HG) NewAmsterdam<br />
22.05 (für HG) Law &Order: Special Victims<br />
Unit 23.00 (für HG) Law &Order: Special<br />
Victims Unit 0.00 nachrichten 0.15 (für HG)<br />
Medical Detectives –Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />
Geld oder Liebe 1.05 (für HG)<br />
Medical Detectives –Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />
Schwarze Witwen<br />
Super RTL<br />
15.20 ALVINNN!!! und die Chipmunks 15.50<br />
Ninjago –ImLand der Drachen 16.15 Ritter<br />
hoch 3 16.40 Die Nektons –Abenteurer der<br />
Tiefe 17.10 Grizzy &die Lemminge 17.40 Spirit:<br />
wild und frei 18.10 Bugs Bunny und LooneyTunes<br />
18.40 WOW Die Entdeckerzone<br />
19.10 ALVINNN!!! und die Chipmunks 19.40<br />
Angelo! 20.15 (für HG) Dr. House 21.10 (für<br />
HG) Dr.House 22.10 (für HG) Dr.House 23.00<br />
Die Kinderklinik –Kleine und große Helden<br />
23.30 Die Kinderklinik –Kleine und große Helden<br />
0.00 Comedy total<br />
Sport1<br />
14.30 Cajun Pawn Stars –Pfandhaus Louisiana.<br />
Frisch gewaschen 15.00 Cajun Pawn Stars –<br />
Pfandhaus Louisiana. Es gibt Eis 15.30 Storage<br />
Hunters. Wettlauf ums Geld 16.00 Storage Hunters.<br />
Walkampf 16.30 Find It, Fix It, Flog It –<br />
Schätze aus der Scheune 17.30 StorageWars –<br />
Die Geschäftemacher. Abgeschaut 18.00 StorageWars<br />
–Die Geschäftemacher. Zweites<br />
Standbein 18.30 Scooore! 19.15 Eishockey:<br />
Deutsche Eishockey Liga. Play-offs 22.00 Fantalk<br />
23.15 Bundesliga aktuell 0.00 Sport-Clips<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für<br />
HG) SOKO Stuttgart. Rache 12.00 heute<br />
12.10 drehscheibe 13.00 (für HG) Heute im<br />
Parlament. Mod.: Patricia Wiedemeyer 14.00<br />
heute –inDeutschland 14.15 Die Küchenschlacht<br />
15.00 (für HG) heute Xpress 15.05<br />
(für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG) heute<br />
–inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-<br />
Cops. Es ist nicht alles Gold ... 17.00 (für HG)<br />
heute 17.10 (für HG) hallo deutschland 17.45<br />
(für HG) Leute heute 18.00 (für HG) SOKO<br />
Wismar 19.00 (für HG) heute 19.25 (für HG)<br />
Die Spezialisten –ImNamen der Opfer<br />
20.15 (für HG) Und tot bist du! –Ein<br />
Schwarzwaldkrimi<br />
TV-Kriminalfilm, D2019<br />
Mit Jessica Schwarz, Max vonThun,<br />
Nadja Bobyleva u.a.<br />
21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 auslandsjournal<br />
22.45 (für HG) Dunja Hayali<br />
Mieterproteste, Sterbehilfe und DFB<br />
23.45 (für HG) Markus Lanz<br />
0.55 heute+<br />
1.10 Traumstraße der DDR<br />
B96 von Zittau nach Sassnitz<br />
5.30 Frühstücksfernsehen 10.00 Im Namen<br />
der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit<br />
Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />
Isabella Schulien 11.00 Im Namen der<br />
Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />
Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />
Isabella Schulien 12.00 Anwälte im<br />
Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 Auf<br />
Streife. Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die<br />
Spezialisten. Reportagereihe 16.00 Klinik am<br />
Südring 17.00 Meine Klasse –Voll das Leben<br />
17.30 Fünf Leben –Die Schicksale 18.00<br />
Endlich Feierabend! Moderation: Simone Panteleit,<br />
Daniel Boschmann 19.00 Genial daneben<br />
–Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />
20.15 111 verrückte Verkehrskracher!<br />
Ob im Stau, beim Einparken, an der<br />
Ampel oder auf der Autobahn,obim<br />
Auto, auf dem Fahrrad, im Bus oder<br />
auf dem Motorrad –imtäglichen<br />
Straßenverkehr ist die Hölle los.<br />
22.25 akte 20.19 Spezial<br />
Nicht ohne meinen Hund!<br />
Moderation: Claus Strunz<br />
23.25 SAT.1 Reportage<br />
TatortAutobahn! Einsatz für die<br />
fliegenden Fahnder.Reportagereihe<br />
0.25 111 verrückte Verkehrskracher!<br />
15.45 (für HG) Aktuell 16.05 Hier und heute<br />
18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit 18.15 (für<br />
HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />
19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Markt 21.00 (für HG) Der<br />
Haushalts-Check mit Yvonne Willicks 21.45<br />
(für HG) Aktuell 22.10 Hormone –Wundermittel<br />
oder Gesundheitsrisiko? 22.55 (für HG)<br />
sport inside 23.25 (für HG) Wo Träume wahr<br />
werden 0.10 (für HG) 99 Luftballons über Hagen<br />
–Nena,Extrabreit und die Anderen 0.55<br />
(für HG) Maischberger 2.10 Erlebnisreisen<br />
NDR<br />
15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für<br />
HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein Nachmittag<br />
17.10 (für HG) Seehund, Puma &Co. 18.00<br />
Ländermagazine 18.15 (für HG) Wie geht das?<br />
18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />
Expeditionen ins Tierreich 21.00 (für HG) Expeditionen<br />
ins Tierreich 21.45 (für HG) aktuell<br />
22.00 (für HG) Großstadtrevier. Königskinder<br />
22.50 (für HG) extra 3 23.20 (für HG) Zapp<br />
23.50 (für HG) 7Tage ... 0.20 Hafenpolizei<br />
0.45 (für HG) Visite 1.45 (für HG) Weltbilder<br />
Kabel eins<br />
8.40 Blue Bloods –Crime Scene NewYork 9.40<br />
Navy CIS: L.A. 10.30 Navy CIS 11.20 Without a<br />
Trace 12.15 Numb3rs 13.10 Castle 14.00 The<br />
Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A. 15.50 News<br />
16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich<br />
17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt<br />
18.55 Achtung Kontrolle! Wir kümmern uns<br />
drum 20.15 Full Metal Jacket. Antikriegsfilm,<br />
USA/GB 1987 22.45 Wir waren Helden. Kriegsdrama,<br />
USA/D 2002 1.05 Watch Me –das Kinomagazin<br />
1.15 Late News 1.20 Full Metal Jacket.<br />
Antikriegsfilm, USA/GB 1987<br />
RTL 2<br />
14.10 Die Wollnys –Eine schrecklich große Familie!<br />
15.10 Die Wollnys –Eine schrecklich große<br />
Familie! 16.05 Krass Schule –Die jungen<br />
Lehrer 17.00 News 17.10 Krass Schule –Die<br />
jungen Lehrer 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin<br />
–Tag &Nacht 20.15 Teenie-Mütter –Wenn<br />
Kinder Kinder kriegen 21.15 Hurra –Unser neues<br />
Baby ist da! 22.15 Lecker SchmeckerWollny<br />
–Silvias beste Schnäppchenrezepte 23.15<br />
Autopsie –MysteriöseTodesfälle 0.10 Autopsie<br />
–Mysteriöse Todesfälle 1.10 Autopsie –<br />
Mysteriöse Todesfälle 1.55 Autopsie Spezial<br />
Eurosport 1<br />
17.45 Volleyball: Champions League. Halbfinale,<br />
Rückspiel: Zenit Kasan (RUS) –Pallavolo<br />
Sirio Perugia 19.40 Eurosport News 19.45<br />
Gewichtheben: Europameisterschaften. Herren<br />
bis 81 kg 20.15 Gewichtheben: Europameisterschaften<br />
21.15 Radsport: Baskenland-<br />
Rundfahrt 22.00 Formel E: FIA-Meisterschaft<br />
22.30 Gewichtheben: Europameisterschaften<br />
23.25 Eurosport News 23.35 Radsport: Baskenland-Rundfahrt<br />
0.30 Gewichtheben: Europameisterschaften<br />
ARD, 20.15 UHR TV-DRAMA<br />
Katharina Luther<br />
Katharina vonBora(Karoline Schuch) lebt als Nonne im Kloster nach den<br />
Geboten und Regeln der katholischen Kirche.Dochdie Schriften desaufrührerischen<br />
Martin Luther (Devid Striesow)bringen die gläubige Frau mit<br />
einer ganz neuen GedankenweltinKontakt. Katharinaverlässt das Kloster,um<br />
Luther in Wittenbergpersönlich zu treffen. Es dauertnichtlange,und die ehemalige<br />
Nonne wird zur Ehefrau des späteren Reformators.Nachdem jedoch<br />
ihregemeinsame Tochter stirbt,holen sie und Luther alte Ängste und Zweifel<br />
ein und die Eheleute entfernen sich immer weiter voneinander.Von RegisseurinJulia<br />
vonHeinz in realistischen Bildern in Szene gesetztesBiopic und Historiendramamit<br />
Karoline Schuch in derRolleder Ehefrau des Reformators und<br />
Kirchenkritikers Martin Luther.<br />
(Dtl./2016)<br />
Anzeige<br />
ARTE, 20.15 UHR THRILLER<br />
MS Crucebelle<br />
AMost Wanted Man<br />
7-tägige Flusskreuzfahrt<br />
von Mainz nach Bamberg<br />
05.05. -11.05.2019<br />
11.05. -17.05.1019<br />
•An-/Abreise mit dem<br />
Busab/an Berlin<br />
•all inclusive<br />
•viele Landausflüge<br />
Foto: ARD<br />
Der tschetschenische 030 –4597 FlüchtlingIssa 6620 findet<br />
Kennwort: Zuflucht in<strong>Berliner</strong> Hamburg, bei <strong>Zeitung</strong> derjungenAnwältin<br />
Annabel. Bald sind dem Geflüchteten<br />
verschiedene Geheimdiensteauf<br />
den Fersen, da sein verstorbener Vater im<br />
Verdachtstand, deninternationalen Terror<br />
unterstützt zu haben.Auchder altgediente<br />
zeigt großes Interesse an Issa.Spannender<br />
Spionagethriller von RegisseurAnton Corbijn<br />
nach derVorlage vonJohn le Carrés Roman„Marionetten“.Esist<br />
der letzte Film,in<br />
buchbar<br />
dem der2014 verstorbene Oscarpreisträger<br />
Reiseveranstalter (i. S. d. G.): Der Philip Reise Seymour Riese Berlin Hoffman GmbH, in einerHauptrolle<br />
zu sehen ist.Free-TV-Premiere.<br />
Wittelsbacherstr. 18, 10707 Berlin<br />
(Gbr./USA/Dtl./2014)<br />
Foto: Arte<br />
SUDOKU<br />
NORMALVARIANTE -mittel<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL<br />
6 1<br />
8 5 3<br />
7 2<br />
3 7 9 8<br />
5<br />
3 6<br />
7 6 5<br />
2 7 1<br />
4 8<br />
MitDIAGONALEN-schwer<br />
MIT DIAGONALEN –SCHWER<br />
6 3<br />
5 8 9<br />
1<br />
3<br />
5 4<br />
2 1<br />
7<br />
4 9<br />
7 9<br />
LESERREISEN<br />
INFOS UND BUCHUNG<br />
ab €899,-<br />
p. P. in der<br />
2-Bett-Glückskabine<br />
AUFLÖSUNG Auflösung<br />
vom VOM9.4.2019<br />
94.2019<br />
MITTEL mittel<br />
3 4 1 6 9 2 8 5 7<br />
2 6 5 8 3 7 4 9 1<br />
8 7 9 1 4 5 6 3 2<br />
4 9 6 7 2 3 1 8 5<br />
5 8 7 4 6 1 3 2 9<br />
1 3 2 9 5 8 7 6 4<br />
6 1 3 2 7 9 5 4 8<br />
7 2 4 5 8 6 9 1 3<br />
9 5 8 3 1 4 2 7 6<br />
AUFLÖSUNG<br />
Auflösung<br />
vom<br />
VOM 9.<br />
9.4.2019<br />
4. 2019<br />
SCHWER schwer<br />
4 9 5 7 8 6 2 1 3<br />
1 6 8 9 2 3 7 4 5<br />
7 3 2 4 1 5 8 6 9<br />
6 1 9 8 4 7 5 3 2<br />
8 5 4 3 9 2 6 7 1<br />
2 7 3 6 5 1 9 8 4<br />
9 4 1 5 7 8 3 2 6<br />
3 2 7 1 6 9 4 5 8<br />
5 8 6 2 3 4 1 9 7<br />
5.30 Nashorn, Zebra &Co. 6.20 zibb. zuhause<br />
in berlin &brandenburg 7.20 Brisant 8.00<br />
Brandenburg aktuell /Abendschau 8.30 Brandenburg<br />
aktuell /Abendschau 9.00 In aller<br />
Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft 10.30<br />
Rote Rosen 11.20 Sturm der Liebe 12.10 Die<br />
Stein 13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach Meer<br />
14.00 Lichters Schnitzeljagd 14.45 Abtauchen<br />
15.00 Heute im Parlament. Live 16.00 rbb24<br />
16.15 Gefragt –Gejagt 17.00 rbb24 17.05<br />
Nashorn, Zebra &Co. 17.55 Sandmann 18.00<br />
rbb UM6 –Das Ländermagazin 18.30 zibb.<br />
zuhause in berlin &brandenburg 19.30 Brandenburg<br />
aktuell /Abendschau 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau<br />
20.15 rbb Praxis<br />
Das Gesundheitsmagazin<br />
21.15 Wenn der Wolf zum Problem wird<br />
Wie funktioniert Brandenburgs<br />
Wolfsverordnung?<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Wenn es Nacht wird im Ozean –<br />
Wesen derTiefe<br />
22.45 Geliebtes Alpaka<br />
23.30 Talk aus Berlin<br />
0.00 Unzertrennlich nach Verona<br />
TV-Drama, D2018<br />
1.30 rbb Praxis Das Gesundheitsmagazin<br />
ProSieben<br />
9.00 The Middle 9.45 Fresh off the Boat<br />
10.45 Mike &Molly 11.05 How IMet Your Mother.<br />
Platonisch/Wieder vereint. Comedyserie<br />
12.00 2Broke Girls 12.50 Mom. Trouble mit<br />
Tammy.Comedyserie 13.10 Twoand aHalf<br />
Men. Wolkenstürmer am Stiel/Schöne Stunden<br />
in Zentralafrika/Die japanische Regenbrille.<br />
Comedyserie 14.30 The Middle. Die Jeans/Die<br />
schrecklichen Nachbarn. Comedyserie 15.20<br />
The Big Bang Theory. Die Kissen-Katastrophe/<br />
Das Placebo-Bier/Business im Wohnzimmer/<br />
Der Kampf der Bienenköniginnen. Comedyserie<br />
17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons.<br />
Kleiner Waise Milhouse/Szenen einer<br />
Ehe. Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />
20.15 Grey's Anatomy –Die jungen Ärzte<br />
Schweigepflicht. Krankenhausserie<br />
Mit Ellen Pompeo, Justin Chambers,<br />
James Pickens jr.u.a.<br />
21.15 Seattle Firefighters –Die jungen<br />
Helden Unter der Oberfläche<br />
22.10 Seattle Firefighters –Die jungen<br />
Helden Ballast. Actionserie<br />
23.10 Lucifer Willkommen zurück, Charlotte<br />
Richards. Krimiserie<br />
0.10 Lucifer Bluff oder Lüge. Krimiserie<br />
1.05 Two and aHalf Men<br />
Feuchtfröhliche Weihnacht<br />
13.00 Stadt Land Kunst 14.05 (für HG) Über<br />
den Dächernvon Nizza. Krimikomödie, USA<br />
1955 15.50 (für HG) Das Schwarze Meer 16.45<br />
(für HG) X:enius 17.10 Leben mit Vulkanen<br />
17.40 Äthiopien –Zwischen Tradition und Moderne<br />
18.30 (für HG) Wasser 19.20 Arte Journal<br />
19.40 (für HG) Re: 20.15 (für HG) AMost Wanted<br />
Man. Thriller,GB/USA/D 2014 22.10 Agatha<br />
Christie gegenHercule Poirot –Wer hatRoger<br />
Ackroydgetötet? 23.10 Free to Run. Dokumentarfilm,<br />
CH/F/B 2016 0.50 Arte Journal 1.10<br />
Das Paradies der Tiere. Drama, F2012<br />
3Sat<br />
12.00 (für HG) Der Klang des Lebens 12.30<br />
Reporter 13.00 (für HG) ZIB 13.15 Java –Vulkaninsel<br />
zwischen Mythos und Moderne 14.00<br />
(für HG) Elstners Reisen 15.30 (für HG) Elstners<br />
Reisen 17.00 (für HG) Elstners Reisen 18.30<br />
nano 19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 Schmerz lass<br />
nach –NeueWege der Behandlung 21.05<br />
Sucht auf Rezept 22.00 (für HG) ZIB 2 22.25<br />
(für HG) Im Zweifel. TV-Drama, D2015 23.50<br />
Die Wunscherfüller 0.20 10vor10 0.50 ECO<br />
1.20 Panorama 1.45 (für HG) Elstners Reisen<br />
Phoenix<br />
12.00 phoenix vor ort 12.30 phoenix plus<br />
13.00 Bundestag live. Live 14.00 Plastik überall.<br />
Dokumentarfilm,D2017 14.45 Dokumentation<br />
15.30 phoenix vor ort 17.00 plan b<br />
17.30 phoenix der tag 18.00 Zu gut für den<br />
Müll 18.30 (für HG) Schottland –Herbe<br />
Schönheit am Atlantik 19.15 Wildes Deutschland<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für<br />
HG) Wer braucht den Osten? 21.45 (für HG)<br />
heute-journal 22.15 (für HG) phoenix runde<br />
23.00 phoenix der tag 0.00 (für HG) phoenix<br />
runde 0.45 (für HG) Wer braucht den Osten?<br />
Kika<br />
12.30 The Garfield Show 12.55 Marcus Level<br />
13.20 Max &Maestro 13.40 Tiere bis unters<br />
Dach 14.10 Schloss Einstein 15.00 (für<br />
HG) Dance Academy 15.50 (für HG) H2O –<br />
Abenteuer Meerjungfrau 16.40 4½Freunde<br />
17.25 (für HG) Insectibles 18.00 (für HG) Wir<br />
Kinder aus dem Möwenweg 18.10 Die Biene<br />
Maja 18.35 Mama Fuchs und Papa Dachs<br />
18.50 Sandmann 19.00 (für HG) Arthur und<br />
die Freunde der Tafelrunde 19.25 (für HG)<br />
pur+ 19.50 (für HG) logo! 20.00 (für HG) KiKA<br />
Live 20.10 Stadt, Land, Bus<br />
Dmax<br />
16.15 Border Control –Spaniens Grenzschützer<br />
16.45 Drug Wars 17.15 Fast 'N' Loud 18.15<br />
GarageRehab –Die Werkstatt-Retter 19.15<br />
Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte 20.15<br />
Auction Hunters –ZweiAsse machen Kasse<br />
20.45 AuctionHunters –ZweiAsse machen Kasse<br />
21.15 Auction Hunters –ZweiAsse machen<br />
Kasse 21.45 Auction Hunters –ZweiAsse machen<br />
Kasse 22.15 Shark Tank –Die Business-<br />
Profis 23.15 Shark Tank –Die Business-Profis<br />
0.15 Der Pool-Profi 1.10 Die Baumhaus-Profis<br />
5.02 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 9.15 Menschen hautnah<br />
10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.15 Die Investoren<br />
11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00 ARD-<br />
Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
19.15 Markt. Moderation: Moderation: Jo Hiller<br />
20.00 Tagesschau 20.15 Report Mainz. Moderation:<br />
Moderation:Fritz Frey 20.45 Panorama 3<br />
21.17 Fakt ist! 22.15 Markt 23.00 Tagesthemen<br />
23.30 Kontrovers 0.15 defacto 1.00 Nachtmagazin<br />
1.20 extra 3 1.50 Brandenburgaktuell 2.20<br />
Thüringen Journal 2.50 Extra 3.02 SWR Landesschau<br />
Rheinland-Pfalz 3.45 DieTagesschau vor 20<br />
Jahren 4.02 Abendschau 4.30 Aktueller Bericht<br />
ONE<br />
12.35 Sturmder Liebe 13.20 Sturmder Liebe<br />
14.10 DieKonfirmation. TV-Komödie,D2016<br />
15.40 In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte<br />
16.30 Bezaubernde Jeannie 16.55 Bezaubernde<br />
Jeannie 17.20 Lindenstraße 17.50 Der Dicke<br />
18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe<br />
20.15 Agatha Christies Poirot. Der blaue Express.<br />
TV-Kriminalfilm, GB2005 21.50 Bauerfeind –Die<br />
Show zur Frau 22.35 Miss Fishersmysteriöse<br />
Mordfälle 23.30 AgathaChristies Poirot. Der blaue<br />
Express. TV-Kriminalfilm, GB 2005 1.05 Miss Fishersmysteriöse<br />
Mordfälle 2.00 Bauerfeind –Die<br />
Show zurFrau 2.45 Startrampe 3.15 DerDicke<br />
4.05 Lindenstraße 4.35 Verrückt nach Meer<br />
ZDF NEO<br />
6.20 TerraX7.05 Terra X 7.50 Topfgeldjäger 8.45<br />
Lafer! Lichter! Lecker! 9.25 Baresfür Rares 10.20<br />
Baresfür Rares 11.15 Der Nachbarinmeinem<br />
Beet 11.55 Die Rettungsflieger 12.45 Die Rettungsflieger<br />
13.30 Monk 14.50 Heldt 15.35 Die<br />
Rettungsflieger 17.10 Monk 18.30 Baresfür Rares<br />
19.20 Bares fürRares 20.15 (für HG) Wilsberg.<br />
Die Nadel im Müllhaufen. TV-Kriminalfilm,D<br />
2018 21.45 (für HG)Ein starkesTeam. Eiskalt.<br />
TV-Kriminalfilm, D2019 23.15 Blindes Vertrauen.<br />
Drama, USA 2010 0.50 (für HG) Wilsberg. Die<br />
Nadel im Müllhaufen. TV-Kriminalfilm, D2018 2.20<br />
TerraX3.05 TerraX3.50 TerraX4.35 Frag den<br />
Lesch 4.50 TerraX<br />
ZDF INFO<br />
6.45 (für HG)Nicht alleswarschlecht 7.30 Damals<br />
nach derDDR 9.00 (für HG)30Jahre Mauerfall<br />
–Joachim Gaucks Suche nach der Einheit<br />
10.15 ZDF-History 10.45 Traumstraße der DDR<br />
11.30 DDR mobil 13.00 (für HG) TerraXpress<br />
13.30 TerraXpress XXL 18.45 (für HG) Superbauten<br />
derGeschichte 20.15 (für HG) TerraX22.30<br />
GeheimesParis –Unterirdische Megabauten<br />
23.15 Geheimes Paris –Monumente, Macht, Magie<br />
0.00 (für HG)ZDF-History 0.45 heute-journal<br />
1.15 One strange Rock –UnsereErde 2.00 One<br />
strange Rock –Unsere Erde 2.45 One strange<br />
Rock –UnsereErde 3.30 One strange Rock –Unsere<br />
Erde 4.15 Onestrange Rock –Unsere Erde<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Opernführer Stanisław Moniuszko: „Straszny<br />
Dwór” (Das Gespensterschloss)., ca. 56 Min.<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Konzert Mit Werken von Poulenc, Gesualdo,<br />
Dallapiccola,ca. 87 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik spezial Passionswerke aus dem<br />
französischen Barock, ca. 56 Minuten<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Gegenwart Ultraschall Berlin –Festival<br />
für neue Musik 2019., ca. 56 Minuten<br />
22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Spielweisen Wortspiel –Das Musik-Gespräch.<br />
Die Cellistin Maria Kliegel und der Pianist OliverTriendl<br />
stellen Francis Poulencs Cellosonate<br />
vor. Mit Christoph Schmitz, ca. 45 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Neue Musik Jean Barraqué: Sonate pour piano;<br />
„Retour (Andantino)” für Klavier (Jean-Pierre<br />
Collot, Klavier), ca. 55 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
20.30 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Lesezeit Ulrich Woelk liest aus seinem Roman<br />
„Der Sommer meiner Mutter”, ca. 30 Min.<br />
21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
„Eheleute, Friedensfreunde” Mit Felix von<br />
Manteuffel, Victoria vonTrauttmansdorff, Katharina<br />
Matz, Anne Müller.Regie: Sabine Peters,<br />
ca. 60 Minuten<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Julian Barnes: „Die einzige Geschichte”<br />
(18/22), ca. 31 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
16.35 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Forschung aktuell Algorithmen im Alltag.Der<br />
Virenjäger (5/12) /Wissenschaftsmeldungen<br />
/Sternzeit 10. April 2019. Mit Uli Blumenthal,<br />
ca. 25 Minuten<br />
19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Kulturtermin Der entartete Nazi. Emil Nolde<br />
und die Arbeit am Mythos. Von Silke Hennig,<br />
ca. 26 Minuten<br />
22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Feature Bauhaus –Schule des neuen Denkens.<br />
Von Jörg Sobiella, ca. 56 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Maria de Fátima. Mit Ortrun Schütz,<br />
ca. 30 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Querköpfe Kabarett, Comedy &schräge Lieder.Plötzlich<br />
Zukunft! Die Comedienne Jacqueline<br />
Feldmann., ca. 55 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 – S eite 28 *<br />
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Panorama<br />
LEUTE<br />
Simone Thomalla (53) ist nur so semibegeistertvom<br />
Arbeitsplatzwechsel<br />
ihres Lebensgefährten Silvio Heinevetter<br />
(34). DerHandball-Nationaltorwartwechselt<br />
im kommenden<br />
Jahr vonden Füchsen Berlin zum MT<br />
Melsungen. Siekönne nicht behaupten,<br />
dass sie das besonders glücklich<br />
mache,sodie Schauspielerin. In die<br />
nordhessische Provinz jedenfalls will<br />
sie nicht ziehen. Nunkönnen wir jeden<br />
verstehen, der in Berlin bleiben<br />
möchte,wollen aber doch eine Lanze<br />
für Melsungen brechen. Immerhin<br />
handelt es sich um einen Luftkurort<br />
mit liebevoll restaurierten Fachwerkbauten<br />
und einer Hausschlachte-<br />
Spezialität, die ihresgleichen sucht:<br />
AhleWorscht. Dazu ein Glas Ebbelwoi,<br />
und Berlin ist fast vergessen.<br />
Wolfgang Bosbach (66) hat ebenfalls<br />
ein Herz für Regionen abseits der<br />
Millionenmetropolen, insbesondere<br />
für seine Heimatstadt Bergisch Gladbach,<br />
aus der auch Heidi Klum (45)<br />
stammt. DasModel, so schlägt der<br />
CDU-Politiker vor, könne doch dort<br />
Hochzeit feiern. Zuletzt war zwar<br />
über Caprials Ortder Klum-Trauung<br />
spekuliertworden, aber egal: „Diese<br />
Hochzeit würde natürlich auf großes,auch<br />
überregionales Interesse<br />
stoßen, und wäredamit auch eine<br />
tolle Werbung“, meint Bosbach. Wir<br />
dichten schon mal am Hochzeitslied:<br />
„Wenn bei Bergisch Gladbach<br />
die rote Sonne im Rhein versinkt …“<br />
Justin Bieber (25) ist ebenfalls ein<br />
Freund der Poesie.Dawirdgereimt<br />
und geschmachtet, bis der Federkiel<br />
glüht: „Sunlight falls into the abyss –<br />
Just like Ifall into your<br />
lips –Waves crash onto<br />
the shore–Mylovefor<br />
yougrows moreand<br />
more.“Gerichtet<br />
sind die romantischen<br />
Zeilen von<br />
der beinahe täglich<br />
wachsenden Liebe<br />
an die Adresse seiner Frau<br />
Hailey Baldwin (22). Für<br />
sie hatte der Popstar<br />
schon vordem Buckingham<br />
Palace spontan die<br />
Gitarreausgepackt und<br />
ein Liedchen geträllert.<br />
Hach! (avo./mit dpa)<br />
Ein moderner Walther von der<br />
Vogelweide: Justin Bieber.<br />
IMAGO IMAGES<br />
TIERE<br />
Mit dem Leben davongekommen:<br />
Hunde aus Peuerbach.<br />
DPA<br />
Suchtopfer: 68 völlig verwahrloste<br />
Hunde haben Helfer des Tiergnadenhofs<br />
GutAiderbichl in einem Haus im<br />
oberösterreichischen Peuerbach entdeckt.<br />
DieVierbeiner waren dehydriert,<br />
unterernährt, verletzt und verkotet.<br />
Dasteilte Aiderbichl-Geschäftsführer<br />
Dieter Ehrengruber am<br />
Dienstag mit. Seiner Meinung nach<br />
hat das sogenannte Animal Hoarding,<br />
Tiersammelsucht, zur Überforderung<br />
der Halterfamilie geführt. In<br />
der Tat, das krankhafte Sammeln und<br />
Halten vonTieren hat nichts mit Tierliebe<br />
zu tun, sondernallein mit Tierquälerei.<br />
DiePeuerbacher Hunde<br />
wurden mittlerweile ärztlich versorgt,<br />
einer überlebte nicht. (schl.)<br />
„Heute genieße ich meine Arbeit“<br />
Keira Knightley zeigt sich im Gespräch über ihren neuen Film „Niemandsland“ selbstbewusst und witzig<br />
Gerade erst war Keira<br />
Knightley (34) als Schriftstellerin<br />
„Colette“ auf der<br />
Leinwand zu sehen, jetzt<br />
spielt sie erneut eine historische<br />
Rolle: Als Gattin eines britischen<br />
Leutnants kommt sie in „Niemandsland“<br />
(ab 11. April im Kino) kurz<br />
nach Kriegsende nach Hamburg. Für<br />
unser Interview dagegen reisen wir<br />
nach London, zu einem Interview<br />
mit Blick auf den Hyde Park.<br />
Miss Knightley, Sie haben reichlich<br />
Historienfilm-Erfahrung. Was kann<br />
Sie aneiner Geschichte wie der von<br />
„Niemandsland“ noch reizen?<br />
Tatsächlich habe ich schon in Filmen<br />
mitgespielt, die vom Zweiten<br />
Weltkrieg erzählen. Und gesehen<br />
habe ich auch einige.Aber über diese<br />
spezielle Zeit, also die Nachwehen<br />
des Krieges im zerstörten Deutschland,<br />
war nie etwas dabei. Ichfand es<br />
spannend, dass ich ausgerechnet<br />
über die Anfänge des Wiederaufbaus<br />
eigentlich nichts wusste. Dabei ist<br />
das hochinteressant, dieser politische,<br />
physische, aber auch emotionale<br />
Kraftakt, auf diesen beiden,<br />
ganz unterschiedlichen Seiten. Die<br />
Geschichte, umdie es jetzt in unserem<br />
Film geht, ist natürlich eine<br />
kleine, ganz persönliche. Aber im<br />
Grunde ist sie eine Mikroversion all<br />
dessen, was damals in ganz<br />
Deutschland passierte.<br />
Beider Premieredes Films sagten Sie,<br />
es fiel Ihnen dieses Mal besonders<br />
leicht, vor der Kamera zu weinen,<br />
weil Ihre Tochter bei den Dreharbeiten<br />
noch klein und Sie vollkommen<br />
erschöpft waren ...<br />
Das war natürlich ein Scherz. Ich<br />
bin Schauspielerin, ich kann immer<br />
weinen. Dazu brauche ich keinen<br />
Anlass. Auch wenn ich damals<br />
wirklich ziemlich k.o. war und dadurch<br />
womöglich etwas emotionaler<br />
als sonst. MeineTochter war erst<br />
18 Monate alt und schlief natürlich<br />
noch nicht durch.<br />
Hatdas Muttersein Sieals Schauspielerin<br />
verändert?<br />
Nicht in dem Sinne, den Sie vielleicht<br />
meinen. Nur weil ich inzwischen<br />
ein Kind habe, spiele ich eine<br />
Mutter nicht anders als vorher. Wie<br />
überhaupt genauso gut eine Kollegin<br />
eine solche Rolle spielen könnte,die<br />
selbst keine Kinder hat. Aber insgesamt<br />
stellt Elternschaft natürlich das<br />
ganze Leben auf den Kopf. Man<br />
macht Erfahrungen, die den Blick<br />
auf die Welt komplett verändern.<br />
Unddas fließt in meine Arbeit ein. So<br />
wie jede Veränderung, die ich durchmache,sich<br />
auf mein Spiel auswirkt.<br />
Schon als junge Schauspielerin haben<br />
Sie sich stets sehr direkt über<br />
Seit 2015 ist die britische Schauspielerin Mutter einer Tochter.<br />
IMAGO IMAGES/ARMANDO GALLO<br />
schlechte Erfahrungen geäußert und<br />
sich zum Beispiel beschwert, wenn<br />
Bilder von Ihnen bearbeitet wurden.<br />
WurdeIhnen Ihredirekte Artnie zum<br />
Problem?<br />
Keine Ahnung. Allerdings erinnere<br />
ich mich auch nicht mehr an<br />
alle Details aus diesen Jahren, als ich<br />
ziemlich jung recht erfolgreich<br />
wurde.Das war keine leichte Zeit für<br />
mich, aber ich kann mir kaum vorstellen,<br />
dass sie anders verlaufen<br />
wäre, wenn ich öfter den Mund gehalten<br />
hätte. Ich habe damals gelernt,<br />
dass man sowieso keine andereWahl<br />
hat, als man selbst zu sein.<br />
Unddass man es nie allen recht machen<br />
kann. Selbst wenn man immer<br />
nett lächelt und hübsche Kleidchen<br />
bei Wohltätigkeitsveranstaltungen<br />
trägt, wird esLeute geben, die einen<br />
dafür hassen. Also „fuck ’em!“, um es<br />
mal so zu sagen.<br />
Wieblicken Siezurück auf diese Zeit,<br />
als Sie mit „Kick It Like Beckham“<br />
Niemals geht man so ganz<br />
und „Fluch der Karibik“ quasi über<br />
Nacht weltberühmt wurden?<br />
Ich habe mich schwer damit getan.<br />
Wahrscheinlich ist es für alle<br />
jungen Frauen mit Anfang 20 ein<br />
schwieriger Prozess, herauszufinden,<br />
wer man ist und was man will.<br />
Und bei mir kam eben erschwerend<br />
hinzu, dass ich plötzlich berühmt<br />
war.Aber ich habe es überlebt...<br />
Heute können Siebesser damit umgehen,<br />
im Rampenlicht zu stehen?<br />
Ohne Frage. Und ich genieße<br />
auch meine Arbeit viel mehr.Damals<br />
war ich sehr verunsichert. Eigentlich<br />
wollte ich ja zur Schauspielschule,<br />
aber dazu kam es nie, weil plötzlich<br />
all diese Filmangebote kamen. Keine<br />
Ahnung, ob mich der Ruhm weniger<br />
verunsichert hätte, hätte ich eine<br />
Ausbildung gehabt. Aber ich vermute<br />
mal, dass ich ein wenig anders<br />
behandelt worden wäre, wäre ich<br />
von einer renommierten Schauspielschule<br />
gekommen.<br />
Geben Sie jungen Kolleginnen wie<br />
etwa Flora Thiemann, die auch in<br />
„Niemandsland“ mitspielt, Ratschläge?<br />
Nein. Aber gerade in der Arbeit<br />
mit jungen Mädchen bin ich immer<br />
besonders achtsam. Mir ist wichtig,<br />
dass man ihnen zuhört, sie in Unterhaltungen<br />
einbezieht und ihnen das<br />
Gefühl gibt, dass ihreMeinung zählt.<br />
Egal wie jung eine Kollegin ist, ist sie<br />
ja trotzdem meine künstlerischeVerbündete.<br />
Einfach ignoriert zuwerden,<br />
so wie es mir früher oft ergangen<br />
ist, ist eine echte Qual.<br />
Klingt fast so, als hätte Ihnen die<br />
Schauspielerei als Jugendliche keinen<br />
Spaß gemacht. Aber wenigstens die<br />
Arbeit an „Star Wars: Episode I–Die<br />
dunkle Bedrohung“ war doch sicher<br />
aufregend, oder?<br />
Ganz ehrlich? Ich erinnere mich<br />
kein bisschen an „Star Wars“.<br />
Wirklich nicht?<br />
Wirklich nicht. Ich war damals<br />
zwölf Jahrealt und drehte zur selben<br />
Zeit die Rosamunde-Pilcher-Verfilmung<br />
„Heimkehr“. Das war ein Job,<br />
den ich wirklich liebte, denn zum<br />
ersten Malstand ich vorder Kamera<br />
und hatte eine richtige Rolle, eine<br />
echte Figur, die ich verkörpern<br />
musste. Davon konnte bei „Star<br />
Wars“ nicht die Rede sein, da gehörte<br />
ich nur zum Bildhintergrund.<br />
Manchmal war ich das Double von<br />
Natalie Portman, manchmal hatte<br />
ich nicht die geringste Ahnung, was<br />
ich eigentlich tue.Einmal bin ich von<br />
einem Golfmobil gefallen, auf dem<br />
auch Ewan McGregor saß. Das weiß<br />
ich noch. Aber mehr ist da nicht.<br />
Interview: Patrick Heidmann<br />
Das ZDF stellt die Samstagabendshow „Willkommen bei Carmen Nebel“ ein. Alle Beteiligten sind zufrieden<br />
Das ZDF wirddie Samstagabendshow„Willkommen<br />
bei Carmen<br />
Nebel“ im nächsten Jahr beenden.<br />
Der Vertrag mit Moderatorin Nebel<br />
(62) wurde zwar um zwei Jahre bis<br />
einschließlich 2021 verlängert, von<br />
der Show sind aber nur für 2020 noch<br />
mal drei Ausgaben geplant, wie der<br />
Sender mitteilte. Danach werde Nebel<br />
sich auf die Charity-Shows konzentrieren,<br />
die sie seit vielen Jahren<br />
mit großem Erfolg moderiere, erklärte<br />
ZDF-Showchef Oliver Heidemann.<br />
Nebel äußerte sich gefasst zum<br />
Ende ihrer Samstagabendshow.<br />
Gegenüber der Bild-<strong>Zeitung</strong> sprach<br />
Carmen Nebel freut<br />
sich auf die Ruhe.<br />
DPA/MONIKA SKOLIMOWSKA<br />
sie von einer „geplanten<br />
und überlegten Entscheidung“,<br />
für die es nach „17<br />
tollen und erfolgreichen<br />
Jahren“ an der Zeit gewesen<br />
sei, auch wenn „die<br />
Sendung für mich eine<br />
wirklich große Liebe war<br />
und ist“. Ansonsten freue<br />
sie sich: „Nach über 40<br />
Jahren Fernsehen freue<br />
ich mich auf ein anderes Tempo<br />
und eine andere Dosis TV in meinem<br />
Leben. Für mich ist das der<br />
perfekte Plan.“<br />
Ohnehin wird die Moderatorin<br />
nicht gänzlich vom Bildschirm verschwinden.<br />
Oliver Heidemann<br />
versprach, dass sich<br />
Nebel künftig auf andere<br />
Showformate konzentrieren<br />
werde: „Die großen<br />
Spendengalas der Deutschen<br />
Krebshilfe sowie<br />
,Die schönsten Weihnachts-Hits‘<br />
für Brot für<br />
die Welt und Misereor sind<br />
Carmen Nebel eine Herzensangelegenheit,<br />
und wir sind<br />
sehr froh, dass sie uns ihren weiteren<br />
Einsatz dafür zugesagt hat.“<br />
Ansonsten gelte es erst einmal,<br />
sich über die Vertragsverlängerung<br />
zu freuen: Die nächste Ausgabe von<br />
„Willkommen bei Carmen Nebel“<br />
zeigt das ZDF am 4. Mai (20.15 Uhr)<br />
liveaus Berlin. Dabei seien Gäste wie<br />
die Schlagersängerinnen Andrea<br />
Berg, Maite Kelly und Beatrice Egli.<br />
Mit Verona Pooth schaue Nebel zurück<br />
auf die Highlights aus 77 Shows.<br />
Außerdem sei Pooth als Reporterin<br />
hinter der Bühne und im Saal im Einsatz.<br />
Ihr Kollege Johannes B. Kerner<br />
bringe noch einmal eine Tanzeinlage<br />
mit dem Showballett mit.<br />
Darüber, dass die Einschaltquoten<br />
von „Willkommen bei Carmen<br />
Nebel“ in den letzten Jahren deutlich<br />
zurückgingen, äußerte sich der ZDF-<br />
Mann nicht. (BLZ)<br />
NACHRICHTEN<br />
Betrugsskandal an Eliteunis:<br />
Huffman räumt Schuld ein<br />
Dieineinem Hochschul-Bestechungsskandal<br />
angeklagte US-<br />
Schauspielerin Felicity Huffman (56,<br />
„Desperate Housewives“) hat ihre<br />
Schuld eingeräumt. Nach Mitteilung<br />
der US-Staatsanwaltschaft, wirdsie<br />
in dem Betrugsprozess auf „schuldig“<br />
plädieren. Huffman soll laut Anklage<br />
15 000 Dollar (13 300 Euro)<br />
Schmiergeld gezahlt haben, um zu<br />
erreichen, dass Antworten ihrer ältesten<br />
Tochter beim landesweiten<br />
Einstufungstest SATnachträglich<br />
aufgebessertwerden. In dem Betrugsskandal<br />
sollen wohlhabende<br />
Elternihren Kindernunrechtmäßigen<br />
Zugang zu Elite-Universitäten<br />
verschafft haben. Huffman, die aus<br />
ihrer Ehe mit dem Schauspieler William<br />
H. Macy zwei Töchter hat, drohen<br />
mehrereJahreHaft und eine<br />
Geldstrafe. (dpa)<br />
Boeing 747 der Lufthansa<br />
kehrtwegen Luftnotlage um<br />
Technische Probleme haben eine<br />
Lufthansa-Maschine auf dem Weg<br />
vonFrankfurtindie brasilianische<br />
Millionenmetropole São Paulo zur<br />
Umkehr gezwungen. DieCrewvon<br />
Flug LH506 habe sich aufgrund von<br />
technischen Unregelmäßigkeiten<br />
zur Rückkehr entschieden und vorsorglich<br />
eine sogenannte Luftnotlage<br />
erklärt, sagte eine Lufthansa-<br />
Sprecherin. Die284 Passagierewurden<br />
zunächst in Hotels untergebracht.<br />
Am Dienstagmorgen um<br />
11.30 Uhrseien sie mit einer anderen<br />
Maschine in die brasilianische Millionenmetropole<br />
aufgebrochen. Der<br />
Flieger vomTyp Boeing 747-8i werde<br />
derzeit noch untersucht. (dpa)<br />
PR-Agentur:Madonna beim<br />
ESC-Finale in TelAviv<br />
Möchte beim ESC ein Stück ihres anstehenden<br />
Albums vorstellen. DPA/JÖRG CARSTENSEN<br />
Popstar Madonna tritt nach Angaben<br />
einer britischen PR-Firma beim Finale<br />
des Eurovision Song Contest in<br />
TelAviv am 18. Maiauf. DieSängerin<br />
werdezweiStücke präsentieren, einen<br />
bekannten Hitund ein Stück von<br />
ihrem anstehenden Album, teilte die<br />
FirmaNumber 10 strategies mit. Die<br />
Europäische Rundfunkunion alsVeranstalter<br />
bestätigte den Auftritt in der<br />
israelischen Küstenstadt noch nicht.<br />
Im Mai2018 hatte Netta Barzilai mit<br />
dem Titel„Toy“den ESC in Portugal<br />
für Israel gewonnen. Daher wirdder<br />
Wettbewerb dieses Jahr in TelAviv<br />
ausgetragen. (dpa)<br />
Cholera in Mosambik<br />
eingedämmt<br />
DieGefahr vonCholeraindem riesigen<br />
vonZyklon „Idai“ verwüsteten<br />
Gebiet in Mosambik ist nach WHO-<br />
Angaben eingedämmt. In den vergangenen<br />
Tagen seien 745 000 Menschen<br />
in der Hafenstadt Beirasowie<br />
den am meisten gefährdeten Camps<br />
und Regionen gegen die Durchfallerkrankung<br />
geimpft worden, berichtete<br />
die Weltgesundheitsorganisation<br />
am Dienstag in Genf. Rund 3500<br />
Menschen seien seit dem Durchzug<br />
des Zyklons Mitte MärzanCholera<br />
erkrankt. (dpa)