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Berliner Zeitung 10.04.2019

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Stehlen, weil die Rente nicht reicht? Eine 85-Jährige vor Gericht – Politik Seite 4<br />

Test: Die<br />

neuen Berlin-<br />

Toiletten<br />

Seite 11<br />

3°/9°<br />

Wechselnd bewölkt<br />

Wetter Seite 2<br />

Echt jetzt? So realistisch<br />

sind Politik-TV-Serien<br />

Hauptstadt Seite 5<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Prozess: Die IS-Kämpferin<br />

und das tote Mädchen<br />

Seite3<br />

Mittwoch, 10. April 2019 Nr.84HA-75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Forscher: Fahrverbote<br />

bringen zu wenig<br />

Tagesthema Seite 2, Kommentar Seite 8<br />

Staatssekretärin<br />

Scheeres’<br />

letzte<br />

Vertraute<br />

VonMartin Klesmann<br />

Die Personalie überraschte selbst<br />

enge Parteifreunde. Bildungssenatorin<br />

Sandra Scheeres hat auf der<br />

Senatssitzung am Dienstag ihrelangjährige<br />

Pressesprecherin Beate Stoffers<br />

als neue Bildungsstaatssekretärin<br />

durchgesetzt. Die 51-jährige Stoffers<br />

ist eine ihrer engsten Vertrauten,<br />

spricht mit der ihr eigenen forschen<br />

Art seit dem Amtsantritt der Senatorin<br />

imJahr 2011<br />

für Scheeres.<br />

Letztere geizte<br />

am Dienstag<br />

nicht mit Lobeshymnen<br />

auf die<br />

Nachfolgerin des<br />

in den einstweiligen<br />

Ruhestand<br />

Beate Stoffers, versetzten Vorgängers<br />

Mark<br />

neue Staatssekretärin<br />

für Bildung Rackles. Stoffers<br />

sei „eine sehr<br />

qualifizierte Frau“ und ermögliche einen<br />

nahtlosen Übergang, weil sie in<br />

alle Themen eingearbeitet sei, sagte<br />

Scheeres.„Siekennt meine politische<br />

Linie“, fuhr die Senatorin weiter fort<br />

und sie verfüge über „wahnsinniges<br />

Detailwissen“.<br />

Beate Stoffers, die als Baby über<br />

Unterhändler Wolfgang Vogel aus der<br />

DDR freigekauft wurde,ist Politikwissenschaftlerin<br />

und trat nach einer<br />

Verwaltungs-Ausbildung in den Landesdienst<br />

ein. Erste Berufserfahrungen<br />

sammelte sie in der Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung noch<br />

unter Peter Strieder (SPD). Die dort<br />

erworbenen Kenntnisse könnten ihr<br />

jetzt nutzen, soll sie doch auch die<br />

Taskforce Schulbau leiten.<br />

Zur Jahrtausendwende wechselte<br />

Stoffers für zehn Jahre indie Privatwirtschaft,<br />

leitete die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

der Wall AG. Die<br />

dreifache Mutter hat also auch den<br />

Außenblick auf die Landesverwaltung.<br />

Schließlich aber verband sie ihr<br />

berufliches Fortkommen mit Sandra<br />

Scheeres, schirmte sie bei öffentlichen<br />

Terminen vorunliebsamen Fragen<br />

ab oder gab ihr Stichwörter. Neben<br />

dem Schulbau soll Stoffers, im<br />

November wieder in die SPD eingetreten,<br />

für eine bessere Schulqualität<br />

sorgen. Bereits voreinigen Jahren besuchte<br />

sie für längereZeit das Ofsted-<br />

Institute in England, wo ein strikterer<br />

Umgang mit öffentlichen Schulen gepflegt<br />

wird. Diese <strong>Berliner</strong> Senatsverwaltung<br />

ist nun die erste, die allein<br />

von Frauen geführt wird: Neben<br />

Scheeres und Stoffers noch von Jugendstaatssekretärin<br />

Sigrid Klebba.<br />

Kommentar Seite 8,<br />

Berlin Seite 9<br />

Berlin ist noch weit davon entfernt, fahrradfreundlich zu sein. Das hat viele Gründe.<br />

VonPeter Neumann<br />

Die Frage lautet: Wie fahrradfreundlich<br />

ist Berlin?<br />

DieAntwortfällt eindeutig<br />

aus: nicht besonders!<br />

Beim bundesweiten Fahrradklimatest<br />

des Allgemeinen Deutschen<br />

Fahrrad-Clubs (ADFC) hat die<br />

Hauptstadt wieder einmal schlecht<br />

abgeschnitten. Aufder Rangliste,die<br />

alle 14 Städte mit mehr als einer halben<br />

Million Einwohner aufführt,<br />

kam Berlin nur auf Platz 12. Als Gesamtbewertung<br />

erhielt die Stadt auf<br />

einer Schulnotenskala von1bis 6die<br />

Note 4,27. „Politisch hat sich Berlin<br />

auf den Wegzueiner fahrradfreundlicheren<br />

Stadt gemacht“, sagt ADFC-<br />

Landesvorstand Beate Mücke.<br />

„Doch auf der Straße war davon in<br />

den letzten zwei Jahren noch wenig<br />

zu sehen.“<br />

Für Kinder unsicher<br />

Berlin abgehängt<br />

Auf der Rangliste der fahrradfreundlichen deutschen Großstädte<br />

landet die Hauptstadt auf dem vorvorletzten Platz –<br />

ein Problem für den rot-rot-grünen Senat<br />

Beim Fahrradklimatest wird festgestellt,<br />

wie zufrieden Radfahrer mit ihrer<br />

Lage sind. Voriges Jahr nahmen<br />

mehr als 170 000 Menschen an der<br />

Umfrage teil, davon 4546 in Berlin.<br />

Sie stellen der entsprechenden Senatsverwaltung,<br />

die sich seit Ende<br />

2016 im Einflussbereich der Grünen<br />

befindet, und den Bezirken kein gutes<br />

Zeugnis aus.Zwar hat sich die Bewertung<br />

leicht verbessert: Beim letzten<br />

Klimatest 2016 bekam Berlin die Gesamtbewertung<br />

4,34. Dennoch sei<br />

Radfahren in Berlin stressig und unsicher,erst<br />

recht für Kinder.<br />

Das Fahrrad- und Verkehrsklima<br />

in Berlin wurde wie 2016 mit einer<br />

4,0 bewertet. Für Sicherheit gab es<br />

sogar nur die Note 4,8 –auch das ist<br />

keine Verbesserung. Es gibt aber<br />

auch positiveEntwicklungen. So verbesserte<br />

sich die Infrastruktur von<br />

3,3 auf 3,1. Der Stellenwert des Radverkehrs<br />

wurde von5,0 auf 4,8 korrigiert.<br />

„Die Bewertung der Fahrradförderung<br />

in jüngster Zeit verbesserte<br />

sich von 4,5 auf 4,2“, so der<br />

ADFC. Die Reinigung der Radwege,<br />

Ampelschaltungen für Radfahrer<br />

aber auch die Falschparkerkontrolle<br />

wurden besser bewertet.<br />

Trotzdem: Radfahrer fühlten sich<br />

in Berlin nicht ernst genommen und<br />

gaben an, häufig in Konflikt mit dem<br />

Kraftfahrzeugverkehr zu geraten.„Ein<br />

Großteil gab an, von Autos bedrängt<br />

und behindert zuwerden, wenn sie<br />

sich die Fahrbahn teilen müssen“,<br />

„Radfahren darf nicht nur etwas<br />

für die Mutigen und Trainierten sein.<br />

Wir brauchen Radwege, die für alle<br />

Generationen funktionieren.“<br />

Beate Mücke, Landesvorstand des ADFC<br />

heißt es.89Prozent gaben an, dass sie<br />

mit Kraftfahrzeugen häufig in Konflikt<br />

geraten. „Wir brauchen breite<br />

Radwege, auf denen sich alle sicher<br />

fühlen“, fordert Beate Mücke. „Radfahren<br />

darf nicht nur etwas für die<br />

Mutigen und Trainierten sein.“<br />

86 Prozent der Radfahrer wollen<br />

vom Autoverkehr getrennt fahren.<br />

Mitden ersten geschützten Radstreifen<br />

in der Holzmarktstraße und der<br />

Hasenheide gehe Berlin den richtigen<br />

Weg“, lobt das Vorstandsmitglied.<br />

„Die Poller schaffen einen si-<br />

IMAGO IMAGES/KARL-HEINZ SPREMBERG<br />

cheren Bereich für Radfahrende und<br />

halten Falschparker fern.“<br />

In einer gesonderten Auswertung<br />

ging es darum, wie familienfreundlich<br />

das Radverkehrsnetz ist. Hier errang<br />

Berlin den achten Platz. 88 Prozent<br />

sagen jedoch, dass man Kinder<br />

nur mit schlechtem Gefühl allein mit<br />

dem Radfahren lässt. Mitder Durchschnittsnote<br />

von 4,9 teilt sich Berlin<br />

den zweitschlechtesten Platz mit<br />

Düsseldorfund Stuttgart, gefolgt von<br />

Dortmund und Köln (je 5,0). „Vor den<br />

Schulen herrscht Elterntaxi-Chaos,<br />

weil Eltern denken, dass Kinder nur<br />

im Auto sicher sind“, sagt Mücke.<br />

„Wir brauchen Radwege, die für alle<br />

Generationen funktionieren.“<br />

Schmeichelhafte Auszeichnung<br />

Unterden Städtenmit mehr als einer<br />

halben Million Einwohner schnitt<br />

Bremen mit der Gesamtbewertung<br />

3,55 am besten ab. Schlechtere Noten<br />

als Berlin bekamen Dortmund<br />

(4,35) und Köln (4,38).<br />

Verkehrssenatorin Regine Günther<br />

(für Grüne) freut sich, dass der<br />

ADFC Berlin das Prädikat „Aufholer“-Großstadt<br />

verliehen hat. „Wir<br />

nehmen das Ergebnisaber vorallem<br />

als Ansporn auf dem langen Weg,<br />

Berlins Radinfrastruktur entscheidend<br />

zu verbessern, schnell und gut<br />

voranzukommen“, sagt sie.<br />

EU kommt<br />

den Briten<br />

entgegen<br />

Brüssel ist offenbar für<br />

Brexit-Fristverlängerung<br />

VonDamir Fras, Brüssel<br />

Die EU ist sich offenbar im Grundsatz<br />

einig. DieBriten sollen noch<br />

eine Fristverlängerung bekommen,<br />

um geordnet aus der Europäischen<br />

Union austreten zu können. Kurz vor<br />

dem entscheidenden Brexit-Gipfel<br />

am Mittwochabend hieß es in Brüssel,<br />

es stelle sich aller Voraussicht<br />

nach nicht mehr die Frage nach dem<br />

Ob,sondernnur noch nach der Länge<br />

der neuen Frist.<br />

„Unsere Erfahrung und die tiefe<br />

Spaltung innerhalb des Unterhauses<br />

geben uns wenig Grund zur Annahme,<br />

dass der Ratifizierungsprozess<br />

bis Ende Juni abgeschlossen werden<br />

kann“, schrieb EU-Ratspräsident<br />

Donald Tusk am Dienstag in seiner<br />

Einladung an Kanzlerin Angela Merkelund<br />

ihreEU-Kollegen zum Brexit-<br />

Gipfel an diesem Mittwoch in Brüssel.<br />

Eine kurze Brexit-Verschiebung berge<br />

das Risiko immer neuer Sondergipfel<br />

und immer neuer Fristen. „Deshalb<br />

glaube ich, dass wir über eine alternative,<br />

längereFristverlängerung diskutieren<br />

sollten.“ Dann könne auch<br />

Großbritannien noch einmal über<br />

seine Strategie nachdenken.<br />

Voraussetzung sei allerdings in jedem<br />

Fall die Teilnahme Großbritanniens<br />

an den Europa-Wahlen Ende<br />

Mai, so EU-Diplomaten. Auch werde<br />

der Austrittsvertrag, den die britische<br />

Premierministerin Theresa May<br />

Ende November vergangenen Jahres<br />

mit der EU-Spitze ausgehandelt<br />

hatte, definitiv nicht noch einmal<br />

aufgemacht. Eine konkrete Entscheidung<br />

der Staats- und Regierungschefs<br />

fällt allerdings frühestens<br />

am Mittwochabend, möglicherweise<br />

sogar erst in der NachtzuDonnerstag<br />

und damit nur knapp vor<br />

dem bisherigen Brexit-Termin am<br />

12. April. (mit dpa) PolitikSeite 4<br />

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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />

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Tagesthema<br />

Der Verkehrssektor trägt vor allem durch Brems- und Reifenabrieb zur Feinstaubbelastung bei.<br />

In der Debatte um Stickoxide<br />

und Dieselfahrverbote haben<br />

Wissenschaftler ein klares Wort<br />

gesprochen. In einer am<br />

Dienstag in Berlin vorgestellten Stellungnahme<br />

zum Thema Luftschadstoffe<br />

mahnt die Nationale Akademie<br />

der Wissenschaften Leopoldina,<br />

sich nicht am Problem der Stickoxide<br />

festzubeißen, sondern den<br />

Blick zu weiten. Dabei werdeschnell<br />

klar, dass Feinstaub deutlich gesundheitsschädlicher<br />

und damit das<br />

größereProblem sei. Darüber hinaus<br />

sei im Verkehrssektor vor allem der<br />

Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid<br />

problematisch. Daher rufen<br />

die Forscher zu einer nachhaltigen<br />

Verkehrswende auf und halten eine<br />

bundesweite ressortübergreifende<br />

Strategie zur Luftreinhaltung für erforderlich.<br />

Auch zum Thema Fahrverbote<br />

finden sie eindeutige Worte: „Luftschadstoffe<br />

sind ein langfristiges<br />

und großräumiges Problem. Es geht<br />

darum, die Belastung insgesamt zu<br />

senken. Lokale Fahrverbote sind in<br />

dieser Hinsicht wenig zielführend“,<br />

sagte Martin Lohse, Chef des Max-<br />

Delbrück-Centrums für Molekulare<br />

Medizin in Berlin und Sprecher der<br />

Leopoldina-Arbeitsgruppe, die sich<br />

in den vergangenen zwei Monaten<br />

mit dem Thema Luftverschmutzung<br />

und Grenzwerte befasst hat.<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

(CDU) hatte die Leopoldina Ende Januar<br />

gebeten, sich mit dem Thema<br />

auseinanderzusetzen. Das 20-köpfige<br />

interdisziplinär besetzte Gremium<br />

hat für Akademieverhältnisse<br />

blitzschnell gearbeitet. Anlass für die<br />

Hau-Ruck-Aktion war das sogenannte<br />

Köhler-Papier.<br />

Der Pneumologie-Professor Dieter<br />

Köhler hatte Ende Januar ein von<br />

mehr als 100 Fachkollegen unterzeichnetes<br />

Statement veröffentlicht,<br />

in dem er die Grenzwerte für Stickoxide<br />

und Feinstaub anzweifelte. Er<br />

zog die Aussagekraft der zugehörigen<br />

Studien in Zweifel, forderte die<br />

Aussetzung der Grenzwerte – und<br />

tingelte durch Fernsehtalkrunden.<br />

Seine Botschaft fand breite Beachtung,<br />

für einige kam sie wie gerufen in<br />

der Diskussion um Dieselfahrverbote<br />

zur Einhaltung der Stickoxidgrenzwerte.<br />

„Mit seiner Kritik an der wissenschaftlichen<br />

Basis der Grenzwerte<br />

liegt Dieter Köhler falsch. Aber er kritisiertzuRecht<br />

die Hysterie um Stickstoffdioxid.<br />

Er hat also gewissermaßen<br />

den Finger in die Wunde gelegt“,<br />

sagte Martin Lohse.<br />

Stickstoffdioxid ist also keineswegs<br />

harmlos,wie Köhler behauptet.<br />

Es könne bei Asthmatikern auch bei<br />

kurzem Aufenthalt in besonders<br />

schadstoffbelasteter Umgebung einen<br />

Asthmaanfall auslösen. Bei<br />

langfristiger Belastung könne es<br />

Atemwegserkrankungen wie Asthma<br />

hervorrufen, heißt es in der Stellungnahme<br />

der Leopoldina.<br />

Die Gesundheitsfolgen von Feinstaub<br />

seien jedoch gravierender. Er<br />

könne in die Lunge gelangen –und<br />

zwar umso tiefer, jekleiner die Partikel<br />

sind. Feinstaub kann die Sterblichkeit<br />

erhöhen und Erkrankungen<br />

der Atemwege, des Herz-Kreislauf-<br />

Emissionen ausgewählter Luftschadstoffe<br />

Veränderung seit dem Basisjahr (1990/1995) in Prozent<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Schwefeldioxid Stickstoffoxide Feinstaub (PM 2,5*)<br />

0<br />

1990 1995 2000 2005 2010<br />

*Durchmesser bis 2,5 Millionstel Meter<br />

Saubere Luft<br />

Die Nationalakademie Leopoldina empfiehlt für eine bessere<br />

Luftqualität eine nachhaltige Verkehrswende.<br />

Dabei soll vor allem Feinstaub beachtet werden.<br />

Lokale Fahrverbote<br />

bringen wenig<br />

VonAnne Brüning<br />

Ammoniak<br />

2015<br />

BLZ/REEG; QUELLE: UMWELTBUNDESAMT<br />

DIGITAL VISION VECTORS<br />

Systems und unter anderem Lungenkrebs<br />

verursachen. Das Gremium<br />

empfiehlt daher, die Anstrengungen<br />

zur Luftreinhaltung auf die Feinstaub-Reduktion<br />

zu konzentrieren.<br />

Mit Empfehlungen für Grenzwerte<br />

halten sich die Experten eher<br />

zurück. Es sei Sache der Politik, diese<br />

zum vorsorglichen Gesundheitsschutz<br />

festzulegen. Unddas sei nicht<br />

einfach, weil weder für Stickstoffdioxid<br />

noch für Feinstaub eine exakte<br />

Grenzziehung zwischen gefährlich<br />

und ungefährlich möglich sei. „Es<br />

gibt keinen Schwellenwert, unterhalb<br />

dem keine Gesundheitseffekte<br />

zu erwarten sind“, betonte Lohse.<br />

Allerdings machten die Experten<br />

deutlich, dass eine Herabsetzung<br />

des Grenzwerts für Feinstaub eigentlich<br />

dringend erforderlich ist.„Bisher<br />

war dieser Luftschadstoff weniger im<br />

Fokus, weil bundesweit die Grenzwerte<br />

weitestgehend eingehalten<br />

werden“, sagte Jos Lelieveld, Direktor<br />

am Max-Planck-Institut für Chemie<br />

in Mainz und Mitglied der Arbeitsgruppe.<br />

Für die als besonders<br />

gefährlich eingestuften Partikel mit<br />

einem Durchmesser bis 2,5 Mikrometer<br />

(Millionstel Meter) betragen<br />

die Grenzwerte EU-weit 25 Mikrogramm<br />

pro Kubikmeter Luft. Die<br />

WHO-Empfehlung jedoch liege bei<br />

10 Mikrogramm –und werde nach<br />

der zurzeit laufenden Neubewertung<br />

vermutlich noch weiter herabgesetzt,<br />

sagte Lelieveld.<br />

Der Max-Planck-Forscher hat<br />

Mitte März eine Studie veröffentlicht,<br />

die belegt, dass es in Deutschland<br />

pro Jahr 120 000 vorzeitige Todesfälle<br />

durch Luftverschmutzung<br />

gibt. „90 Prozent davon sind dem<br />

Feinstaub zuzuschreiben“, sagte Lelieveld.<br />

Würde der WHO-Wertvon 10<br />

Mikrogramm eingehalten, lasse sich<br />

die Zahl der vorzeitigen Todesfälle<br />

deutlich drosseln.<br />

Das Problem beim Feinstaub ist<br />

jedoch die Vielzahl an Quellen. Er<br />

entsteht zum Beispiel auch durch Industrieprozesse,<br />

Holzfeuerung und<br />

Landwirtschaft. DerVerkehr trage zu<br />

20 bis 25 Prozent zur Belastung bei,<br />

sagt der Experte. Dabei seien weniger<br />

die Abgase der Motoren das<br />

Problem –vor allem wenn diese modern<br />

sind. Von Bedeutung sei vielmehr<br />

der Reifen- und Bremsabrieb.<br />

Dagegen beziffert Lelieveld den<br />

Anteil landwirtschaftlicher Emissionen<br />

an der Feinstaubbelastung auf<br />

45 Prozent.„Die Landwirtschaft trägt<br />

sekundär zur Feinstaubbildung bei,<br />

indem sie große Mengen Gülle auf<br />

den Äckern verteilt. Dadurch wird<br />

Ammoniak freigesetzt, das in der Atmosphärezum<br />

Beispiel mit Stickoxiden<br />

zu Ammoniumnitrat reagiert,<br />

also zu Feinstaubpartikeln“, erläutertder<br />

Experte.<br />

Problematisch sei vor allem die<br />

intensive Landwirtschaft, die ökologische<br />

dünge viel gezielter. Anders<br />

als bei den anderen Luftschadstoffen<br />

gebe es beim Ammoniak keine abnehmende<br />

Tendenz, betont Lelieveld.<br />

Er sieht dringenden Handlungsbedarf:<br />

„Im Grunde brauchen<br />

wir für saubere Luft nicht nur eine<br />

Verkehrswende, sondern auch eine<br />

Agrarwende.“<br />

Die Ergebnisse und Empfehlungen<br />

der Forscher der Leopoldina<br />

können gleich an diesem Mittwoch<br />

von ihrem Auftraggeber, der<br />

Bundesregierung, diskutiertwerden.<br />

In Berlin wird andiesem Mittwoch<br />

erstmals das sogenannte Klimakabinett<br />

tagen. Das Gremium wurde geschaffen,<br />

weil der Klimaschutz-Gesetzentwurf<br />

von Umweltministerin<br />

Svenja Schulze(SPD) für Streit in der<br />

Koalition gesorgt hatte.<br />

Schulze hatte die Klimaziele der<br />

Bundesregierung verschärft. Undsie<br />

hat ihren Ministerkollegen aufgegeben,<br />

in denWirtschaftsbranchen, die<br />

zu ihren Geschäftsbereichen gehören,<br />

für das Erreichen der Ziele aktiv<br />

zu werden. Das CSU-geführte Verkehrsministerium<br />

zum Beispiel<br />

hätte dann selbst (gesetzliche) Maßnahmen<br />

für einen klimafreundlichen<br />

Verkehr vorschlagen müssen.<br />

Das provozierte Widerstand. In dem<br />

Ministerausschuss sind die Ressorts<br />

Umwelt, Verkehr,Wirtschaft, Bauen,<br />

Landwirtschaft und Finanzen vertreten.<br />

Die Gruppe soll die „rechtlich<br />

verbindliche Umsetzung der Klimaschutzziele<br />

für das Jahr 2030 vorbereiten“.<br />

Genauer ist die Aufgabe<br />

nicht beschrieben.<br />

Die kritische Haltung der Forscher<br />

zu den Fahrverboten freute vor<br />

allem Verkehrsminister Andreas<br />

Scheuer,der sich gleich am Dienstag<br />

Regierung<br />

Hausaufgaben für das Klimakabinett<br />

zu Wort meldete. Ersehe seine Strategie<br />

durch die Leopoldina bestätigt.<br />

„Wir haben mit unserem zwei Milliarden<br />

Euro schweren Paket für saubere<br />

Luft ein wirksames Maßnahmenbündel<br />

aufgelegt: Vonder Umrüstung<br />

von Diesel-Bussen, schweren<br />

Kommunalfahrzeugen,<br />

Handwerker- und Lieferfahrzeugen<br />

sowie Taxen bis hin zur Digitalisierung,<br />

dem Ausbau der Elektromobilität<br />

und des ÖPNV“, lobt er sich.<br />

Man habe den Kommunen ermöglicht,<br />

ihre Luftreinhaltepläne zu aktualisieren<br />

und moderne Mobilitätskonzepte<br />

zu entwickeln. Die Stellungnahme<br />

der Leopoldina zeige<br />

ganz klar, dass streckenbezogene<br />

Fahrverbote der falsche Weg seien.<br />

Jetzt müsse schnell ein Gesetzespaket<br />

Elektromobilität auf den Weggebracht<br />

werden. „Daneben müssen<br />

wir eine zusätzliche Milliarde Euro<br />

für den Ausbau der Ladeinfrastruktur<br />

investieren“, so Scheuer. Damit<br />

dürfte der Konflikt mit der Umweltministerin<br />

noch nicht beigelegt sein,<br />

die auf ihren Entwurfpocht. DasKlimakabinett<br />

wirdvon BundeskanzlerinAngela<br />

Merkel (CDU) geleitet.<br />

Grüne für Verschärfung<br />

Die Grünen fordern ineinem Bundestagsantrag,<br />

der der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

(Redaktionsnetzwerk Deutschland)<br />

vorliegt, eine Verschärfung der<br />

Grenzwert-Vorschriften – insbesonderefür<br />

Feinstaub.„Damit die Bürgerinnen<br />

und Bürger überall in<br />

Deutschland saubere und gesunde<br />

Luft atmen können, muss die Luftreinhaltepolitik<br />

der Bundesregierung<br />

deutlich ambitionierter werden“,<br />

heißt es in dem Entwurf. DieGrünen<br />

fordern unter anderem, dass der zulässige<br />

Tagesgrenzwertvon 50 Mikrogramm<br />

je Kubikmeter Feinstaub mit<br />

einer Partikelgröße von 10Mikrometer<br />

nur noch an drei Tagen pro Jahr<br />

überschritten werden darf. Aktuell<br />

liegt die Grenze bei 35 Tagen. Bei<br />

Stickstoffoxid sollten keine Überschreitungen<br />

des Stundenwerts von<br />

200 Mikrogramm je Kubikmeter Luft<br />

mehr erlaubt sein. Aktuell ist dies an<br />

18 Tagen im Jahr zulässig.<br />

In dem Antrag verlangen die Grünen,<br />

bis 2030 die Stickoxid-Emissionen<br />

in Deutschland um 71 Prozent<br />

zu reduzieren sowie den Ausstoß von<br />

Feinstaub mit einem Durchmesser<br />

von bis zu 2,5 Mikrometer um 47<br />

Prozent. Von der Bundesregierung<br />

erwarten die Grünen eine Strategie<br />

zur Senkung der Ammoniak-Emissionen<br />

in der Landwirtschaft. Konkret<br />

wirdgefordert, den Viehbestand<br />

in Deutschland bis 2030 auf„ein umweltverträgliches<br />

Maß von maximal<br />

2,0 Großvieheinheiten pro Hektar“<br />

zu reduzieren. Das entspricht zwei<br />

Kühen proHektar. (rb., tom.)<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />

Heute kommt bei wechselnd bewölktem Himmel die Sonne gelegentlich<br />

hervor. Dabei werden Höchstwerte von 8bis 13 Grad erwartet, und der<br />

Wind weht schwach bis mäßig, inBöen frisch aus nordöstlichen Richtungen.<br />

Inder Nacht ist mit Temperaturen von 0bis minus 4Grad zu rechnen.<br />

Dazu kann man vielerortsdie Sterne sehen.<br />

Biowetter: Die Witterung bringt<br />

einen beschleunigten Stoffwechsel.<br />

Die Reaktionszeit ist verlängert,<br />

somit besteht eine erhöhte Unfallgefahr.<br />

Zudem kann eszurheumati-<br />

-2°/10°<br />

Wittenberge<br />

schen Beschwerden kommen.<br />

Pollenflug: Derzeit fliegen Pollen<br />

von Weiden, Pappeln, Ulmen und<br />

Hainbuchen mäßig. Die Belastung<br />

durch Birken- und Eschenpollen ist<br />

schwach bis mäßig.<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 9Grad.<br />

Wind: schwach aus Nordost.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

-2°/9° 3°/9°<br />

Luckenwalde<br />

-1°/11°<br />

Cottbus<br />

0°/13°<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

Sonnabend<br />

wolkig stark bewölkt bedeckt<br />

1°/8° 0°/6° 1°/9°<br />

Prenzlau<br />

-2°/8°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

1°/10°<br />

Über dem südwestlichen Mitteleuropa dominiert tiefer Luftdruck. Verbreitet gibt<br />

es Schauerwetter. Über Skandinavien und dem Nordmeer liegt dagegen Hoch<br />

Katharina. Es sorgt dort für vielfach sonniges und trockenes Wetter. ImMittelmeerraum<br />

geht es ebenfalls wechselhaft mit Schauern und Gewittern weiter, tiefer<br />

Luftdruck über dem Balkan hat diese Region fest im Griff.<br />

Sylt<br />

0°/8°<br />

Hannover<br />

0°/11°<br />

Köln<br />

4°/14°<br />

Saarbrücken<br />

7°/13°<br />

Konstanz<br />

7°/13°<br />

Hamburg<br />

-1°/9°<br />

Erfurt<br />

-1°/10°<br />

Frankfurt/Main<br />

7°/15°<br />

Stuttgart<br />

9°/14°<br />

Rostock<br />

-1°/8°<br />

Magdeburg<br />

0°/10°<br />

Nürnberg<br />

5°/17°<br />

München<br />

8°/10°<br />

Rügen<br />

0°/7°<br />

Dresden<br />

2°/11°<br />

Deutschland: Heute scheint zuweilen<br />

die Sonne. Sonst fällt aus dichteren<br />

Wolken etwas Regen. Tagsüber müssen<br />

wir uns auf 7bis 17 Grad einstellen.<br />

Die tiefsten Temperaturen<br />

liegen bei 6bis minus 4Grad. Der<br />

Wind weht schwach bis mäßig aus<br />

Nordost. Morgen gibt es viel Sonne,<br />

stellenweise aber auch Wolkenfelder,<br />

und die Höchsttemperaturen steigen<br />

auf 6bis 12 Grad. Der Wind weht<br />

schwach bis mäßig aus Nordost.<br />

Schneehöhen:<br />

Thüringer Wald 0cm<br />

Harz 0cm<br />

Erzgebirge 0cm<br />

Bayerische Alpen bis 400 cm<br />

Mondphasen: 12.04. 19.04. 26.04. 04.05.<br />

Sonnenaufgang: 06:20 Uhr Sonnenuntergang: 19:56 Uhr Mondaufgang: 09:11 Uhr Monduntergang: 00:34 Uhr<br />

Lissabon<br />

17°<br />

Las Palmas<br />

21°<br />

Madrid<br />

14°<br />

Reykjavik<br />

10°<br />

Dublin<br />

12°<br />

London<br />

13°<br />

Paris<br />

12°<br />

Bordeaux<br />

16°<br />

Palma<br />

18°<br />

Algier<br />

17°<br />

Nizza<br />

18°<br />

Trondheim<br />

3°<br />

Oslo<br />

7°<br />

Stockholm<br />

3°<br />

Kopenhagen<br />

8°<br />

Berlin<br />

9°<br />

Mailand<br />

19°<br />

Tunis<br />

21°<br />

Rom<br />

14°<br />

Warschau<br />

11°<br />

Wien<br />

15° Budapest<br />

21°<br />

Palermo<br />

21°<br />

Kiruna<br />

-3°<br />

Oulu<br />

1°<br />

Dubrovnik<br />

16°<br />

Athen<br />

22°<br />

St. Petersburg<br />

7°<br />

Wilna<br />

7°<br />

Kiew<br />

20°<br />

Odessa<br />

14°<br />

Varna<br />

15°<br />

Istanbul<br />

17°<br />

Iraklio<br />

20°<br />

Archangelsk<br />

-2°<br />

Moskau<br />

15°<br />

Ankara<br />

13°<br />

Antalya<br />

15°<br />

Acapulco 34° sonnig<br />

Bali 31° Gewitter<br />

Bangkok 39° heiter<br />

Barbados 28° heiter<br />

Buenos Aires 29° wolkig<br />

Casablanca 16° heiter<br />

Chicago 9° Regen<br />

Dakar 29° sonnig<br />

Dubai 30° wolkig<br />

Hongkong 30° wolkig<br />

Jerusalem 19° wolkig<br />

Johannesburg 23° wolkig<br />

Kairo 25° sonnig<br />

Kapstadt 26° sonnig<br />

Los Angeles 24° wolkig<br />

Manila 36° heiter<br />

Miami 32° wolkig<br />

Nairobi 30° wolkig<br />

Neu Delhi 40° heiter<br />

New York 15° wolkig<br />

Peking 18° sonnig<br />

Perth 30° sonnig<br />

Phuket 35° wolkig<br />

Rio de Janeiro 25° bewölkt<br />

San Francisco 18° wolkig<br />

Santo Domingo 32° heiter<br />

Seychellen 30° bewölkt<br />

Singapur 35° wolkig<br />

Sydney 21° sonnig<br />

Tokio 12° Regen<br />

Toronto 8° heiter


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 3 *<br />

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Seite 3<br />

Tatenlos zugeschaut<br />

Vollverschleierte Frauen bei der Kundgebung eines radikalen PredigersinDeutschland<br />

DPA/BORIS ROESSLER<br />

Das soll eine deutsche IS-Kämpferin<br />

sein? Diese Frage stellt sich<br />

am Dienstagmorgen, als Jennifer<br />

W. im Münchner Oberlandesgericht<br />

erscheint. Diese Frau soll für die Terrortruppe<br />

Islamischer Staat mit Kalaschnikow<br />

und Sprengstoffweste durch Falludscha und<br />

Mossul patrouilliert sein? Diese Frau soll tatenlos<br />

zugesehen haben, wie ein fünfjähriges<br />

Mädchen verdurstete? Vor einem Dreivierteljahr<br />

wurde JenniferW. bei demVersuch gefasst,<br />

mit ihrer zweijährigen Tochter nach Syrien<br />

zurückzukehren, zu ihren –wie sie sie<br />

nennt –„Brüdern“ vomIS.<br />

Und nun steht da eine 28-Jährige in der<br />

Anklagebank, die sich zurechtgemacht hat<br />

wie für einen Businesstermin. Weiße Bluse,<br />

schwarzer Blazer, dunkle Hose, moderne<br />

Brille, Ohrstecker. Das lange schwarze Haar<br />

ist zu einem Zopf geflochten, das Haupt ist<br />

unbedeckt. Kein Kopftuch. Soll das ein Signal<br />

an das Gericht sein, dass sie sich vonder fundamentalistischen<br />

Auslegung ihrer Religion,<br />

dem Islam, in der Untersuchungshaft abgewandt<br />

hat? Ihr Pflichtverteidiger Ali Aydin<br />

drückt sich um eine klare Antwort herum.<br />

„Es ist eine freiwillige Entscheidung meiner<br />

Mandantin, ohne Kopftuch heute zu erscheinen“,<br />

sagt er nach der Verhandlung.<br />

Der erste Verhandlungstag dauert keine<br />

halbe Stunde.Nach dem Verlesen der Anklageschrift<br />

ist schon wieder Schluss, das Gericht<br />

vertagt sich um drei Wochen, um allen<br />

Prozessbeteiligten die Möglichkeit zu geben,<br />

mehrere Hundert Blatt neuer Ermittlungsunterlagen<br />

zu lesen. Die Akten wurden vergangeneWoche<br />

vonder Bundesanwaltschaft<br />

ins Verfahren „nachgeschossen“. Es handelt<br />

sich dabei um die Zeugenvernehmungen der<br />

Mutter des Mädchens, das vor den Augen<br />

vonJennifer W. verdurstete.<br />

Erst Kopftuch, dann Nikab<br />

Nora B.,soheißt die Mutter,ist erst vorwenigen<br />

Monaten gefunden worden. Sie ist eine<br />

Jesidin, der die Flucht aus der IS-Gefangenschaft<br />

glückte und die heute in Deutschland<br />

bei Verwandten untergekommen ist. Ihre<br />

Aussagen könnten den schweren Tatvorwurf<br />

gegen die Angeklagte –Morddurch Unterlassen,Verstoß<br />

gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz<br />

und Mitgliedschaft in einer ausländischen<br />

terroristischen Vereinigung – noch<br />

einmal deutlich verschärfen. Nämlich um<br />

das Delikt der Sklaverei, ein Tatbestand aus<br />

dem Völkerstrafrecht. Gelingt es den Anklägern,<br />

die Schuld vonJennifer W. vollumfänglich<br />

nachzuweisen, muss die junge Deutsche<br />

mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen.<br />

So weit ist es aber noch lange nicht, auch<br />

weil der Prozess durchaus einige Unwägbarkeiten<br />

in sich birgt. Da dürfte heftig gestritten<br />

werden über die juristische Verwertbarkeit abgehörter<br />

Gespräche, über die Rolle eines Behördenspitzels<br />

und die Frage,obJennifer W. in<br />

Jennifer W. ist die erste deutsche IS-Rückkehrerin,<br />

die nach ihrer Heimkehr vor Gericht steht. Sie muss sich in München<br />

wegen der Mitgliedschaft in einer ausländischen<br />

Terrorvereinigung verantworten. Und wegen der Tötung eines Kindes:<br />

Laut Anklage ließ sie im Irak ein fünfjähriges Mädchen verdursten,<br />

das sie mit ihrem Mann als Sklavin gekauft hatte<br />

VonAndreas Förster,München<br />

„Hoffentlich<br />

wird Gott ihnen<br />

das zurückgeben,<br />

hoffentlich werden sie<br />

für ihre Taten<br />

bestraft.“<br />

Nora B., Mutter des ermordeten Mädchens.<br />

Sie war zusammen mit der kleinen Tochter drei<br />

Jahre lang Gefangene des IS.<br />

der Männerdiktatur des IS als Frau überhaupt<br />

die Chance hatte,selbstbestimmt zu handeln.<br />

Die monströse Anklage lässt sich schwer<br />

mit der bieder erscheinenden Angeklagten<br />

in Verbindung bringen. Jennifer W. ist bei ihrer<br />

Mutter in Lohne aufgewachsen, einer<br />

kleinen Stadt im Landkreis Vechta. DieTochter<br />

besuchte die Realschule, wurde evangelisch<br />

getauft. Da war sie 14. KurzeZeit später<br />

verließ sie die Schule, sie hatte gerade mal<br />

acht Klassen geschafft. Eine Lehre machte<br />

sie nicht, vorGericht beantwortet sie am die<br />

Frage nach ihrem Berufmit Kopfschütteln.<br />

Mit 17begann sie, sich für den Islam zu<br />

interessieren. Sie trug erst Kopftuch, dann<br />

den Nikab, den Gesichtsschleier, der nur einen<br />

Sehschlitz für die Augen hat. So lief sie<br />

durch ihr Städtchen, eine Tasche mit der arabischen<br />

Aufschrift „Märtyrerin“ über die<br />

Schulter.2013, da war JenniferW. 22 Jahrealt,<br />

konvertierte sie zum Islam. Ein Jahr später,<br />

im August 2014, stieg sie in ein Flugzeug und<br />

reiste nach Istanbul. Vondortging es auf verschlungenen<br />

Pfaden nach Syrien. In der von<br />

den Terroristen kontrollierten Stadt Rakka<br />

wurde sie offiziell in den IS aufgenommen<br />

und bekam einen Kampfnamen: Sahida Al<br />

Gariba, auf Deutsch „Märtyrerin aus der<br />

fremden Familie“.<br />

Im Juni 2015 ging sie nach Mossul und<br />

Falludscha. W. hatte inzwischen geheiratet –<br />

den Iraker AbuMaawi, der zu dieser Zeit das<br />

Büro für Geisteraustreibungen in Rakka leitete.Laut<br />

Anklage wurde sie nun vomMinisterium<br />

für religiöse Angelegenheiten in<br />

Dienst gestellt, das sie der Hisbazuteilte,der<br />

Sittenpolizei des IS. Mindestens drei Monate<br />

lang patrouillierte die Deutsche bewaffnet<br />

durch die Parks von Mossul und Falludscha<br />

und schüchterte Frauen ein „zur Einhaltung<br />

der Verhaltens- und Bekleidungsvorschriften“,<br />

wie es in der Anklageschrift heißt. Der<br />

Nachweis ihrer Mitarbeit bei der Hisba wird<br />

im Laufe des Prozesses von Bedeutung sein<br />

für den Nachweis einer IS-Mitgliedschaft.<br />

Dabei erscheinen dem Prozessbeobachter<br />

diese Patrouillengänge vergleichsweise läppisch<br />

gegenüber dem Hauptvorwurf der Anklage,dem<br />

Mord durch Unterlassen. DerVorfall,<br />

der diesem Anklagepunkt zugrunde liegt,<br />

trug sich zwischen Anfang Juli und September<br />

2015 zu. Konkreter lässt sich das Datum des<br />

Verbrechens nicht mehr ermitteln. Der Anklage<br />

zufolge hatten Jennifer W. und ihr Ehemann<br />

AbuMaawi Ende Juni 2015 einem anderen<br />

IS-Mitglied die Jesidin Nora B. und deren<br />

fünfjährige Tochter abgekauft, um sie in<br />

ihrem neuen Heim als Sklaven zu halten. Die<br />

Jesidin war einige Jahrezuvor mit ihrer Familie<br />

vomISgefangen genommen worden, ihre<br />

beiden Söhne wurden ihr weggenommen.<br />

An einem TagimSommer 2015 hatte die<br />

kleine Tochter eingenässt, „krankheitsbedingt“,<br />

wie es in der Anklage heißt. Abu<br />

Maawi sei so erbost gewesen, dass er das<br />

Mädchen im Hof ankettete, woesden ganzen<br />

Tag Temperaturen von 45Grad ausgesetzt<br />

war. „Obwohl die Angeschuldigte erkannte,<br />

dass das Mädchen mangels Flüssigkeit<br />

versterben würde, blieb sie untätig und<br />

versorgte es weder mit Wasser noch löste sie<br />

die Handschellen. DasMädchen verdurstete<br />

in der Folge“, heißt es in der Anklage. Als<br />

Oberstaatsanwältin Claudia Gorf diese Passage<br />

in der Verhandlung vorliest, bleibt Jennifer<br />

W. teilnahmslos.Sie sitzt entspannt zurückgelehnt<br />

auf ihrem Stuhl, lauscht mit unbewegtem<br />

Gesicht und gesenktem Blick.<br />

Wird sie, inzwischen selbst Mutter, so regungslos<br />

bleiben, wenn Nora B. im Laufe des<br />

Prozesses als Zeugin vorGericht erscheint?<br />

Bei einer Hilfsorganisation und gegenüber<br />

der Bundesanwaltschaft hat die Jesidin<br />

die Todesqualen ihrer Tochter bereits eindrücklich<br />

geschildert. Zuerst hatte die Süddeutsche<br />

<strong>Zeitung</strong> aus diesen Aussagen zitiert.<br />

Demnach hatte die Mutter gesagt, dass<br />

ihr das Bild ihrer sterbenden Tochter noch<br />

immer vor Augen stehe. Ein pinkfarbenes<br />

Kleid und kleine rote Schuhe habe das Mädchen<br />

getragen, als Abu Maawi es in den Hof<br />

zerrte und in der sengenden Sonne mit<br />

Handschellen an das Gitterfenster kettete.<br />

Jennifer W. sei die ganze Zeit hindurch im<br />

Haus gewesen. Geweint habe ihr Kind, dann<br />

nur noch geröchelt und immer wieder mit<br />

leiser werdender Stimme „Mama“ gerufen,<br />

erinnerte sich die Frau. Dann war das Mädchen<br />

plötzlich still, eine halbe Stunde später<br />

hörte es auf zu atmen. Sie, die Mutter, habe<br />

im Haus am Fenster gestanden und hilflos<br />

zuschauen müssen, gab sie den Befragernzu<br />

Protokoll. AusAngst vorihrem Peiniger habe<br />

sie es aber nicht gewagt, zu ihrer Tochter in<br />

den Hof zugehen. Zudem sei sie noch geschwächt<br />

gewesen, weil Maawi tags zuvor<br />

auch sie elf Stunden lang gefesselt und ohne<br />

Wasser in derHitze hatte darben lassen.<br />

In die Anklageschrift, die Mitte Dezember<br />

2018 bei Gericht eingereicht worden war,<br />

konnten die Aussagen derMutter noch nicht<br />

einfließen. Nora B. wurde erst Ende Märzvon<br />

der Bundesanwaltschaft vernommen. Bis<br />

dahin stützten die Ermittler ihreAnklage nur<br />

auf die Angaben einer Vertrauensperson und<br />

den Mitschnitt vonGesprächen, die Jennifer<br />

W. mit dieser Quelle führte. Der Mann soll<br />

eine Quelle der US-Bundespolizei FBI gewesen<br />

sein. Er hatte zuder Angeklagten eine<br />

Vertrauensbeziehung aufbauen können.<br />

Nach ihrer Rückkehr aus Syrien im Herbst<br />

2015 war Jennifer W. in der radikalislamischen<br />

Szene hierzulande aktiv geworden. In<br />

dieser Zeit soll sie unter anderem als Administratorin<br />

einer Telegram-Chatgruppe<br />

agiert haben, die sich um die Unterstützung<br />

gefangener Islamisten kümmert.<br />

Der auf Jennifer W. angesetzte Spitzel<br />

sollte sie und ihre zweijährige Tochter im<br />

Sommer letzten Jahres über Griechenland in<br />

die Türkei fahren, von wo aus sie weiter<br />

wollte zum IS. DemFahrer hatte sie viel über<br />

ihreVergangenheit in Syrien erzählt. DasFBI,<br />

das den Wagen seiner Quelle verkabelt hatte,<br />

hörte zu, wie Jennifer W. von ihren Patrouillen<br />

für die Tugendpolizei Hisba erzählte und<br />

vondem Mädchen, das ihr Mann verdursten<br />

ließ. Sie sagte in diesen Gesprächen auch,<br />

dass sie ihren Mann gewarnt habe,das Mädchen<br />

könne die Tortur nicht überleben.<br />

Mit Nora B.hat die Bundesanwaltschaft<br />

über die Abhörbänder hinaus nun eine Augenzeugin.<br />

Sie kann nicht nur beschreiben,<br />

wie ihreTochter zu Tode kam. Sondern auch<br />

berichten, wie sie während ihrer dreijährigen<br />

Gefangenschaft bei wechselnden IS-Kämpfern<br />

als Sklavin gehalten wurde. Wie sie geschlagen,<br />

gequält, missbraucht wurde. Das<br />

dürfte dazu führen, dass die Bundesanwaltschaft<br />

ihreAnklage auf Sklaverei ausweitet.<br />

Immer wieder wurden sie geschlagen<br />

Denn bei der Bundesanwaltschaft schilderte<br />

Nora B. auch, was sie im Haus von Abu<br />

Maawi und Jennifer W. erleiden musste.Einmal<br />

habe sie Maawi zusammen mit ihrer<br />

Tochter ins Badeingesperrt, ein anderes Mal<br />

musste sie eine halbe Stunde lang mit nackten<br />

Füßen im heißen Hofstehen.Vorden Augen<br />

ihres Kindes sei sie vonMaawi wegen eines<br />

nichtigen Anlasses zusammengeschlagen<br />

worden, schilderte Nora B. weiter. Auch<br />

die kleine Tochter sei vondem Mann immer<br />

wieder geschlagen und bedroht worden.<br />

Undeshabe fast nichts zu essen gegeben.<br />

Im Münchner Prozess tritt die Jesidin als<br />

Nebenklägerin auf. Am Dienstag war sie noch<br />

nicht im Gericht. Vertreten wirdsie unter anderem<br />

von der Kanzlei der Menschenrechtsanwältin<br />

Amal Clooney. Wann Nora B. als<br />

Zeugin vorGericht aussagen wird, steht nicht<br />

fest. Mankann aber vermuten, dass sie bei der<br />

Urteilsverkündung gewiss in München sein<br />

wird. DenBundesanwälten hat sie voneinem<br />

Stoßgebet erzählt, dass sie im Angesicht des<br />

Todeskampfes ihrerTochter ausrief.„Hoffentlich<br />

wird Gott ihnen das zurückgeben, hoffentlich<br />

werden sie für ihre Taten bestraft“,<br />

habe sie gerufen, so Nora B. Die Hoffnung<br />

könnte sich in Deutschland erfüllen.<br />

Andreas Förster glaubt, dass der Prozess<br />

gegendie deutsche IS-Kämpferin<br />

kompliziertund langwierig wird.


4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Enteignung: Kretschmann<br />

geht auf Distanz zu Habeck<br />

Baden-Württembergs Grünen-Ministerpräsident<br />

Winfried Kretschmann<br />

ist auf Distanz zum Vorstoß<br />

vonParteichef RobertHabeck gegangen,<br />

notfalls große Wohnungsbauunternehmen<br />

zu enteignen.„Die<br />

Debatten um Enteignung vonWohnungsbaugesellschaften<br />

führen wir<br />

mit Sicherheit nicht. Diesind unsinnig<br />

meiner Meinung nach“, sagte er<br />

am Dienstag in Stuttgart. Wenn man<br />

Wohnungsbaugesellschaften enteigne,müsse<br />

man sie entschädigen.<br />

DasGeld stecke man besser in den<br />

Bauneuer Wohnungen. (dpa)<br />

AfD will erneut über<br />

Bundestagsvize abstimmen<br />

DieAfD will nach dem ScheiternihrerAbgeordneten<br />

Mariana Harder-<br />

Kühnel bei derWahl zur Bundestagsvizepräsidentin<br />

noch in dieser Woche<br />

über einen neuen Bewerber für<br />

den Posten abstimmen lassen. Der<br />

Wahlgang solle auf die Tagesordnung<br />

des Plenums gesetzt werden,<br />

sagte der AfD-Parlamentsgeschäftsführer<br />

BerndBaumann am Dienstag<br />

in Berlin. (AFP)<br />

Mindestens 690 Menschen<br />

wurden 2018 hingerichtet<br />

Im vergangenen Jahr wurden nach<br />

Angaben vonAmnesty International<br />

weltweit so wenige Hinrichtungen<br />

dokumentiertwie zuletzt vorzehn<br />

Jahren. DieMenschenrechtsorganisation<br />

verzeichnet in Jahresbericht<br />

2018 zur Todesstrafe mindestens 690<br />

Hinrichtungen in 20 Staaten. Im Vorjahr<br />

waren es noch 993 Exekutionen<br />

in 23 Staaten. Allerdings gebe es eine<br />

erhebliche Dunkelziffer vorallem in<br />

China, wo auch 2018 mutmaßlich<br />

mehrereTausend Menschen hingerichtet<br />

worden seien, heißt es in dem<br />

Bericht. Vier Länder waren demnach<br />

für 78 Prozent der dokumentierten<br />

Exekutionen verantwortlich: Iran<br />

(mindestens 253), Saudi-Arabien<br />

(149), Vietnam (mindestens 85) und<br />

der Irak (mindestens 52). (dpa)<br />

Russland wird wegen Arrests<br />

gegen Nawalnyverurteilt<br />

Alexej Nawalnywurde 2014 monatelang<br />

unter Hausarrest gestellt.<br />

AP<br />

DerEuropäische Gerichtshof für<br />

Menschenrechte hat Russland wegen<br />

derVerhängung vonzehn Monaten<br />

Hausarrest gegen den Kremlkritiker<br />

Alexej Nawalny verurteilt. DieStraßburger<br />

Richter sehen hinter dem 2014<br />

angeordneten Arrest politische<br />

Gründe,wie es in einem am Dienstag<br />

schriftlich verkündeten Urteil heißt<br />

(Beschwerdenummer 43734/14). Der<br />

russische Staat muss Nawalny nun<br />

mehr als 22 600 Euro Entschädigung<br />

zahlen. DieEntscheidung ist noch<br />

nicht rechtskräftig. (dpa)<br />

Bensalah wird algerischer<br />

Übergangspräsident<br />

Dasalgerische Parlament hat nach<br />

dem Rücktritt vonLangzeitpräsident<br />

Abdelaziz Bouteflika einen Übergangspräsidenten<br />

benannt. Diebeiden<br />

Kammerndes Parlaments bestätigten<br />

am Dienstag laut Staatsfernsehen<br />

mit großer Mehrheit Abdelkader<br />

Bensalah als<br />

Interimspräsidenten. (dpa)<br />

Ingrid Millgramm bezieht Grundsicherung,trotzdem bleiben ihr nach allen Abzügen nur 100 Euro im Monat zum Leben.<br />

DPA/KARL-JOSEF HILDENBRAND<br />

Klauen, um sich die Würde zu bewahren<br />

Eine Rentnerin steht vor Gericht, weil sie gestohlen hat –angeblich aus der Not heraus. Sie ist kein Einzelfall<br />

VonJulia Rathcke<br />

Auch im Rollstuhl will Ingrid<br />

Millgramm Haltung bewahren.<br />

Als sie an diesem<br />

Dienstag in den Verhandlungssaal<br />

des Landgerichts Memmingen<br />

gebracht wird, trägt sie ein<br />

orangerotes Jackett mit goldenen<br />

Knöpfen, farblich passenden Lippenstift<br />

und ihr blondiertes Haar ist<br />

frisch frisiert. Wofür sie sich verantworten<br />

muss,soll ihr niemand ansehen:<br />

Die 85-Jährige aus Bad Wörishofen<br />

im Unterallgäu klaut in Supermärkten,<br />

sie ist eine Wiederholungstäterin,<br />

eine Diebin aus Armut, wie<br />

sie sagt. Damit wurde sie bundesweit<br />

bekannt.<br />

Am Ende hatten sie 84,65 Euro ins<br />

Gefängnis gebracht. Geld, das Ingrid<br />

Millgramm nicht hatte,als sie etwa im<br />

Frühjahr 2013 an der Supermarktkasse<br />

stand und ein Pfund Hackfleisch<br />

in ihrem Korb versteckte.Oder<br />

als sie im Juni 2014 ein paar Tütensuppen<br />

und die Flasche Rum mitgehen<br />

ließ. Später waren es eine Gesichtscreme,Puder<br />

und Mascara.<br />

Für die Summe ihrer Diebstähle<br />

im Gesamtwert von 84,65 Euro saß<br />

Ingrid Millgramm bereits im Gefängnis.<br />

ImJahr 2017 hatte das Amtsgericht<br />

die Rentnerin zu einer dreimonatigen<br />

Haftstrafe verurteilt. Nach<br />

55 Tagen wurde sie vorzeitig entlassen.<br />

Sie stahl wieder, noch während<br />

der Bewährungszeit. Wieder wurde<br />

sie verurteilt, zu vier Monaten Haft<br />

ohne Bewährung. Um jenes Urteil<br />

geht es nun am Landgericht.<br />

Die 85-jährige Seniorin lebt von<br />

einer Minirente, Grundsicherung<br />

Armutsgefährdungsquote<br />

der 65 Jahre und älteren Menschen und insgesamt (2005 =100)<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

Armutsgefährdungsquote<br />

65 Jahre und älter<br />

Armutsgefährdungsquote<br />

insgesamt<br />

90<br />

’05 ’06 ’07 ’08 ’09 ’10 ’11 ’12 ’13 ’14 ’15 ’16<br />

BLZ/REEG; QUELLE: STATISTISCHES BUNDESAMT<br />

Äußerst knapper Wahlausgang in Israel<br />

und Wohnhilfe. Und hat nach allen<br />

Abzügen weniger als 100 Euro im<br />

Monat zur Verfügung.<br />

Rund 550 000 Rentner in Deutschland<br />

beziehen laut statistischem Bundesamt<br />

Grundsicherung, 2003 waren<br />

es noch halb so viele.Die Zahl der Senioren,<br />

die ihre Rente mit Grundsicherung<br />

aufbessern, steigt seit Jahren.<br />

DieZahl derjenigen, denen diese<br />

Form der Sozialhilfe im Alter zustünde,ist<br />

noch besorgniserregender.<br />

Viele stellen erst gar keinen Antrag,<br />

aus Scham, Stolz oder schlicht aus<br />

Unwissenheit. In der Armutsforschung<br />

geht man davon aus,dass auf<br />

jeden Antragsteller bis zu zwei Rentner<br />

kommen, die keine Grundsicherung<br />

in Anspruch nehmen, obwohl<br />

sie dazu berechtigt wären.<br />

Altersarmut, das trifft überdurchschnittlich<br />

viele Frauen. Frauen, die<br />

sich in den 60er- und 70er-Jahren an<br />

das gängige Ehemodell gehalten haben:<br />

der Mann voll berufstätig, die<br />

Frau für die Kinder zu Hause.<br />

Millgramm, gelernte Maßschneiderin,<br />

geboren 1933 in Wuppertal,<br />

heiratet zweimal. Ihr erster Ehemann,<br />

Besitzer einiger Tabakläden<br />

und Zigarettenautomaten, stirbt an<br />

Leukämie und hinterlässt ihr<br />

285 000 Mark Schulden, ein Insolvenzverfahren<br />

und jede Menge Ärger<br />

mit den beiden gemeinsamen Töchtern.<br />

Kontakt haben sie seitdem keinen.<br />

Ihrzweiter Ehemann, ein Großhändler<br />

aus Bayern, ermöglicht ihr<br />

ein gutes Leben, ein Haus in München<br />

und schicke Autos. Doch vom<br />

Luxus bleibt nicht viel übrig. So erzählt<br />

es Ingrid Millgramm dem Spiegel<br />

in einer Homestory imSommer<br />

2018. IhrMann habe das in den USA<br />

angelegte Vermögen durch einen<br />

Börsencrash verloren. Als er drei Monate<br />

später stirbt, ebenfalls an Krebs,<br />

hinterlässt er ihr 380 Mark Witwenrente<br />

im Monat. Ingrid Millgramm<br />

veräußerteiniges,behält vieles,zieht<br />

zunächst in eine 150-Quadratmeter-<br />

Wohnung, halbiert ihren Lebensraum<br />

schließlich.<br />

Wenn Seniorinnen ihre Männer<br />

und damit ihren Lebensstandardverlieren,<br />

ist Würde oft das, worin sie<br />

noch investieren. „Frauen bleiben<br />

häufig in ihren zu großen Wohnungen,<br />

dieser Lebensraum ist für sie geradezu<br />

existenziell“, sagt Stefan Sell,<br />

Professor für Volkswirtschaftslehre<br />

und Sozialpolitik an der Hochschule<br />

Koblenz. Viele meldeten sich auch<br />

deshalb nicht beim Amt, weil sie<br />

fürchten, ihre Wohnung, ihr letzter<br />

Luxus könnte ihnen dann weggenommen<br />

werden.<br />

Ulrich Schneider vom Paritätischen<br />

Gesamtverband bestätigt das:<br />

„Das Nichtbeantragen von Hilfe hat<br />

viele Gründe.Zum einen ist da große<br />

Scham, am Ende seines oft erwerbstätigen<br />

Lebens als Verlierer zu gelten,<br />

als jemand, der auf den Staat angewiesen<br />

ist“, sagt Schneider.„Zumanderen<br />

spielt die Angst vor Ämtern<br />

eine Rolle, die schlichte Überforderung<br />

mit Bürokratie.“<br />

Die von Bundesarbeitsminister<br />

Hubertus Heil geplante Grundrente<br />

gehe in eine gute Richtung, sagt<br />

Schneider.Doch sie soll nur für Menschen<br />

mit 35 Jahren durchgehender<br />

Erwerbstätigkeit gelten. DerParitätische<br />

Gesamtverband fordert eine<br />

Grundrente ab 25 Beitragsjahren,<br />

plus zusätzliche Freibeträge. „Dass<br />

das Land mit diesem Problem nicht<br />

fertig wird, ist ein Trauerspiel“, sagt<br />

Ulrich Schneider. „So gilt Altersarmut<br />

leider bis ans Lebensende.“<br />

Premier Netanjahu und sein Herausforderer Gantz liegen gleichauf. Beide Kandidaten erklären sich zu Siegern<br />

Bei der Parlamentswahl in Israel<br />

zeichnet sich ein knappes Rennen<br />

zwischen dem konservativen<br />

Regierungschef Benjamin Netanjahu<br />

und seinem oppositionellen<br />

Herausforderer Benny Gantz ab.Netanjahus<br />

Likud kam laut TV-Prognosen<br />

auf 33 bis 36 Mandate und<br />

Gantz' Mitte-Bündnis Blau-Weiß auf<br />

36 bis 37 Mandate. Beide Seiten erklärten<br />

sich anschließend jeweils zu<br />

Siegern.<br />

Zwei Fernsehsender sahen das<br />

rechte Siedlerlager mit Netanjahus<br />

konservativem Likud, den strengreligiösen<br />

Parteien und den rechten Parteien<br />

mit 64 bis 66 Mandaten klar<br />

vorn. Das Mitte-Links-Lager mit<br />

Gantz' Bündnis Blau-Weiß, der Arbeitspartei,<br />

der linken Merez-Partei<br />

und den arabischen Parteien erhielt<br />

dabei 54 bis 56 Mandate. Bei einem<br />

weiteren Fernsehsender kamen<br />

beide Lager auf jeweils 60 Mandate.<br />

Für eine Regierungsmehrheit sind<br />

mindestens 61 von 120 Mandaten<br />

notwendig.<br />

„Der rechte Block unter Führung<br />

des Likud hat eindeutig gesiegt“,<br />

sagte der 69-jährige Netanjahu am<br />

Dienstagabend. „Ich danke den israelischen<br />

Bürgernfür ihr Vertrauen.<br />

Ich werde noch heute Nacht damit<br />

beginnen, gemeinsam mit meinen<br />

natürlichen Partnerneine rechte Regierung<br />

aufzubauen.“<br />

Gantz, 59 Jahre alt, und sein Mitstreiter<br />

Jair Lapid erklärten dagegen<br />

gemeinsam: „Wir haben gesiegt!<br />

Diese Wahl hat einen klaren Sieger<br />

134,5<br />

106,8<br />

und einen klaren Verlierer. Netanjahu<br />

hat 40 Sitze versprochen und<br />

verloren.“<br />

Rechnerisch möglich ist nach den<br />

Prognosen auch eine große Koalition<br />

vonLikud und Blau-Weiß. Allerdings<br />

hatten sowohl Netanjahu als auch<br />

Gantz imWahlkampf gesagt, sie würden<br />

nicht mit dem jeweils anderen in<br />

einer Regierung sitzen.<br />

Mögliche Koalitionspartner für<br />

Likud und Blau-Weiß erhielten lediglich<br />

Mandate im mittleren einstelligen<br />

Bereich: Die Arbeitspartei<br />

erhielt nur sechs bis acht Sitze. Die<br />

Partei die Neue Rechte von Erziehungsminister<br />

Naftali Bennett und<br />

Justizministerin Ajelet Schaked verpasste<br />

vermutlich den Einzug in das<br />

Parlament. Die linke Merez-Partei<br />

kommt laut Prognosen auf vier bis<br />

fünf Sitze. Wer drittstärkste Kraft<br />

wird, war zunächst unklar.Erst Mittwochmorgen<br />

liegt das Ergebnis vor.<br />

Netanjahu führte zuletzt eine Regierungskoalition<br />

mit den rechten<br />

und strengreligiösen Parteien an.<br />

Die Wahl waren wegen einer Regierungskrise<br />

vorgezogenworden.<br />

Netanjahu ist seit 2009 durchgängig<br />

im Amt, war schon von 1996 bis<br />

1999 Ministerpräsident. Er steht aktuell<br />

wegen Korruptionsvorwürfen<br />

unter Druck. Israels Generalstaatsanwalt<br />

will in drei Fällen Anklage gegen<br />

ihn erheben. Bevor entschieden<br />

wird, ob der Regierungschef wirklich<br />

vor Gericht muss, hat noch eine Anhörung<br />

zu erfolgen. Netanjahu weist<br />

alle Vorwürfe zurück. (dpa)<br />

May sucht<br />

Hilfe bei<br />

Merkel<br />

Britische Premierministerin<br />

wirbt für Brexit-Aufschub<br />

VonMarkus Decker<br />

Kanzlerin Angela Merkel(l.) steht Theresa<br />

Mays Bitte wohlwollend gegenüber. AFP<br />

Vor dem Sondergipfel der EU-<br />

Staats- und Regierungschefs begab<br />

sich die britische Premierministerin<br />

Theresa May amDienstag auf<br />

Reisen. Zunächst steuerte sie Berlin<br />

an und traf sich dort umzwölf Uhr<br />

mit Kanzlerin Angela Merkel. Anschließend<br />

wartete Frankreichs Präsident<br />

Emmanuel Macron. Grobgesagt<br />

ging es hier wie dort umdie Alternative:<br />

ungeordneter Brexit oderVerlängerung<br />

der Austrittsfrist, wie vonLondon<br />

gewünscht, bis zum 30. Juni.<br />

In Berlin traf May auf eine Kollegin,<br />

die den Briten in der Sache wohlgesonnen<br />

ist. Merkel ist bereit, den<br />

Briten erneut mehr Zeit zu geben, um<br />

die verfahrene Situation doch noch<br />

irgendwie zu klären. Andererseits ist<br />

das Kanzleramt entschlossen, die EU<br />

beieinanderzuhalten. Das ist bisher<br />

ganz gut gelungen und in gewisser<br />

Weise ohnehin zwingend. Denn die<br />

Brexit-Entscheidungen in Brüssel<br />

müssen einstimmig fallen.<br />

Der Vorsitzende des Auswärtigen<br />

Ausschusses des Bundestages, Norbert<br />

Röttgen (CDU), sagte der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland): „Die Verlängerung der<br />

Brexit-Frist nur bis Ende Juni löst kein<br />

Problem. Parteien, Parlament und<br />

Regierung, ja das ganze Land, sind<br />

tief gespalten. Der Europäische Rat<br />

sollte daher dem Vorschlag vonRatspräsident<br />

Donald Tusk folgen und<br />

Großbritannien eine flexible Verlängerung<br />

vonbis zu einem Jahr gewähren.“<br />

Er fuhr fort: „Die Briten brauchen<br />

jetzt vor allem Zeit, sich zu sortieren<br />

und Kompromisse zu finden.“<br />

Es sei im europäischen Interesse,den<br />

Briten diese Selbstfindung zu ermöglichen.<br />

In Paris war die Lage für May<br />

schwieriger. Frankreich will einem<br />

weiteren Aufschub des Brexits nur<br />

unter strikten Bedingungen zustimmen.<br />

Die ins Spiel gebrachte Verschiebung<br />

um ein Jahr erscheine zu<br />

lang, hieß es am Dienstag in Pariser<br />

Élyséekreisen. DieEUzusammenzuhalten,<br />

bedeutet also auch: Macron<br />

im Falle einer abermaligen Verschiebung<br />

einzubinden.<br />

Dabei scheint unter den EU-Staaten<br />

nach Angaben von Diplomaten<br />

längst Einigkeit über einen weiteren<br />

Aufschub zu bestehen. Es werdenur<br />

noch über Details diskutiert, heißt<br />

es.Ein Teil der Mitgliedstaaten ist dafür,die<br />

Austrittsfrist bis zum 30. Juni<br />

zu verlängern. Einanderer Teil präferiert<br />

einen längeren Aufschub, um<br />

das Risiko erneuter Diskussionen im<br />

Sommer auszuschließen. Eine Bedingung<br />

soll sein, dass die Briten im<br />

Mai ander Europawahl teilnehmen.<br />

Dies soll sicherstellen, dass es keine<br />

rechtlichen Schwierigkeiten gibt,<br />

wenn Großbritannien im Sommer<br />

noch EU-Mitglied sein sollte, aber<br />

keine Abgeordneten gewählt hat.<br />

Beobachter in Brüssel gaben sich<br />

am Dienstag desillusioniert. Einer<br />

vonihnen sagte,man werdeimApril<br />

2020 wahrscheinlich kaum weiter<br />

sein als heute.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 5 *<br />

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Hauptstadt<br />

Machtspieler<br />

„The West Wing“ und „House of Cards“ sind Klassiker im Politik-TV.Doch es muss nicht immer die US-Präsidentschaft sein. Auch andere Ämter<br />

und Länder bieten Stoff für Drama. Unterhaltung ist das eine –abergeht es im Parlament wirklich so zu wie auf dem Bildschirm?<br />

Ein subjektiver Realitätscheck<br />

Weltfrieden mit Bilderbuchfamilie<br />

Die Wahrheit im Hinterzimmer<br />

Im Königreich regiert die Frau<br />

„Madame Secretary“, USA, CBS, seit 2014<br />

Realitätsfaktor:<br />

Seit 2014 wird die Serie umdie fiktive US-Außenministerin Elizabeth<br />

McCord (dargestellt vonTéa Leoni) bei CBS ausgestrahlt. In den USA<br />

läuft gerade die 18. Folge der fünften Staffel. Die deutschen Zuschauer<br />

von Sky hinken in der synchronisierten Fassung ein Jahr hinterher, was<br />

wegen der aktuellen Bezüge ein Nachteil ist. Das Handlungsmuster ist<br />

einfach: McCord muss als aufrechte Vorkämpferin linksliberalerWertedie<br />

Welt retten. Wer„The West Wing“ mochte, dem wird Madame Secretary<br />

gefallen.<br />

Wirklichkeit und Fiktion fließen ineinander: McCord streitet mit den<br />

Chinesen über Menschenrechte, befreit Geiseln in Afghanistan und kümmertsich<br />

um die verfolgten Rohingya in Myanmar.Sogar ein Spendenaufruf<br />

von Unicef wird eingeblendet. Nach einem Terroranschlag aufs Weiße<br />

Haus berät sie sich mit ihren Vorgängern, wobei die echte Hillary Clinton<br />

über „die Perversion des Patriotismus“ referiert. Das ist ein schöner Kontrast<br />

zu Trump.Dass die SerieumMcCordund ihreBilderbuchfamilie nicht<br />

ganz realistisch ist, ahnt man jedoch spätestens,wenn die Titelheldin persönlich<br />

in Kriegsgebiete aufbricht, um Frieden zu stiften und Konflikte moralisch<br />

stets korrekt aus der Welt zu schaffen. Karl Doemens<br />

„Kanzleramt“, ZDF,2005<br />

Realitätsfaktor:<br />

ImMärz2005 startete „Kanzleramt“ mit dem Anspruch, die deutsche Version<br />

von„The West Wing“ zu werden, der Serieüber den US-Präsidenten,<br />

die Maßstäbe in Sachen Polit-TV setzte. Inder ZDF-Produktion stehen der<br />

Kanzler und sein engster Kreis im Mittelpunkt der Handlung, die sich um politische<br />

Intrigen und persönliche Krisen dreht: Vertrauliche Dokumente fallen<br />

der Presse in die Hände,esgilt, den Staatsbesuch eines Diktators zu verhindern,<br />

und die Kanzlertochter büxt ihren Personenschützernaus.Gespielt<br />

wird von der allerersten deutschen Schauspiel-Riege: Klaus J. Behrendt als<br />

Kanzler,RobertAtzorn, HerbertKnaup,Claudia Michelsen und und und.<br />

Zwischenmenschlich seifenopert es, manch eine Krise löst sich arg einfach<br />

auf. Berater aus dem politischen Milieu und (Politik-)Journalisten als<br />

Drehbuchschreiber sorgten aber dafür, dass die Handlung ziemlich realitätsnah<br />

ausfällt. Das war Teil des Problems: Dass „Kanzleramt“ floppte, lag<br />

nurzum Teil an der mit dem sympathischen „Tatort“-Macho Behrendt fehlbesetzten<br />

Titelrolle.Ineiner Zeit, in der noch nicht jeder Politiker twitterte,<br />

war das öffentliche InteresseamBlick hinter die Regierungskulissen gering.<br />

2016 schrieb ein Rezensent rückblickend, das Publikum sei einfachnoch nicht<br />

reif gewesen. Ob das stimmt?Wirwerdenesnie erfahren. Tanja Brandes<br />

„Borgen“, Dänemark, 2010–2013, Februar 2012 auf Arte<br />

Realitätsfaktor:<br />

Zunächst wollen wir einer Stellungnahme des dänischen Schweinezüchterverbandes<br />

Raum geben: DieFernsehserie„Borgen“ ,soerklärten<br />

die ehrbaren Tierhalter 2012, zeichne ein Zerrbild von ihrem Berufsstand,<br />

mitnichten seien sie geldbesessene Zyniker. Nachdem diese dringende<br />

Korrektur vermerkt ist, lässt sich festhalten: Kritteln kann man viel<br />

an „Borgen“. Warumetwa schließt Birgitte NyborgChristensen, die bis zu<br />

ihrer Wahl zur Ministerpräsidentin noch mit dem Fahrrad durch Kopenhagen<br />

fährt, selbiges nie an? Undwarum sollte die Opposition auf Koalitionsstimmen<br />

angewiesen sein, um einen Untersuchungsausschuss einzusetzen?<br />

DieZerrissenheit der Charakterezwischen Idealen und den machtpolitischen<br />

Notwendigkeiten ist hingegen so realistisch dargestellt, dass in Dänemarknicht<br />

darüber debattiertwurde,wie dicht „Borgen“ an der Realität<br />

ist –sondernwie sich der politische Betrieb an„Borgen“ orientiert. Mindestens<br />

in einem Punkt setzte die Serie einen Maßstab für die Wirklichkeit:<br />

2011 wurde mit Helle Thorning Schmidt im Königreich die erste Frau an die<br />

Regierungsspitze gewählt. Birgitte Nyborg Christensen regierte da schon<br />

seit einem Jahr –zumindest im Fernsehen. Frederik Bombosch<br />

Ahnungslos im Bundestag<br />

Keine Helden mehr<br />

Schräger als Trump<br />

„Eichwald MdB“, ZDF,seit 2015<br />

Realitätsfaktor:<br />

Mich musste nicht überzeugen, dass du kein perverses Dreckschwein<br />

bist. Aber die dadraußen, Hajo.“ Hajo, das ist Hajo Eichwald: unscheinbarer,<br />

grau melierter Mittfünfziger, Hinterbänkler im Bundestag.<br />

Hajo hat keine Ahnung und baut ständig Mist. Deswegen ist er Politiker geworden<br />

und Protagonist der gleichnamigen ZDF-Satire. Dieeloquente,eingangs<br />

zitierte Dame,die ihm, dem Abgeordneten aus Bochum ohne Eigenschaften,<br />

in der Serie öfter die Leviten liest, ist seine Fraktionschefin. Die<br />

Szene stammt aus der hinreißend-zynischen ersten Staffel, an der sich der<br />

geneigte Zuschauer bereits vorvier Jahren erfreuen durfte –wer sucht, findet<br />

die Folgen noch auf YouTube.<br />

DieFortsetzung soll voraussichtlich im Sommer gesendet werden.Eichwald,<br />

könnte man meinen, ist eine Art Stromberg im Bundestag. Das<br />

stimmt allerdings nur bedingt. Ja,jeneungelenke,rhetorische und motorische<br />

Rumhampelei, die nahezu jeden Gesprächspartner peinlich berührt,<br />

erinnert anChristoph Maria Herbsts Alter Ego. Aber der feine Hauptdarsteller,BernhardSchütz,<br />

und sein formidables Büro-Ensemble emanzipierensich<br />

schnell. Selten hat Demokratie im Fernsehen so viel Spaß gemacht.<br />

Undwar –vermutlich–sonah an derWahrheit. JanScheper<br />

„Bodyguard“, Großbritannien, Netflix, seit 2018<br />

Realitätsfaktor:<br />

Allein die ersten 20 Minuten dieses sechsteiligen Politdramas rauben einem<br />

den Atem: Wirsind in einem vollen Vorortzug auf seiner vielleicht<br />

letzten Fahrt: An Bord ist eine Selbstmordattentäterin, an Bord ist aber auch<br />

ein Polizist, der versucht, sie vonihremVorhaben abzubringen: Einfalsches<br />

Wort, eine unbedachte Bewegung, und keiner würde überleben. Ihm gelingt<br />

das Wunder –auch weil er als Afghanistan-Veteran die Sprache der<br />

Frau spricht und offenbar ähnliche emotionale Verheerungen davongetragen<br />

hat: „Duund ich“, sagt er ihr,„wir sind nur Kollateralschäden.“<br />

An Durchschnaufen ist auch danach nicht zu denken: Der von Richard<br />

Madden gespielte Polizist David Budd steigt zum Leibwächter der Innenministerin<br />

auf, einer an Theresa May angelehnten rechten Hardlinerin; er<br />

muss also beschützen, was er verachtet: eine politische Elite,die so zynisch<br />

und korrupt dargestellt ist, wie sie wohl nicht einmal in Britannien ist. Es<br />

wirdeinen weiteren Anschlag geben, und Budd kann ihn nicht verhindern.<br />

Aber steckt womöglich die Regierung dahinter,umihr restriktives Anti-Terror-Programm<br />

zu rechtfertigen? Oder ist der Held am Ende selbst ein Attentäter?<br />

Oder ist all das gar nicht die Frage,sonderneher,obpolitisches Heldentum<br />

überhaupt noch möglich ist in Zeiten wie diesen. Christian Seidl<br />

„Veep“, USA, HBO,seit 2012<br />

Realitätsfaktor:<br />

Die bitterböse Politsatire um die fiktive US-Vizepräsidentin Selina<br />

Meyer (brillant dargestellt von Julia Louis-Dreyfus) läuft in den USA<br />

bei HBO seit sieben Jahren. In Deutschland kann man die Preview auf Abruf<br />

bei Sky ansehen. Gerade ist die siebte und letzte Staffel angelaufen, in der<br />

Meyermit dem hohlen Slogan „New.Selina. Now.“ endlich den Sprung ins<br />

Präsidentenamt schaffen will:„Das Land schuldet mir acht JahreimWeißen<br />

Haus.“ Ihre in der Serie sarkastisch übersteigerte Geltungssucht kennt<br />

keine Grenzen, wird jedoch immer wieder durch die Unfähigkeit der<br />

Hauptfigur und ihrer trotteligen Beratertruppe konterkariert.<br />

Magdie Realität der Trump-Präsidentschaft auch noch so absurdsein,<br />

schafft es Veep tatsächlich, die Mechanismen von Politik auf einer noch<br />

überdrehteren Ebene zynisch vorzuführen. Selina Meyer ist weder eine<br />

Spiegelung vonDonald Trump noch ein finsterer Machtstratege wie Frank<br />

Underwood in „House of Cards“. Ihre Dialoge verletzen die Grenzen der<br />

politischen Korrektheit, entlarvenaber zugleich urkomisch respektlos die<br />

eigenen Schwächen. Wiesich die Geschichte grundsätzlich anders entwickelt,<br />

als man dies erwartet, bereitet beim Zuschauen höchstes Vergnügen.<br />

Karl Doemens<br />

ZDF NEO; HR/WDR/ARTE FRANCE/DR; ZDF; HBO; NETFLIX; CBS<br />

PLATZ DER REPUBLIK<br />

Das sichtbare<br />

Geschlecht<br />

Christine Dankbar<br />

freut sich über Nachwuchskolleginnen.<br />

Die Zukunft ist weiblich. Zu diesem<br />

Schluss muss unweigerlich<br />

kommen, wer in der vergangenen<br />

Woche den Medienworkshop der Jugendpresse<br />

Deutschland im Bundestag<br />

besuchte.30Nachwuchsjournalistinnen<br />

und -journalisten treffen<br />

sich hier jedes Jahr für eine sehr intensive<br />

und arbeitsreiche Woche in<br />

der Hauptstadt.<br />

SiebenTage lang leben sie gemeinsam<br />

in einem Hostel in Mitte, treffen<br />

sich mit den Abgeordneten der Wahlkreise,<br />

aus denen sie angereist sind,<br />

sprechen mit Expertinnen und Experten,<br />

hospitieren für einen Tagin<br />

einer Hauptstadtredaktion und diskutieren<br />

vor allem untereinander<br />

über ihren Themenschwerpunkt, aus<br />

dem am Ende eine komplette Zeitschrift<br />

entstehen soll. Eine voll gepackte<br />

Woche, der Arbeitstag erstreckt<br />

sich bis in den späten Abend.<br />

In diesem Jahr hatten sich vor allem<br />

Mädchen und junge Frauen zwischen<br />

16 und 20 Jahren um die Teilnahme<br />

beworben. Das mag nicht<br />

unwesentlich am Thema liegen.<br />

Zum 100. Geburtstag des Frauenwahlrechtes<br />

ging es um die Gleichstellung<br />

von Frauen, um #Metoo,<br />

Quotendiskussion und Gender Pay<br />

Gap. Nicht mein Ding, müssen sich<br />

die meisten männlichen Jugendlichen<br />

gedacht haben und verzichteten.<br />

Die Gruppe der Nachwuchsjournalistinnen,<br />

die deshalb nur<br />

noch in der weiblichen Form genannt<br />

sein soll, bestand demzufolge<br />

aus 27 Mädchen und gerade mal drei<br />

Jungen.<br />

Dasist schon deshalb schön, weil<br />

die Organisatoren als umfassendes<br />

Thema dem Jugendmedienworkshop<br />

den Titel „Das unsichtbare Geschlecht“<br />

gegeben hatten. Und jetzt<br />

war das unsichtbare Geschlecht<br />

ganz schön sichtbar.Inder Mitte der<br />

Woche findet bei dem Workshop traditionell<br />

ein Abendessen im Bundestag<br />

statt, zu dem nicht nur Teilnehmerinnen<br />

und Bundestagsabgeordnete<br />

kommen, sondernauch die Medienleute<br />

der <strong>Zeitung</strong>en und Sender,<br />

bei denen die Teilnehmerinnen hospitierten.<br />

Und daesinRedaktionen<br />

und Pressestellen üblich zu sein<br />

scheint, dass sich vorallem Kolleginnen<br />

mit dem Medien-Nachwuchs<br />

befassen –schließlich ist das ja ihr<br />

Ding, nicht wahr –, standen um die<br />

Stehtische im Veranstaltungsfoyer<br />

des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses<br />

in der Mehrzahl weibliche Gäste.<br />

Bundestagsvizepräsident Wolfgang<br />

Kubicki (FDP) war auch kurzda<br />

und las eine kleine Ansprache vom<br />

Blatt ab.Ansonsten hielt seine Anwesenheit<br />

nur für einen kurzen Scherz<br />

einer TV-Kollegin her: „Bemerkenswert,dass<br />

Herr Kubicki Veranstaltungen<br />

besucht, bei denen es keinen<br />

Wein gibt“, sagte sie frech und lachte.<br />

Angesichts der meist minderjährigen<br />

Gäste hatte man das Getränkeangebot<br />

auf Mineralwasser und Biosäfte<br />

beschränkt. Außerdem gab es Eintopf.Vorallem<br />

aber richtig gute,interessante<br />

Gespräche.Ein echter Ideenaustausch<br />

zwischen jung und älter.<br />

Die Jüngeren fragten nach Tipps für<br />

ihre Arbeit und schrieben sich Kontakte<br />

für Praktika auf. DieÄlteren ließen<br />

sich noch mal Instagram genauer<br />

erklären. Dertestosteronarme Abend<br />

hätte länger dauern dürfen. Leider<br />

wurden die Jungjournalistinnen zur<br />

nächsten Redaktionssitzung abgeholt.<br />

DieRedaktionsleiter waren zwei<br />

sehr nette junge Männer.


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />

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Wirtschaft<br />

NACHRICHTEN<br />

MÄRKTE<br />

Mehrausgaben von<br />

11 Milliarden Euro für Rente<br />

DieimSommer anstehende Rentenerhöhung<br />

um 3,18 Prozent im Westen<br />

sowie 3,91 Prozent im Osten<br />

führtzujährlichen Mehrausgaben<br />

vonknapp 11 Milliarden Euro.Das<br />

geht aus der „Rentenwertbestimmungsverordnung<br />

2019“ des Bundesarbeitsministeriums<br />

hervor, die<br />

demRedaktionsNetzwerkDeutschland<br />

(RND) im Entwurfvorliegt und<br />

noch in diesem Monat vomKabinett<br />

auf den Weggebracht werden soll.<br />

DieRentenerhöhung erfolgt zum<br />

1. Juli. DerVerordnung zufolge ergeben<br />

sich dadurch bis Ende 2019 zunächst<br />

Mehraufwendungen von<br />

5,47 Milliarden Euro,davon entfallen<br />

5,24 Milliarden Euro auf die gesetzliche<br />

Rentenversicherung. (rb)<br />

1,6 Millionen Erstanträge<br />

auf Pflegeleistungen<br />

2018 haben rund 1,61 Millionen<br />

Menschen in Deutschland erstmals<br />

Pflegeleistungen beantragt. Dasgeht<br />

aus der Antwortdes Gesundheitsministeriums<br />

auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten<br />

Sabine<br />

Zimmermann hervor, diedem<br />

RedaktionsNetzwerkDeutschland<br />

(RND) vorliegt. DieAblehnungsquote<br />

lag bei 15 Prozent. Jede fünfte Bewilligung<br />

führte lediglich zu Pflegegrad<br />

eins,der für Hilfsbedürftige gedacht<br />

ist, die in ihrer Selbstständigkeit<br />

nur gering beeinträchtigt sind.<br />

DieBetroffenen erhalten dann keine<br />

Geld- oder Sachleistungen wie bei<br />

höheren Pflegegraden. Stattdessen<br />

gibt es einen monatlichen Entlastungsbetrag<br />

von125 Euro. (rb)<br />

Flaute auf Chinas<br />

Automarkt reißt nicht ab<br />

VW verkauft deutlich weniger Neuwagen<br />

in China.<br />

FOTO: GATEAU/DPA<br />

DieAutoindustrie bleibt angesichts<br />

des schwächelnden chinesischen<br />

Automarkts unter Druck. Dereinst<br />

so rasant wachsende wichtigste Einzelmarkt<br />

der deutschen Autobauer<br />

bleibt auch im zehnten Monat nacheinander<br />

auf Talfahrt. Im Märzgingen<br />

die Verkäufe an Privatkunden<br />

im Land im Vergleich zum Vorjahresmonat<br />

um 12 Prozent auf<br />

1,78 Millionen Wagen zurück, wie<br />

der Branchenverband PCA mitteilte.<br />

Im vergangenen Jahr hatte der chinesische<br />

Automarkt zum ersten Mal<br />

seit über 20 Jahren einen Rückgang<br />

verzeichnet. (dpa)<br />

Dekabank kündigt<br />

Abbau von 400 Stellen an<br />

DieDekabank baut jede zehnte Vollzeitstelle<br />

ab.400 Jobs sollen in den<br />

kommenden Jahren gestrichen werden,<br />

kündigte Vorstandschef Michael<br />

Rüdiger am Dienstag an.<br />

„Unser Ziel ist es,dass wir den Aufwand<br />

2021 auf eine Milliarde Euro<br />

begrenzen.“ Im vergangenen Jahr<br />

summierten sich die Kosten auf<br />

1,057 Milliarden Euro.Gemessen an<br />

den ursprünglich für 2021 erwarteten<br />

Kosten will die Deka 100 Millionen<br />

Euro einsparen. DerGroßteil<br />

des Stellenabbaus solle „über natürliche<br />

Fluktuation und über Vorruhestandsregelungen“<br />

bewältigt werden,<br />

sagte Rüdiger.„Wirbefinden<br />

uns mit den Mitarbeitervertretungen<br />

in Gesprächen.“ (dpa)<br />

Flugzeugbaubei Airbus im französischen Toulouse.<br />

Von Timot Szent-Ivanyi<br />

Unbeeindruckt von Kritik insbesondereaus<br />

Bayern und vonder<br />

Union hat Bundesfinanzminister<br />

OlafScholz(SPD)seinePlänefüreine<br />

Reformder Grundsteuer auf den Weg<br />

gebracht. Scholz verschickte am<br />

Dienstag einen Gesetzentwurf an<br />

seine Kabinettskollegen, der entgegen<br />

der Forderung aus der Union<br />

keine Öffnungsklausel vorsieht. Insbesondere<br />

Bayern verlangt eine solche<br />

Klausel, um vondem Bundesgesetz<br />

abweichen und eigene Steuerregeln<br />

erlassen zu können.<br />

Hintergrund ist ein grundsätzlicher<br />

Streit über die Frage, wie die<br />

Grundsteuer auf Immobilien berechnet<br />

werden soll. Berechnungs-<br />

Die nächste Provokation<br />

Im Streit um Subventionen für Airbus droht die US-Regierung mit Strafzöllen auch auf Käse<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Eine neue Provokation der<br />

US-Regierung: Siedroht mit<br />

Strafzöllen auf EU-Importe<br />

im Wert von knapp 10 Milliarden<br />

Euro jährlich –als Vergeltung<br />

für die Subventionen für den europäischen<br />

Flugzeugbauer Airbus. Wir<br />

erläutern, was hinter der Eskalation<br />

des Handelsstreits steckt.<br />

Wie begründen die USA die Zölle?<br />

Die EUhabe die USA im Handel<br />

viele Jahrelang ausgenutzt, twitterte<br />

US-Präsident Donald Trump. „Das<br />

wird bald aufhören!“ Nachdem die<br />

Welthandelsorganisation (WTO)<br />

festgestellt habe,dass die Subventionen<br />

für Airbus den USA schaden,<br />

würden diese nun zusätzliche Zölle<br />

auf EU-Produkte im Wert von11Milliarden<br />

Dollar (9,8 Milliarden Euro)<br />

verhängen, kündigte Trump an. Auf<br />

diesen Wert beziffern die USA ihren<br />

angeblichen jährlichen Schaden<br />

durch EU-Beihilfen für Airbus.<br />

Worumgeht es in dem Streit?<br />

Es handelt sich um einen Streit vor<br />

der WTO, der dortseit 15 Jahren ausgefochten<br />

wird. DieWTO dient dabei<br />

als eine ArtSchiedsrichter.Zunächst<br />

klagten die Amerikaner gegen milliardenschwere<br />

Hilfen für den europäischen<br />

Flugzeugbauer Airbus bei<br />

der Entwicklung des A380-Riesenjets<br />

und des A350, der ein besonders<br />

spritsparendes Langstreckenflugzeug<br />

ist. Beide sind Konkurrenten für<br />

Boeing-Flieger: den Jumbojet (747)<br />

und den Dreamliner (787). Die EU<br />

reichte vor der WTO postwendend<br />

eine Gegenklage ein.<br />

Wie steht es um die Verfahren?<br />

Die Verfahren sind noch nicht<br />

endgültig abgeschlossen. Es ist aber<br />

erkennbar, dass es auf eine Art Unentschieden<br />

hinausläuft. Die WTO<br />

hat voriges Jahr festgestellt, dass es illegale<br />

Subventionen gab, die Boeing<br />

geschadethätten.Unteranderemhat<br />

der deutsche Staat günstige Kredite<br />

mit bequemen Rückzahlungsmodalitäten<br />

gewährt. So wirdmit der Auslieferung<br />

jedes A380 ein Teil des Darlehens<br />

abgestottert. Die Höhe des<br />

Schadens für den US-Konzernwurde<br />

aber noch nicht endgültig festgelegt –<br />

das soll im Sommer geschehen. Die<br />

US-Regierung ist also vorgeprescht.<br />

Wie beurteilt Airbus die Drohung?<br />

DasAirbus-Management hält die<br />

Drohung für „völlig ungerechtfertigt“.<br />

Man habe seit dem Urteil von<br />

2018 mit Blick auf die von den USA<br />

monierten Subventionen alle notwendigen<br />

Maßnahmen ergriffen, um<br />

den Regularien der WTOzuentsprechen.<br />

grundlage des Scholz-Modells ist der<br />

Wert einer Immobilie.ErwirdimWesentlichen<br />

durch den Bodenwert<br />

und die Nettokaltmiete bestimmt.<br />

Einfließen soll zudem das Alter des<br />

Gebäudes.<br />

Als Zugeständnis an die Unionsseite<br />

hat Scholz gegenüber früheren<br />

Plänen lediglich die Einbeziehung<br />

der Miete geändert: Es soll nicht<br />

mehr die tatsächliche Nettokaltmiete<br />

herangezogen werden, sondern<br />

ein pauschaler Wert, der sich aus<br />

Daten des Statistischen Bundesamts<br />

für vergleichbareImmobilien in dieser<br />

Lage ergibt.<br />

Scholz’ Pläne bedeuten, dass die<br />

Grundsteuer in begehrten Lagen<br />

tendenziell steigt, während sie zum<br />

Beispiel in ländlichen Regionen eher<br />

Auf welche Produkte wollen die USA<br />

jetzt Zölle erheben?<br />

Unter anderem auf Hubschrauber,<br />

Flugzeuge und Komponenten<br />

für Luftfahrzeuge, die aus Deutschland,<br />

Frankreich, Spanien und Großbritannien<br />

kommen. Das sind die<br />

Länder mit großen Airbus-Beteiligungen.<br />

Hinzu sollen Einfuhraufschläge<br />

für die (noch) 28 EU-Staaten<br />

unter anderem auf Olivenöl, Käse,<br />

Fisch, Wein, Skibekleidung und Motorräder<br />

kommen. Vorallem Spanien<br />

und Frankreich wären davon betroffen.<br />

Warum hat das Verfahren 15 Jahre<br />

lang gedauert?<br />

Einerseits wird der WTO immer<br />

wieder vorgeworfen, dass sie zu langsam<br />

und ineffizient sei. Andererseits<br />

ist die Frage der Subventionierung<br />

der beiden Flugzeugbauer sehr komplex.<br />

Auf dem Weltmarkt gibt es bei<br />

großen Passagiermaschinen nur Airbus<br />

und Boeing. Seit Jahren versuchen<br />

unter anderem China und<br />

Russland bislang erfolglos, Konkurrenzprodukte<br />

zu lancieren. Das<br />

scheitert ander technischen Komplexität<br />

der Maschinen. DieEntwicklung<br />

neuer Jets ist ohne staatliche<br />

Subventionen nicht möglich –wegen<br />

gigantischer Kosten und genauso hoher<br />

Risiken.<br />

Kann es faire Subventionen überhaupt<br />

geben?<br />

Die Angelegenheit ist tatsächlich<br />

vertrackt. Weil man es dort mit großen<br />

Grauzonen zu tun hat. So ist ein<br />

Faktor, dass Boeing und Airbus gewissermaßen<br />

auch durch die Hintertür<br />

subventioniert werden können:<br />

indem die Regierungen ihnen Rüstungsaufträge<br />

oder Forschungsprojekte<br />

zuschanzen, die gut dotiert<br />

sind. Boeing hat davon massiv profitiert.<br />

So war die Entwicklung der 747<br />

zunächst ein Rüstungsprojekt. Das<br />

Bayern kommt nicht zum Zug<br />

Finanzminister Scholzbringt Reform der Grundsteuer ohneÖffnungsklausel aufden Weg<br />

sinkt. Bayern und die Unionsfraktion<br />

im Bundestag bevorzugen dagegen<br />

ein sogenanntes Flächenmodell, bei<br />

dem die Grundsteuer nur vonder jeweiligen<br />

Grundstücks- und der Gebäudefläche<br />

abhängt. Das lehnt<br />

Scholz strikt ab.<br />

DieReformist nötig, weil das Bundesverfassungsgericht<br />

im April die<br />

bei der Berechnung der Grundsteuer<br />

bisher zugrunde gelegten Grundstückswerte<br />

für verfassungswidrig<br />

erklärt hatte. Derzeit werden die sogenannten<br />

Einheitswerte verwendet,<br />

die hoffnungslos veraltet sind: In<br />

den westdeutschen Bundesländern<br />

wurden diese 1964 festgelegt, in den<br />

ostdeutschen Bundesländern reichen<br />

sie sogar bis 1935 zurück.<br />

Nach dem Urteil muss es bis Ende<br />

FOTO: CAROLINE BLUMENBERG/DPA<br />

Problem lässt sich wohl nur lösen,<br />

wenn sich EU und USA bilateral über<br />

Subventionen verständigen und sich<br />

auch gegenseitige Transparenz zusichern.<br />

Welche Rolle spielt der Streit um die<br />

Jets in Zusammenhang mit anderen<br />

Handelskonflikten?<br />

Präsident Trump hat die Konflikte<br />

mit seinem Vorstoß eskaliert. Er will<br />

den Druck auf die EU erhöhen. Erlassen<br />

kann die US-Regierung die Strafzölle<br />

zwar erst im Sommer,wenndas<br />

endgültige Votum der WTO vorliegt.<br />

Aber nicht umsonst kommt die Drohung<br />

jetzt unmittelbar vor neuen<br />

Verhandlungen zwischen den USA<br />

und der EU –esging dabei bisher vor<br />

allem um Strafzölle auf Autos, die in<br />

die USA importiert werden. Trump<br />

muss im Maientscheiden, ob er diese<br />

Abgaben erhöht.<br />

Wie können sich die Europäer nun<br />

wehren?<br />

Mit Vergeltungszöllen. Das ist in<br />

diesem Fall relativ offensichtlich. Die<br />

WTO hat kürzlich festgestellt, dass<br />

ein Großteil der Boeing-Subventionen<br />

mittlerweile zulässig ist. Es gibt<br />

aber unter anderem noch Steuererleichterungen<br />

in Höhe von<br />

325 Millionen Dollar für Boeing, die<br />

der Bundesstaat Washington nach<br />

wie vor gewährt, obwohl die WTO<br />

mehrfach angemahnt hat, die Vergünstigungen<br />

zu streichen. Damit<br />

könnte die EU Zusatzabgaben auf<br />

US-Waren begründen, und zwar im<br />

Einklang mit den WTO-Regeln.<br />

2019 eine Neuregelung geben, sonst<br />

kann die Steuernicht mehr erhoben<br />

werden. Das wäre fatal für die Kommunen,<br />

denn mit den Einnahmen<br />

von fast 15 Milliarden Euro ist die<br />

GrundsteuerihredrittwichtigsteEinnahmequelle.<br />

Die Steuer muss zwar<br />

vom Immobilienbesitzer gezahlt<br />

werden, er kann die Abgabe aber auf<br />

die Mieter umlegen.<br />

Scholz verteidigte seine Pläne am<br />

Dienstag als fair, sozial gerecht, verfassungsfest<br />

und bürgerfreundlich.<br />

DieBerechnung sei wesentlich einfacher<br />

als heute; fast alle Daten seien<br />

bekannt beziehungsweise online abrufbar.<br />

Der Finanzminister sicherte<br />

erneut zu, dass die Reform unterm<br />

Strich nicht zu einer Mehrbelastung<br />

der Steuerzahler führen werde.<br />

DAX-30 in Punkten<br />

10.1.19<br />

10.1.19<br />

▼ 11850,57 (–0,94 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

10.1.19<br />

Stand der Daten: 09.04.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

9.4.19<br />

▼ 70,68 (–0,59 %)<br />

9.4.19<br />

▲ 1,1277 (+0,28 %)<br />

Quelle<br />

aus DAXund MDAX vom09.04.zum Vortag<br />

Carl Zeiss Meditec 75,30 +1,89 WWWWWW<br />

Axel SpringervNA 48,60 +1,55 WWWWW<br />

Gerresheimer 69,85 +1,45 WWWWW<br />

Beiersdorf 94,28 +0,83 WWW<br />

Commerzbank 7,40 +0,72 WWW<br />

Fielmann 59,45 +0,68 WWW<br />

Verlierer<br />

9.4.19<br />

ausDAX und MDAXvom 09.04. zumVortag<br />

MTUAero Engines 203,20 WWWWWWWWWWW –3,70<br />

Rocket Internet 22,56 WWWWWWWWWW –3,51<br />

SAP 98,38 WWWWWWWWWW –3,44<br />

DeliveryHero 34,34 WWWWWWWWW –2,99<br />

Hugo Boss NA 60,00 WWWWWWWWW –2,85<br />

Merck 99,76 WWWWWWWW –2,63<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 09.04. ±% z. 08.04.<br />

Euro Stoxx 50(EU) –0,61<br />

3596/2909 3417,22<br />

CAC 40(FR) – 0,65<br />

5657/4556 5436,42<br />

S&P UK(UK) – 0,32<br />

1590/1323 1505,95<br />

RTS (RU) +0,66<br />

1253/1033 1248,38<br />

IBEX (ES) –0,32<br />

10291/8286 9407,80<br />

Dow Jones (US) –0,70<br />

26952/21713 26156,88<br />

Bovespa (BR) – 1,15<br />

100439/69069 96249,38<br />

Nikkei (JP) +0,19<br />

24448/18949 21802,59<br />

Hang Seng (HK) +0,25<br />

31593/24541 30133,15<br />

Stx Singap. 20 (SG) +0,30<br />

1590/1350 1579,26<br />

Ratenkredite 10.000 Euro<br />

Kreditzinsen, bonitätsunabhängigbzw.2/3 Zins<br />

Kundenkontakt 36 Mon. 48 Mon. 60 Mon.<br />

Deutsche Skatbank<br />

skatbank.de 2,94 2,94 2,94<br />

EthikBank<br />

ethikbank.de 2,95 2,95 2,95<br />

DKB Deutsche Kreditbank<br />

dkb.de 3,49 3,49 3,49<br />

SKG Bank<br />

skgbank.de 3,69 3,69 3,69<br />

netbank<br />

netbank.de 3,88 3,88 3,88<br />

Targobank<br />

targobank.de 3,10 3,10 3,10<br />

Commerzbank<br />

069/98660966 3,73 4,73 4,73<br />

Postbank<br />

postbank.de 3,78 3,78 3,78<br />

Deutsche Bank<br />

deutsche-bank.de 3,79 3,79 3,79<br />

ING<br />

ing-diba.de 3,99 3,99 3,99<br />

PSD Berlin-Brandenburg<br />

psd-bb.de 2,99 2,99 3,19<br />

Sparda-Bank Berlin<br />

sparda-b.de 4,95 5,95 6,25<br />

ABK Allgemeine Beamten Bank<br />

030/28535200 5,19 5,19 4,69<br />

BBBank<br />

030 202480 5,82 5,61 5,40<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />

0331/898989 8,99 8,99 8,99<br />

Mittelwert von 70 Banken 4,21 4,29 4,38<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 7· ·<br />

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Wirtschaft<br />

„Keine Einmischung, danke“<br />

Italien ist in der Rezession. Die populistische Regierung verbittet sich Ratschläge und verzichtet auf Bußgeld für nicht bezahlte Verkehrsstrafen<br />

Von Alvise Armellini<br />

Anfang Februar sprach Italiens<br />

Ministerpräsident<br />

Giuseppe Conte noch davon,<br />

wie „bellissimo“ das<br />

Jahr 2019 werde. Gut zwei Monate<br />

später wirkt der Optimismus ziemlich<br />

unangebracht. Denn „wunderschön“<br />

ist gerade überhaupt nicht<br />

das Wort,das die wirtschaftliche Entwicklung<br />

der Nation beschreibt.<br />

Wenn die Regierung diesen Dienstag<br />

ihreHaushaltsziele vorstellt, fällt das<br />

Schlaglicht wieder einmal auf die Irrungen<br />

und Wirrungen der italienischen<br />

Wirtschaftspolitik. Als einziges<br />

Land innerhalb der EU und der G-7-<br />

Staaten ist Italien in der Rezession.<br />

Unddie populistische Regierung verschlechtertdie<br />

Dinge noch –zumindest<br />

nach Ansicht des Internationalen<br />

Währungsfonds (IWF) und der<br />

Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

(OECD).<br />

In den vergangenen sechs Monaten<br />

sind die Wachstumsperspektiven<br />

auf null oder darunter gesunken. In<br />

ihren am 1. April veröffentlichten<br />

Prognosen geht die OECD davon aus,<br />

dass die Wirtschaftsleistung 2019 um<br />

0,2 Prozent schrumpft. Die verschlechterten<br />

Aussichten sind zwar<br />

auch die Folge eines weltweiten Abschwungs.<br />

Nach Einschätzung von<br />

Volkswirten wirkt sich aber die Wirtschaftspolitik<br />

der Regierungskoalition<br />

aus der rechten Partei Lega und<br />

der populistischen Fünf-Sterne-Be-<br />

Eigentlich hatteMinisterpräsident Giuseppe Conteangekündigt,dass in diesemJahr alles „bellissimo“ werde.<br />

wegung(M5S)negativaus.DieRegie-<br />

rung hat eine teure Rentenreform<br />

und neue Sozialleistungen beschlossen<br />

–finanziert durch ein höheres<br />

Haushaltsdefizit. Dies führte zum<br />

Streit mit der Europäischen Union<br />

und schürte an den Finanzmärkten<br />

Ängste wegen Italiens extrem hoher<br />

Verschuldung.<br />

Noch sind die Reformen nicht in<br />

Kraft. Aber die Risikoprämien für Italiens<br />

Schuldentitel sind schon gestiegen.<br />

Menschen früher in Rente zu<br />

schicken oder Armen und Arbeitslosen<br />

über das sogenannte Bürgereinkommen<br />

Geld zukommen zu lassen<br />

steigere nicht wirklich die Produktivität<br />

des Landes, warnten IWF und<br />

OECD.DieOECD hat Italienempfohlen,<br />

die Reformen zur Frühverrentung<br />

zurückzunehmen, die Ausgaben<br />

für das Bürgereinkommen zu<br />

drosseln und schleunigst mehr<br />

Haushaltsdisziplin an den Tagzulegen.<br />

Italiens Schuldenquote liegt bei<br />

mehr als 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />

(BIP) und damit mehr<br />

als doppelt so hoch wie die eigentlich<br />

zulässige Grenze inder Euro-Zone.<br />

Das Land ist mittelfristig gegenüber<br />

der EU verpflichtet, Schulden abzubauen.<br />

DieRegierungallerdings sagt,<br />

dass sie mit ihren Maßnahmen auf<br />

jahrelange wirtschaftliche Stagnation<br />

und gestiegene Armut reagiere.<br />

Der Vorsitzende der Fünf Sterne<br />

(M5S) und Vizeregierungschef Luigi<br />

Di Maio siehtin der OECD-Kritik eine<br />

Bestätigung, dass seine Regierung<br />

FOTO: GREGORIO BORSA/AP<br />

„die richtige Richtung“ einschlage.<br />

WerItalien aus der Ferne eine Sparpolitik<br />

vorschreibe, solle erst einmal<br />

bei sich zu Hause anfangen, sagte Di<br />

Maio kürzlich. „Keine Einmischung,<br />

danke.Wir wissen, was wir tun.“<br />

Die Regierung hofft, dass höhere<br />

Ausgaben im öffentlichen Sektor die<br />

Nachfrage erhöhen und so der Rezession<br />

entgegenwirken. Zudem arbeitet<br />

Rom aneinem „Wachstumsdekret“<br />

und weiteren Maßnahmen, um<br />

die Bauwirtschaft und den öffentlichen<br />

Sektor anzukurbeln. Es besteht<br />

aber die Gefahr,dass all die Maßnahmen<br />

rein kosmetische Wirkung haben.<br />

Das „Wachstumsdekret“ sieht<br />

neben Steuererleichterungen auch<br />

unkonventionelle Maßnahmen wie<br />

den Erlass von Bußgeldern für nicht<br />

bezahlte Verkehrsstrafen vor.<br />

DerFondsmanager Fabio Scacciavillani<br />

etwa glaubt nicht, dass Italien<br />

so seine Wirtschaft ankurbelt. Diese<br />

Regierunghabeüberhaupt keine Vorstellung,<br />

„wie auch immer die Wirtschaft<br />

in Gang gebracht werden<br />

könnte“, so der frühere IWF-Mitarbeiter.Vor<br />

denEuropawahlen Ende<br />

MaischwächenzudemQuerelenzwischenden<br />

Koalitionspartnerndie Regierung.EinigsindsichM5Sund<br />

Lega<br />

ausgerechnet in ihrer Feindschaft<br />

gegenüber Finanzminister Giovanni<br />

Tria, der als Parteiloser versucht,<br />

einen mäßigenden Tonindie Politik<br />

zu bringen.Die Etatplanung für 2020<br />

wird für die Regierung zu einergewaltigen<br />

Herausforderung: Darin müssten<br />

die immensen neuen Ausgaben<br />

für die Sozialreformen ausgeglichen<br />

werden –essei denn, Romlegtesauf<br />

einen weiteren Haushaltsstreit mit<br />

Brüssel an. Nach Schätzungvon Wolfango<br />

Piccoli von der Denkfabrik Teneo<br />

geht es bereits um 40 Milliarden<br />

Euro, die aufgebracht werden müssten,<br />

um den EU-Defizitzielen von<br />

2020 zu entsprechenund gleichzeitig<br />

das Versprechen einzulösen, Erhöhungen<br />

bei der Mehrwertsteuer zu<br />

vermeiden. (dpa)<br />

Früherer Nissan-Chef<br />

spricht von Verschwörung<br />

Carlos Ghosn greiftineinem Video Ex-Kollegen an<br />

Von Takehiko Kambayashi<br />

Der in Japan inhaftierte ehemalige<br />

Nissan-Chef Carlos Ghosn<br />

sieht sich als Opfer einer Verschwörung<br />

und hat Ex-Kollegen frontal angegriffen.<br />

„Es geht hier nicht um spezifische<br />

Ereignisse.Esgeht hier nicht<br />

um Gier.Esgeht hier nicht um Diktatur“,<br />

sagte Ghosn in einer am Dienstag<br />

in Tokio veröffentlichten Videobotschaft.<br />

„Es geht hier um eine Verschwörung.<br />

Es geht um einen hinterhältigen<br />

Angriff“, so der 65-Jährige.<br />

Einigen Managern des Autobauers<br />

warfervor,aus eigenen Interessen<br />

heraus „jede Menge Wertvernichtung“<br />

zu betreiben. „Wir sprechen<br />

von Leuten, die…ein schmutziges<br />

Spiel gespielt haben“, sagte<br />

Ghosn in der von seinem Anwaltsteam<br />

im Presseclub für Auslandskorrespondenten<br />

veröffentlichten Videobotschaft<br />

weiter. Die Namen derer,<br />

die Ghosn für seine Verhaftung<br />

verantwortlich macht, wurden laut<br />

seinem Anwalt Junichiro Hironaka<br />

aus dem Clip entfernt.<br />

Ghosn sitzt seit vergangenem<br />

Donnerstag erneut in Untersuchungshaft<br />

in Tokio.Erist wegen angeblichen<br />

Verstoßes gegen japanische<br />

Börsenauflagen angeklagt. Zudem<br />

soll er private Investitionsverluste<br />

auf Nissan übertragen haben.<br />

Überdies wird ihm Missbrauch von<br />

Nissan-Geldern zugunsten eines<br />

Vertriebspartners im arabischen<br />

Oman vorgeworfen. Der japanische<br />

Renault-Partner Nissan hatte seinen<br />

einstigen Konzernchef am Montag<br />

aus dem Verwaltungsrat geworfen.<br />

„Ich mache mir Sorgen, weil der<br />

Wert von Nissan nach unten geht.<br />

Aber ich sorge mich auch, weil ich<br />

nicht glaube,dass es derzeit eine Vision<br />

für die Allianz gibt“, sagte Ghosn<br />

in dem Video weiter. Die Nissan-Aktie<br />

fiel am Dienstag um 21,7 Prozent<br />

auf 937,6 Yen(rund 7,47 Euro). Der<br />

Autobauererwartetfürdasvergangene,<br />

am 31. März abgelaufene Geschäftsjahr<br />

einen Nettogewinn von<br />

410 Milliarden Yen (rund 3,3 Mrd.<br />

Euro). Das entspricht einem Rückgang<br />

um 45 Prozent.<br />

Einstieg vonRenault gemanagt<br />

Das Video sei ursprünglich gemacht<br />

worden, weil man befürchtet habe,<br />

dass die Staatsanwaltschaft eine für<br />

Donnerstag geplante Pressekonferenz<br />

Ghosns verhindernwürde,sagte<br />

Hironaka. Nunkam die erneute Verhaftung<br />

des ehemaligen Nissan-<br />

Chefs dazwischen. EinGerichtinTokio<br />

entschied am Freitag, dass die<br />

Staatsanwaltschaft Ghosn noch bis<br />

zum 14. April festhalten darf. Diese<br />

Frist kann auf Anfrage um weitere<br />

zehn Tage verlängertwerden.<br />

Ghosnhatte1999denEinstiegvon<br />

Renault bei Nissan gemanagt. Am<br />

19.November2018warerzusammen<br />

mit seiner früheren rechten Hand<br />

Greg Kelly in Tokio wegen angeblichen<br />

Verstoßes gegen Börsenauflagen<br />

in Untersuchungshaft genommen<br />

worden. Nur wenige Tage danach<br />

feuerte Nissan Ghosn. (dpa)<br />

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CarlosGhosn stelltineinem Video seine Sicht der Dingedar.<br />

FOTO: TOMOHIRO OHSUMI/GETTY IMAGES


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />

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Meinung<br />

Stickoxide<br />

ZITAT<br />

Bitte wenden,<br />

Herr Scheuer<br />

Anne Brüning<br />

wünscht sich mehr Beachtung für<br />

wissenschaftsbasierte Ratschläge.<br />

Empfehlungen von Wissenschaftlern<br />

zu verstehen ist nicht immer einfach.<br />

Das liegt daran, dass sie für gewöhnlich<br />

Dinge von allen möglichen Seiten beleuchten,<br />

offene Fragen selten mit hundertprozentiger<br />

Sicherheit beantworten<br />

können und oft genug Einerseits-Andererseits-Antworten<br />

geben. Die amDienstag<br />

vorgelegten Empfehlungen der Nationalakademie<br />

Leopoldina über Stickoxide<br />

und Feinstaub in der Atemluft sind jedoch<br />

vergleichsweise klar.<br />

Die Experten kommen in ihrer Stellungnahme<br />

zu dem Schluss, dass beide<br />

Luftschadstoffe die Gesundheit gefährden.<br />

Stickoxide seien dabei jedoch zu sehr<br />

in den Blickpunkt geraten, Feinstaub zu<br />

wenig. Dashalten sie für falsch, weil Feinstaub<br />

deutlich gesundheitsschädlicher<br />

sei als Stickoxide. Sie fordern zusätzliche<br />

Anstrengungen, um die Konzentration<br />

von Schadstoffen in der Luft zu reduzierenund<br />

halten eine nachhaltigeVerkehrswende<br />

für erforderlich. Ein gewichtiges<br />

Argument dafür seien auch die Kohlendioxidemissionen<br />

durch den Verkehr, bei<br />

denen sich viel zu wenig tue.<br />

In der besten aller Welten würde Verkehrsminister<br />

Andreas Scheuer nun zusammen<br />

mit Kabinettskollegen ein Konzept<br />

zur Beschleunigung der Verkehrswende<br />

und für eine ressortübergreifende<br />

Strategie zur Reinhaltung der Luft vorlegen.<br />

Doch der CSU-Politiker hält erstmal<br />

Kurs und schimpft weiter über Grenzwerte.<br />

Sie dürften nicht politisch-ideologisch<br />

festgesetzt und müssten erreichbar<br />

sein, sagte er in Reaktion auf die Leopoldina-Stellungnahme.<br />

Bitte lesen Sie das ganze Papier doch<br />

einmal in Ruhe durch, lieber Herr Scheuer.<br />

Es sind nur 46 Seiten, verständlich geschrieben.<br />

Unddanach gerne wenden.<br />

Bildung<br />

Scheeres’ Position<br />

ist geschwächt<br />

Martin Klesmann<br />

sieht die Bildungssenatorin in ihrer<br />

eigenen Partei in der Kritik.<br />

Inder <strong>Berliner</strong> SPD offenbaren sich erneut<br />

tiefe Risse. Bildungssenatorin<br />

SandraScheeres (SPD) hat ihren Staatssekretär<br />

Mark Rackles nach sieben Jahren<br />

Zusammenarbeit in den einstweiligen<br />

Ruhestand versetzen lassen. Zu viel Konfliktstoff<br />

hatte sich zwischen beiden aufgestaut,<br />

zuletzt die leidigeVerbeamtungsdebatte.<br />

Hinzu kam das enorme Arbeitspensum.<br />

Mit Rackles Abgang verliert die<br />

Senatorin eine wichtige Kontaktperson in<br />

die eigene Partei und Fraktion hinein.<br />

Denn Rackles, ein politischer Mensch<br />

durch und durch, galt vielen dort als Vertrauensperson<br />

und eigentlicher Vordenker<br />

in der Bildungsverwaltung. Auch beim<br />

Koalitionspartner Linke und bei den Grünen<br />

genießt er hohes Ansehen, bei manchen<br />

Schulleiterneher nicht.<br />

Das Regieren wird für Scheeres, deren<br />

Machtposition durch die versiegenden<br />

Kontakte in die Koalitionsfraktionen geschwächt<br />

wird, keineswegs leichter. Zumal<br />

viele ihrer Parteifreunde auffällig reserviertbis<br />

skeptisch auf die vonScheeres<br />

auserkorene Rackles-Nachfolgerin Beate<br />

Stoffers reagieren. Dabei hat die langjährige<br />

Pressesprecherin Verwaltungserfahrung,<br />

kennt die einschlägigen Themen im<br />

Detail. Zweieinhalb Jahre vor der nächstenWahl<br />

dürfte es zudem schwer gewesen<br />

sein, Alternativen zu finden. Doch in der<br />

SPD liegen wegen schlechter Umfragewertedie<br />

Nerven blank. DieBildungspolitik<br />

gilt <strong>Berliner</strong> Sozialdemokraten als zentrales<br />

Politikfeld. Angesichts der Debatte<br />

um Quereinsteiger und schlechte Lernerfolge<br />

ist damit aber kaum ein Blumentopf<br />

zu gewinnen. Der Regierende Bürgermeister<br />

Michael Müller soll über den Personalwechsel<br />

in der Bildungsverwaltung<br />

keineswegs erfreut gewesen sein.<br />

Suboptimale Zustände CXXIII<br />

Eins muss man US-Präsident Donald<br />

Trump lassen. Wenn er Krawall<br />

macht, dann mit einem beinahe<br />

perfekten Timing. So auch bei<br />

der Drohung, die Subventionen für Airbus<br />

mit Strafzöllen auf Erzeugnisse der Luftfahrtbranche<br />

und allerlei andereProdukte aus der<br />

EU zu vergelten. Das kommt in dem Moment,<br />

da der Rivale Boeing in eine schwere<br />

Krise geraten ist –nachdem zwei Flugzeuge<br />

des Typs 737 Maxoffensichtlich wegen mangelhafter<br />

Softwareabgestürzt sind. Daskann<br />

zu einem massiven Einbruch des Geschäfts<br />

führen und Tausende Arbeitsplätze kosten.<br />

Mit der Attacke gegen die Europäer signalisiertder<br />

Präsident seinen Anhängern, dass er<br />

zu seinem Credo „America first“, in diesem<br />

Fall „Boeing first“ steht.<br />

Die Drohung kommt überdies in dem<br />

Moment, da neue Handelsgespräche zwischen<br />

der USA und der EU anstehen. Trump<br />

hofft offenbar,mit dem überraschendenVorpreschen<br />

den Gegner auf dem falschen Fuß<br />

zu erwischen. Zumal die EU-Kommission<br />

mit dem Brexit-Schlamassel ohnehin mehr<br />

als genug Probleme am Hals hat. Nun wird<br />

die Drohkulisse für den Transatlantik-Handel<br />

noch vergrößert. Zu möglichen Strafzöllen<br />

auf Autos,über die Trump bald entscheiden<br />

muss, sollen im Sommer noch zusätzliche<br />

Einfuhrabgaben auf Hubschrauber,<br />

Flugzeuge, Pecorino-Käse und Ski-Klamotten<br />

kommen. Wobei all dies auch der US-<br />

Wirtschaft schaden würde.Trump geht aber<br />

davon aus, dass die Einbußen für die Europäer<br />

noch erheblich schwerer wiegen –zumindest<br />

bei den Autos wäre das wohl auch<br />

der Fall. Was aus Sicht der US-Regierung<br />

günstige Voraussetzungen für einen Deal<br />

schafft, durch den letztlich die US-Firmen<br />

als Gewinner hervorgehen sollen.<br />

Soriecht das Frühjahr.Flieder war gestern.<br />

Heute gibt es diese Hornbach-Reklame,<br />

in der eine Asiatin sich am verschwitzten Unterhemd<br />

eines deutschen Hobbygärtners<br />

zum olfaktorischen Höhepunkt schnüffelt.<br />

DemTV-Spot wird, was sonst, Sexismus vorgeworfen.<br />

Und, selbstverständlich, Rassismus.<br />

Medien zufolge drohen in Fernost<br />

Volksaufstände.Die Baumarktkette lässt den<br />

anrüchig berüchtigten Kurzfilm zwar weiter<br />

zeigen, hat ihn aber um die Internetadresse<br />

hornbach.de/unserehaltung ergänzt. Der<br />

Link führt zu einer Art Begleithandbuch.<br />

Darin legen die Werbetreibenden in vier<br />

Sprachen und 18 Abschnitten ein feierliches<br />

Bekenntnis zu Offenheit und Diversity ab.<br />

Sieverweisen auf ihr Spiel mit Rollenbildern<br />

und auf die Legende von japanischen Automaten<br />

für vorgetragene Schlüpfer.Bestimmt<br />

erklären bald auch Komiker ihrePointen per<br />

Gebrauchsanleitung.<br />

Für Hornbach ist die Angelegenheit damit<br />

erledigt. Für mich nicht. Jetzt bin auch<br />

ich bereit, mich diskriminiert zufühlen. Am<br />

Anfang der Werbung sind stark behaarte<br />

Männer zu sehen. Sie wühlen in Erde und<br />

werfen Baumwurzeln. Es wirkt wie eine<br />

Doku aus dem Neandertal. Diese Darstellung<br />

mittelalter, weißer Baumarktkunden<br />

verletzt meine Würde. Ich gehorche keinem<br />

archaischen Klischee. Als moderner metrosexueller<br />

Mann habe ich mein Testosteron<br />

und biologisches Geschlecht überwunden.<br />

Ich kann und mag nämlich gar nicht richtig<br />

zupacken. Ich habe zarte Haut und linke<br />

Handelsstreit<br />

Trumps<br />

Attacke<br />

Frank-Thomas Wenzel<br />

hält den Streit umAirbus und Boeing für ein Scheingefecht, das<br />

die Schwächen der Welthandelsorganisation offenbart.<br />

Ironischerweise eskaliert das alles jetzt<br />

mittels eines 15 Jahre währenden Streits vor<br />

der Welthandelsorganisation (WTO) um<br />

Subventionen für Flugzeugbauer.Man muss<br />

sich fragen, warum die Firmen Airbus und<br />

Boeing das so lange ausgehalten haben. Die<br />

Antwortist einfach: Es hat sie trotz allem verbalen<br />

Getöse nicht daran gehindert, lukrative<br />

Geschäfte zu machen. Boeing und Airbus<br />

haben sich den Weltmarkt bei großen<br />

Passagierflugzeugen untereinander aufgeteilt.<br />

AuflängereFrist betrachtet, tun sie sich<br />

nicht wirklich weh. Auch nicht mit einer Art<br />

Fingerhakel-Showvor der WTO.<br />

Aber der Streit wirft ein bezeichnendes<br />

Licht auf eben jeneWTO. Siesoll ein Schiedsrichter<br />

für den weltweiten Handel sein. Dass<br />

KOLUMNE<br />

Anrüchiges<br />

aus dem<br />

Baumarkt<br />

André Mielke<br />

Autor<br />

Hände. Manchmal benutze ich sogar Gummihandschuhe.<br />

Ja, während des Handwerks<br />

transpiriereauch ich, jedoch weniger infolge<br />

körperlicher Beanspruchung als aus Versagensangst.<br />

Doch ich kann ein Leibchen drei<br />

Monate lang tragen, ohne dass –fragen Sie<br />

meine Frau! –neben mir jemand in Ohnmacht<br />

fällt oder lustvoll die Augen verdreht.<br />

Darin ähnele ich dem Serienmörder Grenouille<br />

aus Patrick Süskinds „Das Parfum“.<br />

BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />

15 Jahre lang wegen der Flieger gestritten<br />

wurde, zeigt aber am allerbesten, wie dysfunktional<br />

die Organisation arbeitet.<br />

15 Jahre, das sind in manchen Branchen<br />

halbe Ewigkeiten –das iPhone etwa, das unsere<br />

Art zu kommunizieren revolutionierte,<br />

ist gerade einmal zwölf Jahrealt.<br />

Istdie Schlussfolgerung daraus,dass man<br />

eine Organisation wie die WTO ambesten<br />

ganz abschaffen sollte? Das wäre wohl ganz<br />

im Sinne von Donald Trump. Aber das Gegenteil<br />

ist richtig. Wirbrauchen in einer sich<br />

beschleunigenden globalen Ökonomie einen<br />

besseren Schiedsrichter, der wirksam<br />

die Einhaltung vonRegeln durchsetzt. Denn<br />

mit der Beschleunigung, oft als Digitalisierung<br />

tituliert, wachsen die Asymmetrien. Am<br />

geringsten in der Luftfahrt mit ihren extrem<br />

langen Produktzyklen.<br />

Erkennbar ist dies aber an der Hegemonie,<br />

die US-Giganten wie Apple, Facebook,<br />

Google oder Amazon entwickelt haben, und<br />

zwar durch staatliche Unterstützung, allerdings<br />

der diskreten Art–sostabilisieren US-<br />

Behörden als wichtigste Kunden der Clouddienste<br />

von Amazon den Konzern. Die<br />

nächsteWelle mit neuen hegemonialen Konzernen<br />

wird aus China kommen, etwa mit<br />

dem Multi-Internet-Konglomerat Tencent<br />

oder dem Handelsriesen Alibaba. Diese Unternehmen<br />

sind durch eine rigorose Industriepolitik<br />

– eine Mischung aus staatlicher<br />

Unterstützung und Missachtung geistigen<br />

Eigentums – groß geworden. Sicher, das<br />

Brett, das hier gebohrt werden muss, ist extrem<br />

dick. Doch nur so kann das Entstehen<br />

globaler Monopole verhindert werden, vor<br />

denen der Internationale Währungsfonds<br />

gerade nachdrücklich gewarnt hat. Strafzölle<br />

und bilaterale Deals àlaTrump verstärken<br />

hingegen nur das Entstehen der Monopole.<br />

Wenn überhaupt, dann stinken meine Sachen<br />

nicht nach Schweiß, sondern nach einem<br />

günstigen Imitat vonDior Sauvage.<br />

Zu meinem Diskriminierungshintergrund<br />

gehört meine ausgeprägte Körperbehaarung.<br />

Erst recht am Rücken. Viele Frauen<br />

finden so etwas eklig. Statt Vorurteile aufzubrechen,<br />

stellt der Werbespot uns Pseudogorillas<br />

in eine Geruchsassoziationskette mit<br />

Turnhallenumkleidekabinen. Das ist ein<br />

Stigma. Außerdem bin ich Ostdeutscher.<br />

Ostler werden sowieso immer, überall, total<br />

und extra benachteiligt. So ähnlich steht es<br />

gerade in einer Studie. Ich erwarte von den<br />

Hornbachochsen eine Entschuldigung. Das<br />

Mindeste ist ja wohl, dass sie sich nun auch<br />

18-teilig und kultursensibel mit meiner Opferbiografie<br />

beschäftigen.<br />

Damit wären wir noch nicht am Ende: Ist<br />

hier jemandem aufgefallen, worin die für<br />

den Export bestimmten Fetisch-Buxen im<br />

Werbespot geruchsdicht verpackt werden?<br />

In Plastikfolie. Das ist Kunststoffverherrlichung.<br />

Das landet alles im ozeanischen<br />

Müllstrudel. Moderne Wale verschlucken<br />

Tüten und keine Propheten wie Jona oder<br />

Greta. Damit ihr Image nicht endgültig den<br />

Hornbach runtergeht, wird die Firma sich<br />

auch zu Nachhaltigkeit und Gewässerschutz<br />

positionieren müssen, mit 18 weiteren Fragen<br />

und Antworten. Bisdie Werbefuzzis dieses<br />

Haltungspapier ausgeschwitzt haben, ist<br />

mir garantierteine neue Empörung eingefallen.<br />

Es gibt immer was zu tun. Yippie-ja-ja<br />

yippie-yippie-yeah.<br />

„Ihr Mutsollte uns Ansporn<br />

bleiben, gegen Rassismus<br />

und Antisemitismus<br />

einzustehen, immer<br />

und überall.“<br />

HeikoMaas, Bundesaußenminister und SPD-Politiker,<br />

gedachte am Dienstag Dietrich Bonhoeffer, Wilhelm<br />

Canaris, Ludwig Gehre, Hans Oster und Karl Sack,<br />

die vor 74Jahren im KZ Flossenbürg von<br />

den Nazis hingerichtet wurden.<br />

AUSLESE<br />

Die Rechten<br />

und Europa<br />

Die rechten Europafeinde wollen eine<br />

Allianz im neuen Europaparlament<br />

bilden –unter Federführung von Italiens<br />

Innenminister Matteo Salvini. Dazu<br />

schreibt die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong>: „Salvinis<br />

Projekt leidet an einem fundamentalen<br />

Überlegungsfehler. Nationalisten<br />

kümmertjanur das Wohl ihres jeweiligen<br />

Heimatlandes: die eigene Kultur, die eigene<br />

Sprache, das eigene Geld ... Wie soll<br />

das zusammengehen? Eigentlich eint Europas<br />

extreme Rechte nurder Hass aufalles<br />

Fremde, Weltoffene und Gemeinschaftliche.<br />

Der Wunsch nach Abschottung,<br />

er ist der einzige Kitt dieser Internationalen.<br />

Unddas ist etwas argwenig.“<br />

„Das Austarierender Positionen aus 27<br />

oder 28 Mitgliedsländern verlangt weiter<br />

die Bereitschaft zum Kompromiss“, kommentiert<br />

das Badische Tagblatt. „Salvini<br />

und Meuthen tun so, als gehe es ohne<br />

Kompromisse und bauen falsche Fronten<br />

auf. Denn keiner will die Nationen im EU-<br />

Superstaat auflösen. Die Krakeeler rufen<br />

die Nation als Alternative aus. Künftig<br />

noch lauter. Richtiger wird der Ruf dadurch<br />

nicht.“<br />

„Seit Monaten laborieren die erstarkenden<br />

Rechten aneiner solchen Allianz,<br />

bislang allerdings mit mäßigem Erfolg“,<br />

meint die tageszeitung. „Nur eine<br />

einzige der großen europäischen<br />

Rechtsparteien –nämlich die AfD –erschien<br />

am Montag ... in Mailand, um die<br />

Gründung des neuen Rechtsblocks zu<br />

verkünden.“ Christine Dankbar<br />

PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />

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Seite 3: Bettina Cosack.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 – S eite 9 **<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Für 50 Cent:<br />

Der Prototyp der neuen<br />

„<strong>Berliner</strong> Toilette“<br />

Seite 11<br />

Die Enteignung: Wasdazu im Grundgesetz steht Seite 10<br />

Der Erfolg: Polizei verhaftet Mann im Fall des getöteten Union-Fans Seite 12<br />

Stadtbild<br />

Bitte passend<br />

zahlen<br />

Torsten Landsberg<br />

umrundet diesmal<br />

den Äquator.<br />

Zugegeben, an dieser Stelle geht<br />

es mittwochs häufig um Berlins<br />

Kuriositäten und das befremdliche<br />

Verhalten seiner Bewohnerinnen<br />

und Bewohner. Dieses Mal war es<br />

anders geplant, eine total liebreizende<br />

Miniatur aus dem sonst so gehetzten<br />

Stadtleben sollte es werden –<br />

bis zu dieser morgendlichen Fahrtin<br />

der Straßenbahn.<br />

DieM10 ist am Morgen verspätet.<br />

Nicht zwei, drei Minuten, sondern<br />

eine Viertelstunde. Die Anzeigetafel<br />

gibt einen Verkehrsstau als Grund<br />

an. In Berufsverkehrszeit umgerechnet,<br />

entsprechen 15 Minuten ja mindestens<br />

einer Äquatorumrundung,<br />

die Haltestellen und erst recht die<br />

eintrudelnde Bahn platzen folgerichtig<br />

aus allen Nähten. In der Tram<br />

mühen sich einige Fahrgäste mit<br />

dem Ticketautomaten ab: DasKleingeld<br />

fällt durch, immer wieder,selbst<br />

nach mehrmaligem Reiben der<br />

Münzen an der ehemals metallenen,<br />

inzwischen aber durch tausendfache<br />

Reibevorgänge raugeschabten<br />

Fläche am Automaten.<br />

Es folgt der Blick auf die kleine digitale<br />

Anzeige,über der ein analoges<br />

gelbes Schild darum bittet, passend<br />

zu zahlen. Lustig daran ist, dass anschließend<br />

eine Frau, die eben dabei<br />

zugesehen hat, nun lemminghaft genau<br />

das gleiche Prozedere durchzieht.<br />

Als wären ihre Münzen was<br />

Besseres.<br />

DerWeg zum anderen Automaten<br />

vorne inder Bahn ist versperrt, wie<br />

gesagt: Es ist voll. Wird schon nicht<br />

so schlimm sein, die Sache mit dem<br />

fehlenden Ticket, angesichts derVerhältnisse<br />

würde jeder Kontrolleur<br />

ein Einsehen haben. Und überhaupt:<br />

Als würde die BVG indieser<br />

Situation kontrollieren! Also wirklich!<br />

Die Tram verharrt derweil an<br />

der nächsten Haltestelle,obwohl das<br />

Aussteigen mancher und das Reinströmen<br />

unzähliger neuer Menschen<br />

längst abgeschlossen ist. Auf<br />

der anderen Straßenseite winkt ein<br />

Mann der BVG-Betriebsaufsicht, die<br />

Bahn möge ihreFahrtfortsetzen.<br />

An der Husemannstraße stellt<br />

sich heraus, dass die Sache mit dem<br />

Ticket für jene Ticketlosen blöd enden<br />

kann, die dortraus müssen. Dort<br />

warten nämlich fünf, sechs BVG-<br />

Kontrolleure ander Haltestelle und<br />

lassen sich von allen die Fahrausweise<br />

zeigen, die gerade aussteigen.<br />

Das ist mal eine originelle Interpretation<br />

vonFingerspitzengefühl.<br />

Eine Station später kommt eine<br />

Durchsage vom Fahrer. Die Fahrt<br />

ende am Jahn-Sportpark, man möge<br />

bitte in die nachfolgende Bahn umsteigen.<br />

Auch ein Mikrokosmos: die Straßenbahn<br />

der Linie M10.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Über Details spricht sie nicht: Bildungssenatorin Sandra Scheeres hat ihren Staatssekretär entlassen.<br />

Schon fünf mussten gehen<br />

Mit Staatssekretär Mark Rackles verliert der Senat erneut einen kompetenten Fachmann<br />

VonMelanie Reinsch<br />

und Martin Klesmann<br />

Fünf Staatssekretäre mussten<br />

in den vergangenen<br />

zweieinhalb Jahren rot-rotgrüne<br />

Koalition überraschend<br />

ihren Hut nehmen: Andrej<br />

Holm in der Bauverwaltung, Boris<br />

Velter in der Gesundheitsverwaltung,<br />

Henner Bunde in der Wirtschaftsverwaltung,<br />

Jens-Holger<br />

Kirchner in der Verkehrsverwaltung<br />

und nun auch Mark Rackles, der<br />

Mann hinter Bildungssenatorin<br />

SandraScheeres (SPD).<br />

So unterschiedlich die Gründe<br />

dafür auch sind, eint die fünf Personalien<br />

eines: Kompetenz auf ihrem<br />

Fachgebiet. Doch gehen mussten die<br />

Staatssekretäre<br />

trotzdem – ein<br />

Ruhegehalt ist<br />

ihnen jedoch sicher.<br />

Mit Staatssekretär<br />

Mark<br />

Rackles geht ein<br />

Mark erfahrener SPD-<br />

Rackles Linker, Scheeres<br />

versetzte ihn am<br />

Dienstag in den einstweiligen Ruhestand.<br />

Alles ganz einvernehmlich, so<br />

schreibt es Rackles in einer internen<br />

Mail an die Mitarbeiter seiner Verwaltung.<br />

Und sobeschreibt es auch<br />

Bildungssenatorin Scheeres: „Wir<br />

verstehen uns gut. Es gibt keine Zerwürfnisse“,<br />

sagte die SPD-Politikerin<br />

nach der Senatssitzung am Dienstag.<br />

Rackles habe vor allem beim Thema<br />

Schulbauoffensive wichtige Strukturengeschaffen.<br />

Aber an der ein oder anderen<br />

Stelle habe es Reibungen gegeben<br />

und man sei unterschiedlicher Meinung<br />

gewesen. „Nichts Dramatisches“,<br />

betonte Scheeres.Wenn man<br />

aber siebeneinhalb Jahregemeinsam<br />

arbeite,passiereeseben, dass sich die<br />

gemeinsame Basis ausdünne.Und da<br />

müsse man eine Entscheidung treffen.<br />

Konkreter wollte Scheeres diese<br />

Differenzen nicht benennen: „Sie<br />

müssen Verständnis dafür haben,<br />

dass ich da im Detail nicht drüber reden<br />

werde“, sagte Scheeres. Das<br />

BERLIN.DE<br />

EX-STAATSSEKRETÄRE IN DER ROT-ROT-GRÜNEN KOALITION<br />

BLZ/FRÖHLING<br />

Andrej Holm –Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

und Wohnen:<br />

Im Januar 2017 gabBaustaatssekretär<br />

Andrej Holm nach nur fünf Wochen seinen<br />

Rücktritt bekannt. Bausenatorin Katrin<br />

Lompscher (Linke) entließ den versierten<br />

Stadtsoziologen nach wochenlangem Druck<br />

vonSeiten der Koalitionspartner und der Öffentlichkeit.<br />

Vorausgegangen war eine Debatte<br />

über Holms Stasi-Vergangenheit: Holm<br />

war mit 18 Jahren für einigeMonate hauptberuflicher<br />

Stasi-Mitarbeiter gewesen.<br />

Seit 2017 berät der 48-jährigeGentrifizierungsexperte<br />

als Mitglied des „Begleitkreises<br />

zum Stadtentwicklungsplan Wohnen<br />

2030“ die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.<br />

DPA/ZINKEN<br />

Jens-Holger Kirchner –Senatsverwaltung<br />

für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz:<br />

Im Dezember 2018 ließ Verkehrssenatorin<br />

Regine Günther (für Grüne) den an Krebs erkrankten<br />

Staatssekretär und Verwaltungsfachmann<br />

Jens-HolgerKirchnergegen<br />

seinen Willen in deneinstweiligenRuhestandversetzen.<br />

Es folgte massiver Protest,<br />

Kritikkam auchaus deneigenen Reihen.<br />

Nach seiner Genesungsollder 59-jährige<br />

Kirchner nun einen leitenden,vergleichbaren<br />

Posten in der Senatskanzlei bekommen:<br />

Er soll sich dortumden Wiederaufbau der<br />

historischen Siemensbahn kümmern.Wann<br />

er seine Stelle im RotenRathaus antritt, ist<br />

noch nicht klar.<br />

LOPATA/AXENTIS.DE<br />

Henner Bunde –Senatsverwaltung für<br />

Wirtschaft, Energie und Betriebe:<br />

Im Februar 2019 entließ Wirtschaftssenatorin<br />

Ramona Pop(Grüne) Henner Bunde (54),<br />

einen verwaltungserfahrenen Wirtschaftsund<br />

Finanzexperten, aber ein CDU-Mann.<br />

Pophatte Bunde vonCornelia Yzer,der<br />

damaligen CDU-Wirtschaftssenatorin,<br />

übernommen, wollte aber mit Blick auf die<br />

kommende Wahl 2021 ihren Stab neu<br />

sortieren. Ein CDU-Staatssekretär passte<br />

nicht in die Farbpalette. Bunde gilt als loyal<br />

undkompetent –die Kritik fiel entsprechend<br />

aus. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Burkard<br />

Dregger berief Bunde daraufhin in seinen<br />

Beraterkreis für Wirtschafts- und Haushaltsfragen.<br />

GUDATH<br />

Boris Velter –Senatsverwaltung für Gesundheit,<br />

Pflege und Gleichstellung:<br />

Im Dezember 2018 trennte sich Gesundheitssenatorin<br />

Dilek Kolat (SPD) überraschend<br />

vonihrem Staatssekretär Boris Velter.<br />

„Die in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode<br />

anstehenden Herausforderungen haben<br />

diesen Wechsel erforderlich gemacht“,<br />

hieß es. Der 51-jährigeExperte im Gesundheitsbereich<br />

war seit 2016 Staatssekretär<br />

der Senatorin. Ende März wurde Velter<br />

auf der Bundeskonferenz der Arbeitsgemeinschaft<br />

der Sozialdemokratinnen und<br />

Sozialdemokraten im Gesundheitswesen<br />

(ASG )erneut zum Bundesvorsitzenden gewählt.<br />

DPA/MONIKA SKOLIMOWSKA<br />

Thema Verbeamtung von <strong>Berliner</strong><br />

Lehrern hätte dabei keine Rolle gespielt,<br />

betonte sie. Rackles und<br />

Scheeres sind in diesem Punkt uneins.<br />

Auf dem SPD-Parteitag Ende<br />

März setzte sich Scheeres in einer<br />

stundenlangen Debatte für dieVerbeamtung<br />

vonLehrernein. Rackles war<br />

dagegen. DieGenossenstimmten am<br />

Ende weder dafür,noch dagegen.<br />

Er habe das Thema jedoch immer<br />

„sehr loyal“ bearbeitet, betonte die<br />

Bildungssenatorin. Zudem soll die<br />

einvernehmliche Trennung schon<br />

vor Wochen getroffen worden sein.<br />

Den Zeitpunkt der Entlassung erklärte<br />

Scheeres damit, dass sie für die<br />

zweite Hälfte der Legislaturperiode<br />

„neue Impulse“ setzen wolle. Und<br />

das könne ihr mit der Rackles-Nachfolgerin<br />

Beate Stoffers gut gelingen.<br />

Keine Details zu Trennungsgründen<br />

Aus SPD-Kreisen bestätigten einige<br />

die einvernehmliche Trennung. Offenbar<br />

soll für den Staatssekretär<br />

auch die doppelte Aufgabenteilung<br />

eine Rolle gespielt haben: Hier die<br />

Senatsverwaltung Bildung, da die<br />

Taskforce Schuloffensive. Einzelne<br />

Parteifreunde sagten, es werde jetzt<br />

sehr eng für Scheeres.Immerhin soll<br />

künftig Jugendstaatssekretärin Sigrid<br />

Klebba einen Teil von Rackles<br />

Verwaltungsaufgaben übernehmen.<br />

CDU-Bildungspolitikerin Hildegard<br />

Bentele sagte, dass Scheeres<br />

„ihren langjährigen Blitzableiter<br />

zum Bauernopfer verfehlter Schulund<br />

Bildungspolitik“ mache.Eswäre<br />

besser gewesen, sie selbst hätte ihren<br />

Platz und damit denWegfür eine bildungspolitische<br />

Wende zum Besserenfreigemacht“,<br />

so Bentele.<br />

Staatssekretäre beziehen ein<br />

Grundgehalt von 9430 Euro brutto<br />

im Monat. Waren sie mindestens<br />

fünf Jahreimöffentlichen Dienst, erhalten<br />

sie für die folgenden drei Monate<br />

ihr Gehalt weiter. Danach bekommen<br />

sie mindestens sechs Monate,<br />

maximal drei Jahre lang 71, 75<br />

Prozent ihres Lohns als Ruhegehalt.<br />

Auch nach dieser Zeit sind noch<br />

mindestens 35 Prozent der ruhegehaltfähigen<br />

Bezüge drin. Ein neuer<br />

Jobwirdverrechnet.<br />

NACHRICHTEN<br />

Sozialarbeiter sprechen<br />

junge Arbeitslose an<br />

Sozialarbeiter haben im vergangenen<br />

Jahr Tausende jugendliche Arbeitslose<br />

in Berlin angesprochen,<br />

um ihnen berufliche Perspektiven<br />

aufzuzeigen. Mehr als 7000 junge<br />

Menschen, die teils jahrelang keinen<br />

Kontakt mehr mit Behörden hatten,<br />

seien auf öffentlichen Plätzen aufgesucht<br />

worden, sagte JugendsenatorinSandraScheeres<br />

(SPD) am Dienstag<br />

nach der Sitzung des Senats.<br />

Rund ein Drittel vonihnen sei an einen<br />

Standortder Jugendberufsagentur<br />

weitervermittelt worden. Seit<br />

2018 läuft das Sozialarbeiter-Konzept.<br />

DieBezirke erhalten dafür jährlich<br />

250 000 Euro. (dpa)<br />

Sicherungsverwahrung für<br />

Sexualstraftäter<br />

EinSexualstraftäter,der in Berlin<br />

nach einer Justizpanne aus der<br />

Sicherungsverwahrung entlassen<br />

werden musste und dann rückfällig<br />

wurde,ist erneut verurteilt worden.<br />

Sechs JahreHaft verhängte das<br />

Landgericht am Dienstag gegen den<br />

57-Jährigen und ordnete erneut anschließende<br />

Sicherungsverwahrung<br />

an. DerAngeklagte habe sich des<br />

mehrfachen Missbrauchs eines<br />

achtjährigen Mädchens sowie der<br />

Herstellung vonKinderpornografie<br />

schuldig gemacht, begründeten die<br />

Richter.Zuden Taten sei es vonMärz<br />

bis August 2018 gekommen. (dpa)<br />

Erzieher nach Missbrauch zu<br />

fünf Jahren Haft verurteilt<br />

EinErzieher aus Berlin ist wegen sexueller<br />

Übergriffe auf zwei Kinder eines<br />

befreundeten Paares zu fünf JahrenGefängnis<br />

verurteilt worden. Das<br />

Landgericht sprach den 38-Jährigen<br />

am Dienstag des Missbrauchs in<br />

mehr als 30 Fällen sowie des Besitzes<br />

und der Herstellung vonKinderpornografie<br />

schuldig. DerAngeklagte<br />

hatte in dem zum Teil nichtöffentlichen<br />

Prozess ein Geständnis abgelegt.<br />

Ihmwurden Taten von2009 bis<br />

2017 zur Last gelegt. (dpa)<br />

Frühlingsbasar<br />

in der JVATegel<br />

WerDekorationsgegenstände für die<br />

Osterzeit sucht, hat am kommenden<br />

Sonnabend von10bis 15 Uhrim<br />

Shop der Justizvollzugsanstalt Tegel<br />

Seidelstraße 41, Gelegenheit zum<br />

Kauf. Seit 2003 findet im Shop der<br />

JVATegel jedes Jahr ein Frühlingsbasar<br />

statt. An zahlreichen Ständen<br />

werden Produkte aus den Betrieben<br />

der JVATegel und der JVAfür Frauen<br />

angeboten. Dazu gehören Ostergestecke<br />

und -dekoartikel, Feuerschalen,<br />

Kerzenhalter,Kleinmöbel und anderes.<br />

(BLZ)<br />

Im Angebot: Österliches zum Verschönerndes<br />

eigenen Heims. IMAGO IMAGES/INA PEEK


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />

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Berlin<br />

Greller Protest: Am Sonnabend begann die Unterschriftensammlung für das Volksbegehren „Deutsche Wohnen &Co. enteignen“. Vonden in der ersten Phase benötigten 20000 Unterschriften sind bereits 15000 zusammen gekommen.<br />

IMAGO IMAGES/IPON, DPA<br />

Der doppelte Dregger<br />

Berlins CDU-Fraktionschef sorgt mit einer Äußerung zum Volksbegehren zur Enteignung der Deutsche Wohnen für Aufregung und versucht sich zu korrigieren<br />

VonUlrich Paul<br />

Die Sache war offenbar<br />

sehr eilig. Der CDU-<br />

Fraktionsvorsitzende im<br />

<strong>Berliner</strong> Abgeordnetenhaus<br />

BurkardDregger hat sich in der<br />

Debatte um das Volksbegehren<br />

„DeutscheWohnen &Co. enteignen“<br />

noch in der Nacht zum Dienstag zu<br />

Wort gemeldet, um eine brisante Bemerkung<br />

zurechtzurücken –eine Bemerkung<br />

vonsich selbst.<br />

Zunächst hatte Dregger in einem<br />

Interview mit dem Inforadio des RBB<br />

am Montag um 15.05 UhrzumVolksbegehren<br />

erklärt: „Wenn es ein entsprechendes<br />

Votum gibt, dann wird<br />

eine Landesregierung, an der wir beteiligt<br />

sind, das nicht ignorieren können,<br />

sondern muss diesen Willen<br />

ausführen.“ Das war insoweit brisant,<br />

weil sich Dregger damit politisch<br />

darauf festlegte, eine Entscheidung,<br />

auch wenn sie nicht der eigenen<br />

Auffassung entspricht, umzusetzen,<br />

sofern er politische<br />

Verantwortung bekommt. DieÄußerung<br />

war aber auch deswegen von<br />

Belang, weil die Aussage zugleich<br />

beinhaltete,dass es überhaupt zu einem<br />

Votum kommen könnte, das<br />

Volksbegehren also verfassungsrechtlich<br />

zulässig sei. Gut sieben<br />

Stunden später versuchte Dregger<br />

die vom RBB unter der Überschrift<br />

„CDU würde Votum eines Volksbegehrens<br />

respektieren“ verbreitete<br />

Äußerung geradezurücken. In einer<br />

um 22.18 Uhr verbreiteten Pressemitteilung<br />

erklärte Dregger: „Die<br />

heutige Meldung eines Radiosenders,<br />

die <strong>Berliner</strong> CDU würde das<br />

Volksbegehren für Enteignungen respektieren<br />

und eine Landesregierung<br />

mit CDU-Beteiligung würde einen<br />

Volksentscheid als bindend erachten,<br />

weise ich zurück.“ Er habe<br />

dies „weder gesagt, noch gemeint“.<br />

„Der falsche Weg“<br />

Und dann stellte Dregger klar: „Wir<br />

halten das Volksbegehren für verfassungswidrig.“<br />

Für den Fall, dass der<br />

Senat es dennoch zulasse,werde die<br />

CDU „für eine verfassungsrechtliche<br />

Überprüfung sorgen“, so Dregger.<br />

„Enteignungen sind kein Mittel gegen<br />

steigende Mieten, sie sind der<br />

falsche Weg. Denn sie schaffen keine<br />

neuen Wohnungen“, erklärte der<br />

CDU-Fraktionschef. „Sollte es wider<br />

Erwarten zum Volksentscheid kommen<br />

und dieser erfolgreich sein,<br />

werden wir verantwortungsvoll damit<br />

umgehen aus Respekt gegenüber<br />

den Wählern.“<br />

Die Initiative „Deutsche Wohnen<br />

&Co. enteignen“ will, wie berichtet,<br />

per Volksbegehren erreichen, dass<br />

„Wenn es ein entsprechendes Votum gibt,<br />

dann wird eine Landesregierung,<br />

an der wir beteiligt sind,<br />

das nicht ignorieren können, sondern muss<br />

diesen Willen ausführen.“<br />

Burkard Dregger, CDU-Fraktionschef, am Montag um 15.05 Uhr im Inforadio zum<br />

Volksbegehren „Deutsche Wohnen &Co. enteignen“<br />

„Sollte es wider Erwarten zum Volksentscheid<br />

kommen und dieser erfolgreich<br />

sein, werden wir<br />

verantwortungsvoll damit umgehen aus<br />

Respekt gegenüber den<br />

Wählern. Rechtlich bindend ist er nicht.“<br />

Burkard Dregger, CDU-Fraktionschef,<br />

am Montag um 22.18 Uhr in einer Pressemitteilung<br />

die Häuser von privaten Vermietern<br />

mit mehr als 3000 Wohnungen vergesellschaftet<br />

werden. Siestützt sich<br />

dabei auf Artikel 15 des Grundgesetzes<br />

(siehe Text unten). Am Sonnabend<br />

begann die Unterschriftensammlung<br />

für das Volksbegehren.<br />

Bereits am ersten Tagkamen laut Initiative<br />

mehr als 15 000 Unterschriften<br />

zusammen –20000 werden in<br />

der ersten Phase benötigt.<br />

DerVorstoß aus Berlin beschäftigt<br />

mehr und mehr die Diskussion auf<br />

Bundesebene. Axel Gedaschko, Präsident<br />

des Spitzenverbandes der<br />

Wohnungswirtschaft GdW, warnt:<br />

„Eine Rückbesinnung auf überkommene<br />

sozialistische Ideale wie Enteignungen<br />

wäre für die Zukunft des<br />

Wohnungsmarktes in unserer sozialen<br />

Marktwirtschaft extrem schädlich.“<br />

Neben der CDU weist auch die<br />

FDP die Idee zurück. Der Chef der<br />

Grünen-Bundestagsfraktion Anton<br />

Hofreiter wirft FDP und Union„Heuchelei<br />

und Bigotterie“ vor. „Um<br />

Braunkohletagebau zu ermöglichen,<br />

haben sie Tausende von Familien<br />

aus ihren Häusern vertrieben“, so<br />

Hofreiter.UmAutobahnen durchzusetzen,<br />

hätten sie „Unmengen Bauern<br />

ihren Hof“ weggenommen.<br />

„Wenn es aber darum geht, bezahlbaren<br />

Wohnraum zu schaffen und<br />

Menschen vor Abzocke durch Miethaie<br />

zu schützen, setzen sie auf ideologische<br />

Blockade“, so der Grünen-<br />

Fraktionschef. In Berlin bekommt<br />

die Enteignungsinitiative prominente<br />

Unterstützung: Der Politik-<br />

Professor Peter Grottian erklärte, er<br />

habe bereits für das Volksbegehren<br />

unterschrieben. Bis ein Gesetz vorliege,werde<br />

es jedoch Jahredauern.<br />

Vorstoß auf EU-Ebene<br />

Der Deutsche Mieterbund und der<br />

Deutsche Gewerkschaftsbund gehen<br />

derweil noch einen anderen<br />

Weg. Sie unterstützen eine Europäische<br />

Bürgerinitiative, die Unterschriften<br />

für bezahlbares Wohnen<br />

sammelt. Sie fordern die EU unter<br />

anderem auf, sozialen Wohnungsbau<br />

zu erleichtern und öffentliche<br />

Investitionen in Wohnraum von den<br />

EU-Regeln zur Staatsverschuldung<br />

zu befreien. Gemeinnützige Wohnbauträger<br />

sollen zudem schneller<br />

Zugang zu EU-Finanzmitteln erhalten.<br />

Die Initiative hat ein Jahr lang<br />

Zeit, um mindestens eine Million<br />

Unterschriften aus wenigstens sieben<br />

EU-Ländern zusammeln. Aus<br />

Deutschland müssen allein mindestens<br />

72 000 Unterschriften kommen.<br />

Sollte die Initiative erfolgreich sein,<br />

müssen sich EU-Kommission und<br />

EU-Parlament mit den Forderungen<br />

auseinandersetzen.<br />

Eine Frage des Rechts<br />

Das Grundgesetz erlaubt die Vergesellschaftung ganzer Wirtschaftsbranchen. Dies kommt den Staat aber teuer zu stehen<br />

Die Initiative Deutsche Wohnen<br />

und Co enteignen hat am Sonnabend<br />

die Unterschriftensammlung<br />

für ein Volksbegehren gestartet, um<br />

Wohnungsunternehmen mit mehr als<br />

3000 Wohnungen zu vergesellschaften.<br />

So sollen günstige Mieten für etwa<br />

240000 <strong>Berliner</strong> Wohnungen garantiertwerden.<br />

DasVorhaben hat in Umfragen<br />

hohe Sympathiewerte.Wir liefern<br />

hier Antworten auf die wichtigsten<br />

Fragen zum Thema.<br />

Wassagt das Grundgesetz?<br />

Das Grundgesetz erlaubt in Artikel<br />

15 solche Sozialisierungen:<br />

„Grund und Boden, Naturschätze<br />

und Produktionsmittel können zum<br />

Zwecke der Vergesellschaftung<br />

durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß<br />

der Entschädigung regelt, in<br />

Gemeineigentum oder in andere<br />

Formen der Gemeinwirtschaft überführtwerden.“<br />

Seit wann gibt es diesen Artikel?<br />

Er war schon bei der Entstehung<br />

des Grundgesetzes 1949 enthalten.<br />

Allerdings war dies kein Novum.<br />

Schon in der Weimarer Reichsverfassung<br />

von 1919 gab es einen ähnlichen<br />

Artikel.<br />

Warum wurde diese Vorschrift ins<br />

Grundgesetz aufgenommen?<br />

Die Vergesellschaftung von<br />

Schlüsselindustrien war damals kurz<br />

nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs<br />

ein breit diskutiertes Thema.<br />

Sogar die CDU Nordrhein-Westfalen<br />

forderte in ihrem Ahlener Programm,<br />

das „kapitalistische Gewinn-<br />

und Machtstreben“ durch<br />

eine „gemeinwirtschaftliche Ord-<br />

Ist bei der Sozialisierung das Verhältnismäßigkeitsprinzip<br />

zu beachten?<br />

Ja. Das Prinzip der Verhältnismäßigkeit<br />

der Mittel ist immer zu beachten,<br />

wenn der Gesetzgeber oder<br />

die Behörden in Grundrechte eingreifen.<br />

Es besagt, dass ein Eingriff<br />

geeignet und erforderlich sein muss.<br />

Der Nachteil darf imVergleich zum<br />

angestrebten Nutzen nicht unproportional<br />

sein. Zumindest bei Eignung“<br />

zu ersetzen. Auch die westlichen<br />

Siegermächte USA, Großbritannien<br />

und Frankreich standen der<br />

deutschen Industrie wegen ihrer<br />

Verbundenheit mit dem NS-Regime<br />

skeptisch gegenüber.<br />

Wasist der Unterschied zwischen Sozialisierung<br />

laut Artikel 15 und Enteignung<br />

laut Artikel 14 ?<br />

Artikel 15 ermöglicht nicht nur<br />

die Enteignung einzelner Grundstücke<br />

und Gegenstände, sondern ganzerWirtschaftsbranchen.<br />

Wie oft wurde von dieser Vorschrift<br />

Gebrauch gemacht?<br />

Bisher kein einziges Mal. In den<br />

1950er-Jahren drehte sich die Stimmung<br />

schnell, als im kapitalistischen<br />

Westdeutschland das „Wirtschaftswunder“<br />

gelang, während im<br />

Staatssozialismus der DDR schlechtere<br />

Lebensbedingungen herrschten.<br />

Um wirtschaftspolitische Ziele<br />

zu erreichen, ist es in der Regel effizienter,<br />

den Unternehmen per Gesetz<br />

Regeln vorzugeben, als sie mit<br />

viel Geld zu verstaatlichen. Artikel<br />

15 enthält keinen Auftrag zur Sozialisierung,<br />

sondern nur eine Ermächtigung.<br />

nung und Erforderlichkeit hat der<br />

Staat aber einen weiten Einschätzungs-<br />

und Gestaltungsspielraum.<br />

Muss der Staat bei einer Sozialisierung<br />

die bisherigen Eigentümer entschädigen?<br />

Ja. Wie bei einer Enteignung ist<br />

auch eine Sozialisierung nur gegen<br />

Entschädigung möglich. Da es hier<br />

schnell um Milliardensummen gehen<br />

kann, wirkt auch die Entschädigungspflicht<br />

als Sozialisierungsbremse.<br />

Muss zum Verkehrswert entschädigt<br />

werden?<br />

Nein. Die Höhe der Entschädigung<br />

ist laut Grundgesetz „unter gerechter<br />

Abwägung der Interessen der<br />

Allgemeinheit und der Beteiligten“<br />

zu bestimmen. Dies muss nicht immer<br />

der Verkehrswert sein. Es kann<br />

zum Beispiel berücksichtigt werden,<br />

dass dem Eigentum alternativ auch<br />

einschränkende gesetzliche Regeln<br />

hätten auferlegt werden können. Jedenfalls<br />

sind die Hoffnungen auf zukünftigen<br />

Wertzuwachs und zukünftige<br />

Gewinne nicht zu entschädigen.<br />

Ist das Eigentum das wichtigste<br />

Grundrecht im Kapitalismus?<br />

Verfassungsrechtlich ist das deutsche<br />

Grundrecht auf Eigentum eines<br />

der schwächsten Grundrechte.<br />

Denn der Inhalt des Eigentums wird<br />

durch den Gesetzgeber definiert.<br />

Wenn der Gesetzgeber Regeln zum<br />

Gebrauch des Eigentums aufstellt,<br />

hat der Eigentümer dies grundsätzlich<br />

zu akzeptieren. Ein Beispiel ist<br />

der Kündigungsschutz im Mietrecht<br />

oder im Arbeitsrecht. Christian Rath


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 11 *<br />

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Berlin<br />

Neue Drohmail<br />

von angeblicher<br />

Terrorgruppe<br />

Staatsanwaltschaft geht von<br />

zweitem Verdächtigen aus<br />

Die bundesweit verschickten<br />

Mails mit rechtsextremistischem<br />

Inhalt sollen nach Erkenntnissen<br />

der <strong>Berliner</strong> Staatsanwaltschaft<br />

von mindestens zwei Verdächtigen<br />

stammen. Nachdem in<br />

der vergangenen Woche ein mutmaßlicher<br />

Täter in Schleswig-Holstein<br />

gefasst wurde, gebe es jetzt einen<br />

weiterenVerdächtigen, sagte der<br />

Sprecher der Staatsanwaltschaft,<br />

Martin Steltner.<br />

Er bestätigte eine neue Drohmail,<br />

die sich gegen Generalstaatsanwältin<br />

Margarete Koppers richtet und<br />

auf ein sogenanntes „Staatsstreichorchester“<br />

zurückgehen soll. „Diese<br />

Mail ist uns bekannt, wir nehmen sie<br />

sehr ernst und gehen dem mit Hochdruck<br />

nach.“ Ob eine oder mehrere<br />

konkrete verdächtige Personen des<br />

„Staatsstreichorchesters“ bekannt<br />

sind, war zunächst unklar.<br />

Laut Sender RBB liegt die neue<br />

Mail dem ARD-Magazin „Kontraste“<br />

vor. „Sie möchten sicher nicht, dass<br />

eines Tages Frau Generalstaatsanwältin<br />

Margarete Koppers etwas zustößt,<br />

oder?“ zitierte daraus der RBB.<br />

Die angebliche Gruppe „Staatsstreichorchester“<br />

fordere darin 100<br />

Millionen Euro in der Kryptowährung<br />

„Monero“. Anderenfalls werde<br />

eine neue Terrorgruppe entstehen.<br />

„Wir werden alles daran setzen, dass<br />

es bald wieder Pogrome in diesem<br />

Land gibt und dass sich kein Jude,<br />

Moslem (…) oder auch linke Journalisten<br />

und Politiker sicher fühlen“,<br />

heißt es demnach in dem Schreiben.<br />

Das „Staatsstreichorchester“ sei<br />

aus anderen Mails bekannt, sagte<br />

Steltner. Ob es einen Zusammenhang<br />

zwischen der möglichen Gruppierung<br />

und dem Mann gibt, der in<br />

Schleswig-Holstein in Haft sitzt, sei<br />

Gegenstand der Ermittlungen. Der<br />

Verdächtige,zudem weder das Alter<br />

noch die Staatsangehörigkeit mitgeteilt<br />

wurden, soll in eine Haftanstalt<br />

in der Hauptstadt überführtwerden.<br />

Berlin hat die Federführung bei<br />

den Ermittlungen. Es geht laut<br />

Staatsanwaltschaft um die Störung<br />

des öffentlichen Friedens durch die<br />

Androhung von Straftaten. Bisher<br />

war die Staatsanwaltschaft von einem<br />

allein handelnden Mann ausgegangen.<br />

Polizisten hatten am vergangenen<br />

Donnerstag die Wohnung<br />

des Verdächtigen in Schleswig-Holstein<br />

durchsucht und Beweismittel<br />

sichergestellt. Laut Staatsanwaltschaft<br />

gab es bei dem Schriftmaterial<br />

Indizien, „dass der Mann sich möglicherweise<br />

kundig gemacht hat, wie<br />

man eine Bombe baut“. (dpa)<br />

Mit der App aufs Klo<br />

Die erste neue „<strong>Berliner</strong> Toilette“ wurde in Gesundbrunnen vorgestellt. 190 sollen stadtweit folgen<br />

VonHannah Spät<br />

und Elmar Schütze<br />

Herzlich willkommen in<br />

der City-Toilette“. Eine<br />

Stimme aus einem Lautsprecher<br />

begrüßt<br />

freundlich die Benutzer der neuen<br />

Stadttoiletten. Auf Deutsch und auf<br />

Englisch. Für 50 Cent öffnet sich die<br />

Tür des grauen Würfels –vier mal<br />

vier Meter groß, grau, schlicht, funktional.<br />

Wereinen Euro eingeworfen<br />

hat, hat allerdings Pech: Rückgeld<br />

gibt es nicht.<br />

Passendes Kleingeld wäre also<br />

angebracht oder eine Kreditkarte<br />

mit NFC-Funktion –die kurzvor das<br />

Lesegerät gehalten wird. So geschah<br />

es am Dienstagvormittag beim<br />

neuen Klohäuschen an der Gustav-<br />

Meyer-Allee in Gesundbrunnen.<br />

Doch da streikte das elektronische<br />

Bezahlsystem. Kann ja mal passieren<br />

–estat dem Stolz vonUmweltstaatssekretär<br />

Ingmar Streese und Vertreternder<br />

FirmaWall keinen Abbruch.<br />

Schließlich hatten sie etwas vorzuzeigen:<br />

die erste neue „<strong>Berliner</strong> Toilette“,<br />

entwickelt und produziert in<br />

Velten. 190 weitere sollen Ende 2020<br />

vielerorts in Berlin stehen.<br />

Wechselvolle Historie<br />

Istman erst einmal ins Klohäuschen<br />

gelangt, steht man in einer Pfütze.<br />

Denn sobald jemand das Häuschen<br />

verlassen hat, reinigen sich die Toilettenschüssel<br />

und der Boden drumherum<br />

selbstständig. Doch das Wasser<br />

läuft offenbar nicht so richtig ab.<br />

Dafür lässt sich bei Bedarfder 20-<br />

minütige Besuch per Knopfdruck<br />

auf 40 Minuten verlängern. Danach<br />

öffnet sich die Tür automatisch.<br />

Auch einen SOS-Knopf gibt es. Neben<br />

der Verbindung mit der Wall-<br />

Leitzentrale fängt die Toilette dann<br />

erneut an zu sprechen und bittet per<br />

Lautsprecher mögliche Passanten in<br />

der Umgebung um Hilfe.<br />

Der erste Eindruck nach dem<br />

Test: Spülung und Waschbecken<br />

müssen per Knopfdruck betätigt<br />

werden, nur der Handtrockner funktioniert<br />

per Sensor. Hinzu kommt<br />

eine ungewöhnlich hohe Rückenlehne,<br />

die Rollstuhlfahrern das Sitzenerleichternsoll.<br />

Das neue Modell wirkt modern<br />

und sauber. Vor allem aber soll es<br />

barrierefrei und damit auch für Rollstuhlfahrer<br />

nutzbar sein. An diesem<br />

Dienstag bei der Präsentation des<br />

neuen Modells hatten sich auch Vertreter<br />

von Behindertenverbänden<br />

eingefunden. Ihr Fazit: Leider ist die<br />

Barrierefreiheit nicht komplett gegeben,<br />

am Eingang gibt es eine, wenn<br />

auch nur wenige Millimeter hohe<br />

Schwelle –eine hohe Hürde für manchen<br />

Rollifahrer.<br />

Schwelle genommen: Die „<strong>Berliner</strong> Toilette“ wird getestet.<br />

TOILETTENGESCHICHTE<br />

1820 ab 1834 1857<br />

• • •<br />

In jenem Jahr stand angeblich<br />

nahe der Nikolaikirche<br />

die erste öffentliche Latrine<br />

Berlins. Knapp 60 Jahre später,also<br />

ab 1878, folgten<br />

gusseiserne Häuschen, die<br />

„Café Achteck“ genannten<br />

wurden. Wasserwerkeund -<br />

leitungen besitzt Berlin erst<br />

seit 1856. Vorher holten die<br />

Bewohner ihr Wasser aus der<br />

Spree oder Brunnen.<br />

In dieser Zeit hatten nur die<br />

besseren Wohnungen Klosetträume<br />

–aber ohne Abfluss.<br />

Der Inhalt landete in<br />

geschlossenen Wagen, die<br />

Platz für etwa 100 verdeckte<br />

Eimer hatten. Der Inhalt der<br />

Eimer landete in den ersten<br />

unterirdischen Kloaken, die<br />

auch abfließenden Unrat<br />

aus Häusernund Rinnsteinen<br />

aufnahm.<br />

DPA/PAUL ZINKEN<br />

In diesem Jahr waren 341<br />

Häuser,hiervon314 Privathäuser,mit<br />

fließendem Wasser<br />

(kein Trinkwasser!) versehen<br />

–die Nachfragewar anfangs<br />

gering,die Leute waren<br />

skeptisch. Die ersten<br />

WCs soll es in den 70-ern<br />

gegeben haben, Baubeginn<br />

der Kanalisation war 1873,<br />

erst 20 Jahre später war das<br />

Radialsystem fertig.<br />

Zu einer modernen Toilette –vier<br />

Tonnen schwer,150 000 Euro teuer –<br />

gehört indigitalen Zeiten auch eine<br />

App. Wall hat unter dem Namen<br />

„<strong>Berliner</strong> Toilette“ einen Service fürs<br />

Smartphone aufgelegt, mit dem Besucher<br />

das nächste stille Örtchen in<br />

der Stadt finden, den Eintritt bezahlen<br />

und den Zustand desselben melden<br />

können. Praktische neue Welt.<br />

Am Gesundbrunnen steht nun<br />

die einfachste von vier Wall-Toiletten-Varianten.<br />

Anderehaben entweder<br />

noch ein kostenloses Urinal an<br />

der Seite,eine zusätzliche zweite Kabine<br />

oder einen Kiosk inklusive.<br />

Die „<strong>Berliner</strong> Toilette“ ist die<br />

nächste Generation der Klos von<br />

Wall in Berlin. Das 1976 im badischen<br />

Ettlingen gegründete Unternehmen<br />

gewann 1984 die Ausschreibung<br />

für BVG-Wartehallen und verlegte<br />

bald danach seinen Unternehmenssitz<br />

nach West-Berlin.<br />

DieWall AG erhielt 1993 den Zuschlag<br />

zum Betrieb von Toilettenhäuschen<br />

in Berlin. Es sollte ein qualitativer<br />

Höhepunkt in der äußerst<br />

wechselvollen Geschichte <strong>Berliner</strong><br />

Klokultur werden (siehe Kasten).<br />

FürWall lohnte sich der Toilettenbetrieb<br />

allein deswegen, weil die<br />

Firma das Recht erhielt, auf zahlreichen<br />

öffentlichen Flächen zu werben.<br />

Vorallem die aus dem eigenen<br />

Hause stammenden Buswartehäuschen<br />

waren eine Geldgrube.<br />

Doch mit der Bildung des rot-rotgrünen<br />

Senats war diese Form des<br />

privat-öffentlichen Gebens und<br />

Nehmens vorbei. Im Zuge seiner Rekommunalisierungskampagne<br />

kündigte<br />

Rot-Rot-Grün den Vertrag zum<br />

Jahresende 2018. Werbung und Klobetrieb<br />

wurden getrennt. Im vergangenen<br />

Juni wurde bekannt, dass Wall<br />

erneut den Klo-Zuschlag bekam.<br />

Jährlich zehn Millionen Euro<br />

Das Unternehmen verpflichtete<br />

sich, eine neue,barrierefreie Klo-Serie<br />

zu entwickeln, zu produzieren<br />

und zu betreiben: die „<strong>Berliner</strong> Toilette“.<br />

Heute stehen sieben Stück, 88<br />

weitere werden noch in diesem Jahr<br />

dazukommen. Ende 2020 sollen es<br />

190 Stück sein, insgesamt werden es<br />

281 Anlagen sein. Der 15Jahre lang<br />

laufende Vertrag hat ein Volumen<br />

von 240 Millionen Euro, das Land<br />

Berlin stellt dafür jährlich 10 Millionen<br />

Euro in den Haushalt ein.<br />

Die Werbeflächen wurden unterdessen<br />

in vier Lose aufgeteilt. Los 1<br />

(maximal 169 Großwerbevitrinen<br />

und bis zu 883 Standardvitrinen oder<br />

Säulen) ging erneut an Wall. Los 2<br />

(2 500 Litfaßsäulen) erhielt die Firma<br />

ILG aus Stuttgart, Los 3(4000 Schilder<br />

an Masten) erhielt Mediateam<br />

Stadtservice aus Berlin, Los 4<br />

(430 Uhren) ging an die FirmaStröer.<br />

Linksextreme<br />

zieht es zum<br />

Wismarplatz<br />

1. Mai: Angeblich keine<br />

Demo mehr in Kreuzberg<br />

Der 1. Mai rückt näher und alles<br />

deutet darauf hin, dass Kreuzbergnicht<br />

mehr im Zentrum der traditionellen<br />

linksextremen Demonstration<br />

steht. Auf Plakaten wird<br />

schon länger zum„Revolutionären 1.<br />

Mai 2019“ am Wismarplatz in Friedrichshain<br />

aufgerufen. Motto: „Gegen<br />

die Stadt der Reichen“. Die gleiche<br />

Ankündigung steht im Internet.<br />

Bei der Polizei wurde die Demonstration<br />

zunächst nicht angemeldet.<br />

Das entspricht dem Vorgehen<br />

der vergangenen Jahre. Die Organisatoren<br />

verweigerten die Anmeldung,<br />

weil sie nicht mit der<br />

Polizei über die Strecke der Demonstration<br />

verhandeln wollten.<br />

Zuvor war schon auf der linksradikalen<br />

Internetseite Indymedia in<br />

diese Richtung diskutiert worden.<br />

Wegen des ausufernden Straßenfestes<br />

mit Zehntausenden Partybesuchernsei<br />

Kreuzbergfür die Demonstration<br />

nicht mehr geeignet, hieß es.<br />

Gleichzeitig spekuliert man möglicherweise<br />

in Friedrichshain auf die<br />

Nähe zu den früher besetzten Häuserninder<br />

Rigaer Straße.<br />

Der Abend des 1. Mai verlief im<br />

vergangenen Jahr in Kreuzberg so<br />

wenig gewalttätig wie lange nicht.<br />

Die linksautonome Demonstration<br />

mit Tausenden Teilnehmern endete<br />

noch im Hellen ohne den üblichen<br />

großen Gewaltausbruch.<br />

In diesem Jahr könnte der Protest<br />

wegen der Debatten um steigende<br />

Mieten und Enteignungen wieder<br />

mehr Zulauf finden. Zudem heizte<br />

ein Polizeieinsatz gegen eine Ladenbesetzung<br />

am Sonnabend die Stimmung<br />

in der Szene auf.<br />

Zwei weiterelinke Demonstrationen<br />

rund um den 1. Mai stehen<br />

schon fest. Erneut wollen am Abend<br />

des 30. April zahlreiche Menschen<br />

durch Wedding ziehen. „Unsere<br />

Häuser –unser Kiez –gegen die Stadt<br />

der Reichen“, lautet die Ankündigung.<br />

Am Mittag des 1. Maiist wieder<br />

eine teils satirische Aktion in Grunewald<br />

geplant. Im vergangenen Jahr<br />

liefen dort3000 Demonstranten am<br />

Nachmittag durch die Straßen. Einige<br />

bemalten, beklebten und beschädigten<br />

Autos und Häuser, was<br />

Ermittlungen der Polizei auslöste.<br />

Kreuzberg wird aber in diesem<br />

Jahr wieder mit den Folgen des „Myfest“<br />

kämpfen. Zwar bemüht sich das<br />

Bezirksamt, das Partygeschehen zu<br />

reduzieren. Es soll weniger Musikbühnen<br />

und mehr politische Reden<br />

geben. Ob diese Beschränkungen<br />

Zehntausende Partytouristen beeindrucken,<br />

ist ungewiss. (dpa)<br />

Meinen Ausbildungsplatz habe<br />

ich auf azubis.de gefunden!


12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />

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Berlin<br />

Wildbienen<br />

contra<br />

Radfahrer<br />

Insekten-Fund macht<br />

Radwegbau zum Problem<br />

VonNorbertKoch-Klaucke<br />

Für die Grünen in Berlin ist der<br />

Ausbau des umweltfreundlichen<br />

Radverkehrs genauso wichtig wie<br />

der Naturschutz. Doch das sorgt jetzt<br />

im BezirkSteglitz-Zehlendorffür ein<br />

Problem. Dort plant die grüne Umweltstadträtin<br />

Maren Schellenberg<br />

den Bau eines Teilstücks des Fernradweges<br />

Berlin-Leipzig mitten im<br />

GemeindeparkLankwitz, in dem gerade<br />

Wildbienen entdeckt wurden,<br />

die unter Artenschutz stehen.<br />

Zwischen Mühlenstraße und<br />

Sondershauser Straße ist die Anbindung<br />

an den Fernradweg geplant.<br />

Die EUzahlt dafür 705 000 Euro. Ein<br />

Teil der Strecke soll nach Willen des<br />

Bezirks mit etwa 100 Metern Länge<br />

und 3,20 Metern Breite durch den<br />

Park führen und nun gebaut werden.<br />

Bisher ist dort eine Wiesenallee, auf<br />

der jetzt der Naturschützer Nicolas<br />

Bramke (44) und seine Frau Kathrin<br />

(35) zahlreiche Wildbienennester<br />

entdeckten.<br />

Die kleinen Sandhügel auf dem<br />

Wiesenboden sind gut zu erkennen.<br />

Das Ehepaar sah, wie aus den Öffnungen<br />

Bienen herauskamen, fotografierten<br />

sie.„Etwa 50 Nester haben<br />

wir gezählt, aus denen unter anderem<br />

die Fuchsrote Sandbiene<br />

kroch“, sagt Nicolas Bramke. „Wildbienen<br />

stehen laut Bundesartenschutzverordnung<br />

unter besonderen<br />

Schutz. Der geplante Bau des<br />

Radweges im Park würde ihreNester<br />

und ihreBrutvernichten.“<br />

Dasbestätigt Dr.Melanie vonOrlow,<br />

Bienen-Expertin beim NABU<br />

Berlin. Über 320 Wildbienenarten<br />

gibt es in der Stadt. „Etwa die Hälfte<br />

ist vom Aussterben bedroht“, sagt<br />

sie.Wie in Lankwitz bauen Wildbienen<br />

gerade überall auf Wiesen Brutnester.<br />

Bis zu 70 Zentimeter tief ins<br />

Erdreich, um dort ihre Eier abzulegen.<br />

Etwa zehn Larven bleiben dort<br />

proNest ein Jahr lang im Boden, um<br />

im nächsten Frühjahr als neue Wildbienen-Generation<br />

zu schlüpfen.<br />

„Doch baut man darüber einen Asphaltweg,<br />

schließt man die Schlupflöcher<br />

der Nester, die nächste Bienengeneration<br />

kommt nicht heraus<br />

und stirbt“, sagt auch Experte Dr.<br />

Christian Schmid-Egger von der<br />

Deutschen Wildtierstiftung. „Die<br />

beste Alternative wäre, den Radweg<br />

auf eine andereStelle zu verlegen.“<br />

Diegäbe es 50 Meter entfernt vom<br />

Park an der Mühlenstraße bis zur<br />

Gallwitzallee. Die Strecke war vor<br />

Jahren noch für den Fernradweg vorgesehen<br />

–und nicht der Park. Aber<br />

der Bezirkänderte den Plan. „Für die<br />

Alternative Mühlenstraße müssten<br />

Ampelbereich und Teile der Fahrbahn<br />

für den Radweg umgebaut<br />

werden. Dafür müssten Bäume gefällt<br />

werden“, sagt die zuständige<br />

Stadträtin Schellenberg. Sie will nun<br />

die Bienen-Nester begutachten lassen,<br />

aber nicht den Park-Radweg<br />

aufgeben. „Bestätigt sich der Fund,<br />

werden wir eine Ausnahmegenehmigung<br />

beantragen, mit den Behörden<br />

nach einer Lösung suchen“, sagt<br />

Schellenberg. Doch Experte Schmid-<br />

Egger warnt bereits: „Eine denkbare<br />

Umsetzung der Nester geht nicht.“<br />

BMW feiert dreimillionstes Motorrad aus Spandau<br />

Es hätte sehr gut in die Zeit gepasst, hätte man sich bei BMW zur Feier<br />

des Jubiläums für den Elektroroller aus eigener Fertigung entschieden.<br />

Tatman aber nicht. Stattdessen setzte man auf vier Zylinder,207 PS und<br />

mögliche 299 km/h. So rollte am Dienstag im Spandauer BMW-Werk<br />

eine BMW S1000 RR als das dreimillionste Motorrad vom Band, das<br />

dortinden vergangenen 50 Jahren produziertwurde.1969 hatte BMW<br />

die vollständigeVerlagerung seiner Motorradproduktion vonMünchen<br />

Toter Union-Fan: Verdächtiger gefasst<br />

29-Jähriger soll sein Opfer vor Supermarkt in Prenzlauer Berg getötet haben. Festnahme in Finsterwalde<br />

VonPhilippe Debionne<br />

und Klaus Oberst<br />

ImFall des im Februar erstochenen<br />

Union-Fans hat die Polizei<br />

einen Tatverdächtigen im brandenburgischen<br />

Finsterwalde<br />

festgenommen. Nach Informationen<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> handelt sich dabei<br />

um den 29 Jahre alten Razvan C.,<br />

der bereits wegen Körperverletzung<br />

polizeibekannt ist. Der Mann mit rumänischenWurzeln<br />

soll ursprünglich<br />

aus Berlin stammen. Er war vor der<br />

tödlichen Messerattacke in die Kleinstadt<br />

im Landkreis Elbe-Elster gezogen,<br />

weil dort seine Lebensgefährtin<br />

wohnt. Die Polizei kam durch einen<br />

Hinweis aus der Bevölkerung auf die<br />

Spur desVerdächtigen, sagte ein Sprecher<br />

am Dienstag.<br />

Untersuchungshaft beantragt<br />

Der Mann wurde nach wochenlangen<br />

Ermittlungen der ersten Mordkommission,<br />

der <strong>Berliner</strong> Staatsanwaltschaft<br />

sowie des Brandenburger<br />

Landeskriminalamtes am Dienstag<br />

gegen acht Uhr morgens von der<br />

<strong>Berliner</strong> Bereitschaftspolizei überwältigt<br />

und festgenommen. Er<br />

wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft<br />

wenig später nach Berlin<br />

gebracht, wo er einem Ermittlungsrichter<br />

vorgeführtwurde.Gegen den<br />

Mann war bereits vorder Festnahme<br />

ein Haftbefehl wegen Mordes erwirkt<br />

worden. Dieser wurde ihm am<br />

Dienstagnachmittag verkündet. Anschließend<br />

wurde Razvan C. in Untersuchungshaft<br />

genommen.<br />

Die Sicherheitsbehörden stufen<br />

die Tat nach derzeitigem Ermittlungsstand<br />

als Mord ein. Nach Einschätzungen<br />

eines Ermittlers sei<br />

„das Mordmerkmal niederer Beweggrund<br />

in diesem Fall durchaus gegeben“,<br />

hieß es.<br />

Der Tatverdächtige soll den 19-<br />

jährigen Karl M. am Sonnabend, den<br />

9. Februar 2019 auf einem Supermarktparkplatz<br />

an der Stahlheimer<br />

Straße in Prenzlauer Berg aus nichtigem<br />

Grund erstochen haben. Nachdem<br />

er M. und dessen Begleiter zunächst<br />

als „Schwuchteln“ und „Hurensöhne“<br />

beschimpft hatte, zog er<br />

ein Messer und rammte es Karl M.<br />

unvermittelt in den Rücken. DasOpfer<br />

trug zum Zeitpunkt der Tateinen<br />

Rucksack mit dem Vereinsemblem<br />

des 1. FC Union Berlin. EinBegleiter,<br />

nach Berlin abgeschlossen. Seitdem hat so ziemlich jedes fabrikneue<br />

BMW-Motorrad, das weltweit gekauft wird, <strong>Berliner</strong> Luft in den Reifen.<br />

Mehr als 2000 Menschen arbeiten derzeit in dem Spandauer Werk.<br />

Täglich werden bis zu 800 Motorräder und Scooter gefertigt, aber mittlerweile<br />

geschieht das auch in Thailand, Brasilien, China und Indien –<br />

zum Teil aus Montagekits,die aus Berlin geliefertwerden. 2018 wurden<br />

in Spandau 122 000 Bikes produziert. DerElektroroller kam auf 2000.<br />

Trauer um KarlM.mit Blumen, Kerzen und<br />

einem Fan-Schal.<br />

DPA<br />

ein 15 Jahre alter Freund, hatte der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erzählt, er könne<br />

nicht ausschließen, dass Karl M. wegen<br />

seiner„Union-Klamotten“ angegriffen<br />

wurde. Der 15-Jährige wurde<br />

dem Vernehmen nach nicht attackiert.<br />

Direkt nach der Bluttat flüchtete<br />

der Täter in unbekannte Richtung.<br />

DerMann soll während der Tatin<br />

Begleitung einer Frau und eines<br />

Hundes gewesen sein. Die Polizei<br />

veröffentlichte später unscharfe Videosequenzen<br />

aus der Überwachungskamerades<br />

Supermarktes,in<br />

denen die Beine der Frau sowie der<br />

Feuer in Müggelheimer Ausflugslokal<br />

Ursache für den Brand ist noch unklar.Verletzt wurde niemand<br />

BMW<br />

Hund zu sehen waren. Laut Beschreibung<br />

der Beamten habe die<br />

Begleiterin schulterlanges dunkles<br />

Haar, sei hellhäutig, trug eine enge<br />

blaue Hose, dunkle Schuhe und einen<br />

roten Rucksack mit sich.<br />

UnklareRolle der Begleiterin<br />

Welche Rolle sie bei der Tatspielte,<br />

ist noch unklar. Ebenso, ob ihre<br />

Identität mittlerweile bekannt ist.<br />

Aus Polizeikreisen war zu erfahren,<br />

dass die Fahndungsmaßnahmen abgeschlossen<br />

seien. Weitere Festnahmen<br />

seien derzeit nicht geplant, hieß<br />

es.Für Hinweise wurden vonder Ermittlungsbehörden<br />

5000 Euro Belohnung<br />

ausgesetzt.<br />

Wasmit dem Hund des 29-jährigen<br />

Verdächtigen geschieht, ist unklar.<br />

Das Tier, ein Husky, war dabei,<br />

als Razvan C. von der Polizei gefasst<br />

wurde. Wenige Stunden nach der<br />

Festnahme saß der Hund vor dem<br />

Polizeirevier in Finsterwalde.Ein Polizist<br />

hielt ihn an der Leine,ein Maulkorb<br />

war nicht nötig. Unklar war zunächst,<br />

ob das Tier bei Bekannten<br />

des Verdächtigen unterkommen<br />

kann oder in ein Tierheim gebracht<br />

werden muss.<br />

POLIZEIREPORT<br />

Polizisten verletzt.<br />

In einem Rewe-Supermarkt in der<br />

Wrangelstraße in Kreuzbergkam es<br />

am Montagabend zu einer Rangelei<br />

zwischen einem Wachmann und einem<br />

starkalkoholisierten 44-Jährigen.<br />

Als der den Marktbetreten<br />

wollte,stellte sich ihm der Wachmann<br />

entgegen und verweigerte den<br />

Zutritt, weil ihm das Betreten des<br />

Hauses verboten worden war.Der<br />

44-Jährige nahm das Verbot nicht<br />

ernst. Als er auch einen Platzverweis<br />

negierte,rief der Sicherheitsmitarbeiter<br />

die Polizei. DerMann wurde<br />

festgenommen und in den Gewahrsam<br />

gebracht. Dabei verletzte er eine<br />

Beamtin und deren Kollegin.<br />

Gestochen und geschlagen.<br />

In einer Wohnung in der Schmidt-<br />

Knobelsdorf-Straße in Spandau haben<br />

sich am Abend zwei Männer gestritten<br />

und dabei gegenseitig<br />

schwer verletzt. Nach ersten Information<br />

der Polizei hatte der 41-jährige<br />

Wohnungsmieter einen flüchtigen<br />

Bekannten zu sich eingeladen.<br />

Beide tranken Alkohol. Dabei kam es<br />

aus bislang ungeklärter Ursache<br />

zum Streit. In dessen Verlauf schlug<br />

der Bekannte dem Mieter mit einem<br />

Totschläger ins Gesicht. Daraufhin<br />

stach der Mieter seinem Bekannten<br />

mit einem Messer in den Oberkörper.Der<br />

Messerstecher flüchtete anschließend<br />

aus der Wohnung. Ein<br />

Nachbar alarmierte Polizei und Feuerwehr.Der<br />

41-Jährige kam mit<br />

schweren Gesichtsverletzungen in<br />

eine Klinik. Sein Bekannter musste<br />

ebenfalls behandelt werden.<br />

Grünfläche in Brand gesetzt.<br />

Unbekannte setzten gesternNachmittag<br />

eine Grünfläche in Hohenschönhausen<br />

in Brand. Anwohner<br />

alarmierten gegen 15.30 UhrPolizei<br />

und Feuerwehr,nachdem sie den<br />

Brand in einer Grünanlage an der<br />

Falkenberger Chaussee bemerkt hatten.<br />

Rettungskräfte löschten die<br />

Flammen an einer Grasnarbe auf einer<br />

Fläche vonrund 2000 Quadratmetern.Verletzt<br />

wurde niemand. Polizisten<br />

leiteten ein Strafverfahren<br />

wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung<br />

ein.<br />

Opfer schwer verletzt.<br />

Bereits Anfang Aprilist ein 20-Jähriger<br />

bei einem versuchten Diebstahl<br />

in Kreuzbergschwer verletzt worden.<br />

Erst nach seinem Aufenthalt im<br />

Krankenhaus erstattete er am Montag<br />

Anzeige.Demnach war er am 1.<br />

April2019 gegen 19.30 Uhrvon einem<br />

Unbekannten im Park am<br />

Gleisdreieck geschlagen worden. Zuvorsaß<br />

er gemeinsam mit zwei Bekannten<br />

auf einer Treppe,als eine<br />

Gruppe junger Männer versuchte,<br />

seinen Rucksack und sein Mobiltelefon<br />

zu stehlen. Einer der Täter griff<br />

dann den 20-Jährigen unvermittelt<br />

an und schlug ihm wiederholt mit<br />

der Faust ins Gesicht. Er ließ von<br />

dem jungen Mann erst ab,als Passanten<br />

auf das Geschehen aufmerksam<br />

wurden. DieGruppe flüchtete.<br />

DasOpfer erlitt schwereGesichtsverletzungen.<br />

Sprayer erwischt.<br />

Zivilfahnder der Bundespolizei haben<br />

in Blankenburginder Nacht<br />

zum Dienstag zwei Sprayerauf frischer<br />

Tatfestgenommen. Diebeiden<br />

Ungarnwaren beobachtet worden,<br />

als sie eine abgestellte S-Bahn auf<br />

27 Quadratmeternbesprühten. Die<br />

Männer,32und 34 Jahrealt, wurden<br />

vernommen und anschließend freigelassen.<br />

Gegen sie wirdwegen<br />

Sachbeschädigung ermittelt.<br />

Im GemeindeparkLankwitz lebt auch die<br />

Fuchsrote Sandbiene. IMAGO IMAGES/STOCK&PEOPLE<br />

VonLutz Schnedelbach<br />

Nein, nicht schon wieder, sobeschrieben<br />

Köpenicker Feuerwehrleute<br />

das Gefühl, mit dem sie<br />

am Dienstagmorgen nach Müggelheim<br />

ausrückten. Sie waren alarmiertworden,<br />

weil im Neuhelgoländer<br />

Wegeine Gaststätte brannte. In<br />

dieser Straße befindet sich das Ausflugslokal<br />

„Neu-Helgoland“. Dieses<br />

Restaurant ist für Feuerwehrleute<br />

ein bekannter Ort. Das Lokal stand<br />

seit der Jahrtausendwende bereits<br />

zweimal in Flammen. 2002 brannte<br />

der Gebäudekomplex bis auf die<br />

Grundmauern nieder. Vor zwei Jahrenwurde<br />

das Areal durch Flammen<br />

erneut stark beschädigt. Diesmal<br />

brannte ein italienisches Lokal in<br />

derselben Straße.<br />

Das Feuer am Dienstagmorgen<br />

war im italienischen Restaurant „Di<br />

Mare“ ausgebrochen. Es befindet<br />

sich in derselben Straße,neben dem<br />

Hotel und Restaurant „Neu-Helgoland“,<br />

an der Mündung der Müggelspree<br />

in den Kleinen Müggelsee.<br />

150 Quadratmeter Dachfläche<br />

standen in Flammen. Die Feuerwehr<br />

brachte vier Menschen in Sicherheit.<br />

Verletzt wurde niemand.<br />

Nach vier Stunden waren die<br />

Flammen gelöscht. Ein Übergreifen<br />

der Flammen auf andere Gebäude<br />

konnte die Feuerwehr verhindern.<br />

Die Höhe des Schadens<br />

ist unklar. Auch die Ursache für<br />

das Feuer kennen die Mitarbeiter<br />

des Brandkommissariats nicht.<br />

Die Feuerwehrleute waren mit 60<br />

Beamten und mehreren Tankfahrzeugen<br />

angerückt. Denn in der<br />

Vergangenheit hatte es immer<br />

wieder Probleme mit der Wasserversorgung<br />

gegeben, weil ein Hydrant<br />

nicht gewartet war. „Dem<br />

wollten wir von Anfang an aus<br />

dem Weg gehen. Deshalb haben<br />

wir unser Wasser mitgenommen“,<br />

sagten Feuerwehrleute.<br />

Die Betreiber des Lokals wissen<br />

noch nicht, wann sie wieder öffnen<br />

werden. Trotz des schonenden Löschens<br />

mit Schaum sei der Schaden<br />

beträchtlich, hieß es.<br />

Sexualstraftäter stellten sich.<br />

Diemit Bildernaus einer Überwachungskamerastadtweit<br />

öffentlich<br />

gesuchten Sexualstraftäter haben<br />

sich am Montagabend auf einer Polizeiwache<br />

gestellt. Diebeiden Männer<br />

werden verdächtigt, am 12. August<br />

vergangenen Jahres an der Bushaltestelle<br />

Alt-PichelsdorfinSpandau<br />

eine Frau festgehalten, sexuell<br />

berührtund anschließend geschlagen<br />

zu haben. DieFrauerkannte die<br />

beiden Männer am Folgetag in einem<br />

Buswieder. (ls.)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 13 *<br />

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Berlin<br />

Partner in<br />

Diversität und<br />

Freiheit<br />

Regierender Bürgermeister<br />

besucht Buenos Aires<br />

Zum 25. Jubiläum der Partnerschaft<br />

zwischen Berlin und Buenos<br />

Aires haben beide Großstädte<br />

den Wunsch nach kultureller Zusammenarbeit<br />

bekräftigt. Berlins Regierender<br />

Bürgermeister Michael<br />

Müller (SPD) sagte am Montagabend<br />

(Ortszeit) in der argentinischen<br />

Hauptstadt, die Freiheit der<br />

Kultur sei wichtig für Entwicklung<br />

und Zusammenleben in den Metropolen.<br />

Der Kulturminister von Buenos<br />

Aires, Enrique Avogadro, sagte,<br />

die Partnerschaft beider Städte basiere<br />

auf freier Kultur, Erinnerung<br />

und Anerkennung der Diversität.<br />

Müller war bei der Einweihung eines<br />

gemeinsamen Werks der <strong>Berliner</strong><br />

Urban-Art-Künstler Die Dixons,<br />

Boogie und Size Twosowie der Argentinierin<br />

Fio Silva dabei. Auf der<br />

Wandmalerei an der Front des Kulturzentrums<br />

Carlos Gardel gesellt<br />

sich ein <strong>Berliner</strong> Bär zu argentinischen<br />

Vögeln.<br />

Müller sagte, man erlebe vor den<br />

Europa-Wahlen in vielen Ländern,<br />

dass rechte wie linke Populisten die<br />

Freiheit in Medien und Wissenschaft<br />

sowie die Gleichberechtigung von<br />

Mann und Frau infrage stellten. Er<br />

besuchte am Montag in Buenos Airesauch<br />

das jüdische Forschungsinstitut<br />

IWO, dessen Archive der jüdischen<br />

Emigration aus der NS-Zeit<br />

1994 durch einen Bombenanschlag<br />

gegen das jüdische Gemeindehaus<br />

AMIA schwer beschädigt worden<br />

waren. Damals wurden 85 Menschen<br />

getötet. Tausende geborgene<br />

Fragmente der Dokumente werden<br />

seit Ende 2018 mit Scanner-Technik<br />

des <strong>Berliner</strong> Fraunhofer IPK virtuell<br />

rekonstruiert. (dpa)<br />

Spaß in Buenos Aires: Michael Müller und<br />

Enrique Avogadro (Mitte l.). DPA/VILLALOBOS<br />

Weddinger Pharma-Zentrale: Der Leverkusener Bayer-Konzernhatte 2006 die Schering AG übernommen. Heute führtBayer von dortaus seine gesamte Pharmasparte. IMAGO IMAGES<br />

Unruhiger Wedding<br />

Bayer streicht jede siebte Stelle in Deutschland. Möglicherweise sind in Berlin bis zu 600 Jobs betroffen<br />

VonJochen Knoblach<br />

Nachdem der Leverkusener<br />

Bayer-Konzern im<br />

vergangenen Herbst die<br />

Streichung von weltweit<br />

12000 Stellen angekündigt hatte,wird<br />

man nun konkreter:4500 Jobs sollen<br />

davon bis 2021 in Deutschland wegfallen.<br />

Das ist jeder siebente Bayer-<br />

Arbeitsplatz im Land. Mehr Wettbewerbsfähigkeit<br />

und mehr Profitabilität<br />

sei das Ziel, hieß es.Durch die Restrukturierung<br />

will der Konzern<br />

weltweit ab 2022 pro Jahr 2,6 Milliarden<br />

Euro einsparen.<br />

Wenngleich betriebsbedingte<br />

Kündigungen bis 2025 ausgeschlossen<br />

sind, und Bayer den Mitarbeitern<br />

in den betroffenen Bereichen<br />

Abfindungen sowie Frühverrentung<br />

anbietet, ist die Unsicherheit groß.<br />

Denn was der Stellenbau für die einzelnen<br />

Bayer-Standorte bedeutet, ist<br />

weiterhin offen. Genaueres könne<br />

man noch nicht sagen, hieß es am<br />

Dienstag in der Firmenzentrale in<br />

Leverkusen. Wann dann? Keine Auskunft.<br />

„Die Projekte machen Fortschritte“,<br />

so ein Sprecher.<br />

Auch in Berlin müssen somit viele<br />

Mitarbeiter weiter um ihren Job<br />

fürchten. Bayer gehört in dieser<br />

Stadt zu den 20 größten Arbeitgebern.<br />

Vomfrüheren Schering-Komplex<br />

an der Weddinger Müllerstraße<br />

aus wird die gesamte Pharma-Division<br />

des Leverkusener Konzerns geführt.<br />

Die brachte es zuletzt auf einen<br />

Jahresumsatz vonknapp 17 Milliarden<br />

Euro und verantwortete damit<br />

immerhin gut 40 Prozent des<br />

gesamten Konzernumsatzes. Etwa<br />

5000 Mitarbeiter hat das Unternehmen<br />

in Berlin.<br />

Aber ist das vonDauer? „Berlin ist<br />

und bleibt der Sitz der Leitung des<br />

weltweiten Pharmageschäfts von<br />

Bayer“, versicherte Oliver Renner,<br />

Sprecher der Pharma-Sparte des<br />

Konzerns,amDienstag. Wohl zu wenig,<br />

um die Stimmung insbesondere<br />

unter den etwa 2000 Mitarbeiternim<br />

Weddinger Forschungs- und Entwicklungsbereich<br />

zu beruhigen.<br />

Grund für die Verunsicherung ist ein<br />

internes Umstrukturierungsprogramm<br />

namens „Super Bowl“, mit<br />

dem Bayer seine weltweite Pharma-<br />

Forschung neu ausrichten will. Dem<br />

Vernehmen nach sollen Forschungsaufträge<br />

stärker als bisher nach außen<br />

vergeben werden, was intern<br />

skeptisch und sogar als äußerst risikoreich<br />

für das Unternehmen betrachtet<br />

wird. Wenngleich Firmen-<br />

„Die Pläne des Unternehmens<br />

gehen an die Substanz.“<br />

Aus einer Information des Bayer-Gesamtbetriebsrats<br />

sprecher Renner am Dienstag erneut<br />

beteuerte, dass Berlin als Forschungsstandort<br />

nicht von Bayer<br />

aufgegeben werde, befürchtet man<br />

in der Belegschaft hier den Verlust<br />

vonbis zu 600 Jobs in der Forschung.<br />

Tatsächlich entwickelt sich das<br />

Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten<br />

träge. Vor allem aber müssen<br />

bei den verschreibungspflichtigen<br />

Arzneien neue Wachstumstreiber<br />

geschaffen werden, da in einigen<br />

Jahren der Patentschutz für wichtige<br />

Umsatzbringer wie den Gerinnungshemmer<br />

Xarelto oder das Augenmedikament<br />

Eylea wegfallen wird. Insbesondere<br />

Xarelto gilt mit einem Erlös<br />

von 3,6 Milliarden Euro und einem<br />

Wachstum von zehn Prozent<br />

allein im vergangenen Jahr als das<br />

mit Abstand umsatzstärkste Medikament<br />

des Konzerns.<br />

Allerdings hat Bayermit eben diesem<br />

Medikament auch einigen Ärger.Vor<br />

gut zwei Wochen erst zogder<br />

Konzern einen Schlussstrich unter<br />

etwa 25 000 Klagen wegen möglicher<br />

Gesundheitsschäden durch Xarelto.<br />

WieBayer selbst mitteilte,hatte man<br />

sich zusammen mit Partnerunternehmen<br />

Janssen Pharmaceuticals<br />

mit den Klägern grundsätzlich auf<br />

die Zahlung von zusammen umgerechnet<br />

686 Millionen Euro geeinigt.<br />

EinVergleich, der Bayer gut 340 Millionen<br />

Euro kostete.<br />

Darüber hinaus hat Bayer nach<br />

wie vormit den Auswirkungen der 63<br />

Milliarden teuren Übernahme des<br />

US-Unternehmens und Glyphosat-<br />

Herstellers Monsanto zu kämpfen.<br />

Tausende Glyphosat-Klagen sind allein<br />

in den USA anhängig und beunruhigen<br />

die Anleger. Mussten für<br />

eine Bayer-Aktie im Mai vergangenen<br />

Jahres noch 103 Euro gezahlt<br />

werden, so kostete das Papier gestern<br />

nur noch 61 Euro. Der Börsenwert<br />

des Konzerns schrumpfte in elf<br />

Monaten um 40 Milliarden Euro.<br />

Brandbrief<br />

an<br />

Akelius<br />

Lichtenbergs Bürgermeister<br />

ärgert sich über hohe Mieten<br />

Michael Grunst (Linke) hat sich<br />

mit einem Brief beim Wohnungskonzern<br />

Akelius beschwert.<br />

Der Grund: Für eine 45,92 Quadratmeter-Wohnung<br />

in der Egmontstraße<br />

4anahe des S-Bahnhofs Lichtenberg<br />

verlangt der Konzern eine<br />

Kaltmiete von800 Euro.Viel zu teuer<br />

sei das,findet der Bürgermeister.<br />

Grunst hat die Warmmiete für die<br />

Wohnung auf etwa 920 Euro geschätzt.<br />

„Das entspricht einem<br />

Quadratmeterpreis von 20Euro. Sie<br />

haben offenkundig keineVorstellung<br />

darüber, was die Lichtenberger derzeit<br />

an Einkommen generieren. Ihr<br />

Wohnungsangebot greift aus meiner<br />

Sicht in das soziale Gefüge des Kiezes<br />

ein“ ,schreibt er in dem Brief, der der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegt. Mit dem<br />

durchschnittlichen Einkommen von<br />

1600 Euro sei die Wohnung für <strong>Berliner</strong><br />

nicht bezahlbar, schreibt er weiter.<br />

Der Mietspiegel liege im Wohngebiet<br />

um die<br />

Egmontstraße<br />

zwischen 4,81<br />

Euro und 9,21<br />

Euro. „Diese<br />

Wohnung kostet<br />

nun 17,80 Euro<br />

kalt den Quadratmeter.<br />

Mit<br />

Ausstattung<br />

kann man dafür<br />

aber maximal 8<br />

SABINE GUDATH<br />

Michael Gunst<br />

(Linke)<br />

Euro verlangen. Wirwerden alles unternehmen,<br />

um gegen solche Angebote<br />

vorzugehen“, sagte er gestern<br />

auf Nachfrage.Michael Grunst bittet<br />

Akelius, die in Berlin 13 700 Wohnungen<br />

vermietet, zu einem Gespräch.<br />

Rechtlich gesehen hat er wenig<br />

Möglichkeiten Zwang auszuüben.<br />

DasHaus in der Egmontstraße<br />

4a gehört Akelius.„Der neue Mieter<br />

kann sich beschweren. Wir werden<br />

als Bezirk versuchen, dass Milieuschutzgebiet<br />

auszuweiten“, sagte er.<br />

Akelius teilt mit: „Die Miethäuser<br />

werden behutsam modernisiert.<br />

Mieterhöhungen nach Modernisierungen<br />

werden auf etwa 3–5 Jahre<br />

gestreckt. Kein Mieter soll aufgrund<br />

von Modernisierungen ausziehen<br />

müssen.“ DieEntwicklung in der Egmontstraße<br />

4a sei konform mit der<br />

Mietpreisbremse. Die Wohnung sei<br />

umfassend saniert worden, nachdem<br />

der Mieter ordentlich im Frühjahr<br />

2018 gekündigt hatte.Die Nachfrage<br />

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·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Der nächste Schritt<br />

ELYASM’BAREK<br />

wurde mit Filmen wie denen der<br />

„Fack ju Göhte“-Trilogie berühmt,<br />

war inzwischen auch in „Willkommen<br />

bei den Hartmanns“ und „Dieses<br />

bescheuerte Herz“ zu sehen.<br />

M“Barek ist seit Jahren einer der<br />

größten Filmstars Deutschlands.Mit<br />

„Der Fall Collini“, der am 18. Aprilin<br />

die Kinos kommt und dessen Premiere<br />

am Dienstagabend im Zoo-<br />

Palast gefeiertwurde,geht er nun einen<br />

weiteren Schritt in seiner Entwicklung.<br />

Die Buchvorlage von Ferdinand<br />

von Schirach kannte<br />

M“Barek, bevor ihm die Filmrolle<br />

angeboten wurde. „Ich bin ein großer<br />

Fan und habe alle seine Bücher<br />

gelesen, bis auf das Neueste.“<br />

Weil er zur Vorbereitung bei Verhandlungen<br />

war, hat der Schauspieler<br />

den Vergleich: „So groß, wie im<br />

Film, sind Gerichtssäle normalerweise<br />

nicht. Wir haben versucht,<br />

große Bilder zu erzeugen.“<br />

Den Altstar des Films, Franco Nero,<br />

kannte M„Barek zuvor nicht.„Wir sind<br />

bei den Dreharbeiten Fans voneinander<br />

geworden. Ichhabe ihn gerade in<br />

Rombesucht, war dortmit ihm in seinem<br />

Lieblingsrestaurant.“ Unddann<br />

hat Franco Nero dafür gesorgt, dass er<br />

in denVatikan konnte,ohne sich in die<br />

Touristenschlange einreihen zu müssen.<br />

M Barek spricht entsprechend<br />

begeistert von ihm: „Ich kann jedem,<br />

der nach Rom reist, nur empfehlen,<br />

Franco Nero anzurufen.“<br />

CHRISTOPH MÜLLER<br />

freut sich angesichts des Ergebnisses<br />

über den Besetzungscoup mit Elyas<br />

M“Barek: „Ich bin begeistert, wie<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Elyas M’Barek spielt im großen<br />

Kino-Drama „Der Fall Collini“<br />

einen Anwalt<br />

Leben als Film: Inka Bessin Zusammen im Vatikan: Elyas M'Barek mit Schauspieler Franco Nero<br />

Alexandra Maria Lara mit Mann C. SCHULZ (3)<br />

sich Elyas in diese Anwaltsrolle reingefuchst<br />

hat. Sein Engagement ist<br />

das Beste, was dem Film passieren<br />

konnte.“ Der Produzent wusste<br />

schnell, dass er dieses Buch verfilmen<br />

wollte: „Toll, wie Ferdinand von<br />

Schirach hier eine hoch emotionale<br />

Story mit einem skandalösen Ereignis<br />

in der deutschen Nachkriegsgeschichte<br />

kombinierthat –und dabei<br />

auch so wichtige Fragen aufwirft:<br />

Wasist Gerechtigkeit? Wasist Recht?<br />

Wie starr ist ein Justizsystem?“ Für<br />

Müller war MarcoKreuzpaintner der<br />

richtige Regisseur für diese schwierige<br />

Aufgabe: „Weil er ein politisch<br />

versierter Regisseur ist, der stets eine<br />

Haltung zeigt.“<br />

FRANCO NERO<br />

las sich zuerst das Drehbuch durch.<br />

Dann schaute sich der 77-Jährige<br />

den Film „Trade“ von Regisseur<br />

Marco Kreuzpaintner an. Die Einladung<br />

für Kreuzpaintner auf die<br />

Terrasse von Neros Wohnung in<br />

Rom vermittelte dann schon mal<br />

die Botschaft, dass die Filmlegende<br />

nicht abgeneigt war. Nero erinnert<br />

sich: „Ich mochte das Drehbuch,<br />

ich mochte die Geschichte, aber<br />

erst der Besuch von Marco Kreuzpaintner<br />

bei mir zu Hause inRom<br />

hat mich dazu gebracht, die Rolle<br />

anzunehmen. Wir hatten ein sehr<br />

nettes Mittagessen, bei dem wir<br />

über die Filmfigur sprachen. Marco<br />

war mir äußerst sympathisch und<br />

hat mich davon überzeugt, Collini<br />

zu spielen.“ Die Rolle, inder er als<br />

unbescholtener Bürger zum Mörder<br />

wird, weil ihn ein reeller Justizskandal<br />

um die Chance auf Gerechtigkeit<br />

gebracht hat, war für<br />

ihn eine besondere: „Collini ist ein<br />

sehr einsamer und schweigsamer<br />

Mensch, der nicht viele Worte<br />

spricht. Deshalb musste ich fast alles<br />

nur mit meinem Gesicht ausdrücken.“<br />

ALEXANDRA MARIA LARA<br />

freut sich, dass es endlich mal geklappt<br />

hat: „Marco und ich wollen<br />

schon seit Jahren zusammen arbeiten.“<br />

Dieses Projekt war dafür perfekt:<br />

„Wir erzählen so eine wichtige<br />

Geschichte mit Spannung und Moral.“Bgleitet<br />

wurdesie vonEhemann<br />

SamRiley,ebenfalls Schauspieler.<br />

JANNIS NIEWÖHNER<br />

freut sich über die Rolle, die er spielendurfte.<br />

Über dieaber zuvornicht<br />

viel verraten werden darf, umnicht<br />

die Spannung zu verderben. Nur<br />

dies:„Solche bösen Rollenbekomme<br />

ichnicht oftangeboten. Dasist nicht<br />

der Typ, als den man mich sonst<br />

sieht.“<br />

ILKA BESSIN<br />

ging besonders gut gelaunt zur Premiere.<br />

Die Künstlerin, die als Cindy<br />

aus Marzahn berühmt wurde, erzählte<br />

am Rande, dass das Projekt<br />

der Verfilmung ihres Lebens Fortschritte<br />

macht. „Ich bin schon besonders<br />

gespannt, wermich als Kind<br />

spielen wird.“<br />

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Wegen der großen Zahl der Zuschriften<br />

ist es uns leider nicht möglich, alle Briefe zu<br />

beantworten oder abzudrucken.<br />

Die Redaktion behält sich das Recht<br />

sinnwahrender Kürzungen vor.<br />

Unter Kollegen spielt<br />

so etwas keine Rolle<br />

Thema: „Grenzerfahrungen in Ost und<br />

West“ von Sabine Rennefanz<br />

(4. April)<br />

Mirerscheint die Diskussion zu dem<br />

Thema sehr selbstausgedacht von<br />

Leuten, die keine wirklichen Probleme<br />

haben. Meine Chefin und<br />

meine direkte Vorgesetzte sind beide<br />

„Ossis“, vermute ich. Unter den Kollegen<br />

spielt so etwas keine Rolle. Ich<br />

weiß gar nicht bei allen, ob er oder<br />

sie sich als Ossi oder Wessi fühlt.<br />

Thomas Markt, per E-Mail<br />

Um es gleich zu sagen: Ich bin ein<br />

Ossi und stolz darauf! Wasmich 30<br />

Jahre nach der Angliederung der<br />

DDR an die BRD verwundertund erregt,<br />

ist die in seltsamer Stärke aufkommende<br />

Diskussion über die Benachteiligung<br />

der „Ossis“. Warum<br />

erst jetzt? Respekt wirdeingefordert.<br />

Etwas,das der überwiegende Teil der<br />

DDR-Bürger 1989/1990 vermissen<br />

ließ. Man ersehnte das Schlaraffenland,<br />

folgte der D-Mark und musste<br />

dann die Bauchlandung im wahren<br />

Leben wahrnehmen. Respekt kann<br />

man nicht per Dekret einfordern.<br />

Man muss ihn sich durch Leistung,<br />

Selbstbewusstsein und persönliche<br />

Haltung verdienen, erkämpfen. Die<br />

Unterwürfigkeit vieler meiner ehemaligen<br />

Landsleute unter das System<br />

der Alt-BRD ließ genau das vermissen.<br />

Dabei hätten wir alle in der<br />

sogenannten Zeit der Wende allen<br />

Grund gehabt, auf uns und das<br />

durch uns Erreichte stolz zu sein.<br />

Wasjetzt in vielen ostdeutschen Regionen<br />

geschieht, ist fatal und gefährlich.<br />

Aber wurde es nicht über<br />

Jahre hinweg durch Ignoranz gefördert<br />

und geschürt? Der Trend, sich<br />

radikalen Parteien und Gruppierungen<br />

anzuschließen oder ihren<br />

dumpfen Parolen zu folgen: Enttäuschte<br />

Seelen sind leider ein wirklich<br />

guter Nährboden dafür.<br />

Bernd Heyde, per E-Mail<br />

Also Leute, nehmt den<br />

Klimawandel endlich ernst<br />

Magazin: „Halleluja, Kinder“ von Jochen-Martin<br />

Gutsch<br />

(30. März)<br />

Wir werden als Ältere die Katastrophe<br />

wahrscheinlich nicht mehr erleben.<br />

Aber bei den Jugendlichen ist<br />

deren Leben in großer Gefahr. Deswegen<br />

ist die Diskussion über das<br />

Schuleschwänzen am Freitag nichtig.Wenn<br />

in zehn Jahren Holland untergegangen<br />

ist, wird sich kein<br />

Mensch über das Schuleschwänzen<br />

in Deutschland zehn Jahrevorher erregen.<br />

Also liebe Leute,steigt voneurem<br />

hohen Ross, habt Verständnis<br />

für die Jugend, nehmt den Klimawandel<br />

endlich ernst.<br />

Götz Heinze,<br />

Berlin-Charlottenburg<br />

Greta Thunberg hat einen weltfremden<br />

Kinderkreuzzug ausgelöst. Die<br />

Gesetzesverstöße gegen die Schulpflicht<br />

müssen unterbunden werden.<br />

Es könnte ebenso nach Schulschluss<br />

oder samstags demonstriert<br />

werden.<br />

Utz Römer,<br />

per E-Mail<br />

Aufräumarbeiten nach dem Zweiten WeltkrieginOst-Berlin, Sommer 1945<br />

Wirwollten leben<br />

Titel: „Ostdeutsche fordernmehr Respekt“<br />

(4. April)<br />

Joachim Gauck sagt: „Die SED hat doch das Land 40 Jahreheruntergewirtschaftet!“Wir,<br />

besonders die Frauen und die Jungen, haben damals<br />

in vielen vielen Aufbaustunden nach der eigentlichen Arbeit die Trümmer<br />

des kaputten und besiegten Deutschland weggeräumt. Daswaren<br />

tatsächliche wie geistige Trümmer.Dem Osten half kein Marshall-Plan.<br />

Lieber Palast-Blume als Einheits-Wippe<br />

Report: „Die Frage der Blume“ von Maritta<br />

Tkalec<br />

(6. April)<br />

Ich fordere nachdrücklich die Aufstellung<br />

der originalen Gläsernen<br />

Blume und nicht irgend eines Surrogates<br />

im neuen <strong>Berliner</strong> Schloss,um<br />

die Würde des Ortes und seiner Geschichte<br />

zu bewahren. Der Abriss<br />

des Palastes der Republik erinnertin<br />

beschämender Weise an das hasserfüllte<br />

Kultur-Banausentum, das Walter<br />

Ulbricht mit dem Abriss des alten<br />

<strong>Berliner</strong> Schlosses an den Taglegte.<br />

Nurerscheint der Abriss des Palastes<br />

der Republik noch peinlicher,weil er<br />

erst in unserer Zeit und in einem demokratischen<br />

Staat verfügt und<br />

durchgeführt wurde. Dem schließt<br />

sich die Nicht-Aufstellung der originalen<br />

Gläsernen Blume in dem<br />

neuen Schloss nahtlos an.<br />

Joachim Bohm,<br />

Berlin-Altglienicke<br />

Am Ende gibt es nur ein Fazit: Es ist<br />

politisch einfach nicht gewünscht,<br />

das Ostberliner Erinnerungsstück zu<br />

zeigen. Die Aufstellung der Miniatur<br />

in einer Größe von 50Zentimetern<br />

ist eher einer Verhöhnung. Für eine<br />

nichtssagende, hässliche und total<br />

überteuerte Wippe sind 17 Millionen<br />

Euro kein Problem. Unsensibles<br />

Protzen, das kann Berlin besonders<br />

gut. Um endlich mal zu zeigen, dass<br />

man diese Handlungsweisen nicht<br />

mehr hinnimmt, sollte tatsächlich<br />

demontiertwerden. Ichbin dabei!<br />

Margit Möllers,<br />

per E-Mail<br />

Als der Palast der Republik abgerissen<br />

wurde, war ich traurig und erbost<br />

über die Entscheidung. Andere<br />

asbestbelastete Gebäude wie das<br />

ICC wurden nicht abgerissen. Ich<br />

hielt das für eine politische Entscheidung.<br />

Bloß alles „Böse“ der DDR<br />

weg. Deshalb habe ich das Humboldt<br />

Forum anfangs abgelehnt.<br />

Nachdem ich es letztes Jahr zur Langen<br />

Nacht der Museen anschauen<br />

konnte, bin ich schon gespannt auf<br />

das fertige Gebäude.<br />

Ich würde es gut finden, wenn<br />

Teile der Innenausstattung vom Palast<br />

im Humboldt Forumstehen. Die<br />

Gläserne Blume wäre für mich ein<br />

besseres Zeichen (wegen der schönen<br />

Erinnerungen, die man dort<br />

hatte) als die Einheitswippe, die davoraufgestellt<br />

werden soll.<br />

GabyFalk, per E-Mail<br />

Der Beitrag zum Umgang mit der<br />

Gläsernen Blume hat uns erneut vor<br />

Augen geführt, wie nicht nur beim<br />

Abriss des Palastes der Republik Meinungen<br />

und Hoffnungen der Menschen<br />

mit Füßen getreten wurden.<br />

Sogar nach 30 Jahren Einheit<br />

Deutschlands wird weiter nach Kolonialherrenmanier<br />

gehandelt. Die<br />

Gläserne Blume,die Millionen Menschen<br />

erfreut hat, wurde zugemüllt.<br />

Das Schaffen des Künstlers wurde<br />

nicht nur negiert, sondern beim<br />

Nachbau eines kleinen Modells<br />

wurde er nicht einmal befragt oder<br />

einbezogen.<br />

Heinz Birch, per E-Mail<br />

Leider habe ich die Gläserne Blume<br />

als West-<strong>Berliner</strong>in nie gesehen, obwohl<br />

nach der Maueröffnung der Palast<br />

der Republik noch stand. Ich<br />

wusste schlicht nichts vonihrer Existenz.<br />

Wieschade! Umso mehr würde<br />

ich mich über ein Wiederauferstehen<br />

in ihrer ganzen Pracht im Humboldt<br />

Forumsehr freuen.<br />

Regina Hirschmann, per E-Mail<br />

Die Blume ist als DDR-Kulturgut<br />

auch Teil der deutschen Kulturgeschichte<br />

und gehörtnicht vergraben.<br />

Im übrigen sehe ich sie auch als<br />

Symbol zur Unterstützung der 16-<br />

jährigen schwedischen Klimaaktivistin.<br />

Das Zerwürfnis der beiden<br />

Schöpfer halte ich angesichts der<br />

Problematik für schade.<br />

Dieter Pohl, per E-Mail<br />

Die „Gläserne Blume“ genannte<br />

Großplastik zierte zum Vergnügen<br />

eines Millionen zählenden Publikums<br />

das Foyer des Palastes der Republik.<br />

Dass die vomDeutschen Historischen<br />

Museum eingelagerten<br />

Bestandteile der Plastik in einer Abstellkammer<br />

gelandet sind, die vor<br />

Gutachtern und Restaurierungsfachleuten<br />

sorgfältig verschlossen<br />

wird, soll wohl die Aufstellung verhindern.<br />

Stattdessen soll –gegen den<br />

Protest eines der beiden Urheber –<br />

ein Miniatur-Modell die Gläserne<br />

Blume sowohl in einer Ausstellung<br />

des Stadtmuseums wie später im<br />

Humboldt Foruminder „Geschichte<br />

des Ortes“ vertreten. Abgesehen von<br />

INTERFOTO/GRANGER, NYC<br />

Die Russen litten durch den Krieg mehr als die Deutschen. Bei denen<br />

war nichts zu holen. An sie musste Ostdeutschland eher noch Reparationen<br />

liefern. Wir, die Jungen, wollten mit großem Enthusiasmus dieses<br />

kaputte Leben, das uns die alte Generation hinterließ, überwinden.<br />

Wir wollten leben. Man sollte doch bei der Wahrheit bleiben, die Vergangenheit<br />

und ihreZeit differenzierter beurteilen.<br />

Rita Kuba, per E-Mail<br />

der urheberrechtlichen Absurdität<br />

ist dies eine Verlegenheitslösung, die<br />

Protest herausfordert. Offenbar sollen<br />

Besucher nicht wahrnehmen,<br />

dass der abgerissene Vorgängerbau<br />

ein beispielhaftes Werk auf dem Feld<br />

architekturbezogener Kunst enthielt.<br />

Das ist ein Umgang mit kulturellem<br />

Erbe überwundener geschichtlicher<br />

Perioden, ohne Stärke<br />

und Selbstbewusstsein.<br />

Friedrich Dieckmann,<br />

Berlin-Treptow<br />

Wichtige Information für unsere Anzeigenkunden:<br />

Vorgezogener<br />

Anzeigenschluss<br />

Ostern 2019<br />

Erscheinungstag Anzeigenschluss Rubrik<br />

Sa./So., 20.04./21.04.2019<br />

Hauptprodukt Do., 18.04.19, 10 Uhr Bauen/Kapitalmarkt<br />

Dienstleistung u.a.<br />

Veranstaltungen<br />

Traueranzeigen<br />

redaktionelle Anzeigen<br />

Vorprodukt „Wochenende“ Mi., 17.04.19, 10 Uhr<br />

Mi., 17.04.19, 12 Uhr<br />

Automarkt<br />

Stellenmarkt<br />

Bildungsmarkt<br />

Reisemarkt<br />

Immobilienwelten Mi., 17.04.19, 15 Uhr Immobilienmarkt<br />

Zusätzlich zu den Radfahrern<br />

auch rasende Rollerfahrer<br />

Titel: „Da rollt wasauf uns zu“ von Theresa<br />

Dräbing<br />

(4. April)<br />

Weder Herr Scheuer oder seine Ministerialbeamten<br />

haben in den letzten<br />

zehn Jahren jemals ihren Fußauf<br />

einen Bürgersteig in einer deutschen<br />

Großstadt gesetzt. Denn ansonsten<br />

würden sie nicht auf so eine absurde<br />

Idee kommen. Erstaunlich auch das<br />

Tempo, mit dem dieses Gesetz<br />

durchgesetzt werden soll.Wemnutzt<br />

es also, dass zusätzlich zu den Radfahrernnun<br />

auch noch rasende Rollerfahrer<br />

die Fußgänger von den<br />

Fußwegen verdrängen. Unddas alles<br />

unter dem Ökomäntelchen. Ökologisch<br />

korrekt wären dann doch eher<br />

Tretroller –gut für die Gesundheit<br />

und gut für die Umwelt.<br />

B. Manteufel, Berlin-Wilhelmshagen<br />

Selbst anpacken: Da wird<br />

der Subbotnik neu erfunden<br />

Facebook: „Berlin soll schöner werden:<br />

Selbst anpacken, wo Politik<br />

nichts auf die Reihe bekommt“ von<br />

Ruth Herzberg<br />

(9. April)<br />

Das wäre doch zur Abwechslung<br />

eine sinnvolle Tätigkeit für die „Fridays<br />

for Future“ Aktivisten.<br />

Petra Messemer<br />

Sie meinen, die Kinder sollten in jeder<br />

Beziehung den Dreck der Erwachsenen<br />

wegmachen? Anne Ly Bu<br />

Wassollen Kinder heutzutage denn<br />

noch alles geradebiegen, was Sieund<br />

Ihresgleichen jahrzehntelang vermüllt<br />

haben? Etwas Eigenverantwortung<br />

stünde Ihnen ganz gut.<br />

Clara-Sophie Clemen<br />

Da wird der Subbotnik neu erfunden.<br />

Ich bin begeistert. Mal wieder<br />

hat es nur 30 Jahregedauert, um mitzubekommen,<br />

dass nicht alles<br />

schlecht war. Mirko Westphal<br />

Ich bin im Westen aufgewachsen,<br />

und auch wir hatten eine super<br />

Nachbarschaft. Heute wohne ich im<br />

Speckgürtel von Berlin, und um<br />

mich herum sind fast alles ehemalige<br />

West-<strong>Berliner</strong>. Auch hier sind<br />

Nachbarschaft, Nachbarschaftshilfe<br />

und Straßenfeste immer ein positivesThema.Willi<br />

Bark<br />

Ich mache das schon die ganze Zeit<br />

und für mich ist das eine Selbstverständlichkeit<br />

das zu tun. Durch das<br />

Internet hat der gesellschaftliche Zusammenhalt<br />

stark gelitten. Es ist<br />

jetzt Zeit, dass wir wieder zusammenkommen.<br />

Daina Weinland<br />

Am 19. und 22. April<br />

erscheint keine<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Dienstag, 23.04.2019 Do., 18.04.19, 14 Uhr alle redaktionellen Anzeigen u. Rubriken<br />

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Telefon: 030 2327-50, Fax: 030 2327-6697, E-Mail: berlin.anzeigen@dumont.de


16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Brandenburg<br />

NACHRICHTEN<br />

Mehr Geld für mehr<br />

Professoren-Stellen<br />

Insgesamt 30 neue Professuren sollen<br />

gemäß den neuen Hochschulverträgen<br />

in den nächsten Jahren entstehen.<br />

Denstärksten Zuwachs darf<br />

die UniPotsdam erwarten: Dortsind<br />

für die Jahre2019 und 2020 insgesamt<br />

22 zusätzliche Professoren-<br />

Stellen geplant, wie das Wissenschaftsministerium<br />

mitteilte.Allein<br />

16 dieser Stellen sollen für Lehramt-<br />

Studiengänge eingerichtet werden.<br />

Rund 1,8 Milliarden Euro sollen die<br />

Brandenburger Hochschulen bis<br />

2023 vomLand erhalten. (dpa)<br />

GesperrteHavel: Rot-Rot<br />

will über Hilfen beraten<br />

Nach Sperrung der Oder-Havel-Wasserstraße<br />

bei Oranienburghaben<br />

sich die rot-roten Regierungsfraktionen<br />

für finanzielle Hilfen für die<br />

Schifffahrtund den Wassertourismus<br />

ausgesprochen. „Die Sperrung<br />

dieser Wasserstraße über Wochen<br />

hat erhebliche wirtschaftliche und<br />

touristische Auswirkungen“, sagte<br />

Linke-Fraktionschef Ralf Christoffers<br />

am Dienstag. Aufeiner Kleingartenanlage<br />

am Havelufer war vergangene<br />

Woche in sieben MeternTiefe<br />

ein Objekt entdeckt worden, bei dem<br />

es sich wohl um eine Zehn-Zentner-<br />

Bombe handelt. Da zur Freilegung<br />

wegen des hohen Grundwasserspiegels<br />

Spundwände gebaut werden,<br />

bleibt die Wasserstraße bis mindestens<br />

Ende Maigesperrt. (dpa)<br />

Umfrage: SPD,Linkeund AfD<br />

verlieren Stimmen<br />

Fünf Monate vorder Landtagswahl<br />

verlieren die Parteien der rot-roten<br />

Koalition weiter an Zustimmung.<br />

Daszeigt der neue Brandenburg-<br />

Trend des Meinungsforschungsinstituts<br />

infratest dimap im Auftrag<br />

vonRBB und Antenne Brandenburg.<br />

Wenn am Sonntag Wahl wäre, käme<br />

die SPD auf 22 Prozent, die Linke auf<br />

16 Prozent. Beide liegen in der Umfrage<br />

damit so niedrig wie nie zuvor.<br />

Nach Verlust vonvier Punkten fällt<br />

die AfD auf 19 Prozent und liegt auf<br />

Platz 3knapp hinter SPD und CDU.<br />

DieCDU käme auf 20 Prozent. Die<br />

Grünen legen als einzige Partei deutlich<br />

auf 12 Prozent zu. (dpa)<br />

Höhentraining<br />

Wenn bei der Reparatur von Windrädern etwas schief geht, müssen sich Techniker gegenseitig helfen<br />

VonJeanette Bederke, Bernau<br />

Dunkelheit, Nebel, ohrenbetäubender<br />

Lärm: Die<br />

Bedingungen, unter denen<br />

sich die Servicetechniker<br />

durch einen mehrstöckigen,<br />

engen und labyrinthartigen Hindernisparcours<br />

arbeiten müssen, sind<br />

äußerst schwierig. „Wir warten und<br />

reparieren Windkraftanlagen“, sagt<br />

Christian Dornstrey vonder österreichischen<br />

Firma RTS. „Dazu müssen<br />

wir auch in die Rotorblätter kriechen<br />

–und da sind die Bedingungen ähnlich.“<br />

Gemeinsam mit seinen fünf<br />

Kollegen trainiert erbei der Windhunter<br />

Academy Bernau (Barnim).<br />

Auf einem Gewerbegelände am<br />

Rande der Stadt nordöstlich vonBerlin<br />

ist vor gut zwei Jahren ein Trainingszentrum<br />

für den Ernstfall in<br />

luftiger Höhe entstanden. Nach Angaben<br />

des Bundesverbandes Windenergie<br />

(BWE) gibt es bundesweit<br />

derzeit 28 675 Windräder, die regelmäßig<br />

gewartet werden müssen.<br />

Erste Hilfe und Brandbekämpfung<br />

werden in Bernau ebenso geübt<br />

wie das Bergen von Verletzten.<br />

„Rund 2500 Schulungen hatten wir<br />

im vergangenen Jahr“, sagt Windhunter-Prokurist<br />

Daniel Berthé.<br />

Zwei Drittel der Teilnehmer<br />

stammten von der Firma Enercon.<br />

Sie ist nach Angaben der <strong>Berliner</strong><br />

Agentur für Erneuerbare Energien<br />

der größte deutsche Hersteller von<br />

Windenergieanlagen. Mit ihr haben<br />

die Bernauer einen Kooperationsvertragabgeschlossen.„Hintergrund<br />

ist die hohe Nachfrage nach Schulungen“,<br />

sagt Enercon-Sprecher Felix<br />

Rehwald.„Die Professionalität der<br />

Trainer in Bernau und das gute praktische<br />

Ausbildungskonzept im Bereich<br />

der Höhenarbeit sowie neue<br />

Erkenntnisse im Bereich der Arbeitssicherheit<br />

haben uns überzeugt.“<br />

Unfallrisiko verringern<br />

Weltweit hat das Unternehmen<br />

knapp 30 000 Windkraftanlagen installiert.<br />

Die meisten dieser Windräder<br />

werden durch die Mitarbeiter<br />

von Enercon Service betreut. Rehwald<br />

sagt, die Sicherheit der Servicemitarbeiter<br />

habe höchste Bedeutung,<br />

regelmäßige Schulungen seinen<br />

unabdingbar, umdas Unfallrisiko<br />

zu verringern.<br />

Training: Marc Fechner (oben) und Ausbilderkollege Martin Sommer.<br />

Auch andere Firmen schicken<br />

Servicetechniker regelmäßig nach<br />

Bernau, denn im Ernstfall zählt jede<br />

Sekunde, jeder Handgriff muss sitzen.<br />

„Da kannst du nicht auf Hilfe<br />

von außen warten“, sagt der Österreicher<br />

Dornstrey.„Sicherheit ist neben<br />

körperlicher Fitness und Höhentauglichkeit<br />

definitiv wichtig in<br />

dem Job. Das müssen wir schon aus<br />

Selbstschutz ernst nehmen.“<br />

DPA/PATRICK PLEUL<br />

Sich vorwärts zu tasten und vor<br />

allem miteinander zu reden, sei die<br />

richtige Strategie im finsteren Labyrinth,<br />

rät Trainer Matthias Herrmann,<br />

der hauptberuflich Feuerwehrmann<br />

in Berlin ist. „Wir setzen<br />

sie unter Stress,damit sie lernen, ruhig<br />

und konzentriertvorzugehen.“<br />

Es gibt nach Angaben der Akademie<br />

viele Sicherungssysteme an<br />

Windrädern. Deswegen seien Unfälle<br />

oder Havarien auch sehr selten,<br />

sagt Prokurist Berthé.<br />

Allerdings: „Wenn was passiert,<br />

ist es schwerwiegend“, sagt Marc<br />

Fechner. Der Industriekletterer ist<br />

wie Herrmann einer von30Trainern,<br />

mit denen die Windhunter Academy<br />

zusammenarbeitet. Auf den ersten<br />

Blick klingen die Szenarien gar nicht<br />

so dramatisch: ein Kollege hat einen<br />

elektrischen Schlag bekommen,<br />

Schnittverletzungen oder einen verstauchten<br />

Knöchel oder hängt bewusstlos<br />

in den Seilen. Wenn dies<br />

aber in 100 Metern Höhe passiert,<br />

seien die Konsequenzen durchaus<br />

problematisch, sagt Industriekletterer<br />

Fechner, ein Experte für das Abseilen<br />

vonPersonen.<br />

Direkt am Windrad zu trainieren,<br />

sei schwierig, weil viele Genehmigungen<br />

notwendig sind, sagt Berthé.<br />

Außerdem müssten die jeweiligen<br />

Anlagen für die Trainingszeit außer<br />

Betrieb genommen werden. „In der<br />

Zeit kann mit dem Windrad kein<br />

Geld verdient werden und darauf<br />

lassen sich die Firmen nur ungern<br />

ein“, sagt er.<br />

Neun Kameras livedabei<br />

Auf das Bernauer Gelände soll demnächst<br />

eine Windradattrappe kommen,<br />

damit das Training noch realitätsechter<br />

wird. Künftig sollen dort<br />

nicht nur Servicetechniker, sondern<br />

auch Feuerwehrleute und andere<br />

Rettungskräfte geschult werden. In<br />

das Schulungskonzept für Rettungskräfte<br />

soll einfließen, wie man dort<br />

hineinkommt, wie es im Inneren<br />

aussieht, wann man Aufzüge benutzen<br />

oder die Steigleitern hochgehen<br />

muss.<br />

Die technischen Hilfsmittel seien<br />

ausgereift und vorhanden, aber der<br />

Mensch müsse sie auch beherrschen<br />

und dabei Ängste abbauen, sagt Industriekletterer<br />

Fechner. Dornstrey<br />

und dessen Kollegen erweisen sich<br />

als Musterbeispiel. Mit schlafwandlerischer<br />

Sicherheit und ohne Hektik<br />

arbeiten sie sich in voller Sicherheitsmontur<br />

durch das undurchschaubare<br />

Labyrinth auf der Suche<br />

nach einer angeblich verunglückten<br />

Person. Neun Kameras zeichnen ihr<br />

Vorgehen auf, senden Schwarz-<br />

Weiß-Aufnahmen der Männer auf<br />

Monitore außerhalb der Trainingsanlage.<br />

(dpa)<br />

Mehrere<br />

Verstöße bei<br />

der Polizei<br />

Datenschutzbeauftragte übt<br />

Kritik an neuem Gesetz<br />

Die<br />

Landesdatenschutzbeauftragte<br />

Dagmar Hartge hat den<br />

Umgang der Brandenburger Polizei<br />

mit dem Datenschutz gerügt. Ihre<br />

Behörde habe bei der Überprüfung<br />

des polizeilichen Einsatzleitsystems,<br />

in dem auch Einsätzeund Daten Betroffener<br />

gespeichert werden, gleich<br />

mehrere datenschutzrechtliche Verstöße<br />

festgestellt. Das teilte Hartge<br />

am Dienstag bei der Vorstellung des<br />

Datenschutzberichtes 2018 in Potsdam<br />

mit.<br />

So hatten über 5000 Polizisten<br />

Zugriff, konnten Einsatzprotokolle<br />

mitlesen oder in bereits beendeten<br />

Einsätzen Recherchen führen, ohne<br />

dass nachvollziehbar sei, aus welchem<br />

Grund sie diesen Zugriff hatten.„Wenn<br />

Siesich vorstellen, es gibt<br />

circa 7000 bis 8000 Polizisten im<br />

Land, ist das schon eine ganz erhebliche<br />

Anzahl“, sagte Hartges Stellvertreter<br />

Thomas Reinke. Zwar sei die<br />

Zahl der Zugriffsberechtigten nach<br />

Gesprächen mit der Datenschutzbehörde<br />

auf 2300 Polizisten reduziert<br />

worden. Jedoch habe die Polizei<br />

noch immer kein nach dem Gesetz<br />

erforderliches,vollständiges IT-Konzept<br />

vorgelegt, welches nachweise,<br />

dass der Zugriff auf das System sicher<br />

betrieben werde.<br />

DieDatenschutzbeauftragte übte<br />

auch Kritik am neuen Polizeigesetz.<br />

Obwohl starke Eingriffe wie die Online-Durchsuchung<br />

gestrichen worden<br />

seien, weite die Regelung polizeiliche<br />

Befugnisse zur Datenverarbeitung<br />

erheblich aus.Die Verlängerung<br />

der Speicherfrist für<br />

Videoaufnahmen vonzweiTagen auf<br />

zwei Wochen sei unverhältnismäßig.<br />

Neben dem Polizeigesetz und der<br />

Schulung von Unternehmen und<br />

Behörden zu der im März 2018 in<br />

Kraft getretenen Datenschutz-<br />

Grundverordnung (DSGVO) hatte<br />

die Behörde vorallem mit Fragen zu<br />

Facebook-Fanpages und dem<br />

dienstlichen Einsatz des Messenger-<br />

Dienstes WhatsApp zu tun. „Ich<br />

empfehle,nur solche Kommunikationskanäle<br />

zu nutzen, die unter eigener<br />

Kontrolle stehen“, sagte Hartge.<br />

WhatsApp gehörenicht dazu. (dpa)<br />

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E-Mail:recepcja@rezydencja-bielik.pl·www.rezydencja-bielik.pl<br />

Foto: Jakob Studnar|Gestaltung: Ralf Krämer,AngelaRichter<br />

„Ich träume<br />

davon,<br />

zur Schule<br />

gehen zu<br />

können.“<br />

kindernothilfe.de/patenschaft


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 17<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wissenschaft<br />

Rote Hand<br />

warnt vor<br />

Antibiotika<br />

Bestimmte Gruppe nur noch<br />

begrenzt verschreibbar<br />

VonUlrikeHofsähs<br />

Die rote Hand hat es in sich:<br />

Künftig sollen bestimmte Antibiotika<br />

nur noch eingeschränkt verschrieben<br />

werden. Dabei geht es um<br />

die weit verbreitete Gruppe der Fluorchinolone.<br />

Sie können schwere<br />

Nebenwirkungen verursachen, heißt<br />

es in einem sogenannten Rote-<br />

Hand-Brief an Ärzte und Krankenhäuser.Darin<br />

heißt es,dass fluorchinolonhaltige<br />

Antibiotika nur nach<br />

einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Bewertung<br />

im Einzelfall verschrieben<br />

werden sollen.<br />

Es gehe um alle Fluorchinolone,<br />

die über den Mund eingenommen,<br />

gespritzt oder inhaliert werden,<br />

schreibt das Bundesinstitut für Arzneimittel<br />

und Medizinprodukte<br />

(Bfarm) in einer Mitteilung. Dazu gehören<br />

die in Deutschland zugelassenen<br />

Wirkstoffe Ciprofloxacin, Levofloxacin,<br />

Moxifloxacin, Norfloxacin<br />

und Ofloxacin. Insgesamt sind über<br />

30 Hersteller betroffen. Diese Antibiotika<br />

werden schon länger mit<br />

schwerwiegenden Nebenwirkungen<br />

in Zusammenhang gebracht. Bereits<br />

in derVergangenheit war die Anwendung<br />

auf europäischer Ebene eingeschränkt<br />

worden.<br />

Laut dem Wissenschaftlichen Institut<br />

der AOK wurden 2017 von niedergelassenen<br />

Ärzten etwa fünf Millionen<br />

Packungen mit fluorchinolonhaltigen<br />

Antibiotika verschrieben. Zu<br />

den „sehr seltenen schwerwiegenden<br />

und anhaltenden, möglicherweise irreversiblen<br />

Nebenwirkungen“ gehörten<br />

laut Bfarm Entzündungen oder<br />

Risse der Sehnen, Muskelschwäche,<br />

Gelenkschmerzen, Schwierigkeiten<br />

beim Gehen, Müdigkeit, Depressionen,<br />

Schlafstörungen oder Probleme<br />

beim Sehen oder Hören. Behandlungen<br />

sollten beim ersten Anzeichen einer<br />

dieser Nebenwirkungen beendet<br />

werden.<br />

Nach Angaben des Bfarmwerden<br />

bei jährlich 350 Millionen in der EU<br />

verordneten Dosen Chinolon und<br />

Fluorchinolon etwa 30 Fälle dieser<br />

„sehr seltenen“ Fälle gemeldet. Bekannt<br />

ist, dass nur ein Teil der Nebenwirkungen<br />

gemeldet wird. Chinolone<br />

sind in Deutschland nicht<br />

zugelassen.<br />

Ein sogenannter Rote-Hand-Brief warnt<br />

Praxen und Kliniken.<br />

DPA/STRATENSCHULTE<br />

Das Bundesinstitut hatte 2017<br />

selbst ein europäisches Risikobewertungsverfahren<br />

angestoßen. Im<br />

Juni 2018 gab es eine Anhörung bei<br />

der Europäischen Arzneimittel-<br />

Agentur in London.<br />

Den neuen Warnhinweisen zufolge<br />

sollen Mediziner Fluorchinolone<br />

nur starkeingeschränkt verordnen.<br />

Bei Infektionen, die von selbst<br />

abklingen, sollte man sie nicht einsetzen,<br />

heißt es. Auch bei „leichten<br />

bis mittelschweren Infektionen“<br />

sollten sie in der Regel nicht verordnet<br />

werden. Nicht verschrieben werden<br />

sollten sie etwa bei Mandelentzündung,<br />

akuter Bronchitis oder zur<br />

Vorbeugung von Reisedurchfall. Die<br />

Hinweise für Patienten und Ärzte<br />

werden entsprechend verändert.<br />

DasBfarmstellt aber auch klar:„Fluorchinolone<br />

sind eine wichtige Behandlungsoption<br />

gegen verschiedene<br />

Infektionserkrankungen, darunter<br />

einige lebensbedrohliche, bei<br />

denen andere Antibiotika nicht ausreichend<br />

wirksam sind.“(dpa)<br />

Eine Mischung zwischen Walund Huftier<br />

In Peru haben belgische Forscher fossile Überreste eines vierbeinigen<br />

Urwals entdeckt. DasSäugetier konnte sowohl schwimmen als auch an<br />

Land laufen. Der Urwal wurde bis zu vier Meter lang. Sein Schwanz<br />

habe denen von Bibern und Ottern geähnelt, teilen die Forscher vom<br />

Royal Belgian Institute of Natural Sciences im Fachblatt Current Biology<br />

mit. An Fingernund Zehen fanden sich kleine Hufe.Das Fossil sei<br />

das erste eines Urwals,das im Pazifikraum gefunden wurde,berichten<br />

Neue Ansätze gegen Parkinson<br />

Trotz jüngster Rückschläge bei Alzheimer verfolgen Forscher weiter den Wegmöglicher Immuntherapien<br />

VonWalter Willems<br />

Je größer die Hoffnung, desto<br />

schlimmer die Enttäuschung:<br />

Als jüngst zwei große Alzheimer-Studien<br />

überraschend abgebrochen<br />

wurden, traf der Schock<br />

die gesamte Fachwelt. „Das war eine<br />

große Enttäuschung für die ganze<br />

Neurologie“, sagt Lars Tönges vom<br />

St.Josef-Hospital der Ruhr-Universität<br />

Bochum (RUB). „Unsere Hoffnungen<br />

wurden nicht bestätigt.“<br />

Neben Alzheimer-Patienten behandelt<br />

der Neurologe auch Menschen<br />

mit Morbus Parkinson. Beide<br />

Krankheiten haben viele Parallelen:<br />

Es sind die wichtigsten neurodegenerativen<br />

Erkrankungen, beide sind<br />

bislang unheilbar, bei beiden gelten<br />

Protein-Verklumpungen im Gehirn<br />

als zentrale Ursache. Und: Die größten<br />

Hoffnungen ruhen auf einem<br />

neuen Behandlungsansatz, der erstmals<br />

auf die Ursachen abzielt. Bei<br />

den Immuntherapien sollen speziell<br />

entworfene Antikörper an die jeweiligen<br />

verklumpenden Proteine binden,<br />

sie aus dem Gehirn entfernen<br />

und so Nervenzellen retten.<br />

Bereits Studien an Patienten<br />

Bei der Alzheimer-Krankheit hatten<br />

Publikationen im Fachblatt Nature<br />

2016 die Hoffnung geweckt, dass der<br />

Antikörper Aducanumab die Plaques<br />

des Proteins Amyloid-beta aus<br />

dem Gehirnentfernt und Symptome<br />

mindert. Doch im März brachen die<br />

Firmen Biogen und Eisai zwei Zulassungsstudien<br />

ab. Der Grund: fehlende<br />

Aussicht auf Erfolg.<br />

Dennoch hoffen Experten auf<br />

Fortschritte der Antikörper-Therapie<br />

bei Parkinson.Vielleicht sind hier<br />

die Chancen tatsächlich größer.<br />

Denn während als Ursache der Alzheimer-Krankheit<br />

zwei Eiweiße diskutiert<br />

werden, Amyloid-beta und<br />

Symptome. DieParkinson-<br />

Krankheit (früher: „Schüttellähmung“)zeigtsich<br />

in Symptomen<br />

wie Muskelzittern<br />

und -starre, rhythmischem<br />

Zitternder Extremitäten sowie<br />

Bewegungsstörungen bis zur<br />

Bewegungslosigkeit.<br />

Tau, ist es bei Parkinson nur eins: Alpha-Synuclein.<br />

Dieses Protein, dessen<br />

Funktionen noch nicht umfassend<br />

geklärtsind, spielt bei der Kommunikation<br />

von Nervenzellen eine<br />

zentrale Rolle. Manches deutet darauf<br />

hin, dass fehlgefaltete Formen<br />

des Proteins sich im zentralen Nervensystem<br />

zwischen Zellen ausbreiten,<br />

Nervenzellen zerstören und so<br />

die Krankheit auslösen. Zum einen<br />

ist Alpha-Synuclein der Hauptbestandteil<br />

der Lewy-Körperchen, die<br />

im Gehirn von Parkinson-Patienten<br />

nachweisbar und am Absterben von<br />

Nervenzellen beteiligt sind. Zumanderen<br />

sind Mutationen in jenem<br />

Gen, das den Bauplan für Alpha-Synuclein<br />

trägt, ein bedeutender Parkinson-Risikofaktor.<br />

Zwar ist nicht zweifelsfrei bewiesen,<br />

dass Alpha-Synuclein die Ursache<br />

der Parkinson-Krankheit ist,<br />

aber:„Es spricht alles dafür, dass Alpha-Synuclein<br />

ein zentraler Angriffspunkt<br />

für die Therapie ist“, sagt<br />

Günter Höglinger von der Neurologischen<br />

Klinik der Technischen Universität<br />

München. Die Hoffnungen<br />

richten sich hauptsächlich auf zwei<br />

internationale Studien mit passiven<br />

Impfungen. In der Pasadena-Studie<br />

ABSTERBEN VON NERVENZELLEN<br />

Vorgänge. DieKrankheit ist<br />

gekennzeichnetdurchdas<br />

AbsterbendopaminproduzierenderNervenzellen<br />

im<br />

Gehirn. Der Mangel am BotenstoffDopaminvermindert<br />

diemotorisch aktivierende<br />

Wirkung der Basalganglien.<br />

Therapie. Eingesetzt werden<br />

Medikamente, die zu einer Erhöhung<br />

des Dopamin-Angebots<br />

im Gehirnführen,sowie<br />

Stoffe, die das fehlendeDopamin<br />

ersetzen.Auch tiefe Hirnstimulation<br />

mittels Impulsgenerator<br />

kommt zum Einsatz.<br />

prüft der Konzern Hoffmann-La Roche<br />

den Antikörper Prasinezumab.<br />

Eine sogenannte Phase-1-Studie an<br />

90 Patienten soll bereits gezeigt haben,<br />

dass der Wirkstoff beim Menschen<br />

sicher ist und die Synuclein-<br />

WerteimBlut senkt. Dasberichteten<br />

Forscher aus Houston voriges Jahr<br />

im Fachblatt JAMA Neurology.<br />

Die jetzige Phase-2-Studie untersucht<br />

an rund 300 Patienten, die Parkinson<br />

im Frühstadium haben, auch<br />

die Wirksamkeit. In etwa 45 Zentren<br />

weltweit – darunter die Neurologische<br />

Klinik der TU München –bekommen<br />

die Teilnehmer den Wirkstoff<br />

alle vier Wochen per Infusion<br />

verabreicht. Nach 52Wochen wirdgeprüft,<br />

ob die Krankheit gebremst, gestoppt<br />

oder sogar gebessertwurde.In<br />

einer anderen Studie untersucht die<br />

US-Firma Biogen, die an den abgebrochenen<br />

Alzheimer-Studien beteiligt<br />

war, den Nutzen eines anderen<br />

Antikörpers. Auch dieser wirdalle vier<br />

Wochen per Infusion intravenös an<br />

rund 300 Patienten verabreicht.<br />

Höglinger, dessen Team an beiden<br />

Studien teilnimmt, erwartet für<br />

die etwas weiter fortgeschrittene Pasadena-Studie<br />

Resultate bis Mitte<br />

2020. Auch wenn die Therapien das<br />

A. GENNARI<br />

die Forscher.Sie gehen davon aus,dass sich die Tierevor Jahrmillionen<br />

vonSüdasien aus in Richtung Afrika verbreiteten. Vondortging es über<br />

den Atlantik in den Pazifik und so nach Südamerika. Die Forscher datierten<br />

die Sedimentschichten, in denen sich das Fossil fand, auf ein Alter<br />

von 42,6 Millionen Jahren –also auf das mittlere Eozän. Der Urwal<br />

erhielt den Namen Peregocetus pacificus –„der wanderndeWal, der den<br />

Pazifik erreichte“. (dpa)<br />

Fortschreiten der Krankheit nur<br />

bremsen würden, wäre dies schon<br />

ein großer Erfolg. Es würde nicht nur<br />

Patienten helfen, sondern auch bestätigen,<br />

dass die Immuntherapien<br />

grundsätzlich funktionieren. Sollten<br />

die Studien erfolgreich sein, könnten<br />

Antikörper laut Höglinger in vier bis<br />

fünf Jahren auf den Marktkommen.<br />

Zahl der Kranken steigt rasant<br />

„Der Ansatz könnte funktionieren“,<br />

sagt auch Günther Deuschl von der<br />

Universität Kiel, der Präsident der<br />

Europäischen Akademie für Neurologie.„Wenn<br />

es gelingt, die Krankheit<br />

zu stoppen, wäredas für jene Patienten<br />

wichtig, die die Krankheit im frühen<br />

Stadium haben.“ Das bedeute<br />

aber nicht zwangsläufig, dass sich<br />

die Krankheit auch bessere. „Es gibt<br />

beim Menschen bisher noch keine<br />

Daten dazu, ob eine Reduktion des<br />

Alpha-Synucleins die Symptome<br />

bessern kann“, sagt der Bochumer<br />

Neurologe Lars Tönges, dessen Klinik<br />

an der Spark-Studie teilnimmt.<br />

„Deshalb ist eine gewisse Vorsicht<br />

angebracht.“<br />

Wie dringend dennoch kausale<br />

Therapien gebraucht werden, zeigte<br />

eine Studie im Herbst: Forscher der<br />

University of Rochester im US-Bundesstaat<br />

New York berichteten, die<br />

Zahl der Parkinson-Patienten habe<br />

sich innerhalb einer Generation<br />

mehr als verdoppelt: von 2,5 Millionen<br />

im Jahr 1990 auf 6,1 Millionen<br />

im Jahr 2016. Männer sind häufiger<br />

betroffen als Frauen. In Deutschland<br />

sind Schätzungen zufolge zwischen<br />

200 000 und 400 000 Menschen erkrankt.<br />

Tönges erklärt den Anstieg<br />

der Zahlen insbesondere mit der<br />

weltweit zunehmenden Lebenserwartung,<br />

mit der besseren Diagnosestellung<br />

und mit der Tatsache, dass<br />

die Patienten dank besserer Behandlungen<br />

länger leben. (dpa/fwt)<br />

Alpengletscher<br />

könnten<br />

verschwinden<br />

Forscher simulieren<br />

Entwicklung bis 2100<br />

Die Gletscher in den Alpen könnten<br />

bis 2100 weitgehend geschmolzen<br />

sein. Das schreiben<br />

Schweizer Forscher im Fachblatt The<br />

Cryosphere. Sie stützen sich auf ein<br />

Computer-Modell, das Eisfluss und<br />

Schmelzprozesse berücksichtigt, sowie<br />

auf Beobachtungsdaten.<br />

Die Forscher entwarfen zwei Szenarien:<br />

Sollte die Erderwärmung bis<br />

zum Ende des Jahrhunderts auf unter<br />

zwei Grad –verglichen mit der vorindustriellen<br />

Zeit – begrenzt werden,<br />

gingen zwischen 2017 und 2100 etwa<br />

zwei Drittel der Gletscher in den Alpen<br />

verloren. Sollte sich das Klima<br />

stärker erwärmen, könnten am Ende<br />

des Jahrhunderts mehr als 90 Prozent<br />

der Eismasse verschwunden sein.<br />

Nur einzelne Flecken verblieben „in<br />

diesem pessimistischen Fall“, sagte<br />

Matthias Huss vonder ETH Zürich.<br />

Weitgehend unabhängig davon,<br />

wie sich der Klimagasausstoß weiter<br />

entwickelt, gehen dieWissenschaftler<br />

davon aus, dass die Gletscher in den<br />

Alpen zwischen 2017 und 2050 etwa<br />

50 Prozent ihrer Masse einbüßen werden.<br />

Die Studie bestätige im Wesentlichen<br />

bisherige Annahmen, sagt der<br />

Bremer Klimaforscher BenMarzeion,<br />

der nicht an der Studie beteiligt war.<br />

Das Neue sei, dass in der Studie die<br />

Bewegung des Eises berücksichtigt<br />

wurde. (dpa)<br />

Der Rhonegletscher wareinst der größte<br />

Gletscher in den Alpen. DPA/EGU/M. HUSS<br />

Forscher wollen<br />

2,7 Kilometer<br />

tief bohren<br />

Millionen Jahre altes Eis<br />

soll Klimadaten bringen<br />

Mit einer 2,7 Kilometer tiefen<br />

Bohrung in der Antarktis wollen<br />

Forscher an Klimadaten aus den<br />

vergangenen 1,5 Millionen Jahren<br />

kommen. Es wäreder älteste jemals<br />

geborgene Eiskern, der klimarelevante<br />

Informationen enthält, erklärten<br />

Experten am Dienstag auf<br />

der Generalversammlung der European<br />

Geosciences Union in Wien.<br />

An dem EU-Projekt sind Forscher<br />

aus zehn europäischen Ländern<br />

und weitere wissenschaftliche Partner<br />

beteiligt. Auch das Alfred-Wegener-Institut<br />

für Polar- und Meeresforschung<br />

(Awi) in Bremerhaven ist<br />

mit dabei.<br />

Nach langer Suche nach einem<br />

geeigneten Ort hätten die Wissenschaftler<br />

„einen der kältesten, trockensten<br />

und leblosesten Plätze, die<br />

es auf der Erde gibt“, ausgewählt,<br />

hieß es.Inder Region Little Dome C<br />

liege die Temperatur im Jahresmittel<br />

bei minus 54,5 Grad. Gibt die EU<br />

wie erhofft grünes Licht, würden<br />

Ende 2021 erste Eiskerne mittels<br />

Bohrung gewonnen werden. 2024<br />

solle eine Tiefe von2730 Meternerreicht<br />

werden. In dem Eis sind winzige<br />

Luftbläschen enthalten, die<br />

Auskunft über die Zusammensetzung<br />

der Atmosphäre geben können.<br />

Die Forscher erhoffen sich<br />

auch Auskunft auf die Frage,warum<br />

sich der Wechsel von Kalt- und<br />

Warmzeiten veränderthat. (dpa)


18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />

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Sport<br />

„Wer die längere Nas’n hat, gewinnt“<br />

Alpenvollyes-Manager Hannes Kronthaler über das Halbfinale gegen die BR Volleys, Sahnehäubchen, Kopfzerbrechen und widerspenstige Tiroler Medien<br />

Nach den packendenViertelfinals<br />

gegen Düren<br />

beginnen für die BR Volleys<br />

an diesem Mittwoch<br />

die Halbfinals um die deutsche Volleyball-Meisterschaft<br />

gegen die<br />

Hypo Tirol Alpenvolleys Haching.<br />

Das Team, das im zweiten Jahr mit<br />

einer Wildcard in der Bundesliga<br />

spielt, führte lange Zeit die Tabelle<br />

an, ehe es vonFriedrichshafen überflügelt<br />

wurde. Die <strong>Berliner</strong> starten<br />

die Best-of-five-Serie in Innsbruck<br />

(19 Uhr, www.sporttotal.tv) und tragen<br />

damit zum ersten Mal ein Playoff-Spiel<br />

in Österreich aus. Dort hat<br />

Alpenvolleys-Manager Hannes<br />

Kronthaler, 53, seit Monaten viel Arbeit<br />

in die Vorbereitungen gesteckt.<br />

Und beinahe wäre im letzten Moment<br />

noch alles schiefgegangen.<br />

Herr Kronthaler, Volleys-Manager<br />

Kaweh Niroomand sagt, Sieseien sein<br />

Freund, er finde es gut, was Sie machen.<br />

Haben Sie mit ihm telefoniert,<br />

seit die Halbfinals feststehen?<br />

DasKompliment kann ich nur zurückgeben.<br />

Wir haben über die Trainingszeiten<br />

der Teams gesprochen.<br />

Wirsind uns schnell einig geworden.<br />

Wir sind beide Champions-League-<br />

Teilnehmer.Wir wissen, dass wir nebenbei<br />

keine Spielchen brauchen.<br />

Dabei wäre esIhnen lieber gewesen,<br />

Berlin und Friedrichshafen hätten<br />

sich im Halbfinale gegenseitig ausgeschaltet<br />

und Siewären erst im Finale<br />

auf einen der Topklubs getroffen.<br />

Wir hatten die Chance, die<br />

Hauptrunde als Erster abzuschließen.<br />

Dashaben wir leider nicht geschafft.<br />

Da hat man die Verkrampfung<br />

des Teams gesehen. Ich freue<br />

mich jetzt auf ein sehr attraktives<br />

Halbfinale.<br />

Voriges Jahr hatten die Alpenvolleys<br />

gegen Friedrichshafen im Halbfinale<br />

keine Chance.<br />

Da habe ich nicht die Mannschaft<br />

gehabt wie heuer,dawar die Überraschung<br />

schon der Halbfinaleinzug.<br />

Heuer schaut das anders aus.Wir haben<br />

Friedrichshafen zweimal besiegt.<br />

Bei Berlin gegen Alpenvolleys<br />

steht es 1:1. Und Düren hat bewiesen,<br />

dass man Berlin auch mit Sergej<br />

Grankin schlagen kann.<br />

Sie sagen, seit Grankin in Berlin Zuspieler<br />

ist, kann man das Team nicht<br />

mit dem der Hinrunde vergleichen?<br />

Ich habe sogar gesagt, ohne die<br />

Verpflichtung von Grankin würde<br />

Berlin nicht im Semifinale stehen.<br />

Dabei mussten auch die Alpenvolleys<br />

im Viertelfinale gegen Herrsching in<br />

ein drittes, entscheidendes Spiel …<br />

Volleyballriesen aus dem Alpenraum: Kirill Klets, MatthewPollock und Hugo de León (v.n.).<br />

Ja, dawar ich sehr unter Druck.<br />

Ich habe alles auf diese Halbfinals<br />

aufgebaut, was die Zuschauer betrifft,<br />

die Vermarktung. Es hätte mir<br />

sehr wehgetan, wenn wir das nicht<br />

geschafft hätten. Für die Alpenvolleys<br />

ist jetzt das Wichtigste: gute Veranstaltungen<br />

mit guten Spielen. Das<br />

Finale wäre das Sahnehäubchen,<br />

nicht das Pflichtprogramm.<br />

In der Rückrunde war bei Ihrem<br />

Team die Leichtigkeit dahin.<br />

Nachdem wir in Friedrichshafen<br />

gewonnen hatten, haben plötzlich<br />

alle gemerkt, dass es jetzt wirklich<br />

sein kann, dass wir Erster bleiben.<br />

Dann waren wir gegen Frankfurtund<br />

Düren verkrampft. Im Viertelfinale<br />

haben wir einfach schlecht gespielt<br />

und mussten in ein drittes Spiel, das<br />

niemand gebraucht hat.<br />

Entsprechend sauer waren Sie, sprachen<br />

von einer Frechheit und kritisierten<br />

explizit zwei Ihrer Spieler.<br />

So ist es. Ich lobe meine Spieler<br />

gern. Aber wenn sie nicht gelobt werden<br />

können, sage ich es auch offen.<br />

Ausgerechnet Ihr Sohn Niklas hat im<br />

dritten Spiel gegen Herrsching dann<br />

ZUR PERSON<br />

Hannes Kronthaler ist Österreichs Volleyball-Rekordnationalspieler.Weil es dem 53-Jährigen<br />

nach zehn Meistertiteln für Innsbruck und zuletzt vier in Serie in der österreichischen Ligazu<br />

langweilig wurde, beantragte er 2017 eine Wildcard in der Bundesliga. Dortspielt Innsbruck<br />

mit der Lizenz des TSV Unterhaching,der 2014 in die Insolvenz ging.Vor allem Deutschlands<br />

Topvereine stimmten bei der Ligaversammlung (7:3) für eine Wildcard an den Betriebswirtaus<br />

Tirol, der in seinem Bauunternehmen 400 Mitarbeiter beschäftigt. Kronthalers Sohn Niklas,<br />

24, ist Außenangreifer bei den Hypo Tirol Alpenvolleys Haching.<br />

den gescholtenen Außenangreifer<br />

Hugo de León ersetzt –und das Spiel<br />

nach 0:1-Satzrückstand gedreht.<br />

Mein Sohn hat mir viel Kopfzerbrechen<br />

genommen. Ein Jahr wäre<br />

umsonst gewesen. Es wäre für mich<br />

eine Schmach gewesen. Herrsching<br />

hat guteVolleyballer,aber es wäregegen<br />

meine Gedankenwelt, denn ich<br />

sage: Professionalität setzt sich immer<br />

durch. Wenn jemand zigmal<br />

trainieren geht, einen Physiotherapeuten<br />

hat und einen Fitnesscoach,<br />

dann gewinnt er so ein Spiel gegen<br />

einen, der das alles nicht hat. Dashat<br />

sich Gott sei Dank bewahrheitet.<br />

Ihr Drei-Jahres-Plan sieht im zweiten<br />

Jahr die Halbfinalteilnahme vor.<br />

Spielt Ihr Team also ohne Druck auf?<br />

IMAGO IMAGES/AMIR BEGANOVIC<br />

Das könnte unser Vorteil sein.<br />

Man hat sofort gemerkt in der Kabine<br />

beim Duscheaufdrehen, dass<br />

alle durchschnaufen und sich<br />

freuen, dass mehr möglich ist.<br />

Sie hoffen auf 1800 Zuschauer an<br />

diesem Mittwoch. In die Innsbrucker<br />

Olympiahalle passen aber mehr?<br />

Es passen bis zu 8000 rein. Wir<br />

haben in der Ebene 600, 700 Plätze,<br />

dann sperre ich jetzt noch 1500 auf.<br />

Es gäbe in der Ebene B1500 auf Ost,<br />

1500 auf West und dann auf Cnoch<br />

mal so viel. Ichhabe alles getimet für<br />

das Halbfinale.<br />

Washaben Siekonkret getan?<br />

Ich habe Vereinsaktionen gemacht,<br />

1000 Tickets im Vorfeld abgesetzt.<br />

Jetzt kommen die normalen<br />

Zuschauer noch dazu. Beim ersten<br />

Spiel gegen Berlin haben wir 1200<br />

gehabt, ich denke,dass jetzt 600, 700<br />

mehr kommen.<br />

Wasmeinen Siemit Vereinsaktionen?<br />

Es gibt in TirolFachverbände.Der<br />

Allgemeine Sportverband Österreich<br />

ASÖ hat 13 000 Mitglieder, dahabe<br />

ich mit dem Tirol-Präsidenten ausgemacht:<br />

Wenn wir im Halbfinale<br />

sind, sind seine Vereinsmitglieder<br />

eingeladen. 800 Leute haben sich gemeldet.<br />

Im dritten Halbfinale habe<br />

ich alle Mitarbeiter meiner 26 Sponsoren<br />

eingeladen. Da habe ich den<br />

Plan, dass von den 800, die zum ersten<br />

Mal dawaren, im dritten Halbfinale,<br />

wenn es 1:1 steht, wieder 300<br />

kommen. Plus die Sponsorenmitarbeiter.Und<br />

wenn es ein fünftes Spiel<br />

geben sollte,wenn es 2:2 steht, brauche<br />

ich niemanden mehr einladen.<br />

Dann kommen alle vonselber.<br />

Istdas so?<br />

Jeder, der Volleyball einmal bei<br />

uns gesehen hat, das in einem ähnlichen<br />

Rahmen wie in Berlin aufgezogen<br />

wird–nur statt mit 6000 Leuten<br />

mit 1800 –, ist begeistert von der<br />

Stimmung, vom Sport, von der Professionalität.<br />

Wir müssen schauen,<br />

dass wir mehr Leuten dieses erste<br />

Malzeigen. Da arbeite ich hartdran,<br />

da habe ich ein Produkt mit der<br />

deutschen Liga, das dafür absolut<br />

geeignet ist. Jetzt habe ich ein Top-<br />

Halbfinale. Da kann keiner sagen,<br />

ich hätte Blödsinn geredet.<br />

Warum haben Sie sich zuletzt über<br />

die mangelnde Anerkennung in den<br />

Medien beklagt?<br />

Wirhaben eine sehr gute Presse in<br />

Deutschland. Ich habe mich mit einer<br />

<strong>Zeitung</strong> in Tirolangelegt. Weil sie<br />

zu wenig machen. Jetzt bin ich in<br />

Deutschland Tabellenführer, bin der<br />

Erste, der eine Wildcard bekommen<br />

hat –und wir in Österreich schreiben<br />

immer nur noch übers Skifahren. Ich<br />

mache professionellen Volleyball auf<br />

Topniveau. Als wir noch in der österreichischen<br />

Liga gespielt haben,<br />

habe ich mich nicht beklagt. Da waren<br />

janur die Play-offs interessant<br />

und die drei Champions-League-<br />

Spiele. Aber jetzt spiele ich in der<br />

viertbesten Liga Europas mit Fernsehverträgen<br />

–gegen Berlin, Friedrichshafen,<br />

Lüneburg.<br />

Warum hat es Volleyball so schwer?<br />

Manche sagen:„Duhast nur 1000<br />

Zuschauer? Ja, der FC Wacker Innsbruck<br />

hat 5000.“ Das ist aber Fußball.<br />

Wenn ich 2000 Zuschauer habe<br />

und die haben fünfmal soviel Geld,<br />

dann müsste der Fußball ja 10 000<br />

Zuschauer haben.<br />

Waserwarten Sie von der Halbfinalserie<br />

gegen Berlin?<br />

Ich erwarte eine ausgeglichene<br />

Serie von zwei Mannschaften, die<br />

unerschrocken hochklassigen Volleyball<br />

bieten –und wer die längere<br />

Nas’nhat, gewinnt.<br />

DasGespräch führte<br />

Karin Bühler.<br />

Siege ohne Wert<br />

Das nahezu perfekt funktionierende Team von Tampa Bay Lightning geht als Favorit in die Play-offs der NHL, aus gutem Grund wehrt man sich in Florida aber gegen diese Einschätzung<br />

VonMatti Lieske<br />

Esfällt nicht schwer sich vorzustellen,<br />

wie Gary Bettman, der<br />

Commissioner der Eishockeyliga<br />

NHL, und seine Mitstreiter zusammensitzen,<br />

sich die Haare raufen<br />

und verzweifelt fragen, wie es passieren<br />

konnte, dass Connor McDavid<br />

ausgerechnet bei den Edmonton Oilers<br />

mit ihrem überforderten Management<br />

landete. Wenn heute die<br />

Play-offs beginnen, weilt der beste<br />

Spieler der National Hockey League<br />

schon wieder im Urlaub,zum dritten<br />

Mal inMcDavids vier NHL-Jahren.<br />

So müssen die Eishockeyfans in der<br />

entscheidenden Phase wieder auf eines<br />

der attraktivsten Angriffsduos<br />

der Liga verzichten. Neben McDavid<br />

glänzte bei den Oilers auch der deutsche<br />

Nationalspieler Leon Draisaitl,<br />

der 50 Treffer erzielte und in der Torjägerwertung<br />

nur Washingtons Alexander<br />

Owetschkin (51) den Vortritt<br />

lassen musste.<br />

Vorallem wegen der schwachen<br />

Defensive reichte es aber wieder<br />

nicht, ein Novum in der NHL, wo es<br />

Cracks wie Wayne Gretzky,Mario Lemieux,<br />

Sidney Crosbyoder Owetschkin<br />

eigentlich immer schafften, ihre<br />

Mannschaft in die Play-offs zu befördern.<br />

Besserung ist vorerst nicht in<br />

Sicht, McDavid hat 2017, warum<br />

auch immer, einen Achtjahresvertrag<br />

in Edmonton unterschrieben.<br />

Trotz aller Kunstfertigkeit und 116<br />

Punkten war der 22-Jährige jedoch<br />

nicht der Topscorer der NHL-Saison.<br />

Diesen Titel holte sich mit 128 Zählern<br />

der Russe Nikita Kutscherow,<br />

der seine Tore und Assists,anders als<br />

McDavid, bei einer nahezu perfekt<br />

funktionierenden Mannschaft sammelte.<br />

Die Tampa Bay Lightning<br />

stellten mit 62 Siegen den Rekordder<br />

Detroit RedWings von 1996 ein und<br />

standen schon Anfang März als Gewinner<br />

der President’s Trophy für das<br />

beste Team fest. Das garantiert<br />

Heimvorteil bis zum Finale –nicht<br />

dass Tampa dies nötig hätte, 30Partien<br />

gewann man auswärts.<br />

Seit Trainer Jon Cooper 2014 sein<br />

Amt antrat, hat Tampa Baydie meisten<br />

Saisonsiege in der NHL geschafft<br />

und 2015 auch den Einzug ins Finale,<br />

das gegen die Chicago Blackhawks<br />

verlorenging. „Jeder sprach damals<br />

darüber, wie unerfahren wir waren<br />

und dass sie Tonnen an Erfahrung<br />

hatten“, sagt Kapitän Steven Stamkos,<br />

mit 45 Treffern viertbester Torschützeder<br />

Saison,„nun, jetzt haben<br />

wir Tonnen an Erfahrung.“<br />

Aufs Herzlichste verabscheuen<br />

Natürlich ist der Stanley-Cup-Gewinner<br />

von 2004 aus Florida der<br />

große Favorit auf den Titel, doch in<br />

Tampa hört man das gar nicht so<br />

gern. Seit 2005 haben nur zwei als<br />

Nummer eins in die Play-offs gegangene<br />

Teams den Titel gewonnen.<br />

Dreimal ereilte dieWashington Capitals<br />

ein frühes Aus, insofern war das<br />

Team um Owetschkin fast froh, als<br />

Topscorer der NHL: Tampa Bays<br />

Nikita Kutscherow<br />

AP/SANCYA<br />

vor einem Jahr noch die Nashville<br />

Predators an ihnen vorbeizogen.<br />

Prompt holten die Capitals im Finale<br />

gegen die Las Vegas Golden Knights<br />

ihren ersten Titel –nachdem sie eine<br />

dramatische Halbfinalserie gegen<br />

Tampa Bayinsieben Spielen gewonnen<br />

hatten.<br />

Eine Neuauflage mit den beiden<br />

Mannschaften, die sich gegenseitig<br />

aufs Herzlichste verabscheuen, ist<br />

durchaus möglich, einen Vorgeschmack<br />

gaben zwei hitzige Duelle<br />

Ende März. Zunächst gewann<br />

Tampa Bay 5:4 in der Verlängerung,<br />

wobei Lightning-Keeper Andrei<br />

Wassilewski 54 Schüsse parierte, elf<br />

von Owetschkin, danach siegte Washington<br />

in Tampa 6:3, Owetschkin<br />

traf zweimal. Eine Reminiszenz an<br />

Spiel sieben des Halbfinales 2018,<br />

welches die Lightning in eigener<br />

Halle 0:4 verloren hatten. „Der saure<br />

Geschmack“ dieser Niederlage sei<br />

eine besondere Motivation, sagt<br />

Stürmer Adam Erne.<br />

In Runde eins muss Tampa Bay<br />

aber erst mal die Columbus Blue Jackets<br />

aus dem Weg räumen und<br />

dann mit den Toronto Maple Leafs<br />

oder den Boston Bruins ein weiteres<br />

bärenstarkes Team. Die Blue Jackets<br />

sind mit sieben Siegen aus den letzten<br />

acht Partien noch in die Play-offs<br />

gestürmt. Eine tückische Aufgabe für<br />

den Favoriten, der seit einem Monat<br />

praktisch nur Vorbereitungsspiele<br />

absolvierthat.<br />

Spieler und Trainer sind sich der<br />

Gefahr zu großer Siegessicherheit<br />

bewusst, und ihreKommentareklingen<br />

fast wie Beschwörungsformeln.<br />

„Es ist immer noch dasselbe Spiel,<br />

das wir die ganzeSaison gespielt haben<br />

und bei dem wir ziemlich gut<br />

waren“, sagt beispielsweise der Kanadier<br />

Stamkos. „Wenn wir irgendwo<br />

hinwollen, müssen wir uns<br />

steigern“, meint hingegen Coach<br />

Cooper. „Wenn die Play-offs beginnen,<br />

kannst du die 60 Siege an deinen<br />

Huthängen.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 19 *<br />

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Sport<br />

Keine Zeit<br />

für<br />

Experimente<br />

Die DHB-Auswahl muss in<br />

der EM-Qualifikation liefern<br />

Die Forderung an die deutschen<br />

Handballer ist klar, und sie<br />

kommt aus der Führungsspitze.<br />

„Jetzt müssen wir einfach liefern“,<br />

sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning<br />

vorden beiden EM-Qualifikationsspielen<br />

gegen Polen. In den Partien<br />

am Mittwoch (18 Uhr/ARD) in<br />

Gleiwitz und am Sonnabend in<br />

Halle/Westfalen soll die Mannschaft<br />

von Bundestrainer Christian Prokop<br />

wie bei der Heim-WM Begeisterung<br />

entfachen und die Teilnahme an der<br />

Endrunde 2020 in Norwegen, Österreich<br />

und Schweden sichern. „Wir<br />

sind mit zwei Siegen gegen Polen in<br />

der Situation, dass wir für die EM<br />

planen können“, sagte Hanning.<br />

Dafür muss sich die DHB-Auswahl<br />

im Vergleich zu ihrem jüngsten<br />

Auftritt aber deutlich steigern. Im<br />

Testspiel gegen die international<br />

höchstens zweitklassige Schweiz<br />

hatte der WM-Vierte Anfang März<br />

nach einem schwachen Auftritt<br />

überraschend eine 27:29-Niederlage<br />

kassiert.„Das ist nicht mehr im Kopf.<br />

In der Schweiz-Woche haben wir<br />

eine sehr gute Trainingswoche hingelegt,<br />

aber sicherlich ein enttäuschendes<br />

Spiel“, sagte Prokop.<br />

Soll sich als Spielmacher ausprobieren:<br />

Fabian Wiede<br />

IMAGO IMAGES/RUDEL<br />

Für das anstehende Länderspiel-<br />

Doppel ist der Bundestrainer optimistisch,<br />

weil er wieder auf seine bewährten<br />

Kräfte setzen kann. Auch<br />

der zuletzt fehlende Kapitän Uwe<br />

Gensheimer ist wieder mit dabei. Lediglich<br />

der erkrankte Abwehrhüne<br />

Finn Lemke musste seine Teilnahme<br />

kurzfristig absagen. Für den 26-Jährigen<br />

rückte Marian Michalczik, 22,<br />

vonGWD Minden ins Aufgebot.<br />

Unabhängig davon geht die DHB-<br />

Auswahl als klarer Favorit in die<br />

Spiele gegen die Polen, die nach dem<br />

Abtritt ihrer goldenen Generation<br />

2016 nicht mehr zur Handball-Elite<br />

zählen. „Ich sehe sehr, sehr gute<br />

Chancen, dass wir diese beiden<br />

Spiele für uns entscheiden können<br />

und uns frühzeitig qualifizieren“,<br />

sagte Gensheimer.<br />

Spielmacher gesucht<br />

Das dürfte auch davon abhängen,<br />

wie sich die deutsche Mannschaft<br />

auf der Spielmacher-Position präsentiert.<br />

Schon im Vorfeld der Heim-<br />

WM hatte die DHB-Auswahl auf dieser<br />

Position Probleme,die aber dank<br />

Routinier Martin Strobel über weite<br />

Strecken des Turniers kompensiert<br />

wurden. Doch dann verletzte sich<br />

der 32-Jährige schwer am Knie –in<br />

der EM-Qualifikation werden sich<br />

daher nun wohl abwechselnd Tim<br />

Suton, Paul Drux, Fabian Wiede und<br />

Michalczik im zentralen Rückraum<br />

ausprobieren dürfen.<br />

Ansonsten wird eskeine Experimente<br />

geben. Neben Weltklasse-<br />

Linksaußen Gensheimer wird eserneut<br />

auf das Kieler Abwehr-Duo<br />

Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek<br />

ankommen. Die beiden Kreisläufer<br />

stabilisierten schon bei der<br />

WM die Defensive und schufen damit<br />

die Grundlage für die teils begeisternden<br />

Auftritte des Teams.<br />

Ähnliches erwartet Hanning gegen<br />

Polen. Seine Vorgabe: „Keine Experimente,zweiSiege.Und<br />

danach kann<br />

man sehen was passiert.“ (dpa)<br />

Ab durch die Mitte: Valencias Pointguard Antoine Diot setzt sich gegen Johannes Thiemann (r.) durch.<br />

Nicht genug geknabbert<br />

Alba Berlin verliert das erste Finalspiel um den Eurocup in Valencia trotz Aufholjagd mit 75:89<br />

VonChristian Kattner<br />

Sie hatten sich noch einmal<br />

herangekämpft, den Rückstand<br />

sogar halbiert. Dieser<br />

Wurf von Bojan Dublejevic,<br />

dieser Dreier zum 83:67 aber war<br />

noch einmal ein Genickschlag für<br />

die Basketballer von Alba Berlin. Es<br />

war ein Wurf zur Entscheidung im<br />

ersten Finalspiel um den Eurocup,<br />

das Valencia Basket am Dienstagabend<br />

mit 89:75 gewinnen und in<br />

der Best-of-three-Serie mit 1:0 in<br />

Führung gehen sollte.<br />

Bereits vor dem Spiel hatte es<br />

schon so etwas wie einen Triumphmarsch<br />

gegeben. Als Valencias Spieler<br />

gut zwei Stunden vor Spielbeginn<br />

in Richtung des Halleneingangs<br />

steuerten, war der Weg von<br />

spanischen Fans gesäumt, wurde<br />

mit Trommeln und Trompeten Musik<br />

gespielt. Die Alba-Spieler nutzten<br />

den Seiteneingang, wurden allerdings<br />

fair begrüßt: Neben Valencia-Rufen<br />

klatschten die Anhänger<br />

des Heimteams mit den <strong>Berliner</strong>n<br />

ab. Das war es aber auch schon an<br />

Nettigkeiten. Beim Einlauf gab es<br />

für die Albatrosse Pfiffe von den<br />

Rängen, lediglich Luke Sikma, der<br />

vor seinem Alba-Engagement zwei<br />

Jahre in Valencia gespielt hatte,<br />

wurde mit Applaus bedacht. Fast logisch,<br />

dass der US-Amerikaner in<br />

der Halbzeitpause vordas Mikrofon<br />

des spanischen Fernsehens musste.<br />

„Wir sind wieder im Spiel, aber wir<br />

müssen am eigenen Brett besser<br />

ausboxen“, sagte Sikma.<br />

Probleme untermeigenen Korb<br />

Schöne Abwechslung<br />

DPA/FRANCESC JUAN<br />

Auf 38:41 hatte er sich mit seinen<br />

Teamkollegen beim Seitenwechsel<br />

wieder herangekämpft, zwischenzeitlich<br />

aber schon mit 13:23 hinten<br />

gelegen. Gerade unter dem eigenen<br />

Korb hatte Alba Berlin Probleme.<br />

Sieben Offensivrebounds konnten<br />

die Gastgeber allein im ersten Viertel<br />

sammeln, Alba brachte es lediglich<br />

auf fünf –defensiv und offensiv<br />

zusammen. Zudem waren zwei<br />

Spieler mit dem Familiennamen<br />

Thomas nicht in den Griff zu bekommen.<br />

ZumZeitpunkt des 13:23-<br />

Rückstands zu Beginn des zweiten<br />

Viertel brachten es Will und Matt<br />

Thomas zusammen auf 17 Zähler.<br />

Wenn Alba Berlin in dieser Saison<br />

aber etwas auszeichnet, dann ist es<br />

die Ruhe in solchen Situationen.<br />

Mit einer höheren Intensität in der<br />

Verteidigung und besserer Arbeit<br />

beim Defensivrebound knabberten<br />

die Albatrosse Stück für Stück vom<br />

Rückstand ab.<br />

Auch das zwischenzeitlich dritte<br />

Foul von Landry Nnoko (15.) änderte<br />

nichts daran, dass Martin Hermannsson<br />

mit einem verwandelten<br />

Bonusfreiwurf zum 35:35 ausgleichen<br />

konnte. Auch wenn im Anschluss<br />

sein Alley-oop-Anspiel auf<br />

Tim Schneider missglückte, sowar<br />

es auch ein Zeichen –von Selbstvertrauen.<br />

Mitdiesem kam vorallem Peyton<br />

Siva aus der Kabine. Albas Aufbauspieler<br />

war nicht nur treffsicher von<br />

der Dreierlinie,sondernsetzte seine<br />

Teamkollegen wieder einmal großartig<br />

in Szene. Allein auf das Ergebnis<br />

sollten sich Sivasvier Dreier und<br />

sechs Assists zu diesem Zeitpunkt<br />

nicht positiv auswirken. Die von<br />

Luke Sikma angesprochenen und<br />

aus der Statistik abzulesenden Probleme<br />

beim Rebound konnte Alba<br />

einfach nicht abstellen.<br />

Abgezockt heruntergespielt<br />

Nach drei Vierteln hatte Valencia<br />

doppelt so viele Abpraller eingesammelt<br />

wie die <strong>Berliner</strong> (32:16).<br />

Auch in der Offensive erhöhten die<br />

Spanier die Trefferquote, setzten<br />

sich immer weiter ab und lagen vor<br />

dem Schlussviertel mit 71:53 in<br />

Front. Mit 15:30 hatten die <strong>Berliner</strong><br />

den dritten Abschnitt abgegeben,<br />

das Spiel allerdings noch nicht.<br />

Keine vier Minuten waren gespielt,<br />

da hatte Alba den Rückstand<br />

mit einem 9:0-Lauf auf 62:71 verkürzt.<br />

Viel weniger sollte es allerdings<br />

nicht werden. Valencia beendete<br />

die kurze Schwächephase. Abgezockt<br />

wurden die eigenen Angriffe<br />

runtergespielt und mit<br />

Punkten abgeschlossen.<br />

Jürgen Klopps FC Liverpool erspielt sich gegen den FC Porto eine sehr gute Ausgangslage in der Champions League<br />

VonHendrik Buchheister,Liverpool<br />

Der FC Liverpool hat es sich in<br />

den vergangenen Wochen zur<br />

Gewohnheit gemacht, seine Spiele<br />

auf dramatische Weise zu gewinnen,<br />

mit viel Kampf, späten Toren und<br />

auch ein bisschen Glück. Da war die<br />

Partie gegen den FC PortoimViertelfinale<br />

der Champions League an der<br />

heimischen Anfield Road eine<br />

schöne Abwechslung.<br />

Die Mannschaft von Trainer Jürgen<br />

Klopp gewann 2:0 durch die<br />

Treffer der ehemaligen Bundesliga-<br />

Profis Naby Keïta und Roberto Firmino<br />

schon in der ersten halben<br />

Stunde und konnte Kraft sparen für<br />

den Meisterschaftskampf in der Liga<br />

mit Manchester City.Vor dem Rückspiel<br />

in Porto amkommenden Mittwoch<br />

steht der englische Tabellenführer<br />

dank einer vor allem in der<br />

ersten Halbzeit kontrollierten Leistung<br />

mit mehr als einem Bein im<br />

Halbfinale der Champions League.<br />

Zwar verpasste es Liverpool, den<br />

Sieg noch höher zu gestalten und das<br />

Viertelfinale schon vor dem zweiten<br />

Treffen zu entscheiden. Dafür gelang<br />

es der Mannschaft, trotz einer engen<br />

Schlussphase ohne Gegentor zu<br />

bleiben.<br />

Die erste Aktion vor dem aufgepeitschten<br />

Publikum gehörte dem<br />

Besuch aus Portugal. Angreifer<br />

Moussa Marega kam aus zentraler<br />

Position zum Abschluss,<br />

der Ball flog knapp am Tor<br />

vorbei. Liverpool schüttelte<br />

sich kurznach diesem<br />

Schreckmoment, übernahm<br />

die Kontrolle und<br />

wurde schon in der fünften<br />

Minute belohnt. Sadio<br />

Mané sprintete über den<br />

linken Flügel und brachte<br />

den Ball in die Mitte. Firmino<br />

legte zurück, Keïta<br />

traf. Torwart-Legende Iker Casillas<br />

hatte gegen seinen abgefälschten<br />

Schuss keine Chance.<br />

Keïta kommt so langsam in Liverpool<br />

an. Nach seinem ersten Liga-<br />

Treffer beim 3:1 am vorigen Freitag<br />

gegen den FC Southampton erzielte<br />

der frühere Leipziger sein Premieren-Tor<br />

in der Champions League<br />

für seinen neuen Klub.Auch danach<br />

hatte er immer die Füße im Spiel,<br />

wenn Liverpool gefährlich wurde. In<br />

der 22. Minute hätte Mohamed Salah<br />

auf 2:0 erhöhen müssen. Nach einem<br />

Fehlpass aus Portos Mittelfeld<br />

lief er alleine auf Casillas zu, doch er<br />

setzte den Ball neben das Ziel. Dem<br />

Angreifer aus Ägypten fehlt in dieser<br />

Saison die Gnadenlosigkeit<br />

der vorigen Spielzeit.<br />

In der 26. Minute war<br />

die Partie vorentschieden.<br />

Kapitän Jordan Henderson<br />

passt steil auf Trent Alexander-Arnold<br />

auf dem<br />

GETTY IMAGES/JULIAN FINNEY<br />

rechten Flügel. Dessen flache<br />

Hereingabe musste<br />

Hat gut lachen: Firmino nur noch über die<br />

Jürgen Klopp Linie drücken. Es war ein<br />

Torwie am Reißbrett entworfen.<br />

EinTor,wie es eigentlich die<br />

Spezialität des Meisterschafts-Konkurrenten<br />

Manchester City ist –ein<br />

Guardiola-Tor.<br />

Nach einer halbe Stunde musste<br />

Liverpool ein leichtes Unwetter<br />

überstehen. Erst rettete Torhüter<br />

Alisson gegen Marega, danach überprüfte<br />

der Video-Schiedsrichter ein<br />

mögliches Handspiel vonAlexander-<br />

Arnold. Die Entscheidung: kein Elf-<br />

meter. Der Prozess ging zügig vonstatten<br />

und wurde den Zuschauern<br />

über die Lautsprecher erklärt, in<br />

Englisch und Portugiesisch.<br />

Kurz nach der Pause lag der Ball<br />

ein drittes Mal imTor, doch Referee<br />

Antonio Mateu Lahoz gab den Treffer<br />

von Mané nicht. Diesmal<br />

brauchte er keine technische Unterstützung<br />

für seinen Entschluss. Danach<br />

drängte Liverpool weiter auf<br />

das 3:0, um das Viertelfinale schon<br />

vor der Reise nach Portugal zu entschieden.<br />

Vorallem Salah war in der<br />

Frühphase der zweiten Halbzeit ein<br />

Aktivposten. Ihm fehlte allerdings<br />

die Präzision. Nach einer Stunde verrutschte<br />

seine Direktabnahme und<br />

flog weit am Torvorbei. Auch Keïta<br />

hatte noch einen guten Versuch.<br />

So spielte Klopps Mannschaft in<br />

der zweiten Halbzeit ein riskantes<br />

Spiel. Ein Gegentreffer im eigenen<br />

Stadion hätte die Ausgangslage für<br />

das Rückspiel deutlich getrübt. Die<br />

Gäste hatten ihre Gelegenheiten in<br />

der Schlussphase.Marega kam zweimal<br />

aus spitzem Winkel zum Abschluss<br />

und prüfte damit die Nerven<br />

der Zuschauer.<br />

NACHRICHTEN<br />

Augsburg trennt sich von<br />

Baum und Lehmann<br />

FUSSBALL. Bundesligist FC Augsburghat<br />

sich vonCheftrainer Manuel<br />

Baum, Co-Trainer Jens Lehmann<br />

und seinem Technischen Direktor<br />

Stephan Schwarzgetrennt.<br />

Dasteilte der Tabellen-15. am Dienstagnachmittag<br />

mit. Als Nachfolger<br />

vonBaum soll der Schweizer Martin<br />

Schmidt mit dem FCA den Klassenerhalt<br />

sichern. DerfrühereMainzer<br />

und Wolfsburger Coach wirdbereits<br />

am Mittwoch das Training bei den<br />

bayerischen Schwaben leiten.<br />

Innenraumverbot und<br />

Geldstrafe für Trainer Wollitz<br />

FUSSBALL. Claus-Dieter Wollitz von<br />

Drittligist Energie Cottbus ist„wegen<br />

eines fortgesetzten unsportlichen<br />

Verhaltens“ mit einem Innenraumverbot<br />

für ein Spiel bestraft worden.<br />

Außerdem muss Wollitz eine Geldstrafe<br />

in Höhe von2000 Euro zahlen.<br />

Sanktioniertwurde Wollitz’Verhalten<br />

während des Spiels in Zwickau,<br />

als sich der Trainer mit den Schiedsrichternangelegt<br />

hatte.<br />

Hannover 96 trennt sich von<br />

Manager Horst Heldt<br />

FUSSBALL. Derstarkabstiegsbedrohte<br />

Bundesligist Hannover96hat<br />

sich mit sofortiger Wirkung vonManager<br />

Horst Heldt, 49, getrennt. Dem<br />

früheren Nationalspieler,der seit<br />

März2017 für 96 gearbeitet hatte<br />

und mit einem Vertragbis 2021 ausgestattet<br />

war,wurde die sportliche<br />

Talfahrtzum Verhängnis.<br />

Deutsche Fußballerinnen<br />

spielen 2:2 gegen Japan<br />

FUSSBALL. Zwei Patzer vonAlmuth<br />

Schult haben der neuen Bundestrainerin<br />

Martina Voss-Tecklenburgdie<br />

Heimpremiereverdorben. Beim<br />

Härtetest zwei Monate vorWM-Start<br />

gegen Japan verschuldete die Torhüterin<br />

beim 2:2 (0:1) beide Gegentore.<br />

AlexandraPopp und Svenja Huth erzielten<br />

die deutschen Treffer.<br />

TeBe setzt sich im <strong>Berliner</strong><br />

Pokal-Halbfinale durch<br />

FUSSBALL. Oberligist Tennis Borussia<br />

hat sich im <strong>Berliner</strong> Pokal-Halbfinale<br />

mit 7:6 nach Elfmeterschießen<br />

gegen Regionalligist VSG Altglienicke<br />

durchgesetzt. Beim Stand von<br />

2:2 verschoss Benjamin Förster einen<br />

Foulelfmeter (114.). Beide<br />

Teams legten vor478 Zuschauernrasant<br />

los.TeBe-Keeper Bjarne Rogall<br />

verschätzte sich Sekunden nach Anpfiff,<br />

Altglienickes Christian Skoda<br />

schob zum 1:0 für die VSG ein. Nur<br />

fünf Minuten später flankte Karim<br />

Benyamina auf Rifat Gelici, der per<br />

Kopf ausglich. Enes Aydin (28.)<br />

brachte TeBe in Führung, doch kurz<br />

vorder Pause patzte Rogall erneut:<br />

Förster staubte zum 2:2 ab.ImElfmeterschießen<br />

verschoss er.Der<br />

Finalgegner wirdheute zwischen<br />

den Regionalligisten BFC Dynamo<br />

und FC Viktoria 89 (18 Uhr, Jahnsportpark)<br />

ermittelt. Dortsteigt am<br />

25. Maiauch das Finale.<br />

ZAHLEN<br />

Fussball<br />

Champions League, Viertelfinale<br />

FC Liverpool -FCPorto 2:0 (2:0)<br />

Tottenham Hotspur -Manchester City 1:0 (0:0)<br />

Ajax Amsterdam -Juventus Turin 21 Uhr<br />

Manchester United -FCBarcelona 21 Uhr<br />

Rückspiele finden am 16. und 17. April statt.<br />

Eishockey<br />

DEL Play-off-Halbfinale, 4. Spiel<br />

Köln -Mannheim 2:4 (0:1, 0:3, 2:0)<br />

Stand/Serie 0:4 –damit ist Mannheim im Finale<br />

Augsburg -München (Stand/Serie 2:1) 19.30 Uhr


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 – S eite 20 *<br />

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Sport<br />

Schummel-Schumi &Co.<br />

In Schanghai wird am Wochenende das 1000. Formel-1-Rennen gestartet. Dieses Jubiläum der Königsklasse<br />

des Motorsports verdient zumindest eine Mini-Serie, Teil 1: die größten Skandale<br />

VonElmar Brümmer<br />

Sichere Kurvenlage: Charles Leclerc im Ferrari<br />

GETTY<br />

Neunhundertneunundneunzig<br />

mal Formel 1–<br />

und am Wochenende<br />

wird in Schanghai der<br />

1000. Grand Prix gefahren. Europäische<br />

Traditionalisten mögen das bedauern,<br />

aber die chinesische Metropole<br />

vereint Tradition und Moderne<br />

gleichermaßen in sich, das Leben<br />

dort ist rasend schnell und maßlos.<br />

Genau das sind die Attribute, die<br />

perfekt zur Königsklasse des Motorsports<br />

passen. Die Skandale, die im<br />

Mittelpunkt der ersten Folge dieser<br />

Serie stehen, belegen das auf ihre<br />

ganz eigene Art.<br />

Nebulöses, 1973: Beim Großen Preis<br />

von Kanada herrscht in Mosport<br />

dichter Nebel, der Sieger kann nicht<br />

ermittelt werden. Gleich drei Piloten<br />

behaupten, das Rennen gewonnen<br />

zu haben: Emerson Fittipaldi im Lotus,Jackie<br />

Oliver im Shadowund Peter<br />

Revson im McLaren. DieZeitnehmer<br />

haben den Überblick verloren,<br />

nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

triumphiertRevson.<br />

Die rasende Kopie, 1978: Ende 1977<br />

desertieren drei Techniker vom Shadow-Rennstall<br />

und gründen ein<br />

neues Team: Arrows. Sie brauchen<br />

kaum mehr als 50 Tage,umeinen eigenen<br />

Rennwagen zu bauen. Schnell<br />

ist auch klar,warum: der ArrowsFA1<br />

ist eine glatte Kopie des neuen ShadowDN9.<br />

Konstrukteur Tony Southgate<br />

hat beim Firmenwechsel einfach<br />

alle Zeichnungen mitgenommen.<br />

Und die Kopie funktioniert<br />

besser als das Original, bis ein Gericht<br />

das Plagiat für immer in die Garage<br />

verbannt.<br />

Blei-Affäre, 1984: Der Tyrrell-Rennstall<br />

liefert den Beweis dafür, dass<br />

Tankmanipulationen zwar beliebt<br />

sind, aber praktisch immer auffliegen.<br />

Die Briten sehen mit ihren herkömmlichen<br />

Saugmotoren gegen<br />

die Turbos immer weniger Land,<br />

doch plötzlich kommen Stefan Bellof<br />

und Martin Brundle regelmäßig<br />

aufs Treppchen. In einem Zusatztank<br />

werden Bleikugeln gefunden,<br />

damit der Wagen beim Wiegen das<br />

erforderliche Mindestgewicht hat,<br />

nachdem zuvor mehr Benzin verbraucht<br />

wurde als erlaubt. Beide Autos<br />

werden von der Weltmeisterschaft<br />

ausgeschlossen.<br />

Hass-Duell, 1989/90: Zwei Egomanen<br />

mit einem Überschuss an Talent,<br />

das bringt der Formel 1 die<br />

größte In-Team-Feindschaft ihrer<br />

Geschichte. Ayrton Senna drängt<br />

den McLaren-Kollegen Alain Prost<br />

1988 in Portugal in die Mauer,damit<br />

geht der Stallkrieg los. 1989 in Suzuka<br />

eskaliert die Fehde. Beide Mc-<br />

Laren sind gleichauf, doch Prost lässt<br />

seinen Teamkollegen nicht vorbei. Er<br />

macht die Tür zu und schießt Senna<br />

ab. Beide landen ineinander verkeilt<br />

in der Auslaufzone.Damit wäreProst<br />

Weltmeister. Doch Senna schafft es<br />

mit Hilfe der Streckenposten, sein<br />

Auto wieder freizubekommen, wird<br />

aber später dennoch disqualifiziert.<br />

Die Revanche folgt im Jahr darauf,<br />

als Prost für Ferrari fährt und Senna<br />

ihm eiskalt absichtlich ins Auto rast.<br />

Rennfeinde: Prost und Senna 1988 Rennfreude: Schumacher 1991<br />

Skandalfunktionäre: Max Mosleyund Bernie Ecclestone 2000 IMAGO IMAGES (3)<br />

Benetton-Schummeleien, 1994: Den<br />

Schimpfnamen „Schummel-<br />

Schumi“ ist der Rekordweltmeister<br />

nach dem ersten Titelgewinn nie<br />

mehr losgeworden, dabei waren die<br />

wahren Schummler die Techniker im<br />

Benetton-Team. Vorallem die illegale<br />

Traktionskontrolle bringt dem Auto<br />

Vorteile.Aber es ist nicht nur die Startautomatik.<br />

Die Tankanlage ist manipuliert,<br />

das kommt nach einem Boxenfeuer<br />

in Hockenheim raus.Sowie<br />

der Unterboden, der Schumacher<br />

1994 den Sieg in Spakostet. Zumersten<br />

Titel reicht es trotzdem.<br />

Nackte Tatsachen, 2003:Wersich als<br />

Fußgänger auf die Rennstrecke wagt,<br />

braucht Gottes Beistand: Derfrühere<br />

Geistliche Cornelius „Neil“ Horan<br />

flitzt in Silverstone nackt auf die Piste.<br />

Er rennt, um zu missionieren: „Lest<br />

die Bibel. DieBibel hat immer recht.“<br />

Er wirdfast umgefahren. Im Jahr darauf,<br />

reißt der Verwirrte beim Olympia-Marathon<br />

den Führenden um.<br />

Geisterrennen, 2005: Lediglich sechs<br />

Autos im riesigen Nudeltopf von Indianapolis<br />

und Hunderttausende<br />

Fans toben, nachdem alle Michelinbereiften<br />

Autos nach der Einführungsrunde<br />

wieder in die Boxfahren.<br />

Im Freitagstraining war Ralf Schumacher<br />

mit seinem Toyota in der Steilkurve<br />

nach einem Reifenschaden in<br />

die Mauer eingeschlagen, die Pneus<br />

der Franzosen halten dem High<br />

Speed nicht stand. Michael Schumacher<br />

gewinnt den Geister-Grand-Prix,<br />

und wirdmit Bierdosen beworfen.<br />

Spygate, 2007: Ein liegengelassenes<br />

Dokument in einem Londoner Copy-<br />

Shop kostet McLaren-Mercedes 100<br />

Millionen Dollar –die höchste Strafe,<br />

die es je gab. Die Frau des Chefingenieurs<br />

Mike Coughlan hatte 780 Seiten<br />

Ferrari-Dokumente kopiert, die<br />

vom beleidigten Ferrari-Chefmechaniker<br />

Nigel Stepney stammten. Pikant:<br />

DerTipp war vonMcLaren-Pilot<br />

Fernando Alonso gekommen, der<br />

sich im internen Duell mit Lewis Hamilton<br />

benachteiligt sah.<br />

Crashgate, 2008: Das erste Nachtrennen<br />

der Formel-1-Geschichte,alle<br />

sind verzaubert. Bis herauskommt:<br />

Der Unfall des Renault-Werksfahrers<br />

Nelson Piquet junior in der 14. Runde<br />

ist absichtlich passiert, auf Befehl des<br />

Kommandostands. Durch die Neutralisierung<br />

wirdAlonso zum Gewinner,<br />

weil er kurz vorher zum Tanken<br />

und Reifenwechsel an der Boxgewesen<br />

ist. Kronzeuge Piquet packt erst<br />

aus, nachdem er vom Team geschasst<br />

wird. Die Sperren gegen die<br />

Drahtzieher Flavio Briatore und Pat<br />

Symonds werden später wieder aufgehoben.<br />

Der Sex-Skandal, 2008: Fia-Präsident<br />

Max Mosley haben viele Rennfahrer<br />

ihr Leben zu verdanken, er<br />

ist ein unermüdlicher Vorkämpfer<br />

für die Sicherheit. Er muss um seinen<br />

Ruf ringen, nachdem ein Boulevardblatt<br />

heimlich aufgenommene<br />

Bilder von einer sadomasochistischen<br />

Sex-Party mit Prostituierten<br />

veröffentlicht. Der damals<br />

68 Jahrealte Mosley beharrtauf seiner<br />

Privatsphäre, betont die Volljährigkeit<br />

der Beteiligten und die<br />

Freiwilligkeit der Aktionen. Er wird<br />

nach einem Misstrauensvotum mit<br />

deutlicher Mehrheit im Amt bestätigt,<br />

gibt aber den Fia-Vorsitz ein<br />

Jahr später ab –und gewinnt den<br />

Musterprozess gegen Google.<br />

Korruptionsprozess, 2014: Bernie<br />

Ecclestone, seit den Siebzigern der<br />

Zampano der Königsklasse, muss<br />

sich vordem Münchner Landgericht<br />

in einem Bestechungsprozess im Zusammenhang<br />

mit dem Verkauf von<br />

Formel-1-Anteilen verantworten.<br />

DasVerfahren wirdgegen eine Geldauflage<br />

von100 Millionen US-Dollar<br />

ohne Urteil eingestellt.<br />

LesenSie morgen im zweiten Serienteil:<br />

die 10 bestenTypen aus 1000 Formel-1-Rennen.<br />

Die Sache mit dem Geld<br />

Boxer und Trainer beklagen das Aus für den Chemiepokal in Halle an der Saale. Statt des Traditionsturniers findet ab diesem Mittwoch der Cologne Boxing World Cup in Köln statt<br />

VonKarin Bühler<br />

Esgib so viele Geschichten vom<br />

Chemiepokal in Halle. Boxtrainer<br />

Ulli Wegner zum Beispiel bekommt<br />

die vielen Sieger und Medaillengewinner,<br />

die er dort inder Ecke<br />

begleitet hat, gar nicht mehr alle zusammen:<br />

„Nach den Finalkämpfen<br />

gab es immer ein Bankett mit der<br />

Weltspitze. Es war ein besonderes<br />

Turnier.“ DieKubaner schickten ihre<br />

Staffeln, Russen, Briten, Franzosen.<br />

Henry Maske gewann den Chemiepokal<br />

fünfmal. Beiseinem ersten<br />

Auftritt 1982 war er 19 Jahre alt, besiegte<br />

seinen kubanischen Angstgegner<br />

Ángel Espinosa, obwohl er<br />

gegen den breitschultrigen Kerl drei<br />

Runden lang nur rückwärts lief. Der<br />

frühere Profi-Weltmeister im Cruisergewicht<br />

Yoan Pablo Hernández<br />

setzte sich 2005 bei dem Boxturnier<br />

in Halle vonseiner kubanischen Nationalstaffel<br />

ab.Erwar damals Junioren-Weltmeister.<br />

Er wollte mit seinem<br />

Sport Geld verdienen, um seiner<br />

Familie zu helfen.<br />

DieSache mit dem Geld ist in diesem<br />

Jahr dem Chemiepokal selbst<br />

zum Verhängnis geworden, der Etat<br />

von 230 000 Euro hatte den Deutschen<br />

Boxsportverband (DBV) überfordert,<br />

er war schon im Vorjahr auf<br />

einem Minus sitzen geblieben. DBV-<br />

Präsident Jürgen Kyas, nannte die<br />

dreißigprozentige Kürzung<br />

der benötigten finanziellen<br />

Mittel durch Lotto<br />

Sachsen-Anhalt sowie<br />

„bürokratische Hürden“<br />

und die angeblich nicht erfolgte<br />

Genehmigung des<br />

Fördermittelantrages<br />

durch das Landesverwaltungsamt<br />

als Grund, worüber<br />

das Amt wiederum<br />

überrascht war,daesoffenbar wie in<br />

den Jahren zuvor Mittel in Höhe von<br />

50 000 Euro freigegeben hatte.<br />

Fakt ist: Das Turnier in Halle an<br />

der Saale gibt es nicht mehr. Stattdessen<br />

beginnt an diesem Mittwoch<br />

der „Cologne Boxing World Cup“ in<br />

Erzürnt:<br />

Ulli Wegner<br />

IMAGO IMAGES/SPÖTTEL<br />

der Sporthalle Süd in Köln.<br />

Trainer Wegner ist erzürnt:<br />

„Das ist nicht in Ordnung,<br />

dass man so ein Weltklasse-Turnier<br />

verlegt. Damit<br />

macht man Boxen in<br />

Ostdeutschland weiter kaputt.<br />

DerChemiepokal gehört<br />

nicht nach Köln. Ich<br />

bin sehr enttäuscht, dass<br />

sich die Funktionäre da<br />

keinen Kopf drum machen.“<br />

Henry Maske beklagt ebenfalls<br />

das Ende einer Legende. Immerhin<br />

fand der Chemiepokal, der seine<br />

Wurzeln im SC Chemie Halle hatte,<br />

seit 1970 an der Saale statt. Dreimal<br />

fiel das Turnier seither aus,1975 weil<br />

die Jugend-EM stattfand, 1991 wegen<br />

des Golfkrieges, 2010 war der<br />

Etat schon mal das Problem.<br />

Zum ersten Turnier kamen 82<br />

Sportler aus zehn Ländern in die<br />

ausverkaufte Eissporthalle am Gimritzer<br />

Damm. Der Generaldirektor<br />

des VEB Chemische Werke Buna<br />

wurde Leiter des ersten Turnierkomitees.<br />

Auch die Chemiekombinate<br />

aus Schkopau, Leuna und Bitterfeld<br />

standen später Pate.Das DDR-Fernsehen<br />

zeigte die Finalkämpfe im<br />

Sonntagsprogramm. Zuletzt boxten<br />

die Athleten in der Sportarena in<br />

Halle-Neustadt.<br />

Der <strong>Berliner</strong> Bundestrainer Ralf<br />

Dickert bedauert das Aus für Halle<br />

ebenfalls. „Es war über Jahrzehnte<br />

das letzte große Traditionsturnier.Es<br />

war schon zu DDR-Zeiten ein Höhepunkt.<br />

Da schon das TSC-Turnier in<br />

Berlin nach der Wende weggefallen<br />

ist, ist das umso bedauerlicher.“<br />

Andererseits ist Dickert froh, dass<br />

Köln als Veranstalter eingesprungen<br />

ist. Er ist gerade mit den <strong>Berliner</strong> Boxern<br />

Umar Bajwa (56 kg), Hamsat<br />

Shadalov (60 kg), Murat Yildirim (63<br />

kg), Paul Wall (69 kg), AbuLubdeh (81<br />

kg) und Alexander Müller vom Berge<br />

(+91 kg) dort. Für sie geht es um<br />

Punkte für die deutsche Rangliste,um<br />

ihreFörderung, um ihreZukunft. Um<br />

etwas also, das der Chemiepokal in<br />

Halle wohl nicht mehr hat.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 – S eite 21<br />

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Feuilleton<br />

Klassik in Berlin: Peter<br />

Uehling stellt das Programmder<br />

Woche vor.<br />

Seiten 24 und 25<br />

„In den Kritiken Fontanes werden heutige Debatten berührt.“<br />

Petra Kohse über Theodor Fontanes Theaterkritiken aus einem Vierteljahrhundert Seite 22<br />

Kunst im Kanzleramt<br />

Die leere<br />

Wand<br />

Harry Nutt<br />

beobachtet dasAuf- undAbhängen<br />

vonBildern.<br />

Das Kanzleramt ist, auch wenn<br />

man nicht gleich darauf<br />

kommt, ein Ausstellungsort für<br />

Kunst. Die Politik leistet sich am<br />

Ende jeder Kanzlerschaft dieVergabe<br />

einer Auftragsarbeit an einen zeitgenössischen<br />

Künstler. Inder Ahnengalerie<br />

der Bundeskanzler spiegeln<br />

sich individueller Geschmack und<br />

Zeitgeist gleichermaßen. Helmut<br />

Schmidt ließ sich vom DDR-Maler<br />

Bernd Heisig malen, er entschied<br />

sich dafür noch während der deutschen<br />

Teilung. Helmut Kohl wurde<br />

vom Heisig-Schüler Albrecht Gehse<br />

gemalt, Gerhard Schröders Wahl fiel<br />

auf Jörg Immendorf. Angela Merkels<br />

Entscheidung steht noch aus.<br />

Ein gravierendes Kunstproblem<br />

hat sie trotzdem. Zwei Gemälde Emil<br />

Noldes, die bis vor kurzem inihrem<br />

Arbeitszimmer hingen, sollen, nachdem<br />

das Gemälde „Brecher“ als<br />

Leihgabe in der am Wochenende im<br />

Hamburger Bahnhof eröffnenden<br />

Ausstellung „Emil Nolde –Eine deutsche<br />

Legende. Der Künstler im Nationalsozialismus“<br />

zu sehen sein<br />

wird, ebensowenig ins Kanzleramt<br />

zurückkehren wie Noldes „Blumengarten<br />

(Thersens Haus)“. Die Legende,<br />

dass Nolde sich von den Nazis<br />

abgewandt habe, lässt sich nicht<br />

aufrechterhalten. Tatsächlich hat<br />

sich Nolde den Nazis angebiedert.<br />

Zeit also für einen Bilderwechsel im<br />

Kanzleramt.<br />

Um die Wände wieder zu füllen,<br />

war ein Bild des Expressionisten Karl<br />

Schmidt-Rottluff ins Spiel gebracht<br />

worden. Nunhat Merkel auch davon<br />

Abstand genommen, nachdem antisemitische<br />

Zitate Schmidt-Rottluffs<br />

bekannt geworden waren. Die<br />

Kunsthistorikerin AyaSoika hat eindeutige<br />

Belege gefunden. Demnach<br />

nannte Schmidt-Rottluff die Briten<br />

während des Ersten Weltkriegs ein<br />

„Volk, das vollkommen durch die Juden<br />

verseucht ist“. Inzwischen will<br />

die Kanzlerin gar kein Bild aus der<br />

Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />

mehr leihen. Die weitere Suche wird<br />

wohl trotzdem nicht ohne kunsthistorische<br />

Expertise stattfinden.<br />

Kosmos, Chaos und Klamauk<br />

Der Regisseur Mark Schlichter hat den Kinderbuchklassiker „Alfons Zitterbacke“ zeitgemäß adaptiert<br />

VonTorsten Wahl<br />

Hey Alfons: Du wolltest<br />

doch eigentlich Kosmonaut<br />

werden –und nicht<br />

Astronaut! Wer sich in<br />

den Sechziger- oder Siebzigerjahren<br />

mit dem populären Helden aus den<br />

Kinderbüchern von Gerhard Holtz-<br />

Baumertanfreundete,würde gernin<br />

den ersten Minuten des Kinofilms<br />

seinen vertrauten Zitterbacke verteidigen,<br />

ihn so behalten, wie er ihn<br />

kennt. Ich hatte zur Einstimmung<br />

meine Litera-Schallplatte aus dem<br />

Jahre 1970 hervorgekramt, auf der<br />

Helga Raumer und HerbertKöfer als<br />

Eltern zu hören sind, und war erstaunt,<br />

dass ich fast jeden Satz noch<br />

mitsprechen konnte.<br />

Ebenso erstaunlich, dass ein aus<br />

Münster stammender Regisseur wie<br />

Mark Schlichter überhaupt auf ein<br />

DDR-Kinderbuch gestoßen ist, in<br />

der sich der Held gegen Figuren wie<br />

einen Pionierleiter behaupten muss.<br />

Doch da Schlichters Kinder genauso<br />

über die Geschichten des ewigen<br />

Pechvogels lachen konnten, muss<br />

dieser Alfons Zitterbacke doch einiges<br />

besitzen, das über den Ostbezug<br />

hinausweist. Mark Schlichter hat erkannt,<br />

dass dieser Alfons nicht etwa<br />

ein notorischer Außenseiter oder gar<br />

Systemverweigerer ist, sondern dass<br />

er zum Chaosstifter wird, weil er alles<br />

besonders gut machen will.<br />

Jetzt auch mit Mädchen<br />

Schlichters Entscheidung, das Buch<br />

gemeinsam mit seinen Autoren in<br />

die Jetztzeit zu versetzen, ist gut<br />

nachvollziehbar. Nicht nur, weil die<br />

Bücher zu DDR-Zeiten schon verfilmt<br />

worden waren, erst 1966 von<br />

Konrad Petzold für die Defa, in den<br />

Achtzigern dann als Serie fürs Fernsehen.<br />

Junge Zuschauer von heute<br />

würden nicht nur die politischen<br />

Umstände, sondern auch den Alltag<br />

der Sechziger kaum verstehen. So<br />

bastelt sich Alfons im Buch mit seinemKumpel<br />

ein Telefon aus Schnüren<br />

und Schuhputzdosen –imFilm<br />

skypt er mit seinem Freund. Zeitgemäß<br />

dazugedichtet wurde auch eine<br />

Freundin für Alfons –imBuch spielten<br />

Mädchen noch gar keine Rolle.<br />

Geblieben aber ist eine zentrale<br />

Idee –die Sehnsucht nach demWeltall.<br />

Der klassische Alfons wollte Juri<br />

Gagarin nacheifern, er trainierte für<br />

Vater Zitterbacke(Devid Striesow,l.) und sein Sohn Alfons (Tilman Döbler)<br />

den Raumflug das Essen aus Tuben,<br />

er fuhr Karussell, bis ihm schlecht<br />

wurde und machte sich schließlich<br />

zu Fußzum Moskauer Sternenstädtchen<br />

auf. Der neue Alfons (Tilman<br />

Döbler) träumt sich in der knalligen<br />

Ouvertüre, die mit Science-Fiction-<br />

Klassikern wie „Star Trek“ spielt, als<br />

Raumfahrer an die Seite des populären<br />

Alexander Gerst. Dass der reale<br />

Astronaut tatsächlich auf der ISS für<br />

EDITH HELD<br />

den Film schauspielerte, ist schon<br />

mal ein Coup. Bürger Lars Dietrich<br />

als Ko-Kosmonaut Sergej Krumow<br />

bringt eine komische Note in die<br />

kosmische Szenerie.<br />

Zitterbackes Schule trägt zwar<br />

den Namen von Sigmund Jähn, begegnet<br />

dem Himmelsstürmer Alfons<br />

aber mit Ignoranz. Der Lehrer<br />

(Thorsten Merten) interessiert sich<br />

nicht für seinen Vortrag über die Astronautentoilette,<br />

seine fiesen Mitschüler,<br />

die ihn auch in diesem Film<br />

wieder mit dem Spruch„Zitterbacke,<br />

Hühnerkacke“ mobben, zerfleddern<br />

erst die Modellbaupläne für den<br />

Flugwettbewerb und versuchen<br />

dann, mit gekauften Drohnen Alfons<br />

und seine Freunde zu übertrumpfen<br />

– ihr arroganter Sponsor wird gespielt<br />

vonWolfgang Stumph.<br />

Sprung vomDreimeterbrett<br />

Die Schulszenen sind, wie bei Paukerfilmen<br />

üblich, mit viel Klamauk<br />

angereichert. Alle Erwachsenen, ob<br />

nun Olaf Schubertals verpeilter Chemielehrer<br />

oder Katharina Thalbach<br />

als diktatorische Direktorin, erscheinen<br />

als überzeichnete Knallköpfe.<br />

Genauer, leiser gespielt wird der Alltag<br />

der Familie Zitterbacke.Wie Alexandra<br />

Maria Lara und Devid Striesowals<br />

Elternpaar immer wieder hin<br />

und hergerissen werden zwischen<br />

Verzweiflung über und Verständnis<br />

für ihren Sohn, das ist wunderbar<br />

anzusehen. Viele vertraute Szenen,<br />

etwa die Auftritte von Alfons als falscher<br />

Betrunkener oder mit einem<br />

missglückten Aprilscherz, funktionieren<br />

hier so gut wie einst. Auch in<br />

den Versuchen des Vaters, seinem<br />

schwächlichen Alfons endlich den<br />

Kopfsprung vomDreimeterbrett beizubringen,<br />

kann sich jeder wiederfinden<br />

–als Vater wie als Sohn.<br />

Der12-jährige Tilman Döbler,der<br />

schon in Dirk Kummers DDR-Drama<br />

„Zuckersand“ sein Talent bewiesen<br />

hatte, trägt mit seiner Unbekümmertheit<br />

den gesamten Film. Als Gag<br />

am Rande trifft er den Alfons Zitterbacke<br />

von 1966: Helmut Rossmann,<br />

inzwischen Mitte sechzig, spielt einen<br />

Bratwurstverkäufer und findet,<br />

Alfons sei doch ein schöner Name.<br />

Alfons Zitterbacke:Das Chaos ist zurück<br />

Dtl.2018. Regie: Mark Schlichter;Drehbuch:<br />

AnjaFlade-Kruse,JohnChambers, Mark Schlichter<br />

(nach der Romanvorlagevon Gerhard Holtz-<br />

Baumert); Darsteller:TilmanDöbler,Alexandra<br />

Maria Lara,Devid Striesow, Thorsten Merten, BürgerLarsDietrich,KatharinaThalbach,<br />

Alexander<br />

Gerst u.a., 90 Minuten, Farbe FSK: frei.<br />

Der Film kommtamDonnerstag in die Kinos<br />

Torsten Wahl<br />

fühlte sich im Kino in seine<br />

Kindheit zurückversetzt<br />

NACHRICHTEN<br />

Weiße ungarische Sänger<br />

geben sich als schwarz aus<br />

15 weiße Sänger und Sängerinnen<br />

der ungarischen Staatsoper haben<br />

schriftlich erklärt, dass die „afroamerikanische<br />

Herkunft und das<br />

afro-amerikanische Bewusstsein einen<br />

untrennbaren Teil“ ihrer Identität<br />

ausmachen würde.Dies sagte<br />

Staatsopern-Intendant Szilveszter<br />

Okovacs am Montagabend im Fernsehsender<br />

ATV. Hintergrund ist ein<br />

Streit mit den Rechteinhabernder<br />

Oper „Porgy und Bess“ vonGeorge<br />

Gershwin, die darauf bestehen, dass<br />

das Werk nur vonSchwarzenaufgeführtwird.<br />

DieOper in Budapest, die<br />

„Porgy und Bess“ mit Weißen aufführt,<br />

hofft, im Fall einer Klage ihre<br />

Position zu verbessern. (dpa)<br />

Komische Oper holt Kirill<br />

Serebrennikow nach Berlin<br />

DieKomische Oper holt den am<br />

Montag aus dem Hausarrest in Moskau<br />

entlassenen russischen Regisseur<br />

Kirill Serebrennikownach Berlin.<br />

Serebrennikowwerde in der<br />

nächsten Spielzeit Igor Strawinskys<br />

Oper „The Rake’s Progress“ inszenieren,<br />

kündigte Intendant Barrie Kosky<br />

am Dienstag an und äußerte sich zuversichtlich,<br />

dass Serebrennikow<br />

auch ausreisen dürfe.Der Regisseur<br />

war am Montag überraschend nach<br />

rund anderthalb Jahren auf freien<br />

Fußgesetzt worden, darfMoskau<br />

aber nicht unerlaubt verlassen. (dpa)<br />

Museen geben Leichname<br />

aus Australien zurück<br />

Diesterblichen Überreste eines indigenen<br />

Mannes aus Australien sind<br />

am Dienstag im Münchner Museum<br />

Fünf Kontinente an seine Nachfahrenvon<br />

der Gemeinschaft der Gimuy<br />

WalubaraYidindji zurückgegeben<br />

worden. Forscher hatten die mumifizierte<br />

Leiche 1876 bei einer Bestattungszeremonie<br />

im Gebiet des heutigen<br />

Queensland gestohlen. München<br />

ist nur die erste Station der<br />

Reise.Die Gruppe,zuder auch Vertreter<br />

der Yawurugehören, will die<br />

Überreste von52weiteren Vorfahren<br />

in Empfang nehmen. Sielagernin<br />

Stuttgart, Dresden, Freiburgund<br />

Halle und sollen jetzt in Australien<br />

bestattet werden. (dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Fontane der Woche<br />

Immer Ärger<br />

mit Jenny<br />

VonRalf Schenk<br />

Im Oktober 1951, das Wetter war schon<br />

winterlich, bog ein zurückgeschlagener<br />

Landauer vom Spittelmarkt her in die Kurund<br />

dann in die Adlerstraße ein und hielt<br />

gleich danach vor einem ansehnlichen, im<br />

übrigen aber altmodischen Hause.ImFonds<br />

des Wagens saß die berühmte Schauspielerin<br />

und Diseuse Trude Hesterberg, die von<br />

der Defa verpflichtet worden war, ineinem<br />

Film als Theodor Fontanes Kommerzienrätin<br />

Frau Jenny Treibel aufzutreten.<br />

Die Premierenbesucher im Kino Babylon<br />

dankten Frau Hesterbergmit viel Beifall, hatte<br />

sie doch alles gegeben, was der Roman ihr abverlangte.Mit<br />

vollem Einsatz vonStimme und<br />

Körper, mal aufgeplustert wie ein Pfau, mal<br />

leise intrigierend, führte sie vor, dass Geld einen<br />

Menschen nicht weiser macht; stattdessen<br />

zeichnete sie, wie von Fontane gewünscht,<br />

„das Hohle, Phrasenhafte, Lügnerische,<br />

Hochmütige, Hartherzige des<br />

Bourgeoisstandpunktes“ aufs Trefflichste.<br />

Umso erstaunter waren die Premierengäste,<br />

dass dies der Defa offenbar nicht genügt<br />

hatte. Denn noch vor Frau Hesterberg<br />

zeigte der Film eine Gruppe vonArbeitslosen,<br />

die auf den Stellenanzeiger warteten, um endlich,<br />

wenn auch vielleicht nur für ein paar<br />

Stunden, zu Lohn zu gelangen, und die sich<br />

dann doch, aufmüpfige Reden führend, einem<br />

reichen Herrnverweigerten, der dieWartenden<br />

Faulpelzeund Hungerleider nannte.<br />

Was, um Gottes Willen, war bei der Defa<br />

mit dem alten Fontane geschehen? Glaubten<br />

die Dramaturgen, angefeuert von ihrem aus<br />

Moskauer Exil heimgekehrten Direktor Sepp<br />

Schwab,erkannt zu haben, dass dem Roman<br />

eine kräftige Prise Klassenkampf gut tun<br />

BARBARA WREDE<br />

würde? GanzeSzenenkomplexe waren erfunden<br />

worden: wie Kinder und Frauen nachts<br />

zur Schichtarbeit schleichen, wie die Sozialdemokratie<br />

von Bismarck verboten wird und<br />

daraufhin die Arbeiter Tarnvereine gründen,<br />

wie unter denTreibel’schen DienernimLivree<br />

aufrechte Genossen sind, vondenen einer sogar<br />

die rote Fahne tragen darf. Am Ende des<br />

Films erklang gar das Motiv von jenen Brüdern,<br />

die zur Sonne,zur Freiheitströmen.<br />

Auch der Titelhatte sich verwandelt. Nicht<br />

mehr der Name der Kommerzienrätin zierte<br />

die Kinoplakate, sondern der von Corinna<br />

Schmidt, der jungen Lehrertochter,die es zunächst<br />

auf Treibels Sohn abgesehen hat, dann<br />

aber doch ihrenVetter Marcell heiratet. Und<br />

während das Buch mit der Hochzeitsreise<br />

nach Italien endete,wirdMarcell im Film,weil<br />

sozialdemokratischer Journalist, aus<br />

Deutschland ausgewiesen. Beim Abschied<br />

am Bahnsteig war Corinna von Proletariern<br />

umrahmt, und einer übersprudelnd aufrechten<br />

Arbeiterin, gespielt von der blutjungen<br />

Käthe Reichel, gehörten die letzten Worte: „Ja,<br />

wir haben doch den gleichenWeg!“<br />

Als„Corinna Schmidt“ nun das Licht der<br />

Leinwand erblickt hatte und die Defa<br />

glaubte,alles richtiggemacht zu haben, meldete<br />

sich die Tägliche Rundschau, das Blatt<br />

der sowjetischen Militär-Administration,<br />

und kritisierte, das Auftreten der Arbeiterklasse<br />

bleibe reine Staffage. Hermann Axen<br />

vom SED-Zentralkomitee nannte den Film<br />

einen schweren Fehler, indem „in den Stoff<br />

von Fontane mit Gewalt, und daher unzulänglich,<br />

Episoden des Kampfes gegen das<br />

Sozialistengesetz hineingepresst wurden“.<br />

Und genau so wie der alte Schmidt am<br />

Schlusse des Romans mag wohl auch Regisseur<br />

Artur Pohl mit Blick auf Fontanes Text<br />

gemurmelt haben: „Ich hätte doch am Ende<br />

dabei bleiben sollen …“


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />

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Feuilleton<br />

Kunst ist ein ganz besonderer Saft<br />

Drei Gründe, warum die Theaterkritiken von Theodor Fontane auch heute noch lesenswert sind<br />

VonPetraKohse<br />

Eigentlich braucht niemand<br />

2000 Buchseiten voll Kritiken<br />

über das <strong>Berliner</strong><br />

Theater vor 150 Jahren.<br />

Menschen, denen das Theater fern<br />

ist, sowieso nicht. Diejenigen, denen<br />

das Theater nah ist, aber auch<br />

nicht. Denn was inden 70er-Jahren<br />

des 19. Jahrhunderts auf den Bühnen<br />

geboten wurde, gehört zuden<br />

uninteressanten Kapiteln derTheatergeschichte.<br />

Jekursorischer man<br />

sich damit befassen kann, desto<br />

besser. Erst Mitte der 1880er-Jahre<br />

nahm das Geschehen mit dem aufkommenden<br />

Realismus Fahrt auf<br />

und wurde mit der Gründung der<br />

Freien Bühne in Berlin im Jahr 1889<br />

dann sogar richtig aufregend. Aber<br />

da war Theodor Fontanes Zeit als<br />

hauptamtlicher Theaterkritiker der<br />

Vossischen <strong>Zeitung</strong> schon zu Ende,<br />

unddie Handvoll Artikel, die er über<br />

die Aufführungen der –umdie Zensur<br />

umgehen zu können als Verein<br />

gegründeten –Freien Bühne noch<br />

schrieb,waren bloß die Bonustracks<br />

seines diesbezüglichen Schaffens.<br />

Trotzdem sei empfohlen, in die<br />

vier Bände der Großen Brandenburger<br />

Fontane-Ausgabe, die sich mit<br />

seinen Theaterkritiken von 1870 bis<br />

1894 befassen (drei Bände mit 649<br />

Kritiken, ein Band mit Kommentaren)<br />

wenigstens hineinzulesen.<br />

Denn sofortwirdmehreres spürbar.<br />

Erstens: die offenbare und sehr<br />

inspirierende Muße der damaligen<br />

Kulturgesellschaft. Ohne Multitasking,<br />

Newsfeeds und Netflix konnten<br />

den Lesern bis zu drei Artikel<br />

über eine einzige Aufführung zugemutet<br />

werden. Zuweilen eine<br />

Nachtkritik als ersten Eindruck,<br />

durchaus schon in der Länge eines<br />

heutigen Beitrags in einem Fachmagazin.<br />

Dann bei neuen Stücken oft<br />

zwei weitere Beiträge: einen nur<br />

über das Drama, einen über das<br />

Spiel, die sich beide ohne raffinierte<br />

Einstiege darauf verließen, eine<br />

wartende Leserschaft vorzufinden,<br />

die den mäandernden Gedankengängen<br />

Fontanes zu folgen bereit<br />

war.<br />

Dessen meistunorthodoxes Herangehen,<br />

die Tatsache, dass er stets<br />

mehr Fragen stellte als beantwortete<br />

und auch als Kritiker ein Plauderer<br />

war,unterschied ihn zwar von<br />

seinen eher akademisch schreibenden<br />

Kollegen (etwa Karl Frenzel in<br />

der National-<strong>Zeitung</strong>), heißt aber<br />

nicht, dass seine Texte leichte Lektüre<br />

waren. Anders als Jahrzehnte<br />

später Friedrich Luft, der als Plauderer<br />

durchaus ein Nachfolger war,<br />

sprach Fontane zu Vorgebildeten,<br />

Das Königliche Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, aus dem Theodor Fontane von 1870 bis 1894 für die Vossische <strong>Zeitung</strong> berichtete, um 1890.<br />

Eingeweihten. In wachsender<br />

Selbstbegeisterung breitete er zuweilen<br />

Winzigkeiten aus, während<br />

er den Inhalt von Stücken, die in<br />

Berlin schon einmal zu sehen gewesen<br />

waren, umstandslos als bekannt<br />

voraussetzte.<br />

Wobei man wissen muss, dass<br />

Fontane,der erst als50-Jähriger zur<br />

kontinuierlichen Theaterkritik kam,<br />

vor allem für die Aufführungen im<br />

Königlichen Schauspielhaus (heutigen<br />

Konzerthaus) am Gendarmenmarkt<br />

zuständig war. Und dieses<br />

hatte bei Fontanes Dienstantrittgerade<br />

das jahrzehntelange Hoftheater-Privileg<br />

auf die Aufführung von<br />

Tragödien verloren. Mit dem Beschluss<br />

über die Gewerbefreiheit für<br />

Theater im Jahr 1869 durften alle<br />

Theater –imRahmen der Zensur –<br />

spielen, was sie wollten. Natürlich<br />

waren die meisten Theater-Neugründungen<br />

in den 1870er-Jahren<br />

gewinnorientierte Unterhaltungsbetriebe.<br />

Dennoch war der Druck<br />

auf die Hoftheater, ihre kulturelle<br />

Vorrangstellung zu behaupten, gewachsen,<br />

und Fontane zögerte<br />

nicht, sich auf seine legere Weise<br />

zum Vorredner eines nach wie vor<br />

elitären Clubs zu machen.<br />

Zweitens lohnen Fontanes Kritiken<br />

auch über zu Recht vergessene<br />

Stücke und Aufführungen, weil er<br />

aus jedem Anlass seine Lust auslebt,<br />

sich mit dem Gebotenen weltanschaulich<br />

auseinanderzusetzen.<br />

Dass sich im Theater Haltung ausdrückt,<br />

ist gerade heute einerseits<br />

selbstverständlich, wird andererseits<br />

aber meist anhand der Stoffwahl,<br />

also thematisch entschieden<br />

und nicht, wie Fontane es tut, an der<br />

Dramaturgie oder den Figuren entlang<br />

diskutiert. An dem Stück „Fe-<br />

„Die Welt liegt in Wehen; wer will sagen, was<br />

geboren wird. (...) Gut, die Dinge gehen ihren<br />

ewigen Gang; thut eure Maulwurfsarbeit, ihr,<br />

die ihr untenseid.<br />

Theodor Fontane in der Kritik zu „Feenhände“ von Eugène Scribe am 2.11.1871<br />

enhände“ von Eugène Scribe etwa<br />

störtihn,dasshierausgerechnet ein<br />

Angehöriger der Oberschicht das<br />

Undercover-Dasein einer Aristokratin<br />

als Näherin romantisiere.<br />

„DieWelt liegt inWehen“, schrieb<br />

er am 2.11.1871, also wenige Monate<br />

nach Ende des deutsch-französischen<br />

Krieges,indessen Verlauf er<br />

selbst als deutscher Spion festgenommen<br />

worden und nur auf Betreiben<br />

Bismarcks wieder freigekommen<br />

war. Aber es sei „Wahnsinn<br />

und Verbrechen“, wenn diejenigen,<br />

die bei einem Umsturz der<br />

Gesellschaftsordnung nur verlieren<br />

SOPHUS WILLIAMS /AKG-IMAGES<br />

können, „wenn diese, sag ich, aus<br />

Eitelkeit, aus Popularitätshascherei<br />

und Gewinnsucht von heut auf<br />

morgen (...) sich selber das Brett unter<br />

den Füßen fortziehen“. Das Unauthentische<br />

stört ihn bei Scribe,<br />

nicht die moralische Aufwertung<br />

des Werktätigendaseins.<br />

Fontane war konservativ,ein Verfechter<br />

der Stabilität. Aber er war<br />

aufgeschlossen. Sein Intellektualismus<br />

verbot ihm ein Parteigängertum<br />

und auch sein künstlerisches<br />

Empfinden war autonom genug,<br />

nicht vorzuverurteilen. Durchaus<br />

etwas sprunghaft im Urteil, legte er<br />

dessen Entstehung aber jeweils ausführlich<br />

dar und ließ die Leser so am<br />

Denkprozess teilhaben. Ganz Kind<br />

seiner Zeit war Fontane indessen in<br />

den nationalen Stereotypen und<br />

Rassismen.Wasdeutsch sei, was slawisch,<br />

was französisch, war für ihn<br />

unumstößlich gesetzt, kaum jemals<br />

etwa könnte ein englische Fräulein<br />

von einer deutschen Schauspielerinnen<br />

angemessen verkörpert werden.<br />

Und von dem „Enkelkinde einer<br />

Negerin“ sei Tugend ja wohl<br />

kaum zu erwarten –auchdas.<br />

Drittens interessiert, wie Fontane<br />

die Ankunft des Realismus auf<br />

deutschen Bühnen (Henrik Ibsen)<br />

und dessen Umschlagen in den Naturalismus<br />

(Gerhart Hauptmann)<br />

begleitet. Denn die damalige Frage<br />

der zahlreichen Gegner der neuen<br />

Richtung, ob es denn eigentlich sein<br />

müsse,auf der Bühne gegen Eintritt<br />

all das gezeigt zu bekommen, was<br />

man im wirklichen Leben auf der<br />

Straße umsonst haben könne, wieviel<br />

Dokumentarisches also die<br />

Kunst vertrage,ist ja auch der heutigen<br />

ästhetischen Debatte nicht<br />

fremd.<br />

Fontane, der begeisterte Shakespearianer,<br />

der an der „Noth“ des<br />

„Aufführungspomps“ bei klassischen<br />

Stücken leidet, wächst in die<br />

neue Richtung gewissermaßen hinein.<br />

Die vergleichsweise alltägliche<br />

Sprache Ibsens gefällt ihm sofort,<br />

die Thematisierung häuslicher Fragen<br />

ebenfalls. Mit dem missionarischen<br />

Eifer des Norwegers, Herzensentscheidungen<br />

undden sogenannten<br />

freien Willen zu verherrlichen,<br />

kann er indessen nichts<br />

anfangen. Aus einer ordentlichen<br />

Vernunftehe, soFontane, sei wohl<br />

noch niemandem Unheil entstanden.<br />

Gerhart Hauptmann schließlich,<br />

der mit dem sozialkritischen<br />

Drama „Vor Sonnenaufgang“ 1889<br />

das Publikum und die Kritik spaltete,<br />

war für ihn künstlerisch von<br />

Anfang an eine „Erfüllung“. DasLeben<br />

selbst komme bei ihm auf die<br />

Bühne, aber eben durch die Theatralisierung<br />

„räthselvoll“ umgewandelt<br />

–„Kunst ist ein ganz besonderer<br />

Saft.“<br />

WasanFontanes Theaterkritiken<br />

am meisten anregt, ist diese Bereitschaft,<br />

Kunst als Aussage zur Gegenwarternst<br />

zu nehmen und seine eigenen<br />

Positionen daran immer wieder<br />

zu überprüfen. Ein Mann, der<br />

seinen Geist und sein Empfinden<br />

als Testsystem zur Verfügung stellte<br />

und dem es in der Beurteilung von<br />

Kunst nicht um das Rechthaben,<br />

sondernumdie ästhetische und intellektuelle<br />

Erfahrung ging, die er<br />

dadurch mitteilen konnte. Verglichen<br />

mit der Reflexhaftigkeit und<br />

Destruktivität heutiger Diskurse ist<br />

dieses mäandernde Tasten geradezu<br />

ein utopischer Ansatz.<br />

Theodor Fontane: Theaterkritik 1870–1894,<br />

Große BrandenburgerAusgabe, vier Bände, 3104<br />

Seiten, Aufbau Verlag,Berlin 2018, 180 Euro<br />

PetraKohse<br />

versteht Theaterkritik immer<br />

als Spiegel der Zeit<br />

Die Beschreibung von Realität kann helfen, sie zu verändern<br />

Zum 80. Geburtstag des italienischen Schriftstellers Claudio Magris, der als einer der ersten die Parole „Mitteleuropa“ ausgab<br />

VonArnoWidmann<br />

Claudio Magris wurde vor 80Jahren<br />

inTriest geboren. 1963 erschien<br />

sein Buch über den „Habsburg-Mythos<br />

in der modernen österreichischen<br />

Literatur“. Es war seine<br />

Dissertation und hat dennoch Epoche<br />

gemacht. Nicht nur, weil er zu<br />

den ersten gehörte,die Mitteleuropa<br />

und die Rolle des Judentums darin<br />

wiederentdeckten. Er hatte, wohl<br />

ohne es zu wissen, beim Blick in die<br />

Vergangenheit einen in die Zukunft<br />

getan.<br />

„Mitteleuropa“ wurde bald danach<br />

zu einer zentralen Parole.Intellektuelle<br />

in Ungarn, der Tschechoslowakei<br />

und Polen benutzten sie,<br />

um daran zu erinnern, dass sie keineswegs<br />

zu Osteuropa zählten. Es<br />

ging um eine Revision der in Ostund<br />

West zweigeteilten Welt.<br />

Claudio Magris hatte mit seiner<br />

germanistischen Abhandlung nichts<br />

dergleichen beabsichtigt. Aber er<br />

machte die Erfahrung, dass die Beschreibung<br />

einer Realität helfen<br />

kann, sie zu verändern. Das war<br />

nicht angelesen, sondern an sich<br />

selbst, an dem, was er dachte und<br />

fühlte,erlebt.<br />

Er sei Triestiner, da sei es ihm<br />

quasi in die Wiege gelegt worden,<br />

über den Tellerrand des Ost-West-<br />

Konflikts hinauszusehen, wird oft<br />

gesagt. Die Bürger des geteilten<br />

Deutschland fragen sich da allerdings,<br />

wieso keinem von ihnen das<br />

nicht einmal in zartesten Ansätzen<br />

so gut gelang wie Claudio Magris.<br />

Wenn man darüber nachdenkt, zeigt<br />

sein Fall, wie wichtig nicht nur das<br />

Timing, sondern auch das Standing<br />

ist. Der Standort, von dem aus man<br />

in die Welt blickt, prägt das Weltbild.<br />

Mit Nähe ist nichts und mit Distanz<br />

ist auch nichts gewonnen. Es kommt<br />

auf das Verhältnis von beidem zu<br />

dem Gefühls- und Verstandslebens<br />

dessen an, der versucht, über den<br />

Tellerrand des Status quo zu blicken.<br />

Triest allein hätte nicht genügt. Es<br />

bedurfte auch eines Claudio Magris.<br />

Zeigt, wie man Ich wird, indem man das Du einlässt: der Triestiner Claudio Magris.<br />

Er schrieb eines der schönsten<br />

Bücher über Mitteleuropa, das jemals<br />

geschrieben wurde: sein Buch<br />

über die Donau, Sachbuch und Roman<br />

in einem. Spätestens von daan<br />

(1986) war Claudio Magris kein Germanist<br />

mehr, der auch Erzählungen<br />

DPA<br />

schrieb, sondern einer der unsere<br />

Welt prägenden Autoren.<br />

Das Verhältnis von Realität und<br />

Fiktion interessierte ihn von Anfang<br />

an. Viele Jahre lang nur als Wissenschaftler.<br />

Seit Jahrzehnten inzwischen<br />

auch als Autor.Seinem neues-<br />

ten Roman „Verfahren eingestellt“,<br />

der 2017 im Carl Hanser Verlag erschien,<br />

ist eine Betrachtung beigefügt,<br />

in der er klarstellt, dass sein Roman<br />

über einen Mann, der sein Leben<br />

lang für ein zu schaffendes<br />

„Kriegsmuseum für den Frieden“<br />

Waffen kaufte,ein reales Vorbild hat:<br />

Diego de Henriquez (1909–1974).<br />

Sein Museum gibt es. Heute hat es<br />

seit 10 Uhrgeöffnet. Magris schreibt,<br />

ohne diesen Mann hätte es seinen<br />

Roman niemals gegeben, aber zugleich<br />

ist der ohne diese Realität undenkbare<br />

Held seines Romanes<br />

gänzlich erfunden. DieWirklichkeit,<br />

ihre erfindungsreiche Beschreibung<br />

und ihreVeränderung, das ist ein von<br />

Claudio Magris immer wieder beschworener<br />

Zusammenhang. Wer<br />

schreibt, entkommt ihm nicht.<br />

An einer anderen Stelle des Romans<br />

heißt es: „‚Papa, wer ist ich?'<br />

‚Das bist du’, antwortete er mir.“ Wo<br />

Es ist, muss ich Ich werden, schrieb<br />

Freud.Jedes Du dem Icheinzuverleiben<br />

–das ist die Arbeit des Autors.<br />

„Madame Bovary bin ich“, sagte<br />

Flaubert. Das Kind, das wissen will,<br />

wer ich ist und erfahren muss, dass<br />

du ich ist, ist verwirrt, fühlt sich unwohl.<br />

Ein dummes Kind, wie die<br />

meisten von uns, wird sich einfach<br />

daran gewöhnen, dass die anderen<br />

du zu meinem Ich sagen. Und es<br />

wird lernen, selbst du zu sagen zu<br />

den anderen Ichs.<br />

Ein Kind, das klug ist und sich<br />

weigert, die Spiele, die es nicht<br />

durchschaut, einfach mitzuspielen,<br />

wird in immer neuen Dus immer<br />

neue Seiten seiner selbst entdecken.<br />

Wirbeginnen zu ahnen, wie mühsam<br />

es für jeden von uns ist, ein Ich<br />

zu sein. Claudio Magris zeigt uns,<br />

wie man das macht und wie man<br />

dieses Ichimmer größer,immer umfassender<br />

werden lässt. Nichtindem<br />

man es aufbläst, sondern indem<br />

man immer mehr Duseinlässt. Auch<br />

darum wünschen wir ihm nicht nur<br />

alles Gute zum Geburtstag, sondern<br />

auch noch viele neue Bücher. Zur<br />

Pflege unserer Selbste.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 23<br />

·························································································································································································································································································<br />

Feuilleton<br />

Brummende<br />

Bässe und<br />

Sternenstaub<br />

The Comet is Coming spielte<br />

im Kreuzberger Bi Nuu<br />

VonMarkus Schneider<br />

Wenn es überwiegend jüngere<br />

Leute sind, die dafür sorgen,<br />

dass ein montägliches Jazzkonzert<br />

ausverkauft ist –und sei’s auch nur<br />

im kleinen Bi Nuu unterm Schlesischen<br />

Tor–soist es doch bemerkenswert.<br />

The Comet Is Coming<br />

heißt das Londoner Jazztrio, umdas<br />

es geht, eine der Bands des Saxophonisten<br />

Shabaka Hutchings oder in<br />

diesem Falle King Shabaka, der seit<br />

einigen Jahren mit einer aufregenden<br />

Jazz-Fusion die britische Jazzszene<br />

aufmischt. Nach einer brütend<br />

psychedelischen Einleitung geriet<br />

auch das Bi Nuu inWallung. „Super<br />

Zodiac“ bretterte als erster von etlichen<br />

Uptempo-Tracks unter einem<br />

typischen, schubweise repetierten<br />

Kürzelriff vonHutchings zu abfallenden<br />

Harmonien und dicht zischenden<br />

Drums in den Saal: ein herrlicher,<br />

spaciger Sound, dunkel, voll<br />

schwerer Bässe und Elektro-Effekte<br />

von Keyboarder Dan „Danalogue“<br />

Leavers, worunter Drummer Max<br />

„Betamax“ Hallett eine Artforcierten<br />

Halsbrecher-Breakbeat spielte.<br />

Mit ihrem Album „Channel the<br />

Spirits“ waren die drei 2016 auf der<br />

ShortList des MercuryPrizesnotiert;<br />

im Bi Nuu vorgestellt wurde der<br />

Nachfolger „Trust in the Lifeforce of<br />

the Deep Mystery“, beide beim berühmten<br />

Impulselabel veröffentlicht.<br />

Dessen Ruhm gründet auf den<br />

großen Sixties-Alben John Coltranes<br />

und Pharoah Sanders’, Letzteren erkennt<br />

man auch im heiseren Spiel<br />

Hutchings’. Anders als die Alten<br />

nimmt er jedoch kaum Soli im herkömmlichen<br />

Sinn, er führt die Band<br />

eher wie ein Sänger mit seinen dynamisch<br />

pulsenden Figuren, die er nur<br />

sacht koloriert.<br />

Unter afro-karibischem Einfluss: Shabaka<br />

Hutchings am Saxophon ROLAND OWSNITZKI<br />

Das mag daher kommen, dass er<br />

Jazz, wie er sagt, zunächst nicht<br />

mochte. Die quasi-akademische<br />

Komplexität schien ihm zu abgehoben.<br />

Ähnlich wie die Jazz-Neuerer<br />

vonder US-Westküste mit ihren Hip-<br />

Hop- und R&B-Bezügen löste er das<br />

Problem, indem er sich auf die britische<br />

Clubkultur und deren afro-karibischen<br />

Einfluss besann. Mitseinem<br />

Projekt Sons of Kemet geht er analoger<br />

vor, mit viel afrikanischer Perkussion<br />

und karibischen Beats,die er als<br />

Teenager auf Barbados kennenlernte.<br />

Ihr Mercury-nominiertes Debüt<br />

„Your Queen Is aReptile“ feierte<br />

im letzten Jahr afro-diasporische Königinnen<br />

als Alternativezur Queen.<br />

Sein Comet huldigt erklärtermaßen<br />

dem Afro-Futurismus.Während<br />

Danalogue Brummbässe wummern<br />

und andromedische Nebel steigen<br />

lässt, arbeitet sich der Drummer an<br />

Jungle, anHouse- und Garagebeats,<br />

auch mal metal-artiger Stumpfheit<br />

ab, und Hutchings tutet und flirrt<br />

und streift stratosphärisch durch die<br />

dichten, sternbestaubten Texturen.<br />

ZumOutroerinnertdas Trio noch<br />

einmal an den frühen kosmischen<br />

Jazz nach Artdes Sanders-Klassikers<br />

„The Creator Has aMasterplan“. Ob<br />

ein Schöpfer einen Plan hat, kann<br />

ich nicht beurteilen. Sähe er aus wie<br />

diese aufrüttelnde, zuRecht tobend<br />

bejubelte Musik –ich wär’dabei.<br />

Jenseits<br />

der Schwerkraft<br />

Nicht einfach Breakdance:<br />

Die Flying Steps überschreiben Mussorgskys<br />

„Bilder einer Ausstellung“<br />

VonBirgit Walter<br />

Eine der Riesenfiguren auf dem Wegindie vertanzte Ausstellung.<br />

SMB, NATIONALGALERIE/KOONE<br />

Der Gnom ist ein wild<br />

zappelnder und herumspringender<br />

Zwerg,<br />

den drei Meter hohe<br />

Riesengestalten mit erhabenem<br />

Interesse beäugen. Aus dem Ballett<br />

der Küken mausert sich eine<br />

auf Spitze tanzende Ballerina. Der<br />

Marktplatz wird zueiner schrillen<br />

Umkleide- und Flanierschlacht, in<br />

der ein Tänzer als zugeschnürter<br />

Lumpensack durch die Gegend<br />

fliegt. Und Babajaga ist eine gefährlich<br />

schöne Hexe in knallrot.<br />

So sieht es aus, wenn Breakdancer<br />

und Street-Art-Künstler den alten<br />

Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“<br />

von Modest Mussorgsky<br />

zum Tanzen bringen: Sie erzählen<br />

knappe Theaterepisoden.<br />

Der Choreograf Vartan Bassil<br />

und seine Flying Steps halten sich<br />

in ihrer Inszenierung durchaus an<br />

die Reihenfolge der zehn Gemälde,<br />

die die Musik beschreibt.<br />

Trotzdem stellen sie alles auf den<br />

Kopf und setzen ihre eigenen Bilder<br />

mit einer Energie dagegen,<br />

dass die Bühne des Hamburger<br />

Bahnhofs am Ende im johlenden<br />

Zuschauerjubel versinkt. Dabei<br />

war das Publikum bei der Premiere<br />

gut durchmischt mit Staatssekretären,<br />

Managern und Kunstsachverständigen.<br />

Vartan Bassil, Sohn libanesischer<br />

Flüchtlinge in Berlin, war 15,<br />

als er zum ersten Mal Breakdancer<br />

in Aktion sah. Er bezweifelte, dass<br />

die Bewegungen echt waren.<br />

Spulte seine Kassette immer wieder<br />

zurück, langsam, um die Kameratricks<br />

zu entdecken. Stattdessen<br />

verfiel er dem Breakdance,<br />

gründete die Flying Steps, und sie<br />

wurden die Besten –viermal Weltmeister.<br />

Der Zuschauer aber sitzt noch<br />

heute vor der Bühne, beobachtet<br />

die Tänzer und fragt sich: Wo ist<br />

der Punkt? In welchem Moment<br />

überlisten diese Tanz-Akrobaten<br />

die Gesetze von Kraft und Gravitation,<br />

um ihre Körper waagerecht<br />

durch die Luft zu kreiseln, gestützt<br />

nur auf eine Hand? Oder um aus<br />

dem Stand durch die Luft zu fliegen<br />

und zu neunt gefahrlos über<br />

die kleine Bühne in Boxringgröße<br />

zu springen? Manchmal sogar synchron.<br />

Bevor nun diese neue Inszenierung<br />

gewürdigt und die<br />

Künste zueinander in Beziehung<br />

gesetzt werden, sei nochmal klargestellt,<br />

dass hier nur absolute<br />

Ausnahmetänzer am Start sind.<br />

Wenn Udo Kittelmann, Direktor<br />

der Nationalgalerie mit sechs<br />

Standorten in Berlin, den Hamburger<br />

Bahnhof für die Flying<br />

Steps öffnet, geht er damit kein<br />

Wagnis ein. Er lud die Flying Steps<br />

schon vor neun Jahren in die Neue<br />

Nationalgalerie ein. Dort entstand<br />

mit dem Opernregisseur Christoph<br />

Hagel, einem Klavier und einem<br />

Cello ihre erste abendfüllende<br />

Inszenierung „Flying Bach“.<br />

Der Erfolg ging sofort durch die<br />

Decke. Sogar die China News berichteten<br />

am nächsten Tag.<br />

„Flying Bach“ machte sich dann<br />

auf den Weg durch die großen<br />

Theater und Hallen in Wien, Sydney,<br />

Tokio, läuft noch heute. Und<br />

brauchte nicht mal Werbung –es<br />

verbreitete sich weltweit über Youtube-Kanäle.<br />

Der Echo-Klassik erfand<br />

dafür einen Sonderpreis. Der<br />

Nachfolger „Flying Illusion“ von<br />

2014, aufgeführt mit einem technischen<br />

Mega-Aufwand, erreichte<br />

nicht ansatzweise die Magie des<br />

Auftakts – zu überladen die Vorstellung,<br />

zu austauschbar die Musik,<br />

zu schlicht die Handlung.<br />

Gespannt sein durfte man also<br />

auf die Nummer drei „Flying Pictures“.<br />

Dazu verbündeten sich die<br />

Tänzer mit dem brasilianischen<br />

Künstlerduo Osgemeos, die als<br />

Straßenmaler in Brasilien angefangen<br />

hatten, sympathische,<br />

schmallippige Riesenfiguren auf<br />

Güterwagen und Hauswände zu<br />

malen –mit Farbe und Pinsel, weil<br />

sie sich keine Spraydosen leisten<br />

konnten. Heute wird das Duo von<br />

den etablierten Galerien der Welt<br />

vertreten und in einer Reihe mit<br />

Banksy genannt. Es stellt sicher,<br />

dass die Musik nicht nur eine tänzerische,<br />

sondern mit ihren Figuren<br />

auch eine bildhafte Entsprechung<br />

bekommt. Einweiteres Bruderpaar,<br />

die deutsch-indischen<br />

Komponisten Vivian und Ketan<br />

Bhati, sorgte dafür, dass die berühmte<br />

Musik erkennbar Mussorgsky<br />

bleibt und trotzdem<br />

groovt.<br />

Sie wurde nicht einfach gesampelt,<br />

sondern „überschrieben“,<br />

strenger rhythmisiert, von einer<br />

Beatbox verfremdet und von dem<br />

streicher-dominierten Berlin Music<br />

Ensemble live gespielt. Bis Juni<br />

laufen die Vorstellungen, und<br />

wenn jeder Platz verkauft wird,<br />

hört man, macht niemand Verluste.<br />

Soläuft es bei nichtsubventionierten<br />

Künstlern. Ihren langjährigen<br />

Sponsor Red Bull haben<br />

die Flying Steps nun nicht mehr an<br />

Bord – die Kulturwelt reagiert<br />

empfindlich auf einen Geldgeber,<br />

der seinen Namen noch vor den<br />

von Bach setzen lässt. „Was wir<br />

machen, ist Kunst!“, sagt ein Tänzer.<br />

„Kunst! Nicht einfach Breakdance.“<br />

Als sei daran irgendetwas<br />

einfach. Aber auf diese Anerkennung<br />

legen sie wert, jetzt, wo sie<br />

wissen, was sie alles erreichen können.<br />

Wenn der Kurator und Museumsmann<br />

Kittelmann attestiert:<br />

„Das ist ein Gesamtkunstwerk“,<br />

dann klingt das wie ein Ritterschlag.<br />

FlyingPictures, bis 2. Juni, Mi,Fr, Sa, So, verschiedene<br />

Anfangszeiten, Hamburger Bahnhof,<br />

Invalidenstr.50/51<br />

Subtil die Lasur,zugespitzt bis ins Groteske<br />

Eine postume Hommage: Der <strong>Berliner</strong> Porträtmaler Clemens Gröszer im Zentrum für aktuelle Kunst, Zitadelle Spandau<br />

VonIngeborg Ruthe<br />

Das Gesicht ist die menschliche<br />

Visitenkarte. Bei dem <strong>Berliner</strong><br />

Porträtisten Clemens Gröszer<br />

(1951–2014) war es aber nie nur Äußerlichkeit.<br />

Er malte am liebsten<br />

Frauen, einige Männer,die ihm nahe<br />

waren, wie die Dichter Karl Mickel<br />

und Volker Braun, aber dessen Porträt<br />

blieb unvollendet.<br />

Freunde, die eigene Familie saßen<br />

ihm Modell und berühmte<br />

Künstler wie die Komponistin Ruth<br />

Zechlin. Er malte die Haut durchlässig<br />

für Gefühle. Und Augen, Münder<br />

samt schrillem Aufputz als Ausdruck<br />

für Sehnsüchte, für Desillusion, Melancholie<br />

und Ironie. Bisweilen<br />

schaut man auf laszive Posen und<br />

verstörende Masken einer wie in<br />

Trance erstarrten Gesellschaft –mit<br />

Noblesse gemalte Großstadt-Gestalten,<br />

so im allerletzten Gemälde „Versuchung“,<br />

einem Triptychon.<br />

Im ZAK der Zitadelle Spandau<br />

sind jetzt die Porträts und Selbstporträts<br />

des 2014 früh verstorbenen Malers<br />

ausgebreitet, eine<br />

postume Hommage<br />

für diesen eigenwilligen<br />

Maler aus dem Osten<br />

der Stadt. Zu DDR-<br />

Zeit ausgebildet an der<br />

Kunsthochschule Weißensee,<br />

AdK-Meisterschüler<br />

des Bildhauers<br />

Wieland Förster,<br />

wurde Gröszer in den<br />

Achtzigern Mitglied<br />

der schrill-realistischen<br />

Gruppe Neon<br />

Real. Und durchweg<br />

rieb er sich, was in seinem<br />

Werk, auch den<br />

ausgestellten meisterlichen<br />

Grafiken nicht<br />

zu übersehen ist, im<br />

Stil, in der Maniera an<br />

den markantesten Veristen<br />

der 1920er-<br />

Jahre: Dix, Schad,<br />

Schrimpf. Zuweilen<br />

auch an Surrealisten<br />

und Metaphysikern<br />

wie Magritte oder de<br />

„Selbst mit Modell“,<br />

gemalt 1988<br />

BRANDENBURGISCHE KUNSTSAMMLUNGEN /VG BILDKUNST BONN 2019<br />

Chirico. Und an Alten<br />

Meistern wie Cranach.<br />

Damit galt Gröszer,der<br />

seine Modelle gernmit<br />

mittelalterlicher Kleidung<br />

und mit extrem<br />

spitzen Schuhen versah,<br />

als exzentrisch –<br />

über 1989/90 hinaus.<br />

Und doch sind es<br />

allesamt gegenwärtige,<br />

moderne Gestalten,<br />

diese stark geschminkten<br />

Gesichter<br />

und Frauenakte mit<br />

Kopfputz und exotischem<br />

Zubehör, etwa<br />

toten, bunten Vögeln,<br />

magischen Kugeln,<br />

Früchten, Pflanzen wie<br />

aus alten Vanitas-Motiven.<br />

Oder mit chimärenhaften<br />

Puppen und<br />

schillernden Fabelwesen<br />

wie aus dem Kosmos<br />

eines Hieronymus<br />

Bosch. Gröszer<br />

wusste seine wohlausgesuchten<br />

Modelle in Szene zu setzen,<br />

so dass sie auf einen zuzukommen<br />

scheinen, sich quasi vom Bildgrund<br />

lösen. Die beinahe porentiefen<br />

Porträts zeigen Blöße und<br />

meinen Vergänglichkeit. Alles entstand<br />

aus der malerischen Faszination<br />

des Körperlichen heraus, das<br />

zugleich Wesenhaftigkeit meinte.<br />

Gröszers virtuoses Spiel mit perfekten<br />

Lasuren war auf das Hervorheben<br />

von Individuellem gerichtet,<br />

kühn gemischt mit Trivialem. In „Reunion“,<br />

2007, setzte er sich in einer<br />

vertikal komponierten Tafel ans<br />

obere Ende des Abendmahls-Tisches,auf<br />

dem eine Frau wie ein Opfer<br />

liegt. Die Hure Babylon-Berlin.<br />

Links und rechts Freunde, ratlose<br />

Jünger der Kunst. Gröszer war kein<br />

Gesellschaftskritiker,sondernein ästhetischer<br />

Beobachter und das immer<br />

mit gehöriger Distanz.<br />

Zitadelle Spandau/ZAK Galerie<br />

AlteKaserne, EG. Bis 28. Juli, Fr–Mi 10–17/Do<br />

13–20 Uhr. Parallel ist im ObergeschossKunst<br />

der altenund neuenLeipziger Schule zu sehen.<br />

Her<br />

mit dem<br />

Publikum<br />

Die Stiftung Preußischer<br />

Kulturbesitz will sich öffnen<br />

VonNikolaus Bernau<br />

Die Staatlichen Museen zu Berlin<br />

haben den Ruf, leer zu stehen.<br />

Zumindest im Vergleich zu den Museen<br />

in London, Parisoder Rom. Der<br />

Vergleich sei aber unfair, monierte<br />

der Generaldirektor der staatlichen<br />

Museen Michael Eissenhauer am<br />

Dienstag auf einer Pressekonferenz<br />

zur Publikumsentwicklung der Stiftung<br />

Preußischer Kulturbesitz. Prozentual<br />

gesehen zögen Berlins Institutionen<br />

nämlich genausoviel Prozent<br />

des verfügbaren Publikums aus<br />

Ansässigen und Touristen an wie die<br />

hochgelobten Schwestern in London,<br />

Paris oder New York: zwischen<br />

20 und 30 Prozent. Nur ist Berlin<br />

eben deutlich kleiner als etwa London,<br />

Parisoder NewYork.<br />

In Sachen Digitalisierung ist die<br />

Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />

trotz ihrer erlesenen Bestände allerdings<br />

tatsächlich immer noch weit<br />

hinterher, das gestand sogar Stiftungs-Präsident<br />

Hermann Parzinger<br />

implizit ein: In Amsterdam oder New<br />

York sind die gesamten Museumsbestände<br />

im Netz zu recherchieren –in<br />

Berlin nicht einmal alle Sammlungskataloge.400<br />

000 Nummernwurden<br />

inzwischen verzeichnet –aber von<br />

einer Voll-Digitalisierung auch nur<br />

der im Humboldt-Forum bald ausgestellten<br />

Objekte ist man weit entfernt,<br />

und selbst das wären erst ungefähr<br />

drei Prozent des Gesamtbestands<br />

des Ethnologischen Museums<br />

und des Museums für<br />

Asiatische Kunst.<br />

Wemgenau nutzt was?<br />

Auch sonst ist noch Luft nach oben.<br />

DiePreußen-Stiftung weiß etwa derzeit<br />

gar nicht, wem der rühmenswertefreie<br />

Eintritt für Menschen unter<br />

18 Jahren eigentlich nützt: Schulklassen<br />

und Familien mit Kindern,<br />

aber sind es <strong>Berliner</strong> oder auswärtige<br />

Klassen und welche sozialen Kreise<br />

oder Altersklassen sind in ihnen vertreten?<br />

Undwie steht es mit dem Publikum<br />

insgesamt? In den Niederlanden<br />

wissen selbst kleine Museen<br />

so etwas.<br />

Immerhin gibt es mit dem Bode-<br />

Lab eine Fortbildungsmöglichkeit<br />

für junge Museumsleute, etwa hinsichtlich<br />

eines stärkeren Einbezugs<br />

vonPublikumsideen. Angesichts des<br />

konservativen Ästhetizismus, der in<br />

Berlin seit den 90er-Jahren dominiertund<br />

die Erfolge der Bildungsreformer<br />

aus den Siebzigern fast vollständig<br />

zunichte machte, darf man<br />

das durchaus eine Sensation nennen.<br />

Im Staatsarchiv darf man jetzt<br />

auch Akten selbst fotografieren, in<br />

den Museen gibt es kostenloses<br />

Wlan, und die Staatsbibliothek wird<br />

nicht nur –jedenfalls für eine Probezeit<br />

von zwei Jahren –die Öffnungszeiten<br />

erheblich ausweiten, sondern<br />

auch die Nutzungsgebühr abschaffen.<br />

Ob ausgerechnet ein vor allem<br />

der Forschung dienendes Institut so<br />

in die Breite geöffnet werden muss,<br />

kann man debattieren. Aber es ist ein<br />

Signal der Stiftung: Wir wollen uns<br />

öffnen. Wemauch immer.<br />

TOP 10<br />

Montag,8.April<br />

1 Und tot bist Du! ZDF 6,08 19 %<br />

2 Tagesschau ARD 4,74 16 %<br />

3 Wer wird Millionär? RTL 4,64 15 %<br />

4 heute-journal ZDF 3,92 14 %<br />

5 heute ZDF 3,67 16 %<br />

6 SokoMünchen ZDF 3,58 19 %<br />

7 Wer weiß denn ...? ARD 3,26 18 %<br />

8 RTL aktuell RTL 2,88 13 %<br />

9 Wilde Dynastien ARD 2,83 9%<br />

10 GZSZ RTL 2,78 10 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Ballhaus Naunynstraße (& 75 45 37 25)<br />

20.00: Jung,giftig und schwarz(Amina Eisner und<br />

Thandi Sebe)<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />

20.00: Blutroter Waschgang<br />

Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />

20.00: In der Sache J. RobertOppenheimer<br />

DT-Kammerspiele (& 28 44 12 25)<br />

19.30: Der Plan vonder Abschaffung des Dunkels<br />

(Junges DT)<br />

20.00: König Ubu<br />

Galli Theater Berlin (& 27 59 69 71)<br />

20.00: Schlagersüsstafel<br />

Kleines Theater (& 821 20 21)<br />

20.00: Switzerland<br />

Komische Oper Berlin (& 47 99 74 00)<br />

19.30: Petruschka /L’Enfant et les Sortilèges<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(& 88 59 11 88) 16.00: Monsieur Pierre geht online<br />

Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />

20.00: Nein zumGeld<br />

Schaubühne (& 89 00 23)<br />

17.00, 21.00 Studio: Festival Internationale Neue<br />

Dramatik: Post Humains<br />

19.30 Saal C: Festival Internationale Neue Dramatik:<br />

Trans (més enllà)<br />

21.00 Saal B: Festival Internationale Neue Dramatik:<br />

Popular Mechanics<br />

Schlosspark Theater (& 789 56 67 -1 00)<br />

20.00: Monsieur Claude undseine Töchter<br />

Sophiensaele (& 283 52 66)<br />

20.00 Hochzeitssaal: Quest –Schüttgüter undSternenstaub<br />

(Kornblum-Rettenmund)<br />

Spiegelpalast am Bahnhof Zoo (Hertzallee 41)<br />

19.00: Hoodoo<br />

Theaterdiscounter (& 28 09 30 62)<br />

20.00: Ein anarchistischer Bankier<br />

Theater im Palais (& 201 06 93)<br />

19.30: RätselhafteVariationen –Enigma<br />

ufaFabrik (& 75 50 30)<br />

20.00 Varieté Salon: Rumänisches Roulette<br />

(Mercedes Echerer &Band)<br />

Vaganten Bühne (& 313 12 07)<br />

20.00: Indien<br />

Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />

19.00, 21.30: Coming Society<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

AHA Berlin e. V. (& 89 62 79 48)<br />

20.00: Go West ComedyShowcase (LukeBurrage,<br />

Julieta, HP Loveshaft, Simone Hudson)<br />

Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />

20.00: Die Werkschau –2.Satz: LargoMaggiore<br />

(Ass-Dur)<br />

<strong>Berliner</strong> Schnauze –MundArt&Comedy Theater<br />

(& 017 95 34 66 96) 20.00: Männer,Midlife und<br />

Miseren (MargaBach)<br />

BlackBoxx –Theater in der Mecklenburgischen<br />

Straße (& 31 01 62 49) 20.00 BloxxBar:Ton von<br />

Band (Marvin Weinstein &die Edellauchs und Special<br />

Guests)<br />

BühnenRausch (& 44 67 32 64)<br />

20.00: Impro-Überra(u)schungs-Show<br />

Chamäleon (& 400 05 90)<br />

20.00: Memories of Fools (Cirk La Putyka)<br />

Distel (& 204 47 04)<br />

19.30: Die Ding Show (ImproBerlin)<br />

20.00: Zwei Zimmer,Küche: Staat!<br />

Estrel Festival Center (& 68 31 68 31)<br />

20.30: Stars in Concert<br />

Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />

20.00: #verantwortungsbewusstlos (Jochen Prang)<br />

Mehringhof-Theater (& 691 50 99)<br />

20.00: Ohne Oben (Maik Martschinkowsky)<br />

Scheinbar Varieté (& 784 55 39)<br />

20.00: Open StageVarieté (Korff &Ludewig (Mod.)<br />

Stachelschweine (& 261 47 95)<br />

20.00: Menschen. Ämter.Katastrophen.<br />

StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />

17.00, 20.30: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater am Potsdamer Platz<br />

(& 018 05 44 44) 19.30: Shadowland –Das<br />

Original<br />

Tempodrom (& 69 53 38 85)<br />

20.00: Road to Nowhere (Azis Ansari)<br />

Wintergarten Varieté (& 58 84 33)<br />

20.00: Let’sTwist Again! –RockabillyHits &Acrobatics<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: Selfies für Blindschleichen (Kerim Pamuk)<br />

KLASSIK<br />

Konzerthaus Berlin (& 203 09 21 01)<br />

20.00Kl. Saal: Studierende der Hochschulefür Musik<br />

Hanns Eisler Berlin,Preisträger Internationaler Wettbewerbe,<br />

Musikforum Gendarmenmarkt, Prokofjew:<br />

Klaviersonate Nr.7B-Dur op.83; Donizetti: „Edancor<br />

la tremenda porta“, Arie aus „Roberto Devereux“;<br />

Léhar:„Freunde, das Leben ist lebenswert“, Arie aus<br />

„Giuditta“;Massenet: „Jesuis seul! ... Ah! Fuyez,<br />

douce image“, Arie aus „Manon“; Françaix: Tema con<br />

Variazioni für Klarinette und Klavier;Mozart: „Aprite<br />

un po’ quegl’occhi“, Arie aus „Le nozze di Figaro“;<br />

Schubert: „Auf der Bruck“ für Stimme und Klavier op.<br />

93 Nr.2;Ravel: „Don Quichotte àDulcinée“, drei Gedichte<br />

vonPaulMorand für Stimmeund Klavie u. a.<br />

20.00 Gr.Saal: K&K Philharmoniker,K&K Opernchor,<br />

Ltg.Taras Lenko, Die schönsten Opernchöre<br />

Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />

20.00: GrigorySokolov(Klavier), Beethoven:Klaviersonate<br />

Nr.3C-Dur op. 2Nr. 3, Elf Bagatellen op.<br />

119; Brahms: Sechs Klavierstückeop. 118, Vier<br />

Klavierstückeop. 119<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal<br />

(& 254 88 -1 32) 20.00:Quadro Nuevo,Argentinischer<br />

Tango, Arabesken, Balladen und Improvisationen<br />

KINDER<br />

Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Frau Holle(ab 5J.)<br />

10.30: Ben liebt Anna (ab 8J.)<br />

Berlin mit Kindern (& 33 02 98 70)<br />

11.00: Familienführung: Am Brandenburger Torist viel<br />

passiert–Berlingeschichte von1700 bis heute (ab 8<br />

bis 16 J.). Anm. erf.<br />

Brotfabrik (& 471 40 01)<br />

10.00: Mein Jahreszeitenquartett: Frühlingskitzel (ab<br />

2bis 5J.)<br />

Charlottchen (& 324 47 17)<br />

10.30, 16.00: Kanin Kurzohr,Theater Lingulino (ab<br />

3bis 7J.)<br />

FigurentheaterGrashüpfer (& 536 95 15 0/ 52)<br />

10.00: In der Hasenschule, Ute Kahmann (ab 4J.)<br />

Fliegendes Theater (& 692 21 00)<br />

10.30: Die sieben Raben, Figurentheater mit Masken<br />

und Livemusik (ab 5bis 9J.)<br />

Grips Podewil (& 39 74 74 77)<br />

10.00: Vier sind hier (ab 2J.)<br />

Jaro Theater (& 341 04 42)<br />

10.30: Sei mutig,kleiner Pfeil, Puppen- und Schauspiel<br />

(ab 3bis 8J.)<br />

Puppentheater Berlin (& 342 19 50)<br />

9.30, 11.00: Ein Ostermärchen (ab4J.)<br />

Puppentheater Felicio (& 44 67 35 30)<br />

10.00, 16.30: Kasper und Rotkäppchen<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

10.30 Gr.Salon: Die Bremer Stadtmusikanten &Die<br />

lustigePaula, Johannes Gahl, Erzählung mit Musik<br />

(ab 5bis 8J.)<br />

Theater an derParkaue (& 55 77 52 52)<br />

10.00: Die Zertrennlichen (ab 9bis 13 J.)<br />

10.00: Unterscheidet euch!, Turbo Pascal, Ein<br />

Gesellschaftsspiel –interaktiveInszenierung (ab 10<br />

bis 14 J.)<br />

Film<br />

Immersion<br />

ins<br />

Wimmelbild<br />

Die meisten Gemälde zeigen<br />

Gott, wie er die Wolken<br />

zerteilt und wie er mit<br />

Missfallen auf die Welt herabsieht.<br />

In meinem Gemälde<br />

wird der Müller seinen Platz<br />

einnehmen. Er ist der große<br />

Müller im Himmel. Nun sind<br />

alle Vorbereitungen getroffen.“<br />

Lech Majewskis Film<br />

„Die Mühle und das Kreuz“<br />

von2011 ist ein Traum vomLeben<br />

auf der Grundlage eines<br />

Gemäldes, dessen Maler den<br />

Traum vom Sterben träumte.<br />

Der polnische Regisseur erzählt<br />

die Entstehung von Pieter<br />

Bruegels „Die Kreuztragung<br />

Christi“ von 1564 als Sozial-<br />

und Kunstgeschichte und<br />

große Oper zugleich. Ein<br />

phantastisch-museales Abtauchen<br />

in das 16. Jahrhundert<br />

unserer Kunstüberlieferung<br />

mit Rudgar Hauer als Pieter<br />

Bruegel. Das Zeughauskino<br />

leitet hiermit eine Reihe von<br />

Filmen zur Passionsgeschichte<br />

ein. PetraKohse<br />

DieMühle und dasKreuz,20Uhr,Zeughauskino,<br />

Unter den Linden 2<br />

Die amerikanische Performerin Meow Meow tritt diese Woche mit dem Ensemble UnitedBerlin im Konzerthaus auf.<br />

Das ist natürlich einfach:<br />

Zwei erste Symphonien<br />

auf die Konzerthälften<br />

verteilen, fertig ist das<br />

Programm. So macht es Daniel Barenboim,<br />

wenn er das Gastspiel der<br />

Wiener Philharmoniker anlässlich<br />

der Staatsopern-Festtage dirigiert.<br />

DieErsten vonSergej Prokofjew und<br />

Gustav Mahler fassen das Moment<br />

des Jugendlichen jeweils anders:<br />

Mahler als eine Angelegenheit erzromantischer<br />

Subjektivität, Prokofjew<br />

dagegen versetzt sich in die Jugend<br />

der Gattung zurück und schreibt<br />

eine „Symphonie classique“ à la<br />

Haydn.<br />

Die meisten Musiker machen es<br />

sich in der kommenden Woche<br />

schwerer und stellen ihre Programme<br />

aus lauter kleinen Teilen zusammen.<br />

Grigory Sokolov etwa<br />

spielt in seinem Klavierabend eine<br />

frühe Beethoven-Sonate, die große<br />

konzertante in C-Dur aus der Sammlung<br />

opus 2, ansonsten Klavierstücke<br />

vonBeethovenund Brahms –allerdings<br />

in der Folge der von den<br />

Komponisten selbst arrangierten<br />

Sammlungen: Beethovens lockerer<br />

Bagatellen-Zyklus op. 119 wirft mit<br />

Peter Uehling<br />

will Musik hören und keine Interpreten.<br />

Im <strong>Berliner</strong> Musikleben sucht er nach<br />

Veranstaltungen, die musikalische<br />

Erfahrungen bieten könnten –neuartige,<br />

begeisternde, interessante oder<br />

herzerwärmende. Ob sie sich<br />

tatsächlich einstellen, ist allerdings eine<br />

Fragedes Glücks.<br />

Ideen nur so um sich, klangräumliche<br />

Experimente wie das „À l’Allemande“<br />

mit seiner beharrlich wiederholten<br />

glitzernden Figur; das<br />

nach gewundenden Bewegungen<br />

am Ende schier explodierende C-<br />

Dur-Stück; ein in15Sekunden vorbeihuschendes<br />

Fragment, dem der<br />

Anfang fehlt. Brahms’ letzte Klavierstück-Sammlungen<br />

op. 118 und 119<br />

münden dagegen beide in es-Moll,<br />

dem ungefähr Finstersten, was die<br />

Tonalität bietet. Op. 118 verliert<br />

Stück für Stück an Aktivität, das<br />

letzte ist nur noch ein verdüstertes<br />

Anrollen dissonanter Akkorde, op.<br />

119 beginnt in dieser Stimmung, so<br />

dass sich das letzte Stückmit kurzatmiger<br />

Begeisterung noch einmal<br />

aufraffen möchte,umdann in einem<br />

Höllenritt zusammenzubrechen.<br />

Das Urbild kleinteiliger Programme<br />

ist der Liederabend, und<br />

gernhätte ich hier auf das Programm<br />

„Wahn und Sinn“ mit Liedern von<br />

Schubert, Wolf, Strauss und Rihm<br />

aufmerksam gemacht, aber leider ist<br />

die Sopranistin Anna Lucia Richter<br />

erkrankt. Sie singt auch nicht wie<br />

vorgesehen morgen auf der „Venezianischen<br />

Reise“ des Freiburger Ba-<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (& 883 8551) Ein Gauner &<br />

Gentleman 15.15, 20.30; Green Book 17.30<br />

Cinema Paris (& 881 31 19) Monsieur Claude II<br />

(OmU) 15.30, 18.00, 20.30<br />

DelphiFilmpalast (& 312 10 26)Monsieur Claude<br />

II 15.30,18.00, 20.30<br />

Delphi LUX (& 322 93 10 40) Ein Gauner &<br />

Gentleman (OmU) 13.50, 20.40; Die Wiese –Ein<br />

Paradies nebenan 14.00, 18.30; Free Solo (OmU)<br />

16.10; Birds OfPassage: Das grüne Gold der Wayuu<br />

15.00, 17.40, 20.20; Queerfilmnacht: Konsequenzen<br />

–Posledice (OmU) 21.00; Die Goldfische<br />

15.15; Vice –Der zweite Mann 17.50; Vice –Der<br />

zweite Mann (OmU) 20.40; OfFathers and Sons<br />

–Die Kinder des Kalifats (OmU) 14.40; Another<br />

Day ofLife 17.00, 19.00; Wir –Us (OmU) 21.00;<br />

Trautmann 14.40; Beale Street (OmU) 17.20;<br />

Asche ist reines Weiß 20.00; Das Haus amMeer<br />

15.00; Green Book (OmU) 17.30; Die Berufung:<br />

Ihr Kampf für Gerechtigkeit –Onthe Basis ofSex<br />

(OmU) 16.00; Bohemian Rhapsody (OmU) 18.40;<br />

Mid90s (OmU) 21.30<br />

Filmkunst 66 (& 882 1753) Ein Gauner &Gentleman<br />

18.15, 20.15; Renzo Piano: Architekt des<br />

Lichts 18.30; The Sisters Brothers 20.00<br />

Kant Kino (& 319 98 66) Unheimlich perfekte<br />

Freunde 14.00, 15.50; Ein Gauner &Gentleman<br />

16.00, 18.15, 20.30; Die Berufung: Ihr Kampf für<br />

Gerechtigkeit 17.50, 20.30; Lampenfieber 14.00;<br />

Yuli 16.00; The Favourite – Intrigen und Irrsinn<br />

18.15; Bohemian Rhapsody 20.50; Asterix und das<br />

Geheimnis des Zaubertranks 15.10; Green Book<br />

17.10, 20.00; Beale Street 15.00; Das Haus am<br />

Meer 17.40; Weil Du nur einmal lebst –Die Toten<br />

Hosen aufTour 20.00<br />

Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) 3D: Dumbo<br />

14.45; 3D: Captain Marvel 17.45; Friedhof der Kuscheltiere20.20,<br />

23.00; 3D:CaptainMarvel14.30;<br />

3D: Dumbo 17.20; 3D: Shazam! 20.00, 23.00;<br />

Captain Marvel 14.50; Friedhof der Kuscheltiere<br />

17.40; 3D: Captain Marvel 20.10; Escape Room<br />

23.10; Shazam! 14.30; 3D: Shazam! 17.30; Wir<br />

20.30, 23.15; Die Goldfische 14.00, 16.45; 3D:<br />

Dumbo 19.30; Bohemian Rhapsody 22.10; Green<br />

Book 17.20; Die Goldfische 20.10; Friedhof der<br />

Kuscheltiere –Pet Sematary (OF) 22.50; Trautmann<br />

14.10; Bohemian Rhapsody 16.50; Green Book<br />

19.50; Der Goldene Handschuh 22.45<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Free Solo<br />

(OmU) 11.00, 20.40; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />

–The Wife (OmU) 12.45; #Female Pleasure<br />

(OmU) 14.30; Iron Sky: The Coming Race (OmU)<br />

16.00; Of Fathers and Sons (OmU) 17.30; Ein<br />

Gauner & Gentleman (OmU) 19.00; The House<br />

That Jack Built (OmU) 22.20; Drei Gesichter (OmU)<br />

11.00; Cold War: Der Breitengrad der Liebe (OmU)<br />

12.45; Can You Ever Forgive Me? 14.15; Beale<br />

Street (OmU) 16.00; Unser Team (OmU) 18.00;<br />

Der Goldene Handschuh 19.50; Bohemian Rhapsody<br />

(OmU) 21.45; Westwood: Punk. Ikone.Aktivistin.<br />

–Westwood: Punk, Icon, Activist (OmU) 11.00;<br />

Capernaum (OmU) 12.30; Vice –Der zweite Mann<br />

14.30; Der Junge muss an die frische Luft 16.50;<br />

Die Wiese 18.30; Green Book (OmU) 20.15; Beach<br />

Bum (OF) 22.30<br />

Intimes (& 29 77 76 40) Wie gut ist deine Beziehung?<br />

16.45; Vorhang auf für Cyrano –Edmond<br />

(OmU) 19.00; Beach Bum 21.15; Der Himmel über<br />

Berlin (DFmenglU) 23.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 8129) DieWiese –Ein<br />

Paradies nebenan 16.00; Free Solo (OmU) 18.00;<br />

The Sisters Brothers (OmU) 20.00; Der Goldene<br />

Handschuh 22.15; Winter in Havanna (OmU)<br />

16.15; Oderland. Fontane 18.00; Spreeland. Fontane<br />

19.30; RBG –Ein Leben für die Gerechtigkeit<br />

(OmU) 21.30<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Die Goldfische<br />

13.45, 16.45, 20.30; Asterix und das Geheimnis<br />

desZaubertranks13.45, 16.00; IMAX3D: Shazam!<br />

14.00,17.00,20.15;Dumbo 14.00, 16.30, 20.15;<br />

Unheimlich perfekte Freunde 14.15, 16.30; Die<br />

Wiese –Ein Paradies nebenan 14.15; 3D: Dumbo<br />

14.30,17.15; Rocca verändert die Welt 14.45; 3D:<br />

Shazam! (OF) 15.30; Monsieur Claude II15.30,<br />

18.00, 20.30; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheime Welt 15.30; Pupille –Insicheren<br />

Händen (OmU) 15.45; Friedhof der Kuscheltiere<br />

15.45, 18.15, 20.15; Shazam! 16.15, 16.45; Die<br />

Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit 17.15; Captain<br />

Marvel 18.00; Ein Gauner &Gentleman 18.10,<br />

21.30; Vice –Der zweite Mann 18.30; Trautmann<br />

18.30; 3D: Alita: Battle Angel 19.00; Green Book<br />

19.15; 3D: Captain Marvel 20.00; Preview: After<br />

Passion 20.00; Friedhof der Kuscheltiere –Pet Sematary<br />

(OF) 20.45; Hard Powder 21.00; Destroyer<br />

21.30<br />

Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Die Wiese –Ein<br />

Paradies nebenan 18.00; Beach Bum (OF) 19.50;<br />

Beale Street (OmU) 21.45; Mid90s (OmU) 18.00;<br />

Voll Rita! (OmenglU) 19.45; Wintermärchen 22.00<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (& 04 51/703 02 00) Dumbo 13.45,<br />

17.00, 20.10; Monsieur Claude II 13.50, 17.10,<br />

19.45; Drachenzähmen leicht gemacht 3:Die geheime<br />

Welt 14.00; Shazam! 14.10;Asterix und das<br />

Geheimnis des Zaubertranks 14.10; 3D: Dumbo<br />

14.15; Unheimlich perfekte Freunde 14.20,17.20;<br />

3D: Shazam! 16.30, 19.40; Die Goldfische 16.40;<br />

Captain Marvel 16.50; Friedhof der Kuscheltiere<br />

17.00, 20.00; Preview: After Passion 19.45; Wir<br />

19.50; 3D: Captain Marvel 19.50<br />

Kino Kiste (& 998 7481) Wie gut ist deine Beziehung?<br />

14.00; Tito, der Professor und die Aliens<br />

16.05; Vorhang auf für Cyrano 18.00; The Sisters<br />

Brothers 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (& 038 71/211 4109) 3D: Dumbo<br />

14.20, 17.20; Shazam! 14.30, 19.40; Captain<br />

Marvel 14.30, 16.50, 20.00; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 14.40; Rocca verändert<br />

die Welt 14.45; Drachenzähmen leicht gemacht 3:<br />

Die geheime Welt 14.45; Dumbo 14.50, 17.30;Unheimlich<br />

perfekte Freunde 15.00, 17.20; Prinzessin<br />

Emmy 15.10; 3D: Shazam! 17.00, 20.00; Friedhof<br />

der Kuscheltiere 17.10, 20.10; Die Goldfische<br />

17.10, 19.45; Monsieur Claude II 17.15, 20.15;<br />

12 Tage 17.30; Wir 19.50; Preview: After Passion<br />

20.00<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (& 61 60 96 93) A Ein Gauner &Gentleman<br />

(OmU) 18.00; Vice –Der zweite Mann (OmU)<br />

20.15; B Wir –Us(OmU) 16.30, 21.30; The Favourite<br />

–Intrigen und Irrsinn (OmU) 19.00<br />

fsk am Oranienplatz (& 614 2464) Im Land meiner<br />

Kinder 18.00; OfFathers and Sons –Die Kinder<br />

des Kalifats(OmU) 18.15;Another DayofLife–Jeszczedzien<br />

zycia (OmU) 19.45, 22.15; Bildbuch –Le<br />

livre d‘image (OmU) 20.15; Asche ist reines Weiß<br />

–Ash Is Purest White (OmU) 21.30<br />

Moviemento (& 692 47 85) Der kleine Drache<br />

Kokosnuss –Auf in den Dschungel! 12.30; Birds<br />

Of Passage: Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros<br />

de verano (OmU) 14.30, 17.15; Monsieur Claude<br />

II (OmU) 20.00, 22.15; Die Winzlinge: Abenteuer<br />

in der Karibik 10.00; Monsieur Claude II (OmU)<br />

12.15, 14.30, 16.45; Beach Bum (OF) 21.30;<br />

Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten<br />

10.00; Unheimlich perfekte Freunde 12.00, 14.15,<br />

16.30; OfFathers and Sons –Die Kinder des Kalifats<br />

(OmU) 18.45; Birds Of Passage: Das grüne<br />

Gold der Wayuu –Pajaros de verano (OmU) 21.00<br />

Sputnik (& 694 11 47) Peter Hase 15.00; Renzo<br />

Piano: Architekt des Lichts (OmenglU) 16.45; Free<br />

Solo (OmU) 18.15; Vice –Der zweite Mann (OmU)<br />

20.00; Iron Sky: The Coming Race (OmU) 22.30;<br />

This Mountain Life –Die Magie der Berge (OmU)<br />

15.00; Bildbuch –Lelivre d‘image 16.30; Die Berufung:<br />

Ihr Kampf für Gerechtigkeit –Onthe Basis<br />

of Sex (OmU) 18.00;Weil Du nur einmal lebst –Die<br />

Toten Hosen auf Tour 20.00; Mid90s (OmU) 22.00<br />

Yorck (& 78 91 32 40)Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks13.50; Monsieur Claude II 15.50,<br />

18.10, 20.30; New Unheimlich perfekte Freunde<br />

13.45, 15.45; Ein Gauner & Gentleman 17.45,<br />

20.00<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (& 538 95 90) 3D: Shazam!<br />

14.00, 17.00, 20.00; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 14.00; The Lego Movie II 14.30;<br />

Dumbo 15.00, 17.30, 20.15; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Diegeheime Welt 15.00; Die Wiese<br />

–Ein Paradies nebenan 16.00; Die Goldfische<br />

17.30, 20.00; Friedhof der Kuscheltiere 18.00,<br />

20.30; Ein Gauner &Gentleman 18.00<br />

Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Unser Team<br />

–Nossa Chape 10.00; Of Fathers and Sons –Die<br />

Kinder des Kalifats 10.15; Die Goldfische 10.30,<br />

20.15; Monsieur Claude II 13.00, 15.15, 17.30;<br />

Ein Gauner &Gentleman 13.30, 18.15; Die Wiese<br />

–Ein Paradies nebenan 14.00, 18.00; Spreeland.<br />

Fontane 16.00; Prinzessin Emmy 16.15; Reise-Doku:<br />

Kuba 20.15; Iron Sky: The Coming Race 20.30<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60)<br />

Shazam! 14.00, 19.45; Captain Marvel 14.00,<br />

17.00, 20.00; Dumbo 14.15, 17.00; Ostwind 4<br />

–Aris Ankunft 14.30; Monsieur Claude II14.30,<br />

17.15, 20.00; Drachenzähmen leicht gemacht 3:<br />

Die geheime Welt 14.30; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 14.30; Unheimlich perfekte<br />

Freunde 14.45; Wir 17.00, 20.00; 3D: Shazam!<br />

17.00; Misfit 17.00; Friedhof der Kuscheltiere<br />

17.15, 20.15; Die Goldfische 17.30, 20.15; Preview:<br />

After Passion 20.00<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Tito, der Professor und die<br />

Aliens 17.00; Der Junge muss an die frische Luft<br />

19.00; Der Fall Sarah &Saleem –The Reports on<br />

Sarah and Saleem (OmU) 20.45; Die Wiese –Ein<br />

Paradies nebenan (OmU) 18.00; russisch dok<br />

#22: Boris Ryzhy (OmenglU) 20.00;Wintermärchen<br />

21.45<br />

Babylon (& 242 59 69) KinderwagenKino: Vice –<br />

Der zweite Mann 11.00; Lola Long List: Styx 18.00;<br />

Lola Long List: Transit (OmenglU) 18.00; Fräulein<br />

Else (OmenglU; m. Live-Musikbegleitung) 19.30;<br />

Lola Long List: 303 (OmenglU) 20.00; Lola Long<br />

List: 25 km/h 20.00; Lola Long List:Werk ohne Autor<br />

(OmenglU) 22.15; Lola Long List: Der Goldene<br />

Handschuh (OmenglU) 22.45<br />

Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Monsieur<br />

Claude II(OmU) 13.45,15.45, 17.45,20.00,<br />

22.15; Ein Gauner & Gentleman (OmU) 11.00,<br />

17.15, 19.30; The Sisters Brothers (OmU) 13.00;<br />

Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten<br />

15.30;AStar Is Born (OmU) 21.45<br />

CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) Prinzessin<br />

Emmy 11.00,13.10; Captain Marvel 11.00,17.40;<br />

Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />

Welt 11.10, 13.45; 3D: Shazam! 11.15, 16.40,<br />

19.50,22.40; Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />

11.20; Trautmann 11.30; Dumbo 11.40,<br />

14.00, 17.20, 19.30, 22.10; Mascha und der Bär<br />

11.50; Monsieur Claude II 12.30, 15.10, 17.30,<br />

20.10, 22.50; 3D: Captain Marvel 13.40, 20.15,<br />

23.00; Unheimlich perfekte Freunde 14.00, 16.30;<br />

Shazam! 14.20; Rocca verändert die Welt 14.20;<br />

3D: Dumbo 14.30, 16.50; Der Junge muss an die<br />

frische Luft 15.15; Wir 16.20, 20.00, 23.10; Die<br />

Goldfische 17.00; Friedhof der Kuscheltiere 17.50,<br />

20.30, 23.15; Green Book 19.00; Preview: After<br />

Passion 19.45; Escape Room 20.40, 23.15; Hard<br />

Powder 22.30; Iron Sky: The Coming Race 23.15<br />

Hackesche Höfe (& 283 4603) Willkommen in<br />

Marwen –Welcome toMarwen (OmU) 14.30; Birds<br />

Of Passage: Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros<br />

de verano (OmU) 19.30, 22.00; Berlin Babylon<br />

(Omdt+englU) 15.00; Free Solo (OmU) 17.00,<br />

21.30; Das Haus amMeer –Lavilla (OmU) 19.15;<br />

Talking Money –Rendezvous bei der Bank (OmU)<br />

15.30; Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit –<br />

On the Basis of Sex (OmU) 17.30; Beach Bum (OF)<br />

20.00, 22.00; Another Day ofLife –Jeszcze dzien<br />

zycia (OmU) 15.45, 19.45; Mid90s (OmU) 17.45;<br />

Der Goldene Handschuh (DFmenglU) 21.45; Fair<br />

Traders (OmU) 15.30; Renzo Piano: Architekt des<br />

Lichts –Renzo Piano, an Architect for Santander<br />

(OmU) 17.30; Green Book (OmU) 19.30; Destroyer<br />

(OmU) 22.15<br />

International (& 24 75 60 11) Monsieur Claude<br />

II 14.50, 17.10; Achtung Berlin Eröffnung: Kim hat<br />

einen Penis 20.00<br />

Zeughauskino (& 20 30 47 70) Passionsgeschichten:<br />

Die Mühle und das Kreuz –The Mill and the<br />

Cross (OmU) 20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex NeuköllnArcaden (& 01 80/505 06 44)<br />

Dumbo 14.00, 16.45, 19.30; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 14.00, 16.45; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheimeWelt 14.10;<br />

Rocca verändert die Welt 14.20; Shazam! 14.25,<br />

16.15, 19.30; Captain Marvel 14.25, 16.35,<br />

19.30; Misfit 14.40; Unheimlich perfekte Freunde<br />

15.00, 17.10; Manhattan Queen 15.00; Wir<br />

16.40, 19.45; 3D: Dumbo 17.00; Monsieur Claude<br />

II 17.20, 20.00; Friedhof der Kuscheltiere 17.30,<br />

20.15; Öldür beni sevgilim (OmU) 19.30; Friedhof<br />

der Kuscheltiere –Pet Sematary (OF) 19.40;<br />

Shazam! (OF) 19.45<br />

IL KINO (& 91 70 29 19) Vice –Der zweite Mann<br />

(OmU) 10.00; The Sisters Brothers (OmU) 12.30,<br />

22.00; Green Book (OmU) 14.40; Free Solo (OmU)<br />

17.00; Renzo Piano: Architekt des Lichts –Renzo<br />

Piano,anArchitect for Santander (OmenglU) 18.45;<br />

Ohrensausen –Orecchie (OmU) 20.15<br />

Neues Off (& 62 70 95 50) Birds Of Passage: Das<br />

grüne Gold der Wayuu –Pajaros deverano (OmU)<br />

16.50,19.30, 22.10<br />

Passage (& 68 23 70 18) Monsieur Claude II<br />

15.20, 17.40, 20.00, 22.20; Beale Street (OmU)<br />

15.45, 20.30; Die Wiese –Ein Paradies nebenan<br />

16.00, 18.20; Die Goldfische 16.00<br />

Rollberg (& 62 70 46 45) Friedhof der Kuscheltiere<br />

–Pet Sematary (OF) 17.20, 19.50, 22.10;<br />

The Sisters Brothers (OmU) 17.30; Free Solo (OF)<br />

20.10, 22.30; Another Day ofLife –Jeszcze dzien<br />

zycia (OmU) 16.40, 19.00; Destroyer(OmU)16.50,<br />

21.00;Wir –Us(OmÜb) 18.40, 21.20; Beach Bum<br />

(OF) 16.45, 19.30, 21.45<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />

Shazam! 14.00; Captain Marvel 14.00; Monsieur<br />

Claude II 14.10, 16.45, 19.45; Dumbo 14.10,<br />

17.15,20.10;Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />

14.40; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheime Welt 15.00; 3D: Shazam! 16.50,<br />

20.00; 3D: Captain Marvel 16.55; Wir 17.10,<br />

19.55; Friedhof der Kuscheltiere 17.35, 20.00;<br />

Preview: After Passion 20.00<br />

Wolf (& 921 03 93 33) Asche istreinesWeiß –Ash<br />

Is Purest White (OmenglU) 12.00; Mid90s (OmU)<br />

12.10; Ein Gauner & Gentleman (OmU) 14.00,<br />

19.10; Bildbuch –Lelivre d‘image (OmenglU; m.<br />

Gast) 14.40; Kommissar Gordon &Buffy 16.00;<br />

Beale Street (OmU) 16.40; La casa lobo –Das<br />

Wolfshaus (OmU) 17.20, 21.20; ALFILM –Arabisches<br />

Filmfestival: Awdat alibn al dal –Die Rückkehr<br />

des verlorenen Sohnes: Return ofthe Lost Son<br />

(OmU) 19.00; Bildbuch 21.10


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

rockorchesters.Stattdessen singt Karina<br />

Gauvin Arien des Venedig-Reisenden<br />

Georg Friedrich Händel, des<br />

Venezianers Agostino Steffani und<br />

des Venedig-Ruheständlers Johann<br />

Adolph Hasse. Vor allem wegen seines<br />

Opernhauses war Venedig zur<br />

Barockzeit ein Anziehungspunkt für<br />

Musiker, entsprechend gibt es Container<br />

voll Noten. Ein effektvolles<br />

Programm setzt strikte Auswahl voraus,und<br />

sicher wirddas FBO dergleichen<br />

vollbracht haben. Jedoch muss<br />

ich mein Nicht-gefesselt-Sein eingestehen:<br />

Venezianische Reise,Neapolitanische<br />

Reise,Londoner Reise,Pariser<br />

Reise … das Spiel kann man<br />

lange spielen, aktueller wirdesnicht.<br />

Dramaturgischen Ehrgeiz zeigen<br />

das Deutsche Symphonie-Orchester<br />

und sein Chefdirigent Robin Ticciati:<br />

Da treffen sich Strauss’ „Don Juan“<br />

und Wagners „Tristan“-Vorspiel und<br />

„Liebestod“, der tragisch endende<br />

erotische Libertin und die tragisch<br />

endenden Liebenden –soweit verständlich.<br />

Dazwischen erklingen die<br />

sechs Orchesterstücke von Anton<br />

Webern, eine von Liebe und Erotik<br />

weit entfernte, expressionistische<br />

Angst-Musik; wir verstehen sie als<br />

Die<br />

Liebenden<br />

und der<br />

Libertin<br />

Kleine Stücke, große Linien:<br />

Programmgestaltung ist eine Kunst,<br />

die man sich leicht und schwer<br />

KLASSIK<br />

Sokolov<br />

10.4., 20 Uhr,Philharmonie,<br />

Herbert-von-Karajan-Str.1<br />

Venezianische Reise<br />

11.4., 20 Uhr,Kammermusiksaal, Herbert-von-Karajan-Str.1<br />

Erste Symphonien<br />

12.4., 20 Uhr,Philharmonie<br />

Deutsches Symphonie-Orchester<br />

13.4., 20 Uhr,Philharmonie<br />

Sieben Todsünden<br />

15.4., 20 Uhr,Konzerthaus am<br />

Gendarmenmarkt<br />

machen kann<br />

GETTY IMAGES/ASIAPAC<br />

kontrastierende Fortsetzung einer<br />

kompositionsgeschichtlichen Linie,<br />

die vonWagner und Strauss ausgeht<br />

–alles klar. Harrison Birtwistles Orchesternocturne<br />

„Night’s Black Bird“<br />

wiederum verknüpfen wir mit den<br />

nächtlichen Schauplätzen von„Tristan“<br />

und „Don Juan“ und der<br />

schwarzen Seelenwelt der Webern-<br />

Stücke – geht auch. Vor Ravels G-<br />

Dur-Klavierkonzert kapituliere ich:<br />

Dieses helle, klassizistisch-zirzensische<br />

Werk kann ichinkeinen plausiblen<br />

Zusammenhang mit dem Rest<br />

bringen.<br />

Ganz einfach wirdesdannwieder<br />

beim Ensemble UnitedBerlin, das<br />

mit der amerikanischen Performerin<br />

Meow Meow auftritt: Die„Suite from<br />

the Twenties“ des in die USA ausgewanderten<br />

<strong>Berliner</strong>s Stefan Wolpe,<br />

die geistreich-parodistische „Facade“<br />

des späteren Akademikers<br />

William Walton fokussieren die<br />

Goldenen Zwanziger. Kurt Weills<br />

letztes Zusammenarbeit mit Brecht,<br />

die grandiosen „Die sieben Todsünden“,<br />

treibt den Song-Stil bereits aus<br />

der Rückschau in expressive Extreme:<br />

Sie entstanden in den 30er-<br />

Jahren im Pariser Exil.<br />

Literatur<br />

Der<br />

Schriftsteller<br />

als Vermittler<br />

ImRahmen der Tagung der<br />

Gruppe 47 in Princeton im<br />

Mai1966 geriet der Schriftsteller<br />

Hans-Christoph Buch zusammen<br />

mit seinem Kollegen<br />

Friedrich Christian Delius<br />

in ein Konzert des Free-<br />

Jazzers Albert Ayler. Wenn<br />

man Delius und seiner Erzählung<br />

„Die Zukunft der<br />

Schönheit“ glauben darf,<br />

dann war es vor allem auch<br />

eine Einübung in eine Ästhetik<br />

der Verweigerung. Hans-<br />

Christoph Buch hat sich in<br />

seinen literarischen und politischen<br />

Interventionen indes<br />

stets um Vermittlung bemüht.<br />

Kurz nach der Wende hat er im<br />

Literarischen Colloquium am<br />

Wannsee Schriftsteller um sich<br />

versammelt, um über das<br />

Schreiben in Ost und West zu<br />

sprechen. In seinem Buch<br />

„Tunnel über der Spree.<br />

Traumpfade der Literatur“,<br />

zieht Buch, der diese Woche<br />

75 Jahrealt wird, auch eine persönliche<br />

Bilanz. HarryNutt<br />

Hans-Christoph Buch 19.30 Uhr,LiterarischesColloquium,<br />

Am Sandwerder 5<br />

Theater Zitadelle (& 335 37 94)<br />

10.00: Frieda unddie freche Möwe,Gastspiel Theater<br />

Couturier (ab 4J.)<br />

Zeiss-Großplanetarium (& /42 18 45 10)<br />

11.00: Mit Raketen zu Planeten<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Akademie der Künste am Pariser Platz<br />

(& 200 57 10 00) 19.00: Alfred-Döblin-Stipendiaten<br />

2018, Andreas Baum, Carmen Buttjer,Rabea Edel,<br />

FrederikeFrei, Stephan Grötzner u. a., Gesprächund<br />

Lesung.Moderation Jörg Feßmann<br />

Buchhandlung Braun &Hassenpflug<br />

(& 802 93 04) 20.00: Wasdann nachher so schön<br />

fliegt, Hilmar Klute, Lesung und Gespräch mitHilmar<br />

Klute<br />

Geistesblüten (& 49 96 17 92)<br />

19.00: Benzin, Gunther Geltinger<br />

HAU1(&25 90 04 27)<br />

20.00: Ausdem Dachsbau, Dirk vonLowtzow, Lesung<br />

und Tocotronic-Songs mit der Akustikgitarre<br />

Heimathafen Neukölln (& 56 82 13 33)<br />

20.00: Best Of PoetrySlam,<br />

Institut Francais Berlin –Maison de France<br />

(Kurfürstendamm 211) 19.00 Saal Boris Vian: Die<br />

Farben des Feuers, Pierre Lemaitre. Anm. erf.<br />

Kulturhaus Karlshorst (& 475 94 06 10)<br />

19.00: Der aufrechte Gang in einem Meer desgroßen<br />

Schweigens, mit Prof. em. Dr.Anneliese Löffler und<br />

Eike-Jürgen Tolzien<br />

Lettrétage (& 692 45 38)<br />

20.00: Christa Wolf: Medea. Stimmen, Christa Wolf,<br />

Stephanie Manz, Karola Elßner und Bettina Schinko,<br />

Szenische Lesung an drei Tagen<br />

Literarisches Colloquium Berlin (& 816 99 60)<br />

19.30: Traumpfade der Literatur,Hans Christoph<br />

Buch, Moderation: Helmut Böttiger<br />

Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />

20.00: Literatur Live: Wiegut ist IhrDeutsch? Teil 2,<br />

Bastian Sick<br />

Schloss Schönhausen (& 033 19 69 42 00)<br />

20.00: Wo wir zu Hause sind, Maxim Leo<br />

KONZERT<br />

A-Trane (& 313 25 50)<br />

21.00: Daniel Herskedal<br />

b-flat (& 283 31 23)<br />

21.00: Robin’sNest Jam Session<br />

Babylon Mitte (& 242 59 69)<br />

19.30: Babylon Orchester Berlin –Stummfilm-Livekonzert:<br />

Fräulein Else (Eröffnungsfilm Babylon<br />

11.4.1929)<br />

Badehaus (& 95 59 27 76)<br />

19.30: Gastspiel #4: Lejo, Little Big Sea, Exclusive<br />

Badenscher Hof Jazzclub (& 861 00 80)<br />

21.00: Roland Satterwhite’sTolyqyn<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

20.00: C. Heiland, Simon Eickhoff &Andi Rüttger,Der<br />

große C. auf Simons Sofa<br />

Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />

22.00: Die Couchies, HappyBirthday, Eschschloraque<br />

Rümschrümp! –Geburtstagsspecial zum 24.<br />

Festsaal Kreuzberg (& 551 50 65 87)<br />

20.00 Festsaal: Cave In &Old Man Gloom, Support:<br />

Bossk<br />

Gretchen (& 25 92 27 02)<br />

21.00: Hailu Mergia<br />

Gropius-Passagen (& /67 06 66 40)<br />

17.00 1. OG, Food Court: Talent Kitchen: Scharfe<br />

Sounds mit jungen Neuköllner Talenten<br />

Huxleys Neue Welt (& 301 06 80 88)<br />

20.00: Gluecifer, Ondt Blod<br />

Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />

20.00: Keywest, support: Ruthanne<br />

Lido (& 69 56 68 40)<br />

20.30: Tess Parks<br />

Monarch (Skalitzer Str.134)<br />

20.00: Dowdelin<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.00: John JPresley<br />

PrivatClub (& 61 67 59 62)<br />

20.30: Tiny Ruins<br />

Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />

21.00: Jovi’sMainstream Session–Rock &Pop<br />

Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />

19.00: Sun June +Brabrabra, Fourtrack On Stage<br />

TIPI am Kanzleramt (& 39 06 65 50)<br />

20.00: Basta, Edelvoice –A-cappella-Showtime: In<br />

Farbe<br />

Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />

20.00 Roter Salon: Xylouris White<br />

Wild At Heart (& 611 70 10)<br />

21.00: Noise Affection, Wild Wednesday<br />

Yorckschlösschen (& 215 80 70)<br />

21.00: Roger &The Evolution<br />

Zig Zag Jazz Club (& 94 04 91)<br />

21.15: Bob Reynolds Group<br />

Anzeige<br />

Morgen in Ihrer <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Die Beilage des Deutschen<br />

Symphonie-Orchesters Berlin<br />

Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre!<br />

CLUB<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Slowmojo, Moji u. a.<br />

Kulturbrauerei/Alte Kantine (& 44 31 50)<br />

22.00: Mittwochs<br />

Maze (& 55 51 84 54)<br />

20.00: FlauschigeMittwochsrunde mit Freunden,<br />

Techno Jesus u. a.<br />

Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />

(& 89 75 13 27) 19.00: BoxHappyHour<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />

23.59: Tresor NewFaces,Centrific, Another Alias,<br />

hosted by Marcus<br />

WaterGate (& 61 28 03 94)<br />

23.55: Circle Sessions, Carlo, Black Loops, Turkish<br />

BALLROOM<br />

Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />

21.00: Clärchen swingt, Evan &Friends<br />

Insomnia (Alt-Tempelhof 17-19)<br />

20.00: TangoVicioso<br />

Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />

19.00: El Ocaso–TangoArgentino, Frank &James<br />

KINO<br />

PANKOW<br />

BlauerStern Pankow (& 47 61 18 98) Unheimlich<br />

perfekte Freunde 14.00, 16.00; Monsieur Claude<br />

II 15.30, 18.00, 20.20; Ein Gauner &Gentleman<br />

17.45,20.00<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Monsieur<br />

Claude II 15.40, 18.00, 20.20; Ein Gauner &<br />

Gentleman 15.30, 17.45, 20.00; Die Wiese 15.00,<br />

17.00; Ein Gauner & Gentleman (OmU) 19.00;<br />

Wir (OmU) 21.10; Asterix und das Geheimnis des<br />

Zaubertranks 13.45; Free Solo 18.20; Vice (OmU)<br />

20.40; Unheimlich perfekte Freunde 13.45, 16.00;<br />

Birds Of Passage: Das grüne Gold der Wayuu 15.45,<br />

20.45; Green Book 18.00<br />

Kino inder Kulturbrauerei (& 04 51/703 0200)<br />

Ein Gauner &Gentleman 13.45, 19.00; Dumbo<br />

13.45, 16.30, 19.30; Unheimlich perfekte Freunde<br />

13.50, 16.15; Willkommen in Marwen 14.00;<br />

Shazam! (OmU) 14.00, 16.40, 19.45, 22.15;<br />

Monsieur Claude II14.15, 16.50, 19.30; Asterix<br />

und das Geheimnis des Zaubertranks 14.20; Birds<br />

Of Passage: Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros<br />

de verano (OmU) 14.30; Die Goldfische 16.20,<br />

19.00; Captain Marvel (OmU) 16.40, 19.45; The<br />

Sisters Brothers 17.00; Wir (OmU) 17.15, 20.15,<br />

23.00;GreenBook 19.40; Birds Of Passage21.30;<br />

Der Goldene Handschuh 21.40; Monsieur Claude II<br />

(OmU) 22.15; Green Book (OmU) 22.40; Ein Gauner<br />

&Gentleman (OmU) 22.45; Beach Bum 22.50<br />

Krokodil (& 44 04 92 98) Spreeland. Fontane<br />

17.00;Another Day ofLife (OmU) 18.30; Premiere:<br />

Der Funktionär (m. Gast) 20.00<br />

Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Frauen der ersten<br />

Stunde (OmU) 17.30; Bildbuch 19.00; Das Gegenteil<br />

von Grau (OmenglU) 20.30; Der Himmel über<br />

Berlin (OmenglU) 22.30<br />

UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00)<br />

Shazam! 14.15; Monsieur Claude II14.20, 17.00,<br />

19.50,22.40;Dumbo 14.20, 17.00, 19.50, 22.45;<br />

Asterix und das Geheimnisdes Zaubertranks 14.25,<br />

17.20; Captain Marvel 14.30, 17.00; Rocca verändert<br />

die Welt 14.35; Friedhof der Kuscheltiere<br />

14.35,17.10, 19.45, 22.45; Drachenzähmen leicht<br />

gemacht 3: Die geheime Welt 14.35; Misfit 14.40,<br />

17.25; Die Wiese –Ein Paradies nebenan 14.40;<br />

3D: Shazam! 16.35,19.40,22.30; Alita:Battle Angel16.50;<br />

Wir17.00,19.35, 22.30; Die Goldfische<br />

17.05, 19.55; 3D: Captain Marvel 19.40, 22.35;<br />

Green Book 19.45; Preview: After Passion 20.00;<br />

Willkommen in Marwen 22.35; Escape Room<br />

22.40; Beach Bum 22.45<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (& 04 51/703 02 00) Dumbo<br />

13.30,16.30,19.50; Shazam! 13.55; 3D: Dumbo<br />

14.00;Asterix und das Geheimnisdes Zaubertranks<br />

14.10, 17.50; Monsieur Claude II14.15, 16.55,<br />

19.45; Unheimlich perfekte Freunde 14.30, 17.00;<br />

Drachenzähmen leicht gemacht 3: Diegeheime Welt<br />

14.40; Captain Marvel 14.45,19.40; Misfit 15.10;<br />

3D: Shazam! 16.30, 19.20; Wir 16.50, 20.20;<br />

Friedhof der Kuscheltiere 17.10, 20.00; Die Goldfische<br />

17.20, 20.15; 3D: Captain Marvel 17.20,<br />

20.10; Preview:After Passion 19.45<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />

Der Junge muss an die frische Luft 15.00; Green<br />

Book 17.30, 20.30<br />

Cosima (& 85 07 58 02) Vice –Der zweite Mann<br />

18.00; Green Book 20.15<br />

Odeon (& 78 70 40 19) Birds Of Passage: Das<br />

grüne Gold der Wayuu –Pajaros de verano (OmU)<br />

16.00, 20.50; Ein Gauner & Gentleman (OmU)<br />

18.40<br />

Urania-Filmbühne (& 218 90 91) Generation<br />

Wealth 16.30, 19.00<br />

Xenon (& 78 00 15 30) DieBerufung: IhrKampf für<br />

Gerechtigkeit –Onthe Basis ofSex (OmU) 18.00;<br />

Der verlorene Sohn –Boy Erased (OmU) 20.30<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Unheimlich<br />

perfekte Freunde 10.00, 14.50; Prinzessin<br />

Emmy 10.00, 12.00; Dumbo 10.00, 14.00, 17.15;<br />

Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />

Welt 10.00, 12.30; Asterix und das Geheimnis des<br />

Zaubertranks 10.00, 12.10; Captain Marvel 11.50;<br />

Rocca verändert die Welt 12.25, 15.00; Shazam!<br />

14.25, 16.45; Manhattan Queen 15.00; Friedhof<br />

der Kuscheltiere 17.30, 20.15; Monsieur Claude II<br />

17.35, 20.10; Die Goldfische 17.35; 3D: Shazam!<br />

20.00; Preview: After Passion 20.00; Wir 20.15<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 60 81) Der<br />

Junge muss an die frische Luft 13.30; Vom Lokführer,der<br />

die Liebe suchte 15.45; Green Book 17.45;<br />

Vice –Der zweite Mann 20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 07 11) Monsieur Claude II<br />

15.00, 17.40, 20.15<br />

Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />

Unheimlich perfekte Freunde 10.00,12.10, 14.30;<br />

Ralph reichts 2 10.00; Dumbo 10.00, 13.40,<br />

17.25, 20.00, 22.45; Checker Tobi 10.00; Captain<br />

Marvel 10.00, 12.30,16.30, 19.40, 23.00; Asterix<br />

unddas Geheimnis desZaubertranks10.00,12.00,<br />

17.50; Prinzessin Emmy 11.50; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 312.00; Rocca verändert die Welt<br />

12.25, 15.15; Ostwind 4 12.40, 14.55; Misfit<br />

14.00; Shazam! 14.20, 16.30; Manhattan Queen<br />

15.00; 3D: Dumbo16.50; Friedhof derKuscheltiere<br />

17.20, 20.15, 23.00; Die Goldfische 17.30, 22.50;<br />

3D: Shazam! 19.30, 22.40; Preview: After Passion<br />

20.00; Wir 20.15, 22.30; Ein Gauner &Gentleman<br />

20.15; Escape Room 22.50<br />

Thalia Movie Magic (& 774 3440) Asterix und<br />

das Geheimnis des Zaubertranks 15.00; Shazam!<br />

15.15; Rocca verändert die Welt 15.30; Dumbo<br />

15.30, 18.00; Monsieur Claude II 16.45, 18.45;<br />

3D: Shazam! 17.45; Friedhof der Kuscheltiere<br />

18.00, 20.30; Captain Marvel 20.30; Preview: After<br />

Passion 20.30; Die Goldfische 20.45<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 95 51 00) Narcissister Organ Player<br />

(OV; m. Gästen u.Gespräch) 20.00; Magical History<br />

Tour: Salome (EngZt; m.Live-Musikbegleitung)<br />

19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69 69)<br />

Prinzessin Emmy 12.30, 14.50; Monsieur Claude II<br />

12.30, 14.20, 17.10, 20.00, 22.50; The Lego Movie<br />

II 12.40; Shazam! 12.50; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 13.00, 15.40; 3D: Dumbo<br />

13.10, 16.10; Die Goldfische 13.10, 16.10,<br />

19.20, 23.00; Club der roten Bänder 13.20; Misfit<br />

13.30; Friedhof der Kuscheltiere 13.30, 16.20,<br />

19.30, 22.30; Dumbo13.30,17.00, 19.30, 22.30;<br />

Drachenzähmen leicht gemacht 313.30; Ostwind<br />

413.40; Ein Gauner &Gentleman 13.40, 16.30,<br />

19.10; Unheimlich perfekte Freunde 13.50, 16.30;<br />

3D: Captain Marvel 14.00, 17.20, 20.40, 23.00;<br />

Rocca verändert die Welt 14.30; Mascha und der<br />

Bär 15.10; Captain Marvel 15.30, 19.00, 22.30;<br />

AStar IsBorn 15.50; Wir 16.20, 19.50, 22.15;<br />

The Sisters Brothers 16.20; Rate Your Date 16.40;<br />

3D: Shazam! 16.50, 20.30, 22.40; Trautmann<br />

17.20; Der Junge muss andie frische Luft 17.20;<br />

Was Männer wollen 17.30; Preview: After Passion<br />

17.30, 20.30; Willkommen in Marwen 18.15; The<br />

Mule 19.10;Alita 19.20; Vice 19.40; Escape Room<br />

20.00, 23.00; Green Book 20.10; Hard Powder<br />

20.40, 22.40; Bohemian Rhapsody 20.50; Beach<br />

Bum 21.15; Iron Sky: The Coming Race 22.00<br />

CineStar im Sony Center (& 04 51/703 02 00)<br />

Willkommen in Marwen –Welcome to Marwen (OF)<br />

13.30; The Hate UGive (OF) 13.30; Dumbo (OF)<br />

13.30, 16.00, 19.15, 22.00; Vice – Der zweite<br />

Mann (OF) 13.40; Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit<br />

–Onthe Basis ofSex (OF) 13.45; 3D:<br />

Captain Marvel (OF) 13.50, 16.45, 20.00, 23.00;<br />

Shazam! (OF) 14.00; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheime Welt –How to Train Your<br />

Dragon III (OF) 14.15; Wir –Us (OF) 16.20, 20.10,<br />

23.10; 3D: Alita: Battle Angel (OF) 16.40; Friedhof<br />

der Kuscheltiere –Pet Sematary (OF) 16.45, 20.30,<br />

23.15; 3D: Dumbo (OF) 17.00; Captain Marvel<br />

(OF) 17.10; 3D: Shazam! (OF) 17.15, 19.45,<br />

23.00; Green Book (OF) 19.45; After Passion (OF)<br />

19.45; Iron Sky: The Coming Race (OF) 22.30; Escape<br />

Room (OF) 22.50; Beach Bum (OF) 23.15<br />

CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D:Shazam!<br />

(OF) 12.30, 15.45, 19.15; 3D: Shazam! 22.40<br />

Filmrauschpalast (& 394 43 44) Wintermärchen<br />

17.30; Wundkanal –Hinrichtung für vier Stimmen<br />

20.00<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 16 50) Shazam! 10.00, 12.30,<br />

15.00, 17.30; Rocca verändert die Welt 10.00,<br />

12.30, 15.45; Monsieur Claude II 10.00, 12.00,<br />

16.00,18.00,20.15,22.30; Friedhof der Kuscheltiere<br />

10.00, 12.00, 18.00, 20.00, 22.30; Dumbo<br />

10.00, 12.30, 15.00, 17.30, 20.15; Prinzessin<br />

Emmy 14.00; Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />

14.00; Die Goldfische 15.00, 17.30; Wir<br />

20.00, 22.30; 3D: Shazam! 20.00, 22.30; Captain<br />

Marvel 22.30<br />

Casablanca (& 677 5752) Trautmann 16.00; Die<br />

Frau des Nobelpreisträgers 18.15; Vice –Der zweite<br />

Mann 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 02 00)<br />

Shazam! 14.00; Ralph reichts 2: Chaos imNetz<br />

14.00; Dumbo 14.15,17.00,20.15; Captain Marvel<br />

14.20, 16.45, 19.40; Misfit 14.30; Unheimlich<br />

perfekte Freunde 14.45, 17.15; 3D: Dumbo 14.45,<br />

17.30; Monsieur Claude II 15.00, 17.30, 20.00;<br />

Die Goldfische 16.45, 19.30; 3D: Shazam! 17.05,<br />

20.10; Friedhof der Kuscheltiere 17.20, 20.15;<br />

Preview:After Passion 19.45; Iron Sky: The Coming<br />

Race 19.50;Wir 20.10<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11)<br />

Shazam! 14.00, 16.20, 19.30; Asterix und das<br />

Geheimnis des Zaubertranks 14.00; Dumbo 14.10,<br />

17.00, 19.30; Unheimlich perfekte Freunde 14.30,<br />

17.40; Rocca verändert die Welt 14.30;<br />

Captain Marvel 14.40, 17.00, 19.30; Manhattan<br />

Queen 15.00; Wir 16.30, 20.00; Monsieur Claude<br />

II 17.00, 20.00; Friedhof der Kuscheltiere 17.30,<br />

20.00; Preview: After Passion 20.00<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (& 471 40 01) FilmSchweiz: Bäckerei<br />

Zürrer (m. Vorfilm) 18.00; FilmSchweiz: Beresina<br />

oder dieletztenTageder Schweiz (m.Vorfilmen)<br />

20.00<br />

Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Spatzenkino: Lotte<br />

im Dorf der Erfinder 10.00; Der Junge muss an<br />

die frische Luft 13.45; Monsieur Claude II 16.00,<br />

18.15, 20.30; Wildhexe 10.15; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 312.30; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 14.45; Ein Gauner &Gentleman<br />

16.45,21.15; AfricAvenir präsentiert: In meinenAugen<br />

(m. Diskussion) 19.00<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Yuli 15.30;<br />

Das Haus am Meer 18.00; Beale Street 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Deraltedeutsche<br />

Film: Das Bad auf der Tenne 15.45; Beale Street<br />

(OmU) 17.45<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 811 46 78)Womithaben wir dasverdient?<br />

18.00; Die Blüte des Einklangs 20.30<br />

Capitol (& 831 6417) Ein Gauner &Gentleman<br />

15.50,18.10,20.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 81 12) Bildbuch<br />

17.00<br />

Thalia Potsdam (& 03 31/743 7020) Rocca verändert<br />

dieWelt 14.30; Free Solo (OmU) 14.30; Ein<br />

Gauner &Gentleman 14.30,18.30,20.30; Dumbo<br />

15.30, 18.00, 20.30; Monsieur Claude II16.30,<br />

18.45, 21.00; Die Wiese 16.30; Unheimlich perfekte<br />

Freunde 16.45; Dark Eden 18.45; Birds Of<br />

Passage: Das grüne Gold der Wayuu (OmU) 20.45<br />

UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 72 33)<br />

Shazam! 13.45; Rocca verändert die Welt 13.45;<br />

Dumbo 14.00, 16.45, 19.45; Captain Marvel<br />

14.00, 17.00; Drachenzähmen leicht gemacht 3:<br />

Die geheime Welt 14.15; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 14.20; Unheimlich perfekte<br />

Freunde 14.30; Monsieur Claude II 14.30, 17.15,<br />

20.00; Wir 16.30, 20.00; 3D: Shazam! 16.45,<br />

19.45; Die Goldfische 16.45; Friedhof der Kuscheltiere<br />

17.00,20.00; Misfit 17.15; 3D: Captain Marvel<br />

19.45; Preview: After Passion 20.00<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (& 033 22/279 8877) Manhattan<br />

Queen 15.00; Monsieur Claude II 17.30,20.00<br />

CapitolKönigs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />

Capernaum –Stadt der Hoffnung 17.15; Sweethearts<br />

20.00<br />

CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) 3D:<br />

Dumbo 14.30, 17.00; Drachenzähmen leicht<br />

gemacht 3: Die geheime Welt 14.30, 17.30; 3D:<br />

Captain Marvel 14.40, 20.00; Shazam! 14.45;<br />

Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />

14.45; Misfit 14.50; Unheimlich perfekte Freunde<br />

15.00, 17.30; Dumbo 15.00, 17.40, 20.15;<br />

Monsieur Claude II 15.10, 17.20, 20.00; Mascha<br />

und der Bär 15.15; 3D: Shazam! 17.00, 19.50;<br />

Die Goldfische 17.10, 20.30; Ostwind 4–Aris Ankunft<br />

17.30; Captain Marvel 17.45; Friedhof der<br />

Kuscheltiere 17.50, 20.30; Preview: After Passion<br />

19.45; Escape Room 19.50; Green Book 20.10;<br />

Hard Powder 20.20<br />

Concerthaus Brandenburg (& 033 81/22 99 35)<br />

Shazam! 14.30; Prinzessin Emmy 14.50; Dumbo<br />

15.00,17.30;Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />

15.10; Rocca verändert die Welt 15.20;<br />

Friedhof der Kuscheltiere 16.50, 20.20; Captain<br />

Marvel 17.10; 3D: Shazam! 17.20, 20.00; Monsieur<br />

Claude II17.50, 20.15; Die Goldfische 19.00;<br />

Preview:After Passion 20.00; Wir 20.55<br />

Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) Dumbo<br />

15.30; Rocca verändert die Welt 15.30;Asterix und<br />

das Geheimnis des Zaubertranks 15.45; Monsieur<br />

Claude II 18.00, 20.30; Friedhof der Kuscheltiere<br />

18.00, 20.30; 3D: Dumbo 18.00; Preview: After<br />

Passion 20.30; Die Goldfische 20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 48 28)<br />

Shazam! 14.45; Dumbo 15.00, 17.15; Prinzessin<br />

Emmy 15.15; Rocca verändert die Welt 15.30;<br />

Captain Marvel 17.00, 19.45; Monsieur Claude<br />

II 17.30, 20.00; 3D: Shazam! 17.45, 20.15; Die<br />

Goldfische 20.30<br />

Kammerspiele Kleinmachnow (& 03 32 03/84 75 84)<br />

Drachenzähmen leicht gemacht 3: DiegeheimeWelt<br />

16.00; Fahrenheit 11/9 18.00; Green Book 20.30<br />

Linden-Kino Wusterhausen (& 03 39 79/145 93)<br />

Dumbo 16.00, 20.00; Die Goldfische 18.00<br />

Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Ostwind 4<br />

–Aris Ankunft 15.00; The Lego Movie II 16.00; Captain<br />

Marvel 17.15, 20.00; Die Goldfische 18.30;<br />

Escape Room 21.00


26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

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WERKSTATT<br />

Die Suche<br />

nach der<br />

Schwachstelle<br />

VonDaniel Dangelmaier<br />

Immer wieder werfen Experten<br />

Herstellern vor, Schwachstellen<br />

in ihre Elektrogeräte einzubauen.<br />

Sie beschuldigen die Fabrikanten,<br />

durch minderwertige Bauteile oder<br />

schlechte Verarbeitung bei ihren<br />

Produkten einen vorzeitigen Verschleiß<br />

hervorzurufen. Dadurch<br />

würden sie schneller unbrauchbar<br />

und müssten ausgetauscht werden.<br />

Ob so etwas wie diese sogenannte<br />

geplante Obsoleszenz tatsächlich<br />

existiert, lässt sich allerdings kaum<br />

belegen. Dazu müssten Behörden<br />

den Herstellern einen bewussten<br />

Vorsatz nachweisen. Bisher ist das<br />

noch nicht geschehen. Dass manche<br />

Geräte Schwachpunkte haben, die<br />

ihre Lebensdauer verkürzen, steht<br />

aber außer Frage.<br />

Einwichtiger Aspekt sind die verwendeten<br />

Materialien. Teile aus<br />

Plastik wie zum Beispiel Kunststoffzahnräder<br />

nutzten sich für gewöhnlich<br />

viel schneller ab als Komponenten<br />

aus Metall. Gleichzeitig verleihen<br />

metallische Werkstoffe einem Produkt<br />

Stabilität. Aluminium-Notebooks<br />

sind im Vergleich zu tragbaren<br />

Computern mit dünnen Plastik-<br />

Chassis wesentlich besser vorVerformungen<br />

und damit vor Schäden geschützt.<br />

Die zweite Schwachstelle kann<br />

die grundlegende Konstruktion des<br />

Produkts und die Anordnung der<br />

Bestandteile sein. Elektrolytkondensatoren<br />

etwa, die die Stromspannung<br />

auf Platinen gewährleisten,<br />

sollten sich nie in der Nähe von<br />

Wärme abgebenden Komponenten<br />

befinden. Denn je höher ihreUmgebungstemperatur<br />

ist, desto niedriger<br />

ist ihre Lebensdauer. Ein Kondensator<br />

hält bei durchschnittlich<br />

45 Grad Celsius rund 14, bei 65 Grad<br />

keine vier Jahre.<br />

Außerdem sollten Verbraucher<br />

vor dem Kauf eines Produktes prüfen,<br />

ob die Herstellung eine Reparatur<br />

oder den Austausch eines Bauteils<br />

erschwertoder sogar unmöglich<br />

macht. Ist das Gehäuse nicht verschraubt,<br />

sondern geklebt, muss die<br />

Hülle im Reparaturfall mit Gewalt<br />

geöffnet werden. Dabei können weitere<br />

Elemente beschädigt werden.<br />

Undselbst eine erfolgreiche Mängelbeseitigung<br />

bedeutet deshalb nicht,<br />

dass das Gerät danach wieder voll<br />

einsatzbereit ist –schließlich muss<br />

es wieder einwandfrei verklebt werden<br />

können.<br />

Egal ob gewollt oder fahrlässig<br />

verursacht: Wer als Käufer die<br />

Schwachstellen kennt, kann sich online<br />

oder beimVerkäufer vorOrt über<br />

das Verschleißpotenzial eines Produkts<br />

informieren lassen. Beider Suche<br />

nach guten Geräten helfen unter<br />

anderem Prüfsiegel und Kundenbewertungsportale.<br />

Auf seiner Internet-Plattform beschäftigt<br />

sich der Verein<br />

„Murks?Nein danke!“ mit nachhaltiger<br />

Produktqualität. Treibende Kraft<br />

ist der <strong>Berliner</strong> Betriebswirt Stefan<br />

Schridde.Erarbeitete lange als Controller<br />

in Industrieunternehmen und<br />

ist davon überzeugt, dass Unternehmen<br />

ganz genau wissen, wie sie ihre<br />

Produkte gestalten, um ihren Umsatz<br />

zu steigern.<br />

Daniel Dangelmaier<br />

schreibt seit 17 Jahren<br />

über Digitales.<br />

VonJörg Hunke<br />

Vater,Mutter Kind –das war<br />

das Ziel, als an der Universität<br />

in Stanford die ersten<br />

Experimente mit digitaler<br />

Partnervermittlung gemacht wurden.<br />

49 Frauen und Männer waren<br />

beteiligt an dem Projekt, das „Glückliche<br />

Familienplanung“ hieß. Zur<br />

Ausstattung gehörten ein Fragebogen<br />

und der Rechner IBM 650, der<br />

bei der Arbeit half.<br />

Komplett daneben lagen die Macher<br />

vor 60Jahren nicht. Denn inzwischen<br />

gibt es weltweit ungefähr<br />

8000 Dating-Seiten, in Deutschland<br />

sucht jeder Dritte die Liebe fürs Leben<br />

oder zumindest einen Flirt-Partner<br />

online. Aber was passiert, wenn<br />

die glücklich Verliebten tatsächlich<br />

zu einem Paar geworden sind und<br />

die Alltagsprobleme aufkommen?<br />

Reden statt schreiben<br />

Das ist eine der Lieblingsfragen von<br />

Esther Perel. Die inNew York tätige<br />

Psychotherapeutin kümmert sich<br />

um die Sorgen und Nöte der Paare,<br />

die in Zeiten von Smartphones,<br />

Chat-Funktionen und gefilterten<br />

Liebesfotos die Orientierung verlieren.<br />

Bei weltweit bedeutenden Digitalkonferenzen<br />

wie South by Southwest<br />

(SXSW) inTexas ist sie seit Jahren<br />

dabei und die global agierenden<br />

Eventmacher von Ted Talks haben<br />

sie auch als Rednerin entdeckt. In ihremPodcast<br />

(„WhereShould We Begin?“)<br />

lädt sie verzweifelte Paare in<br />

ihrePraxisein und lässt sie erzählen.<br />

Um das Projekt vorzustellen, trat sie<br />

vor einiger Zeit in Berlin in der Audible<br />

Academy auf.<br />

Perelselbst ist verheiratet und hat<br />

zwei Kinder, sie stammt aus Belgien<br />

und lebt in New York. Ihren Tag beginnt<br />

sie morgens, indem sie Alexa<br />

bittet, die Nachrichten abzuspielen,<br />

dann schaut sie auf dem Smartphone<br />

nach den Terminen des Tages<br />

und prüft, ob sie dringende Mails erhalten<br />

hat. Sie weiß also, wovon sie<br />

spricht.<br />

Wassollten Paare nun wissen in<br />

Zeiten der digitalen Reizüberflutung,<br />

der ständigen Erreichbarkeit,<br />

dem lästigen Gefühl der Überforderung<br />

und der Alarmstimmung, ständig<br />

etwas zu verpassen? Wenn es um<br />

moderne Kommunikationsformen<br />

wie SMS oder Chats geht, dann rät<br />

Esther PerelPaaren und Familien allerdings<br />

zur Vorsicht. „Die Stimme“,<br />

sagt sie, „ist das kräftigste, intimste<br />

und deutlichste Ausdrucksmittel,<br />

das wir haben.“ Schon als Babyshätten<br />

wir zuerst gelernt, den Elternzuzuhören.<br />

Eine Textnachricht biete<br />

die Gefahr der Missinterpretation,<br />

weil Nuancen und Tonfall nicht vermittelt<br />

werden. Und weil es keine<br />

Möglichkeit gibt, die erste Reaktion<br />

auf die Botschaft mitzubekommen.<br />

Neben der psychologischen Wirkung<br />

fallen ihr noch zwei weitereArgumente<br />

ein, um nicht gleich loszutippen.<br />

Erstens: Effektivität. In einem<br />

direkten Telefongespräch können<br />

Sachen viel schneller geklärt<br />

werden als in einem unpräzisen<br />

Liebe oder Lüge?<br />

Die Psychotherapeutin Ester Perel über das Beziehungsleben in digitalen Zeiten<br />

Der durchschnittliche deutsche Online-Dater ...<br />

ist 1,80 Meter groß<br />

hat braune kurze Haare<br />

mag: Extremsportarten, Hunde<br />

und Autos<br />

31,9%<br />

ist 1,73 Meter groß<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Die Therapeutin: Esther Perel<br />

ist in Belgien zur Welt gekommen<br />

und lebt in New<br />

York. Sie hat in Jerusalem<br />

studiertund arbeitet als<br />

Psychotherapeutin. Ihr<br />

Thema ist die Partnerschaft<br />

zwischen dem Wunsch nach<br />

Sicherheit und dem Bedürfnis<br />

nach Freiheit.<br />

Verteilung<br />

in Deutschland<br />

68,1%<br />

Männer<br />

Die durchschnittliche deutsche Online-Daterin ...<br />

Geschlechterverteilung nach Altersklassen Angaben in Prozent<br />

18-24<br />

25-34<br />

35-44<br />

45-54<br />

55+<br />

Brandenburg<br />

Berlin<br />

Hessen<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Baden-Württ.<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Saarland<br />

Hamburg<br />

Bayern<br />

NRW<br />

Frauen<br />

hat lange braune Haare<br />

mag: Sonnenuntergänge,<br />

Pferde und Yoga<br />

7,71<br />

16,51<br />

24,27<br />

Wo wird online die meiste<br />

nackte Haut gezeigt?<br />

Angaben in Prozent<br />

28,18<br />

0 2 4 6 8 10<br />

39,15<br />

Hamburg<br />

Bayern<br />

ZUR PERSON<br />

Schleswig-H.<br />

Meckl.-Vorp.<br />

Bremen<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Niedersachsen<br />

Hessen<br />

Baden-Württ.<br />

NRW<br />

60,85<br />

BRITTA PEDERSEN/DPA<br />

ist 27,9 Jahre alt<br />

ist eine Naschkatze<br />

reist gerne nach: New York,<br />

Kapstadt und London<br />

71,82<br />

ist 30,1 Jahre alt<br />

trägt häufig einen Bart<br />

reist gerne nach: Las Vegas,<br />

Amsterdam und San Francisco<br />

75,73<br />

83,49<br />

92,29<br />

Welche deutschen Online-Dater<br />

zeigen gerne ihren Luxus?<br />

Angaben in Prozent<br />

0 2 4 6 8 10<br />

BLZ/REEG; QUELLE: WWW.ZU-ZWEIT.DE<br />

Die Autorin: Esther Perel<br />

betreibt bei Audible den<br />

Podcast „Where Should We<br />

Begin?“ und hat mehrere<br />

Bücher geschrieben. Gerade<br />

erschienen ist „Die<br />

Macht der Affäre“ (Harper-<br />

Collins). Sie war auch Beraterin<br />

bei der Serie „The Affair“.<br />

Kurznachrichten-Austausch. Zweitens:<br />

„Wenn wir uns zu sehr auf das<br />

Schreiben von Nachrichten fokussieren,<br />

dann werden die Muskeln<br />

vernachlässigt, mit denen wir einfühlsam<br />

auf Emotionen und nuancierte<br />

Kommunikation reagieren<br />

können“, sagt sie.<br />

In ihrer Familie gibt es daher klare<br />

Vereinbarungen. Kommunikation<br />

per Anruf, wenn möglich. Bei längeren<br />

Gesprächen setzt sie auf Video-<br />

Telefonie mit FaceTime. Textnachrichtenwerden<br />

nur dann verschickt,<br />

wenn es um einfache Dinge geht und<br />

Fotos oder Links ausgetauscht werden.<br />

Smartphone als mieser Verräter<br />

Auch im Umgang mit den sozialen<br />

Medien rät sie zur Wachsamkeit. Oft<br />

würden Paare sich im Netz nur von<br />

ihrer besten Seite zeigen, Fotos der<br />

Verliebtheit posten. KurzeZeit später<br />

komme es dann zur Trennung, erzählt<br />

sie, und niemand wisse den<br />

Grund. „Liebe oder Lügen? In den<br />

sozialen Medien erfahren wir nicht<br />

wirklich, wie es anderen Paaren<br />

geht“, sagt sie und warnt davor, sich<br />

von der Scheinwelt blenden zu lassen.<br />

Keine Beziehung verlaufe problemlos.<br />

Also noch weiter zurück zum Anfang:Wieüberhaupt<br />

denPartner fürs<br />

Leben finden? Statistiken zeigen, wie<br />

sich Männer und Frauen auf Dating-<br />

Plattformen darstellen. Sie wollen<br />

sich natürlich immer von ihrer bestenSeite<br />

zeigen und wissen, dass sie<br />

mit unzählig vielen Kontrahenten im<br />

Wettbewerb stehen. Wenn sich also<br />

ein Paar gefunden hat, dann haben<br />

beide Partner in der Regel sehr hohe<br />

Erwartungen an den anderen. Perel<br />

erzählt, dass der Traumpartner alle<br />

Wünsche erfüllen muss, also intellektuell<br />

sein soll, aber nicht abgehoben,<br />

zuverlässig und abenteuerlustig<br />

zugleich, sportlich, aber nicht zu aktiv<br />

–und so weiter.„Es gibt aber niemanden,<br />

der uns alles geben kann“,<br />

sagt Perel. Wasalso bleibt: DieSuche<br />

nach einem Partner, mit dem man<br />

gemeinsam eine Geschichte schreiben<br />

will. Eine mit glücklichen, aber<br />

auch enttäuschenden Momenten.<br />

Undwenn es dann doch knirscht<br />

in der Beziehung, Eifersucht aufkommt?<br />

Das Smartphone sei da ein<br />

mieser Verräter, warnt sie in ihrem<br />

gerade erschienenen Buch „Die<br />

Macht der Affäre“. Es kann Dialoge<br />

verraten, die das Liebespaar eigentlich<br />

geheim halten wollte. Und es<br />

entlarvt möglicherweise denjenigen,<br />

der seinem Partner misstraut und<br />

versucht, ihn zu überwachen. Was<br />

Perel insolchen Krisen rät, passt zu<br />

ihrer Grundthese: Paaresollten offen<br />

miteinander sprechen und dem anderen<br />

zuhören. Falls esschwerfällt,<br />

seinen Partner nicht zu unterbrechen,<br />

empfiehlt Perel: einfach tief<br />

durchatmen.<br />

Nationalversammlung stimmt für Digitalsteuer<br />

Jörg Hunke hat seine Frau<br />

klassisch an einem Abend<br />

in einer Bar kennengelernt.<br />

Nach Österreich beschließt auch das französische Parlament, Abgaben von den Tech-Giganten zu fordern<br />

Die französische Nationalversammlung<br />

hat in erster Lesung<br />

für die geplante Digitalsteuer für Internetkonzerne<br />

gestimmt. DieAbgeordneten<br />

votierten am Montagabend<br />

in Parisfür das Vorhaben, das<br />

von der US-Regierung scharf kritisiert<br />

wird. Der französische Wirtschafts-<br />

und Finanzminister Bruno<br />

Le Maire begrüßte das Votum und<br />

zeigte sich zuversichtlich, dass „viele<br />

Länder“ dem Beispiel Frankreichs<br />

folgen würden.<br />

Die Steuer zielt auf international<br />

tätige Internetriesen ab, die in Europa<br />

häufig nur sehr geringe Steuern<br />

gene Woche vor einer Einführung<br />

der Steuer gewarnt. Diese hätte<br />

„negative Folgen für große US-<br />

Technologieunternehmen und die<br />

französischen Bürger“, die deren<br />

Dienste nutzen. Die EU-weite Einführung<br />

einer Digitalsteuer war<br />

Mitte März amWiderstand Dänemarks,<br />

Finnlands, Irlands und<br />

Schwedens gescheitert. Die Pläne<br />

sollen nun nur wieder aufgegriffen<br />

werden, wenn bis Ende 2020 auf<br />

weltweiter Ebene keine solche<br />

Steuer vereinbartwird.<br />

Die rechtskonservative Regierung<br />

in Österreich hatte vor weni-<br />

zahlen. Die sogenannte Gafa-Steuer<br />

(das Akronym steht für Google,Amazon,<br />

Facebook und Apple) soll rückwirkend<br />

zum 1. Januar greifen. Geplant<br />

ist eine Abgabe für Konzerne,<br />

die mit ihrem Digitalgeschäft mehr<br />

als 25 Millionen Euro Umsatz in<br />

Frankreich machen und mehr als<br />

750 Millionen Euro weltweit.<br />

Die inFrankreich erzielten Umsätze<br />

sollen mit drei Prozent besteuert<br />

werden. Die Regierung erwartet<br />

allein für dieses Jahr Einnahmen<br />

in Höhe von400 Millionen<br />

Euro. US-Außenminister Mike<br />

Pompeo hatte Frankreich vergangen<br />

Tagen ebenfalls die Einführung<br />

einer nationalen Digitalsteuer beschlossen.<br />

Internet-Unternehmen<br />

mit einem weltweiten Jahresumsatz<br />

von ebenfalls 750 Millionen<br />

Euro sollen in Österreich künftig<br />

allerdings fünf Prozent Steuern auf<br />

online erzielten Werbegewinn zahlen,<br />

sagte Finanzminister Hartwig<br />

Löger (ÖVP) am Mittwoch nach einer<br />

Kabinettssitzung in Wien. Die<br />

Regierung erhofft sich dadurch<br />

Einnahmen von mehr als 200 Millionen<br />

Euro. „Was Europa nicht<br />

schafft –Österreich macht’s“, sagte<br />

Löger. (AFP,dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Computerspiel aus Berlin<br />

ausgezeichnet<br />

DasinBerlin entwickelte Computerspiel<br />

„Trüberbrook“ ist am Dienstagabend<br />

mit dem wichtigsten Preis der<br />

deutschen Computerspielebranche<br />

ausgezeichnet worden. DasEntwickerstudio<br />

Bildundtonfabrik erhielt<br />

die Auszeichnung „Bestes Deutsches<br />

Spiel“ bei der Festveranstaltung im<br />

Admiralspalast. DerDeutsche Computerspielepreis<br />

wirdseit 2009 einmal<br />

proJahr vergeben, auf die Gewinner<br />

der 14 Kategorien wurde ein<br />

Preisgeld voninsgesamt 590 000<br />

Euro verteilt. Getrübt wurde die<br />

Stimmung dadurch, dass es der<br />

Branche nicht sonderlich gut geht.<br />

DieZahl der Einreichungen war im<br />

Vergleich zum Vorjahr überraschend<br />

deutlich zurückgegangen –von<br />

mehr als 430 auf 272. (BLZ)<br />

Barmer will Ausschreibung<br />

für Patientenakte starten<br />

DieBarmer-Krankenkasse mit rund<br />

neun Millionen Versicherten startet<br />

konkrete Schritte für die geplanten<br />

digitalen Patientenakten. „Ende<br />

Aprilsoll die Ausschreibung herausgehen“,<br />

sagte Vorstandschef Christoph<br />

Straub am Dienstag in Berlin.<br />

Nach der politischen Klärung der<br />

Rahmenbedingungen sei nun die<br />

Zeit dafür gekommen. DerZuschlag<br />

ist für Oktober vorgesehen. DenVersicherten<br />

soll die E-Akte zum 1. Januar<br />

2021 angeboten werden. Es<br />

gehe darum, auch einen Nutzen mit<br />

sinnvollen Funktionen zu bieten,<br />

sagte Straub.Einige andereKrankenkassen<br />

haben bereits elektronische<br />

Akten in Angriff genommen. (dpa)<br />

Social-Media-StarsLisa und<br />

Lena wollen schauspielern<br />

Die Zwillinge Lisa und Lena haben sich eine<br />

neue Aufgabe gesucht. DPA/HENNING KAISER<br />

DieSocial-Media-Stars Lisa und<br />

Lena wollen sich künftig auf ihre<br />

Schauspielkarrieren konzentrieren.<br />

Dassagten die 16-jährigen Zwillinge.<br />

BeiInstagram hatten die beiden kürzlich<br />

ihren Abschied vonderVideo-<br />

PlattformTik Tokbekanntgegeben –<br />

auch weil die Plattformzuunsicher<br />

sei. DerAbschied vonTik Tokhabe<br />

auch mit Sicherheitsbedenken zu<br />

tun.„Viele Leute posten einfach unüberlegt<br />

und wissen gar nicht, wer<br />

das alles sieht“, sagte Lisa. Lena verwies<br />

diesbezüglich auf ihreVorbildfunktion.<br />

DieVorgänger-App,Musical.ly,stand<br />

beiVerbraucherschützern<br />

unter anderem wegen mangelhaften<br />

Kinder-und Jugendschutzes<br />

in der Kritik. AufInstagram haben die<br />

beiden mehr als 14 Millionen Followerund<br />

liegen damit in Deutschland<br />

auf Rang drei hinter den Fußballprofis<br />

Toni Kroos und Mesut Özil. (dpa)<br />

Julianne Moore arbeitet<br />

mit Apple zusammen<br />

Apple hat für seinen neuen Streamingdienst<br />

Oscar-Gewinnerin Julianne<br />

Moore(58) gewinnen können.<br />

DieUS-Schauspielerin („Still Alice“)<br />

soll in der achtteiligen Horror-Romanze„Lisey’sStory“<br />

die Hauptrolle<br />

spielen, wie mehrereUS-Medien berichteten.<br />

DieSerie basiertauf dem<br />

gleichnamigen Roman vonStephen<br />

King, der in Deutschland 2006 unter<br />

dem Namen „Love“veröffentlicht<br />

worden war. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 27<br />

·························································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für<br />

HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun<br />

9.55 (für HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG)<br />

Meister des Alltags 11.15 (für HG) Wer weiß<br />

denn sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau<br />

12.15 (für HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG)<br />

ARD-Mittagsmagazin 14.00 (für HG) Tagesschau<br />

14.10 (für HG) Rote Rosen 15.00 (für<br />

HG) Tagesschau 15.10 (für HG) Sturm der Liebe<br />

16.00 (für HG) Tagesschau 16.10 (für HG)<br />

Verrückt nach Meer. Herzklopfen zwischen zwei<br />

Kontinenten 17.00 (für HG) Tagesschau 17.15<br />

(für HG) Brisant 17.50 (für HG) Handball: EM-<br />

Qualifikation. Polen –Deutschland 19.55 (für<br />

HG) Börse vor acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Katharina Luther<br />

TV-Drama,D2016<br />

Mit Karoline Schuch, Devid Striesow,<br />

Ludwig Trepte, Martin Ontrop, Claudia<br />

Messner,Mala Emde u.a.<br />

Regie: Julia von Heinz<br />

22.00 (für HG) Plusminus<br />

Das ARD-Wirtschaftsmagazin<br />

22.30 (für HG) Tagesthemen<br />

23.00 (für HG) Maischberger<br />

Misstrauen gegen Schulmedizin: Weiße<br />

Kittel, nein danke?<br />

0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />

RTL<br />

6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />

Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />

Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Der<br />

Blaulicht-Report 11.00 Der Blaulicht-Report.<br />

Aufregende Geschichten aus dem Berufsalltag<br />

von Polizisten,Sanitätern und Notärzten 12.00<br />

Punkt 12 14.00 Die Superhändler –4Räume,<br />

1Deal 15.00 Auf fremden Sofas 16.00 Meine<br />

Geschichte –Mein Leben 17.00 Freundinnen –<br />

Jetzt erst recht 17.30 Unter uns. Daily Soap<br />

18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30 Exclusiv<br />

–Das Star-Magazin 18.45 aktuell 19.05<br />

(für HG) Alles was zählt Classics. Soap 19.40<br />

(für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />

20.15 Mario Barth räumt auf!<br />

Show<br />

Gäste: Chris Tall, Angela Finger-Erben,<br />

Jürgen Vogel. Mit: Hubertus Primus, Dr.<br />

med. Yael Adler,Ralph Knispel<br />

Mit Mario Barth<br />

22.15 sternTVSteuer-Millionen für Polizeieinsätze:<br />

Sollten Fußball-Vereine die<br />

Kosten selbst tragen müssen?<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.30 CSI: Den Tätern auf der Spur<br />

Sport ist Mord /Achterbahn der<br />

Gefühle. Krimiserie<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

MDR WDR AgentBachmann (Philip Seymour Hoffman) Arte<br />

12.35 (für HG)Friss oder stirb. Westernkomödie,<br />

E/I 1969 14.00 (für HG) MDR um zwei 15.15<br />

(für HG) Gefragt–Gejagt 16.00 (für HG) MDR<br />

um vier 17.45 (für HG) Aktuell 18.10 Brisant<br />

18.54 (für HG)Sandmann 19.00 (für HG) MDR<br />

Regional 19.30 (für HG) Aktuell 19.50 (für HG)<br />

Tierisch, tierisch 20.15 (für HG) Exakt 20.45<br />

Rechtsrockland 21.15 (für HG) Die Spur der<br />

Täter 21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für HG) Tatort.<br />

Blutschrift. TV-Kriminalfilm, D2006 23.35<br />

(für HG)KanzleramtPforte D 0.20 unicato 1.20<br />

(für HG) Lindenstraße 1.50 (für HG) Exakt<br />

Bayern<br />

15.30 (für HG) Schnittgut. Alles aus dem Garten<br />

16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG)<br />

Wir inBayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />

Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />

(für HG) Stationen 19.30 (für HG) Dahoam is<br />

Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Jetzt red i21.00 (für HG) Kontrovers<br />

21.45 (für HG) Rundschau Magazin 22.00 (für<br />

HG) ZwischenWolf und Hund –Wie gefährlich<br />

sind Wolfshybriden? 22.45 (für HG) Der Bernd.<br />

Dokumentarfilm,D2012 0.15 kinokino 0.30<br />

(für HG) 3096 Tage. Drama, D2013<br />

Vox<br />

16.00 4Hochzeiten und eine Traumreise<br />

17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First<br />

Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte<br />

Dinner 20.00 Prominent! 20.15 (für HG) New<br />

Amsterdam 21.05 (für HG) NewAmsterdam<br />

22.05 (für HG) Law &Order: Special Victims<br />

Unit 23.00 (für HG) Law &Order: Special<br />

Victims Unit 0.00 nachrichten 0.15 (für HG)<br />

Medical Detectives –Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />

Geld oder Liebe 1.05 (für HG)<br />

Medical Detectives –Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />

Schwarze Witwen<br />

Super RTL<br />

15.20 ALVINNN!!! und die Chipmunks 15.50<br />

Ninjago –ImLand der Drachen 16.15 Ritter<br />

hoch 3 16.40 Die Nektons –Abenteurer der<br />

Tiefe 17.10 Grizzy &die Lemminge 17.40 Spirit:<br />

wild und frei 18.10 Bugs Bunny und LooneyTunes<br />

18.40 WOW Die Entdeckerzone<br />

19.10 ALVINNN!!! und die Chipmunks 19.40<br />

Angelo! 20.15 (für HG) Dr. House 21.10 (für<br />

HG) Dr.House 22.10 (für HG) Dr.House 23.00<br />

Die Kinderklinik –Kleine und große Helden<br />

23.30 Die Kinderklinik –Kleine und große Helden<br />

0.00 Comedy total<br />

Sport1<br />

14.30 Cajun Pawn Stars –Pfandhaus Louisiana.<br />

Frisch gewaschen 15.00 Cajun Pawn Stars –<br />

Pfandhaus Louisiana. Es gibt Eis 15.30 Storage<br />

Hunters. Wettlauf ums Geld 16.00 Storage Hunters.<br />

Walkampf 16.30 Find It, Fix It, Flog It –<br />

Schätze aus der Scheune 17.30 StorageWars –<br />

Die Geschäftemacher. Abgeschaut 18.00 StorageWars<br />

–Die Geschäftemacher. Zweites<br />

Standbein 18.30 Scooore! 19.15 Eishockey:<br />

Deutsche Eishockey Liga. Play-offs 22.00 Fantalk<br />

23.15 Bundesliga aktuell 0.00 Sport-Clips<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 heute<br />

Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für<br />

HG) SOKO Stuttgart. Rache 12.00 heute<br />

12.10 drehscheibe 13.00 (für HG) Heute im<br />

Parlament. Mod.: Patricia Wiedemeyer 14.00<br />

heute –inDeutschland 14.15 Die Küchenschlacht<br />

15.00 (für HG) heute Xpress 15.05<br />

(für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG) heute<br />

–inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-<br />

Cops. Es ist nicht alles Gold ... 17.00 (für HG)<br />

heute 17.10 (für HG) hallo deutschland 17.45<br />

(für HG) Leute heute 18.00 (für HG) SOKO<br />

Wismar 19.00 (für HG) heute 19.25 (für HG)<br />

Die Spezialisten –ImNamen der Opfer<br />

20.15 (für HG) Und tot bist du! –Ein<br />

Schwarzwaldkrimi<br />

TV-Kriminalfilm, D2019<br />

Mit Jessica Schwarz, Max vonThun,<br />

Nadja Bobyleva u.a.<br />

21.45 (für HG) heute-journal<br />

22.15 auslandsjournal<br />

22.45 (für HG) Dunja Hayali<br />

Mieterproteste, Sterbehilfe und DFB<br />

23.45 (für HG) Markus Lanz<br />

0.55 heute+<br />

1.10 Traumstraße der DDR<br />

B96 von Zittau nach Sassnitz<br />

5.30 Frühstücksfernsehen 10.00 Im Namen<br />

der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit<br />

Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 11.00 Im Namen der<br />

Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />

Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 12.00 Anwälte im<br />

Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 Auf<br />

Streife. Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die<br />

Spezialisten. Reportagereihe 16.00 Klinik am<br />

Südring 17.00 Meine Klasse –Voll das Leben<br />

17.30 Fünf Leben –Die Schicksale 18.00<br />

Endlich Feierabend! Moderation: Simone Panteleit,<br />

Daniel Boschmann 19.00 Genial daneben<br />

–Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />

20.15 111 verrückte Verkehrskracher!<br />

Ob im Stau, beim Einparken, an der<br />

Ampel oder auf der Autobahn,obim<br />

Auto, auf dem Fahrrad, im Bus oder<br />

auf dem Motorrad –imtäglichen<br />

Straßenverkehr ist die Hölle los.<br />

22.25 akte 20.19 Spezial<br />

Nicht ohne meinen Hund!<br />

Moderation: Claus Strunz<br />

23.25 SAT.1 Reportage<br />

TatortAutobahn! Einsatz für die<br />

fliegenden Fahnder.Reportagereihe<br />

0.25 111 verrückte Verkehrskracher!<br />

15.45 (für HG) Aktuell 16.05 Hier und heute<br />

18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit 18.15 (für<br />

HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />

19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Markt 21.00 (für HG) Der<br />

Haushalts-Check mit Yvonne Willicks 21.45<br />

(für HG) Aktuell 22.10 Hormone –Wundermittel<br />

oder Gesundheitsrisiko? 22.55 (für HG)<br />

sport inside 23.25 (für HG) Wo Träume wahr<br />

werden 0.10 (für HG) 99 Luftballons über Hagen<br />

–Nena,Extrabreit und die Anderen 0.55<br />

(für HG) Maischberger 2.10 Erlebnisreisen<br />

NDR<br />

15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für<br />

HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein Nachmittag<br />

17.10 (für HG) Seehund, Puma &Co. 18.00<br />

Ländermagazine 18.15 (für HG) Wie geht das?<br />

18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />

Expeditionen ins Tierreich 21.00 (für HG) Expeditionen<br />

ins Tierreich 21.45 (für HG) aktuell<br />

22.00 (für HG) Großstadtrevier. Königskinder<br />

22.50 (für HG) extra 3 23.20 (für HG) Zapp<br />

23.50 (für HG) 7Tage ... 0.20 Hafenpolizei<br />

0.45 (für HG) Visite 1.45 (für HG) Weltbilder<br />

Kabel eins<br />

8.40 Blue Bloods –Crime Scene NewYork 9.40<br />

Navy CIS: L.A. 10.30 Navy CIS 11.20 Without a<br />

Trace 12.15 Numb3rs 13.10 Castle 14.00 The<br />

Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A. 15.50 News<br />

16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich<br />

17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt<br />

18.55 Achtung Kontrolle! Wir kümmern uns<br />

drum 20.15 Full Metal Jacket. Antikriegsfilm,<br />

USA/GB 1987 22.45 Wir waren Helden. Kriegsdrama,<br />

USA/D 2002 1.05 Watch Me –das Kinomagazin<br />

1.15 Late News 1.20 Full Metal Jacket.<br />

Antikriegsfilm, USA/GB 1987<br />

RTL 2<br />

14.10 Die Wollnys –Eine schrecklich große Familie!<br />

15.10 Die Wollnys –Eine schrecklich große<br />

Familie! 16.05 Krass Schule –Die jungen<br />

Lehrer 17.00 News 17.10 Krass Schule –Die<br />

jungen Lehrer 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin<br />

–Tag &Nacht 20.15 Teenie-Mütter –Wenn<br />

Kinder Kinder kriegen 21.15 Hurra –Unser neues<br />

Baby ist da! 22.15 Lecker SchmeckerWollny<br />

–Silvias beste Schnäppchenrezepte 23.15<br />

Autopsie –MysteriöseTodesfälle 0.10 Autopsie<br />

–Mysteriöse Todesfälle 1.10 Autopsie –<br />

Mysteriöse Todesfälle 1.55 Autopsie Spezial<br />

Eurosport 1<br />

17.45 Volleyball: Champions League. Halbfinale,<br />

Rückspiel: Zenit Kasan (RUS) –Pallavolo<br />

Sirio Perugia 19.40 Eurosport News 19.45<br />

Gewichtheben: Europameisterschaften. Herren<br />

bis 81 kg 20.15 Gewichtheben: Europameisterschaften<br />

21.15 Radsport: Baskenland-<br />

Rundfahrt 22.00 Formel E: FIA-Meisterschaft<br />

22.30 Gewichtheben: Europameisterschaften<br />

23.25 Eurosport News 23.35 Radsport: Baskenland-Rundfahrt<br />

0.30 Gewichtheben: Europameisterschaften<br />

ARD, 20.15 UHR TV-DRAMA<br />

Katharina Luther<br />

Katharina vonBora(Karoline Schuch) lebt als Nonne im Kloster nach den<br />

Geboten und Regeln der katholischen Kirche.Dochdie Schriften desaufrührerischen<br />

Martin Luther (Devid Striesow)bringen die gläubige Frau mit<br />

einer ganz neuen GedankenweltinKontakt. Katharinaverlässt das Kloster,um<br />

Luther in Wittenbergpersönlich zu treffen. Es dauertnichtlange,und die ehemalige<br />

Nonne wird zur Ehefrau des späteren Reformators.Nachdem jedoch<br />

ihregemeinsame Tochter stirbt,holen sie und Luther alte Ängste und Zweifel<br />

ein und die Eheleute entfernen sich immer weiter voneinander.Von RegisseurinJulia<br />

vonHeinz in realistischen Bildern in Szene gesetztesBiopic und Historiendramamit<br />

Karoline Schuch in derRolleder Ehefrau des Reformators und<br />

Kirchenkritikers Martin Luther.<br />

(Dtl./2016)<br />

Anzeige<br />

ARTE, 20.15 UHR THRILLER<br />

MS Crucebelle<br />

AMost Wanted Man<br />

7-tägige Flusskreuzfahrt<br />

von Mainz nach Bamberg<br />

05.05. -11.05.2019<br />

11.05. -17.05.1019<br />

•An-/Abreise mit dem<br />

Busab/an Berlin<br />

•all inclusive<br />

•viele Landausflüge<br />

Foto: ARD<br />

Der tschetschenische 030 –4597 FlüchtlingIssa 6620 findet<br />

Kennwort: Zuflucht in<strong>Berliner</strong> Hamburg, bei <strong>Zeitung</strong> derjungenAnwältin<br />

Annabel. Bald sind dem Geflüchteten<br />

verschiedene Geheimdiensteauf<br />

den Fersen, da sein verstorbener Vater im<br />

Verdachtstand, deninternationalen Terror<br />

unterstützt zu haben.Auchder altgediente<br />

zeigt großes Interesse an Issa.Spannender<br />

Spionagethriller von RegisseurAnton Corbijn<br />

nach derVorlage vonJohn le Carrés Roman„Marionetten“.Esist<br />

der letzte Film,in<br />

buchbar<br />

dem der2014 verstorbene Oscarpreisträger<br />

Reiseveranstalter (i. S. d. G.): Der Philip Reise Seymour Riese Berlin Hoffman GmbH, in einerHauptrolle<br />

zu sehen ist.Free-TV-Premiere.<br />

Wittelsbacherstr. 18, 10707 Berlin<br />

(Gbr./USA/Dtl./2014)<br />

Foto: Arte<br />

SUDOKU<br />

NORMALVARIANTE -mittel<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL<br />

6 1<br />

8 5 3<br />

7 2<br />

3 7 9 8<br />

5<br />

3 6<br />

7 6 5<br />

2 7 1<br />

4 8<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT DIAGONALEN –SCHWER<br />

6 3<br />

5 8 9<br />

1<br />

3<br />

5 4<br />

2 1<br />

7<br />

4 9<br />

7 9<br />

LESERREISEN<br />

INFOS UND BUCHUNG<br />

ab €899,-<br />

p. P. in der<br />

2-Bett-Glückskabine<br />

AUFLÖSUNG Auflösung<br />

vom VOM9.4.2019<br />

94.2019<br />

MITTEL mittel<br />

3 4 1 6 9 2 8 5 7<br />

2 6 5 8 3 7 4 9 1<br />

8 7 9 1 4 5 6 3 2<br />

4 9 6 7 2 3 1 8 5<br />

5 8 7 4 6 1 3 2 9<br />

1 3 2 9 5 8 7 6 4<br />

6 1 3 2 7 9 5 4 8<br />

7 2 4 5 8 6 9 1 3<br />

9 5 8 3 1 4 2 7 6<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

vom<br />

VOM 9.<br />

9.4.2019<br />

4. 2019<br />

SCHWER schwer<br />

4 9 5 7 8 6 2 1 3<br />

1 6 8 9 2 3 7 4 5<br />

7 3 2 4 1 5 8 6 9<br />

6 1 9 8 4 7 5 3 2<br />

8 5 4 3 9 2 6 7 1<br />

2 7 3 6 5 1 9 8 4<br />

9 4 1 5 7 8 3 2 6<br />

3 2 7 1 6 9 4 5 8<br />

5 8 6 2 3 4 1 9 7<br />

5.30 Nashorn, Zebra &Co. 6.20 zibb. zuhause<br />

in berlin &brandenburg 7.20 Brisant 8.00<br />

Brandenburg aktuell /Abendschau 8.30 Brandenburg<br />

aktuell /Abendschau 9.00 In aller<br />

Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft 10.30<br />

Rote Rosen 11.20 Sturm der Liebe 12.10 Die<br />

Stein 13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach Meer<br />

14.00 Lichters Schnitzeljagd 14.45 Abtauchen<br />

15.00 Heute im Parlament. Live 16.00 rbb24<br />

16.15 Gefragt –Gejagt 17.00 rbb24 17.05<br />

Nashorn, Zebra &Co. 17.55 Sandmann 18.00<br />

rbb UM6 –Das Ländermagazin 18.30 zibb.<br />

zuhause in berlin &brandenburg 19.30 Brandenburg<br />

aktuell /Abendschau 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau<br />

20.15 rbb Praxis<br />

Das Gesundheitsmagazin<br />

21.15 Wenn der Wolf zum Problem wird<br />

Wie funktioniert Brandenburgs<br />

Wolfsverordnung?<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Wenn es Nacht wird im Ozean –<br />

Wesen derTiefe<br />

22.45 Geliebtes Alpaka<br />

23.30 Talk aus Berlin<br />

0.00 Unzertrennlich nach Verona<br />

TV-Drama, D2018<br />

1.30 rbb Praxis Das Gesundheitsmagazin<br />

ProSieben<br />

9.00 The Middle 9.45 Fresh off the Boat<br />

10.45 Mike &Molly 11.05 How IMet Your Mother.<br />

Platonisch/Wieder vereint. Comedyserie<br />

12.00 2Broke Girls 12.50 Mom. Trouble mit<br />

Tammy.Comedyserie 13.10 Twoand aHalf<br />

Men. Wolkenstürmer am Stiel/Schöne Stunden<br />

in Zentralafrika/Die japanische Regenbrille.<br />

Comedyserie 14.30 The Middle. Die Jeans/Die<br />

schrecklichen Nachbarn. Comedyserie 15.20<br />

The Big Bang Theory. Die Kissen-Katastrophe/<br />

Das Placebo-Bier/Business im Wohnzimmer/<br />

Der Kampf der Bienenköniginnen. Comedyserie<br />

17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons.<br />

Kleiner Waise Milhouse/Szenen einer<br />

Ehe. Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />

20.15 Grey's Anatomy –Die jungen Ärzte<br />

Schweigepflicht. Krankenhausserie<br />

Mit Ellen Pompeo, Justin Chambers,<br />

James Pickens jr.u.a.<br />

21.15 Seattle Firefighters –Die jungen<br />

Helden Unter der Oberfläche<br />

22.10 Seattle Firefighters –Die jungen<br />

Helden Ballast. Actionserie<br />

23.10 Lucifer Willkommen zurück, Charlotte<br />

Richards. Krimiserie<br />

0.10 Lucifer Bluff oder Lüge. Krimiserie<br />

1.05 Two and aHalf Men<br />

Feuchtfröhliche Weihnacht<br />

13.00 Stadt Land Kunst 14.05 (für HG) Über<br />

den Dächernvon Nizza. Krimikomödie, USA<br />

1955 15.50 (für HG) Das Schwarze Meer 16.45<br />

(für HG) X:enius 17.10 Leben mit Vulkanen<br />

17.40 Äthiopien –Zwischen Tradition und Moderne<br />

18.30 (für HG) Wasser 19.20 Arte Journal<br />

19.40 (für HG) Re: 20.15 (für HG) AMost Wanted<br />

Man. Thriller,GB/USA/D 2014 22.10 Agatha<br />

Christie gegenHercule Poirot –Wer hatRoger<br />

Ackroydgetötet? 23.10 Free to Run. Dokumentarfilm,<br />

CH/F/B 2016 0.50 Arte Journal 1.10<br />

Das Paradies der Tiere. Drama, F2012<br />

3Sat<br />

12.00 (für HG) Der Klang des Lebens 12.30<br />

Reporter 13.00 (für HG) ZIB 13.15 Java –Vulkaninsel<br />

zwischen Mythos und Moderne 14.00<br />

(für HG) Elstners Reisen 15.30 (für HG) Elstners<br />

Reisen 17.00 (für HG) Elstners Reisen 18.30<br />

nano 19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 Schmerz lass<br />

nach –NeueWege der Behandlung 21.05<br />

Sucht auf Rezept 22.00 (für HG) ZIB 2 22.25<br />

(für HG) Im Zweifel. TV-Drama, D2015 23.50<br />

Die Wunscherfüller 0.20 10vor10 0.50 ECO<br />

1.20 Panorama 1.45 (für HG) Elstners Reisen<br />

Phoenix<br />

12.00 phoenix vor ort 12.30 phoenix plus<br />

13.00 Bundestag live. Live 14.00 Plastik überall.<br />

Dokumentarfilm,D2017 14.45 Dokumentation<br />

15.30 phoenix vor ort 17.00 plan b<br />

17.30 phoenix der tag 18.00 Zu gut für den<br />

Müll 18.30 (für HG) Schottland –Herbe<br />

Schönheit am Atlantik 19.15 Wildes Deutschland<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für<br />

HG) Wer braucht den Osten? 21.45 (für HG)<br />

heute-journal 22.15 (für HG) phoenix runde<br />

23.00 phoenix der tag 0.00 (für HG) phoenix<br />

runde 0.45 (für HG) Wer braucht den Osten?<br />

Kika<br />

12.30 The Garfield Show 12.55 Marcus Level<br />

13.20 Max &Maestro 13.40 Tiere bis unters<br />

Dach 14.10 Schloss Einstein 15.00 (für<br />

HG) Dance Academy 15.50 (für HG) H2O –<br />

Abenteuer Meerjungfrau 16.40 4½Freunde<br />

17.25 (für HG) Insectibles 18.00 (für HG) Wir<br />

Kinder aus dem Möwenweg 18.10 Die Biene<br />

Maja 18.35 Mama Fuchs und Papa Dachs<br />

18.50 Sandmann 19.00 (für HG) Arthur und<br />

die Freunde der Tafelrunde 19.25 (für HG)<br />

pur+ 19.50 (für HG) logo! 20.00 (für HG) KiKA<br />

Live 20.10 Stadt, Land, Bus<br />

Dmax<br />

16.15 Border Control –Spaniens Grenzschützer<br />

16.45 Drug Wars 17.15 Fast 'N' Loud 18.15<br />

GarageRehab –Die Werkstatt-Retter 19.15<br />

Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte 20.15<br />

Auction Hunters –ZweiAsse machen Kasse<br />

20.45 AuctionHunters –ZweiAsse machen Kasse<br />

21.15 Auction Hunters –ZweiAsse machen<br />

Kasse 21.45 Auction Hunters –ZweiAsse machen<br />

Kasse 22.15 Shark Tank –Die Business-<br />

Profis 23.15 Shark Tank –Die Business-Profis<br />

0.15 Der Pool-Profi 1.10 Die Baumhaus-Profis<br />

5.02 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 9.15 Menschen hautnah<br />

10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.15 Die Investoren<br />

11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00 ARD-<br />

Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

19.15 Markt. Moderation: Moderation: Jo Hiller<br />

20.00 Tagesschau 20.15 Report Mainz. Moderation:<br />

Moderation:Fritz Frey 20.45 Panorama 3<br />

21.17 Fakt ist! 22.15 Markt 23.00 Tagesthemen<br />

23.30 Kontrovers 0.15 defacto 1.00 Nachtmagazin<br />

1.20 extra 3 1.50 Brandenburgaktuell 2.20<br />

Thüringen Journal 2.50 Extra 3.02 SWR Landesschau<br />

Rheinland-Pfalz 3.45 DieTagesschau vor 20<br />

Jahren 4.02 Abendschau 4.30 Aktueller Bericht<br />

ONE<br />

12.35 Sturmder Liebe 13.20 Sturmder Liebe<br />

14.10 DieKonfirmation. TV-Komödie,D2016<br />

15.40 In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte<br />

16.30 Bezaubernde Jeannie 16.55 Bezaubernde<br />

Jeannie 17.20 Lindenstraße 17.50 Der Dicke<br />

18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe<br />

20.15 Agatha Christies Poirot. Der blaue Express.<br />

TV-Kriminalfilm, GB2005 21.50 Bauerfeind –Die<br />

Show zur Frau 22.35 Miss Fishersmysteriöse<br />

Mordfälle 23.30 AgathaChristies Poirot. Der blaue<br />

Express. TV-Kriminalfilm, GB 2005 1.05 Miss Fishersmysteriöse<br />

Mordfälle 2.00 Bauerfeind –Die<br />

Show zurFrau 2.45 Startrampe 3.15 DerDicke<br />

4.05 Lindenstraße 4.35 Verrückt nach Meer<br />

ZDF NEO<br />

6.20 TerraX7.05 Terra X 7.50 Topfgeldjäger 8.45<br />

Lafer! Lichter! Lecker! 9.25 Baresfür Rares 10.20<br />

Baresfür Rares 11.15 Der Nachbarinmeinem<br />

Beet 11.55 Die Rettungsflieger 12.45 Die Rettungsflieger<br />

13.30 Monk 14.50 Heldt 15.35 Die<br />

Rettungsflieger 17.10 Monk 18.30 Baresfür Rares<br />

19.20 Bares fürRares 20.15 (für HG) Wilsberg.<br />

Die Nadel im Müllhaufen. TV-Kriminalfilm,D<br />

2018 21.45 (für HG)Ein starkesTeam. Eiskalt.<br />

TV-Kriminalfilm, D2019 23.15 Blindes Vertrauen.<br />

Drama, USA 2010 0.50 (für HG) Wilsberg. Die<br />

Nadel im Müllhaufen. TV-Kriminalfilm, D2018 2.20<br />

TerraX3.05 TerraX3.50 TerraX4.35 Frag den<br />

Lesch 4.50 TerraX<br />

ZDF INFO<br />

6.45 (für HG)Nicht alleswarschlecht 7.30 Damals<br />

nach derDDR 9.00 (für HG)30Jahre Mauerfall<br />

–Joachim Gaucks Suche nach der Einheit<br />

10.15 ZDF-History 10.45 Traumstraße der DDR<br />

11.30 DDR mobil 13.00 (für HG) TerraXpress<br />

13.30 TerraXpress XXL 18.45 (für HG) Superbauten<br />

derGeschichte 20.15 (für HG) TerraX22.30<br />

GeheimesParis –Unterirdische Megabauten<br />

23.15 Geheimes Paris –Monumente, Macht, Magie<br />

0.00 (für HG)ZDF-History 0.45 heute-journal<br />

1.15 One strange Rock –UnsereErde 2.00 One<br />

strange Rock –Unsere Erde 2.45 One strange<br />

Rock –UnsereErde 3.30 One strange Rock –Unsere<br />

Erde 4.15 Onestrange Rock –Unsere Erde<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Opernführer Stanisław Moniuszko: „Straszny<br />

Dwór” (Das Gespensterschloss)., ca. 56 Min.<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Konzert Mit Werken von Poulenc, Gesualdo,<br />

Dallapiccola,ca. 87 Minuten<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Alte Musik spezial Passionswerke aus dem<br />

französischen Barock, ca. 56 Minuten<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Gegenwart Ultraschall Berlin –Festival<br />

für neue Musik 2019., ca. 56 Minuten<br />

22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Spielweisen Wortspiel –Das Musik-Gespräch.<br />

Die Cellistin Maria Kliegel und der Pianist OliverTriendl<br />

stellen Francis Poulencs Cellosonate<br />

vor. Mit Christoph Schmitz, ca. 45 Minuten<br />

0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Neue Musik Jean Barraqué: Sonate pour piano;<br />

„Retour (Andantino)” für Klavier (Jean-Pierre<br />

Collot, Klavier), ca. 55 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

20.30 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Lesezeit Ulrich Woelk liest aus seinem Roman<br />

„Der Sommer meiner Mutter”, ca. 30 Min.<br />

21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

„Eheleute, Friedensfreunde” Mit Felix von<br />

Manteuffel, Victoria vonTrauttmansdorff, Katharina<br />

Matz, Anne Müller.Regie: Sabine Peters,<br />

ca. 60 Minuten<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Julian Barnes: „Die einzige Geschichte”<br />

(18/22), ca. 31 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

16.35 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Forschung aktuell Algorithmen im Alltag.Der<br />

Virenjäger (5/12) /Wissenschaftsmeldungen<br />

/Sternzeit 10. April 2019. Mit Uli Blumenthal,<br />

ca. 25 Minuten<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin Der entartete Nazi. Emil Nolde<br />

und die Arbeit am Mythos. Von Silke Hennig,<br />

ca. 26 Minuten<br />

22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Feature Bauhaus –Schule des neuen Denkens.<br />

Von Jörg Sobiella, ca. 56 Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Maria de Fátima. Mit Ortrun Schütz,<br />

ca. 30 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Querköpfe Kabarett, Comedy &schräge Lieder.Plötzlich<br />

Zukunft! Die Comedienne Jacqueline<br />

Feldmann., ca. 55 Minuten


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 84 · M ittwoch, 10. April 2019 – S eite 28 *<br />

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Panorama<br />

LEUTE<br />

Simone Thomalla (53) ist nur so semibegeistertvom<br />

Arbeitsplatzwechsel<br />

ihres Lebensgefährten Silvio Heinevetter<br />

(34). DerHandball-Nationaltorwartwechselt<br />

im kommenden<br />

Jahr vonden Füchsen Berlin zum MT<br />

Melsungen. Siekönne nicht behaupten,<br />

dass sie das besonders glücklich<br />

mache,sodie Schauspielerin. In die<br />

nordhessische Provinz jedenfalls will<br />

sie nicht ziehen. Nunkönnen wir jeden<br />

verstehen, der in Berlin bleiben<br />

möchte,wollen aber doch eine Lanze<br />

für Melsungen brechen. Immerhin<br />

handelt es sich um einen Luftkurort<br />

mit liebevoll restaurierten Fachwerkbauten<br />

und einer Hausschlachte-<br />

Spezialität, die ihresgleichen sucht:<br />

AhleWorscht. Dazu ein Glas Ebbelwoi,<br />

und Berlin ist fast vergessen.<br />

Wolfgang Bosbach (66) hat ebenfalls<br />

ein Herz für Regionen abseits der<br />

Millionenmetropolen, insbesondere<br />

für seine Heimatstadt Bergisch Gladbach,<br />

aus der auch Heidi Klum (45)<br />

stammt. DasModel, so schlägt der<br />

CDU-Politiker vor, könne doch dort<br />

Hochzeit feiern. Zuletzt war zwar<br />

über Caprials Ortder Klum-Trauung<br />

spekuliertworden, aber egal: „Diese<br />

Hochzeit würde natürlich auf großes,auch<br />

überregionales Interesse<br />

stoßen, und wäredamit auch eine<br />

tolle Werbung“, meint Bosbach. Wir<br />

dichten schon mal am Hochzeitslied:<br />

„Wenn bei Bergisch Gladbach<br />

die rote Sonne im Rhein versinkt …“<br />

Justin Bieber (25) ist ebenfalls ein<br />

Freund der Poesie.Dawirdgereimt<br />

und geschmachtet, bis der Federkiel<br />

glüht: „Sunlight falls into the abyss –<br />

Just like Ifall into your<br />

lips –Waves crash onto<br />

the shore–Mylovefor<br />

yougrows moreand<br />

more.“Gerichtet<br />

sind die romantischen<br />

Zeilen von<br />

der beinahe täglich<br />

wachsenden Liebe<br />

an die Adresse seiner Frau<br />

Hailey Baldwin (22). Für<br />

sie hatte der Popstar<br />

schon vordem Buckingham<br />

Palace spontan die<br />

Gitarreausgepackt und<br />

ein Liedchen geträllert.<br />

Hach! (avo./mit dpa)<br />

Ein moderner Walther von der<br />

Vogelweide: Justin Bieber.<br />

IMAGO IMAGES<br />

TIERE<br />

Mit dem Leben davongekommen:<br />

Hunde aus Peuerbach.<br />

DPA<br />

Suchtopfer: 68 völlig verwahrloste<br />

Hunde haben Helfer des Tiergnadenhofs<br />

GutAiderbichl in einem Haus im<br />

oberösterreichischen Peuerbach entdeckt.<br />

DieVierbeiner waren dehydriert,<br />

unterernährt, verletzt und verkotet.<br />

Dasteilte Aiderbichl-Geschäftsführer<br />

Dieter Ehrengruber am<br />

Dienstag mit. Seiner Meinung nach<br />

hat das sogenannte Animal Hoarding,<br />

Tiersammelsucht, zur Überforderung<br />

der Halterfamilie geführt. In<br />

der Tat, das krankhafte Sammeln und<br />

Halten vonTieren hat nichts mit Tierliebe<br />

zu tun, sondernallein mit Tierquälerei.<br />

DiePeuerbacher Hunde<br />

wurden mittlerweile ärztlich versorgt,<br />

einer überlebte nicht. (schl.)<br />

„Heute genieße ich meine Arbeit“<br />

Keira Knightley zeigt sich im Gespräch über ihren neuen Film „Niemandsland“ selbstbewusst und witzig<br />

Gerade erst war Keira<br />

Knightley (34) als Schriftstellerin<br />

„Colette“ auf der<br />

Leinwand zu sehen, jetzt<br />

spielt sie erneut eine historische<br />

Rolle: Als Gattin eines britischen<br />

Leutnants kommt sie in „Niemandsland“<br />

(ab 11. April im Kino) kurz<br />

nach Kriegsende nach Hamburg. Für<br />

unser Interview dagegen reisen wir<br />

nach London, zu einem Interview<br />

mit Blick auf den Hyde Park.<br />

Miss Knightley, Sie haben reichlich<br />

Historienfilm-Erfahrung. Was kann<br />

Sie aneiner Geschichte wie der von<br />

„Niemandsland“ noch reizen?<br />

Tatsächlich habe ich schon in Filmen<br />

mitgespielt, die vom Zweiten<br />

Weltkrieg erzählen. Und gesehen<br />

habe ich auch einige.Aber über diese<br />

spezielle Zeit, also die Nachwehen<br />

des Krieges im zerstörten Deutschland,<br />

war nie etwas dabei. Ichfand es<br />

spannend, dass ich ausgerechnet<br />

über die Anfänge des Wiederaufbaus<br />

eigentlich nichts wusste. Dabei ist<br />

das hochinteressant, dieser politische,<br />

physische, aber auch emotionale<br />

Kraftakt, auf diesen beiden,<br />

ganz unterschiedlichen Seiten. Die<br />

Geschichte, umdie es jetzt in unserem<br />

Film geht, ist natürlich eine<br />

kleine, ganz persönliche. Aber im<br />

Grunde ist sie eine Mikroversion all<br />

dessen, was damals in ganz<br />

Deutschland passierte.<br />

Beider Premieredes Films sagten Sie,<br />

es fiel Ihnen dieses Mal besonders<br />

leicht, vor der Kamera zu weinen,<br />

weil Ihre Tochter bei den Dreharbeiten<br />

noch klein und Sie vollkommen<br />

erschöpft waren ...<br />

Das war natürlich ein Scherz. Ich<br />

bin Schauspielerin, ich kann immer<br />

weinen. Dazu brauche ich keinen<br />

Anlass. Auch wenn ich damals<br />

wirklich ziemlich k.o. war und dadurch<br />

womöglich etwas emotionaler<br />

als sonst. MeineTochter war erst<br />

18 Monate alt und schlief natürlich<br />

noch nicht durch.<br />

Hatdas Muttersein Sieals Schauspielerin<br />

verändert?<br />

Nicht in dem Sinne, den Sie vielleicht<br />

meinen. Nur weil ich inzwischen<br />

ein Kind habe, spiele ich eine<br />

Mutter nicht anders als vorher. Wie<br />

überhaupt genauso gut eine Kollegin<br />

eine solche Rolle spielen könnte,die<br />

selbst keine Kinder hat. Aber insgesamt<br />

stellt Elternschaft natürlich das<br />

ganze Leben auf den Kopf. Man<br />

macht Erfahrungen, die den Blick<br />

auf die Welt komplett verändern.<br />

Unddas fließt in meine Arbeit ein. So<br />

wie jede Veränderung, die ich durchmache,sich<br />

auf mein Spiel auswirkt.<br />

Schon als junge Schauspielerin haben<br />

Sie sich stets sehr direkt über<br />

Seit 2015 ist die britische Schauspielerin Mutter einer Tochter.<br />

IMAGO IMAGES/ARMANDO GALLO<br />

schlechte Erfahrungen geäußert und<br />

sich zum Beispiel beschwert, wenn<br />

Bilder von Ihnen bearbeitet wurden.<br />

WurdeIhnen Ihredirekte Artnie zum<br />

Problem?<br />

Keine Ahnung. Allerdings erinnere<br />

ich mich auch nicht mehr an<br />

alle Details aus diesen Jahren, als ich<br />

ziemlich jung recht erfolgreich<br />

wurde.Das war keine leichte Zeit für<br />

mich, aber ich kann mir kaum vorstellen,<br />

dass sie anders verlaufen<br />

wäre, wenn ich öfter den Mund gehalten<br />

hätte. Ich habe damals gelernt,<br />

dass man sowieso keine andereWahl<br />

hat, als man selbst zu sein.<br />

Unddass man es nie allen recht machen<br />

kann. Selbst wenn man immer<br />

nett lächelt und hübsche Kleidchen<br />

bei Wohltätigkeitsveranstaltungen<br />

trägt, wird esLeute geben, die einen<br />

dafür hassen. Also „fuck ’em!“, um es<br />

mal so zu sagen.<br />

Wieblicken Siezurück auf diese Zeit,<br />

als Sie mit „Kick It Like Beckham“<br />

Niemals geht man so ganz<br />

und „Fluch der Karibik“ quasi über<br />

Nacht weltberühmt wurden?<br />

Ich habe mich schwer damit getan.<br />

Wahrscheinlich ist es für alle<br />

jungen Frauen mit Anfang 20 ein<br />

schwieriger Prozess, herauszufinden,<br />

wer man ist und was man will.<br />

Und bei mir kam eben erschwerend<br />

hinzu, dass ich plötzlich berühmt<br />

war.Aber ich habe es überlebt...<br />

Heute können Siebesser damit umgehen,<br />

im Rampenlicht zu stehen?<br />

Ohne Frage. Und ich genieße<br />

auch meine Arbeit viel mehr.Damals<br />

war ich sehr verunsichert. Eigentlich<br />

wollte ich ja zur Schauspielschule,<br />

aber dazu kam es nie, weil plötzlich<br />

all diese Filmangebote kamen. Keine<br />

Ahnung, ob mich der Ruhm weniger<br />

verunsichert hätte, hätte ich eine<br />

Ausbildung gehabt. Aber ich vermute<br />

mal, dass ich ein wenig anders<br />

behandelt worden wäre, wäre ich<br />

von einer renommierten Schauspielschule<br />

gekommen.<br />

Geben Sie jungen Kolleginnen wie<br />

etwa Flora Thiemann, die auch in<br />

„Niemandsland“ mitspielt, Ratschläge?<br />

Nein. Aber gerade in der Arbeit<br />

mit jungen Mädchen bin ich immer<br />

besonders achtsam. Mir ist wichtig,<br />

dass man ihnen zuhört, sie in Unterhaltungen<br />

einbezieht und ihnen das<br />

Gefühl gibt, dass ihreMeinung zählt.<br />

Egal wie jung eine Kollegin ist, ist sie<br />

ja trotzdem meine künstlerischeVerbündete.<br />

Einfach ignoriert zuwerden,<br />

so wie es mir früher oft ergangen<br />

ist, ist eine echte Qual.<br />

Klingt fast so, als hätte Ihnen die<br />

Schauspielerei als Jugendliche keinen<br />

Spaß gemacht. Aber wenigstens die<br />

Arbeit an „Star Wars: Episode I–Die<br />

dunkle Bedrohung“ war doch sicher<br />

aufregend, oder?<br />

Ganz ehrlich? Ich erinnere mich<br />

kein bisschen an „Star Wars“.<br />

Wirklich nicht?<br />

Wirklich nicht. Ich war damals<br />

zwölf Jahrealt und drehte zur selben<br />

Zeit die Rosamunde-Pilcher-Verfilmung<br />

„Heimkehr“. Das war ein Job,<br />

den ich wirklich liebte, denn zum<br />

ersten Malstand ich vorder Kamera<br />

und hatte eine richtige Rolle, eine<br />

echte Figur, die ich verkörpern<br />

musste. Davon konnte bei „Star<br />

Wars“ nicht die Rede sein, da gehörte<br />

ich nur zum Bildhintergrund.<br />

Manchmal war ich das Double von<br />

Natalie Portman, manchmal hatte<br />

ich nicht die geringste Ahnung, was<br />

ich eigentlich tue.Einmal bin ich von<br />

einem Golfmobil gefallen, auf dem<br />

auch Ewan McGregor saß. Das weiß<br />

ich noch. Aber mehr ist da nicht.<br />

Interview: Patrick Heidmann<br />

Das ZDF stellt die Samstagabendshow „Willkommen bei Carmen Nebel“ ein. Alle Beteiligten sind zufrieden<br />

Das ZDF wirddie Samstagabendshow„Willkommen<br />

bei Carmen<br />

Nebel“ im nächsten Jahr beenden.<br />

Der Vertrag mit Moderatorin Nebel<br />

(62) wurde zwar um zwei Jahre bis<br />

einschließlich 2021 verlängert, von<br />

der Show sind aber nur für 2020 noch<br />

mal drei Ausgaben geplant, wie der<br />

Sender mitteilte. Danach werde Nebel<br />

sich auf die Charity-Shows konzentrieren,<br />

die sie seit vielen Jahren<br />

mit großem Erfolg moderiere, erklärte<br />

ZDF-Showchef Oliver Heidemann.<br />

Nebel äußerte sich gefasst zum<br />

Ende ihrer Samstagabendshow.<br />

Gegenüber der Bild-<strong>Zeitung</strong> sprach<br />

Carmen Nebel freut<br />

sich auf die Ruhe.<br />

DPA/MONIKA SKOLIMOWSKA<br />

sie von einer „geplanten<br />

und überlegten Entscheidung“,<br />

für die es nach „17<br />

tollen und erfolgreichen<br />

Jahren“ an der Zeit gewesen<br />

sei, auch wenn „die<br />

Sendung für mich eine<br />

wirklich große Liebe war<br />

und ist“. Ansonsten freue<br />

sie sich: „Nach über 40<br />

Jahren Fernsehen freue<br />

ich mich auf ein anderes Tempo<br />

und eine andere Dosis TV in meinem<br />

Leben. Für mich ist das der<br />

perfekte Plan.“<br />

Ohnehin wird die Moderatorin<br />

nicht gänzlich vom Bildschirm verschwinden.<br />

Oliver Heidemann<br />

versprach, dass sich<br />

Nebel künftig auf andere<br />

Showformate konzentrieren<br />

werde: „Die großen<br />

Spendengalas der Deutschen<br />

Krebshilfe sowie<br />

,Die schönsten Weihnachts-Hits‘<br />

für Brot für<br />

die Welt und Misereor sind<br />

Carmen Nebel eine Herzensangelegenheit,<br />

und wir sind<br />

sehr froh, dass sie uns ihren weiteren<br />

Einsatz dafür zugesagt hat.“<br />

Ansonsten gelte es erst einmal,<br />

sich über die Vertragsverlängerung<br />

zu freuen: Die nächste Ausgabe von<br />

„Willkommen bei Carmen Nebel“<br />

zeigt das ZDF am 4. Mai (20.15 Uhr)<br />

liveaus Berlin. Dabei seien Gäste wie<br />

die Schlagersängerinnen Andrea<br />

Berg, Maite Kelly und Beatrice Egli.<br />

Mit Verona Pooth schaue Nebel zurück<br />

auf die Highlights aus 77 Shows.<br />

Außerdem sei Pooth als Reporterin<br />

hinter der Bühne und im Saal im Einsatz.<br />

Ihr Kollege Johannes B. Kerner<br />

bringe noch einmal eine Tanzeinlage<br />

mit dem Showballett mit.<br />

Darüber, dass die Einschaltquoten<br />

von „Willkommen bei Carmen<br />

Nebel“ in den letzten Jahren deutlich<br />

zurückgingen, äußerte sich der ZDF-<br />

Mann nicht. (BLZ)<br />

NACHRICHTEN<br />

Betrugsskandal an Eliteunis:<br />

Huffman räumt Schuld ein<br />

Dieineinem Hochschul-Bestechungsskandal<br />

angeklagte US-<br />

Schauspielerin Felicity Huffman (56,<br />

„Desperate Housewives“) hat ihre<br />

Schuld eingeräumt. Nach Mitteilung<br />

der US-Staatsanwaltschaft, wirdsie<br />

in dem Betrugsprozess auf „schuldig“<br />

plädieren. Huffman soll laut Anklage<br />

15 000 Dollar (13 300 Euro)<br />

Schmiergeld gezahlt haben, um zu<br />

erreichen, dass Antworten ihrer ältesten<br />

Tochter beim landesweiten<br />

Einstufungstest SATnachträglich<br />

aufgebessertwerden. In dem Betrugsskandal<br />

sollen wohlhabende<br />

Elternihren Kindernunrechtmäßigen<br />

Zugang zu Elite-Universitäten<br />

verschafft haben. Huffman, die aus<br />

ihrer Ehe mit dem Schauspieler William<br />

H. Macy zwei Töchter hat, drohen<br />

mehrereJahreHaft und eine<br />

Geldstrafe. (dpa)<br />

Boeing 747 der Lufthansa<br />

kehrtwegen Luftnotlage um<br />

Technische Probleme haben eine<br />

Lufthansa-Maschine auf dem Weg<br />

vonFrankfurtindie brasilianische<br />

Millionenmetropole São Paulo zur<br />

Umkehr gezwungen. DieCrewvon<br />

Flug LH506 habe sich aufgrund von<br />

technischen Unregelmäßigkeiten<br />

zur Rückkehr entschieden und vorsorglich<br />

eine sogenannte Luftnotlage<br />

erklärt, sagte eine Lufthansa-<br />

Sprecherin. Die284 Passagierewurden<br />

zunächst in Hotels untergebracht.<br />

Am Dienstagmorgen um<br />

11.30 Uhrseien sie mit einer anderen<br />

Maschine in die brasilianische Millionenmetropole<br />

aufgebrochen. Der<br />

Flieger vomTyp Boeing 747-8i werde<br />

derzeit noch untersucht. (dpa)<br />

PR-Agentur:Madonna beim<br />

ESC-Finale in TelAviv<br />

Möchte beim ESC ein Stück ihres anstehenden<br />

Albums vorstellen. DPA/JÖRG CARSTENSEN<br />

Popstar Madonna tritt nach Angaben<br />

einer britischen PR-Firma beim Finale<br />

des Eurovision Song Contest in<br />

TelAviv am 18. Maiauf. DieSängerin<br />

werdezweiStücke präsentieren, einen<br />

bekannten Hitund ein Stück von<br />

ihrem anstehenden Album, teilte die<br />

FirmaNumber 10 strategies mit. Die<br />

Europäische Rundfunkunion alsVeranstalter<br />

bestätigte den Auftritt in der<br />

israelischen Küstenstadt noch nicht.<br />

Im Mai2018 hatte Netta Barzilai mit<br />

dem Titel„Toy“den ESC in Portugal<br />

für Israel gewonnen. Daher wirdder<br />

Wettbewerb dieses Jahr in TelAviv<br />

ausgetragen. (dpa)<br />

Cholera in Mosambik<br />

eingedämmt<br />

DieGefahr vonCholeraindem riesigen<br />

vonZyklon „Idai“ verwüsteten<br />

Gebiet in Mosambik ist nach WHO-<br />

Angaben eingedämmt. In den vergangenen<br />

Tagen seien 745 000 Menschen<br />

in der Hafenstadt Beirasowie<br />

den am meisten gefährdeten Camps<br />

und Regionen gegen die Durchfallerkrankung<br />

geimpft worden, berichtete<br />

die Weltgesundheitsorganisation<br />

am Dienstag in Genf. Rund 3500<br />

Menschen seien seit dem Durchzug<br />

des Zyklons Mitte MärzanCholera<br />

erkrankt. (dpa)

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