Berliner Kurier 28.04.2019
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BERLINER KURIER, Sonntag, 28. April 2019<br />
Zwei, die sich verstehen:<br />
Ulrich Matthes und<br />
Margarethe vonTrotta<br />
beim KURIER-Interview<br />
im Sofitel Hotel Berlin.<br />
Fotos: Sabine Gudath, Christian Schulz, imago stock&people/PetraSchönberger,imago stock&people/Thomas Bartilla<br />
Was haben Sie denn gedacht,<br />
als Sie hörten, dass Ulrich<br />
Matthes Präsident wird,<br />
Frau von Trotta?<br />
Von Trotta: Ich finde das<br />
großartig. Ich bin zwar Feministin,<br />
wie man weiß, und bin<br />
immer bereit für Frauen auf die<br />
Barrikaden zu gehen, trotzdem<br />
ist die Abwechslung gut. Ich<br />
kenne Ulrich Matthes seit Langem,<br />
er hat es immer verstanden,<br />
seine Intelligenz und sein<br />
Können als Schauspieler auch<br />
politisch einzusetzen. Ich freue<br />
mich auf seine Ideen und seine<br />
Begeisterungsfähigkeit, mit der<br />
er die anderen mitreißen wird.<br />
Matthes:Ich hätt’s gut gefunden.<br />
Ich war davon ausgegangen,<br />
dass es wieder eine Frau<br />
wird. Wie ich grundsätzlich<br />
sehr dafür bin, dass Frauen<br />
nach vorne kommen. Hier neben<br />
mir sitzt doch ein Paradebeispiel.<br />
Das kann ich immer<br />
wieder nur betonen: Margarethe<br />
hat ja in einer Zeit, in der es<br />
überhaupt<br />
nicht selbstverständlich<br />
war, dass Frauen<br />
Regie führen,<br />
gesagt: Ich<br />
mach das jetzt<br />
mal und mit<br />
größtem Erfolg,<br />
und zwar<br />
von Anfang an.<br />
Und das nötigt<br />
Margarethe<br />
von Trotta:<br />
„Ich freue<br />
mich auf<br />
seine Ideen.“<br />
mir die allergrößte Bewunderung<br />
ab.<br />
Frau von Trotta, ist Ihnen<br />
das manchmal suspekt, wenn<br />
Männer sagen, Frauen nach<br />
vorne? Meist bleibt es bei<br />
Proklamationen.<br />
Von Trotta: Bei Ulrich Matthes<br />
klingt es<br />
authentisch,<br />
deswegen ist<br />
es auch gut,<br />
dass er diese<br />
„neue Rolle“<br />
angenommen<br />
hat. Mit ihm<br />
wird bestimmt<br />
kein neues Regime<br />
einsetzen,<br />
oder ein<br />
kleiner Diktator zu bestimmen<br />
versuchen. Hätte ja auch sein<br />
können.<br />
Matthes: Hätte sein können!<br />
Bin ich aber nicht …(lacht)<br />
Von Trotta:Heute kann sich<br />
zum Glück kein Mann mehr<br />
leisten, etwas laut gegen Frauen<br />
zu sagen, jedenfalls nicht in<br />
unserem Bereich, zumal nach<br />
der MeToo-Debatte.<br />
Herr Matthes, eine Lola<br />
haben Sie noch nie bekommen,<br />
Frau von Trotta diese<br />
höchste Auszeichnung fürs<br />
Filmschaffen schon öfter,<br />
wenn man das Filmband dazurechnet.<br />
Ist das schwer für<br />
Sie zu akzeptieren, zumal<br />
jetzt als Akademiepräsident,<br />
wo eine Lola für Sie in noch<br />
weitere Ferne gerückt ist?<br />
Matthes: Ich bin jetzt ein<br />
bisschen verdattert über die<br />
Frage. Darüber habe ich mir<br />
nun überhaupt keine Gedanken<br />
gemacht. Ich weiß gar nicht: Ist<br />
die Möglichkeit gering, dass<br />
man als Akademiepräsident eine<br />
Lola bekommt?<br />
Wir kennen keinen hervorzuhebenden<br />
Fall …<br />
Matthes: Nun, man muss in<br />
einem Film mitspielen, ich hoffe,<br />
dass ich auch meinen Beruf<br />
als Filmschauspieler weiter<br />
ausüben werde, und die Kolleginnen<br />
und Kollegen müssen<br />
der Meinung sein, dass das nominierungswürdig<br />
ist. Und