-flip_joker_2019-05
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12 KULTUR JOKER KUNST<br />
Münsterkekse<br />
Ausstellung des BBK im Geiges-Turm in Freiburg<br />
Kathedralen-Gewitter.<br />
Kürzlich erst das lodernde<br />
Drama um Notre-Dame. Dagegen<br />
kann die Entrüstung des<br />
Freiburger Münsterturms nach<br />
mehr als 12 Jahren, während<br />
derer man ihn nicht sah, eine<br />
Befreiung sein. Im Oktober<br />
2018 endeten die Bauarbeiten,<br />
die Restaurierung war abgeschlossen.<br />
Als weise – mit<br />
Blick auf Paris geradezu prophetisch<br />
– erscheint die Entscheidung<br />
des hiesigen Bundesverbands<br />
der Bildenden<br />
Künstler (BBK Südbaden),<br />
seine diesjährige Ausstellung<br />
in der Reihe „Kunst und Literatur“<br />
just diesem Thema<br />
zu widmen. Der neunte Teil<br />
dieser gut-hartnäckigen Serie<br />
tritt daher besonders aus der<br />
Nische hervor.<br />
Nicht ein einzelner, ganz bestimmter<br />
Text sollte diesmal<br />
künstlerisch ‚kommentiert‘<br />
werden. Es ging um das Sujet<br />
des in der beschriebenen Weise<br />
befreiten Turms. Vorrangig<br />
drängt sich auf Christoph Meckel,<br />
der im Essay notiert: „An<br />
solchen Tagen war da nichts,<br />
Andrea Hess, Münsterkeks III (<strong>2019</strong>)<br />
als die Stille einer kleinen<br />
Stadt und ein großer, in ziehendem<br />
Gewölk schaukelnder<br />
Turm.“ Oder Reinhold Schneiders<br />
Sonett, die Bombardierung<br />
im Krieg unmittelbar ahnend:<br />
„Du wirst nicht fallen,<br />
mein geliebter Turm. Doch<br />
wenn des Richters Blitze Dich<br />
zerschlagen, steig in Gebeten<br />
kühner aus der Erde!“<br />
Der Wettbewerb war unter<br />
den BBK-Mitgliedern ausgeschrieben,<br />
eine Fach-Jury<br />
wählte Arbeiten folgender<br />
Künstler aus: Jan Blaß, Margot<br />
Degand, Kathrin Deusch,<br />
Jürgen Giersch, Andrea Hess,<br />
Brigitte Liebel, Claudia Michel,<br />
Ulrike Weiss. Sie können<br />
mit Genuss und Verstand<br />
ab dem 3. Mai angeschaut werden.<br />
Der Blick im Vorhinein richtet<br />
sich auf Andrea Hess, die<br />
zudem seit 2011 als wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin beim<br />
Münsterbauverein tätig ist.<br />
Deshalb ist das „Maßwerk“<br />
der gotischen Baumeister in<br />
durchbrochenen Steinprofilen<br />
ein ihr naheliegender Motivschatz.<br />
Sie nahm<br />
verschiedene dieser<br />
Ornament-Details<br />
zur Gestaltungsaufgabe,<br />
man kann sie<br />
am Turm wiederfinden.<br />
Technik und<br />
Materialität wandeln<br />
sich: Hess zeichnet<br />
mit dem Bleistift und<br />
näht dann frei Hand<br />
eine Form aus Stoff,<br />
aus dauerhaftem<br />
Sandstein wird verletzliche<br />
Textur.<br />
Anschließend gießt<br />
sie die Matrize mit<br />
Gips aus, man kann<br />
dem nun erneut hart<br />
Geronnenen sein<br />
textiles Zwischenstadium<br />
an Nähten<br />
und Falten dann aber<br />
noch ansehen. Der<br />
spielerische Wechsel vom<br />
dokumentarischen Vorgang<br />
in die künstlerische Überformung<br />
überzeugt. Die Autopsie<br />
vor Ort ist zu empfehlen.<br />
Kunst und Literatur 9: Ausgewählte<br />
Arbeiten zum Thema<br />
„Der entrüstete Turm“, Kulturwerk<br />
T 66, Talstraße 66,<br />
Freiburg. Vernissage: 3. Mai,<br />
19 Uhr. Bei der Eröffnung gibt<br />
der Journalist Hans-Dieter<br />
Fronz eine Einführung, der<br />
Schauspieler und Sprecher<br />
Ullo von Peinen liest literarische<br />
Münster-Texte. Es begrüßen<br />
Michael Ott (Vorsitzender<br />
des BBK-Südbaden)<br />
und die Münsterbaumeisterin<br />
Yvonne Faller. Geöffnet: Do,<br />
Fr, Sa 14-18 Uhr und nach<br />
Vereinbarung. 3. bis 31. Mai<br />
<strong>2019</strong>.<br />
Martin Flashar<br />
20 Jahre Kunst auf der Liegewiese<br />
Künstler, Musik und Essen an der Langen Tafel<br />
Vor 20 Jahren verwandelte<br />
der Freiburger Künstler Jörg<br />
Siegele das Faulerbad in einen<br />
Ort der Kunst, der sich dank<br />
eines Fördervereins weit über<br />
Freiburg und die Region hinaus<br />
etablieren konnte: Heute<br />
gilt diese Freiburger Oase, die<br />
sich mittlerweile auch auf die<br />
Faulerstraße erstreckt, längst<br />
als fester Begriff in der regionalen<br />
Kunstszene sowie als<br />
attraktives Touristenziel. Wer<br />
den Skulpturenpark, der jährlich<br />
mit etlichen neuen Exponaten<br />
aufwartet, besichtigen<br />
will, erhält das ganze Jahr<br />
über bei freiem Eintritt Einlass<br />
über das Poolcafe.<br />
Nun kündigt sich das Ende<br />
des derzeitigen Ausstellungszyklus’<br />
an: Am 25. Mai, 18<br />
Uhr wird die Finissage mit<br />
einer Langen Tafel auf der<br />
Liegewiese inmitten der Exponate<br />
gebührend gefeiert –<br />
ein wunderbarer Anlass, um<br />
sich bei Essen und Trinken<br />
über die Kunst, neue Projekte<br />
und vieles andere mehr auszutauschen.<br />
Musikalisch begleitet wird<br />
das Fest von „Wednesday<br />
Parking Lot“ mit eigenen Stücken<br />
von Rock bis Reggae.<br />
Der Eintritt ist frei, Getränke<br />
gibt’s zum Selbstkostenpreis,<br />
das Buffet wird wie jedes<br />
Jahr von den Gästen selbst<br />
bestückt.<br />
Infos: www.kunstimfaulerbad.de<br />
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