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18 KULTUR JOKER KUNST<br />

Produktiver Wettstreit<br />

Kosmos Kubismus. Von Picasso bis Léger“ im Kunstmuseum Basel<br />

MUSEEN / AUSSTELLUNGEN<br />

FREIBURG 0761/<br />

BASEL 0041 61/<br />

Francis Picabia: „Udnie“ (1913), Ausstellungsansicht, Kunstmuseum Basel Neubau<br />

Centre Pompidou, Paris, Foto: Julian Salinas, © Pro Litteris, Zürich <strong>2019</strong><br />

Die Parodie ließ nicht lange<br />

auf sich warten. 1912 schlüpfte<br />

der Schauspieler und Komiker<br />

Charles Prince in das Kostüm<br />

seiner Figur Rigadin. Und dieses<br />

hatte Ecken und Kanten,<br />

wie alles, was er malte. Eine<br />

Birne war in „Rigadin Peintre<br />

Cubiste“ nicht länger eine Birne,<br />

sondern eine Raute, zum<br />

entrüsteten Missfallen seines<br />

Schwiegervaters, der ein Vertreter<br />

der Salonmalerei war.<br />

Dieser stumme Slapstickfilm,<br />

der in der Ausstellung „Kosmos<br />

Kubismus. Von Picasso bis<br />

Léger“ im Kunstmuseum Basel<br />

zu sehen ist, zeigt, wie sehr der<br />

Stil das Zeug zum Aufreger<br />

hatte. In den Augen der Zeitgenossen<br />

war er lächerlich,<br />

hatte aber hohes Wiedererkennungspotential.<br />

1912 ist auch<br />

das Jahr, in dem Pablo Picasso<br />

seine erste Collage schuf. Eine<br />

Kordel säumt ein Oval, auf das<br />

ein Stück Wachstuch geklebt<br />

ist, das das Geflecht eines Rohstuhls<br />

imitiert.<br />

Die Basler Ausstellung, die<br />

ein schönes Beispiel für eine<br />

wissenschaftlich solide recherchierte<br />

und klug aufbereitete<br />

Ausstellung mit hochkarätigen<br />

Werken ist, setzt natürlich<br />

früher ein, gut fünf Jahre vor<br />

Picassos Collage. Gleich der<br />

erste Raum von „Kosmos Kubismus.<br />

Von Picasso bis Léger“<br />

befasst sich mit dem Einfluss<br />

afrikanischer Kunst auf die<br />

Pariser Szene. Es wirkt wie<br />

der Wiedereintritt ins Paradies<br />

– abgesehen davon, dass sich<br />

unter den Nacktdarstellungen<br />

kein Adam befindet, wohl aber<br />

mit Picassos „Mann, Frau und<br />

Kind“ aus dem Jahr 1906 eine<br />

junge Familie. Die gegenübergestellten<br />

afrikanischen Skulpturen<br />

stammen etwa aus dem<br />

Besitz von Guillaume Apollinaire<br />

und haben unter anderem<br />

Picasso als unmittelbare Vorbilder<br />

für Porträts gedient. Man<br />

kann aber bereits an diesem ersten<br />

Raum erkennen, was für<br />

ein produktiver Wettstreit die<br />

Suche nach Darstellungsmöglichkeiten<br />

jenseits des akademischen<br />

Stils ausgelöst hatte.<br />

Neben dem so genannten Primitivismus<br />

war das Werk Paul<br />

Cézannes eine weitere Quelle<br />

für den Kubismus. Nach der<br />

Pariser Cézanne-Retrospektive<br />

1907 begannen Picasso und<br />

Georges Braque ihre Kompositionen<br />

aufzusplittern, ein Jahr<br />

später reiste Braque und Raoul<br />

Dufy in das Südfrankreich<br />

Cézannes.<br />

Von den späteren oft flauen<br />

Farbtönen ist hier noch nichts<br />

zu spüren, Grün und Braun dominieren<br />

die Landschafts- und<br />

Architekturdarstellungen, die<br />

oft so aussehen als hätten die<br />

Maler diese auf den kleinsten<br />

gemeinsamen Nenner kristallisiert:<br />

Bilder wie zerklüftete<br />

Geologie. Die Pinselstriche<br />

suchten das Material zu imitieren<br />

und zugleich erlaubte<br />

die Malweise den Künstlern<br />

eine Gratwanderung zwischen<br />

abstrakt und figurativ. „Kosmos<br />

Kubismus“ setzt nicht<br />

allein auf Picasso, wie derzeit<br />

die Fondation Beyeler, so dass<br />

man mit beiden Ausstellungen<br />

gerade in Basel wichtige Jahre<br />

der Kunstgeschichte abdeckt,<br />

sie zeigt auch weniger<br />

bekannte kubistische Werke<br />

von Francis Picabia oder Sonia<br />

Delaunay.<br />

Dass das Kunstmuseum<br />

Basel selbst über einige ausgezeichnete<br />

Werke dieser Jahre<br />

verfügt, hat viel mit den Zeitläuften<br />

zu tun. Während des<br />

Ersten Weltkrieges wurde in<br />

Paris der Bestand des deutschen<br />

Galeristen Daniel-Henry<br />

Kahnweiler konfisziert und<br />

versteigert. Raoul la Roche, der<br />

einen Großteil seines Lebens<br />

in Paris verbrachte, ersteigerte<br />

einige der Arbeiten, gut 90<br />

Werke der Sammlung schenkte<br />

er später dem Kunstmuseum<br />

Basel. Die Ausstellung ist reich<br />

an solchen Nebenkapiteln, sie<br />

dokumentiert die Rezeption<br />

des Kubismus in einer Vitrine,<br />

in der auch ein kurzer Film von<br />

1919 zu sehen ist, in dem Henri<br />

Laurens eine seiner Skulpturen<br />

um die eigene Achse dreht und<br />

diese Sequenz am Ende einem<br />

kubistischen Bild gegenüberstellt.<br />

Der Versuch die dritte Dimension<br />

in der Fläche zu realisieren,<br />

ist ein Deutungsansatz,<br />

ein anderer ist die Erfahrung<br />

der Moderne, die Vorstellung<br />

der Simultaneität des Philosophen<br />

Henri Bergson und der<br />

Auflösung des Individuums.<br />

Als zynische Extremerfahrung<br />

sollte sich diese im Ersten Weltkrieg<br />

einlösen wie ein Zitat aus<br />

einem Brief Fernand Légers<br />

nahelegt, der sichtlich unter<br />

dem Eindruck der menschenverachtenden<br />

Materialschlacht<br />

steht. Der Krieg jedenfalls zerstörte<br />

auch den Zusammenhalt<br />

der Künstlergruppe um Picasso<br />

und Braque, der über mehrere<br />

Jahre die bahnbrechende Wirkung<br />

des Kubismus möglich<br />

gemacht hatte.<br />

Kosmos Kubismus. Von Picasso<br />

bis Léger. Kunstmuseum<br />

Basel, St. Alban-Graben 20,<br />

Basel. Di-So 10-18 Uhr, Mi 10-<br />

20 Uhr. Bis 4. August <strong>2019</strong>.<br />

Archäologisches Museum<br />

Colombischlössle<br />

- „Arman Vahanyan - Visuelle<br />

Formationen” -30.06.<br />

- „Eisen, Macht, Reichtum - Kelten<br />

am südlichen Oberrhein” (ständig)<br />

- „Tales and Identities - Deine<br />

Entscheidung, deine Geschichte”<br />

-30.06.<br />

Atelier 4e Galerie<br />

- „Nora Brügel” -03.<strong>05</strong>.<br />

Augustinermuseum<br />

- „Blauer Himmel über Baden - Ortsansichten<br />

des 19. Jahrhunderts<br />

von Johann Martin Morat” (Haus d.<br />

Graph. Sammlung) 04.<strong>05</strong>.-01.09.<br />

- „Schwarzwald-Geschichten -<br />

Black Forest Stories” -06.10.<br />

Carl-Schurz-Haus<br />

- „Erich Hartmnmann - Poetry of<br />

Daily Life” 17.<strong>05</strong>.-12.07.<br />

Centre Culturel FranÇais<br />

- „Afgan Box Camera - Lukas Birk<br />

& Sean Foley” -02.06.<br />

Depot.K<br />

- „Thomas Lefeldt - Farbspuren”<br />

-26.<strong>05</strong>.<br />

Diakoniekrankenhaus<br />

- „Rebecca Kunz” -30.06.<br />

E-WERK<br />

- „Im Zeitalter der Selbstoptimierung:<br />

Hanako Geierhos - Spirit<br />

Bodies”25.<strong>05</strong>.-30.06.<br />

- „Im Zeitalter der Selbstoptimierung:<br />

Héloïse Delègue - Spooning<br />

Sucks”25.<strong>05</strong>.-30.06.<br />

Galerie Claeys<br />

- „Helga Marten - Arbeiten auf<br />

Papier” -25.<strong>05</strong>.<br />

Galerie MAREK KRALEWSKI<br />

- „Andreas H.H. Suberg - Honigklang“-<strong>05</strong>.<strong>05</strong>.<br />

- „Jens Andres - Begib dich auf<br />

vages Terrain” 18.<strong>05</strong>.-30.06.<br />

IB MEDIZINISCHE AKADEMIE<br />

- „Jutta Wefers” -11.09.<br />

Katholische Akademie<br />

- „Lutz Stehl - Epiphanie. Mai”<br />

13.<strong>05</strong>.-02.08.<br />

KulturAGGREGAT (HILDA 5)<br />

- „L.E.T. - Düsseldorf stellt aus”<br />

-04.<strong>05</strong>.<br />

KUNST KOCH<br />

- „Artur Stoll - Malerei” -26.06.<br />

Kunstraum Alexander<br />

Bürkle<br />

- „Annette Merkenthaler - Stand<br />

heute” -30.06.<br />

KUNSTverein Freiburg<br />

- „Eva Barto & Sophie Bonnet-<br />

Pourpet - Keine Zeit für anderes”<br />

-<strong>05</strong>.<strong>05</strong>.<br />

Landratsamt BReisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

- „Bettina Bosch - Vielschichtiges”<br />

07.<strong>05</strong>.-14.06.<br />

MECKELHALLE<br />

- „Gotik - Die Zeit der großen Kathedralen”<br />

-17.<strong>05</strong>.<br />

- „Pflasterhandwerk - Zunft mit<br />

Zukunft”29.<strong>05</strong>.-21.06.<br />

MESSE FREIBURG<br />

- „Körperwelten - Eine Herzenssache”22.<strong>05</strong>.-25.08.<br />

Modo VErlag<br />

- „Markus Daum - Touch Me”<br />

24.<strong>05</strong>.-26.07.<br />

- „Sellia - Dirk Sommer & Bernhard<br />

Strauss” -17.<strong>05</strong>.<br />

Morat Institut<br />

- „Gabriela Stellino - Bildgeschehen“-18.<strong>05</strong>.<br />

Museum Für Neue Kunst<br />

- „Freundschaftsspiel - Sammlung<br />

Grässlin” -08.09.<br />

STADTTEILTREFF BETZENHAU-<br />

SEN-BISCHOFSLINDE, HAUS<br />

ALBERT<br />

- „Keep Together”-31.<strong>05</strong>.<br />

Stiftung für Konkrete<br />

KunsT Roland PhlePs<br />

- „Fabian Gatermann - Licht als<br />

Phänomen”-<strong>05</strong>.<strong>05</strong>.<br />

- „Ina von Jan & Roland Phlebs -<br />

Farbe, Licht und Schatten”<br />

19.<strong>05</strong>.-07.07<br />

aNTIKENMUSEUM<br />

- „Die Griechen und ihre Welt -<br />

Identität und Ideal” (ständig)<br />

Fondation Beyeler<br />

- „Der junge Picasso - Blaue und<br />

Rosa Periode”-26.<strong>05</strong>.<br />

- „Rudolf Stingel” 26.<strong>05</strong>.-06.10.<br />

- „Sammlung der Klassischen<br />

Moderne” <br />

(ständig)<br />

KUNSTHALLE BASEL<br />

- „Dora Budor”24.<strong>05</strong>.-11.08.<br />

- „Geumhyung Jeong”03.<strong>05</strong>.-11.08.<br />

- „Wong Ping - Golden Shower”<br />

-<strong>05</strong>.<strong>05</strong>.<br />

KUNSTHAUS BASELLAND<br />

- „Clément Cogitore” -07.07.<br />

- „Gina Folly” -31.12.<br />

- „Simone Forti” 17.<strong>05</strong>.-07.07.<br />

KUNSTMUSEUM BASEL<br />

- „Kosmos Kubismus - Von Picasso<br />

bis Léger”-04.08.<br />

Museum Tinguely<br />

- „Cyprien Gaillard - Roots Canal”<br />

-<strong>05</strong>.<strong>05</strong>.<br />

- „Lois Weinberger - Debris Fields”<br />

-01.09.<br />

SPIELZEUG MUSEUM WELTEN<br />

- „Korsetts: Edel und bunt geschnürt<br />

- Auserlesene Modelle ab<br />

der Belle Époche” -06.10.<br />

ANDERE ORTE<br />

Abu Dhabi<br />

Louvre Abu Dhabi<br />

- „Opening the Album of the World<br />

- Photographs (1842-1896)” -13.07.<br />

ALBSTADT<br />

Kunstmuseum Stadt Albstadt<br />

- „Christian Landenberger”<br />

-16.02.20<br />

Amsterdam<br />

Foam Fotografiemuseum<br />

- „Tyler Mitchell - I Can Make You<br />

Feel Good” -<strong>05</strong>.06.<br />

Van Gogh Museum<br />

- „Hockney - Van Gogh: The Joy of<br />

Nature” -26.<strong>05</strong>.<br />

AUGSBURG<br />

Galerie Noah<br />

- „Anselm Kiefer - aus der Sammlung<br />

Walter” -19.<strong>05</strong>.<br />

Auvers-sur-oise (F)<br />

Maison du Docteur Gachet<br />

- „Jardins du Docteur Gachet”<br />

-08.09.<br />

Bad Dürkheim<br />

Galerie Alte Turnhalle<br />

- „Gewächse der Seele - Pflanzenfantasien<br />

zwischen Symbolismus<br />

und Outsider Art” -04.08.<br />

BAD KRozingen<br />

Kurhaus<br />

- „Rudi Bienroth” -15.06.<br />

Universitäts-Herzzentrum<br />

- „Herbert Maier - Geformte Zeit”<br />

13.<strong>05</strong>.-<strong>05</strong>.07.<br />

Theresienklinik<br />

- „Atelier MalZeit” -01.06.<br />

Bad Urach<br />

Haus auf der Alb<br />

- „Klimaflucht” -31.<strong>05</strong>.<br />

Baden-Baden<br />

Museum LA8<br />

- „Schein oder Sein - Der Bürger<br />

auf der Bühne des 19. Jahrhunderts”-08.09.<br />

Museum Frieder Burda<br />

- „Ensemble - Centre Pompidou/<br />

Museum Frieder Burda“-29.09.<br />

- „JR - Adrian Piper - Ray Johnson“<br />

-<strong>05</strong>.08.<br />

Staatliche Kunsthalle Baden-Baden<br />

- „Psyche als Schauplatz des<br />

Politischen”-16.06.<br />

BAHLINGEN A.K.<br />

Kunstverein Bahlingen<br />

- „Gabriele Ewels-Hurka - Unterhaltungsbilder“<br />

-19.<strong>05</strong>.<br />

Balingen<br />

Rathaus Galerie Balingen<br />

- „Till Credner: Sternenhell - Die<br />

Alb bei Nacht (Astrofotografie)“<br />

-19.<strong>05</strong>.

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