Der Betriebsleiter 5/2019
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FERTIGUNGSTECHNIK<br />
Neue Technologien für alte Maschinen<br />
So werden bestehende Produktionsanlagen smart<br />
Effizienzsteigerungen in der Produktion, eine kostengünstigere Fertigung<br />
oder die rentable Herstellung von Produkten in kleiner Stückzahl:<br />
Die Digitalisierung der Produktion bietet Unternehmen viele Chancen.<br />
Gleichzeitig scheut gerade der deutsche Mittelstand oftmals noch die<br />
relativ hohen Anschaffungskosten für Industrie-4.0-fähige Anlagen –<br />
insbesondere, wenn die noch vorhandenen Maschinen einwandfrei<br />
funktionieren. Aus diesem Grund hat das Projekt OpenServ4P eine Lösung<br />
entwickelt, um bestehende Anlagen fit für Industrie 4.0 zu machen.<br />
In der heutigen Produktion spielen Daten<br />
eine zentrale Rolle: Die Maschinen von<br />
Produktionssystemen sind mit zahlreichen<br />
Sensoren ausgestattet, die permanent Zustandsdaten<br />
und weitere Informationen erfassen.<br />
Doch erst durch das Zusammenführen,<br />
Auswerten und Nutzen der Daten jeder<br />
einzelnen Maschine wird eine intelligente<br />
Produktion möglich.<br />
Bei der Vernetzung und Kommunikation<br />
von Maschinen untereinander ergeben sich<br />
verschiedene Herausforderungen, zum Beispiel<br />
bei der Datenübertragung mit Blick auf<br />
die Kompatibilität von Datenformaten und<br />
Schnittstellen. Um diese Herausforderungen<br />
zu meistern, hat das Projekt OpenServ4P,<br />
das im Technologieprogramm Smart<br />
Service Welt I des Bundesministeriums für<br />
Wirtschaft und Energie gefördert wird, eine<br />
Autorin: Karen Bugge, Konsortialführung des<br />
Projektes OpenServ4P<br />
cloudbasierte Plattform entwickelt, die eine<br />
solche Vernetzung ermöglicht. Auf deren<br />
Basis können intelligente, datenbasierte<br />
Services angeboten werden, wie eine Optimierung<br />
der Fertigungsprozesse.<br />
Umfassende Vernetzung – auch<br />
ohne einheitliche Standards<br />
Die Verfügbarkeit und reibungslose Übertragung<br />
von Sensorinformationen ist ein<br />
zentrales Element für vernetzte Produktionssysteme.<br />
Doch wie funktioniert eine solche<br />
Kommunikation? Dafür bedarf es üblicherweise<br />
einheitlicher Standards, wie beispielsweise<br />
den in der Industrieautomation<br />
vorkommenden Standard OPC-UA (Open<br />
Control Process – Unified Architecture). Allerdings<br />
ist seine Verbreitung in der Fertigungsindustrie<br />
bislang eher gering und die<br />
Nachrüstung ist relativ komplex. Aus diesem<br />
Grund arbeiten Unternehmen oftmals<br />
noch mit Dateien im CSV-Format, also im<br />
Textformat. Das ermöglicht jedoch weder<br />
intelligente Anwendungen, noch ist eine<br />
solche Lösung sicher.<br />
Aus diesem Grund hat das Projekt Open-<br />
Serv4P daran gearbeitet, die technischen<br />
Voraussetzungen sowohl auf Hardware- als<br />
auch auf Softwareseite zu schaffen, um Maschinen<br />
auch ohne diesen Standard zu Industrie-4.0-fähigen<br />
Anlagen aufzurüsten.<br />
Eine Alternative: internetbasierte Dienstleistungen,<br />
die dafür konzipiert sind, auch<br />
große Mengen an industriellen Daten zu<br />
verarbeiten.<br />
Solche Services können beispielsweise<br />
auf dem Architekturmodell REST (REpresental<br />
State Transfer) basieren. Durch<br />
RESTful-Services können beispielsweise<br />
über eine URL und die Identifikationsnummer<br />
bestimmte Werte einer Maschine abgefragt<br />
werden. Bestehende Anlagen brauchen<br />
dafür lediglich das Übertragungsprotokoll<br />
HTTP, das bereits in vielen Geräten<br />
verbaut ist, wodurch sich ein solcher Webservice<br />
leicht in bestehende Systeme integrieren<br />
lässt. Zudem kann die Kommunikation<br />
zwischen Maschinen via HTTPS<br />
verschlüsselt und somit gesichert werden –<br />
ein wichtiger Vorteil, der unter anderem dazu<br />
führt, dass auch OpenServ4P mit REST<br />
arbeitet.<br />
Auf Basis solcher Services können dann<br />
auch ältere Maschinen ohne standardisierte<br />
Schnittstellen miteinander kommunizieren.<br />
Sowohl die Anbindung der Maschinen<br />
als auch die Verknüpfung von Daten, von<br />
der Entgegennahme über die Verarbeitung<br />
bis zur Auswertung und Nutzung, erfolgt<br />
onlinebasiert und sicher. So können die<br />
Maschinendaten in Vorhersagemodellen<br />
angewandt oder zur Berechnung von Leistungskennzahlen<br />
herangezogen werden.<br />
Dies kann beispielsweise die Basis für eine<br />
bessere Planung in der Wartung von Maschinen<br />
bilden – und somit teure Ausfälle<br />
der Produktion vermeiden. So ermöglichen<br />
die Smart Services eine Optimierung der<br />
Produktion, die sich für die Unternehmen<br />
auszahlt.<br />
Bildquelle: Fotolia/zapp2photo<br />
www.OpenServ4P.de<br />
Im Fokus<br />
Effizienz<br />
Nachhaltigkeit<br />
Sicherheit<br />
16 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 5/<strong>2019</strong>