Der Betriebsleiter 5/2019
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01 02<br />
INDUSTRIELLE ABWASSERREINIGUNG –<br />
UNTERIRDISCH GUT<br />
UMWELTTECHNIK<br />
Bei der Milchwerk Jäger GmbH fällt Abwasser vor<br />
allem bei der klassischen Milchverarbeitung und<br />
bei der Milchpulvertrocknung an. Diese<br />
Abwässer wurden bisher vollständig auf der<br />
kommunalen Kläranlage mitbehandelt.<br />
Aufgrund der hohen Auslastung der Kläranlage<br />
war diese zuletzt nicht mehr in der Lage, die<br />
Ablaufgrenzwerte dauerhaft und zuverlässig<br />
einzuhalten. Daher stand die Realisierung einer<br />
eigenen Abwasservoll- oder -teilreinigung zur<br />
Debatte.<br />
Aufgrund der besonderen Abwassercharakteristik der Brüdenkondensate<br />
und Molkepermeate – recht hohe Stickstoffwerte<br />
– wurde zunächst eine Pilotierung vereinbart.<br />
Wegen der beengten Platzverhältnisse wurde die Membranbiologie<br />
favorisiert. Mit einer Biomem-Pilotanlage der Firma<br />
Huber wurden die Abbaueigenschaften und die generelle Eignung<br />
des Membranbelebungsverfahrens für diese Abwässer erprobt.<br />
Zentraler Bestandteil der Anlage ist die Membranbiologie – ein<br />
kombiniertes Becken, in dem der biologische Schmutzstoffabbau<br />
und die Membranfiltration mit UF-Modulen quasi simultan stattfinden.<br />
Diesen Kammern zugeordnet sind Gebläse, Pumpen sowie<br />
Autor: Torsten Hackner, Leiter Industrie,<br />
Thomas Pohlers, Vertriebsmanager Industrie,<br />
beide Huber SE, Berching<br />
die Steuerungsanlage, um die gesamte Anlage vollautomatisch betreiben<br />
zu können. Über intelligente Betriebsweisen der Beschickung<br />
können durch die Anlagentechnik verschiedene Varianten<br />
der Denitrifikation getestet werden. Alle Betriebsparameter werden<br />
durch die Steuerungsanlage geloggt, chemische Parameter wurden<br />
vom betriebseigenen Analyselabor mit untersucht.<br />
AUSFÜHRLICHE VORPILOTIERUNG<br />
Das Abwasser wurde zunächst in einem kleinen Puffertank vorgelegt,<br />
weil darin die tatsächliche spätere Abwasserzusammensetzung<br />
besser simuliert werden konnte. Sämtliche Anlagenkomponenten<br />
wurden isoliert und beheizt, um ein Zufrieren im Winter<br />
zu verhindern. Um qualifizierte Mischproben aus dem Puffertank<br />
und dem Ablauf zu erhalten, wurden automatische Probenehmer<br />
installiert. Aufgrund der im Verhältnis zum Stickstoff niedrigen<br />
CSB-Werte wurde Restmolke in den Zulauf gemischt, um einen<br />
vollständigen Abbau des Stickstoffs in der Denitrifikationsphase zu<br />
ermöglichen. Daneben erfolgte eine regelmäßige Dosierung von<br />
etwas Natronlauge, um die pH-Werte im neutralen Bereich zu halten,<br />
eine Grundvoraussetzung für biologischen Schmutzstoffabbau<br />
und stabile Schlammstruktur in einer Membranbiologie.<br />
Die Aufgabenstellung war, den Betrieb einer Membranbiologie<br />
mit der Huber Biomem zu verifizieren und die Reduktionsleistungen<br />
hinsichtlich der Stickstofffrachten aus der Molkebehandlung<br />
des Milchwerkes Jäger zu überprüfen. Hier konnten für alle Leitparameter<br />
sehr gute Ablaufwerte erzielt werden, teils weit unter<br />
den typischen Anforderungen für Einleiter dieser Größenklasse.<br />
Schwankungen der Abbauleistungen hingen zum einen mit<br />
Schwankungen in der Abwasserzusammensetzung zusammen,<br />
und zum anderen verursachten betriebsbedingte Störungen kurzfristige<br />
Ausfälle (z. B. zu geringe Sauerstoffversorgung).<br />
In einer großtechnischen Anlage sollten sowohl schwankende<br />
Zulaufkonzentrationen als auch betriebsbedingte Schwankungen<br />
deutlich geringer sein, wobei hier ein ausreichend großes Mischund<br />
Ausgleichsbecken errichtet werden sollte. Dadurch werden<br />
S16 SUPPLEMENT 1/<strong>2019</strong>