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Berliner Kurier 11.05.2019

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*<br />

BERLIN<br />

Kolumne<br />

Chin Meyerüber das<br />

Phänomen der Hochstapelei<br />

SEITE 9<br />

DER<br />

ROTE<br />

TEPPICH<br />

Ehre, wemEhregebührt!<br />

Eva-Maria<br />

Scheel ist<br />

die Landesvorsitzende<br />

des ADFC<br />

Berlin.<br />

Der Anti-<br />

Spekulant<br />

Fragen?<br />

Wünsche?<br />

Tipps?<br />

Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />

(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />

10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />

E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />

Abo-Service: Tel. 030/232777<br />

Foto: zvg<br />

Elf getötete Radfahrerinnen<br />

und Radfahrer<br />

im letzten Jahr sind elf zu<br />

viel“, sagt Eva-Maria<br />

Scheel, die Landesvorsitzende<br />

des ADFC Berlin.<br />

Der Allgemeine Deutsche<br />

Fahrrad-Club Berlin<br />

(ADFC) ruft daher wie auch<br />

in den vergangenen Jahren<br />

zum „Ride of Silence“ zum<br />

Gedenken an verunglückte<br />

Radfahrer auf. Am Mittwoch<br />

(15. Mai) werden<br />

rund 1500 Radfahrer zu der<br />

Schweigefahrt in heller<br />

Kleidung erwartet. Die<br />

Tour startet um 19 Uhr am<br />

Brandenburger Tor und<br />

führt rund zehn Kilometer<br />

durch Mitte, Friedrichshain<br />

und Prenzlauer Berg -<br />

vorbei an mehreren ADFC-<br />

Geisterrädern, die an den<br />

Unfallorten an tödlich verunglückte<br />

Radfahrer erinnern.<br />

2018 gab es in Berlin<br />

fast 8000 Unfälle, in die<br />

Radler verwickelt waren –<br />

gut 900 mehr als noch 2017.<br />

Dabei kamen elf Radfahrer<br />

ums Leben, knapp 750 wurden<br />

schwer verletzt. Ein<br />

Viertel der insgesamt im<br />

Straßenverkehr getöteten<br />

Menschen sind Fahrradfahrer<br />

–obwohl sie nur in<br />

vier Prozent der Verkehrsunfälle<br />

verwickelt sind. Oft<br />

machen Autofahrer dabei<br />

Fehler beim Abbiegen: Sie<br />

übersehen vor allem beim<br />

Rechtsabbiegen Fahrradfahrer<br />

mit Vorfahrt.<br />

Unternehmer Hamid Djadda<br />

will mit frischen Ideen gegen<br />

den Mietenwahnsinn vorgehen<br />

Von<br />

STEFANIE HILDEBRANDT<br />

Berlin – Das Auftauchen seines<br />

Retters muss dem Glasermeister<br />

Hans-Jürgen Arnsmann<br />

(78) wie ein Wunder<br />

vorgekommen sein. Sein kleiner<br />

Laden in der Friedenauer<br />

Albestraße war ihm schon<br />

gekündigt worden, bezahlbarer<br />

Ersatz partout nicht zu<br />

finden. Doch bevor Arnsmann<br />

seine Rahmen, goldene<br />

und schlichte, veräußern und<br />

wider Willen in den Ruhestand<br />

gehen sollte, trat<br />

Hamid Djadda auf die Bühne<br />

dieses <strong>Berliner</strong> Dramas.<br />

Spekulanten streben nach maximalem<br />

Gewinn –ohne Rücksicht<br />

auf das Allgemeinwohl<br />

und die Gesellschaft. Der<br />

Deutsch-Iraner Hamid Djadda<br />

(61) ist auch Unternehmer.<br />

Doch mit seinem im April gegründeten<br />

Verein Erste Sahne<br />

e.V. will er nichts weniger, als<br />

den aus dem Ruder gelaufenen<br />

Mietmarkt in Berlin umkrempeln<br />

–zugunsten der Mieter,<br />

für eine charmante Durchmischung,<br />

für lebenswerte Kieze<br />

ohne Verdrängung (KURIER<br />

berichtete).<br />

Mit seiner Ohde-Stiftung hat<br />

Djadda erst einmal bei Hans-<br />

Jürgen Arnsmann angefangen.<br />

Weitere punktuelle Rettungsaktionen<br />

sollen folgen. Anfragen<br />

gibt es genug. Da sind die<br />

beiden Mietshäuser in Neukölln<br />

und Friedrichshain, die<br />

alleinerziehende Mutter von<br />

Seit Jahrzehnten<br />

ist der Laden von<br />

Hans-Jürgen<br />

Arnsmann (l.)<br />

eine Institution<br />

in Friedenau.<br />

vier Kindern, und der Mieter,<br />

der nach einer Sanierung statt<br />

400 auf einmal 1400 Euro für<br />

seine Wohnung bezahlen soll.<br />

Sie alle hoffen auf ein neues<br />

Modell, das teure Mieten überflüssig<br />

machen soll. Das <strong>Berliner</strong><br />

Modell, wie es Hamid Djadda<br />

nennt. Er möchte, dass sein<br />

Beispiel, den Mietzins für<br />

Wohnraum mit Hilfe von privaten<br />

gemeinnützigen Stiftungen<br />

zu konservieren, Schule macht.<br />

Seine Ideen und Vorschläge hat<br />

er im jetzt erschienenen Buch<br />

„Teure Mieten abschaffen“ veröffentlicht.<br />

Die Kernthesen des<br />

Mannes, dessen Geschäft neben<br />

Marzipanpralinen und<br />

Blechschildern vor allem Immobilienprojekte<br />

sind, und der<br />

unter anderem die Avus-Tribüne<br />

zu Büros umbauen lässt, sind<br />

kurz umrissen:<br />

1. Gesetze, die Spekulationen<br />

fördern, müssen geändert werden.<br />

2. Es bedarf eines massiven<br />

Baus von Wohnungen, die bezahlbar<br />

sind. 3. Und am spannendsten:<br />

Immobilien, deren<br />

Mieter von einer Verdrängung<br />

bedroht sind, müssen von gemeinnützigen<br />

Stiftungen gekauft<br />

werden, um sie anschließend<br />

günstig weiter zu vermieten.<br />

Der Verein „Erste Sahne“<br />

vergibt für den Kauf der Immobilien<br />

Darlehen, die über die<br />

Miete langfristig wieder beglichen<br />

werden. „Wenn man keine<br />

Gewinne machen muss,<br />

kann man so über Jahrzehnte<br />

bezahlbare Mieten garantieren“,<br />

erklärt Djadda. Die Darlehen<br />

kommen in Raten wieder<br />

zurück, und können neu vergeben<br />

werden. Ein Perpetuum<br />

mobile des Geldes.<br />

Gut betuchte, die sich sozial<br />

engagieren wollen, können eigenen<br />

Stiftungen gründen, aber<br />

auch weniger Vermögende<br />

könnten an einer Crowdfunding-Kampagne<br />

teilnehmen,<br />

mit anderen Stiftungen gründen.<br />

„Wir Deutschen tendieren<br />

zu Skepsis. Wir kennen den<br />

Teufelskreis, aber für die positive<br />

Variante haben wir kein<br />

Wort. Das sollten wir ändern.<br />

Lassen Sie uns einen Paradieskreis<br />

schaffen“, sagt Djadda.

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