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*<br />
BERLIN<br />
Kolumne<br />
Chin Meyerüber das<br />
Phänomen der Hochstapelei<br />
SEITE 9<br />
DER<br />
ROTE<br />
TEPPICH<br />
Ehre, wemEhregebührt!<br />
Eva-Maria<br />
Scheel ist<br />
die Landesvorsitzende<br />
des ADFC<br />
Berlin.<br />
Der Anti-<br />
Spekulant<br />
Fragen?<br />
Wünsche?<br />
Tipps?<br />
Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />
(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />
10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />
E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />
Abo-Service: Tel. 030/232777<br />
Foto: zvg<br />
Elf getötete Radfahrerinnen<br />
und Radfahrer<br />
im letzten Jahr sind elf zu<br />
viel“, sagt Eva-Maria<br />
Scheel, die Landesvorsitzende<br />
des ADFC Berlin.<br />
Der Allgemeine Deutsche<br />
Fahrrad-Club Berlin<br />
(ADFC) ruft daher wie auch<br />
in den vergangenen Jahren<br />
zum „Ride of Silence“ zum<br />
Gedenken an verunglückte<br />
Radfahrer auf. Am Mittwoch<br />
(15. Mai) werden<br />
rund 1500 Radfahrer zu der<br />
Schweigefahrt in heller<br />
Kleidung erwartet. Die<br />
Tour startet um 19 Uhr am<br />
Brandenburger Tor und<br />
führt rund zehn Kilometer<br />
durch Mitte, Friedrichshain<br />
und Prenzlauer Berg -<br />
vorbei an mehreren ADFC-<br />
Geisterrädern, die an den<br />
Unfallorten an tödlich verunglückte<br />
Radfahrer erinnern.<br />
2018 gab es in Berlin<br />
fast 8000 Unfälle, in die<br />
Radler verwickelt waren –<br />
gut 900 mehr als noch 2017.<br />
Dabei kamen elf Radfahrer<br />
ums Leben, knapp 750 wurden<br />
schwer verletzt. Ein<br />
Viertel der insgesamt im<br />
Straßenverkehr getöteten<br />
Menschen sind Fahrradfahrer<br />
–obwohl sie nur in<br />
vier Prozent der Verkehrsunfälle<br />
verwickelt sind. Oft<br />
machen Autofahrer dabei<br />
Fehler beim Abbiegen: Sie<br />
übersehen vor allem beim<br />
Rechtsabbiegen Fahrradfahrer<br />
mit Vorfahrt.<br />
Unternehmer Hamid Djadda<br />
will mit frischen Ideen gegen<br />
den Mietenwahnsinn vorgehen<br />
Von<br />
STEFANIE HILDEBRANDT<br />
Berlin – Das Auftauchen seines<br />
Retters muss dem Glasermeister<br />
Hans-Jürgen Arnsmann<br />
(78) wie ein Wunder<br />
vorgekommen sein. Sein kleiner<br />
Laden in der Friedenauer<br />
Albestraße war ihm schon<br />
gekündigt worden, bezahlbarer<br />
Ersatz partout nicht zu<br />
finden. Doch bevor Arnsmann<br />
seine Rahmen, goldene<br />
und schlichte, veräußern und<br />
wider Willen in den Ruhestand<br />
gehen sollte, trat<br />
Hamid Djadda auf die Bühne<br />
dieses <strong>Berliner</strong> Dramas.<br />
Spekulanten streben nach maximalem<br />
Gewinn –ohne Rücksicht<br />
auf das Allgemeinwohl<br />
und die Gesellschaft. Der<br />
Deutsch-Iraner Hamid Djadda<br />
(61) ist auch Unternehmer.<br />
Doch mit seinem im April gegründeten<br />
Verein Erste Sahne<br />
e.V. will er nichts weniger, als<br />
den aus dem Ruder gelaufenen<br />
Mietmarkt in Berlin umkrempeln<br />
–zugunsten der Mieter,<br />
für eine charmante Durchmischung,<br />
für lebenswerte Kieze<br />
ohne Verdrängung (KURIER<br />
berichtete).<br />
Mit seiner Ohde-Stiftung hat<br />
Djadda erst einmal bei Hans-<br />
Jürgen Arnsmann angefangen.<br />
Weitere punktuelle Rettungsaktionen<br />
sollen folgen. Anfragen<br />
gibt es genug. Da sind die<br />
beiden Mietshäuser in Neukölln<br />
und Friedrichshain, die<br />
alleinerziehende Mutter von<br />
Seit Jahrzehnten<br />
ist der Laden von<br />
Hans-Jürgen<br />
Arnsmann (l.)<br />
eine Institution<br />
in Friedenau.<br />
vier Kindern, und der Mieter,<br />
der nach einer Sanierung statt<br />
400 auf einmal 1400 Euro für<br />
seine Wohnung bezahlen soll.<br />
Sie alle hoffen auf ein neues<br />
Modell, das teure Mieten überflüssig<br />
machen soll. Das <strong>Berliner</strong><br />
Modell, wie es Hamid Djadda<br />
nennt. Er möchte, dass sein<br />
Beispiel, den Mietzins für<br />
Wohnraum mit Hilfe von privaten<br />
gemeinnützigen Stiftungen<br />
zu konservieren, Schule macht.<br />
Seine Ideen und Vorschläge hat<br />
er im jetzt erschienenen Buch<br />
„Teure Mieten abschaffen“ veröffentlicht.<br />
Die Kernthesen des<br />
Mannes, dessen Geschäft neben<br />
Marzipanpralinen und<br />
Blechschildern vor allem Immobilienprojekte<br />
sind, und der<br />
unter anderem die Avus-Tribüne<br />
zu Büros umbauen lässt, sind<br />
kurz umrissen:<br />
1. Gesetze, die Spekulationen<br />
fördern, müssen geändert werden.<br />
2. Es bedarf eines massiven<br />
Baus von Wohnungen, die bezahlbar<br />
sind. 3. Und am spannendsten:<br />
Immobilien, deren<br />
Mieter von einer Verdrängung<br />
bedroht sind, müssen von gemeinnützigen<br />
Stiftungen gekauft<br />
werden, um sie anschließend<br />
günstig weiter zu vermieten.<br />
Der Verein „Erste Sahne“<br />
vergibt für den Kauf der Immobilien<br />
Darlehen, die über die<br />
Miete langfristig wieder beglichen<br />
werden. „Wenn man keine<br />
Gewinne machen muss,<br />
kann man so über Jahrzehnte<br />
bezahlbare Mieten garantieren“,<br />
erklärt Djadda. Die Darlehen<br />
kommen in Raten wieder<br />
zurück, und können neu vergeben<br />
werden. Ein Perpetuum<br />
mobile des Geldes.<br />
Gut betuchte, die sich sozial<br />
engagieren wollen, können eigenen<br />
Stiftungen gründen, aber<br />
auch weniger Vermögende<br />
könnten an einer Crowdfunding-Kampagne<br />
teilnehmen,<br />
mit anderen Stiftungen gründen.<br />
„Wir Deutschen tendieren<br />
zu Skepsis. Wir kennen den<br />
Teufelskreis, aber für die positive<br />
Variante haben wir kein<br />
Wort. Das sollten wir ändern.<br />
Lassen Sie uns einen Paradieskreis<br />
schaffen“, sagt Djadda.