Platzhirsch_1_2019
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oder: Warum unfähige Männer so oft in Führungspositionen sind.<br />
Jetzt sitze ich hier am Schreibtisch und<br />
bin mir absolut bewusst, dass es wenig<br />
Themen mit einer ähnlich hohen<br />
Fettnäpfchen-Wahrscheinlichkeit gibt. Vielleicht<br />
ist das auch der Grund, warum ich<br />
heute Mittag die Tastatur beiseite geschoben<br />
habe.<br />
Ich wollte zunächst dem ganzen Thema<br />
einen wissenschaftlichen Anstrich geben, Studien<br />
heranziehen, etc. Ich war zu verkopft<br />
unterwegs bei diesem emotionalen Thema.<br />
Da hilft nur „verstunden“. Mit Einsetzen<br />
der sogenannten Blauen Stunde heute um<br />
21.11 Uhr habe ich eine Flasche Spätburgunder<br />
entkorkt, mir ein Glas davon eingegossen<br />
und Gedanken „unplugged“ auf die<br />
Tastatur fließen lassen:<br />
Ich beschäftige mich seit 2002 intensiv<br />
mit dem Thema Führung. 2010 war ich auf<br />
einem Gesundheitsgipfel auf der Zugspitze.<br />
Dort referierte ein Wissenschaftler darüber,<br />
dass Frauen grundsätzlich besser geeignet<br />
sind für Führungsfunktionen. Seine Begründung:<br />
Sie vereinigen viel mehr gesundheitsförderliche<br />
Kompetenzen in sich, wie z.B.<br />
Bescheidenheit, Teamfähigkeit, Erklären,<br />
Zuhören, Einfühlen … emotionale Intelligenz<br />
halt.<br />
Kann das stimmen? Was sagen meine Erfahrungen?<br />
Was sagt mein Bauchgefühl?<br />
Natürlich tauchten dort konkrete Bilder<br />
vor meinen Augen auf, die das Gehörte in<br />
Frage stellten. Erst als ich alle menschgewordenen<br />
Gegenbeispiele und Befindlichkeiten<br />
beiseite stellte, konnte ich innerlich<br />
zustimmend nicken. Denn wir reden über<br />
Wissenschaft und Statistiken.<br />
Wenn das so ist, warum sind Frauen<br />
in diesem Bereich immer noch unterrepräsentiert?<br />
Im letzten Jahr las ich<br />
einen Artikel von diesem Menschen:<br />
Tomas Chamorro-Premuzic, Baujahr 1975,<br />
Psychologe mit argentinischen Wurzeln,<br />
Sozialwissenschaftler, Autor und Entrepreneur,<br />
Professor für Wirtschaftspsychologie<br />
in London und New York.<br />
Er forscht seit vielen Jahren zum Thema<br />
Persönlichkeit und Führungskompetenzen.<br />
In einem Artikel für die „Harvard Business<br />
Review“ und in seinem Buch beschreibt der<br />
Forscher, dass wir als Gesellschaft unfähig<br />
sind, zwischen Selbstüberzeugung und tatsächlichem<br />
Können zu unterscheiden.<br />
Quelle: hbr.org/2013/08/why-do-somany-incompetent-men<br />
Den einzigen Vorteil, den Männer im<br />
Bezug auf Führungspositionen gegenüber<br />
Frauen haben, ist – laut Chamorro-Premuzic<br />
– der Hang zur Überheblichkeit.<br />
Während Frauen oft zurückhaltender<br />
und selbstkritischer sind, behaupten Männer<br />
viel überzeugter, etwas zu beherrschen.<br />
Er spricht von Männern, die zwar charmant,<br />
charismatisch und entscheidungsfreudig<br />
auftreten, die aber auch eher Risiken<br />
eingehen, impulsiver und aggressiver<br />
sind. Die sich selbst schlecht im Griff haben.<br />
Er spricht von Männern, die sich zwar zunächst<br />
gut darstellen können, deren Ego<br />
aber größer ist als ihre Fähigkeiten und damit<br />
einer guten Zusammenarbeit mit ihren<br />
Mitarbeitern im Wege steht.<br />
Chamorro-Premuzic plädiert deshalb<br />
für einen Wandel unseres Verständnisses<br />
von gutem Führungspersonal. Damit in<br />
Zukunft weniger unfähige Männer fähigen<br />
Frauen den Weg versperren. Und damit<br />
unsere Gesellschaft fairer, besser und erfolgreicher<br />
geführt werden kann. Bei Auswahlprozessen<br />
sollten viel genauer diese<br />
elementaren, gesundheitsförderlichen<br />
Skills in den Fokcus genommen werden –<br />
losgelöst vom Geschlecht.<br />
Am Ende steht wieder die Frage: Kann<br />
ich mich auf dieses Denken einlassen?<br />
Sind seine Thesen belastbar? Regt das zum<br />
Nachdenken – Umdenken – Neudenken an?<br />
Entscheidet selbst ... aber bitte nicht,<br />
ohne zuvor meinem Speaker-Freund<br />
Gaston Florin bei seiner humorvollen Wandlung<br />
„Mann spricht Frau“ gefolgt zu sein:<br />
Länge: 05:09 / die prägnanteste Stelle<br />
findet ihr ab der Minute 2:44<br />
Was meint ihr, wen laden wir 2020<br />
in unsere Region ein? Tomas Chamorro-<br />
Premuzic oder Jaqueline?