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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 115 · M ontag, 20. Mai 2019 17 *<br />
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Sport<br />
Gottes Werk und Kovacs Beitrag<br />
Dass Franck Ribéry und Arjen Robben in ihrem letzten Bundesligaspiel für den FC Bayern treffen, sorgt für ein Happy End der Saison und die 29. Meisterschaft<br />
VonMaik Rosner,München<br />
Uli Hoeneß sprach von<br />
Hollywood und sogar<br />
von Gott als Regisseur.<br />
Auch Niko Kovac zog<br />
Quervergleiche zu Filmen aus der<br />
Traumfabrik, zu Drehbüchern, die<br />
zwar überzeichnet sind, aber auch<br />
deshalb das Herz vieler so wärmen,<br />
weil sie eigentlich zu schön sind, um<br />
wahr zu sein. „Das kann man nicht<br />
besser inszenieren, das kann man<br />
nicht besser schreiben“, befand der<br />
Trainer, nachdem Präsident Hoeneß<br />
gemutmaßt hatte, dass „irgendeiner<br />
da oben“ Autor dieses Rührstücks<br />
gewesen sein musste.<br />
Trainer als Randfigur<br />
Wenn Manuel Neuer lächelt und Franck Ribérydie Meisterschale zum siebten Mal in Serie in die Luft recken darf, kann die Saison so schlecht nicht gewesen sein.<br />
Es gab einige, die nach dem Gewinn<br />
des siebten Meistertitels in Serieund<br />
des 29. der Münchner insgesamt die<br />
überbordenden Emotionen beim<br />
letzten Bundesligaspiel von Franck<br />
Ribéry und Arjen Robben samt ihrer<br />
Abschiedstoreals perfekte Komposition<br />
einstuften. Auch später noch,<br />
auf der kleinen Meisterfeier am<br />
Nockherberg, auf der allerdings erneut<br />
jene Spannungen deutlich wurden,<br />
die große Teile der Saison geprägt<br />
hatten. Wie durch Jérôme<br />
Boatengs Fehlen bei der Party. Oder<br />
wie durch Kovac als Randfigur,die er<br />
schon bei den Feierlichkeiten in der<br />
Arena abgegeben hatte. Einig waren<br />
sich die Münchner darin, dass ein<br />
Hollywoodregisseur „das Spiel so gemacht<br />
hätte wie heute“ (Hoeneß),<br />
auch auf den Verdacht hin, ein bisschen<br />
zu tief in die Kitschkiste gegriffen<br />
zu haben. Undpassten die Pointen<br />
des Ligafinals nicht gerade deshalb<br />
so gut zu dieser Saison des FC<br />
Bayern, weil dieser dem alten Image<br />
vom FCHollywood im ersten Amtsjahr<br />
Kovacs so nahe gekommen war?<br />
Dieabschließenden Pinselstriche<br />
fügten sich einerseits ins Gesamtbild.<br />
Sie standen diesem aber auch<br />
entgegen, weil es ja oft von Kampf<br />
geprägt war,von internen Dissonanzen,<br />
Spielerkritik am Trainer, durchgesteckten<br />
Interna, vomschwierigen<br />
Umbruch und der Dauerdebatte um<br />
Kovac und dessen Vorgaben. Doch<br />
beim 5:1 (1:0) gegen Eintracht Frankfurt<br />
und nach der erfolgreichsten<br />
Rückrunde der Vereinsgeschichte in<br />
der Liga fand zumindest dieser<br />
Handlungsstrang ein Happy End,<br />
eine Woche vor dem Pokalfinale gegen<br />
RB Leipzig. Spätestens nach den<br />
Toren von Kingsley Coman (4.), David<br />
Alaba (53.) und Renato Sanches<br />
(58.) sowie dem zwischenzeitlichen<br />
Ausgleich vonSébastien Haller (50.).<br />
Ribéry, 36, wurde nach gut einer<br />
Stunde eingewechselt, ehe er nach<br />
einem Dribbling zwischen David<br />
Abraham und Danny da Costa hindurch<br />
mit einem kunstvollen Lupfer<br />
über Torwart Kevin Trapp hinweg<br />
traf (72.). Hoeneß brach auf der Tribüne<br />
umgehend in Tränen aus,<br />
sprach später von einem „Wahnsinnstor“.<br />
Ribéry, mit neun Meistertiteln<br />
nun Rekordhalter, hatte schon<br />
davor geweint und schluchzte auch<br />
später mehrmals,als er den Fans zurief:<br />
„Ich liebe euch.“ Auch Robben,<br />
35, traf noch (78.), wie Ribéryelf Minuten<br />
nach seiner Einwechslung.<br />
Zwar nicht so hübsch, aber für ihn<br />
natürlich ebenso wertvoll.<br />
DPA/DONATO<br />
Kovac hatten auf der Pressekonferenz<br />
nach dem Spiel wenige Sätze<br />
genügt, um die Höhen und Tiefen<br />
der Saison mit persönlichem Einschlag<br />
zusammenzufassen. „Wir haben<br />
Großes geleistet. Ichweiß nicht,<br />
ob es so eine Aufholjagd schon einmal<br />
gegeben hat“, erinnerte er an die<br />
zwischenzeitlich neun Punkte Rückstand<br />
auf den damaligen Tabellenführer<br />
Borussia Dortmund. „Ich bin<br />
total happy, ich bin total ausgelaugt“,<br />
sagte Kovac weiter und ließ bei seinem<br />
Dank für die Sprechchöre der<br />
Fans zu seinen Ehren abermals erkennen,<br />
wie sehr dieses Jahr mit dem<br />
andauernden Zweifeln an seinen Fähigkeiten,<br />
vor allem nach dem Aus<br />
im Achtelfinale der Champions<br />
League, anihm genagt hat. Die Unterstützung<br />
der Anhänger sei nun<br />
einfach schön, sagte er, „wenn man<br />
Anerkennung bekommt, vielleicht<br />
auch Trost“. Wohlgemerkt nach seinem<br />
ersten Meisterstück als Trainer<br />
und als Zweitem überhaupt nach<br />
Klublegende Franz Beckenbauer,<br />
dem das zuvor als Spieler und Coach<br />
mit dem FC Bayern gelungen war.<br />
Fehlende Bekenntnisse<br />
Kovac hat dann noch seiner Überzeugung<br />
Ausdruck verliehen, die<br />
Mannschaft in der kommenden Saison<br />
weiterhin anleiten zu dürfen. Er<br />
habe „Informationen aus erster<br />
Hand“, sagte er und verwies auf Gespräche<br />
mit seinen drei Chefs. Sehr<br />
gewiss klang das, doch weder der<br />
ihm gewogene Hoeneß noch der<br />
Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz<br />
Rummenigge oder Sportdirektor Hasan<br />
Salihamidzic wollten bestätigen,<br />
was Kovac andeutete, als er sagte:<br />
„Wenn man redet, hört man schon<br />
raus,inwelche Richtung es geht. Ich<br />
glaube schon, dass ich das richtig interpretierthabe.“<br />
Er gehe davon aus,<br />
seinen Vertragbis 2021 „hoffentlich“<br />
erfüllen zu dürfen. Doch erst nach<br />
dem Pokalendspiel am Sonnabend<br />
in Berlin gegen Leipzig dürfte klar<br />
werden, ob all der Kitsch beim Ligafinale<br />
nicht vielleicht zu schön war,<br />
um wahr zu sein. Fürs gesamte<br />
Drehbuch dieser Saison.<br />
Meinen Ausbildungsplatz habe ich<br />
auf azubis.de gefunden!