AUTOINSIDE Ausgabe 6 – Juni 2019
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BETRIEBSWIRTSCHAFT<br />
Figas-Branchenspiegel<br />
«Es bestehen grosse Unterschiede<br />
zwischen den einzelnen Garagen»<br />
Der Figas-Branchenspiegel attestiert den Markenhändlern ein solides Geschäftsjahr 2018. Jvan Hutter, Ökonom und Leiter<br />
Business Management bei der Figas Autogewerbe-Treuhand der Schweiz, im Interview über Renditen, Elektromobilität und<br />
die Schwierigkeiten für mittelgrosse Betriebe. Sandro Compagno<br />
Herr Hutter, wie geht es dem Schweizer Garagisten heute?<br />
Jvan Hutter, Leiter Business Management Figas: Generell hat sich<br />
das Schweizer Autogewerbe trotz der starken Wettbewerbssituation<br />
<strong>–</strong> bedingt durch die grosse Modellvielfalt, die hohe Fahrzeugdichte,<br />
veränderte rechtliche Rahmenbedingungen, die voranschreitende<br />
Digitalisierung oder ganz allgemein Strukturveränderungen, um einige<br />
Beispiele zu nennen <strong>–</strong> recht gut im Markt gehalten. Wie in den meisten<br />
anderen Branchen besteht jedoch eine grosse Bandbreite, abhängig<br />
von Faktoren wie Betriebsgrösse oder Kostenstruktur. Bei zahlreichen<br />
Garagen führt die zunehmende Thematik der Digitalisierung und<br />
Elektrifizierung sowie bevorstehende Nachfolgeregelungen zu gewissen<br />
Unsicherheiten betreffend der zukünftigen strategischen Positionierung.<br />
Im Figas-Branchenspiegel ist nachzulesen, dass die Eigenkapitalrendite<br />
der Markenhändler durchschnittlich 4,9 Prozent erreicht hat.<br />
Ist das aus Ihrer Sicht ein zufriedenstellender Wert?<br />
Wir haben in den letzten fünf Jahren eine Steigerung von 2,6 auf 4,9<br />
Prozent erlebt. Diese Entwicklung geht sicher in die richtige Richtung.<br />
Der Wert ist solid, doch auch hier gibt es grosse Unterschiede zwischen<br />
den einzelnen Unternehmen. Die Rentabilität konnte im Schnitt verbessert<br />
werden, das Ergebnis des einzelnen Betriebs hängt jedoch teils<br />
stark von der Erreichung der Zielvorgaben der Importgesellschaften<br />
ab. Tendenziell haben die mittelgrossen Betriebe zurzeit am meisten<br />
zu kämpfen. Die grösseren Betriebe können mit Massnahmen wie beispielsweise<br />
Zentralisierung der Administration oder dank besseren<br />
Einkaufskonditionen ihre Kostenstruktur verbessern. Kleinere Betriebe<br />
haben oft eine sehr schlanke Organisation, was ebenfalls einen<br />
positiven Effekt auf die Rentabilität hat. Dennoch ist die Renditefrage<br />
Kurs: Finanzielle Führung in Garagenbetrieben<br />
Kennen Sie die Finanzzahlen in Ihrem Unternehmen und wissen Sie, wie Sie<br />
diese beurteilen müssen? Dieser Kurs der AGVS Business Academy richtet<br />
sich an Inhaber, Geschäftsführer und Finanzverantwortliche von Garagenbetrieben,<br />
die ihre Kompetenz in Finanz- und Controlling-Fragen auffrischen<br />
oder vertiefen wollen. Sie lernen wichtige Finanzentscheide im Betrieb zu<br />
beurteilen, vorzubereiten und durchzuführen.<br />
Referenten:<br />
André Frey (dipl. Wirtschaftsprüfer, Geschäftsführer Figas)<br />
David Regli (dipl. Wirtschaftsprüfer, Leiter Wirtschaftsprüfung Figas).<br />
Datum/Ort:<br />
Dienstag, 5. November <strong>2019</strong>, in der Mobilcity in Bern<br />
Mittwoch, 6. November <strong>2019</strong>, im AGVS Ausbildungszentrum in St. Gallen<br />
Weitere Infos unter:<br />
agvs-upsa.ch/de/berufsbildung/agvs-business-academy<br />
sehr individuell zu beurteilen und hängt von verschiedenen Faktoren<br />
ab: beispielsweise die Forderungen der Hersteller an die Standards oder<br />
einzelne Investitionsentscheidungen des Händlers. Entscheidend für<br />
Erfolg oder Misserfolg sind nicht zuletzt die Mitarbeitenden.<br />
Was raten Sie Garagen mit ungenügender Eigenkapitalrendite?<br />
Eine Möglichkeit, diese zu verbessern, besteht in der Reduktion<br />
des Eigenkapitals, sei dies durch Dividendenbezüge oder Kapitalrückzahlungen.<br />
Eine Verbesserung ist auf diese Weise aber nur möglich,<br />
wenn die Fremdkapitalkosten tiefer sind als die Gesamtkapitalkosten.<br />
Ferner ist darauf zu achten, dass Eigen- und Fremdkapital in einem<br />
gesunden Verhältnis bleiben, damit es bei den Kreditkonditionen<br />
keine bösen Überraschungen gibt. Auch im Hinblick auf eine Nachfolgeregelung<br />
kann es unter Umständen Sinn ergeben, das Eigenkapital<br />
zu reduzieren, damit der dadurch tiefere Unternehmenswert<br />
für einen Käufer besser finanzierbar wird.<br />
Die Daten im Figas-Branchenspiegel stammen aus Betrieben, die im<br />
Verkauf einen direkten Verkaufsvertrag mit einem Importeur haben.<br />
Was bedeutet der Branchenspiegel für die freien Garagen und die<br />
Betriebe, die sich einem Garagenkonzept angeschlossen haben?<br />
Ihnen dient der Branchenspiegel als Informationsinstrument, in<br />
welcher Bandbreite sich die Branche bewegt. Diese Vergleichsmöglichkeit<br />
bietet keine andere Publikation der Branche. Der Branchenspiegel<br />
unterstützt die Garagisten darin, den eigenen Betrieb kritisch zu<br />
durchleuchten, die eigenen Stärken und Schwächen zu analysieren<br />
und entsprechende Massnahmen zu ergreifen. Wir stellen immer<br />
wieder fest, dass besonders bei den kleineren Betrieben oft entsprechende<br />
Controlling-Instrumente fehlen.<br />
Eine grundsätzliche Frage zum Branchenspiegel: Sie bieten eine Fülle an<br />
Zahlen für jeden betriebswirtschaftlichen Bereich in einer Garage. Was<br />
aber fängt der einzelne Garagist mit diesen Durchschnittszahlen an?<br />
Für das strategische Management und den nachhaltigen Erfolg<br />
eines Unternehmens ist es wichtig, die Entwicklungen und finanzwirtschaftlich<br />
wichtigen Zahlen zu kennen und zu analysieren. Der<br />
Branchenspiegel ermöglicht den Vergleich des eigenen Betriebs mit<br />
den Durchschnittswerten der Mitbewerber. Wir empfehlen, die Analysen<br />
mit einem Fachmann zu besprechen und die entsprechende<br />
Positionierung sowie die Umsetzung im eigenen Betrieb festzulegen.<br />
Das Autogewerbe befindet sich in einem fundamentalen Wandel.<br />
Welche Betriebe werden überleben und welche werden in den<br />
nächsten Jahren in Schwierigkeiten geraten?<br />
Einerseits wird es für die kleinen Betriebe voraussichtlich<br />
schwieriger, mit dem rasanten technischen Wandel Schritt zu halten.<br />
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<strong>Juni</strong> <strong>2019</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>