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BERLINER KURIER, Donnerstag, 20. Juni 2019<br />
Unter den Fahrgästen der<br />
Ersatzbusse warenam<br />
Mittwochvormittag kaum<br />
Fluggäste. Kaum jemand<br />
wollte bis zum Terminal in<br />
Schönefeld fahren.<br />
Eng an eng stehen die<br />
Fahrgäste, die vordem<br />
Bahnhof Baumschulenwegineinen<br />
Ersatzbus<br />
einsteigen wollen. Rund<br />
50 dieser Busse sind bis<br />
5. Juli im Einsatz.<br />
Fotos: Camcop Media/Andreas Klug<br />
Von<br />
ELMAR SCHÜTZE<br />
Berlin – Merkwürdiges Timing<br />
der Bahn. Pünktlich<br />
zum Ferienbeginn hat die<br />
Deutsche Bahn bis zum 5. Juli<br />
die S-Bahnlinien S9 und S45<br />
unterbrochen. Wer durch<br />
Berlins Südosten oder zum<br />
Flughafen Schönefeld will,<br />
muss in Ersatzbusse umsteigen.<br />
Diese fahren von den<br />
Bahnhöfen Baumschulenweg,<br />
Schöneweide und Adlershof<br />
zum Airport.<br />
Grund für die Unterbrechung<br />
sind Bauarbeiten am Bahnhof<br />
Schöneweide, ein Bahnhof, den<br />
die Bahn bis Ende 2021 umbauen,<br />
sanieren und dafür insgesamt<br />
95 Millionen Euro einsetzen<br />
will. „Aktuell wird dort eine<br />
neue Leit- und Sicherheitstechnik<br />
eingerichtet“, sagt Sprecher<br />
Burkhard Ahlert. Weichen und<br />
Signale werden mit neuer<br />
Technik versehen. Da währenddessen<br />
auf der Strecke keine<br />
Züge fahren können, nutze<br />
die Bahn die Zeit zudem, um<br />
auf drei Kilometern Länge neue<br />
Gleise zu legen und eine Entwässerungsleitung<br />
zu installieren,<br />
erläutert Ahlert.<br />
Um die Fahrgäste zu den richtigen<br />
Bussen zu lotsen, hat die<br />
Deutsche Bahn 40 zusätzliche<br />
Servicemitarbeiter auf die<br />
Bahnhöfe und die Straße geschickt.<br />
Sie sollen in zwei<br />
Schichten täglich zwischen 6<br />
und 22 Uhr den Fahrgästen mit<br />
Rat zur Seite stehen und den<br />
Weg weisen. Der erste Eindruck<br />
an diesem Mittwochvormittag:<br />
Es funktioniert ganz<br />
gut. Die meisten Fahrgäste wissen<br />
Bescheid. Die vielen Schilder<br />
und möglicherweise auch<br />
die per Hand mit weißer Farbe<br />
aufs Pflaster geschriebenen<br />
Hinweise –waren die üblichen<br />
aufklebbaren Fußstapfen ausgegangen?<br />
–halfen offenbar bei<br />
der Orientierung.<br />
Das überraschend positive<br />
Fazit mag damit zusammenhängen,<br />
dass an diesem Vormittag<br />
tatsächlich vor allem Ortskundige<br />
unterwegs sind. Ein<br />
Selbstversuch im Bus beweist:<br />
Die meisten steigen an den Haltestellen<br />
Schöneweide oder Adlershof<br />
aus, nur drei fahren<br />
durch bis zum Flughafen. Nach<br />
30 Minuten ohne Stau selbst<br />
auf dem notorisch überfüllten<br />
Adlergestell hält der Bus<br />
schließlich am Terminal. Kein<br />
Problem!<br />
Diese Beobachtung mag ein<br />
Zufallsbefund sein –doch sie<br />
stärkt die Argumentation der<br />
Deutschen Bahn. Nach Angaben<br />
von Sprecher Ahlert habe<br />
man die Sperrung bewusst in<br />
die Ferien gelegt. „Dann sind<br />
weniger Schüler und Berufstätige<br />
unterwegs“, die durch die<br />
Bauarbeiten belastet werden<br />
könnten.<br />
Doch die Urlauber werden<br />
schon noch kommen. Die Flughafengesellschaft<br />
Berlin-Brandenburg<br />
(FBB) rechnet mit<br />
fünf Millionen Passagieren in<br />
den Ferien. Allein dieses Wochenende<br />
sollen rund 432 000<br />
Menschen in Tegel und Schönefeld<br />
starten und landen. Etliche<br />
davon werden den Schienenersatzverkehr<br />
im Südosten<br />
benutzen. Die FBB rechnet damit,<br />
dass der 5. Juli der vollste<br />
Tag werde: Rund 120 000 Menschen<br />
werden erwartet, weil<br />
der Rückreiseverkehr einsetze.<br />
Just an dem Tag sollen die Bahnen<br />
wieder planmäßig rollen.<br />
Dabei muss es nicht immer<br />
S-Bahn sein. Tatsächlich<br />
kommt man mit Regionalzügen<br />
schneller nach Schönefeld –<br />
und anders als S-Bahnen sind<br />
diese Züge auch klimatisiert.<br />
Der Fahrpreis ist derselbe: Ein<br />
Ticket für den Tarifbereich<br />
ABC reicht aus.<br />
Die Züge der Linien RE7 und<br />
RB14 bilden einen Halbstundentakt<br />
zwischen Berlin und<br />
Schönefeld. Vom Bahnhof Zoo<br />
dauert die direkte Fahrt 34,<br />
vom Hauptbahnhof sind es 28<br />
Minuten. Vom Bahnhof Friedrichstraße<br />
sind je nach Linie 24<br />
oder 25 Minuten einzuplanen,<br />
vom Alexanderplatz 21 Minuten.<br />
Vom Ostbahnhof geht es<br />
per Regionalzug in 16 oder 17<br />
Minuten nach Schönefeld, vom<br />
Ostkreuz dauert die Fahrt sogar<br />
nur 12 Minuten.<br />
Ein weiterer Tipp: Für viele<br />
bietet sich auch die Kombination<br />
U-Bahn-Linie U7 und Bus<br />
(X7/171) an. In jedem Fall empfiehlt<br />
sich, die Fahrt bei<br />
www.bvg.de oder www.vbb.de zu<br />
planen – das Internet ist<br />
manchmal klüger als manch<br />
eingesessener <strong>Berliner</strong>!<br />
Und ob man mit dem Auto tatsächlich<br />
besser bedient ist, ist<br />
noch die Frage. Zum Ferienbeginn<br />
drohen auf vielen Strecken<br />
Staus.<br />
Besonders beliebt bei den<br />
<strong>Berliner</strong>n sind die Autorouten<br />
in Richtung Nord- und Ostsee –<br />
und entsprechend voll dürfte es<br />
werden. Das gilt insbesondere<br />
für die Autobahn A11 (<strong>Berliner</strong><br />
Ring bis Pomellen an der polnischen<br />
Grenze) und die A19/24<br />
(<strong>Berliner</strong> Ring über Wittstock/Dosse<br />
nach Rostock).<br />
Auch auf der Bundesstraße B96<br />
Richtung Norden dürfte es länger<br />
dauern. Besonders problematisch<br />
dürften zwei Baustellen<br />
auf dem <strong>Berliner</strong> Ring sein,<br />
die sich seit Monaten als Staufallen<br />
erweisen. Zwischen dem<br />
Dreieck Pankow und Neuruppin<br />
sowie zwischen den Dreiecken<br />
Nuthetal und Werder<br />
wird gebaut.<br />
Doch auch auf <strong>Berliner</strong> Straßen<br />
eröffnen zum Ferienbeginn<br />
Baustellen: Ab heute wird<br />
die Hauptstraße in Französisch<br />
Buchholz stadteinwärts gesperrt.<br />
Ab 1. Juli ist die Schlossbrücke<br />
in Charlottenburg dicht.