Berliner Kurier 23.06.2019
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BERLINER KURIER, Sonntag, 23. Juni 2019<br />
Gefahrenquelle:ImAbfall von<br />
Fernfahrern an Autobahnparkplätzen<br />
können die Erreger der<br />
Schweinepest lauern. Jeder<br />
weggeworfene Salamizipfel,<br />
jede angebissene Wurststulle<br />
könnte eine Seuche auslösen.<br />
langsam<br />
aus.<br />
Manchmal aber<br />
tritt die Krankheit<br />
schlagartig in einer Region auf,<br />
die Hunderte Kilometer vom<br />
nächsten betroffenen Gebiet<br />
entfernt ist. Für diese Sprünge<br />
sorgen meist Fernfahrer, die<br />
mit ihren Lastwagen von Russland,<br />
vom Baltikum und von Polen<br />
aus einmal quer durch<br />
Deutschland nach Westeuropa<br />
fahren und infizierte Lebensmittel<br />
als Proviant dabeihaben.<br />
Zwei Drittel aller Waren, die<br />
importiert werden, kommen<br />
über<br />
Autobahnen ins<br />
Land. Die A2 ist so<br />
etwas wie die Strecke<br />
mit dem größten ASP-Risiko;<br />
sie beginnt am <strong>Berliner</strong><br />
Ring und endet 473 Kilometer<br />
später in Oberhausen im Ruhrgebiet.<br />
Es ist die wichtigste Ost-<br />
West-Transit-Route der Bundesrepublik,<br />
auf der jeden Tag<br />
Zehntausende Fahrzeuge unterwegs<br />
sind.<br />
Carsten Gericke geht in die<br />
Hocke und schiebt all den Müll,<br />
der unter einem der 30 knallgelben<br />
Kübel liegt, in einen<br />
neuen blauen Sack: eine leere<br />
Flasche Wodka, leere Sprite-<br />
Flaschen, zerknüllte Taschentücher,<br />
platte Zigarettenschachteln,<br />
trockene Salamipelle,<br />
Tüten mit vertrocknetem<br />
Brot und Essensresten aller Art,<br />
eine Suppendose und eine fast<br />
leere Packung polnischern<br />
Würstchen.<br />
Als der Sack voll ist,<br />
wirft Gericke ihn<br />
auf die Ladefläche<br />
des Transporters<br />
und geht zur nächsten<br />
gelben Tonne.<br />
Das<br />
Auto<br />
von Tino<br />
Fiedler<br />
rollt auf<br />
den<br />
Parkplatz.<br />
Der<br />
Chef der<br />
Autobahnmeisterei<br />
Werder koordiniert<br />
die<br />
ArbeitA<br />
von 34<br />
Leuten. L An dieem<br />
Tag ist er<br />
se<br />
un<br />
nterwegs, um in<br />
seinem Revier mal<br />
wieder zu kontrol-<br />
obnoch alle<br />
lieren, Zäune in Ordnung<br />
sind<br />
und ob Mülltonersetzt<br />
werden<br />
nen<br />
müssen. „Noch ist die<br />
Schweinepest<br />
nicht<br />
da“, sagt der 34-Jährige<br />
und streckt den Rücken.<br />
„Und<br />
wir sagen ganz stolz:<br />
Das liegt auch an uns.“<br />
Dass der Kampf nicht<br />
leichter wird, weiß Fiedler.<br />
Denn die Unver-<br />
scheint gren-<br />
nunftt zenlos. Zwar stehen<br />
an jeder Parkplatzaufund<br />
jeder Auto-<br />
fahrt<br />
bahntoilette<br />
große<br />
Warnschilder, die auf<br />
Deutsch, Polnisch, Russisch,<br />
, Englisch und Fran-<br />
Tierseu-<br />
zösischüberdie che aufklärena<br />
und auf-<br />
„Bitte werfen Sie<br />
fordern: Speis<br />
ereste nur in verschlossene<br />
Müllbehälter.“ Doch die<br />
Abfallberge zeugen von Ignoranz.<br />
Und es sind nicht nur die<br />
Truckfahrer, die für Ärger sorgen,<br />
sondern auch Tiere. So reißen<br />
Krähen liebend gern die<br />
zusätzlichen Müllsäcke an den<br />
Tonnen auf und suchen darin<br />
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