06.07.2019 Aufrufe

Berliner Zeitung 05.07.2019

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Soziologe Heinz Bude über die alten Stärken der SPD –und deren Zukunft – Feuilleton Seite 22<br />

Neil Young<br />

in der<br />

Waldbühne<br />

Seite 21<br />

16°/21°<br />

Starkbewölkt<br />

Wetter Seite 2<br />

Der späte Wahlkampf der<br />

Ursula von der Leyen<br />

Tagesthema Seite 2, Leitartikel Seite 8<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Die Macher der neuen Revue<br />

im Friedrichstadt-Palast<br />

Berlin Seite 10<br />

Freitag,5.Juli 2019 Nr.153 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Wolf Biermann singt in der<br />

Stasiopfer-Gedenkstätte<br />

Berlin Seite 15<br />

Frankreich<br />

Der<br />

Hahnenstreit<br />

vor Gericht<br />

VonBirgit Holzer<br />

Hahn Maurice von der französischen<br />

Atlantikinsel Île d‘Oléron<br />

hat einen angenehmen Sommer vor<br />

sich. Er darfkrähen, ohne dass ihn irgendjemand<br />

davon abhält –weder<br />

seine Besitzer noch die Nachbarn,<br />

die Klage eingereicht haben, und<br />

vorerst auch kein Gericht. Ob das<br />

aber so bleibt, wird ein Gericht entscheiden.<br />

Am Donnerstag<br />

fand ein Prozess<br />

um Frankreichs<br />

berühmtesten<br />

Hahn und<br />

sein morgendliches<br />

Gekrähe<br />

statt. Das Urteil<br />

Maurice wird am5.September<br />

fallen.<br />

kräht sehr laut.<br />

Darf er das? Eine Posse?<br />

Nein, es geht um<br />

große grundsätzliche Fragen. Welchen<br />

Raum dürfen ländliche Traditionen<br />

einnehmen? Was wiegt<br />

schwerer:Das Recht auf Ruhe –oder<br />

das Recht, sich ein Prachttier zu halten,<br />

das den Tagmit einem kraftvollen<br />

Kikeriki –auf Französisch „Cocorico“<br />

–beginnt? Und wenn ja, wie<br />

früh darf erdas tun? Große Fragen<br />

eben.<br />

Bei der Verhandlung fehlten die<br />

Kläger, ein Rentnerehepaar aus dem<br />

Limousin. „Meine Mandanten sind<br />

ruhige und bescheidene Leute, die<br />

das Krähen dieses Hahns um fünf<br />

Uhr morgens stört“, sagte ihr Anwalt<br />

Vincent Huberdeau. Seit Jahren<br />

komme das Ehepaar Biron regelmäßig<br />

auf die beliebte Erholungsinsel,<br />

wo sie seit 2004 eine eigene Urlaubsresidenz<br />

in einerWohnsiedlung besitzen.<br />

Seit 2017 aber fühlten sie sich gestört<br />

von Maurices frühmorgendlichem<br />

Geschrei in seinem Stall, der<br />

sich neben ihrem Schlafzimmer befindet.<br />

Huberdeau zufolge versuchten<br />

sie es erst im Guten, sprachen mit<br />

den Hahnbesitzern, schrieben dem<br />

Bürgermeister, der nicht antwortete,<br />

bis sie Klage einreichten.<br />

Maurices Besitzerin Corinne Fesseau,<br />

die seit ihrer Geburtindem kleinen<br />

Ortlebt, sagt, keiner der anderen<br />

Nachbarn fühle sich gestört. Sie verdunkelte<br />

Stall, dichtete ihn mit Kartons<br />

ab und öffne ihn erst um 8.30<br />

Uhr: „Mehr kann ich nicht tun, alles<br />

anderewäreMisshandlung.“ Fesseau<br />

gründete inzwischen einen Verein,<br />

um „natürlich in erster Linie meinen<br />

Hahn zu beschützen, aber auch das<br />

Landleben allgemein“, erklärt sie.<br />

„Heute ist es der Hahn, morgen werden<br />

es der Esel oder die Frösche sein!“<br />

Es geht eben um Grundsätzliches.<br />

Brand in <strong>Berliner</strong><br />

Einkaufscenter<br />

In Lichtenberg gehen zwei Lagerhallen des bekannten<br />

Dong-Xuan-Centers in Flammen auf. Die Feuerwehr ist stundenlang<br />

beschäftigt. Die Ursache ist noch unklar. Berlin Seite 11<br />

Helmpflicht für E-Scooter-Fahrer?<br />

NacheinerUmfrage sind zwei Drittelder Deutschen für die Vorgabe. Unfallversicherer fordernFahrprüfung<br />

VonRasmus Buchsteiner und<br />

Peter Neumann<br />

Sie sind klein, flink –und sie<br />

können gefährlich sein.<br />

Elektrische Tretroller, kurz<br />

E-Scooter, sind seit Mitte<br />

Juni in Deutschland legal. Auch in<br />

Berlin sind sie unterwegs.Weil es immer<br />

wieder Unfälle gibt, wird über<br />

eine Helmpflicht für die Fahrer diskutiert.<br />

Doch der Deutsche Städteund<br />

Gemeindebund ist dagegen. „E-<br />

Scooter sind im Straßenverkehr den<br />

E-Bikes weitgehend gleichgestellt.<br />

Daher sollte auch bei den Scootern<br />

auf eine Helmpflicht verzichtet werden“,<br />

sagte Hauptgeschäftsführer<br />

Gerd Landsbergder <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

(RedaktionsnetzwerkDeutschland).<br />

„Es kommt vielmehr darauf an,<br />

die Benutzer für mögliche Gefahren<br />

zu sensibilisieren und an die Eigenverantwortung<br />

zu appellieren“,<br />

sagte er.„Wersich schützen möchte,<br />

sollte sowohl auf einem E-Scooter<br />

als auch auf einem E-Bike einen<br />

Helm tragen. Grundsätzliche Verbote<br />

sind allerdings nicht zielführend,<br />

zumal die Einhaltung nur mit<br />

großem Aufwand zu kontrollieren<br />

wäre.“ Landsberg spricht an, was<br />

auch bei der Polizei immer wieder<br />

ins Feld geführt wird: Die E-Scooter,<br />

von denen es mittlerweile in Berlin<br />

mehrere Tausend gibt, sind schwer<br />

unter Kontrolle zu halten.<br />

Am Donnerstag veröffentlichte<br />

die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung,<br />

Spitzenverband der Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen,<br />

dazu einige Hinweise.Für E-Scooter-<br />

Fahrer gelten dieselben Alkoholgrenzwerte<br />

wie für Kraftfahrer (0,5 Promille).<br />

Zudem dürften die Kleinstfahrzeuge<br />

nur allein genutzt wird –<br />

eine Regel, die häufig ignoriert wird.<br />

„E-Scooter werden nur dann eine<br />

sinnvolle Ergänzung unserer Mobilität<br />

sein, wenn sie möglichst sicher im<br />

Straßenverkehr genutzt werden können.<br />

Wir hätten deshalb eine obligatorische<br />

Prüfung für die Fahrerinnen<br />

und Fahrer begrüßt“, sagte Stefan<br />

Hussy,Hauptgeschäftsführer desVerbands.„Jeder<br />

und jede sollte prüfen,<br />

ob sie das Gerät beherrschen, bevor<br />

sie am Straßenverkehr teilnehmen.<br />

Zureigenen Sicherheit empfehlen wir<br />

„E-Scooter sind den E-Bikes weitgehend<br />

gleichgestellt. Daher sollte auch bei E-Scootern<br />

auf Helmpflicht verzichtet werden.“<br />

Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes<br />

auch einen Helm. DerVerkehrsraum<br />

wirdimmer enger.“ Nach einer ersten<br />

Bilanz der <strong>Berliner</strong> Polizei gab es in<br />

den vergangenen beiden Wochen,<br />

seit es die E-Scooter in Berlin gibt,<br />

fünf Unfälle mit Rollern, die vonFahrern<br />

verursacht wurden. Viermal gab<br />

esVerletzte.<br />

Zwei Drittel der Deutschen befürworten<br />

eine Helmpflicht für die<br />

Elektrotretroller,ergab eine Umfrage<br />

des Meinungsforschungsinstituts<br />

Civey im Auftrag der Augsburger Allgemeinen.<br />

49,2 Prozent der Befragten<br />

sprachen sich dafür aus,eine solche<br />

Pflicht „auf jeden Fall“ umzusetzen,<br />

16,9 Prozent beantworteten die<br />

Frage mit „eher ja“. Rund jeder<br />

Fünfte lehnte eine Helmpflicht ab.<br />

„Viele Kunden, die sich so einen<br />

E-Tretroller mieten, haben keine<br />

Fahrpraxis“, sagte etwa Stefan Drescher,<br />

Leiter der Verkehrsunfallprävention<br />

der <strong>Berliner</strong> Polizei, dem Tagesspiegel.<br />

„Sie sollten den Umgang<br />

mit den Geräten an einer ruhigen<br />

Stelle üben und sich mit dem Fahrzeug<br />

vertraut machen, bevor sie sich<br />

in den fließenden Verkehr einreihen“,<br />

so Drescher: „Fahrer sollten<br />

auf jeden Fall einen Helm tragen.“<br />

Nach langem Streit insbesondere<br />

mit der Fußgängerlobbyhat das Verkehrsministerium<br />

die Nutzung von<br />

elektrischen Tretrollern (Höchsttempo<br />

20) erlaubt. Anders als zuvor<br />

vorgesehen, sind die Gehwege für sie<br />

tabu –was aber ebenso wenig beachtet<br />

wirdwie dasVerbot, mit ihnen<br />

in Grünanlagen zu fahren. Offiziell<br />

gilt, dass E-Scooter Radwege benutzen<br />

müssen –oder, woessie nicht<br />

gibt, die Fahrbahnen.<br />

DPA/PAUL ZINKEN<br />

Umwelthilfe<br />

darf weiter<br />

abmahnen<br />

Bundesgerichtshof erlaubt<br />

bisheriges Vorgehen<br />

Die vorallem vonder Autoindustrie<br />

kritisierte Deutsche Umwelthilfe<br />

(DUH) kann weiterhin ungehindert<br />

abmahnen und klagen,<br />

wenn Unternehmen gegen Verbraucherschutz-Vorschriften<br />

verstoßen.<br />

In einem Urteil vom Donnerstag<br />

sprach der Bundesgerichtshof<br />

(BGH) in Karlsruhe die Organisation<br />

vomVorwurfdes Rechtsmissbrauchs<br />

frei. Dafür gebe es keinerlei Anhaltspunkte,hieß<br />

es zur Begründung. (Az.<br />

IZR149/18)<br />

Einvom Kfz-Gewerbe unterstützter<br />

Autohändler hatte versucht, der<br />

DUH vor den höchsten Zivilrichtern<br />

Profitabsichten und unzulässige<br />

Querfinanzierungen nachzuweisen.<br />

Dabei ging es allenfalls indirekt um<br />

die aufsehenerregenden Diesel-<br />

Fahrverbote, die die Umwelthilfe<br />

derzeit in etlichen Städten durchzusetzen<br />

versucht. Diese Prozesse vor<br />

den Verwaltungsgerichten führt sie<br />

in ihrer zentralen Rolle als Umweltschutzorganisation.<br />

Wie Verbraucherzentralen<br />

Als sogenannte qualifizierte Einrichtung<br />

darf die DUH aber auch darüber<br />

hinaus Unternehmen abmahnen<br />

und verklagen, die Schadstoff-<br />

Grenzwerte nicht einhalten oder den<br />

Stromverbrauch von Waschmaschinen<br />

oder Kühlschränken falsch angeben.<br />

In diesem Bereich genießt sie<br />

denselben Status wie beispielsweise<br />

die Verbraucherzentralen. Die Unklarheit<br />

hat nun das Urteil beseitigt.<br />

Nach eigenen Angaben mahnt die<br />

Umwelthilfe jede Wocheetwa30Verstöße<br />

ab und führtrund400 Gerichtsverfahren<br />

im Jahr. Für die Organisation<br />

eine wichtige Einnahme: Zuletzt<br />

stammte gut einViertel der Jahreseinnahmen<br />

aus der Marktüberwachung<br />

–2017 waren das knapp 2,2 Millionen<br />

Euro. Politik Seite 4<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />

Redaktion: (030) 63 33 11-457<br />

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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Ein Küsschen auf die linke<br />

Wange,eines auf die rechte<br />

Wange, eine Umarmung,<br />

ein paar Klopfer auf den<br />

Rücken: Die designierte EU-Kommissionspräsidentin<br />

Ursula von der<br />

Leyen (CDU) bekam am Donnerstag<br />

in Brüssel das komplette Begrüßungsritual<br />

von Amtsinhaber Jean-<br />

Claude Juncker verabreicht. Fragen<br />

der anwesenden Journalisten beantwortete<br />

die CDU-Politikerin jedoch<br />

nicht. Taktisch war das wahrscheinlich<br />

richtig. Denn auf Fragen nach<br />

dem Widerstand gegen ihre Nominierung<br />

hätte vonder Leyen nur ausweichend<br />

antworten können.<br />

Im EU-Parlament rumortes. Viele<br />

Abgeordnete sind wütend. Sie beklagten<br />

am Donnerstag in Straßburg,<br />

dass die EU-Staats- und Regierungschefs<br />

das Parlament überfahren und<br />

dessen Rechte missachtet hätten.<br />

Weil sie keinen der Spitzenkandidaten<br />

zur Europawahl als Juncker-<br />

Nachfolger vorgeschlagen haben,<br />

sonderndem Parlament die deutsche<br />

Verteidigungsministerin vorgeschlagen<br />

haben.<br />

Die Hürde sind 376 Stimmen<br />

EU-Ratspräsident Donald Tusk verteidigte<br />

am Donnerstag im Straßburger<br />

Parlament das Vorgehen der<br />

Staats- und Regierungschefs. Diese<br />

seien genauso demokratisch legitimiert<br />

wie das Europaparlament,<br />

sagte Tusk und forderte dazu auf, Ursula<br />

von der Leyen zu unterstützen.<br />

Ob das ausreichen wird, ist unklar.<br />

Vonder Leyen, die eine Charmeoffensive<br />

bei den europäischen Konservativen<br />

in Straßburg begonnen<br />

hat, kann sich einer Mehrheit im Parlament<br />

bei der Wahl in der übernächsten<br />

Woche noch nicht sicher<br />

sein. Sie braucht 376 Stimmen, um<br />

als erste Frau an die Spitzeder mächtigen<br />

Brüsseler Behörde gewählt zu<br />

werden.<br />

Die Mehrheit der 182 konservativen<br />

Europa-Abgeordneten wird sie<br />

wohl wählen. Auch die Liberalen<br />

(108 Mandate) dürften mehrheitlich<br />

Ursula von der Leyen muss einen verspäteten Wahlkampf für sich führen<br />

Ursula von der Leyen wird von ihrem möglichen Vorgänger,EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker,herzlich bergrüßt.<br />

für von der Leyen stimmen. Sie bekommen<br />

mit dem Belgier Charles<br />

Michel den neuen EU-Ratspräsidenten.<br />

Die liberale Margrethe Vestager<br />

soll Stellvertreterin von der Leyens<br />

mit einer herausgehobenen Funktion<br />

in der EU-Kommission werden.<br />

Wie die europäischen Sozialdemokraten<br />

(154 Abgeordnete) ab-<br />

Europäische Union<br />

Auf Bewerbungstour<br />

VonDamir Fras, Brüssel<br />

AP/VIRGINIA MAYO<br />

stimmen werden, war noch unklar.<br />

Ein Treffen mit von der Leyen war<br />

erst für übernächste Woche kurz vor<br />

der Abstimmung geplant. Die 16<br />

deutschen Europa-Abgeordneten<br />

von der SPD schienen entschlossen,<br />

nicht für die CDU-Politikerin zu<br />

stimmen. Ob das auch für den Rest<br />

gilt, blieb unklar. Aus Fraktionskreisen<br />

hieß es allerdings, die Mehrheit<br />

der Abgeordneten sei erbost über die<br />

Artund Weise,wie die Spitzenkandidaten<br />

abserviertworden seien.<br />

Möglicherweise wirdsich aber am<br />

Ende doch eine Mehrheit finden.<br />

Schließlich ist der Sozialdemokrat<br />

David Sassoli aus Italien neuer EU-<br />

Parlamentspräsident, und der Sozialdemokrat<br />

Frans Timmermans aus<br />

den Niederlanden soll eine ArtSuper-<br />

Kommissar werden. DerSozialdemokrat<br />

Josep Borrell aus Spanien ist für<br />

den Posten des Hohen Beauftragten<br />

für die EU-Außenpolitik vorgesehen.<br />

Auch das Wahlverhalten der Grünen<br />

(75 Abgeordnete) ist ungewiss.<br />

Beider Grünen-Spitzewirddie designierte<br />

Kommissionspräsidentin am<br />

Montag erwartet. Viele Abgeordnete<br />

sind extrem verärgert über das Vorgehen<br />

der Staats- und Regierungschefs.<br />

Allerdings wies Grünen-Fraktionschef<br />

Philippe Lamberts darauf<br />

hin, dass auch das Parlament einen<br />

Teil der Verantwortung trage.<br />

Schließlich sei es weder dem konservativen<br />

Spitzenkandidaten Manfred<br />

Weber (CSU) noch seinem sozialdemokratischen<br />

Mitbewerber Frans<br />

Timmermans gelungen, eine Mehrheit<br />

zu finden.<br />

Am Ende könnte es auf die Stimmen<br />

der Grünen ankommen, damit<br />

vermieden wird, dass von der Leyen<br />

womöglich auf Stimmen der Europa-Kritiker<br />

und Populisten im Parlament<br />

angewiesen ist. EU-Ratspräsident<br />

Donald Tusk schien das im<br />

Sinn gehabt zu haben, als er am<br />

Donnerstag im Straßburger Parlament<br />

an von der Leyen appellierte,<br />

die Grünen einzubinden. Das werde<br />

er der designierten Kommissionspräsidentin<br />

auch persönlich sagen,<br />

so Tusk. Für den Nachmittag war ein<br />

Treffen in Brüssel geplant.<br />

Die Grünen wollen erst Inhalte<br />

sehen, bevor sie sich entscheiden. Es<br />

gebe noch keinen Beschluss der<br />

Fraktion dazu, sagte der Europa-Abgeordnete<br />

Reinhard Bütikofer der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland). Persönlich fordere<br />

erjedoch, dass das Europaparlament<br />

ein Initiativrecht für Gesetze<br />

bekomme.„DasParlament muss bei<br />

außenpolitischen Entscheidungen<br />

genauso eingebunden werden, wie<br />

das bei den Brexit-Verhandlungen<br />

der Fall war“, sagte Bütikofer weiter.<br />

Die EU-Seenotrettungsmission im<br />

Mittelmeer müsse wiederbelebt<br />

werden. Zudem müsse eine CO 2 -<br />

Steuer in der EU eingeführt werden.<br />

„Wir brauchen auch einen neuen<br />

Rechtsstaatsmechanismus in der<br />

EU, um den Rechtsstaat auch dortzu<br />

verteidigen, wo nationale Regierungen<br />

gegen ihn verstoßen“, so Bütikofer,<br />

der Vorsitzender der europäischen<br />

Grünen-Partei ist.<br />

Große Koalition<br />

Grummeln in der SPD<br />

VonTobias Peter<br />

Lässt die SPD die große Koalition<br />

daran platzen, dass Bundesverteidigungsministerin<br />

Ursula von der<br />

Leyen (CDU) EU-Kommissionspräsidentin<br />

werden soll? „Ich gehe nicht<br />

so weit“, sagte die kommissarische<br />

SPD-Vorsitzende Malu Dreyer im<br />

ZDF. „Denn ich kann Frau Merkel<br />

nicht vorhalten, dass sie sich nicht<br />

entsprechend des Koalitionsvertrages<br />

verhalten hätte“, fügte Dreyer<br />

hinzu. Schließlich habe sich die Bundeskanzlerin<br />

im Europäischen Rat<br />

enthalten, sagte die rheinland-pfälzische<br />

Ministerpräsidentin.<br />

Worum geht es? Die Staats- und<br />

Regierungschefs der EU haben sich<br />

auf Ursula vonder Leyen als künftige<br />

Kommissionspräsidentin verständigt.<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

(CDU) ist die Einzige, die im Europäischen<br />

Rat nicht zustimmen<br />

konnte, sondern sich enthalten<br />

musste.Denn die SPD als Koalitionspartner<br />

in der Bundesregierung hat<br />

der Personalie nicht zugestimmt.<br />

Die SPD-Spitze betont, es gehe<br />

nicht um die Person von der Leyens,<br />

sondern ums Prinzip –ums Spitzenkandidaten-Prinzip.<br />

„Mit Frans Timmermans,<br />

Manfred Weber und Margrethe<br />

Vestager sind drei veritable<br />

Kandidaten bei der Europawahl angetreten,<br />

um die EU-Kommission künftig<br />

zu führen“, hatten die kommissarischen<br />

SPD-Chefs Malu Dreyer,Thorsten<br />

Schäfer-Gümbel und Manuela<br />

Schwesig in ihrer Begründung zur Ablehnung<br />

des Personalvorschlags mitgeteilt.<br />

Dasnun keiner dieser drei zum<br />

Zuge kommen solle, könne nicht<br />

überzeugen, fuhren sie fort.<br />

Der frühere SPD-Chef Martin<br />

Schulz sagte: „Frauvon der Leyen ist<br />

das erfolgloseste Mitglied der Bundesregierung.“<br />

Der ehemalige Au-<br />

Der SPD-Abgeordnete Sigmar Gabriel sieht in der Nominierung von der Leyens einen<br />

Verstoß gegen die Regeln der Bundesregierung.<br />

DPA<br />

ßenminister Sigmar Gabriel, wie<br />

Schulz heute ohne wichtiges Amt in<br />

der SPD,sagte dem Nachrichtenmagazin<br />

DerSpiegel: „Wenn Merkel von<br />

der Leyen ohne Kabinettsbeschluss<br />

benennt, ist das ein klarer Verstoß<br />

gegen die Regeln der Bundesregierung<br />

–und ein Grund, diese Regierung<br />

zu verlassen.“<br />

Gabriels Argumentation: Vonder<br />

Leyen könne nur zur Kommissionspräsidentin<br />

ernannt werden, wenn<br />

zuerst die Bundesregierung sie als<br />

Kommissarin benennen würde. Die<br />

Bundesregierung sieht das anders.<br />

Es sei Sache des EU-Rates, dem Europaparlament<br />

eine Kandidatin oder<br />

einen Kandidaten für das Amt des<br />

Kommissionspräsidenten vorzuschlagen,<br />

sagte Regierungssprecher<br />

Steffen Seibert. So sieht es auch die<br />

SPD-Spitze.<br />

Doch was bedeutet das langfristig<br />

für die große Koalition? Für die CDU<br />

dürfte alles in Ordnung sein, solange<br />

vonder Leyen im Europäischen Parlament<br />

bestätigt wird –ob mit oder<br />

ohne deutsche SPD-Stimmen. Sich<br />

dortumeine Mehrheit zu bemühen,<br />

ist jetzt von der Leyens Aufgabe. Abgestimmt<br />

wirdamEnde geheim –die<br />

deutschen Sozialdemokraten stellen<br />

16 voninsgesamt 751 Abgeordneten.<br />

Und was ist mit der CSU, deren<br />

Chef Markus Söder von einer „echten<br />

Belastung“ für die Koalition gesprochen<br />

hat? Söder kritisierte, die<br />

SPD habe dafür gesorgt, „dass<br />

Deutschland als einziges Land im<br />

Rat nicht für Deutschland sein<br />

kann“. Das ist harte Kritik –aber die<br />

gehört in dieser großen Koalition<br />

durchaus zum Regierungsalltag.<br />

Schwerwiegender klingt, was<br />

Juso-Chef Kevin Kühnert gesagt hat.<br />

Er steht für die in der SPD, die das<br />

Bündnis mit der Union von Anfang<br />

an abgelehnt haben. Die Personalie<br />

trage nicht dazu bei, „dass es die<br />

große Koalition am Ende des Jahres<br />

noch gibt“, sagte Kühnert, bei dem<br />

viele in der SPD gespannt darauf<br />

warten, ob er für den Parteivorsitz<br />

kandidiert, dem SWR.<br />

Kühnert stellte klar, erwerbe damit<br />

ausdrücklich nicht für einen sofortigen<br />

Ausstieg aus der großen Koalition.<br />

Er verwies aber auf die Halbzeitbilanz,<br />

um die es auf dem Parteitag<br />

der SPD im Dezember gehen soll.<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />

Heute lassen Wolken mitunter teils Regenfälle zurück. Dabei steigen die<br />

Höchsttemperaturen auf 20 bis 23Grad, und der Wind weht mäßig aus<br />

westlichen Richtungen. Inder Nacht werden 13 bis 11 Grad erwartet.<br />

Dazu ziehen gebietsweise Wolken vorüber, dazwischen zeigen sich die<br />

Sterne.<br />

Biowetter: Die Witterung regt die<br />

Durchblutung und den Stoffwechsel<br />

an. Sie sorgt für ein relativ gutes<br />

Wohlbefinden und bringt erhöhte Arbeitsleistung<br />

sowie verbessertes 15°/22°<br />

Wittenberge<br />

Konzentrationsvermögen mit sich.<br />

Pollenflug: Der Flug von Linden-,<br />

Sauerampfer-, Brennnessel-, Spitzwegerich-<br />

und Gräserpollen ist<br />

mäßig bis stark. Gänsefußpollen<br />

fliegen schwach bis mäßig.<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 21Grad.<br />

Wind: mäßig aus West.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

15°/21° 16°/21°<br />

Luckenwalde<br />

14°/23°<br />

Prenzlau<br />

13°/20°<br />

Cottbus<br />

14°/21°<br />

Sonnabend<br />

Sonntag<br />

Montag<br />

Regen stark bewölkt Regenschauer<br />

14°/18° 11°/17° 10°/19°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

15°/22°<br />

Zwischen dem schwächelnden Hoch Winnie westlich der Britischen Inseln und<br />

einem ausgeprägten Tiefdrucksystem über Skandinavien und dem nördlichen<br />

Baltikum wird weiterhin kühle Luft ins nördliche Mitteleuropa geführt. Sommerliches<br />

Wetter wird dagegen von Süden her bis nach Westeuropa transportiert. Einige<br />

Gewitter treten in Südosteuropa auf.<br />

Sylt<br />

13°/19°<br />

Hannover<br />

13°/21°<br />

Köln<br />

14°/26°<br />

Saarbrücken<br />

14°/28°<br />

Konstanz<br />

15°/31°<br />

Hamburg<br />

14°/18°<br />

Erfurt<br />

13°/23°<br />

Frankfurt/Main<br />

17°/29°<br />

Stuttgart<br />

15°/27°<br />

Rügen<br />

13°/19°<br />

Rostock<br />

14°/18°<br />

Magdeburg<br />

16°/21°<br />

Nürnberg<br />

14°/25°<br />

München<br />

15°/27°<br />

Dresden<br />

14°/23°<br />

Deutschland: Heute gibt es Sonne,<br />

Wolken und stellenweise auch etwas<br />

Regen, und die Temperaturen klettern<br />

amTage auf 18 bis 31 Grad.<br />

Nachts gehen die Wertedann auf<br />

16 bis 11Grad zurück. Der Wind<br />

weht schwach bis mäßig aus westlichen<br />

Richtungen. Morgen scheint<br />

zeitweise die Sonne. Vereinzelt fällt<br />

Regen aus dichten Wolken. Die Temperaturen<br />

erreichen Wertevon<br />

16 bis 33Grad, und der Wind weht<br />

schwach bis mäßig aus West.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 16°-18°<br />

Nordsee: 16°-18°<br />

Mittelmeer: 24°-31°<br />

Ost-Atlantik: 16°-20°<br />

Mondphasen: 09.07. 16.07. 25.07. 01.08.<br />

Sonnenaufgang: 04:50 Uhr Sonnenuntergang: 21:31 Uhr Mondaufgang: 07:50 Uhr Monduntergang: 23:36 Uhr<br />

Lissabon<br />

26°<br />

Las Palmas<br />

23°<br />

Madrid<br />

34°<br />

Reykjavik<br />

16°<br />

Dublin<br />

20°<br />

London<br />

27°<br />

Paris<br />

28°<br />

Bordeaux<br />

35°<br />

Palma<br />

33°<br />

Algier<br />

37°<br />

Nizza<br />

30°<br />

Trondheim<br />

10°<br />

Oslo<br />

22°<br />

Stockholm<br />

19°<br />

Kopenhagen<br />

19°<br />

Berlin<br />

21°<br />

Mailand<br />

31°<br />

Tunis<br />

36°<br />

Rom<br />

33°<br />

Warschau<br />

18°<br />

Wien<br />

29° Budapest<br />

29°<br />

Palermo<br />

34°<br />

Kiruna<br />

15°<br />

Oulu<br />

15°<br />

Dubrovnik<br />

30°<br />

Athen<br />

35°<br />

St. Petersburg<br />

18°<br />

Wilna<br />

17°<br />

Kiew<br />

23°<br />

Odessa<br />

25°<br />

Varna<br />

27°<br />

Istanbul<br />

32°<br />

Iraklio<br />

31°<br />

Archangelsk<br />

15°<br />

Moskau<br />

20°<br />

Ankara<br />

28°<br />

Antalya<br />

37°<br />

Acapulco 36° heiter<br />

Bali 31° Schauer<br />

Bangkok 31° bedeckt<br />

Barbados 29° wolkig<br />

Buenos Aires 10° wolkig<br />

Casablanca 23° heiter<br />

Chicago 34° wolkig<br />

Dakar 26° sonnig<br />

Dubai 39° heiter<br />

Hongkong 34° Gewitter<br />

Jerusalem 34° sonnig<br />

Johannesburg 18° sonnig<br />

Kairo 36° sonnig<br />

Kapstadt 18° heiter<br />

Los Angeles 21° sonnig<br />

Manila 32° heiter<br />

Miami 34° wolkig<br />

Nairobi 27° wolkig<br />

Neu Delhi 44° heiter<br />

New York 30° heiter<br />

Peking 34° Schauer<br />

Perth 15° Regen<br />

Phuket 33° wolkig<br />

Rio de Janeiro 19° Schauer<br />

San Francisco 22° wolkig<br />

Santo Domingo 31° heiter<br />

Seychellen 27° Gewitter<br />

Singapur 34° Gewitter<br />

Sydney 18° Schauer<br />

Tokio 29° bewölkt<br />

Toronto 32° heiter


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019 3 *<br />

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Seite 3<br />

Bericht der Sklavin<br />

Voll verschleierte Frauen auf einer Kundgebung in Deutschland, bei der ein radikaler Prediger auftrat<br />

DPA/BORIS ROESSLER<br />

Wann sie denn geboren sei, will<br />

der Vorsitzende Richter Reinhold<br />

Baier vonder Zeugin wissen.<br />

Nora T. schweigt, dann<br />

sagt sie ein paar kurze Worte auf Kurmandschi,<br />

das ist eine nordkurdische Sprache.„Sie<br />

kann sich nicht erinnern“, übersetzt die Dolmetscherin.<br />

„Hm“, sagt Richter Baier und<br />

schaut ein wenig ratlos,was er noch häufiger<br />

an diesem Tagtun wird. „In Ihrem Ausweis<br />

steht das Geburtsdatum 13. 2. 1972“, hakt er<br />

nach. Wieder sagt Nora T. etwas,was die Dolmetscherin<br />

auf Deutsch wiedergibt: Das<br />

könne stimmen, aber sie habe keine Erinnerung.<br />

Es ist eine heikle Konstellation, die der 8.<br />

Strafsenat des Münchner Oberlandesgerichts<br />

an diesem und den folgenden Verhandlungstagen<br />

bewältigen muss. Dasitzt<br />

auf der Anklagebank eine 28-jährige Deutsche,<br />

adrett gekleidet im dunklen Hosenanzug<br />

und weißer Bluse, die Haare hochgesteckt.<br />

Diese Jennifer W. aus Niedersachsen<br />

war 2014 nach Syrien ausgereist und hatte<br />

sich dort der Terrortruppe des sogenannten<br />

Islamischen Staates,kurz: IS, angeschlossen.<br />

Drei Meter entfernt von ihr, direkt vor ihrenAugen,<br />

hat Nora T. Platz genommen. Die<br />

kleingewachsene jesidische Kurdin ist jahrelang<br />

in Gefangenschaft gewesen, sie wurde<br />

von IS-Kämpfern als Sklavin gehalten,<br />

musste deren Haushalt besorgen und ihnen<br />

auch sexuell zu Diensten sein. Auch für Jennifer<br />

W. und deren Ehemann, ein IS-Kämpfer,<br />

soll sie Sklavenarbeit verrichtet haben.<br />

Und noch schlimmer: An einem heißen<br />

Sommertag im Jahre 2015 musste Nora T.<br />

nach ihren Angaben hilflos mit ansehen, wie<br />

das IS-Ehepaar seine fünfjährige Tochter im<br />

Hofdes Grundstücks ankettete und verdursten<br />

ließ.<br />

MehrerePersonenschützer<br />

Nun, vier Jahre später, sitzen sie also an diesem<br />

Donnerstag im Oberlandesgericht so<br />

nah beieinander und versuchen doch, jeden<br />

Blickkontakt zwanghaft zu vermeiden: Jennifer<br />

W.,der die Anklage Mord durch Unterlassen,<br />

Sklaverei, Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz<br />

und Mitgliedschaft in<br />

einer ausländischen terroristischen Vereinigung<br />

vorwirft. UndNoraT., eine schwer traumatisierte<br />

Frau, von deren Aussage ein späteres<br />

Urteil wesentlich abhängen wird. Überzeugt<br />

die Augenzeugin das Gericht, droht der<br />

Angeklagten Jennifer W. eine lebenslange<br />

Haft. Deshalb muss Nora T. vom Gericht einer<br />

genauen Prüfung unterzogen werden,<br />

was ihre Glaubwürdigkeit und ihr Erinnerungsvermögen<br />

anbelangt.<br />

Vier Verhandlungstage lang nimmt sich<br />

das Gericht Zeit dafür.Und wenn man länger<br />

brauchen sollte, umdie Aussage der Zeugin<br />

auf Schlüssigkeit und Widersprüche zu prüfen,<br />

dann würden eben noch weitere Tage<br />

rangehängt, stellt Richter Baier am Donnerstag<br />

gleich zu Beginn der Verhandlung klar.<br />

VorGericht erscheint Nora T.,eine kleingewachsene,<br />

etwas untersetzte Frau, in einem<br />

schweren dunklen Stoffkleid. Um den<br />

Kopf hat sie ein violettes Tuch geschwungen.<br />

Jennifer W.,die erste deutsche IS-Rückkehrerin,<br />

steht in München vor Gericht. Sie habe in Falludscha ein fünfjähriges<br />

Mädchen verdursten lassen, heißt es in der Anklage.<br />

Nora T. istdie Mutter dieses Kindes, sie sah die Tochter sterben. Und ist<br />

nun als Zeugin geladen. Sie selbst wurde vom IS gefangen gehalten,<br />

gekauft und verkauft, gequält. Und musste auch Jennifer W. dienen<br />

VonAndreas Förster,München<br />

Wenn sie den Raum betritt oder ihn zur<br />

Pause verlässt, wickelt sie sich das lange Tuch<br />

vordas Gesicht, sodass nur die Augen zu sehen<br />

sind. Aber einen Blick auf die Jesidin erhascht<br />

man ohnehin kaum, weil gleich mehrere<br />

zivile Personenschützer um sie kreisen,<br />

kaum dass sie sich vomZeugenstuhl erhebt,<br />

um sie vor den Zuhörerbänken abzuschirmen.<br />

Nora T. ist eine gefährdete Person, weshalb<br />

auch die Medien übereingekommen<br />

sind, nicht ihren vollständigen Namen zu<br />

veröffentlichen. Der ISund wohl auch seine<br />

Gefolgsleute hierzulande würde einiges dafür<br />

geben, die Zeugin zum Schweigen zu<br />

bringen.<br />

Denn Nora T. hat viel zu erzählen aus eigener<br />

Anschauung über die Menschenverachtung<br />

und Gräuel der Terrororganisation.<br />

Mehrere Jahre lang war sie in Gefangenschaft,<br />

sie kennt die Namen ihrer Peiniger,<br />

die Orte von Folter und Verbrechen. Ihre<br />

Tochter –„Sie war ein hübsches Mädchen“,<br />

sagt sie einmal kurz andiesem Tag–ist tot,<br />

ihr älterer Sohn, heute zwölf Jahrealt, ist seit<br />

vier Jahren von ihr getrennt. Der IShält ihn<br />

vermutlich als Kindersoldaten in Syrien gefangen.<br />

Vonihrem Mann hat sie seit Jahren<br />

nichts gehört, er ist wahrscheinlich tot. Nur<br />

ihrem mittleren Kind, ein Junge, ist mithilfe<br />

anderer die Flucht nach Deutschland gelungen.<br />

Er ist ihr als Einziger geblieben, sagt sie.<br />

Nora T. stammt aus Kodscho, einem Dorf<br />

im Nordirak. Sechs Geschwister hatte sie. In<br />

Kodscho ging sie auch zur Schule, vier Jahre<br />

lang. Auf die Frage des Richters sagt sie, sie<br />

könne weder schreiben noch rechnen. Daheim<br />

habe sie im Haushalt arbeiten und auf<br />

dem Bauernhof der Familie aushelfen müssen.<br />

Das Dorf Kodscho hatte einmal 2000<br />

Einwohner,überwiegend Bauern und Schafzüchter<br />

mit ihren Familien. „Heute lebt dort<br />

niemand mehr“, sagt Nora T. vorGericht.<br />

Tatsächlich hat der IS den Ort am15. August<br />

2014 ausradiert: Rund 600 jesidische<br />

Männer wurden bestialisch ermordet, über<br />

1000 Kinder und Frauen aus Kodscho entführt.<br />

DieJungen wurden zu Kindersoldaten<br />

ausgebildet, die Frauen und Mädchen als<br />

Sklavinnen gehalten und sexuell missbraucht.<br />

Nora T. war noch vor dem Überfall des IS<br />

die Flucht mit ihren Kindern aus dem Heimatdorf<br />

gelungen. Auch mehrere Angehörige<br />

der Familie ihres Ehemannes waren dabei.<br />

Ihr eigener Mann jedoch wollte nicht<br />

mit, er blieb im Dorf, wohl um den Bauernhof<br />

der Familie zu beschützen.Vermutlich ist<br />

er dem IS-Massaker im August 2014 zum Opfer<br />

gefallen.<br />

Doch auch Nora T. und ihre Familie entkamen<br />

dem IS nicht. Schon kurz nach ihrer<br />

Flucht gerieten sie in die Gefangenschaft der<br />

Islamisten. Sie wurden durch mehrere Gefängnisse<br />

gereicht, bis sie in Mossul ankamen.<br />

Einen Monat lang seien sie dortgewesen,<br />

erzählt die Jesidin vor Gericht. Sie seien untergebracht<br />

gewesen in einem großen Saal<br />

im Erdgeschoss eines Hauses. Man habe sie<br />

gezwungen, zum Islam zu konvertieren und<br />

mit den IS-Kämpfernzubeten. Wersich weigerte,dem<br />

drohte der Tod.<br />

„Wir haben gesessen, wir<br />

haben geweint,<br />

wir haben darüber geredet,<br />

was aus uns wird.<br />

Und ich habe immer<br />

wieder gefragt, wo mein<br />

Mann ist.“<br />

NoraT., Jesidin aus dem Nordirak, berichtet vor<br />

einem Münchner Gericht über ihren<br />

Leidensweg.<br />

Washabe sie denn in Mossul den ganzen<br />

Taggemacht, will der Richter vonNoraT.wissen.<br />

„Wir haben gesessen, wir haben geweint,<br />

wir haben darüber geredet, was aus<br />

uns wird. Und ich habe immer wieder gefragt,<br />

wo mein Mann ist“, sagt sie. Wen sie<br />

denn gefragt habe, hakt der Richter nach –<br />

den IS? Sie schüttelt den Kopf. „Nein, mich<br />

und meine Familie habe ich gefragt.“<br />

Immer wieder bohrt der Richter nach,<br />

wiederholt Fragen zu Unterbringung, Zeiträumen<br />

und den Familienangehörigen, die<br />

in ihrer Begleitung waren. Als wolle er die<br />

Zeugin dazu verleiten, sich in Widersprüche<br />

zu verwickeln. Aber es steckt keine finstere<br />

Absicht dahinter, das Gericht muss eben<br />

ganz sicher sein, wie zuverlässig die wichtige<br />

Zeugin ist. Woransie sich wirklich erinnert.<br />

Man merkt dem häufig zögerlich fragenden<br />

Richter Baier an diesem Tag an, wie<br />

schwer ihm die Nachfragen fallen. Wie unwohl<br />

er sich fühlt, die Erinnerung der Jesidin<br />

an ihre Leiden und Qualen heraufzubeschwören.<br />

Vielleicht befällt auch ihn wie so manchen<br />

Zuhörer im Saal in manchen Momenten<br />

eine bedrückende Assoziation. Denn so<br />

wie Nora T. die Willkür der IS-Kader beschreibt,<br />

die Trostlosigkeit in den Gefangenenlagern,<br />

die Brutalität ihrermit Kalaschnikow<br />

bewaffneten Bewacher, das ohnmächtige<br />

Gefühl des Ausgeliefertseins an eine<br />

Macht, die über ihre wahren Absichten die<br />

Gefangenen im Dunkeln lässt, entstehen<br />

beim Zuhörer im Kopf unwillkürlich Bilder,<br />

die man aus den Filmen über die Verfolgung<br />

unschuldiger Menschen in der NS-Zeit<br />

kennt.<br />

Ein solcher Moment entsteht zum Beispiel,<br />

als Richter Baier nach den Männern<br />

aus der Familie fragt, die mit Nora T. auf der<br />

Flucht waren und lange Zeit mit ihnen gemeinsam<br />

gefangen gehalten wurden.<br />

In Mossul sei ihr Schwiegervater von einem<br />

Tagauf den anderen weg gewesen, erzählt<br />

sie.Abgeholt vomIS. Undwosei er hingebracht<br />

worden? Das weiß ich nicht, ich<br />

habe ihn nie wieder gesehen, sagt Nora T.<br />

Hätten die Zurückgebliebenen denn darüber<br />

geredet oder hätten sie die IS-Leute gefragt,<br />

wo der Schwiegervater abgeblieben ist,<br />

will der Richter wissen. Nein, antwortet die<br />

Zeugin. Der Richter wundert sich: Da verschwindet<br />

der Mann und die Familie redet<br />

nicht darüber? Ja,sowar es,beharrtdie Zeugin<br />

und schweigt. Baier schaut ungläubig,<br />

aber dann wechselt er das Thema.<br />

In Mossul sei sie vonihren beiden Söhnen<br />

und dem Rest der Familie getrennt worden,<br />

sagt Nora T. danach. Mit ihrer Tochter habe<br />

man sie in einen Busgesetzt und nach Rakka<br />

in Syrien gefahren. Dort sei sie dann von<br />

wechselnden IS-Kämpfern gekauft und verkauft<br />

worden. Sie musste den Haushalt führen,<br />

kochen, putzen. Mehrfach sei sie verge-<br />

waltigt worden, sagt die Zeugin aus. ImJuni<br />

2015 sei sie dann nach Falludscha gebracht<br />

worden, nachdem sie ein IS-Kämpfer mit<br />

Kampfnamen AbuMaawa gekauft hatte.Der<br />

Iraker war zu dieser Zeit Chef im IS-Bürofür<br />

Geisteraustreibungen in Rakka. Nach ihrem<br />

Eindruck habe der Mann aber nicht viel gearbeitet,<br />

sagt Nora T. vor Gericht. Er sei<br />

höchstens mal zum Beten in die Moschee gegangen,<br />

sonst habe er sich viel daheim aufgehalten.<br />

In dem Haus in Falludscha lernte sie die<br />

Frau kennen, die nun auf der Anklagebank<br />

sitzt –Jennifer W. AbuMaawa habe ihr,Nora<br />

T.,erzählt, dass er die Frau einen Monat vorher<br />

geheiratet hatte, sagt die Zeugin. Laut<br />

Anklage war W. nach ihrer Hochzeit mit Abu<br />

Maawa vom Ministerium für religiöse Angelegenheiten<br />

in Dienst gestellt worden, das sie<br />

der Hisbazuteilte,der Religions- und Sittenpolizei<br />

des IS. Mindestens drei Monate lang<br />

patrouillierte die Deutsche mit dem Kampfnamen<br />

Sahida Al Gariba –was auf Deutsch<br />

„Märtyrerin aus der fremden Familie“ heißt –<br />

nun bewaffnet durch die Parks von Falludscha<br />

und schüchterte Frauen ein „zur Einhaltung<br />

der Verhaltens- und Bekleidungsvorschriften“,<br />

wie es in der Anklageschrift<br />

heißt.<br />

Angekettet bei 45 Grad<br />

Die Zeugin Nora T. kann diesen Anklagevorwurfvor<br />

Gerichtaus eigener Anschauung jedoch<br />

nicht bestätigen. Nach ihren Worten<br />

habe die Frau nichts gemacht und das Haus<br />

kaum einmal verlassen. Sie selbst habe in<br />

dem Haus geputzt und Geschirr gespült. Damit<br />

habe sie Abu Maawi beauftragt, weil er<br />

sagte,dass sich seine Frau ausruhen soll. Der<br />

Hausherr habe sie auch häufig geschlagen<br />

und als Ungläubige beschimpft, sagt sie.<br />

Auch die Tochter sei geschlagen worden.<br />

Letzteres sei vor allem dann geschehen,<br />

wenn das Kind zu laut gewesen ist und die<br />

Ruhe der Frau gestörthabe,sagt Nora T. Abu<br />

Maawi habe ihr eingeschärft, dass die Tochter<br />

nicht in das Zimmer kommen dürfe,<br />

wenn seine Frau schläft.<br />

Noch nicht zur Sprachekommt an diesem<br />

Verhandlungstag der Todder kleinen Tochter<br />

von NoraT.Der Anklage zufolge soll sie Abu<br />

Maawi an einem heißen Sommertag im August<br />

2015 im Hof angekettet haben, wo das<br />

Mädchen qualvoll verdurstete, nachdem es<br />

den ganzen Tagder Sonne und Temperaturen<br />

von 45 Grad ausgesetzt war. Jennifer W.,<br />

die imHaus war an diesem Tag, griff nicht<br />

ein, um dem Kind zu helfen, wirft die Staatsanwaltschaft<br />

ihr vor.<br />

Nora T. wird nun vor Gericht schildern<br />

müssen, wie sie das Geschehen an jenem Augusttag<br />

erlebte und dem Sterben ihrer Tochter<br />

tatenlos zusehen musste – weil Abu<br />

Maawi ihr verboten hatte, das Haus zu verlassen.<br />

Andreas Förster war zum zweiten Mal<br />

im Münchner Prozess. Und erschüttert<br />

vonderAussageNoraT.s.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Antisemitismus ist für junge<br />

Juden wachsendes Problem<br />

Acht vonzehn jungen Juden in der EU<br />

(81 Prozent) halten Antisemitismus<br />

für ein Problem in ihrem Land. Laut<br />

einem am Donnerstag veröffentlichten<br />

Bericht der EU-Agentur für<br />

Grundrechte sagen 83 Prozent der 16<br />

bis 34 Jahrealten Juden, dass Antisemitismus<br />

in den vergangenen fünf<br />

Jahren zugenommen habe.Als besonders<br />

problematisch werden dabei<br />

Äußerungen im Internet angesehen:<br />

89 Prozent der Befragten sagten, dass<br />

Antisemitismus im Internet und in<br />

sozialen Medien ein Problem darstelle.Auch<br />

Rassismus wirdvon vier<br />

vonfünf Befragten als Problem in ihremLand<br />

angesehen. (dpa)<br />

Bovenschulte soll Bremer<br />

Regierungschef werden<br />

Neuer Regierungschef in Bremen soll<br />

SPD-Fraktionschef Andreas Bovenschulte<br />

werden. Eine entsprechende<br />

Empfehlung gab der SPD-Landesvorstand<br />

am Donnerstag ab.Der Jurist<br />

und langjährige Bürgermeister der<br />

niedersächsischen GemeindeWeyhe<br />

soll am Sonnabend bei einem außerordentlichen<br />

Parteitag als Kandidat<br />

für die Nachfolge des scheidenden<br />

Bürgermeisters Carsten Sieling<br />

(ebenfalls SPD) nominiertwerden.<br />

Bovenschulte (53) war erst am 26. Mai<br />

in die Bürgerschaft gewählt und am<br />

24. Juni mit großer Mehrheit zumVorsitzenden<br />

der SPD-Fraktion bestimmt<br />

worden. (dpa)<br />

Journalisten nach Bericht<br />

über rechte Szene bedroht<br />

Zwei Journalisten, die über die<br />

rechtsextreme Szene in Dortmund<br />

berichten, haben Briefe mit weißem<br />

Pulver erhalten, das sich allerdings<br />

als Backpulver herausstellte.Dem<br />

waren Drohungen vorausgegangen.<br />

Da die Polizei einen politischen<br />

Hintergrund vermutet, hat die Soko<br />

„Rechts“ die Ermittlungen übernommen.<br />

(dpa)<br />

Kalifornien: Frisur darf nicht<br />

zu Diskriminerung führen<br />

Dreadlocks und Zöpfe sind für viele Afroamerikaner<br />

Ausdruck ihrer Identität. AP<br />

Als erster US-Bundesstaat verbietet<br />

Kalifornien jedwede Diskriminierung<br />

aufgrund vonFrisuren: Einam<br />

Donnerstag in beiden Parlamentskammerneinstimmig<br />

verabschiedetes<br />

Gesetz schützt das Tragen von<br />

Afro-Frisuren und Dreadlocks in<br />

Schulen und am Arbeitsplatz. Die<br />

Maßnahme zielt vorallem gegen die<br />

Diskriminierung vonAfroamerikanernwegen<br />

ihrer Frisur. (AFP)<br />

UN: Venezuela verletzt<br />

Menschenrechte<br />

UN-Menschenrechtskommissarin<br />

Michelle Bachelet hat Venezuela<br />

schwereMenschenrechtsverletzungen<br />

vorgeworfen. Siegehe davon<br />

aus,dass es in Venezuela in den vergangenen<br />

Jahren Tausende außergerichtliche<br />

Hinrichtungen gegeben<br />

habe,erklärte Bachelet am<br />

Donnerstag. In einem neuen Bericht<br />

über die Menschenrechtslage<br />

in Venezuela macht sie die Sonderpolizei<br />

Faes für die Exekutionen verantwortlich<br />

und fordertdie Regierung<br />

in Caracas zur Auflösung der<br />

Truppe auf. (dpa)<br />

Zufriedener Sieger:Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, nach der Urteilsverkündung.<br />

Die Umwelthilfe darf weiter klagen<br />

Bundesgerichtshof: Überschüsse aus Abmahnungen sind kein Indiz für Missbrauch<br />

VonChristian Rath, Karlsruhe<br />

Die Deutsche Umwelthilfe<br />

(DUH) verfolgt kein<br />

rechtsmissbräuchliches<br />

Geschäftsmodell. Das<br />

stellte jetzt der Bundesgerichtshof<br />

(BGH) in Karlsruhe fest. Damit unterlag<br />

in letzter Instanz der Fellbacher<br />

Autohändler Felix Kloz, der von<br />

der Kfz-Innung Stuttgart unterstützt<br />

wurde.<br />

Eines der Tätigkeitsfelder der<br />

DUH ist die ökologische Marktüberwachung.<br />

In rund zwanzig<br />

Branchen kontrolliert die DUH dabei<br />

die Einhaltung umweltbezogener<br />

Verbraucherschutzvorschriften.<br />

So achtet die DUH etwa darauf,<br />

dass in der Werbung für Autos,<br />

Immobilien und Kühlschränke der<br />

Energieverbrauch korrekt angegeben<br />

wird. Die DUH steht auf der<br />

Liste anerkannter Verbraucherschutzverbände<br />

und darf deshalb<br />

Unternehmen abmahnen und verklagen,<br />

wenn diese gegen Verbraucherschutz-Regeln<br />

verstoßen.<br />

Im Sinne des Verbraucherschutzes<br />

Erleichterung: Die Deutsche<br />

Umwelthilfe (DHU) hat<br />

die Entscheidung des Gerichts<br />

mit Erleichterung aufgenommen.<br />

Eine andere<br />

Entscheidung „hätte bedeutet,<br />

dass wir ein ganz wichtigesInstrument<br />

zur Durchsetzung<br />

des ökologischen Verbraucherschutzes<br />

verloren<br />

hätten“, sagte Bundesgeschäftsführer<br />

Jürgen Resch.<br />

Das Autohaus Kloz hatte auf seiner<br />

Webseite 2016 für einen Mercedes<br />

geworben, ohne Spritverbrauch und<br />

CO 2 -Emissionen anzugeben. Daraufhin<br />

mahnte die DUH das Autohaus<br />

ab. Händler Kloz wollte aber<br />

keine Unterlassungserklärung abgeben<br />

und ließ sich verklagen. Im Verfahren<br />

erhob Kloz ganz grundsätzliche<br />

Einwände gegen das Geschäftsmodell<br />

der DUH, das er für „rechtsmissbräuchlich“<br />

hielt. Für den<br />

behaupteten Missbrauch gebe es<br />

aber „keinerlei Anhaltspunkt“, erklärte<br />

nun der Vorsitzende BGH-<br />

Richter Thomas Koch. Das Interesse<br />

am umweltbezogenen Verbraucherschutz<br />

sei nicht vorgeschoben. Die<br />

Abmahnungen und Vertragsstrafen<br />

REAKTIONEN AUF DAS URTEIL<br />

Verantwortung: Das Urteil<br />

des Bundesgerichtshofes sei<br />

auch „eine deutliche Ohrfeigefür<br />

den Staat“ ,sagte<br />

Resch. „Schwerwiegende<br />

Verstöße gegenUmwelt- und<br />

Klimaschutz müssen unmittelbar<br />

vomStaat geahndet<br />

werden.“ Dann würde die<br />

Umwelthilfe sich auch mit<br />

Freuden aus diesem Bereich<br />

zurückziehen.<br />

Ärger: Der Zentralverband<br />

Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe<br />

(ZDK) reagierte mit<br />

Unmut auf das Urteil. Angriffsziel<br />

der DUH seien überwiegend<br />

kleine und mittelständische<br />

Autohäuser.Außerdem<br />

würden typischerweise<br />

banale Verstöße<br />

abgemahnt, vorallem gegen<br />

die Pkw-Energieverbrauchs-<br />

Kennzeichnungsverordnung.<br />

Debatte über das Sterbehilfe-Urteil<br />

dienten nicht der Einnahmeerzielung<br />

für sachfremde Zwecke, so<br />

Koch. Es gehe auch nicht darum, nur<br />

ein Honorar des Geschäftsführers zu<br />

erwirtschaften. Denn das Honorar<br />

von DUH-Geschäftsführer Jürgen<br />

Resch mache nur einen kleinen<br />

Bruchteil des DUH-Budgets aus,betonte<br />

Richter Koch.<br />

Auch die Erzielung von Überschüssen<br />

bei der Marktüberwachung<br />

sei kein Indiz für Missbrauch,<br />

so der BGH. Sonst müssten Verbraucherschützer<br />

immer dann mit Abmahnungen<br />

aufhören, wenn die laufenden<br />

Kosten gedeckt sind. Wofür<br />

die DUH das Geld konkret ausgibt,<br />

spielte beim BGH keine Rolle. Die<br />

Umwelthilfe betonte, dass sie damit<br />

Verbraucher-Aufklärung finanziere,<br />

etwa dieWarnung vormanipulierten<br />

Dieselmotoren.<br />

Kfz-Verband erwägt Beschwerde<br />

DieDUH kann nun weiter rund 1500<br />

Betriebe proJahr wegenVerbraucherschutzverstößen<br />

abmahnen und notfalls<br />

verklagen. DUH-Geschäftsführer<br />

Jürgen Resch begrüßte das Urteil.<br />

„Damit ist der Versuch endgültig gescheitert“,<br />

der DUH die Klagebefugnis<br />

zu entziehen.<br />

Die Kfz-Innung gibt aber noch<br />

nicht auf und denkt über eine (wohl<br />

aussichtslose) Verfassungsbeschwerde<br />

nach. Außerdem forderte<br />

Innungs-Geschäftsführer Christian<br />

Neher seine rund 700 Mitgliedsbetriebe<br />

auf, „jede Aktivität der DUH in<br />

ihren Häusern unverzüglich zu melden“<br />

–umweitereKlagen zu prüfen.<br />

Der Rechtsstreit hatte mit den<br />

Versuchen der Umwelthilfe, die EU-<br />

Luft-Grenzwerte gerichtlich durchzusetzen,<br />

nichts zu tun. Dortwerden<br />

nicht die Händler abgemahnt, vielmehr<br />

verlangt die DUH von den Behörden<br />

verschärfte Luftreinhaltepläne<br />

bis hin zu Dieselfahrverboten.<br />

Marburger Bund kritisiert die Entscheidung: Mitwirkung an Selbsttötung ist keine ärztliche Aufgabe<br />

VonMarkus Decker und Hanna Gerwig<br />

Die Vorsitzende des Europäischen<br />

Ethikrates, die Kölner<br />

Medizin-Ethikerin Christiane Woopen,<br />

hat das jüngste Urteil des Bundesgerichtshofes<br />

(BGH) zur Sterbehilfe<br />

positiv aufgenommen. „Ich<br />

halte das für ein sehr wichtiges Urteil,<br />

weil es Patienten und Ärzte<br />

stärkt“, sagte sie der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

(Redaktionsnetzwerk Deutschland).<br />

„Es macht deutlich, dass Ärzte ihre<br />

Patienten bei einer selbstbestimmten<br />

Selbsttötung nicht alleine lassen<br />

müssen, sondern sie begleiten dürfen.“<br />

Eine Selbsttötung solle niemals<br />

eine gleichsam normale Option sein,<br />

sagteWoopen mit Blick auf den Richterspruch<br />

vom Mittwoch. Es gehe<br />

immer um individuelle,existenzielle<br />

Ausnahmesituationen. Und die Gesellschaft<br />

solle alles dafür tun, um<br />

Menschen, die über einen Suizid<br />

nachdenken, Perspektiven für das<br />

Weiterleben zu eröffnen.„Wenn aber<br />

ein Mensch nach Beratungen und<br />

gründlichem Überlegen sowie nach<br />

längerer Bedenkzeit in Ausübung<br />

seiner Selbstbestimmung sich selbst<br />

töten möchte, umschweres Leiden<br />

zu beenden, das anders nicht beendet<br />

werden kann, dann sollte er dies<br />

unter würdigen Umständen und in<br />

Begleitung tun können“, so die Medizin-Ethikerin.<br />

Entscheidung in Karlsruhe<br />

Wichtig sei jetzt das Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />

über den Paragrafen<br />

217 zum Verbot der geschäftsmäßig<br />

organisierten Beihilfe<br />

zur Selbsttötung, sagte Woopen.<br />

Denn wenn sie es richtig sehe, dann<br />

wäre einer der beiden Fälle, umdie<br />

es jetzt beim Bundesgerichtshof gegangen<br />

sei, daruntergefallen. Das<br />

Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />

solle im Herbst ergehen.<br />

Auch SPD-Gesundheitsexperte<br />

Karl Lauterbach begrüßte das Urteil.<br />

„Bei unheilbar Kranken mit starken<br />

Schmerzen ist die ärztliche Sterbehilfe<br />

ethisch nicht zu verbieten.“<br />

DerBundesgerichtshof hatte zwei<br />

Ärzte freigesprochen. Einer hatte in<br />

Berlin eine Sterbewillige begleitet,<br />

der andere, ähnliche Fall spielte im<br />

Hamburg. Die Patienten hatten die<br />

tödlichen Medikamte eingenommen.<br />

Weil die Ärzte nicht versuchten,<br />

sie zu retten, standen sie wegen<br />

Unterstützung von Selbsttötung vor<br />

Gericht.<br />

Dem Urteil des Bundesgerichtshofs<br />

zufolge machen sich Ärzte, die<br />

Selbsttötungen begleiten, lediglich<br />

dann strafbar, wenn ihre Patienten<br />

nicht in der Lage sind, sich einen<br />

„frei verantwortlichen Selbsttötungswillen“<br />

zu bilden. Zudem<br />

müssten Ärzte keine Rettungsmaßnahmen<br />

ergreifen, wenn sie damit<br />

gegen das Selbstbestimmungsrecht<br />

der Sterbewilligen verstießen, urteilte<br />

der fünfte Strafsenat des BGH.<br />

Kritik an der Entscheidung kam<br />

vom Marburger Bund. „Das Urteil<br />

des Bundesgerichtshofs zum ärztlich<br />

unterstützten Suizid löst keine<br />

Probleme, sondern schafft neue“,<br />

steht in einer Presseerklärung. Es bestehe<br />

ein Widerspruch zu den Pflichten<br />

von Ärzten nach der Berufsordnung.<br />

„Unsere ärztliche Aufgabe ist<br />

es, Leben zu erhalten und Leiden zu<br />

DPA/MARIJAN MURAT<br />

lindern. Die Mitwirkung an der<br />

Selbsttötung ist keine solche ärztliche<br />

Aufgabe“, hieß es. Auch der Vorstand<br />

der Deutschen Stiftung für Patientenschutz,<br />

Eugen Brysch, lehnt die<br />

Entscheidung ab. „Weder der Suizid<br />

noch die Beihilfe dazu sind strafbar.<br />

Das ist gut so“, sagte er. Das Urteil<br />

habe aber nicht das Recht auf selbstbestimmtes<br />

Sterben gestärkt, sondern<br />

vielmehr das Torzur „organisierten<br />

Suizidbeihilfe“ geöffnet.<br />

Der Präsident der Hamburger<br />

Ärztekammer,Pedram Emami, hatte<br />

sich ebenfalls enttäuscht gezeigt. „Es<br />

war zwar zu erwarten, dass der BGH<br />

den Wunsch des Sterbewilligen an<br />

erster Stelle sieht, aber ich hatte auf<br />

ein anderes Ergebnis gehofft“, sagte<br />

er.Für Emami ist der Hamburger Fall<br />

ein Beleg dafür, dass das seit 2015<br />

geltende Verbot der „geschäftsmäßigen<br />

Förderung der Sterbehilfe“ richtig<br />

ist. „Das Strafrecht ist die eine Sache,<br />

das Berufsrecht eine andere“,<br />

betonte der Ärztekammer-Präsident.<br />

Für Hamburger Ärzte gelte die<br />

Berufsordnung, die in Paragraf 16 die<br />

Hilfe zur Selbsttötung verbietet.<br />

Panzer,<br />

Soldaten,<br />

Feuerwerk<br />

Große Militärshow zum<br />

US-Unabhängigkeitstag<br />

Panzer, Soldaten, Feuerwerk: Die<br />

US-Hauptstadt Washington hat<br />

sich für die umstrittene Feier vonPräsident<br />

Donald Trump zum Unabhängigkeitstag<br />

gewappnet. Vordem Lincoln<br />

Memorial, wo Trump am Donnerstagabend<br />

(Ortszeit) sprechen<br />

wollte,wurden Panzer aufgestellt und<br />

riesige Bildschirme installiert. Trump<br />

wollte die Veranstaltung mit dem<br />

Motto „Salute to America“ nutzen,<br />

um das Militär zu ehren. Kritiker warfen<br />

ihm vor, die Feierlichkeiten zu politisieren<br />

und dem Steuerzahler die<br />

Rechnung dafür aufzudrücken.<br />

Trump pries das Spektakel schon<br />

im Vorfeld in den höchsten Tönen.<br />

Die Menschen kämen von nah und<br />

fern, um an einer der größten Feierlichkeiten<br />

in der Geschichte des<br />

Landes teilzunehmen, schrieb er am<br />

Donnerstagmorgen auf Twitter. Es<br />

werde Überflüge der „modernsten<br />

und fortschrittlichsten Flugzeuge<br />

der Welt“ geben. Möglicherweise<br />

werde sogar die „Air Force One“ einen<br />

niedrigen und lauten Flug über<br />

die Menge machen, fügte er hinzu.<br />

Es gibt zwei Boeing 747, die zur „Air<br />

Force One“ werden, wenn der Präsident<br />

darin reist.<br />

Die Demokraten hatten in den<br />

vergangenen Tagen scharfe Kritik an<br />

dem Konzept der Feierlichkeiten geübt.<br />

Trumps Ego sei so groß, dass er<br />

in einem verzweifelten Schrei nach<br />

Aufmerksamkeit eine Wahlkampfveranstaltung<br />

zum 4. Juli abhalte,<br />

und jeder wisse das, schrieb der demokratische<br />

Fraktionschef im Senat,<br />

Chuck Schumer,auf Twitter.<br />

An der Zurschaustellung von Panzernhatte<br />

es im Vorfeld Kritik gegeben. IMAGO IMAGES<br />

Trump hatte Kritik an den Kosten<br />

der Schau zuvor zurückgewiesen.<br />

Diese seien sehr gering im Vergleich<br />

zu dem, was es wert sei, schrieb er am<br />

Mittwoch auf Twitter. Die Gesamtkosten<br />

sind bislang nicht bekannt.<br />

An der Schau sollten etliche Soldaten<br />

teilnehmen. Aus dem Pentagon<br />

wollten unter anderen der kommissarische<br />

Verteidigungsminister<br />

Mark Esper sowie der Generalstabschef<br />

Joseph Dunforddabei sein.<br />

Der Sender CNN hatte unter Berufung<br />

auf eine nicht näher benannte<br />

Quelle berichtet, auch in der<br />

militärischen Führung gebe es Sorge<br />

über eine Politisierung der Veranstaltung.<br />

Im Pentagon habe es auch<br />

Bedenken gegeben, gepanzerte<br />

Fahrzeuge zur Schau zu stellen.<br />

Trump hatte dagegen am Dienstag<br />

auf Twitter geschrieben, das Pentagon<br />

und die militärische Führung<br />

seien„begeistert“ davon, den Amerikanern„das<br />

stärkste und fortschrittlichste<br />

Militär derWelt“ vorzuführen.<br />

Nachdem Trump im Jahr 2017 als<br />

Ehrengast beim französischen Nationalfeiertag<br />

in Pariseine Militärparade<br />

beobachtet hatte, wünschte er sich<br />

eine solche auch in der US-Hauptstadt.<br />

DieWashington Post berichtete,<br />

die Kosten dafür seien auf rund 92 Millionen<br />

Dollar geschätzt worden. Die<br />

Pläne seien gestoppt worden, als die<br />

Kosten bekannt geworden seien. Es ist<br />

ungewöhnlich, dass der Präsident sich<br />

bei den Feierlichkeiten auf der National<br />

Mall inWashington am Unabhängigkeitstag<br />

an die Bevölkerung wendet.<br />

Die Veranstaltung ist eigentlich<br />

unpolitisch. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019 5 *<br />

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Politik<br />

Griechenland vor dem Machtwechsel<br />

Für dieWahl am Sonntag zeichnet sich ein Erfolg der konservativ-liberalen ND ab. Neben den linken Parteien könntendie Rechtspopulisten die großen Verlierer sein<br />

VonFrank Nordhausen<br />

Gerade noch verausgabte<br />

er sich im Europawahlkampf<br />

in Berlin, jetzt tritt<br />

er wieder in seiner Heimat<br />

Griechenland an. Yanis Varoufakis,<br />

der linke ehemalige Finanzminister<br />

und Exzentriker der Athener<br />

Politik, möchte bei den griechischen<br />

Parlamentswahlen am Sonntag vor<br />

allem seinem früheren Freund und<br />

jetzigen Erzfeind Alexis Tsipras möglichst<br />

viele Stimmen abjagen. Ministerpräsident<br />

Tsipras hatte die für Oktober<br />

geplanten Wahlen auf Juli vorgezogen,<br />

nachdem sich sein Linksbündnis<br />

Syriza bei den<br />

Europawahlen im Mai eine blutige<br />

Nase geholt und mit 24 Prozent fast<br />

zehn Punkte hinter der oppositionellen<br />

konservativ-liberalen Neuen Demokratie<br />

(Nea Dimokratia, ND) gelandet<br />

war.Doch alle Umfragen sprechen<br />

dafür, dass weder Tsipras noch<br />

Varoufakis etwas mit der nächsten<br />

Regierung zu tun haben werden.<br />

Denn auch bei den nationalen Wahlen<br />

liegt die ND unter Parteichef Kyriakos<br />

Mitsotakis laut Umfragen seit<br />

Wochen klar mit rund 35 Prozent bis<br />

zu zwölf Punkte in Führung. Ein<br />

Machtwechsel scheint sicher.<br />

Der linke Hoffnungsträger und<br />

Charismatiker Tsipras,der eigentlich<br />

„das neoliberale Spardiktat stoppen“<br />

wollte, musste sechs Monate nach<br />

seinem Wahlsieg 2015 ein schmerzhaftes<br />

Spar- und Reformpaket mit<br />

den internationalen Geldgebernunterzeichnen,<br />

nachdem er das Land<br />

gemeinsam mit Varoufakis an den<br />

Rand des Staatsboykotts geführt<br />

hatte. Varoufakis verließ die Regierung,<br />

wurde zu ihrem schärfsten Kritiker<br />

und gründete im Herbst letzten<br />

Jahres seine gesamteuropäische<br />

Mera25-Partei, mit der er in<br />

Deutschland kläglich, in Griechenland<br />

aber nur sehr knapp an der<br />

Dreiprozenthürde scheiterte.Für die<br />

Parlamentswahl sehen ihn die Meinungsforscher<br />

jetzt deutlich über<br />

der Sperrklausel.<br />

Verlust der Mittelschicht<br />

Tatsächlich hat die Popularität des<br />

44-jährigen Regierungschefs stark<br />

gelitten. 2015 hatte seine Syriza das<br />

politische Establishment in ganz Europa<br />

erschüttert, als sie die Parlamentswahlen<br />

mit einer strikten<br />

Anti-Austeritäts-Agenda und 35,5<br />

Prozent gewann. Doch bei der Europawahl<br />

verlor Syriza vieleWähler aus<br />

der Mittelschicht, die in den vier Jahren<br />

ihrer Regierung mit hohen Steuern<br />

belastet wurden. Sie büßte auch<br />

Arbeiter-Wähler ein, weil sie die Auswirkungen<br />

der Arbeitsmarkt-Deregulierung<br />

nicht ausreichend abfedern<br />

konnte. Zwar wurde der Mindestlohn<br />

auf 650 Euro angehoben,<br />

ein soziales Solidaritätseinkommen<br />

für Arme eingeführtund auch die Arbeitslosigkeit<br />

ist etwas zurückgegangen.<br />

Doch wurden die Renten stark<br />

gekürzt, das Wirtschaftswachstum<br />

Noch-Ministerpräsident Alexis Tsipras geht einer Wahlschlappe entgegen.<br />

AP<br />

ist gering, gut ausgebildete junge<br />

Leute wandern weiterhin aus. Auch<br />

Tsipras’ international hochgelobtes<br />

Abkommen mit Nordmazedonien<br />

zur Beilegung des historischen Namensstreits<br />

schadete ihm zu Hause<br />

und führte im Januar dazu, dass sein<br />

extrem rechter Koalitionspartner<br />

Unabhängige Griechen (Anel) die<br />

Regierung verließ. Anfang Mai überstand<br />

er eineVertrauensfrage im Parlament<br />

nur sehr knapp.<br />

Verzweiflungswahlkampf<br />

Der Ministerpräsident führt nun einen<br />

Verzweiflungswahlkampf, um<br />

das Blatt noch in letzter Minute zu<br />

wenden. „Am 7. Juli wählen wir zwischen<br />

denen, die Griechenland zum<br />

Bankrott geführt haben, und denjenigen,<br />

die uns aus den Sparprogrammen<br />

rausgeholt haben“, heißt es im<br />

Syriza-Wahlspot. Tsipras bittet seine<br />

Stammwähler darum, der linken Regierung<br />

eine zweite Chance zu geben,<br />

da sie jetzt unabhängiger von<br />

der EU handeln könne, verspricht<br />

neue Arbeitsplätze und niedrigere<br />

Steuern. Ganz ähnliche Wohltaten<br />

plus mehr Polizei verheißt der als<br />

Technokrat geltende ND-Chef Kyriakos<br />

Mitsotakis, 51. Mitsotakis nutzt<br />

die Unzufriedenheit mit Syriza aus<br />

und wendet sich vor allem an die<br />

Mittelschicht. „Starkes Wachstum<br />

für alle Griechen“, lautet sein Slogan.<br />

Der ND-Chef hat gute Chancen, für<br />

seine Regierungsbildung keinen Koalitionspartner<br />

zu benötigen.<br />

Während die NeaDimokratia derzeit<br />

eine Wiedergeburt auf alter<br />

Höhe erlebt, hat die Wirtschaftskrise<br />

die Karten im linken Spektrum neu<br />

gemischt. Die frühere mächtige<br />

Mitte-Links-Partei Pasokkonnte unter<br />

ihrem neuen Namen Bewegung<br />

des Wandels (Kinal) bisher von der<br />

Syriza-Ernüchterung nicht profitierenund<br />

landete bei den Europawahlen<br />

mit 7,5 Prozent abgeschlagen auf<br />

dem dritten Platz.<br />

Die rechtspopulistischen Kräfte<br />

zerlegen sich gerade. Die Stimmen<br />

für die berüchtigte Neonazi-Partei<br />

Goldene Morgenröte halbierten sich<br />

bei der Europawahl auf knapp fünf<br />

Prozent. In die Lücke sprang eine<br />

neue einwanderungsfeindliche, russophile<br />

Partei namens Griechische<br />

Lösung, die mit 4,1 Prozent der Stimmen<br />

einen Abgeordneten ins Europaparlament<br />

entsenden konnte.Viel<br />

mehr Stimmen werden ihr auch am<br />

Sonntag nicht prognostiziert.<br />

Die griechischen Wähler schwenken<br />

offenbar wieder zur politischen<br />

Mitte.AuchwennAlexis Tsipras keine<br />

weitereAmtszeit vergönnt sein sollte,<br />

so hat er das Land doch in halbwegs<br />

stabile politische Verhältnisse zurückgeführt.<br />

Davon wird jede neue<br />

Regierung profitieren.<br />

Frank Nordhausen<br />

erwartet keine Überraschung<br />

bei der Wahl.<br />

Tragödie vor den<br />

Toren Europas<br />

UN: Angriff auf libysche Flüchtlinge war Kriegsverbrechen<br />

VonManuel Behrens<br />

Der Raketeneinschlag in das Internierungslager<br />

Tadschura<br />

nahe der libyschen Hauptstadt Tripolis<br />

ist auf Satellitenbildern deutlich<br />

zu sehen: EinTeil des Hangars,in<br />

dem 126 Menschen eingepfercht waren,<br />

wurde am Mittwochmorgen<br />

ausradiert. 44 Menschen starben,<br />

130 wurden verletzt. Mit 600 Insassen<br />

soll das Lager völlig überfüllt gewesen<br />

sein.<br />

Die Vereinten Nationen sprechen<br />

nach der Attacke auf das Camp von<br />

einem Kriegsverbrechen. Die international<br />

anerkannte Regierung unter<br />

Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch<br />

beschuldigte die Milizen des abtrünnigen<br />

Generals Chalifa Haftar.Der 75-<br />

jährige Warlord beschuldigt die Gegenseite.<br />

Dass der Angriff ein Versehen<br />

war, ist unwahrscheinlich. In einer<br />

Dringlichkeitssitzung konnte sich<br />

der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen<br />

nicht auf eine klarePosition einigen.<br />

Die USA blockierten eine gemeinsamen<br />

Erklärung, in der ein<br />

Ende der Kämpfe gefordertwird.<br />

Es ist bereits der zweite Angriff auf<br />

das Lager in Tadschura. Seit Haftar<br />

seine Offensive gegen Tripolis im<br />

Aprilbegonnen hat, geraten Migranten<br />

aus Afrika immer häufiger ins<br />

Kreuzfeuer. Nach Angaben des UN-<br />

Flüchtlingshilfswerks UNHCR fehlt<br />

es 1,3 Millionen Menschen im Land<br />

an medizinischer Versorgung, Nahrung<br />

oder sauberem Wasser.<br />

„Libyenist komplett überfordert“,<br />

sagt Thomas Hüsken, Ethnologe und<br />

Libyen-Experte von der Universität<br />

Freiburg. Zum Bürgerkrieg, der erodierende<br />

Staatlichkeit, dem Einbruch<br />

der Wirtschaft, der hohen Arbeitslosigkeit<br />

kommen die Migrantenströme<br />

aus anderen Ländern hinzu.<br />

Mitdiesen Problemen muss das viertgrößte<br />

Land Afrikas alleine zurechtkommen:<br />

„Die EU hat die Grenzen<br />

dichtgemacht. Manversucht, die Probleme<br />

loszuwerden und an Länder<br />

wie Libyenzudelegieren“, so Hüsken.<br />

Die Migranten kommen aus Somalia,<br />

dem Sudan, Eritrea, aber auch<br />

westafrikanischen Staaten. Aus ihren<br />

Heimatländern reisen sie wochenlang<br />

durch die Sahara. Viele sterben<br />

schon auf dem Wegzur Mittelmeerküste.Wer<br />

es an Bord eines der Schiffe<br />

schafft, dem steht die gefährliche<br />

Überfahrt bevor. 600 Menschen sind<br />

dieses Jahr nach offiziellen Angaben<br />

bereits ertrunken, die Dunkelziffer<br />

dürfte weitaus höher sein. Und die<br />

Zustände in den libyschen Lagern, in<br />

denen die Geflüchteten willkürlicher<br />

Gewalt ausgeliefert sind, sind inzwischen<br />

selbst zur Fluchtursache geworden.<br />

Nach UN-Schätzungen<br />

werden in den Lagern rund um Tripolis<br />

etwa 3800 Migranten gegen ihrenWillen<br />

festgehalten.<br />

Die libysche Einheitsregierung in<br />

Tripolis erwägt inzwischen die<br />

Schließung der umstrittenen Flüchtlingslager.<br />

Die Regierung prüfe derzeit,<br />

die Lager aus Sicherheitsgründen<br />

zu schließen und die Migranten<br />

freizulassen, teilte Innenminister Fathi<br />

Baschagha am Donnerstag mit.<br />

Längst ein Stellvertreterkrieg<br />

DerUN-Sondergesandte für das Mittelmeer<br />

warfder Europäischen Union<br />

vor, die Augen vorder Notlage der Migranten<br />

in Libyenzuverschließen. Im<br />

Mittelmeer aufgegriffene Flüchtlinge<br />

dürften nicht mehr in das Bürgerkriegsland<br />

gebracht werden, sagte<br />

Vincent Cochetel. Allerdings tritt die<br />

EU im Libyen-Konflikt alles andere<br />

als einheitlich auf.<br />

Der Bürgerkrieg zwischen der<br />

Übergangsregierung von al-Sarradsch<br />

und Warlord Haftar ist längst<br />

ein Stellvertreterkrieg: DieVereinten<br />

Arabischen Emirate unterstützen<br />

Haftar. Ebenso Russland, die USA,<br />

Saudi-Arabien, Frankreich, die Türkei<br />

und Katar. Auf der anderen Seite<br />

steht etwa Italien, das sich hinter die<br />

international anerkannte Regierung<br />

in Tripolis stellt.<br />

Libyen-Experte Hüsken warnt vor<br />

einer Eskalation wie im Syrien-Konflikt.<br />

Bei Verhandlungen über eine<br />

Waffenruhe und eine mögliche Lösung<br />

des Konflikts müsse auch<br />

Haftar einbezogen werden.<br />

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6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019<br />

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Made in Berlin<br />

BERLINER BEKANNTE<br />

Finnischer<br />

Sommer<br />

an der Havel<br />

VonJörg Niendorf<br />

Nennen wir die Farben hier einfach<br />

mal Sonnenblumengelb,<br />

Schwedenrot und Birkenweiß: So sehen<br />

die Holzfassaden mancher Häuser<br />

aus, typisch skandinavisch. Und<br />

deshalb passen diese ganz fiktiven<br />

Farbnamen auch sehr gut zu der<br />

Siedlung, die im äußersten <strong>Berliner</strong><br />

Westen, in Kladow, ganz nahe der<br />

Havel, liegt. Es gibt sie seit Ende der<br />

1950er-Jahre, und sie ist wirklich ein<br />

kleines Stück Helsinki. 378 Reihenhäuser<br />

wurden seinerzeit in vorgefertigten<br />

Bauteilen aus der finnischen<br />

Hauptstadt herangeschafft.<br />

Ihre Fassaden waren bunt –damals<br />

sprachen viele in West-Berlin<br />

von einer neuen „Papageiensiedlung“.<br />

In der Ausstattung waren sie<br />

günstig, modern und bis ins Detail<br />

durchdacht. Einige der Häuser haben<br />

heute,nach 60 Jahren, noch die originale<br />

Verkleidung mit den farbigen<br />

Holzlatten. Andere Fassaden wurden<br />

von ihren Bewohnern stark verändert,<br />

sollen nach Klinkerstein aussehen.<br />

Aber im Kern ist alles aus Holz.<br />

Daswar vorsechzig Jahren neu.<br />

Die „Finnenhaussiedlung“, sie<br />

heißt bis heute so,war eines der ersten<br />

Beispiele für das serielle Bauen in<br />

Deutschland. In Skandinavien war<br />

man schon sehr weit darin, alle Bauelemente<br />

fabrikmäßig herzustellen:<br />

Wände, Böden, Treppen und andere<br />

Einbauten, außerdem die Dachrahmen.<br />

Heute wird jedes Eigenheim<br />

vonder Stange so gebaut.<br />

30 000 D-Markpro Haus<br />

Damals markierte es den Startineine<br />

neue technologische Ära –und treibende<br />

Kraft war in diesem Fall unter<br />

anderem eine energische Amerikanerin.<br />

Die Volkswirtin und Diplomatin<br />

Eleanor L. Dulles, Berlin-Beauftragte<br />

der US-Regierung, holte die Siedlung<br />

mit Mitteln des Marshall-Plans in die<br />

Stadt. Ein vertracktes Stück Weltpolitik<br />

stand dahinter.Der Staat Finnland<br />

musste nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

Reparationen an die USA zahlen.<br />

Manwählte Sachgüter:Das waren die<br />

Bauteile aus der Fabrik in Helsinki im<br />

Wert von insgesamt 7,2 Millionen<br />

Mark.Auf Drängen vonDulles kamen<br />

die Fertighäuser nachWest-Berlin. Sie<br />

waren für Vertriebene aus dem Osten<br />

gedacht. Nur 30000 D-Mark kostete<br />

ein hoch subventioniertes Haus,Käufer<br />

mussten zunächst nur zehn Prozent<br />

Eigenkapital aufbringen. Neben<br />

den Häusern inKladow entstanden<br />

noch 67 Stück in Lichterfelde.<br />

Aus Ziegeln gemauert wurden<br />

nur die Keller und die Brandwände.<br />

Sie begrenzen die Häuschen jeweils<br />

rechts und links,das ist gut zu erkennen.<br />

Zwischen die Mauern kamen<br />

die Holzrahmen. Wegweisend waren<br />

offeneWohnzimmer.„Wiralle haben<br />

hier 80 bis 85 Quadratmeter Wohnfläche“,<br />

sagt Martin Protze, Vorsitzender<br />

des Vereins Finnenhaussiedlung,<br />

„die Grundrisse unterscheiden<br />

sich nur minimal“. Den Verein der<br />

Bewohner gibt es in Kladowauch seit<br />

60 Jahren, er feiertimAugust das Jubiläum.<br />

Er hilft in den Fragen, die<br />

alle Eigentümer gemeinschaftlich<br />

angehen, zum Beispiel wenn es um<br />

Versorgungsanschlüsse, Straßenpflege,<br />

Müllabfuhr geht. „So ist das<br />

vom ersten Tag an geregelt“, sagt<br />

Protze.<br />

Bio-Bau: Nur die Brandwände sind gemauert.<br />

Dazwischen ist alles aus Holz. NIENDORF<br />

Die größten Brauereien<br />

Deutschlands<br />

Absatz in Deutschland in<br />

Millionen Hektoliter,<br />

2017<br />

10,8<br />

Radeberger-<br />

Gruppe<br />

(<strong>Berliner</strong><br />

Pilsner,Jever)<br />

6,3<br />

Bitburger-Gruppe<br />

(Köstritzer,<br />

Wernesgrüner)<br />

4,5<br />

Paulaner-Gruppe<br />

3,3<br />

Warsteiner-Gruppe<br />

2,4<br />

Carlsberg-Gruppe<br />

(Lübzer,Astra, Holsten)<br />

83%<br />

des Bieres werden<br />

in Mehrweg-Gebinden<br />

verkauft<br />

Der Beweis ist eine dunkelgrüne<br />

Plastikkiste von 30<br />

mal 40 mal 30 Zentimetern,<br />

voll mit 20 Halbliter-<br />

Flaschen <strong>Berliner</strong> Pilsner.Sie ist Beleg<br />

dafür,dass in Berlin noch immer eine<br />

Großbrauerei existiert und arbeitet.<br />

Mehr als 200 000 Liter „<strong>Berliner</strong>“ verlassen<br />

täglich die Brauerei an der Indira-Ghandi-Straße<br />

in Weißensee.<br />

Hinzu kommen Biere der Marken<br />

Schultheiss und Kindl. Insgesamt<br />

werden in der „Hauptstadt-Brauerei“<br />

des Radeberger-Konzerns jährlich<br />

rund 1,5 Millionen Hektoliter Bier gebraut.<br />

Es ist die letzte Großbrauerei<br />

Berlins.<br />

Das war einmal ganz anders. Dass<br />

Bier in dieser Stadt nicht nur für die<br />

einst zahllosen Eckkneipen von Bedeutung<br />

war, sondern auch ein wichtiger<br />

Wirtschaftsfaktor, davon zeugen<br />

bis heute etliche backsteinerne Hinterlassenschaften.<br />

Über 360 große<br />

und kleine Brauerei-Betriebe entstanden<br />

im 19. Jahrhundert ander Spree<br />

und machten die Stadt um 1900 zur<br />

Brauer-Hauptstadt Europas.<br />

Bierabsatz<br />

in MillionenHektolitern 2018<br />

Deutschland<br />

94,0<br />

Apps statt Pils<br />

Davonist kaum noch etwas geblieben.<br />

Dieehemaligen Brauereien sind heute<br />

Veranstaltungsorte, Kulturbetriebe<br />

oder wurden in teure Büro-Lofts parzelliert,<br />

für die junge Tech-Unternehmen<br />

einen Großteil der Investoren-<br />

Millionen an Immobilienfirmen verfüttern.<br />

Apps statt Pils.<br />

Berlin/Brandenburg<br />

3,9<br />

6,6<br />

Anheuser-<br />

Busch (Becks,<br />

Hasseröder)<br />

6,0<br />

Oettinger-Gruppe<br />

5,8<br />

Krombacher-<br />

Gruppe<br />

4,1<br />

TCB<br />

(Feldschlösschen,<br />

Gilde)<br />

2,7 Veltins<br />

Jeder 15.<br />

in Deutschland<br />

gebraute Liter Bier<br />

ist alkoholfrei<br />

Molle<br />

läuft<br />

wieder<br />

Berlin war einst die<br />

Brauer-Hauptstadt<br />

Europas. Craft Beer<br />

verhilft dieser Tradition<br />

nun zur Renaissance<br />

VonJochen Knoblach und<br />

Isabella Galanty (Grafik)<br />

Tatsächlich wirdinDeutschland seit Jahren immer weniger<br />

Bier getrunken. Genehmigte sich der Durchschnittsdeutsche<br />

2008 noch die Jahresmenge von 107 Litern, so waren es zehn<br />

Jahrespäter nur noch 94 Liter Bier proJahr und Kopf. Binnen<br />

eines Jahrzehnts ging der Absatz für die Brauereien somit um<br />

mehr als eine Milliarde Liter zurück. Dennoch entstanden im<br />

gleichen Zeitraum in Deutschland rund 100 neue Brauereien.<br />

Mittlerweile sind es über 1500.<br />

DieNeugründungen sind fast ausschließlich kleine Brauerei-Manufakturen,<br />

deren Jahresausstoß oft nicht größer ist<br />

als das, was in Großbrauereien in wenigen Stunden in Flaschen<br />

gefüllt wird. Anfang dieses Jahrzehnts war die Craft-<br />

Beer-Welle aus den USA nach Europa und Deutschland geschwappt<br />

und traf auch in Berlin auf einen Zeitgeist, der gerade<br />

Globalisierungskritik, Regionalisierung und den Wert<br />

des Handgemachten entdeckt hatte. Eswaren entdeckungsfreudige<br />

Brauhandwerker, die mit ideenreich kreierten Bierender<br />

Brauerstadt zur Renaissance verhalfen. Gabes1995 in<br />

Berlin gerade 22 große und kleine Brauereibetriebe,sosind es<br />

heute schon wieder 70. „Berlin ist der Motor für die deutsche<br />

Craft-Beer-Bewegung“, sagt Holger Eichele, Chef des Deutschen<br />

Brauer Bundes.Berlin-Comeback mit Designer-Molle.<br />

Katja Kurz ist Chefin eine dieser jungen Brauereien, die sich<br />

mit Geschmacksvielfalt und Mutzum Experiment im blassen<br />

Massenmarkt von Becks und Jever behaupten wollen. 2014<br />

gründete die 36-jährige Betriebswirtin mit einem Freund und<br />

einem Braumeister das Unternehmen Brlo.Zunächst tingelten<br />

sie als sogenannteWanderbrauer vonBrauerei zu Brauerei, um<br />

dort als Untermieter eigene Rezepte auszuprobieren. Immer<br />

öfter trafen sie den Geschmack vonimmer mehr Kunden. 2017<br />

stellte Brlo dann im Park am Gleisdreieck 38 Schiffscontainer<br />

auf, um darin Bier zu brauen und anzubieten. Mittlerweile<br />

liegt die Jahresproduktion bei knapp 9000 Hektolitern, womit<br />

Brlo zu den Großen unter den Kleinen gehört. Neben dem<br />

Biergarten im Schatten der Container hat das Label inzwischen<br />

auch einen eigenen Ausschank in der sechsten Etage des<br />

KaDeWe.„Es läuft“, sagt die Chefin.<br />

Allerdings ging es in der <strong>Berliner</strong> Szene nicht nur aufwärts.<br />

Die kalifornische Brauerei Stone Brewing war 2016 mit einer<br />

25-Millionen-Euro-Investition in Berlin angetreten, um den<br />

Hauptstädter zum besonderen Manufaktur-Bier zu bekehren.<br />

Absatz<br />

von alkoholfreiem<br />

Bier in Deutschland<br />

in Millionen<br />

Hektoliter<br />

22<br />

3,2<br />

2007<br />

Es gibt mehr als<br />

400<br />

alkoholfreie<br />

Biere in Deutschland<br />

Zahl der Braustätten<br />

in Berlin/Brandenburg<br />

Beliebteste Biersorten<br />

Marktanteile in Deutschland<br />

Pils<br />

53,5%<br />

6,2<br />

2017<br />

37<br />

Weizen<br />

7,3%<br />

70<br />

1995 2011 2018<br />

Wie viele Kalorien stecken drin?<br />

Angaben in Kilokalorien je 100 ml<br />

Milch<br />

(1,5% Fett)<br />

48 kcal<br />

Wasser<br />

0kcal<br />

Likör<br />

248 kcal<br />

Rotwein<br />

68 kcal<br />

Bier (Pils)<br />

42 kcal<br />

Export<br />

6,9%<br />

Limo<br />

42 kcal<br />

Im April verkündete man jedoch den Abbruch<br />

der Mission. „Wir haben uns vonunserem<br />

<strong>Berliner</strong> Projekt zu früh zu viel versprochen“,<br />

bekannte Stone-Brewing-Chef<br />

Greg Koch seinerzeit in einem Interview.In<br />

der Craft-Szene gibt man jedoch eher dem<br />

Unternehmen als dem Markt die Schuld.<br />

Tatsächlich kam für die Kalifornier bereits<br />

Ersatz. Dasschottische Unternehmen Brew<br />

Dog hat die Räume in Mariendorfbezogen.<br />

Immerhin die größte Craft-Beer-Brauerei<br />

Europas.<br />

WeitereBrauereien werden entstehen<br />

Auch Katja Kurz vonBrlo wertet das Scheitern<br />

von Stone Brewing in Berlin nicht als<br />

Rückschlag für die Alternative zum Massenbier.<br />

Essei schade, weil die Leute hier<br />

etwas mit angeschoben haben, sagt sie.<br />

Aber Craft Beer sei nicht nur eine Mode,<br />

sondern ein Trend von Dauer. „Das geht<br />

hier nicht mehr weg.“ Die Unternehmerin<br />

glaubt an die Marktlücke, die die Großbrauereien<br />

mit immer weniger Sorten<br />

selbst geschaffen haben. Craft Beer sei für<br />

Genussmenschen, die Neues entdecken<br />

wollen.<br />

Allerdings müssen sie dafür auch zu zahlen<br />

bereit sein. Schließlich kostet ein Craft<br />

Beer drei- bis viermal so viel wie ein Bier aus<br />

der Getränkeecke im Supermarkt.„Handarbeit<br />

in kleinen Mengen geht nun mal nicht<br />

effizient“, sagt die Betriebswirtin.<br />

Brauer-Bund-Chef Holger Eichele teilt<br />

den Optimismus der Unternehmerin. In<br />

den vergangenen Jahren seien in Berlin<br />

jährlich etwa zwei Brauereien gegründet<br />

worden. „Ich wüsste nicht, weshalb diese<br />

Entwicklung aufhören sollte“, sagt Eichele.<br />

Hell<br />

5,7%<br />

Kölsch<br />

1,6%<br />

Dunkel<br />

1,4%<br />

Alt<br />

0,8%<br />

Sonstige<br />

22,8%<br />

QUELLE: STATISTISCHES BUNDESAMT, LEBENSMITTEL ZEITUNG, BRAUER-BUND.DE<br />

NEU IN DER STADT<br />

Strom-BMW<br />

mit<br />

Boxer-Akku<br />

VonJochen Knoblach<br />

Wenn BMW-Biker an diesemWochenende<br />

im bayerischen Garmisch<br />

zu den traditionellen BMW<br />

Motorrad Days zusammenkommen,<br />

dann werden sie erfahren, dass Öl<br />

und Benzin bald auch in der von ihnen<br />

geliebten Art der motorisierten<br />

Fortbewegung vergänglich sein werden.<br />

Denn BMW wird der Fangemeinde<br />

ein Motorrad vorstellen, das<br />

weder Tank noch Zylinder hat, dafür<br />

Akkublock und Elektromotor. „Wir<br />

wollen zeigen, das Motorradfahren<br />

zukunftsfähig ist“, sagt ein Firmensprecher<br />

in München. Für das Motorrad-Werk<br />

inSpandau ist es nicht weniger<br />

als die Ankündigung eines Sortimentswechsels<br />

–auch wenn die DC<br />

Roadster nur eine Studie ist.<br />

Leichter Roller geplant<br />

In jedem Fall zeigt das Zweirad schon<br />

mal, wie die elektrifizierte Version eines<br />

Motorrades aussehen könnte,<br />

dessen Identität über Jahrzehnte von<br />

einem Zweizylinder-Boxermotor geprägt<br />

wurde. Statt eines solchen Aggregats<br />

liegt nun ein mächtiges Akkupaket<br />

unter dem Fahrer. Zudessen<br />

Kühlung ragen seitlich zwei Elemente<br />

mit Kühlrippen mit integrierten Ventilatoren<br />

heraus und stellen sich in<br />

den Fahrtwind. Der Elektromotor<br />

selbst ist darunter platziert. Die Verbindung<br />

zum Hinterrad gewährleistet<br />

selbstverständlich eine Kardanwelle.„Eine<br />

clevereAntriebsarchitektur,die<br />

optisch die Historie vonBMW<br />

Motorrad aufnimmt und weiterführt“,<br />

schwärmt man bei BMW.<br />

In der Konzernzentrale in München,<br />

wo die Entwicklungsabteilung<br />

der Motorradsparte ihren Sitz hat,<br />

bleibt man vage,wenn nach Starttermin<br />

des ersten elektrischen Motorrades<br />

von BMW gefragt wird. „Frühestens<br />

2023, spätestens 2025“, heißt<br />

es. Wenngleich etwa KTM, Zero und<br />

sogar Harley-Davidson bereits<br />

Strom-Maschinen anbieten, wird es<br />

also noch etwas dauern, bis die Produktionsanlagen<br />

in Spandau auf das<br />

Elektro-Bike umgestellt werden.<br />

Bis dahin will BMW allerdings an<br />

Produkten für den emissionsfreien<br />

Stadtverkehr arbeiten. Der 2015 eingeführte<br />

Elektroroller C Evolution,<br />

der intern zwar nach wie vor als sehr<br />

innovativ, aber auch nur als „sehr selektiv<br />

verkaufbares Produkt“ eingeschätzt<br />

wird, soll kein Einzelstück<br />

bleiben. Im vergangenen Jahr verkaufte<br />

sich der bis zu 120 km/h<br />

schnelle und knapp 15 000 Euro teure<br />

E-Scooter weltweit knapp 1800-mal<br />

und beanspruchte damit einen Anteil<br />

von etwa einem Prozent an BMWs<br />

Motorradabsatz.<br />

In etwa zwei Jahren soll der Roller<br />

ergänzt werden. In der Entwicklung<br />

befindet sich ein leichteres Modell<br />

mit weniger Leistung und einem geringeren<br />

Preis. Auch dieser neue<br />

Scooter soll in Spandau gebaut werden.<br />

Weitere Modelle seien in Planung.<br />

Ob wirklich Innovatives dabei<br />

sein wird, bleibt abzuwarten. Einen<br />

Allwetter-Roller mit Dach hatte BMW<br />

mit dem C1 schon einmal im Programm.<br />

Von2000 bis 2003 wurde dieser<br />

gebaut. Dessen Comeback überlässt<br />

BMW aber offenbar anderen.<br />

Ende vorigen Jahres hatte der Münchener<br />

Elektroroller-Spezialist Govecs,<br />

der auch die Elektro-Schwalbe<br />

baut, mit BMW eine Lizenzvereinbarung<br />

getroffen, die die Nutzung der<br />

für den Roller C1 entwickelten Sicherheitszelle<br />

umfasst. Govecs Ziel: ein E-<br />

Roller mit Dach ohne Helmpflicht.<br />

BMW


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019 7 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

MÄRKTE<br />

NACHRICHTEN<br />

DAX-30 in Punkten<br />

5.4.19<br />

5.4.19<br />

▲ 12629,90 (+0,11 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

5.4.19<br />

Stand der Daten: 04.07.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

4.7.19<br />

▼ 63,18 (–1,06 %)<br />

4.7.19<br />

▼ 1,1288 (–0,04 %)<br />

Quelle<br />

4.7.19<br />

Deutlich weniger<br />

CO 2 -Ausstoß<br />

DerAusstoß klimaschädlicher Treibhausgase<br />

ist bei der Stromerzeugung<br />

im ersten Halbjahr deutlich<br />

zurückgegangen. VonJanuar bis Ende<br />

Juni wurden rund 15 Prozent weniger<br />

CO 2 emittiertals im Vorjahreszeitraum,<br />

wie der Energieverband<br />

BDEWmitteilte.Demnach sanken<br />

nach ersten Berechnungen die CO 2 -<br />

Emissionen von136 Millionen Tonnen<br />

auf voraussichtlich 116 Millionen<br />

Tonnen. DerVerband führte<br />

diese Entwicklung auf verschiedene<br />

Faktoren zurück: Aufdie milde Witterung,<br />

den gestiegenen Kohlendioxid-Preis<br />

im Emissionshandel sowie<br />

einen Rekordbeim Ökostromanteil.<br />

Vorallem das windige Wetter<br />

führte dazu, dass die erneuerbaren<br />

Energien im ersten Halbjahr 44 Prozent<br />

des Stromverbrauchs deckten.<br />

Im Vorjahreszeitraum waren es<br />

39 Prozent gewesen. (dpa)<br />

Gewinner<br />

aus DAX und MDAX vom 04.07. zum Vortag<br />

Hella 43,28 +2,71 WWWWWWWWWWW<br />

Norma Group NA 35,70 +2,59 WWWWWWWWWWW<br />

1&1 Drillisch 30,24 +2,58 WWWWWWWWWWW<br />

Aurubis 43,46 +2,14 WWWWWWWWW<br />

Alstria Office 14,87 +2,06 WWWWWWWWW<br />

Siltronic NA 63,66 +1,86 WWWWWWWW<br />

Verlierer<br />

ausDAX und MDAXvom 04.07. zumVortag<br />

thyssenkrupp 12,36 WWWWWWWWW –2,14<br />

Qiagen 35,46 WWWWWWWW –1,94<br />

Evotec 25,46 WWWWWW –1,39<br />

HeidelbergCement 70,54 WWWWWW –1,29<br />

Rocket Internet 24,76 WWWWWW –1,28<br />

Nemetschek 56,60 WWWWWW –1,22<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 04.07. ±% z. 03.07.<br />

Euro Stoxx 50(EU) +0,10<br />

3549/2909 3544,15<br />

CAC 40 (FR) + 0,03<br />

5630/4556 5620,73<br />

S&P UK (UK) – 0,09<br />

1569/1323 1537,43<br />

RTS (RU) +0,71<br />

1412/1033 1411,53<br />

IBEX (ES) +0,07<br />

9972/8286 9401,00<br />

Dow Jones (US) +0,67<br />

26966/21713 26966,00*<br />

Bovespa (BR) +2,63<br />

103917/74048103725,12<br />

Nikkei (JP) +0,30<br />

24448/18949 21702,45<br />

Hang Seng (HK) +0,05<br />

30280/24541 28817,39<br />

Stx Singap. 20 (SG) +0,19<br />

1641/1350 1637,29<br />

Festgeld für 5.000 Euro<br />

Kundenkontakt 3Mon. 6Mon. 12 Mon.<br />

Crédit Agricole **<br />

ca-consumerfinance.de 0,81 0,91 1,01<br />

PrivatBank 1891 **<br />

privatbank1891.com 0,56 0,57 0,75<br />

Bank11<br />

bank11.de 0,40 0,50 0,60<br />

akf bank **<br />

akf.de 0,20 0,45 0,65<br />

abcbank<br />

abcbank.de - 0,45 0,55<br />

Deutsche Bank<br />

deutsche-bank.de - 0,05 0,05<br />

Santander<br />

santander.de - 0,01 0,20<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,00 0,00 0,20<br />

ING<br />

ing.de - - 0,03<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de - - 0,01<br />

Isbank<br />

isbank.de 0,35 0,35 0,50<br />

PSD Berlin Brandenburg<br />

psd-bb.de 0,02 0,03 0,05<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />

mbs-potsdam.de - - 0,01<br />

Sparda Berlin<br />

sparda-b.de - - 0,002<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse<br />

-030/86986969 - - -<br />

Mittelwert von 80 Banken 0,23 0,28 0,45<br />

*6Monate Neukundenangebot<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle:FMH-Finanzberatung<br />

Der Wegzuden eigentlichgeplanten Zinserhöhungen istfür dieEZB vorerst versperrt.<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Verkehrte Welt<br />

Die lang erwartete Wende bleibt aus: Die Zinsen fallen auf Tiefststände<br />

Zins: Seit der Finanz- und<br />

Schuldenkrise sind die Zinsen<br />

weltweit extrem niedrig,<br />

vorallem in Europa. Das gilt<br />

für alle Laufzeiten. Im kurzfristigen<br />

Bereich spüren<br />

Sparer das beim Tagesgeld,<br />

für das die Banken selbst in<br />

Werbeaktionen nur einige<br />

Zehntelprozent zahlen. Im<br />

langfristigen Bereich können<br />

Bauherren profitieren: Hypotheken<br />

sind so billig wie nie.<br />

Osram steht vor Verkauf<br />

Der in Schwierigkeiten gerateneBeleuchtungskonzernsuchtZufluchtbei Finanzinvestoren<br />

che im Raum. Parallel dazu ist allerdings<br />

auch der Aktienkurs immer<br />

weiter gefallen, sodass der Kauf für<br />

das Investorenduo nun deutlich billiger<br />

wirdals zu Beginn der Gespräche.<br />

Ihr Angebot bewertet den Konzern<br />

mit 3,4 Milliarden Euro.Das bedeutet<br />

einen Aufschlag von einem Fünftel<br />

auf die Osram-Kurse der vergangenen<br />

Wochen. Mit Bekanntwerden<br />

des Angebots sprang der Kurs über<br />

32 Euro.<br />

Bain und Carlyle haben nach Angaben<br />

von Insidern zugesichert, das<br />

Unternehmen nicht zu zerschlagen.<br />

Diese Befürchtung hatten Aktionäre<br />

bei der Hauptversammlung im Februar<br />

geäußert. Es wirdallerdings spekuliert,<br />

dass die Käufer die Kleinaktionäre<br />

hinausdrängen und Osram<br />

vonder Börse nehmen wollen.<br />

ZINSPOLITIK<br />

Ursache: KurzfristigeZinsen<br />

beeinflusst die Notenbank<br />

über den Leitzins. Langfristige<br />

Zinsen orientieren sich an<br />

der Rendite börsennotierter<br />

Anleihen. Je größer die Unsicherheit<br />

ist, desto stärker<br />

werden diese Papiere nachgefragt<br />

–und umso niedrigere<br />

Zinsen müssen sie bieten,<br />

um gekauft zu werden. Die<br />

Notenbanken können auch<br />

diesen Markt beeinflussen.<br />

Wirkung: NiedrigeZinsen<br />

sollen dafür sorgen, dass<br />

Unternehmen Kredite aufnehmen<br />

und mit Investitionen<br />

die Konjunktur ankurbeln.<br />

Nebenbei machen die<br />

niedrigen Anleiherenditen<br />

die Staatsverschuldung billiger.<br />

So muss selbst das<br />

hoch verschuldete Italien nur<br />

knapp 2Prozent Zinsen zahlen,<br />

um sich Geld für zehn<br />

Jahre zu leihen.<br />

Jetzt haben wir die Zinswende,<br />

doch ganz anders als noch vor<br />

wenigen Monaten gedacht. Alles<br />

deutet auf eine Senkung der<br />

Sätze hin. Das bedeutet:<br />

schwereZeitenfür viele Banken und<br />

für Sparer. Auch bei der privaten Altersvorsorge<br />

tun sich immer größere<br />

Lücken auf.<br />

Es ist nur eine merkwürdige abstrakte<br />

Zahl: DieRendite der Bundesanleihe<br />

mit zehnjähriger Laufzeit notierteamDonnerstagnahederMarke<br />

von minus 0,4 Prozent. Das bedeutet:<br />

Investoren sind bereit, quasi eine Gebühr<br />

dafür zu zahlen, dass sie dem<br />

Staat Geld leihen. Eigentlich müsste<br />

es umgekehrtsein. Aber die BundesrepublikgiltalseinerderverlässlichstenSchuldnerweltweit.Aufabsehbare<br />

Zeit dürfte es bei der verkehrten<br />

Welt bleiben. Die Experten der US-<br />

Investmentbank Goldman Sachs<br />

rechnen damit, dass die Rendite bis<br />

zum Jahresende sogar minus<br />

0,55 Prozent fallen könnte.<br />

Die kuriose Situation ist das Ergebnis<br />

der seit Jahren extrem lockerenGeldpolitik<br />

in derEuro-Zone.Seit<br />

2014 liegt der für die Finanzbranche<br />

maßgebliche Leitzins der Europäischen<br />

Zentralbank (EZB) bei null<br />

Prozent. Kürzlich hat der scheidende<br />

EZB-Präsident Mario Draghi angekündigt,<br />

dass es dabei bis mindestens<br />

Mitte nächsten Jahres bleiben<br />

soll. Geschäftsbanken, die Geld bei<br />

der Notenbank parken wollen, müssen<br />

dafür sogar einen Strafzins zahlen.<br />

Mehr noch: Draghi führtimSeptember<br />

ein Sonderprogramm ein,<br />

das Banken zusätzlich billiges Geld<br />

zur Verfügung stellt. Es gibt Prämien<br />

für Institute, wenn sie eifrig Kredite<br />

vergeben. Und Draghi hat angedeutet,<br />

dass er die Geldpolitik noch weiter<br />

lockernwill.<br />

Die Kehrtwende hat viel mit der<br />

eingetrübten Konjunktur zu tun. Die<br />

Fährnisse des bevorstehenden Brexit<br />

und die Unsicherheiten durch die<br />

von US-Präsident Trump losgetretenen<br />

Handelskriege werden von den<br />

Experten als Hauptursachen genannt.<br />

Selbst die optimistisch gestimmten<br />

Volkswirte des gewerkschaftsnahen<br />

IMK-Wirtschaftsforschungsinstituts<br />

erwarten nur noch<br />

ein Prozent Wirtschaftswachstum in<br />

Deutschland in diesem Jahr.Fragilere<br />

Ökonomien wie die italienische<br />

könnten in eine Rezession rutschen.<br />

Wie ein geldpolitischer Turbo<br />

wirkt nun noch die Nominierung von<br />

Christine Lagarde zur Nachfolgerin<br />

vonDraghi. DieVolkswirte der Deutsche-Bank-Fondstochter<br />

DWS erwarten,<br />

dass die Neue nicht nur Anleihekaufprogramme<br />

forcieren wird,<br />

sondern auch auf eine „Fiskalpolitik<br />

zur Unterstützung der europäischen<br />

Wirtschaft“ pochen wird. Gemeint<br />

sind damit staatliche Investitionsprogramme,dieSilkeTobervomIMK<br />

Die Investoren planen dem Vernehmen<br />

nach weiter mit Olaf Berlien<br />

als Vorstandschef, obwohl dieser in<br />

den vergangenen Jahren mehrmals<br />

Prognosen nach unten revidieren<br />

musste,weilerdie Märkte falsch eingeschätzt<br />

hatte. Die Käufer stünden<br />

auch hinter Berliens Strategie, sagt<br />

eine mit den Vorgängen vertraute<br />

Person. Die Strategie ist andernorts<br />

durchaus umstritten. Branchenkenner<br />

kritisieren eine Milliardeninvestition<br />

in eine Fabrik in Malaysia, mit<br />

der Osram indirekte Konkurrenz zu<br />

asiatischen Massenherstellerntritt.<br />

Belegschaft und Gewerkschaft<br />

fürchten vorallem um Standorte wie<br />

das Osram-Hauptstadtwerk inBerlin,<br />

aber auch Herbrechtingen bei<br />

Ulm. Dem Vernehmen nach sichern<br />

Bain und Carlyle aber zu, dass zu-<br />

FOTO: BORIS ROESSLER/DPA<br />

befürwortet. Sie schlägt unter anderem<br />

einen Ausbau des öffentlichen<br />

Nahverkehrs vor.<br />

Der „Lagarde-Effekt“ hat schon<br />

gewirkt und Aktien nicht nur in Europa<br />

nach oben getrieben. In den USA<br />

kletterte der Dow-Jones-Index auf<br />

einen Höchstwert, weil auch dort<br />

Zinssenkungen erwartet werden.<br />

Trump erhöht den Druck auf die Notenbank<br />

Fed, die Leitzinsen (derzeit<br />

2,25 bis 2,5 Prozent) zu senken, um<br />

vor allem die US-Exportwirtschaft<br />

anzukurbeln mit Ausfuhren.<br />

DerMinizins-Trend provoziertindes<br />

Anleger dazu, ihr Kapital in Aktien<br />

zu investieren. Denn das klassische<br />

Sparen ist längst ein Verlustgeschäft<br />

geworden, da die Zinserträge<br />

weit unter der Inflationsrate liegen.<br />

Auch Pensionskassen und Lebensversicherer<br />

haben schwer zu kämpfen.<br />

BeivielenSparplänen für die Altersvorsorge<br />

müssen massiveAbstriche<br />

gemacht werden. Ein wichtiger<br />

Grund: In der Regel muss ein erheblicher<br />

Teil des Geldes in bombensichere<br />

Anlageninvestiertwerden –womit<br />

wir wieder bei den Negativzinsen für<br />

Bundesanleihen wären. Hinzu<br />

kommt, dass viele hiesige Banken<br />

immer stärker unter der geringen<br />

Zinsmarge leiden –also der geringen<br />

Differenz zwischen den Zinseinnahmen<br />

aus Krediten und Kosten für<br />

Guthabenzinsen. Branchenkenner<br />

gehen davon aus, dass diese Einbußen<br />

nun zunehmend durch höhere<br />

Gebühren für die Kunden ausgeglichen<br />

werden sollen.<br />

Der angeschlagene Münchner<br />

Lichtkonzern Osram steht vor<br />

der Übernahme durch die beiden<br />

US-Investoren Bain und Carlyle. Sie<br />

wollten 35 Euro proAktie zahlen, teilte<br />

die frühere Siemens-Tochter am<br />

Donnerstag mit. Dem Vernehmen<br />

nach gibt es bereits eine Investorenvereinbarung<br />

zwischen dem Management<br />

und den beiden Interessenten.<br />

Insidern zufolge enthält sie<br />

zwarZugeständnisse,aberkeineausdrücklichen<br />

Garantien für Standorte,<br />

Jobs,Patente undManagement.<br />

Der Konzern verhandelt bereits<br />

seit fünf Monaten mit Bain und Carlyle.<br />

Daesmit Osram indieser Zeit<br />

immer weiter bergab ging, stand zeitweise<br />

auch ein Scheiternder Gesprämindest<br />

vorerst keine Pläne bestünden,<br />

weitere Stellen zu streichen,<br />

Standorte zu schließen oder Konzernteile<br />

zu verkaufen.<br />

Große Teile des Unternehmens<br />

wurden bereits vom aktuellen Osram-Management<br />

verkauft. Glühlampen,<br />

Stromsparlampen früherer<br />

Generationen und das Leuchtengeschäft<br />

gelten als Alttechnik und wurdenabgestoßen.EinjüngsterStellenabbau,<br />

der 300 Jobs gekostet hat, ist<br />

mittlerweile vollzogen. Osram beschäftigt<br />

nun noch 26200 Menschen<br />

und macht 3,8 Milliarden Euro Jahresumsatz.<br />

Das Unternehmen konzentriertsich<br />

inzwischen auf halbleiterbasierte<br />

Produkte für Smartphones<br />

über vernetzte Beleuchtungslösungen<br />

bis zu Virtual Reality<br />

und autonomem Fahren.<br />

Jeder Zweite erhält<br />

Urlaubsgeld<br />

Nurknapp jeder zweite Tarifbeschäftigte<br />

in Deutschland (47 Prozent)<br />

erhält Urlaubsgeld. Im Durchschnitt<br />

gibt es in diesem Jahr 1281<br />

Euro bruttofür die Urlaubskasse,<br />

wie das Statistische Bundesamt mitteilte.Das<br />

sind 3,6 Prozent mehr als<br />

im Vorjahr.Allerdingsgibt es deutliche<br />

Unterschiede zwischen einzelnen<br />

Branchen sowie zwischen Ost<br />

und West. Tarifbeschäftigte im früheren<br />

Bundesgebiet bekommen im<br />

Schnitt 1317 Euro,inden neuen<br />

Ländernsind es 927 Euro.Überdurchschnittlich<br />

viel wirdimMaschinenbau<br />

(2358Euro) und in der<br />

Automobilwirtschaft (2113 Euro)gezahlt.<br />

(dpa)<br />

Deutsche seltener<br />

Schnäppchenjäger<br />

Sonderangebote sindweniger gefragt.<br />

FOTO: GOLLNOW/DPA<br />

DieVerbraucher in Deutschland<br />

achten weniger auf Sonderangebote<br />

als früher.Das geht aus einer Marktstudie<br />

derGesellschaft fürKonsumforschung<br />

(GfK) hervor. DieKunden<br />

seien zwar nach wie voreinem<br />

Schnäppchen nicht abgeneigt. Doch<br />

die Mühe,danach aktiv zu suchen,<br />

machen sich weniger Konsumenten<br />

als noch vorein paar Jahren. Zwischen<br />

2011 und 2019 sank die Zahl<br />

derjenigen, die vordem Einkaufen<br />

regelmäßig Prospekte oder Anzeigen<br />

überprüfen, von73Prozent auf 65<br />

Prozent. DerAnteil der Kunden, die<br />

bereit sind, für ein günstiges Angebot<br />

ihrem Lieblingsgeschäft untreu<br />

zu werden, verringerte sich von57<br />

auf 50 Prozent, so die GfK. (dpa)<br />

Abnahmemenge<br />

in Liter<br />

HEIZÖLPREISE<br />

Durchschnittspreis<br />

je 100 LiterinEuro<br />

(in Klammern Vorwoche)<br />

1000 73,03 (74,64)<br />

3000 68,49 (70,16)<br />

5000 66,83 (68,56)<br />

10 000 65,31 (67,01)<br />

15 000 64,78 (66,51)<br />

incl. MWSt., frei Haus an Abladestelle,<br />

Quelle: www.dieter-maeder.de<br />

Preisermittlung 4.7.2019


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Meinung<br />

AfD in Berlin<br />

ZITAT<br />

Jammern und<br />

austeilen<br />

Annika Leister<br />

plädiertfür eine genaue Beobachtung<br />

des neuen AfD-Portals.<br />

„Berlin hat meinen<br />

Musikgeschmack<br />

verbessert, meinen<br />

Horizont erweitert.“<br />

Die <strong>Berliner</strong> AfD fühlt sich ungerecht<br />

behandelt. Malwieder.Und startet –<br />

mal wieder –ein Meldeportal, auf dem sie<br />

sich einerseits einopfernund andererseits<br />

gegen alle austeilen wird, die sich gegen<br />

rechts engagieren. Das Portal versucht,<br />

durch martialische Bebilderung und fragwürdige<br />

Zahlenspiele zu beeindrucken.<br />

Kevin Kühnertist hier Marxist, seine Thesen<br />

zur Enteignung zeigen „bundesdeutsche<br />

Tendenzen bezüglich Linksradikalismus“.<br />

Kritiker wirkten am Donnerstag<br />

unentschieden: Soll man darüber jetzt lachen?<br />

Oder sich fürchten?<br />

Weder noch. Man sollte das Portal<br />

ernst nehmen und genau beobachten –<br />

wie die AfD. Denn so dümmlich der Auftritt<br />

auf den ersten Blick auf manche wirken<br />

mag: Die AfD setzt hier die Onlinestrategie<br />

fort, die sie schon auf ihren<br />

Homepages und vorallem in den sozialen<br />

Medien fährt: Verallgemeinerung, Provokation,<br />

Angstmache.Damit ist die AfD im<br />

Netz extrem erfolgreich –erfolgreicher als<br />

die Onlineauftritte anderer Parteien. Kraft<br />

und Einfluss des neuen Kanals werden<br />

davon abhängen, wie stark die AfD ihn<br />

pflegt.<br />

Der Launch des Portals zu genau diesem<br />

Zeitpunkt ist ein durchsichtiges Manöver,<br />

um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit<br />

abzulenken. Weg vom Mord<br />

am CDU-PolitikerWalter Lübcke.Weg von<br />

der endlich ernsthaft geführten Diskussion<br />

über rechtsextremistische Netzwerke<br />

in Deutschland. Wegaber vor allem von<br />

der AfD selbst, deren aggressive Onlinestrategie<br />

von einigen als Nährboden für<br />

Hassverbrechen gewertet wird.<br />

Wir dürfen der AfD diesen Gefallen<br />

nicht tun, dürfen uns nicht ablenken lassen.<br />

Sondern müssen genau hinsehen –<br />

jetzt auch auf das neue Meldeportal.<br />

USA<br />

Wo die Truppen<br />

tanzen<br />

Matthias Koch<br />

urteilt: US-Präsident Trump missbraucht<br />

den Unabhängigkeitstag.<br />

Panzer sollen rasseln, die Truppen sollen<br />

tanzen, alles zum Vergnügen des<br />

Herrschers.Solche ins Metallische gehenden<br />

Machtdemonstrationen hat es bislang<br />

am amerikanischen Unabhängigkeitstag<br />

nie gegeben. Den4.Juli haben die<br />

Amerikaner bislang entspannt mit einem<br />

Picknick im Kreis von Freunden begangen,<br />

gefolgt vonprivatem Feuerwerk.<br />

Nie applaudierten die Amerikaner am<br />

4. Juli irgendeiner Obrigkeit, nicht mal der<br />

eigenen. Es hätte auch zur Geschichte<br />

dieses Datums nicht gepasst. Am 4. Juli<br />

1776 wagten es die Gründer der USA, sich<br />

abzuwenden vonder britischen Kolonialmacht.<br />

Sietrauten sich, Pläne vorzulegen<br />

für eine neue Republik: mit einer Regierung,<br />

die sich auf den „Konsens der Regierten“<br />

stützen sollte, einem Staat, der<br />

erstmals komplett von unten nach oben<br />

entworfen wurde. Und sie haben es riskiert,<br />

dafür gehängt zu werden. Ihre Unabhängigkeitserklärung<br />

beginnt mit der<br />

Feststellung, alle Menschen hätten das<br />

gleiche unveräußerliche Recht auf „Leben,<br />

Freiheit und das Streben nach<br />

Glück“. Erst 13 Jahre später, 1789, trieben<br />

dieselben revolutionären Gedanken die<br />

Franzosen auf die Barrikaden.<br />

Ausgutem Grund also haben die Amerikaner<br />

am 4. Juli stets auf sich selbst angestoßen<br />

–und auf die Idee der Freiheit, eine<br />

der besten Erfindungen in der Geschichte<br />

der Menschheit. Nie haben sie an diesem<br />

Tag den gerade amtierenden Mann im<br />

Weißen Haus gefeiert. Genau darum aber<br />

geht esTrump.Erwill eine für ihn nützliche<br />

Mega-Show, mit sich selbst im Mittelpunkt.<br />

Mehr noch als die Fülle seiner politischen<br />

Fehlentscheidungen zeigt dieser<br />

Fehltritt die ganze Jämmerlichkeit –und<br />

die Gefährlichkeit –des US-Präsidenten.<br />

Wer will der SPD ihren Frust<br />

verdenken. So nah war Europa<br />

an einem Kommissionspräsidenten<br />

aus ihren Reihen,<br />

der Niederländer Frans Timmermans<br />

hatte schon Frankreich und die Bundeskanzlerin<br />

hinter sich gebracht. Die Entscheidung<br />

für ihn schien Formsache zu<br />

sein. Dann platzte der Traum. DieOsteuropäer<br />

blockierten, alles musste von vorne<br />

losgehen. Das Prinzip der Spitzenkandidaten<br />

war damit für diese Legislaturperiode<br />

gescheitert. Die SPD hat recht, wenn sie<br />

diesen Prozess nun kritisiert.<br />

Dieeuropäische Demokratie hat Schaden<br />

genommen, weil nun keine(r) der beiden<br />

Spitzenkandidaten an die Spitze aufrücken<br />

soll, sondernals Kompromiss CDU-Verteidigungsministerin<br />

Ursula vonder Leyen Präsidentin<br />

der EU-Kommission werden soll.<br />

Dass dies so kommt, liegt zum Teil an dem<br />

schwachen EVP-Frontmann Manfred Weber.<br />

Es liegt an einem ungestüm agierenden französischen<br />

Präsidenten Emmanuel Macron,<br />

der sich mit einer schnellen Festlegung gegen<br />

Weber verspekulierthat.<br />

Es liegt aber auch an einem amateurhaft<br />

agierenden Europäischen Parlament, das<br />

Weber erst einmal blockiert hat und dann<br />

mit Verzögerung bemerkt hat, wie sehr es<br />

sich damit selbst schwächt. Undesliegt, zuletzt,<br />

an einer Kanzlerin, die den Kompromisskandidaten<br />

Frans Timmermans weder<br />

in Europa noch in der eigenen Partei durchsetzen<br />

konnte. Aber wenn die deutsche SPD<br />

das alles kritisiert, dann muss sie auch eine<br />

Alternative aufbieten. Und das kann sie<br />

nicht. Sieist einfach nur dagegen.<br />

Es ist die Corbynisierung der SPD,die Abgabe<br />

der Verantwortlichkeit, um im Gegenzug<br />

das sozialdemokratische Profil zu schär-<br />

Letzte Woche fand in Berlin der nationale<br />

MINT-Gipfel statt. MINT, das steht für<br />

Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften<br />

und Technik. Lange Zeit war diese Fächergruppe<br />

ein Sorgenkind im deutschen<br />

Bildungssystem. Denn die Zahl derjenigen,<br />

die diese Fächer studieren wollten, sank<br />

jährlich. Inzwischen hat sich der Trend<br />

glücklicherweise umgekehrt. Dank großer<br />

Anstrengungen der Hochschulen und Ministerien<br />

konnte das Interesse an Natur- und<br />

Technikfächernneu geweckt werden. Dasist<br />

wichtig für Deutschlands Zukunft und daher<br />

eine gute Nachricht.<br />

Doch sind längst nicht alle Probleme<br />

überwunden. Wer ein MINT-Fach studiert,<br />

muss eine starke Motivation mitbringen. Die<br />

Lern- und Arbeitsbelastung bleibt erheblich,<br />

das Stoffpensum stellt große Anforderungen.<br />

Die Zahl der Studienwechsler ist daher im<br />

MINT-Bereich überdurchschnittlich hoch.<br />

Hier müssen die Vorabinformationen für die<br />

Schulen weiter verbessert werden, will man<br />

persönliche Enttäuschung und Frustration<br />

verhindern.<br />

Die Zahl der weiblichen Studierenden in<br />

den MINT-Fächern stieg in den letzten 25<br />

Jahren kontinuierlich, aber langsam. Im<br />

Bauingenieurwesen liegt ihr Anteil mittlerweile<br />

bei 29 Prozent, in der Informatik bei 22<br />

Prozent, in der Elektrotechnik bei 17 Prozent.<br />

Das sind noch immer keine wirklich befriedigenden<br />

Werte. Seit geraumer Zeit bieten<br />

die Hochschulen Orientierungstage für<br />

Schülerinnen an, die für die Natur- und<br />

Europa<br />

Der kleinste<br />

Nenner<br />

Gordon Repinski<br />

warnt die Sozialdemokraten voreiner Totalblockade in Brüssel.<br />

Er hält das für verantwortungslos.<br />

KOLUMNE<br />

Natur,Technik<br />

und Deutschlands<br />

Zukunft<br />

Peter-André Alt<br />

Präsident der Hochschulrektorenkonferenz<br />

Technikwissenschaften gewonnen werden<br />

sollen. In der konkreten Studienfachwahl<br />

schlagen sich solche Initiativen aber kaum<br />

nieder,wie die Zahlen belegen.Wirbrauchen<br />

künftig mehr Ingenieurinnen und Naturwissenschaftlerinnen,<br />

weil Diversität für jede<br />

Disziplin förderlich ist.<br />

Profitieren können die MINT-Fächer vom<br />

starken Engagement der jungen Generation<br />

für Zukunftsthemen wie Klimaschutz und<br />

BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />

fen, wie es so schön im Politjargon heißt. Es<br />

ist verwirrend, denn innenpolitisch bleiben<br />

die Sozialdemokraten ein verlässlicher, verantwortlicher<br />

Partner in der großen Koalition.<br />

Dabei ist die kommissarische Parteispitze<br />

mit Malu Dreyer, Manuela Schwesig und<br />

Thorsten Schäfer-Gümbel nicht einmal<br />

Taktgeber dieses Kurses. Essind die Altvorsitzenden<br />

Sigmar Gabriel und Martin Schulz,<br />

die in übertriebener Lautstärke als Erste die<br />

Richtung vorgeben. Und ist dies einmal geschehen,<br />

ist die Kakophonie schon bald vollendet.<br />

Sehr schnell werden die Genossen in<br />

derartigen Debatten grundsätzlich, alles gerät<br />

außer Rand und Band. Mal ist die eigene<br />

Parteichefin im Visier, mal der Koalitionspartner.<br />

Die einzige Konstante ist der Kontrollverlust<br />

und der Kater danach.<br />

Sehr oft geht es um die Koalition, um die<br />

Halbzeitbilanz, um die Regierungsarbeit allgemein.<br />

Es ist die Konsequenz einer Parteikommunikation,<br />

in der seit Beginn der Zusammenarbeit<br />

mit dem Ausstieg aus der großen<br />

Koalition geliebäugelt wird. Diese Art<br />

der Rhetorik gibt dem einzelnen Abgeordneten<br />

die Freiheit, zu jeder Zeit alles kritisieren<br />

zu können. Am Ende schadet dieses Vorgehen<br />

allen, am meisten der SPD selbst.<br />

Die Chaotisierung der vergangenen Tage<br />

zeigt, wie wichtig es ist, dass den tapferen Interimsvorsitzenden<br />

der Übergang zu einer<br />

neuen Spitzegelingt. Aber es gibt auch Hoffnung.<br />

Mit Rolf Mützenich steht ein ruhiger<br />

und überlegter Politiker an der Spitze der<br />

Fraktion. Mit Michael Roth und Christina<br />

Kampmann haben sich zwei erste,neue Gesichterfür<br />

die Spitzeder SPD beworben.<br />

Europa braucht eine SPD,die ihr Versprechen<br />

vieler Plakate für den Kontinent ernst<br />

nimmt. Europa steht nach zähen, schädlichen<br />

Wochen nämlich nicht mehr vor der<br />

Frage, obsich ein Spitzenkandidatenmodell<br />

durchsetzen lässt oder nicht. Die Frage ist<br />

mittlerweile, obinunruhigen Zeiten die Institutionen<br />

überhaupt eine Führung erhalten.<br />

Diese Frage ist existenziell.<br />

Wer wie die Genossen glaubt, dass Europa<br />

bereits beschädigt ist, hat recht. Wer<br />

aber ignoriert, dass der Kontinent durch<br />

eine vollständige Blockade nicht noch ein<br />

Vielfaches an Schaden nehmen könnte, hat<br />

nicht verstanden, wie fragil die Dinge mittlerweile<br />

sind.<br />

Es ist Zeit, ein Wort zu umarmen, das einen<br />

viel zu schlechten Ruf hat: der kleinste<br />

gemeinsame Nenner.Esist Zeit für eine Lösung<br />

in Europa. Es geht um viel.<br />

Nachhaltigkeit. Schüler, die sich nicht mit<br />

der berechtigten Kritik am Politikversagen<br />

begnügen möchten, sollten ihre Studienwahl<br />

entsprechend planen. Denn in den<br />

MINT-Fächern werden die Weichen für unser<br />

Klima, unsere Energiequellen und die<br />

Welternährung gestellt. Die gesellschaftlichen<br />

Erwartungen an die Natur- und Technikdisziplinen<br />

sind entsprechend hoch.<br />

Damit verbindet sich das Thema der ethischen,<br />

im engeren Sinne sozialenVerantwortung.<br />

Nahezu jedes der MINT-Fächer zeigt,<br />

dass aus ihnen hervorgehende neue Entwicklungen<br />

eine Gesellschaft positiv und negativ<br />

beeinflussen können. Die Richtung<br />

hängt vonder spezifischen Anwendung und<br />

dem Zweck ab, der verfolgt wird. Die Forschung<br />

an Krankheitserregern kann der Beherrschung<br />

von Epidemien, aber auch der<br />

Erzeugung vonBiowaffen dienen. Industrieroboter<br />

vermögen Produktionsprozesse zu<br />

vereinfachen, jedoch zugleich den Bau von<br />

Kriegsdrohnen zu befördern. Unddie Werkzeuge,<br />

die Schwachpunkte in einer Software<br />

beseitigen helfen, dürften in der Hand von<br />

HackerndestruktiveFolgenhaben.<br />

Die vielbeschworene Dialektik unseres<br />

wissenschaftlich-technischen Fortschritts ist<br />

nichts Abstraktes, sie lässt sich an Beispielen<br />

aus jeder einzelnen Disziplin mit Händen<br />

greifen. Sie sollte ein Grund dafür sein, die<br />

junge Generation in den MINT-Fächernnicht<br />

nur exzellent zu qualifizieren, sondern sie<br />

auch auf einen gesellschaftlich verantwortbarenEinsatz<br />

ihrer Kenntnisse vorzubereiten.<br />

Peggy Gou, 29, im aktuellen Zeit-Magazin.<br />

Sie ist Südkoreanerin und lebt seit 2014 in der Stadt.<br />

Sie zählt zu den einflussreichsten DJs der Welt.<br />

Ihre Disziplin: elektronische Tanzmusik.<br />

AUSLESE<br />

Brüsseler Kompromiss<br />

oder Kungelei?<br />

Die europäischen Personalentscheidungen<br />

beschäftigen die Kommentatoren.<br />

Im Mittelpunkt steht dabei die<br />

Nominierung von Ursula von der Leyen,<br />

die neue Kommissionschefin werden soll.<br />

Hinterzimmer-Kungelei oder nicht?<br />

Die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong> findet: Hinterzimmer.<br />

Und ruft die Parlamentarier<br />

zum Widerstand auf: „Sie sollten von der<br />

Leyen durchfallen lassen. ... Nur eine<br />

wirklich demokratische Union, in der die<br />

Bürger das entscheidende Wort sprechen<br />

und das Parlament das Machtzentrum ist,<br />

kann aus künftig 27 Staaten mit egoistischen<br />

Regierungen eine Einheit formen<br />

und so die genannten Herausforderungen<br />

bestehen.“<br />

In den Badischen Neuesten Nachrichten<br />

ist hingegen zu lesen: „Das Europa, das wir<br />

heute kennen, ist ein Europa des Kompromisses,ein<br />

Europa des Ausgleichs.Und jeder,<br />

der ab und zu verhandelt, weiß, wie<br />

mühsam es ist, auszutarieren und Kompromisse<br />

zu finden. In diesem Sinne hat<br />

der Personalpoker auch etwas vonEhrlichkeit:<br />

So ist Europa. Es ringt und es kämpft<br />

miteinander – und am Ende steht der<br />

Kompromiss.“ Bettina Cosack<br />

KORREKTUR<br />

Aufder Doppelseite 2/3 vomDonnerstag,4.Juli<br />

2019, ist ein Interviewmit der Schriftstellerin Jagoda<br />

Marinic zu lesen. Durch einen technischen Fehler ist<br />

das kleine Cinihrem Nachnamen konsequent verloren<br />

gegangen. Wirbitten um Entschuldigung.<br />

PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />

Mitglied der Chefredaktion: Elmar Jehn.<br />

Newsdesk-Chefs (Nachrichten/Politik/Wirtschaft): Tobias Miller,<br />

Michael Heun, Michaela Pfisterer.<br />

Textchefin: Bettina Cosack.<br />

Newsroom-Manager: Jan Schmidt.<br />

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Investigativ: Kai Schlieter.<br />

Kultur: Harry Nutt.<br />

Regio: Arno Schupp, Karim Mahmoud.<br />

Service: Klaus Kronsbein.<br />

Sport: Markus Lotter.<br />

Story: Christian Seidl.<br />

Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />

Seite 3/Report: Bettina Cosack.<br />

Die für das jeweiligeRessortanerster Stelle Genannten sind<br />

verantwortliche Redakteure im Sinne des <strong>Berliner</strong> Pressegesetzes.<br />

Reporterin: Sabine Rennefanz.<br />

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Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erscheint sechs Mal in der Woche. Bezugspreis monatlich<br />

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Brandenburg). Bezugspreis des Studentenabonnements monatlich 27,60 €,<br />

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18,99 €.Im Fallehöherer Gewalt und bei Arbeitskampf (Streik/Aussperrung)<br />

besteht kein Belieferungs- und Entschädigungsanspruch. Erfüllung und<br />

Gerichtsstand Berlin-Mitte. Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder Fotomaterial<br />

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Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> ist die reichweitenstärkste Abonnementzeitung Berlins<br />

und erreicht laut Mediaanalyse 2018 in Berlin und<br />

Brandenburg täglich 274 000 Leser.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Immer wieder der<br />

Rücken –eineneue<br />

Therapie verspricht Hilfe<br />

Seite 17<br />

Wasdie kleinen Palast-Knirpse aus dem Friedrichstadt-Palast so treiben Seite 10<br />

Wasdie AfD mit ihrem Internetportal blicknachlinks.org bezweckt Seite 16<br />

Stadtbild<br />

Nach Leid<br />

kommt Freud<br />

Lutz Schnedelbach<br />

ist froh über jeden Hauch<br />

vonFreundlichkeit.<br />

Esgibt sie noch die Freundlichkeit<br />

in der Stadt. Ja,esstimmt. Mirist<br />

es selbst passiert. Und ich war so<br />

überrascht, dass ich es vielen Mitmenschen<br />

erzählt habe. Ob sie es<br />

hören wollten oder nicht. Ob sie es<br />

mir geglaubt haben, kann ich nicht<br />

sagen.<br />

Es war an einem Tag, mitten in<br />

der Woche. Nachdem mich früh am<br />

Morgen ein Müllmann angeschnauzt<br />

hatte, dass die Mieter in<br />

unserem Haus,die Tonnen immer zu<br />

voll stopfen, und der Lieferant von<br />

Edeka sich darüber erregte, dass ich<br />

die Rechnung nicht passend zahlen<br />

konnte, fuhr ich mit einem Bus der<br />

BVG zum Alexanderplatz. Im Bus<br />

war alles in Ordnung. Der Fahrer<br />

störte sich nicht an seinen Fahrgästen.<br />

Er fuhr einfach. Auch beim Aussteigen<br />

ging alles gut, keine Drängelei,<br />

wie sonst. Keine Koffer versperrten<br />

den Weg. Das sonnige Wetter<br />

schien viele Leute zu beruhigen.<br />

In einem der beiden großen Elektronik-Märkte<br />

auf dem Alexanderplatz<br />

wollte ich dann eine neue Speicherkarte<br />

für den Fotoapparat erwerben.<br />

Fachkundige Beratung<br />

hatte ich nicht mehr erwartet, nach<br />

dem ich vorkurzemeinen Verstärker<br />

für das Internet in meiner Wohnung<br />

kaufen wollte. Kein Verkäufer war in<br />

der Nähe. Nur ein Lehrling. Den<br />

sprach ich freundlich an und sagte<br />

ihm, was ich suche. Zugegeben,<br />

meine Frage war nicht ganz fachkundig.<br />

Egal. Er motzte mich an,<br />

dass es Repeater hieße, nicht Verstärker<br />

und fragte, obich keine Ahnung<br />

hätte. Ich erwiderte, dass man<br />

das doch merke und ich ihn deshalb<br />

um Hilfe bitte. Sonst wäre mir nicht<br />

eingefallen, ihn anzusprechen.<br />

„Steht doch allet druff“, so der Auszubildende.Fehlte<br />

nur noch der Satz<br />

„Du Dödel.“ Gesagt hat er es nicht.<br />

Er ließ mich aber stehen, der Bengel.<br />

Mein Internet funktioniert immer<br />

noch nicht reibungslos. Eine neue<br />

Speicherkarte habe ich aber. Dafür<br />

brauchte ich keine Hilfe. Ich hatte<br />

die alte Karteextramitgenommen.<br />

Doch dann passierte es, was ich<br />

nicht zu glauben erhoffte und was<br />

den Tagnoch rettete.<br />

Um dem Andrang in der Straßenbahn<br />

zu entgehen, setzte ich auf den<br />

Transport in einem Taxi. Ich entdeckte<br />

auch eins. Am Alex stehen<br />

meistens welche und warten auf<br />

Kunden. Ich kannte den Fahrer von<br />

vorherigen Fahrten. Er freute sich<br />

tatsächlich, mich zu sehen. Ich<br />

wollte zur Sparkassenfiliale an der<br />

Danziger Straße, um eine Stromrechnung<br />

zu begleichen. Auf der<br />

Fahrt dorthin fragte der Chauffeur,<br />

wie ich nach dem Bankgeschäft von<br />

dort nach Hause kommen wolle. In<br />

einem Fahrzeug der BVG, antwortete<br />

ich. Egal ob Bus oder Straßenbahn.<br />

Laufen müsse ich das letzte Stück sowieso.<br />

Dann machte er mir einen<br />

Vorschlag, der es in sich hatte. Er<br />

würde warten, bis ich das Geld überwiesen<br />

habe. Indieser Zeit könne er<br />

eine Zigarette rauchen und einen<br />

Becher Kaffee trinken. Auch die Uhr<br />

würde er abschalten, sodass mir<br />

keine zusätzlichen Kosten entstehen.<br />

Ich wusste nicht, wie mir geschah.<br />

Schwuppdiwupp war ich zu<br />

Hause. Ein sehr freundlicher Mann.<br />

Er war halt kein Lehrling.<br />

Wollen weiter in ihrem Haus wohnen: Paule Harzer,Nadja Müller,Maik Lischke(von links). CHRISTIAN SCHULZ (2)<br />

Angst im Milieuschutzgebiet<br />

Mieter eines Hauses in Friedrichshain fürchten, dass sie verdrängt werden –und hoffen auf Hilfe der Politik<br />

VonUlrich Paul<br />

Es ist ein kleines idyllisches<br />

Plätzchen in Friedrichshain.<br />

Holteistraße 19/19a,<br />

ein Gründerzeit-Altbau mit<br />

pastellfarbener Fassade.ImInnenhof<br />

unter einer Kastanie sitzen mehrere<br />

Mieter. Sie haben ein Problem, vor<br />

dem gerade viele <strong>Berliner</strong> stehen:Was<br />

wirdaus ihrem Haus? Werden sie hier<br />

weiterhin wohnen können?<br />

„Wir sind durch ein Schreiben des<br />

Bezirksamts darüber informiert worden,<br />

dass unser Haus verkauft wird“,<br />

sagt Paule Harzer, 33, einer der Mieter.„Daswar<br />

ein Schock.“ DasHaus in<br />

der Holteistraße liegt im Milieuschutzgebiet.<br />

Das heißt, hier besteht<br />

aus Sicht des Bezirks die Gefahr,dass<br />

Mieter verdrängt werden. Der Bezirk<br />

hat deswegen bei Verkäufen ein gesetzliches<br />

Vorkaufsrecht. „Wir sind<br />

dann ins Rathaus geladen worden,<br />

wo wir erfahren haben, dass es eine<br />

Frist von zwei Monaten für die Ausübung<br />

des Vorkaufsrechts gibt“, sagt<br />

Harzer.„Zu dem Zeitpunkt waren es<br />

leider nur noch fünfWochen.“ Dassei<br />

der nächste große Schock gewesen.<br />

„Wir haben dann sofort begonnen,<br />

uns zu organisieren, haben einen E-<br />

Mail-Verteiler aufgebaut und Kontakt<br />

zu allen Mietern aufgenommen“,<br />

sagt Harzer. „Keiner konnte uns zunächst<br />

sagen, wer der Käufer ist. Das<br />

haben wir erst später herausgefunden.“<br />

Erwerben will das Haus mit<br />

mehr als 20 Wohnungen ein Unternehmen,<br />

das zur Fortis Group gehört.<br />

„Schlimmer kann es eigentlich nicht<br />

kommen“, sagt Nadja Müller,32.<br />

Noch erträgliche Mieten<br />

DieFortis wurde bekannt durch Fälle<br />

wie in der Lenbachstraße 7oder Samariterstraße<br />

8/Ecke Rigaer Straße 35<br />

in Friedrichshain, wo die Mieter noch<br />

kurzvor dem Jahreswechsel eine Modernisierungsankündigung<br />

erhielten,<br />

nach der sich die Miete verdoppeln<br />

bis verdreifachen könnte. „Jetzt<br />

merken wir erst, in welcher Idylle wir<br />

bisher gewohnt haben“, sagt Paule<br />

Harzer. „Wir zahlen für unsere rund<br />

65 Quadratmeter große Wohnung<br />

eine Kaltmiete von 460 Euro, warm<br />

sind es 628 Euro.Wenn wir hier raus<br />

müssten, würden wir zu dem Preis<br />

keine neue Wohnung mehr finden.“<br />

Das Vorkaufsrecht:<br />

Verkauft ein Hausbesitzer in<br />

einem Milieuschutzgebiet<br />

seine Immobilie, hat der Bezirk<br />

zwei Monate Zeit, um in<br />

den Kaufvertrag einzutreten,<br />

wenn zu befürchten ist, dass<br />

die Ziele des Milieuschutzes<br />

durch den neuen Eigentümer<br />

ausgehebelt werden.<br />

Anderen gehe es genauso. „Es gibt<br />

Mieter, die schon mehr als 20 Jahre<br />

hier wohnen“, sagt Harzer, der<br />

Sound-Desinger ist.„Ich finde es total<br />

schade,wie die Stadt kaputt gemacht<br />

wird“, so der 33-Jährige. „Jahrelang<br />

wurde bei uns in der Umgebung gebaut.<br />

Jetzt haben wir gerade Ruhe –<br />

und müssen nun befürchten, unsere<br />

Wohnung zu verlieren.“<br />

Die Mieter haben in den letzten<br />

Tagen überlegt, welche Kosten auf sie<br />

zukämen, wenn eine Genossenschaft<br />

ihr Haus erwirbt. Beider DieseeG, einer<br />

neugegründeten Genossenschaft<br />

genau für diese Zwecke, kämen immense<br />

Kosten auf sie zu. „Für unsere<br />

Wohnung müssten wir rund 33 000<br />

Euro aufbringen“, sagt Harzer. Es<br />

gebe zwar auch Zuschüsse, doch<br />

könnte das kaum jemand aus dem<br />

VORKAUFSRECHT<br />

Die Abwendung:<br />

Nicht zum Zugekommt das<br />

Vorkaufsrecht, wenn sich der<br />

Käufer schriftlich verpflichtet,<br />

die Ziele des Milieuschutzes<br />

einzuhalten. Eine<br />

solche Verpflichtung wird Abwendungserklärung<br />

genannt<br />

–weil das Vorkaufsrecht abgewendet<br />

wird.<br />

Mitten in Friedrichshain: Wohnhaus Holteistraße 19/19 a.<br />

Der jüngste Vorkauf:<br />

Der Bezirk Friedrichshain-<br />

Kreuzberg hat gerade für das<br />

Ensemble Urbanstraße 67 in<br />

Kreuzberg das Vorkaufsrecht<br />

ausgeübt –zugunsten der<br />

landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft<br />

Gewobag<br />

und der Nutzer-Genossenschaft<br />

Eine für Alle.<br />

Haus innerhalb vonvier Wochen aufbringen.<br />

„Wir hoffen deswegen, dass<br />

eine landeseigene Gesellschaft unser<br />

Haus über das Vorkaufsrecht erwirbt“,<br />

sagt Harzer. „Schließlich war<br />

unser Haus früher mal im Landesbesitz,<br />

bis es privatisiertwurde.“<br />

DasHauswar einst im Besitz einer<br />

Tochter der Wohnungsbaugesellschaft<br />

Mitte (WBM). Doch diese<br />

winkt ab. Der Erwerb des Hauses in<br />

der Holteistraße sei leider nicht möglich,<br />

sagt WBM-Sprecher Christoph<br />

Lang. Der Kaufpreis sei „nicht wirtschaftlich<br />

darstellbar“. Die Entscheidung<br />

gegen einen Ankauf sei nach<br />

gründlicher Abwägung getroffen<br />

worden. Viele Aspekte spielten dabei<br />

eine Rolle: Neben dem reinen Kaufpreis<br />

gehöre dazu die durchschnittliche<br />

Miethöhe, ein eventuell vorhandener<br />

Sanierungsbedarf und auch<br />

eineventueller Zuschuss des Finanzsenators.Dies<br />

alles werdefür 30 Jahre<br />

berechnet. Am Ende gelte, dass die<br />

Geschäftsführung auch einer kommunalen<br />

Gesellschaft kein Geschäft<br />

eingehen dürfe,„bei dem von vorneherein<br />

klar ist, dass es Verluste einbringen<br />

wird“.<br />

Das Gebäude in der Holteistraße<br />

soll für rund sechs Millionen Euro<br />

verkauft werden. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg<br />

prüft die Ausübung<br />

des gesetzlichen Vorkaufsrechts,<br />

sagt Baustadtrat Florian<br />

Schmidt (Grüne). Nach der WBM ist<br />

jetzt eine anderelandeseigene Gesellschaft<br />

als Erwerber im Gespräch.<br />

Frist endet noch im Juli<br />

Am 25. Juli endet die Frist für die Ausübung<br />

des Vorkaufsrechts.„DerStaat<br />

ist mit seinen Gesetzen verantwortlich<br />

für die hohen Preise“, sagt<br />

Schmidt. „Wenn er die nicht zahlt,<br />

gibt er die Stadt und die Menschen<br />

auf.“ Das bedeute nicht, dass immer<br />

alles gekauft werden soll. Doch müsse<br />

sich Berlin die Option offenhalten.<br />

Die Mieter in der Holteistraße rücken<br />

durch den drohenden Verkauf<br />

zusammen. „Früher haben alle mehr<br />

oder weniger ihr eigenes Ding gemacht“,<br />

sagt Mieter Maik Lischke,52.<br />

Aber seitdem klar ist, dass das Haus<br />

verkauft werden soll, versuche man<br />

„gemeinsam einen Ausweg zu finden“.<br />

Aus Sicht der Mieter steht das<br />

Vertrauen in die Politik auf dem Spiel.<br />

„Wir leben zwar in einem Milieuschutzgebiet“,<br />

sagt Harzer. „Es fühlt<br />

sich aber leider im Moment nicht so<br />

an, als wenn wir geschützt wären.“<br />

Die Linke-Abgeordnete Gaby<br />

Gottwald kritisiertdie Geschäftspraktiken<br />

von Fortis seit langem –und<br />

setzt sich dafür ein, den Mietern der<br />

Holteistraße zu helfen. „Wenn jetzt<br />

nicht das Vorkaufsrecht ausgeübt<br />

wird, um solchen Geschäftemachern<br />

das Handwerk zulegen, dann weiß<br />

ichnicht, worauf man wartet, um wirkungsvoll<br />

Mieterschutz zu praktizieren“,<br />

sagt sie.<br />

Ulrich Paul hat viele<br />

Mieter getroffen, die Angst<br />

um ihre Wohnung haben.<br />

NACHRICHTEN<br />

Flughäfen erwarten<br />

starkenRückreiseverkehr<br />

Die<strong>Berliner</strong> Flughäfen Tegel und<br />

Schönefeld rechnen an diesem Freitag<br />

mit besonders vielen Reisenden.<br />

„Es wirdwahrscheinlich der verkehrsreichste<br />

Tagder Sommerferien.<br />

Dererste Schwung Urlauber kommt<br />

zurück, während andereerst in den<br />

Urlaub starten“, sagte Hannes Stefan<br />

Hönemann, Sprecher der Flughafengesellschaft<br />

FBB.AmFlughafen<br />

Tegel werden demnach am Freitag<br />

bis zu 85 000 Passagiere erwartet,<br />

verteilt auf rund 650 Flüge. DerFlughafen<br />

Schönefeld stellt sich auf<br />

35 000 Reisende und bis zu 350 Flüge<br />

ein. Fluggästesollten an beiden<br />

Flughäfen mindestens zwei Stunden<br />

vorAbflug im Terminal sein, hieß es.<br />

(dpa)<br />

Abschleppfirma<br />

soll BVGunterstützen<br />

Die<strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe (BVG)<br />

suchen ein Abschleppunternehmen,<br />

das sie beim Freiräumen vonBusspuren,<br />

Haltestellen und Straßenbahngleisen<br />

unterstützt. Einentsprechender<br />

Rahmenvertrag wurde<br />

jetzt im EU-Amtsblatt ausgeschrieben.<br />

DieFirma soll die BVGunterstützen,<br />

etwa wenn deren eigene Abschleppwagen<br />

nicht in der Nähe<br />

sind, so Sprecherin PetraNelken.<br />

Laut Mobilitätsgesetz darfdas Verkehrsunternehmen<br />

nun selbst Autos<br />

abschleppen. Doch weil die erforderliche<br />

Verwaltungsvorschrift und<br />

die Gebührenordnung weiterhin<br />

fehlen, kann es wohl erst 2020 damit<br />

beginnen. (pn.)<br />

Sieben Verletzte bei<br />

Busunfall in Adlershof<br />

EinBus der BVGist in Adlershof gegen<br />

einen Lastwagen gekracht. Beidem<br />

Unfall am Donnerstagmittag wurden<br />

nach ersten Erkenntnissen sieben<br />

Fahrgäste leicht verletzt, wie die Polizeimitteilte.Einer<br />

derVerletzten habe<br />

sich einen Armgebrochen.Zur Unfallursache<br />

konnte die Polizei zunächst<br />

keine Angaben machen. Zuvorhatte<br />

der Rundfunk Berlin-Brandenburg(RBB)<br />

berichtet. (dpa)<br />

Spätere Eröffnung kostet<br />

sechs Millionen Euro<br />

DieVerzögerung bei der Eröffnung<br />

des Humbold-Forums in Berlin kostet<br />

allein die Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />

rund sechs Millionen Euro<br />

zusätzlich. Bisher waren für den aufwendigen<br />

Umzug in den rekonstruierten<br />

Schlossbau gegenüber der Museumsinsel<br />

etwa 32 Millionen Euro<br />

veranschlagt. Ursprünglich sollte das<br />

riesige Kultur-und Ausstellungszentrumvon<br />

Novemberaninmehreren<br />

Etappengeöffnetwerden. (dpa)<br />

Das Humboldt-Forum –kommt später und<br />

wird teurer.<br />

SABINE GUDATH


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019<br />

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Berlin<br />

Die neue Kinder-Show „Im Labyrinth der Bücher“ soll eine wilde, bunte Reise ... ... durch die Welt der Märchen und Erzählungen werden. Rund 280 Kinder ... ... des jungen Ensembles stehen auf der Bühne, zeigen ihr Können. FRIEDRICHSTADT-PALAST (3)<br />

Hinter<br />

den<br />

Kulissen<br />

Joseph Jung kümmertsich um die Abläufe auf der Bühne.<br />

Der Bühnenmeister<br />

Sicherheit ist sein Job<br />

Rund 2850 Quadratmeter ist sie<br />

groß, die Bühne des Friedrichstadt-Palastes.<br />

Sie ist damit die<br />

größte Theaterbühne der Welt. Und<br />

dieser Mann kennt jeden Winkel: Joseph<br />

Jung (30) ist einer der Bühnenmeister<br />

des Revue-Hauses – und<br />

auch dafür verantwortlich, dass die<br />

Bühne für jede neue Show eingerichtet<br />

wird. „Ich bin für alle technischen<br />

Abläufe zuständig –und auch für die<br />

Sicherheit der Darsteller während<br />

der Show “, sagt er.Auch bei den Proben<br />

ist er deshalb immer dabei. „Ich<br />

muss darauf achten, dass keine der<br />

Szenen für die Tänzer gefährlich<br />

werden könnte.Wenn der Regisseur<br />

möchte,dass jemand auf einem fünf<br />

Meter hohen Turm einbeinig balanciert,<br />

bin ich dafür zuständig, dass<br />

SABINE GUDATH<br />

alles so inszeniert wird, dass keine<br />

Gefahr besteht. Wir können alles<br />

möglich machen, aber alles muss sicher<br />

sein.“ Auch während der Shows<br />

selbst muss er alle Abläufe überwachen:<br />

„Das Programm kann erst beginnen,<br />

wenn ein Bühnenmeister<br />

anwesend ist.“ Die Arbeit am Theater<br />

interessierte ihn schon immer,<br />

sodass er beschloss, Theatertechnik<br />

zu studieren. Nach dem Studium an<br />

der Beuth-Hochschule für Technik<br />

arbeitete er als freier Techniker, kam<br />

2010 zum ersten Mal für eine Produktion<br />

in dem Palast, arbeitete aber<br />

auch an anderen Häusern.„Seit 2010<br />

bin ich fest angestellt – und freue<br />

mich, dass ich hier bin. Ich mag die<br />

Atmosphäre und die Zusammenarbeit<br />

mit den Kollegen sehr.“<br />

Im Friedrichstadt-Palast laufen die<br />

Vorbereitungen für die neue Kinder-Show<br />

VonFlorian Thalmann<br />

Rund 280 Kinder und Jugendliche aus Berlin fiebern<br />

derzeit dem 17. November entgegen, denn dann feiert<br />

imFriedrichstadt-Palast, Berlins riesiger Revue-<br />

Institution, die neue Kinder-Show„Im Labyrinth der<br />

Bücher“ Premiere. Während bei den „Grand Shows“ auf der<br />

größten Bühne der Welt erwachsene Tänzer ihr Können zeigen,<br />

dürfen bei den Nachwuchs-Shows die kleinsten ran. Ausschließlich<br />

Nachwuchs-Künstler zwischen sechs und sechzehn<br />

Jahren stehen auf den Brettern –und bringen nicht nur<br />

die Zuschauer, sondern auch die Palast-Mitarbeiter zum Jubeln.<br />

„Ich bin immer wieder erstaunt, wie die Kleinen das rüberbringen<br />

können. Und mit welchem Einsatz und welcher<br />

Professionalität sie hier bei der Sache sind“, sagt Berndt<br />

Schmidt, der Intendant des Hauses.„Im Labyrinth der Bücher“<br />

wirdeine knallbunte Reise durch dieWelt der Märchen und Erzählungen:<br />

DieKids tanzen sich durch „Robin Hood“, „Robinson<br />

Crusoe“ und„Die drei Musketiere“. Auch wenn es noch etwas<br />

dauert, bis sich der Vorhang hebt, wird schon jetzt fleißig<br />

an der neuen Revue gearbeitet –die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> riskierte<br />

einen Blick in die Werkstätten des riesigen Revuetheaters.<br />

Orkide Tetik schneidertdie Outfits für die Bühnen-Stars.<br />

Kostüme wie am Fließband<br />

Wenn die kleinen Tänzerinnen<br />

undTänzer auf der Bühne in ihrenKostümen<br />

um die Wette strahlen,<br />

hat sie ihren Joberfüllt: Orkide Tetik,<br />

30, ist die Gewandmeisterin des Palastes<br />

–und dafür zuständig, die Kostüm-Ideen<br />

Wirklichkeit werden zu<br />

lassen. DieVorbereitungen dafür beginnen<br />

früh. „Seit März sind wir mit<br />

den Kostümen für die neue Kindershow<br />

beschäftigt“, sagt sie. „Wir setzen<br />

uns mit dem Kostümbildner zusammen,<br />

diskutieren über Materialien<br />

und Schnittführung.“ Stehen die<br />

Darsteller fest, gehen die Mitarbeiter<br />

der Schneiderei an die Entwürfe.<br />

Wichtig: „Wir müssen darauf achten,<br />

dass die Kleidung tanzbar ist, dass<br />

sich die Tänzer damit gut bewegen<br />

können.“ Nach und nach entstehen<br />

Die Gewandmeisterin<br />

SABINE GUDATH<br />

mehr als 200 Kostüme, jedes besteht<br />

aus mehreren Teilen, die in Handarbeit<br />

angefertigt werden. Beimanchen<br />

Exemplaren ist Fließbandarbeit angesagt.<br />

„Es gibt in der Show ein Bild,<br />

bei dem 36 Kinder als Moskitos auf<br />

die Bühne kommen –wir benötigen<br />

also 36 Moskito-Outfits.“ Während<br />

die Show läuft, kümmert sich das<br />

Team um Reparaturen an den Kostümen.<br />

Langweilig werde es deshalb<br />

nie,für Tetik das BesondereamBeruf.<br />

„Dass ich Schneiderin werden wollte,<br />

wusste ich sehr früh.Weil ich aber immer<br />

kreativ war, brachte mich mein<br />

Berufsschullehrer auf den Beruf der<br />

Gewandmeisterin.“ Nach der Lehre<br />

absolvierte sie ein Praktikum im Palast,<br />

kam nach mehreren Stationen<br />

im April2018 zurück.<br />

Wolfgang Johannes arbeitete früher beim DDR-Fernsehen.<br />

SABINE GUDATH<br />

Jolin Chong tanzt gern, möchte später aber Lehrerin werden. ANDREAS KLUG Julie Speck schafft besondere Dekorations-Elemente. SABINE GUDATH<br />

Bunter als „Ein Kessel Buntes“<br />

Inder Werkstatt von Wolfgang Johannes<br />

fällt eines sofort auf: der<br />

angenehme Geruch von Holz. Es ist<br />

sein wichtigstes Arbeitsmittel. Der<br />

61-Jährige arbeitet seit 35 Jahren in<br />

der Palast-Tischlerei, baut tagtäglich<br />

Dekorationsteile für die Revue-<br />

Shows. „Ich habe beim Fernsehen<br />

der DDR den Beruf Dekorationstischler<br />

gelernt“, sagt er. Er wurde<br />

Tischlermeister, leitete die Werkstatt<br />

beim Fernsehen. Unter seinen Händen<br />

entstanden Teile für rund 400<br />

Produktionen proJahr –für Fernsehfilme,<br />

Nachrichten-, Sport- und Jugendsendungen,<br />

aber auch Formate<br />

wie „Ein Kessel Buntes“. „Aber dort<br />

wurde viel Druck ausgeübt. Ichsollte<br />

in die Partei, in die Kampfgruppe<br />

eintreten, das gefiel mir nicht. Also<br />

Der Tischler<br />

wollte ich den Job nicht mehr machen.“<br />

Als er erfuhr, dass der Friedrichstadt-Palast<br />

einen Tischlermeister<br />

suchte,bewarb er sich –und landete<br />

in der Show-Werkstatt. Besonders<br />

toll für ihn: „Jede Show ist ein<br />

neues Abenteuer –man weiß nie,wo<br />

es endet.“ Denn die Konzepte der<br />

Shows lassen die Tischlerei-Mitarbeiter<br />

in ihren Händen zur Wirklichkeit<br />

werden, ein langer Prozess.„Immer<br />

wieder werden Dinge verändert<br />

und umgebaut.“ Das Gefühl, die eigenen<br />

Werkezum ersten Malauf der<br />

Bühne zu sehen, sei besonders, gerade<br />

bei den Kindershows.„Die großen<br />

Revuen setzen mehr auf Technik<br />

–aber ein ganzes Piratenschiff oder<br />

ein Hexenhaus zu bauen, ist schon<br />

etwas Besonderes.“<br />

Einmal eine Elfe sein<br />

Was wäreeine Kindershowohne<br />

Kinder? Gut, dass die Macher<br />

der Revuen aus dem Vollen schöpfen<br />

können: Der Palast unterhält das<br />

größte Kinder- und Jugendensemble,<br />

das es in Deutschland gibt.<br />

Rund 250 Kinder und Jugendliche im<br />

Alter vonsechs bis 16 Jahren und aus<br />

20 Nationen erhalten im Haus eine<br />

Tanz- und Schauspielausbildung.<br />

Eine von ihnen ist Jolin Chong. Die<br />

14-Jährige aus Charlottenburgist bereits<br />

seit 2013 Mitglied des Kinderensembles.<br />

„Ich tanze, seit ich drei<br />

Jahrealt bin und kam über Bekannte<br />

zum Palast“, sagt sie. Der Auftritt im<br />

„Labyrinth der Bücher“ ist nicht ihr<br />

erster:Jolin spielte unter anderem in<br />

der Show „Die Schneekönigin“ mit.<br />

In der neuesten Kinder-Show<br />

Die jungeTänzerin<br />

schlüpft die Nachwuchs-Tänzerin<br />

gleich in mehrereRollen. „Ich bin ein<br />

Räuber, eine Fischverkäuferin auf<br />

dem Marktplatz und eine Regenbogenelfe<br />

–auf die freue ich mich besonders“,<br />

sagt sie.„DieSzene wirdsicherlich<br />

sehr bunt. Auf die Kostüme<br />

freue ich mich sowieso immer sehr.<br />

Diesmal ist die Geschichte der Show<br />

auch wieder so interessant: es wird<br />

eine Fantasiereise durch die Welt der<br />

Bücher.“ Ob sie später auch beruflich<br />

Tänzerin werden will, weiß sie allerdings<br />

noch nicht. „Da bin ich mir<br />

noch unschlüssig. Aber eher nicht, es<br />

wird wohl ein Hobby bleiben“, sagt<br />

sie. „Bald steht das Berufspraktikum<br />

an –mal sehen, was ich da mache.“<br />

Nurmit Menschen würde sie gernarbeiten.<br />

IhrTraumberuf: Lehrerin.<br />

Basteln war schon immer ihr<br />

Hobby – gut, dass sie es nun<br />

auch zum Berufmachen konnte: Julie<br />

Speck arbeitet in der Theaterplastik-Werkstatt<br />

des Revue-Palastes,<br />

lässt aus Bastelmaterial große und<br />

kleine Dekorationsteile entstehen.<br />

„Gerade arbeite ich an einem großen,<br />

rollbaren Bett, das wie ein Bücherstapel<br />

gestaltet sein soll“, sagt<br />

sie, zeigt auf ein Metallgerüst, das<br />

ringsherum mit unterschiedlich großen<br />

Styroporstücken verkleidet wird.<br />

Noch kann man das Endprodukt<br />

kaum erkennen –weil die Verkleidungen<br />

und Verzierungen fehlen.<br />

Andere Gegenstände sind bereits<br />

fertig, beispielsweise ein großer Sessel<br />

in Form eines angebissenen Apfels.<br />

„Am Anfang setzen wir uns mit<br />

Die Bühnenplastikerin<br />

Basteln als Beruf<br />

Bühnenbildnern und Werkstattleitern<br />

zusammen, besprechen die<br />

Entwürfe“, sagt sie. Auf ihrer Werkbank<br />

landen letztendlich Zeichnungen<br />

–Speck entscheidet selbst, mit<br />

welchen Materialien sie arbeitet.<br />

Beim Palast ist sie seit vier Jahren angestellt.<br />

Sie landete hier, weil sie<br />

nach dem Abitur Praktika in Theaterwerkstätten<br />

absolvierte und dabei<br />

den Beruffür sich entdeckte.„Ichbin<br />

sehr froh, ich wusste nicht, dass man<br />

mit Basteln im Keller sein Geld verdienen<br />

kann.“ Ihre Ausbildung<br />

machte sie an der Volksbühne, dann<br />

kam sie zum Friedrichstadt-Palast.<br />

„Es ist toll, solche besonderen Stücke<br />

zu schaffen –esgab in vier Jahren<br />

keinen Tag, an dem mich die Arbeit<br />

nicht glücklich gemacht hat.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019 11 **<br />

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Berlin<br />

Großbrand im Lichtenberger Dong-Xuan-Center<br />

Container und Lagerhalle mit Nagellack, Polyester-Kleidung und Einweg-Feuerzeugen in Flammen. Polizei ermittelt zur Ursache für das Feuer<br />

VonEric Richard und<br />

Philippe Debionne<br />

Auf dem Gelände eines Einkaufszentrums<br />

in Lichtenberg<br />

ist am Donnerstagmittag<br />

ein verheerendes<br />

Feuer ausgebrochen. Nach Angaben<br />

der <strong>Berliner</strong> Feuerwehr handelt es<br />

sich um das Dong-Xuan-Center, das<br />

aus mehreren Markt- und Lagerhallen<br />

besteht. „Wir bitten die Anlieger<br />

des benachbarten Wohngebiets sich<br />

aus dem Bereich zu entfernen oder<br />

zumindest Fenster und Türen zu<br />

schließen“, sagte ein Feuerwehrsprecher<br />

am Donnerstag kurz nach<br />

Ausbruch des Feuers. Eine „tiefschwarze<br />

Rauchsäule“ steige hinter<br />

dem Alexanderplatz in den Himmel.<br />

Am Abend war der auf rund 5000<br />

Quadratmetern wütende Brand<br />

zwar unter Kontrolle, dennoch<br />

werdeder Einsatz mit rund 70 Mann<br />

„noch mehrere Stunden dauern“, so<br />

der Sprecher weiter.<br />

200 Kräfte im Einsatz<br />

Wie die Feuerwehr am Donnerstag<br />

mitteilte, geriet zunächst ein Container<br />

in der Herzbergstraße in Brand.<br />

DasFeuer habe dann auf eine Lagerhalle<br />

übergegriffen. „Die Halle steht<br />

in Vollbrand. Inzwischen ist auch ein<br />

weiteres Gebäude in Brand geraten,<br />

vermutlich eine weitere Lagerhalle“,<br />

hieß es.Menschen seien nicht in Gefahr.<br />

Dennoch stellte das Feuer die<br />

insgesamt 200 Rettungskräfte vor<br />

Die Rauchwolke, die am Donnerstag bei dem Brand im Dong-Xuan-Center entstand, waramNachmittag über der gesamten Stadt zu sehen.<br />

eine große Herausforderung. „Wir<br />

können nicht in das brennende Gebäude<br />

und löschen nur von außen“,<br />

so ein Sprecher am Nachmittag.<br />

Der Grund dafür soll nach Informationen<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> die<br />

Beschaffenheit der brennenden Güter<br />

sein. Dabei soll es sich um hoch<br />

entzündliche und teils explosiveWaren<br />

wie Nagellack, diverse Kleidungsstücke<br />

aus Polyester sowie<br />

Tausende Einweg-Feuerzeuge handeln.<br />

VorOrt und Stelle hieß es, die<br />

Gefahr für Leib und Leben der eingesetzten<br />

Kräfte sei bei einem Betreten<br />

der Hallen zu groß. Daher habe man<br />

sich entschieden, den von dem<br />

Feuer betroffenen Container sowie<br />

die Lagerhallen kontrolliert abbrennen<br />

zu lassen.<br />

Gegen 18 Uhrwar das Feuer dann<br />

unter Kontrolle,allerdings werdeder<br />

Einsatz „noch mehrere Stunden“<br />

dauern. Es gehe nun darum, einWiederaufflammen<br />

des Brandes und ein<br />

mögliches Übergreifen des Feuers<br />

auf andere Gebäude etwa durch<br />

Funkenflug zu verhindern.<br />

Erschwerend kam während des<br />

gesamten Einsatzes hinzu, dass die<br />

Wasserversorgung für die Löschmannschaften<br />

aufgrund der Lage<br />

AFP<br />

der Hydranten „problematisch“ gewesen<br />

sei, so die Feuerwehr.<br />

Bereits im Jahr 2016 war im Dong-<br />

Xuan-Center ein Großbrand ausgebrochen.<br />

Damals hatte die Feuerwehr<br />

mehrere Tage gebraucht, um<br />

die Flammen endgültig zu löschen.<br />

Und schon damals hatte die Feuerwehr<br />

große Probleme mit der Wasserversorgung.<br />

DieMänner mussten<br />

Schläuche mit einer Länge von 250<br />

Metern verlegen, weil drei Hydranten<br />

auf dem Areal nicht benutzbar<br />

waren. Die Staatsanwaltschaft hatte<br />

später Ermittlungen wegen Baugefährdung<br />

aufgenommen, hieß es<br />

2016. Am Donnerstag war unklar,ob<br />

diese Ermittlungen bislang überhaupt<br />

abgeschlossen wurden.<br />

Kistenweise Aktenordner<br />

Auch in Zusammenhang mit Menschenhandel<br />

und dem Einschleusen<br />

illegaler Einwanderer aus Asien war<br />

das Dong-Xuan-Center in den letzten<br />

Wochen in die Schlagzeilen geraten.<br />

Der RBB hatte berichtet, dass<br />

das Center Anlaufstelle für Schleuser<br />

und Geschleuste sein soll. Bei einer<br />

in diesem Zusammenhang im Jahr<br />

2018 durchgeführten Razzia wurden<br />

aus den Markthallen kistenweise Aktenordner<br />

und Datenträger als Beweismittel<br />

beschlagnahmt.<br />

Ob der jetzige Brand möglicherweise<br />

mit den Ermittlungen wegen<br />

Menschenhandels steht, war am<br />

Donnerstag zunächst unklar.Die Polizei<br />

ermittelt.<br />

Wo bitte liegt<br />

„Berlin-Mahrzahn“?<br />

Neue Schilder an der A10: Der Fehlerteufel war unterwegs<br />

VonMikeWilms<br />

„Berlin-Mahrzahn“ steht auf dem Schild<br />

am <strong>Berliner</strong> Ring. CAMCOP MEDIA/ANDREAS KLUG<br />

Als Verkehrsstadträtin hat Nadja<br />

Zivkovic (CDU) eine Entscheidung<br />

getroffen. Sie wird sich nicht<br />

darüber aufregen, dass seit einigen<br />

Tagen Verkehrsschilder mit einem<br />

Rechtschreibfehler auf ihren Bezirk<br />

Marzahn-Hellersdorf hinweisen.<br />

„Berlin-Mahrzahn“ mit einem zusätzlichen<br />

„h“ steht auf mehreren<br />

neu angebrachten Tafeln an der AutobahnabfahrtMarzahn<br />

des <strong>Berliner</strong><br />

Rings. Zuständig für die Beschilderung<br />

dieses Abschnitts der Bundesautobahn<br />

10 ist das Land Brandenburg.<br />

Aber, so sagt die Marzahner<br />

Stadträtin versöhnlich, „wem ist es<br />

noch nicht passiert, dass er einen<br />

Nachbarnfalsch anspricht?“.<br />

Weniger diplomatisch sind die<br />

Reaktionen in der Facebook-Gruppe<br />

„Wir Hellersdorfer und Marzahner“.<br />

Dort hat eine Nutzerin zwei Fotos<br />

der falsch beschrifteten Schilder gepostet<br />

und damit eine Diskussion<br />

ausgelöst. Peinlich und beschämend<br />

finden manche den Beschriftungsfehler,<br />

andere spekulieren über die<br />

Einführung einer neuen Rechtschreibung<br />

oder amüsieren sich darüber,<br />

dass der Ort „Mahrzahn“ von<br />

ihrem Navi nicht gefunden werde.<br />

Aufgefallen ist das Missgeschick<br />

auch bereits in der zuständigen Behörde,<br />

dem Verkehrsministerium<br />

des Landes Brandenburg. Man habe<br />

den Fehler zum Glück vonalleine bemerkt,<br />

sagte Sprecher Steffen Streu<br />

am Donnerstag auf Anfrage.Eine Lösung<br />

des Problems sei ebenfalls<br />

schon in Auftrag gegeben worden.<br />

„Ich gehe davon aus, dass die Angelegenheit<br />

innerhalb von drei Tagen<br />

geregelt ist“, sagte er. Die falsch beschrifteten<br />

Schilder seien im Rahmen<br />

einer Erneuerung vonHinweistafeln<br />

an der A10ohnehin nur als<br />

Provisorium angebracht worden.<br />

Nun würden sie durch korrekt beschriftete<br />

Marzahn-Schilder ersetzt.<br />

Keine offiziellen Angaben gab es am<br />

Donnerstag zu der Frage, wie viele<br />

Tafeln vondem Missgeschick betroffen<br />

sind. Allem Anschein nach wurden<br />

insgesamt vier Schilder mit der<br />

falschen Aufschrift an der Abfahrt<br />

Marzahn des <strong>Berliner</strong> Rings aufgestellt.<br />

Drei stehen an der Fahrbahn in<br />

Richtung Süden, die zum Dreieck<br />

Spreeau führt, mindestens ein weiteres<br />

inder nördlichen Fahrtrichtung<br />

zum Dreieck Barnim.<br />

Wie hoch die Kosten sind, die<br />

durch das Missgeschick verursacht<br />

werden, konnte der Ministeriumssprecher<br />

am Donnerstag ebenfalls<br />

nicht sagen. Grundsätzlich gebe es<br />

aber die Möglichkeit, fehlerhafte Beschriftungen<br />

preisgünstig zu überkleben,<br />

statt gleich die ganze Hinweistafel<br />

auszutauschen.<br />

Aus der <strong>Berliner</strong> Verkehrsverwaltung<br />

war zu erfahren, dass Rechtschreibfehler<br />

auf Straßenschildern<br />

ziemlich selten vorkommen. Er erinneresich<br />

aus dem Kopf nur an einen<br />

25 Jahre alten Fall und dieser habe<br />

sich nicht einmal in Berlin zugetragen,<br />

sagte der Verwaltungsmitarbeiter<br />

Derk Ehlertauf Anfrage.<br />

Viele Beispiele für falsch beschriftete<br />

Verkehrsschilder aus dem ganzen<br />

Bundesgebiet findet man dagegen<br />

im Internet. „Stuttgard“ mit „d“,<br />

„Verkehrsfürung“ ohne „h“ und ein<br />

Kuh-Piktogramm mit dem Hinweis<br />

„Schafherde“ –darüber lachen die<br />

Nutzer vonsozialen Netzwerken wie<br />

Facebook und Twitter.<br />

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günstigenMieterstrom –mit der<br />

größten aufeinemWohnkomplex<br />

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12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019<br />

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Berlin<br />

Günter Mekas blickt am<br />

liebsten in den Himmel.<br />

Besonders das Sternbild<br />

Orion hat es ihm angetan.<br />

ImWinter gelingt es ihm manchmal,<br />

den Orionnebel mit bloßem<br />

Auge zu erkennen. Solche Momente<br />

machen den 65-jährigen Hobbyastronomen<br />

glücklich. Er beobachtet<br />

ferne Galaxien durch das riesige<br />

Spiegelteleskop der Bruno-H.-Bürgel-Sternwarte,<br />

deren Vereinschef<br />

Günter Mekas ist. Der neue künstliche<br />

Hahneberg mit der Kuppel ist<br />

sein liebster Ortinder Stadt. DerHügel<br />

ist 87 Meter hoch und gehörtzum<br />

Naherholungsgebiet im westlichen<br />

Berlin, gleich an der GrenzezuBrandenburg.<br />

Doch die eigentliche Arbeit der<br />

Sternengucker findet an einem anderen<br />

Ortstatt, der einst so gar nichts<br />

mit seiner heutigen Funktion zu tun<br />

hatte. Nur wenige Hundert Meter<br />

von der kleinen Sternwarte entfernt<br />

befindet sich an der Heerstraße 531<br />

das Quartier desVereins.Dass es hier<br />

um Astronomie geht, sieht man sofort:<br />

Graffiti zeigen Jupiter, Saturn<br />

und angedeutete Sternbilder. Die<br />

Fensterscheiben sind mit schwarzem<br />

Lack bemalt, damit es bei Vorträgen<br />

dunkel ist.<br />

Es handelt sich um das alte Zollgebäude<br />

an der Grenzkontrollstelle<br />

Heerstraße, eine ehemalige Grenze<br />

für den Transitverkehr auf West-<strong>Berliner</strong><br />

Territorium. Während es dort<br />

verglichen mit anderen Grenzkontrollpunkten<br />

nachts verhältnismäßig<br />

ruhig zuging, passierten tagsüber<br />

häufig Müllfahrzeuge.„Diemachten<br />

sicherlich 20 bis 30 Prozent aus“,<br />

schätzt Karl-Heinz Bannasch, Vorsitzender<br />

der Heimatkundlichen Vereinigung<br />

Spandau. „Viele West-<strong>Berliner</strong><br />

wissen gar nicht, dass ihr Abfall<br />

mitten in der DDR landete, nämlich<br />

auf der Deponie in Ketzin.“<br />

Leidenschaft für Astronomie<br />

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Unterm Blech reichlich Power:<br />

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Wo früher die Lkw kontrolliert wurden<br />

sind heute Parkbuchten. Etwas<br />

weiter,ander Heerstraße/Ecke Bergstraße,<br />

haben Bannasch und seine<br />

Mitstreiter einen kleinen Gedenkort<br />

für die Mauer-Toten errichtet.<br />

Für Günter Mekas spielte der<br />

Kontrollpunkt vor der Wende kaum<br />

eine Rolle. Erst am Abend des Mauerfalls<br />

am 9. November 1989 wurde<br />

das alte Zoll-Gebäude für ihn interessant.<br />

Kurz nachdem die innerstädtischen<br />

<strong>Berliner</strong> Grenzübergänge geöffnet<br />

worden waren, gab man in der<br />

selben Nacht auch die DDR-Grenzübergangsstelle<br />

Heerstraße frei. Im<br />

Rahmen der Wiedervereinigung<br />

wurden wenig später die getrennten<br />

Ortsteile wieder im <strong>Berliner</strong> Bezirk<br />

Spandau zusammengeführt, West-<br />

Staaken zählte zum Beitrittsgebiet.<br />

In der Nacht selbst feierte Mekas in<br />

der Nähe vom Reichstagsgebäude.<br />

Er stand wie viele andere Menschen<br />

auf der Mauer und jubelte über die<br />

neue Freiheit. Mit einem mitgebrachten<br />

Hammer habe er sich ein<br />

Stück Mauer abgeschlagen und es<br />

als Erinnerungsstück mit nach<br />

Hause genommen, erzählt er.<br />

Als er vondem freiwerdenden Gebäude<br />

des Zolls hörte, sah Günter<br />

Mekas für seinen Verein eine<br />

Chance. Bereits seit 1982 trafen sich<br />

die Mitglieder des Sternwarte-Vereins<br />

provisorisch in einem evangeli-<br />

Dem Himmel<br />

ein Stück näher<br />

Günter Mekas ist Chef der Bruno-H.-Bürgel-Sternwarte.<br />

Der gemeinnützige Verein residiertheute in dem ehemaligen<br />

Zollgebäude an der Grenzkontrollstelle Heerstraße<br />

Günter Mekas in der Sternwarte seines Vereins auf dem Hahneberg.<br />

Job, Familie, Alltag: 30 Jahre nach<br />

dem Fall der Mauer prägt die einstigeTeilung<br />

der Stadt noch das Leben vieler <strong>Berliner</strong>.<br />

Wirstellen bis zum bis 9. November Menschen<br />

und ihre Geschichte vor. Heute:<br />

Günter Mekas, Jahrgang 1954,<br />

aufgewachsen in Wilmersdorf.<br />

VonKristin Hermann<br />

DIE SERIE<br />

BLZ/MARKUS WÄCHTER<br />

Im Internet: Die bisher erschienenen Teile<br />

unserer Serie zum Mauerfall finden Sie<br />

im Internet unter folgender Adresse:<br />

www.berliner-zeitung.de/mauerfall oder auf<br />

der neuen App der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (kostenlos<br />

zu finden im Apple Store oder Google<br />

Play).<br />

schen Gemeindezentrum,<br />

suchten<br />

aber nach passenden<br />

Räumlichkeiten<br />

in der Nähe der<br />

Beobachtungskuppel auf dem Hahneberg.<br />

„Ich habe damals den Chef<br />

vom Zoll angerufen“, erzählt Mekas.<br />

„In der Satzung stand nämlich, sobald<br />

Grenzkontrollpunkte wegfallen,<br />

sind sie ausschließlich für gemeinnützige<br />

Zwecke zu verwenden.<br />

Deshalbdurften wir einziehen.“<br />

Vondem ehemaligen Grenzkontrollpunkt<br />

ist nicht viel übrig geblieben.<br />

„Als einziges Überbleibsel aus<br />

der Vorwendezeit gibt es noch an der<br />

Wand unter dem Fensterbrett Kabelschächte<br />

mit der umfangreichen<br />

Verkabelung des überdachten Kontrollpunktes“,<br />

sagt er. Indem ehemaligen<br />

Raum mit dem einstigen<br />

Abfertigungsschalter befindet sich<br />

heute der Vortragsraum des Vereins.<br />

Es entstanden eine Bibliothek, eine<br />

astronomische Galerie, eine kleine<br />

Ausstellung im Foyerund eine Werkstatt<br />

zum Bau von Teleskopen. „Vorher<br />

musste aber erst mal der 50 000-<br />

Liter Heizöltank raus“, sagt Mekas.<br />

Seit der Gründung des Vereins ist<br />

Mekas dessen Vorsitzender. Für die<br />

Astronomie begeisterte er sich aber<br />

schon viel länger.ImAlter vonsechs<br />

Jahren habe er in seinem Elternhaus<br />

in Wilmersdorf sein erstes Fernrohr<br />

gebaut: aus einem Brillenglas,einem<br />

Plastikrohr, einer Fahrradluftpumpe<br />

und einem Mikroskopokular.„Damit<br />

habe ich die bunten Lichter auf der<br />

anderen Straßenseite angeguckt“,<br />

sagt er.Über das Interesse an der Astronomie<br />

sei er auch zu seinem Studienfach<br />

Vermessung gekommen.<br />

In der Wendezeit arbeitete Mekas<br />

als Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes<br />

Spandau. Er betreute unter<br />

anderem die Planung für die Staakener<br />

Felder,auf denen 2500Wohnungen<br />

entstanden. „Nach der Wende<br />

wollten jede Menge Menschen nach<br />

Berlin, da wurden viele Wohnungen<br />

gebraucht“, sagt er.<br />

Freude am Dunkel<br />

Mekas selbst zogzuseiner damaligen<br />

Lebensgefährtin nach West-Staaken,<br />

das 1951 bis 1990 DDR-Gebiet war<br />

und jetzt wieder zu Spandau gehört.<br />

Mekas berichtet von Startschwierigkeiten:<br />

Grundstückseigentümer bekamen<br />

mit dem Einigungsvertrag ihr<br />

Alteigentum wieder und versuchten<br />

mit allen Mitteln, die damaligen Bewohner<br />

zu vertreiben. Er habe versucht<br />

zu schlichten, sagt Mekas.<br />

Inzwischen ist Mekas Rentner<br />

und kümmert sich beinahe täglich<br />

um den Verein, werkelt an Okularen<br />

und Teleskopen oder bereitet Vorträge<br />

vor. 60 Mitglieder hat derVerein<br />

heute. Nach der Wende kamen auch<br />

einige Ostdeutsche hinzu.<br />

Die Stadt sei heller geworden seit<br />

der Wende, sagt Mekas – was die<br />

Sternengucker aus astrologischer<br />

Sicht nicht freut, weil sie dadurch<br />

weniger am Himmel erkennen können.<br />

Aber durch den Mauerfall haben<br />

sich für die Hobbyastronomen<br />

neue Möglichkeiten eröffnet. „Wir<br />

sind gleich ins Umland ausgeschwärmt.<br />

Es war toll, mal hinter den<br />

Horizont zu sehen, jenseits der<br />

Stelle, wofrüher für uns die Welt zu<br />

Ende war.“ Immer wieder macht er<br />

„Astrourlaub“ im SternenparkWesthavelland<br />

oder im brandenburgischen<br />

Perleberg. „Das gehört zuden<br />

dunkelsten Stellen in Nordeuropa.<br />

So dunkel ist es erst wieder südlich<br />

des Alpen-Hauptkammes in Kärnten<br />

oder in Polen“, schwärmt Mekas.<br />

Kristin Hermann<br />

wandelt auf den Spuren der<br />

Sternengucker.<br />

VonKristin Hermann<br />

Wie sollte es anders sein: Das Fundstück,<br />

das Amateurastronom Günter<br />

Mekas zu dem Gespräch mitbringt, hat etwas<br />

mit seinem Hobby zutun. Es ist ein<br />

Okularrevolver, und der Vorsitzende der<br />

Bruno-H.-Bürgel-Sternwarte hat einiges<br />

auf sich genommen, um an dieses spezielle<br />

Modell zu kommen. Mekas schätzt, dass es<br />

Mitte der 1980er-Jahre gewesen sein muss.<br />

Immer mal wieder besuchte er zu dieser<br />

Zeit seine Verwandten in Ost-Berlin. Doch<br />

neben seiner Familie besuchter er noch einen<br />

Ort: den Industrieladen von Carl Zeiss<br />

Jena am Alexanderplatz. Dort gab es einen<br />

Amateur-Okularrevolver, der den Wechsel<br />

Schmuggel für Jupiter und Saturn<br />

von Vergrößerungen binnen Sekunden ermöglicht.<br />

Außerdem verfügt er über ein<br />

Prisma, das den Betrachter den Mond so<br />

sehen lässt, wie er wirklich ist –nur eben<br />

größer. Doch es gab ein Problem: „Die Beschäftigten<br />

im Laden waren angewiesen,<br />

diese Warennur gegen Vorlage des Ausweises<br />

zu verkaufen“, sagt Mekas.„AlsWestler<br />

musste man dann nachweisen, dass man<br />

die DDR-Mark 1:1 umgetauscht hat. Das<br />

wärefür mich natürlich viel zu teuer gewesen.<br />

Die Ausfuhr von Zeiss-Produkten war<br />

außerdem verboten.“<br />

Mekas wagte deshalb eine riskante Aktion.<br />

Einhalbes Jahr vorher bestellte er das<br />

gewünschte Objekt mit dem Ausweis eines<br />

Verwandten und bezahlte es Monate später<br />

Das besondere Ding<br />

Schmuggelware: „Multiokular“ für Teleskope,<br />

auch Okularrevolver genannt. BLZ/MARKUS WÄCHTER<br />

mit DDR-Mark. In seinem Mitsubishi Colt<br />

habe es links und rechts am Kofferraum ein<br />

Geheimfach gegeben, fast einen Meter tief,<br />

erzählt er. Der perfekte Ort zum Schmuggeln.<br />

Mekas war sich sicher: Die Grenzbeamten<br />

würden diesesVersteck nicht finden.<br />

Beiden Fahrten zuvor wurde Mekas immer<br />

mal wieder kontrolliert. Wie viele seiner<br />

Altersgenossen trug er zu dieser Zeit<br />

lange Haare, Schlaghosen und hohe Absätze.<br />

„Das kam nicht gut an, und die Beamten<br />

versuchten manchmal, mich zu provozieren“,<br />

sagt er.Gelegentlich sei vonden<br />

Grenzern die Rückbank angehoben worden,<br />

doch nicht bei der Schmuggelfahrtmit<br />

seinem Okularrevolver.GünterMekas hatte<br />

Glück. Noch heute kann er sich an jenen<br />

Moment erinnern, als er das Gerät zum ersten<br />

Mal benutzte. „Ich besaß damals ein<br />

amerikanisches Spiegelteleskop,das bei einem<br />

Kollegen in Spandau stand. Ich beobachtete<br />

Jupiter und Saturn und es war<br />

fantastisch. Der Okularwechsel war viel<br />

praktischer.“<br />

Mehr als30Jahre lang hatte Mekas seine<br />

Schmuggelware benutzt und aufbewahrt.<br />

Inzwischen hat der Sternenfreak so viele<br />

Objekte zusammengesammelt, dass er<br />

kaum noch Platz hat. Er sagt,die Zeit sei gekommen,<br />

sich von dem Okularrevolver zu<br />

trennen. Erst vor wenigen Tagen hat er ihn<br />

frisch aufpoliert. Er will er ihn im Internet<br />

zum Kauf anbieten. Damit, sagt er,ende für<br />

ihn auch eine Ära.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019 13 *<br />

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Berlin<br />

CDU: Senat<br />

treibt Mieten<br />

in die Höhe<br />

Berlin soll für Kosten des<br />

Mietendeckels haften<br />

Die CDU will <strong>Berliner</strong> entlasten,<br />

denen angesichts des geplanten<br />

Mietendeckels noch eine Mieterhöhung<br />

ins Haus geflattert ist: Nach<br />

denVorstellungen der CDU-Fraktion<br />

im Abgeordnetenhaus soll der Senat<br />

diesen Betrag den Mieternerstatten.<br />

„Es gibt sehr viele gute Vermieter,<br />

die in großem Maße verunsichert<br />

sind und angesichts der Senatspläne<br />

noch schnell die Miete erhöht haben“,<br />

sagte der Sprecher für Bauen<br />

und Wohnen der Fraktion, Christian<br />

Gräff. „Viele haben das getan, obwohl<br />

sie das eigentlich zu diesem<br />

Zeitpunkt nicht geplant hatten.“ Vor<br />

diesem Hintergrund sei es nur fair<br />

und legitim, wenn der Senat diese<br />

Erhöhungen der vergangenen Wochen<br />

nach dem Verursacherprinzip<br />

auch übernehme und den Mietern<br />

zurückzahle.Sie seien schließlich allein<br />

auf das „dilettantische Vorgehen“<br />

des Senats zurückzuführen.<br />

Der rot-rot-grüne <strong>Berliner</strong> Senat<br />

hatte sich am 18. Juni auf Eckpunkte<br />

für einen bundesweit einmaligen,<br />

rechtlich hochumstrittenen Mietendeckel<br />

geeinigt. DieMieten sollen für<br />

fünf Jahre eingefroren werden, um<br />

die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt<br />

zu beruhigen.<br />

Bis Herbst soll ein Gesetzentwurf<br />

vorliegen. In Kraft treten soll die Regelung<br />

spätestens Anfang 2020 –und<br />

dann rückwirkend ab dem 18. Juni<br />

gelten. Vorder fraglichen Senatssitzung<br />

hatten etliche Vermieter noch<br />

rasch Mieterhöhungen ausgesprochen,<br />

wie etwa der <strong>Berliner</strong> Mieterverein<br />

beobachtete.<br />

Die CDU schlägt nun vor, einen<br />

Stichtag zum Beispiel vier Wochen<br />

vor dem Termin der Sitzung festzulegen,<br />

bei der der Senat die Eckpunkte<br />

für den Deckel beschloss.<br />

Die danach vorgenommenen oder<br />

angekündigten Mieterhöhungen<br />

soll der Senat Mieternauf deren Antrag<br />

erstatten. Vorteil für die Mieter<br />

aus CDU-Sicht: Sie hätten die Mieterhöhung<br />

unterm Strich nicht zu<br />

tragen und auch keine Probleme<br />

mit möglichen Rückerstattungsforderungen<br />

an ihreVermieter für den<br />

Fall, dass der Mietpreisdeckel von<br />

einem Gericht für unzulässig erklärt<br />

wird.<br />

DieCDU geht davon aus,dass das<br />

Ganzeüber dieWohnungsämter laufen<br />

könnte.Die Höhe möglicher Kosten<br />

für das Land ist unklar. (dpa)<br />

Nach oben ist Berlin offen<br />

Das geplante Hochhausleitbild sieht keine Höhenbegrenzung vor,formuliert aber spezielle Ansprüche an Türme<br />

VonUlrich Paul<br />

Wenn in Berlin neue<br />

Hochhäuser entstehen,<br />

dann sollen künftig<br />

auch die <strong>Berliner</strong><br />

davon profitieren. Das oberste Geschoss<br />

soll öffentlich zugänglich<br />

sein, zum Beispiel als Aussichtspunkt.<br />

Und auch das Erdgeschoss<br />

muss für die Öffentlichkeit zurVerfügung<br />

stehen. Das sieht der Entwurf<br />

für ein Hochhausleitbild vor, den Senatsbaudirektorin<br />

Regula Lüscher<br />

am Donnerstag präsentierte.<br />

„Wir wachsen und wir haben den<br />

Auftrag, die Stadt zu verdichten“,<br />

sagte Lüscher. Die wachsende Zahl<br />

der geplanten Projekte zeige, dass<br />

der Bau von Hochhäusern offensichtlich<br />

wirtschaftlich interessant<br />

sei. Mit dem Hochhausleitbild solle<br />

die Entwicklung gesteuertwerden.<br />

Bestimmte Gebiete für den Hochhausbau<br />

werden in dem Leitbild<br />

nicht festgelegt. Zum einen wolle<br />

man sich nicht auf bestimmte Flächen<br />

beschränken, weil die Stadt<br />

einfach zu groß sei, sagte Lüscher.<br />

Zumanderen wolle die Stadt die Bodenspekulation<br />

nicht anheizen. Klar<br />

sei aber, dass Hochhäuser zum Umfeld<br />

passen müssen. So könnten<br />

Hochhäuser nicht in einem Gebiet<br />

entstehen, dass zum Unesco-Weltkulturerbe<br />

gehört. Auch im Einfamilienhausgebiet<br />

sei der Bau von<br />

Hochhäusern ausgeschlossen. Zugleich<br />

sollten Hochhäuser immer an<br />

Standorten entstehen, die gut an den<br />

öffentlichen Nahverkehr angeschlossen<br />

sind. Eine Höhenbegrenzung<br />

sehe das Leitbild nicht vor.<br />

Häuser ab 35 Meter Höhe betroffen<br />

Normalerweise gelten alle Häuser<br />

über einer Traufhöhe von 22Metern<br />

in Berlin als Hochhäuser, sagte Lüscher.Von<br />

dem neuen Leitbild sollen<br />

aber nur solche Türme erfasst werden,<br />

die die Höhe der Umgebungsbebauung<br />

um 50 Prozent überschreiten.<br />

In der Regel sei dies bei einer<br />

Höhe ab 35 Metern der Fall.<br />

Grundsätzlich werde für den Bau eines<br />

Hochhauses ein Bebauungsplan<br />

erforderlich, sagte Lüscher. Damit<br />

kann das Land sehr viel präzisere<br />

Vorgaben zur Art der Nutzung und<br />

zur Höhe machen.<br />

Investoren müssen ihre Pläne für<br />

Hochhäuser mehrmals dem Baukollegium<br />

vorlegen, also dem Gremium,<br />

das Senatsbaudirektorin Regula<br />

Lüscher in wichtigen Fragen der<br />

Stadtgestaltung berät. Vonder Projektidee<br />

bis zur Realisierung eines<br />

Schon fertig: Das Zoofenster und das Upper-West (v.l.).<br />

„Hochhäuser müssen<br />

gegenüber der Öffentlichkeit<br />

und der Gesellschaft<br />

einen Mehrwert erzielen.<br />

Das ist oberstes Ziel.“<br />

Regula Lüscher, Senatsbaudirektorin<br />

IMAGO IMAGES<br />

über 60 Meter hohen Hochhauses<br />

kalkuliertLüscher inklusiveder Erarbeitung<br />

des Bebauungsplans mit<br />

vier bis fünf Jahren.<br />

„Hochhäuser müssen gegenüber<br />

der Öffentlichkeit und der Gesellschaft<br />

einen Mehrwert erzielen. Das<br />

ist oberstes Ziel“, stellte Lüscher klar.<br />

Dazu gehöre neben dem Öffnen der<br />

Dachgeschosse, dass die Häuser klimatisch<br />

nachhaltig seien. Verlangt<br />

wird außerdem ein Nutzungsmix.<br />

Bis zu einer Höhe von 60 Metern<br />

dürften Hochhäuser monofunktional<br />

errichtet werden. Ab einer Höhe<br />

von mehr als 60 Metern müssten<br />

Türme aber künftig eine gemischte<br />

Nutzung aufweisen, so Lüscher. Die<br />

Hauptnutzung dürfe dann nur noch<br />

70 Prozent der Fläche ausmachen,<br />

die übrigen 30 Prozent müssen anders<br />

genutzt werden. Gemixt werden<br />

dürfen jedoch nur Nutzungen aus<br />

zwei verschiedenen Kategorien.<br />

DerMix macht’s<br />

Die Kategorie 1(Gewerbe) sieht unter<br />

anderem Flächen für Büros,Handel,<br />

Hotel, Gastronomie und Praxen<br />

vor. Zur Kategorie 2gehören Wohnen,<br />

kulturelle Einrichtungen, soziale<br />

Infrastruktur und weitere nicht<br />

gewerbliche oder nicht kommerzielle<br />

Nutzungen. Denkbar ist also,<br />

dass in einem 100 Meter hohen Turm<br />

70 Prozent der Flächen durch Büros<br />

genutzt werden und auf den übrigen<br />

30 Prozent der Flächen Wohnungen<br />

entstehen. Ein Mix aus Hotel und<br />

Büros ist aber nicht möglich.<br />

Beider zurzeit laufenden Überarbeitung<br />

des Masterplans für die City-<br />

West sei das Hochhausleitbild getestet<br />

worden, sagte Lüscher. Und: „Es<br />

funktioniert sehr gut.“ Während der<br />

Erarbeitung des Leitbildes seien die<br />

Bezirke bereits per Rundschreiben<br />

informiert worden, was geplant sei.<br />

Diese hätten sich darauf eingestellt.<br />

„Informell“ sei das Leitbild also<br />

schon „in Anwendung“, so Lüscher.<br />

Nach Abschluss verschiedener Beteiligungen<br />

soll das Abgeordnetenhaus<br />

das Leitbild offiziell beschließen.<br />

Dassoll Ende 2019 sein.<br />

Für Hochhäuser, die schon genehmigt<br />

sind, kommt das Leitbild zu<br />

spät. Dazu gehört ein 150 Meter hoher<br />

Turm,den der russische Investor<br />

Monarch am Alexanderplatz errichten<br />

will. Die Baugenehmigung liegt<br />

seit 21. Februar 2018 vor. Bisher hat<br />

Monarch den Baunoch nicht gestartet.<br />

Dies muss der Investor jedoch<br />

bald tun. Die Tiefbauarbeiten müssen<br />

spätestens am 1. August beginnen.<br />

Sonst droht eine Vertragsstrafe.<br />

Mörder darf<br />

abgeschoben<br />

werden<br />

Er hatte seine schwangere<br />

Freundin verbrannt<br />

VonPhilippe Debionne<br />

Sie musste sterben, weil sie<br />

schwanger war. Maria (damals<br />

19), wurde 2015 vom Kindsvater<br />

Eren T. (damals 21) und dessen Komplizen<br />

in einen Wald gelockt, niedergestochen,<br />

mit Benzin übergossen<br />

und angezündet. Maria verbrannte,<br />

das ungeborene Mädchen erstickte<br />

im Bauch der Mutter.Jetzt entschied<br />

ein Gericht: T. darf abgeschoben<br />

werden.<br />

Die Ausweisung des verurteilten<br />

Mörders aus Deutschland ist nach<br />

einem aktuellen Urteil des <strong>Berliner</strong><br />

Verwaltungsgerichts rechtens, teilte<br />

ein Sprecher am Donnerstag mit.<br />

Dertürkische Staatsbürger,der seine<br />

schwangere Ex-Freundin bei lebendigem<br />

Leib verbrannte, gefährde<br />

„bei einem weiteren Aufenthalt die<br />

öffentliche Sicherheit und Ordnung“,<br />

so die Entscheidung des Gerichts.<br />

Das Landgericht hatte den 1995<br />

in Deutschland Geborenen im Februar<br />

2016 wegen Mordes zu einer<br />

Jugendstrafe von vierzehn Jahren<br />

verurteilt. Seitdem sitzt T. im Tegeler<br />

Knast. Im Januar 2029 würde die Haft<br />

enden und der Mann in die Freiheit<br />

entlassen. Um dem vorzubeugen,<br />

hatte das Landesamt für Bürger-und<br />

Ordnungsangelegenheiten bereits<br />

im Juni 2018 einen Ausweisungsbescheid<br />

erlassen. Damit hätte T. bereits<br />

vor einem Jahr in seine Heimat<br />

abgeschoben werden können.<br />

Doch der Mörder hatte gegen<br />

seine Ausweisung geklagt und laut<br />

einem Gerichtssprecher angeführt,<br />

er sei in Deutschland sozialisiertund<br />

spreche Türkisch nur unvollkommen.<br />

Soziale Kontakte in das Land<br />

habe er nicht. Zudem gebe es laut<br />

seinem Anwalt keine Wiederholungsgefahr.<br />

Dassah das Gericht anders: Zwar<br />

könne sich der Kläger als hier geborener<br />

Ausländer auf einen besonderen<br />

Ausweisungsschutz berufen. Er<br />

könne dennoch „ausgewiesen werden,<br />

da vonihm auch künftig Gefahr<br />

ausgehe“. Zudem verfüge er über<br />

„hinreichende Kenntnisse der türkischen<br />

Sprache“ und habe über seine<br />

Eltern auch die sozialen und kulturellen<br />

Werte seines Heimatlandes<br />

vermittelt bekommen.<br />

Gegen das Urteil kann Berufung<br />

eingelegt werden.<br />

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2019/1<br />

Foto: Jakob Studnar|Gestaltung: Ralf Krämer,AngelaRichter<br />

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dieanihn denken.<br />

In Liebeund Dankbarkeitnehmen wirAbschied<br />

vonmeinemliebenMann,unserem gutenPapa,<br />

Schwiegervater, Opaund Uropa<br />

Dr.Manfred Wetzel<br />

*27.09.1936 †20.06.2019<br />

In stillerTrauer<br />

Kätheals Ehefrau<br />

Kerstinund Familie<br />

Heikeund Familie<br />

Karenund Familie<br />

DieUrnenbeisetzung findetamDonnerstag,<br />

dem18. Juli 2019 um 11.00Uhr aufdem<br />

Ostkirchhof, Ulmenstraße1inAhrensfelde statt.<br />

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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019<br />

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Berlin<br />

Bundeskanzler<br />

in Sneaker?<br />

Warum nicht<br />

Designer Michalsky zur<br />

Modewoche über Lässigkeit<br />

VonBurkhard Fraune<br />

Lässig, sportlich und ein bisschen<br />

unangepasst: Wer Sneaker anzieht,<br />

zeigt wer erist. Oder wer er<br />

gern wäre. Ob in Leder, Baumwolle<br />

oder Synthetik, klassisch weiß oder<br />

farbenfroh –straßentaugliche Turnschuhe<br />

sind angesagt. Seit Jahren geben<br />

die Deutschen Millionen dafür<br />

aus, selbst Rentner und Manager<br />

steigen in Sneaker.Bei der Modewoche<br />

in Berlin beschwören Designer<br />

den Boom: „Dieser Trend wird nie<br />

verglühen“, meint etwa Michael Michalsky.„Vielleicht<br />

haben wir ja bald<br />

auch einen Bundeskanzler in Sneakers<br />

–you never know.“Die Mode-<br />

Experten meinen aber auch: Nicht<br />

jeder sollte alles tragen.<br />

Einen Turnschuh zu förmlichen<br />

Anlässen anzuziehen, ist nichts Revolutionäres<br />

mehr.Als 1985 der Grünen-Politiker<br />

Joschka Fischer in<br />

schneeweißen Nikes kam, um als<br />

hessischer Umweltminister vereidigt<br />

zu werden, da war das ein echter Tabubruch.<br />

Wenn der TV-Moderator<br />

Cherno Jobatey in den 90ernmit Anzug<br />

und Sportschuhen auftrat,<br />

sprach man darüber.<br />

Doch die Welt hat sich gedreht.<br />

„Die Zeit ist sneakerreif“, sagt der<br />

Designer Guido Maria Kretschmer –<br />

auch wenn der Hersteller Puma wissen<br />

ließ, der Boom flache etwas ab.<br />

„Die Leute wollen schnell, sie wollen<br />

bequem“, sagt Kretschmer.<br />

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Lesen Sie am Wochenende<br />

Karriere<br />

Souverän: Vorstellungsgespräch<br />

mit gutem Eindruck meistern<br />

Spritzig: Fachangestellte für<br />

Bäderbetriebe arbeiten vielseitig<br />

Schlabberlook breitet sich aus.<br />

Werschon mit Kapuzenpulli im Hörsaal<br />

saß, muss ihn nach dem Examen<br />

nicht wegwerfen. Immer häufiger<br />

ist der Hoodie auch im Büro<br />

okay. Auch Kollegen in Jogginghose<br />

gibt es öfter,meist mit Sneaker.<br />

Daszeige nur,wie sich das Leben<br />

veränderthabe,auch das berufliche,<br />

sagt Michalsky. „Heute gibt es unheimlich<br />

viele Jobs,die es vor30Jahren<br />

nicht gab, App-Entwickler etwa.<br />

Berufe, für die man eine gewisse<br />

Uniform anziehen muss, sind fast<br />

verschwunden.“ Anzug und Krawatte,<br />

das werde vielleicht noch von<br />

Rechtsanwälten oder im Vorstand<br />

vonDax-Konzernen erwartet.<br />

„Wenn es eine schicke Jogginghose<br />

und schicke Sneaker sind, hat<br />

man in vielen Unternehmen heute<br />

wahrscheinlich größereChancen als<br />

wenn man irgendeinen Anzug<br />

trägt“, mutmaßt Michalsky,der auch<br />

mal Chefdesigner bei Adidas war.<br />

Schließlich wirke sportliche Kleidung<br />

agil, jung und flexibel.<br />

Doch laufen alternde Männer in<br />

Turnschuhen Gefahr, sich lächerlich<br />

zu machen? Kretschmer winkt ab.<br />

„Ich glaube, dass das ganz gut geht.<br />

Männer sind irgendwie auch Jungs.“<br />

Turnschuhe könne man auch mit 99<br />

Jahren noch tragen. Frauen trügen<br />

kleine Sneaker inzwischen als Hausschuhe,<br />

statt „Pantöffelchen“.<br />

„Wenn es feucht ist und sie noch<br />

schnell mal in den Garten wollen.“<br />

Älteren Frauen und Männern rät<br />

Kretschmer: „Vielleicht nicht so<br />

übertriebene Modelle, die nur den<br />

Look auf den Turnschuh legen. Auch<br />

nicht diese Riesen-Plateaus, diese<br />

Riesen-Biester, mit denen man<br />

schnell umknicken kann und sich<br />

womöglich den Oberschenkelhals<br />

bricht.“ Michalskys Tipp: „Mit 75 ist<br />

ein neonfarbener Sneaker vielleicht<br />

nicht mehr für jeden was. Aber das<br />

Alter hat heute nichts mehr mit einer<br />

Zahl zu tun.“ (dpa)<br />

Die James-Simon-Galerie des Architekten David Chipperfield ist ein Höhepunkt des Architektur-Stadtrundganges.<br />

Crash-Kurs Baukultur<br />

Stadtführung mit Architekt: Ein Blick auf neue Highlights in Mitte, darunter die James-Simon-Galerie<br />

VonMechthild Henneke<br />

Erst vor wenigen Tagen hat<br />

die James-Simon-Galerie<br />

auf der Museumsinsel<br />

Schlagzeilen gemacht: Das<br />

zentrale Empfangsgebäude zu den<br />

wichtigsten Museen der Stadt wurde<br />

Journalisten vorgeführt. Am 12. Juli<br />

feiert das Haus offiziell Eröffnung.<br />

Für den Architekten Thomas M. Krüger<br />

ist dieser Tagein Meilenstein in<br />

der jüngeren <strong>Berliner</strong> Architekturgeschichte.„Es<br />

ist ein Gebäude voninternationaler<br />

Bedeutung“, sagt Krüger,<br />

der selbst eine Publikation zur<br />

James-Simon-Galerie verfasst hat.<br />

Das Gebäude wird einer der Höhepunkte<br />

auf der Stadtführung „Crash-<br />

Kurs Baukultur“ sein, die am Sonnabend<br />

erneut stattfindet.<br />

Die gebaute Umwelt erkennen<br />

Der sogenannte Baukulturspaziergang<br />

ist ein Angebot der Bundesstiftung<br />

Baukultur, die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

ist Medienpartner. „Wir möchten<br />

Menschen einladen, sich mit ihrer<br />

gebauten Umwelt auseinanderzusetzen“,<br />

sagt Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender<br />

der Bundesstiftung<br />

Baukultur.„Gemäß dem Motto<br />

„Man sieht nur, was man weiß“ sollen<br />

die Führungen Einblicke in die<br />

Ideen und Konzepte vermitteln, die<br />

hinter Gebäuden, Plätzen und Anlagen<br />

stehen –und damit zu einem tieferenVerständnis<br />

führen, was unsere<br />

Städte ausmacht, und wofür sich unser<br />

Engagement lohnt.“<br />

Architekten vom internationalen<br />

Netzwerk Guiding Architects leiten<br />

die Führungen, die auch in München,<br />

Hamburgund Köln angeboten<br />

werden. Am ersten Sonnabend des<br />

2,5-Stunden-Tour: Die Bundesstiftung<br />

Baukultur bietet<br />

einmal pro Monat kostenfreie<br />

Führungen in Berlin,<br />

Hamburg,Köln und München<br />

an. Die Touren mit dem<br />

Titel „Crash-Kurs Baukultur“<br />

finden in Berlin am ersten<br />

Sonnabend im Monat statt,<br />

beginnen um 11 Uhr.<br />

EIN SCHNITT DURCH DIE MITTE<br />

Stadt erkennen: Der diesjährigeTitel<br />

der Führung lautet:<br />

„Ein Schnitt durch die<br />

Mitte“. OrtsansässigeArchitekten<br />

erläuternHistorisches,<br />

Klassiker und Zukunftsprojekte,<br />

machen auf<br />

bauliche Besonderheiten<br />

und Zusammenhängeaufmerksam.<br />

Anmeldung erbeten: Interessenten<br />

müssen sich vorab<br />

für die Führungen anmelden:<br />

baukultur@ticket-b.de. Sie<br />

erhalten anschließend nähere<br />

Informationen zu Treffpunkt<br />

etc. Weitere Informationen<br />

erhältlich unter:<br />

www.bundesstiftung-baukultur.de<br />

Monats im Juli, September und Oktober<br />

gibt es die Tour „Ein Schnitt<br />

durch die Mitte“. Sieführtindiesem<br />

Jahr ins Herz von Berlin: in die Gegend<br />

ums Märkische Museum, die<br />

Fischerinsel, den Spittelmarkt und in<br />

die Straßen rund um das entstehende<br />

Humboldt-Forum.<br />

Ausgangspunkt ist das Hauptstadtmodell<br />

in der Senatsverwaltung<br />

für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz<br />

Am Köllnischen Park. Anders<br />

als andere Architekturmodelle wird<br />

dieses ständig verändert. „Es ist ein<br />

wichtiges Planungsinstrument und<br />

wird ständig aktualisiert: Werden<br />

zum Beispiel Hochhäuser am Alexanderplatz<br />

geplant, werden diese im<br />

Modell eingebaut“, sagt Krüger.<br />

Von dort geht die Gruppe am<br />

Märkischen Museum und am Neubau<br />

der niederländischen Botschaft<br />

vorbei. Auch das Gewerkschaftshaus<br />

von Max Taut, die Fischerinsel und<br />

der U-Bahnhof Spittelmarkt liegen<br />

an der Strecke.Ein Blick auf die Baustelle<br />

des Axel-Springer-Campus’,<br />

der von dem niederländischen Stararchitekten<br />

Rem Koolhaas realisiert<br />

wird, ist Teil des Rundgangs.<br />

Es folgt einer der Höhepunkte:<br />

die Freifläche, auf der ab nächstem<br />

Jahr das House of One gebaut wird.<br />

Dort bereiten schon die Bagger den<br />

Baugrund vor. In dem Gebäude sollen<br />

die drei großen Religionen unter<br />

einem Dach praktiziertwerden können.<br />

„Die Idee von Frieden und Völkerverständigung<br />

ist das Besondere“,<br />

sagt Krüger.<br />

Der Entwurf für das Gebäude<br />

stammt vom auf Kulturbauten spezialisierte<br />

Architekturbüro Kuehn-<br />

Malvezzi. Es gestaltete auch das Innere<br />

des einstigen Prinzessinnenpalais’amBoulevardUnter<br />

den Linden<br />

neu, das heute als Palais Populaire<br />

Kunstausstellungen der Deutschen<br />

Bank beherbergt.<br />

An der Kreuzung zwischen Leipziger<br />

und Breiter Straße wird sich in<br />

den nächsten Jahren viel tun. „Eine<br />

Straßenbahn soll hier fahren, die<br />

Brücke soll schmaler werden, und es<br />

wird kommunaler Wohnungsbau<br />

entstehen“, sagt Krüger. Anders als<br />

bei vielen anderen Neubauprojekten<br />

sollen hier auch Durchschnittsverdiener<br />

die Chance bekommen, mitten<br />

in der Stadt eineWohnung zu finden.<br />

Krüger findet es faszinierend,<br />

dass diese Projekte ausgerechnet im<br />

archäologischen Zentrum Berlins<br />

realisiertwerden.<br />

Über die Brüderstraße,vorbei am<br />

Nikolaihaus, führt der Wegder Baukulturführung<br />

zum nächsten großen<br />

Projekt, dem Flussbad Berlin. Die<br />

beiden Kölner Brüder Tim und Jan<br />

Edler verfolgen den früher oft belächelten<br />

Plan, in der Innenstadt ein<br />

Flussbad zu errichten. Der ungenutzte<br />

Spreearmsoll dazu umgestaltet<br />

werden. DasWasser würde durch<br />

einen natürlichen Pflanzenfilter gereinigt,<br />

sodass die Besucher rund einen<br />

Kilometer weit in Richtung der<br />

Museumsinsel schwimmen können.<br />

Noch ist es nicht sicher, dass der<br />

Traum Wirklichkeit wird, doch<br />

scheint dies längst nicht mehr unmöglich.<br />

Genialer Chipperfield-Entwurf<br />

Nach einem Halt an der geplanten<br />

U-Bahnlinie U55 führt der Wegzum<br />

letzten Stopp der Tour an der James-<br />

Simon-Galerie. „Das ist seit langer<br />

Zeit das erste neue Museumsgebäude,<br />

das im <strong>Berliner</strong> Zentrum eröffnet<br />

wird. Es ist ein genialer Entwurf<br />

von David Chipperfield“, sagt<br />

Krüger. „Es führt den Gedanken einer<br />

Akropolis in der Stadt fort, historisiert<br />

dabei aber nicht, sondern<br />

schafft einen neuen Zusammenhang.“<br />

Seit 100 Jahren forschen <strong>Berliner</strong> zum Thema Sex<br />

Am 6. Juli 1919 wurde an der Spree das weltweit erste Institut für Sexualwissenschaft gegründet<br />

InBerlin wirdandie Gründung des<br />

weltweit ersten Instituts für Sexualwissenschaft<br />

vor100 Jahren erinnert.<br />

Zu einem Gedenken am Freitag werden<br />

Politiker und Vertreter der queeren<br />

Community erwartet, wie die<br />

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld<br />

ankündigte. Deren Namensgeber<br />

hatte das Institut am 6. Juli 1919 eröffnet.<br />

Am einstigen StandortamSpreeufer<br />

in Tiergarten (heute steht dort<br />

das Haus der Kulturen der Welt),<br />

spricht unter anderem die Senatorin<br />

für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung,<br />

Dilek Kalayci (SPD).<br />

Das Institut widmete sich laut<br />

Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft<br />

etwa der Forschung, Sexualberatung,<br />

Aufklärung der Bevölkerung und der<br />

Behandlung von Geschlechtskrankheiten.<br />

1933 plünderten und zerstörten<br />

die Nazis die Einrichtung samt Bibliothek<br />

und Archiv.Als homosexueller,<br />

jüdischer und sozialdemokratischer<br />

Arzt emigrierte Hirschfeld<br />

(*1868) nach Frankreich. 1935 starb er<br />

in Nizza.<br />

Auch der Pionierarbeit Hirschfelds<br />

sei es zu verdanken, dass das Land<br />

Berlin heute fünf überregionale Zentren<br />

für sexuelle Gesundheit und Familienplanung<br />

betreibe, erklärte Kalayci.<br />

Sie würdigte außerdem seinen<br />

Einsatz „für bessere und gewaltfreie<br />

Lebensbedingungen vonFrauen“: So<br />

habe er etwa über Verhütung aufgeklärtund<br />

jegliche Form sexualisierter<br />

Gewalt gegen Frauen klar abgelehnt.<br />

Magnus Hirschfeld, ein Pionier auf dem Gebiet<br />

der Sexualwissenschaften MH-STIFTUNG<br />

IMAGO IMAGES<br />

„Die #MeToo-Bewegung hat eindrücklich<br />

gezeigt, dass dieses Thema<br />

einschließlich des Aspekts sexueller<br />

Belästigung am Arbeitsplatz heute<br />

immer noch erschreckend aktuell ist<br />

und weiterhin eine klare Haltung<br />

dazu notwendig ist: Null Toleranz gegenüber<br />

sexualisierter Gewalt und<br />

Belästigung“, betonte die SPD-Politikerin.<br />

Neben seiner wissenschaftlichen<br />

Tätigkeit machte sich Hirschfeld einen<br />

Namen als Vorkämpfer für die<br />

Rechte vonHomosexuellen. Seine Lebensgeschichte<br />

wurde unter dem Titel<br />

„Der Einstein des Sex“ verfilmt.<br />

Heute erinnertein nach ihm benannter<br />

Uferabschnitt gegenüber vomdamaligen<br />

Institut an Hirschfeld. (dpa)<br />

POLIZEIREPORT<br />

VonRadler überfahren.<br />

In Westend ist eine 50 Jahrealte Fußgängerin<br />

voneinem Rennradfahrer<br />

angefahren und schwer verletzt worden.<br />

DieFrauwollte am Mittwochabend<br />

eine Nebenfahrbahn der<br />

Heerstraße überqueren, als sie von<br />

einem vonlinks kommenden Rennradfahrer<br />

erfasst wurde,wie eine Polizeisprecherin<br />

am Donnerstag<br />

sagte.Beide stürzten. DerRadfahrer<br />

stand anschließend wieder auf, beleidigte<br />

die Frau und entfernte sich<br />

vonder Unfallstelle.Die Fußgängerinerlitt<br />

einen Unterarmbruch und<br />

musste zur stationären Behandlung<br />

in ein Krankenhaus. (dpa)<br />

Auto abgebrannt.<br />

In Tempelhof hat ein abgestelltes<br />

Auto am frühen Donnerstagmorgen<br />

Feuer gefangen. Laut Feuerwehrsprecher<br />

stand der Wagen in der<br />

Rohrbeckstraße Ecke Bacharacher<br />

Straße.Alarmierte Rettungskräfte<br />

löschten den Brand und verhinderten<br />

ein Übergreifen der Flammen<br />

auf andereFahrzeuge.Verletzt<br />

wurde niemand. DiePolizei vermutet<br />

Brandstiftung als Ursache.NähereEinzelheiten<br />

waren noch nicht<br />

bekannt. Bereits in der vergangenen<br />

Nacht standen in Berlin-Tiergarten<br />

vier Autos und ein Baucontainer<br />

in Flammen. Anfang der Woche<br />

brannten dortbereits sechs Fahrzeuge<br />

aus. (dpa)<br />

Angefahren und verletzt.<br />

Ein27Jahrealter Radfahrer ist in<br />

Kreuzbergvon einem Auto angefahrenund<br />

schwer verletzt worden. Wie<br />

eine Polizeisprecherin am Donnerstag<br />

sagte,wollte der Radler am Mittwochabend<br />

die Fahrbahn der Wiener<br />

Straße überqueren. Dabei wurde<br />

er voneinem 33 Jahrealten Autofahrerangefahren.<br />

Dieser parkte nach<br />

dem Unfall zunächst den Wagen ein<br />

und entfernte sich dann vomUnfallort.<br />

Erst eine halbe Stunde später<br />

kam er in Begleitung seiner Mutter<br />

zurück und stellte sich. Er war ohne<br />

Führerschein unterwegs gewesen.<br />

DerRadfahrer erlitt mehrereVerletzungen<br />

unter anderem im Gesicht<br />

und am Bein. (dpa)<br />

In Club niedergestochen.<br />

In den frühen Morgenstunden stach<br />

am Donnerstag ein Mann in einem<br />

Club in Charlottenburgauf einen 28-<br />

Jährigen ein. DerSchwerverletzte<br />

kam in eine Klinik und musste notoperiertwerden.<br />

Lebensgefahr besteht<br />

dem Vernehmen nach derzeit<br />

nicht. Polizisten nahmen kurznach<br />

der Tateinen 22 Jahrealten Mann<br />

fest. (BLZ)<br />

Schmierfinken festgenommen.<br />

In der Nacht zu Donnerstag nahmen<br />

Bundespolizisten nach einem Zeugenhinweis<br />

zwei Männer in einer S-<br />

Bahn der Linie S7vorläufig fest. Gegen<br />

0.50 Uhrbeobachtete eine 56-<br />

Jährige die beiden Männer auf der<br />

Fahrtzwischen den Bahnhöfen Grunewald<br />

und Nikolassee beim Beschmieren<br />

des Inventars der S-Bahn.<br />

Diebeiden deutschen Staatsangehörigen<br />

im Alter von38Jahren beschmierten<br />

mehrereScheiben, diverse<br />

Sitzpolster sowie die Innenverkleidung<br />

des Zuges mit einem Permanentmarker<br />

auf einer<br />

Gesamtfläche vonfünf Quadratmetern.<br />

DieZeugin alarmierte schließlich<br />

die Polizei, woraufhin Einsatzkräfte<br />

der Bundespolizei das Duoam<br />

Potsdamer Hauptbahnhof festnehmen<br />

konnte. (BLZ)<br />

VonS-Bahn überfahren.<br />

Am frühen Donnerstagmorgen<br />

wurde ein Mann (37) voneinem S-<br />

Bahn-Zug der Linie S46mehrere<br />

Meter mitgeschleift. DerMann erlitt<br />

dabei so schwereVerletzungen, dass<br />

er noch vorOrt verstarb.Nach ersten<br />

Angaben war der 37-Jährige ins<br />

Gleisbett geklettert. Als er hinaussteigen<br />

wollte,wurde er vondem<br />

Zugerfasst. EinFahrgast und der<br />

Triebfahrzeugführer kamen mit einem<br />

Schock in ein Krankenhaus.Der<br />

S-Bahn-Verkehr war für mehrere<br />

Stunden unterbrochen. DiePolizei<br />

ermittelt nun, wie es zu dem tragischen<br />

Unfall kam. (tc.)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019 15 *<br />

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Berlin<br />

Wolf Biermann singt in Stasiopfer-Gedenkstätte<br />

Nach dem Open-Air-Konzert wird der 82-Jährige mit Marianne Birthler über seine Erfahrungen in der DDR sprechen<br />

VonJutta Schütz<br />

Er war einer der stärkster<br />

Kritiker der DDR-Oberen.<br />

Dann durfte er nicht mehr<br />

öffentlich auftreten und<br />

wurde ausgebürgert. Wolf Biermann<br />

gibt nun ein Konzert aneinem Ort,<br />

wo an das SED-Unrecht erinnert<br />

wird. DerLiedermacher singt an diesem<br />

Sonntag ab 14 Uhr inder <strong>Berliner</strong><br />

Stasiopfer-Gedenkstätte.<br />

Nach dem Open-Air-Konzert<br />

wirdder 82-Jährige mit der einstigen<br />

Oppositionellen Marianne Birthler<br />

über seine Erfahrungen in der DDR<br />

sprechen, teilte die Gedenkstätte<br />

Hohenschönhausen mit. Der Live-<br />

Auftritt des Liedermachers soll Höhepunkt<br />

eines Tages der offenen Tür<br />

im früheren Untersuchungsgefängnis<br />

der DDR-Staatssicherheit sein.<br />

Biermann sei einer der radikalsten<br />

Kritiker der SED-Diktatur gewesen,<br />

hieß es.Schon seit 1965 mit Auftritts-<br />

und Publikationsverbot belegt,<br />

wurde der Sänger 1976 während<br />

eines Gastspiels in Köln ausgebürgert.<br />

Das Konzert werde von der Gedenkstätte<br />

gemeinsam mit der Stiftung<br />

<strong>Berliner</strong> Mauer und der Bundesstiftung<br />

zur Aufarbeitung der<br />

SED-Diktatur präsentiert, hieß es.<br />

An dem authentischen OrtinHohenschönhausen<br />

wird anpolitische<br />

Willkür und Unrecht erinnert. Besucher<br />

werden von früheren Häftlingen<br />

durch original erhaltene Zellen<br />

und Verhörräume geführt. In dem<br />

Gefängnis waren von 1951 bis 1989<br />

mehr als 11 000 Menschen einge-<br />

Wolf Biermann wareiner der radikalsten Kritiker der SED-Diktatur.1976 wurde er während eines Gastspiels in Köln ausgebürgert.<br />

sperrt, darunter Oppositionelle wie<br />

Bärbel Bohley oder Jürgen Fuchs.Im<br />

Vorjahr kamen laut Kulturverwaltung<br />

etwa 470 000 Interessierte.<br />

Monatelang war die geschichtliche<br />

Aufarbeitung von Sexismusvorwürfen<br />

überschattet. Mitte Juni<br />

wurde ein Nachfolger für den geschassten<br />

Gedenkstätten-Direktor<br />

Hubertus Knabe bestimmt. Die Leitung<br />

übernimmt im Herbst der Historiker<br />

und Politikwissenschaftler<br />

„Was für ein<br />

Glück hatten<br />

wir, dass wir ohne Krieg<br />

aus der DDR<br />

rausgekommen sind.“<br />

Wolf Biermann, während einer Veranstaltung im Jahr 2014<br />

DPA<br />

Helge Heidemeyer.Mit ihm solle ein<br />

dringender Kulturwandel in der Gedenkstätte<br />

gelingen, hatte Kultursenator<br />

Klaus Lederer (Linke) gesagt.<br />

Birthler war vorübergehend externe<br />

Ansprechpartnerin für Gedenkstätten-Mitarbeiter.<br />

Knabe war im Vorjahr nach Vorwürfen<br />

abberufen worden, nicht<br />

konsequent genug gegen sexuelle<br />

Belästigungen vonFrauen in der Gedenkstätte<br />

vorgegangen zu sein. Der<br />

juristische Streit um seinen Rauswurf<br />

war mit einem Vergleich beendet<br />

worden.<br />

Die heute 71-jährige Birthler und<br />

Biermann kennen sich aus Oppositionszeiten.<br />

Als die frühereBundesbeauftragte<br />

2014 ihre Autobiografie<br />

vorstellte, kam auch der ergraute<br />

Barde und griff zur Gitarre. „Was für<br />

ein Glück hatten wir, dass wir ohne<br />

Krieg aus der DDR rausgekommen<br />

sind“, hatte er damals gesagt.<br />

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Lesen Sie am Wochenende<br />

Reise<br />

Urig und futuristisch: Groningen<br />

bietet viel Sehenswertes<br />

Uralt und aufmüpfig: Auf der Insel<br />

Ikaria dauert das Leben länger<br />

Einerder Fans vonBiermann ist<br />

der Mann von Kanzlerin Angela<br />

Merkel (CDU). Joachim Sauer<br />

hatte 2016 in einer Laudatio zum<br />

80. Geburtstag des deutsch-deutschen<br />

Liedermachers dessen Lebensweg<br />

vom überzeugten Kommunistenkind<br />

zum aufmüpfigen<br />

DDR-Widerständler gewürdigt<br />

und daran erinnert, dass der Protest<br />

gegen die Ausbürgerung den<br />

Anfang vom Ende der DDR einläutete.<br />

Erst im Frühjahr hatte Biermann<br />

einen Novellenband mit dem Titel<br />

„Barbara“ veröffentlicht. (dpa)<br />

Berlin im Herzen.<br />

Und auf dem Handy<br />

SO SCHREIBT MAN BERLIN.<br />

app-berliner-zeitung.de


16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019<br />

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Berlin/Brandenburg<br />

NACHRICHTEN<br />

CDU will sich im Wahlkampf<br />

mit „Ingo Song“ motivieren<br />

Miteiner selbst komponierten<br />

Hymne auf ihren Spitzenkandidaten<br />

Ingo Senftleben will sich die Brandenburger<br />

CDU im Landtagswahlkampf<br />

motivieren. DenCountry-<br />

Song habe Landesgeschäftsführer<br />

Gordon Hoffmann gemeinsam mit<br />

dem Chef derWerbeagentur für die<br />

CDU-Kampagne ausgeheckt, sagte<br />

CDU-Sprecher Martin Burmeister<br />

am Donnerstag.„Darin werden unsereThemen<br />

in lockerer und witziger<br />

Weise verpackt, das ist alles nicht so<br />

bierernst.“ Eigentlich sei der Song<br />

eher internfür das Team gedacht gewesen,<br />

das derzeit mit Senftleben auf<br />

Wahlkampftour in Brandenburgunterwegs<br />

ist. Inzwischen machte sich<br />

auch Spott in sozialen Netzwerken<br />

breit. Insbesonderedie Zeile„Wer<br />

macht auch die Bauernfroh? Ingo!<br />

Ingo! (...) HautVerbrechernauf den<br />

Po?Ingo! Ingo“, sorgte für Häme.Der<br />

Sender Radio Eins verbreitete das<br />

Lied aus Gründen parteipolitischer<br />

Neutralität zusammen mit einem von<br />

der Redaktion produzierten Lied auf<br />

Ministerpräsident DietmarWoidke<br />

(SPD). (dpa)<br />

Linkewill als „Stimme<br />

des Ostens“ punkten<br />

Miteiner Plakatkampagne im Design<br />

der 50er-Jahrewill die Brandenburger<br />

Linke im Landtagswahlkampf das<br />

Thema„Osten“ in den Mittelpunkt<br />

rücken. Es gehe um gleichwertige Lebensbedingungen<br />

und gleichwertige<br />

Löhne in OstundWest, sagte Spitzenkandidat<br />

SebastianWalter bei der<br />

Vorstellung der Kampagne.„Die<br />

Menschen im Osten verdienen immer<br />

noch rund 7000 Euro brutto im<br />

Jahr weniger als imWesten“, so der<br />

29-Jährige.Dies sei 30 Jahrenach der<br />

Wende ein Skandal. (dpa)<br />

„Die Zauberflöte“ kommt<br />

ins Kloster Neuzelle<br />

In dem Zisterzienserkloster Neuzelle<br />

(Oder-Spree) werden seit über zwei<br />

Jahrzehnten auch Musikstücke aufgeführt.<br />

Am Donnerstag hat im Rahmen<br />

des Musikfestivals„Oper Oder<br />

Spree“„Die Zauberflöte“ vonWolfgang<br />

Amadeus MozartPremiere. Inszeniertwurde<br />

die Oper vonStudenten<br />

aus Australien, Zypern, China,<br />

Nordamerika, Südkorea und<br />

Deutschland. DasFestival leiste damit<br />

einen wichtigen Beitrag zur Integration<br />

und internationalenVerständigung,<br />

sagte der Leiter Marketing<br />

und Kultur der Stiftung Stift Neuzelle,<br />

Tilman Schladebach. (dpa)<br />

Digitaler Feldzug gegen Linke<br />

AfD startet Internet-Portal, auf dem Berichte über linksextreme Straftaten gesammelt werden sollen<br />

VonAnnika Leister<br />

Der <strong>Berliner</strong> AfD-Landesverband<br />

hat am Donnerstag<br />

das Onlineportal<br />

„Blick nach Links“ gestartet.<br />

Es soll laut der stellvertretenden<br />

AfD-Landesvorsitzenden Beatrix<br />

von Storch dem „Kampf gegen<br />

links“ dienen. Auf der Homepage<br />

sollen ganz unterschiedliche Informationen<br />

veröffentlicht werden,<br />

darunter: Medienberichte über vermeintliche<br />

oder tatsächliche linksextremistische<br />

Straftaten und Antworten<br />

auf AfD-Anfragen aus Bundestag<br />

sowie Landtagen. Auch Nutzer<br />

sollen Meldungen einstellen<br />

können. VonStorch hat das Projekt<br />

maßgeblich erarbeitet, gemeinsam<br />

mit AfD-Fraktionschef Georg Pazderski<br />

und dem <strong>Berliner</strong> Abgeordneten<br />

Ronald Gläser stellte sie es am<br />

Donnerstag der Presse vor.<br />

Die Öffentlichkeitsofferte fällt in<br />

eine Zeit, in der AfD-Abgeordnete<br />

und Landesverbände heftig kritisiert<br />

werden –wegen der massiven Stimmungsmache<br />

gegen den Kasseler<br />

Regierungspräsidenten Walter Lübcke,<br />

der Anfang Juni mutmaßlich<br />

von einem Rechtsextremisten erschossen<br />

wurde.<br />

DieAfD will den Fokus auf Linksextremismus<br />

und Linke lenken: „In<br />

Berlin wird massiv Stimmung und<br />

Hass gegen die AfD gepredigt“, so<br />

AfD-Fraktionschef Georg Pazderski.<br />

Politiker anderer Parteien reagierten<br />

darauf kaum. Manwolle die „ganzen<br />

linken Übergriffe und Verfehlungen“<br />

in Berlin wie bundesweit nun„statistisch“<br />

erfassen, so Pazderski.<br />

Ein„Redakteur“ für alles<br />

Die von Nutzern erstellten Meldungen<br />

sollen nicht sofortonline gehen,<br />

sondern laut Pazderski „sorgfältig<br />

geprüft“ werden – zum Beispiel<br />

durch Nachfrage bei Behörden und<br />

Kreisverbänden. Ein hoher Rechercheaufwand.<br />

Bisher sei dafür ein<br />

einziger „Redakteur“ abgestellt, der<br />

auch den Rest der Seite verantworten<br />

soll, so Pazderski.<br />

Ein weiterer Fokus der Seite soll<br />

darauf liegen, die Finanzierung von<br />

linken und aus Sicht der AfD angeblich<br />

linksextremen Organisationen<br />

offenzulegen. Hierzu sollen die<br />

AfD-Anfragen aus allen Parlamenten<br />

gebündelt werden. Bund und<br />

Länder finanzierten linke Organisationen,<br />

die wiederum linksextreme<br />

Organisationen förderten, behauptete<br />

von Storch. „Der linke Gesinnungsterror<br />

wird nicht nur geduldet,<br />

sondern subventioniert.“ Ziel<br />

sei es, durch die Berichterstattung<br />

Aufmerksamkeit zu erreichen und<br />

So sieht er aus, der „Blick nach Links“, das AfD-Kampfportal.<br />

Extremismus im Bund:<br />

Laut Verfassungsschutzbericht<br />

verübten Rechtsextremisten<br />

2018 in Deutschland<br />

19 409 Straftaten, darunter<br />

1088 Gewaltdelikte und<br />

sechs versuchte Tötungsdelikte.<br />

Dem standen 4622 Tatenmit<br />

linksextremistischem<br />

Hintergrund gegenüber, darunter1010<br />

Gewalttaten und<br />

drei versuchteTötungsdelikte.<br />

HÖCHSTSTAND BEI RECHTSEXTREMISTEN<br />

Extremismus im Land:<br />

In Berlin weist die Polizeistatistik<br />

für das Vorjahr 1766<br />

Straftaten vonRechtsextremisten<br />

aus, darunter 125<br />

Gewaltdelikte. Bei den Gewaltdelikten<br />

stiegen die<br />

Zahlen im Vergleich zu 2017<br />

an. Zudem registrierte die<br />

Polizei 1223 linksextreme<br />

Straftaten, darunter 288 Gewalttaten.<br />

SABETH STICKFORTH<br />

Der Verfassungsschutz:<br />

In seinemBerichtlistet er<br />

32 000 Linksextremisten,<br />

mehr als 26 000 Islamisten<br />

und 24 100Rechtsextremistenauf.Die<br />

Zahlder Islamistenwird<br />

als hoch bewertet,<br />

ihre Zahl ist gestiegen.Das<br />

gilt auch für Linksextremisten.<br />

Einen Höchststand verzeichnendie<br />

Verfassungsschützer<br />

beiRechtsextremisten.<br />

letztendlich eine Streichung der Finanzierung<br />

zu erreichen. Welche<br />

<strong>Berliner</strong> Organisationen fallen aus<br />

Sicht der AfD in die Sparte„linksextrem,<br />

Finanzierung streichen“? Auf<br />

Nachfrage wurde zum Beispiel die<br />

Amadeu-Antonio-Stiftung genannt,<br />

ebenso wie das Landesprogramm<br />

Demokratie und das Antifaschistische<br />

Pressearchiv und Bildungszentrum.<br />

Alle Organisationen setzen<br />

sich gegen Rechtsextremismus<br />

und Rassismus ein.<br />

RobertLüdecke vonder Amadeu-<br />

Antonio-Stiftung ist nicht überrascht.<br />

Die öffentliche Debatte konzentriere<br />

sich nach dem Lübcke-Mord zu<br />

Recht stark auf den Rechtsextremismus<br />

und die Rolle der AfD, sagte er<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Die versuche<br />

nun, den Fokus zu verschieben. Auf<br />

Bundes- wie Landesebene versuche<br />

die AfD seit langem, Demokratieprojekte<br />

mit dem Label „linksextrem“ zu<br />

diskreditieren. Dabei gehe es um Rufschädigung<br />

zweifelsfreier Projekte:<br />

„Es wirdsolange mit Dreck geworfen,<br />

bis etwas hängen bleibt“, so Lüdecke.<br />

Aufihrer Homepage verdrehe die AfD<br />

Fakten und arbeite mit „kruden Zahlen“<br />

–wie zum Beispiel jener, dass<br />

500 000 Deutsche Linksextremisten<br />

seien.„Damit macht sich die AfD einfach<br />

nur lächerlich.“<br />

Organisierte Denunziation<br />

Als „billiges Ablenkungsmanöver“<br />

wertet auch Niklas Schrader, innenpolitischer<br />

Sprecher der Linken-<br />

Fraktion im <strong>Berliner</strong> Abgeordnetenhaus,<br />

das neue Portal der AfD. Gerade<br />

jetzt, wo alle über Rechtsterrorismus<br />

und den Hass der AfD<br />

redeten, starte die Partei eine „neue<br />

Denunziationsplattform gegen alles<br />

Linke“, sagte Schrader dieser <strong>Zeitung</strong>.<br />

Manmüsse gelassen reagieren,<br />

dürfe die Gefahr aber auch nicht unterschätzen:<br />

„Die AfD organisiertdie<br />

Denunziation der Zivilgesellschaft,<br />

die man vonihr bereits kennt, damit<br />

neu und kann den Hass so in gezielte<br />

Bahnen lenken.“ Hochgefährlich<br />

könne werden, wenn auf der Plattform<br />

gezielt gegen einzelne Personen<br />

Stimmung gemacht werde.<br />

Schraders Parteikollegin Anne Helm,<br />

die sich gegen Faschismus engagiert,<br />

hat jüngst immer wieder Morddrohungen<br />

erhalten.<br />

Benedikt Lux, innenpolitischer<br />

Sprecher der Grünen, sagte dieser<br />

<strong>Zeitung</strong>: „Berlin hat ein Problem mit<br />

linksextremistischen Straftaten und<br />

Gewalt. Dieses Problem wird aber<br />

von der Polizei bekämpft. Die AfD<br />

leistet dazu keinen Beitrag. Im Gegenteil:<br />

Sie unterstützt rechtsextreme<br />

Hassparolen und heizt das<br />

Problem nur an.“<br />

Ringbahn wird<br />

bis August<br />

unterbrochen<br />

Bauarbeiten an der Strecke<br />

für den Flughafen-Express<br />

Vor einigenWochen war der nördliche<br />

Ring unterbrochen, nun<br />

kommt ein Abschnitt im Osten Berlins<br />

an die Reihe.Von diesem Freitag<br />

um 22 Uhr anwird der S-Bahn-Verkehr<br />

zwischen Ostkreuz und Frankfurter<br />

Allee gesperrt–bis 4. August.<br />

Ein Schienenersatzverkehr (SEV)<br />

mit Bussen wirdeingerichtet. Im Süden<br />

beginnt und endet er am Ostkreuz,<br />

im Norden am S-Bahnhof<br />

Storkower Straße. Am S-Bahnhof<br />

Frankfurter Allee gibt es keinen Platz<br />

für Busse.Der SEVhält rund 300 Meter<br />

entfernt in der Gürtelstraße.<br />

DieS85 fährtwährend der Bauarbeiten<br />

nur zwischen Schöneweide<br />

und Pankow. Die S47 fällt zwischen<br />

Hermannstraße und Schöneweide<br />

komplett aus, der Abschnitt nach<br />

Spindlersfeld wird weiter bedient.<br />

Die S8wird geteilt. Sie verkehrt im<br />

Süden als S46 von Zeuthen/Grünau<br />

über Baumschulenweg bis Hermannstraße.<br />

Im Norden verkehren<br />

die S-Bahnen als S8 zwischen Birkenwerder<br />

und Greifswalder Straße.<br />

Bei den Bauarbeiten geht es um<br />

die neue Bahnbrücke über den Wiesenweg,<br />

die das baufällige Vorgängerbauwerk<br />

von 1918 ersetzt. Die<br />

derzeitige Hilfsbrücke muss nun<br />

ausgebaut, der neue Überbau eingebaut<br />

werden. In diesem Bereich<br />

musste die Bahn wegen neuer Regularien<br />

auch den Bahndamm um 1,65<br />

Meter verbreitern und zwei Gleise<br />

für Fern- und Regionalzüge neu<br />

bauen. Dortwirdunter anderem zunächst<br />

der Flughafenexpress vom<br />

Hauptbahnhof zum BER fahren.<br />

Fahrzeit: 33 Minuten. (pn./mit dpa)<br />

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Klasse 6: 15 380 x51,00 Euro<br />

Klasse 7: 39 044 x20,10 Euro<br />

Klasse 8: 280 839 x12,50 Euro<br />

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<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019 17<br />

· ·<br />

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Gesundheit<br />

Volkskrankheit Rücken<br />

Wirbelkanal-Verengung: Neue Therapien besiegen den Schmerz, ohne dass Knochen versteift werden müssen. Gute Resultate bereits kurz nach dem Eingriff<br />

VonMichael Timm<br />

Selbst kürzeste Wege erledigte<br />

Benno R. (65) bis vor wenigen<br />

Wochen nur noch mit<br />

dem Fahrrad. Egal, wie das<br />

Wetter war. Denn nur auf dem Sattel<br />

seines Drahtesels war der Rentner aus<br />

Pankow einigermaßen schmerzfrei,<br />

wenn er mal kurz Schrippen holen,<br />

zur Post oder in die Kneipe um die<br />

Ecke wollte. Zu Fuß war das nicht<br />

mehr möglich. Da schaffte er gerade<br />

mal hundertMeter.Dann plagten ihn<br />

beim Laufen schlimme Rückenschmerzen,<br />

die erst ins Gesäß und<br />

dann tief bis ins rechte Bein zogen.<br />

Schon nach wenigen Meternwurden<br />

sein Fuß taub und sein Gang immer<br />

unsicherer.<br />

Die Folge: Wenn Benno R. zu Fuß<br />

unterwegs war,musste er immer wieder<br />

stehen bleiben, sich ausruhen<br />

und mit dem Oberkörper weit nach<br />

vorn beugen. Nur dann ließen die<br />

Schmerzen nach. Allerdings nur vorübergehend.<br />

Beim Weitergehen traten<br />

sie schon nach wenigen Minuten<br />

erneut auf.<br />

DerGrund: Benno R. litt an einem<br />

verengten Wirbelkanal. Eine der häufigsten<br />

Ursachen für Rückenschmerzen<br />

bei älteren Menschen. Oft empfehlen<br />

die Ärzte bei dieser Diagnose<br />

ihren Patienten eine Operation, bei<br />

der die Wirbelsäule versteift wird.<br />

Doch das ist nicht nur ein großer und<br />

belastender Eingriff. „Invielen Fällen<br />

ist er auch gar nicht nötig“, warnt der<br />

Münchner Orthopäde Reinhard<br />

Schneiderhan, Präsident der Deutschen<br />

Wirbelsäulenliga. Der Experte<br />

schätzt, dass mindestens jede zweite<br />

Versteifungsoperation durch moderne<br />

minimal-invasive Therapien<br />

vermieden werden könnte.<br />

So war es auch bei Benno R., der<br />

Neuralgische Punkte im Rücken –die kennt fast jeder.<br />

sich mittlerweile wieder mühelos zu<br />

Fuß fortbewegen kann. Der Rentner<br />

hat keine Schmerzen mehr und<br />

strahlt vor Glück: „Ein besonders<br />

schonender Mini-Eingriff befreite<br />

meinen verengten Wirbelkanal. Bei<br />

dem mikrochirurgischen Eingriff<br />

musste meine Wirbelsäule nicht versteift<br />

werden. Heute geht es mir wieder<br />

blendend.“<br />

Brennpunkt Wirbelkanal: Etwa jeder<br />

dritte Mensch über 60 Jahreist davon<br />

betroffen. Mediziner sprechen<br />

bereits von einer Volkskrankheit. Jeder<br />

zweite Betroffene erleidet durch<br />

dieWirbelkanalverengung erhebliche<br />

Schmerzen und klagt über Taubheit<br />

in den Beinen.<br />

Rückenspezialist Reinhard<br />

Schneiderhan erklärt, warum sich ein<br />

Wirbelkanal verengen kann: „Dieser<br />

Kanal ist eine Art Tunnel, der hinter<br />

den Wirbelkörpern von oben nach<br />

unten verläuft. Er ist seitlich von den<br />

Wirbelgelenken und Wirbelbögen<br />

und hinten von den Dornfortsätzen<br />

der einzelnen Wirbel sowie von Bändernumgeben,<br />

die ihn schützen. Dieser<br />

knöcherne Schutz ist wichtig, weil<br />

in diesem Kanal das empfindliche<br />

Rückenmark und die von ihm abzweigenden<br />

Nervenstränge verlaufen.<br />

Durchjahrzehntelange Belastung<br />

nutzt sich die knöcherne Umhüllung<br />

jedoch ab.Der Körper versucht nun,<br />

diese Schwächung durch ein verstärktes<br />

Knochenwachstum auszugleichen.<br />

Er bildet also neues, zusätzliches<br />

Knochengewebe.Wenn es<br />

in den Kanal wächst, engt es ihn ein<br />

und drückt auf die Nerven. Das verursacht<br />

die Schmerzen. Gleichzeitig<br />

kann auch eine vorgefallene Bandscheibe<br />

die Einengung verstärken.<br />

Oft verdicken sich auch noch die<br />

Bänder,die den Wirbelkanal umhüllen.<br />

Dann haben die Nerven noch<br />

weniger Platz.“<br />

Ob ein Patient davon betroffen<br />

ist, erfährt der Arzt oft schon bei der<br />

Schilderung der Beschwerden: „Sobald<br />

jemand beschreibt, dass die<br />

Schmerzen in Rücken und Bein<br />

beim Nachvornebeugen nachlassen,<br />

IMGAO IMAGES<br />

ist das ein deutlicher Hinweis auf das<br />

Krankheitsbild“, sagt Schneiderhan.<br />

„Denn bei einer Beugung nach vorne<br />

wirdder Wirbelkanal durch das Auseinanderweichen<br />

der Wirbelgelenke<br />

erweitert. Das verschafft ihm wieder<br />

mehr Platz. Deshalb lassen die<br />

Schmerzen nach. Leider nur für<br />

kurze Zeit. Beim Weitergehen treten<br />

die typischen Symptome erneut<br />

auf.“<br />

Bevor Benno R. in das Wirbelsäulenzentrum<br />

vonReinhardSchneiderhan<br />

kam, war er bei mehreren Ärzten<br />

in Behandlung. Sie verschrieben<br />

Schmerzmittel, Injektionen und<br />

Krankengymnastik. Doch das half<br />

immer nur kurzzeitig. Als die Schmerzenwieder<br />

zunahmen, rieten ihm die<br />

Mediziner zurVersteifung.<br />

Orthopäde Schneiderhan kennt<br />

das Problem: „Das früher gültige Patentrezept<br />

der Versteifung, wenn<br />

nichts anderes mehr hilft, ist längst<br />

überholt. Denn heute haben wir Gott<br />

sei Dank eine ganze Reihe mehrerer<br />

sehr moderner und schonender Verfahren,<br />

mit denen wir den Patienten<br />

effektiv helfen können.“<br />

Benno R. suchte den Spezialisten<br />

auf, um sich eine zweite Meinung einzuholen.<br />

In Schneiderhans Praxisklinik<br />

wurde er gleich von mehreren<br />

Fachärzten eingehend untersucht.<br />

Dann stand fest, dass ein mikrochirurgischer<br />

Entlastungs-Eingriff die<br />

größten Erfolgsaussichten bieten<br />

würde. Der Patient musste nicht<br />

lange überlegen und war sofort einverstanden.<br />

„Bei dem mikrochirurgischen Eingriff<br />

erweitert ein Neurochirurg den<br />

verengten Wirbelkanal, ohne wie bei<br />

der klassischen Operation große Knochenanteile<br />

entnehmen zu müssen“,<br />

erklärt Schneiderhan. Durch einen<br />

nur drei bis vier Zentimeter kleinen<br />

Schnitt führt der Operateur eine<br />

dünne Titan-Hülse bis zur Wirbelsäule<br />

ein. Durch diese Hülse kann er<br />

unter Sicht durch ein Operationsmikroskop<br />

mit Spezialinstrumenten die<br />

störenden Knochenanteile, vorgefallene<br />

Bandscheibenteile oder verdicktes<br />

Bandgewebe mit feinsten Instrumenten<br />

vorsichtig abtragen und entfernen.<br />

So bleibt die Stabilität der<br />

Wirbelsäule voll erhalten. Das Operieren<br />

durch die dünne Titanhülse<br />

hat den Vorteil, dass der Chirurg die<br />

Rückenmuskulatur nicht wie bei den<br />

großen offenen Eingriffen ablösen<br />

oder durchtrennen muss, sondern<br />

einfach zur Seite schieben kann. Dadurch<br />

haben die Patienten nach dem<br />

Eingriff wesentlich weniger Schmerzenund<br />

sind viel schneller wieder gesund<br />

und fit.<br />

So war es auch bei Rentner Benno:<br />

„Das hätte ich nicht erwartet. Nurwenige<br />

Stunden nach der OP konnte ich<br />

bereits wieder aufstehen und<br />

schmerzfrei gehen. Zum ersten Mal<br />

seit vielen Jahren. Jetzt kann ich mein<br />

Leben ohne Schmerzen wieder richtig<br />

genießen, bin körperlich belastbar<br />

und kann sogar lange Wanderungen<br />

machen.“<br />

Oft ist jedoch ein operativer Eingriff<br />

überhaupt nicht nötig. Wenn der<br />

Wirbelkanal sowohl durch Knochenanlagerungen,<br />

als auch durch eine<br />

vorgewölbte Bandscheibe eingeengt<br />

ist, reicht es oft, nur eine der beiden<br />

Bedrängungen zu entfernen. An den<br />

Bandscheiben ist das besonders gut<br />

möglich. Wenn man das vorgewölbte<br />

Bandscheibengewebe dazu bringt,<br />

sich wieder zurückzuziehen, hat der<br />

Nerv trotz einer knöchernen Einengung<br />

wieder Platz. Er löst dann keine<br />

Schmerzenmehr aus.<br />

Diesen Effekt erreicht Schneiderhan<br />

mit einer modernen Video-Katheter-Therapie:<br />

„Mit einem nur 1,4<br />

Millimeter dünnen Spezial-Katheter<br />

können wir die Bandscheibe unterVideokontrolle<br />

gezielt ansteuern und<br />

Medikamente millimetergenau injizieren,<br />

die das vorgewölbten Bandscheibengewebe<br />

schrumpfen lassen<br />

und so denWirbelkanal erweitern.“<br />

Zugreisen im goldenen Herbst<br />

Reisen im nostalgischen 1. Klasse-Sonderzug AKE-RHEINGOLD<br />

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INFORMATIONEN UND BUCHUNG<br />

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Kennwort: <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Oktober in Meran<br />

8-tägige Sonderzugreise mit dem AKE-RHEINGOLD<br />

Riva del Garda<br />

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Limone am Gardasee<br />

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Der mondäne Heil- und Kurort<br />

Meran inmitten der Südtiroler<br />

Bergwelt ist geprägt<br />

von ausgedehnten Parks,<br />

von botanischen Gärten<br />

und der idyllischen Passerpromenade.<br />

Die alpin-mediterrane<br />

Atmosphäre und<br />

das urbane Flair in der Altstadt,<br />

zwischen mittelalterlichen<br />

Laubengängen und<br />

den Prunkbauten der Belle<br />

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Gelegen am nördlichen Ufer<br />

des Gardasees, präsentiert<br />

sich der mondäne Ort Riva<br />

del Garda seinen Gästen.<br />

Umgeben von einer imposanten<br />

Berglandschaft und<br />

wunderschönen Stränden<br />

versprüht die „Perle des<br />

Gardasees“ nicht nur ein<br />

mediterranes Lebensgefühl,<br />

sondern verzaubert ihre Besucher<br />

auch durch ein beeindruckendes<br />

Stadtzentrum.<br />

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und Limone inkl. Führung<br />

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Zustiege: Berlin Hbf·Südkreuz·Gesundbrunnen<br />

Das malerische, terrassenförmig<br />

angelegte Städtchen<br />

am Westufer des Gardasees<br />

hat sich bis heute den<br />

Charakter eines sympathischen<br />

Fischerdorfesbewahrt<br />

und zählt zweifellos zu den<br />

schönsten Plätzen am Gardasee.<br />

Ausgedehnte Olivenhaine,<br />

steile Felswände und<br />

die erdfarbenen Dachlandschaften<br />

charakterisieren<br />

die mediterrane Ortschaft.<br />

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Ilma, 4-Sterne Hotel Alexander oder im<br />

5-Sterne Parkhotel Imperial<br />

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nach Sirmione und Bardolino inkl. Führung<br />

·Ausflug nach Verona mit Führung<br />

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Zustiege: Berlin Hbf·Südkreuz·Gesundbrunnen<br />

Mehr Informationen auch unter www.berliner-zeitung.de/leserreisen<br />

Detaillierte Informationen zur Reise und rechtliche Hinweise erhalten Sievom Reiseveranstalter.<br />

Reiseveranstalter (i.S.d.G.): AKE-Eisenbahntouristik, Inh.: Jörg Petry, Kasselburger Weg 16, 54568 Gerolstein<br />

©Eric Schulze


18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019<br />

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Lokalsport<br />

NACHRICHTEN<br />

Der Ortswechsel<br />

der Woche<br />

AKTIVESABSEITS<br />

Nicht ohne<br />

meinen<br />

Trainer<br />

Johanna Schikora ist gerade auf<br />

dem Flughafen in Wien gelandet.<br />

Gleich geht es für sie und ihren<br />

Teamkameraden Luis Büttner weiter<br />

nach Berlin. Noch auf dem Rückweg<br />

von den Europameisterschaften der<br />

Flossenschwimmer in Ioannina,<br />

Griechenland, gelten die Gedanken<br />

der beiden schon dem nächsten Saisonhöhepunkt:<br />

den Junioren-Weltmeisterschaften<br />

in Scharm El-<br />

Scheich, Ägypten. Die beginnen am<br />

28. Juli. Und dorthin würden die<br />

Flossenschwimmer des TC fez, dem<br />

Tauchclub aus Berlin-Friedrichsfelde,<br />

gern ihren Heimtrainer Volko<br />

Kucher und einen Physiotherapeuten<br />

mitnehmen. Die müssten allerdings<br />

auf eigene Kosten anreisen.<br />

Um sie dennoch als Betreuer um sich<br />

zu wissen, haben Schikoraund Büttner<br />

eine Crowdfunding-Aktion auf<br />

fairplaid.orggestartet.<br />

Wie wichtig es für sie ist, den<br />

Heimtrainer an ihrer Seite zu haben,<br />

hat Schikoragerade in Griechenland<br />

gemerkt, erzählt sie am Telefon. Da<br />

war sie als Jugendweltrekordlerin<br />

über 1500 Meter Finswimming (FS)<br />

mit der schnellsten Zeit gemeldet.<br />

Die <strong>Berliner</strong>in, die gerade am Biesdorfer<br />

Otto-Nagel-Gymnasium Abitur<br />

gemacht hat, war Favoritin. „Das<br />

hat mir so viel Druck gemacht. Ohne<br />

meinen Trainer hätte ich gar nichts<br />

hingekriegt. Nur erweiß, was er sagen<br />

muss,damit ich mich beruhige“,<br />

meint Schikora. Die Nacht vor dem<br />

Wettkampf schlief sie kaum.<br />

Volko Kucher, der früher DDR-<br />

Meister im Flossenschwimmen war,<br />

kennt seine Athleten vonklein auf. Er<br />

redete auf seine Vorzeige-Athletin<br />

ein, beruhigte sie. Lange Zeit lag sie<br />

im Finale der besten Acht auf Rang<br />

sechs,Rang sieben. Kurz vorSchluss<br />

erhöhte sie die Frequenz der delfinartigen<br />

Beinbewegungen im Wasser,<br />

lieferte einen famosen Endspurt ab,<br />

und schlug schließlich als Dritte am<br />

Beckenrand an: EM-Bronze, „9 Sekunden<br />

über meiner Bestzeit –auf<br />

1500 Meter ist das okay“, findet die<br />

Sportlerin aus Kaulsdorf.<br />

Sammeln für den Coach: Luis Büttner und<br />

Johanna Schikora vom TC fez.<br />

PRIVAT<br />

Okay, aber nicht perfekt und weil<br />

nach dem Rennen gleich wieder vor<br />

dem Rennen ist, dachte sie: „Ich<br />

habe ja noch Ägypten.“ Dort will<br />

Schikora, die außerdem eine Silbermedaille<br />

über 400 Meter FS und eine<br />

weitere Bronzemedaille über 800<br />

Meter FS von der EM der Erwachsenen<br />

mitgebracht hat, bei ihrem ersten<br />

großen Wettkampf unter freiem<br />

Himmel unter optimalen Bedingungen<br />

antreten. Genauso wie Luis Büttner,<br />

der in Griechenland mit der<br />

deutschen 4x200-Meter-Staffel den<br />

zweiten Platz erreichte. Bei zehn<br />

Starts in vier Tagen ist die Hilfe des<br />

Physiotherapeuten unverzichtbar,<br />

um neue Bestzeiten zu schwimmen.<br />

Im Gegenzug für eine Spende bieten<br />

die beiden Athleten des TC fez etwa<br />

eine Postkarte aus Scharm El-<br />

Scheich, ein Probetraining, 50 Wiederholungen<br />

am Beinstrecker an –<br />

und vielleicht auch den ein oder anderen<br />

RekordimBecken. (kah.)<br />

Duell am Netz auf Courtvier:Der ist in BeachMitte für das Training der Hauptstadt-Beacher geblockt. BERND FRIEDEL (2)<br />

Einfach einmalig<br />

Berlin gilt als Welthauptstadt des Beachvolleyballs. Dieses Potenzial will Dirk Westphals Verein nutzen<br />

VonKarin Bühler<br />

Zuerst die Sonnencreme.<br />

Dirk Westphal ist zwar gebräunt,<br />

aber UV-Schutz<br />

muss sein, egal ob jemand<br />

Anfänger, Amateur oder Profi-Beacher<br />

ist. Deshalb schmiert sich der<br />

Volleyballer im Schatten der Umkleidekabinen<br />

vor Court vier in Beach-<br />

Mitte Gesicht, Schultern, Arme ein.<br />

Es ist ziemlich heiß an diesem Vormittag.<br />

Westphals Ölung kommentiertsein<br />

Beachvolleyballpartner Lucas<br />

Mäurer grinsend: „37 Grad, und<br />

es wirdnoch heißer …“<br />

„Baam“, der erste Angriffsball<br />

prallt aus dem Sand nach oben und<br />

scheppertauf dasWellblechdach des<br />

Umkleidetrakts der Beachvolleyball-<br />

Anlage am Nordbahnhof. Westphal<br />

hat sich das Trikot der Hauptstadt-<br />

Beacher übergezogen, schwarz mit<br />

einem gelben Bären auf der Brust,<br />

dessen Tatze zum Schmettern ausholt.<br />

Ein Logo, das er und seine<br />

Freunde entwickelt haben. Auch das<br />

gehört zur Etablierung ihres Vereins<br />

als Marke, „unser Hauptstadt-Beacher-Bär“,<br />

sagt der 33-Jährige.<br />

Westphal ist sowas wie der<br />

Hauptstadt-Beacher-Chefbär, als<br />

früherer Volleyball-Nationalspieler<br />

und WM-Dritter von 2014 der bekannteste<br />

Athlet des jungen Vereins,<br />

einer seiner Gründer.„Voretwa zwei<br />

Jahren haben wir überlegt, wie man<br />

Beachvolleyball effektiver gestalten<br />

kann“, sagt Westphal.<br />

Ausdruck eines Lebensgefühls<br />

Ihm war aufgefallen, dass Beachvolleyball<br />

mehr als Einzel- denn als<br />

Mannschaftssport wahrgenommen<br />

wird. „Es gibt viel Konkurrenzdenken,<br />

Neid, es wirdgegeneinander gearbeitet.“<br />

Westphal wollte das ändern,<br />

den Sportvom großen Ganzen<br />

her denken. „Dasind wir auf die Idee<br />

gekommen, einen eigenen Verein zu<br />

gründen und die einmalige Beachvolleyballkultur,die<br />

es in Berlin gibt,<br />

zu erhalten, weiterzuentwickeln.“<br />

Auch wenn die Beachvolleyball-<br />

Welt gerade ihreAufmerksamkeit auf<br />

Hamburg richtet, wo 1500 Tonnen<br />

Sand ins Tennisstadion am Rothenbaum<br />

gekippt worden sind, weil dort<br />

noch bis Sonntag dieWM stattfindet,<br />

auch wenn die besten deutschen<br />

Teams am Olympiastützpunkt in<br />

Hamburg-Dulsberg zusammengezogen,<br />

trainiert und gefördert werden,<br />

gilt doch Berlin als Welthauptstadt<br />

des Beachvolleyballs.<br />

Die Sportart passt hier zum Lebensgefühl:<br />

jeder, wie er kann, easy<br />

Leute treffen, draußen auf Strandsofas<br />

oder Bierbänken sitzen, nach<br />

Im Winter drin, im Sommer draußen: DirkWestphal sagt, er sei ein Hybridvolleyballer.<br />

Überall: Beachvolleyball<br />

kann beinahe in jedem <strong>Berliner</strong><br />

Bezirk gespielt werden.<br />

Die größten und bekanntesten<br />

Anlagen sind BeachMitte<br />

am Nordbahnhof −dort<br />

kann unter Flutlicht bis 22<br />

Uhr gespielt werden −sowie<br />

Beach61 in Kreuzberger Teil<br />

des Gleisdreieickparks.<br />

dem Sport bei Bayerisch Hell und<br />

Grillwurst quatschen. „ImBeachvolleyball<br />

ist es kein Problem, wenn du<br />

mit Leuten auf schlechterem Niveau<br />

spielst. Danach wird halt ein Kaltgetränk<br />

genommen und die Sonne genossen.<br />

Undjeder ist irgendwie motiviert“,<br />

sagt Westphal. „Das macht<br />

den Beachvolleyball so einzigartig.“<br />

BeachMitte mit 52 und Beach61<br />

zwischen Potsdamer Platz und<br />

Kreuzbergmit 40 Feldernwarten mit<br />

den größten innerstädtischen Anlagen<br />

der Welt auf, dazu kommen 14<br />

Felder am Fennpfuhl in Lichtenberg,<br />

Courts am Eastside Beach in Marzahn<br />

oder im Volkspark Friedrichshain.<br />

Insgesamt sind es im Sommer<br />

rund 120 Felder, auf denen in Berlin<br />

gebaggert, gepritscht, gepoked wird.<br />

Dazu gibt es fünf Beachvolleyball-<br />

Hallen für den Winter und etliche<br />

Sandplätze imUmland wie etwa am<br />

Bernsteinsee in Ruhlsdorf. „Derzeit<br />

SAND & NETZE IN DEN BEZIRKEN<br />

Üben: Am Marzahner East<br />

Side Beach stehen Beachvolleyball-Felder<br />

zur Verfügung,außerdem<br />

gibt es ein<br />

großes Areal am Spok, dem<br />

Sport- und Kulturzentrum in<br />

Pankow sowie am See Fennpfuhl<br />

der Beach Zone in Lichtenberg,woauch<br />

unter Flutlicht<br />

gespielt werden kann.<br />

Übrigens: Drinnen und draußen<br />

kann am South Beach in<br />

Steglitz geschmettertwerden,<br />

ebenso im Indoor<br />

BeachCenter in Reinickendorf<br />

oder bei East61 in<br />

Schöneberg.Außerdem sind<br />

in <strong>Berliner</strong> Strandbädernwie<br />

Tegel, Lübars, Wannsee oder<br />

Köpenick Netze aufgestellt.<br />

gibt es ab 17 Uhr inBerlin keinen<br />

einzigen freien Beachplatz mehr.<br />

Das ganze Potenzial, das da drin<br />

steckt, wollen wir zusammenführen,<br />

ein bisschen Struktur reinbringen“,<br />

sagt Westphal. Geschätzt spielen<br />

etwa 10 000 Menschen in Berlin regelmäßig<br />

Beachvolleyball.<br />

Auf Court vier in BeachMitte, der<br />

für seinen Verein geblockt ist, sagt<br />

Westphal jetzt Sideout-Training an.<br />

Die Gegner schlagen auf, er und<br />

Mäurer nehmen an. Das Duo aus<br />

Berlin hat vorige Saison zwei dritte<br />

Plätze auf der Techniker Beach Tour,<br />

der größten nationalen Beachvolleyball-Serie<br />

Europas, gewonnen. Bei<br />

den Deutschen Meisterschaften in<br />

Timmendorfer Strand landeten sie<br />

auf Rang fünf, ein Riesenerfolg, der<br />

Interesse bei Sponsoren weckte.<br />

Westphal und Mäurer klatschen sich<br />

ab. Die Sonne brennt. Ihre Angriffsbälle<br />

kullern durch den Sand. Am<br />

letzten Juliwochenende geht die<br />

Tour in St.Peter-Ording weiter.<br />

Von Oktober bis April ist Westphal,<br />

der beim <strong>Berliner</strong> TSC anfing,<br />

beim VC Olympia und SCC spielte,<br />

noch immer Hallenprofi. Einer, der<br />

in Italien, Belgien, Polen, Frankreich<br />

und im Iran spielte. Kommende Saison<br />

schlägt er im zweiten Jahr für die<br />

Netzhoppers aus Königs Wusterhausen<br />

auf. Aber eigentlich ist er immer<br />

ein Hybridspieler gewesen.<br />

Die Hauptstadt-Beacher waren<br />

zunächst für Profis wie ihn gedacht,<br />

um bei Training, Turnieren, Vermarktung<br />

Synergien zu nutzen und<br />

vielen Wettkämpfen präsent zu sein.<br />

So wie Julia Laggner,die kürzlich bei<br />

den African Games auf den KapVerden<br />

im Trikot der Hauptstadt-Beacher<br />

die Silbermedaille gewann.<br />

Sogwirkung der WM<br />

Aber dann merkte Westphal, der es<br />

von zu Hause in Prenzlauer Berg<br />

nicht weit zu BeachMitte hat, dass zu<br />

einem Verein auch der Amateurbereich<br />

gehört, um zu wachsen: aus<br />

sieben Profispielern wurden zwölf,<br />

58 Amateure sind Mitglieder. Kommenden<br />

Sommer soll es Kindertraining<br />

geben. „Am Ende ist es wichtig,<br />

dass wir ein bunter Verein werden,<br />

dass sich viele Leute mit uns identifizieren,<br />

dass wir die Beachvolleyballkultur,die<br />

es ja schon gibt, in einVereinsleben<br />

überführen, wo vonalt bis<br />

jung und von groß bis klein alles<br />

möglich ist“, sagt Westphal.<br />

Derzeit bieten die Profis Workshops<br />

für die Amateurean. „Sie können<br />

sehen, wie wir trainieren, was<br />

dazugehört, Profi zu sein“, meint<br />

Westphal. Psychologie oder Ernährung,<br />

etwa: „Wie bekomme ich nicht<br />

das Flattern? Wiegehe ich mit Rückständen<br />

um? Wie, wann und was<br />

esse ich, wenn ich zwei, drei Spiele<br />

an einem Tag habe? Es gibt viele<br />

Amateursportler, die viel Geld dafür<br />

investieren, Beachvolleyball richtig<br />

zu lernen – aber halt nur auf der<br />

technisch-spielerischen Ebene.Aber<br />

es gehörtnochsoviel mehr dazu.“<br />

Westphal glaubt, dass ein Sport<br />

nicht nur über Erfolge größer wird,<br />

sondern auch über die Menge an<br />

Menschen, die ihn betreiben, verstehen<br />

und die wertschätzen, was die<br />

Weltbesten gerade bei der WM in<br />

Hamburgleisten.„Über eine Sogwirkung<br />

dieser WM würden wir uns natürlich<br />

freuen“, sagt er.<br />

Karin Bühler<br />

findet Beachvolleyball<br />

aktiv und passiv prima.<br />

BOGENSPORT. Im Laufe dieser Woche<br />

findet innerhalb Berlins ein großer<br />

Umzug statt. Noch bis Freitag<br />

schießen die Bogenschützen beim<br />

Weltcup auf die Zielscheiben, die im<br />

Maifeld neben dem Olympiastadion<br />

aufgebaut sind. Wenn es dann aber<br />

ab Sonnabend um die Medaillen im<br />

Einzel, Team und Mixed geht, wechselt<br />

der Tross auf den Lilli-Henoch-<br />

Sportplatz am Anhalter Bahnhof.<br />

Von9.30 Uhrmorgens bis nachmittags<br />

geht es dann sowohl mit dem<br />

Recurve- als auch dem Compoundbogen<br />

um wichtige Zähler für das<br />

Weltcupfinale in Moskau (6./7. September).<br />

Werden Weltcup in Berlin<br />

gewinnt, qualifiziertsich direkt dafür.Die<br />

restlichen Startplätzewerden<br />

über die Weltcup-Rangliste vergeben.<br />

Einzweiter Platz zum Beispiel<br />

bringt 21 Punkte,Rang drei 18.<br />

MaximalzweiAthleten dürfen pro<br />

Nation und DisziplinamFinale teilnehmen,<br />

GastgeberRussland hat einen<br />

Starter für die vier Einzel-Wettbewerbe<br />

sicher.<br />

Der Aufschlag<br />

der Woche<br />

ROLLSTUHLTENNIS. Spitzentennis<br />

wirdindiesen Tagen nicht nur in<br />

Wimbledon gezeigt. BisSonntag<br />

spielen auf der Anlage der Zehlendorfer<br />

Wespen, Lloyd-G.-Wells-<br />

Straße 55, Spieler aus aller Welt im<br />

Rollstuhltennis den Sieger der German<br />

Open aus.Spannend aus <strong>Berliner</strong><br />

Sicht ist vorallem die Frage,ob<br />

Lokalmatadorin und Rekordsiegerin<br />

Katharina Krüger es schafft, zum insgesamt<br />

sechsten Malden Titel in ihrerHeimatstadt<br />

zu gewinnen. Lange<br />

waren die German Open die einzige<br />

größerePlattformfür das Rollstuhltennis<br />

in Deutschland. Nunbildet<br />

das Turnier gemeinsam mit den<br />

Deutschen Meisterschaften in Leverkusen<br />

eine ArtDoppel, das es den<br />

Sportlernermöglicht, sich und ihren<br />

Sportder Öffentlichkeit zu präsentieren.<br />

Das Preisgeld<br />

der Woche<br />

TRABERSPORT. JosVerbeeck genießt<br />

in der Traberszene dank seiner Fähigkeiten<br />

den Spitznamen „Hexer“.<br />

Beim Super Trot Cupauf der Trabrennbahn<br />

in Mariendorfamkommenden<br />

Sonntag, wo es um 18:12<br />

Uhrumein Preisgeld von20000<br />

Euro geht, ist er mit Apache Jeloca allerdings<br />

nur Außenseiter.Hoffnungen<br />

auf den Sieg dürfen sich vorallem<br />

der derzeit starke Conrad Lugauer<br />

(Breidabliks Cognac) und der<br />

Deutsche Meister MichaelNimczyk<br />

mit Emilion machen.<br />

ZAHL DER WOCHE<br />

202<br />

Entscheidungen fallen am Wochenende<br />

des 3. und 4. August bei The Finals,<br />

bei zehn Deutschen Meisterschaften<br />

in Berlin. Grund genug, sich<br />

diese beiden Daten schon mal vorab<br />

im Kalender anzustreichen. Denn an<br />

diesem Mega-Sport-Wochenende<br />

kämpfen nicht nur Leichtathleten,<br />

Schwimmer, Kanuten oder Turner<br />

um Titel. Auch alle anderen kommen<br />

beim beim Familiensportfest im<br />

Olympiapark auf ihre Kosten, wenn<br />

sich Sportvereine und -verbände mit<br />

mehr als 100 kostenlosen Mitmach-<br />

Angeboten von Klettern über Streetball,<br />

BMX oder Hockey bis zu Radsportoder<br />

Fechten vonjeweils 10 bis<br />

17 Uhrpräsentieren. Eintritt ist frei.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019 19 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

NACHRICHTEN<br />

Lampard wird neuer Trainer<br />

beim FC Chelsea<br />

FUSSBALL. DieRückkehr von<br />

Frank Lampard zum englischen<br />

Spitzenklub FC Chelsea ist perfekt.<br />

Am Donnerstag verkündete<br />

der Europa-League-Sieger die Verpflichtung<br />

des 41-Jährigen als<br />

Teammanager. Der ehemalige<br />

englische Nationalspieler erhält<br />

einen Dreijahresvertrag. Der einstige<br />

Starspieler der Blues, der 13<br />

Jahre für die Mannschaft von der<br />

Stamford Bridge aktiv war, tritt die<br />

Nachfolge von Maurizio Sarri an,<br />

der zu Italiens Rekordmeister Juventus<br />

Turin gewechselt war. Zuletzt<br />

stand Lampard beim Zweitligisten<br />

Derby County<br />

unter Vertrag.<br />

Peru trifft im Finale der Copa<br />

América auf Brasilien<br />

FUSSBALL. Peru hat den Titelverteidiger<br />

Chile bei der Südamerikameisterschaft<br />

geschlagen und zieht in das<br />

Finale der Copa América gegen Gastgeber<br />

Brasilien ein. Dieperuanische<br />

Auswahl gewann am Mittwoch in<br />

PortoAlegremit 3:0 (2:0) gegen die<br />

Chilenen. Damit steht Peru zum ersten<br />

Malseit 1975 wieder im Finale<br />

der Südamerikameisterschaft.<br />

Èdison Flores (21.), Yoshimar Yotún<br />

(38.) und der ehemalige Bundesligaprofi<br />

Paulo Guerrero(90.) schossen<br />

die Tore.<br />

Manchester City verpflichtet<br />

Rodrigo für 69 Millionen Euro<br />

Ist Manchester City eine gewaltige Ablösesumme<br />

wert:Rodrigo<br />

AFP/BOUYS<br />

FUSSBALL. Derenglische Meister<br />

und Pokalsieger Manchester City hat<br />

den spanischen Mittelfeldspieler<br />

Rodrigo vonAtlético Madrid verpflichtet.<br />

Der23-Jährige,der mit vollem<br />

Namen Rodrigo HernándezCascante<br />

heißt, erhält einen Fünfjahresvertrag.<br />

DieAblöse soll Medienberichten<br />

zufolge 62 Millionen Pfund<br />

(rund 69 Millionen Euro)betragen.<br />

Daswäredie höchste Ablösesumme,<br />

die der Verein vonTrainer PepGuardiola<br />

jemals bezahlt hat.<br />

Buffon kehrtzuJuventus<br />

Turin zurück<br />

FUSSBALL. DieRückkehr vonTorwart-Ikone<br />

Gianluigi Buffon zu Juventus<br />

Turinist perfekt. Wieder italienische<br />

Fußball-Rekordmeister am<br />

Donnerstag verkündete,erhält der<br />

41-Jährige einen Einjahresvertrag.<br />

MitJuvehatte Buffon in der Zeit von<br />

2001 bis 2018 bereits neun italienische<br />

Meisterschaften und vier Pokalsiege<br />

errungen. Im Sommer 2018<br />

wechselte der Weltmeister von2006<br />

dann für ein Jahr zu ParisSt. Germain<br />

und absolvierte unter der Leitung<br />

vonTrainer Thomas Tuchel 25<br />

Partien<br />

Kerber scheitertin<br />

Wimbledon in Runde zwei<br />

TENNIS. Titelverteidigerin Angelique<br />

Kerber ist in Wimbledon völlig<br />

überraschend bereits in der zweiten<br />

Runde ausgeschieden. Die31-Jährige<br />

aus Kiel verlor gegen die US-<br />

Amerikanerin Lauren Davis 6:2, 2:6,<br />

1:6. So früh war sie bei ihrem Lieblings-Grand-Slam<br />

in London zuletzt<br />

vorsechs Jahren gescheitert. Letzte<br />

Deutsche im Turnier ist damit Julia<br />

Görges,die zeitgleich die russische<br />

Qualifikantin WarwaraFlink 6:1, 6:4<br />

besiegte.<br />

Berüchtigter Zug<br />

Trotz des Ausfalls von Christopher Froome dürfte der Sieger der Tour de France aus Team Ineos hervorgehen<br />

VonStephan Klemm, Brüssel<br />

Von Christopher Froome<br />

war zuletzt am Mittwoch<br />

eine Botschaft bei Twitter<br />

zu lesen. Er liegt immer<br />

noch in einem Krankenhaus, auf einem<br />

Foto hält er einen der Stofflöwen<br />

imrechten Arm, den der Träger<br />

des Gelben Trikots bei der Siegerehrung<br />

überreicht bekommt. Dazu<br />

kommentierte er:„So habe ich nicht<br />

gerade geplant, einen von diesen<br />

Tierchen in diesem Jahr zu bekommen.“<br />

Zuvorschon hatte er gepostet:<br />

„Arbeite an meiner Geduld.“<br />

Gelassenheit zu leben dürfte dem<br />

britischen Radprofi gerade jetzt besonders<br />

schwerfallen, so kurz vor<br />

dem Startder Tour de France,zuder<br />

er am Sonnabend als Top-Favorit angetreten<br />

wäre. Doch ein Radunfall<br />

kam dem viermaligen Tour-Sieger<br />

Mitte Juni bei der Besichtigung eines<br />

Zeitfahrkurses bei der Dauphiné-<br />

Rundfahrt dazwischen: Aufprall auf<br />

eine Wand, offener Bruch des Oberschenkels,dazu<br />

Frakturen der Hüfte,<br />

des Beckens und mehrerer Rippen.<br />

Dieses Jahr wird Froome, 34, keine<br />

Wettkämpfe mehr bestreiten. Sein<br />

Ineos-Team verliert eine wichtige<br />

Option –und das Rennen scheint dadurch<br />

offener als zuvor zu werden.<br />

Zumal neben Froome,dem Tour-<br />

Dritten 2018, auch der Zweite des<br />

letztjährigen Klassements fehlen<br />

wird: Der Niederländer Tom Dumoulin,<br />

28, musste wegen einer<br />

Knieverletzung absagen –die Folge<br />

Bei der Tour de Suisse fuhr Egan Bernal schon im Gelben Trikot.<br />

eines Sturzes beim Giro d’Italia. Die<br />

Indizien für einen variableren Rennverlauf<br />

stiegen zuletzt an, weil auch<br />

Vorjahres-Sieger Geraint Thomas,<br />

33, in seinem finalen Tour-Vorbereitungsrennen,<br />

der Tour de Suisse,<br />

stürzte und das Rennen aufgeben<br />

musste. Der Waliser erlitt jedoch<br />

keine Brüche und wirdbei der ersten<br />

Etappe der 106. Frankreich-Rundfahrt<br />

inBrüssel am Start stehen. Allerdings<br />

ist nicht klar, in welchem<br />

Zustand er sich präsentieren wird.<br />

Auch wenn sich die Schar der<br />

Herausforderer insbesondereumdie<br />

beiden französischen Hoffnungen<br />

Romain Bardet (ag2r/28) und Thibaut<br />

Pinot (Groupama/29) erweitert,<br />

bedeutet das nicht, dass sie das<br />

Zweifelhafte Loyalität<br />

Novak Djokovic polarisiert abseits des Tennisplatzes<br />

VonDoris Henkel, London<br />

Der Spieltag in Wimbledon näherte<br />

sich dem Ende, doch NovakDjokovic<br />

hatte noch reichlich zu<br />

tun. Nicht auf dem Centre Court;<br />

diesen Teil der Arbeit hatte er mit einem<br />

Sieg in drei Sätzen souverän erledigt.<br />

Im Nachspiel in der Pressekonferenz<br />

ging es zunächst nur um<br />

ein paar harmlose bis schmeichelhafte<br />

Themen, dann aber wurde er<br />

mit seiner Unterstützung für den<br />

ehemaligen amerikanischen Spieler<br />

und das Vorstandsmitglied der<br />

Männertennis-Organisation ATP,<br />

Justin Gimmelstob,konfrontiert.<br />

Der Amerikaner gehörte über<br />

zehn Jahre als Repräsentant der<br />

Spieler aus Nord- und Südamerika<br />

zum Vorstand der ATP, und er gab<br />

diese Funktion auch nicht auf, als er<br />

im Dezember 2018 in den USA wegen<br />

schwerer Körperverletzung angeklagt<br />

wurde. Ihm wurde vorgeworfen,<br />

einen Bekannten seiner früheren<br />

Frau auf offener Straße angegriffen,<br />

zu Boden gerissen, mehr als<br />

50-mal heftig geschlagen und mit<br />

dem Tod bedroht zu haben. Im<br />

Frühjahr 2019 wurde er von einem<br />

Gericht in Los Angeles zu einer<br />

Strafe von drei Jahren auf Bewährung,<br />

60 Tagen gemeinnütziger Arbeit<br />

und zu einem Anti-Aggressions-<br />

Training verurteilt. Daraufhin<br />

trat er von seinem Posten als Spielervertreter<br />

zurück. Zu spät angesichts<br />

der Ereignisse,wie viele Spieler<br />

fanden. Diewenigsten allerdings<br />

kritisierten derart entschlossen wie<br />

der Schweizer StanWawrinka, der in<br />

einem offenen Brief in der Londoner<br />

Times einen „besorgniserregenden<br />

Niedergang moralischer Werte“<br />

beklagte.<br />

Djokovic steht deshalb im Zentrum<br />

der unseligen Geschichte,weil<br />

bekannt ist, dass er als Präsident des<br />

Spielerrates maßgeblich an der Ablösung<br />

des Chefs der ATP, Chris Kermode,<br />

beteiligt war und die Ambitionen<br />

des guten Bekannten Justin<br />

Gimelstob als Nachfolger des Briten<br />

nach Kräften unterstützt hatte. Es<br />

geht seit Wochen drunter und drüber,<br />

erst am vergangenen Wochenende<br />

traten vier Mitglieder des Spielerrates<br />

zurück. Nachdem Djokovic<br />

Anfang der Woche erwähnt hatte,<br />

sich dieser Tage mit dem Amerikaner<br />

getroffen zu haben und er sich<br />

dessen Rückkehr in die Gremien<br />

vorstellen könne, wurde er nun in<br />

der Pressekonferenz gefragt, wie er<br />

den Amerikaner als Kandidat für<br />

eine Rückkehr sehen könne.<br />

„Ist es erwiesen, dass er schuldig<br />

ist“, fragte er zurück. Gimelstob habe<br />

erklärt, dass das Verfahren noch<br />

nicht erledigt sei. „Ich kenne nur<br />

seine Seite der Geschichte,und sollte<br />

am Ende bewiesen sein, dass er wirklich<br />

schuldig ist, dann werde ich es<br />

natürlich nicht unterstützen, dass es<br />

für ihn weiter einen Platz in unserem<br />

Sport geben kann.“ In der äußeren<br />

Form höflich und geduldig, in der<br />

Sache aber eher ignorant, behauptete<br />

er,die seitWochen zugänglichen<br />

Aussagen der Zeugen des Angriffs<br />

vom vergangenen Jahr noch nicht<br />

gelesen zu haben. Wenn er das getan<br />

habe,soDjokovic, dann sei er bereit,<br />

die Diskussion fortzusetzen.<br />

Fehlende Antworten<br />

Es sieht so aus,als seien die Auftritte<br />

auf dem Centre Court nicht nur dieser<br />

Tage der erbaulichereTeil des Geschäftes<br />

der Nummer eins sind.<br />

Nachdem er neulich von einer sieben<br />

Stunden langen Sitzung der<br />

Spieler berichtet hatte, wurde er<br />

gefragt, ob er darüber nachgedacht<br />

habe, den Posten als Präsident<br />

abzugeben. „Natürlich habe<br />

ich über mehrere Möglichkeiten<br />

nachgedacht“, teilte der Serbe mit,<br />

„und mein Team ist ganz sicher<br />

dafür, dass ich zurücktrete. Aber<br />

ich habe das Gefühl, dass ich bleiben<br />

muss, weil wir mitten in einer<br />

Phase großer Veränderungen sind.<br />

Ich habe zusammen mit anderen<br />

Spielern, unabhängigen Beratern<br />

und Managern versucht, Wege zu<br />

finden, wie wir unsere Strukturen<br />

verbessernund solche speziellen Situationen<br />

wie zuletzt in Zukunft reduzieren<br />

können.“ Die Pressekonferenz<br />

endete nach knapp 18 Minuten.<br />

Eine Menge Antworten stehen noch<br />

aus.<br />

KEYSTONE/EHRENZELLER<br />

Rennen an sich reißen können.<br />

Beide verfügen nicht über die Unterstützung,<br />

auf die sich Thomas bei<br />

Ineos verlassen kann. Thomas’ Co-<br />

Kapitän Egan Bernal ist in Top-Form.<br />

Der 22Jahre alte Kolumbianer gewann<br />

zuletzt die Tour de Suisse.<br />

Ausgeglichenheit ist Trumpf<br />

Zudem zeigte sich das Ineos-Team<br />

nach Froomes Ausstieg bei der<br />

Dauphiné-Rundfahrt sehr aktiv. Die<br />

wichtigen Helfer Wout Poels und Dylan<br />

van Barle, beides Niederländer<br />

und starke Rundfahrer, gewannen<br />

jeweils eine Etappe. Poels beendete<br />

das Rennen sogar auf Rang fünf,<br />

knapp hinter dem dänischen Gesamtsieger<br />

Jakob Fuglsang, 34.<br />

Anzeige<br />

Ausall dem ergibt sich eine Situation,<br />

die den Rennverlauf doch nicht<br />

bedeutend anders aussehen lassen<br />

dürfte als in den Vorjahren. Ineos als<br />

Nachfolger des Sky-Teams wird mit<br />

seinen rot-schwarzen Trikots schon<br />

beim Team-Zeitfahren am Sonntag<br />

ein Zeichen setzen wollen. Unddann<br />

am Ende der erstenWoche in denVogesen<br />

das Tempo bestimmen, bis zur<br />

ersten Bergankunft auf der Planche<br />

de Belles Filles am Ende der sechsten<br />

Etappe am 11. Juli. Fuglsangs Astana-Equipe<br />

gilt ebenfalls als starke<br />

Berg-Einheit, doch im Zweifel sind<br />

die niederländischen Lokomotiven<br />

kaum abzuhängen.<br />

Bardet, Pinot, Fuglsang und andere<br />

Herausforderer wie der Kolumbianer<br />

NairoQuintana (Movistar/29)<br />

und womöglich auch der Ravensburger<br />

Emanuel Buchmann (Borahansgrohe/26)<br />

können sich dem<br />

Tempo anschließen. Es zu forcieren,<br />

ist gegen Ende des Rennens kaum<br />

möglich. Ineos größte Stärke ist die<br />

Ausgeglichenheit. Für jedes Terrain<br />

sind Fahrer dabei, die eine Etappe<br />

von der Spitze weg bestreiten können.<br />

Was gerade bei hoher Geschwindigkeit<br />

in den Bergen an den<br />

berüchtigten, weil gedopten blauen<br />

Zugvon Lance Armstrong erinnert.<br />

Es wurde viel diskutiert über die<br />

Lauterkeit der Methoden, mit denen<br />

Sky, Ineos’ Vorgänger, arbeitet. Fakt<br />

ist auch, dass das Team über den<br />

größten Etat verfügt. Und den nutzt<br />

es, um viele herausragende Rundfahrer<br />

im Kader zu versammeln.<br />

ZAHLEN<br />

Fußball<br />

Frauen-WM, Halbfinale<br />

Niederlande -Schweden 1:0 n. V. (0:0)<br />

England -USA 1:2 (1:2)<br />

Das Finale findet am Sonntag,17Uhr statt.<br />

Tennis<br />

Grand-Slam-Turnier in Wimbledon<br />

Frauen, 2. Runde:<br />

Julia Görges (Bad Oldesloe/18) -Warwara Flink<br />

(Russland) 6:1, 6:4; Lauren Davis (USA) -Angelique<br />

Kerber (Kiel/Nr.5)2:6, 6:2, 6:1,<br />

Barbora Strycova (Tschechien) -Laura Siegemund<br />

(Metzingen) 6:3, 7:5; Ashleigh Barty (Australien/1)<br />

-Alison vanUytvanck (Belgien) 6:1, 6:3;<br />

Petra Kvitova (Tschechien/6) -Kristina Mladenovic<br />

(Frankreich) 7:5, 6:2; Sloane Stephens (USA/9) -<br />

Wang Yafan (China) 6:0, 6:2; Wang Qiang<br />

(China/15) -Tamara Zidansek (Slowenien) 6:1,<br />

6:2; Johanna Konta (Großbritannien/19) -Katerina<br />

Siniakova(Tschechien) 6:3, 6:4; Elise Mertens<br />

(Belgien/21) -Monica Niculescu (Rumänien)<br />

7:5, 6:0; Carla Suarez Navarro(Spanien/30) -<br />

Pauline Parmentier (Frankreich) 7:6 (7:2), 7:6<br />

(7:4); Harriet Dart(Großbritannien) -Beatriz Haddad<br />

Maia (Brasilien) 7:6 (7:4), 3:6, 6:1; Alison<br />

Riske(USA) -Ivana Jorovic (Serbien) 6:2, 6:7<br />

(3:7), 9:7<br />

Männer,2.Runde:<br />

Jan-Lennard Struff (Warstein/33) -Taylor Harry<br />

Fritz (USA) 6:4, 6:3, 5:7, 7:6 (7:2); Kei Nishikori<br />

(Japan/8) -Cameron Norrie (Großbritannien) 6:4,<br />

6:4, 6:0; Michail Kukuschkin (Kasachstan) -John<br />

Isner (USA/9) 6:4, 6:7 (3:7), 4:6, 6:1, 6:4; Joao<br />

Sousa (Portugal) -Marin Cilic (Kroatien/13) 6:4,<br />

6:4, 6:4; Daniel Evans (Großbritannien) -Nikolos<br />

Bassilaschwili (Georgien/18) 6:3, 6:2, 7:6 (7:2);<br />

Steve Johnson (USA) -Alex de Minaur (Australien/25)<br />

3:6, 7:6 (7:4), 6:3, 3:6, 6:3; John Millman<br />

(Australien) -Laslo Djere (Serbien/31) 6:3,<br />

6:2, 6:1; Sam Querrey(USA) -Andrej Rublew<br />

(Russland) 6:3, 6:2, 6:3; Jo-Wilfried Tsonga<br />

(Frankreich) -Ricardas Berankis (Litauen) 7:6<br />

(7:4), 6:3, 6:3<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019 – S eite 20 *<br />

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Sport<br />

Auf dem Nebenplatz<br />

Weil er verletzt von Celtic Glasgow zu Hertha BSC wechselte, muss sich Dedryck Boyata beim Trainingslager in Neuruppin vor allem in Geduld üben<br />

VonSebastian Schmitt, Neuruppin<br />

Sehnsüchtig schweifte sein<br />

Blick über den Trainingsplatz,<br />

auf dem sich die Kollegen<br />

tummelten. Während<br />

die neuen Kameraden unter Anleitung<br />

von Ante Covic am zweiten Tag<br />

des Trainingslagers in Neuruppin<br />

das vom Trainer anvisierte Gegenpressing<br />

übten, schuftete Dedryck<br />

Boyata auf einem Nebenplatz fast<br />

anderthalb Stunden mit Fitness-<br />

Coach Hendrik Vieth, um schon bald<br />

Teil der Gruppe zu sein. Ausgepumpt<br />

verfolgte Herthas neuer Verteidiger<br />

die letzten Minuten der Vormittagseinheit<br />

vonder Seitenlinie.<br />

Covic weiß als ehemaliger Profi<br />

um das Seelenleben eines verletzten<br />

Mannschaftssportlers. „Wichtig ist,<br />

dass er sich hier im Kreis der Mannschaft<br />

bewegt und die Nähe des<br />

Teams spürt.“ Auf einen genauen<br />

Zeitplan, wann der Belgier mittendrin<br />

statt nur dabei ist, will sich der<br />

Kroate allerdings nicht festlegen.<br />

Nach so einer langen Verletzung<br />

müsse man sehen, wie der Köper<br />

reagiert. „Ich lasse ihn lieber einen<br />

Taglänger draußen, als ihn zu früh<br />

reinzuschmeißen, nur weil sein Herz<br />

blutet“, erklärtCovic.<br />

IntensiveBemühungen<br />

Um Aufnahmeprobleme muss sich<br />

der neue blau-weiße Cheftrainer allerdings<br />

keine Sorgen machen –obwohl<br />

Boyata im am Ruppiner Seegelegenen<br />

Teamhotel keinen Zimmergenossen<br />

hat. Wohl fühle er sich bereits,„auch<br />

wenn ich noch nicht alle<br />

Namen kenne“, sagt er zum Einstand.<br />

Dennoch scheint der 28-Jährige bereits<br />

bestens integriert zusein, als er<br />

flachsend und mit breiten Grinsen<br />

zusammen mit Karim Rekik, Salomon<br />

Kalou, Per Skjelbred und Vedad<br />

Ibisevic vomMittagessen kommt.<br />

Lange und intensiv hatten sich<br />

die <strong>Berliner</strong> um Boyata bemüht. Bereits<br />

vorder vergangenen Saison soll<br />

Hertha Celtic Glasgow fünf Millionen<br />

Euro für den Nationalspieler des<br />

WM-Dritten geboten haben. Dass er<br />

nun ein Jahr später ablösefrei aus<br />

Schottland an die Spree kommt, lag<br />

an der Überzeugungsarbeit vonManager<br />

Michael Preetz. „Ich hatte<br />

mehrereOptionen. Aber die Gespräche<br />

mit ihm waren gut. Er hat die<br />

richtigen Wortegefunden und es mir<br />

Dedryck Boyata trainiertzwarschon im Hertha-Trikot, aber noch ohne die Mannschaft.<br />

nicht schwer gemacht“, erzählt<br />

Boyata. Ähnlich hartnäckig wie<br />

Preetz verhält sich zu seinem Leidwesen<br />

auch die Oberschenkelverletzung,<br />

die er sich bereits Ende März<br />

im sogenannten Old Firm, dem berüchtigten<br />

Glasgower Derby, gegen<br />

die Rangers zugezogen hatte.<br />

Auf die Insel ging es für den im<br />

Brüsseler Vorort Molenbeek aufgewachsene<br />

Boyata bereits mit 16 Jahren.<br />

Allerdings zunächst nach Eng-<br />

„Wenn<br />

ich Playstation<br />

spiele, killt mich<br />

meine Frau.“<br />

Dedryck Boyata<br />

muss sich neben dem Fußball noch Hobbies suchen,<br />

um seine Ehe nicht zu gefährden.<br />

JUERGEN ENGLER<br />

land in die Akademie von Manchester<br />

City. Mit 19 debütierte er in der<br />

Premier League.Aber mit dem Großinvestor<br />

aus AbuDhabi kamen auch<br />

die großen Stars zu den Citizens.<br />

„Dann wurde es schwierig für mich<br />

als damaliges Talent“, berichtet<br />

Boyata, dessen Vater aus dem Kongo<br />

stammt. Es folgten Leihen zu den<br />

Bolton Wanderers und Twente Enschede,<br />

bevor er vor vier Jahren zu<br />

Celtic wechselte.<br />

Auch wegen seines Werdegangs<br />

macht sich Covic keine Sorgen. „Er<br />

ist ein erfahrener Spieler, keiner, der<br />

1999 oder 2000 geboren ist und aus<br />

der Akademie kommt. Er hat schon<br />

vieles in seiner Karriereerlebt und ist<br />

sehr professionell.“ Boyata selbst beschreibt<br />

sich als sehr vielseitigen<br />

Spieler. Mit zwölf Jahren habe er<br />

noch im offensiven Mittelfeld gespielt<br />

und Thierry Henry als Vorbild<br />

gehabt.<br />

VonJahr zu Jahr rückte er dann<br />

eine Position nach hinten. Undfühlt<br />

sich jetzt in der Innenverteidigung<br />

am wohlsten. Sein Spiel lebe vonseiner<br />

Physis.„Ichbin aber auch schnell<br />

und habe ein gutes Kopfballspiel“,<br />

erklärt der 1,88 Meter große Boyata<br />

selbstbewusst.<br />

Lücke in der Abwehr<br />

Qualitäten, die Herthas Abwehr<br />

durchaus gebrauchen kann. Schließlich<br />

herrscht nach den Abgängen<br />

von Fabian Lustenberger (Young<br />

Boys Bern) und Leihspieler Derrick<br />

Luckassen Bedarf inder Defensive.<br />

Ansprüche, das Stammpersonal in<br />

Abwehrzentrum Karim Rekik und<br />

Niklas Starkzuverdrängen, verkneift<br />

sich der Zugang noch. „Ich habe Respekt<br />

vor den Jungs. Hertha ist ein<br />

großes Team mit vielen guten Spielern.“<br />

Sorgen, dass er wegen seiner<br />

Verletzung einen Nachteil habe,<br />

macht er sich nicht. Schließlich sei<br />

die Vorbereitung noch lange. „Es ist<br />

kein gutes Gefühl nicht mit den<br />

Jungs zu trainieren. Aber es wirdvon<br />

TagzuTag besser.“<br />

Neben der Genesung arbeitet<br />

Boyata an seinen Deutschkenntnissen.<br />

Dabei hilft ihm eine App auf<br />

seinem Smartphone. Dass sieht<br />

auch seine Frau Manon, die er vor<br />

zwei Jahren heiratete und nach<br />

dem Trainingslager nach Berlin<br />

ziehen wird, lieber.„Wenn ich Playstation<br />

spiele, killt sie mich. Das<br />

mag sie nicht“, sagt er und lacht<br />

los. Ein anderes Hobby sei das<br />

Schlagzeug spielen gewesen. „Aber<br />

das lag mir nicht so und mittlerweile<br />

steht das Ding bei uns zu<br />

Hause nur rum“, erzählt er. Das<br />

Wichtige ist für ihn derzeit sowieso,<br />

schnell in den blau-weißen Rhythmus<br />

zu finden und mit den neuen<br />

Kollegen auf dem Platz zu stehen.<br />

Dann dürften auch schon bald alle<br />

Namen sitzen.<br />

Brisanter Umzug<br />

Julius Kades Karriere kam bei Hertha BSC ins Stocken. Auf der anderen Seite der Stadt zeigt er sich im Training übereifrig, um künftig eine wichtige Rolle beim 1. FC Union zu spielen<br />

VonMax Ohlert<br />

Julius Kades Augen funkeln. Der<br />

20 Jahre alte Neuzugang des 1.<br />

FC Union blickt bei seinem ersten<br />

offiziellen Pressetermin an der Alten<br />

Försterei so selbstbewusst in<br />

die Runde, als sei ihm gerade der<br />

Preis für Europas Nachwuchsspieler<br />

des Jahres verliehen worden.<br />

Dabei erlebte der offensive Mittelfeldspieler<br />

eine Saison zum Vergessen.<br />

Der Wechsel zum Aufsteiger<br />

ist sein Neustart.<br />

Seitdem er acht Jahre alt war,<br />

spielte Kade für den Nachwuchs von<br />

Hertha BSC, den Verein, zu dem ihn<br />

sein Vater als Kind immer mitnahm.<br />

Oft frierend saßen sie dann im zugigen<br />

Olympiastadion und sahen die<br />

Hertha-Profis kicken, in deren Fußstapfen<br />

Kade später treten wollte:<br />

Marco Pantelic, Gojko Kacar, Raffael<br />

und auch Pal Dardai, der dem jungen<br />

Offensivspieler als sein Trainer<br />

eine „Gier“ attestierte, die ihn für jeden<br />

zum „unangenehmen Gegenspieler“<br />

machen könne.<br />

Und doch sitzt Kade nur im Stadion<br />

An der Alten Försterei in Köpenick<br />

und muss sich fragen lassen,<br />

was ein einstiges Hertha-Juwel, aufgewachsen<br />

im Stadtteil Kladow, wo<br />

man ohnehin nur Hertha-Fan werden<br />

kann, plötzlich hierher getrieben<br />

hat.<br />

Die Rivalität der beiden <strong>Berliner</strong><br />

Klubs bringt Kade so gar nicht aus<br />

der Fassung. Es seien die Gespräche<br />

mit Unions Sportchef Oliver Ruhnert<br />

und Trainer UrsFischer gewesen, die<br />

ihn nach Köpenick geführt haben,<br />

erklärt er. Und die Fans. Und er betont:<br />

„Union hat sich in jeglicher<br />

Hinsicht in den vergangenen Jahren<br />

extrem weiterentwickelt. Für einen<br />

jungen Spieler ist der Verein mittlerweile<br />

eine wirklich gute Adresse, um<br />

den Durchbruch bei den Profis zu<br />

schaffen.“ Das bewiesen zuletzt<br />

Spieler wie Marvin Friedrich und<br />

Grischa Prömel in der Zweiten Bundesliga.<br />

Undeigentlich war der Plan,<br />

dass auch Kade den vermeintlichen<br />

Rückschritt über das deutsche Unterhaus<br />

nimmt.<br />

Julius Kade fühlt sich schon wie ein echter Unioner.<br />

Präsentieren: Der 1. FC<br />

Union arbeitet weiter intensiv<br />

an seinem Kader für die<br />

erste Saison in der Bundesliga.<br />

Mit Marius Bülter und<br />

NevenSubotic präsentierten<br />

die Eisernen nun Zugänge<br />

neun und zehn.<br />

NEUZUGÄNGE NEUN UND ZEHN<br />

Absolvieren: Bülter,26,<br />

kommt per Leihe vomZweitligaabsteiger<br />

1. FC Magdeburg.Dortabsolvierte<br />

der<br />

Rechtsfuß in der vergangenen<br />

Saison 32 Pflichtspiele,<br />

bereitete vier Tore vorund erzielte<br />

vier weitere selbst.<br />

CITY-PRESS/JAN-PHILIPP BURMANN<br />

Triumphieren: Subotic, 30,<br />

hatte zuletzt bei AS Saint-<br />

Étienne gespielt und erhält<br />

einen Vertrag bis zum 30.<br />

Juni 2021. Der Innenverteidiger<br />

hatte mit Borussia<br />

Dortmund 2011 und 2012<br />

die Meisterschaft gewonnen.<br />

Wobei man beinahe sagen könnte:<br />

nehmen muss.ImOktober 2018, nur<br />

wenigeWochen nach dem beeindruckenden<br />

Lob von Herthas altem<br />

Chefcoach Dardai, brach sich Kade<br />

in einem Regionalligaspiel mit Herthas<br />

U23 gegen Germania Halberstadt<br />

den Knöchel und das Sprunggelenk,<br />

riss sich dabei zudem das<br />

Syndesmoseband. Der Youngster<br />

kämpfte sich in nur einem halben<br />

Jahr zurück auf den Fußballplatz, jedoch<br />

nicht zurück in den Fokus von<br />

Herthas Bundesligamannschaft, die<br />

zu diesem Zeitpunkt eigentlich jede<br />

Verstärkung notwendig gehabt<br />

hätte.Viel schlimmer noch: Auch in<br />

der U23, die zu diesem Zeitpunkt<br />

noch um den Aufstieg in die Dritte<br />

Liga kickte, spielte Kade plötzlich<br />

keine Rolle mehr. Keine leichte Situation<br />

für einen jungen Kreativkicker,<br />

der sich gerade erst von einer<br />

schweren Verletzung erholt hatte. Es<br />

wuchs der Wunsch nach einer ganz<br />

neuen Herausforderung. Es<br />

brauchte den Neuanfang nach beinahe<br />

zwölf Jahren bei Hertha.<br />

Da schlug Union zu. Oliver Ruhnert<br />

konnte ob des „immensen Potenzials“<br />

des Mittelfeldspielers<br />

kaum an sich halten vorFreude über<br />

den Transfercoup. Auf Charlottenburger<br />

Seite waren die Reaktionen<br />

verhaltener.„Ich wusste schon, dass<br />

das wahrscheinlich einige bei Hertha<br />

scheiße finden“, formulierte es<br />

Kade unverblümt, den die Reaktionen<br />

erst Ende Maitrafen, obwohl der<br />

Wechsel bereits im Frühjahr festgezurrt<br />

wurde. Damals spielte Union<br />

um den Aufstieg, schwächelte allerdings<br />

im Endspurt, sodass Kade zunächst<br />

für Liga zwei plante.„Ichwäre<br />

auch in der Zweiten Liga zu Union<br />

gegangen, das stand fest. Dass es<br />

aber nun die Bundesliga ist, ist natürlich<br />

richtig geil.“<br />

Mitseiner Torgefahr und Kreativität<br />

will Kade helfen, den Klassenerhalt<br />

zu sichern. Und die Derbys gegen<br />

Hertha zu gewinnen. „Da werde<br />

ich 300 Prozent reinwerfen, damit<br />

wir gegen Hertha gewinnen“, sagt er<br />

kämpferisch. Und wieder funkeln<br />

die Augen.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019 – S eite 21 *<br />

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Feuilleton<br />

Corinna Harfouch<br />

und andere beim<br />

Filmfest München<br />

Seite 23<br />

„Solidarität ist das Mittel gegen die Angst.“<br />

Der Soziologe Heinz Bude über den Weg, dendie Sozialdemokratie jetzt einschlagen muss. Seite 22<br />

Buchwerbung<br />

Der richtige<br />

Moment<br />

Cornelia Geißler<br />

liest nicht neben der<br />

Waschmaschine.<br />

Wie berichtet, beunruhigt das<br />

schwindende Interesse der<br />

Menschen an Büchern die Verlage<br />

und Buchhändler in Deutschland.<br />

Bei Befragungen gaben zahlreiche<br />

Nicht-mehr-Leser an, dass sie ja eigentlich<br />

Bücher mögen, sie aber<br />

keine Ruhe mehr dafür fänden. Es<br />

gebe der Ablenkungen zu viele, sagten<br />

sie, vor allem die Pflichten, die<br />

Internet und soziale Medien mit sich<br />

brächten, hielten sie vomLesen ab.<br />

Eine Werbekampagne soll helfen,<br />

sie zurückzuholen. Vonseinem langjährigen<br />

Slogan „Vorsicht Buch!“ hat<br />

sich der Börsenverein des deutschen<br />

Buchhandels glücklicherweise verabschiedet.<br />

Der war zwar „augenzwinkernd“<br />

gemeint, aber Ironie<br />

klappt ja nicht immer. Inzwischen<br />

heißt es: „Jetzt ein Buch!“ DerAusruf<br />

soll anregen, die möglichen Lese-Lücken<br />

im Tagesablauf zu finden.<br />

Dazu gesellt sich nun der„#Buchmoment“.<br />

Für die modernen Zeiten<br />

steht das Hashtag –das #-Kreuzchen<br />

als Finde-Symbol für Instagram, Facebook<br />

und Twitter. Das Buch soll<br />

„als selbstverständlicher Teil des täglichen<br />

Lebens“ gezeigt werden und<br />

zwar „auf emotionale Art und<br />

Weise“. Zur Weiterverbreitung stehen<br />

denVerlagen und Buchhandlungen<br />

zwei Bilder zur Verfügung, als<br />

Anhängsel vonE-Mails oder Webseiten<br />

nutzbar: Einen Vater mit Kind<br />

beimVorlesen sowie eine Frau voreiner<br />

Reihe vonWaschmaschinen mit<br />

Buch in der Hand, neben sich einen<br />

vollen Korb mit Textilien stehend.<br />

Beide Fotos sind von Text begleitet:<br />

„Sonntagsfrühstück. Aufmittags verschoben“,<br />

heißt es neben dem einen,<br />

„Kurzwäsche. Drei Mal in Folge“<br />

beim anderen.<br />

Sich mit dem Kind in Geschichten<br />

zu verlieren und die Zeit zu vergegessen,<br />

sieht verlockend aus.Aber<br />

sich vor rumpelnden Waschmaschinen<br />

einen Roman reinzuziehen,<br />

wirkt äußerst unattraktiv. Da wird<br />

das Lesen zur Aschenputtelbeschäftigung,<br />

von der Hausfrau heimlich<br />

dazwischengeschoben. Nein danke,<br />

ich lese lieber auf dem Sofa.<br />

VonFrank Junghänel<br />

Man ist ja mittlerweile<br />

daran gewöhnt, dass<br />

Rockkonzerte der gehobenen<br />

Preisklasse<br />

pünktlich auf die Minute anfangen.<br />

In unserem durchgetakteten Alltag<br />

geht das gar nicht anders. Alles just<br />

in time,jede Sekunde ist kostbar.Als<br />

am Mittwochabend zehn nach halb<br />

acht, also zwanzig Minuten vor dem<br />

annoncierten Konzertbeginn, ein<br />

paar Musiker auf das Podium der<br />

Waldbühne schlurfen und einfach<br />

schon mal zu spielen beginnen,<br />

wirkt das Ordnungspersonal einen<br />

Moment lang irritiert. Daswirdnoch<br />

nicht Neil Young sein, der Steward<br />

mit der Nummer 0858 schüttelt den<br />

Kopf. „Doch das ist er!“, brüllt ihm<br />

seine Kollegin ins Ohr. Mankann die<br />

Worteauf ihren Lippen ablesen.<br />

Die Frau kennt sich aus, erist es<br />

wirklich. DasStück „CountryHome“<br />

vom drei Jahrzehnte alten Album<br />

„Ragged Glory“, mit dem Neil Young<br />

sein zweistündiges Programm fast<br />

ein wenig zu beiläufig eröffnet, sollte<br />

symptomatisch für diesen Abend<br />

sein. Es sind einige Songs aus der<br />

zweiten Reihe seines Repertoires zu<br />

hören, selten gespielt, was die einen<br />

glücklich macht und andere etwas<br />

ratlos zurücklässt. Aber ein paar Hits<br />

(„Helpless“, „Old Man“, „Heart Of<br />

Gold“) gibt es natürlich auch, sodass<br />

am Ende alle gut bedient sind.<br />

Im Grunde genommen kann man<br />

von Neil Young gar nicht enttäuscht<br />

werden, seine Auftritte,ganz egal mit<br />

welcher Band er spielt, wirken über<br />

all die Jahre wie ein unheimlicher<br />

Mahlstrom, der einen immer wieder<br />

hineinzieht in seine bipolare Welt<br />

aus pastoraler Empfindsamkeit und<br />

brachialem Gitarrenrock, der sich<br />

phasenweise auch einer gewissen<br />

Stupidität nicht zu schade ist. In den<br />

genialischen Phasen erwächst aus<br />

der Simplizität der musikalischen<br />

Motive etwas Tranceartiges, hier bei<br />

dem cirka zwanzigminütigen „Love<br />

AndOnly Love“, das nach einer sehr<br />

langen Einstimmungszeit mit einer<br />

Kollektivimprovisation über einem<br />

Groove endet, bei der zum Schluss<br />

die drei mitteljungen Gitarristen der<br />

Begleitband auf der Stelle hüpfen<br />

und der alte Mann ihnen gegenüber,<br />

rein rechnerisch 73, mit gebeugtem<br />

Rücken im Feedback versinkt.<br />

Rost schläft nicht<br />

Aus Erfahrung gut –NeilYoung gastierte in der <strong>Berliner</strong> Waldbühne<br />

Ganz bei sich: Neil Young in der <strong>Berliner</strong> Waldbühne<br />

„It’s all one song“ hat Neil Young<br />

einmal sein Werk charakterisiert.<br />

Wenn es vonBob Dylan heißt, er befinde<br />

sich auf einer Never Ending<br />

Tour, dann ist es bei Neil Young ein<br />

Never Ending Song. In der nächsten<br />

Wochewerdenbeide gemeinsam im<br />

Londoner Hyde Park gastieren. Ohne<br />

den Sponsor Barclay Bank. Weil das<br />

Unternehmen in fossile Energien investiert<br />

und das umweltschädliche<br />

DAVIDS/CHRISTINA KRATSCH<br />

Fracking finanziert, hatte Young sich<br />

als Naturschutzaktivist geweigert,<br />

unter dem schmutzigen Logo aufzutreten.<br />

DerVeranstalter gab nach. Es<br />

ist alles eine Frage der Sturheit.<br />

Im Vergleich zum Vorabend auf<br />

den Dresdener Elbwiesen hat Neil<br />

Young seine Titelauswahl gleich im<br />

Dutzend verändert. Statt „Cortezthe<br />

Killer“ spielt er „Danger Bird“, statt<br />

„Powderfinger“ ist„Hey Hey, My My“<br />

zu hören, das die Leute erstmals von<br />

den Sitzbänken hebt. Es hat ein bisschen<br />

gedauert, aber jetzt sind alle<br />

unter der Losung „Rock and roll can<br />

never die“ versammelt. Ob der<br />

Rock’n’Roll tatsächlich unsterblich<br />

ist, kann keiner wissen, aber heute<br />

und hier wollen wir dran glauben.<br />

Dasdazugehörige Album heißt„Rust<br />

NeverSleeps“, Rost schläft nicht und<br />

er frisst sich an jedem Tagweiter ins<br />

Leben hinein. Umso wichtiger ist es,<br />

ab und zu mal mit der Drahtbürste<br />

drüberzugehen. Young schmirgelt<br />

seit einem halben Jahrhundert. Sein<br />

erstes Soloalbum erschien 1968. Er<br />

gehört zuden vielen, die immer da<br />

waren und zu den wenigen, die noch<br />

da sind. In den sechs Monaten seit<br />

Jahresbeginn war er in drei verschiedenen<br />

Formationen auf Tournee,<br />

erst mit seiner alten Band Crazy<br />

Horse,dann mit den jungen Promise<br />

Of The Real, die ihn auch in Berlin<br />

begleiten, und in ein paar Wochen<br />

solo. Zwischendurch hat er dann<br />

noch ein neues Album aufgenommen,<br />

das im Herbst erscheinen soll.<br />

DieGedanken können schon mal<br />

abschweifen, wenn ein Stückimstoisch<br />

pulsierenden Sound zerbröselt.<br />

Nichtalle seine Gitarrenausflüge finden<br />

den Wegnach Hause.Aber dann<br />

ist es ausgerechnet ein Gassenhauer<br />

wie „Rockin’ inthe Free World“, der<br />

die Stimmung wieder hochreißt. Das<br />

ist nicht die originellste Komposition<br />

aus seinem Kanon, doch in der Darbietung<br />

dieses Abends kann und will<br />

man sich ihrem hymnischen Furor<br />

nicht entziehen. Viermal steuert das<br />

Stück auf ein Ende zu, um immer<br />

von Neuem aufzutrumpfen. Beim<br />

großen Finale sind alle Saiten von<br />

Youngs Gitarre gerissen, die er dann<br />

zur Gehhilfe umwidmet.<br />

Besser kann es nicht werden, der<br />

gebatikte Synthesizer wirdnicht vom<br />

Bühnenhimmel abgeseilt. Diesmal<br />

kein „Like aHurricane“, was nicht so<br />

schlimm ist. Stattdessen gibt es das<br />

rumpelige„Roll Another Number“ als<br />

Zugabe und als Rausschmeißer<br />

„Piece of Crap“. Als das Konzertnach<br />

zwei Stunden vorbei ist, scheint am<br />

Horizont noch die Sonne.<br />

FrankJunghänel<br />

kommtzum Glück immer<br />

überpünktlich.<br />

NACHRICHTEN<br />

Dahlemer Museen sollen<br />

Forschungscampus werden<br />

DerMuseumskomplex in Berlin-<br />

Dahlem soll in den kommenden Jahrenzueinem<br />

Forschungscampus<br />

ausgebaut werden (siehe <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> vom2.Juli). DieStiftung<br />

Preußischer Kulturbesitz und die<br />

Staatlichen Museen zu Berlin haben<br />

deshalb eine Potenzialanalyse angestrengt.<br />

Diese schlägt die Verteilung<br />

der verschiedenen Nutzungszonen –<br />

Ausstellungsflächen, Bibliothek, Archiv,Verwaltungsräume,Restaurierungswerkstätten,<br />

Depots entlang<br />

einer sogenannten Campusachse<br />

vor, die wie ein Rückgrat die beiden<br />

Foyers in der Arnimallee und Lansstraße<br />

verbinden soll. (BLZ)<br />

Anklage wegen illegalen<br />

E-Book-Handels<br />

DieZentralstelle Cybercrime Bayern<br />

hat gegen drei Männer wegen der illegalenVerbreitung<br />

vonE-Books Anklage<br />

beim Landgericht München I<br />

erhoben. Siesollen nach Angaben der<br />

Ermittler auf einem inzwischen abgeschalteten<br />

Internetportal mehr als<br />

200 000 Titel, überwiegend elektronische<br />

Bücher und Hörbücher,gegen<br />

geringe Beträge zum Herunterladen<br />

angeboten haben. Es wirdauch geprüft,<br />

ob die Kunden nach dem illegalen<br />

Download vonTiteln mit Strafverfahren<br />

rechnen müssen. Denbeiden<br />

Hauptangeschuldigten werden fast<br />

36000 Fälle des gewerbs- und bandenmäßigen<br />

Computerbetrugs vorgeworfen,<br />

außerdem nahezu 145000<br />

Fälle der unerlaubtenVerwertung urheberrechtlich<br />

geschützterWerke.<br />

Derdritte Mann soll die Zahlungsströme<br />

der illegalen Geschäfte verschleierthaben.<br />

Alle drei haben gestanden.<br />

(dpa)<br />

Dresden: „Glanzlichter“ der<br />

Alten Meister ausgestellt<br />

Vorihrer Neueinrichtung zeigt die<br />

Gemäldegalerie Alte Meister im<br />

Dresdner Zwinger das „Who is who“<br />

der Malerei aus ihrem Bestand. Unter<br />

dem Titel „Glanzlichter“ (2. August<br />

bis 3. November) sind Werke<br />

vonKünstlernvon der Frührenaissance<br />

bis zur Aufklärung vereint, teilten<br />

die Staatlichen Kunstsammlungen<br />

Dresden mit. (dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019<br />

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Feuilleton<br />

Eine Zukunft, an die man glauben kann<br />

Die SPD war einmal eine Schutzmacht der kleinen Leute und Zugpferd einer historischen Tendenz. Es ist an der Zeit für ein neues Verständnis von Solidarität<br />

VonHeinz Bude<br />

Eine Rückkehr in die Solidaritätsschablonen der 70er-Jahre ist für den Soziologen Heinz Bude keine Option.<br />

Die SPD war in der Bundesrepublik<br />

immer dann<br />

groß und gut, wenn sie<br />

Schutzmacht der kleinen<br />

Leute und zugleich Zugpferdder<br />

historischen Tendenz war. Also sich<br />

zu den Unterdrückten, Ausgebeuteten<br />

und Beleidigten bekannt, aber<br />

darüber die Stolzen, Vorankommenden<br />

und Aufbrechenden nicht vergessen<br />

hat. In ihren besten Zeiten<br />

wusste die Partei, für wen sie Politik<br />

macht und was im Ganzen auf dem<br />

Spiel steht.<br />

Das war bei dem legendären<br />

Wahlsieg vonWilly Brandt so, als die<br />

SPD sich als die selbstbewusste Partei<br />

der Arbeitnehmergesellschaft<br />

und als die führende Partei der Ostpolitik<br />

darstellen konnte.Die Sozialdemokraten<br />

standen wie eine glückliche<br />

Lebensgemeinschaft hinter ihrem<br />

Vorsitzenden und Kanzler, der<br />

den Mutzur Wahrheit hatte,als er in<br />

Warschau plötzlich auf die Knie fiel,<br />

und der den entleerten und ausgebrannten<br />

Konservativen unbeschwert<br />

entgegenrief: „Wir wollen<br />

mehr Demokratie wagen!“ Aber es<br />

war genauso bei dem von der Partei<br />

heute so gerne unterschlagenen<br />

Wahlsieg von Gerhard Schröder der<br />

Fall, als die SPD als Partei einer<br />

neuen Mitte sowie als Partei einer<br />

gesamtgesellschaftlichen Ermutigung<br />

in einer Zeit neuer Konkurrenten<br />

auf dem Weltmarkt und anderer<br />

Partner in der Weltpolitik auftrat. Die<br />

Partei atmete wieder tief durch, als<br />

das Projekt Rot-Grün frische Luft<br />

und neue Freude in die Politik<br />

brachte.Verpflichtungen fürs Ganze<br />

sollten durch Anreize zukooperativemVerhalten<br />

unterlegt werden, Sozialpolitik<br />

sollte nicht länger der<br />

Stillstellung von Arbeitsvermögen<br />

durch großzügige Frühverrentungsregelungen<br />

dienen, sondern die Erweiterung<br />

von Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

und der Vervielfältigung<br />

von Erwerbsbiografien möglich machen<br />

und die Aufwendungen für Infrastruktur<br />

sollten nicht mehr nur als<br />

Kostenfaktor,sonderninerster Linie<br />

als Mittel der Produktivitätssteigerung<br />

begriffen werden.<br />

Dererste Hauptsatz des sozialdemokratischen<br />

Erfolgs lautet daher,<br />

dass eine siegende SPD nie nur klassische<br />

sozialdemokratische Politik<br />

für die abhängig Beschäftigten, sondern<br />

immer auch eine postklassische<br />

Politik fürs gesellschaftliche<br />

Ganzeangeboten hat. Wenn die SPD<br />

anfing, sich darüber zu zerstreiten,<br />

für wensie eigentlich Politik machen<br />

sollte, war das immer ein Zeichen<br />

der Schwäche des sozialdemokratischen<br />

Politikangebots. Dem Publikum<br />

erschien die SPD als Partei der<br />

Zurückgelassenen und Zukurzgekommenen,<br />

die nicht verstehen<br />

wollte, dass das Schlimmste für die<br />

Ausgegliederten und Entbehrlichen<br />

ist, wenn sie mit herablassendem<br />

Mitleid bedacht werden. Wirklich<br />

arm fühlt sich, so lautet die für die<br />

Sache wichtigste Einsicht des Soziologen<br />

Georg Simmel, wer auf Unterstützung<br />

angewiesen ist.<br />

Aber die SPD verliert auch dann<br />

ihre Seele, wenn sie zur Partei der<br />

Besserwisser und Durchblicker wird,<br />

die auf Umfragewerte schielt und auf<br />

Abwanderungstendenzen reagiert<br />

und nie verstanden hat, dass man<br />

eine Partei nicht wegen einer bestimmten<br />

Maßnahme und eines gewissen<br />

Bildes in den Medien wählt,<br />

sondern vor allem, weil sie das Modell<br />

einer Alltagsmoral verkörpert, in<br />

der man sich mit seinen Nöten,<br />

Sehnsüchten und Ängsten wiederfindet.<br />

Die SPD war immer dann<br />

starkund mächtig, wenn sie die Aufrechten<br />

mit den Wegknickenden, die<br />

Erschöpften mit den Lebenslustigen,<br />

die erschrockenen Seelen mit<br />

den agilen Vitalwesen auf der<br />

Grundlage einer„ganz normalen Anständigkeit“<br />

versöhnen konnte.<br />

Was folgt daraus für heute? Die<br />

SPD muss ihre Erfolge wie ihre Niederlagen<br />

verstehen. Natürlich funktioniert<br />

eine Schröder-SPD jetzt<br />

nicht mehr. Und zwar nicht weil der<br />

phallische Charme des seinerzeitigen<br />

Frontmanns wie aus dem Kodak-Zeitalter<br />

wirkt. Die gesamte<br />

neuere Sozialdemokratie, die man<br />

mit Namen wie Bill Clinton, Tony<br />

DER AUTOR<br />

Heinz Bude (65) ist Professor für Makrosoziologie an der Universität Kassel. Er ist Autor zahlreicher<br />

Bücher,darunter wichtigeArbeiten über die Flakhelfer-Generation („Deutsche Karrieren“)<br />

und die Generation der 68er („Das Alterneiner Generation“), beide im Suhrkamp-Verlag.Heinz<br />

Bude gehörte zu den Initiatoren der Charta der Digitalen Grundrechte der Europäischen<br />

Union, die Ende November 2016 veröffentlicht wurde.<br />

Aktuelle Veröffentlichungen: „Solidarität. Die Zukunft einer großen Idee.“, Hanser,176 S.,<br />

19 Euro und: „Adorno für Ruinenkinder.Eine Geschichte von1968“, Hanser,128 S.,17Euro<br />

Blair und eben auch Gerhard Schröder<br />

verbindet, hat eine folgenschwere<br />

Veränderung des sozialdemokratischen<br />

Denkens vollzogen,<br />

indem sie die Solidarität durch die<br />

Gerechtigkeit als sozialdemokratischen<br />

Leitbegriff ersetzt hat.<br />

Daswar in den „roaring nineties“<br />

die Entscheidung für eine Idee subjektiver<br />

Rechte und gegen eine Idee<br />

GETTY IMAGES, DPA/UWE ZUCCHI<br />

kollektiver Verpflichtungen. Es war<br />

ein gewaltiger Sprung nach vorn,<br />

dass Sozialdemokraten die unendliche<br />

Bedeutung des Individuums,die<br />

ungeheure Kraft des Einzelnen, den<br />

Kreativgeist und den Wagemut des<br />

Pioniers für sich entdeckten. Gegen<br />

die bleiernen Kollektivformeln wie<br />

„Neue Heimat“ oder „Bank für Gemeinwirtschaft“<br />

oder „co op<br />

Märkte“, die sich allesamt als Verkleidungen<br />

korrupter und defizitärer<br />

Apparate entpuppten, setzte die<br />

neue Sozialdemokratie das Leitbild<br />

eines selbstverantwortlichen und eigeninitiativen<br />

Individuums, das<br />

seine subjektiven Rechte als kollektive<br />

Errungenschaft begreift. Sozialdemokratische<br />

Politik sollte die<br />

Rechte der einzelnen Person auf ihre<br />

eigenen Möglichkeiten zur Führung<br />

eines selbstbestimmten Lebens stärken.<br />

Eine gute Gesellschaft ist eine<br />

Gesellschaft starker Einzelner.<br />

Dieser Weg der Loslösung vom<br />

Kollektiv und der Hinwendung zum<br />

Individuum wird heute als Pakt der<br />

Sozialdemokratie mit dem Teufel des<br />

Neoliberalismus angeprangert. Die<br />

Ideologie des starken Einzelnen hat<br />

zum Verfall der Gesellschaft und<br />

zum Ausverkauf der Politik an die<br />

Wirtschaft geführt. Die Bilanz des<br />

Perspektivwechsels von Clinton,<br />

Blair und Schröder liegt nicht nur für<br />

viele eingefleischte Sozialdemokraten<br />

auf der Hand: Die Reichen sind<br />

reicher geworden, die soziale Spaltung<br />

zieht sich durch die Mitte der<br />

Gesellschaft und die Schulden von<br />

Haushalten und Staaten sind ins Unermessliche<br />

gewachsen.<br />

So gesehen steckte im damaligen<br />

Erfolg der Sozialdemokratie der<br />

Grund für ihr heutiges Scheitern.<br />

Wie aber kann sie zu sich selbst zurückfinden,<br />

ohne sich selbst zu denunzieren?<br />

DieAntwortliegt in einem neuen<br />

Denken der Solidarität. Es geht nicht<br />

darum, etwas rückgängig zu machen<br />

und schon gar nicht darum, zu den<br />

Solidaritätsschablonen der 70er-<br />

Jahre zurückzukehren. Ein heutiges<br />

Denken von Solidarität kann nicht<br />

anders,als an die Entdeckung des Individuums<br />

anzuschließen. Niemand<br />

kann ernstlich infrage stellen, dass<br />

wir alle als Bürger und Bürgerinnen<br />

einer liberalen Gesellschaft und als<br />

Wesen in einem multiplen Universum<br />

das Recht auf ein eigenes Leben<br />

haben. Aber dieses eigene Leben gewinnen<br />

wir nicht, wenn wir uns als<br />

einzigartige Ichlinge gegen andere<br />

stellen und unser phobisches Selbst<br />

gegen die Zumutungen und Ansprüche<br />

von Staat und Gesellschaft behaupten.<br />

Dann enden wir nur in der<br />

Angst, etwas zu verpassen, nicht zu<br />

genügen oder unser Leben zu verwirken.<br />

Solidarität ist das Mittel gegen die<br />

Angst, die mit der neoliberalen Ideologie<br />

des starken Ichs in uns eingerieselt<br />

ist. Für diese Solidarität sprechen<br />

keine rationalen Gründe und<br />

keine seelischen Mechanismen.<br />

Man muss schon den Mut haben,<br />

sich von anderen abhängig zu machen<br />

und dieVerwandtschaft mit anderen<br />

Lebewesen zu suchen. Es gibt<br />

keine Verrechnungen für Solidarität<br />

und keine Anrechte auf Solidarität.<br />

Eine Sozialdemokratie, die die Kraft<br />

hätte, sich zu einer solchermaßen<br />

grundlosen Solidarität zu bekennen,<br />

würde mit einem Mal wieder etwas<br />

zu sagen und zu verkörpern haben.<br />

Die transzendentale Obdachlosigkeit<br />

in einer Welt ohne Zukunft, die<br />

eine junge Generation heute zum<br />

Ausdruck bringt, müsste gerade eine<br />

Sozialdemokratie, die sich um ein<br />

neues Denken der Solidarität nach<br />

dem Neoliberalismus bemüht, nicht<br />

schrecken. DieIdee der Solidarität ist<br />

kein alter Hut, sie enthält vielmehr<br />

die Aufforderung, im Gefühl, auf der<br />

einen Erde, die wir haben, auf Gedeih<br />

und Verderb aufeinander angewiesen<br />

zu sein, eine Zukunft auszuprobieren,<br />

an die man glauben kann.<br />

Immer<br />

und<br />

überall.<br />

Nur im<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019 23 *<br />

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Feuilleton<br />

Noch<br />

achthundert<br />

Mal<br />

Anne Cathrine Bomanns<br />

kleiner Roman „Agathe“<br />

VonJudith von Sternburg<br />

Wer Therapiesituationen misstraut,<br />

in denen man selbst auf<br />

einem Sofa liegt, wird die Skepsis<br />

durch diesen schmalen, aber nicht<br />

kargen Roman kaum verlieren. Jedoch<br />

ist der Gesamtverlauf positiv<br />

und es gelingt der dänischen Autorin<br />

Anne Cathrine Bomann, uns unter<br />

der Hand fast eine friedfertige Liebesgeschichte<br />

zu erzählen. Das war<br />

nicht zu erwarten, während der psychoanalytisch<br />

arbeitende Psychiater<br />

die Sitzungen bis zu seinem Ruhestand<br />

herunterzählt. Noch achthundert<br />

Mal, sechshundertachtundachtzig<br />

Mal, vierhundertachtundvierzig<br />

Mal „musste ich mit diesen<br />

Menschen sprechen, die ich inzwischen<br />

nicht einmal mehr versuchte<br />

zu verstehen“.<br />

Der Psychiater hat sich eine Methode<br />

angeeignet, Laute von sich zu<br />

geben, die so klingen, als würde er<br />

zuhören. Dazu malt er Vögelchen in<br />

seinen Notizblock. Einstarkes Stück,<br />

aber darüber denkt er nicht mehr<br />

nach. Er ist knapp über siebzig, das<br />

Alter packt ihn mit Schärfe, und Bomann,<br />

Jahrgang 1983, findet harte,<br />

aber ausgesuchte Worte dafür.<br />

„Wieso ... sagt einem keiner,was mit<br />

dem Körper geschieht, wenn man alt<br />

wird?“, denkt sich der Mann. In einer<br />

winzigen Sequenz, einer Notiz bloß,<br />

erfährt man, wie motiviert erJahrzehnte<br />

zuvor zu Werkegegangen ist.<br />

AufLücke erzählt<br />

Bomanns lapidares Erzählen geht<br />

auf, ein Auf-Lücke-Erzählen, eine<br />

unaufdringliche Antupftechnik: Sie<br />

erfasst die Sekretärin, die ewig schon<br />

für den Psychiater tätig ist, sie erfasst<br />

den sterbenden Mann der Sekretärin,<br />

den tauben Nachbarndes Psychiaters,<br />

die unerträglich quengeligen<br />

Patientinnen, das eingefahrene Leben<br />

in einer netten Pariser Vorstadt,<br />

die Zeit des Geschehens.<br />

„Agathe“ spielt kurz nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg, im Grunde<br />

merkt man das nur an einigen datierten<br />

Briefen, und dann erst<br />

daran, dass die Figuren so unheutig<br />

wirken, die Beziehungen so förmlich.<br />

Der Erzähler selbst scheint in<br />

seiner eigenen Zeit kaum beheimatet.<br />

„Ich hatte das letzte Mal mit einem<br />

Kind gesprochen, als ich<br />

selbst eines gewesen war, und das<br />

zählte wohl kaum.“<br />

Die Irritation hat ihren Reiz und<br />

mehrere Ebenen. Gerade wundert<br />

sich die Leserin noch still für sich, da<br />

stupsen schon Psychiater und Sekretärin<br />

versehentlich aneinander, obwohl<br />

sie seit Jahrzehnten jeden Weg<br />

in der kleinen Praxis eingeübt haben.<br />

Dieser leichte, genaue und seinerseits<br />

völlig aus der Zeit gefallene<br />

Roman gehört zum Eröffnungsprogramm<br />

eines neuen Verlagsteils von<br />

Hanser.Erheißt Hanserblau, hat seinen<br />

Sitz in Berlin und gibt einerseits<br />

Rätsel auf. Wenn man sich in Ruhe<br />

erklären lässt, worum es hier geht,<br />

weiß man es hinterher nämlich<br />

gleich wieder nicht mehr.<br />

Andererseits zeigt sich das wachsende<br />

Bestreben der Verlage, den<br />

übergroßen Berg der Neuerscheinungen<br />

für Publikum und Handel<br />

ermutigend zu sortieren und zu portionieren,<br />

Titel durch Fünf- oder<br />

Sechs-Bücher-Programme auf ein<br />

wenigstens kleines Podest zu stellen<br />

– wobei Hanserblau rätselhafter<br />

wirkt als etwa „Ullstein fünf“, das<br />

stärker auf eine Gegenwartsliteratur<br />

blicken will. Dann wieder:<br />

Wollen wir das nicht<br />

alle? Aber schon hat<br />

man etwas davon<br />

und liest „Agathe“.<br />

Anne Cathrine Bomann:<br />

Agathe Roman.A.d.Dän.<br />

v. FranziskaHüther.Hanser<br />

(Hanserblau), Berlin 2019.<br />

157 S.,16Euro.<br />

„Lara“: Lara (Corinna Harfouch) und ihr Sohn Viktor (Tom Schilling) in dem lang erwarteten neuen Film von Jan-Ole Gerster („Oh Boy“)<br />

Irgendwas bewegt sich irgendwie<br />

VonAlexandraSeitz<br />

ImFilm vergeht die Zeit. Mitder<br />

Zeit vergeht das Leben. Und<br />

dann dämmertmit einem Male<br />

die Erkenntnis, dass so viel<br />

noch ungetan ist, oder anders hätte<br />

getan werden sollen, oder besser unterlassen<br />

geblieben wäre. Da entsteht<br />

ein Handlungsbedarf, dessen<br />

im Leben nicht immer fotogene Folgen<br />

sich im Film so schön verdichten<br />

und präsentieren lassen. Während<br />

also draußen am Isarstrand die Partyzone<br />

der Stadt München weiter eskaliert,<br />

spielt sich drinnen in den Kinos<br />

einmal mehr das wahre Leben<br />

ab, mit all seinen Widrigkeiten und<br />

Hindernissen und Problemzonen.<br />

Ganze 18Produktionen feierten<br />

in der Reihe Neues Deutsches Kino<br />

im Rahmen des Münchner Filmfestes<br />

ihre Weltpremieren und das formale<br />

Spektrum zwischen essayistisch-experimentell<br />

und konventionell-narrativ<br />

reichte vom Enfant terrible<br />

des Impro-Films über die<br />

berüchtigt-hirnverwirrende Fake-<br />

Doku bis zum wertschöpfenden<br />

Highend-Produkt; mal mit Mini-<br />

Budget quasi aus dem Boden gestampft,<br />

mal mit richtig viel Geld<br />

großgestisch in Szene gesetzt, mal<br />

auch nur der schön-schlichte Beweis<br />

dafür, dass da welche ihr Handwerk<br />

verstehen oder einfach mal was wagen.<br />

Wie Katharina Mihm in dem<br />

verträumten Filmgespinst „Mär“,<br />

das vonder Wiederkehr des Wolfs erzählt<br />

und vonall den Metaphernräumen,<br />

die das so mit sich bringt. Leider<br />

verläuft sich das Ganze dann<br />

konsequent im eigenen, solcherart<br />

entworfenen Wald.<br />

EinGefühl leiser Melancholie<br />

Oder auch Elisa Mishtos in ihrer<br />

Anti-Coming-of-Age-Geschichte<br />

„Stillstehen“, die das Movens der<br />

verkrachten Hauptfigur –dieVerweigerung<br />

gesellschaftlicher Teilnahme<br />

–auf sich selbst anwendet und Ideen<br />

zwar hat, aber nicht entwickelt. Auch<br />

nicht weiter kommt Mittzwanzigerin<br />

Ava, die zwar gerne gewisse Schritte<br />

unternehmen würde, aber nicht<br />

weiß, in welche Richtung, sind Entscheidungen<br />

in diesem Alter doch so<br />

furchteinflößend endgültig – und<br />

Sophie Kluge löst die resultierende<br />

Schockstarre in„Golden Twenties“<br />

in ein Gefühl leiser Melancholie auf.<br />

Das sich mit Ilker Çataks angenehm<br />

nüchternem Melodram „Es<br />

gilt das gesprochene Wort“ gleich<br />

wieder vertreiben lässt, nähert der<br />

18 Weltpremieren –das Neue Deutsche Kino auf dem Münchner Filmfest<br />

„Golden Twenties“: Ava(Henriette Confurius) und Jonas (Max Krause)<br />

„Mein Ende. Dein Anfang“: Nora (Saskia Rosendahl) und Aron (Julius Feldmeier) TRIMAFILM<br />

„Bruder Schwester Herz“: Franz (Sebastian Fräsdorf) und Sophie (JennySchily) KINOSTAR<br />

sich doch dem Thema Migration zur<br />

Abwechslung einmal nicht im Duktus<br />

hyperventilierender Verzweiflung,<br />

sondern konfrontiert zwei<br />

pragmatisch kalkulierende Menschen<br />

mit dem wie immer unwägbaren<br />

emotionalen Faktor. Und dann<br />

ist, auch wie immer,guter Ratteuer.<br />

Doch egal ob am Ende alles beim<br />

Alten geblieben ist, sich das ganze<br />

Leben auf dramatische Weise neu<br />

sortiert, oder zumindest irgendwas<br />

sich irgendwie bewegt hat –einen<br />

kathartische Moment, einen Impulsgeber,<br />

braucht es immer. Das kann<br />

FOX<br />

eine Schwangerschaft sein wie in Sabine<br />

Koders Beziehungsimprovisation<br />

„Zu Zweit Allein“, die vielleicht<br />

ein wenig zu nahe dran ist am alltäglich<br />

verpfuschten Leben der beiden<br />

unspektakulären Loser, von denen<br />

sie erzählt. Oder,anderes Extrem, ein<br />

Banküberfall mit Todesfolge in dem<br />

geschickt mit der narrativen Linearität<br />

experimentierenden Liebes- und<br />

Vergeltungsdrama „Mein Ende.Dein<br />

Anfang.“ vonMariko Minoguchi.<br />

Oder es ist Gründonnerstag, das<br />

geltende Tanzverbot droht das geplante<br />

Konzert zu verhindern und<br />

Kneipenwirtin Lene muss entscheiden,<br />

ob sie sich darüber hinweg setzen<br />

und bei der Gelegenheit auch<br />

gleich die Weichen in ihrem Leben<br />

neu stellen will. Luise Heyer spielt<br />

diese Lene in „Leif in Concert“, einer<br />

Ode an die Stammkneipe, mit<br />

Wärme und Energie und ihrem ganzen<br />

Talent für die Darstellung nicht<br />

leicht zu durchschauender Gemütslagen.<br />

Und esist ein Vergnügen, ihr<br />

dabei zuzusehen, wie sie den von<br />

Kristian Klandt mit Dialog und<br />

Handlung bis zum Bersten angeräumten<br />

Laden, äh, Film, zusammen<br />

hält. In dem auch Godehard<br />

Giese in der Rolle eines Weinhändlers<br />

vorbeischaut und seinen gefährlichen<br />

Charme spielen lässt. Bevorer<br />

sich ins deutsche Hinterland begibt<br />

und als Singer-Songwriter auf Volksfesttour<br />

in TomSommerlattes unbekümmert<br />

zwischen Problem-Overload<br />

und emotionalem Tohuwabohu<br />

manövrierendem Provinzwestern<br />

„Bruder Schwester Herz“ die eingefahrenen<br />

familiären Verhältnisse auf<br />

einer Rinderfarmaufmischt.<br />

Höchste Erwartungen<br />

STUDIOCANAL<br />

Insofern in München jene deutschen<br />

Filme präsentiert werden, die<br />

in den kommenden Monaten den<br />

Wegindie Kinos finden sollen, wird<br />

der alljährlichen Auswahl immer mit<br />

einer gewissen Spannung entgegengesehen;<br />

und die höchsten Erwartungen<br />

richteten sich in diesem Jahr<br />

wohl auf Jan-Ole Gersters neuen<br />

Film „Lara“. 2012 hatte Gerster mit<br />

seinem Debüt „Oh Boy“ auch gleich<br />

einen der besten deutschen Filme<br />

des Jahrzehnts in München vorgestellt,<br />

sieben lange Jahre später beweist<br />

„Lara“, dass „Oh Boy“ kein<br />

One-Hit-Wonder war.<br />

Wieder streift eine in ihrem Leben<br />

nicht ganz gefestigte Figur durch einen<br />

nicht ganz planmäßig verlaufenden<br />

Tag, der zum Ausgleich Gelegenheit<br />

genug bietet, die Verhältnisse<br />

und die Beziehungen aufzufächern.<br />

In der Titelrolle spielt Corinna<br />

Harfouch, begleitet von einem hervorragenden<br />

Ensemble, zu dem<br />

auch wieder Tom Schilling gehört,<br />

ein großes Solo. Peinliche Momente<br />

reihen sich an unangenehme Situationen,<br />

treffen ins Herz und rühren<br />

zu Tränen, bis am Ende das Porträt<br />

einer Mutter-Sohn-Bindung steht,<br />

welche zugleich die Auseinandersetzung<br />

zweier höchst anspruchsvoller<br />

Musiker mit ihrer Kunst und miteinander<br />

umfasst. Maximal komplex,<br />

minimal aufgeregt, sozusagen ideal.<br />

NACHRICHTEN<br />

Ermittlungen gegen<br />

Dieter Wedel dauernlänger<br />

DieErmittlungen gegen Dieter Wedel<br />

wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung<br />

gehen weiter und dauern<br />

länger als vonder Staatsanwaltschaft<br />

München Izunächst gedacht. Es<br />

seien noch Zeugenaussagen unter<br />

anderem im Ausland geplant, sagte<br />

Sprecherin Anne Leiding am Donnerstag.<br />

Danach habe der beschuldigte<br />

Regisseur Zeit, sich zu den Vorwürfen<br />

zu äußern. Eine ehemalige<br />

Schauspielerin wirft dem heute 76<br />

Jahrealten Wedel („Der große Bellheim“)<br />

vor, er habe sie im Sommer<br />

1996 in einem Münchner Hotel zum<br />

Sexgezwungen. Damals sei sie 27<br />

Jahrealt gewesen und habe für eine<br />

Rolle vorsprechen wollen. DieVorwürfe<br />

waren Anfang 2018 bekannt<br />

geworden. Kurz darauf war Wedel als<br />

Theater-Intendant der BadHersfelder<br />

Festspiele zurückgetreten. (dpa)<br />

Welterbe-Antrag zu<br />

Donaulimes vormScheitern<br />

Derursprünglich aussichtsreiche<br />

Antrag, den Donaulimes in Deutschland,<br />

Österreich, Slowakei und Ungarnzum<br />

Weltkulturerbe zu erklären,<br />

ist unmittelbar vorder Entscheidung<br />

vomScheiternbedroht. Ungarnwolle<br />

den gemeinsamen Antrag<br />

der vier Länder zum besondernStatus<br />

der Überreste der einstigen römischen<br />

Militärgrenzeinletzter Minute<br />

abändern, teilte die Unesco-<br />

Kommission Österreich am Donnerstag<br />

mit. Dieungarische<br />

Regierung wolle einen Teil des Limes<br />

in Budapest vomWelterbe-Status<br />

ausgenommen wissen, hieß es.(dpa)<br />

Sängerin Halle Bailey<br />

wird zur Film-Meerjungfrau<br />

DieR&B-Sängerin Halle Bailey<br />

spielt nach eigenen Angaben die<br />

Hauptrolle in der geplanten Realverfilmung<br />

vonDisneys Zeichentrick-Klassiker<br />

„Arielle,die kleine<br />

Meerjungfrau“. AufTwitter veröffentlichte<br />

sie eine Comicfigur der<br />

Meerjungfrau –mit dunkler Haut<br />

und schwarzenHaaren. Laut Regisseur<br />

RobMarshall fiel die Entscheidung<br />

für Bailey nach langer Suche.<br />

DieSängerin ist Teil des Duos Chloe<br />

xHalle,das im vergangenen Jahr für<br />

einen Grammy in der Kategorie<br />

„Bester neuer Künstler“ nominiert<br />

wurde. (AFP)<br />

Feine Sahne Fischfilet sagen<br />

KonzertinDresden ab<br />

DiePunkband Feine Sahne Fischfilet<br />

haben ihr für diesen Sonnabend bei<br />

den Filmnächten am Elbufer in Dresden<br />

geplantes Konzertabgesagt.„Unser<br />

Gitarrist Christoph hat sich gesternbei<br />

einem Fahrradunfall heftig<br />

verletzt und den linken ArminGips<br />

gelegt bekommen“, teilten die Musiker<br />

am Donnerstag mit.„Wir können<br />

es irgendwie noch gar nicht fassen“,<br />

hieß es.Nach einem Arzttermin am<br />

Freitag will die Gruppe bekannt geben,<br />

ob das Konzertzeitnah nachgeholt<br />

werden kann. DieKonzertkarten<br />

behalten ihreGültigkeit. (dpa)<br />

TOP 10<br />

Mittwoch, 3. Juli<br />

1 Fußball-WM ARD 4,42 19 %<br />

2 Tagesthemen ARD 4,22 16 %<br />

3 Tagesschau ARD 3,85 16 %<br />

4 heute-journal ZDF 3,72 14 %<br />

5 Das Traumschiff ZDF 3,59 13 %<br />

6 heute ZDF 3,27 17 %<br />

7 SOKOWismar ARD 2,70 18 %<br />

8 Fußball-WM, Studio ARD 2,70 11 %<br />

9 RTL aktuell RTL 2,57 15 %<br />

10 GZSZ RTL 2,49 11 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Acud (✆ 44 35 94 97)<br />

20.00: Meditations<br />

bat-Studiotheater (✆ 755 41 77 77)<br />

20.00: LeibBeiMir /BodyByMe (Katrina E. Bastin)<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />

20.00: Todauf dem Nil<br />

English Theatre Berlin (✆ 691 12 11)<br />

20.00: Electra (Harvard CollegeStudents)<br />

ETI (✆ 278 53 01)<br />

20.00 Saal: EinigeNachrichten an das All (Absolventenklasse<br />

der ETI Schauspielschule Berlin)<br />

Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />

20.00: Ehekracher<br />

GarnTheater (✆ 78 95 13 46)<br />

20.30: Die Sanfte<br />

Globe Berlin Prolog-Bühne (Open Air)<br />

(✆ 54 90 51 92) 19.30: Romeo &Julia (Globe<br />

Ensemble Berlin)<br />

HZT Berlin in den Uferstudios (Uferstr.23)<br />

18.00 Studio 8: MA SODA301 Research Presentations:<br />

Spirited Dancing(JorgedeHoyos).Anm. erf.<br />

21.00 Studio 8: MA SODA301 Research Presentations:<br />

Impossible Forest Collaboration (Kuba<br />

Borkowicz). Anm. erf.<br />

Komödie am Kurfürstendamm im SchillerTheater<br />

(✆ 88 59 11 88) 20.00: Alles was Sie wollen<br />

Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />

20.00: Spatz und Engel –Die Geschichte der Freundschaft<br />

zwischen Edith Piaf und Marlene Dietrich<br />

Shakespeare CompanyBerlin (✆ 21 75 30 35)<br />

20.00: Die Zähmung der Widerspenstigen!<br />

Theater an der Museumsinsel (✆ 47 01 89 49)<br />

18.00: Die Vögel<br />

20.00: Faust –Schönheit, Liebe, Arbeit<br />

Uferstudios (✆ 46 06 08 87)<br />

20.30 Studio 1: Gone<br />

Vaganten Bühne (✆ 313 12 07)<br />

20.00: Shakespeares sämtliche Werke(in 90<br />

Minuten!)<br />

Vierte Welt (✆ 01 57 88 44 09)<br />

20.00: Cracks (Malte Scholz)<br />

Zimmer 16 (✆ 48 09 68 00)<br />

20.30: Im Freien Falle –ohne Netz und doppelten<br />

Boden<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Admiralspalast (✆ 22 50 70 00)<br />

19.30: Chicago–The Musical<br />

Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />

20.00: 5. Frauensommer:North-Lichter (Astrid North<br />

&Gäste: Lisa Bassenge, Katharina Franck, SAFI, Katja<br />

Aujesky,Mia Diekow,Lizzy Scharnofske, Magdalena<br />

Ganter u. a.)<br />

<strong>Berliner</strong> Schnauze –MundArt&Comedy Theater<br />

(✆ 017 95 34 66 96) 20.00: Ick bin blond und dit is<br />

jut so (Velia Vanessa Krause)<br />

BKA (✆ 202 20 07)<br />

20.00: The Golden Gmilfs (Jurassica Parka, Destiny<br />

Drescher,Margot Schlönzke, Ryan Stecken, PanAm<br />

Drag Airlines u. TomBola)<br />

BühnenRausch (✆ 44 67 32 64)<br />

20.00: Bitter and Sweet Symphony–Tonarten einer<br />

Beziehung (Nika Weckler &Dominik Wirth)<br />

Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />

20.00: Memories of Fools (Cirk La Putyka)<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

20.00: Weltretten für Anfänger<br />

Estrel Festival Center (✆ 68 31 68 31)<br />

20.30: Simply The Best –Das Tina Turner Musical<br />

(Dorothea „Coco“ Fletcher)<br />

Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Neuköllner Oper (✆ 68 89 07 77)<br />

20.00: Drachenherz<br />

Quatsch Comedy Club (✆ 47 99 74 13)<br />

20.00: Die LiveShow(Andreas Weber,HerrSchröder,<br />

Philipp Schlüter,RobertLouis Griesbach)<br />

Ratibortheater (✆ 618 61 99)<br />

20.30: Das große 7(Die Gorillas)<br />

Scheinbar Varieté (✆ 784 55 39)<br />

20.00: Open StageVarieté (Lina Lärche (Mod.)<br />

Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />

20.00: Stachelschweinerei<br />

StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />

19.30: The Band –Das Musical<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

20.00: Ich find’ ja die Alten geil. Der heiße Scheiß<br />

aus den Jahren 1999-2010 (Eure Mütter)<br />

Z-Bar (✆ 28 38 91 21)<br />

20.45: Best of Chipsund Kaviar (Daniel Wolfson und<br />

Kawus Kalantar)<br />

Zille-Destille (✆ 01 76 64 86 36)<br />

19.00: MitZille in der Destille (Albrecht Hoffmann).<br />

Anm. erf.<br />

KLASSIK<br />

<strong>Berliner</strong> Dom (✆ 20 26 91 36)<br />

20.00: Andreas Sieling,Französischer Bach! –14.<br />

Internationaler Orgelsommer 2019, Werkevon Johann<br />

Sebastian Bach<br />

Gendarmenmarkt<br />

19.30: Anhaltische Philharmonie Dessau, ErnstSenff<br />

Chor,Solist*innen: Katarzyna Dondalska, Hagen<br />

Matzeit, Sebastian Reinthaller u. a., Ltg.Markus L.<br />

Frank, Classic Open Air:Highlights der Klassik in Licht<br />

und Feuer,Tänzer:EnergyDancers, Moderation: Joja<br />

Wendt<br />

Heilig-Kreuz-Kirche Kreuzberg (✆ 69 40 12 41)<br />

20.00: Eest meets West: Open ChamberBerlin,<br />

Improvisationen zwischen europäischer Musik des<br />

17./18. Jahrhunderts und traditioneller chinesischer<br />

Musik, Alteund Neue Musik<br />

Nikolaikirche (✆ 24 00 21 74)<br />

17.00: Nikolai-Musik am Freitag–Orgelmusik zum<br />

Wochenausklang<br />

Paul-Gerhardt-Kirche Schöneberg (✆ 781 71 96)<br />

20.19: Rainer Killius (Bariton), Thomas Noll (Klavier<br />

&Orgel), Frank Schreiber (Orgel), Organovino III –In<br />

bester Verfassung,Orgelmusik und Begleitprogramm<br />

unter dem Motto „70 Jahre Grundgesetz“<br />

St. Marien-Kirche Mitte (✆ 242 44 67)<br />

13.30: Orgel am Alex –Musik und Orgelführung<br />

Stephanus-Kirche Wedding (Prinzenallee 40)<br />

19.00: Hyelin Hur und Annette Diening,Orgel mit<br />

Biss, Transkriptionen vonWagner und Ravel, vierhändig<br />

–30Minuten Musik, anschl. Kulinarisches<br />

TIPI am Kanzleramt (✆ 39 06 65 50)<br />

20.00: The 12 Tenors, Millennium, Hommageandie<br />

Welthits des letzten Jahrtausends –klassische Arien,<br />

Pop-Hymnen, Rock-Klassiker<br />

KINDER<br />

Amerika-Gedenkbibliothek (✆ 902 26 -0)<br />

15.00 Jugendbibliothek: Gaming-Friday, Mitmach-Workshop<br />

Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

Deutsches Historisches Museum (✆ 20 30 40)<br />

14.00: Ferienprogramm: Ritter,Burgen und Turniere,<br />

Treff: Zeughaus<br />

Deutsches Technikmuseum (✆ 90 25 40)<br />

11.00, 13.00 Ladestraße, Eingangshalle: Sommerferienprogramm:<br />

GPS –Geocaching aufdem<br />

Museumsgelände, Workshop (ab 9J.)<br />

FEZ Berlin (✆ 530 71 -0)<br />

10.00: FEZitty –Die Hauptstadt der Kinder (ab 6bis<br />

14 J.)<br />

galerie weisser elefant (✆ 28 88 44 54)<br />

10.00: Sich Farb-Räume erobernund darin gestalten,<br />

Workshop. Hantieren im Raum mit Objekten vor<br />

Farbe. Anm. erf.<br />

Musical<br />

All<br />

That<br />

Jazz!<br />

Man kann den Erfolg in<br />

Zahlen wiedergeben:<br />

Mehr als 31 Millionen Besucher<br />

haben in 36 Ländern bisher„Chicago“<br />

gesehen, ein beachtlicher<br />

Teil davon auch in<br />

Berlin. Hier gastierte das 1975<br />

uraufgeführte Musical von<br />

Bob Fosse und John Kander<br />

mehrfach, war zuletzt in einer<br />

deutschen Fassung im Theater<br />

des Westens zu erleben. Die<br />

Neuinszenierung von1996 am<br />

New Yorker Broadway wurde<br />

30 000-mal gespielt. Und die<br />

Verfilmung brachte im Jahr<br />

2003 sechs Oscars ein. Man<br />

kann aber auch einfach nur<br />

eine Zeile summen: „All That<br />

Jazz!“ Der ruppige, drängende<br />

Eröffnungssong des Musicals<br />

hat so viel Feuer, dass er, einmal<br />

in den Gehörgängen angekommen,<br />

nicht so schnell<br />

wieder herausgelangt. Gestern<br />

feierte die Tourneefassung aus<br />

New York Premiere imAdmiralspalast.<br />

Sie bleibt dort bis<br />

zum 13. Juli. Cornelia Geißler<br />

Chicago 19.30Uhr,Admiralspalast,<br />

Friedrichstraße 101<br />

Der Saturnmit seinen Ringen auf einem rieisgen, wie bleiernwirkenden Gummivorhang vor der Studiotür<br />

Tarkowski lässt grüßen<br />

„Saturnine“ heißt die Rauminstallation<br />

des jungen Künstlers Martin Maeller,<br />

eine dystopische Weltsicht im Studio Picknick<br />

ner Atomanalage oder einem Bunker,wie<br />

sie auch in dystopischen Filmen<br />

zu sehen sind. Solche,wie einst<br />

Andrej Tarkowski sie drehte, der<br />

große Endzeit-Melancholiker mit<br />

der russischen Seele.<br />

„Saturnine“ nennt der Konzept-<br />

Künstler Martin Maeller, erstammt<br />

aus der Oberpfalz, studierte an der<br />

Kunsthochschule Weißensee, seine<br />

karge Rauminstallation. Aus dem<br />

Englischen übersetzt bedeutet saturnine<br />

„finster“. Auf dem düsteren<br />

Türvorhang prangt, ganz winzig, das<br />

Zeichen des Saturns.Benannt ist der<br />

Gas-Planet, zu dessen Satelliten<br />

auch der Titan gehört, von unseren<br />

dem Mystischen anhängenden Urahnen<br />

seit dem antiken Griechenland.<br />

Er galt als Planet des Gottes<br />

Kronos und auch im alten Rom als<br />

Gott des Reichtums und der Ernte.<br />

Vonder Sonne aus gesehen wäre<br />

Saturn der sechste Planet des Sonnensystems,<br />

mit einem Äquatordurchmesser<br />

von etwa 120 500 Kilometern.<br />

Undwegen seiner schon im<br />

kleinen Fernrohr sichtbaren Ringe<br />

wirderoft auch der „Ringplanet“ genannt.<br />

Im Mittelalter behaupteten<br />

Alchemisten, Planeten hätten Ein-<br />

Ingeborg Ruthe<br />

folgt der melancholischen<br />

Gedanken- und Formenwelt des<br />

Künstlers –und landet in Erinnerungen<br />

an Filmedes russischen Filmemachers<br />

Andrej Tarkowski, aber auch an die<br />

1960er-Jahre-Latex-Skulpturen<br />

der deutsch-amerikanischen<br />

Minimalistin EvaHesse.<br />

Nein, springen soll ich<br />

nicht durch diesen Riesenreifen<br />

aus Metall. Der<br />

ist überzogen mit einer<br />

silbrigen Bleischicht, wie sie die<br />

skurrilen Formungen beim silvesterlichen<br />

Bleigießen, diesem uralten<br />

Brauch der Hoffnung auf Glück, entstehen.<br />

Ich soll nur schauen, nachdenken,<br />

etwas ahnen. Und möglichst<br />

erkennen, dass dies hier, trotz<br />

der weißen Hallenwände, ein Blick<br />

auf etwas Finsteres, Düsteres ist, zu<br />

dem ich mich verhalten muss.<br />

Melancholisch baumeln Gummi-<br />

Schrumpfschläuche von einer<br />

Stange.Sie lassen an herabhängende<br />

Äste denken, durch Wassernot oder<br />

schlechte Luft völlig erschlafft, instabil,<br />

tot. Die Skulpturen wirken leer,<br />

verbraucht, benutzt: Fragmente und<br />

Ausdruck einer melancholischen<br />

Gedankenwelt.<br />

Vorder Hallentür des Studios an<br />

der Potsdamer Straße hängt ein<br />

schwerer schwarzer Vorhang. Der<br />

scheint die Außenwelt abzuwehren,<br />

den Raum vor ihr abzudichten. Wie<br />

eine große Bleischürze für die Strahlenabwehr,<br />

imRöntgenraum, in einer<br />

Uranerz-Wäsche.Oder wie in ei-<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) DancingQueens<br />

15.00; Rocketman 17.30, 20.15<br />

Cinema Paris (✆ 881 3119) Ein Becken voller<br />

Männer 15.30, 20.30; Der Klavierspieler vom Gare<br />

du Nord 18.00<br />

DelphiFilmpalast (✆ 312 10 26)Geheimnis eines<br />

Lebens 15.30, 18.00, 20.30<br />

Delphi LUX (✆ 322 931040) Rocketman (OmU)<br />

15.00,17.45, 20.30; TelAviv On Fire 15.40, 18.00,<br />

20.20; Geheimnis eines Lebens (OmU) 14.00,<br />

21.00;Tel Aviv On Fire (OmU) 16.20, 18.40; Ramen<br />

Shop (OmU) 14.00; The Dead Don‘tDie (OF) 16.00,<br />

18.30,21.00; Der Klavierspieler vom Gare duNord<br />

14.30; Burning 16.50, 20.00; They Shall Not Grow<br />

Old (OmU) 15.45, 18.00, 20.15; Yoga: Die Kraft<br />

des Lebens 14.00; Sunset 16.00; Zwischen den<br />

Zeilen 19.00; OBeautiful Night 21.20<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 1753) Traumfabrik 17.30,<br />

20.00;The Dead Don‘t Die (OmU) 22.15; Britt-Marie<br />

war hier 18.00; Eine moralische Entscheidung<br />

20.15; Kamikaze 1989 (OmenglU) 22.30<br />

Kant Kino (✆ 319 9866) Pets II 14.00, 16.00,<br />

18.20, 20.50; Kroos 14.45, 18.00, 20.40; Jussi<br />

Adler-Olsen:Verachtung15.30, 18.00, 20.40; Britt-<br />

Marie war hier 16.15; Roads 18.30; Rocketman<br />

17.20,20.00; Nur eine Frau 16.10, 20.20<br />

Zoo Palast (✆ 018 05/22 2966) 3D: Spider-<br />

Man: Far From Home 11.15, 14.00, 17.00, 20.00,<br />

23.00; Pets II 11.00, 13.00, 15.00; Traumfabrik<br />

17.15, 20.10; John Wick III 23.05; Aladdin 12.15;<br />

Traumfabrik 15.00; Annabelle III 18.00, 20.40,<br />

23.15; Spider-Man: Far From Home 12.30, 15.20;<br />

3D: Pets II 18.15, 20.30; 3D: Spider-Man: Far<br />

From Home (OF) 22.45; TKKG 12.15; 3D: Pets II<br />

14.30; 3D: Aladdin 16.45, 19.45, 22.40; Men in<br />

Black: 12.00, 23.00; Drei Schritte zu Dir 14.50,<br />

20.15; Ein Becken voller Männer 17.35; Glam Girls<br />

11.30;Kroos14.00;Long Shot 20.20;X-Men:Dark<br />

Phoenix 23.10<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) La casa<br />

lobo –Das Wolfshaus (OmU) 11.00; Das schönste<br />

Paar 12.15; Birds Of Passage: Das grüne Gold der<br />

Wayuu –Pajaros deverano (OmU) 13.45; Mister<br />

Link: Ein fellig verrücktes Abenteuer –Missing Link<br />

(OF) 16.00; Yoga: Die Kraft des Lebens –Debout<br />

(OmU) 17.45; Free Solo (OmU) 19.15; Tolkien<br />

(OmU)21.00; Der Goldene Handschuh(DFmenglU)<br />

22.50; Ein Gauner &Gentleman –The Old Man &<br />

the Gun (OmU) 11.00; Ramen Shop (OmU) 12.45;<br />

Blown Away –Music,Miles and Magic (OmU) 14.15;<br />

Edie –FürTräume ist es nie zuspät(OmU) 16.15;<br />

Eine moralische Entscheidung 18.00; Rocketman<br />

(OmU) 19.45; Nur eine Frau 21.45; Border –Gräns<br />

(OmU) 23.15; Macht das alles einen Sinn? –Und<br />

wenn ja –warum dauert es so lange? (DFmenglU)<br />

11.00; Sunset – Napszallta (OmU) 12.45; Fuck<br />

Fame –Die Geschichte von Elektropop-Ikone Uffie<br />

(OmU) 15.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

16.30;Van Gogh:Ander Schwelle zur Ewigkeit –At<br />

Eternity‘s Gate (OmU) 18.15; The Dead Don‘t Die<br />

(OmU) 20.15; Burning –Beoning (OmU) 22.00<br />

Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Roads (OmU)<br />

16.00; Zwischen den Zeilen –Doubles vies (OmU)<br />

18.00; Rocketman (OmU) 20.00; Burning –Beoning<br />

(OmU) 22.15; Esta todo bien –Alles ist gut<br />

(OmU) 16.15; Push –Für das Grundrecht auf Wohnen<br />

(OmU) 17.45; Erde (OmU) 19.30; The Artist &<br />

The Pervert (OmU) 21.45<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Rocketman 13.45,<br />

16.50; Monsieur Claude II 13.45; Bailey: Ein Hund<br />

kehrt zurück 13.45; Traumfabrik 14.00, 17.00,<br />

20.00, 23.00; IMAX 3D: Spider-Man: Far From<br />

Home 14.00, 17.00, 20.00, 23.00; Men in Black:<br />

14.00, 16.45; Pets II–The Secret Life of Pets 2<br />

(OF) 14.10; Drei Schritte zu Dir 14.10, 17.30,<br />

20.15; Spider-Man: Far From Home 14.20, 17.20,<br />

19.20; Aladdin 14.20, 16.15; 3D: Pets II 14.30,<br />

16.50, 19.45, 22.15; Godzilla 2 – King of the<br />

Monsters 14.30; Don‘t Give aFox 14.30; Pets II<br />

15.00, 17.20; Avengers: Endgame 16.20; Brightburn:<br />

Son of Darkness 16.30, 22.20; Kroos 16.40;<br />

Annabelle III 17.00, 20.30, 23.10; X-Men: Dark<br />

Phoenix 17.30; John Wick III 19.15, 22.15; Long<br />

Shot 19.30; 3D: Aladdin19.30, 22.30; 3D: Spider-<br />

Man:Far FromHome(OF)19.40;3D: MeninBlack:<br />

19.40, 22.20; Ein Becken voller Männer 19.40;<br />

3D: X-Men: Dark Phoenix 20.10,22.50; Geheimnis<br />

eines Lebens 20.15; Sneak Preview 22.30; Kaviar<br />

22.30; Lloronas Fluch 22.45; Midnight Movie: The<br />

Trench –Das Grauen inBunker 1123.00; Jussi<br />

Adler-Olsen:Verachtung 23.00<br />

Zukunft (✆ 01 76/57 861079) The Dead Don‘t<br />

Die (OmU) 20.00, 23.55; Der Goldene Handschuh<br />

22.00; Berlin Bouncer (OmU) 18.00,23.30; Kaviar<br />

19.45; Liebesfilm (OmenglU) 21.45<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (✆ 04 51/703 02 00) Traumfabrik 13.45,<br />

16.40, 19.40; Long Shot 13.50; Aladdin 13.50,<br />

16.45, 19.45; Spider-Man: Far From Home 14.00;<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 14.00; Pets II<br />

14.20, 16.50; 3D: Pets II 14.50, 17.20, 20.00;<br />

Annabelle III 16.50, 20.10, 23.00; Drei Schritte zu<br />

Dir 17.00, 20.15;<br />

3D: Spider-Man: Far From Home 17.10, 19.30,<br />

22.30; John Wick III 19.50,22.50; Friedhof der Kuscheltiere<br />

22.30; Godzilla 2–King ofthe Monsters<br />

22.40;3D: Men in Black:22.45;Brightburn: Son of<br />

Darkness 23.00<br />

Kino Kiste (✆ 998 7481) Unheimlich perfekte<br />

Freunde 13.00; Yuli 14.35; Mister Link: Ein fellig<br />

verrücktes Abenteuer 16.40; Kaviar 18.25; Rocketman<br />

20.05<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (✆ 038 71/211 41 09) Alfons Zitterbacke<br />

–Das Chaos ist zurück 11.50; Aladdin<br />

11.50, 14.20, 17.00, 19.50; 3D: Pets II 12.00,<br />

14.10, 17.10, 19.40; 3D: Aladdin 12.00; TKKG<br />

12.10; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 12.15;<br />

Willkommen im WunderPark 12.20; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 12.30, 14.50; Pets II 12.40,<br />

15.00, 16.00, 18.10; Dancing Queens 14.00; 3D:<br />

Spider-Man: Far From Home 14.15, 17.20, 20.10,<br />

22.15; Long Shot 14.20; Bailey: Ein Hund kehrt<br />

zurück 14.40; Traumfabrik 14.45, 17.10, 20.00;<br />

Spider-Man: FarFrom Home 16.40, 19.45; Godzilla<br />

2–King of theMonsters 17.00; Annabelle III17.15,<br />

20.20, 22.50; Drei Schritte zu Dir 17.30, 20.15;<br />

Avengers: Endgame 19.30; John Wick III 20.00,<br />

22.40; Men in Black: 22.40; Rocketman 22.45;<br />

X-Men: Dark Phoenix 22.50; Ma –Sie sieht alles<br />

23.00; Brightburn: Son ofDarkness 23.00<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (✆ 61 60 96 93) A The Dead Don‘t Die<br />

(OmU) 17.30, 20.00, 22.20; B Tel Aviv OnFire<br />

(OmU) 17.15,19.30,21.45<br />

fsk amOranienplatz (✆ 614 2464) Erde (OmU)<br />

18.00; Das melancholische Mädchen (DFmenglU)<br />

18.15, 20.15, 22.00; Nuestro tiempo –Our Time<br />

(OmU) 20.00<br />

Moviemento (✆ 692 4785) Ramen Shop (OmU)<br />

13.30; Preview: Tel Aviv On Fire (OmU) 15.30,<br />

17.45, 20.00, 22.15; TKKG 11.00; Checker Tobi<br />

und das Geheimnis unseres Planeten 13.15; Rocketman<br />

(OmU) 15.15; Eine moralische Entscheidung<br />

– Bedoone tarikh, bedoone emza (OmU)<br />

18.00; High Life (OmU) 20.15; Roads (OmenglU)<br />

22.45; Die Winzlinge: Abenteuer in der Karibik<br />

10.00; Preview: Tel Aviv On Fire (OmU) 12.15;<br />

Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 14.30;<br />

TKKG 16.45; Prachtige Films: TBS –Nothing To Lose<br />

(OmU) 19.00; Border –Gräns (OmU) 21.30<br />

RegenbogenKino (✆ 69 57 95 17)Die rote Linie–<br />

Widerstand im Hambacher Forst 20.30<br />

Sputnik (✆ 694 11 47) Mister Link: Ein fellig<br />

verrücktes Abenteuer 16.00; Kim hat einen Penis<br />

(OmenglU) 17.45; Don‘t Give aFox (OmU) 19.15;<br />

Burning –Beoning (OmU) 21.00; Mirai: Das Mädchen<br />

aus der Zukunft 16.00; Roads (OmU) 17.45;<br />

Kaviar (OmU) 19.30; Rocketman (OmU) 21.30;<br />

Kinobar im Sputnik The Artist &The Pervert (OmU)<br />

21.30<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) Geheimnis eines Lebens<br />

15.20, 17.40, 20.00; New TelAviv OnFire 16.45,<br />

19.00, 21.15<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Pets II 12.45,<br />

14.00, 16.00, 18.00; Spider-Man: Far From Home<br />

14.15; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 14.45;<br />

Aladdin 14.45, 19.45; 3D: Pets II 15.00, 20.15;<br />

3D: Spider-Man: Far From Home 17.00, 20.00;<br />

Kroos 17.00; Traumfabrik17.15, 20.00; Drei Schritte<br />

zu Dir 17.30; Ein Becken voller Männer 20.15<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Geheimnis<br />

eines Lebens 13.00, 15.45; 3D: Aladdin 13.00;<br />

Men in Black: 13.15; Tolkien 15.30; Pets II 15.40,<br />

18.00; Robert Zimmermann wundert sich über die<br />

Liebe 18.00; Kaviar 18.00; Ein Becken voller Männer<br />

20.15; 3D: Pets II 20.30<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 11.30; Glam Girls<br />

11.30; Willkommen imWunder Park 11.45; TKKG<br />

11.45; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 11.45;<br />

Pets II 12.00,14.15, 17.00; Aladdin 12.00, 14.00,<br />

17.00; 3D: Pets II12.30, 15.00, 17.30, 20.15,<br />

22.30; Traumfabrik 14.00, 16.45, 19.50; Spider-<br />

Man: Far From Home 14.00; Men inBlack: 14.00;<br />

Drei Schritte zu Dir 14.00, 17.00, 19.45; Avengers:<br />

Endgame 15.15; 3D: Spider-Man: Far From Home<br />

16.30, 19.45, 23.00; Annabelle III 17.05, 20.15,<br />

23.00; 3D: Men inBlack: 19.50,22.45; John Wick<br />

III 19.50; 3D: X-Men: Dark Phoenix 20.00, 23.00;<br />

Brightburn: Son of Darkness 22.45; Midnight Movie:<br />

The Trench –Das Grauen in Bunker 11 23.00;<br />

Long Shot 23.00<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98) Urfin: Der Zauberer von Oz<br />

17.00;All My Loving –Eine Geschichte von drei Geschwistern<br />

18.45; Under theTree 21.00; Der illegale<br />

Film (OmU) 18.00;Wenn Fliegen träumen19.45;<br />

Eine moralische Entscheidung 21.45<br />

Babylon (✆ 2425969) NewYork –New York: Hinter<br />

dem Rampenlicht –All that Jazz (OF) 17.15; New<br />

York –New York: King Kong und die weiße Frau<br />

(OmU) 17.30; New York –New York: Do The Right<br />

Thing (OmU) 17.45; New York –New York: Rosemaries<br />

Baby (OmU) 19.30; Impuros –The Impure<br />

(OmenglU) 20.00; New York –New York: So wie wir<br />

waren –The Way We Were (OF) 20.00; New York –<br />

NewYork: EyesWide Shut (OmU) 21.45; NewYork –<br />

NewYork: Taxi Driver (OmU) 22.00; NewYork –New<br />

York: Cruising (OmU) 22.15<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73)<br />

Rocketman (OmU) 12.15, 14.45, 17.15, 20.00,<br />

22.45; Der Klavierspieler vom Gare du Nord (OmU)<br />

10.15, 19.00; Greta (OmU) 12.30; Alfons Zitterbacke<br />

14.30; Monsieur Claude II(OmU) 16.45; Border<br />

–Gräns (OmU) 21.30<br />

CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) TKKG<br />

11.00; Spider-Man: Far From Home 11.10, 14.20;<br />

Royal Corgi: Der Liebling der Queen 11.10; Drei<br />

Schritte zu Dir 11.20, 17.15, 20.00; Dancing<br />

Queens 11.20; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

11.30; Bailey: Ein Hund kehrt zurück 11.40; 3D:<br />

Pets II 12.00, 14.30, 17.00, 19.30; Pets II 12.30,<br />

15.00, 17.30, 22.30; Avengers: Endgame 13.15;<br />

X-Men: Dark Phoenix 13.30; Aladdin 13.45, 16.45;<br />

Long Shot 14.00; Glam Girls 14.10; Traumfabrik<br />

14.15, 17.15, 20.15; Men in Black: 16.30; 3D:<br />

Spider-Man: Far From Home 16.40, 19.45, 23.00;<br />

Kroos 17.00; Annabelle III 17.45, 20.30, 23.15;<br />

3D: Aladdin 19.20; 3D: Men in Black: 19.40,<br />

22.40;John Wick III19.50, 23.10; 3D:X-Men:Dark<br />

Phoenix 20.10, 23.15; 3D: Avengers: Endgame<br />

22.00;3D: Godzilla 2–Kingofthe Monsters 22.50;<br />

Brightburn: Son of Darkness 23.10<br />

Hackesche Höfe (✆ 283 4603) Britt-Marie war<br />

hier – Britt-Marie var här (OmU) 14.30; Nonna<br />

Mia! – Metti la nonna in freezer (OmU) 16.45,<br />

19.00; 25km/h (OmenglU) 21.15; Berlin Babylon<br />

(Omdt+englU) 14.30; Ein Becken voller Männer –<br />

Le grand bain (OmU) 16.30, 19.00; Nuestro tiempo<br />

–Our Time (OmU) 21.30; Sunset –Napszallta<br />

(OmU) 14.30; Inna de Yard –The Soul of Jamaica<br />

(OmU) 17.30; The Dead Don‘t Die (OmU) 19.45,<br />

22.00; Tel Aviv On Fire (OmU) 14.45, 19.00; Das<br />

melancholischeMädchen (OmenglU)17.00,21.15,<br />

23.15; Burning –Beoning (OmU) 14.00, 21.00; O<br />

Beautiful Night (OmenglU) 17.00, 19.00<br />

International (✆ 24 75 60 11) Geheimnis eines<br />

Lebens 16.30, 19.00; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />

21.20<br />

Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Der Juxbaron<br />

20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />

Willkommen im Wunder Park 12.00; Spider-Man:<br />

Far From Home 12.00, 14.10, 17.10, 20.00; Royal<br />

Corgi: Der Liebling der Queen 12.00; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 12.00, 14.40; Pets II<br />

12.00, 14.30, 17.00, 23.00; Mister Link: Ein fellig<br />

verrücktes Abenteuer 12.00;Aladdin 12.00, 14.15,<br />

17.10, 20.00, 22.30; 3D: Pets II 12.30, 15.00,<br />

17.30, 20.00; Traumfabrik 14.00, 17.10, 20.10;<br />

Drei Schritte zu Dir 14.00, 16.45; TKKG 14.30; Pets<br />

II –The Secret Life of Pets 2(OF) 14.50; Spider-<br />

Man: Far From Home (OF) 17.00, 20.15; Annabelle<br />

III 17.00, 20.10, 22.55; Men in Black: 17.10;<br />

3D: Spider-Man: Far From Home 19.30, 22.35;<br />

Hollywoodtürke 19.45; Kroos 20.00; John Wick III<br />

22.00; Long Shot (OF) 22.45; X-Men: Dark Phoenix<br />

(OF) 22.50; Annabelle III (OF) 22.55; Brightburn:<br />

Son of Darkness 23.15<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19) Mirai: Das Mädchen aus<br />

der Zukunft 12.00;Aladdin (OmU) 13.45; Zwischen<br />

den Zeilen –Doubles vies (OmU) 16.00; Mamacita<br />

(OmU) 18.00; Ein Becken voller Männer –Legrand<br />

bain(OmU) 19.30; Burning –Beoning(OmU)21.50<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50) The Dead Don‘t Die<br />

(OF) 17.00,19.30,22.00<br />

Passage (✆ 68 23 70 18) The Dead Don‘t Die<br />

(OmU) 18.15, 20.45; Rocketman (OmU) 18.15,<br />

20.45;Nur eine Frau 19.00; Ein Beckenvoller Männer<br />

–Legrand bain (OmU) 21.10<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45) Spider-Man: Far From<br />

Home (OF) 17.40, 20.30, 22.20; Geheimnis eines<br />

Lebens (OmU) 15.20, 17.40, 20.00; They Shall Not<br />

Grow Old (OmU) 16.45, 19.00; Burning (OmenglU)<br />

21.15;Tolkien (OmU) 16.15; TelAviv On Fire (OmU)<br />

18.40, 20.50; Burning –Beoning (OmU) 16.30,<br />

19.30; OBeautiful Night (OmenglU) 22.30<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />

Aladdin13.50,16.45, 19.45; MeninBlack: 14.05;<br />

Long Shot 14.10; Pets II 14.15, 17.30; Spider-<br />

Man: Far From Home 14.20; 3D: Pets II 15.00,<br />

17.10, 20.00, 22.15; 3D: Spider-Man: Far From<br />

Home 16.30, 19.45, 23.00; Traumfabrik 17.20,<br />

20.15; Annabelle III 17.30,20.10,23.00; 3D: Men<br />

in Black: 19.30; John Wick III 22.30; Brightburn:<br />

Son of Darkness 22.50<br />

Wolf (✆ 921 03 93 33) Erde (OF) 12.00, 21.10;<br />

Das melancholische Mädchen (OmenglU) 14.20,<br />

23.00; Mo &Friese unterwegs 16.00; Mirai: Das<br />

Mädchen aus der Zukunft 16.00; OBeautiful Night<br />

(OmenglU) 17.00, 23.30;Burning –Beoning (OmU)<br />

18.10; High Life (OmU) 18.50;White Star (OmenglU)<br />

21.00


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

Durch den Reifen muss keiner springen, er dient als Fenster blick auf dystopische Zustände. M.MAELLER/STUDIO PCKNICK (2)<br />

KUNSTWERK DER WOCHE<br />

Der Künstler: Martin Maeller,geboren<br />

1990 in Neustadt an der Waldnaab in<br />

der Oberpfalz, studierte an der Kunsthochschule<br />

Berlin-Weißensee Freie<br />

Kunst/Malerei. Er lebt und arbeitet in<br />

Berlin. Form, Wissenschaft, Esoterik interessieren<br />

ihn, er thematisiertVergänglichkeit<br />

und die realen wie irrationalen<br />

Ängste der Menschen.<br />

Die Ausstellung „Saturnine“<br />

ist bis zum 27. Juli im Studio Picknick<br />

in der Potsdamer Straße 118 (Hof) zu<br />

sehen, immer sonnabends 12 bis<br />

18 Uhr oder gern nach Absprache.<br />

Kontakt über:www.studiopicknick.com<br />

fluss auf die menschliche Physiologie<br />

und Psyche,insbesondereauf das<br />

Temperament von ohnehin schon<br />

trübsinnig veranlagten Menschen.<br />

Mit dem Gedanken spielt auch<br />

Maeller. Gummi, Blei, Carbonfasernetze<br />

–seine Materialien lassen auf<br />

tiefereBedeutung schließen, denn es<br />

sind herbe, ruppige poetische Formulierungen<br />

über die grundlegenden<br />

Fragen: Woher kommen wir?<br />

Wohin gehen wir? Weroder was sind<br />

wir Menschen im Universum?<br />

Hier wirft ein noch so junger<br />

Künstler einen düsteren Blick auf<br />

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.<br />

Undnichts erscheint wahllos,<br />

alles ist mit Bedacht zusammengefügt<br />

und in ein scheinbar stellvertretendes<br />

Sinnbild gerückt. Man<br />

könnteMaellersSkulpturen auch als<br />

spirituelle Konversationsstücke sehen,<br />

für die einem aber die Worte<br />

fehlen. Durch das Fetischisieren der<br />

Materialien und das tiefe Schwarz<br />

gelingt es ihm, eine Klammer zwischen<br />

Materialismus und quasireligiösen<br />

Objekten zu schaffen.<br />

Dabei wird die Reduktion von<br />

sinnlicher Materialität und Körperhaftigkeit<br />

bestimmt, sodass man unweigerlich<br />

auch an die Latexskulpturender<br />

deutsch-amerikanischen Minimalistin<br />

der 60er-Jahre, EvaHesse,<br />

denken muss. Denn auch der junge<br />

Martin Maeller verbindet komplexe<br />

und zum Teil konträre Aspekte: Der<br />

spielerische Einsatz von Rhythmus,<br />

die Konfrontation von gegensätzlichen<br />

Strukturen wie Ordnung und<br />

Chaos,Kontrolle und Dynamik, Präzision<br />

und Zufall spielen auch bei<br />

ihm die Hauptrolle. Den studierten<br />

Maler und Objektkünstler interessiert<br />

unübersehbar die Dreieicksbeziehung<br />

von Kunst, Naturwissenschaft<br />

undEsoterik.<br />

Er thematisiert Vergänglichkeit<br />

und die realen wie irrationalen<br />

Ängste derMenschen. Dies aber keineswegs<br />

verbissen oder bierernst.<br />

Denn man entdeckt beim näheren<br />

Herangehen an den wie bleiernen<br />

Tür-Vorhang, dass die kleine Planetenkugel<br />

des Saturnein Gesichthat –<br />

wie ineinem Comic-Strip –drei minimale<br />

Striche nur markieren den<br />

Trauerkloß, diesen planetaren Miesepeter<br />

mit den schrägen Augen<br />

und pessimistisch verkniffenem<br />

Mund. Und befreit lachend verlässt<br />

man das Studio.<br />

Soul<br />

Erinnerung<br />

an<br />

Astrid North<br />

Die Plakate, die für die 5.<br />

Ausgabe des Festivals<br />

Frauensommer werben, zeigen<br />

Astrid Northoben links als<br />

„Headliner“, wie es in der<br />

Branche heißt. Es wäre wohl<br />

ein stimmungsvolles, einfühlsames<br />

Konzert geworden, Astrid<br />

Norths Beitrag zu einem<br />

Festival, an dem sie auch hinter<br />

den Kulissen mitgewirkt<br />

hat. Am 25. Juni ist Astrid<br />

North, die frühere Sängerin<br />

der <strong>Berliner</strong> Band Cultured<br />

Pearls,imAlter vonnur 46 Jahrenanden<br />

Folgen einer Krebserkrankung<br />

gestorben. Unter<br />

demTitel„North-Lichter“ wird<br />

nun im Rahmen des Frauensommer-Festivals<br />

an zwei<br />

Abenden hintereinander an<br />

die musikalisch vielseitige Astrid<br />

North erinnert. Den Anfang<br />

machen heute Flinte,<br />

Charlotte Brandi, Nicola Rost,<br />

Ivy Quainoo, Lisa Bassenge,<br />

SAFI und Adelle Nqeto. Astrid<br />

North hatte sich die Konzerte<br />

gewünscht. HarryNutt<br />

North-Lichter 20 Uhr,Bar jederVernunft,<br />

Schaperstraße24<br />

Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />

17.00: Clowns Ratatui (ab4J.)<br />

Gemäldegalerie (✆ 266 42 42 42)<br />

10.00: Kinder-Reich in derGemäldegalerie. Die<br />

Werkstatt des Malers<br />

Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />

9.00:1,2,3,Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />

Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />

11 J.)<br />

10.00: Ahoi, Papieraten!, KreativeSommerferien im<br />

Labyrinth Kindermuseum<br />

MACHmit! Museum für Kinder (✆ 74 77 82 00)<br />

10.00: AufBiegen ohne Brechen-Eisstiele fürs<br />

Handgelenk, Wochenwerkstatt<br />

14.00: Schultüten für alle Einschulkinder,Bezahlwerkstatt<br />

(9 Euro)<br />

me Collectors Room Berlin (Auguststr.68)<br />

12.00: Art&Kids, Offenes Kinderprogramm<br />

Museumsdorf Düppel (✆ 8026671)<br />

17.00: Kleine Summer School: Wasser und<br />

Globalisierung –Campen im Museumsdorf Düppel,<br />

Sommer-Camp für 12- &13-Jährige(ab 12 bis 13<br />

J.). Anm. erf.<br />

Theater an der Museumsinsel (✆ 47 01 89 49)<br />

16.00, 17.00: Puppenspieldes Dr.Faustus, Ein Faust<br />

für Kinder<br />

Varia Vineta (✆ 43 72 32 44)<br />

16.00: Hans im Glück, Varia Vineta Ensemble, Traditionelle<br />

Märcheninszenierung (ab 2J.). Anm. erf.<br />

W. M. Blumenthal Akademie (Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz<br />

1)<br />

10.00: Arche Noah Artlab –Neue Lebensorte aus<br />

Recyclingmaterialien kreieren, Leitung: Barbara Antal<br />

(ab 9bis 12 J.). Anm. erf.<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Buchhändlerkeller (✆ 55 14 93 58)<br />

19.00: CreativeWriting Group,<br />

Lettrétage (✆ 692 45 38)<br />

20.00: Trio untermPfirsichbaum, Sandra Burckhardt,<br />

Alexander Graeff,Felix Schiller<br />

KONZERT<br />

AstraKulturhaus (✆ 69 56 68 40)<br />

19.00: La Dispute, Milk Teeth, Petrol Girls<br />

b-flat (✆ 283 31 23)<br />

21.00: Susanna Bartilla, Summer Songs<br />

Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />

21.00: Jan vonKlewitz (sax) &the Reggie Moore Trio<br />

Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />

19.00: Gorgasm, Cenotaph, Unbirth, In Demise,<br />

Krylithsic<br />

Fluxbau (Pfuelstr.5)<br />

20.00: PISH<br />

Freilichtbühne an der Zitadelle (✆ 333 40 22)<br />

19.00: Larry Schuba &WesternUnion, Larry Schuba<br />

&WesternUnion<br />

Friedenskirche Charlottenburg (✆ 304 49 96)<br />

15.00: Daniel Knabe (voc, sax), Christoph Reiß (b),<br />

Alexander Reiß (p), Philipp Schwartz(dr), Sommercafé<br />

Frieden –Summertime<br />

Haus der Kulturen derWelt (✆ 39 78 71 75)<br />

19.00 Dachterrasse, bei Regen im Foyer: Wassermusik<br />

–Black Atlantic Revisited: Milton Nascimento<br />

präsentiertClube da Esquina, Luedji Luna<br />

Lido (✆ 69 56 68 40)<br />

21.00: Radio Moscow<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

19.30: Whores<br />

Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />

21.30: Orania.Jazz: Declan Forde(p), James Banner<br />

(b), UgoAlunni (dr)<br />

Orwohaus (✆ 32 53 34 14)<br />

17.30 drinnen und draußen: 13. ORWO-Festival: Pero<br />

Pero, ValSinestra, Street Fighter,Lausch, Lowland, Der<br />

Unerbittliche Vogelmann<br />

Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />

21.00: Ulli &Die Grauen Zellen<br />

Schlot (✆ 448 21 60)<br />

21.00: Uni Bigband Berlin, Ltg.Nicolai Thärichen<br />

SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />

20.00: Me First and the Gimme Gimmes, PartyFears<br />

ufaFabrik (✆ 75 50 30)<br />

20.00 Theatersaal: Schalala –Das Mitsingding mit<br />

Stefanie Bonse (Gitarre) und Marie-Elsa Drelon<br />

(Klavier)<br />

Wild At Heart (✆ 611 70 10)<br />

22.00: GBH +Radiocrimen<br />

Yorckschlösschen (✆ 215 80 70)<br />

21.00: Chat Noir<br />

Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />

21.15: Uri Gincel’s„Head Hunters“ Tribute<br />

CLUB<br />

Anita Berber (Gerichtstr.23)<br />

23.00: Foursome: Summer Edition, BämBäm,<br />

Philippe Autuori, Mad Shivers b2b Sellostone, Kim<br />

Ava (Warschauer Pl. 18)<br />

23.00: Hainmat, TripAdvisor,Schabernack, Peter<br />

Wiseguy,Kloe<br />

Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />

23.00: EmployeeOfThe Month, KazOnDaBeat, Kabel<br />

K, Nali, Moacyr,Ty.Rell,MCCheek, Prof. X, Point5ive,<br />

Jaynu Vega<br />

Begine (✆ 215 14 14)<br />

20.00: Party–Die Pop-Perlen der Tangoschlampe,<br />

Andrea<br />

Berghain (Am Wriezener Bahnhof)<br />

23.59 Panorama Bar:FinestFriday,Egyptian Lover<br />

(live), Cinnaman, DaM-FunK, San Soda<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />

20.00: UY Zone<br />

Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />

23.00: Hit the Road Jack, Pepe Vargas, Barbecue<br />

Bob,2maniac, Balou<br />

Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />

21.00: Schwoof, Clärchen &Freunde<br />

Duncker (✆ 445 95 09)<br />

22.00: Independent Tanzmusik, Alusie<br />

Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />

23.30: Afrohaus, MarSoul, Haizel, DJ Premps, Afro<br />

Haus Soundsystem<br />

Insomnia (Alt-Tempelhof 17-19)<br />

22.00: Young Love<br />

Junction Bar (✆ 694 66 02)<br />

22.00: DJane B.B.<br />

Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />

22.00: Rebel Yell –Lovethe 80s!, Hey, my Commander<br />

Kulturbrauerei/Soda (✆ 44 31 51 55)<br />

23.00: Ladies Night, Guess, Bat, Abuze, MixMasta<br />

Pumi, Zissa, Miss IRiE, C-Roc, R’n’P, Jordan, Marcel db,<br />

Daora, DJ Lewii<br />

Lido (✆ 69 56 68 40)<br />

23.30: Let’S Dance to JoyDivision –The Early Days<br />

Maze (✆ 55 51 84 54)<br />

20.00: 007, Anarchic Handsyndrome u. a.<br />

23.00: Atomic, DJ trust.the.girl, Marco Ward u. a.<br />

23.59: LooneyTunez KaraokeBand (live)<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />

23.59: Cancl Tmrw,Daniel Stefanik, Luca Donzelli, Iris<br />

Menza, Monello, Dilivius Lenni, Shuray&Walle<br />

WaterGate (✆ 61 28 03 94)<br />

23.55: Rauschen, BartSkils, Layton Giordani, Atlantik<br />

(live), Shlomsen, Dennis Kuhl, Koljah<br />

Yaam (✆ 615 13 54)<br />

22.00: Latin-Arab,Ghetto Kumbe (live), RizanSaid<br />

Music, Nuri, Uji<br />

BALLROOM<br />

Tanzpavillon im Monbijoupark (Monbijoustr.3)<br />

20.00: Swing,E<br />

KINO<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Pets II<br />

14.00, 16.00, 18.40, 20.45; Geheimnis eines Lebens<br />

16.20, 18.00, 20.30; TKKG 14.15<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Geheimnis<br />

eines Lebens 15.40, 20.20; Geheimnis eines Lebens<br />

(OmU) 18.00; TelAviv OnFire 14.15, 16.30,<br />

18.45,21.00; Pets II 14.00, 16.00, 18.00, 20.00;<br />

TKKG 14.20; Rocketman (OmU) 16.30, 22.00; The<br />

Dead Don‘t Die (OmU) 19.00; The Dead Don‘t Die<br />

21.15; Der Klavierspieler vom Gare duNord 15.15;<br />

Ein Becken voller Männer 17.30; Burning 20.00<br />

Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Spider-Man: Far From Home 13.45, 16.45, 19.45,<br />

22.30; Traumfabrik 14.00, 17.00, 20.00; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 14.00; Pets II 14.15,<br />

16.40; Der Fall Collini 14.15; Zwischen den Zeilen<br />

14.20; 3D: Pets II 14.30, 16.30, 19.30; TKKG<br />

14.45;Ein Beckenvoller Männer 16.40,19.30;Der<br />

Klavierspieler vomGare du Nord 17.00;SpiderMurphy<br />

Gang –Glory Days of Rock ‚n‘ Roll 17.10; Geheimnis<br />

eines Lebens 17.15, 19.00; Tolkien 19.00;<br />

Aladdin (OmU) 19.40, 22.40; Kaviar (OmU) 20.30,<br />

2.00; Avengers: Endgame (OmU) 21.30; Burning –<br />

Beoning (OmU) 21.40; Rocketman (OmU) 21.45;<br />

The Dead Don‘t Die (OmU) 22.50; Pets II –The Secret<br />

Life ofPets 2(OmU) 23.00<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98) Kurische Nehrung<br />

(OmU)18.00; Kaviar (OmU; m. Gästen)19.30; „Mir<br />

ist es egal, wenn wir als Barbaren in die Geschichte<br />

eingehen“ –„Imi este indiferent daca inistorie vom<br />

intra ca barbari“ (OmU) 21.15<br />

UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00)Traumfabrik<br />

14.10, 17.00, 19.50; Aladdin 14.10, 17.05,<br />

19.50; Spider-Man: Far From Home 14.15; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 14.15; Men in Black:<br />

14.15, 17.00; Godzilla 2–King ofthe Monsters<br />

14.20; Ein Becken voller Männer 14.20, 17.10,<br />

20.05; Pets II 14.30, 17.00; Drei Schritte zuDir<br />

14.30, 17.15; 3D: Pets II 15.00, 17.30, 20.00,<br />

22.45; 3D: Spider-Man: Far From Home 16.45,<br />

20.00, 22.45; Annabelle III 17.15, 20.15, 22.45;<br />

Jussi Adler-Olsen: Verachtung 17.20; 3D: X-Men:<br />

Dark Phoenix 19.45; Long Shot 19.50; 3D: Men<br />

in Black: 20.00; 25 km/h 20.00; Midnight Movie:<br />

The Trench –Das Grauen in Bunker 11 22.45; The<br />

Dead Don‘t Die 22.45;SneakPreview22.45; Kaviar<br />

22.45; Brightburn: Son of Darkness 22.45<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />

Ein Becken voller Männer14.45;Rocketman 17.40,<br />

20.30<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02) Der Fall Collini 18.00;<br />

Nur eine Frau 20.15<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) Geheimnis eines Lebens<br />

(OmU) 16.10, 18.30; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />

20.50<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30) Freak Show (OmU) 18.00;<br />

Ein Becken voller Männer –Legrand bain (OmU)<br />

20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 0211) TKKG<br />

10.00, 12.15; Spider-Man: Far From Home 10.00,<br />

14.10, 17.10; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

10.00, 11.55, 14.15; Pets II 10.00, 12.15,<br />

14.30, 17.00, 23.15; 3D: Pets II 10.00, 12.40,<br />

14.45, 19.40; Royal Corgi: Der Liebling der Queen<br />

12.10; Drei Schritte zu Dir 14.40, 16.50, 20.15;<br />

Kroos 16.55; Traumfabrik 17.20, 19.40; Annabelle<br />

III 19.30, 22.40; 3D: Spider-Man: Far From Home<br />

20.15, 22.30;John Wick III22.15; Long Shot 23.00<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81) MonsieurClaude<br />

II 16.15; Edie –Für Träume ist es nie zu<br />

spät 18.15; Rocketman 20.15; Green Book –Eine<br />

besondere Freundschaft 21.30<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/505 07 11) Traumfabrik 14.30,<br />

17.30,20.30<br />

Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Royal Corgi:<br />

Der Liebling der Queen 13.00; TKKG 13.30; Pets<br />

II 13.30, 15.30, 16.30, 18.30; Drei Schritte zu Dir<br />

14.00, 18.00, 20.30; Spider-Man: Far From Home<br />

15.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 15.45;<br />

3D: Spider-Man: Far From Home 17.30, 20.30;<br />

Traumfabrik 17.45, 20.30; Sneak Preview 20.15<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00) Lord Jim (70mm) 20.00;<br />

AtteyatAlAbnoudy: Amal Donqol –The Talk of Room<br />

8(u.a.; m. Einführung) 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 806969)<br />

Pets II 12.30, 14.00, 16.40; Dancing Queens<br />

12.30; Traumfabrik 12.40, 16.00, 19.15, 22.00;<br />

Aladdin 12.50, 13.30; Spider-Man: Far From Home<br />

13.00, 16.00, 19.30; 3D: Pets II 13.00, 15.00,<br />

17.35, 20.15, 23.00; Nur eine Frau 13.15; Der<br />

Junge muss an die frische Luft 13.30; Bailey: Ein<br />

Hund kehrt zurück 13.30; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 13.40; Royal Corgi: Der Liebling der Queen<br />

13.45; TKKG 13.50, 15.00;<br />

After Passion 13.50; 3D: Spider-Man: Far From<br />

Home 14.00, 17.00, 20.30, 23.00; Drei Schritte zu<br />

Dir14.10, 16.50, 20.10, 22.50; MonsieurClaude II<br />

14.20; X-Men: Dark Phoenix 15.00, 17.40, 23.00;<br />

Avengers: Endgame 16.00, 20.20; Ein Becken voller<br />

Männer 16.10, 19.20; Geheimnis eines Lebens<br />

16.20, 19.10; Men in Black: 16.30, 20.00; Godzilla<br />

2–King of the Monsters 16.30; 3D: Aladdin<br />

16.30, 19.30, 22.50; Der Klavierspieler vom Gare<br />

du Nord 16.50;Annabelle III 16.50, 19.50, 23.00;<br />

Tolkien 17.10; Van Gogh:Ander Schwelle zur Ewigkeit<br />

17.15; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

17.30; Glam Girls 18.00, 20.00; Der Fall Collini<br />

19.30;Rocketman19.40;3D: X-Men: Dark Phoenix<br />

19.50; Kroos 20.15, 22.30; John Wick III 20.20,<br />

23.00; Long Shot 20.40, 22.40; Brightburn: Son<br />

of Darkness 20.45; Greta (2019 USA) 22.40; 3D:<br />

Godzilla 222.40; Ma –Sie sieht alles 23.10<br />

CineStar imSony Center (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Aladdin (OF) 13.20, 16.30; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu –Pokemon Detective Pikachu (OF)<br />

13.30; Men in Black: (OF) 13.30; Tolkien (OF)<br />

13.45; Avengers: Endgame (OF) 13.50; Spider-<br />

Man: Far From Home (OF) 14.00; Pets II –The Secret<br />

Life of Pets 2(OF) 14.30, 17.50; 3D: Pets II –<br />

The Secret Life of Pets 2(OF) 15.00,17.10,19.30,<br />

23.15; 3D: X-Men: Dark Phoenix (OF) 16.20; Annabelle<br />

III (OF) 16.40, 20.20, 23.10; Long Shot<br />

(OF) 16.50; 3D: Spider-Man: Far From Home (OF)<br />

17.00, 20.10, 22.40; Brightburn (OF) 17.30; 3D:<br />

Men in Black: (OF) 19.20; Rocketman (OF) 19.30;<br />

3D: Aladdin (OF) 19.40, 22.50; Geheimnis eines<br />

Lebens (OF) 19.50; John Wick III (OF) 20.00,<br />

22.30; X-Men: Dark Phoenix (OF) 22.00; 3D: Godzilla<br />

2(OF) 22.15; The Dead Don‘t Die (OF) 23.15<br />

CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00)3D: Galapagos:<br />

Rätsel der verlorenen Welt 11.30; 3D: Spider-<br />

Man: Far From Home (OF) 12.45, 19.15, 22.30;<br />

3D: Spider-Man: Far From Home 16.00<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Spider-Man: Far<br />

From Home (OF) 19.30<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 16 50) TKKG 10.00, 12.00; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 10.00, 12.15,15.00;<br />

Pets II 10.00, 12.00, 14.00, 16.00; Mister Link:<br />

Ein fellig verrücktes Abenteuer 10.00; Spider-Man:<br />

Far From Home 12.30, 14.00, 17.00; 3D: Pets II<br />

12.30, 15.00, 17.30, 20.15, 22.30; Traumfabrik<br />

14.30, 17.00, 20.00, 22.30; Drei Schritte zu Dir<br />

17.30, 20.00; Annabelle III 18.00, 20.15, 22.30;<br />

3D: Spider-Man: Far From Home 20.00, 22.30;<br />

John Wick III 22.30<br />

Casablanca (✆ 677 57 52) Das fliegende Klassenzimmer<br />

14.00; Edie –Für Träume ist esnie zu<br />

spät 16.00; AllMyLoving–Eine Geschichte vondrei<br />

Geschwistern 18.15; Britt-Marie war hier 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Spider-Man: Far From Home 11.30, 14.00; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 11.30; Pets II 11.30,<br />

14.00, 16.30; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheime Welt 11.30; Avengers: Endgame<br />

11.30, 15.30; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />

zurück 11.35; Ostwind 4–Aris Ankunft 11.45; Mister<br />

Link: Ein fellig verrücktes Abenteuer 11.50; 3D:<br />

Pets II 12.10, 14.40,17.10,19.30, 22.00; Aladdin<br />

14.00; Traumfabrik 14.05, 17.05, 19.40; Men in<br />

Black: 14.15; TKKG 14.30; Bailey: Ein Hund kehrt<br />

zurück14.45; 3D: Men in Black: 17.00; 3D: Spider-<br />

Man: Far From Home 17.05, 20.10, 22.45; Annabelle<br />

III 17.15, 20.10, 23.00; Glam Girls 17.30;<br />

3D: X-Men: Dark Phoenix 19.20; 3D: Aladdin<br />

19.30; 3D: Godzilla 2–King of the Monsters 19.40,<br />

22.45; John Wick III 19.55, 22.50; Drei Schritte zu<br />

Dir 19.55; 3D:Avengers: Endgame 22.00; Ma–Sie<br />

sieht alles 22.30; Long Shot 22.55; Brightburn:<br />

Son of Darkness 23.15<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) TKKG<br />

12.00; Spider-Man: Far From Home 12.00, 14.30,<br />

17.20; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 12.00,<br />

14.30; Kroos 12.00; Bailey: Ein Hund kehrt zurück<br />

12.00; Pets II 12.15, 14.35, 17.00, 23.00; 3D:<br />

Pets II 12.30, 15.00,17.30, 20.00; Aladdin 14.10,<br />

17.00, 19.45; Drei Schritte zu Dir 14.20, 17.00,<br />

19.50; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.45;<br />

Traumfabrik 16.40, 19.40; Annabelle III 17.00,<br />

20.10, 22.50; 3D: Spider-Man: Far From Home<br />

19.30, 22.40; Spider-Man: Far From Home (OF)<br />

20.00; Brightburn: Son of Darkness 22.30; John<br />

Wick III 22.35; Men in Black: 22.40; Annabelle III<br />

(OF) 22.40<br />

Kino im Silent Green Kulturquartier (✆<br />

46 06 73 24) MARS Garten: ContemporaryVinegar<br />

Syndrome: Skidoo (OF) 21.30<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (✆ 471 4001) Das melancholische<br />

Mädchen 19.00; Erde (OmU) 20.30; Five Fingers<br />

for Marseilles (OmU) 22.30<br />

Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Pets II 10.15,<br />

12.15, 14.15, 16.15, 18.15, 20.15; Rocketman<br />

12.30, 20.00; TKKG 15.15; Der Klavierspieler vom<br />

Gare du Nord 17.30<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Erde 15.30;<br />

Zwischen den Zeilen –Doubles vies (OmU) 18.00;<br />

Der Klavierspieler vom Gare du Nord –Aubout des<br />

doigts (OmU) 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Aladdin 13.00,<br />

20.15; Dancing Queens 15.45; Ein Becken voller<br />

Männer 17.45<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 46 78) Der kleine Nick macht Ferien<br />

16.00; Monsieur Claude II18.00; Bildbuch 20.30<br />

Capitol (✆ 831 64 17) Geheimnis eines Lebens<br />

15.30, 18.00, 20.30<br />

FREILUFTKINOS<br />

Freilichtbühne Weißensee (✆ 24 72 78 01) The<br />

Favourite –Intrigen und Irrsinn (OmU) 21.45<br />

Freiluftkino Friedrichshagen (✆ 65 01 31 41)<br />

Das Pubertier –Der Film 21.15<br />

Freiluftkino Hasenheide (✆ 283 4603) 25 km/h<br />

(OmenglU) 21.45<br />

Freiluftkino Kreuzberg The Mule (OmU) 21.45<br />

Freiluftkino Rehberge Yuli 21.45<br />

Open-Air-Kino SchlossparkBiesdorf (✆ 9987481)<br />

Rocketman 21.30<br />

Pompeji –FLK am Ostkreuz (✆ 01 76/56 70 92 98)<br />

Green Book –Eine besondere Freundschaft (OmU)<br />

21.45<br />

Radio EINS-Freiluftkino Friedrichshain The Favourite<br />

–Intrigen und Irrsinn 21.45<br />

Sommerkino Kulturforum am Potsdamer Platz (✆<br />

89 37 14 31) Ein Gauner &Gentleman 21.45<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Ray<br />

&Liz (OmU) 17.00; Lasset die Kindlein ... (m. Gast)<br />

19.00; Atlas 21.00<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) TKKG<br />

14.00; Pets II 14.00, 16.15, 18.30, 20.45; Traumfabrik<br />

15.45, 18.15, 20.30; They Shall Not Grow<br />

Old (OmU) 16.15; Ein Becken voller Männer 18.15,<br />

20.45; Geheimnis eines Lebens 18.30, 21.00<br />

UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 7233)<br />

Spider-Man: Far From Home 13.40; Aladdin 13.40,<br />

16.45; Traumfabrik 13.50, 16.50, 19.55; Pets II<br />

14.00, 17.00; Bailey: Ein Hund kehrt zurück 14.00;<br />

Men in Black: 14.10, 16.45; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 14.15; 3D: Pets II 14.30, 17.20,<br />

20.15, 23.00; 3D: Spider-Man: Far From Home<br />

16.30, 19.45, 23.00; Rocketman17.00;Annabelle<br />

III 17.00, 20.15, 23.00;<br />

John Wick III 19.35, 23.00; 3D: Aladdin 19.50;<br />

Long Shot 19.55; Avengers: Endgame 20.00; X-<br />

Men: Dark Phoenix 23.00; The Dead Don‘t Die<br />

23.00; 3D: Men in Black: 23.00<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (✆ 033 22/279 8877) Pets II<br />

15.00, 17.15; 3D: Pets II19.30<br />

CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) Spider-<br />

Man: Far From Home 11.45, 14.30; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 11.45, 14.15; Aladdin<br />

11.45, 14.40; Willkommen im Wunder Park 11.50;<br />

Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />

Welt 11.50; TKKG 12.00; 3D: Pets II 12.00, 14.30,<br />

17.00,19.30, 22.30; Mister Link: Ein fellig verrücktes<br />

Abenteuer 12.00; Royal Corgi: Der Liebling der<br />

Queen 12.20; Pets II 12.30, 15.00, 17.30, 20.00;<br />

Traumfabrik 14.10, 17.10,20.05; Bailey: Ein Hund<br />

kehrt zurück 14.15; Dancing Queens 14.25; Glam<br />

Girls 14.30; Men in Black: 14.40; Rocketman<br />

16.45; 3D: Aladdin 16.45, 19.40; Drei Schritte zu<br />

Dir16.50, 20.10, 23.05; 3D: Spider-Man: FarFrom<br />

Home 17.00, 20.00, 22.50; Long Shot 17.20; Annabelle<br />

III 17.30, 20.20, 23.00; 3D: Men in Black:<br />

17.35,20.30; 3D: Avengers: Endgame 19.30; John<br />

Wick III 19.50, 22.50; Avengers: Endgame 22.00;<br />

3D: Godzilla 2–King of the Monsters 22.45; 3D: X-<br />

Men: Dark Phoenix 23.00;Friedhof der Kuscheltiere<br />

23.15; Brightburn: Son of Darkness 23.30<br />

Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Royal<br />

Corgi: Der Liebling der Queen 13.00; TKKG 13.00;<br />

Pets II 13.30, 16.00; Spider-Man: Far From Home<br />

14.45; Aladdin 15.00; 3D: Spider-Man: Far From<br />

Home 17.30, 20.30; Drei Schritte zu Dir 17.45,<br />

20.30; 3D: Pets II 18.15, 20.30; Sneak Preview<br />

20.15<br />

Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 4828)<br />

Royal Corgi: Der Liebling der Queen 12.00; PokemonMeisterdetektiv<br />

Pikachu 12.15;Aladdin 12.30,<br />

15.05; Pets II 13.00, 15.00, 17.00; 3D: Pets II<br />

14.00,16.00, 18.00, 19.45; Spider-Man: Far From<br />

Home 14.30, 22.45; 3D: Spider-Man: Far From<br />

Home 17.15, 20.15; Traumfabrik 17.45, 20.00;<br />

Drei SchrittezuDir 20.20; John Wick III 22.00; Men<br />

in Black: 23.00; Long Shot 23.00<br />

Linden-Kino Wusterhausen (✆ 03 39 79/145 93)<br />

Pets II 17.00; 3D: Pets II 19.00; Men in Black:<br />

20.45<br />

Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Pets II<br />

15.30, 19.45; Willkommen im Wunder Park 16.00;<br />

3D: Pets II 17.30; Rocketman 18.00; Jussi Adler-<br />

Olsen: Verachtung 20.30


26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019<br />

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Netzwerk<br />

STREAMING<br />

Abenteuer<br />

und Sorgen<br />

der Teenager<br />

VonMarcus Posimski<br />

Der heiße Sommer scheint uns<br />

eine kleine Pause zu gönnen,<br />

man hält es also auch wieder in der<br />

Wohnung aus.Warum also nicht mit<br />

den Kindern imTeenager-Alter zusammen<br />

eine Serieanschauen? Hier<br />

sind ein paar Tipps für Teen-Serien-<br />

Klassiker.<br />

„Veronica Mars“: DieSerie um die junge<br />

Detektivin (gespielt vonKristen Bell)<br />

hat sich Anfang der 2000er-Jahre<br />

schnell zum Kultklassiker entwickelt.<br />

In den ersten drei Staffeln der<br />

Serie besucht die junge Veronica die<br />

Highschool des fiktiven Ortes Neptune.Sie<br />

versucht ihremVater,einem<br />

Ex-Cop und Privatdetektiv, zu helfen.<br />

In der Elite-Schule war ein Mord<br />

passiert, der ihren Vater den Job gekostet<br />

hat. Veronica versucht, den<br />

Fall aufzuklären. Leider wurde die<br />

Serie damals nach nur drei Staffeln<br />

abgesetzt, aber diesen Monat<br />

kommt (in den USA auf Hulu) die<br />

vierte Staffel mit der Originalbesetzung<br />

heraus, die hoffentlich auch<br />

bald bei uns zu sehen sein wird.<br />

Zu sehen bei Maxdome, Amazon, iTunes und<br />

GooglePlay<br />

„Skins“: Die Serie hat nach ihrem Erscheinen<br />

im Jahr 2007 aus mehrerlei<br />

Gründen für viel Aufregung gesorgt.<br />

Einerseits hat sie sehr freizügig gezeigt,<br />

was bei Teenagernlos ist, wenn<br />

kein Erwachsener dabei ist, andererseits<br />

wurde die Serie von Teenagern<br />

geschrieben, denen man erfahrene<br />

Autoren nur zur Seite gestellt hatte.<br />

Es geht um eine Gruppe von Freunden<br />

in Bristol. Jede Episode folgt einer<br />

der Figuren, sodass der Zuschauer<br />

die Ereignisse aus verschiedenen<br />

Perspektiven erlebt. Es geht<br />

um Sex, Drogenmissbrauch, Gewalt,<br />

Schwangerschaft und kleinereTeenager-Probleme.<br />

Zu sehen bei Netflix, Amazon, iTunes und<br />

GooglePlay<br />

„Freaks and Geeks“: Eine Serie über die anstrengenden<br />

Highschool-Jahre. IMAGO IMAGES<br />

„Freaks and Geeks“: Diese Serie gehört<br />

zu den besten Coming-of-Age-Geschichten,<br />

die es in den vergangenen<br />

20 Jahren gab. Esgeht um Freunde,<br />

diesmal in den 1980er-Jahren, die allesamt<br />

als Außenseiter versuchen,<br />

die oft sehr stressigen Highschool-<br />

Jahre zuüberleben. Erdacht wurde<br />

die Geschichte vom Comedy-Meister<br />

Paul Feig und produziert wurde<br />

sie von Judd Apatow. James Franco,<br />

Seth Rogen und Jason Segel haben<br />

mit „Freaks and Geeks“ ihren Durchbruch<br />

geschafft.<br />

Zu sehen bei Amazon<br />

Marcus Posimski hat<br />

amerikanische Kultur<br />

mit Schwerpunkt Film studiert.<br />

Auf Computern wird gespielt,<br />

das war schon immer<br />

so.1951 wurde Ludwig<br />

Erhard fotografiert, wie er<br />

eine Partie des Streichholzspiels<br />

„Nim“ gegen den Computer Nimrod<br />

verlor.1962 entwickelte der Informatiker<br />

Steve Russell am MIT das Ur-<br />

Ballerspiel„Spacewar!“. Er tat das,um<br />

die Rechenleistung des neu gelieferten<br />

Computers PDP-1 zu demonstrieren.<br />

Die Tradition hat sich gehalten;<br />

wann immer heute ein neues Gerät<br />

mit einem Bildschirm und einem<br />

Prozessor auftaucht, findet sich jemand,<br />

der „Tetris“ dafür programmiert.<br />

DieGeschichte von„Tetris“ ist oft<br />

erzählt worden. Der russische Informatiker<br />

Alexei Paschitnow entwickelte<br />

„Tetris“ 1984 in Moskau. Die<br />

Idee war zu gut, um voneinem Eisernen<br />

Vorhang gestoppt zu werden.<br />

Nach einem komplexen Rechtepoker<br />

zwischen den USA, Japan und<br />

Russland eroberte das Spiel die Welt.<br />

Weresspielte,geriet unweigerlich in<br />

einen Sog. „Tetris“ nutzt das<br />

menschliche Grundbedürfnis nach<br />

Ordnung aus; die unförmigen Tetrominos,<br />

Gebilde aus je vier Quadraten,<br />

fallen herab und müssen zu lückenlosen<br />

Reihen zusammengefügt<br />

werden. Komplette Reihen verschwinden<br />

augenblicklich vomBildschirm.<br />

Einerseits ist das eine Erleichterung,<br />

andererseits lenkt es<br />

den Blick der Spieler auf das Übrige,<br />

Unvollendete. Laufend wird Unordnung<br />

beseitigt, immer schneller entsteht<br />

neue.<br />

Spiel für Schüler und Präsidenten<br />

„Tetris“ ist seit seiner Erfindung allgegenwärtig.<br />

Es gibt Menschen, die<br />

spielen nur dieses Spiel. Und auch<br />

selbst erklärte Gamer, die möglichst<br />

komplexe und fordernde Titel suchen,<br />

spielen hartnäckig weiter „Tetris“.<br />

Sie spielen sogar die Versionen<br />

von damals. 1989 erschien Nintendos<br />

klassische Version für die Spielkonsole<br />

NES, und sie gilt bis heute<br />

als zeitloser Hit. Revolutionär war<br />

aber die Version für den Gameboy:<br />

Nintendos mobile Spielkonsole erschien<br />

im Paket mit „Tetris“. Der<br />

Gameboykonnte zwar verschiedene<br />

Spiele auf dem trübgrünen LCD-<br />

Bildschirm darstellen, aber bei vielen<br />

Menschen blieb „Tetris“ wie festgeschweißt<br />

im Modulschacht stecken.<br />

Es war das perfekte Spiel für<br />

unterwegs. Es war schier endlos,<br />

aber nicht geistlos. Eswar auch für<br />

Erwachsene geeignet. Unter anderem<br />

wurden George H. W. Bush und<br />

Hillary Clinton mit dem Gameboy<br />

erwischt.<br />

„Tetris“ für den Gameboy etablierte<br />

mobiles Spielen, wie es heute<br />

in U-Bahnen und auf Schulhöfen alltäglich<br />

ist. Nebenbei widerlegte es<br />

Klischees vom Spielen als asozialer,<br />

isolierter Beschäftigung. Mit dem<br />

unbeleuchteten Bildschirm des<br />

Gameboy konnte man besser draußen<br />

in der Sonne spielen, als daheim<br />

unter der Bettdecke. Und mit dem<br />

Link-Kabel ließen sich zwei Gameboys<br />

für ein „Tetris“-Duell verbinden<br />

–diesem frühen Glückserlebnis des<br />

gemeinsamen Spielens jagen Multiplayerspiele<br />

bis heute hinterher.<br />

Das Internet ersetzt heute das<br />

Link-Kabel, und nur in Ausnahmefällen<br />

begegnen sich Spieler heute<br />

persönlich. Meistens verabreden sie<br />

sich im Chat, um dann gemeinsam<br />

zu zocken.„Fortnite“ gilt inzwischen<br />

als das wichtigste Spiel der Jugend.<br />

Viele Elterntreibt die Sorgeum, dass<br />

ihre Kinder das Gefühl für die Zeit<br />

und die Familie verlieren. Es ist dieser<br />

Cocktail aus unendlicher Unterhaltung<br />

und der Anerkennung in einem<br />

Online-Freundeskreis, nach<br />

dem junge Menschen heute süchtig<br />

werden, und der dazu beigetragen<br />

hat, dass Computerspielsucht von<br />

der Weltgesundheitsorganisation im<br />

Mai als Krankheitsbild katalogisiert<br />

wurde. Aber Studien zeigen auch,<br />

dass die Gefahr computersüchtig zu<br />

werden, doch viel geringer ist, als<br />

viele besorgte Eltern befürchten. In<br />

Deutschland liegt die Zahl seit Jahren<br />

fast unverändert bei rund<br />

450 000 Jugendlichen, die suchtgefährdet<br />

sind.<br />

Was in den vergangenen Jahrzehnten<br />

in der Spielebranche passiert<br />

ist, das hat „Tetris“ entweder<br />

vor- oder mitgemacht. Besonders<br />

Eckiges Denken<br />

Computerspiele sind die beliebteste<br />

Ablenkung für Internet-Nutzer.Unschlagbar<br />

dabei der Klassiker „Tetris“<br />

VonJan Bojaryn<br />

Manche Gamer dachten nur noch an fallende Klötze, auch beim Lesen.<br />

SERIE<br />

IMAGO IMAGES<br />

50Jahre Internet<br />

Snowden, YouTube, Rezo, Apple, Hacker,Google, Zuckerberg,Datenschutz, Hackerangriffe –<br />

die Auflistung der Schlagworte, die mit der Entstehung und Nutzung des Internets verbunden<br />

sind, ließe sich langefortsetzen. In der Serie „50 Jahre Internet“ greifen sich unsere Autoren in<br />

den kommenden Wochen jeweils einen Aspekt der Digitalisierung heraus. Eine der schönsten<br />

Formen derAblenkung können Computerspiele wie „Tetris“ sein –wenn es dem Spieler gelingt,<br />

aus dem Vergnügen keine Abhängigkeit werden zu lassen.<br />

schön an „Tetris“ zu beobachten:<br />

Jede erfolgreiche Spielidee wird dermaßen<br />

oft kopiert, dass Menschen<br />

innerhalb von Jahren glauben, hier<br />

handle es sich um keinen Abklatsch<br />

mehr, sondern das Ganze sei eben<br />

ein Genre. Auch Nintendo hat sich<br />

hemmungslos selbst kopiert –<br />

„Dr. Mario“ wirft bunte Pillen auf<br />

farblich passende Viren. Seitdem<br />

sind Hüte, Gesichter und Müllberge<br />

auf Bildschirmen herabgeregnet.<br />

Aber kein Spiel ist an die schlichte<br />

Größe der Grundidee herangekommen.<br />

Aus der Geometrie wächst genug<br />

Charakter.Wer länger spielt, der<br />

freundet sich irgendwann mit den<br />

türkisen I-Stücken an und verflucht<br />

die großen, gelben Quadrate.<br />

Auch den eSport hat „Tetris“<br />

vorweggenommen. 1990 war es<br />

eine Disziplin in den „Nintendo<br />

World Championships“, die durch<br />

Städte der USA tingelte. Heute füllen<br />

eSport-Ereignisse rund um andere<br />

Action- und Strategiespiele<br />

Arenen, aber „Tetris“ bleibt als<br />

Wettbewerb populär. Über sieben<br />

Millionen Menschen schauten sich<br />

2018 das Online-Video an, in dem<br />

das 16-jährige „Tetris“-Wunderkind<br />

Joseph Saelee den siebenmaligen<br />

Weltmeister Jonas Neubauer<br />

entthronte. Zuerst verblüffte Saeleemit<br />

seiner immensen Fingerfertigkeit<br />

beim Spiel, dann heulte sich<br />

der fassungslose Gewinner in die<br />

Herzen des gerührten Publikums.<br />

VonBlöckenträumen<br />

Der anhaltende, konzentrierte Blick<br />

auf Blöcke hat die Wahrnehmung<br />

von Menschen verändert. Der „Tetris“-Effekt<br />

tritt ein, wenn Menschen<br />

vom Bildschirm wegschauen und<br />

immer noch fallende Blöcke auf der<br />

Netzhaut wahrnehmen, wenn sie<br />

von den Blöcken träumen, wenn sie<br />

Tetrominos in der Realität wiedererkennen.<br />

2003 entpuppte Homer<br />

Simpson sich als „Tetris“-Veteran<br />

und puzzelte in einer berühmt gewordenen<br />

Szene Frau, Kinder und<br />

einen Berg Gepäck in seinen Kombi.<br />

„Tetris“-Effect ist inzwischen auch<br />

der Name eines „Tetris“-Spiels, das<br />

Spieler zur Meditation und auf geistig<br />

höhere „Tetris“-Ebenen führen<br />

möchte. Für die volle Immersion in<br />

die „Tetris“-Welt lässt es sich in der<br />

virtuellen Realität spielen.<br />

Über Jahrzehnte veränderte sich<br />

das Spiel noch, aber langsam. Nur<br />

gelegentlich gelingt es einembrillanten<br />

Designer, dem perfekten Spiel<br />

neue Details hinzuzufügen. Und<br />

Spieler entdecken neue Wege, in<br />

dem alten Titel besser zu werden.<br />

Wichtig ist heutzutage auch die<br />

Funktionsweise und taktische Bedeutung<br />

des „T-Spins“, bei dem ein<br />

T-Stück imletzten Moment in eine<br />

Lücke hineingedreht wird. Großmeister<br />

wie Saelee beherrschen gar<br />

die sagenumwobene Technik des<br />

„Hypertapping“, bei der blitzschnelles<br />

Tastentippen die Blöcke mobiler<br />

macht.<br />

Wann immer esscheint, als sei<br />

„Tetris“ endgültig aus der Mode gefallen,<br />

dann erfindet es sich neu. Das<br />

passiert alle paar Jahre. 2016 tauchte<br />

mit „Superhypercube“ eine Art<br />

Proto-„Tetris“ auf,bei derein immer<br />

klobigeres Gebilde durchein passgenaues<br />

Loch in der Wand bugsiert<br />

werden muss, ohne hängen zubleiben.<br />

Das Virtual-Reality-Spiel löst<br />

nach einer gewissen Weile ähnliche<br />

Trance-Zustände aus, wie das Original.<br />

Zuletzt hat Nintendo sein Spiel<br />

mit einem einfachen Kniff neu erfunden.„Tetris-<br />

99“ist ein„Tetris“ im<br />

Battle-Royale-Modus, wie etwa in<br />

„Fortnite“ –99Spielertreten zu einer<br />

Mehrspielerschlacht gegeneinander<br />

an. Das ist nicht nur eine zündende<br />

neue Versionvon „Tetris“,esist auch<br />

eine der besten Umsetzungen der<br />

Battle-Royale-Idee.<br />

Zu denbekennendenFans gehört<br />

auch der inzwischen in die USA ausgewanderte<br />

Alexei Paschitnow. Bisher<br />

habe eresnur auf Platz drei geschafft,<br />

klagte er kürzlich in einem<br />

Interview. Erhabe noch nicht genug<br />

üben können; sein Sohn blockiere<br />

die Spielkonsole.<br />

JanBojaryn beherrscht bei<br />

Tetris den T-Spin, aber kein<br />

Hypertapping.<br />

Störung<br />

im<br />

System<br />

Auf Facebook konnten keine<br />

Fotos hochgeladen werden<br />

Die massiven technischen Störungen<br />

bei Facebook, Instagram<br />

und WhatsApp sind weitestgehend<br />

behoben worden. „Wir haben<br />

die Ursache identifiziert und eine<br />

Lösung gefunden“, teilte Facebook<br />

am frühen Donnerstagmorgen über<br />

sein Plattformstatus-Portal mit.<br />

Auch bei der Website allestörungen.de<br />

wurden keine großflächigen<br />

Ausfälle mehr gemeldet. Facebook,<br />

Instagram und WhatsApp gehören<br />

zum Facebook-Konzern.<br />

Die Probleme tauchten vor allem<br />

beim Hochladen von Fotos und anderen<br />

Dateien in den Apps des Unternehmens<br />

auf. Laut allestörungen.de<br />

waren besonders Nutzer in<br />

Deutschland, Großbritannien,<br />

Frankreich und den Benelux-Staaten<br />

betroffen. Außerdem wurden Störungen<br />

an der Ostküste der USA sowie<br />

in Teilen Südeuropas und Südamerikas<br />

gemeldet.<br />

Mittlerweile konnte Facebook die Panne<br />

beheben.<br />

IMAGO IMAGES<br />

DieStörung zeigte vielen Anwendern,<br />

wie verschränkt inzwischen<br />

die technische Infrastruktur von Facebook,<br />

Instagram und WhatsApp<br />

ist. Facebook-Chef Mark Zuckerberg<br />

hatte Anfang des Jahres angekündigt,<br />

die Messaging-Dienste des sozialen<br />

Netzwerks technisch zu integrieren.<br />

Die Dienste würden weiterhin<br />

als eigenständige Apps betrieben<br />

werden, doch die technische Infrastruktur<br />

solle vereinheitlicht werden.<br />

Bei Facebook und Instagram<br />

sorgt der Ausfall zudem für einen<br />

Einblick in die Gesichtserkennung<br />

auf Bildern. Statt der Bilder selbst<br />

waren dort für viele Anwender die<br />

Beschreibungstexte („ALT-Attribut“)<br />

zu sehen. In einem solchen Text<br />

steht, welche Dinge oder Personen<br />

der Algorithmus in dem Bild erkannt<br />

hat, beispielsweise ob die Leute auf<br />

dem Foto eine Brille tragen oder einen<br />

Bart haben. Suchmaschinen benutzen<br />

dieses Attribut, um den Bildinhalt<br />

zu erkennen, da Bilddateien in<br />

der Regel nicht direkt ausgelesen<br />

werden können. Die ALT-Texte helfen<br />

außerdem sehbehinderten Anwendern<br />

beim Surfen. Die Facebook-Dienste<br />

generieren diese ALT-<br />

Attribute mithilfe von Algorithmen<br />

automatisiert.<br />

Twitter hilft<br />

Beider Kommunikation über die Störung<br />

musste Facebook auf den Wettbewerber<br />

Twitter ausweichen. Allerdings<br />

erlebte der Kurznachrichtendienst<br />

dann selbst auch eine kleine<br />

Störung, insbesonderebei der Zustellung<br />

von Direktnachrichten und Benachrichtigungen.<br />

„Wir sind fast wieder<br />

bei 100 Prozent“, teilte Twitter auf<br />

seiner eigenen Seite mit. Es könne<br />

zwar noch „Restwirkungen“ bei einigen<br />

wenigen Nutzern geben, doch<br />

dürfte der Dienst generell wieder „ordentlich<br />

funktionieren“.<br />

Auf die Frage nach den Ursachen<br />

der Störung im Facebook-Konzern<br />

gab es zunächst nur vage Antworten.<br />

DieAusfälle seien „auf Routinearbeiten“<br />

zurückzuführen. Bereits im<br />

März dieses Jahres war es zu mehrstündigen<br />

Störungen der weltweit<br />

genutzten Plattformen gekommen.<br />

Damals waren Facebook, der Chatdienst<br />

Messenger sowie das Netzwerk<br />

Instagram betroffen. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019 27<br />

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TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für<br />

HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun<br />

9.55 (für HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG)<br />

Meister des Alltags 11.15 (für HG) Gefragt –<br />

Gejagt 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für<br />

HG)ARD-Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für<br />

HG) Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau<br />

15.10 (für HG) Sturm der Liebe 16.00 (für HG)<br />

Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Meer.<br />

Sturm vor Kuba 17.00 (für HG) Tagesschau<br />

17.15 (für HG) Brisant 18.00 (für HG) Gefragt –<br />

Gejagt 18.50 (für HG) Gefragt –Gejagt 19.45<br />

(für HG) Wissen vor acht –Werkstatt 19.55 (für<br />

HG) Börse vor acht 20.00 (für HG)Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Eine Hochzeit platzt selten<br />

allein TV-Komödie,D2019<br />

Mit Inka Friedrich, Ella Lee, Oliver<br />

Wnuk, Herbert Knaup u.a.<br />

Regie: Lancelot von Naso<br />

21.45 (für HG) Tagesthemen<br />

22.00 (für HG) Tatort Am Ende geht man nackt<br />

TV-Kriminalfilm, D2017<br />

Mit Dagmar Manzel, Fabian Hinrichs,<br />

Eli Wasserscheid u.a.<br />

23.30 (für HG) Begierde –Mord im Zeichen<br />

des Zen TV-Kriminalfilm, D2015<br />

Mit Melika Foroutan, Anian Zollner u.a.<br />

RTL<br />

6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />

Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was<br />

zählt. Soap 10.00 Der Blaulicht-Report 11.00<br />

Der Blaulicht-Report 12.00 Punkt 12. Moderation:<br />

Katja Burkard 14.00 Die Superhändler –<br />

4Räume, 1Deal 15.00 Die Superhändler –4<br />

Räume, 1Deal 16.00 Meine Geschichte –<br />

Mein Leben 17.00 Meine Geschichte –Mein<br />

Leben 17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00<br />

Explosiv –Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das<br />

Star-Magazin. Moderation: Frauke Ludowig<br />

18.45 aktuell 19.05 (für HG) Alles was zählt.<br />

Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten, schlechte<br />

Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Die ultimative Chart-Show<br />

Die erfolgreichsten Sommer-Hits aller<br />

Zeiten!<br />

Moderation: Oliver Geissen<br />

Mit Sonya Kraus, Janine Kunze, Pietro<br />

Lombardi<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.30 Die ultimative Chart-Show Die erfolgreichsten<br />

Sommer-Hits aller Zeiten!<br />

3.50 Der Blaulicht-Report<br />

Aufregende Geschichten aus dem<br />

Berufsalltag von Polizisten,Sanitätern<br />

und Notärzten<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

MDR WDR Filmreihe,die Marienbad, im Jahr Franzensbad, 2009 mit „Ein Karlsbad Schnitzel Arte<br />

12.30 (für HG) Die Prinzessin von St. Wolfgang.<br />

Heimatfilm, D1957 14.00 (für HG) MDR<br />

um zwei 15.15 (für HG) Wer weiß denn sowas?<br />

16.00 (für HG) MDR um vier 17.45 (für HG)<br />

Aktuell 18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG)<br />

Sandmann 19.00 (für HG) Regional 19.30 (für<br />

HG) Aktuell 19.50 (für HG) Elefant,Tiger &Co.<br />

20.15 (für HG) Die Schlager des Monats<br />

21.45 (für HG) Aktuell 22.00 (für HG) Riverboat<br />

0.10 MDR Kultur –Filmmagazin 0.25 (für<br />

HG) Kommissar Wallander. Die falsche Fährte.<br />

TV-Kriminalfilm, GB/S/USA/D 2008<br />

Bayern<br />

14.40 (für HG) Wer weiß denn sowas? 15.30<br />

(für HG) Schnittgut. Alles aus dem Garten<br />

16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir<br />

in Bayern 17.30 (für HG) Abendschau 18.30<br />

(für HG) Rundschau 19.00 (für HG) Unser<br />

Land 19.30 (für HG) Einfach. Gut. Bachmeier<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />

Hubert und Staller 21.00 (für HG) Die Bergpolizei<br />

–Ganz nah amHimmel 21.55 (für HG)<br />

Rundschau Magazin 22.10 (für HG) Mittermeier!<br />

22.55 Die Comancheros. Western, USA<br />

1961 0.40 (für HG) Einfach.Gut. Bachmeier<br />

Vox<br />

13.00 Zwischen Tüll und Tränen 14.00 Mein<br />

Kind, dein Kind –Wie erziehst du denn? 15.00<br />

Shopping Queen 16.00 Makel? Los! 17.00<br />

Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First Dates –<br />

Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte Dinner<br />

20.00 Prominent! 20.15 (für HG) Bones –Die<br />

Knochenjägerin 21.15 (für HG) Bones –Die<br />

Knochenjägerin 22.10 (für HG) Bones –Die<br />

Knochenjägerin 23.05 (für HG) Bones –Die<br />

Knochenjägerin 0.00 nachrichten 0.20 (für<br />

HG) Medical Detectives –Geheimnisse der<br />

Gerichtsmedizin. Todesschützen<br />

Super RTL<br />

14.40 ALVINNN!!! und die Chipmunks 15.00<br />

Dragons –Die Wächter von Berk 15.25 Bugs<br />

Bunny &LooneyTunes 15.50 Hotel Transsilvanien<br />

–Die Serie 16.15 Zak Storm –Super Pirat<br />

16.45 King Julien 17.15 What's New Scooby-Doo?<br />

17.40 Inspector Gadget 18.10 AL-<br />

VINNN!!! und die Chipmunks 18.40 Woozle<br />

Goozle und dieWeltentdecker 19.10 Bugs<br />

Bunny &LooneyTunes 19.40 Angelo! 20.15<br />

Alvin und die Chipmunks 3–Chipbruch. Animationsfilm,<br />

USA 2011 21.55 Columbo.<br />

Schleichendes Gift. TV-Kriminalfilm, USA 1990<br />

Sport1<br />

14.30 Yukon Gold. Es wird ernst! 15.30 Alone.<br />

The Freeze 16.30 Lost &Sold. Schweres Gepäck<br />

17.00 Lost &Sold. Schmucklos 17.30<br />

Container Wars. Glück auf Rädern 18.00 Beachvolleyball:<br />

Weltmeisterschaften. Achtelfinale<br />

Herren und Halbfinale Damen. Moderation: Laura<br />

Papendick.Kommentar: Katharina Hosser,<br />

Dirk Berscheidt 21.30 Beachvolleyball:Weltmeisterschaften.<br />

8. Tag, KO-Phase 22.30 Die<br />

PS-Profis Schule 23.00 Die PS-Profis –ImEinsatz.<br />

3er Tuning 0.00 Sport-Clips<br />

5.15 hallo deutschland 5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin<br />

9.00 heute Xpress 9.05 Volle Kanne<br />

–Service täglich 10.30 (für HG) Notruf Hafenkante.<br />

Good Cop, Bad Cop 11.15 (für HG)<br />

SOKO Stuttgart. Blutsauger 12.00 heute 12.10<br />

drehscheibe 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />

Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />

15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />

heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />

Teufel in Weiß 17.00 (für HG) heute<br />

17.10 (für HG) hallo deutschland 17.45 (für<br />

HG) Leute heute 18.00 (für HG) SOKO Wien.<br />

Der falsche Mann 19.00 (für HG)heute 19.25<br />

(für HG) Bettys Diagnose. Nur ein Spiel<br />

20.15 (für HG) Die Chefin<br />

Geiselnahme. Krimiserie<br />

Mit Katharina Böhm, Stefan Rudolf,<br />

Jürgen Tonkel u.a.<br />

21.15 (für HG) Letzte Spur Berlin<br />

Gefrierpunkt. Krimiserie<br />

22.00 (für HG) heute-journal<br />

22.30 (für HG) Eichwald, MdB<br />

Schatten imBlick. Comedyserie<br />

23.00 (für HG) Morgen hör ich auf<br />

Zahltag.Krimiserie<br />

0.00 (für HG) Morgen hör ich auf<br />

Heute hör ich auf. Krimiserie<br />

5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Alina<br />

Merkau, Jochen Schropp 10.00 Im Namen der<br />

Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />

Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 11.00 Im Namen der<br />

Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />

Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 12.00 Anwälte im<br />

Einsatz 13.00 Anwälte imEinsatz 14.00 Auf<br />

Streife. Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die<br />

Spezialisten. Reportagereihe 16.00 Klinik am<br />

Südring 17.30 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />

18.00 Endlich Feierabend! Moderation:<br />

Daniel Boschmann, Karen Heinrichs 19.00<br />

Genial daneben –Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />

20.15 Was für ein Jahr!<br />

Gast: Ingrid Steeger<br />

Kandidaten: Judith Williams, Sonja<br />

Zietlow, Pierre Littbarski, Wigald Boning<br />

Moderation: Hugo Egon Balder<br />

21.45 Genial daneben<br />

22.45 Knallerfrauen<br />

23.15 Knallerfrauen<br />

23.45 Knallerfrauen<br />

0.15 Switch Reloaded<br />

0.45 Switch Reloaded<br />

1.15 Sechserpack Sex &Erotik<br />

1.40 Sechserpack Schönheit<br />

12.40 Erlebnisreisen 13.05 (für HG) Wilder<br />

Wilder Westen 13.50 (für HG) Zoo-Babies<br />

14.15 (für HG) In aller Freundschaft 15.00 (für<br />

HG) In aller Freundschaft 15.45 Heimathäppchen<br />

16.00 (für HG) Aktuell 16.15 Hier und<br />

heute 18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit 18.15<br />

(für HG) Ausgerechnet 18.45 (für HG) Aktuelle<br />

Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Abenteuer Sauerland –<br />

Eine Region erfindet sich neu 21.00 (für HG)<br />

Unser Westen 21.45 (für HG)Aktuell 22.00 (für<br />

HG) Kölner Treff 23.30 (für HG) FrauTV<br />

NDR<br />

13.10 (für HG) In aller Freundschaft 14.00<br />

(für HG) aktuell 14.15 (für HG) die nordstory<br />

15.15 (für HG) Polen entdecken! 16.00 (für<br />

HG) aktuell 16.20 (für HG) Wer weiß denn sowas?<br />

17.10 (für HG) Seehund, Puma &Co.<br />

18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG) Hofgeschichten<br />

18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) die nordstory 21.15 (für HG) Stadt,<br />

Land, Hof 21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für<br />

HG) NDR Talk Show 0.00 (für HG) NDR Comedy<br />

Spezial 1.00 (für HG) NDRTalk Show<br />

Kabel eins<br />

11.15 Without aTrace 12.10 Numb3rs 13.05<br />

Castle 14.00 The Mentalist 14.55 Navy CIS:<br />

L.A. 15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />

Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein<br />

Lokal –Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle!<br />

Wir kümmern uns drum 20.15 Elementary.<br />

Versteckspiel 21.10 Navy CIS. Tote Rosen<br />

22.10 Navy CIS. Marine Dex 23.05 Navy CIS:<br />

L.A. Der allerletzte Trumpf 23.55 Navy CIS: L.A.<br />

Kurssturz 0.50 Late News 0.55 Navy CIS. Tote<br />

Rosen 1.35 Navy CIS. Marine Dex 2.15 Late<br />

News 2.20 Navy CIS: L.A. Kurssturz<br />

RTL 2<br />

12.00 Die Geissens –Eine schrecklich glamouröse<br />

Familie! 13.00 Die Geissens –Eine<br />

schrecklich glamouröse Familie! 14.00 Die<br />

Wollnys –Eine schrecklich große Familie! 15.00<br />

Hilf mir! Jung, pleite, verzweifelt ... 16.05 Krass<br />

Abschlussklasse 17.00 News 17.10 Krass<br />

Schule –Die jungen Lehrer –Wie alles begann<br />

18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht<br />

20.15 Olympus Has Fallen –Die Welt in Gefahr.<br />

Actionthriller,USA 2013 22.25 Precious Cargo.<br />

Actionfilm, CDN 2016 0.25 Unsichtbarer Feind.<br />

Actionfilm, GB/RUM/USA 2007<br />

Eurosport 1<br />

8.30 Radsport: Paris-Roubaix 9.00 Radsport:<br />

Lüttich-Bastogne-Lüttich 10.00 WATTS. Die<br />

Radsport-Spezial-Ausgabe der Eurosport-Clipshow<br />

11.00 Radsport:Tour de France 19.45<br />

Radsport: Tour de France 20.15 Eurosport<br />

News 20.20 Radsport: Tour de France 22.20<br />

Radsport:Tour de France 22.50 Radsport: Tour<br />

de France 23.25 Eurosport News 23.30<br />

WATTS. Die Radsport-Spezial-Ausgabe der Eurosport-Clipshow<br />

0.05 Radsport: Tour de<br />

France 1.00 Radsport: Giro d'Italia<br />

RTL 2, 20.15 UHR ACTIONTHRILLER<br />

Olympus Has Fallen –Die Welt in Gefahr<br />

Der engagierte Secret-Service-AgentMikeBanning(Gerard Butler,l.)fällt bei<br />

seinen VorgesetzteninUngnade,als beieinem Autounfall die FirstLady<br />

ums Lebenkommt. Banninggelangeslediglich, den US-Präsidenten (Aaron<br />

Eckhart,r.) zu schützen. ZumSchreibtischdienstverdammt, bekommtder Agent<br />

jedoch bald seine Chance,sichzurehabilitieren, als während eines Treffens,zu<br />

dem der Präsidentdie wichtigsten Staatsmänner Südkoreas insOval Office geladen<br />

hat,nordkoreanische Terroristendas Weiße Haus stürmen. Nunliegt es in<br />

den Händen Bannings,den US-Präsidenten zu schützen unddie Angreifer in die<br />

Fluchtzuschlagen. Im Jahr 2013 schlüpfte Gerard Butler in „London HasFallen“<br />

erneut in die Rolle des Secret-Service-Agenten und legte London in Schutt und<br />

Asche.Teil drei, „Angel HasFallen“ läuft diesen Sommer in den Kinos an.<br />

(USA/2013)<br />

Foto: RTL2<br />

Anzeige<br />

ONE, 21.00 UHR COMEDYSERIE<br />

Kurreisen<br />

Ohne Schnitzel geht es nicht<br />

mit Haustürabholung<br />

Günther (Armin Rohde,r.) und Wolfgang<br />

(LudgerPistor,l.) www.berliner-zeitung.de/leserreisen<br />

schlagen sich noch<br />

immer mehr schlechtals RechtdurchsLeben.<br />

Während Wolfgangeinen Computerkurs<br />

Erholung pur von Anfang an:<br />

absolvieren muss,wirdGüntervom Jobcenter<br />

zur Arbeitauf<br />

Kurreisen<br />

dm<br />

mit<br />

Recyclinghof<br />

Taxiservice<br />

verdonnert.<br />

nach<br />

Nach demErfolgder Bad Kissingen, vierteiligen„Schnitzel“-<br />

Bad Wildungen,<br />

für drei“ und unter neu der dabei:<br />

Regie Joachimsthal. vonManfredStelzer<br />

(„Monarch“, In die „Superstau“)begann, Reisen integriert sindtrotzen<br />

die beiden Halb-Antihelden oder Vollpension nunimSerienformat<br />

den Tückendes sowie diverse Alltags.One Kuranwendungen.<br />

zeigtalle sechs<br />

Folgen der Mini-Serieindirekter Reihenfolge.Fansder<br />

Reihe dürfen sich alsoauf einen<br />

Jetzt online entdecken: www.berliner-zeitung.de/leserreisen langenSerien-Abend freuen.<br />

(Dtl./2019)<br />

Foto:One<br />

NORMALVARIANTE -mittel<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL<br />

9<br />

1 7 4<br />

6 7 2<br />

9 6<br />

8 4 2 7<br />

4 1<br />

3 5<br />

2 1<br />

9 8 3<br />

9<br />

7<br />

©Dmitry Ersler –Fotolia.com<br />

SUDOKU<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT DIAGONALEN –SCHWER<br />

2 4 6<br />

3 7<br />

4 9<br />

6 5<br />

3 8<br />

4 2<br />

LESERREISEN<br />

INFORMATION UNTER:<br />

030 –23276633<br />

1<br />

AUFLÖSUNG Auflösung<br />

vom VOM 4.7.2019<br />

MITTEL mittel<br />

9 5 2 4 1 7 3 6 8<br />

4 8 1 6 2 3 5 7 9<br />

6 7 3 5 8 9 4 1 2<br />

1 6 5 9 7 8 2 4 3<br />

7 2 9 1 3 4 8 5 6<br />

3 4 8 2 5 6 7 9 1<br />

2 9 4 3 6 5 1 8 7<br />

5 1 7 8 9 2 6 3 4<br />

8 3 6 7 4 1 9 2 5<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

vom<br />

VOM 4.<br />

4.7.2019<br />

7. 2019<br />

SCHWER schwer<br />

3 2 8 5 1 6 7 9 4<br />

5 4 7 8 9 3 6 1 2<br />

1 6 9 2 4 7 8 5 3<br />

4 8 5 6 7 9 2 3 1<br />

9 7 3 4 2 1 5 8 6<br />

6 1 2 3 8 5 9 4 7<br />

8 9 6 7 3 4 1 2 5<br />

2 5 4 1 6 8 3 7 9<br />

7 3 1 9 5 2 4 6 8<br />

5.30 Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb. zuhause<br />

in berlin &brandenburg 7.20 Brisant 8.00<br />

Brandenburg aktuell /Abendschau 8.30 Brandenburg<br />

aktuell /Abendschau 9.00 In aller<br />

Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft 10.30<br />

Rote Rosen 11.20 Sturm der Liebe 12.10 Tierärztin<br />

Dr.Mertens 13.00 rbb24 13.10 Verrückt<br />

nach Meer 14.00 Lecker aufs Land 14.45 Unser<br />

Dorf hat Wochenende 15.15 Hessen von<br />

oben 16.00 rbb24 16.15 Wer weiß denn sowas?<br />

17.00 rbb24 17.05 Panda, Gorilla &Co.<br />

17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />

18.30 zibb. zuhause in berlin &<br />

brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />

Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Die 30 schönsten <strong>Berliner</strong><br />

Zoogeschichten<br />

Dokumentarfilm, D2019<br />

Am 1. August feiert der Zoo Berlin<br />

seinen 175. Geburtstag.<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 NDR Talk Show<br />

Gäste: Johann Lafer,Ben Zucker,Emilia<br />

Schüle, Erkan und Stefan, Mathieu<br />

Carrière, Elena Carrière, Yvonne<br />

Willicks, Ulrich Schröder<br />

0.00 Talking Science<br />

Der rbbWissenschaftssalon<br />

ProSieben<br />

5.40 Twoand aHalf Men 6.55 The Big Bang<br />

Theory 8.35 The Middle 9.25 Fresh off the Boat<br />

10.20 Mike &Molly 10.45 How IMet Your Mother<br />

11.35 2Broke Girls. Schuldenkrise/Das<br />

Schrankbett. Comedyserie 12.30 Mom. Der Zeh<br />

im Lady-Pool. Comedyserie 12.55 Twoand a<br />

Half Men. Alles einsteigen/Pinocchios Mund/<br />

Mali-Buh. Comedyserie 14.15 The Middle. Die<br />

Weihnachtsblockade/Der ganz normale Wahnsinn.<br />

Comedyserie 15.10 The Big Bang Theory.<br />

Drei Monate im Eis/Der Nordpol-Plan/Die Grillenwette/Sex<br />

oder Pralinen. Comedyserie 17.00<br />

taff 18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons.<br />

Luca$/Vorwärts in die Zukunft.Zeichentrickserie<br />

19.05 Galileo<br />

20.15 Kampf der Titanen<br />

Actionfilm, GB/AUS/USA 2010<br />

Mit SamWorthington, Gemma Arterton,<br />

Mads Mikkelsen, Ralph Fiennes, Liam<br />

Neeson, Jason Flemyng u.a.<br />

Regie: Louis Leterrier<br />

22.15 Predators<br />

Sci-Fi-Horror,USA 2010<br />

0.10 Kampf der Titanen<br />

Actionfilm, GB/AUS/USA 2010<br />

2.05 Watch Me –das Kinomagazin<br />

2.20 The Fighters: Beatdown<br />

Actionfilm, USA 2011<br />

15.20 Magische Orte in aller Welt 15.45 (für<br />

HG) Extreme der Tiefsee: EisigeAbgründe<br />

16.40 (für HG) Xenius 17.10 Magische Orte in<br />

aller Welt 17.35 China –Mit Feuereifer Axi sein<br />

18.30 Der unsichtbare Puma 19.20 Arte Journal<br />

19.40 Re: 20.10 Anderswo in Europa<br />

20.15 (für HG) DasWunder vonWörgl. Drama,<br />

A/D 2018 21.45 (für HG) John und Yoko. Dokumentarfilm,<br />

GB 2018 23.15 The Rolling<br />

Stones: Havana Moon 0.20 Arte Journal 0.45<br />

Die Wunde. Drama, SA/D/NL/F 2017 2.10<br />

(für HG) Der UN-Sex-Skandal 3.50 28 Minutes<br />

3Sat<br />

13.20 Neuseeland entdecken 14.05 Der<br />

Rhythmus des Eises 14.50 Island –Weltspitze<br />

15.35 Europas Urwälder 16.15 WinzigeWunder.Die<br />

Wiese des Schreckens /Gottes Lieblinge<br />

/Wenn derWinter kommt 18.30 nano<br />

19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Kritisch<br />

reisen 21.00 makro 21.30 auslandsjournal<br />

extra 22.00 (für HG) ZIB 222.25 (für HG) Thirteen<br />

Days. Politthriller, USA 2000 0.40<br />

10vor10 1.10 Schlachthof 1.55 (für HG) Spätschicht<br />

–Die SWR Comedy-Bühne<br />

Phoenix<br />

13.30 phoenix plus. Naturkatastrophen 14.00<br />

phoenix vorort 14.45 phoenix plus. Zoll im Einsatz<br />

15.30 phoenix plus. Fridays for Future<br />

16.00 maybrit illner 17.05 augstein und blome<br />

17.15 Aktuelle Reportage 17.30 phoenix der<br />

tag 18.00 phoenix persönlich 18.30 Chicago–<br />

Überleben auf der Schattenseite 19.15 24<br />

Stunden Shanghai: Am Pulsder Megacity 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 Deutschlands große<br />

Clans 22.30 Kühe für Katar 23.00 phoenix der<br />

tag 0.00 phoenix persönlich 0.30 augstein und<br />

blome 0.45 Deutschlands große Clans<br />

Kika<br />

12.30 The Garfield Show 12.55 (für HG) Das<br />

Green Team 13.20 (für HG) Lassie 13.40 (für<br />

HG) Die Pfefferkörner 14.10 Schloss Einstein<br />

15.00 H2O –Plötzlich Meerjungfrau 15.45<br />

Sherlock Yack –Der Zoodetektiv 16.25 Mirette<br />

ermittelt 16.50 (für HG) Hexe Lilli 17.35 Die<br />

Abenteuer des jungen Marco Polo –Reise nach<br />

Madagaskar 18.05 Bobby &Bill 18.20 Sam<br />

18.40 Jim Hensons: Doozers 18.50 Sandmann<br />

19.00 Das Dschungelbuch 19.30 Allein<br />

unter Schwestern –Ein turbulenter Sommer im<br />

Hotel Big L. Familienfilm, NL 2017<br />

Dmax<br />

13.15 YukonMen –Überleben in Alaska 14.15<br />

Das Survival-Duo: Zwei Männer,ein Ziel 15.15<br />

Lone Star Law–Die Gesetzeshüter vonTexas<br />

16.15 HighwayPatrol 16.45 HighwayPatrol<br />

17.15 Fast 'N' Loud 18.15 Fast 'N' Loud 19.15<br />

A8 –Abenteuer Autobahn 20.15 Dark Waters mit<br />

Jeremy Wade 21.15 Fish or Die –Angeltrip ins<br />

Ungewisse 22.15 Monsterfische am Haken<br />

23.15 Moonshiners –Die Schwarzbrennervon<br />

Virginia 0.15 Die Monster-Jäger –Bestien auf der<br />

Spur 1.10 Die Schatzsucher vonSnakeIsland<br />

5.02 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 9.15 Donya –Unterwegs<br />

im Westen 9.45 Shift 10.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

10.15 quer 11.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

13.00 Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

19.15 Hessen-Reporter 20.00 Tagesschau<br />

20.15 Kontraste 20.45 Hessen-Reporter 21.17<br />

Das Schicksalinunseren Genen 22.00 Tagesthemen<br />

22.15 mehr/wert 22.45 Extra 23.00 Tagesthemen<br />

23.15 Euroblick 23.45 Die Tagesschau vor<br />

20 Jahren 0.00 Tagesthemen 0.15 Keine Fahrscheine,<br />

bitte! 0.45 Fakt ist! 1.45 Schätzeder<br />

Welt 2.00 Tagesschau 2.10 Schätzeder Welt 2.25<br />

Thüringen Journal 2.55 Extra<br />

ONE<br />

12.00 Bauerfeind–Die Show zur Frau 12.45 Hustle<br />

–Unehrlich währtamlängsten 13.35 Um HimmelsWillen<br />

14.25 PartyofFive 15.10 PartyofFive<br />

15.55 Dawson's Creek 16.35 Dawson's Creek<br />

17.20 Lindenstraße 17.50 Die Kanzlei 18.40<br />

Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe 20.15<br />

CarolinKebekus: PussyTerror TV 21.00 Ohne<br />

Schnitzel geht esnicht 21.45 Ohne Schnitzel geht<br />

es nicht 22.30 Ohne Schnitzel gehtesnicht 23.15<br />

Ohne Schnitzelgehtesnicht 0.00 Ohne Schnitzel<br />

gehtesnicht 0.45 Ohne Schnitzelgehtesnicht<br />

1.30 BornholmerStraße –Die unglaubliche,aber<br />

wahre Geschichte vonHaraldSchäfer. TV-Drama,<br />

D2014 3.00 ComedyCuisine 3.45 Die Kanzlei<br />

ZDF NEO<br />

5.30 Dicte. Böses Spiel.TV-Kriminalfilm, DK 2014<br />

6.50 DieRettungsflieger 7.35 Topfgeldjäger 8.30<br />

Lafer! Lichter! Lecker! 9.15 Bares fürRares 10.05<br />

Bares fürRares 11.00 kaputt und ... zugenäht!<br />

11.45 Die Rettungsflieger 12.30 Die Rettungsflieger<br />

13.15 Monk 13.55 Monk 14.35 Kommissar<br />

Stolberg 15.35 DieRettungsflieger 16.20 Die Rettungsflieger<br />

17.10 Monk 17.45 Monk 18.30 Bares<br />

fürRares 19.20 Bares für Rares 20.15 Death in<br />

Paradise 21.05 Death in Paradise 22.00 Death in<br />

Paradise 22.50 Silent Witness 23.45 SilentWitness<br />

0.35 Death in Paradise 1.30 Death in Paradise<br />

2.20 Death in Paradise 3.10 Death in Paradise<br />

4.05 NeuimKino 4.10 DeathinParadise<br />

ZDF INFO<br />

12.30 Machtkampf um Venezuela –Ein Land am<br />

Abgrund 13.00 VenedigamLimit –Zwischen<br />

Schönheitund Tourismus 13.30 Das unsichtbare<br />

Venedig–Hinter denFassaden 14.15 Das unsichtbare<br />

Rom–GeheimnisvolleUnterwelt 15.00 Geheimnisvolle<br />

Unterwelt 15.45 ZDF-History 16.30<br />

Berlin, Berlin 17.15 (für HG) DeutschlandsSupergrabungen<br />

18.45 SchicknachPlan 19.30 Leben<br />

im geteiltenDeutschland 20.15 ZDF-History 21.45<br />

Fernsehen in derDDR 22.30 Die siebenGeheimnisse<br />

derNVA 23.15 (für HG) Leben im geteilten<br />

Deutschland 0.00 Reklame fürs Volk 0.45 (für HG)<br />

heute-journal 1.15 Kampfumdie Wahrheit –Der<br />

mysteriöse Toddes Jeremiah Duggan<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Alte Musik Der Musikchef des Sonnenkönigs –<br />

Jean-Baptiste Lully.InVersailles haben die<br />

Musiker vor ihm gezittert: Jean-Baptiste Lully,<br />

der „Surintendant de la musique royale” und<br />

engste Vertraute König Ludwigs XIV., war bekannt<br />

für seinen autoritären Umgang,seine<br />

Rücksichtslosigkeit und seine kompromisslose<br />

Probenarbeit., ca. 46 Min.<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Kissinger Sommer 2019 Mit Werken von<br />

W.A. Mozart,, ca. 117 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Siri Hustvedt: „Damals” (33/34). Es<br />

liest Iris Berben, ca. 30 Minuten<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Siri Hustvedt: „Damals” (33/34),<br />

ca. 31 Minuten<br />

0.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

„Verbrecher aus verlorener Ehre –eine<br />

wahre Geschichte” Mit Peter Lieck. Regie:<br />

Friedrich Schiller, ca. 55 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

18.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Wortwechsel Fast Fashion um jeden Preis? –<br />

Die Ökobilanz der Textilindustrie., ca. 55 Min.<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Die schießendenTanten vom<br />

Schwarzen Meer.Ein Portrait der türkischen<br />

Schwestern Egü und Ere., ca. 50 Minuten<br />

22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Musikfeuilleton Im hermetischen Raum.Überlegungen<br />

zu Boulez und Mallarmé., ca. 57 Min.<br />

0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Lange Nacht „Ein kleines Ja und ein großes<br />

Nein”. Eine Lange Nacht über George Grosz.<br />

Von Berit Hempel, ca. 175 Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Jamie Cullum., ca. 30 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

On stage „Archivo Pittoresco”. Die portugiesische<br />

Sängerin und Gitarristin Lula Pena., ca. 55 Min.<br />

22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

„Woodstock-Dosse” UdK Studentenprojekt.<br />

Minser,ca. 56 Minuten<br />

22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Lied- und Folk-Geschichte(n) Mediterrane<br />

Rebellen.Das zyprische Trio Monsieur Doumani.<br />

Von Grit Friedrich, ca.45Minuten<br />

1.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Deutschlandfunk Radionacht Lied &Chanson.<br />

Zu Gast: Götz Rausch, ca.235 Minuten


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 153 · F reitag, 5. Juli 2019 – S eite 28 *<br />

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Panorama<br />

LEUTE<br />

Wolfgang Bosbach vonder CDU lebt<br />

qua seiner Parteizugehörigkeit ganz<br />

konservativeWerte.Damuss auch<br />

die Brut dann durch. Wenn eine der<br />

Töchter mit einer neuen Liebe nach<br />

Hause kommt, so schaut der Herr<br />

Papa (67) durchaus auch aufs Parteibuch<br />

des eventuellen Schwiegersohns.„Generell<br />

hat es ein Mann<br />

zwar nicht schwer bei ihm –wenn er<br />

aber Sozialdemokrat ist, hat er die<br />

ein oder andereHürde zu überwinden“,<br />

so Tochter Caroline Bosbach<br />

(29) im Magazin für Eheangelegenheiten,<br />

Gala. Seit einem Jahr ist sie<br />

mit einem SPD-Politiker zusammen,<br />

den Papa Bosbach beim ersten Besuch<br />

anwies,imGarten zu bleiben.<br />

Humor hat er ja, der Mann vonder<br />

CDU.<br />

Alek Sigley hat wohl allen Grund zur<br />

Freude.Der in Nordkorea inhaftierte<br />

Student aus Australien ist wieder frei.<br />

Der29-Jährige sei „sicher und wohlauf“,<br />

sagte Australiens Regierungschef<br />

Scott Morrison am Donnerstag.<br />

Sigley ist einer vonwenigen westlichen<br />

Studenten in Pjöngjang. Sein<br />

Verschwinden war voreiner Woche<br />

bekannt geworden. In der Vergangenheit<br />

gab es bereits ähnliche Fälle<br />

vonFestnahmen westlicher Studenten:<br />

2016 wurde etwa der US-Student<br />

Otto Warmbier festgenommen.<br />

In nordkoreanischer Haft fiel er unter<br />

ungeklärten Umständen ins<br />

Koma und starb im Juni 2017 kurz<br />

nach seiner Heimkehr in die USA.<br />

JoeyKelly stimmt uns froh mit seinen<br />

Roadtrip-Plänen: Weit wegsoll<br />

es gehen, nämlich ins Reich der<br />

Mitte.Der Musiker und Extremsportler<br />

will mit seinem Sohn von<br />

Berlin nach Peking reisen und zwar<br />

in einem 50 Jahrealten VW-Bus.„Wir<br />

starten ohne Geld und ohne Essen.<br />

Dasheißt, dass wir uns alles erarbeiten<br />

oder erbetteln müssen“, so der<br />

offenbar voneinem Leben im Wohlstand<br />

gelangweilte Mann. Unter anderem<br />

soll das Geld mit<br />

dem Verkauf alter Fanartikel<br />

seiner Band The<br />

Kelly Family verdient<br />

werden.<br />

Nun, ein Mittagessen<br />

wirdwohl<br />

rausspringen<br />

aus dem Erlös der<br />

Kelly-Family-Devotionalien.<br />

(mpw./dpa/AFP)<br />

Will armsein und auf<br />

Reisen gehen: JoeyKelly<br />

wird ohne Kohle nach<br />

China fahren. IMAGO<br />

TIERE<br />

Das ist Mariam und die kleine Tierkastenredaktion<br />

ist verliebt! AFP<br />

Das ist ein Dugong,eine Seekuh namens<br />

Mariam. Dasseltene Tier<br />

strandete in Thailand und wurde<br />

vomMeeresbiologiezentrum in Phuket<br />

aufgenommen. Mariam ermutige<br />

die Menschen zum Umweltschutz,<br />

sagte ein Mitarbeiter des<br />

Zentrums.Aufgrund des regen Interesses<br />

kündigte die Abteilung für<br />

Meeres- und Küstenressourcen einen<br />

Livestream an, auf dem die Fans<br />

das Dugongbabyrund um die Uhr<br />

verfolgen können. (mpw.)<br />

Der Central Park,New Yorksgrüne Lunge. Im Hintergrund die sogenannten Supertalls, eine neue Generation von Wolkenkratzern.<br />

Im frostigen Schattender Macht<br />

Die New Yorker sind erzürnt: In der Stadt am Hudson etabliert sich eine neue Form des Superreichtums<br />

VonSebastian Moll, New York<br />

Die Sheep Meadow, die<br />

große Liegewiese im Süden<br />

des Central Park, ist<br />

in den ersten warmen<br />

Sommertagen des Jahres stets ein<br />

beliebtes Ziel der nach langen Wintermonaten<br />

nach Licht dürstenden<br />

NewYorker. Nirgendwo lässt es sich<br />

angenehmer ein paar Kleidungsstücke<br />

abwerfen, alle vierevon sich strecken<br />

und lebensspende Strahlen in<br />

das Gemüt dringen lassen.<br />

Lange Nadeln<br />

Seit ein paar Jahren wirdder Genuss<br />

jedoch von einer neuen Phalanx an<br />

HochhäusernamSüdrand des Parks<br />

getrübt. Dort, entlang<br />

der 57th Street, ist eine<br />

ganzeReihe vonSuperwolkenkratzern<br />

indie Höhe geschossen,<br />

deren lange Schatten am Nachmittag<br />

beinahe die Hälfte des Parks mit<br />

frostigen Streifen überziehen.<br />

Regelmäßige Parkbesucher, wie<br />

der JournalistWarren St.John, haben<br />

gegen die Türme, die so hoch sind,<br />

dass sie aus der Midtown Skyline herausstechen<br />

wie lange Stricknadeln,<br />

Protest eingelegt. Hier würden, so<br />

die Klage, die Interessen von Millionen<br />

von Parkbenutzern dem<br />

Wunsch einer Handvoll Superreicher<br />

untergeordnet, sich für viel<br />

Geld die besten Aussichten der Stadt<br />

zu sichern.<br />

DieKlage ist durchaus gerechtfertigt.<br />

Das Penthouse des Central Park<br />

Tower, der mit 472 Metern das nunmehr<br />

höchste Wohnhaus der westlichen<br />

Hemisphäre darstellt, wurde<br />

noch vorder Fertigstellung des Baus<br />

für 238 Millionen Dollar verkauft.<br />

Die oberste Wohnung der benachbarten<br />

Nummer 432 Park Avenue auf<br />

396 Metern ging für 95 Millionen<br />

über den Tisch.<br />

Derartige Preise gehen selbst als<br />

reine Kapitalanlage über das Sinnvolle<br />

weit hinaus. Der Londoner<br />

Guardian spricht deshalb von sogenannten<br />

Trophäen-Immobilien.<br />

Beim Erwerb solcher Behausungen<br />

geht es nur um eines –das nackte<br />

Prestige.<br />

Das gilt bis zu einem gewissen<br />

Grad auch für die Domizile, die etwas<br />

weiter unten in den neuen „Supertalls“<br />

liegen. Sich dort einzukaufen<br />

ist zu einem Sport der globalen<br />

Klasse der Vermögenden geworden.<br />

DerGuardian spricht von250 000 Individuen,<br />

die im Besitz von mindestens<br />

30 Millionen Dollar sind und<br />

New York ist nach wie vor einer der<br />

bevorzugten Orte der Welt für diese<br />

Menschen, um ihren Besitz zu parken.<br />

Die Stadt am Hudson zieht die<br />

Anlegerklasse als Ort für Immobilieninvestitionen<br />

freilich nicht erst<br />

seit der Ära der „Supertalls“ an. Die<br />

Mischung aus einem scheinbar ewig<br />

wachsenden Markt und einem gesetzlichen<br />

Rahmen, der ein Maximum<br />

an Diskretion garantiert, ist<br />

1km<br />

NEW<br />

JERSEY<br />

Hudson<br />

River<br />

57th street<br />

NEW YORK<br />

MANHATTAN<br />

seit Jahrzehnten ein Magnet für all<br />

jene, die größere Beträge werthaltig<br />

aufbewahren wollen, ohne dabei<br />

viele Fragen beantworten zu müssen.<br />

Die fortgesetzte Volatilität der<br />

Finanzmärkte seit der Krise von2008<br />

hat diese Hausse für Manhattaner<br />

Wohnraum nur noch verstärkt.<br />

Dabei waren die „Supertalls“ eine<br />

willkommene Erfindung, um noch<br />

mehr Profit aus den bodenlosen Taschen<br />

dieser Klientel zu extrahieren.<br />

Ausblicke, die es so bislang noch nie<br />

gegeben hat, würden sich auf einem<br />

derart grenzenlosen Markt zweifelsohne<br />

satt kapitalisieren lassen. Die<br />

neue Technik der superschlanken<br />

Türme, inNah- und Fernost in den<br />

vergangenen Jahren hinreichend erprobt,<br />

spielte den Entwicklerndabei<br />

in die Hände: Die Verwandlung der<br />

New Yorker Skyline in einen Nadelwald<br />

aus Wolkenkratzern erschien<br />

plötzlich sowohl mach-, als auch finanzierbar.<br />

„Wir sehen einen Zusammenfluss<br />

von Ingenieurskunst,<br />

juristischen Schlupflöchern und einer<br />

noch die dagewesenen Konzentration<br />

von Reichtum“, schreibt der<br />

Londoner Guardian.<br />

Das alles stößt den New Yorkern<br />

nicht nur wegen der Schatten über<br />

dem Central Park sauer auf. Die<br />

Türme verändernsowohl die Skyline<br />

als auch die Stadtviertel, in denen sie<br />

stehen. Sie schaffen hermetisch abgeschirmte<br />

Burgen für eine globale<br />

High Society, die ihre Trophäen-<br />

Central<br />

Park<br />

Sheep Meadow<br />

BROOKLYN<br />

USA<br />

BLZ/HECHER<br />

Penthouses vielleicht ein paar Wochen<br />

pro Jahr besuchen und sie ansonsten<br />

leer stehen lassen.<br />

Nach Auskunft der New York<br />

Times gehören zu den Käufern<br />

Hedge-Fonds-Manager aus dem Inund<br />

Ausland, russische Oligarchen,<br />

chinesische Bekleidungs- und Fluglinien-Unternehmer<br />

und immer häufiger<br />

auch anonyme Käufer, die sich<br />

hinter Scheinfirmen verstecken.<br />

Die57th Street,die nun „Billionaires<br />

Row“ genannt wird, hat sich seit<br />

der Bauder neuen Hochhäuser komplett<br />

verändert. Der jahrzehntealte<br />

Showroom des Klavierherstellers<br />

Steinway ist ebenso verschwunden<br />

wie die weltberühmte Kunstbuchhandlung<br />

Rizzoli. Das einzige Kino<br />

der Stadt, in dem Filme auf Hindi gezeigt<br />

wurden, musste genauso weichen<br />

wie ein eklektischer Mix aus<br />

Restaurants,Läden undGalerien.<br />

Am meisten ärgern sich die New<br />

Yorker jedoch darüber,dasssie bei all<br />

diesen Veränderungen nicht gefragt<br />

wurden. „Das erste Mal, dass die<br />

meisten von uns von diesen Türmen<br />

gehörthaben“, sagt Tara Kelly vonder<br />

Municipal Arts Society, einer unabhängigen<br />

Stiftung, die sich um Städteplanung<br />

und Konservierung kümmert,<br />

„war, als sie sich schon im Bau<br />

befanden.“<br />

Luftrechte übertragen<br />

IMAGO IMAGES<br />

Das empört die Bürger vor allem<br />

auch, weil die Entwickler hinter den<br />

Kulissen bereits seit Jahren ihre Projekte<br />

vorbereitet hatten. So begann<br />

etwa die Firma Extell, Bauherrn des<br />

gerade fertiggestellten „One 57“-<br />

Turmsander Seventh Avenue,schon<br />

2005 Grundstücke in der Nachbarschaft<br />

aufzukaufen sowie sich von<br />

niedrig bauenden Nachbarndie Luftrechte<br />

übertragen zu lassen. Nur so<br />

konnte die Genehmigung für den 306<br />

Meter hohen, „Streichholz“ genannten,<br />

Baugesichertworden.<br />

Das war jedoch nicht der einzige<br />

Trick, mit dem die Bauherrn sichdas<br />

Recht sicherten, ihre Penthouses in<br />

die Wolken zu setzen. Um zusätzliche<br />

Etagen zu schinden, bauten viele der<br />

Architekten unbewohnte „technische“<br />

Etagen ein, die wegen einer Gesetzeslücke<br />

nicht zur Gesamthöhe<br />

angerechnet werden. Zum Teil sind<br />

diese Stockwerke bis zu zehn Meter<br />

hoch –dreimal so hoch wie dieWohngeschosse.Alle<br />

diese Manöver waren<br />

freilich teuer.Und so ist der Verkaufsdruck<br />

auf die Entwickler enorm. Um<br />

profitabel zu sein muss „One 57“ geschätzte<br />

vier Milliarden einspielen.<br />

Bislang sind die Verkäufe angesichts<br />

der entsprechend hohen<br />

Preise zwischen zwei und 95 Millionen<br />

Dollar eher schleppend. Die<br />

Penthouses gehen als Trophäen zwar<br />

schnell vom Markt, der Rest von<br />

„One 57“ steht bislang jedoch laut<br />

der New York Post noch zu rund 40<br />

Prozent leer.Dazu trägt nicht zuletzt<br />

das plötzliche Überangebot an Super-Luxus-Wohnungen<br />

in der Gegend<br />

bei. So droht den „Supertalls“<br />

im schlimmsten Fall ein trauriges<br />

Schicksal. Statt als Monumente eines<br />

goldenen Zeitalters über der Skyline<br />

vonManhattan zu thronen, könnten<br />

sie zu Ruinen einer einmaligen Hybrisverkommen.<br />

Sebastian Moll<br />

betrachtet die Entwicklung<br />

Manhattans mit Argwohn.<br />

Lügde:<br />

Weiterer<br />

Verdächtiger<br />

57-Jähriger im Visier<br />

der Polizei<br />

ImFall des massenhaften und jahrelangen<br />

Missbrauchs von Kindern<br />

inLügde gibt es einen neuen<br />

Beschuldigten. Der 57 Jahre alte<br />

Mann aus Steinheim bei Höxter sei<br />

durch eine Vernehmung eines minderjährigen<br />

Opfers in den Fokus der<br />

Ermittlungskommission „Eichwald“<br />

geraten, teilten Polizei Bielefeld und<br />

Staatsanwaltschaft Detmold am<br />

Donnerstag mit. Gegen ihn sei ein<br />

Verfahren wegen schweren sexuellen<br />

Missbrauchs eingeleitet worden.<br />

Er sei nicht festgenommen worden<br />

und befinde sich auf freiem Fuß, berichtete<br />

die Polizei weiter. Ein Haftbefehl<br />

sei nicht beantragt worden.<br />

Die Ermittler hatten am Mittwoch<br />

die Parzelle des Mannes auf dem Campingplatz<br />

in Lügde an der Grenzevon<br />

Nordrhein-Westfalen zu Niedersachsen<br />

durchsucht, um Beweismittel zu<br />

finden. Ermittler setzten die Durchsuchung<br />

am Donnerstag fort. Zu sehen<br />

war, wie Gegenstände von dem Gelände<br />

getragen wurden.<br />

Nordrhein-Westfalens Innenminister<br />

Herbert Reul (CDU) sagte,<br />

dass auch die Wohnung des Verdächtigen<br />

in Steinheim durchsucht<br />

wurde. Das minderjährige Opfer,<br />

durch das die Ermittler auf den 57-<br />

Jährigen gekommen waren, gehöre<br />

zu den Kindern, die bisher noch<br />

nicht befragt worden seien, sagte<br />

Reul.Das Kind sei erstmals am Mittwoch<br />

befragt worden. Dabei habe es<br />

einen Hinweis auf den 57-Jährigen<br />

gegeben. Unmittelbar darauf hätten<br />

Kriminaltechniker auf dem Campingplatz<br />

in Lügde am Donnerstag DPA/GUIDO KIRCHNER<br />

die Durchsuchungen der Parzelle<br />

und der Wohnung begonnen.<br />

Nach Informationen von NDR,<br />

WDR und Süddeutscher <strong>Zeitung</strong> soll<br />

der neue Beschuldigte gut mit Mario<br />

S. befreundet gewesen sein, einem<br />

der beiden Angeklagten im Missbrauchsprozess.<br />

Demnach teilten<br />

sich die beiden Männer von2010 bis<br />

2015 fünf Jahrelang dieselbe Parzelle<br />

auf dem Campingplatz. Auch sollen<br />

beide bis heute unter der gleichen<br />

Adresse inSteinheim gemeldet sein.<br />

Die Polizei Bielefeld wollte sich zu<br />

dem Berichtnicht äußern. Auch Reul<br />

konnte diese Informationen zunächst<br />

nicht bestätigen. Er wies jedoch<br />

darauf hin, dass der 57-Jährige<br />

im Verlauf der Ermittlungen wie andere<br />

Parzellenbesitzer auch schon<br />

einmal befragt worden sei. Damals<br />

hätten sich keine Hinweise ergeben,<br />

die eine Durchsuchung der Parzelle<br />

notwendig gemacht hätten.<br />

Wieweiter berichtet wurde,hatte<br />

es gegen den nun neu Beschuldigten<br />

bereits im Sommer 2018 eine Anzeige<br />

gegeben. Eine damals 15-Jährige<br />

soll ihn beschuldigt haben, sie<br />

nach einer Feier auf dem Campingplatz<br />

vergewaltigt zu haben. Die<br />

Staatsanwaltschaft Detmold hatte<br />

die Ermittlungen dem Bericht zufolge<br />

allerdings aus Mangel an Beweisen<br />

eingestellt. Der Strafprozess<br />

um den hundertfachen sexuellen<br />

Missbrauch von Kindern auf dem<br />

Campingplatz ging unterdessen am<br />

Donnerstag vor dem Landgericht<br />

Detmold weiter. (BLZ/dpa)

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