Berliner Kurier 15.07.2019
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BERLIN<br />
Schlagerhammer<br />
22 000 Fans feiern<br />
den Wendler &Co.<br />
SEITE 17<br />
BERLINER KURIER, Montag, 15. Juli 2019<br />
DER<br />
ROTE<br />
TEPPICH<br />
Ehre, wemEhregebührt!<br />
Senatschef<br />
Michael<br />
Müller in<br />
einem Bus.<br />
Thomas de<br />
Vachroi<br />
will die<br />
Armut in der<br />
Stadt sichtbar<br />
machen.<br />
Foto: Sabine Gudath<br />
Für ihn zählen die inneren<br />
Werte und nicht<br />
der Status. Thomas de Vachroi<br />
ist Deutschlands erster<br />
Armutsbeauftragter der<br />
gemeinnützigen Gesellschaft<br />
Diakoniewerk Simeon.<br />
„Die Armut hat stark<br />
zugenommen und in den<br />
meisten Fällen bleibt sie leider<br />
unsichtbar“, sagt er. Bereits<br />
an dieser Stelle fängt<br />
Thomas de Vachrois eigentliche<br />
Aufgabe an. Er<br />
versucht die Gesellschaft<br />
stärker für das Thema Armut<br />
zu sensibilisieren und<br />
sich damit auseinanderzusetzen.<br />
„Wir können das<br />
Thema nicht ausblenden<br />
und müssen alle wachrütteln“<br />
sagt er. Das Bild der<br />
vielen wohnungslosen<br />
Menschen auf der Straße<br />
hätten wir täglich vor Augen<br />
und wir seien verpflichtet<br />
zu helfen. Als Christen,<br />
aber auch als Menschen. Er<br />
appelliert: „Niemand soll in<br />
Parks, Hauseingängen oder<br />
unter einer Brücke schlafen<br />
müssen.“ Wichtig ist de Vachroi<br />
grenzenlose Hilfe anzubieten.<br />
Es käme nicht darauf<br />
an, wo die Menschen<br />
herkämen. Thomas de Vachroi<br />
hatte 2017 viel Lob für<br />
seinen außergewöhnlichen<br />
Einsatz erfahren, als er die<br />
Flüchtlingsunterkunft im<br />
ehemaligen Rathaus Wilmersdorf<br />
aufbaute. Er sagt:<br />
„Ich will eine Stimme für<br />
die Armen sein.“<br />
Fragen?<br />
Wünsche?<br />
Tipps?<br />
Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />
(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />
10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />
E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />
Abo-Service: Tel. 030/232777<br />
Fotos: Imago Images/Thiel, dpa<br />
365-Euro-Ticket<br />
Kann Berlin sich das<br />
wirklich leisten?<br />
Preissenkung würde 270 Millionen Euro kosten<br />
Von<br />
PETER NEUMANN<br />
Berlin – Ein Jahresticket für<br />
365 Euro, das hört sich erst<br />
mal gut an. Nun zeichnet<br />
sich aber ab, dass die<br />
ab 2022 mögliche<br />
Pendlerkarte<br />
das Land belasten<br />
würde.<br />
U-Bahn der BVG. Noch kostet<br />
eine Jahreskarte für Berlin je nach<br />
Zahlungsweise 728oder 761Euro.<br />
Einer Hochrechnung der <strong>Berliner</strong><br />
Verkehrsbetriebe zufolge<br />
ergäbe sich allein für die<br />
BVG ein zusätzlicher Zuschussbedarf<br />
von rund 170<br />
Millionen Euro pro Jahr. Die<br />
jährliche Zahlung an die S-<br />
Bahn müsste um zirka 100<br />
Millionen Euro aufgestockt<br />
werden, heißt es weiter. Damit<br />
ergäbe sich allein für die<br />
beiden größten Nahverkehrsunternehmen<br />
der Hauptstadt-<br />
Region ein Mehrbedarf von<br />
270 Millionen Euro, wenn der<br />
Vorschlag von Berlins Regierendem<br />
Bürgermeister<br />
Die<br />
Michael Müller (SPD) umgesetzt<br />
würde. Die anderen Verkehrsbetriebe<br />
sind da noch gar<br />
nicht eingerechnet.<br />
BVG-Sprecherin Petra Nelken<br />
äußerte sich zu den internen<br />
Zahlen nicht. „Ob ein 365-<br />
Euro-Jahresticket für Berlin<br />
eingeführt wird oder nicht, ist<br />
eine politische Entscheidung,<br />
die unser Eigentümer, das<br />
Land Berlin, zu treffen hat“,<br />
betonte sie aber am Sonntag.<br />
„Klar ist aus unserer Sicht,<br />
dass er für den Zuschussbedarf,<br />
der dann entstünde, aufkommen<br />
müsste. Zusätzliche<br />
Tarifvergünstigungen müssen<br />
wie zusätzliche Angebote entgolten<br />
werden.“ Bislang hieß<br />
es, dass die Umsetzung der<br />
Idee, mit der Michael Müller<br />
an die Öffentlichkeit getreten<br />
ist, den jährlichen<br />
Zuschussbedarf<br />
um 100 Millionen<br />
Euro erhöht.<br />
Schätzung<br />
der<br />
Bitte stempeln!<br />
Tickets sollen<br />
billiger werden.<br />
BVG gibt jetzt einen Hinweis<br />
darauf, dass dieser Betrag<br />
wohl zu niedrig angesetzt ist.<br />
Hohe Kosten –geringer Nutzen:<br />
Diese Befürchtung weckt<br />
ein Gutachten des Beratungsunternehmens<br />
Civity für<br />
Wien, wo der Preis der Jahreskarte<br />
für das Stadtgebiet 2012<br />
von 449 auf 365 Euro gesenkt<br />
worden ist. Vor 2012 sei die<br />
Zahl der Fahrgäste deutlich<br />
gestiegen, weil neue Strecken<br />
gebaut und Fahrzeuge angeschafft<br />
wurden, so Civity.<br />
Nach der Einführung des 365-<br />
Euro-Tickets nahm das Aufkommen<br />
jedoch nur um etwas<br />
mehr als neun Prozent zu, was<br />
dem allgemeinen Wachstum<br />
des Verkehrs entspräche. Der<br />
Anteil des Nahverkehrs an allen<br />
Fahrten, die in Wien zurückgelegt<br />
werden, habe sich<br />
nicht erhöht, heißt es weiter.<br />
Nach den jüngsten verfügbaren<br />
Zahlen erhielten die in<br />
Berlin tätigen Nahverkehrsbetriebe<br />
2016 rund 710 Millionen<br />
Euro vom Land, davon die<br />
BVG fast 420 Millionen Euro.<br />
Schon die von der Gewerkschaft<br />
Verdi erkämpfte Erhöhung<br />
der Löhne und Gehälter<br />
bei der BVG, die Müller ausdrücklich<br />
gutheißt, erhöht<br />
den Finanzbedarf<br />
nun um 100 Millionen<br />
Euro pro<br />
Jahr. Es wird<br />
teuer.