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Hänicher Bote | September-Ausgabe 2017

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20 20. <strong>September</strong> <strong>2017</strong> <strong>Hänicher</strong> <strong>Bote</strong><br />

Die Frau, die Meister macht<br />

„Unter vier Augen“ heute mit: Andrea Senst, Cheftrainerin des Zschornewitzer Ruderclubs<br />

(Zschornewitz/HäBo/<br />

ros). Andrea Senst ist<br />

die Frau, die Meister<br />

macht: Landesmeister,<br />

deutsche Jugendsieger,<br />

Gewinner zahlreicher<br />

Regatten. Das ist<br />

Fakt. Dennoch hat die<br />

Zschornewitzerin ihre<br />

liebe Not mit der Formulierung.<br />

„Ja, ich bin<br />

hauptamtlich Trainerin<br />

im Zschornewitzer<br />

Ruderclub. Aber am<br />

Erfolg ist ein ganzes<br />

Team beteiligt. Das ist<br />

auch Fakt.“<br />

Die 50-Jährige will<br />

sich nicht in den Vordergrund<br />

drängen.<br />

Schließlich sei sie am<br />

Ende nur ihrer großen<br />

Leidenschaft treu geblieben.<br />

Rudern gehört<br />

Unter vier Augen<br />

Andrea Senst ist seit 2011 Cheftrainerin im Zschornewitzer Ruderclub. Sie ist die Frau, die Meister<br />

macht.<br />

Foto: (HäBo) Rostalsky<br />

zum Leben der Frau, die in Gräfenhainichen<br />

das Licht der Welt<br />

erblickte und seitdem in Zschornewitz<br />

zu Hause ist. „Ich fühle mich<br />

einfach pudelwohl hier.“<br />

Leichtathletik oder Rudern<br />

Wer in Zschornewitz aufwuchs,<br />

hatte sportlich gesehen mehrere<br />

Alternativen. Fußball war vor vier<br />

Jahrzehnten noch nicht der Frauensport.<br />

Tanzen gab es im Verein<br />

noch nicht. Als blieben Leichtathletik,<br />

eventuell Kegeln und eben<br />

Rudern. „Für mich zählte nur<br />

das Rudern. Das war genau mein<br />

Ding“, blickt Andrea Senst zurück.<br />

Sie mochte einfach, an der Fitness<br />

zu arbeiten und Technik zu lernen.<br />

„Auf dem Wasser zählt es dann.<br />

Da bist du gefragt, kein anderer.“<br />

Auf dem Möhlauer See spulte die<br />

heutige Trainerin die ersten Kilometer<br />

im Ruderboot ab. Sie erlebte<br />

auch den Wechsel der Ruderer an<br />

die „Gurke“, den heutigen Haussee<br />

der Zschornewitzer. Sie war<br />

dabei, als sich das Tagebaurestloch<br />

zum landesweit anerkannten<br />

Ruderzentrum entwickelte. „Die<br />

Gurke und das Ruderzentrum sind<br />

Fixpunkte für mich. Klingt komisch.<br />

Aber mein Leben hat sich<br />

hier abgespielt.“<br />

Zu klein für den Club<br />

Für Andrea Senst ist das kein Problem.<br />

Sie fühlte sich immer wohl<br />

in Zschornewitz. Nur eine Sache<br />

bedauert sie. Mit der Sportschule<br />

und dem Training bei der DHfK<br />

in Leipzig hat es nicht funktioniert.<br />

Es lag nicht unbedingt an der<br />

Leistung. „Ich war denen damals<br />

einfach zu klein“, blickt die Frau<br />

zurück, die auch beruflich ihrem<br />

Heimatort Treue bewies. Sie wurde<br />

Maschinistin für Wärmekraftanlagen.<br />

Im Kraftwerksort eine<br />

durchaus logische Entwicklung.<br />

Nebenher machte sie im Rudern<br />

Nägel mit Köpfen. Die Trainerausbildung<br />

öffnete neue Horizonte.<br />

„Ich habe immer schon gern<br />

mit dem Nachwuchs zusammengearbeitet,<br />

das Ruder-Einmaleins<br />

weitergegeben. Als Trainerin durfte<br />

ich das auch ganz offiziell tun.“<br />

Rudern ist die große Leidenschaft<br />

der zweifachen Mutter, die die<br />

ganze Familie mit ihrer Vorliebe<br />

fürs Wasser angesteckt hat. Alle<br />

rudern. „Aber so ungewöhnlich<br />

ist das hier in Zschornewitz nun<br />

auch wieder nicht.“ Da haben wir<br />

es wieder. Andrea Senst will sich<br />

nicht in den Vordergrund drängen.<br />

Sie ist Ruderin unter vielen<br />

Ruderern. So einfach sieht sie ihr<br />

Leben.<br />

Das Hobby wird zum Beruf<br />

Vom großen Glück redet sie dennoch.<br />

Als das Zschornewitzer<br />

Ruder-Urgestein Falk Brämer in<br />

den Ruhestand ging, wurde ihr<br />

der Job als Trainerin angetragen.<br />

Sie überlegte nicht lange, drückte<br />

noch einmal die Schulbank und<br />

machte die B-Lizenz. „Das Hobby<br />

zum Beruf zu machen. Das ist<br />

der Traum schlechthin.“ Gerade<br />

dann, wenn auch sportlich alles<br />

super läuft. Zschornewitz hat einen<br />

exzellenten Ruf in der Szene.<br />

Jahr für Jahr finden auf der hauseigenen<br />

Regattastrecke die sachsenanhaltischen<br />

Landesmeisterschaften<br />

im Rudern statt.<br />

Häufig legen dann Boote des Heimclubs<br />

am Siegersteg an. „Klar freut<br />

man sich da“, sagt Andrea Senst.<br />

Erfolg öffnet neue Türen. Zschornewitzer<br />

Talente gehen ihren<br />

Weg. Niclas Steinicke, Konstantin<br />

Stein und Curtis Hiller wechselten<br />

gerade erst an die Sportschulen in<br />

Halle und Magdeburg. Lara-Luisa<br />

Meier vollzog den Schritt im vorigen<br />

Jahr, Florian Stein 2015 und<br />

Lukas Walter 2014. „Mehr als 30<br />

Ruderer von uns haben den Sprung<br />

an die Sportschulen geschafft“,<br />

betont die Trainerin. Sie freut<br />

sich über den Erfolg, der letztlich<br />

auch Spiegelbild der eigenen Arbeit<br />

ist. „Aber natürlich sind da<br />

immer auch ein paar Tränen da-<br />

bei. Du kennst sie alle<br />

über Jahre. Hast ihnen<br />

Rudern überhaupt erst<br />

einmal beigebracht und<br />

dann sind sie fort.“ Aus<br />

den Augen sind die Talente<br />

allerdings nicht.<br />

„Man trifft sich immer<br />

wieder. Man freut sich<br />

mit ihnen. Das ist einfach<br />

so.“<br />

Rudern zieht. Zumal<br />

Zschornewitz gerade<br />

erst wieder über einen<br />

Riesenerfolg jubeln<br />

durfte. Andreas<br />

Renner wurde zum<br />

zweiten Mal World-<br />

Master im Rudern.<br />

Das spricht sich herum.<br />

Und auch Andrea<br />

Senst rührt die<br />

Werbetrommel für<br />

ihren Sport. Sie ist in<br />

Schulen unterwegs und punktet.<br />

„Wir haben wieder ein paar neue<br />

Leute an Bord. Gerudert werden<br />

kann ab dem neunten, zehnten<br />

Lebensjahr.“<br />

i Kurz gefragt!<br />

Lieblingsessen:<br />

Grießbrei<br />

Lieblingsrestaurant:<br />

„Marinapark“ an der<br />

Goitzsche in Bitterfeld<br />

Lieblingsurlaubsort:<br />

Bergen in Norwegen (Wasser<br />

geht immer. Außerdem<br />

hat der Ort viel historische<br />

Bausubstanz zu bieten)<br />

Lebensmotto:<br />

„Hab einfach Spaß an dem,<br />

was du machst.“<br />

Drei Personen, mit denen Sie<br />

gern einmal zu Abend essen<br />

würden:<br />

• Enrico Schilling, um locker<br />

und leicht über die Zukunft<br />

der Heidestadt zu plaudern<br />

• Paul Zander, der sachsenanhaltische<br />

Landestrainer<br />

Rudern hat sicher etwas zur<br />

Entwicklung der Sportschulen<br />

zu sagen<br />

• Otto Waalkes, weil Humor<br />

einfach zum Leben gehört

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