Hänicher Bote | September-Ausgabe 2017
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<strong>Hänicher</strong> <strong>Bote</strong><br />
» Goitzsche<br />
» Muldestausee<br />
» Gröberner See<br />
20. <strong>September</strong> <strong>2017</strong><br />
21<br />
Lücke im Rundweg um den Gröberner See<br />
Bergbausanierer bremst Pedalritter aus<br />
Machen sich für die Aufwertung des Gröberner Sees stark: CDU-Stadtrat<br />
Sepp Müller, Blausee-Vertreter Carsten Helling, Landestourismusverbandschef<br />
Lars-Jörn Zimmer und Gräfenhainichens Bürgermeister Enrico<br />
Schilling (v.l).<br />
Fotos: (HäBo) Rostalsky<br />
(Gräfenhainichen/HäBo/ros).<br />
Der Standort hat es in sich. Die<br />
Stadt Gräfenhainichen im Rücken,<br />
Gröbern vor der Brust. „Ein idyllisches<br />
Plätzchen“, meint Lars-Jörn<br />
Zimmer. Der CDU-Landtagsabgeordnete<br />
ist Vorsitzender des<br />
sachsen-anhaltischen Landestourismusverbandes<br />
und bricht eine<br />
Lanze für den Gröberner See und<br />
dessen Ufer. Dort ist allerdings<br />
nicht alles in bester Ordnung. Der<br />
Rundweg um das Gewässer wird<br />
definitiv nicht vor Ende nächsten<br />
Jahres geschlossen.<br />
Dabei ist der See mit gehörigem<br />
Aufwand von der Lausitzer und<br />
Mitteldeutschen Bergbauverwaltungsgesellschaft<br />
(LMBV) saniert<br />
worden. Auf Gröberner Seite entstand<br />
mit dem See- und Waldresort<br />
ein Besuchermagnet. Dort<br />
wird mit der Auszeit vom Alltag<br />
und dem Aktivurlaub geworben.<br />
So weit, so gut.<br />
„Der Ruderer oder Radfahrer<br />
braucht auch ein Ziel“, sagt Carsten<br />
Helling vom Seeeigentümer<br />
Blausee. Im Klartext heißt das:<br />
Nur auf der Hälfte des Sees ist eine<br />
Nutzung möglich, der Bereich auf<br />
Gräfenhainicher Seite liegt<br />
hingegen noch unter Bergrecht<br />
und darf wie seine<br />
Uferbereiche nicht betreten<br />
werden. Große Hinweisschilder<br />
machen auf den<br />
Sachverhalt aufmerksam.<br />
Genehmigungsverfahren<br />
haben es in sich. Das sind<br />
sich Zimmer, Helling und auch<br />
Gräfenhainichens Bürgermeister<br />
Enrico Schilling (CDU)<br />
einig. Zumal die Probleme am<br />
Gremminer See mit der Baggerstadt<br />
Ferropolis kaum andere<br />
sind.<br />
Paradox ist hingegen die Sache<br />
mit dem Rundweg. „Einmal rundherum<br />
sind gut zehn Kilometer“,<br />
erklärt Gräfenhainichens CDU-<br />
Stadtrat Sepp Müller. Der Sportfreak<br />
nennt 45 Minuten als seinen<br />
Rekord. Zu Fuß und über ein gutes<br />
Stuck Trampelpfad, der noch dazu<br />
über Privatgelände führt. Das wird<br />
zwar geduldet. „Aber hier muss<br />
eine Lösung her“, meint Müller.<br />
Aufwertung des gesamten Standortes.<br />
Das Ziel haben die Gräfenhainicher,<br />
Carsten Helling vom<br />
Seeeigentümer und Landestourismuschef<br />
Zimmer im Sinn. Die<br />
Frage, warum die LMBV von zehn<br />
Kilometer Rundweg mehr als acht<br />
Kilometer fertigstellte und sogar<br />
asphaltierte, der Weg auf Gräfenhainicher<br />
Seite aber abrupt endet,<br />
ist schwer zu beantworten. Es geht<br />
um Grundstücksangelegenheiten,<br />
Flurbereinigungsverfahren.<br />
Fest steht.<br />
Die Asphaltpiste<br />
endet, der<br />
Busch beginnt.<br />
„Wir werden<br />
die letzten<br />
2.800 Meter Weg<br />
bauen“, bestätigt<br />
LMBV-Sprecherin<br />
Claudia Hermann<br />
auf Nachfrage. „Die<br />
ersten 300 Meter<br />
werden asphaltiert, die restliche<br />
Strecke wird mit einer<br />
wassergeschlemmten Decke<br />
versehen.“ Klingt rosig und<br />
ist Wasser auf die Mühlen<br />
der Gräfenhainicher. Zumal<br />
die viel von der Idee halten,<br />
Besucher auf ihre Seeseite zu<br />
locken. „Wir haben hier schon<br />
einmal eine Rasthütte hin gebaut“,<br />
erklärt Bürgermeister<br />
Schilling mit einem Augenzwinkern.<br />
Denn geschlossener Rundweg<br />
hin oder her: Der im Zuge<br />
der Tagebausanierung bereits<br />
angelegte Strandabschnitt kann<br />
ohne Sondergenehmigung oder<br />
komplette Entlassung des Sees aus<br />
dem Bergrecht einfach nicht genutzt<br />
werden.<br />
Auch komplett mit dem Rad umrunden<br />
kann man den Gröberner<br />
See in absehbarer Zeit nicht. „Wir<br />
haben jetzt die Genehmigungsplanung,<br />
gehen danach an die Ausschreibung“,<br />
erklärt LMBV-Vertreterin<br />
Claudia Hermann. Läuft<br />
alles perfekt, könnte nächstes Jahr<br />
der Lückenschluss angegangen<br />
werden. Einen genauen Fertigstellungstermin<br />
nennt die Sprecherin<br />
nicht. 2019 dürfte alles realisiert<br />
sein, fügt sie dann aber doch hinzu.<br />
Dann dürfte radtouristisch durchaus<br />
der große Wurf gelingen.<br />
Über Gräfenhainichen ist die Anbindung<br />
an den quer durch Europa<br />
verlaufenden Radweg R 1<br />
möglich. Auch die Kohle-Dampf-<br />
Licht-Route liegt in greifbarer<br />
Nähe.<br />
Kirche Gröbern<br />
Namenlose Schönheit<br />
wurde zu Elisabeth<br />
(Gröbern/HäBo/ros). Sie ist ein<br />
Schmuckstück, offenbart ihre Reize<br />
allerdings so schnell nicht. Zwar ist<br />
die Gröberner Kirche aus der Ferne<br />
gut zu sehen. Ihr barock geformter<br />
Turm samt offener Haube und goldener<br />
Wetterfahne überragt alle Gebäude<br />
weit und breit. Die dichte Bebauung<br />
Gröberns macht die Suche<br />
nach dem Gotteshaus allerdings für<br />
Ortsunkundige durchaus schwierig.<br />
„Aber wer letztlich vor ihr steht,<br />
merkt schnell, was für ein Kleinod<br />
sie ist“, sagt Pfarrer Albrecht Henning.<br />
Er hat die große Sanierung des<br />
Gotteshauses begleitet. Für mehrere<br />
Hunderttausende Euro erlebte die<br />
Kirche nicht nur eine Frischzellenkur.<br />
Die umfangreichen Bauarbeiten<br />
stehen auch für den Schritt zurück<br />
zu den eigenen Wurzeln.<br />
Die Kirche bekam ihr barockes<br />
Kleid wieder. Die Turmhaube wurde<br />
wieder im doppelten Schwung<br />
gestaltet. Das ist die wohl auffälligste<br />
Veränderung der Sanierung,<br />
die im Jahr 2011 über die Bühne<br />
ging und zu der auch die komplett<br />
neue Gestaltung der Außenmauern<br />
gehörte. Den nächsten Paukenschlag<br />
gab es in diesem Jahr.<br />
Hunderte Jahre war die Kirche wie<br />
viele andere Gotteshäuser in der<br />
Heide namenlos. Um Leute zum<br />
Nachdenken und zur Auseinandersetzung<br />
mit der Kirche zu animieren,<br />
gleichzeitig aber auch den christlichen<br />
Glauben zu dokumentieren<br />
und an das Reformationsjubiläum zu<br />
erinnern, wurde die Gröberner zur<br />
Elisabeth-Kirche. So wollten es die<br />
Mitglieder der Kirchengemeinde.<br />
Die Elisabeth-Kirche ist romanischen<br />
Ursprungs und wurde nach<br />
der Zerstörung im Dreißigjährigen<br />
Krieg um das Jahr 1689 neu aufgebaut.<br />
Darauf nimmt die Jahreszahl<br />
in der goldenen Wetterfahne Bezug.<br />
Die älteste Glocke im Turm stammt<br />
aus der Zeit um 1400. Die<br />
mittlerweile ebenfalls komplett<br />
instandgesetzte Orgel<br />
wurde 1886 in der Werkstatt<br />
des Orgelbaumeisters Geißler<br />
gefertigt.<br />
Die Gröberner Kirche wurde<br />
nach der Zerstörung im<br />
Dreißigjährigen Krieg wiederaufgebaut.