PC_08_2019_FINAL_X1
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PROLOG<br />
INSIDER<br />
RALPH DENK<br />
MIT DEM MEISTERTRIKOT ZUR TOUR<br />
Der Teamchef von Bora–hansgrohe blickt auf die nationalen Meisterschaften zurück.<br />
Fünf Meistertrikots, zehn Medaillen<br />
– die nationalen Meisterschaften<br />
waren für uns ein<br />
voller Erfolg. Nachdem Maciej Bodnar<br />
seinen Zeitfahrtitel in Polen verteidigen<br />
konnte, holten wir uns bei<br />
den Straßenrennen eine Woche vor<br />
der Tour de France auch die Meistertitel<br />
in Deutschland (Maximilian<br />
Schachmann), Österreich (Patrick<br />
Konrad), Italien (Davide Formolo),<br />
Irland (Sam Bennett) und der Slowakei<br />
(Juraj Sagan). Insgesamt stehen<br />
somit für Bora–hansgrohe zehn Medaillen<br />
zu Buche – ich weiß nicht, ob<br />
ein Team jemals in so einer großen<br />
Leistungsbreite bei den nationalen<br />
Titelkämpfen abgeschnitten hat.<br />
Besonders gefreut hat mich der<br />
dominante Auftritt bei den deutschen<br />
Titelkämpfen. Mit dem Dreifacherfolg<br />
durch Maximilian<br />
Schachmann, Marcus Burghardt<br />
und Andreas Schillinger konnten wir<br />
einmal mehr unter Beweis stellen,<br />
dass wir momentan der Platzhirsch<br />
im deutschen Radsport sind. Das<br />
Siegerfoto ist natürlich ein ganz besonderes:<br />
Drei Bora-Fahrer, die nebeneinander<br />
jubelnd über die Ziellinie<br />
fahren – so etwas erlebt man<br />
als Teamchef nicht oft. Die Einlaufreihenfolge<br />
hatten wir während des<br />
Rennens vereinbart: Uns war es<br />
wichtig, dass unsere Fahrer im Finale<br />
nicht gegeneinander, sondern miteinander<br />
fahren und unseren Teamgeist<br />
demonstrieren. Da Marcus<br />
Burghardt bereits Meister war, fiel<br />
die Wahl auf Maximilian Schachmann.<br />
Er geht somit auch im Meistertrikot<br />
bei der Tour an den Start.<br />
Sehr gegönnt hätten wir den Titel<br />
aber auch Andreas Schillinger. Er<br />
fährt mittlerweile im zehnten Jahr<br />
bei uns und tritt als Helfer normalerweise<br />
kaum in Erscheinung. Viele<br />
Leute unterschätzen ihn deshalb<br />
gerne, doch auch als Helfer muss<br />
man in der WorldTour eine große<br />
Klasse aufweisen. Entsprechend<br />
„DREI BORA-FAHRER, DIE NEBENEINANDER<br />
JUBELND ÜBER DIE ZIELLINIE FAHREN –<br />
SO ETWAS ERLEBT MAN ALS<br />
TEAMCHEF NICHT OFT.“<br />
schön war es, dass „Schilli“ sein<br />
Potenzial gezeigt hat.<br />
Wenn ihr diese Zeilen lest, ist die<br />
Tour de France bereits in vollem<br />
Gange. Unsere acht Fahrer sind<br />
Emanuel Buchmann, Marcus Burghardt,<br />
Maximilian Schachmann,<br />
Peter Sagan, Daniel Oss, Patrick<br />
Konrad, Gregor Mühlberger und Lukas<br />
Pöstlberger. Wir schicken damit<br />
definitiv unser stärkstes Team nach<br />
Frankreich, sodass ich hoffe, dass<br />
wir dort anknüpfen können, wo wir<br />
vor der Tour aufgehört haben. Nicht<br />
zuletzt das tolle Ergebnis bei den<br />
nationalen Meisterschaften hat gezeigt:<br />
Die Mannschaft ist bereit<br />
für die Tour. Aber auch bei den<br />
beiden Vorbereitungsrennen, dem<br />
Platz eins, zwei und drei für<br />
Bora–hansgrohe. Die bayerische<br />
Equipe dominierte die deutschen<br />
Straßenmeisterschaften auf dem<br />
Sachsenring.<br />
Critérium du Dauphiné und der<br />
Tour de Suisse, konnten wir uns mit<br />
zwei dritten Plätzen durch Emanuel<br />
Buchmann und Patrick Konrad ganz<br />
vorne präsentieren.<br />
Diese beiden werden sich auch<br />
die Kapitänsrolle im Hinblick auf die<br />
Gesamtwertung teilen – und eine<br />
Platzierung unter den besten Zehn<br />
anvisieren. Ich bin hier sehr optimistisch,<br />
dass das klappen wird. Im<br />
Vergleich zur Vuelta im vergangenen<br />
Jahr haben wir dieses Mal bei Emanuel<br />
etwa spezifisch auch darauf geachtet,<br />
dass er nicht zu früh in Form<br />
ist, weshalb er beispielsweise auch<br />
nicht bei der deutschen Meisterschaft<br />
am Start, sondern stattdessen<br />
nach wie vor im Höhentrainingslager<br />
war. Und Patrick Konrad hat bereits<br />
im vergangenen Jahr mit seinem<br />
siebten Rang beim Giro unter Beweis<br />
gestellt, wozu er bei einer dreiwöchigen<br />
Landesrundfahrt in der<br />
Lage ist. Die Voraussetzungen für<br />
die Tour de France <strong>2019</strong> sind also<br />
nahezu perfekt.<br />
Ralph Denk ist Teammanager der<br />
deutschen WorldTour-Mannschaft<br />
Bora–hansgrohe. Nach jahrelanger<br />
Aufbauarbeit ist die Equipe mit Sitz<br />
im oberbayerischen Raubling seit<br />
2017 in der höchsten Radsportliga<br />
aktiv. In Procycling berichtet Denk,<br />
in früheren Jahren selbst aktiver<br />
Rennfahrer, jeden Monat über seinen<br />
Alltag als Teamchef.<br />
Aufgezeichnet von Werner Müller-Schell, © Bora–hansgrohe/BettiniPhoto<br />
AUGUST <strong>2019</strong> | PROCYCLING 27